Durch Aarsòns Augen von randydavies ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2     Ich begann, mich zu erinnern. Wusste Dinge, die man nur wissen konnte, wenn man zu dieser Zeit gelebt hatte. Zu einer Zeit vor über 65 Milliarden Jahren. Zu einer Zeit, als die Erde noch unberührt war. Wo alles voller Vegetation war und prachtvoll in all ihren Facetten. Eine schöne Erde. Ein Paradies Eden und in ihrem damaligen Ursprung mystischer Schönheit. Wo der Mensch noch nicht so entwickelt war, um ihn als Homo sapiens wahrzunehmen, sondern eher als einer der vielen in der Evolutionsphase befundenen Tiere. Ich lebte also in einer Zeit, in der es keine Kernkraftwerke oder andere Ausbeutungen gab, die die Umwelt stark belasteten. Wo keine Dörfer und Städte flächendeckend Wälder rodeten, damit sie Platz hatten, um sich ausbreiten zu können. Und es gab auch keine künstlich angelegten Wege, die sich rund um den Planeten schlängelten.   Damals lebte ich auf der Sonnenseite, auf der Guten. Und doch hatte ich mich in ein dunkles Wesen verlieben können. Ein Wesen, dass von Grund auf bösartig war. Ich wollte eigentlich immer nur Gutes tun und dennoch liebte ich einen gefährlichen und bösen Dämon. Ich konnte nicht anders, als ihn immer noch zu lieben. Und das, obwohl er mich gefangen hielt und auf eine Art mental folterte. Aber anders als seine Opfer, dessen war ich mir sicher, folterte er mich mit Liebe, die stärker als sein Hass zu sein schien. Auch wenn er es selbst noch nicht wusste, konnte ich fühlen, wie er mit sich rang. Ich konnte seinen Zwiespalt förmlich aus seiner Haltung mir gegenüber spüren. Wir hatten damals ein Leben zusammen! Aber jetzt war ich nur ein Mensch und das verstand ich nicht, wie das passieren konnte. „Ich möchte wissen, was an dir, Mensch, anders ist, als an den anderen deiner Art? Warum hast du mich erkannt? Warum kennst du überhaupt meinen Namen, den ich keinem sterblichen Wesen verraten habe“, grollte er auf einmal mit seiner uralten Stimme, die ich erkannte und die mir durch Mark und Bein ging. Und da ich mich immer mehr an uns erinnern konnte, wusste ich, ich hatte sie so sehr vermisst. Darum wollte ich die ganze Zeit über keinen anderen Mann. Darum hatte ich mich an keinen binden wollen. Er war der Grund! Meine Eingeweide zogen sich schmerzlich zusammen. Mir wurde bewusst: Ich war mein ganzes Leben auf der Suche nach ihm gewesen. Aber noch waren meine Erinnerungen nicht vollständig zurückgekehrt. Aarsòn schritt um das Kreuz herum, an das ich gefesselt war. Angekettet mit einer Magie, die er an mir angewendet hatte. Geduckt blieb er vor mir stehen und ich konnte in sein Gesicht schauen und seufzte. Wie liebte ich seine Gestalt und wie er aussah mit seinen gebogenen Hörnern aus Elfenbein, die sein Haupt zierten wie bei einem Stier. Der Kopf war mit langen, glatten und schwarzen Haaren ummantelt. Seine Krallen waren lang und spitz. Er besaß eine machterhabene, gefährliche Ausstrahlung, kombiniert mit seiner immensen Größe, die ein Mensch niemals erreichen konnte, es sei denn, er konnte sich ebenfalls in einen Dämon seines Ranges verwandeln. Ich wusste, es gab unter ihnen Rangordnungen und er war der Mächtigste. Aarsòn groß und mächtig, fast an die drei Meter. Ich hatte keine Angst vor ihm, obwohl ich mit meinen 1.90 m nicht gerade klein unter den Menschen wirkte, war ich doch gegen ihn ein Zwerg. Ich erinnerte mich immer mehr an Details aus unserem früheren Leben und war fasziniert. Aarsòn wartete auf eine Antwort. „Hat es dir, du Menschlein, die Sprache verschlagen?“ Ich schüttelte mit dem Kopf, woraufhin er verächtlich schnaufte. Dann aber, nachdem ich mich einigermaßen wieder gefasst hatte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sprach das aus, was ich dachte und fühlte. Denn ich fühlte so viel in diesem Moment. Ich setzte alles auf eine Karte. All meine Gefühle und Liebe, flossen in diesen Satz: „Weil ich dich liebe!“ Meine Stimme bebte dabei. Würde ich zu viel riskieren? Hätte ich damit warten sollen? Aber mein Leben gehörte ihm und nur ihm. Das wurde mir immer bewusster, je näher ich mit ihm emotional verbunden wurde, ob unter seiner Gefangenschaft oder nicht. Ich liebte ihn. Und wenn ich durch ihn sterben sollte, dann sollte es eben so sein. Denn ein Leben ohne ihn hatte für mich keinen Sinn mehr. „Weil du mich liebst? Du?“ Er grollte. „Ich kann keine Liebe empfinden.“ Er kam immer näher und beugte sich noch weiter runter, damit ich sein Gesicht noch besser sehen konnte. Die Augen glühten dabei rot. Seine Nüstern blähten sich auf und er grollte weiter leicht in seinen nicht vorhandenen Bart hinein, als ob er mit sich sprechen würde. Aber dies beeindruckte mich nur ab einem gewissen Punkt. „Doch, das kannst du, sonst wäre ich bereits tot.“ Meine langen Haare klebten an meinen Körper, er war mittlerweile über und über mit Schweiß bedeckt. Wahrlich kein schöner Anblick. Wenn man eitel seine beste Seite zeigen wollte, war dies der ungünstigste Zeitpunkt. Ich betete inzwischen, dass ihn das nicht davon abhielt, mich doch zu töten, wenn ich mich irren sollte. „Fordere mich nicht heraus.“ Aarsòn schritt um mich herum wie ein Raubtier um seine Beute, aber immer noch auf dezentem Abstand, als ob er Angst hätte, mich zu verletzen, da aus seinen Nüstern ab und an Feuer entflammte, er sie aber niemals in meine Richtung hielt. Auch ein Indiz dafür, dass er etwas für mich empfand. „Dann töte mich!“, forderte ich ihn deshalb mutig auf. Ich blieb ganz ruhig dabei und wollte ihm somit demonstrieren, dass ich keine Angst, keinerlei Panik verspürte. „Ich ernähre mich von Menschen und von ihrer Energie. Es wäre leicht mir das zu nehmen, was mir gefällt. Was ich begehre und worauf ich Hunger habe und den habe ich!“ Aarsòn knurrte und spie auf einmal richtig Feuer, aber immer noch nicht in meine Richtung, sondern an einen der Monolithen, der kurz aufglühte und dann wieder schwarz wurde. Seine Wut konnte ich fühlen, aber seine Unsicherheit beinahe auf meiner Zunge schmecken. Bei mir geschah auch etwas, denn umso länger ich mich in seiner Nähe befand, er mich in seiner Gewalt hatte, desto mehr kamen Erinnerungen an mein vorheriges Leben zurück, bis sie detailliert vollständig wurden und ich nun meine Herkunft kannte. Was ich nun wusste gefiel mir, füllte mich mit einer Vollkommenheit aus, die ich noch niemals erlebt hatte. Und doch wurde mir auch zeitgleich bewusst, ich war ein leichtes Opfer für ihn. Ein einziger Fehler, und er würde mich doch töten, vielleicht noch nicht einmal mit Absicht. „Kannst du dich nicht an mich erinnern?“, fragte ich und mein Herz schlug dabei schneller werdend. Ich war in meinem Menschendasein eine so leichte Beute für ihn und ich hatte nicht die Fähigkeit mich in mein altes Ich zu verwandeln, um ihm zu zeigen, wie ebenbürtig ich doch war. Der Dämon fuhr bei meinen Worten herum und der Boden bebte dabei. Seine Kraft war allgegenwärtig in dieser Höhle, in der die Steine wie auf sein Kommando hin zu glühen anfingen. Es wurde sehr heiß und ich kämpfte gegen die Hitze an. Jetzt hatte ich wirklich ein Problem mit dem Sauerstoff. Er bemerkte meinen Kampf nach Luft und der verzweifelte Kampf ums Überleben und ließ das Feuer verschwinden. „An dich, wie denn? Du bist ein Mensch! So verletzbar, so schwach! Sieh dich an! Ein paar Grad wärmer und du erstickst.“ „Du weißt, dass ich nicht immer so war. Ich sehe es in deinen Augen und ich kann Liebe darin erkennen.“ Aarsòn musste sich an mich erinnern sonst … mir blieb nicht mehr viel Zeit. „Schweig!“ Aarsòn kam näher und verpasste mir überraschend eine Ohrfeige, davor hatte er seine Klaue in eine Menschenhand verwandelt, sonst hätte ich diese Attacke nicht überlebt. Eine Dämonenohrfeige hätte ich nicht wegstecken können. Beinahe musste ich grinsen, wenn mir nicht so die Wange brennen würden. Aber so hatte sich Aarsòn noch mehr verraten. Ein Beweis dafür, dass er mich nicht töten wollte. Noch nicht. Die Hitze um mich herum nahm ab. Trotzdem war es noch sehr warm und mein Durst quälend, da mein Hals immer trockener wurde und mein Körper nach Wasser verlangte. „Ich denke das ist Beweis genug, oder nicht?“ Meine rechte Wange glühte weiterhin, als ob ich ein Brenneisen aufgedrückt bekommen hatte. Doch zwang ich mich, ihn mit festem Blick anzublicken um ihm zu zeigen, dass ich alles, was ich sagte auch so meinte. Damit ich vor ihm, auch wenn ich keinerlei Chancen hatte, dennoch nicht schwach wirkte. „Ich werde vor dir schwach, das ist nicht gut.“ Er hatte sich nun in den Menschen verwandelt, den ich in der Bar getroffen hatte. Seine langen schwarzen Haare waren, wie Meine, mit einem Band hinten zusammengebunden und seine Augen waren nun schwarz wie Ebenholz und nicht mehr rot. Seine überirdische Schönheit faszinierte mich, denn auch in seiner menschlichen Gestalt war er wunderschön, sonst wäre ich nicht auf ihn aufmerksam geworden. Ob er einen Einfluss hatte, wie er als Mensch aussehen konnte? „Sag, woher kennst du mich und warum sollte ich mich an dich erinnern, an dich Menschlein?“ „Seit ich dich in der Bar getroffen habe, seitdem kann ich mich erinnern, dass ich früher einmal gelebt haben musste, vor langer Zeit. Einige Passagen fehlten mir, bis eben, aber nun werden die Erinnerungen exakter, Bilder klarer. Ich weiß, wer ich bin, oder wer ich einmal war und ich weiß, wer du bist. Je länger ich hier mit dir zusammen bin wird meine Verbindung zu dir stärker.“ „Ich kann nicht sterben, ich lebe ewig … also können wir uns nicht getroffen haben.“ Aarsòn war auf meine Frage nicht eingegangen, also musste ich es ihm irgendwie anders offenbaren. „Lass mich frei, dann kann ich es dir zeigen und auch beweisen.“ Ein grollendes Lachen erfüllte die Höhle. „Du mutierst zu einem Scherzkeks.“ Er nahm wieder seine dämonische Gestalt an. „Niemals.“ Damit demonstrierte er mir seine Macht. Aber ich wusste nun in diesem Moment genau, es war nur heiße Luft. Er wollte mich damit einschüchtern, merkte aber schnell anhand meiner Körpersprache, denn ich war nicht zusammengezuckt, dass dies bei mir nicht wirkte. „Bitte.“ Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und schaute ihm in sein Gesicht, in seine Augen, die wieder rot waren, als er sich wieder zu mir runtergebeugt hatte. „Ich liebe dich. Mein Dasein hat jetzt erst einen Sinn bekommen, davor irrte ich umher auf der Suche nach etwas – nun habe ich es gefunden, ich habe Dich gefunden.“ Ich sah, wie Aarsòn nachdachte, dann hob er seine Klauen an, machte eine kreisende Bewegung mit den Fingern und ließ meine Fesseln verschwinden. Erleichtert rieb ich, einen kleinen Sieg errungen zu haben, meine Handgelenke und streckte auch die Füße aus, die die Freiheit, wie alles andere, begrüßten. Aarsòn war inzwischen rüber zu den Steinen gegangen und hatte sich an einen angelehnt. Er wartete so lange, bis ich mich einigermaßen gefasst hatte, ließ mich aber nicht aus den Augen. Ich schritt auf ihn zu. Der Boden fühlte sich heiß, aber weich an. Je mehr ich mich ihm näherte, umso kleiner wurde ich in seinen Augen. Klein und schwach wirkend stand ich schließlich vor ihm. Ich schluckte, als ich ihn mir wieder genauer betrachtete, dieses Mal ohne Fesseln. Ich bewunderte seine Schönheit. Seine Haut schimmerte bronzefarben, war geschuppt und doch wunderschön für meine Augen aber … er war so gefährlich. Wie auch seine Männlichkeit, die er nicht vor mir verbarg. Lang war seine Lanze, die ich auch im erregten Zustand kannte und schnappte nach Luft, weil ich mich an unsere Leidenschaft erinnern konnte. „Na, jetzt hast du doch Angst bekommen.“ Er grinste teuflisch, hatte meine Unsicherheit bemerkt und auch wo ich hingeblickt hatte, doch da täuschte er sich. Dem war nicht so. Ich schüttelte den Kopf und sah zu ihm auf. Er wirkte so groß und gigantisch und ich so klein … und doch liebte ich ihn. Ich liebte ihn so sehr und verzehrte mich nach ihm. „Ich zeige es dir, und zwar durch deine Augen.“ Ich legte in meine Stimme all meine Liebe. „Durch meine Augen?“, fragte er verwundert. „Ja, so sollst du dich an mich erinnern können, fühlen können und nicht nur durch eine Erzählung von mir!“ Ich spielte den letzten Joker aus, setzte mein Leben aufs Spiel und hoffte, ich konnte diese Fähigkeit einsetzen, sodass er nicht meine Erinnerung hatte, sondern seine Eigene. „Dann zeige es mir!“, forderte er mich auf. Ich nickte.  Er beugte sich so weit zu mir runter, sodass ich meine Hände in seine großen Klauen legen konnte. Ich spürte seine Wärme und seine raue Haut. Spürte die Oberfläche, die sich lederähnlich anfühlte. Alles an ihm fühlte ich intensiv und atmete dabei tief durch, während weiterhin meine Hände in seinen Klauen lagen. Ich konzentrierte mich genau darauf und ließ meine Energie in seine laufen. Erleichtert stellte ich fest, dass es klappte und es wie von selbst ging. Ein Glücksgefühl wie auch Erleichterung machte sich in mir breit, während meine Energie weiterhin zu ihm rüber floss. Hinter seinen nun geschlossenen Lidern begann es zu flackern. Er stöhnte, als die Bilder, der Fluss ihn endlich erreicht hatten. Auch ich hatte nun mittlerweile meine Augen geschlossen. Die Verbindung zwischen uns war nun hergestellt. Unsere Gedanken wurden eins. Wir erlebten zusammen unser erstes Zusammentreffen...   ©Randy D. Avies Betaleser: peonie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)