Einzig die Herbstblätter waren unsere Zeugen... von blackNunSadako ================================================================================ Der Wind flüstert mir leise die Antwort zu ------------------------------------------ Stumm stehe ich hier, blicke zum Horizont und lausche dem Wind, während die bunten Blätter um meine Haare fliegen.   Meine Mütze liegt schon lange auf der hölzernen Bank, welche, neben dem großen Baum, ihren Platz auf dem Abhang gefunden hat.   Es ist einer meiner liebsten Orte geworden, seit ich ihn vor einiger Zeit entdeckt habe.     ..Wie lange es wohl schon her ist..?   Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag, ist er mir doch im Gedächtnis geblieben...       ***       Es war eine stürmische Nacht, die meine Stimmung nicht besser hätte widerspiegeln können.   Shachi und ich hatten uns an diesem Abend gestritten... Wegen Kleinigkeiten, die wirklich keine Bedeutung hatten.   Die Außeinandersetzung machte mir weniger aus, schließlich gerieten wir ständig aneinander...     ..Es waren seine Worte, die mich zum Nachdenken brachten...   ..Dieser eine Satz, den er mir an den Kopf geworfen hat.     `Was für einen Wert hast du, wenn du dich nicht einmal selbst lieben kannst?`     Natürlich wusste ich, dass mich seine Worte keinesfalls verletzen sollten, auch wusste ich, dass er sie wahrscheinlich nicht mal halb so ernst meinte...   ..Dennoch war die Botschaft, die sie vermitteln wollte, so verdammt zutreffend, dass ich nicht anders konnte, als sie mir immer wieder und wieder vor Augen zu halten.   Er hatte recht, dagegen konnte ich einfach nichts sagen.     Wer bestimmt den `Wert` einer Person, wenn nicht sie selbst..?   Wenn sie sich selbst so wenig schätzt, wie sollen es dann andere tun?     ..Die Antwort lag auf der Hand...     Nachdem sich die deprimierende Wahrheit in meinem Kopf festgesetzt hatte, zog sie mich immer weiter runter, solange, bis mein Selbstbewusstsein in viele tausende Splitter zerbrochen war.     War es denn falsch, an sich zu zweifeln?   War es falsch, seine Existenz in Frage zu stellen und nach einem Sinn für diese zu suchen?     Bin ich schwach, weil ich mich verunsichern lasse..?   ..Schwach, weil ich meine Gefühle nicht zurück halten kann?     Als dann die erste Träne ihren Weg über meine Wange fand, konnte ich die darauf folgenden einfach nicht mehr aufhalten.   Ich konnte es nicht, weil ich meinen inneren Kampf gegen die Zweifel verloren hatte...     In diesem Moment war ich froh, allein zu sein.   Meine Beine hatten mich gedankenlos an diesen Ort gebracht, waren wie von selbst die letzten Meter gerannt, bis sie schließlich, direkt vor dem Abhang, nachgaben.   Auf der Wiese kniend riss ich mir meine Mütze vom Kopf, drückte diese feste in meiner Faust und begann dann ungehalten zu schluchzen.     Ich verachtete mich dafür, dass ein einziger Satz mich so fertig machen konnte.     Ungehalten flossen die warmen Tropfen weiter, die Kälte, die meinen gesamten Körper zum Zittern brachte, konnten sie nicht vertreiben.     "..Verdammt..-!", brach meine ebenso zittrige Stimme, während ich den Stoff, den ich weiterhin in meiner Hand hielt, auf meine Augen drückte, in der stillen Hoffnung, die Tränen damit hätten aufhalten zu können, "Hör auf..! ..*schluchz* ..Du bist kein Schwächling..!", sprach ich mir vergeblich zu und senkte letztlich meinen entkräfteten Arm.   Meine wässrigen Augen richteten sich auf die Stadt, die sich vor mir erstreckte, sahen auf die vielen leuchtenden Punkte, die aus den einzelnen Fenstern bestanden, in denen Leben herrschte.     Welche Bedeutung hat ein Leben..?   Was bringt es weiter zu machen..?     Mein undeutlicher Blick gleitete nun zum nächtlichen Himmel über mir, der ebenfalls mit glitzernden Lichtern bedeckt war.     Was ist ein Pirat, wenn er keine Freiheit erlangen kann..?   Wenn er sich selbst im Weg steht und sich immer wieder davon abhält, weiter voranzuschreiten?   ..Darf ich mich dann überhaupt noch als `Pirat` bezeichnen..?     Wird man nicht sowieso schon verachtet, allein, weil man sich frei fühlen möchte?     War es ein Fehler, hinaus auf`s Meer zu fahren, um seinen Träumen nachzugehen?   Gehört das Träumen nicht zum Leben dazu? Sind es nicht gerade diese Dinge, die einem Kraft geben?     Hörbar seufzend atmete ich aus, lehnte mich mit meinen Armen stützend nach hinten und sprach leise in Richtung der Sterne.   "Was ist ein Piratenleben wert..?", fragte ich mich selbst leise, schloss meine Auge und ließ den kühlen, herbstlichen Wind auf mich wirken.     "Nichts.", hauchte mir die ebenso leise flüsternde Stimme plötzlich in mein Ohr, weshalb ich meine Augen schreckhaft wieder aufschlug und mich ruckartig umdrehte.     Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, doch wusste ich sehr wohl, wer in diesem Augenblick hinter mir stand.   ..Wie lange er wohl schon hier war..?     Wortlos ließ er sich neben mich fallen, seinen Arm stützte er auf seinem angewinkelten Knie ab, seinen Kopf drehte er in Richtung Horizont.     Ich atmete erneut lange aus, richtete meine Augen ebenfalls auf den Ausblick und schwieg.     Wie lange wir hier saßen, die Ruhe genossen, die sich um uns gelegt hatte, wusste ich nicht, hatte es mich in diesem Moment sowieso nicht interessiert..   ..Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte war, dass mich seine Anwesenheit beruhigte und meine Tränen versiegen ließ.         Irgendwann war ich es, der die Stille durchbrach.   "Was machen denn die Kid-Piraten auf dieser Insel..?", fragte ich leise in Richtung der Szenerie, so leise, als wäre ich besorgt, die Ruhe mit meiner Stimme hätte stören können.   Der neben mir Sitzende zuckte locker mit den Schultern, sein Kopf war ebenfalls bedingungslos nach Vorne gerichtet, während er kaum hörbar flüsterte.   "..Zufall.. Schicksal.. Wer weiß das schon...", sprach er mit ruhiger, monotoner Stimme und schwieg daraufhin erneut.     Wenn es nach mir ginge, hätten wir ewig so verweilen können...   ..Dennoch wollte ich nachhaken, wollte seine Aussage nicht auf mir sitzen lassen.   ".. Ein Piratenleben ist also nichts wert..?", wiederholte ich wispernd seine Worte, meinen Blick nicht von der Kulisse ablassend, "..Was für einen Sinn hat es dann, sich jeden Tag auf`s Neue in Gefahr zu begeben..?"     Wieder verging ein stiller Moment. Das leise Rascheln der Blätter, die an den reichlichen Ästen des großen Baumes hingen, untermalte die Atmosphäre, ebenso wie das malerische, vielfarbige Laub, welches durch die Luft getragen wurde.     Das Flüstern seiner monotonen Stimme, die durch seine Maske gedämmt wurde, war kaum hörbar.   "..Den Sinn dahinter, musst du dir selbst schaffen.. Du kannst ihn finden, wenn du ihn aufrichtig suchst..."     Kurz dachte ich nach, ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen.   ..Seine Worte waren wahr.. ..und dennoch..     "..Was.. wenn man den Sinn dahinter vergeblich gesucht hat..? ..Wenn man aufgegeben hat, nach ihm zu suchen..?", teilte ich ihm meine Zweifel mit, sah nun zu ihm rüber, während er immernoch stur nach Vorne schaute, "..Hast du denn die Antwort darauf gefunden..?"     Sanft nickte er, ich konnte die leisen Worte nicht verstehen, die er flüsterte, weshalb ich ihm einen fragenden Blick zuwarf.     Das versteckte Schmunzeln konnte ich sehr wohl hören, welches im nächsten Moment seine deutlicher wispernde Stimme begleitete.   "..Wenn du meine Antwort hören möchtest, musst du genau hinhören..."     Ich blinzelte verwundert. Er schien weiter zu sprechen, was aber erneut durch seine Kopfbedeckung unverständlich gemacht wurde, weswegen ich mich jetzt zu ihm rüber beugte, um ihn besser verstehen zu können.     "..Näher...", hörte ich den beruhigenden Klang wieder und rutschte wie von selbst langsam zu ihm.. derweil wurden seine langen blonden Strähnen, von einer Brise, zu mir getragen und streiften sanft über meine Gesichtszüge.     Im nächsten Augenblick legte sich sein Arm um meine Schultern.   Ich hielt meinen Atem an, konnte nicht reagieren, während er mich sanft zu sich zog.   Warum er dies tat wusste ich nicht, brauchte ich auch nicht zu wissen.. Mein Körper ersparte mir die Frage, gab von sich aus die Antwort und nahm das ungewohnte Gefühl dankend an.   In diesem Augenblick wurde mir bewusst, wie dringend ich es doch brauchte.. ..Diese Wärme.. Wie von selbst schloss ich meine Lider, lehnte mich an seine erhitzte Brust und genoss ihre Wirkung.     Das Lächeln, welches sich unbewusst auf meine Züge schlich nahm ich ebenso wenig wahr, wie das leise Klicken des Schlosses seiner Kopfbedeckung.     Als ich meine Lider wieder aufschlug, nach oben blickte, während eine einzige Träne aus meinem Augenwinkel trat, traf ich auf zwei strahlende blut-rote Augen, die mich eindringlich anfunkelten.   Kurz darauf spürte ich seine Finger, die sich mit federleichten Berührungen ihren Weg von meinem Hals, zu meinem Kinn bahnten.   Das Kribbeln, welches sie durch ihre Berührungen auslösten, war unbeschreiblich... ..so fremd.. so unheimlich wohltuend.. dass sich mein Herzschlag wie von selbst beschleunigte, ebenso wie sich der leichte Schauer auf meiner Haut ausbreitete.   Ich war sprachlos, brachte keinen Laut heraus und ließ ihn widerstandslos meinen Kopf langsam, kaum spürbar, nach oben führen.     Mein Blick hing bedingungslos an dem seinen, während er sich in Zeitlupe zu mir beugte.     ..Die leicht rauen Lippen, die sich sanft auf die meinigen legten, entfachten dieses Feuer, das unaufhörlich anfing zu brennen...       "..Es sind Momente wie diese, für die es sich lohnt zu leben...", hauchte er mir wispernd gegen meine Lippen und begann breit zu lächeln, "..Den Sinn meines Lebens.. habe ich soeben gefunden...", streichte er mir eine meiner Strähnen aus dem Gesicht und legte mir dann sanft den violetten Schal, welchen er trug, um die Schultern, das andere Ende behielt er weiterhin um seinen Hals.     Schweigend blickten wir zum Horizont, während er mich fester an sich drückte, legte sich ein leichter Rotschimmer über meine Züge...         ***       Ein warmes Lächeln legt sich auf meine Lippen, ein letztes Mal wandern meine Augen über die Stadt vor mir, bis ich mich schließlich langsam umdrehe, meine Augen schließe und leise seufze.   "..Du bist spät.", flüstere ich kaum hörbar, meine Mundwinkel weiter nach oben ziehend, als die leisen Schritte vor mir zum Stehen kommen.   "Bin ich das..?", lacht er leise, zieht eine seiner Augenbrauen nach oben und legt mir wortlos den Schal um meinen Hals.     "..Wie kommt es, dass die Heart-Piraten am selbigen Tag, wie wir, an dieser Insel anlegen..? ..Und woher wusstest du, dass ich hier sein werde..?", fügt er schmunzelnd hinzu, während er mich sanft in seine Arme nimmt.   Nun bin ich es, der leise auflacht.   "..Zufall.. Schicksal.. Nenn` es wie du willst.. Eine Erklärung ist bedeutungslos.. solange dir die Gefühle den richtigen Weg zeigen..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)