An Evening Sketch von T0HYA ================================================================================ Kapitel 4: Rückkehr ------------------- Auf den jeweiligen Schulterseiten von Bokuto und Tsukishima ruhte Kuroo mit lang ausgestreckten Armen, welcher noch immer ein wenig benebelt von seinem vorherigen Blackout war, als die drei Jungen an der Ecke standen und darauf warteten, dass Ayaka Nekomata, Ukai und Takeda an ihnen vorbei an einen Tisch lotste, welcher in weiter Ferne stand. Da Kuroo kaum noch etwas von seiner Umgebung mitbekam, war Bokutos emotionales Empfinden fast doppelt so ausgeprägt. Es war, als hätte er die Nervosität und Bange sich nicht erwischen zu lassen von Kuroo übernommen. Tsukishima hingegen seufzte, ging kurz in die Knie und hob den Arm Kuroos erneut auf seine Schulter um diesem besseren Halt zu gewähren. „Hier lang, hier lang Papa…“, war der Wortlaut der Tresendame, welcher sowohl von Bokuto als auch von Tsukishima wahrgenommen wurde, ehe die Rücken der drei Männer aus ihrem Blickfeld verschwanden. „Das ist unsere Chance.“, sagte Bokuto mit einer ernsten Stimme, wie sie aus einer theatralischen Finalszene aus einem Videospiel hätte stammen können. Vorsichtig setzten die beiden ihre Füße voreinander, schlichen sich um die Ecke wie Katzen auf Samtpfoten, bis die eigentlich Katze ihren Kopf anhob und langsam aus seiner Trance aufzuwachen schien. Kuroo blinzelte mit den Augen, lehnte seinen Kopf zur Seite, ehe er grinste und einmal Luft holte. „Da ist ja der alte Knacker!“, rief er daraufhin in seinem beschwipsten Zustand, ehe Bokuto seine freie Handfläche nun dem Schwarzhaarigen auf das Sprechorgan drückte und mit einem leicht unterdrückten „Du Vollidiot!“ beide Beine in die Hand nahm. „Eh? War das gerade Tsukishima?“ Verwirrt blickte der Lehrer vom Tisch in Richtung Ein- und Ausgang der Bar auf. „Takeda-san, Sie sehen Gespenster.“, belehrte ihn daraufhin Ukai. Doch Takeda hätte schwören können, dass er der Blonde Mittelblocker Karasunos war, den er eben noch gesehen hatte. Kuroo hielt sich vor Schmerzen den Kopf, nachdem Bokuto ihm seine flache Hand gegen den Schädel geschlagen hatte, als sie wieder an der frischen Luft angelangt waren. Direkt hatten Tsukishima und Bokuto den Drittklässler losgelassen, welcher daraufhin wie in Zeitlupe zu Boden rutschte. „Das war haarscharf, Kuroo!“, fauchte der Fukurodani Captain und sah den Schwarzhaarigen daraufhin ernst an. „Aber lustig!“, konnte sich dieser das Grinsen verkneifen und blickte mit seinen leicht glasigen Augen die beiden Jungen vor- und über sich an. Bokuto schüttelte daraufhin den Kopf, kramte in seiner Tasche den Schlüssel von Akaashis Rad hervor, und schloss dieses bereits auf, während Tsukishima wieder den kleinen schwarzfelligen Welpen vor sich ansah. Wenn er sich Bokuto und Kuroo jemals in seinem Leben in einer Bar vorgestellt hätte, wäre er der festen Überzeugung gewesen, dass Bokuto als erstes kapitulieren würde, wurde aber heute doch irgendwie belustigend vom Gegenteil überzeugt. Doch noch bevor er seinen Gedanken beenden konnte und schon fast in sich hineinkichern musste, holte ihn die Stimme Bokutos aus seiner Starre. „Normalerweise hält er mehr aus. Wahrscheinlich war es doch nicht so gut für ihn auf leeren Magen zu saufen!“ Tsukishima nickte stumm und rückte sich die Brille zurecht, ehe er Kuroo seine Hand hinhielt. Als dieser diese greifen wollte, zog der Blonde seine Hand allerdings wieder zurück. „Kuroo, die Schlüssel…“ „Huh?“ Kuroo war sichtlich verwirrt und legte seinen Kopf seitlich, ehe Tsukishima ein leises Seufzen über seine Lippen lauten ließ. „Für das Rad.“ „Achja…“ Sehr schwerfällig stützte sich Kuroo dabei gegen die Wand hinter ihm ab, ehe er es schwankend schaffte aufzustehen und beide Hände in seine Hosentasche wandern ließ. Nach gefühlten Stunden des Kramens in jenen, zückte er das kleine silberne Accessoire für sein Radschloss und übergab es schweren Herzens dem Jüngeren Rivalen. Kuroos Kopf fühlte sich schwer an, und drückte genau zwischen Tsukishimas Wirbelknochen, während er beide Arme um den größeren geschlungen hatte, um nicht vom Fahrrad zu fallen. Die frische Luft hatte Kuroo noch einmal das gewisse „Brett vorm Kopf“ entgegengebracht, was ihn traf wie ein gezielter Schuss ins Herz, sodass er nach den ersten Metern auf dem Fahrrad, trotz dessen, dass er kurz nach dem Austritt auf der Bar noch gut mit seinen Gegenüber kommunizieren konnte, kaum noch ansprechbar war. Lediglich lallte er ein paar Mal vor sich her und zog so fest an Tsukishimas Bekleidung, dass dieser Schwierigkeiten hatte, eine gerade Linie auf Kuroos Rad zu halten. Zudem war die Geschwindigkeit Bokutos vor ihnen enorm, sodass der Blonde oftmals das Gefühl hatte, dass Bokuto auf der Flucht wäre. Der seichte Wind strich über Tsukishimas Haut und er atmete im Wissen, dass ihn und die beiden anderen nur noch wenige Kilometer von dem Gebäude Nekomas trennte, erleichtert aus. Gleich würde er auf Samtpfoten in das Klassenzimmer, in welchem sein Team schlief, eintreten, und einfach nur ins Bett fallen. Auf dem Weg dorthin herrschte lange Stille und lediglich die Weganweisungen Bokutos, welche für Tsukishima schon fast roboterartig wie eine Navigationsstimme klangen, nahm er mit seinen müden Ohren wahr. Auch der Dynamo von Kuroos Fahrrad summte im Einklang mit Kuroos lallender Melodie vor sich her, und spendete Licht in die dunklen Straßen Tokyos, welche zu einer späten Uhrzeit wie einer solchen sehr wohl schliefen, wie Tsukishima dachte. Wenn der Blonde links und rechts an seinem Weg vorbei blickte, erkannte er bereits wieder Gebäude und Sträucher vom Hinweg wieder – jedoch machte ihn ein großer Scheinwerfer, welcher urplötzlich hinter ihnen auftauchte und dessen dazugehöriges Fortbewegungsmittel immer langsamer zu werden schien, immer nervöser. Doch erst als der Wagen an ihnen vorbeifuhr, und ein paar Meter vor ihnen zu stehen kam, wusste Tsukishima, dass er mit seiner Vorahnung genau ins Schwarze getroffen hatte. „Scheiße…“, ließ Bokuto daraufhin leise von seinen Lippen ab. „Was denkt ihr euch bloß dabei?“ Der Polizist baute sich schon fast vor Tsukishima und Bokuto auf, welche beide die Fahrräder zum Stand gebracht haben. Kuroo klammerte sich dabei noch immer an Tsukishima fest, ehe er mit den Augen neben dessen Körper hervorblinzelte. „Euch ist schon klar, wie spät es ist?“ „Ja, Sir.“ Tsukishima war der erste, der sich seine Brille richtete und den Polizist in einer ruhigen Art ansprach, wie man es von ihm gewohnt war. „Um diese Uhrzeit sollte man in eurem Alter draußen nicht mehr Fahrrad fahren.“ Kopfschüttelnd schaute der Polizist dabei abwechseln zum Blonden und Spitzhaarigen, ehe er auch Augenkontakt zum noch immer benebelten Kuroo fand. „Officer! Sie verstehen diss vollkomme falsch. Diese beiden netten Herren wollten ‘ne Schnapsleische wie misch lediglisch wieder nach Hause bringen und-“ „Kuroo!“ Die Stimme Bokutos durchdrang die Stille der Nacht, und er drehte sich fast flehend zum lallenden Teamcaptain auf dem Gepäckträger seines eigenen Fahrrads rum. Dieser allerdings, machte nicht eine einzige Anstalt damit aufzuhören. „Abers wundert misch, dasse Eules noch schafft geradus zu fahre, nach den janzen Bieren die wir zusamme jekippt habbe!“ Bokuto weitete die Augen. Und auch Tsukishima konnte gerade kaum fassen, dass Kuroo so betrunken war, dass er die Situation in welcher sie sich befanden nicht einmal annährend einschätzen konnte. „Du Vollidiot….“, hörte er Bokuto daraufhin noch einmal sagen, ehe dieser seinen Kopf gegen das Lenkrad von Akaashis Fahrrad senken ließ und einmal laut aufseufzte. „Wasn? Isch hab dir von vorn herein jesacht, dassu ‘ne linke Eule bis, einfach so Akaashis Fahrrad mitzunehmen. Das war doch klar, dassu mit ‘nem jeklauten Zweirad nichso weit kommst...“ * Verhör. Verwarnung. Geschrei. Gekicher. Streit. Blaulicht. Stickige Luft. Enge. Ankunft. Die Vögel sangen. Doch Tsukishimas Kopfschmerzen waren noch stärker als je zuvor. * „Tsukki!“ Tsukishima hatte schon fast das Gefühl, dass unter Yamaguchis Augen dicke Ränder hervorblitzen, er ja gar Tränen sah, als er diesen am nächsten Morgen neben all den anderen Karasuno Team Mitgliedern vor Nekoma antraf, welche sichtlich eine Antwort auf eine ungestellte Frage vom Blonden erwarteten, da dieser zusammen mit Kuroo und Bokuto in einem Streifenwagen vor der Schule abgeliefert worden war. Doch Tsukishima schnalzte alleinig mit der Zunge, ging genervt an der gesamten Karasuno Schar vorbei und hatte lediglich nur eine einzige Sache im Kopf: seinen fehlenden Schlaf nachholen. Er spürte alle Blicke im Rücken, als er wortlos auch an dem in manchen Situationen furchteinflößenden Teamcaptain Karasunos vorbeiging und öffnete die Tür des Nekoma Gebäudes mit seinen blassen, erkalteten Händen. Die Sonne strahlte in den Flur hinein und zeichnete wunderbare Muster auf den Boden, während die Zikaden draußen das Weinen begonnen. Der grelle Schrei Akaashis, welcher Bokuto mit verschränkten Armen Mord androhte, war neben Kuroos Murren, dass alle wenigstens nicht so Schreien sollte, dass letzte was Tsukishima hörte, ehe er die Tür hinter sich verschloss. Diese Nacht war die schlimmste in Tsukishimas Leben. Und dennoch würde er sie nie vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)