Legende aus Schatten geboren von Rowanna ================================================================================ Kapitel 6: Verunsichert ----------------------- Ganondorfs Hand fuhr über mein Gesicht. Die Nägel hinterließen blutige Spuren auf meiner Wange. Während ich mich bemühte, keinen Laut des Schmerzes auszustoßen, schloss der König der Finsternis mit einem genießerischen Lächeln die Augen. Hass durchströmte mich auf dieses Scheusal, das so viel Schrecken über Hyrule gesät hatte. Und das Grausamkeiten genoss wie andere eine Liebkosung. „Du hattest recht, mein kleiner Shiekah.“ Er beugte sich so nah zu mir, das sich unsere Gesichter fast berührten. Einen Augenblick später spürte ich seine Zunge auf meinem Gesicht. Innerlich schauderte ich vor Ekel, während er das Blut von meinem Gesicht leckte. „Der Held der Zeit war tatsächlich in Kakariko. Du hast mich also nicht belogen.“ Er legte mir einen Arm um die Schulter. Dabei drückte sich sein Körper eng an meinen. Seine Hand krallte sich durch den Stoff meines Anzuges in meine Haut. „Das heißt wohl, dass ich dir für das erste vertrauen werde.“ Seine rot glühenden Augen fanden die meinen. Ich sah das höllische Feuer darin leuchten. Und ich sah die Warnung. Bei dem leisteten Verdacht eines Verrats würde er mich töten. Und es wäre ein langsamer Tod. „Am Schattentempel jedoch“, fuhr der König der Finsternis fort, „Scheint der Held der Zeit gescheitert zu sein. Er hat Kakariko bis auf weiteres verlassen.“ „Es wäre naheliegend, den Schattentempel zu bewachen“, zwang ich mich zu sagen. „Früher oder später wird er dorthin zurückkehren müssen.“ „Ein Shiekah der denkt“, Ganondorf griff mir ins Haar, zog meinen Kopf zu sich heran. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir das gefällt.“ „Nur deswegen bin ich hier, Herr“, keuchte ich, während ich meinen Körper zwang, ruhig in seinem Griff zu verharren. „Ich habe einen anderen Plan“, raunte er mir ins Ohr. Sein Mund war so nah, dass mich sein Atem kitzelte. Er roch wie der Schlund eines Raubtiers. „Wir warten nicht auf den Helden der Zeit, sondern wir zwingen ihn, sich zu eigen.“ Er zog mich am Haar hinter sich her zu einer Tafel aus dunklen Holz. Ein fast leeres Weinglas stand neben einer Karte von Hyrule. „Ich brauche mehr Gefangene“, zischte er mir zu. „Robuste Gefangene. Und du, mein kleiner Shiekah...“ seine Stimme verlor sich, als er mich so fest auf den Tisch drückte, dass meine Zähne aufeinander schlugen. „Du wirst mir helfen, sie zu bekommen.“ „Ihr habt gerufen, mein König?“ Die Frauenstimme durchschnitt die Luft wie Papier. Mühsam hob ich den Kopf. Ich sah eine weiß gewandete Gerudo auf uns zusteuern. Rotes, zu zahlreichen Zöpfen geflochtenes Haar wogte ihr über die Schultern. Die gelb geschminkten Augen ließen sie katzenhaft erscheinen und genauso katzenhaft waren ihre leichtfüßigen Schritte. Ich fragte mich nicht, wann oder wie Ganondorf sie gerufen hatte. Der König der Finsternis konnte seine Untergebenen immer erreichen. Und wir wussten stets, wann er uns rief. Es lag an dem Blut, das er von uns nahm. „Halani, darf ich dir Shiek vorstellen?“ Der Gerudo musterte mich abfällig. „Ich kann ihn in Euer Lager bringen lassen, falls Ihr dies wünscht.“ „Ein verlockender Gedanke“. Schon wieder spürte ich seine Finger. Diesmal strichen sie meinen entblößten Hals entlang. Fast hätte ich gewürgt vor Ekel. „Aber fürs erste brauche ich ihn noch ganz.“ Er winkte sie näher heran. „Shiek wird dir helfen, Goronia einzunehmen.“ Die Gerudo verharrte in der Bewegung. „Ich brauche keine Hilfe.“ „Du bist eine Kriegerin, sagte Ganondorf fast sanft. Du verstehst dich darauf zu töten. Aber dieser kleine Shiekah...“, bei den Worten hob er meinen Kopf von der Tischplatte, vermag es, heimlich und unblutig vorzugehen. Und ich wünsche mir viele Gefangene.“ Bei seinem Grinsen wurde mir schlecht. „Und zudem gebietet er wie ich über die Schatten.“ Halani warf mir einen wenig erfreuten Blick zu. „Also ein heimlicher Angriff? Wie Ihr befehlt, mein König.“ „Und nicht nur das“, in Ganondorfs Stimme bebte ein gefährliches Lachen. „“Durch eure kleine Ablenkung wird es mir möglich sein, Vulvagia wieder zu erwecken.““ Ich konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Vulvagia, der Drache, der so viele Leben ausgelöscht, der seinen Feuer des Hasses in so vielen Jahren der Angst über Hyrule gebracht hatte, sollte wiedererweckt werden? Durch meine Hilfe? Ich bebte vor Abscheu. „Euer Angriff wird die Goronen unaufmerksam machen“, sagte Ganondorf genießerisch. „Sie werden keinen Gedanken an das Heiligtum verschwenden.“ und ihr“, glühende Kohlen fassten erst Halani, dann mich ins Auge- „ihr werdet mir diese Ablenkung verschaffen.“ Seine Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln. „“Und wo ein Drache auftaucht, da wird der Held wohl nicht lange fernbleiben.“ Halani neigte respektvoll den Kopf. „Eine Falle, Herr?“ Ganondorf gab einen grollenden Laut der Zustimmung von sich. „Nichts anderes. Und mit diesem Angriff“, -seine Augen brannten sich in meine - „wird unser kleiner Shiekah seine Treue beweisen.“ Ich erwiderte Ganondorfs lodernden Blick. Und innerlich war mir kalt vor Angst. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Meine Gedanken überschlugen sich. Mit schnellen Schritten überquerte ich den Marktplatz von Hyrule. Die Untoten behelligten mich nicht mehr, seit ich Ganondorfs Gefolge beigetreten war. Ich war froh, dass in ihren vertrockneten Leibern kein Geist mehr hauste. Denn würde mich in diesem Zustand einer von Ganondorfs klügeren Dienern sehen, ich wäre entlarvt, noch ehe ich ein Wort von mir gegeben hatte. Ich flüchtete vor ihren leeren Blicken in die andachtsvolle Stille der Zitadelle der Zeit. Ich schritt an den drei heiligen Steinen vorbei, hinein in das allerheiligste der Zitadelle. Der Lichtstrahl aus dem heiligen Reich, war wie ein Versprechen der Hoffnung in der Finsternis. Ich setzte mich auf die Stufen, hinein in das Licht. Und ich zwang meine aufgepeitschten Gedanken dazu, sich zu ordnen. Ich war Ganondorfs Gefolge beigetreten um den Held der Zeit zu schützen. Wenn ich Ganondorfs Augen vom Held der Zeit ablenkte, so gab ich Link Zeit, die Weisen zu erwecken und genug Kraft zu sammeln, um Ganondorf eines Tages zu stürzten. Doch dafür musste ich in Ganondorfs Nähe bleiben. Und ich musste dafür sorgen, dass der König der Finsternis mir vertraute. Doch konnte ich dafür zulassen, das Vulvagia erwecket wurde? Konnte ich das Volk der Goronen an Ganondorf ausliefern? War das nicht zu viel? Ich lauschte in mich hinein, um Zeldas Stimme zu hören. Doch statt der sonst strahlendes Zuversicht, spürte ich nur Zeldas Ratlosigkeit. Auch sie wusste nicht weiter. „Shiek? Bist du das?“ Warm wie Sonnenlicht strömte die Stimme in meine Gedanken. Ich sah auf. Link hatte die Zitadelle der Zeit betreten. Trotz der Dunkelheit, die er draußen hinter sich gelassen hatte, lag auf seinen Lippen ein seliges Lächeln. „Ich hatte gehofft, dass du hier bist!“ Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Die Begeisterung in seinem Gesicht wich Besorgnis. Anscheinend sah ich so mitgenommen aus, wie ich mich fühlte. Ich erhob mich rasch. Als hätte ich nur dagesessen, um auf ihn zu warten. Ich hoffte, das die Schatten die teile meines Gesichts verbargen, die mein Mundschutz unbedeckt ließ. Ich würde nicht den Helden der Zeit mit meinen Sorgen belasten. „Du hast jene bösen Geister vernichtet, die im Tempel hausten.Und du hast Salia erweckt...“, hob ich an. Ich war froh, dass meine Stimme auch jetzt fest klang. Ich gestattete mir einige Wimpernschläge, um meine Gedanken zu ordnen. Dann fuhr ich fort. „ Doch sie ist nicht die einzige die deiner Hilfe bedarf. Um alle Weisen zu erwecken, musst du noch weitaus stärker werden! Reise zu den Bergen...in die Tiefen des Wassers...Und sogar durch die Zeit...“ „Shiek?“ Link hatte mir bisher unbewegt zugehört. Jetzt machte er einige Schritte auf mich zu. Ich wich zurück. Er sollte die blutigen Spuren in meinem Gesicht nicht sehen. Er verstand und blieb stehen. Seine Enttäuschung war mit Händen zu greifen. Trotzdem gab er noch nicht auf. „Was ist los?“ Ganondorfs Blick hatte ich erwidern können. Doch im Kampf gegen das forschende Blau versagte ich kläglich. Ich senkte den Blick. Halb erwartete ich, dass er mich nun zwingen würde zu sprechen. Doch er schwieg. Hastig sprach ich weiter. Ich hatte Angst, dass mich meine Stimme nun doch verließ. „Willst du in die Zeit, aus der du kamst zurückkehren, so platziere das Master-Schwert wieder im Zeitenfels...Tust du dies, so reist du sieben Jahre in der Zeit zurück. Es wird die Zeit kommen, da du in Windeseile an diesen Ort zurückkehren musst...“ Link nickte. „In Ordnung, Shiek.“ Das war alles, was er dazu sagte. Nun war er es, der meinen Blick mied. Ich hatte ihn durch meine abwehrende Haltung verletzt. Das war ihm anzusehen. Ich fuhr fort. „Lausche daher meinen Worten...Das Lied, das du spielen musst, um zur Zitadelle der Zeit zurückzukehren ist die Kantate des Lichts. So lange du die Ocarina der Zeit und das Master-Schwert in deinen Händen hältst, hast du auch die Macht der Zeit.“ Ich zupfte die ersten Töne auf meiner Lyra. Die Töne füllten die Stille zwischen uns wie Wassertropfen, die auf verdorrten Boden fielen. Mein Herz und meine Finger waren verräterisch. Wie von selbst woben sich meine Gefühle in mein Spiel. Das was ich nicht sagen wollte, nicht sagen konnte, brachten sie zum Ausdruck. Meine Zweifel, das Richtige zu tun. Mein Wunsch, Link und Hyrule zu beschützen. Der verletzte Ausdruck wich aus Links Augen. Er hörte mir zu. Und schließlich fiel seine Ocarina in mein Spiel ein. Ich spürte, nein, ich hörte, wie er verstand. Unser Lied erzählte von Hoffnung, die niemals schwand. Und von Licht, dass niemals erlosch. Von einem Glauben, so lang und groß wie die Ewigkeit. Zusammen klang unser Lied lauter, mächtiger. Die Wände der Zitadelle warfen es in hundert Stimmen zurück. Es war, als würde Hyrule mit uns singen. Inmitten der Töne fand ich Frieden. Die sanfte Umarmung von Links Spiel beruhigten meine aufgepeitschten Gedanken. Als unser Spiel endete, sahen wir uns einfach an. Es gab keine Worte mehr, die gesprochen werden mussten. Es war alles gesagt. Links Augen leuchteten bewegt. „Erfindest du die Lieder eigentlich selbst?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. „Die Schatten flüstern stets und wir Shiekah fassen ihr Flüstern in Klänge. In Musik können wir Wahrheiten verbergen, die wir mit Worten nicht zu fassen vermögen.“ Link sah mir direkt in de Augen. „Stimmt.“ Ich wusste, was er mir sagen wollte. Ich hatte seine Anteilnahme und seine aufrichtige Sorge gespürt. Und wie warmes Licht hatten die Töne seiner Ocarina meine dunklen Gedanken erhellt. Ich wandte mich zum gehen. „Link, wir sehen uns wieder!“ Ehe ich mit den Schatten verschmelzen konnte, hörte ich seine Stimme. „Egal was es ist. Ich bin mir sicher, dass du es schaffst!“ Überrascht wandte ich mich zu ihm um. In seinen Augen konnte ich sehen, wie ernst ihm seine Worte waren. „Danke, Link“ sagte ich. Und mir war es genau so ernst. Als mich die Schatten umfingen, wusste ich, was zu tun war. Ich würde helfen, Vulvagia zu erwecken und ich würde die Goronen fangen. Wenn ich es nicht tat, würde Ganondorf selbst es tun. Wenn ich es war, der die Goronen fing, würde ich auch wissen, wie sie zu befreien waren. Ich lächelte entschlossen. Ganondorf würde in mir einen so effizienten Diener bekommen, wie er noch nie einen gehabt hatte. Ich würde so effizient arbeiten, dass Ganondorf sich längst anderen Zielen zugewandt haben würde, wenn Link Goronia erreichte. Zeldas kämpferische Zuversicht leuchtete in mir und mengte sich mit meiner eigenen. *** Als ich die Zitadelle verließ, spürte ich mich von einem kräftigen Arm gepackt. Verblüfft, dass mich weder die Schatten, noch meine Reflexe gewarnt hatten, schaute ich in ein paar gelb geschminkter Augen. Die Kriegerin drückte mich gegen die Wand der Zitadelle. Obwohl sie kleiner war als ich, war ihr Griff unerbittlich. „Was machst du hier?“ In ihrer Stimme lag ein bedrohliches Knurren. „Ist es verboten, sich hier umzusehen?“ Ihre Augen durchbohrten mich. „In der Zitadelle?“ „Der Ort Ganondorfs Triumph“, ergänzte ich. „Hier riss er das Triforce-Teil der Kraft an sich.“ Der Griff ihrer Hand lockerte sich. Aber das Misstrauen in ihren Katzenaugen blieb. Ich konnte nur hoffen, das Link noch etwas in der Zitadelle bleiben würden. Würde er jetzt hinauskommen, wäre alles umsonst. „Ich habe nach dir gesucht“, sagte sie schließlich. „Ganondorf wünscht, dass wir zusammen arbeiten. Also werde ich seinen Befehlen folgen.“ Ihr Blick sagte mir nur allzu deutlich, was sie von diesen Aussichten hielt. Ich ignorierte ihren misstrauischen Blick. „Steht die Armee bereit?“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Immer. Der Bergpfad ist von Goronia aus einsichtig. Trotz der Lage, müssen wir mit einem Wächter rechnen. Wir werden sehen, wie weit wir im Schutz der Nacht kommen, ohne entdeckt zu werden.“ Ich leckte mir übe die trockenen Lippen. „Es gibt einen weiteren Weg“, sage ich. „Er führt durch die verlorenen Wälder direkt nach Goronia.“ Für einen winzigen Augenblick weiteten sich ihre Augen. „Wenn das stimmt...“ „Natürlich stimmt es.“ Sie bleckte die Zähne zu einem Grinsen. „Das wird kein Kampf, sondern ein Spaziergang.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)