Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 35: Demons at the Gate ------------------------------ Mit zwei Flaschen Bier in der Hand, identifizierte er sich bei der Torwache. Da er erwartete, dass sich die Tore sofort öffneten, prallte er von dem geschlossenen Tor ab und hätte beinahe eine der Flaschen fallen gelassen. „Was zum…?“ „Woher wissen wir, dass du kein Hochstapler bist?“ Renji trat zurück und schielte zu der Torwache, die gerade gesprochen hatte. Selbst im trüben Mondlicht konnte es nur eine Person sein. „Rikichi, ich werde dich nie wieder das Tor bewachen lassen, wenn du nicht aufhörst, diese Science-Fiction-Romane zu lesen! Niemand hier ist eine verdammte Mod-Soul.“ Das Tor öffnete sich knarzend. Als er hindurchging, schaute er zu Rikichi hinauf, der entschuldigend winkte. Er schüttelte den Kopf, aber lächelte. Zumindest wäre die Sicherheit heute Nacht gut. Er mochte vielleicht Idiot erster Klasse sein, aber Rikichi würde niemals während seiner Schicht einschlafen oder jemand Seltsames durchlassen. Irgendwann würde dieser kleine Doofkopf ihnen alle noch den Arsch retten. Es wäre nicht das erste Mal, dachte Renji. Er beschloss, den Jungen mal ein Mittagessen oder so auszugeben. Er kramte durch die Taschen seines Hakama und zählte seine verbliebenen Ken. Am nächsten Zahltag, änderte er seine Pläne. Ein kurzer Fußmarsch durch den Hof, während die Flaschen in der stillen Nachtluft klackerten, und er stand vor seinem Quartier. Er glitt aus seinen Sandalen und schob die Tür auf. Er tastete sich im ungewohnten Raum herum, warf beinahe die Lampe um bei seinem Versuch, diese anzuschalten. Beinahe hätte er sie wieder ausgeschaltet. Obwohl Renji das Chaos, dass Seichi hinterlassen hatte als er da war, aufgeräumt hatte, sah der Raum klein und schäbig im Vergleich zu… dem aus, an was er sich langsam gewöhnt hatte, vermutete er. Der Gedanke ließ ihn mit der Stirn runzeln. Vor allem als er sich erinnerte, wie riesig und herrlich und wundervoll und sauber alles ausgesehen hatte, als er aus Inuzuri hierhergekommen war. Scheiße, selbst nachdem er von der Elften hierhergekommen war. Nun blickte er auf sein altes Feldbett und fragte sich, wie zum Teufel er sich davon abhalten sollte, dort hinunterzufallen. Er blickte über die Schulter in die Richtung, in der er das Anwesen gesehen hätte, wenn die Tür nicht geschlossen wäre. Vielleicht sprachen Byakuya und sein Ex immer noch. Es wären noch Stunden, bevor sie daran denken würden, schlafen zu gehen. Dennoch konnte Renji nicht anders als enttäuscht zu sein, dass kein Schmetterling oder Notiz auf ihn wartete, ihn fragte, ob er herkommen und das Bett nicht so riesig und einsam erscheinen lassen könnte. Vielleicht kam das noch. In der Zwischenzeit zog Renji seine Uniform aus, die leicht nach einer Kombination aus Ramen, Schweiß und Blut von Ikkaku… und auch etwas von seinem eigenen, roch. Ja, die war ein Fall für die Reinigung, dachte Renji und warf sie in die Ecke, die er für seine dreckige Wäsche reserviert hatte. Da sein Lieblingsyukata schon vor eine Weile zum Anwesen umgesiedelt worden war, brauchte Renji einige Minuten, um etwas Angemessenes fürs Bett zu finden. Eine zusätzliche Shitagi musste ausreichen. Er würde nackt schlafen, wenn es nicht so kalt wäre. Und wenn man gerade davon sprach, grub er seine Winterdecke vom Boden seiner Wäschetruhe aus und breitete sie über das Bett aus. Sie war nicht wie die Decken, die Byakuya hatte, aber die war wattiert. Oben hatte sie ein Patchwork-Design, das aus Stofffetzen gefertigt worden war. Er hatte es vor Jahren, mit dem Gewinn eines Hanafuda-Spiels, bei einem Händler in einem besonders kalten Winter gekauft. Er hatte nicht gespielt. Er hatte niemals gelernt, wie es ging, aber er hatte auf den richtigen Kerl gewettet. Tatsächlich sogar Mädel. Matusmoto hatte den Laden mit ihm leergefegt. Renji erinnerte sich daran, weil es das erste Mal war, dass er sie wirklich in Fleisch und Blut getroffen hatte – und davon gab es bei ihr eine Menge, was ziemlich ablenkend war. Allerdings nicht ablenkend genug, um zu übersehen, wie verdammt clever sie war. Außerdem haben wir dir gesagt, die Katze zu beobachten, murmelte Zabimaru. Katzen sind immer clever, grummelte der Schlangenschwanz. „Wirst du eigentlich immer alle Ehre für meine Ansichten für dich beanspruchen?“, fragte Renji laut, als er zu seinem Zanpakutō schaute, dass er auf das Feldbett gelegt hatte, als er sich ausgezogen hatte. „Ich habe auch gelegentlich den ein oder anderen eigenen Gedanken, wie du weißt.“ Als Antwort gab es nur schnaubendes Gelächter. Renji dachte daran, diesem dämonischen Klumpen Metall zu sagen, dass er glücklicher wäre, wenn sie ihre Meinungen für sich behalten, doch er wusste, dass das eine ziemlich fette Lüge wäre. Also ließ er sich einfach auf sein Feldbett neben Zabimaru sinken und griff unter das Bett und suchte nach einem Porno-Manga. Nachdem er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte, also einem der Guten mit einem Haufen Kurzgeschichten drin, schüttelte er sein Kissen auf, kuschelte sich unter seine Decken und öffnete eines seiner Biere. Er hatte das Buch beinahe gelesen, als der Klang von hektischen Füßen, die auf den Boden trommelten, dafür sorgten, dass Renji nach seinem frischen Hakama und Zabimaru griff. Als die Füße an seiner Tür ankamen, hatte Renji seinen Obi noch im Mund, aber seine Uniform Größtenteils angezogen. „Vizekommandant, wir haben ein Problem am Haupttor.“ Renji knotete seinen Hakama schnell zu und schob die Tür mit der Schulter auf, um eine keuchende Wache zu sehen… Tabito? „Was ist los? Es ist besser ernst. Ich bin nicht im Dienst.“ „Ist es. Sehr“, Tabito wurde blass. „Kommandant Kyōraku fordert Einlass und… ähm, er ist betrunken, Vizekommandant.“ Betrunkener Kyōraku? Oh, heilige Scheiße. Er hielt sich nicht damit auf, Zabimaru in seinen Obi zu stecken, sondern trat gleich in die Sandalen und lief in Richtung Tor, Tabito war ihm dicht auf den Fersen. „Und Rikichi hält ihn draußen? Der Junge ist mutiger, als ich dachte. Viel mutiger. Ich werde ihm eine Medaille oder so etwas geben müssen – falls er überlebt.“ Kyōrakus Stimme hatte ihre gewohnte Heiterkeit verloren und er begann, verärgert zu klingen, als er hinaufbellte. „Du bist sehr amüsierend, Kind, aber ich habe genug von deinen lächerlichen zwanzig Fragen.“ Er lallte, als er hinzufügte: „Ich habe mich ausgewiesen und ich sagte, ich habe ihr was zu erledigen.“ Renji huschte die Treppe hinauf, um sich neben Rikichi zu stellen. Renji konnte spüren, dass Rikichi die Kidō-Barriere ausgelöst hatte, kein Wunder also, dass er so am Austicken war. Renji ließ Zabimaru mit seiner Hülle auf seiner Schulter ruhen, als er fragte: „Das sind nicht wirklich die gewohnten Arbeitszeiten, Kommandant.“ „Ah, Herr Renji, mein Junge! Ich habe nicht erwartet, dass du hier bist. Aber wenn du hier bist, lass es uns eine Freude nennen. Sollen wir?“ Kyōraku war wirklich unsicher auf seinen Beinen. Alleine seinen Hut ein wenig zurückzuschieben, damit er zu Renji hinaufblicken konnte, ließ ihn ein wenig stolpern. Himmel. Was hatte Kyōraku in diesen Zustand gebracht? Und was zum Teufel sollten sie tun, wenn er entschied, ihnen mit seinem Bankai den Arsch aufzureißen? Oder selbst Shikai… Alles lag in den Schatten. Alles. „Ja, lass uns eine Freude draus machen“, sagte Renji und traf eine plötzliche Entscheidung. „Was halten sie davon, mich über die Straße zu begleiten für einen netten, heißen Oden, eh, Kommandant? Wir können da über ihr Anliegen sprechen.“ Während er über seine Schulter blickte, schwankte Kyōraku, doch er beäugte die Läden für eine Weile. Dann zuckte er mit den Achseln und sagte mit einem Zungeschnalzen: „Ich könnte noch ein Getränk brauchen.“ Renji atmete erleichtert aus. Er steckte Zabimaru in den Gürtel. Dann nickte er Rikichi zu, damit er die Kidō-Barriere so lange auflöste, dass Renji über die Mauer springen und neben Kyōraku landen konnte. „Sie haben nicht erwartet, dass ich da bin, eh?“, sagte Renji und bot Kyōraku einen Arm an. Kyōraku nahm stattdessen die Schulter und lehnte sich schwer auf ihn. Falls das gespielt war, war es verdammt überzeugend, dachte Renji, vor allem wegen dem sauren, alkoholischen Gestank vom Nahen. „Und sie wissen, dass Byakuya mit seiner Familie beschäftigt ist. Ich habe meinen rangniedrigsten Offizier am Tor. Ich wette, sie dachten, dass unser 20. Offizier ein Schwächling wäre, eh? Haben sie wirklich einen Angriff auf uns geplant, Kommandant?“ Kyōraku lachte eines dieser lauten Lachen. „Und jeder sagt, du wärst solch ein Idiot. Ah, wie sie dich unterschätzen!“ Er lallte, doch seine Augen funkelten begeistert. „Also sag mir, warum mein gerissener Plan gescheitert ist, ja? Warum steckst du nicht da, wo du sein solltest – eingewickelt in die Seidenlaken deines Liebhabers?“ Er war betrunken genug, dass das Wort ‚Seidenlaken‘ mehr nach ‚Scheidenhaken‘ klang. Renji begann, sich zu erklären, doch hielt dann inne. „Hey, nichts davon jetzt. Wir sind hier die Opfer. Wie wäre es, wenn sie damit rausrücken, was sie dachten hier tun zu müssen, eh, Kommandant?“ Sie waren auf der anderen Straßenseite angekommen. Es hatte nicht länger gedauert, als es sollte, mit all dem Schwanken. Die Gastwirtin hielt die Tür für sie beide auf, ohne Zweifel hatte sie den Aufruhr gehört. Renji nickte ihr dankbar zu, als sie die beiden in einen ruhigen, dunkleren Teil der Bar führte. Er kannte sie gut. Dieser besondere Izakaya hatte Räume im ersten Stock, die von der Division zum einzigen Zweck gemietet wurden, damit welche verfügbar waren, sollte einer der Offiziere nach dem Zapfenstreich zurückgestolpert kommen. Also ein Offizier, der wollte, dass ihn Renji am Morgen abholte, natürlich. Die gute Nachricht war, dass die Gastwirtin es gewohnt war, Ausgaben von ihm auf den Deckel zu schreiben. Sobald er Kyōraku auf dem Boden abgesetzt hatte und ihm einen von diesen Rückenlehnen geholt hatte, damit er nicht umfiel, bestellte Renji zwei große Schalen Eintopf für sie. Als die Gastwirtin außer Hörweite war, lehnte sich Renji über den Tisch und flüsterte: „Ernsthaft, Kommandant, was könnte so wichtig sein, dass sie gewillt sind, einen Krieg mit meinem Kommandanten anzuzetteln? Was hat er überhaupt, was sie wollen? Oh. Scheiße, natürlich. Sie waren hinter Daisuke her, nicht wahr?“ Kyōraku sah genervt aus, dass er so schnell durchschaut worden war. Mit einem Seufzen sagte er. „Ich werde niemals wieder darauf hören, was die Leute über dich erzählen. Herr Renji. Du bist viel cleverer, als alle wissen. Weiß Herr Byakuya, was er an dir hat? Du solltest nach einer Gehaltserhöhung fragen, mein Junge.“ Die Gastwirtin stellte eine Flasche und zwei Schalen für sie hin. Gierig griff Kyōraku danach. Noch mehr Sake? Aber, scheiße, es war bereits zu spät. Ungeschickte Hände bearbeiteten schnell die Flasche. Bevor Renji nein sagen konnte, hatte Kyōraku sie bereits geöffnet und schenkte ihnen ein. „Sollen wir einen Toast aussprechen?“, lächelte Kyōraku und bot Renji eine Schale an. „Auf dich, Herr Renji, weil du mich vor mich selbst behaart hast.“ 'Behaart' von was? Er musste 'bewahrt' gemeint haben, aber das machte immer noch keinen Sinn. Renji prostete ihm trotzdem zu, da es unhöflich erschien, es nicht zu tun. „Nichts für ungut, Kommandant, aber was haben sie sich gedacht? Die meisten Schurken kündigen sich nicht am Tor an.“ „Schurken?“, lachte Kyōraku. Er wedelte den Gedanken mit einer nachlässigen Bewegung weg. „Ich bin viel schlimmer als das! Aber ich hatte nicht vor, den Jungen zu stehlen. Ich wollte mir Daisuke nur ausleihen und nehmen, was ich brauchte. Ich hätte ihn in kürzester Zeit zurückgebracht.“ Renji wurde ein wenig blass, 'nehmen, was ich brauchte'...? „Ah, schau mich nicht so an, Herr Renji, mein Junge. Ich hätte nichts so Kostbares genommen, wie das, was du denkst. Nur seine Zunge.“ „Nur seine...“, begann Renji zu wiederholen, doch er konnte es nicht zu Ende sagen. Sein Mund war offen. Meinte das Kyōraku wirklich? War er gekommen, um Daisuke die Zunge rauszuschneiden? Ernsthaft? Renji vermutete, dass war das, was man damals in der Steinzeit getan hat, um Spione in den 'Ruhestand' zu schicken, aber scheiße... Kyōraku schob betrunken seine Schale in Renjis Richtung. „Nun guckst du genauso wie Jūshirō." Er machte einen abfälligen Laut. "Ich habe es ihm hunderte Male gesagt. Es ist nicht bösartig, nur notwendig." Die Dämonen verraten sich, zischte Zabimaru. Eine aufgeschlitzte Kehle ist die ruhigste Kehle. Der Paviankönig grunzte zustimmend. Eine herausgeschnittene Zunge ist eine Nachricht an Andere. Also glaubst du, wir haben vielleicht mehr als nur Daisuke als Spion in unseren Rängen?, mutmaßte Renji. Großartig. "Tut mir leid, dass ich ihre Pläne zerstören musste", sagte Renji, vollkommen ohne Reue. Kyōraku sah ein wenig überrascht aus und lachte dann. Die Wirtin kam mit einer großen Schale Oden für jeden zurück. Die Brühe mit Soja-Sauce roch leicht süßlich und statt dem gewohnten Fischküchlein glaubte Renji, getrocknete Makrelenflocken zu riechen. Große Scheiben Daikon und Tofu schwammen in der dunklen, reichhaltigen Brühe. „Du hältst nicht viel von mir, oder Herr Renji?“, fragte Kyōraku, nachdem sie die Hälfte ihres Eintopfes geschlürft hatten. „Tatsächlich tue ich das sehr wohl“, sagte Renji und kaute auf etwas Rettich herum. „Ich habe sehr viel Respekt vor ihnen, Kommandant. Deshalb glaube ich, dass sie ein lügender Drecksack sind. Sagen sie mir nicht, dass meine Torwache, tapferer kleiner Idiot wie er ist, sie davon abgehalten hat, aus dem Schatten heraus auf Daisuke loszugehen und die Zunge, oder was auch immer sie zur Hölle wollen, herauszuschneiden. Ich sehe sie nicht wirklich als die Art von Kerl, der zögert, wenn er am Zug ist. Ich habe von dem Kampf im falschen Karakura gehört. Ihr Partner wollte kein Kind töten, aber sie haben es getan. Das klingt für mich nicht nach einem Kerl, der einen Job nicht erledigt bekommt, wenn er gemacht werden muss.“ Kyōraku grinste breit. „Herr Renji, du klingst furchtbar sehr danach, als wolltest du mich überreden, den Job zu erledigen. Meinst du das so?“ „Nah, ich versuche sie nur zu verstehen.“ „Heh. Viel Glück, mein Junge“, lachte Kyōraku. „Wenn du es geschafft hast, sag es mir.“ Während sie weiter aßen, beschloss Renji, dass Kyōraku ihm vermutlich schon gesagt hatte, was er wissen wollte. Was hatte er noch gesagt? Schau mich nicht so an, wie es Jūshirō bereits getan hat? Kommandant Ukitake musste Wind von seinem 'Plan' bekommen und Kyōraku gesagt haben, was er davon hielt. Was auch immer sein Partner ihm gesagt hatte, musste Kyōraku so sehr geplagt haben, dass er sich selbst sabotiert hatte, in dem er sich betrunken hatte. Tatsächlich einmal so richtig – zu betrunken, um den Job richtig zu machen. Sein Partner hatte ihm 'Nein' gesagt. Kyōraku hat 'Fick dich' gesagt und ist rausgegangen, um es zu tun, doch er hatte sich selbst in den Fuß geschossen. Verdammt, wenn das nicht nach etwas klang, was Renji tun würde. Und alles machte auf diese Weise beinahe Sinn. „Möchten sie, dass ich einen Höllenschmetterling an Kommandant Ukitake schicke?“, fragte Renji. „Oder haben sie beide immer noch Streit? Sie könnten sich auch hier ausschlafen, kostenfrei, sie wissen schon.“ Kyōraku wippte anzüglich mit den Augenbrauen. „Was deutest du da an, Herr Renji? Du weißt, dass ich dich sehr attraktiv finde. Ich erinnere mich, dass ich dich einmal geküsst habe.“ Renji lachte ein wenig und hob die Hände, vor allem als Kyōraku aussah, als würde er über den Tisch krabbeln und ihm einen feuchten Kuss aufdrängen wollen. „Sie verstehen falsch, Kommandant. Ich frage sie nicht, ihr Strichjunge zu sein. Ich sage, dass wir Zimmer hier haben, für die bezahlt sind – für Divisionsmitglieder, um die Leute aus den Ausnüchterungszellen zu halten. Also können sie sich eins nehmen, wenn sie wollen. Sie wissen schon, falls sie nicht nach Hause können.“ Kyōraku schien bei dem Gedanken zu zögern. „Warum bist du so großzügig... besonders jetzt, wo du weißt, warum ich hier war? Wirst du mir in der Nacht die Kehle aufschlitzen?“ „Oh, sie meinen, weil sie an meine Tür klopfen und jemanden verkrüppeln wollten, dem ich geschworen habe, ihn zu beschützen?“ Kyōrakus Augen wurden groß, doch er nickte. Renji zuckte mit den Achseln. „Sie haben es aber nicht getan, oder Kommandant? Das reicht mir. Außerdem denke ich, dass ich Kommandant Ukitake etwas schuldig bin.“ Kyōraku setzte sich zurück und schnaubte enttäuscht, dann seufzte er. „Er sei trotzdem verdammt.“ Er hatte viel nüchterner geklungen, doch nun lallte Kyōrakus Stimme wieder. Sein Blick war unkoordiniert und Renji dachte, dass er vielleicht bewusstlos wurde. „Außerdem“, sagte Renji freundlich, „denke ich nicht, dass sie es in dem Zustand irgendwohin schaffen.“ „Mm“, stimmte Kyōraku zu. Es dauerte nicht lange, bis er, mithilfe des Türstehers, Kommandant Kyōraku ins Bett steckte. Nachdem er mit der Wirtin die Absprachen traf, damit alles bezahlt wurde, ordnete Renji seine Uniform. Er wandte sich ab und ging in Richtung Anwesen. Er würde direkt mit Byakuya deswegen sprechen müssen. Selbst wenn er peinlicherweise sein 'Date' mit seinem Ex unterbrechen müsste. Eishirō wollte Renji nicht reinlassen. „Ich weiß, was du denkst“, sagte Renji ruhig, lehnte mit dem Arm am Türrahmen des Dienstboteneinganges an der Küche und blickte auf das schmale, zusammengekniffene Gesicht des Hausverwalters hinunter. „Aber so ist es nicht. Ich bin nicht hier, um sie zu unterbrechen und nichts. Das ist eine ernsthafte Divisionsangelegenheit. Wir hatten einen Kommandanten an unserem Tor. Jemand der uns Schaden zufügen wollte. Ich kann das nicht bis zum Morgen aufschieben, Eishirō.“ „Oh, ich verstehe“, nickte Eishirō, doch zögerte weiterhin. „Bist du sicher, dass es nicht warten kann?“ Warum? Waren sie nach oben gegangen? „Nein“; sagte Renji und richtete sich auf. „Das kann es wirklich nicht.“ „Bleib hier“, sagte Eishirō. „Ich komme zu dir zurück, falls der Herr zustimmt.“ „Ich bleibe hier stehen“, sagte Renji. Als Eishirō entsetzt aussah, hob Renji seine Hände. „Ich sollte mich mit der Kommandantin der Personenschützer besprechen. Das betrifft auch sie. Also, du weißt schon, du kannst mich dort finden, wenn der Kommandant dem Treffen zustimmt.“ „Ah, ja. Natürlich.“ Aber sollte er es nicht, dachte Renji als er zum Büro der Personenschützer ging, würde ich wissen, falls Byakuya nichts Gutes im Schilde geführt hatte. Denn diese laufende Behinderung ärgerte Renji bereits ziemlich – es schmeckte zu sehr danach, dass Byakuya Eishiro gesagt hatte, Renji abzublocken. Als würde er Renji nicht zutrauen, dass er sie alleine ließ. Schlimmer noch, dass er vielleicht sogar plante irgendwelchen Unfug mit seinem Ex anzustellen. Renji war gewillt zu glauben, dass es der Ex war... Im Moment. Als Renji die Barracken und das Büro der Personenschützer erreicht hatte, war er zu der Überzeugung gekommen, dass Byakuya ihm nicht soweit vertraute, doch seine kleine Party mit seinem Ex zu zerstören. Es war typisch Byakuya, oder nicht? Erwartete immer von Renji, sich wie ein Tier zu verhalten. Zu denken, dass er kommen würde, um sein Territorium zu markieren oder irgendetwas ähnlich Streitlustiges zu tun. Nun ja, Renji hatte Pläne für einen ruhigen Abend gehabt, verdammt nochmal. Es war nicht seine Schuld, dass Kyōraku entschieden hatte, an ihre Tür zu klopfen. Die Nachtschicht der Personenschützer war belebter als die in der Division. Selbst die Kommandantin war im Dienst. „Es ist wegen all den Familien“, erklärte sie, als Renji seine Überraschung ausdrückte, sie zu solch später Stunde anzutreffen. „Wir sind in Alarmbereitschaft mit all den Kuchiki an einem Fleck.“ Das machte Sinn. „Es tut mir leid, dir noch mehr aufzubürden“, sagte Renji. „Aber du musst sicherstellen, dass jemand Daisuke im Auge behält.“ Als die Kommandantin den Mund öffnete, sah sie aus, als wolle sie ihm sagen, es sei unmöglich mit einem bereits voll ausgelastetem Personal, doch Renji schnitt ihr die Worte ab. „Wir haben ein Mordanschlag von hoher Ebene heute Nacht vereitelt. Oder Beinahe-Verstümmelung, aber du verstehst, was ich sagen will.“ Renji entschied sich, nicht von dem schlampigen Versuch, mit nahezu keiner Tötungsabsicht, zu erzählen. Sie brauchte das nicht zu wissen und überhaupt, Kyōraku könnte irgendwann wieder ausnüchtern und sich dazu entscheiden, es noch einmal zu versuchen – oder jemanden anderen zu befehlen, es zu tun. Angeblich hatte er eine Division... obwohl Renji kaum jemanden von ihnen getroffen hatte. „Hoher Ebene?“, wiederholte die Kommandantin der Personenschützer. „Ja, da ist vielleicht nicht viel, was einer von uns tun kann“, sagte Renji. „Passt einfach nur auf. Es wird von innerhalb der Hofgarden kommen. Stelle sicher, dass du jeden Shinigami kennst, der ihm näher kommt.“ Die Kommandantin runzelte mit der Stirn. „Wir können uns nicht gegen Shinigami verteidigen. Dafür haben wir nicht genügend Schlagkraft.“ „Ich weiß“, sagte Renji verständnisvoll. „Ich erwarte keine Wunder. Tu nur was du kannst, um Daisuke erst einmal abgesondert und außer Sicht zu halten, denke ich. Das sollte sein Risiko verringern.“ Was auch immer die Kommandantin sagen wollte, es wurde durch Aufruhr überraschte Aufschreie und Leuten, die auf die Knie fielen, unterbrochen. Für einen Moment, bevor er realisieren konnte, was passierte, stand Renji da und starrte, als Byakuya in die Baracken trat. Byakuya war offensichtlich von etwas halb Formalen gekommen. Er trug den Kenseikan, doch er hatte einen einfacheren dunkelblauen Yukata an, bemalt mit gelben, Lilien ähnlichen Blumen. Als sich ihre Augen trafen, fiel Renji schnell auf ein Knie und beugte seinen Kopf wie die anderen. „Was bedeutet all das?“, forderte Byakuya zu wissen. „Was ist passiert?“ Ohne seinen Kopf zu heben, berichtete Renji: „Kommandant Kyōraku hat versucht, durch das Haupttor zu gelangen, Kommandant. Er wurde zurückgewiesen, doch es wurde aufgedeckt, dass er vor hatte... ähm, Daisuke die Zunge rauszuschneiden.“ Ein entsetztes Gemurmel fuhr durch die Personenschützer. Byakuya war für einige Momente still. Byakuyas besockte Füße kamen in Renjis Sichtfeld zum Stehen. „Du hast Kommandant Kyōraku selbst zurückgewiesen, Renji?“ Die Ungläubigkeit war offensichtlich. Aber um gerecht zu sein, würde Renji Byakuya auch anzweifeln, wenn die Situation umgedreht war. „Nein, Kommandant. Er wurde am Tor von unserem 20. Offizier verlangsamt. Ich habe ihn nur... umgeleitet.“ Renji blickte auf. „Er war ziemlich betrunken. Ich meine, wirklich, Kommandant, nicht nur wie sein gewohntes... was auch immer. Aber die Bedrohung war in meinen Augen echt. Ansonsten hätte ich ihren Abend nicht gestört, Kommandant.“ Ein Hauch von einem Lächeln glitt über Byakuyas Gesicht, bevor er seine Mimik wieder unter Kontrolle hatte. „Ich bin dankbar für deine Sorgfalt, Vizekommandant. Komm. Berichte mir im Studierzimmer.“ „Ja, Kommandant“, sagte Renji und stand auf, um Byakuya zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)