Legende aus Schatten geboren von Rowanna ================================================================================ Kapitel 12: Verwundet --------------------- Wie konnte das geschehen?!“ Ganondorfs Augen funkelten wie die eines hungrigen Raubtieres. „Alles lief nach Plan! Wir haben den Widerständlern einen Schlag nach dem anderen versetzt! Wir habe alle Tempel verdorben! Und jetzt erreicht mich die Nachricht, das vier der fünf Tempel geläutert sind!?“ Eine Energiequelle traf Halani und mich. Wir wurden an die Wand geschleudert. Schmerz durchzuckte meinen Rücken, meinen Hinterkopf als ich mich vorsichtig aufrichtete. Ganondorf tobte weiter. Ein Tritt ließ den Kartentisch vom Boden abheben. Sämtliche Figuren landeten inmitten von Glassplittern auf dem Boden Holz knirschte und brach. Dann fuhr Ganondorfs Blick zu uns herum. „Geht in die Wüste! Beide! Wartet auf den Helden der Zeit! Und wenn er kommt, reißt ihn in Stücke!“ Halanis Blick traf auf meinen. Ich spürte den Hass in ihren Katzenaugen aufblitzen, bevor sie die Lieder senkte und sich vor dem König der Finsternis verneigte. Ich tat es ihr gleich. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Halani trat mir in den Weg, als ich die Zitadelle der Zeit betreten wollte. „Was willst du schon wieder hier?!“ „Das gleiche wie letztes mal. Vor unserem Aufbruch will ich Kraft an dem Ort des Triumpfes unseres Herrn schöpfen.“ Ihre Augen blitzten. „Mir wird übel, wenn ich dich ansehe.“ Ich sah sie durchdringend an. „Warum hast du meinen Auftrag in Kakariko ausgeführt?“ Ihre Augen verengte sich. „Weil niemand, absolut niemand sein eigenes Volk verraten sollte, du erbärmlicher Verräter.“ „Kämpfst du deswegen für Ganondorf? Weil du ansonsten eine Verräterin wärest?“ Sie spuckte vor mir aus. Dann drehte sie sich um und ging. Die Mienen der Weisen waren besorgt. „Der Wüstenkoloss?!“, brummte Darunia. „Das ist ja am ende der Welt!“ „Wir werden dir keine Verstärkung schicken können“, sagte Impa. „Die Gerudo bewachen den Eingang zur Wüste. Dort wird sich keine Gruppe der Widerständigen hindurch stehlen können. Ihr Blick bohrte sich in meinen. „Wirst du den Kampf mit einer der fähigsten Gerudo aus Ganondorfs Gefolge überstehen?“ „Ich hoffe es“, sagte ich ehrlich. „Wir sprechen hier von meinem Retter!“ Ruto warf mir einen Handkuss zu. „Wenn das jemand schafft, dann er!“ Salia lächelte mir zu. „Ich glaube an dich, Shiek.“ Rauru warf erst ihr, dann mir einen langen Blick zu. Schließlich verbeugte er sich in meine Richtung. „Und ich ebenfalls. Mögen die Göttinnen dich leiten, wie sie es bisher getan haben.“ Überrascht erwiderte ich den Blick des Alten Mannes. Dann verbeugte ich mich ebenfalls. „Danke, Rauru. Das bedeutet mir sehr viel.“ Für einen Wimpernschlag lag ein fürsorgliches Lächeln auf Impas Gesicht. „Wehe du kommst nicht zurück.“ Ich lächelte fast, als ich mich verbeugte. „Ich werde Eure Drohung ernst nehmen.“ Der Weg durch die Wüste war mühevoller, als ich gedacht hätte. Weit und breit gab es keine Schatten, die mir dienen konnten. Ich fühlte mich nackt und blind. Die Sandkörner, die der tosende Wind mit sich brachte, stachen wie Nadeln in die Haut und ließen mich kaum ein paar Schritte weit sehen, sodass selbst mein natürliches Sehvermögen beeinträchtigt war. Vor zwei Tagen waren Halani und ich auf Pferden in Richtung der Wüste aufgebrochen. Der Weg war so umständlicher, aber die Kriegerin konnte nicht durch die Schatten reisen. Es war lange her, dass ich diesen herkömmlich Weg benutzt hatte. Beim letzten Mal war ich mit Impa diesen Weg geritten, in die entgegengesetzte Richtung. Und auch dieses Mal ritt ich schweigsam neben meiner Begleiterin. Doch Halani schwieg nicht aus Trauer und Erschöpfung, sondern aus Hass. Und dieses Schweigen hatte sie bisher nicht gebrochen. Ich beobachtete die flammenden Haare der Gerudo, die vor mir her im Wind wehten. Es hatte mich gewundert, zu erfahren, dass auch sie einen Funken Ehre im Leib trug. Sie war nicht einfach nur brutal und gewalttätig. Sie war treu gegenüber ihrem Volk. Das machte es schmerzhaft, gegen sie zu kämpfen. Doch würde ich ihr verraten, für welche Seite ich wirklich den Sieg wünschte, so würde sie mich erst recht töten. Es gab keinen Ausweg. Die Gerudo hätten Verdacht geschöpft, wenn sie verschwand, noch bevor wir die Festung durchquert hatten. Aber nun... würde ich den Ausgang des Kampfes auf Link schieben können. Ich ließ Halani das Tempo vorgeben. Im Eilschritt durchmaßen wir die Wüste. Sie sah sich kein einziges Mal zu mir um. Erst als die Nacht schon lange hereingebrochen war, fanden wir Schutz in den Ruinen eines alten, rundlichen Tempels. Die Gerudo entzündete ein Feuer, begann Früchte und getrocknetes Fleisch darüber zu braten. „Warum starrst du mich so an, Verräter?“ Es waren die ersten Worte, die sie seit Tagen an mich richtete. Überrascht blickte ich ihr in die Augen. „Ich habe mich gefragt...warum du Ganondorf dienst“, sagte ich langsam. Halani lachte auf. „Weißt du wie es ist, in der Wüste eingesperrt zu sein?! Immer nur die Hitze, der Sandsturm und nachts die Kälte? Kein Leben, kein grün? Und zu wissen, das es außerhalb noch andere Orte gibt? Kristallklare Seen, tiefgründe Wälder...pulsierende Städte? Und dann sagt unser König,d as all das auch unser sein könnte. Wenn wir es uns nur nehmen. Und er hatte Recht! Ganodorf hat uns aus der Verbannung der Wüste hinaus geführt! Er hat uns ein neues Leben geschenkt!“ „Und es gleich wieder zerstört.“ Halani sah mich überrascht an. Dann nickte sie widerwillig. „Wir Gerudo wollten das Land erobern, um darin zu leben. Aber seitdem unser König das Fragment der Kraft erobert hat, sind seine Ziele anders.. „Unmenschlicher?“ Ihr Blick glitt von mir fort ins Leere. „Es ist als hätte er vergessen, wofür wir kämpfen. Nun verwüstet und verdirbt er das Land, in dem wir leben wollten. Früher lebten wir wir in der Wüste, doch wir kannten Ehre und stolz. Nun haben wir ein ganzes Land, aber wir tun nichts, als es zu verderben.“ „Du bist sehr ehrlich.“, sagte ich anerkennend. „Sagst du mir das, weil du vor hast, mich zu töten?“ Ein Lächeln legte sich auf ihre Züge. „Glaube ja nicht, dass ich mir diese Gelegenheit entgehen lasse. Sobald wir unseren Auftrag erfüllt haben, bist du nicht mehr von Wert für mich. Und auch nicht mehr für den König der Finsternis.“ Wenig überrascht legte ich eine Hand auf die Klinge meines Säbels. „Wenn du dein Anliegen Prinzessin Zelda vorgetragen hättet, ich bin mir sicher, sie hätte dir geholfen. Es hätte nicht zu einem Krieg, nicht zu all dem Töten kommen müssen.“ Halani spuckte aus. „Die Prinzessin? Wo ist sie denn? Seitdem sie aus dem Kerker geflohen ist, hat sie niemand mehr gesehen. Versteckt sich feige und lässt andere für sich kämpfen. So jemanden wird mein Volk niemals respektieren.“ „Glaub mir“, sagte ich leise. „Sie ist näher als du glaubst.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Auch du sprichst anders, seitdem wir Ganondorfs Turm verlassen haben. Bist du etwa nicht nur ein Verräter, sondern auch ein Feigling? Jemand, der sich der Seite verschreibt, von der er glaubt, dass sie die besten Chancen hat?“ „Nein,“ sage ich schlicht. „Ich bin ein Doppelagent.“ Ihr Mund öffnete und schloss sich mehre Male, ohne dass ein Laut hervorkam. Dann zog sie ihre Waffe. Unsere Säbel schlugen aufeinander, sodass Funken in alle Richtungen flogen. Als hätte der Sandsturm menschliche Gestalt angenommen, schlug Halanis Säbel auf mich ein. Ich wisch aus und parierte, versuchte etwas Abstand zwischen uns zu bringen, um die Schatten um Hilfe zu rufen. Die Ruine war beengt. Wir hatten nur wenige Schritt Platz. Und draußen tobte noch immer der Sandsturm. Die zwei Säbel, die sie führte, waren gegen den meinen im Vorteil. Immer wieder drohte sie mich an eine der Wände zu drängen. Zwischen ihren Angriffen war kaum ein Wimpernschlag Zeit. Zu wenig um die Schatten um Hilfe zu rufen. Und ihre Deckung hielt meinen Angriff stand wie eine Wand. Es gab nicht die kleinste Lücke, durch die ich dringen konnte. Immer wieder schlug sie auf mich ein. Ich mochte ein schneller Kämpfer sein, aber mein Metier war die Heimlichkeit. Ich kam aus den Schatten und schlug zu. In einem ausdauerndem Kampf war Halani im Vorteil. Mit Mühe parierte ich ihrem nächsten Hieb, tauchte unter ihrem zweiten Säbel hindurch. Schweiß brannte mir in den Augen. Schon jetzt zitterten meine Arme, wenn ich ihre Hiebe parierte. Und der Kampf dauerte erst wenige Minuten. Ich vollführte eine Finte zu ihren Oberschenkeln, drehte im letzten Augenblick, um ihren Hals zu treffen. Doch schon wieder schlug ich nur auf Stahl. Wenige Augenblicke später prasselte Metall Schlag auf Schlag auf mich ein, zwang mich wieder in die Defensive. Als sie ich das erste Mal traf, wusste ich, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte. Es war nur ein kleiner Schnitt am Arm. Aber es war ein erstes Zeichen. In wenigen Augenblicken hatte ich mich entschieden. Ihrem nächsten Hieb wich ich nicht aus. Stattdessen rief ich die Schatten. Wie Feuer bohrte sich ihr Säbel tief in mein Bein. Ich schrie auf. Sofort war mein Bein nass von meinem Blut. Fast hätte ich die Schatten wieder fallen lassen, so groß war mein Schmerz. Doch ein Stück meines Verstandes schien sich noch zu erinnern dass es hier um mein, um Zeldas Überleben ging. Die Schatten kamen. Und sie bannten Halani in der Bewegung. Die Kriegerin sah mich an, ihre Augen weiteten sich, heftig wie meiner rasselte ihr Atem. Aber bewegen konnte sie sich nicht mehr. Ich holte in ihre Richtung aus, taumelte. Ich stützte mich an der Wand ab. Mein Bein war nass von meinem Blut. „Weißt du“, hörte ich Halanis Stimme. „Irgendwie bin ich trotz allem froh, dass du kein Verräter bist.“ Ich holte tief Luft um den Schmerz aus meinen Sinnen und die Punkte von meinen Augen zu vertreiben. „Und ich bin froh, dass ich dich kennen lernen durfte. Es war mir eine Ehre, Halani.“ Dann stach ich zu. Als ich auf Link wartete, war ich bereits am Ende meiner Kräfte. Ich hatte so viel Blut verloren, das es mir große Schwierigkeiten bereitete, Halanis Körper im weichen Sand zu begraben. Ich hatte die Wunde an meinem Bein zwar verbinden können, doch ohne sie mit Wasser auszuwaschen, war eine Entzündung wahrscheinlich. Mein Bein fühlte sich nicht gut an. Und am morgen war ich mit einem leichten Fieber aufgewacht. Ich wartete in einigem Abstand vom Eingang des Wüstenkolosses. Er sollte meinen Zustand nicht bemerken. Es war ohnehin besser, wenn wir uns nicht zu nahe kamen. Es würde unsere letzte Begegnung sein. Es war besser, wenn ich ihm nicht noch näher kam. Je weigern Schmerzen ich ihm bereitete,desto besser war es. Ich beobachtete wie er aus dem Tempel trat. Die Sonne ließ sein Haar golden leuchten, seine Augen waren blau wie das Meer. Doch noch mehr war es sein Charakter, der mich faszinierte. Das einzige Rätsel, das ich nicht zu lösen vermochte. Ich versuchte die Lanze zu ignorieren, die sich durch mein Herz bohrte. Link sollte sie nicht sehen. Zumindest das konnte ich noch für ihn tun. Ich holte tief Luft und trat aus den Schatten. „Vergangenheit...Gegenwart...Zukunft...Das Master-Schwert sei dir ein Ruder auf deinem Weg hin und zurück durch die Ströme der Zeit.“ Nach meinen ersten Worten lief Link auf mich zu. Doch seine Schritte wurden langsamer, angesichts meiner abwehrenden Haltung. Es tat weh, den Schleier über dem blau seiner Augen zu sehen, So weh! Doch ich zwang mich in unbeteiligtem Ton weiterzusprechen. „Der Hafen der Zeitwanderer liegt in der Zitadelle der Zeit...Willst du den Wüstenthron betreten und in den Geistertempel eindringen, musst du wieder zurück auf den Wellen der Zeiten...Höre nun das Requiem der Geister! Es wird dich als Kind in die Wüste zurückbringen! Diesmal ließ ich nicht zu, das meine Gefühle das Spiel dominierten. Ich ließ die Lyra hart klingen, kalt. Nur zögernd fiel Link in mein Spiel ein. Unsicher, fragend erhob sich der Klang seiner Okarina. Diesmal war unser Spiel nicht befreiend. Geisterhaft und leer schwebten die Töne über der Weite der Wüste. „Shiek?“, fragte Link. „Sag mir, was ich falsch gemacht habe.“ Ich konnte ihn nicht belügen. Aber auch eine Antwort konnte ich ihm nicht geben. Stumm schaute ich ihn an. „War der Kuss zu früh? Es tut mir leid.“ Dann plötzlich wach und scharf, glitt sein Blick über mein Bein. „Du bist verletzt?!“ Ich konnte es nicht ertragen und trat in die Schatten. Seine Stimme hallte noch nach, als die Schatten mich verschluckten. „Du hast nicht gesagt, dass wir uns wiedersehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)