Sadistic love von Remy (Danke für über 20 Kommis und über 60 Favos!) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Levi stand auf einer weiten Wiese. In keine Richtung war jemand zu sehen. Kein Mensch, nicht einmal Häuser. Er stand mitten im Nirgendwo. Verwirrt sah er sich um. Wie war er hierher gekommen? Was machte er hier? Er ließ sich ins Gras fallen, dass ihn fast bis zur Hüfte reichte. Im Schneidersitz sitzend blickte er gen Himmel. Einzelne Wolken zogen dort entlang, ansonsten strahlte ihm die Sonne entgegen. Es war angenehm war. Er dann zurück und streckte die Beine aus, schloß die Augen. Kaum dass er sich entspannt hatte, donnerte es. Er schreckte hoch, doch am Himmel zogen immer noch nur wenige Wolken entlang und auch in der Ferne war kein Gewitter zu entdecken. Er sah sich weiter um, konnte aber nichts entdecken, was dieses Geräusch ausgelöst haben könnte. Langsam erhob er sich wieder und marschierte los durchs Gras. Er ging ein ganzes Stück bis ein Wald vor ihm auftauchte. Kein Licht fiel dort durch die Blätter. Levi schluckte. Dort wollte er noch durchgehen. Er blickte nach links und rechts, doch in beide Richtungen reichten die Bäume bis zum Horizont. Müsste er da durch? Langsam schritt er durch die tief hängenden Zweige hindurch. Teilweise schürften sie ihm die Arme auf. Kleine Rinnsale von Blut liefen ihm über die Haut. Er hob die Hände um zumindest sein Gesicht davor zu schützen. Kein Vogel oder anderes Tier war im Wald zu hören, nur schwach viel Licht durch die Baumkronen. Vorsichtig schritt Levi tiefer hinein ins Dickicht. Er hörte Wasser plätschern, irgendwo in der Nähe musste ein Bach sein. Ein weiteres Donnern zerriss die sonstige Stille. Levi zuckte vor Schreck zusammen. Was war das nur? Sein Herz pochte schnell, raste fast schon. Langsam ging er weiter, entfernte sich immer weiter vom Waldrand bis er ihn hinter sich nicht mehr sehen konnte. Das Licht wurde immer schwächer, bis er fast die Hand nicht mehr vor Augen sah. Plötzlich packte ihn etwas von hinten, er wollte schreien, doch kein Ton kam aus seiner Kehle. Er schlug um sich, traf aber nichts hinter sich. Trotzdem wurde er festgehalte. Abrupt fuhr er aus dem Schlaf hoch. Schweiß lief ihm am ganzen Körper hinunter. Was für ein seltsamer Traum, dachte er und griff nach der Flasche Wasser, die neben dem Bett stand, um einen Schluck zu trinken. Schließlich legte er sich wieder hin und versuchte zur Ruhe zu kommen. Immer noch schlug sein Herz wie wild. Etwas traf sein Fenster und er schreckte erneut hoch. Kurz darauf wieder. Was konnte das sein? Levi stand auf und ging ans Fenster, gerade als ein Steinchen die Scheibe traf hatter er die Hand an den Griff gelegt um es zu öffnen. Er wollte wissen, wer das war, obwohl er es sich schon denken konnte. Er machte das Fenster auf und blickte in den Garten hinunter. Wie erwartet stand er dort. “Was bildest du dir ein, mich sitzen zu lassen”, schallte es ihm entgegen. Tobias sah finster zu ihm auf und wartete wohl auf eine Entschuldigung. Levi zuckte jedoch nur mit den Schultern. “Ich wusste nicht, dass Monsieur mein Kommen befohlen hat.” Gerade fühlte er sich sicher, da er außer Reichweite, des anderen war, aber spätestens am nächsten Tag würde sich das ändern. “Lass mich rein!” Levi schluckte, bevor er den Kopf schüttelte. “Sehe ich aus, als wäre ich wahnsinnig?”, erwiderte er und erwarte Gezeter. Doch es blieb aus. Tobias ließ sich ins Gras fallen und schwieg. Der Blonde wartete noch einen Moment auf eine Reaktion. Als diese nicht kam, schloss er das Fenster wieder und ging zurück ins Bett. Er wälzte sich eine ganze Weile hin und her. Richtig einschlafen konnte er nicht mehr. Immer wieder schaute er auf seinen Wecker, die Minuten verrannen und verrannen. Kurz nach 4:30 Uhr stand er noch einmal auf und warf einen Blick aus dem Fenster. So recht traute er seinen Augen nicht. Tobias saß dort unten immer noch. Er musste halb erfroren sein. Die letzten Tage waren kälter geworden und vor allem die Nächte. Levi überlebte kurz, seine Mutter war noch nicht zu Hause, würde es in den nächsten eineinhalb Stunden auch nicht sein. Vielleicht sollte er ihm doch reinlassen. So unterkühlt wie er wäre, könnte er ihm ohnehin nichts tun. Levi ging die Treppe hinunter zur Hintertür und öffnete ihn. Ein kalter Windhauch umwehte ihn und es lief ihm eine Gänsehaut auf. Er sah hinaus zu dem im Gras sitzenden Jungen. Sicher war er sich nicht, ob er schlief oder wach war. “Tobias”, flüsterte er kaum lauter als das Rauschen der Blätter. Der andere reagierte nicht. Levi wiederholte sein Rufen etwas lauter, da hob Tobias endlich den Kopf. Seine Lippen waren blau und er zitterte am ganzen Körper. Sein Auge war noch blau. Einen Moment lang wusste Levi nicht was er tun sollte. Er trat nervös von einem Bein auf das andere, als der Dunkelhaarige langsam aufstand und in seine Richtung torkelte. Der Blonde wollte zurückweichen und die Tür einfach wieder zuschlagen, da schlang der Größere aber schon die Arme um ihn. “Mir … mir ist so kalt”, schlotterte er. Sein ganzer Körper zitterte. Levi legte die Arme auch um ihn und rieb ihn leicht am Rücken auf und ab. Er spürte, wie der andere ruhiger wurde. Jetzt könnte er ihn nicht mehr einfach wegstoßen, aber er war sich trotzdem noch unsicher, ob er ihn reinlassen sollte. Eigentlich war es zu dieser Überlegung aber auch längst zu spät. “Du musst wirklich ganz schön krank im Kopf sein.” “Ich wollte nur einfach nicht nach Hause …” Levi seufzte. “Das dachte ich mir.” Er löste die Arme des anderen, zog ihn nach drinnen und schloss die Tür. “Dafür, dass es letztens so heiß war, ist es jetzt ganz schön kalt geworden.” Levi versuchte irgendwie ein Gespräch aufzubauen. Ein normales. Doch Tobias interessierte das überhaupt nicht. Er ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. “Weißt du eigentlich, was du für ein gottverdammter riesen Vollidiot du bist? … Und wie stinksauer auf dich, kleine Bitch, ich bin?” Levi trat von einem Bein auf das andere. Innerlich kochte er und es brach langsam aus ihm heraus. “Kannst ja gerne wieder gehen und draußen erfrieren … oder heim zu Papi und dich wieder verdreschen lassen.” - Er nickte in Richtung des blauen Auges. - “Das war doch er.” Tobias legte die Hand auf seine Augen, biss sich auf die Lippe. “Interessiert dich doch eh nicht”, knurrte er. Levi platzte der Kragen. “Dann verzieh dich und lass mich mit deinen kranken Spielen in Ruhe.” Blitzschnell fuhr der Dunkelhaarige hoch, drückte Levi auf den Tisch und beugte sich über ihn. “Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mit dir anstellen wollte …” Abrupt ließ er ihn wieder los, sah sich etwas verwirrt um. Levi richtete sich auch auf und trat einige Schritte von ihm weg. Er schluckte hörbar. Lenkte dadurch Tobias Aufmerksamkeit erneut auf sich. “Würde es dir was ausmachen, wenn ich heute bei dir penne? … Ich mach auch nichts, versprochen.” Es sah bedrückt und einfach nur müde aus. “O… okay.” Levi nahm ihn mit nach oben. Er holte eine zweite Bettdecke aus seinem Schrank und bezog sie schnell. “Willst du auf dem Boden schlafen oder …” Levi konnte seine Frage gar nicht beenden, da bekam er schon seine Antwort. “Boden reicht mir.” Levi gab ihm noch ein Kissen. Er rollte sich auf die Seite, während Tobias das gleiche auf dem Boden machte, nur das er schlotterte. “Tobias? Komm rauf.” Bei dem Geräusch der leicht klappernden Zähne, konnte Levi nicht schlafen. Tobias sträubte sich erst noch einen Moment, kam dann aber trotzdem zu Levi ins Bett. Sie lagen schließlich Rücken an Rücken eng nebeneinander. Es dauerte eine Weile bis der Blonde einschlief. Am nächsten Morgen wachte er von Tobias umschlungen auf. Er versuchte sich mühsam aus der Umarmung zu befreien. Die Nähe passte ihn nicht wirklich und er wollte vor der Schule noch schnell duschen. Als er aus dem Bad kam, schlief der andere immer noch. “Hey, willst du nicht langsam auch aufstehen.” Tobias grummelte nur etwas und drehte sich dann herum, das sollte wahrscheinlich ‘Nein’ heißen. Eigentlich könnte es ihm egal sein, doch er wollte nicht, dass seine Mutter merkte, dass er hier war. “ Komm schon, steh auf. Du kannst nicht hier bleibe!” Er zog Tobias die Decke weg und ließ sie auf den Boden fallen, der krallte sich aber auch gleich die zweite. “Lass mich in Ruhe, ich schwänze heute wieder.” “Ist mir egal”, kommentierte Levi und nahm ihm die andere Decke auch ab, “du kannst trotzdem nicht hier bleiben.” Levi gefiel es gerade recht gut, den anderen auch einmal etwas zu quälen und wenn es auch dabei nur darum ging, ihm die Decke wegzunehmen. Er schüttelte den Kopf, bevor er nach unten zum Frühstücken ging. Kurz darauf kam auch Tobias recht verschlafen nach. “Ich kann also nicht hier bleibe?”, fragte der Dunkelhaarige und nahm sich eines der Brote, die vor Levi auf einem Teller lagen und biss herzhaft hinein. “Nein, kannst du nicht”, erwiderte Levi trocken und nahm ihm das Brot wieder weg um es aufzuessen. Er hatte keine große Lust mit Tobias zu diskutieren. Der zuckte mit den Schultern und nörgelte auch nicht mehr. “Na dann geh ich mal. Viel Spaß fleißiger Schüler.” “Wo willst du jetzt hin?” Tobias wollte gerade gehen, überlegte dann aber noch einen Moment. Erneut zuckte er die Schultern. “Keine Ahnung … Saufen. … Interessiert doch keinen.” Levi fragte nicht weiter nach und ließ den Dunkelhaarigen. Ganz verstand er noch nicht, was sie überhaupt für eine seltsame Beziehung zueinander hatten. Auf der einen Seite war er doch nur ein Spielzeug für Tobias und auf der anderen … Ach, er wusste nicht, was er sonst noch für ihn sein könnte. Aber irgendetwas war da noch. Sonst hätte der Blonde ihn auch nicht hier schlafen lassen. Levi sah auf die Uhr und stellte fest, dass er viel zu spät dran war. Er schnappte sich seinen Rucksack und lief noch mit seinem Frühstück im Mund zur Tür hinaus. Ohne tagtäglich geprügelt zu werden, war er eindeutig fitter. “Hey, Levi, Lust auf eine Party heute Abend?” Es war Freitag, weswegen diese Frage eigentlich schon Routine war und eigentlich auch die Antwort von ihm. Er hatte eigentlich nie Lust auf so etwas. Aber heute war irgendetwas anders. “Wieso eigentlich nicht einmal?” Marc, der ihn gefragt hatte, sah ihn an, als ob er gerade ein Einhorn gesehen hätte. Er hatte es nicht erwartet, Zustimmung zu erhalten. “Ich brauche ein bisschen Ablenkung”, kommentierte Levi trocken. Ablenkung und er wollte etwas seine Jugend genießen. Das tat er ohnehin viel zu wenig. Seit sein Vater gestorben war, hatte er einiges an Pflichten, von denen seine Mutter ihn - zumindest am Wochenende - zu oft befreien wollte, wogegen er sich vehement gewehrte hatte. Bis jetzt. “Das du mir aber nicht einen über den Durst trinkst … Letztes Mal war nicht so lustig. Weißt du noch?” Levi erinnerte sich leider noch daran. Damals hatte er einen ganzen Haufen Kummer versucht im Alkohol zu ertränken. Dieses Mal war es zwar kein Kummer, aber er wollte die vergangenen Tage ertränken. Komplett ersaufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)