Neuanfang von Fee_chen (~Prolog) ================================================================================ Kapitel 2: ~Kapitel 2~ ---------------------- ~Kapitel 2~ Erschöpft und abgespannt betrat Kari den Kindergarten, in dem sie arbeitete, und sah ihre Kollegin entschuldigend an. Kari hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, weil sie heute für sie einspringen musste, obwohl es nicht mal Karis verschulden war. „Es tut mir wirklich leid“, sagte sie laut und stöhnte auf. Jeder Knochen tat ihr weh und ihre Nerven lagen blank. Lächelnd nahm sie Ami auf den Arm, die angerannt kam, als sie Kari erblickte. „Wo warst du heute?“, fragte sie leise nach und klang vorwurfsvoll. Prompt stieg das schlechte Gewissen von Kari wieder. Die ganze Zeit musste sie an Ami denken und daran, dass diese im Kindergarten auf sie wartete. Sie drückte Ami einen Kuss auf die Wange und stellte sie dann wieder auf den Boden. „Es tut mir so leid, Ami. Aber ich konnte heute leider nicht arbeiten kommen.“ „Warum nicht?“, fragte Ami trotzig und blickte Kari in die Augen. Sie hielt sich an einer Hand von Kari fest. Sie vermutete, dass Ami Angst hatte sie loszulassen. Wieder tat ihr die Kleine unheimlich leid. Erst hatte sie ihre Mutter verloren und jetzt hatte sie sich wahrscheinlich auch noch Gedanken um sie gemacht. „In der Wohnung über mir gab es einen Rohrbruch. Meine ganze Wohnung stand heute Morgen unter Wasser und ich musste erst einmal meine Sachen retten. Es tut mir wirklich leid, Süße“, seufzte Kari und fuhr ihr durch die blonden Haare. Sie hatte vorhin sogar Takeru angerufen, weil sie nicht wusste, ob sie es überhaupt schaffen würde Ami aus dem Kindergarten abzuholen. Sie hatte ein paar Sachen bei ihrem Bruder untergestellt, hatte mit der Hausverwaltung und den Handwerkern geredet und war danach deprimiert in den Kindergarten gefahren. In den nächsten sechs bis acht Wochen konnte Kari ihre Wohnung nicht benutzen. Sie musste sich dringend nach einer alternative umsehen. „Hast du jetzt kein zu Hause mehr?“, fragte Ami mit großen Augen. „Doch, aber ich kann im Moment nicht in meine Wohnung. Die muss jetzt erst einmal in Ordnung gebracht werden“, murmelte Kari und lief zur ihrer Kollegin. „Ich bin dir wirklich was schuldig, Momoko.“ „Ach, du kannst ja nichts dafür. Außerdem springst du auch immer für mich ein, wenn ich mal weg muss. Ami, willst du noch ein bisschen spielen gehen bevor du mit Tante Hika nach Hause gehst?“ „Ja“, nickte Ami mit dem Kopf, löste sich von Karis Hand und lief zur Rutsche. „Sie war ziemlich verstört, weil du nicht da warst.“ „Verdammt“, stöhnte Kari und verdrehte die Augen. „Dabei haben Takeru und ich uns vor zwei Tagen noch so gefreut, weil sie langsam wieder die Alte wird. Zumindest scheint sie langsam nach vorne zu blicken. Die Alte wird sie wohl nie werden.“ Kari verschränkte die Arme vor ihrer Brust, sah Ami dabei zu wie sie die Rutschte runter rutschte und vergnügt lachte. „Sie hat viel nach dir gefragt und ich musste ihr alle 10 Minuten versichern, dass es dir auch wirklich gut geht.“ „Es ist so schlimm was Maron passiert ist“, flüsterte Kari und hatte Tränen in den Augen. Immer, wenn sie Ami ansah, sah sie ihre Mutter. Sie war eine gute Freundin von Kari gewesen und es hatte ihr das Herz gebrochen, als sie von ihrem Tod erfahren hatte. Oft lag sie Abends in ihrem Bett und versuchte den Verlust von Maron zu begreifen. Immer wieder dachte sie dabei auch an Ami und Takeru, die in ein großes Loch gefallen waren und nur schwer wieder ins Leben zurück fanden. Es gab zwar langsame, wenige Fortschritte, aber genau so konnte auch eine Sache sie wieder zurück werfen. Wie heute, als Kari es nicht in den Kindergarten geschafft hatte. „Es ist für euch alle nicht leicht. Für Takeru, der seine Frau verloren hat, für Ami, die ihre Mama verloren hat und für dich, die eine gute Freundin verloren hat. Wichtig ist jetzt, dass ihr nicht aufgebt. Alleine schon für Ami. Es ist nicht leicht, mit vier Jahren schon seine Mutter verloren zu haben, aber sie hat es trotzdem verdient ein glückliches Leben zu führen.“ „Ich weiß“, nickte Kari mit dem Kopf und lächelte ihre Arbeitskollegin an. „Es wird noch seine Zeit dauern. Aber eines Tages werden wir alle nach vorne sehen können. Maron wird uns immer fehlen, aber sie wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich werde dann mal Ami nach Hause bringen. Noch einmal danke, dass du meine Schicht übernommen hast. Du hast was gut bei mir.“ „Nicht dafür. Mach dir noch einen schönen Abend mit Ami.“ Kari lächelte ihre Kollegin an, holte den Rucksack von Ami und verließ dann mit ihr den Kindergarten. „Es sieht nach Regen aus“, sagte Ami, als sie nach oben in den Himmel blickte. Kari folgte ihrem Blick und bemerkte die grauen Wolken, die sich am Himmel auftaten. „Wir sollten uns lieber beeilen, damit wir im Auto sind, wenn es los geht. Wir müssen auch noch einkaufen fahren. „Au ja“, rief Ami und sprang fröhlich auf und ab. Es war Kari ein Rätsel, aber aus irgendeinem Grund mochte Ami es einkaufen zu gehen. Kari öffnete die Tür von ihrem Auto, wartete bis Ami in ihrem Kindersitz saß und sich angeschnallt hatte und ging dann nach vorne. „Wir hatten Glück, Tante Hika.“ „Ja“, seufzte Kari. Kaum saß sie im Auto fing es auch schon an zu regnen. „Hoffentlich kommen wir trocken zu Hause an.“ „Ja, du hattest heute ja schon genug Wasser. Warst du eigentlich in deiner Wohnung schwimmen?“ „Warum sollte ich in meiner Wohnung schwimmen?“, fragte Kari und runzelte die Stirn. Sie war so auf den Verkehr konzentriert, dass sie Ami nur schwer folgen. Ami stöhnte laut auf und Kari konnte im Spiegel erkennen wie sie ihre Augen verdrehte. „Na, deine Wohnung steht doch unter Wasser. Hast du das etwa schon wieder vergessen, Tante Hika?“ „Ach, das meinst du. Nein, das habe ich nicht vergessen. Wie könnte ich auch“, murmelte sie leise und bog an der Kreuzung ab. „So viel Wasser war es dann doch nicht.“ „Schade. Wir hätten bestimmt zusammen schwimmen gehen können.“ „Wenn das Wetter wieder besser ist, können wir ja ins Freibad gehen.“ „Ja“, nickte Ami mit dem Kopf. „Fragen wir dann auch Onkel Matt ob er mitkommt? Und Onkel Tai! Und Mimi!“ „Wir fragen einfach alle, ob sie mit uns mitkommen wollen, okay? Sora kommt bestimmt auch gerne mit. Und Papa auch.“ „Und meinen Teddy müssen wir mitnehmen!“, rief Ami mit Nachdruck. „Aber der kann doch gar nicht schwimmen, Ami.“ „Dann muss er es eben noch lernen!“ Kari biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. Sie liebte die schlagfertigen Antworten von Ami einfach. Und man musste zugeben, dass Ami immer eine schlagfertige Antwort auf ihren Lippen hatte. ɞ – εїз - ❣ - εїз - ɞ Eingekuschelt lagen Ami und Kari auf der Couch und sahen zusammen fern. Nach der Kita waren sie einkaufen gewesen, hatten etwas gegessen und Kari hatte Ami noch gebadet. Jetzt ließen sie den Abend ausklingen, in dem sie miteinander kuschelten. Das waren die Momente die Kari am meisten liebte. Sie liebte es, dieses kleine Wesen einfach im Arm zu halten und zu spüren, dass Ami sie liebte und ihre Nähe brauchte. Grade jetzt, war es für Kari ungemein wichtig für Ami da zu sein. Sie sollte wissen, dass es Menschen gab, die sie liebten und die für sie da waren. Lächelnd strich Kari ihr durch die Haare und drückte ihr einen Kuss auf ihren Scheitel. Sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern wie sie Ami das erste Mal im Arm gehalten hatte. Sie konnte sich an den ersten Geburtstag erinnern, als wäre er erst gestern gewesen. Sie dachte an ihre ersten Schritte, an ihre ersten Worte und an ihren ersten Tag in der Kita. Es war wirklich erstaunlich, dass Ami inzwischen schon vier Jahre auf der Welt war. Und sie hatte ihr Leben um so vieles bereichert. „Hika?“ „Mhm?“, fragte Kari und kicherte, als Ami laut gähnte. „Da schafft es wohl jemand nicht so lange wach zu bleiben, bis der Papa nach Hause kommt.“ Es hätte sie gewundert, wenn sie es geschafft hätte so lange wach zu bleiben. Takeru kam heute erst ziemlich spät nach Hause und Ami würde dann mit Sicherheit schon schlafen. „Kann ich heute bei Papa im Bett schlafen?“, fragte Ami erneut und gähnte wieder laut. Sie drückte den Teddy an sich während ihre Augen langsam kleiner wurden. „Ja“, flüsterte Kari leise, stand von der Couch auf und hob Ami hoch. „Komm wir legen dich schon mal in Papas Bett. Du bist müde und hattest auch einen anstrengenden Tag.“ „Okay“, nuschelte Ami, ohne zu protestieren. Sie legte Kari die Arme um den Nacken und kuschelte sich an sie, während diese sie nach oben in das Schlafzimmer von Takeru brachte. Ihr war mulmig zu mute, als sie das Schlafzimmer von Takeru betrat. Hier drin erinnerte immer noch alles an Maron und jeden Moment rechnete Kari damit, dass Maron ins Zimmer kam um ihrer Tochter eine Gute Nacht zu wünschen. Seufzend schlug Kari die Decke zurück, legte Ami in das Bett und deckte sie sanft zu. Sofort kuschelte sich die Kleine in das Bett und lächelte Kari an. Sanft strich Kari ihr über die Stirn. „Schlaf Gut, Kleines.“ „Wir müssen Mama noch Gute Nacht sagen!“, kam es leise, aber bestimmt von Ami, die aus dem Fenster sah und zu den Sternen blickte. Der Ausdruck in ihren Augen wurde trauriger und es brach Kari fast das Herz Ami so zu sehen. „Gute Nacht, Mama. Ich vermisse dich. Ich hab dich lieb!“ „Ich lass dir noch das kleine Licht an, okay? Und falls was ist, kommst du runter, ja?“ „Ja“, nickte Ami mit dem Kopf, setzte sich auf und gab Kari einen Kuss auf die Wange. Kari deckte sie zu und verließ dann auf Zehenspitzen ihr Zimmer. Im Wohnzimmer angekommen legte sie die Decke wieder zusammen, brachte den Becher von Ami in die Küche, räumte dort ein bisschen auf und wartete darauf, dass Takeru nach Hause kam. Nebenbei machte Kari sich Gedanken wie es jetzt für sie weiter gehen sollte. Ihre Wohnung war zur Zeit nicht bewohnbar und bei Tai konnte sich nie unterkommen. Wahrscheinlich musste sie für eine Zeit lang wieder zu ihren Eltern ziehen, was ihr gar nicht behagte. Sie war erwachsen, selbstständig und jetzt sollte sie wieder zu ihren Eltern ziehen? Das kam für sie nur im äußersten Notfall in Frage und war ihre letzte Wahl. Es musste doch noch eine andere Lösung geben. ɞ – εїз - ❣ - εїз - ɞ Kari blickte von ihrem Buch auf, als die Tür leise geöffnet wurde. Erschöpft kam Takeru rein, stellte seine Aktentasche auf den Boden und ließ sich auf die Couch fallen. „Harter Tag?“, fragte Kari leise, klappte ihr Buch zu und legte es zur Seite. „Und wie“, flüsterte er leise und nickte schwach mit dem Kopf. „Und deiner war auch nicht so berauschend, oder?“, fragte Takeru und blickte sie an. „Konntest du alles klären?“ „Ich bin zur Zeit zwar obdachlos, aber ja, dass Wichtigste konnte ich klären. Meine Sachen sind erst einmal bei Tai untergebracht und ich werde wahrscheinlich erst einmal bei meinen Eltern wohnen.“ „Sieht so aus, als wäre nicht nur mein Tag scheiße gewesen.“ Müde rieb sich Takeru über das Gesicht, setzte sich auf und trank einen Schluck aus dem Glas von Kari. „Du musst in der nächsten Zeit bestimmt einiges regeln und organisieren. Ich habe gestern schon überlegt, dass ich wahrscheinlich nicht drum herum kommen werde ein Kindermädchen für Ami einzustellen.“ Karis Herz klopfte wie wild. Nur ungern gab sie es zu, aber sie fühlte sich von seinen Worten ziemlich überrumpelt. Auch glaubte sie, dass es jetzt im Moment der falsche Zeitpunkt dafür war, Ami an eine neue Person zu gewöhnen. Sie hatte ja noch nicht einmal den Tod ihrer Mutter verarbeitet! „Ich will dir nicht reinreden, Keru. Aber ich glaube nicht, dass das jetzt das Richtige ist. Das Letzte was Ami jetzt in ihrem Leben gebrauchen kann ist eine fremde Person, an die sie sich gewöhnen muss. Habe ich irgendwas falsch gemacht, oder warum willst du nicht mehr, dass ich auf Ami aufpasse?“ Sie versuchte den Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren. Auch, wenn Ami sie manchmal ziemlich schaffte, wäre es trotzdem ein Verlust für sie, wenn sie nicht mehr ihre Nachmittage mit Ami verbringen konnte. „Du bist wohl verrückt“, schnaubte Takeru und setzte sich auf. „Du warst in dieser schweren Zeit ein Segen für uns, Hika, und ich weiß nicht was wir ohne dich getan hätten. Aber jeden Abend habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich erst um 22 oder 23 Uhr nach Hause komme und du dann selbst noch nach Hause fahren musst. Grade jetzt, wo das mit deiner Wohnung ist und du wahrscheinlich deine Zeit dafür bräuchtest, um deine ganzen Sachen zu regeln.“ „Das schaffe ich trotzdem“, verdrehte Kari die Augen und nahm sich ein kleines Kissen. „Außerdem kann ich jederzeit in deinem Gästezimmer schlafen, wenn es zu spät wird.“ Irritiert blickte sie zu Takeru und konnte nicht glauben, dass es wirklich darüber nachdachte seiner kleinen Tochter eine neue Person zu zu muten. „Es fällt mir trotzdem Schwer, Kari. Du hast auch noch einen Job, hast einen Haushalt um den du dich kümmern musst. Und jetzt noch Ami. Ich habe einfach ein schlechtes Gewissen, weil ich dich zur Zeit so beanspruche.“ Takeru blickte grimmig drein und schüttelte den Kopf. „Das kann ich auf Dauer auch nicht von dir verlangen.“ „Wenn du meinst“, rief Kari lauter, als sie es beabsichtigt hatte und erhob sich. Sie griff nach ihrer Handtasche und war in Begriff zu gehen. An der Tür blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu Takeru um, der sie irritiert anblickte. „Ich finde es übrigens unverantwortlich von dir, dass du Ami jetzt, in dieser schwierigen Zeit, an eine neue Person gewöhnen willst, anstatt alles so zu lassen wie es ist. Sie ist an mich gewöhnt. Weißt du wie das für sie aussehen wird? Das sie nach ihrer Mutter auch noch mich verliert!“ „Jetzt warte doch mal“, rief Takeru und lief ihr hinterher. Er griff nach ihrem Arm und zerrte sie zurück in die Wohnung. Frustriert fuhr er sich mit seinen Händen durch die Haare. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann Kari und er sich das letzte Mal so gestritten hatten. Aber im Prinzip hatte sie ja recht. Es war wirklich nicht in Ordnung, dass er Ami jetzt an eine neue Person gewöhnen wollte. Als Takeru Kari musterte, machte es plötzlich klick bei ihm. Natürlich! Warum waren sie nicht eher darauf gekommen, obwohl die Lösung so offensichtlich vor ihren Augen lag? „Werde du das Kindermädchen von Ami, Kari!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)