Morsmordre von R1kku (HG x DM) ================================================================================ Kapitel 1: Hermine ------------------ Morsmordre Hermine Todesser hatten den Zeltplatz gestürmt und plötzlich war das Chaos losgebrochen. Die Menschen liefen schreiend durcheinander. Von überall wurden Namen gerufen. Ich glaube, ich schrie auch welche: die meiner zwei besten Freunde, Harry und Ron. Irgendwo brannte es. Durch den ganzen Rauch und die Menschenmassen verlor ich die Orientierung. Ich konnte die einzelnen Gesichter nicht auseinander halten, also sah ich auch niemanden, den ich kannte. Ich lief einfach in irgendeine Richtung und hoffte, dass ich irgendwo ankam. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich im Kreis lief. Hatte ich dieses Zelt nicht gerade schon mal gesehen? Ich wusste es nicht. So langsam beschlich mich die Ahnung, dass ich hier nie wegkommen würde. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und Hoffnungslosigkeit stieg in mir auf. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen, und ich wollte mich einfach nur auf der Stelle hinsetzen und warten, bis alles vorbei wäre. Ob ich sterben oder überleben würde, war mir in diesem Moment völlig egal. Ich blieb einfach stehen. Mitten in der Menschenmenge. Zauberer, Zauberinnen und Kinder rannten an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Mehrmals wurde ich angestoßen und geschubst. Der letzte Stoß war so stark, dass ich der Länge nach hinfiel. Jemand trat mir gegen das Knie, das sofort zu schmerzen anfing. Doch kaum war ich auf dem Boden aufgeschlagen, zogen mich schon zwei kräftige Hände wieder auf die Beine. „Granger, verdammt nochmal, was machst du denn da? Komm schon!“, sagte eine tiefe Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam. Ich hoffte, Harry oder einen der Weasleys zu sehen. Aber wer mich stattdessen anstarrte, war Draco Malfoy. Er hielt mich an den Schultern fest, damit ich nicht wieder hinfiel. Doch als ihn erkannte, wich ich vor ihm zurück. Sein Gesicht war wirklich das allerletzte, das ich jetzt sehen wollte. Als er meinen trotzigen Gesichtsausdruck sah, rollte er nur mit den Augen und sagte: „Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um rumzuzicken. Du wirst hier tot getrampelt. Komm jetzt!“ Er legte seine Hand auf meinen Oberarm und zog mich mit einem wirklich festen Griff hinter sich her. Ich hatte keine Ahnung, wohin er wollte, aber er steuerte zielsicher durch das Chaos. Und ich musste zugeben, dass er recht hatte: Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Zickereien. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich nach einer Weile. Ich hatte immer noch keine Orientierung, obwohl die Masse an Menschen sich schon ausgedünnt hatte. „Hier ganz in der Nähe ist ein Portschlüssel. Mein Vater hat mir davon erzählt.“ „Dein Vater. Klar“, antwortete ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Natürlich hatte sein Vater alles arrangiert, damit seinem Lieblingssohn bloß nichts passierte. Malfoy schaute mich mit einem vernichtenden Blick an, verzichtete jedoch auf eine Erwiderung. Er zog mich immer weiter, bis wir einen kleinen Hügel erreichten. Hier waren wieder mehr Menschen unterwegs. Die Panik hatte sich zwar etwas gelegt, trotzdem liefen die Leute immer noch durcheinander, suchten ihre Sachen, ihre Verwandten, ihre Freunde. Wo waren meine Freunde? Seit die Todesser aufgetaucht waren, hatte ich sie nicht gesehen. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich in Sicherheit bringen konnten und dass es ihnen gut ging. Meine Gedanken wurden plötzlich von einem lautstarken Knall unterbrochen. Von rechts erfasste mich eine unbeschreibliche Hitzewelle, die mich auf den Boden warf. Malfoy warf sich auf mich. Wollte er mich etwa beschützen? Wirklich vorstellen konnte ich es mir nicht. Als er mich wieder auf die Beine zog, konnte ich sehen, dass nicht weit entfernt mehrere Zelte explodiert waren. Die Panik kehrte zu den Menschen zurück und befiel jeden Einzelnen. Auch ich schaute hilflos zu Malfoy, in der Hoffnung, dass er einen Plan hatte. Doch er schaute nur mit weit aufgerissenen Augen in Richtung des ausgebrochenen Feuers. So stellte ich mir die Hölle vor. „Verdammt“, sagte Malfoy nach einer Weile. „Da geht unser Portschlüssel dahin.“ „Willst du damit sagen, dass das der Portschlüssel war?“, fragte ich ungläubig. „Er war da hinten. Er muss direkt im Zentrum der Explosion gewesen sein“, antwortete er. „Bist du sicher? Vielleicht ist er noch da?“ „Ich gehe ganz bestimmt nicht nachschauen. Du etwa?“ Er hatte recht. Schlechte Idee. Ganz schlecht. „Also, was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Wir müssen erstmal abwarten, bis die meisten Leute verschwunden sind. Aus diesem Chaos finden wir nie heraus“, antwortete er. „Willst du hier einfach stehen bleiben und warten?“ „Im Gegensatz zu dir vorhin will ich das mit Sicherheit nicht. Wir brauchen ein Versteck.“ Suchend schaute er sich um, bis sein Blick auf einer Gruppe von Bäumen hängen blieb. „Da rein“, sagte er nur, griff wieder meinen Oberarm und zog mich mit sich. „Ich kann alleine laufen, weißt du?!“, sagte ich patzig. „Das hab ich gesehen, als ich dich aufgegabelt hab. Ich gehe lieber kein Risiko ein“, gab er zurück. Ich schmollte. Wieder einmal hatte er nicht ganz unrecht. Unter den Bäumen war es dunkel und kalt. Mir war nicht bewusst gewesen, dass das Feuer nach der Explosion für Helligkeit und Wärme gesorgt hatte. Bis zu den Bäumen reichte das Feuer nicht. Malfoy lief zwischen den Bäumen umher und sah sich ein paar Minuten um, bevor er zu mir zurückkehrte. „Niemand in der Nähe“, sagte er und ließ sich gegen einen Baum fallen. Er setzte sich auf eine der Wurzeln und lehnte sich gegen den Stamm. Anscheinend wollte er unsere Situation tatsächlich aussitzen. Eine Weile ging ich noch auf und ab wie ein Tiger im Käfig und beobachtete die Menschen auf dem Zeltplatz. Viele suchten in ihren Zelten nach ihrem Hab und Gut, um bloß nichts zu verlieren. Unser Zelt war mir als letztes in den Sinn gekommen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Harry und die Weasleys, ob es ihnen gut ging und wie ich sie wiederfinden sollte. Statt etwas unternehmen zu können, saß ich mit Draco Malfoy fest. „Setz dich hin oder bleib ruhig stehen. Du machst mich total nervös“, riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, ließ mich dann aber ihm gegenüber an einem Baum nieder und verschränkte die Arme. Ich ließ meinen Blick über die Gruppe von Bäumen schweifen, unter denen wir Schutz gesucht hatten. Die Bäume waren groß, die Stämme kräftig. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre ein Spaziergang bestimmt schön gewesen. Als meine Augen zurück zu Malfoy wanderten, bemerkte ich, dass er mich anstarrte. Nein, nicht anstarrte, eher interessiert beobachtete. „Was?“, fragte ich. Er schüttelte nur den Kopf und sah weg. Dabei kam mir ein anderer Gedanke. „Warum hast du mich nicht einfach stehen lassen?“, fragte ich. „Warum hast du dich nicht selbst gerettet?“ Er seufzte. „Genau dasselbe frage ich mich auch die ganze Zeit. Ohne dich hätte ich es vielleicht zum Portschlüssel geschafft, bevor er in die Luft geflogen ist.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus, und ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Er hätte schon von hier verschwunden sein können. Er hätte in Sicherheit sein können. Wenn ihm irgendetwas zustieß, dann war das meine Schuld. „Schau nicht so, Granger“, sagte Malfoy. „Jetzt siehst du genauso verloren aus wie vorhin auf dem Zeltplatz. Es war meine Entscheidung, dich mitzunehmen, okay? Dich trifft keine Schuld, das kannst du auch schriftlich haben.“ Ich sah ihn an. „Das klingt aber nicht sehr nach Slytherin“, sagte ich. Er schnaubte. „Lass Slytherin mal meine Sorgen sein.“ „Danke“, sagte ich leise. „Was?“ „Danke, dass du mal nicht wie ein Slytherin gehandelt hast.“ „Erzähl es keinem, dann sind wir quitt.“ Bei dieser Aussage musste ich kichern. Danach sagten wir eine Weile nichts mehr. Gedämpft hörten wir immer noch die panischen Schreie der anderen Zauberer. Es wunderte mich ehrlich gesagt, dass nicht noch mehr Leute auf die Idee gekommen waren, unter den Bäumen Schutz zu suchen und abzuwarten. Es wurde immer dunkler und kälter. Ich zog meine Knie an meinen Körper und schlang die Arme herum. Ich hoffte, so würde es wärmer werden, aber ich konnte mein Zittern trotzdem nicht unterdrücken. Malfoy entging das nicht. „Du frierst.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Er stand auf und kam zu mir herüber. Im Laufen ließ er seine Jacke von den Schultern fallen, während ich ihn beobachtete. Unter der Jacke trug er nur ein T-Shirt. Mir war nie aufgefallen, wie definiert seine Oberarme waren, ohne übermäßig muskulös zu sein. Malfoy setzte sich neben mich, legte mir seine Jacke über die Schulter und zog mich mit einem Arm nah an sich heran. In Malfoys Armen zu sitzen war mehr als komisch. Es war nicht unangenehm. Er strahlte eine angenehme Wärme aus und außerdem roch er gut. Ich war ihm noch nie so nah gewesen, um das zu bemerken. Wieso auch? Aber nun bemerkte ich es, und es sendete einen angenehmen Schauer meinen Rücken hinab. Obwohl ich eigentlich sofort hätte wegrücken und aufspringen müssen, tat ich es nicht. Zwar hatte ich Malfoy nie gemocht, doch er hatte sich um mich gekümmert, mir geholfen, mich beschützt und hielt mich gerade warm. Die Welt war wirklich übergeschnappt und das nur wegen ein paar durchgeknallten Idioten, die Angst und Schrecken verbreiten wollten. Ich merkte erst, dass sich mein Körper komplett verkrampft hatte, als Malfoy mir „Entspann dich, Granger.“ ins Ohr flüsterte. Ich gehorchte. Es brachte mir ja auch nichts, wenn mir nachher jeder einzelne Muskel wehtat. Ich lehnte mich an Malfoys Schulter, um meinen Nacken zu entspannen, und er legte seinen Kopf auf meinen. Um uns herum war es still geworden. Nur noch wenige Menschen liefen umher, und auch die Todesser schienen verschwunden zu sein. Ich hätte eigentlich erwartet, dass Malfoy bei der erstbesten Gelegenheit aufspringen und verschwinden würde, um mich loszuwerden und sich in Sicherheit zu bringen. Doch das tat er nicht. Tatsächlich machte er überhaupt keine Anstalten, sich zu bewegen. „Ähm… ich glaube, wir sollten langsam los“, sagte ich also. Er verkrampfte sich. „Wow, du weißt echt, wie man die Stimmung ruiniert“, sagte er. Seine Stimme war kalt wie Eis und auch sein Körper schien nicht mehr diese angenehme Wärme auszusenden. Als wäre ein Schalter umgelegt worden. „Entschuldige“, beeilte ich mich zu sagen. „Ich wusste nicht, dass wir eine Stimmung hatten.“ Ich kicherte und hoffte, die Situation ein wenig zu entspannen. Tatsächlich entkrampfte Malfoy sich ein wenig und lachte leise auf. Dann zog er mich noch ein bisschen näher an sich heran. „Du bist echt anstrengend, weißt du das?“, sagte er leise. „Ja, ich weiß. Du bist nicht der erste, der das sagt“, antwortete ich. Erinnerungen an Harry, Ron, Ginny, Fred und George liefen wie ein Film vor meinen Augen ab. Wo waren sie? So ruhig und schön es unter den Bäumen war, ich musste hier weg und sie finden! Langsam hob ich meinen Kopf von Malfoys Schulter. Auch er hob seinen Kopf und wir schauten uns an, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Aus dem Nichts heraus, legte er seine Hand an meine Wange und küsste mich. Zu überrascht, um anders zu reagieren, erwiderte ich seinen Kuss. Seine Lippen waren weich, der Kuss zärtlich. Sein Daumen strich über meine Wange, während er mein Kinn mit seiner Hand hochhielt. Ich legte eine Hand auf seine Brust, krallte mich in seinem Shirt fest. Irgendwann löste Malfoy den Kuss und sah mich an. In seinen Augen lag etwas, was ich nicht definieren konnte. Verlangen? Zuneigung? Begehren? Vielleicht eine Mischung aus alldem. „Lass uns gehen“, sagte er und strich ein letztes Mal zärtlich über meine Haare. Dann stand er auf und half auch mir auf die Beine. Ein wenig enttäuscht stand ich neben ihm und wartete auf seinen nächsten Schritt. Auch er schien nicht sehr erpicht, unseren kleinen Rückzugsort zu verlassen, doch wir beide wussten, dass wir nicht ewig hierbleiben konnten. Wir mussten die Menschen finden, um die wir uns sorgten und die sich sicherlich auch schon Sorgen um uns machten. Es tröstete mich ein wenig, dass er genauso enttäuscht war wie ich, und als er meine Hand nahm, hob sich meine Laune noch mehr. „Wir müssen über die Grenze von diesem magisch abgesperrten Gebiet. Von da aus können wir Hilfe rufen“, sagte Malfoy und lief los. Was er sagte, klang logisch, also machten wir uns auf den Weg über den Zeltplatz. Wir erreichten die Grenze ohne weitere Zwischenfälle, doch direkt dahinter sah ich Harry stehen. Er blickte zum Himmel hinauf. Ich folgte seinem Blick, und was ich dort sah, ließ mich sofort die Hand vor meinen Mund schlagen. Neben mir hörte ich Malfoy scharf einatmen. Oben am dunklen Himmel war das Abbild eines Totenschädels zu sehen, aus dessen Mund eine Schlange kroch. Das war das Zeichen der Todesser. Voldemorts Zeichen. Harry stand immer noch wie versteinert darunter. Was war da nur passiert? Ich konnte mich gerade noch beherrschen, zu Harry zu stürzen. Stattdessen drehte ich mich zu Malfoy um. „Ich muss zu ihm“, sagte ich. „Ja, ich weiß“, antwortete er. Er hielt immer noch meine Hand fest. „Wir sehen uns in Hogwarts.“ Er nickte und sah mich mit festem Blick an. „Ab jetzt wird alles anders“, sagte er und küsste mich noch einmal. Dann ließ er meine Hand los und ich begann, in Harrys Richtung zu laufen. Auf halbem Weg drehte ich mich noch einmal um. In der Dunkelheit konnte ich nichts mehr erkennen. Malfoy war verschwunden. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)