V von -BlackRoseNici- (Die Zukunft liegt auf Schwingen) ================================================================================ Prolog: -------- Jedes Leben hat einen Sinn. Einen Pfad welchen man beschreiten muss um ans Ziel zu kommen. In unserem Dasein passiert jedoch oft etwas unerwartetes, wodurch wir unser Ziel aus den Augen verlieren. Es vergessen oder gar verändern. Aber ist nicht die ganze Welt ein einziger Weg, der uns alle an ein gemeinsames Ziel führt? Egal was wir auch tun, wir wollen doch alle nur dasselbe: Glücklich sein.   Prolog: Im August 2018 veränderte sich das Leben unzähliger Menschen. 03.08.2018: Der Tag verlief für die meisten wie immer. Arbeiten, Familie oder wichtige Sitzungen. Einige Heirateten an diesen wunderschönen sonnigen Europatag. Andere schlossen ihre Augen für die Ewigkeit, nichts ahnend was sich anbahnte. Es begann harmlos …   11:39, München: „Hier ist Ihre Bestellung! Guten Hunger,“ lächelte freundlich die blonde Bedienung des Restaurants, als sie den Kunden ihr Essen zu Tisch brachte. Eilig schritt sie in Richtung Küche, wo sie sogleich von einer Kollegin aufgehalten wurde. „Du bist so blass! Ist etwas passiert? Fühlst du dich nicht wohl?“ Besorgt betrachtete die schwarzhaarige ihre Kollegin. Diese jedoch schüttelte nur den Kopf und schluckte eine Schmerztablette. „Nur Kopfschmerzen. Liegt bestimmt am Wetter. Bei der Hitze ist es auch kaum auszuhalten.   14:03, London: „Endlich Wochenende! Hey kommt, lasst uns Schwimmen gehen. Am Abend können wir dann Grillen. Ich kenne da so nen geilen Platz für!“ Ein 17 jähriger Junge sah grinsend zu seinen Freunden, die gerade am Schultor vorbeigingen. Alle nickten sogleich freudig auf. „Lasst uns erst mal was zu trinken holen. Nach dieser Klausur habe ich es bitter nötig!“ Einigen mussten auflachen, stimmten aber ihren Schulkollegen zu. „Was ist mit dir los, Jake? Du siehst ja total fertig aus … So schlimm war Französisch jetzt auch nicht.“ Der angesprochene schüttelte nur langsam den Kopf. „Mir ist irgendwie kotzübel … Geht schon mal vor. Ich komme dann nach …“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von seinen Freunden und kehrte Ihnen den Rücken zu.   17:51, Moskau: In einem feinen Restaurant, in der Innenstadt. „Gute Arbeit! Lasst uns Unseren Erfolg nun feiern! Mit diesem Vertrag werden wir endlich Unsere Träume verwirklichen können!“ Sogleich stießen die Männer im mittleren Alters, mit ihren Gläsern, an und tranken. „Na wenn Heute nicht der Beste Tag in Unserem Leben ist, weiß ich auch nicht!“ „Wie Recht du doch hast! Ich habe meiner Frau schon gesagt, dass wir nun endlich aus dieser kleinen Wohnung ausziehen können, sobald wir die Unterschrift haben!“ Sogleich lachten sie gemeinsam auf. Die Kellnerin brachte den Herrschaften ihre Bestellung. „Lassen Sie es Ihnen schmecken,“ lächelte die Brünette zu ihren Kunden. „Wie lecker dass aussieht“, grinste einer der Männer zu der Kellnerin. Er wollte gerade beginnen sie zu Ihnen an den Tisch zu bitten, als nur ein hohles aufprallen zu vernehmen war. „Sergej!“ Ein Mann in seinen besten Jahren, lag auf einmal am Boden. Vom Stuhl war dieser langsam herunter gerutscht und lag nun bewusstlos am Boden.     Kopfschmerzen, Erbrechen, Fieberwahn und Ohnmacht waren die ersten Symptome. In Europa brach die Krankheit zum ersten Mal aus, verblieb jedoch nicht dort. Wenige Wochen später befiel das Virus auch Amerika und Asien, wodurch es einem halben Jahr auch an die restlichen Kontinente gelangte. Die Befallenen begannen immer schwächer zu werden, bis sie letztendlich es nicht mal mehr ohne fremde Hilfe schafften, sich aus dem Bett zu erheben. Der Kreislauf brach zusammen und auch die inneren Organe wurden immer schwächer. Das letzte Stadium der Krankheit war letztendlich das Koma. Am Anfang wurde nur mäßig über die Krankheit berichtet. Die Ärzte waren ratlos und die Zahlen waren nicht erschreckend genug. Dies änderte sich jedoch schlagartig im Jahre 2019. Die Zahl der ins Koma gefallenden Patienten hatte die Tausend durchbrochen. Erst als die Tochter des Italienischen Präsidenten in Ohnmacht fiel, begannen die Medien zu berichten. Die Ärzte suchten nach einem Mittel, das Virus zu stoppen. Jedoch erwies sich dies schwieriger als gedacht: Es gab restlos keine Unstimmigkeiten der Behandelten. Sie hatten nichts gemeinsam. Keine Erreger im Körper, welche darauf hinweisen könnten, dass sie krank waren. Der Menschheit blieben die Hände verbunden, bis … Kapitel 1: Das Jahr 2052 ------------------------ Die Welt wie Ihr sie kennt, existiert nicht mehr. Ein Planet voller Diskriminierung und Täuschung, verursacht durch Trauer und Hass, wie auch dem Gefühl der Angst vor dem Unbekannten. So würden es die Menschen gerne beschreiben, aber stimmte es wirklich? Eine perfekte Welt ohne Schmerzen und Verletzungen? War es wirklich Realität oder einfach nur ein Trugbild, um den Schatten zu verheimlichen, der sich tief im Untergrund begraben lag und nur darauf wartete, bis der richtige Moment kam um sich zu erheben.   Kapitel 1: Ein nervtötendes Klingeln nagte an mir. Rüttelte förmlich an meiner Schlaflosigkeit und schubste mich aus meinen Träumen. Mit einem leichten grummeln drehte ich mich auf die Seite und schaltete den Wecker aus, der auf einem Nachttisch neben meinem Bett stand. Ich fuhr mir müde durchs Gesicht und streckte mich kurz darauf erleichternd. Zu schön gemütlich war das Bett und das Wetter viel zu trüb um wirklich aufstehen zu wollen. Ich spähte in Richtung der Digitaluhr. »06:31, 11.Mai.2052« Ich seufzte auf und erhob mich aus dem Bett. Mit müden Schritten bewegte ich mich ins Bad und umklammerte erst mal die Spüle. Mein Blick fiel in den Spiegel, weswegen ich erneut zu seufzen begann. Mein Kastanienbraunes Haar fiel leicht gewellt über meine Schulter, jedoch alles andere als elegant. Unter meinen dunkelgrünen Augen erkannte man die Spuren meiner letzten durchgearbeiteten Nächte. „So kann ich doch unmöglich aus dem Haus …,“ jammerte ich gequält zu meinem Spiegelbild. Ohne einen weiteren Gedanken an die letzten Tage, oder gar mein äußeres Erscheinungsbild zu verschwenden, verschwand ich unter die Dusche, wodurch ich meiner Müdigkeit endgültig den Rücken kehrte. Mit hastigen Schritten spazierte ich über den Fußgängerweg des Parks. Nur noch wenige Meter trennten mich von der Bahnstation, von wo ich letztendlich in die Universität gelangen würde. In meinen Ohren dröhnte laut die Musik einer Rockband, die mich das Chaos um mich herum vergessen ließ. „Aly! Warte jetzt doch endlich mal!“ Abrupt drehte ich mich um, als ich einen kleinen Klaps auf meiner Schulter verspürte. Hinter mir stand ein alter Sandkastenkamerad, der völlig aus der Puste war. Mit einer raschen Bewegung nahm ich die Ohrstöpsel aus meinen Ohren und lächelte fröhlich zu ihm. „Guten Morgen Elijah. Was ist denn mit dir los? Du bist ja total aus der Puste.“ Ich konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen. Der Schwarzhaarige jedoch schnaubte verärgert. „Du bist mir ja eine! Ich renne dir seit dem Grünwaldiplatz hinterher! Tust du Schlafwandeln oder warum hast du mich nicht rufen gehört?“ Ich sah ihn entschuldigend an und erhob nur kurz meine Ohrstöpsel. Elijah konnte nicht anders als aufzugrinsen. „Verträumt wie eh und je …“ „Hey ….,“ grummelte ich in seine Richtung. „Hör lieber auf zu jammern. Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zur Vorlesung!“ Mit diesen Worten schritten wir gemeinsam zu unserer Bahn. „Aly?“ Durchdringend sah mich der Schwarzhaarige an. Ich erhob sogleich meinen Kopf und blickte fragend zu ihm. „Ja? Was ist los?“ Elijah´s Blick ruhte auf meinen Ordner, welchen ich in der Bahn auf meinem Schoss aufgeschlagen hatte. „Hast du dich schon entschieden, ob du dich bei der Untersuchung melden wirst?“ Ich konnte mir ein leichtes schnauben nicht verkneifen. „Wofür denn El? Ich meine du weißt ganz genau was ich von den Valken hallte. Weswegen sollte ich mich also untersuchen, ob ich eine potenzielle Genträgerin bin?“ Sein Blick ruhte immer noch auf mir. „Ich meine ja, sie sind komisch und halten sich für was Besseres, aber ist das Leben bei denen nicht doch einfacher? Ich meine ich hab auch keine Ahnung wie es dort wirklich ist, schließlich halten die alles hinter der Mauer versteckt wie das größte Geheimnis welches existiert … aber sie sind alle Reich und haben unzählige Möglichkeiten. Stell dir doch mal vor was passieren würde, wenn sie in unserem Blut das Gen finden würden!“ Elijah sah mich mit einem funkeln in den Augen an, was ich nur schwer deuten konnte. „El …,“ versuchte ich ihn unterbrechen, was aber nicht wirkte. Er sprach euphorisch weiter. „Ich meine wir haben hier nicht viel. Uns nur hauptsächlich. Wir sitzen nur hier in Europa und leben so in den Tag hinein. Vielleicht ist dieser Test doch gar nicht so schlecht …“ Endlich schaffte ich es ihn zu unterbrechen. „Elijah, bitte! Wie du schon so gut gesagt hast: Wir haben keine Ahnung was hinter dieser Mauer ist. Zweitens: So schlecht geht es uns nun auch wieder nicht. Wenigstens haben wir keine wirklichen Verpflichtungen in unserem Leben, was dort sich wiederum ändern könnte. Und Drittens …,“ ich wurde unterbrochen. Dieses Mal jedoch nicht von El, sondern von der jungen Frau neben mir die die Nachrichten im kleinen Fernseher mithören wollte, der in der Bahn befestigt worden war. »Valkyrisches Oberhaupt befehligt den Gentest« war die Schlagzeile der Sendung. »Das Oberhaupt der königlichen Familie gab Heute Früh bekannt, dass der Gentest der bisher nur freiwillig auf allen Kontinenten zu bewerkstelligen war, nun verpflichtend wird! Alle Menschen die das Alter von 18 Jahren vollendet haben, müssen sich diesen Test stellen. Der König, Alexander der Zweite, fies darauf hin dass dieses neue Gesetzt bereits Heute in Kraft treten wird.« Ein leises Piepsen ertönte in der Bahn und gab die nächste Haltestelle an. Ich erhob und begab mich zur Tür, zu welcher mich auch Elijah begleitete. „Hey Aly … Wegen vorhin nochmal …,“ er sah etwas schüchtern zu mir. “Was wolltest du noch sagen?” Ich blickte in seine Richtung. “Ich meine wegen deinem dritten Punkt.“ Ich seufzte erneut auf und trat gemeinsam mit ihm aus der Bahn. Kurzerhand drehte ich mich zu ihm und sah ihn ernst an. „Was ist, wenn sich nach diesem Test herausstellt, dass wir nicht Beide das Gen in uns tragen sondern nur einer? Wie du sagtest: Wir haben nur noch Uns. Was würde als passieren wenn wir uns trennen müssten?“ Mit diesen Worten verließ ich seine Seite und schritt in Richtung der Universität, die sich vor uns erstreckte, tief verborgen unter unzähligen Hochhäusern die sich in den Himmel erhoben. Ich spielte mit meinen Kugelschreiber in meinen Fingern und sah aus dem Fenster. Ich saß in der Vorlesung meiner Universität und hörte nur mit einem Ohr wirklich zu. Alles drehte sich um die neue Regel, die die Valkyren in Kraft gesetzt hatten. Die Valkyren … Welch ein unpassender Name, wie ich fand, für diese Spezies. Sie sah nicht anders aus wie Menschen, besaßen in ihren Körper jedoch ein Gen, was sie von uns unterschied. Das sogenannte V-Gen. Es brachte vor 34 Jahren das erste Mal aus, kurz nach einer Mondfinsternis. Die Leute wurden krank und fielen ins Koma, als sie dann nach knapp 2 Jahren aufwachten, trugen sie in ihren Körper eine neue Blutgruppe. Es war verrückt und bis Heute konnte sich keiner erklären, weshalb es so passierte. Das Gen bricht aus und verwandelt den Körper von Innen. Als die Genträger erwachten waren sie anders, misstrauischer und charakterlich gänzlich verändert, wie es ihre Mitmenschen beschrieben. Durch die neugewonnen Zellen in ihren Blut, die unter den Mikroskop einen V ähnelten, nannte man sie fortan die V-Genträger. Am Anfang waren sie nichts besonderes, dies änderte sich aber mit der Zeit. Jeder Träger hatte eine neue Fähigkeit gelernt. Eine Gabe, wie die Kirche es beschrieben hatte, wodurch sie Gutes oder Böses erschufen konnten. Einige konnten Krankheiten heilen oder die Gedanken anderer lesen. Manche hatten die Fähigkeit etwas zu materialisieren oder gar die Elemente zu beherrschen. Jeder konnte etwas anderes, wodurch sie bald zum Mittelpunkt wurden. Jedoch waren nicht alle Gaben nur Gut und von Vorteil für die Menschheit. Es gab Personen, die das Zerstören als Gabe erhielten. Sie konnten mit einen einzigen Blick, etwas zum Verschwinden bringen oder es einfach so explodieren lassen. Ein einziger Gedanke von Ihnen reichte dafür völlig aus. Die Fähigkeiten wurden untergliedert, Reine und Unreine – Positiv und Negativ. Es kam immer auf die Fertigkeiten selbst drauf an, in was man eingestuft wurde. Alles veränderte sich 2022 im Herbst. Eine Gruppe aus Amerika wollte restlos alle Genträger zusammen treiben und gen Asien schicken, wodurch sie damit hofften Frieden zu erhalten. Letztendlich brachte es einen fürchterlichen Krieg, der erst drei Jahre später endete. Beendet wurde das Gemetzel als ein Genträger eine Rebellion startete und restlos alle Erkrankten nach Australien brachte. Dort begannen sie eine Mauer in Landinneren zu bauen und kapselten sich von der Menschheit ab. Von diesem Tage an, nannten sie sich die Valkyren. Die Valkyren traten erst wenige Monate später wieder ins Licht und holten sich Kampflos die Herrschaft unter den Menschen. Sie hatten es klug angestellt. Durch den Krieg, welcher die ganze Erdkugel erschüttert hatte, halfen sie den Menschen die Städte mit ihren Fähigkeiten wieder neu aufzubauen und unterstützten die Wirtschaft in jeglicher Hinsicht. Es dauert nicht lange, bis ihnen jeder Staat unterlag. Die Menschheit war von Ihnen abhängig geworden. Von ihren Fähigkeiten, die Sie als etwas Besseres darstellten.   „Morgen kommt an Unsere Schule ein Abgesandter der Valkyren! Er wird alle Studenten aus Euren Jahrgang testen,“ verkündeter der Dozent prahlend. „Kommt also nicht auf die Idee euch zu verspäten, denn das ist kein Spaß mehr.“ Mit diesen Worten schloss er sein Buch und verließ den Raum. Ein seufzen entfuhr mir. //Musste ich mich jetzt also doch tatsächlich diesen Test stellen? Dass gibt es doch nicht … Warum kriegt Elijah eigentlich immer alles, was er möchte?// Ich bekam eine Gänsehaut an den Gedanken, dass ich mich am darauffolgendem Tag der Untersuchung stellen musste. Die Wahrscheinlichkeit dieses Gen in sich zu tragen war sehr gering, wodurch ich von Anfang an wusste dass ich es nicht in mir tragen würde, aber was wenn es doch der Fall war? Was würde dann mit mir passieren und besser gesagt … Wäre ich dann noch immer die Selbe? Ich hielt nicht viel von den Valken. In meinen Augen waren sie arrogant und hielten sich für etwas Besseres. Blickten auf die Menschheit herab und suchten nur die beste Möglichkeit, um sich an uns zu bereichern. Ich erhob mich von meinem Platz und legte meine Umhängetasche um die Schulter. Die meisten meiner Mitschüler hatten den Raum bereits verlassen, wodurch nur noch wenige Grüppchen aufzufinden waren. Ich wollte nicht länger hier bleiben. Ich hatte viel zu erledigen an diesen Tag und die restlichen Vorlesungen konnte ich mir wahrlich schenken. Schließlich würde es eh nur wieder ein Thema geben … Gerade bog ich um die Ecke, die Klassenräume bereits hinter mir gelassen, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte. „Aleysha, warte mal kurz!“ Ich drehte mich in die Richtung der Stimme und erkannte eine alte Bekannte von mir, Melanie. „Bist du schon auf den Weg ins Heim?“ Die blonde Frau sah mich fragend an. Das Heim. Um genau zu sein ein Kinderheim, mitten in London. Der Ort, an dem ich aufgewachsen war … Ich nickte auf. „Ja, tue ich. Ich möchte den Kindern was zu Essen vorbeibringen. Sie werden bestimmt Hunger haben, wenn sie aus der Schule kommen.“ Melanie lächelte auf. „In Ordnung. Ich werde später nachkommen und einige Bücher mitbringen. Professor Wild hat eine Unmenge davon wegschmeißen wollen, er meinte die Bibliothek wäre schon vollgemüllt genug. Dabei sind einige richtig gute dabei. Den Kindern werden sie bestimmt gefallen.“ „Bestimmt,“ bejahte ich ihre Aussage. Ich drehte mich von ihr weg, jedoch fiel ihr etwas ein. „Achja! Aley, hast du Lust heute Abend mit mir was trinken zu gehen?“ Ich runzelte die Stirn. „Ich würde ja gerne, aber wir müssen doch beide morgen zur Untersuchung. Party machen ist da wohl eine schle …“ Sogleich schüttelte sie den Kopf, ohne mich ausreden zu lassen. „Ach was! Es ist nicht das erste Mal dass wir unter der Woche feiern gehen. Und ein bisschen Alkohol wird der Valke schon vertragen! Schließlich sind wir nicht so Heilig, wie sie es sind!“ Sogleich mussten wir auflachen. Was sie sagte stimme, jedoch überkamen mich Zweifel. Ich wollte ihr Absagen, aber sie bestand darauf, dass ich es mir nochmal überlegen solle. Melanie gab sich damit zufrieden und ich konnte solange die Antwort hinausschieben. Nach Feiern, war mir nämlich nicht.   Der Abend brach herein. Ich saß im Wohnzimmer des Kinderheimes, auf einen alten Rubinroten Teppich. Der Kamin neben uns entfachte in den wunderschönsten Rottönen und erhellte das ganze Zimmer. Elijah schürte das Feuer in seinen Inneren, damit die Wärme das Haus nicht verließ. „ … und wenn Sie nicht gestorben sind, dann Leben sie noch Heute,“ beendete ich das Kinderbuch, welches ich den Jüngeren vorgelesen hatte. Sogleich schauten mich zwei Saphirblaue Augen an. „Jetzt ist die Prinzessin endlich glücklich?“ Ich schmunzelte zu Katherina, einer Waisen des Heimes, welche mir diese Frage gestellt hatte. „Ja, meine Liebe. Der Prinz und die Prinzessin sind jetzt für alle Ewigkeit zusammen und glücklich.“ Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Jetzt aber genug für Heute. Es ist schon spät.“ Lauthalses protestieren kam von den Kindern. Doch auch wenn mich ihre Bitten immer erreichten, einer blieb stark: Und dies war El. „Morgen könnt ihr dann die anderen Geschichten hören. Ab mit Euch ins Bett.“ Wie gesagt, so getan und die Jüngeren verließen den Raum nacheinander. Für Außenstehende war es ein Kinderheim, für mich war es mein Zuhause. Meine Mutter, Lilia de Rosié, war die ehemalige Leiterin dieses Heimes. Da mein Vater vor meiner Geburt verschwunden war, brachte ich sie mich in der Vergangenheit täglich hierher. Es war auch der Ort, an dem ich Elijah kennen gelernt hatte. Schmunzelnd blickte ich zu ihm. Früher war er eine richtiges Problemkind gewesen. Hatte die Mädchen geärgert, den Erwachsenen streiche gespielt und natürlich eine Menge Unfug angestellt. Seit dem Tode meiner Mutter hatte er sich verändert. Er wurde ernster und nahm das Leben nicht mehr auf die leichte Schulter. Er war mir immer eine Stütze gewesen. Egal wann ich Hilfe benötigte, ich wusste auf Ihn konnte ich mich verlassen. Elijah war wirklich ein perfekter großer Bruder. „Warum grinst du so?“ Sah er mich fragend an, als er mich beim beobachten erspähte. Sogleich winkte ich ab. „Ach, nichts. Ich musste mich nur an früher erinnern.“ Langsam erhob ich mich vom Teppich und streckte mich ausgiebig. Elijah sah mich fragend an. „Wollen wir heute eigentlich noch zurück nach Paris fahren? Oder willst du in London bleiben?“ Ich überlegte kurz. Wir könnten in einer halben Stunde in Paris sein, unseren eigentlichen Wohnort, jedoch hatte ich noch eine Verabredung mit Melanie … Ich seufzte auf. „Melanie wollte mich heute noch in die Stadt entführen.“ Sogleich runzelte der Schwarzhaarige die Stirn. „Heute noch? Wir müssen morgen doch schon wieder in die Uni.“ Ich nickte auf. „Jop, ich weiß. Sie hat mir am Nachmittag extra noch eine Mail geschrieben, dass es ungeheuer wichtig wäre und ich nicht Absagen dürfte. Wenn du willst kannst du mit.“ Elijah nickte bei diesen Worten auf. „Hatte nichts anderes vor. Wer weiß was sich für Typen um die Uhrzeit noch herumtreiben. Außerdem kann ich euch so besser im Auge behalten und schnellstens zurück ins Heim bringen. „ Ich musste leise auflachen. Wie immer besorgt. Ich verließ das Wohnzimmer und betrat den langen Flur des Heimes. Sogleich schritt ich die Treppe hinauf ins Obergeschoss, was mein kleines Reich darstellte. Früher hatte ich hier gelebt, gemeinsam mit meiner Mutter. Nach ihrem Tod, vor 5 Jahren, gaben wir das Stockwerk zur Renovierung frei und bauten einige Zimmer an. Ich erklimmt die letzten Stufen und trat vor eine verschlossene Tür. Mit wenigen Handgriffen öffnete ich das Schloss und betätigte den Lichtschalter. Der Raum war bekleidet mit Spiegeln an den Wänden. In einer Ecke stand ein altes Radio, wie auch ein Sofa. Ich schloss die Tür hinter mir und ging sogleich zu einen der Spiegel. Mein wohl größter Zufluchtsort. Das Zimmer der Träume, wie ich es als kleines Kind genannt hatte. Ich liebte die Musik, seit ich denken konnte. Eines jedoch, liebte ich noch mehr. Das Tanzen. Kapitel 2: Eine Nacht mit Konsequenzen -------------------------------------- Die Welt hatte sich geändert. Die Technologie, der Glaube und natürlich die Menschen. In meinem geheimen Zimmer vergas ich die Welt die hinter den Mauern des Heimes lag. Die Politiker. Die streitenden Paare die man über die ganze Straße über hören konnte. Die lauten Autos die im Stau standen und besonders die Trauer. Seit ich denken konnte, war meine Mutter die Welt gewesen. Ihre beruhigenden Augen verfolgten mich noch heute und wenn ich die Augen schloss, so fühlte ich ihre wärmende Hand auf meiner Wange die mich versuchte zu beruhigen, wenn ich mich aufregte. Wenn ich weinte oder kurz davor war, so hörte ich ihre beruhigenden Worte. Ab und zu bildete ich mir ein, ihren Geruch an mir zuvernehmen. Eine Einbildung und doch eine Wohltat für meine Seele ...   Alysha ging ihren Gedanken nach und tanzte dabei im Rythmus der Musik. Sie kannte dieses Zimmer besser als sich selbst, so konnte sie ihre Augen geschlossen halten. Im frühen Kinderalter bereits hatte sie bermerkt, wie gerne sie sich bewegte. Sport war nie etwas für sie, dafür war sie einfach zu faul und die Lust verflog viel zu Schnell. Das Tanzen jedoch war anders. Lebendiger ... und viel intensiver. Es gab kein Richtig oder Falsch, sondern einfach nur den Moment. Nachdem ihre Mutter starb verkroch sie sich sehr oft hier oben und weinte Stundenlang. Elijah war der einzige, der an sie herangekommen war. Er hatte zwar die Tür aufgebrochen aber der Wille zählte, das sagte sie jedes Mal lachend wenn sie darüber sprachen. Sie bemerkte nicht wie schnell die Zeit verging, als sie ein Klopfen an der Tür hörte und nun wieder ihre Augen öffnete. Es war kein geringer als Elijah, der sie nun wieder an ihre Verabredung erinnerte. Es dauerte nicht lange, bis sie sich umgezogen und etwas zurecht gemacht hatte. Die Beiden jungen Erwachsenen stiegen gerade in die Schnellbahn hinein, als der Himmel sich nun endgültig verfinsterte. Die Technologie hatte sich seit dem Krieg stark geändert. Zumindestens hatte sie das immer von ihrer Mutter gehört. Früher sollte es Stundenlang gedauert haben von einer Stadt zur anderen zukommen. Aly konnte sich das gar nicht vorstellen. Die Schnellbahn verlief über die ganze Welt. Es gab natürlich auch die speziellen, die unter der Meeresoberfläche verliefen aber diese hatte sie bisher noch nie benutzt. Die Preise waren dafür einfach zu lächerlich. Aly und El wohnten beide in Paris, der Hauptstadt von Frankreich. Sie studierten beide an der Universität in London, die sie in keiner halben Stunde mit der Bahn erreichten. In diesem Moment waren sie auf den Weg nach Minsk, der ehemaligen Hauptstadt eines Landes was nicht mehr existierte. Aus dem Geschichtsunterricht wusste die Braunhaarige, dass das Land früher "Weißrussland" hieß. Dort wohnte Melanie, die ein Jahr zuvor das Waisenhaus verlassen hatte und dort mit ihren Partner wohnte. Angeblich hatte es früher mehrere Sprachen gegeben, soetwas konnte sich Alysha gar nicht vorstellen. Wie konnte man sich denn so dann verständigen? Sie hatte es als Kind immer für eine Fantasygeschichte gehalten, die ihrer Mutter ihr erzählte. Wieso sollten ihre Vorfahren immerhin so primitiv gewesen sein und mehrere Sprachen erfinden? In der heutigen Zeit gab es nur Eine, jedoch mit sehr vielen Aktzenten. Englisch. So sollte die Sprache früher geheißen haben, die in der jetzigen Zeit nicht einmal einen Namen trug. Wofür auch? Es war die Weltsprache- ihre Sprache. Alysha sitzte am Fenster und beobachte das sich ständige wechselnde Panorama und musste feststellen, dass ihr bester Freund gerade einen Versuch startete sich eine neue Freundin zuholen. Elijah zeigte sich Unbekannten immer als distanziert und kalt, sie wusste es besser. Die warme und liebevolle Seite zeigte er nur wenigen, seine Partnerinen waren immer unter ihnen gewesen – Wenn die Beziehung länger als einige Wochen dauerte. Die Minuten verflogen wie im Flug und sie schielte auf den Fahrplan. Sie würden Minsk bald erreichen und dies schien auch Elijah nicht entgangen zu sein. Er fragte die gutaussehende Frau nämlich gerade nach ihrer Nummer, damit er mit ihr später in Kontakt aufnehmen konnte.   Sie waren vor etwa 10 Minuten in der alten Stadt angekommen und standen nun vor der Wohnung ihrer Freundin. Elijah klingelte bereits und man sah ihm an, dass er bereits jetzt gute Laune bekam. Anscheinend hatte ihm der kleine Flirt in der Schnellbahn gut getan. Melanie öffnete die Tür und strahlt das Pärchen sogleich an. "Da seit ihr ja! Los rein mit Euch!" Keine Viertelstunde hatten die drei Freunde es sich bereits auf dem neuen Ledersofa gemütlich gemacht, jeder mit seinem Lieblingsgetränk in den Händen. Nebenbei lief ein Fernseher leise im Hintergrund, wo es nur um Politik ging. Melanie erzählte fröhlich die Nachricht, die nicht aufgeschoben werden konnte. "Kennt ihr noch Jessie?" Elijah reagierte als erster und nickte sogleich. "Du meinst die arrogante Jessie aus der Oberstufe, stimmts?" Melanie bejahte sogleich und erzählte die Geschichte, die sogar Alysha und Elijha verwundert hineinblicken lies. Jessica Long hatte geheiratet, mit 18 Jahren wohlbemerkt und der "glückliche" war ein Valke. An Aly nagte eine Frage, die sie sofort stellen musste. "Ich habe gedacht die dürfen nur innerhalb heiraten und Ehen mit gewöhnlichen wären untersagt." Melanie konnte nur mit den Schultern zucken, da auch sie keine Antwort auf diese Frage kannte. Die Valkyren blieben immer unter sich, aber anscheinend sei es nicht verboten – Ansonsten wäre das Königreich bereits in dieser Angelegenheit eingeschritten. Die Stunden vergingen, die Gläser leerten sich immer häuftiger, bis die Dreiergruppe sich doch endlich entschloss das Haus zuverlassen. Sie gingen zu einem ihrer Stammlokale, das fast täglich gefüllt war. So war es auch an diesem Abend. Laute Musik. Gläser die niemals leer wurden und eine große Menschenmenge auf der Tanzfläche rytmisch bewegten. Dies war Alyshas Welt- Wenn sie mal Zeit für sich hatte.   Wie zu erwarten, hatten alle drei Studenten in der Universität am morgen große Probleme sich zu konzentrieren. Der Tag war bereits angebrochen als sie das Lokal verließen und blieben dadurch bei Melanie über Nacht. An Schlaf war nicht zudenken gewesen wodurch sie duschten, sich umzogen und noch im vorbeigehen von Hendrick, den Partner von Melanie, jeweils ein Sandwich aufgedrückt bekommen hatten. Alysha war am Anfang eifersüchtig gewesen, dass Melanie so viel Glück in ihrem Liebesleben bekommen hatte. Hendrick hatte sie in der Oberstufe kennengelernt – Er war ihr ehemaliger Musiklehrer gewesen. Obwohl sie ein guter Altersunterschied trennte, merkte man es nicht. Melanie hatte als Jugendliche bereits älter gewirkt und Hendrick war für seine fast 30 Jahre, noch relativ kindisch. Und damit war bestimmt nicht sein Sammlertick von alten Robotern gemeint. Bei der Universität angekommen merkten die drei sofort den Andrang, der bestimmt nicht damit zusammenhing dass sich mehrere Studenten verspätet hatten. Der Eingangsbereich schien abgesperrt und sofort erblickten die Braunhaarige die glänzende Uniform die sich im Sonnenlich abspiegelte. Große Männer in silberartigen Uniformen standen am Eingangstor. Um ihren Hals trugen sie eine Kette aus Weißgold und jeder trug einen Anhänger – eine mittelgroße Kugel. Jede davon trug eine andere Farbe – ihre Fähigkeit. Elijah war der Erste, der sich aus der Gruppe zu Wort meldete. "Das sind Valkyrenwächter." Sogleich dämmerte der Braunhaarigen, was heute Anstand. Sie hatte es vergessen oder besser gesagt verdrängt: Der Test. Nur langsam gelang es den Studenten die Universität zubetreten. Der Andrang vor dem Gebäude war hauptsächlich wegen Schaulustigen entstanden, die zum ersten Mal in ihren Leben Valken zu Gesicht bekamen. Alshya selbst hatte diese nur von fernen beobachtet, meist aus dem Fernsehen. Valkyren konnte man nicht einfach auf der Straße sehen, dafür waren sie zu gehoben. Als alle Drei es endlich in die Eingangshalle schafften, hörte die Braunhaarige wie sich das Getuschel draußen verstärkte und man darauf bremsende Reifen hörte. Die Gruppe selbst interessierte sich für das Schauspiel nur wenig, dafür war der Alkohol der letzten Stunden schuldig. Sie erreichten den Vorlesungsraum und setzten sich synchron auf ihre Plätze – ganz weit hinten. Alysha wusste in ihrem Zustand sogar, welches Fach sie nun haben würden – Mathematik. Keine gute Idee in so einer frühen Stunde. Zum Glück von Melanie, Elijah und Alysha kamen die Studenten und sogar der Dozent später als normalerweise. Wegen dieser Kleinigkeit waren die Partygänger den Valken sogar dankbar. Die Fächer zogen sich schleppend. Alysha musste sich bereits nach den ersten beiden Stunden von ihren Freunden verabschieden, da diese andere Fächer hatten. Dadurch hatte die Braunhaarige Zeit für sich alleine und kämpfte besonders gegen ihre Übelkeit an. In ihrem inneren wiederholte sie immer die Worte von Hendrick: "Nie wieder Alkohol." Sie war dem Lehrer dankbar, dass er dies in der Früh nicht wiederholte, als sie gerade in die Wohnung getorkelt sind. Entweder sah man ihren Zustand auf einen Blick oder es war doch nicht so schlimm, wie es sich anfühlte. Aly hatte es sich auf einem Platz bequem gemacht, als der Dozent von Literaturwissenschaft lächelnd zur Vorlesung hineinschritt. "Diejenigen die bisher noch keine Untersuchung hatten, dürfen die Vorlesung verlassen." Alys Blick schien für den ersten Augenblick verwirrt, realisierte dann doch die Worte des älteren Mannes. Der Dozent gab den Studenten genauere Informationen, wo die Untersuchungen stattfinden würden. Auch die Braunhaarige verließ die Vorlesung und marschierte gemeinsam mit der kleinen Gruppe den Gang hinauf. Anscheinend hatten die meisten aus ihrem Kurs die Untersuchung bereits hinter sich. Sie nahmen die nächste Kurve und sahen eine Schlange von Studenten die wartenden. Eine Schlange die Endlos schien. Alysha musste bei diesem Anblick sogar schmunzeln und schüttelte kurz darauf den Kopf ... //Oder sie sind noch nicht zurück ... //   Es war eine gute Stunde vergangen und Alysha sitze immernoch auf den Boden, mit dem Rücken zur Wand gelehnt. Einen Sitzplatz konnte man vergessen, obwohl mehrere Bänke platziert worden waren. Zu ihrem Pech schien es der Braunhaarigen so, als ob sie wahrlich eine der letzten aus der Universität war, die sich für den Eignungstest angestellt hatte. Im Augenwinkel hatte sie bereits Melanie erblickt, als diese aus einen der Untersuchungszimmer hinaus kam. Aly war sich relativ sicher, dass ihre Freundin keine Überraschung gehört hatte. Ihre Reaktion wäre definitv anders gewesen. Die Braunhaarige könnte sich sogar gut vorstellen, dass Melanie in Tränen ausgebrochen wäre. Immer mehr Studenten verließen den Korridor und jedem der wieder zurückkam, schien Erleichterung auf dem Gesicht geschrieben zu sein. Bei einigen erkannte Alysha eindeutig, dass das Ergebniss für sie Enttäuschend war. Anscheinend hatten sie gehofft ein Genträger zu sein. Beim Warten stellte sich die junge Frau selbst die Frage, ob El überhaupt schon bei der Untersuchung gewesen war. Bisher hatte sie ihn hier noch nicht gesehen und sie bezweifelte stark, dass noch jemand hinzukam. Hinter ihr standen noch etwa 30 weitere Stunden, vor ihr eine ähnliche Anzahl. Bald wäre sie an der Reihe und könnte dann diesen Test ebenfalls in ihren Leben abhacken. Nie wieder ein "wenn" und "aber" von Elijah, der sich vorstellte wie Valken wirklich lebten. Bei diesem Gedanken entspannte sich die Braunhaarige etwas und brachte das erste Mal seit Stunden wieder ein leichtes Lächeln zustande. Bald könnte sie heim gehen ... Kapitel 3: Die Untersuchung --------------------------- Alysha saß in Paris in ihrer kleinen Wohnung am Stadtrand. Sie fühlte sich mies. Richtig mies. Das der Tag für sie kein Spaziergang werden würde, wusste sie bereits am gestrigen Abend. Wer geht auch vor einer wichtigen Untersuchung die ganze Nacht feiern? Sie hatte es getan und sie hatte es natürlich wieder übertrieben. Die Braunhaarige schloß ihre Augen und erinnerte sich an die Ereignisse der letzten Stunde, wo sie noch in der Universität war und darauf wartete, den Test über sich ergehen zulassen.   Sie setzte sich auf eine der Holzbänke und lehnte sich an die kalte Wand. Ihren Blick hatte sie auf die Decke gerichtet und merkte nur im Augenwinkel, wie erneut ein Student in den Untersuchungsraum hinein schritt. Den ganzen Tag hatte sie bereits Würgereize. Um genau zusein: Seit Hendrick ihr ein Sandwich in die Hand gedrückt hatte und sie zwang dieses in sich hineinzuschieben. Ansonsten hätte sie das mit der Universität für den heutigen Tag vergessen können, so gut kannte sie Hendrick bereits. Alysha wartete nun seit über 3 Stunden auf dem Korridor und die Übelkeit lies nicht nach. Es wurde sogar noch schlimmer. Als sie es fast geschaffte hatte die Schlange zuverlassen, hielt sie es nicht mehr aus. Sie schaffte es noch im letzten Augenblick ins Badezimmer der Mädchen, bevor sie sich übergeben musste. Damit war der Tag gelaufen und nebenbei: Hatte sie am Test nicht teilgenommen. Bevor sie aus dem kleinen Krankenzimmer entlassen wurde, hatte die dort arbeitende Schwester ihr mitgeteilt, dass ein Arzt der Valken morgen wieder an der Universität auftauchen und sie untersuchen würde. Blau machen könnte sie morgen als auch vergessen ... Eine Valke kommt extra für Sie an die Universität. Welch eine Ehre ... wäre nicht die Tatsache, dass er genau wusste warum sie nicht Heute teilnehmen konnte. Sie drehte ihren Kopf zu ihrem schmalen Handy, nicht größer und breiter wie eine Spielkarte und sah ein kleines Leuchten. Das Zeichen, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. Sie erhob ihre Hand und öffnete ihre Mailbox: Eine Nachricht von Elijah. Aly hatte vorher bereits erfahren, dass er am Test teilgenommen hatte und negativ war. Von ihrem Ausrutscher hatte er ebenfalls gelesen und die Braunhaarige war sich sicher: Er hatte sie ausgelacht.   Am nächsten Morgen wurde Alysha von El abgeholt. Dieser schien wie immer, aber die junge Frau glaubte einen kleines Funkeln in seinen Augen zusehen: Er machte sich über sie lustig! Sollte er, dachte sie sich. Als ob der Schwarzhaarige noch nie wegen Alkohol zusammen gebrochen wäre. Alysha war schon bei mehreren Situationen dabei gewesen, wo Elijah mehr als nur Blau war. Einige davon waren zum schreien lustig, andere wiederrum zum heulen oder sogar gewalttätig. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, als sie bei einem Geburtstag etwas getrunken hatten und Melanie und sie von einigen Männern angemacht wurden. Diese hatten bereits in mehrere Gläser hineingeschaut und dementsprechend passierte das Unvermeidbare: Elijahs Beschützerinstinkt schaltete sich ein und kurz darauf kam es zu einer Schlägerei. Die Braunhaarige kann sich noch gut daran erinnern, dass es das erste Mal war, wo sie den Beruf "Security" mehr als nur verstand. Es gab irgendwie immer Irre auf der Welt.   Bereits in der Schnellbahn sitzend, hörte sich Aly an, was ihr gestern noch durch die Lappen ging. Hauptsächlich ging es um das Waisenhaus, wo der Schwarzhaarige nach dem Unterricht hingefahren ist. Die Kinder waren enttäuscht, dass ihre "große Schwester" den Abend nicht mit Ihnen verbringen würde. Dafür mehr als nur fröhlich, als Melanie in der Türschwelle stand und El dabei half wieder für Ordnung zu sorgen. "Gestern kam wieder ein Umschlag." Interessiert schaute die Braunhaarige zu ihren alten Freund, der diese Worte von sich gegeben hatte. Der "Umschlag". Jeden dritten Monat erschien mit der Post ein Umschlag, wo mehrere Geldscheine darin waren. Mit diesem Geld konnten sie das Waisenhaus problemlos ernähren und waren sogar in der Lage, neue hilfebedürftige Kinder aufzunehmen. Von wem das Geld kommt, weiß niemand. Nicht mal ihre Mutter zu Lebzeiten hatte dies gewusst. Einst sagte sie ihrer Tochter: "Ich habe eine Ahnung. Da es aber nur eine Ahnung ist, ist es besser diese nicht Auszusprechen." Die Umschläge waren nie adressiert. Es war so, als ob sie jemand per Hand in den Briefkasten wirft. Als Elijah, Melanie und Sie selbst Kinder waren hatten sie vom Dachboden aus die ganze Nacht auf den Briefkasten geschaut und versucht denjenigen zu sehen, der sie Versorgt. Niemals hatten sie jemanden gesehen, aber der Umschlag lag am nächsten Tag im Briefkasten.   Als die Beiden das Schulgelände erreichten, scheideten sich ihre Wege sogleich. Elijah musste zu seiner Vorlesung in Ingenieurvermessung. Das war schon immer sein Traum gewesen diesen Beruf zuerlernen. Früher erzählte er davon mit einem strahlen auf dem Gesicht, dieses jedoch verblasste mit Jahr zu Jahr. Wenn man ihn Heute darauf ansprach hörte man Sätze wie: "Damit verdient mehr sehr gut Geld. Wenn ich fertig bin werden wir uns niemals mehr Angst machen müssen, wie wir Leben sollen!" Sie freute sich über die Vorstellung, dass ihre beiden Freunde wussten was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Melanie hatte sich in die Geschichte verliebt, diese wollte sie nach dem Studium jedoch erstmal Ruhen lassen – Für Hendrick. Um ihn eine Familie schenken zukönnen. Am Anfang war Alysha sprachlos gewesen, als es ihr Melanie gebeichtet hatte. Nach so vielen Jahren konnte sie lächeln und verstand das Gefühl, mit jemanden an seiner Seite leben zuwollen. Auch wenn sie dieses Glück bisher nicht kennenlernen durfte, nicht auf lange Zeit, so verstand sie die Gefühle ihrer besten Freundin.   Alysha de Rosié. 18 Jahre jung und eine Waise, stand nun komplett nüchtern und in guter Verfassung vor dem Untersuchungsraum im ersten Stock der Universität in London. Beim Eintreten ins Schulgebäude hatte sie bereits erneut die Wachen am Eingang gesehen, wodurch sie stark davon ausgeht dass der Valke ebenfalls im Gebäude ist. //Alles oder Nichts ...// Mit einer kurzen Handbewegung klopfte sie an die weiße Holztür und wartete auf eine Reaktion. Sie hörte nichts. Weder eine Stimme, noch ein Geräusch aus dem Inneren. Hatte sie sich geirrt und der Valkyre war doch nicht da? Die versuchte es erneut und das Ergebnis war das Gleiche- Stille. Nun schnaubte die Braunhaarige verärgert und lehnte ihre Hände gegen die Hüfte. "Na toll ..." Sie entschied sich zum Sekräteriat zugehen und drehte sich auf ihren Stiefeln um – ein Fehler. Sie verlor das Gleichgewicht und musste sich an der Wand abstützen. //Ich bin echt zu schusselig ...// Sie wollte ihre Gedanken weiterführen, als sie Schritte auf dem Korridor vernahm. Sogleich drehte sie ihren Kopf und sah einen jungen Mann auf sie zukommen. Er hatte blondes Haar was wenig über sie Ohren herunter hing. Seine Kleidung war Schneeweiß, als ob sie frisch geschneidert wurde. Strahlendblaue Augen und ein warmes Lächeln. Um seinen Hals trug er eine Kette mit dem runden Anhänger, welcher passend zu seinem Haar göldlich schimmerte. Das Zeichen der Valkyren. Wenn Alysha diesen Mann mit einem Wort beschreiben müsste, so wäre das "Wunderschön". Der Valke kam direkt auf Aly zu und blieb direkt vor ihr stehen. "Sie müssen de Rosié sein. Bitte verzeiht meine Verspätung." Sogar seine Stimme schien ihr Perfekt. Warm. Liebevoll. Wäre die Braunhaarige sauer gewesen, wäre sie in diesem Moment wieder die Ruhe selbst. "I.. Ich warte nicht so lange. Sie müssen sich nicht Endschuldigen." Erst jetzt bemerkte sie, wie der blonde Mann den Kopf etwas gesenkte hatte, als er sich endschuldigte. Ein Verhalten, dass sie von den Männern in ihrer Umgebung gar nicht gewöhnt war. Der Valke war ein Gentleman wie sie es noch nie erlebt hatte und sie musste zugeben – Es gefiel Ihr. Der Valkyre zeigte mit einer kurzen Handbewegung zum Untersuchungsraum, wodurch die Braunhaarige die Tür nun öffnete und in diesen trat. Der Raum war zu ihrer Verwunderung nichts besonderes. Nicht anders als bei einem Arzt. Das einzige was ihr sofort ins Auge stach war eine Aparatur an der Wand. Der blonde Mann schlos die Tür hinter sich und setzte sich an seinen Platz. Alysha setzte sich ihm gegenüber und legte ihre Umhängetasche nun zu Boden. Sie fühlte sich, wegen dem Mann ihr Gegenüber, aufgeregt. Eine Reaktion auf die sie nicht vorbereitet war und sie dies sogar ärgerte. Sie hätte Melanie gestern noch besser Ausfragen sollen! "Meine Name lautet Dr. Gabriel Grewe. Ich werde Heute mit Ihnen die Untersuchung durchführen." Sogleich nickte die Braunhaarige verstehend. "Ich habe Sie von den restlichen Vorlesungen freischreiben lassen. Bei Frauen dauern die Untersuchung meist etwas länger ..." Dr. Grewe holte aus seiner Schublade ein Formular heraus und reicht dieses Alysha, damit sie dieses ausfüllen konnte. "Sie brauchen keine Angst vor den Untersuchungen zuhaben. Das meiste werden sie von üblichen Untersuchugen kennen." Alysha blickte erst zu dem Formular und dann zu dem jungen Arzt, der ihr alles ruhig und sachlich erklärte, dabei nicht sein lächeln verlierend. "Ok ..." Sie nahm einen Stift zur Hand und begann das Formular auszufüllen. Das übliche wie sie feststellen musste. Vollständiger Name. Geburtstag und Ort. Wohnsitz. Allergien und Krankheiten. Hobbys? Über diese Frage war sie erstaunt, da es reingar nichts mit Medizin zu tun hatte. Sie hatte bei dieser Frage die Augenbraue hochgezogen, was der blonde Arzt bemerkte. "Stimmt etwas nicht?" Sogleich bekam er die Aufmerksamkeit der jungen Frau, die wahrheitsgemäß antwortete. "Nein, es ist nichts ... Ich frage mich nur, warum sie wissen möchten was für Hobbys ich habe ..." Nebenbei füllte sie die das Formular weiter aus. Sie erwartete keine Antwort vom Valken, bekam diese jedoch. "Es hat eigentlich nichts mit Medizin zu tun. Das denken Sie doch, oder?" Er bekamt ein nicken als Antwort, was er bereits erwartete hatte, da mehrere Studenten davor ebenfalls die gleiche Frage gestellt haben. "Es geht darum: Sollte sie eine Genträgerin sein, so müssen wir vieles über sie Erfahren. Niemand weiß genau, wann die Einschläferung beginnt." Die Braunhaarige sah nun auf und blickte den Mann direkt in seine blauen Augen, die sie fast magisch anziehten. "Ich dachte die Einschläferung beginnt immer regelmäßig in der Hälfte des 18 Lebensjahres. So wurde es mir beigebracht." Gabriel sah sie interessiert an und musste sogar schmunzeln. "Damit liegst du nicht ganz Unrecht. Die meisten Genträger reagieren in diesem Lebensjahr, ja. Es gibt aber auch einige Zwischenfälle, wo es früher oder gar später ausbricht. Es ist dann sehr mühsam alle Informationen zubekommen, wenn jemand bereits im Koma liegt." Er verfiel ins Thema, wodurch er nicht bemerkte, dass er die junge Frau began zu duzen. Alysha dagegen hatte es sogleich bemerkt und musste deswegen sogar lächeln. "Dabei heißt es im Fernsehen immer, ihr wärt Experten darin alles herauszufinden ..." Alysha füllte nebenbei weiterhin das Formular aus, was sich immer mehr dem Ende neigte. Auch erneut bekam sie eine Antwort. "Die Medien übertreiben gerne."   Die Untersuchungen verliefen nicht anders, als bei einem gewöhnlichen Arzt. Nebenbei unterhielten sich Alysha und Gabriel. Hauptsächlich verlief das Gespräch am Anfang über die Medien. Wie sie alles gerne Aufstacheln um nur mehr Quoten zuerhalten. Danach erklärte der Doktor der Studentin, dass jährlich auf der ganzen Welt nur etwa 10 Menschen gefunden wurden, die wahrlich Genträger sind. "Das ist wirklich wenig ... Ich dachte wirklich, es gäbe mehr ..." Gerade untersuchte Gabriel ihren Herzschlag, als er ihr antwortete. "Nein. Es gibt viele Menschen die uns verachten, was wir wirklich sind. Wenn jemand aus ihrer Familie dann in die Einschläferung wandert, verstecken sie diese Person gerne ... und merken nicht: Wie sehr sie ihm damit eigentlich schaden ... Bei einer Einschläferung kann man sogar Sterben. Deswegen ist es wichtig, dass man unter dauerhafter Beobachtung steht." Der blonde Mann bemerkt, wie Alysha auf seine Brust starrt. Er blickt an sich herunter und sah, dass es sich um den Anhänger handelt, der sie interessiert. "Gefällt er dir?" Sogleich blickt Aly zu ihm hinauf und lächelt beschämt. "Verzeihung ... Ich finde ihn nur erstaunlich ..." Ihr Blick wandert erneut zum ründlichen Anhänger. "Ich habe ab und zu schonmal welche gesehen .. in mehreren Farben. Aber niemals in Gold." Gabriel schmunzelte kurz, bevor er einen Schritt nach hinten Schritt. Er sah nun selbst hinab zur Kette, die er bereits sein ganzes Leben lang trug. "Wir nennen sie Sternenlicht ... Die Anhänger. Sie zeigen uns das Innere unser Seele und je nachdem was für eine Fähigkeit wir besitzen – So spiegelt es die Farbe." Er sah wie die Braunhaarige bereits Luft holt um erneut eine Frage zustellen. "Und wieso heißen sie dann nicht Seelenlicht?" Der blonde Arzt ist sogar verwundert über diese Frage, da er sicher war eine andere zuhören. "Aus einer Zeit vor unserer Welt gab es eine Legende. Dass die Sterne am Firmament eine Seele sind. Jede Seele – Für einen Stern." Kapitel 4: Der letzte Ausflug ----------------------------- Es war Mittagspause. Alysha saß gemeinsam mit ihren besten Freunden Melanie und Elijah an einer der Sitzbänke in der Cafeteria. Die Braunhaarige erzählte wie die Untersuchungen verlaufen waren und kam nicht drum herum, etwas von dem blonden Mann zuschwärmen. Elijah gefiel diese Tatsache ganz und gar nicht. "Wie war dein Ergebniss?" Alysha sah sogleich zum Schwarzhaarigen und antwortete ihm wahrheitsgemäß. "Ich weiß es noch nicht. Ich erfahre es nach der Mittagspause. Solange wird mein Blut in diesem komischen Gerät auseinander genommen." Melanie bejahte ihre Aussage und sah ebenfalls zum Schwarzhaarigen. "Bei mir hat es auch etwas länger gedauert. Dr. Grewe meinte, es dauert etwas länger bei Frauen." Sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. "Wahrscheinlich sind wir wichtiger als ihr Männer." Elijah hingegen schnaubte nur bei diesen Kommentar und verdrehte die Augen. "Wohl eher daran, weil ihr komplizierter seid." Das leichte Gelächter blieb in der Runde. Die Gruppe entschied sich das Schulgelände zuverlassen und noch etwas in die Stadt zugehen, da die Mittagspause immerhin knapp 2 Stunden dauernd würde. Zuerst wanderten sie zu einem Modegeschäft, zu Elijahs Missgunsten. Danach führte ihr Weg sie ein kleines Kaufhaus, was sehr beliebt in London war. Die Gruppe blickte in mehrere Schaufenster hinein und genießte die freie Zeit. Alysha fiel dann wieder etwas ein, wodurch sie El auch darauf ansprach. "Hast du eigentlich schon die Süße kontaktiert?" Sie sah den verwirrten Blick des Schwarzhaarigen und sprach es nun direkt aus. "Die Frau mit der du in der Schnellbahn geflirtest hast. Ist sie deine neue Flamme?" Melanie war sofort hellhörig, da sie immer die neuesten Informationen über das Liebesleben ihrer Freunde wissen wollte. Sie waren ein Team. El verstand nun worum es der Braunhaarigen ging und began zu grinsen. "Eifersüchtig?" Alysha schnaubt daraufhin nur beleidigt. "Niemals. Ich bin einfach nur neugierig ob wir dich die nächste Zeit noch bei uns haben werden. Immerhin verschwindest du immer für eine gute Woche, wenn du jemanden kennenlernst." Es war eine Tatsache, woraufhin Elijah auch nicht widersprechen konnte. Jedesmal wenn er sich in eine Beziehung stürzte, wollte er die Frau kennenlernen. Je nachdem wie die Woche verging, versuchten sie es weiter oder er beendete es, bevor es Ausarten konnte. Viele Frauen wurden eifersüchtig auf die Beziehung die er mit Alysha hatte. Kaum einer Verstand die tiefe Bindung zueinander, die sie seit Kindertagen geknüpft hatten. Diese Verbindung trug er ebenfalls mit Melanie, diese war jedoch in festen Händen und die Partnerinen gingen auf ihr Thema nicht ein: Anders als bei Alysha. "Ich habe mit ihr etwas geschrieben. Es sieht gut aus." Melanie konnte nicht anders als breiter zu grinsen. "Also wird es wieder eine Woche?" Das leichte grinsen des Schwarzhaarigen war Antwort genug. Die beiden Frauen konnten sich somit schonmal mentalisch vorbereiten.   Melanie hatte einen Juwelier ausgemacht und stürmte sogleich hinein. Hendrick würde bald seinen Geburtstag feiern und seine Partnerin wollte ihm dieses Jahr etwas besonderes schenken: Einen Verlobungsring. Alysha und Elijah standen etwas skeptisch zu diesem Plan. Auch wenn sie sich das Paar verheiratet vorstellen konnten, immerhin stand auf dem Plan ein Kind aufzuziehen, so waren sie auch beide einer Meinung: Der Mann soll den Antrag machen. Aly stand direkt neben ihrer besten Freundin und betrachtete ebenfalls die Ringe. Sie tauschten öfters die Meinungen aus, was die Schmuckstücke betrugen. Silber? Gold? Welche Goldsorte? Vielleichte sogar lieber den Antrag sein lassen? Elijah hörte ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu. Er hatte seine Meinung bereits laut ausgesprochen, somit war es jetzt Melanies Entscheidung ob sie es auch wirklich durchziehen wollte. Er selbst jedoch sah sich ebenfalls um. Er selbst musste nämlich ebenfalls noch etwas erledigen, denn ein Geburstags stand an: Alys Geburstag. Als Melanies Geburstag näher rückte, hatte er mit Aly gemeinsame Sache gemacht: Einen kleinen Wellnessurlaub für sie und Hendrick. Es war ein kompletter Erfolg gewesen. Bei Alysha wollte er dieses Jahr jedoch etwas besonderes aus dem Ärmel ziehen. Er flirtete gerne, das war kein Geheimnis. Wirklich interesse zeigte er jedoch an niemanden. Ab und zu sucht er sich eine Partnerin, musste jedoch sich selbst eingestehen dass es nicht langfristig sein würde. Sogar seinen besten Freunden verschwief er eine Tatsache – Er beendete immer die Beziehungen. Es lag nicht an den Frauen, sondern an ihm. Er betrachtete nebenbei die Ringe und musste feststellen, die Preise waren Wucher! Nur kurz schielte er zu den beiden Freundinen, die sich gerade einen Ring näher zeigen ließen. Elijah hatte ein großes Geheimnis, was nur Melanie wusste. Er hatte Gefühle für Alysha, seit Kindertagen bereits. Der Schwarzhaarige hatte es ihr nie gestanden. Jedes Mal wenn er sich dazu rang, ging etwas schief. Schlechtes Timing, wie er sich immer selbst einredete.   Elijah selbst hatte es relativ schnell verstanden. Es war kurz nachdem Alyshas Mutter verstorben war. Er hatte früher bereits einen Beschützerinstinkt gehabt, bei der Braunhaarigen war dieser jedoch mehr ausgeprägt. Oft hatte er versucht über sie hinweg zukommen da er genau wusste, dass es eine Einseitige Liebe war doch es gelang ihm nie. Deswegen hatte er vor einigen Monaten einen Entschluss gefasst: Dieses Jahr würde er es tun. Er hat vor es ihr zugestehen undzwar an ihrem Geburtstag. Der Schwarzhaarige hofft darauf, dass sie es wenigstens versuchen könnten. Niemand kannte die Braunhaarige sogut, wie er es tat. Er würde sie auf Händen tragen und dies war jedem bewusst, der ihn kannte. Sogar Melanie hatte ihm diesbezüglich beigepflichtet. In einem der Schaufenster erblickt er eine Kette aus Silber. Ein passender Anhänger, eine rote Rose. Alyshas Lieblingsblume. Er lächelt leicht bei diesem Anblick, denn er wusste in diesem Moment genau: Er hat den Anfang für sein Vorhaben gefunden.   Ohne Ring verließ die Gruppe den Juwelier und bewegte sich gen Universität. Die Vorlesungen würden bald wieder beginnen und Aly musste sich davor noch zum Doktor Grewe aufmachen. Als Elijah sich auf halbem Weg endschuldigte und zurück in die Stadt lief, lies er zwei verwirrte Frauen stehen. Diese jedoch konnten nur darüber lächeln und suchten sich eine leere Parkbank, wo sie in Ruhe ein kühles Getränke zusich nehmen konnten. "Du siehst so blass aus. Alles in Ordnung mit dir Aly?" Die Angesprochene nickte lächelnd. "Ja, ich habe nur mal wieder meine Migräne. Kein Weltuntergang." Dies war es wahrlich nicht für die Braunhaarige, da sie öfters an diesen Kopfschmerzen litt. An einigen Tagen mehr, als an anderen. Seit dem letzten Partyausflug waren diese jedoch wieder ein fester Bestandteil ihres Lebens. Sie entschied sich bald eine Schmerzdosis zunehmen, wenn es schlimmer werden würde. Sie erinnerte sich an eine Vorlesung am Anfang ihres Studiums. Angeblich sollten die Menschen vor mehr als 80 Jahren ihre Probleme mit Tabletten gelöst haben. Laut den Büchern gab es tausende von diesen, alle für einen anderen Zweck. Einige für Krankheiten die nicht mehr existierten oder eben für Kopfschmerzen. Die Braunhaarige konnte sich so eine Welt nicht vorstellen. Eine Welt wo es nur von Krankheiten wimmelte. Wo die Ärzte sich vor Patienten nicht retten konnten und man wegen jeder Kleinigkeit zu diesem rennen musste. Diese Menschen hätten dann liebendgerne in ihrer Zeit gelebt, in der heutigen Realität. Hier bestand die Medizin aus Phiolen und Spritzen. In ernsten Fällen gab es auch Operationen aber diese wurden immer seltener durchgeführt, da Valkyren mit ihren Fähigkeiten nachhelfen konnten. Was für eine seltsame Welt ... Elijah kam nach etwa einer Viertelstunde wieder zu den beiden Frauen und gab keine Erklärung, wohin er verschwunden war. Hätten sie nicht bald das Schulgelände betreten, war er sich sicher: Sie hätten nachgebohrt.   Erneut wurden sie auf dem Schulgelände überrascht: Die Valkyrenwächter waren verschwunden und es schien fast so, als ob in ihrer Abwesenheit ein Aufruhr entstanden war. Am liebsten hätten sie jemanden gefragt, aber das schien keine Option. Nebeneinander gingen sie die lange Treppe hinauf, die zum Hauptgebäude führte und Melanie kam nicht drum herum, einige wilde Theorien aufzustellen. Die beiden Freunde gaben ihrer Freundin in einer besonders Recht: Wahrscheinlich waren alle Studenten untersucht worden und die Valken hatten keinen Grund mehr zubleiben. Das erschien logisch, denn an dieser Universität hielt sie somit nichts mehr. Die Braunhaarige kam jedoch nicht drum herum, dass sie sich an den jungen Arzt zurückerinnerte. Sie selbst hatte diese Rasse immer für sehr arrogant und sogar selbstverliebt gehalten. Jedoch war der erste Kontakt zu einem anders verlaufen und Alyshas Überzeugung geriet ins wanken. Hatte sie sich getäuscht und die Valken waren nicht anders als die Menschen? Sie schienen sich nicht großartig voneinander zu unterscheiden. Sie hatte mit Gabriel gut lachen können und es kam ihr nicht so vor, als ob er auf sie herabgesehen hätte. Er war freundlich und zuvorkommend gewesen, war ihretwegen sogar am folgenden Tag erneut an der Universität erschienen. Dies könnte aber auch wegen seiner Pflichten sein, wodurch die Braunhaarige wieder in einen Zwiespalt gelangte. Sie erreichten nun endgültig die große Universität und folgten dem gepflasterten Weg in Richtung des Gebäudes. Dort waren die Valkyrenwächter ebenfalls verschwunden, was Melanies Theorie noch mehr verstärkte. Alysha würde den blonden Valkyren somit nicht mehr zu Gesicht bekommen, was sie sogar entäsuchte. Sie hätte sich gerne von ihm verabschiedet. Erneut pochte es an ihrer Schläfe und sie bat ihre Freunde kurz zuwarten. Aus ihrer Tasche holte sie eine kleine Glasphiole heraus, die für sehr viele Krankheiten die Medizin erster Wahl war. Erkältungen existierten nicht, dafür reichten einige Tropfen. Kopfschmerzen? Ein einziger Tropfen und man hatte für die nächsten Stunden keine Probleme mehr. Normale Übelkeit? Ebenfalls ein Tropfen.   Elijah unterhielt sich derweil mit Melanie wegen des Juwelier. Anscheinend hatten die Preise der Ringe sie etwas verängstigt, da Edelmetalle einen hohen Wert besitzen. Melanie konnte schlecht ihren Partner nach Geld fragen, da es sich um einen Verlobungsring handelte. Ihr guter Freund hatte zwar Ersparnisse, jedoch würde sie mit diesen auch nicht weit kommen. Sie hatte wohl keine andere Wahl, als sich einen kleinen Nebenjob zu suchen. Außerdem stand der Geburtstag ihrer besten Freundin an, wo sie sich auch noch eine Überraschung einfallen musste. Gerade als sie sich an diese Tatsache erinnerte hörte sie Glas zersplittern und sah in die Richtung. Die kleine Phiole mit der Medizin war zu Boden gefallen und verteilte sich auf dem Pflasterweg. Dies jedoch stockte Melanie nicht, sondern die Tatsache, dass Alysha ohnmächtig zu Boden fiel.  Kapitel 5: Ich werde dich finden -------------------------------- Elijah bemerkte im Augenwinkel wie Alysha sich komisch bewegte. Er drehte seinen Kopf endgültig zu ihr und sein Herz machte einen Sprung: Vor Schreck. Die Braunhaarige wankte gefährlich und fiel in sich hinein, die Medizin dabei verlierend. Er stürzte sogleich zu ihr und hörte nur noch ein leises zersplittern, was vom Glas kommen musste. Elijah erreichte sie in letzter Sekunde, bevor ihr Kopf auf den harten Pflaster gefallen wäre. Sofort kniete er sich neben sie und sprach sie an. Immer wieder wiederholte er ihren Namen. Erst erleichtert. Keine Reaktion. Danach drängender bis seine Stimme selbst in seinen Ohren verzweifelt klang. Melanie kniete neben ihm und wiederholte ebenfalls den Namen ihrer Freundin, die in seinen Armen lag. "Sie ist komplett neben sich. Lass uns sie auf die Krankenstation bringen." Gerade als er sie auf seine Arme hochheben wollte, öffnete die Braunhaarige langsam ihre Augen. Ihr Blick wirkte leer, was sogar den Schwarzhaarigen für einen kurzen Augenblicken stocken ließ. "Aly was ist los? Ist dir schlecht?" Sie bewegte ihre Lippen doch kamen nur unverständliche Worte aus ihren Mund. Auch wenn der Schwarzhaarige sein Ohr direkt über ihren Mund hielt, verstand er nichts. "Mir reichts. Ab mit dir auf die Krankenstation. Die Vorlesung kann mich dreifach." Er hob sie auf seine Arme und Melanie schnappte sich die Umhängetasche ihrer Freundin. Im leichten Sprint bewegten sie sich auf den Eingang zu, als ihnen der blonde Arzt entgegen kam. Am liebsten hätte Elijah ihn zur Seite geschubst, jedoch dämmerte ihm in einer Sekunde eines: Er war Arzt. Melanie kam ihm jedoch zuvor. "Dr. Grewe! Bitte helfen Sie uns! Alysha ist zusammen gebrochen!" Der Doktor schien außer Atem und kam direkt auf den Mann zu, der noch immer die bewusstlose Frau in seinen Armen trug. Kurz kam es dem Schwarzhaarigen vor, als ob er Melanie gar nicht gehört hatte. Anscheinend hat er selbst verstanden, dass seine Hilfe gebraucht wurde. Gabriel reagierte schnell und öffnete vorsichtig die Augen der Braunhaarigen. "Alysha kannst du mich hören? Antworte mir." Ihre Lippen formten sich erneut. Wenigstens gab sie eine Regung von sich. "Das ist nicht gut ... gar nicht gut ... Wachen!" Die Wachen hatte er gerufen, was die beiden jungen Erwachsenen überraschte. Beide waren sie von dem Arzt untersucht worden und beide hatten ihn als einen ruhigen und gelassenen Mann eingestuft. Diese Reaktion hätten sie von dem blonden Valken definitv nicht erwartet. Es dauerte keine 10 Sekunden und ein Mann in silberner Uniform erschien am Eingang. "Bringt sie sofort ins Krankenzimmer!" Der hochgewachsene Wächter trat sogleich an die Seite der Gruppe und nahm die Braunhaarige zu sich. Als er am Anfang die leichte Sturrheit des Schwarzhaarigen bemerkte sah er zu diesem, mit einem kalten Blick herab. Dieser Blick verriet dem Menschen nur eines: Mach keinen Fehler und übergib sie mir. Auch wenn Elijah sich nicht schnell einschüchtern ließ, besonders nicht wenn es um die Personen ging die ihm sehr am Herzen lagen, so zuckte er bei diesem Blick etwas in sich zusammen. Sein Körper reagierte schneller als es sein Gehirn tat: Gefahr.   Der Wächter und der Arzt waren schneller unterwegs, als Elijah und Melanie. In einer normalen Situation hätten sie sich bestimmt darüber aufgeregt und erneut unpassende Kommentare gegenüber dernValkyre gesprochen, in dieser Situation waren sie jedoch dankbar dafür. Die Gruppe erreichte die Krankenstation und der Wächter legte die Braunhaarige sogleich auf eines der Betten. Er sah zu seinem Vorgesetzten, der auf der anderen Seite des Krankenbettes stand. Der blonde Mann begann sogleich mit seiner Arbeit. Puls. Augen. Er versuchte erneut Reaktionen von der Ohnmächtigen Frau zuerhalten, die dieses Mal jedoch ausfielen. "Benachrichtige die Station. Wir müssen so schnell wie möglich nach Athen." Der Wächter salutierte leicht und verschwand mit wenigen Schritten aus dem Zimmer. Elijah und Melanie blieben und der Schwarzhaarige hatte endgültig die Nase voll, da er nichts von dem Zustand von Aly wusste. "Sprechen sie endlich mit uns. Was ist mit Alysha?" Auch Melanie konnte nicht mehr an sich halten und sah den blonden Arzt bittend an. "Bitte erzählen Sie es uns!" Gabriel hatte die beiden Anwesenden fast vergessen, sah er nun jedoch bei den Worten zu Ihnen. Auf seinem Gesicht war das Lächeln welches er die letzten beiden Tage getragen hatte verschwunden, ersetzt von enschlossenheit und ernste. "Hat sie Familie?" Fragte der Arzt nun jedoch. Melanie schüttelte sogleich den Kopf. "Wir sind Ihre Familie!" Der Valke sah die junge Frau eine Weile an, bevor er nun endlich mit der Sprache herausrückte. "Wir werden Alysha de Rosié nach Athen bringen." Seine Stimme war fest. Er konnte die Gesichter der beiden Erwachsenen förmlich lesen, als ob die Worte auf ihrer Stirn stehen würden. Der Schwarzhaarige verstand den Grund nicht, weshalb sie die Braunhaarige an die Küste bringen wollten. Die junge Frau hingegen öffnete ihren Mund und es schien ihr zu dämmern, was der Doktor damit meinte. Gabriel sprach nun die Wahrheit aus, die jeden Zweifel beiseite schlugen. "Sie ist eine Genträgerin und die Einschläferung scheint bei ihr schon länger vorzubestehen. Wir bringen sie nach Athen, wo die größte Einschläferungsanlage auf dem Planeten steht." El traute seinen Ohren nicht. Er starrte eine Weile auf den blonden Mann, bis sein Blick langsam zu Alysha wanderte, die noch immer Bewusstlos auf dem Bett liegte. Seine Freundin aus Kindertagen, mit der er sein ganzes Leben lang verbracht hatte. Mit ihr geweint und gelacht hatte. Für die er gekämpft und sie schon so oft beschützt hatte, war eine Genträgerin. Er erinnerte sich noch an die Vorlesungen in der Mittelstufe, wo sie das Thema in Genetik hatten. Genträger entwickeln im Laufe der Jahre die sogenannten V-Zellen. Wenn diese ihr Endstadium erreichen, so begann die sogenannte "Einschläferung". Sie verfallen ins Koma und schlafen mehrere Jahre, bis ihr Körper endültig genesen ist. Wenn sie aufwachen, sind sie vollwertige Valkyren und werden von der menschlichen Gesellschaft abgeschoben, damit sie unter Ihresgleichen Leben können. Die Frau die er seit Jahren liebte und geschworen hatte ihr niemals von der Seite zuweichen, würde ihn verlassen. Nicht weil sie es wollte, sondern weil sie musste. Sie war ein Geschöpf, was er niemals leiden konnte: Ein Valke.   Elijah selbst konnte sich nur noch schemenhaft daran erinnern, wie er an diesen Ort gebracht wurde. Nachdem er in London über Alyshas Zustand aufgeklärt wurde, verschwand die Braunhaarige mit dem blonden Arzt und einigen Wachen aus der Universität. Sie wurde von einer Schlange mehrerer Fahrzeuge abgeholt und umgehend richtung Athen transportiert. Melanie hatte ihren Partner erreicht, der die beiden in London abholte. Zu dritt machten sie sich auf den Weg nach Athen, direkt ins Zentrum der Einschläferungsanlage. Es war nicht einfach hineinzukommen, doch sie hatten Glück. Doktor Grewe hatte ihnen die Erlaubnis erteilt, wodurch sie freies Geleit ins Krankenhaus erhielten. Dieses Krankenhaus war größer, als jedes andere was der Schwarzhaarige jemals gesehen hatte. Draußen wimmelte es von Valken. Alle in Uniformen, bereit jederzeit zu Kämpfen. Im inneren sah es nicht anders aus, jedoch roch es überall nach Desinfektionsmitteln. Alles war im Inneren weiß gehalten. Die Wände, der Boden und jedes andere Möbelstück welches man auffinden konnte. Die kleine Gruppe wurde einen langen Gang hinunter geführt, bis sie eine Hochsicherheitstür erreichten. Dort bemerkte der Schwarzhaarige, dass der Kristall des Wächters ihm erst erlaubte durchzuschreiten. Melanie bemerkt als Erste den Wächter von der Universität, der an einer Glaswand stand und ins Innere des Raumes blickte. Auch er bemerkte die Gruppe der Drei Menschen, die sich ihm näherten. "Willkommen. Doktor Grewe hatte Euch bereits erwartet." Hendrick begrüßte den Valken und kam sogleich zum Thema. "Wie geht es Alysha und wo ist Sie?" Der hochgewachsene Wächter zeigte mit einer kurzen Kopfbewegung in den Verglasten Raum, wo sich mehrere Ärzte um ein Bett bewegten. Nur kurz erhaschte die Gruppe, dass die Braunhaarige auf diesen lag und sogar bei Bewusstsein war. Der Wächter sprach etwas aus, bevor er sich von der Gruppe abwandte. "Sie ist bei Bewusstsein und wird noch Untersucht. Der Doktor wird bald zu Euch stoßen. Wartet solange hier." Gabriel stand etwas abseits des Bettes, wo die Genträgerin lag. Durch ein Mittel wurde sie wieder wach, doch niemand wusste wie lange dieser Zustand andauern würde. Er selbst hatte nur kurz mit ihr sprechen können und hat ihr die Lage geschildert. In ihren Augen konnte er jedoch nicht wirklich eine Reaktion herauslesen. Sie war weder geschockt noch erleichtert. Die Braunhaarige war die Ruhe selbst gewesen und hatte nur wenige Fragen gestellt. Nichts was wichtig erschienen wäre. Seither hatte er Abstand genommen und die Spezialisten ihre Arbeit verrichten lassen. Er bemerkte die ankommende Gruppe von Menschen, die laut ihrer Aussage die Familie der Braunhaarigen war. Er rührte sich nun und verließ den Raum und wo sich die Gruppe sich befand. Die junge Frau kam sogleich auf ihn zu. "Doktor ... Wie geht es Alysha?" Erneut diese Frage und erneut wusste er nicht genau, wie er darauf antworten sollte. Immer wurde ihm versichert, das Menschen bereits vom Kindersalter erzogen wurden um so viel wie möglich über seine Rasse zuerfahren, wie sie es sollten. Und doch schien es ihm jedes Mal erneut, als ob sie nichts wüssten. "Wir konnten die Einschläferung etwas vertagen. Sie ist bei vollem Bewusstsein." Ein Mann, welchen der Valkyre zum ersten Mal begegnete, sprach ihn nun an. "Wie lange wird sie in diesem Zustand bleiben, bis der richtige Prozess beginnt?" Anscheinend verstand wenigstens dieser Mann etwas mehr, als die jüngeren in diesem Raum. "Wir wissen es nicht genau. Das ist von Patient zu Patient unterschiedlich." Sein Blick glitt wieder durch die Glasscheibe. "Die Untersuchungen zeigen jedoch, dass es vor dem Sonnenaufgang passieren wird. Ihr habt somit Zeit, euch zu verabschieden ..." Bei den letzten Worten blickte er wieder zu der Gruppe und hoffte, sie würden es verstehen. Denn auch wie viele Gerüchte um seine Rasse kursierten, so stimmte eine: Einmal Eingeschläfert, so verlässt man die Welt der Menschen und kehrt nicht zurück.   Es dauerte gefühlte Stunden, bis die Ärzte ihre Arbeit verrichtet hatten. Der Schwarzhaarige stand die ganze Zeit vor der Glasscheibe und behielt seinen Blick starr auf Alysha. Er fühlte sich innerlich leer. Er kam nicht drum herum sich an das Gespräch zu erinnern, was vor einigen Tagenin der Schnellbahn stattgefunden hatte. Wir haben nur noch Uns – Was wäre somit wenn nur einer von uns das Gen in sich trägt? Er war so naiv gewesen ... Er hatte sich auf die Untersuchungen gefreut. Was wäre wenn. Diese Gedanken hegte er seit einigen Tagen. Es würde einem Besser gehen. Man hatte keine Sorgen mehr, die es hier gab. Man konnte tun was man wollte und man erhält eine Fähigkeit. Eher erlernt man sie, in der Zeit der Einschläferung. Der Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte die Gefühle, die sich langsam hochbahnten. //Ihr habt somit Zeit euch zu verabschieden ...// Diese Worte waren schon fast wie ein Mantra in seinem Kopf, was sich wiederholte und wiederholte. Der junge Arzt war danach noch kurz bei Ihnen geblieben und hatte versichert, dass die Braunhaarige sich an alles erinnern würde. Durch die Einschläferung verlierte man zwar sein menschliches Leben, aber nicht seine Erinnerungen. Melanie sprach seinen Namen aus, wodurch er kurz zuckte und sogleich in ihre Richtung sah. Die junge Frau hatte sich von ihrem Sitz erhoben und sah müde zu Elijah. Unter ihren Augen konnte man deutlich die Augenringe sehen, da sie die Tränen nicht aufhalten konnte. "Sie sagen, wir können rein ..."   El wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er setzte sich jedoch in Bewegung und betrat als letzter in den Raum. Die Tür hinter ihm schloss sich automatisch und versperrte ihm den Weg, wenn die Panik ihm übermahnen sollte und er fliehen wollte. Melanie trat mit gefährlich glänzenden Augen zum Alys Bett, die ruhig dalag. "Liebes ..." Sogleich traten die Tränen in ihre Augen, als sie die leise Stimme ihrer Freundin hörte. Melanie war immer nahe am Wasser gebaut, aber diese Situation überforderte sie gänzlich. Niemals hätte sie sich vorstellen können, jemanden so verlieren zukönnen. Immer waren die Drei für sich da gewesen. Egal wie dreckig es einen von Ihnen gegangen war- Sie waren ein Team. Für Immer. Doch Immer schien ein Wort zu sein, was nicht Ewig anhält. Denn für Immer, würde an diesen Tag enden. Sie waren gezwungen Alysha ziehen zulassen, in eine andere Welt. "Wie konntest du es nicht bemerken ..." Alysha brachte ein leichtes Lächeln hervor, obwohl man ihr ansah wie sie bereits mit der Müdigkeit kämpfte. "Anscheinend war es doch keine einfache Migräne ... ich hätte doch zum Arzt gehen sollen." Sie versuchte ihre Freunde zum Lachen zubringen um es nicht noch schwieriger zumachen, wie es eh schon war. Der Braunhaarigen war es selbst bewusst: Es war das letzte treffen. Ein würde keines mehr folgen. Seltsamerweise war die Müdigkeit stärker als jede andere Emotion. Sie verspürte etwas trauer, doch nicht annähernd so stark dass sie diese ihnen zeigen konnte. Es vergingen Stunden und Melanie hatte ihre Tränen endlich bekämpft. Sie erzählte Alysha dass sie das Fach wechseln würde um alles über die Valken zulernen. In der Hoffnung doch noch eine Möglichkeit zuerhalten, sie jemals wiederzusehen und wenn nicht, alles über sie zuerfahren. Was für ein Wesen ihre beste Freundin geworden war. Wie ihr Leben auf der großen Insel aussehen könnte. Ab und zu schaffte Melanie es sogar einen Witz über die Lippen zubekommen, dass Alysha doch versuchen sollte jemand wichtigen zuheiraten, damit man sie wenigstens ab und zu in den Medien sehen konnte. Doch egal wie sehr man versuchte etwas aufzuschieben, so holt einen immer die Zeit ein ... Es war Zeit sich zuverabschieden, denn Gabriel stand bereits im Gang und beobachtete die Gruppe von auserhalb.   Melanie, die die ganze Zeit an der Bettkante gesesen hatte, bückte sich nun über ihre beste Freundin. Sie lächelte und doch verrieten ihre Augen sie erneut. Sie stand kurz vor den Tränen. Melanie endschuldigte und bedankte sich für alles in ihren Leben. Wünschte ihr das Beste. In den letzten Minuten gab ihr die junge Frau einen Kuss auf die Wange und Alysha zeigte nun das erste Mal Regung, seit sie auf diesem Bett lag. Man konnte ihr die Trauer nun endlich ansehen. Zwar war diese in ihrem Gesicht zuerkennen, doch keine Tränen traten heraus. Melanie trat als erste von ihrer Freundin weg und verließ den Raum. Hendrick setzte sich nun auf den Platz, welchen Melanie die ganze Zeit beschlagnahmt hatte. Die Verabschiedung war deutlich kürzer als bei Melanie und doch erwachsener. "Pass auf Mel auf ... Du weißt sie kann eine Heulsuse sein ... Bitte hilf ihr durchzukommen ..." Sie sah das nicken von Hendrick, der ihr bereits früher in der Schulzeit das Leben gerne zur Hölle gemacht hatte, indem er Strafarbeiten und Hausaufgaben verteilte. Doch es war nicht ihr Lehrer der neben ihr sitzte, sondern der Partner ihrer besten Freundin. "Möchtest du Melanie heiraten?" Der Mann schien über diese Frage etwas verwirrt zu sein, denn das verriet sein Gesichtsausdruck. "Ich wünschte ich hätte eure Hochzeit erleben dürfen ... Ihr seit ein tolles Paar ..." Alysha meinte diese Worte ehrlich und lächelte auch dabei. Die Müdigkeit drängte immer härter an ihr doch sie weigerte sich. Noch ein bisschen ...   Elijah stand nun als letzter des Freundeskreises in ihrem Zimmer. Er war seit Stunden in diesem Raum und doch hatte er es nicht über sich gebracht ein einziges Wort zusprechen. Nun wo er alleine mit ihr war und sie ihn müde anlächelte, dämmerte es ihm erneut: Das letzte Mal ... Nun bewegte sich auch der Schwarzhaarige zu dem Bett und machte es sich auf der Bettkante bequem. Er nahm ihre Hand in die Seine. Eine Geste, die sie seit Kindertagen hatten. Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte sich der Schwarzhaarige an eine Situation ...   Es war mitten in der Nacht und Elijah war gerade mal 7 Jahre alt. Draußen regnete es in Ströhmen und wie nicht anders zu erwarten: Donnerte es. Er hörte jemanden auf den Gang und setzte sich deswegen auf. Jemand öffnete leise seine Tür und spähte ins Zimmer. Ein kleines braunhaariges Mädchen in einem rosa Schlafanzug, gekuschelt an einen großen Teddybären. Es handelte sich um Alysha, die Tochter der Direktorin. Ohne etwas zusagen schloss das kleine Mädchen die Tür und hüpfte in Elijahs Bett. Die Sechsjhärige kuschelte sich an den Jungen, der für sie wie ein großer Bruder war. "Hast du wieder Angst vor den Donnern?," fragte der Junge. "Ja ... Mama sagt dann immer. Sie holen dich wenn du unartig bist ... Deswegen muss ich immer brav sein ..." Elijah glaubte Lilia nicht und doch war es keine Neuigkeit, dass die Kleine immer Nachts zu ihm ins Bett schlich. "Ich beschütze dich. Jetzt und für Immer." Er nahm ihre Hand in die Seine und legte sich neben sie. Das kleine Mädchen schaute ihm in die Augen. "Versprichst du es?" Der Junge nickte und gemeinsam schliefen sie ein, ohne dass an diesem Tag sie jemand auseinander brachte. Nicht einmal der Donner.   "Ich werde dich suchen." In seiner Stimme klang der Ernst und die Braunhaarige erkannte diesen sofort. "Red keinen Quatsch. Du kannst nicht den Helden spielen und mich suchen ..." Alysha musste bei dieser Vorstellung lächeln, da sie ihm das sogar zutraute. "Es ist kein Quatsch. Ich weiß zwar noch nicht wie aber ..." Erneut biss sich der Schwarzhaarige auf die Unterlippe, wie er es so oft an diesem Tag getan hatte. "... das ist nicht das letzte Treffen. Ich schwöre dir: Ich werde dich finden." Mit einer sanften Handbewegung strich er Aly eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Braunhaarige behielt ihren sanften Blick und prägte sich jedes Merkmal seines Gesichtes ein, wie es auch der Schwarzhaarige tat. "Bitte kümmere dich um das Waisenhaus ... Lass die Kinder nicht alleine ..." Elijah nickte verstehend. Er hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, aber er wusste dass er sich um alles kümmern würde. "Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um alles ..." Es wurde still zwischen Ihnen und erneut kam ein Gefühl in ihm auf, was er so viele Jahre bereits unterdrückte. //Soll ich es ihr sagen? Meine Gefühle? Meine wahren Gefühle ....// Er kämpfte in sich. Sein Herz gegen seinen Verstand. Er bückte sich zu ihr herunter und sah nur, wie die Braunhaarige ihre Augen schloss. //Möchte sie es auch ...?// Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und Alysha öffnete ihre Augen wieder. Er entschied sich auf seinen Kopf zuhören. Es wäre unfair ihr gegenüber, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Keiner von Ihnen wusste, was als nächstes passieren würde. Was in ihren neuen Leben auf sie wartete ... Wie konnte er ihr dann noch so eine Last aufbürden? Erneut strich er ihr über die Wange. "Du musst gehen ... Es ist Zeit ..." Das waren ihre letzten Worte, bevor er endgültig aus dem Zimmer schritt. In diesem Krankenzimmer hatte er nicht nur die wichtigste Person in seinem Leben gelassen, sondern auch sein Herz. Er würde es wegsperren, für so lange wie es notwendig war. Er hatte nun ein Ziel und solange bis er dieses nicht erfüllt hat: Würde er keine Emotion zeigen. Niemanden gegenüber ....   Doktor Grewe stand nun alleine auf dem Korridor. Die Gruppe der Menschen wurde vor einiger Zeit von einer Wache hinausgeleitet. Sein Blick fixierte die Braunhaarige, die noch sichtlich gegen die Einschläferung kämpfte. Ein gutes Zeichen in seinen Augen. Sie schien eine Kämpferin zu sein. In seiner Hand trug er ein kleines Holzkästchen, welches er aus seinem Büro geholt hatte. Mit zwei Schritten erreichte er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Die Braunhaarige wandte ihren Kopf in seine Richtung und erkannte den Mann, der ihr nun einen Besuch abstattete. Sie sah ihn an und doch sprach sie kein Wort. Es schien ihr, als ob die Müdigkeit nun auch begann ihre Sinne zutäuschen ... Der blonde Valke öffnete das Holzkästchen und zeigte der Braunhaarigen den Inhalt. Ein runder Kristall mit einer silbernen Kette. Das Zeichen der Valkyren. Alysha sah zu diesem und erkannte sofort, dass in diesem Anhänger kein Licht strahlte. Kein Glänzen, wie bei den anderen Anhängern. Sie fand jedoch ihre Stimme wieder, die in ihren Ohren noch rauer wirkte, wie zuvor. "Ein Sternenlicht ..." Der Arzt nickte und fand sein lächeln wieder. Er holte das Geschenk aus dem Kästchen hervor. "Wenn du wieder erwachst, wird es dein Eigentum. Der Kristall wird deine Seele widerspiegeln ..."   Er trat an das Bett und hängte der Braunhaarigen die Kette um, indem er sie etwas anhob. Der Arzt merkte von Augenblick zu Augenblick, dass die Einschläferung immer näher kam. Ihre Vermutungen sollten sich erneut bewahrheiten, es würde vor Sonnenaufgang geschehen ... Nur kurz sah er auf die Wanduhr, die bereits 2 Uhr nachts zeigte. "Doktor ... werden Sie ..." Der Valke schmunzelte nun und sah direkt in die müden grünen Augen unter sich. "Du brauchst mich nicht mehr duzen. Mein Name ist Gabriel." Er vernahm ihr kaumscheinbares nicken. Erneut versuchte die Braunhaarige ihre Frage zustellen, solange sie die Möglichkeit hatte. "Werden wir uns wiedersehen?" Der blonde Mann bejahte die Frage und versicherte ihr sogar, dass er sie in ihren gemeinsamen Heim wiedersehen würde. "Du solltest die Müdigkeit zulassen .. Kämpfe nicht dagegen an ..." Er sah ein knappes nicken und wie ihre Augen immer müder wirkten. Der Valkyre entschied sich, dass es Zeit wurde. Er drehte ihr den Rücken zu und wollte das Krankenzimmer verlassen, als er erneut ihre Stimme vernahm. "Gabriel ... Ich habe dich niemals gefragt ... Dein Sternenlicht ... es leuchtet golden ... Was für eine Fähigkeit besitzt du?" Der Angesprochene drehte seinen Kopf zu ihr und lächelte sie warm an. "Alysha ... Meine Fähigkeit ist die Heilung. Und nun Schlaf." Erneut lächelte die Braunhaarige, da sie noch ihre Antwort gehört hatte, bevor sie ihren Augen endgültig geschlossen hatte ... Kapitel 6: Man muss in die Zukunft sehen! ----------------------------------------- Das Leben ist wie ein Traum. Wir wünschen uns etwas, erhalten es meist jedoch nie. Meistens wandern wir ohne Orientierung herum und suchen nach einen richtigen Weg. Suchen nach jemanden, der uns dabei hilft ihn zu finden. Wir strecken die Hand in die Dunkelheit und hoffen, dass sie jemand sehen wird. Jemand uns selbst erkennt. Unseren wahren Kern, tief im Inneren unseres Herzens. Wenn wir aufwachen, ändert sich nichts. Wir realisieren unsere Fehler oder erinnern uns daran, dass es woanders schöner war. In der Vergangenheit. Sei es im Leben oder im Traum, beides gehört der Vergangenheit an. Das Problem an Träumen und dem Leben ist, wir wünschen uns etwas herbei was nicht mehr in der Reichweite ist. Wir müssen nach vorne sehen und aktzeptieren, dass man die Zeit nicht umdrehen kann. Man muss in die Zukunft sehen.   Um sie herum war es schwarz. Sie spürte ihren eigenen Körper nicht und doch war sie sich sicher, dass sie in diesem war. Dass es IHR Körper war. Sie drehte sich einige Male um sich selbst, in der Hoffnung etwas zusehen oder zuhören. Aber beides trat nicht zu. Sie spürte die Leere in sich und ging in die Knie. Was war das letzte, woran sie sich erinnern konnte? Sie war nicht alleine gewesen ... Sie war eine Genträgerin und würde zu einer Valkyre werden. So hatte ihr Schicksal es entschieden. Valkyren ... Wer waren sie eigentlich genau? Was war sie selbst? War sie bereits eine? Erneut hob sie den Kopf und blickte in die Dunkelheit, die sich nicht verändert hatte. Was war noch geschehen? Die Ärzte hatten Test mit ihr durchgenommen. Sie würde lange schlafen, damit sich die V-Zellen komplett bilden konnten. Damit dies nicht aus dem Ruder verlief, mussten die Ärzte einige Vorsorgen treffen. Was hatten sie damit gemeint? Hier in der Dunkelheit würde sie bestimmt keine Antworten finden ... Sie stand wieder auf ihren Füßen, die wie betäubt wirkten. Einen kurzen Moment zögerte Alysha doch dann. Sie trat einen Schritt nach vorne, dann noch einen. Mit jedem weiteren Schritt schien es ihr so, als ob sie sich von ihrem alten Leben entfernen würde. Sie suchte in ihren Erinnerungen, was nach den Untersuchungen passiert war. Ihre Freunde waren zu ihr gekommen. Melanie hatte geweint. An ihr Gesicht konnte sie sich noch genau erinnern. Wie sie wegen ihr, alle Pläne ändern würde. Ein leichtes lächeln bildete sich auf ihren Lippen als sie sich wieder an die kleinen Witze erinnerte, die Melanie erzählte. An ihrer Seite war Hendrick gewesen, ihr fester Partner. Nun erinnerte sie sich an die Verabschiedung von ihm. Sie hatte ihm gebeten, gut auf Melanie aufzupassen. Das war eine gute Entscheidung gewesen, stellte die junge Frau fest. Ihre Schritte verlangsamten sich nicht, obwohl weitehrin nichts zu sehen war. Pure Leere.   Danach war sie mit Elijah alleine im Zimmer gewesen. Sie bat auch ihn etwas ... Ja, dass er sich um alles kümmerte. Um das Waisenhaus. Ihre Wohnung musste ebenfalls geräumt werden, hoffentlich machte ihm das keine großen Probleme ... Ihre versteckten Ersparnisse würde er hoffentlich finden. Immerhin kannte er sie am Besten. Aly blieb stehen, da ihr erneut eine Erinnerung in den Kopf stieg. Elijah wollte nach ihr suchen. Das hatte er selbst zu ihr gesagt. Wie ein Held wollte er einen Plan schmieden und sie "befreien". Doch vor was retten? Sie wusste es selbst nicht ... Erneut begann die Braunhaarige zugehen. Eine weitere Erinnerung erschien vor ihrem Auge. Bevor sie eingeschlafen war, war Doktor Grewe in ihr Zimmer gekommen. Nein, nicht Doktor ... Gabriel ist sein Name. Er hatte ihr etwas Geschenkt ... eine Kette ... Das Sternenlicht! Sogleich blickte sie nach unten, konnte jedoch nichts sehen. Blöde Dunkelheit! Sie begann ihren Oberkörper abzutasten, bis sie die Kette mit dem passenden Anhänger fand. Sie konnte ihn nicht sehen, fühlte ihn jetzt doch. Doch er glänzte nicht ... Schien kein Licht aus ... Anscheinend war sie doch noch keine Valkyre ... Immerhin war das Sternenlicht dafür bekannt, dass es einen Lichtschimmer von sich gab.   Sie wusste nicht wie lange oder wie weit sie bereits ging aber das Szenario blieb das Gleiche – Dunkelheit und drückende Stille. Wenn das ihre Bleibe für die nächsten Jahre sein sollte, solange wie sie schlief, wollte sie jetzt bereits aufwachen. Sie hatte die Nacht zwar geliebt, aber das lag an den Sternen und den Mond. Hier war nicht mal eine Straßenlaterne die wenigstens etwas Licht spenden konnte. Von Häusern und anderen Gebäuden mal ganz zuschweigen. Die Braunhaarige seufzte und stemmte die Hände an die Hüfte. Da fiel ihr etwas auf, was sie bisher nicht wahrgenommen hatte. War das wirklich ihre Hüfte? Seit wann war sie so ... Wo war ihr kleines Speckröllchen was sie jeden Morgen so aufgeregt hatte? Sie taste erneut genauer, fand dieses jedoch nicht. Ob sie darüber sich freuen oder veränstigt sein sollte, war sie sich selbst nicht sicher. Was sollte sie nur machen? Die Chancen einen Notausgang zu finden waren gleich Null. Das wusste sie genau, auch wenn sie keine Ahnung hatte wo sie sich befand. Gehen schien keine alternative zu sein, da sich so auch nichts änderte. Sollte sie hier wirklich einfach warten? Hmm ... auf der einen Seite verlockend, doch Geduld war nie ihre Stärke gewesen. Den Kopf in den Sand zusetzen auch nicht, wodurch sie erneut anfing zugehen. Gehen ... Gehen ... und nochmal gehen ... Alysha war bestimmt schon einige Stunden an diesem Ort, doch es erschien ihr wie Tage ... Monate ... Vielleicht sogar ein Jahr? Nein .. man sollte die Fantasie doch nicht so herumspinnen lassen. Apropos Fantasie ... was wenn das gerade die Realität war? Sie kniff sich in die Handfläche und verspürte keinen Schmerz. Ein Traum – Herrlich. Das mit der Realität konnte sie somit beiseite schieben. Irgendwann wurde es der Braunhaarigen doch zu dumm und sie setzte sich erneut auf den Boden ... Zumindestens auf irgendwas. Es fühlte sich jedoch an wie ein Boden. Zwar nicht kalt oder uneben, aber wie ein Boden. Sie hatte versucht in diesem Traum etwas zu materialisieren, wie man es so oft in Träumen getan hat – es geschah aber nichts. Sie hatte somit keine Kontrolle über ihren Traum und dies nervte sie noch mehr. Erneut spürte sie das Sternenlicht an ihrem Körper und nahm den Anhänger zwischen zwei Finger. Sie begann almällich etwas zuspüren. Die Kälte des Sternenlichtes. Er wirkte wie ein gewöhnliches Schmuckstück. Ohne Glanz, ohne Licht, ohne Leben. Dabei hatte ihr Gabriel bei der Voruntersuchung bereits geschildert, dass das Sternenlicht etwas ganz besonderes sei. Ein Teil jedes Valkens. Ihre Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt und so erkannte sie die Umrisse des Kristalls. Wie komme ich nur hier raus ... Diese Frage stellte sie sich bereits zum x-ten Mal, seit sie hier gelandet war. Nach einigen Augenblicken schloss sie die Augen und lehnte sich etwas nach vorne. Die Arme hatte sie über ihre Knie gelegt und nun platzierte sie auch ihren Kopf darauf. Ihr Blick war weiterhin auf das Sternenlicht fixiert. Das einzig bekannte in dieser Dunkelheit. Langsam kamen ihr Worte über die Lippen. Eine Frage, die sie sich selbst stellte ... "Wo bin ich hier? Wer bin ich?" Dieser Ort brachte einen zum Überlegen. Eine Eigenschaft die Alysha immer gerne umgangen hatte. Sie schloss die Augen und verhaarte in ihrer Position. Sie dachte über ihr Leben nach. Ihre Kindheit ... Über ihre Mutter.   Sie sah den Unfall vor sich, der ihrer Mutter das Leben gekostet hatte. Sie war gerade Mal 13 Jahre alt gewesen. Aly und ihre Mutter waren im Waisenhaus und ein neuer Junge kam zum ersten Mal. Er war in ihrem Alter, jedoch verstanden sie sich nicht. Bei jeder Kleinigkeit machte er sie dumm von der Seite an, was sie widerrum erwiderte. Es war ein hin und her. Elijah stand zwischen Ihnen, doch ihre Mutter brachte die beiden Jungs immer auseinander, damit es nicht schlimmer wurde. Die Braunhaarige bereute diesen Moment. Wegen einer Dummheit war ihre Mutter ums Leben gekommen, wegen eines Fehlers. Ihren Fehlers.   Alysha war am Abend weinend aus dem Waisenhaus gerannt, da ihre Mutter sie gebeten hatte freundlicher zu dem Neuankömmling zusein. Dies hatte sie verletzt und sie rannte aus dem Haus. Sie hatte nicht aufgepasst wohin sie gelaufen war und bemerkte somit auch nicht, dass sie auf der Straße gelandet war – Direkt vor ein fahrendes Auto. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie ein Licht sie blendete. Ein rauer Schubs von der Seite und die quieschenden Reifen des Wagens. Danach lag ihre Mutter einige Meter von ihr entfernt. Blutüberströhmt und Tod. Ihretwegen ... Sie hätte an diesem Tag sterben sollen, nicht Sie ...   Eine leichte Wärme lies Alysha aufschrecken. Sie bemerkte am Anfang nicht woher, realisierte jedoch schnell dass es von dem Sternenlicht zwischen ihren Fingern kam. Erneut starrte sie darauf und glaubte, ein kleines Licht inmitten des Kristalls zuerkennen. War es nur Einbildung? Denn die Wärme war real. Ihr Blick blieb auf dem Anhänger, bis sie sich ganz sicher war: Er fing an zu leuchten. Am Anfang nur schwach, doch es breitete sich langsam aus. So sehr, dass sie ihre Umgebung endlich erkennen konnte. Sie war in einem Art Raum eingesperrt, ohne Türen und Fenster. Endlos. Sie erhob sich wieder vom Boden, was wirklich ein Boden gewesen war. Aly spürte Blicke auf sich ruhen und sah hinter sich, wo sie ihre Freunde erkannte. Elijah, Melanie, Hendrick. Sogar die kleine Kathie und andere Kinder aus dem Waisenhaus waren anwesend. Sie lächelte und wollte bereits zu ihnen gehen, als sie die leeren Augen der Menschen vor sich erkannte. Es war eine Illusion ... Die Braunhaarige sah ihre Liebsten eine lange Weile an, bis sie erneut eine Wärme von dem Sternenlicht verspürte. Sie blickte zu dem Anhänger herunter und erkannte nun auch ein anderes Licht – Hinter ihr.   Alysha drehte sich um und sah nun ihr gegenüber einen blonden Mann. Es war Gabriel. Auch dieser sah sie mit leeren Blick an. Er war also ebenfalls eine Illusion ... Doch warum war er hier? Warum waren alle hier? Abwechselnd sah sie zu den beiden Parteien und wurde das Gefühl nicht los, als ob es eine Art Entscheidung war. Ein Test. Hatte sie wirklich die Entscheidung? Konnte sie wählen, wohin sie gehen wollte? Erneut begann sie zuüberlegen und es erschien ihr absurd. Auch wenn sie nur das Standartwissen jedes Menschen über die Valkyren hatte, so hatte man als Genträger keine Entscheidung. Es war nunmal so, wie es war. Einmal erkannt gab es keinen Weg zurück. Sie blickte erneut zu den Menschen die sie liebte und betrachtete jeden von ihnen genau. Egal wie viel Zeit bereits vergangen war ... Sie war nicht dort gewesen. Jeder von ihnen hatte sich bestimmt verändert. Die kleinen Kinder gewiss. Sie drehte sich nun zu Gabriel um, der ebenfalls mit seinen leeren Augen auf sie blickte. Kein Lächeln umspielte sein Gesicht. Es ist ein Traum ... und doch schien es, als ob man sogar in Träumen Entscheidungen fällen konnte. Unwissend oder Wissend, es spielt keine Rolle ... Jedoch verstand Alysha in diesen Moment etwas, eine wichtige Lektion wie es ihr erschien. Um weiter vorranzukommen, musste man loslassen. Dieses Bild schien so logisch zu wirken ... hinter ihr die Vergangenheit, die Menschen ... in der Mitte, sie selbst, die Gegenwart und vor ihr die Zukunft, die Valkyren. Als sie diese Gedanken beendete, erstrahlte das Sternenlicht endgültig und füllte die ganze Umgebung mit hellem Licht. Alysha hingegen war nicht bewusst, dass auch das wahre Sternenlicht seinen Glanz erhalten hatte, im Krankenzimmer in welchem ihr fester Körper lag.   Ein helles Licht tauchte die ganze Einschäferungsanlage in warme Farben. Sogleich sprang ein älterer Arzt und einer der Wächter auf die Beine, denn schon oft hatten sie dieses Licht erblickt. Das Licht war das Zeichen, dass eine neue Valkyre geboren wurde und es Zeit war zuerwachen. Das Sternenlicht hatte ihre Fähigkeit und Sie selbst aktzeptiert und war nun ein Teil ihres Lebens. Der Arzt folgte dem Regenbogenlicht bis er im Krankenzimmer ankam, von welchem es auskam. Er sah sogleich zu der jungen Frau, die noch immer schlafend in ihrem Bett lag. Es gab in der ganzen Anlage nicht viele Einschläferungen, somit sah er das Gesicht der jungen Alysha de Rosié nicht zum ersten Mal. Doch dieses Mal zierte ein warmes Lächeln seine Lippen. Eine Valkyre war in diesem Augenblick geboren worden und wurde somit ein Teil seiner Familie, seiner Rasse! "Heloz!" Er sah zu dem Wächter der ebenfalls aufgesprungen war. "Steh nicht so sinnlos rum, mein Sohn. Benachrichte die Schwestern und ruf in Valkyria an. Ich kenne da jemanden, der wird sich freuen vom Erwachen dieser jungen Frau zuhören!" Kapitel 7: Zwei Jahre --------------------- Es fühlte sich komisch an. Die Braunhaarige spürte ihren Körper, wie er auf einem weichen Bett lag. Ein warmes Licht, was ihren Körper von Innen und von Außen wärmte. Sie hörte eine Maschine, die wohl ihren Herzschlag deutete. Solche Geräte hatte sie einige Male in Krankenhäusern gesehen. Eine Nadel steckte in ihrem rechten Arm, das nahm sie ebenfalls war. Ihre Augen jedoch, konnte sich nicht öffnen. Sie hörte wie jemand sich um sie herum bewegte. Die Schritte waren kurz und leise. Nach wenigen Augenblicken hörte sie erneut Schritte, dieses Mal kamen sie jedoch von der linken Seite. Es schien noch jemand im Zimmer zu sein. "Wie geht es der jungen Dame?" Die Stimme gehörte einem älteren Mann, dies konnte sie heraushören. Die Stimme die antwortete jedoch, einer Frau. "Sie scheint aufzuwachen. Alle Maschinen sprechen dafür. Seht selbst ..." Beide Personen schritten etwas weiter von Ihr weg. Dort hörte sie auch das Piepen. Erneut sprach der ältere Mann. "Ja ... Du hast Recht. Womöglich hört sie uns sogar schon." Sie spürte wie das Bett sich etwas senkte. Anscheinend hatte jemand auf diesen Platz genommen. "Lass mich sehen ..." Sie spürte raue Fingerkuppen, die an ihrer Halsschlagader landeten. Die Haut war zwar rau, aber wohltuend. "Ja ... es spricht alles dafür. Wenn du mich hören kannst, so versuche deinen Finger zubewegen ... an deiner rechten Hand am Besten ... Hier sitze ich ..." Ein leises und doch angenehmes Lachen breitete sich im Raum aus. Alysha versuchte seiner Bitte nachzugehen, jedoch erschien es ihr Unmöglich. Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Erneut. Komm schon ... Nur einen Finger! Bei all den Versuchen bemerkte sie nicht, wie ihr Körper ein kurzes zucken von sich gab. Die Anwesenden im Raum dafür schon. "Wunderbar ... du reagierst. Willkommen zurück, meine Liebe. Ich weiß du kannst dich noch nicht wirklich bewegen, das wird sich bald ändern." Der nette Mann sprach weiter und die Braunhaarige lauschte seiner warmen Stimme. "Ich heiße Carlos und bin ein Arzt. Du wirst dich bestimmt erinnern, dass du der Einschläferung verfallen bist. Dies ist etwa 2 Jahre her." Es war also doch wahr ... Sie hatte 2 ganze Jahre geschlafen. Sie hatte es zwar von Anfang an gewusst, doch jetzt wo es soweit war, fühlte es sich an als ob ein Stein auf ihren Kopf gefallen wäre. "Deinem Körper geht es gut. Wir haben die ganze Zeit auf dich aufgepasst. Du bist in guten Händen. Da jedoch so viel Zeit vergangen ist, hat sich dein Körper versteift. Deswegen kannst du dich nicht bewegen. Ich habe dir vorhin etwas dagegen gegeben. Es sollte bald wirken." Diese Worte entspannten Alysha etwas. Wenigstens könnte sie sich bald wieder bewegen. Das Wort "versteift" passte genau auf ihren Körper. Ihr Rücken schmerzte abscheulich, fast als ob etwas gebrochen wäre. Sie glaubte jeden Muskel in ihrem Körper zuspüren, als ob auch diese wieder erwachen würden. Jetzt wo sie darüber nachdachte ... hatte sie überhaupt noch Muskeln? Also nicht wortwörtlich sondern eher aufgebaut. Wenn sie wirklich über 2 Jahre lang geschlafen hatte, so war es doch fragwürdig ob ihr Körper überhaupt Instande war sich zubewegen. Sie wollte sich gerade bildhaft vorstellen, wie sie erneut lernen musste zu gehen, als sie wieder die Stimme des Arztes vernahm. Er hatte sich mit Carlos vorgestellt. "Ich habe dir gerade noch eine Dosis verpasst ... Dein Finger zuckt bereits etwas, das ist gut. Und normal, mach dir bitte keine Sorgen. Sehr viele Valkyren verfallen am Anfang in Panik, wenn sie aufwachen."   Erneut traf es sie wie ein Schlag. Natürlich! Sie hatte die Einschläferung überlebt, somit war sie eine Valkyre. Oh man ... Sie hatte dringend Redebedarf. Doch erstmal musste sie sich wieder bewegen. Es dauerte eine Weile bis sie die Dosis in ihrem Körper wirklich verspürte. Es fühlte sich wirklich an, als ob ihr Körper sich entspannen würde. Als Aly erneut versuchte ihre Augen zuöffnen gelang es ihr. Sie schloss diese jedoch sofort wieder, da sie geblendet wurde. "Verzeihung ..." Dieses Mal war es die Stimme der Frau. Sie vermutete dass es sich um eine Schwester handelte. Kurz darauf hörte sie wie sich etwas zuzog. Sie kannte dieses Geräusch. Es waren Vorhänge. Erneut unternahm Aly den Versuch ihre Augen zuöffnen und wurde dieses Mal nicht von einem grellen Licht empfangen. Zwar hatte sie Probleme etwas zuerkennen, doch ihre Augen gewöhnten sich langsam. Ihr Blick war, wie nicht anders zu erwarten, auf eine weiße Decke gerichtet. Aber sie war heilfroh diese zusehen. Eine Decke. Sie sah im Augenwinkel wie jemand sich über sie beugte. Es war Carlos. Er hatte bereits eine Glatze, oder hatte sie bereits immer gehabt, und hatte seinen typischen weißen Arztkittel an. In seiner Hand hielt er eine kleine Lampe. "Nicht erschrecken, Liebes ... ich muss nur kurz deine Augen ansehen ..." Es war definitv Carlos. Ein kurzes und zugegeben unangenehmes Licht blitze in ihren Augen auf. Ein kurzer Schreck und schon entfernte sich der ältere Mann von ihr. "Alles in Ordnung ... deine Augen haben keine Schäden genommen." Eine Weile sah Alysha weiterhin die Decke an, bis sie leicht die Lippen öffnete. Es klappte, also könnte auch ... "Welches ...," die junge Frau erschrack bei dieser Stimme. Sie gehörte definitv nicht ihr. Sie war unsagbar rau und ähnelte die eines sehr alten Mannes, der dem Jenseits näher war als irgendein anderes Wesen vor ihm.   Erneut hörte man das warme Lachen von Carlos, der sich über diese Reaktion sichtlich lustig machte. "Deine Stimme wird auch wieder normal werden. Du hast sie nun mal zwei jahre lang nicht benutzt ... Maria bitte bring unserer Lieben doch ein Glas Wasser. Danach geht es ihr bestimmt besser." Als sie die kalte Flüssigkeit wenig später spürte, war sie wie neu geboren. Sie bemerkte auch, wie ihr Körper langsam wieder auf sie hörte. Sie wollte sich aufsetzen. Sie hatte genug von der Decke und wollte mehr sehen. Viel mehr. "Ich will mich aufsetzen ... Bitte ..." Sie selbst hatte bei ihrem Vorhaben versagt und so erschien ein Wächter an ihrer Seite. Er sah aus wie Mitte 30 und doch hatte auch er ein Lächeln auf den Lippen. Jeder wirkte freundlich. Seltsam freundlich. Als ob sie etwas kostbares wäre und man sich um sie Sorgen müsste. Naja ... um ehrlich zusein, traf es zurzeit auf sie zu. Sie war zugeschwächt um sich selbst zubewegen. Sie war auf Hilfe angewiesen. Sie spürte warme und starke Hände an ihren Rücken und es dauerte keine 5 Sekunden, da saß sie aufrecht im Bett. Der Wächter lehnte ihren Körper wieder zurück auf das Kopfkissen. Anscheinend hatte er das Bett so verstellt, dass sie ohne Hilfe sitzen konnte. Alysha sah zu dem Wächter und bedankte sich bei diesem. Er wiederrum nickte lächelnd und ging wieder einen Schritt zurück. Die Braunhaarige sah sich im Raum um. Es war nicht der Gleiche, den sie in Erinnerung hatte. Carlos schien fast ihre Gedanken lesen zukönnen. "Wir haben dich in ein anderes Zimmer gebracht, vor einigen Monaten. Hier scheint die Sonne mehr und diese konntest du gut gebrauchen." Erneut lachte der alte Mann etwas, wurde dann jedoch ernst. Sein Blick fiel auf den Hals von Alysha, besser gesagt auf ihr Sternenlicht. Die Braunhaarige folgte seinem Blick und sah nun selbst heruner. Das Sternenlicht glänzte, genau wie es in ihrem Traum tat. Jedoch war es in viele Farben gehüllt. Es erinnerte sie an einen Regenbogen. "Ist das ... normal?" Carlos antwortete gerne auf ihre Fragen. "Ja. Es wird einige Zeit dauern, bis deine wahre Farbe auf dem Sternenlicht erscheint. Solange scheinen sie immer in verschiedenen Farbnuancen." Der alte Mann sah nun wieder zu der jungen Valkyre, die ebenfalls ihren Blick wieder von dem Sternenlicht hob. "Du wirst eine Menge fragen haben, da bin ich mir sicher. Es ist auch nicht so, als ob du die nächste Zeit in diesem Bett verbringen wirst. Es gibt viel zu Lernen." Das leichte nicken der Braunhaarigen erfreut den Arzt. "Um ehrlich zu sein ..." Alysha sah zu Carlos, der sie weiterhin ansah. Sie freute sich, dass ihre Stimme etwas sanfter wurde. " Ich habe genug vom liegen." Die Anwesenden im Raum mussten erneut lachen. Nun sah auch Alysha die Frau, die sie vorhin gehört hatte. Sie war im mittleren Alter und auch sie schien nett. Carlos blickte nocheinmal zu dem piependen Gerät, mit welchem Alysha immernoch verbunden war. "Erstmal wirst du etwas zu dir nehmen und dich weiter entspannen. Maria wird bei dir bleiben. Du bist bei ihr in guten Händen." Mit dem Körper schienen auch die Lebensgeister in Aly wieder zu erwachen. Ihr Humor und auch ihre freche Art waren wieder zurück. "Es scheint mir so, als ob ich bei jedem von euch in guten Händen wäre."   Die drei Valkyren hatten den Raum verlassen und Alysha konnte nun endlich sich selbst ein Bild davon machen, wie sie sich verändert hatte und wo sie sich genau befand. Sie war noch im Einschläferungszentrum, das hatte sie bereits erfahren. Es waren 2 Jahren seither vergangen und die Einschläferung schien zur Freuden aller gut verlaufen zu sein. Ihr Blick wanderte über das Zimmer, was im Gegensatz zum letzten viel angenehmer wirkte. Ein kleiner Schrank stand an der Wand. Direkt daneben war eine Tür, sie vermutete ein Bad. Im Raum befand sie auch ein heller Holztisch und zwei passende Stühle. Ein großes Fenster war auf der Ostseite des Zimmers, jedoch waren die grauen Vorhänge zugezogen. Die Wände selbst waren, genau wie die Decke, schneeweiß. Neben ihrem Bett stand das Gerät aus Edelstahl, was immernoch ihren Puls anzeigte. Bevor Carlos aus dem Zimmer ging hatte er der Braunhaarigen erklärt, das die untere Linie auf dem Bildschirm die Linie des Schlafes hieß. Wenn sie gerade verging, war die Einschläferung beendet. Bei ihr schien es zuzutreffen da die Linie keine einzige Regung machte. Ihre Augen wanderten nun zum Bett selbst. Es war kein gewöhnliches Krankenbett wie sie nun feststellte. Es war ein gewöhnliches Holzbett, was sie an ihr altes in Paris erinnerte. Der Bettbezug war ebenfalls weiß gehalten. Was hatten die Valkyren mit ihrem Weiß? Oder lag es einfach nur daran, weil sie sich in einem Krankenhaus befanden? Auf der linken Seite des Bettes stand ein Nachkästchen und darauf eine Lampe. Die Braunhaarige erinnerte sich an das letzte Zimmer, wo auf der rechten Wand sich eine große Fensterscheibe befand die den Korridor zeigt, diese fehlte in diesem Raum jedoch. Es befand sich eine gewöhnliche Wand auf der Westseite, verziert von einem Gemälde. Darauf konnte man eine Küste erkennen und ein wunderschönes blaues Meer. Man hätte meinen können dass es sich um ein Bild handelte, da es so real wirkte. Das einzige was das Gemälde verriet waren die Pinselstriche die man an einigen Stellen sehen konnte. Der Maler schien ein Genie zusein. Nun sah die Braunhaarige an sich herunter. Ihr Blick blieb erneut auf dem Sternenlicht hängen, was noch immer in verschiedenen Farben leuchtete. Sie nahm dieses zwischen ihre Finger, wie sie es auch in ihren Traum getan hatte. Ihr Traum ... Die Dunkelheit und die Personen an beiden Seiten. Es erschien ihr so lange her, seit sie an diesem Ort gewesen war und doch erinnerte sie sich an das Ende. Das warme Licht was ihr Sternenlicht geschenkt hatte und letzendlich aus dem Traum gezerrt hatte. "Du bist also mein Held ..." Leise flüsterte sie diese Worte an den farbigen Anhänger. Dieser schien kurz heller zuleuchten, als ob sie der Braunhaarigen damit antworten wollte. Seltsamerweise blieb Alysha ruhig und war nicht verblüfft, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Diese Welt war neu, genau wie sie selbst und doch gab ihr das Sternenlicht eine wärme und die Ruhe nicht in Panik zuverfallen. Der Anhänger war ein Teil von ihr geworden und zum ersten Mal verstand sie die Worte von Gabriel, als er über den seinen gesprochen hatte.   Wenige Augenblicke später hörte sie wie die Tür geöffnet wurde und erhob ihren Blick. Maria, die Krankenschwester kam wieder in ihr Zimmer. Sie trug ein Tablett mit sich. Ihre Sinne sprangen sogleich an, als sie den köstlichen Geruch von etwas Essbaren vernahmen. Die blonde Schwester trug das Tablett zu dem Holztisch. "So ... es wird Zeit, dass wir dich von diesem Bett befreien." Diese Worte waren Musik in ihren Ohren. Endlich wieder auf eigenen Beinen stehen! Maria machte sich sofort an die Arbeit und befreite die junge Frau erstmal von der Nadel an ihrem rechten Arm. "Du wirst am Anfang einige Probleme haben wieder ordentlich zustehen. Ich werde dir bei allem helfen. Du musst aber etwas geduldig sein." Sie schaltete den Apparatt aus, der nun endlich sein nervtötendes Geräusch ausstellte. Alysha antwortete Maria sogleich, auch wenn ihre Stimme immernoch etwas rau klang. "Geduld war noch nie meine Stärke ..." Der Krankenschwester entging ein kurzes Schmunzeln. "Mit Eile wirst du dieses Mal jedoch nicht viel erreichen. Auch wenn dein Geist voller Energie nun überströhmt ist – Dein Körper nicht. Er hatte lange geruht und muss erst wieder zu Kräften kommen." Die Krankenschwester schlug nun die Bettdecke zur Seite und erst jetzt bemerkte die Braunhaarige, dass zwischen ihren Beinen ein Schlauch befestigt war. Diesen hatte sie bisher nicht mal bemerkt, weder gespürt. Die blonde Schwester schob das Kleid der Patientin etwas hinauf und erklärte nebenbei, worum es sich dabei handelte. Man merkte, dass die Krankenschwester bereits Übung in ihrem Job hatte. Mit Sicherheit hatte die Frau sehr oft die gleichen Fragen der Patienten beantwortet. "Das ist ein sogenannter Katheter. Er sammelte dein Urin auf, solange wie du Eingeschläfert warst. Jetzt wirst du ihn aber nicht mehr brauchen ..." Alysha stellte sich dies gerade bildlich vor, als sie einen Schmerz untenrum verspürte. "Au!" Maria hielt das Ende des Schlauches in ihrer Hand und sah endschuldigend zu der Braunhaarigen. "Tut mir Leid. Aber wenn ich dich vorgewarnt hätte, wäre es noch schlimmer gewesen." Sie fixierte den Schlauch ans Bett. "Mal sehen, ob du noch stehen kannst ..." Sobald die Braunhaarige diese Worte gehört hatte, war sie hellwach.   Langsam bewegte sie ihre müden Knochen, bis die Beine über der Bettkante hingen. Sie hörte die Stimme von Maria, dass sie nicht überstürzen sollte. Wäre es nach Alysha gegangen, wäre sie aus dem Bett aufgesprungen.Doch sie musste der Schwester recht geben, ihr Körper fühlte sich komisch an. Er war sehr schwach und ab zu spürte die Braunhaarige ein leichtes ziehen in ihren Vaden, als ob sich ein Maskelkater anbahnen würde. Sie berührte den Boden mit ihren Fußsohlen und verblieb für einige Sekunden in dieser Pose. Mit ihren Armen stützte sie sich dann langsam auf, bis sie stand. Die Krankenschwester hatte sie bei diesem Vorhaben etwas gestützt, da sie auf Nummer sicher gehen wollte. Es schien nicht unüblich zusein, dass Patienten Hilfe beim aufstehen benötigten. Aly stand erstmal eine Weile auf einem Fleck. Sie spürte wie ihre Beine richtig arbeiteten, da sie es nicht mehr gewöhnt waren einer solchen Last ausgesetzt zu sein. Seltsamerweise hatte sie keine Probleme mit dem Gleichgewicht, wie es die Braunhaarige erwartet hätte. Weder drehte es sich in ihrem Kopf noch fühlte sie sich benommen. Langsam begann sie ihre ersten Schritte zumachen und als Maria bemerkte, dass alles in Ordnung war nahm sie ihre Hände weg. Die Braunhaarige hörte ein kleines Lob von Seiten der Frau. Mit kleinen Schritten kam sie auf den Holztisch zu und setzte sich auf einen der Stühle. Im Gegensatz zum Bett fühlte sich dieser jedoch nicht bequem an. Das verschwieg sie lieber. Vor ihr stand ein eisernes Tablett, welches bedeckt war. Alysha zog die Haube hinauf und sah die erste Mahlzeit seit 2 Jahren: Suppe. Nicht gerade die Mahlzeit, die sie erhofft hatte ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)