Sadistic love von Remy (Danke für über 20 Kommis und über 60 Favos!) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein heißer, schwüler Tag neigte sich langsam dem Ende zu und ein nächtliches Gewitter warf seine Vorboten voraus. Die Wolken zogen sich am Himmel langsam zusammen und der Wind wurde spürbar stärker, er brachte eine angenehme Kühle mit sich. Für einen hatte das Gewitter jedoch schon begonnen. Levis blondes Haar klebte strähnig an seiner verschwitzten Stirn. Die Hitze hatte ihm übel zu schaffen gemacht. Aber er hatte sich noch einer Herausforderung zu stellen. Einer, die ihn seit mehreren Wochen verfolgte. Er bekam einen Faustschlag in die Magengegend. Die Luft blieb ihm für einen Moment weg und er verzog das Gesicht vor Schmerz. Das Ächzen konnte er sich verkneifen. “Schwuchtel!”, schalte es ihm entgegen, bevor er hochgezogen wurde und noch einen Schlag kassierte. Er japste, dann wurde er losgelassen und landete unsanft auf dem Asphalt. Es dauerte einen Moment bevor er sich aufrichten und sich den Dreck von den Klamotten klopfen konnte. Sein Blick schweifte kurz dezent über den Schulhof auf dem noch immer einige Schüler standen. Sie tuschelten miteinander, keiner hatte sich getraut ihm zu helfen. Mit Tobias Salfeld und seiner Gang wollte sich keiner anlegen. Tobias, der ein Jahr über ihm war in der Abschlussklasse und seine drei Lakaien. Einer ein Jahr unter Levi, die anderen beiden auch ein Jahr über ihm, aber zwei Jahre älter. Sitzenbleiber. Levi hatte es nicht darauf angelegt sich mit ihnen anzulegen. Im Grunde war alles nur ein ‘Versehen’. Ein kurzer, für ihn unbedeutender Blick. … Als sie nebeneinander am Urinal standen vor einigen Wochen. Tobias hatte diesen Blick bemerkt und ihn anders gedeutet. An diesem Tag hatte Levi seinen ersten Schlag von ihm abbekommen. Seit dem fast jeden Tag. Ansonsten waren sie sich noch nicht näher begegnet. Vielleicht waren sie sich einmal am Gang über den Weg gelaufen, aber sonst hatten sie nichts miteinander zu tun. Jetzt hatte er das Pech, dass er zu ihrem neuen Prügelknabben geworden war. Jeder hätte es werden können und er war an diesem eine Tag am falschen Ort zur falschen Zeit und hatte einen Fehler begangen. Ein kurzer Blick zum Urinal neben sich. Er machte sich mühsam auf den Heimweg. Eigentlich wollte er vor über einer Stunde zu Hause sein. In letzter Zeit ging dieser Plan selten auf. Levi schleppte sich mehr schlecht als recht nach Hause. Seiner Mutter würde er erzählen, dass er sich beim Sport verletzt hatte, bis jetzt hatte sie noch keinen Verdacht geschöpft, egal wie oft er es ihr erzählt hatte. Irgendwann würde sie aber bemerken, dass das nicht stimmen konnte. Niemand konnte ein so großer Tollpatsch sein, dass er sich ständig beim Sport so zurichtete. Er schloss die Haustür auf und linste durch den Türspalt. Niemand war zusehen. Er schlich ins Haus und versuchte so leise wie möglich die Treppe nach oben zu kommen. Eine der Dielen quietschte elendig. Der Blonde zuckte zusammen und lauschte. Keine Geräusche aus der Küche oder dem Wohnzimmer. War überhaupt jemand zu Hause? Er schlich weiter. Oben angekommen ging er schnellen Schrittes in sein Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Seine Schultasche ließ er achtlos auf den Boden fallen und er sank auf’s Bett und atmete tief durch. Gegenüber seines Bettes hing ein Spiegel am Schrank. Sein linkes Auge war blau und geschwollen, seine Nase blutete noch. Er drehte den Kopf nach links und rechts. Sonst hatte er keine schlimmeren Verletzungen im Gesicht. Langsam und vorsichtig hob er sein T-Shirt hoch und verzog das Gesicht. Seine Rippen schmerzten, vielleicht geprellt. Er glaubte nicht, dass sie gebrochen waren. So fest haben sie noch nie zugeschlagen. Man könnte meinen, dass es Absicht sei, dass sie ihm noch keine Knochen gebrochen hatten. Nicht einmal die Nase. Aber vielleicht hatte er nur Glück oder es war Zufall. Er wehrte sich auch nicht. Ließ es geschehen. Er kannte seinen Platz und der war ganz unten. Levi richtete sich das Shirt vorsichtig und atmete tief durch. Seine Brust zog und er verzog erneut das Gesicht. Wenn er Glück hatte, waren die Schmerzen am nächsten Tag weg, er konnte nur hoffen, dass sie ihn am nächsten Tag in Ruhe ließen. Eine Tag Pause gaben sie ihm. Normalerweise. Er legte sich zurück aufs Bett, die Hausaufgaben konnten warten. Jetzt wollte er erst einmal nur hier liegen und sich ausruhen. Immer wieder das selbe. Die Panik, der Schmerz und die Hilflosigkeit. Aus den paar Minuten Ausruhen wurden einige Stunden. Er war eingeschlafen und fuhr hoch, als jemand seinen Namen rief. “Levi! Kommst du essen!” Er rieb sich die Augen und streckte sich. Seine Brust tat nicht mehr weh, nur noch ein leichtes Ziehen. Er warf einen kurzen Blick in den Spiegel, bevor er nach unten ging. Sein Auge war jetzt richtig blau geworden und seiner Mutter würde es 100%ig auffallen, aber er hatte seine Ausrede schon oft geübt und vorgetragen. Unten im Esszimmer saß jedoch nicht nur seine Mutter, sondern auch Rebecca, seine jüngere Schwester. “Bruderherz, was ist denn mit dir passiert?” Sie kaufte ihm den Spruch mit den Sportverletzungen schon lange nicht mehr ab. Trotzdem versuchte er es. “Sport …”, murmelte er für’s erste nur. Es folgten auch keine weiteren Fragen zu seinem Glück, nur ein abschätzender Blick. Seine kleine Schwester ließ sich gewöhnlich mit dieser Ausreden nicht abfertigen, heute gab sie aber Ruhe. Er würde erst später gelöchert werden. “Levi, was ist passiert? Wieder diese Jungs?” Rebecca saß auf seinem Bett, während er sich über deine Hausaufgaben machen wollte. Sie hatte es beim ersten Mal mitbekommen, als sie ihn verprügelt hatten, doch er hatte sie dazu gebracht, dass sie es niemandem erzählt. Aber nur unter Vorbehalt, dass sie davon erfuhr, wenn es wieder passieren würde. Levi murmelte etwas Unverständliches, gerade fehlte ihm die Lust zu reden. Vor allem musste Rebecca nicht alles wissen, er klärte seine Probleme lieber selbst. “Bruderherz, hör auf mir was zu verheimliche!”, knurrte sie auf einmal. Er reagierte nicht, sie würde bald aufgeben. Rebecca brummte etwas, stand auf und verließ das Zimmer. Einen Moment dachte Levi darüber nach, ob er hinterher gehen und mit ihr darüber reden wollte. Innerlich schüttelte er den Kopf. Sie musste sich nicht überall einmischen und er hatte im Moment besseres zu tun, als seine zickige Schwester zu beschwichtigen. Er seufzte. Spätestens morgen würde sie aber erneut darüber diskutieren wollen. Er wollte nur nicht, dass sich jemand einmischte. Einmal wollte er selbst etwas regeln. Viel zu oft hatte es seine Probleme von anderen klären lassen. Von seinen Eltern, Lehrern oder irgendwelchen Betreuern. Mittlerweile war er alt genug um sich darum selbst kümmern zu können. Auch seine Schwester - gerade da sie jünger war als er - würde das verstehen müssen. Seine Vermutung erfüllte sich nicht. Erst nach fast einer Woche griff Rebecca das Thema wieder auf. “Levi, wenn du Probleme mit diesen Kerlen hast, musst du es jemand sagen! Sonst hören die nie auf.” Sie saßen gemeinsam vor dem Fernseher. irgendeine dieser amerikanischen Sitcoms lief. Levi nickte nur. In den letzten Tagen waren seine blauen Flecken nach und nach verschwunden. Er war wirklich zufrieden gelassen worden. Vielleicht hatte er Glück und sie hatten sich ein neues Opfer gesucht. Er streckte sich lange und ausgiebig um darüber nachdenken zu können, was er zu ihr sagen könnte. Ihm fielen nur nicht die richtigen Worte ein um Rebecca zu beruhigen. Er wollte sie weder anlügen noch unnötig aufregen. Deswegen sagte er lieber nichts. Am nächsten Morgen kam er viel zu spät aus dem Bett und hetzte deswegen zur Schule. In der Eile richtete er sich auf dem Weg grob die Haare, damit er nicht zu wild aussah. Es klingelte bereits, als er durchs Schultor lief. Weil er ohnehin schon zu spät dran war und zu Hause keine Zeit mehr hatte, ging er noch schnell auf die Toilette. Vor einigen Wochen hatte hier seine Misere begonnen. Unbewusst hatte er einen Augenblick zu lange auf den Schritt des Jungen gesehen, der neben ihm am Pisoar gestanden hatte. Es war aber auch schlichtweg Pech, dass es sich dabei um Tobias Salfeld handelte, den schul bekannten Schläger. Gerade als er sich wieder zurecht machen wollte, hörte er, wie jemand die Toilette betrat. Ein leises Pfeifen war zu hören, im ersten Moment interessierte es ihn nicht. Im nächsten wurde er von hinten gepackt und in eine der Kabinen gedrückt. Sein Kopf wurde nach unten in Richtung der Schüssel gepresst und er erwartete schon mit diesem darin zu landen, konnte sich aber mit den Händen noch abstützen. “Hey!”, fauchte Levi und wollte sich herum drehen, der andere hielt ihn jedoch davon ab. In diesem Augenblick spürte er, dass ihm die Hose heruntergezogen wurde und hörte wir ein Gürten auf dem Boden landete, nur nicht seiner. Er versuchte sich zu winden, aus dem Griff des anderen konnte er sich nur nicht befreien. “Sei schön lieb!”, flötete es ihm ins Ohr. Eine ihm viel zu bekannte Stimme, gestern hatte sie ihn noch als ‘Schwuchtel’ bezeichnet. Das konnte nicht sein. Er wollte schreien, aber die Hand, die gerade auf seinem Nacken lag und diesen nach unten drückte, presste sich auf seinen Mund und zog seinen Kopf dadurch schmerzhaft zurück. “Halt bloß die Fresse!” Levi biss sich auf die Unterlippe bis es weh tat. Die Hand wurde von seinem Mund genommen und krallte sich mit der anderen schmerzvoll in seine Hüfte. Etwas Hartes drückte sich gegen seinen Hintern. Seine Augen weiteten sich. Sollte er schreien oder es über sich ergehen lassen? “Süßer Arsch”, säuselte es ihm ins Ohr. In als Schwuchtel bezeichnet, aber selber Ärsche ficken wollen? “Lass mich los, du Irrer!” Levi versuchte sich loszureißen, doch da wurde sein Kopf gegen den Spülkasten geknallt. Es wurde ihm schwummrig. Einen Moment drehte sich alles vor seinen Augen, bevor er wieder zur Besinnung kam. “Sei froh, dass sich zumindest irgendjemand für dich interessiert!” Sein Kopf wurde noch nach unten gedrückt und es rann Blut von seiner Stirn herunter. Er spürte eine Zunge auf seinem Nacken und wieder den harten Schwanz an seinem Arsch. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken, das spürte auch der andere. “Ich ficke keine ungeschmierten Ärsche, keine Sorge.” - Ein kurzes Auflachen war zu hören. - “Ich tu mir doch nicht selber weh.” Wieder spürte Levi etwas an seinem Hals, dieses Mal waren es Zähne und Hände zwischen seinen Beinen, die er zusammenkneifen wollte. Der andere hinderte ihn aber daran. “Macht es dich geil, wenn ich dich dazu zwinge … Oder findest du mich geil?” Es wurde ihm erst jetzt selbst bewusst, dass sich auch sein Penis verhärtet hatte. So etwas würde ihm nie gefallen! Innerlich schüttelte er widerstrebend den Kopf, sein Körper zeigte etwas anderes. Tobias zwang Levi sich herum zudrehen und drückte ihn auf die Knie. Das Glied seines Peinigers ragte vor seinem Gesicht hoch. Ein Lusttropfen quoll daraus hervor. Levi schluckte. “Du nimmst ihn jetzt schön in den Mund! … Und wehe du beißt! Wag es und ich reiß dir deinen erbärmlichen Schwanz ab!” Tränen brannten in den Augen des Blonden, er schluckte sie hinunter und öffnete seinen Mund. Gewaltsam drückte der andere seine Männlichkeit hinein. Den Würgreflex konnte Levi schwer unterdrücken. Langsam begann er zu saugen. Schloss dabei die Augen. Tobias packte ihn an den Haaren, zog seinen Kopf vor und zurück. “Schneller!”, befall er und Levi gehorchte. Einige Minuten lang, dann vergruben sich die Finger des Schwarzhaarigen wieder in seinen Haaren. Er keuchte schwer. Abrupt zog er Levi zurück, dessen Mund noch offen war und spritze hinein. Levi hustete, das Sperma lief ihm am Kinn hinunter, er wollte es ausspucken. Tobias drückte auf einmal seine Lippen zusammen. “Schluck!”, befall er, doch der andere schüttelte ihn ab, spuckte alles aus. “Du … du …” Mehr bekam Levi nichts heraus. “Guter Junge.” - Wie einem Hund tätschelte Tobias ihm den Kopf. - “Das bleibt unser kleines Geheimnis. Hm?” Levi sah zum anderen auf in dessen Augen ein Funkeln lag. “Bist du … verrückt?”, fragte der Blonde und erhielt als Antwort nur ein Schulterzucken. Kapitel 2: ----------- Ein Schulterzucken und ein verschwitztes Lächeln war das einzige, was Levi als Antwort auf seine Frage. Tobias beugte sich zu ihm hinunter und legte eine Hand an sein Kinn. “Wie ist es jetzt? Bleibt das unser Geheimnis?” Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und sein Griff wurde fester. “Willst du mich verarschen? Deine Freunde werden sich freuen, wenn sie erfahren, dass du dich gerne mit Kerlen vergnügst!” In Levis Augen lag ein Funkeln, diese Aktion würde er für sich nutzen. Tobias Hand wanderte blitzartig von Levis Kinn zu dessen Hals und drückte zu. “Überleg dir das lieber zweimal, ob du was ausplaudern willst!” Levi keuchte, versuchte den anderen wegzudrücken, der ließ ihn genauso schnell los, wie er ihn gepackt hatte. Levi japste nach Luft und krümmte sich nach vorne. Speichel tropfte vor ihm auf den Boden. “Wahnsinniger …”, zischte er. Tobias, der wieder aufgestanden war, verpasste ihm einen Tritt in den Magen. Erneut keuchte Levi. “Verdammt, was ist dein Problem”, fauchte Levi, als er zu Atem kam. “Ich kann’s nicht ausstehen, wenn solche kleinen Blondchen nicht das machen, was sie sollen!” Tobias hatte ihn am Kragen hochgezogen. Er war ein ganzes Stück größer als er, dadurch konnte er sich aber auch nicht einfach alles erlauben. “Ich sag’s dir jetzt noch einmal! Das bleibt unser kleines Geheimnis! Verstanden!” Levi nickte, auch wenn es ihm gar nicht gefiel, aber noch einen Tritt wollte er nicht kassieren. Alleine ließ der Dunkelhaarige ihn in der Kabine sitzen, nachdem er ihn losgelassen hatte. Erst als Levi hörte, wie die Tür zugeschlagen wurde, wagte er es sich wieder aufzurichten und seine Kleider zu richten. Am Waschbecken wischte er sich mit einem nass gemachten Papierhandtuch übers Gesicht und blickte sich kurz im Spiegel an. Am Hals sah man leicht einen Handabdruck. Würde wieder weggehen. Levi trat auf den Gang hinaus, sah nach links und rechts, es war niemand zu sehen. Um noch zum Unterricht zu gehen, war es ohnehin zu spät, weswegen er hinaus auf den Schulhof ging. Das Schultor stand offen. Wenn er schon Schwänzen wollte, dann nicht auf dem Schulgelände. Er lief planlos durch die Stadt ohne auf den Weg zu achten. In seinem Kopf schwirrten hunderte von Gedanken. Eigentlich wusste er nicht richtig, was überhaupt passiert war. Tobias hatte ihn gezwungen ihm einen zu blasen, ja. Aber wieso? Wenn Levi dennoch plauderte, trotz seiner Drohung, würde ihm das Kopf und Kragen kosten. Immerhin hatte Levi auch einen Grund es herum zu erzählen. Rein aus Rache für die letzten Wochen. Aber wollte er jemand erzählen, dass der den Schwanz eines anderen im Mund hatte? Ihm lief beim Gedanken daran ein Schauer über den Rücken. Eigentlich wollte er es niemandem erzählen. Die bloßen Gedanken daran ließen ihn sich dreckig und benutzt fühlen. Er schüttelte streng den Kopf. Das würde das einzige Mal bleiben und er hatte es überstanden. Also wieso einen großen Wirbel daraus machen? Erst einmal behielt er es für sich. Er irrte noch eine ganze Weile durch die Stadt und merkte überhaupt nicht, wie die Zeit verging. Erst als ein leichter Nieselregen einsetzte kam er wieder zu sich. Er blickte gen Himmel, die Tropfen rannen ihm übers Gesicht. Langsam sah er sich um, wo war er überhaupt und wie spät war es? Es dauerte einen Moment, bis er sich orientiert hatte. Bis nach Hause war es ein ganzes Stück und bis dahin wäre er klitschnass. Er stellte sich unter das Schaufenster eines Ladens. Es schien nicht so, als wollte der Regen bald aufhören, eher wurde er stärker. Levi zitterte, es wurde ihm langsam kalt. Die vergangene Woche herrschte eine Hitze und jetzt kam der Regen, den die vertrocknete Erde längst gebraucht hatte. Levi schlang die Arme um seine Oberkörper. Hätte er sich heute morgen nur eine Jacke angezogen. Doch da hatte es noch nach Sonnenschein ausgesehen und er war ohnehin spät dran gewesen. Er sackte abrupt zusammen. Für einige Minuten hatte er nicht an den Vormittag gedacht, doch jetzt schoss es wieder in ihm hoch. Tränen brannten in seinen Augen. Er wollte sie unterdrücken, doch sie liefen ihm schließlich ungehindert über die Wangen. Er schluchzte. “Fuck!” Levi wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen, doch die wurden nicht trockener. Liefen ihm überhaupt noch Tränen herunter oder war das der Regen? Leute liefen mit Schirmen an ihm vorbei. Einige warfen ihm verwirrte Blicke zu. Man sah nicht oft einen 17-jährigen, der mitten in der Stadt hockte und heulte. Es dauerte einen Moment bis er sich wieder beruhigt hatte. Aber eigentlich wollte er das gar nicht. Am liebsten würde er hier sitzen bleiben und weiter flennen. War ohnehin egal. “Hey, Heulsuse.” Levi sah auf, vor ihm stand der Kerl, der für seine Misere verantwortlich war und aß gemütlich einen Burger. Er hob leicht die Augenbrauen und wartete wohl auf eine Reaktion des anderen. Levi erhob sich ruckartig und wollte einen Schritt zurückgehen, spürte da aber schon den Rahmen des Schaufensters hinter sich. Das Wasser, das an dem nassen Scheibe hinunter lief, saugte sich in sein Shirt. “Burger?” Tobias hielt ihm den zweiten hin, den er in der anderen Hand hielt. Es störte ihn nicht, dass Levi ihn ansah, wie ein Hase, wenn eine Schlange vor ihm war. “Was? Willst du oder nicht?” Levi schüttelte langsam den Kopf und wollte sich an dem anderen vorbei drücken, was dieser nicht zuließ. Er stützte einen Arm links neben dem Blonden ab, dem erst jetzt der Geruch von Alkohol an ihm auffiel und der etwas glasige Blick. “Dein Arsch ist schon schnuffig”, säuselte Tobias und versuchte einen charmanten Blick aufzulegen. Im betrunkenen Zustand nicht einfach für ihn. Im ersten Moment wagte Levi es nicht sich zu rühren, er konnte den Betrunkenen nicht einschätzen. Zu oft hatte er gehört, wie aggressiv Alkoholisierte werden konnte. “Schau mich doch nicht so geschockt an.” - Tobias sackte ein Stück nach vorne, konnte sich aber schnell wieder fangen. - “Du hast doch angefangen mit dem Rumschwuchteln.” Meinte er damit den kurzen Blick damals am Pisoar? Das konnte er doch nicht ernst meinen. “Lass mich in Ruhe!” Levi schob den anderen von sich, der torkelte einige Schritte zurück und dann wieder nach vorne, als der Blonde schon am Weggehen war. Er wurde an der Schulter festgehalten und Tobias zog ihn wieder zu sich. “Rarr”, raunte er ihm ins Ohr, vor Schreck stieß Levi in weg. “Bist du eigentlich wirklich irre?”, wollte er wissen, bekam aber nur ein Lachen als Antwort. Ein recht irres Lachen. Noch einmal versuchte sich Levi loszureißen, doch Tobias schlang die Arme um ihn. “Stell dich doch nicht so an, Knackpo!” Levi riss endgültig der Geduldsfaden. “Verfluchter Spinner!”, brüllte er und stieß den anderen weg. Leute drehten sich zu ihnen um. Warfen ihnen irritierte Blicke zu oder schüttelten die Köpfe. “Immer diese Jugend”, war vom ein oder anderen zu hören. Erneut stolperte Tobias zurück. Der Alkohol war ihm zu Kopf gestiegen. Er grummelte etwas Unverständliches, packte Levi, der zum Schimpfen begann, am Arm und zog ihn hinter sich her. Erst nach einigen Metern konnte der den Dunkelhaarigen stoppen, in dem er die Beine in den Boden stemmte. Ruckartig blieb Tobias stehen, kam ins Schwanken und wäre beinahe gestolpert. “Blödes Blondchen! Du sollst doch mitkommen.” Tobias tätschelte ihm den Kopf, wie er es schon am Morgen gemacht hatte. Levi schlug die Hand des anderen weg. Er war kein Hund! “Lass das! Ich bin doch kein Kind!”, knurrte der Blonde bissig. Er fühlte sich von Tobias verarscht. Was sollte das alle? Wieso verhielt er sich so? So als ob das am Vormittag überhaupt nicht passiert wäre, als ob die vergangenen Wochen nie passiert wären. Wüsste Tobias in seinem Suff was er tat? Erkannte er Levi überhaupt? “Ich nehm’ dich mit nach Hause und du kommst schön mit …” Tobias kicherte, wie ein Kleinkind. Er wusste gerade wirklich nicht, was er tat. Grob packte er Levi am Handgelenk und zog ihn zu sich. Den anderen Arm legte er locker um die Hüfte des Blonden und küsst ihn. Die Augen von Levi weitete sich, doch er ließ es zu. Ein warmes Kribbeln durchzog seinen Körper und er spürte die Kälte nicht mehr, die der Regen ausgelöst hatte. Als Tobias seine Lippen von ihm löste, entfuhr ihm ein kurzes Keuchen. “Dir gefällt das.” Ein breites Grinsen lag auf Tobias Gesicht, er bekam dennoch keine Antwort. Levi war nicht in der Lage zu reagieren, er versuchte selbst zu verstehen, wieso er so eine Reaktion auf einen Kuss zeigte. Nicht irgendeinen. Den eines anderen Jungen. Ihm schoss die Erinnerung an den Kuss von Cecelia Mason, damals in der siebten Klasse, in den Kopf. Sein erster Kuss. Ein warmes Kribbeln war damals durch seinen Körper gefahren und hatte die Anspannung und Ungewissheit darüber, wie es sich denn anfühlen würde, ersetzt. Es war nur keine solche Reaktion. War er zu jung gewesen? Oder war es etwas anderes mit einem Jungen? Im Moment verstand er selbst nicht, was los war. Er schüttelte die Erinnerung ab. Blickte in die - wie er erst jetzt bemerkte - grünen Augen des anderen. Sie wirkten so freundlich. “Äh …”, stammelte er. Zu mehr war er nicht im Stande. “Ich deute das als ein Ja.” Levi hätte gerne etwas sinnvolles erwidert, aber er kam nicht dazu. Tobias schleifte ihn einfach weiter. Kurz darauf kamen sie vor einem Haus an, dessen Fassade schon bessere Tage erlebt hatte, der Vorgarten glich einem kleinen Urwald und am Zaun fehlten einzelne Latten. So wohnte man also als der Schulschläger. Wirkte mehr wie ein Hexenhaus. Auch im Inneren des Hauses wurde es nicht besser. Es kam einem, wie eine typische Männer-WG vor, im Flur herrschte eine Unordnung, die Levi von zu Hause nicht kannte. Müllbeutel und Tüten mit Pfandflaschen standen herum, bei einem kurzen Blick in die Küche sah er einen Berg von Geschirr. Seine Mutter würde das nie zulassen. Zwar arbeitete sie auch den ganzen Tag, die Hausarbeit vernachlässigte sie trotzdem nicht. Seit sein Vater gestorben war, gab ihr das noch eine Konstante im Leben. Das und er und seine Schwester. Tobias Zimmer hingegen war relativ ordentlich. Nur einige Klamotten lagen auf dem Bett, aber sauber zusammengelegt. Levis Blick wanderte umher. Einige Bilder und Zeichnungen - eigentlich mehr Kritzeleien - hingen an den Wänden. Neben dem Kleiderschrank stand ein Regal mit wenigen Büchern. Er ging darauf zu und nahm willkürlich eines heraus. ‘Henry Gray’s Anatomy of the Human Body’ stand auf dem Einband, keine leichte Kost für einen Schüler. “Gehört meinem Bruder”, meinte Tobias, nahm ihm das Buch ab und stellte es zurück zu den anderen. Ein verachtender Blick lag auf seinem Gesicht. Levi kannte seinen Bruder nicht, wusste nichtmal, dass er überhaupt einen hatte. Sie hatten vorher einfach nichts miteinander zu tun. Levi sank seufzend aufs Bett. Er spürte, dass es ein Fehler war mitzukommen. Natürlich war es ein Fehler! Wie dumm war er eigentlich! Heute morgen hatte ihm Tobias noch so etwas angetan und dann ging er jetzt mit ihm mit, obwohl er eindeutig nach Alkohol roch. Levi kam sich wahnsinnig dumm vor. Er sah sich noch einmal prüfend um. Überprüfte die Fluchtwege, die ihm in diesem Moment angeschnitten wurden. Tobias gab der Tür einen sanften, aber bestimmenden Stoß und sie fiel ins Schloss. “So, dann unterhalten wir uns etwas …” Kapitel 3: ----------- Levi zog die Augenbrauen zusammen. Über was sollten sie reden? Über die Prügel der letzten Wochen? Oder über die Aktion von heute morgen? … Oder der Grund, wieso er ihn hierher geschleppt hatte. “Über was?”, fragte er und zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Er wollte auch nur im Ansatz taff aussehen. “Ein Angebot.” Tobias legte ein schelmisches Lächeln auf. Jetzt konnte viel kommen. “Was für ein Angebot?” Levi schnaubte. Musste er dem anderen alles aus der Nase ziehen oder würde er anfangen zu reden? “Hm … eines zu deinem Vorteil … und meinem Vergnügen. ... WinWin-Situation.” Sein Lächeln wurde breiter und Levis Blick verwirrter. Klare Informationen sahen anders aus. Tobias stellte sich vor ihn, kniete sich mit einem Bein neben ihn aufs Bett. Levi wollte zurückweichen, wurde aber an der Schulter festgehalten. “Dein kleiner Arsch dafür, dass wir dich sonst in Ruhe lassen.” Da war etwas in Tobias Blick, dass Levi Angst machte. Er versuchte die Hand abzuschütteln, dadurch wurde der Griff des Dunkelhaarigen nur fester, wie bei einer Würgeschlange, deren Opfer sich in ihrer Umschlingung wandt. Tobias kam ihm so nahe, dass sich beinahe ihre Nasen berührten. Levi spürte seinen Atem auf seinem Gesicht und roch wieder Alkohol. “Sag einfach Ja, du hast ohnehin keine Wahl.” Levi nickte langsam und würde im selben Moment losgelassen. Tobias stand auf und Strecke sich ausgiebig, er schaute auf den Wecker auf dem Nachttisch. “Du solltest gehen, es wird schon spät.” Es war nicht die Reaktion die Levi erwartet hätte, nachdem er seinem Angebot zugestimmt hatte. Levi stand auf und verließ das Haus. Der Himmel war wolkenverhangen, doch es regnete nicht mehr. Es sah aber so aus, als ob es bald wieder anfangen würde. Levi setzte sich langsam in Bewegung, wurde mit jedem Schritt schneller, bis er rannte. Er kam sich furchtbar dumm vor. Wieso hatte er zugestimmt? Oder wollte er nur, dass er ihn losließ? Abrupt blieb er stehen und atmete tief durch. Er musste ruhig bleiben, es war doch ohnehin nur ein Witz. Morgen würde er sich seine übliche Tracht Prügel abholen können. Dazu kam es erst gar nicht, er kam am nächsten Tag nicht einmal aus dem Bett. Er war klatschnass nach Hause gekommen, da ein weiterer Regenschauer ihn überrascht hatte, noch bevor er daheim angekommen war. Komplett durchgefroren hatte er sich aus seinen nassen Klamotten geschält und mit einem Handtuch im Bad abgerubbelt. Ihm wurde aber nicht mehr warm. Über Nacht kam dann das Fieber. “Dummer, großer Bruder.” Rebecca hatte es in der Nacht mitbekommen und war zu ihm gekommen, hatte ihm Wadenwickel gemacht. “Was hast du nur angestellt, dass du dir so ein Fieber einfängst?” Sie schüttelte langsam den Kopf. Es war lange her, dass er überhaupt krank war und dann gleich so schlimm. Sie fragte aber nicht mehr nach. Vorsichtig tätschelte sie ihm den Kopf, gab ihm einen Kuss auf die heiße Stirn und flüsterte: “Ich bringe dir deine Hausaufgaben später mit.” Levi rollte sich auf die Seite, als seine Schwester den Raum verlassen hatte. Ein paar Stunden war er jetzt allein. Seine Schwester war in der Schule und seine Mutter in der Arbeit. Er seufzte leise und versuchte einzuschlafen, doch er wälzte sich nur ruhelos hin und her. Nachts hatte er nicht viel Schlaf bekommen und jetzt fand er auch keinen rechten Frieden. Wie gestern Nachmittag schwirrten endlos viele Gedanken in seinem Kopf herum. Das Angebot von gestern kam ihm wieder in den Sinn. Was hatte er überhaupt genau ausgemacht? Er rollte sich auf die andere Seite. Eigentlich war er sich gar nicht so sicher. Es klingelte an der Tür. Einmal, ein zweites Mal, dann wurde Sturm geläutet. Levi zog sich das Kissen über den Kopf. Waren denn nur noch Verrückte unterwegs. Er raffte sich mühsam auf und schleppte sich die Treppe nach unten. Immer noch klingelte es, mittlerweile mit Unterbrechungen. Levi öffnete genervt die Tür und erwartete schon alles. Kleine Kinder, die einen Streich spielen wollten, den Postboten, irgendjemand, der einen Notfall hatte. Nur ihn hatte er nicht erwartet. “Tobias …” Er wich einen Schritt zurück und wäre beinahe über den Teppich im Flur gestolpert. “Mein kleiner Knackarsch, wieso bist du denn nicht in der Schule?” Levi bekam nur unverständliches Gestammel heraus, während er noch einen weiteren Schritt zurücktrat, diesen folgte Tobias aber, legte den Kopf leicht schief und eine Hand auf seine Stirn. “Du hast ja Fieber”, murmelte er, bevor er ihn zurück drückte und der Tür einen Stoß mit dem Fuß gab, damit diese ins Schloss fiel. “Du gehörst ins Bett.” Tobias hatte noch einmal die Hand auf Levis Stirn gelegt, dann trat er an ihm vorbei und sah sich dezent um. “Wo ist dein Zimmer?”, wollte er wissen, als er sich wieder zu ihm umwandte. “Oben.” Tobias nahm ihn an der Hand und zog ihn die Treppe in den ersten Stock hoch. Oben schaute er ihn erst einmal verwirrt an. Das Haus war nicht groß, dennoch gab es einen Flur, von dem mehrere Türen zu einzelnen Zimmer weg gingen. “Hinten rechts.” Tobias stieß ein Pfeifen aus, als er das Zimmer des Blonden betrat. “Hübsch”, meinte er und ließ sich aufs Bett fallen. Levi sank daneben, verkroch sich im nächsten Moment schon unter der Bettdecke. Der Dunkelhaarige sah ihm dabei mit gehobener Augenbraue zu. Nur die Augen spitzten noch unter der Decke hervor. Er hatte die Beine angezogen und saß eigentlich mehr, als dass er lag. “Hm…” Tobias stand wieder auf und sah sich um. Levi beobachtete ihn skeptisch dabei. Wenn er nicht krank wäre, hätte er ihn nie ins Haus gelassen. Doch er konnte nichts mehr daran ändern, außer vielleicht ihn aufzufordern, zu gehen. “Was schaust du mich denn so böse an? Ich werde dir schon nichts tun … Mit meinen Spielsachen gehe ich vorsichtig um.” Er lächelte schelmisch. Levi krallte sich mit den Fingern in seine Decke, die könnte ihm jetzt nicht einmal ein Bär entreißen. “Ach komm, hör auf mich so verstört anzuschauen!” Tobias griff nach der Decke und versuchte sie wegzuziehen, ohne sichtlichen Erfolg. “Dafür, dass du krank bist, hast du ganz schön Kraft.” Er ließ das Stück stoff wieder los und sah sich noch einmal um. “Wieso bist du nicht in der Schule?”, wollte Levi wissen. Eigentlich konnte er sich die Antwort denken. “Weil ich schwänze”, kam es, wie er erwartete. “Und weil ich mich um dich sorge.” Das hatte er wiederum nicht erwartet. “Blödsinn!”, zischte Levi. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, er wollte den anderen hier raus haben. Er sollte verschwinden! Tobias kniete sich aufs Bett und kam auf allen Vieren zu ihm. Leicht legte er den Kopf schief. “Das Fieber bekommt dir nicht, du bist sonst viel süßer.” Tobias schmunzelte und legte ihm eine Hand auf die Wange. Levi keuchte, nicht wegen der Berührung, ihm war so furchtbar heiß. Sein Blick verschwamm und er sackte zur Seite. “Armes Baby”, hörte er den anderen sagen, doch es klang so weit weg. Er versank in einen traumlosen Fieberschlaf aus dem er erst nach Stunden erwachte. Mühsam hob er die Lider. Irgendetwas hielt ihn umschlungen, etwas schweres. Er versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Sein geschwächter Körper war dazu nur nicht in der Lage. Er keuchte und bemerkte, wie sich das, was ihn so umklammerte, langsam regte. Ein Gähnen war zu hören. “Mann, hab ich gut geschlafen. Tobias streckte sich ausgiebig und ließ dabei Levi endlich los. “Armer Kleiner, du hast ja ganz übel geschwitzt.” Tobias klang so freundlich und besorgt, Levi war das nicht von ihm gewohnt. Er kannte nur die Tritte und Schläge des Dunkelhaarigen und dabei war er nie zimperlich. “Wo habt ihr denn ein Bad?”, wollte er auf einmal wissen. Levi konnte das noch überhaupt nicht richtig verarbeiten. Sein Kopf schmerzte und ihm war so heiß. “Gleich nebenan”, flüsterte er, als der andere seinen Kopf in die Hände genommen hatte und ihn prüfend ansah. Sein Atem ging schwer. “Ich hol dir was Kühles”, meinte er, drückte ihm einen fast zärtlichen Kuss auf die Stirn und stand auf. Levi verstand nicht ganz, was in Tobias gefahren war. Wieso war er plötzlich so freundlich. Kurz darauf kam er wieder, mit einem nassen Waschlappen, den er Levi auf die Stirn legte. “Hm”, kam es von dem Dunkelhaarigen. Er wischte Levi den Schweiß aus dem Gesicht, das ganz rot war, tupfte etwas den Hals ab. Dann wickelte er ihn wieder in die Decke ein. “Du solltest weiterschlafen.” - Tobias sah sich suchend um. - “Ich hol dir was zum Trinken.” Levi bekam das gar nicht mehr richtig mit, da er schon eingenickt war. Erst als seine Schwester heim kam, wachte er wieder auf. “Hey, Bruderherz, wie geht’s dir?” Sie fühlte seine Stirn, das Fieber war zurück gegangen. Etwas verwirrt sah sie sich im Zimmer um. “War Mam mal zu Hause?”, wollte sie von ihm wissen. Er schüttelte den Kopf. Wusste gar nicht, wie sie darauf kam. “Hast du dir selber was frisches zum Trinken und einen Waschlappen geholt?” Wieder schüttelte er den Kopf. Sie hob irritiert eine Augenbraue. Langsam verstand er, auf was sie hinaus wollte. “Trinken … Waschlappen … Äh … doch … doch habe ich geholt”, stammelte er. Er wollte nicht, dass sie wusste, dass Tobias hier war. Das musste sie nicht wissen. “Okay”, gab sie langgezogen von sich. So recht glaubte sie ihm nicht, nahm es aber hin. “Ich mache dir was zum Essen. Ist Suppe okay?” Er nickte zur Antwort. Alles war ihm jetzt recht und sein Magen betonte das mit einem Knurren. “Wenn du Hunger hast, sollte es dir langsam besser gehen.” Sie lächelte und verließ das Zimmer, er hörte, wie sie die Treppe hinunter ging. Er ließ sich zurück ins Kissen fallen und legte die Hände auf die Lippen. Wieso erzählte er nicht, dass Tobias hier war? Wieso wollte er nicht, dass es jemand wusste? Er schüttelte energisch den Kopf. Es war egal und eigentlich interessierte es doch keinen. Kurz darauf aß er mit Rebecca zu Abend, sie hatte ihm das Essen ans Bett gebracht, auf dem sie jetzt gemeinsam saßen. “Ich hab’ deinen Unterrichtsstoff von deinen Lehrern geholt, dann verpasst du zumindest nichts.” “Hm”, gab er von sich und schlürfte seine Suppe. Schule interessierte ihn gerade so gar nicht. Er empfand auch nicht den Drang am nächsten Tag hinzugehen, selbst wenn es ihm besser ginge. Er seufzte. “Ist was?”, fragte Rebecca und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Er schüttelte schnell den Kopf. Rebeccas Blick drückte aus, dass sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Doch heute gab sie Frieden. Ohne weitere Vorkommnisse aßen sie auf. Rebecca räumte die Teller zurück in die Küche, brachte Levi schließlich die Schulunterlagen, die sie ihm von den Lehrern mitgebracht hatte und ließ ihn den Rest des Abends allein. Er schaute sich die Blätter einmal durch und verstand ungefähr, was im Unterricht gemacht worden war. Er wollte sich lieber schlafen legen, als sich um den Unterrichtsstoff zu kümmern. Am nächsten Tag wollte er wieder zur Schule, also sollte er gesund werden. Das Fieber war schon so gut wie weg. Kapitel 4: ----------- Am nächsten Morgen fühlte sich Levi wieder besser. Bereit wieder zur Schule zu gehen. Doch als er am Schultor ankam, wurde es ihm flau im Magen. Er schluckte einmal und marschierte weiter. Sein Blick wanderte über den Schulhof, weder Tobias noch einer seiner Kollegen war zu sehen. Heute machte er sich direkt auf den Weg in sein Klassenzimmer, ohne Umwege. Er setzte sich auf seinen Platz obwohl er viel zu früh dran war, deswegen sah er sich noch einmal die Unterlagen durch, die ihm Rebecca mitgebracht hatte. Es hatte einen Grund, wieso sie es ihm gebracht hatte und keiner seiner Klassenkameraden. Er verstand sich mit allen gut, doch mit keinem war er befreundet. Levi war ohnehin lieber allein, er braucht niemand. Langsam fühlte sich der Raum und der Unterricht begann, erst Mathe, dann Deutsch. Die Pause verbrachte er in kleiner Runde mit anderen Jungen der Klasse. Er lauschte dem Geplapper mit einem Ohr, konzentrierte sich aber mehr auf ein Buch, dass er dabei hatte. “Hey Levi, wo warst du die letzten Tage?” Er hob den Kopf. “Habe mir eine leichte Sommergrippe eingefangen”, erwiderte er nach kurzem Überlegen. Marc, der Junge, der ihn gefragt hatte, hob erst leicht eine Augenbraue, zuckte mit den Schultern und meinte: “Solange es dir wieder besser geht.” Sonst fragte ihn keiner deswegen. Nicht einmal ihr Klassenlehrer interessierte es, scheinbar hatte Rebecca alles schon geklärt, als sie ihm seine Sachen geholt hatte. Eigentlich hätte sie dadurch aber erfahren müssen, dass er schon am Tag davor gefehlt hatte. Es war ungewöhnlich, dass sie ihn nicht darauf angesprochen hatte, Levi würde aber sicher nicht bei ihr nachfragen. Es klingelte und der Unterricht ging weiter. Englisch, Physik und zum Abschluss des Tages Geschichte. Levi tat sich im Unterricht nicht recht schwer, obwohl er zwei Tage verpasst hatte. Aber er hatte allgemein kein großes Problem mit der Schule und dem Lernen. Auf den Weg vom Klassenzimmer nach draußen war er dann wieder allein. Zwar hatte sie alle den gleichen Weg, dennoch lief er gesondert zu den anderen. Er war aber eben auch nicht so daran interessiert. Plötzlich packte ihn jemand von hinten, bevor der das Schulgebäude verlassen konnte. Eine Hand hatte sich auf seinen Mund gelegt und er wurde in ein leeres Klassenzimmer gezogen. Sein Rucksack landete mit einem zweiten auf dem Boden. “Was soll das?” Levi stieß Tobias weg, der der Übeltäter war, auf dessen Gesicht lag ein breites Grinsen. “Ich will unseren Vertrag einhalten.” Er wackelte mit den Augenbrauen und erfreute sich an dem erschrockenen Blick des Blonden. Levi hatte wirklich nicht erwartet, dass er das ernst gemeint hatte. Er wich zurück, kam aber nur einige Schritte, weil der andere ihn festhielt. “Nicht weglaufen”, säuselte Tobias, als er ihn zu sich gezogen hatte, “ich bin ganz zärtlich zu dir.” “Das … das war doch gar nicht … ernst gemeint …” Levi versuchte sich wieder zu lösen, aber das hatte bis jetzt noch kein Mal funktioniert und dieses Mal auch nicht. “Von mir war es ernst gemeint … und das weißt du!” Tobias Blick wurde finsterer, bevor er ihm seine Lippen auf zwang und eine Hand zwischen seine Beine drückte. Levi keuchte, als er sich von ihm löste. “Du gibst so schöne Laute von dir.” Er knetete den Schritt des Blonden, der könnte sich ein weiteres Keuchen nicht verkneifen. Sein Körper zeigte, was er wirklich wollte, aber nie zugeben würde. Tobias ließ abrupt von ihm ab, wandt sich von ihm ab und trat an die Tür. Er warf einen kurzen Blick hinaus. Es war niemand mehr auf den Gängen unterwegs. Tobias verschloss die Tür und suchte dann etwas in seinem Rucksack. Mit einer Tube in der Hand einen und einem Kondompäckchen in der anderen Hand kam er zu Levi zurück, der es nicht gewagt hatte sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. “Nein, nein, nein!” Levi wollte eigentlich flüchten, aber seine Beine weigerten sich dagegen. Tobias legte die Utensilien auf das Pult neben Levi und wandt sich dann wieder ihm zu ohne auf seine Widerworte zu reagieren. Er küsste ihn kurz auf die Lippen, strich ihm vorsichtig mit den Fingern über die Brust. Levi war wie am Boden festgewachsen. Krampfhaft versuchte er zu verstehen, was gerade passierte. Die Berührungen waren so weich und zärtlich. “Hör bitte auf”, flüsterte er und drehte dabei beschämt den Kopf weg. Ein leichter Rotschimmer hatte sich um seine Nase gelegt. “Dann muss ich meine überflüssige Energie aber wieder anders an dir auslassen”, hauchte Tobias in sein Ohr, bevor er an seinem Ohrläppchen knabberte. Ein leichtes Keuchen huschte aus Levis Kehle, schnell drückte er seine Hände auf seinen Mund, diese Laute wollte er nicht von sich geben. Tobias grinste, bevor er begann mit seiner Zunge langsam am Hals des Blonden hinunter zu wandern. Er knöpfte ihm langsam das Hemd auf und streifte es ihm schließlich ab. Levi zitterte. “Nein, bitte …” Er konnte seine Stimme einfach nicht erheben, eigentlich wollte er schreien. Es wäre so einfach, dass irgendjemand sie hören könnte und ihn aus dieser Misere retten könnte. Tobias beachtete seine Widerworte überhaupt nicht, glitt mit seinen Händen über den Oberkörper des anderen. Er leckte sich über die Lippen, bevor er sich um die Nippel des Kleineren kümmerte. Er umschloss den einen mit den Lippen, saugte leicht daran, den anderen bearbeitete er mit den Fingern, kniff hinein. Wieder konnte Levi seine Laute nicht kontrollieren. Stöhnte auf. Tobias ließ nicht locker, griff den Blonden mit der anderen Hand in den Schritt. Dort hatte sich schon etwas gebildet, was er erwartet hatte. Dennoch sträubte sich Levi immer noch dagegen. “Ich will das nicht! Hör auf!” Tränen stiegen ihm in die Augen und rannen ihm über die Wangen hinunter. Tobias drückte ihn abrupt ruppig zurück auf den Tisch. Levi find an zu strampeln, verpasste den Dunkelhaarigen dabei einen Tritt, nicht fest, aber ausreichend, um ihn kurz aus der Fassung zu bringen. Levi wusste, dass das nicht gut war. Tobias packte ihn und drehte ihn herum, sodass er mit dem Bauch auf dem Pult lag. Ein Schauer durchfuhr ihn, da das Holz nicht recht war war. Hinter sich hörte er den anderen schnauben. “Du bist ein wirklich böser Junge, ich habe dir so einen einfache Deal angeboten … und du trittst mich … Hm … Dabei wollte ich wirklich sanft zu dir sein.” Ruppig zog er ihm die Hose herunter und gab eine Pfiff von sich. “Dein Arsch ist immer noch genauso geil”, sagte er und gab Levi einen Klaps auf sein Hinterteil. Der zuckte zusammen und versuchte wegzukommen, Tobias hielt ihn jedoch an der Schulter fest und drückte ihn nach unten. Levi schluckte, als er ein Stück Stoff zu Boden gleiten hörte. Er wollte sich winden, doch der Griff wurde fester. Er stieß eine schmerzverzerrtes Ächzen aus, gab sich indirekt aber schon seinem Schicksal hin. Tobias strich noch einmal über Levis Arsch, bevor er seine Erektion gegen diesen presste. Eine Flüssigkeit lief daran herunter. “Oh fuck, ich bin schon richtig geil darauf, dich zu ficken!” Levi spürte, wie sich der andere einen Schritt von ihm wegbewegte und hörte wie etwas aufgerissen wurde. “Safty first”, flötete Tobias, als er wieder hinter ihm stand, die Tube aufschnippte und den Inhalt auf Levis Rosette verteilte. Kurz zuckte der Blonde. “Ist ‘n bisschen kalt”, kam die verspätete Vorwarnung. Levis Atem beschleunigte sich, wieder versuchte er, weg zu kommen, wurde aber niedergedrückt. Da spürte er das Glied des anderen an seinem Poloch. “Nein”, wollte er noch fiepen, doch Tobias drang schon in ihn ein. Levi biss die Zähne zusammen, schrie dann aber auf. Tränen flossen ihm über die Wangen. Tobias zog sich ein Stück zurück, der Schmerz wurde erträglicher. “Schhh”, machte er neben dem Ohr des Kleineren, stieß erneut ein Stück tiefer zu und keuchte selbst auf. “Du bist so eng!” Levi jagte es einen Schauer über den Rücken, gefiel es dem anderen wirklich. Er fühlte, wie sein eigener Penis von einer Hand umschlossen wurde, die sich begann auf und ab zu bewegen. Lust und Schmerz vermischten sich in ihm. Er stöhnte, obwohl er es versuchte zu unterdrücken. Tobias stieß weiter in ihn, ließ seine andere Hand über den Körper des Blonden wandern, platzierte einige Küsse auf seinem Nacken und hinterließ dabei wohl auch einige rote Flecken. Jeder Stoß fühlte sich besser an für Levi. Er wollte und konnte seine erregten Laute nicht mehr zurückhalten. “Ah!” Er warf den Kopf in den Nacken, als Tobias abrupt stoppte. Ihrer beider Atem rasten. “Kleine, versaute Bitch! Du bist also wirklich eine Schwuchtel!” “Sagt der, der gerade seinen Schwanz in meinen Arsch hat!”, knurrte Levi und wurde plötzlich an den Haaren gepackt. Tobias stieß hart in ihn, zwei oder dreimal, keuchte laut auf und sackte auf ihn. Levi spürte, wie der Penis des anderen in ihm wild zuckte. War er gekommen? Tobias raffte sich wieder hoch, stolperte einige Schritte zurück und lehnte sich an den Tisch neben sich. “Dein Arschloch ist verdammt eng!” Levi rollte sich herum, stützte sich mit den Ellbogen ab. Sein Glied ragte in die Luft, pulsierte im Takt seines Herzschlages. Tobias leckte sich über die Lippen. “Hol dir einen runter!” “Äh …” Levi wusste darauf keine Erwiderung. “Komm, hol dir eine runter,”, wiederholte der Dunkelhaarige, während er sich das Kondom abzog, einen Knoten hinein machte und mit einem gezielten Wurf es ihm Mülleimer an der Tür versenkte. Da würde jemand am nächsten Morgen eine schöne Überraschung haben. “Das … das mach ich nicht.” Tobias kam auf Levi zu. “Willst du, dass ich es für dich tue?” Er umfasste die Männlichkeit des anderen mit der Hand, rieb es, immer schneller. Levi keuchte, als er zurück sank. Dann spürte er wieder etwas in sich, erst einen Finger, dann einen zweiten. Tobias ließ sie hinein und hinaus gleiten, im selben Rhythmus wie er seine andere Hand bewegte. Levis Stöhnen wurde lauter, wandelte sich zu einem kurzen Aufschrei, als noch ein dritter Finger in ihn eindrang. Das Rubbeln hörte auch abrupt auf. Sein Schwanz zuckte, er stand kurz vor seinem Höhepunkt. “Bitte, mach weiter”, wimmerte er. “Bist du süß, wenn du flehst. … Was soll ich weiter machen?” “Mit dem … Rubbeln. Bitte!” Tobias legte den Kopf schief, als ob er nicht verstehen würde. “Damit?” Er bewegte die Hand einmal auf und ab. Levi stöhnte. “Ja, bitte … bitte … Bitte!” Der Dunkelhaarige bewegte die Finger in ihm wieder. Auch das löste heftiges Stöhnen aus. “Das scheint dir auch zu gefallen.” Levi trieb es ihn den Wahnsinn, er wollte kommen. Sofort! “Mach weiter! Verdammt!” Darauf hatte Tobias gewartet, er bewegte seine Hand hart hin und her, wie er es zuvor mit seinen Hüften gemacht hatte. Levi verkrampfte für einen Moment, alles zog sich zusammen, bevor sich jede Spannung in ihm löste. Unter heftigem Zucken entlud sich das Sperma aus ihm. Sein Atem ging flach, aber ein seeliges Lächeln lag auf seinem Gesicht. “Schön, dass es dir so gut gefällt, wenn man deinen Arsch penetriert.” Levi fuhr hoch, er war von sich selbst erschrocken. “Nein, dass … Äh … nein …”. stammelte er. Tobias hatte sich schon wieder die Hose mit einer Hand hochgezogen und sah die andere etwas angewidert an. Im Klassenzimmer war ein Waschbecken, aber er wollte sich die Hand schon mit Wasser und Seife waschen. Er schafft es, sich die Hose mit einer Hand zuzumachen und ließ Levi einfach auf dem Tisch liegen um sich auf einem der Klos sauber zu machen. Levi blieb dort sitzen und wusste so recht nicht, was er jetzt tun sollte. Er stützte sein Gesicht mit den Händen ab. Langsam richtete er sich schließlich auf und richtete sich die Sachen, nach dem er sich mit einem Taschentuch das Ejakulat vom Bauch gewischt hatte. Das konnte nicht wahr sein, dass er so etwas mit sich machen ließ. Dass er so kam. … Und das er jetzt auch noch hier blieb. Wieso ging er jetzt nicht einfach? Seine Beine gaben unter ihm nach und der sackte zusammen. Sein Atem und sei Herz rasten. Tobias kam kurz darauf wieder und sah ihn etwas verwirrt an. “Du bist ja noch da.” Kapitel 5: ----------- Levi hockte auf dem Boden und sah zu Tobias auf, der sich durchs Haar wuschelte, bevor er sich ausgiebig Strecke. Einige Gelenk knackten, das ließ Levi zusammenzucken. Wegen seines erschrockenen Gesichtsausdruck blickte Tobias ihn irritiert an. Leicht legte er den Kopf schief. “Willst du nicht heim?” Der Dunkelhaarige war sich nicht bewusst, was er überhaupt getan hatte. Es störte ihn scheinbar auch nicht. Ihm war nur sein eigenes Befinden wichtig. Kurz überlegt er noch, bevor er ohne noch etwas zu sagen seine Sachen packte und das Klassenzimmer verließ. Levi konnte kaum glauben, dass der andere ihn einfach hier allein ließ. Langsam richtete er sich wieder auf, versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er hatte sich sein erstes Mal anders vorgestellt. Mit einem Mädchen, mit mehr Gefühl … und eigentlich wollte er sich danach weniger, wie benutzt vorkommen. Er senkte den Kopf und strich sich durch das kurze blonde Haar. Kurz atmete er tief durch, bevor er auch nach draußen ging. Auf dem Schulhof stand Tobias mit seinen zwei Freunden. Levi wusste über sie genauso viel, wie über Tobias selbst. Er schluckte, als sich einer von ihnen umdrehte und ihn entdeckte, doch der Dunkelhaarige hielt ihn zurück. Er schüttelte den Kopf, als sich sein Freund verwirrt zu ihm umdrehte. Jeder hätte wohl so reagiert, wenn das Prügelopfer von gestern, auf einmal nicht mehr geprügelt werden sollte. Er zuckte aber nur mit den Schultern und wandt sich wieder zu Tobias und dem anderen um. Irgendeine Wirkung hatte der Dunkelhaarige auf sie, dass sie ihm so gehorchten. Levi marschierte an ihnen vorbei ohne sich noch einmal umzudrehen. Er wollte nur noch nach Hause und sich hinlegen. Sein Hintern schmerzte. Auf halber Strecke blieb er stehen und lehnte sich an einen Gartenzaun. Tobias hatte dieses kleine Angebot also wirklich ernst gemeint. Sex gegen keine Prügel mehr. Levi schüttelte den Kopf. Es war eine dämliche Idee sich auch nur im Ansatz darauf einzulassen. Aber er war einfach ein kleiner schwächlicher Idiot. Er hatte die Prügel auch über sich ergehen lassen ohne sich je zu wehren. Da hatte er aber keine Chance gehabt. Jetzt könnte er sie haben. Er wollte das nicht mehr einfach so über sich ergehen lassen. Sich rumschubsen lassen. Er wollte kein Spielball eines Stärkeren mehr sein. Kurz aufseufzend ging Levi weiter. Der Nachmittag verging wie im Flug, er war gerade mit seinen Hausaufgaben fertig geworden, als ihn seine Mutter rief. Er wunderte sich, für das Abendessen war es zu früh. “Da ist er schon”, sagte seine Mutter, als er die Treppe herunter kam. Neben ihr stand Tobias und grinste ihn frech an. “Wieso hast du mir nie gesagt, dass du so einen charmanten Freund hast?” Levi konnte gar nicht antworten, weil der anderen schon meinte: “ Aber Ma’am, jetzt tun sie mir zu viel des Guten.” Sie lachten beide. Levi konnte nur zwischen ihnen hin und her schauen. Wüsste nicht, was das gerade sollte. Was wollte er schon wieder hier? Und was hatte er seiner Mutter erzählt? Wieso tat er so freundlich? “Wir gehen dann mal zum Lernen.” Tobias zog ihn am Arm die Treppe nach oben, er wusste wo er hin musste. “Was willst du hier? ... Was willst du von mir?”, fragte Levi, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Tobias hatte sich auf das Bett fallen lassen und grinste ihn an. “Ach weißt du … Ich habe keine Ahnung.” Er lachte. Lachte einfach nur, wie ein Idiot. Er ließ sich zurückfallen und kicherte einfach weiter. Im ersten Moment war Levi so darüber erschrocken, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Dann packte er den Dunkelhaarigen am Arm und zog ihn wieder in eine sitzende Position. “Ich will, dass du gehst!”, knurrte Levi und wundere sich innerlich selbst über seinen schroffen Tonfall. Er war sich nicht darüber bewusst, dass er überhaupt so klingen könnte. Statt ihn ernst zu nehmen, lachte Tobias einfach weiter. Er lachte ihn aus. Legte Levi eine Hand in den Nacken und zog ihn zu sich um ihn zu küssen. Levi drückte ihn weg und ohrfeigte ihn. “Mach das nie wieder!” Und erneut lachte Tobias nur. Levi machte es mehr und mehr wütend, dass er ihn nicht ernst nahm. “Hör endlich auf damit!” Tobias tätschelte ihm leicht auf die Wange. “Das meinst du doch gar nicht ernst! Du stehst doch auf mich. … Hm …” Tobias nickte, als ob er sich selbst zustimmen würde. Die Tür ging auf einmal auf. “Levi? Wollen du und dein Freund auch etwas zum Abendessen?” Rebeccas Blick blieb an Tobias hängen. Sie erkannte ihn, sah ihren Bruder ernst an, der mit dem Rücken zu ihr stand, ihren Blick aber ihm Nacken spürte. Er wusste, was sie dachte. Wie sollte er es ihr erklären? Dass er mehr oder weniger etwas mit ihm hatte? Unfreiwillig? … Das würde er auslassen. “Tobias wollte gerade wiede gehen!” Tobias hob die Augenbrauen und sah nicht so aus, als ob er damit einverstanden war. Doch Levi zog ihn an der Schulter hoch und schubsten ihn etwas unsanft an Rebecca vorbei. Sie warf ihm erneut einen fragenden Blick zu, den er ignorierte. “Ich will aber gar nicht gehen”, meinte Tobias, als sie unten an der Treppe angekommen waren. “Und ich will dich nicht hier haben”, zischte Levi ihm ins Ohr. Über seinen Durchsetzungsvermögen wunderte er sich gerade mehr und mehr. Er wusste noch nicht, was er dadurch auslösen würde. “Was bist du denn so böse auf mich”, säuselte der andere. Er gab ihm einen sanften Biss ins Ohrläppchen, bevor Levi ihn von sich stieß. “Verschwind!”, knurrte er und endlich gehorchte der andere, ohne weiteres Kommentar. Der Blonde knallte die Tür hinter Tobias zu und drehte sich um. Oben am Treppenabsatz stand Rebecca. “Was wollte der Kerl hier?”, fragte sie, während er nach oben ging. “Nichts!”, erwiderte er schroff und ging an ihr vorbei in sein Zimmer. Seine Schwester blickte ihm verwirrt hinterher, folge ihm dann. “Levi, was wollte er hier?, fragte sie erneut, als sie in der Tür seines Zimmers stand. Sie war geschockt. Wie konnte ihr Bruder diese Person ins Haus lassen? “Das hat dich nicht zu interessieren”, erwiderte er. Er saß an seinem Schreibtisch über einigen Schulbüchern und las. Zumindest tat er so. Rebecca zog die Augenbrauen wütend zusammen. “Levi! Erzähl mir jetzt nicht, dass du auf einmal mit dem Kerl befreundet bist!” Er drehte sich auf dem Stuhl zu ihr um, antwortete aber nicht. Ihm fiel einfach nichts passendes ein. Keine schnippische Erwiderung. “Das verstehst du nicht.” Er drehte sich wieder zurück. Man merkte nicht oft, dass sie Geschwister waren, nur wenn er den gleichen Sturschädel zeigte, den seine Schwester auch hatte. Sonst waren sie sich wenig ähnlich. Rebecca war aufgedreht, hatte viele Freunde und war eigentlich den ganzen Tag unterwegs. Levi saß lieber alleine daheim in ein Buch vertieft. Freunde hatte er keine wirklichen. Nur Schulbekanntschaften mit denen er sich auch nur traf, wenn es nötig war. Also wenn es um etwas Schulisches ging. Ihm störte es nicht, wenn er allein war. Aber sie tat es, sie hasste es, wenn er einmal mehr ohne Gesellschaft in seinem Zimmer saß. Ändern konnte sie es nur nicht. Sie schnaubte und verließ den Raum. Man konnte Levi einfach nicht helfen, wenn er es nicht selbst wollte. Rebecca machte sich auf den Weg nach unten zum Abendessen. Sie hatte Hunger. Levi dagegen, war der mehr als vergangen. Er stand von seinem Schreibtisch auf und ließ sich aufs Bett fallen. In seinem Kopf herrschte einmal mehr Chaos. Er verstand sich einfach selbst nicht. War er so auf Zuneigung - selbst wenn sie so kalt war - aus, dass er sich dafür auch verletzen ließ. Er drückte den Kopf ins Kissen. “Idiot”, beschimpfte er sich selbst. Er wusste, wie dumm es war, niemand von seiner Situation zu erzählen. Doch er konnte nicht, wollte nicht. Fühlte sich so schmutzig. “Scheiß drauf”, schimpfte er weiter. Schwang sich hoch und marschierte auch zum Abendessen hinunter. Rebecca ignoriere ihn dabei komplett. Sie hassten es beide, wenn sie böse aufeinander waren. Zwar waren sie so verschieden, aber immer noch Geschwister. Im Notfall standen sie alles zusammen durch. Seit dem Tod ihres Vaters. Der nächste Schultag verlief normal. Levi bekam Tobias überhaupt nicht zu Gesicht. Erst nachmittags auf dem Pausenhof. Der Atem des Blonden stockte, als er den anderen sah. Sein Auge war blau und geschwollen, eigentlich seine ganze rechte Gesichtshälfte. “Dein Vater hat echt einen Knall, dieser Irre”, schimpfte einer seiner Freunde, als Levi gerade an ihnen vorbei lief. Ein schwarzhaariger Junge ungefähr genauso groß wie Tobias. “Ach, Julian, er ist halt ein alter Säufer”, erwiderte Tobias nur kühl. Er zuckte mit den Schultern. “Du weißt, dass du deinen Alten dadurch in den Knast bringen könntest?” Sein anderer Freund war rothaarig und schlaksig. Er trug ein weites nerdiges Shirt, eigentlich passte er nicht zu dem anderen beiden, und um seinen Hals hingen Kopfhörer aus denen eine für Levi unbekannte Musik dröhnte. Unauffällig marschierte der Blonde an den dreien vorbei, blieb dann aber am Schultor stehen und wartete dort. Klassenkameraden liefen an ihm vorbei und verabschiedeten sich von ihm. Er erwiderte den Gruß leicht lächelnd. Einen Moment wartete er auf Tobias und seine zwei Freunde, doch es kamen nur die letzteren zwei. Der Rothaarige drückte ihm einen Zettel im Vorbeigehen in die Hand. Etwas verwirrt entfaltete er das Stück Papier. Komm heute um 22 Uhr zum Schulschwimmbecken! Tobias Levi zerknüllte den Zettel, aber statt ihn wegzuwerfen steckte er ihn sich in die Hosentasche. Das könnte Tobias vergessen, dass er um diese Uhrzeit noch einmal das Haus verlassen würde. Und erst recht nicht für ihn! Es würde, so vermutete Levi, ohnehin nur darum gehen, dass er ihn am Vortag rausgeworfen hatte. Er traute Tobias sowieso nicht zu hundert Prozent, da würde er sich hütten, alleine mit ihm nachts an einem Ort, wie dem schulischen Swimmingpool treffe. Niemand würde ihn hörten, wenn Tobias ihm aus Wut irgendetwas antat. Levi war einige Zeit später zu Hause. Allein. Rebecca übernachtete bei einer Freundin und seine Mutter hatte Nachtschicht. Sie würde erst am frühen Morgen nach Hause kommen. Er verbrachte den Abend, bevor er ins Bett ging, vor dem Fernseher. Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu, weswegen es keinen großen Sinn mehr hatte, sich noch groß auf’s Lernen zu stürzen. Nächstes Jahr, seinem Abschlussjahr, müsste er sich noch genug darum kümmern. Er streckte sich, bevor er den Fernseher aus machte. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 22:15 Uhr. Tobias hatte wahrscheinlich schon bemerkt, dass er nicht mehr kommen würde. Levi zuckte mit den Schultern. Es war ihm gerade relativ egal. Er stand auf und ging die Treppe nach oben. Er war zu müde um noch über Tobias nachzudenken. In seinem Bett angekommen, schlief er binnen weniger Minuten ein. Kapitel 6: ----------- Levi stand auf einer weiten Wiese. In keine Richtung war jemand zu sehen. Kein Mensch, nicht einmal Häuser. Er stand mitten im Nirgendwo. Verwirrt sah er sich um. Wie war er hierher gekommen? Was machte er hier? Er ließ sich ins Gras fallen, dass ihn fast bis zur Hüfte reichte. Im Schneidersitz sitzend blickte er gen Himmel. Einzelne Wolken zogen dort entlang, ansonsten strahlte ihm die Sonne entgegen. Es war angenehm war. Er dann zurück und streckte die Beine aus, schloß die Augen. Kaum dass er sich entspannt hatte, donnerte es. Er schreckte hoch, doch am Himmel zogen immer noch nur wenige Wolken entlang und auch in der Ferne war kein Gewitter zu entdecken. Er sah sich weiter um, konnte aber nichts entdecken, was dieses Geräusch ausgelöst haben könnte. Langsam erhob er sich wieder und marschierte los durchs Gras. Er ging ein ganzes Stück bis ein Wald vor ihm auftauchte. Kein Licht fiel dort durch die Blätter. Levi schluckte. Dort wollte er noch durchgehen. Er blickte nach links und rechts, doch in beide Richtungen reichten die Bäume bis zum Horizont. Müsste er da durch? Langsam schritt er durch die tief hängenden Zweige hindurch. Teilweise schürften sie ihm die Arme auf. Kleine Rinnsale von Blut liefen ihm über die Haut. Er hob die Hände um zumindest sein Gesicht davor zu schützen. Kein Vogel oder anderes Tier war im Wald zu hören, nur schwach viel Licht durch die Baumkronen. Vorsichtig schritt Levi tiefer hinein ins Dickicht. Er hörte Wasser plätschern, irgendwo in der Nähe musste ein Bach sein. Ein weiteres Donnern zerriss die sonstige Stille. Levi zuckte vor Schreck zusammen. Was war das nur? Sein Herz pochte schnell, raste fast schon. Langsam ging er weiter, entfernte sich immer weiter vom Waldrand bis er ihn hinter sich nicht mehr sehen konnte. Das Licht wurde immer schwächer, bis er fast die Hand nicht mehr vor Augen sah. Plötzlich packte ihn etwas von hinten, er wollte schreien, doch kein Ton kam aus seiner Kehle. Er schlug um sich, traf aber nichts hinter sich. Trotzdem wurde er festgehalte. Abrupt fuhr er aus dem Schlaf hoch. Schweiß lief ihm am ganzen Körper hinunter. Was für ein seltsamer Traum, dachte er und griff nach der Flasche Wasser, die neben dem Bett stand, um einen Schluck zu trinken. Schließlich legte er sich wieder hin und versuchte zur Ruhe zu kommen. Immer noch schlug sein Herz wie wild. Etwas traf sein Fenster und er schreckte erneut hoch. Kurz darauf wieder. Was konnte das sein? Levi stand auf und ging ans Fenster, gerade als ein Steinchen die Scheibe traf hatter er die Hand an den Griff gelegt um es zu öffnen. Er wollte wissen, wer das war, obwohl er es sich schon denken konnte. Er machte das Fenster auf und blickte in den Garten hinunter. Wie erwartet stand er dort. “Was bildest du dir ein, mich sitzen zu lassen”, schallte es ihm entgegen. Tobias sah finster zu ihm auf und wartete wohl auf eine Entschuldigung. Levi zuckte jedoch nur mit den Schultern. “Ich wusste nicht, dass Monsieur mein Kommen befohlen hat.” Gerade fühlte er sich sicher, da er außer Reichweite, des anderen war, aber spätestens am nächsten Tag würde sich das ändern. “Lass mich rein!” Levi schluckte, bevor er den Kopf schüttelte. “Sehe ich aus, als wäre ich wahnsinnig?”, erwiderte er und erwarte Gezeter. Doch es blieb aus. Tobias ließ sich ins Gras fallen und schwieg. Der Blonde wartete noch einen Moment auf eine Reaktion. Als diese nicht kam, schloss er das Fenster wieder und ging zurück ins Bett. Er wälzte sich eine ganze Weile hin und her. Richtig einschlafen konnte er nicht mehr. Immer wieder schaute er auf seinen Wecker, die Minuten verrannen und verrannen. Kurz nach 4:30 Uhr stand er noch einmal auf und warf einen Blick aus dem Fenster. So recht traute er seinen Augen nicht. Tobias saß dort unten immer noch. Er musste halb erfroren sein. Die letzten Tage waren kälter geworden und vor allem die Nächte. Levi überlebte kurz, seine Mutter war noch nicht zu Hause, würde es in den nächsten eineinhalb Stunden auch nicht sein. Vielleicht sollte er ihm doch reinlassen. So unterkühlt wie er wäre, könnte er ihm ohnehin nichts tun. Levi ging die Treppe hinunter zur Hintertür und öffnete ihn. Ein kalter Windhauch umwehte ihn und es lief ihm eine Gänsehaut auf. Er sah hinaus zu dem im Gras sitzenden Jungen. Sicher war er sich nicht, ob er schlief oder wach war. “Tobias”, flüsterte er kaum lauter als das Rauschen der Blätter. Der andere reagierte nicht. Levi wiederholte sein Rufen etwas lauter, da hob Tobias endlich den Kopf. Seine Lippen waren blau und er zitterte am ganzen Körper. Sein Auge war noch blau. Einen Moment lang wusste Levi nicht was er tun sollte. Er trat nervös von einem Bein auf das andere, als der Dunkelhaarige langsam aufstand und in seine Richtung torkelte. Der Blonde wollte zurückweichen und die Tür einfach wieder zuschlagen, da schlang der Größere aber schon die Arme um ihn. “Mir … mir ist so kalt”, schlotterte er. Sein ganzer Körper zitterte. Levi legte die Arme auch um ihn und rieb ihn leicht am Rücken auf und ab. Er spürte, wie der andere ruhiger wurde. Jetzt könnte er ihn nicht mehr einfach wegstoßen, aber er war sich trotzdem noch unsicher, ob er ihn reinlassen sollte. Eigentlich war es zu dieser Überlegung aber auch längst zu spät. “Du musst wirklich ganz schön krank im Kopf sein.” “Ich wollte nur einfach nicht nach Hause …” Levi seufzte. “Das dachte ich mir.” Er löste die Arme des anderen, zog ihn nach drinnen und schloss die Tür. “Dafür, dass es letztens so heiß war, ist es jetzt ganz schön kalt geworden.” Levi versuchte irgendwie ein Gespräch aufzubauen. Ein normales. Doch Tobias interessierte das überhaupt nicht. Er ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. “Weißt du eigentlich, was du für ein gottverdammter riesen Vollidiot du bist? … Und wie stinksauer auf dich, kleine Bitch, ich bin?” Levi trat von einem Bein auf das andere. Innerlich kochte er und es brach langsam aus ihm heraus. “Kannst ja gerne wieder gehen und draußen erfrieren … oder heim zu Papi und dich wieder verdreschen lassen.” - Er nickte in Richtung des blauen Auges. - “Das war doch er.” Tobias legte die Hand auf seine Augen, biss sich auf die Lippe. “Interessiert dich doch eh nicht”, knurrte er. Levi platzte der Kragen. “Dann verzieh dich und lass mich mit deinen kranken Spielen in Ruhe.” Blitzschnell fuhr der Dunkelhaarige hoch, drückte Levi auf den Tisch und beugte sich über ihn. “Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mit dir anstellen wollte …” Abrupt ließ er ihn wieder los, sah sich etwas verwirrt um. Levi richtete sich auch auf und trat einige Schritte von ihm weg. Er schluckte hörbar. Lenkte dadurch Tobias Aufmerksamkeit erneut auf sich. “Würde es dir was ausmachen, wenn ich heute bei dir penne? … Ich mach auch nichts, versprochen.” Es sah bedrückt und einfach nur müde aus. “O… okay.” Levi nahm ihn mit nach oben. Er holte eine zweite Bettdecke aus seinem Schrank und bezog sie schnell. “Willst du auf dem Boden schlafen oder …” Levi konnte seine Frage gar nicht beenden, da bekam er schon seine Antwort. “Boden reicht mir.” Levi gab ihm noch ein Kissen. Er rollte sich auf die Seite, während Tobias das gleiche auf dem Boden machte, nur das er schlotterte. “Tobias? Komm rauf.” Bei dem Geräusch der leicht klappernden Zähne, konnte Levi nicht schlafen. Tobias sträubte sich erst noch einen Moment, kam dann aber trotzdem zu Levi ins Bett. Sie lagen schließlich Rücken an Rücken eng nebeneinander. Es dauerte eine Weile bis der Blonde einschlief. Am nächsten Morgen wachte er von Tobias umschlungen auf. Er versuchte sich mühsam aus der Umarmung zu befreien. Die Nähe passte ihn nicht wirklich und er wollte vor der Schule noch schnell duschen. Als er aus dem Bad kam, schlief der andere immer noch. “Hey, willst du nicht langsam auch aufstehen.” Tobias grummelte nur etwas und drehte sich dann herum, das sollte wahrscheinlich ‘Nein’ heißen. Eigentlich könnte es ihm egal sein, doch er wollte nicht, dass seine Mutter merkte, dass er hier war. “ Komm schon, steh auf. Du kannst nicht hier bleibe!” Er zog Tobias die Decke weg und ließ sie auf den Boden fallen, der krallte sich aber auch gleich die zweite. “Lass mich in Ruhe, ich schwänze heute wieder.” “Ist mir egal”, kommentierte Levi und nahm ihm die andere Decke auch ab, “du kannst trotzdem nicht hier bleiben.” Levi gefiel es gerade recht gut, den anderen auch einmal etwas zu quälen und wenn es auch dabei nur darum ging, ihm die Decke wegzunehmen. Er schüttelte den Kopf, bevor er nach unten zum Frühstücken ging. Kurz darauf kam auch Tobias recht verschlafen nach. “Ich kann also nicht hier bleibe?”, fragte der Dunkelhaarige und nahm sich eines der Brote, die vor Levi auf einem Teller lagen und biss herzhaft hinein. “Nein, kannst du nicht”, erwiderte Levi trocken und nahm ihm das Brot wieder weg um es aufzuessen. Er hatte keine große Lust mit Tobias zu diskutieren. Der zuckte mit den Schultern und nörgelte auch nicht mehr. “Na dann geh ich mal. Viel Spaß fleißiger Schüler.” “Wo willst du jetzt hin?” Tobias wollte gerade gehen, überlegte dann aber noch einen Moment. Erneut zuckte er die Schultern. “Keine Ahnung … Saufen. … Interessiert doch keinen.” Levi fragte nicht weiter nach und ließ den Dunkelhaarigen. Ganz verstand er noch nicht, was sie überhaupt für eine seltsame Beziehung zueinander hatten. Auf der einen Seite war er doch nur ein Spielzeug für Tobias und auf der anderen … Ach, er wusste nicht, was er sonst noch für ihn sein könnte. Aber irgendetwas war da noch. Sonst hätte der Blonde ihn auch nicht hier schlafen lassen. Levi sah auf die Uhr und stellte fest, dass er viel zu spät dran war. Er schnappte sich seinen Rucksack und lief noch mit seinem Frühstück im Mund zur Tür hinaus. Ohne tagtäglich geprügelt zu werden, war er eindeutig fitter. “Hey, Levi, Lust auf eine Party heute Abend?” Es war Freitag, weswegen diese Frage eigentlich schon Routine war und eigentlich auch die Antwort von ihm. Er hatte eigentlich nie Lust auf so etwas. Aber heute war irgendetwas anders. “Wieso eigentlich nicht einmal?” Marc, der ihn gefragt hatte, sah ihn an, als ob er gerade ein Einhorn gesehen hätte. Er hatte es nicht erwartet, Zustimmung zu erhalten. “Ich brauche ein bisschen Ablenkung”, kommentierte Levi trocken. Ablenkung und er wollte etwas seine Jugend genießen. Das tat er ohnehin viel zu wenig. Seit sein Vater gestorben war, hatte er einiges an Pflichten, von denen seine Mutter ihn - zumindest am Wochenende - zu oft befreien wollte, wogegen er sich vehement gewehrte hatte. Bis jetzt. “Das du mir aber nicht einen über den Durst trinkst … Letztes Mal war nicht so lustig. Weißt du noch?” Levi erinnerte sich leider noch daran. Damals hatte er einen ganzen Haufen Kummer versucht im Alkohol zu ertränken. Dieses Mal war es zwar kein Kummer, aber er wollte die vergangenen Tage ertränken. Komplett ersaufen. Kapitel 7: ----------- Laute Musik, Alkohol und genügend freizügige Mädchen. So sah es auf den Parties aus, als Levi das letzte Mal auf einer war und so war es jetzt immer noch. Und eigentlich mochte er das wirklich nicht. Um es genau zu nehmen, konnte er es überhaupt nicht ausstehen. Aber gerade gefiel ihm irgendetwas daran. Vielleicht lag es an den beiden Mädchen, die bei ihm standen. Er war zwar klein und eher schmächtig, aber das änderte nichts daran, dass er wohl dennoch recht gut aussah. Die beiden lachten über das, was sie sich unterhielten, dabei war er sich gar nicht so sicher über was sie redeten. Alle drei hatte sie schon ganz schön einen sitzen. Aber gerade er war wohl noch am nüchternsten. Eigentlich kicherten die beiden Mädels fast durchgängig. “Du, Levi, hast du nicht Lust mit mir und Mel nach oben zu gehen? Wir wollen dir etwas zeigen”, fragte ihn die Rothaarige der beiden. Wenn er sich nicht täuschte, hatte sie sich mit Tanja vorgestellt. Im Namen merken war er noch nie gut und mit Alkohol im Blut erst recht nicht. “Was wollt ihr mir denn zeigen?”, kam von ihm die Gegenfrage, wobei er ihr einen Arm um die Schultern legte und recht genau wusste, auf was sie hinaus wollte. “Ach komm schon Levi …” - Sie kicherte. - “Levi ist irgendwie ein geiler Name.” “Oh ja, jüdisch, oder? Bist du beschnitten?”, kam es von Mel, die ihm mit den Fingern am Kinn spielte. Es kitzelte, aber störte ihn nicht sonderlich. Er schüttelte den Kopf. “Noch alles dran.” Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Zwar war sein Name jüdisch, aber er nicht. Seine Mutter hatte wohl vor Jahren einmal ein Faibel für diesen Namen. Ihm selbst gefiel er ja nicht so. Vor allem wegen der ewigen Frage ‘Bist du Jude?’, die er mittlerweile schon entnervt verneinte. “Gut, ich mag keine beschnittenen Schwänze … da fehlt irgendwie was.” Scheinbar hatte Tanja schon Erfahrung, nicht unbedingt ungewöhnlich für eine Highschool-Schülerin, obwohl sie, wenn er sich recht erinnerte, beide erst im ersten Jahr waren. “Kommst du jetzt?” Mel nahm seine eine und Tanja seine andere Hand. Er lachte. Für ihn war es lustig. Gestern noch von einem Mobber in der Schule entjungfert und jetzt von zwei hübschen Mädels zum Dreier eingeladen. Sein Schicksal wollte sich wohl bei ihm entschuldigen. Karma war wohl doch keine so große Bitch, wie behauptet wurde. “Geht schon mal nach oben, ich komm gleich nach.” In der Küche sollte es wohl ‘Notfall-Kondome’ geben, hatte ihm einer der Jungs erzählt, als er gekommen war. Für alle, die wie er, nicht erwartet hatten, heute zum Schuss zu kommen und die dann doch ihr Glück gefunden hatte. Fröhlich vor sich hin pfeifend und mit - zur Sicherheit - drei Gummis tappte er nach oben. Er blieb einen Moment auf der Hälfte der Treppe stehen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. “Tobi, ich wusste gar nicht das du auch kommst.” - “So was lass ich mir doch nicht entgehen.” Levi tapste die Stufen wieder rückwärts hinunter. Musste gerade er es ihm versauen? Das Schicksal war einfach ein richtig blödes Arschloch! Der Blonde schluckte, als er am Treppenabsatz auf den Hacken kehrt gemacht hatte. Er hatte sich mit einem Bier in den Garten verkrochen. Allein saß er im feuchten Gras. Ziemlich gut konnte sich Levi vorstellen, was Tobias mit den beiden Mädels machte. Das, was er mit ihnen machen wollte. Er hätte sich die beiden einfach schnappen sollen und mit ihnen in eins der Zimmer verschwinden sollen. Er kam sich so wahnsinnig dumm vor. Bei allem ließ er sich unterkriegen, man musste ihn nur etwas aus der Fassung bringen und das hatte Tobias wirklich gut geschafft. Rein seine Anwesenheit, ließ Levi wanken. Verunsicherte ihn. Irgendetwas hatte er an sich. Er kippte das Bier auf Ex in sich hinein. Eigentlich vertrug er Alkohol nicht gut, aber bis jetzt fühlte er noch nichts davon. Vielleicht half es ja, einfach etwas mehr zu trinken, den ganzen Scheiß der letzten Tage zu vergessen und morgen mit einen ordentliche Kater aufzuwachen. Das letzte Bier war doch so oder so immer schlecht. Mit der leeren Bierflasche marschierte er los um sich ein neues zu holen. Sich einfach volllaufen lassen war wirklich eine gute Idee. Dachte er zumindest noch. Nach der vierten oder fünften Flasche hatte sich seine Meinung geändert. Hätte sich, wenn er noch einen klaren Gedanken fassen hätte können. Er hatte sich draußen ins kalte, leicht feuchte Gras gelegt und wartete darauf, dass sein Kopf sich nicht mehr so drehte. Tat der nur nicht. Er konnte sich glücklich schätzen, dass ihm noch nicht schlecht wurde. Er hörte Schritte auf sich zukommen und legte den Kopf weiter in den Nacken um zu sehen, wer da kam. Leicht zog er die Augen zu Schlitzen zusammen um etwas schärfer zu sehen. Der Alkohol vernebelte ihm auch etwas die Sicht. “Du verträgst wohl gar nichts”, sagte eine ihm bekannte Stimme. Levi grummelte böse, antwortete aber nicht. So weit war er sich noch darüber im Klaren, dass er wohl nicht mehr als ein Lallen herausbringen würde. “Schau mich doch nicht so böse an. Ich habe doch gar nichts angestell.” Tobias ging vor ihm in die Hocke, als Levi sich aufsetzte. Erst jetzt bemerkte er, dass der Dunkelhaarige kein Shirt mehr anhatte. Irritiert hob er eine Augenbraue. “Frag besser nicht … So eine Tussi hatte ihren Alkoholkonsum auch nicht unter Kontrolle. Mel glaube ich hieß sie. … Blöde Weiber.” Er verdrehte die Augen. Da kannte er wohl kein Mitleid. “Und du säufst hier ganz alleine.” Levi nickte langsam, bevor er sich mühsam aufrichtete und ohne noch etwas zu sagen, wollte er an Tobias vorbei gehen, der ihn am Handgelenk festhielt. “Möchtest du mir nicht etwas Gesellschaft leisten?” Der Dunkelhaarige legte den Kopf schief und sah Levi prüfend an. Der schüttelte verneinend den Kopf und wollte sich aus dem Griff des anderen lösen. Was ihm nicht gelang. “Komm, lass uns ein bisschen Spaß haben”, säuselte Tobias den Blonden ins Ohr, grinste etwas verschlagen und deutete ihm mit einem Klaps auf den Hintern an, was er meinte. “Lass mich in Ruhe!” Levi lallte weniger, als er erwartet hatte,doch sein sich drehender Kopf machte seine Situation gerade nicht besser. Eigentlich wollte er nur noch nach Hause in sein Bett, morgen sich ordentlich auskotzen und dann hoffentlich bis Montag wieder fit sein. “Nachdem du mich gestern hast warten lassen, könntest du jetzt mit mir spielen.” “Ich … will nicht …” Mühsam konnte sich der Blonde endlich befreien und wollte gehen. Aber er kam nicht weit. Tobias schlang die Arme um ihn und drückte sich von hinten an ihn. Etwas Hartes drückte sich gegen seinen Hintern. “Konntest du gerade nicht genügend Druck abbauen?”, wollte Levi spöttisch wissen. Der Alkohol machte ihn mutig. Tobias lachte leicht auf. Schüttelte spürbar den Kopf. “Die eine ist eingepennt und die andere hat mich angekotzt … Deswegen bin ich auch shirtless.” Auch Levi konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. Da hatte er mit den beiden Damen nicht viel verpasst. Er hatte sogar regelrecht Glück gehabt, dass Tobias ihm die beiden weggeschnappt hatte. Und bei ihm würde es nicht so gut aussehen, wenn er ohne Oberteil rumlaufen würde. Leicht biss Tobias in den Hals des Blonden, leckte dann über die Stelle, wie als wollte er sich entschuldigen. Ein Schauer durchfuhr Levis Körper. “Lass … lass das!” Das Keuchen konnte er nicht unterdrücken. Nein, er wollte nicht! Ruckartig konnte er sich aus der Umklammerung befreien. Es konnte doch nicht sein, dass er sich alles gefallen lassen musste. Er schwankte ohnehin schon etwas, doch durch einen Stoß von Tobias landete er unsanft im Gras. Als sich Levi herum drehte, wurde er von dem anderen zurückgedrückt und zwang ihm einen Kuss auf. Der Blonde presste die Zähne aufeinander, als er spürte, wie sich die Zunge des anderen ihren Weg in seinen Mund schlängeln wollte. Er schüttelte den Kopf um Tobias Mund loszuwerden. “Hör doch auf, dich so zu sträuben … Ich weiß doch, wie du darauf stehst!” Levi schüttelte den Kopf. Das stimmte nicht! Wie sollte er denn darauf stehen? Nein. Nein! “NEIN!” Er ohrfeigte den Dunkelhaarigen, der ihn recht perplex anstarrte. Bis sich sein Blick verfinsterte und er sich mit seinem ganzen Gewicht auf Levi sinken ließ. “Du verfluchte kleine Bitch!”, knurrte Tobias und packte die Arme des Kleineren und drückte sie ruppig über dessen Kopf zusammen auf den Boden. Leicht hielt er sie mit einer Hand fest und hatte die andere noch frei. Damit wanderte er über Levis Oberkörper hinunter zu seinem Bauch. Levi spürte, wie das Glied des Größeren in dessen Hose pulsierte. Es törnte ihn an, ihn zu dominieren. Ihn hier auf dem Boden festzunageln. Sein Blick wanderte über den Blonden, wie wenn ein Löwe ein saftiges Stück Fleisch sah, dass er verschlingen wollte. Mühsam wandt sich Levi unter dem anderen, kam aber nicht los. Er konnte ihn auch nicht von sich wegstoßen. “Lass mich los!”, fauchte Levi. Wieso bekam das gerade eigentlich keiner mit. So weit war er doch gar nicht vom Haus weg. Sein Atem begann zu rasen. Wieso war Tobias so? Einmal ganz freundlich und dann wieder … so ein Monster? Der Dunkelhaarige drückte ihm eine Hand auf den Mund, dass er keinen Ton mehr von sich geben konnte und atmete einmal tief durch. “Du könntest doch so lieb sei und auf mich hören. Hm? Ist das so schwer?” Levi schüttelte langsam den Kopf, dazu war er noch in der Lage. “Böser Junge!” Tobias drückte jetzt auch die Hand mit auf die Nase des anderen. Vor Angst weiteten sich Levis Augen. Er versuchte sich zu drehen und zu winden um den anderen Abzuschütteln. Immer mehr geriet er in Panik, bis Tobias den Druck auf sein Gesicht lockerte. Levi bekam wieder Luft. Keuchte. “Was stimmt eigentlich nicht mit dir?”, knurrte der Blonde, als er wieder zu Atem kam. “Ich mag es nicht, wenn man nicht auf mich hört! Habe ich dir das nicht schon einmal gesagt?” Tobias Blick erwartete keine Widersprüche. Langsam erhob er sich und deutete mit einem Wink an, dass Levi mitkommen sollte. Es dauerte einen Moment, bis dieser aufstand und selbst dann rührte er sich nicht weiter. Tobias zog die Augen leicht zusammen. Er sah nicht so aus, als ob er noch lange warten wollte. Genervt packte er Levi am Handgelenk und zog ihn zu sich. “Wenn du schön brav bist, tue ich dir dieses Mal nicht weh … Ich kann auch zärtlich sein.” Es klang so gar nicht, als ob er es ernst meinen würde. Levi wandt sich aus dem Griff und trat einige Schritte zurück. Einige Leute waren gerade auf die Terrasse heraus gekommen, wie er aus dem Augenwinkel sah. Es würde auffallen, wenn Tobias ihn jetzt gegen seinen Willen mitziehen würde, so weit standen sie nicht abseits. “Ach so … du willst am Montag wieder Prügel. Okay, wenn dir das lieber ist.” Der Größere zuckte mit den Schultern und wollte sich zum Gehen abwenden. Kapitel 8: ----------- Levi war einen Moment stocksteif dagestanden. Es dauerte einen Augenblick bis sein Hirn Tobias Aussage verarbeitet hatte. Eigentlich wusste er es ja. Sex gegen keine Prügel. Er schüttelte den Kopf und lief dem Größeren schließlich hinterher. “Warte!”, rief er, als er schon fast Tobias Schulter zu fassen bekommen hatte. Der blieb stehen, drehte sich zu ihm um. “Anders überlegt?”, fragte er schnippisch. Levi nickte, hätte es sich im nächsten Moment aber am liebsten noch einmal anders überlegt. Er trat wieder einen Schritt zurück, als ihn Tobias jedoch schon am Handgelenk festhielt. Ein vielsagendes Lächeln legte sich auf die Lippen des Größeren. “Willst du mir etwa wieder weglaufen? Kannst du doch nicht einfach machen!” - Er zog Levi mit einem Ruck in seine Arme und hielt ihn fest. Sein Lächeln wurde weicher. - “Du bist ein kleiner, fieser Junge.” Seine Lippen legten sich auf den Hals des Kleineren, der zusammen zuckte. Er kniff die Augen zusammen und erwartete schon alles. Leicht saugte Tobias an der Stelle, die er geküsst hatte. “Du gehörst mir”, flüsterte er Levi ins Ohr, als er sich leicht von ihm gelöst hatte. Eine dunkle, rote Stelle hatte sich auf dem Hals des Blonden gebildet. Jedem würde es auffallen, wie ein Brandmal. Levi schluckte. Es sollte doch nicht jeder mitbekommen. Tobias sah sich langsam um, ob sie bemerkt worden waren. Auf der Terrasse standen ein paar Jugendliche, interessierten sich aber nicht für die beiden. “Hier ist es eindeutig zu unruhig”, hauchte er und nahm Levi an der Hand um ihn hinter sich herzuziehen. Das Haus, in dem die Party stieg, war etwas abgelegen. Ein Wäldchen lag zwischen ihm und der eigentlichen Stadt. Gerade richtig für Parties. Jedoch war es nicht groß genug, wenn man sich zu zweit zurückziehen wollte ohne das es sonst jemand bemerkte. Noch etwas weiter im Wald war ein kleiner See. Dort brachte Tobias Levi hin. Das Ufer war flach und man konnte problemlos zum Baden dadurch ins Wasser gelangen. Irritiert sah der Blonde dem Größeren dabei zu, wie er sich Schuhe, Hose und Shorts auszog und langsam ins Wasser watete, dass, dadurch, dass es den Tag über relativ warm war, eine angenehme Temperatur hatte. “Komm schon rein!”, rief der Dunkelhaarige dem etwas verwirrt am Rand Stehenden zu. Levi scharrte leicht mit den Fuß im weichen Boden. So recht wusste er nicht, was er tun sollte. Tobias spritzte in seine Richtung und kicherte, als er den Kleineren traf und dieser sich schüttelte, da er sich erschrak. Er entschloss sich schließlich, sich auch auszuziehen. Etwas schämte er sich. Tobias kam ein Stück auf ihn zu, als Levi auch ins Wasser kam, er schluckte, als der andere nur noch wenige Meter von ihm entfernt stehen blieb. Wieder spritzte er Levi mit Wasser an. Der Blonde war verwirrt, er hatte etwas anderes erwartet. Der Dunkelhaarige ließ sich zurückfallen und trieb eine Weile auf dem Wasser. Levi ging in die Hocke und gewöhnte sich langsam an die Wassertemperatur. Trotzdem zitterte er leicht. “Was willst du jetzt von mir?”, wollte er wissen. Er verstand nicht, was Tobias jetzt überhaupt von ihm wollte. Doch der andere reagierte im ersten Moment nicht auf ihn. Tobias ließ sich einfach nur treiben. Genervt seufzte Levi und sah sich um. Weit und breit war kein weiteres Haus und erst recht kein Mensch. Der Blonde hatte nicht bemerkt, wie Tobias wieder auf ihn zugekommen war, er legte die Arme um die Schultern des Kleineren, der spürbar zusammen zuckte. Er sah zu Tobias auf, auf dessen Gesicht ein leichtes Lächeln lag. “Du frierst ja”, flüsterte er und rubbelte etwas über die schmalen Arme, bis Levi nicht mehr zitterte. Trotzdem konnte der Blonde sich nicht ganz entspannen. Es war ihm unangenehm, nackt im Wasser mit einem anderen Jungen zu stehen, der ihn umarmte. Tobias küsste ihn vorsichtig auf die Wange und wanderte mit den Lippen langsam zu seinem Hals hinunter. Leicht biss er zu. Levi versuchte ein Keuchen zu unterdrücken, ganz war es ihm nicht möglich. Der Große hob ihn hoch und wie durch einen Reflex schlang Levi die Beine um den anderen. Mit einem Arm stützte Tobias den Jüngeren, mit der anderen Hand fuhr er an seinem Rücken hinunter bis zu seinem Hintern, den er leicht knetete. “Rarr”, raunte er Levi ins Ohr, der leicht zusammen zuckte. Er versuchte sich an Tobias festzuhalten, wollte aber gleichzeitig eigentlich wegkommen. “Komm schon, fass mich auch an!” Ein Befehlston lag in Tobias Stimme, trotzdem strich Levi ihm nur unsicher über den Rücken. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Tobias dagegen fuhr mit einem Finger zwischen Levis Ritze. Der Blonde stieß sich abrupt von ihm weg und tauchte kurz unter. Als er wieder über Wasser kam, japste er und spuckte Wasser aus. “Hm …”, machte Tobias und wischte Levi einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Größere sah etwas missmutig drein. “Komm mit! im Wasser ersäufst du mir nur.” Er klang genervt. Das Ganze hatte er sich wohl etwas anders vorgestellt. “Tut … tut mir Leid …” Levi war sich nicht sicher, ob er sich entschuldigen sollte, als sie am Ufer im flachen Wasser saßen. Da hatte ihn Tobias aber schon zu sich, auf seinen Schoß gezogen. Er spürte das pochende Glied des anderen unter sich. “Hör auf zu reden, Kleiner”, murmelte der Schwarzhaarige, bevor der Levi küsste. Seine Zunge schlängelte sich zwischen den leicht geöffneten Zähnen des Blonden hindurch zu dessen Zunge und verwickelte sie in ein Spiel, aus dem sie sich nach einigen Momenten mit einem Keuchen lösten. Tobias rollte sich herum, sodass Levi unter ihm lag. Mit einem Arm stützte er sich neben ihm ab, die andere Hand war zwischen Levis Beine gewandert, umfasste seinen Penis und rieb ihn langsam. “Noch gar nicht richtig hart”, flüsterte er enttäuscht, nahm das Ohrläppchen des anderen zwischen die Lippen und zog leicht daran, bevor er zärtlich daran leckte. Levi strich unsicher über Tobias Rücken, bis hinunter zu seinem Steiß. Der Dunkelhaarige nahm die andere Hand des Jüngeren und legte sie auf sein erigiertes Glied. “Mach’s mir mit der Hand!”, befahl er und Levi gehorchte gezwungen. Es dauerte nicht lange und der erste Lusttropfen trat aus der Eichel hervor. Tobias keuchte. Auch Levi konnte nicht anders und stöhnte auf. Es dauerte nur einen Augenblick und abspritzte. Tobias kicherte. “So ungewohnt?”, hauchte er ihm ins Ohr, bevor er sich von Levi löste und über ihn beugte. Ein dreckiges Grinsen lag auf seinen Lippen. “Willst du mir wieder einen blasen oder soll ich dich ficken? Ich schaff es schon, dass du nochmal kommst.” “Äh …” Levi wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Keines von beidem, wäre ihm recht. Doch das würde Tobias kaum zulassen. “Hm, also ficken … Ich hol einen Gummi.” Tobias stand auf und ließ ihn einfach liegen. Verwirrt sah er dem anderen hinterher, der zu seiner Hose hinüber ging und etwas aus der Tasche kramte. Er hatte sich das Kondom schon übergezogen, als er wieder kam. Mit einem Plumpsen ließ er sich neben Levi nieder. Sein Penis ragte noch wie eine Eins empor und pulsierte immer wieder. “Komm, Kleiner, setz dich hier her.” Er klatsche aus seine Oberschenkel. Levi tat es zögerlich, setzte sich nur nicht. Er wusste, dass es weh tun würde, wie am Tag zuvor. Tobias seufzte genervt, hielt mit einer Hand seinen Schwanz, mit der anderen drückte er Levis Hintern hinunter. Er ertastete Levis Loch, ließ einen Finger hineingleiten, bevor er ihn durch sein Glied ersetzte. Er drückte Levi weiter hinunter. Auch dessen Penis hatte sich mittlerweile wieder etwas aufgerichtet. “Ich lass es dich selber weiter machen, wenn du es auch machst.” Levi nickte und sank weiter nach unten. Doch er stoppte abrupt. Sein Atem raste und ihm stiegen Tränen in die Augen. Es tat weh. Tobias umfasste das Glied des Jüngeren und begann es zu stimulieren. “ Tut das gut?”, fragte er. Levi nickte, entspannte sich wieder, der Schmerz ließ nach und er ließ den Penis des anderen weiter in sich eindringen, bis es nicht mehr weiter ging. Jetzt keuchte auch Tobias wieder. “Du bist so scheiße eng!” Er umspielte mit seiner Zunge Levis Nippel, mit den Fingern strich er über seine Eichel. Levi stöhnte, fing an seine Hüfte langsam nach oben und wieder nach unten zu bewegen. “Gut machst du das”, lobte Tobias ihn, wandte sich mit seinen Küssen wieder dem Hals und schließlich auch den Lippen des Blonden zu. Levi stöhnte, als sie sich voneinander lösten. Er vergrub seine Finger in Tobias Haaren, zog dadurch leicht seinen Kopf zurück. Mit jedem Auf und Ab wurde er schneller. Seine andere Hand krallte er in die Schulter des Älteren. In diesen Moment drückte Tobias ihn auf sich und hielt ihn von seiner Bewegung ab. “Mach mal langsam, Kleiner”, hauchte Tobias. Levis Fingernägel hatten sich schmerzhaft in seine Haut gebohrt. Zitternd löste der Blonde den Griff. Seinen Atem konnte er kaum unter Kontrolle bringen. Tobias strich ihm über die Wange, wodurch er sich etwas entspannte. “So ist es gut.” Vorsichtig legte der Dunkelhaarige seine Lippen auf Levis Hals. Küsste Zentimeter für Zentimeter. Abrupt schlang der Kleine seine Arme um ihn. “Bitte, hör nicht auf”, flüsterte er, als Tobias sein Tun kurz unterbrach. Er setzte seine Küsse fort und während er sich herum drehte, so dass Levi wieder unter ihm lag. Er nahm die Beine des Jüngeren hoch, drückte sie gegen seinen Oberkörper und drang tiefer in ihn ein. Nur mit Mühe konnte Levi einen Aufschrei unterdrücken. “Ich tue dir doch nicht weh?”, wollte Tobias wissen. Es war deutlich zu hören, dass die Frage nur rhetorisch gemeint war. Levi schüttelte den Kopf. “Mach weiter. Fick mich … hart!” Kurz zog der Ältere eine Augenbraue hoch, das hatte er nicht erwartet. Er zog sein Glied ein ganzes Stück aus dem anderen zurück, das nur noch die Eichel etwas in ihm war und stieß mit einem Ruck wieder zu. Dieses Mal schrie Levi. Nicht laut, aber laut genug, dass man sie hätte hören können. Doch es lag auch soviel Lust in seiner Stimme. Seine Männlichkeit pochte und eine Menge seines Lusttropfens quoll aus der Spitze. Tobias wiederholte sein Tun. Dieses Mal stöhnte der andere laut auf, schlang seine Arme um ihn und wollte ihn noch etwas näher an sich ziehen. “Kleiner Perverser”, hauchte er ihm unter einem Keuchen ins Ohr. Er hätte es sich nicht im Traum vorstellen können, dass es Levi so genießen könnte. “Du stehst wohl auf die harte Nummer. Du kleine, perverse Bitch.” Tobias zog sein Glied ganz aus Levi heraus und drehte ihn ruppig herum, dass er sich vor ihn auf alle Viere kniete. Er gab ihm einen Klaps auf den Arsch. Erst nur leicht, dann fester. Levi keuchte, bevor Tobias wieder in ihn eindrang. Langsam. Mit einer Hand hielt er Levis Hüfte, mit der anderen umfasste er den Penis des Blonden. Rieb ihn. Der Kleine keuchte auf. Es würde nur noch einen Moment dauern. Sein Loch zog sich zusammen, doch der Ältere unterbrach. Levis Atem raste. “Lass mich kommen!”, flehte er. Brutal stieß Tobias zwei oder drei Mal hart zu. In diesem Moment kamen sie beide. Der Körper des Jüngeren verkrampfte komplett, zog sich spürbar um das Glied des Älteren zusammen, als ob er ihn nicht mehr frei geben wollte, bevor er sich komplett entspannte. Levi sank nach vorne. Er zitterte. “Oh Gott”, flüsterte er. “Tobias reicht.” Der Dunkelhaarige hatte sich aus ihm zurückgezogen und hatte sich neben ihn gelegt. Sein Atem ging flach. Noch immer zuckte sein Glied rhythmisch zum Takt seines Herzschlages. “So geilen Sex hatte ich schon lange nicht mehr.” Er kicherte leicht. Levi drückte sich wie aus einem Reflex an ihn und erntete dafür einen recht irritierten Blick. Kapitel 9: ----------- “Ich weiß ja nicht, was du dir einbildest.” Tobias stand auf, das Kondom noch zwischen den Fingern, als ob er nicht wüsste, was er damit anfangen sollte. Er machte einen Knoten hinein, legtes es auf den Boden und zog sich selbst erst einmal an. Levi blickte ihn verwirrt an, der durch sein plötzliches Aufstehen zur Seite gesunden war und sich etwas unbeholfen mit dem Arm abstützte. “Schau mich nicht so an”, knurrte Tobias, als er angezogen war. “Willst du da liegen bleiben?” “Nein.” Levi stand nun auch auf, er zitterte etwas, da er immer noch etwas nass war. Tobias hielt ihm seine Klamotten hin, würdigte ihn aber sonst keines Blickes. Der Blonde konnte den anderen einfach nicht verstehen. In einem Moment hatten sie noch Sex und ihm nächsten war er wieder so kalt ihm gegenüber. Empfand er den - trotz ihrer Intimität - nicht für ihn? “Wo willst du hin?”, rief Levi Tobias hinterher, als dieser sich auf den Weg zurück zum Haus machen wollte. “Nach Hause”, kam die recht knappe Antwort prompt, “und ich nehme dich nicht mit!” Levi lief ihm dennoch hinterher. Er könnte jetzt nicht zurück auf die Party gehen, er fühlte sich so dreckig und es kam ihm so vor als ob es jeder sehen würde, wenn er wieder zu den anderen ginge. Er hatte ein Gefühl, als ob man es ihm an der Nasenspitze ansehen könnte, dass er gerade Sex hatte. Sex mit einem Jungen. Mit Tobias. Natürlich wäre es nicht so, dennoch hatte er dieses Gefühl. “Kleiner”, knurrte Tobias, als Levi auf seiner Höhe war, “bilde dir ja nichts ein, nur weil ich deinen Arsch ficke!” Abrupt blieb der Kleinere stehen und ließ den anderen gehen. Es dauerte einen Moment, bis er langsam weiter schlurfte. Jedoch wusste er nicht, was er jetzt tun sollte. Sein Blick schweifte erst zum Haus, dann in Richtung des schmalen Waldweges, der zurück zu Straße führte. Mit etwas Glück könnte er von dort aus in die Stadt zurück trampen oder er müsste eben laufen. Marc hatte ihn hierher mit dem Auto mitgenommen, doch er wollte den jetzt nicht zwingen, ihn zurück zu fahren und wahrscheinlich war er überhaupt nicht mehr in der Lage dazu. Wie die meisten. Er lief eine ganze Weile die Straße entlang ohne auch nur dem Ansatz eines Autos zu sehen. Um vier Uhr morgens war aber auch fast niemand unterwegs. Und hier wohl gleich noch weniger. Er blickte in die Richtung aus der er gekommen war, dann wieder nach vorne. Leise seufzte er. Ließ sich schließlich am Straßenrand auf den Boden sinken und lehnte sich an einen Baum. Ganz zurücklaufen wollte und konnte er gar nicht. Er war müde und es zog ihm schon die ganze Zeit die Augen zusammen. Es war auch nicht so kalt, als dass er nicht draußen schlafen könnte. Nur seine Sachen waren noch etwas feucht. Verkühlen würde er sich deswegen schon nicht. Er war eingedöst, als ihn jemand leicht schüttelte. Leiste murrte er etwas Unverständliches. Er wollte noch nicht aufstehen. Einfach weiterschlafen. “Komm schon, du kannst hier nicht liegen bleiben”, hauchte ihn eine Stimme ins Ohr. Mühsam versuchte Levi die Augen zu öffnen, aber auch seine Lider gaben sich der Müdigkeit hin und fielen, kaum das er sie einen Spalt geöffnet hatte, wieder zu. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig und der anderen, der ihn wecken hatte wollen, bemerkte, dass er wieder eingeschlafen war. Ein leises ‘Hm’ war zu hören, dann hob er den Blonden hoch. “Dummkopf”, murmelte er. Levi wurde durch warme Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht fielen, wach. Leicht blinzelte er, bevor er einen Arm vor sein Gesicht hielt, um sich vor dem blendenden Licht zu schützen. Im nächsten Moment rollte er sich herum, weil auch das nicht viel half und er auch nicht die ganze Zeit, den Arm oben halten wollte. Erst jetzt bemerkte er, dass er in einem Bett lag. Levi fuhr hoch und sah sich verwirrt um. Er war in diesem Zimmer schon einmal, erst vor ein paar Tagen. Beim letzten Mal war es aber noch etwas ordentlicher. Jetzt lagen Klamotten auf dem Boden, dazwischen immer wieder eines der Bücher, die vorher im Regal standen. Darunter auch das, das ihn beim letzten Mal schon gewundert hatte. ‘Henry Gray’s Anatomy of the Human Body’. “Guten Morgen, Prinzessin.” Tobias hatte das Zimmer - sein Zimmer - betreten. Für einen Moment stockte Levi der Atem. Das rechte Auge des Dunkelhaarigen war blau, ging stellenweise schon in ein Grün über. “Was … Was ist denn mit dir passiert?”, stotterte der Kleinere, während sich Tobias aufs Bett sinken ließ und erschöpft seufzte. Levi hatte es auf dem Schulhof vor einigen Tagen schon mitbekommen, dass ihn da sein Vater schon so zugerichtet hatte. Aber war er es wieder? Wieso? “Treppe runtergefallen”, murmelte Tobias nur, doch Levi merkte sofort, dass er log. So etwas erkannte er. Er tat es ja selber oft genug, wenn er einmal mehr verprügelt worden war von Tobias und seinem Gefolge. “Ist klar”, murmelte der Jüngere. Er hatte sich aufgesetzt und krabbelte auf alle Vieren neben den Größeren. Skeptisch beäugte er das blaue Auge. Mit spitzen Fingern zog er den Ärmel des Shirts hoch. Für die Jahreszeit war es viel zu lang. Auch an Tobias Arm zeichneten sich blaue Flecken ab. Teilweise deutlich als Handabdrücke zu erkennen. “Treppe runtergefallen?”, murmelte Levi und blickte mit leicht gehobener Augenbraue zu Tobias auf, der seinen Arm wegzog. Es war eigentlich sinnlos, noch zu lügen. Levi hatte ihn längst durchschaut. Nicht nur durchschaut, er hatte ihm in keinen Moment geglaubt. Levi raffte sich auf. “Ich muss nach Hause”, meinte er, wurde nun aber von Tobias festgehalten. “Es ist erst neun Uhr morgens, deine Mutter wäre ganz schön verwundert, wenn du so früh nach Hause kommst.” Kurz überlegte der Blonde, sank dann zurück auf das Bett. Er zog langsam die Beine an und schlang die Arme darum. Prüfend sah er Tobias an. “Willst du was frühstücken? Mein Dad ist nicht mehr zu Hause … Kurz nachdem wir heim gekommen sind, ist er in die Arbeit.” Levi nickte. Tobias stand auf und wollte schon wieder aus dem Zimmer. “Soll ich dir helfen?”, fragte der Blonde. Der Größere nickte dezent und der Jüngere folgte ihm in die Küche. Es herrschte dort ein Durcheinander. Dreckige Teller und Besteck, Müll, der herumlag, zwischendrin einige Klamotten, scheinbar nicht von Tobias - selbst für ihn zu groß. Levi wusste nicht mehr so recht, ob er wirklich etwas zum Essen wollte. Tobias nahm die Milch aus dem Kühlschrank, roch daran und verzog die Nase. Ein kurzer Blick in den Kühlschrank genügte. “Wir habe wohl keine Milch mehr”, kommentierte trocken, “mit Wurst sieht es auch schlecht aus …” Auch sonst war nicht viel essbares zu finden. Schließlich gab es nur schwarzen Kaffee mit Zucker. “Sorry, dass ich dir nicht mehr anbieten kann”, meinte er, als sie wieder in seinem Zimmer saßen, jeder mit einer Tasse in der Hand. Tobias schämte sich sichtlich, wegen dem Zustand, in dem sein Heim war. “Passt schon”, erwiderte der Blonde. Er wollte nichts dagegen sagen, Tobias konnte er schlecht einschätzen. Im einen Moment war er freundlich, wie jetzt, und ihm nächsten wollte er ihn wieder so brutal ficken, wie gestern. Der Kleinere atmete tief durch, nachdem er die leere Tasse auf den Nachttisch stellte. Er sah sich noch einmal um. Schließlich stand er auf und hob das Buch auf, das ihn heute wieder aufgefallen war. Eine englische Originalausgabe, wie er bemerkte, als er es durchblätterte. “Interessierst du dich für Medizin?”, wollte er wissen, da wurde ihm das Buch aber auch schon abgenommen. “Es gehörte meinem Bruder”, kam die trockene Antwort von Tobias, als er es erst etwas vom Dreck, dem es auf dem Boden ausgesetzt war, befreite und dann vorsichtig ins Regal stellte. “Wo ist er? Im Ausland?” Darauf bekam er keine Antwort mehr, nur ein tiefes Seufzen. “Du solltest gehen. Deine Mutter vermisst dich sicher schon.” “Okay.” Levi war verwirrt. Vieles hätte er erwartet. Hatte sein Bruder etwas damit zu tun, wie sein Vater mit Tobias umging. Levi schüttelte den Kopf, als er sich auf den Heimweg macht. In solche Angelegenheiten sollte er sich nicht einmischen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie oft Tobias eigentlich nicht in der Schule war. Bisher hatte er immer gedacht, dass er einfach schwänzte. Könnte es aber vielleicht daran liegen, dass er regelmäßig verprügelt wurde. Am Tag danach, wenn er wieder in Unterricht war, hatte er es dann an Levi ausgelassen. Es war eine Möglichkeit, nichts, was er sicher wusste. Erneut schüttelte der Blonde den Kopf. Eigentlich war es unsinnig darüber nachzudenken. Levi wusste selbst, dass es nichts half, wenn der Betroffene nicht darüber reden wollte. Er war selbst nicht anders. “Wie war die Party?” Rebecca saß am Küchentisch und frühstückte, als er in die Küche kam. Er angelte sich eines der Brote, die auf dem Teller vor ihr lagen, und biss herzhaft hinein. “Party halt”, kommentierte er schmatzend, “du weißt, dass das nicht wirklich was für mich ist.” Sie nahm ihn das Brot wieder ab und aß es selbst auf. “Wieso bist du dann überhaupt hin?” Sie sah zu ihrem großen Bruder, der sich an den Kühlschrank gelehnt hatte. “Sozialverhalten vielleicht”, erwiderte er schulterzuckend. Manchmal hatte er Drang danach sich mit jemand zu unterhalten, unter Menschen zu sein. Es kam aber nicht oft vor. “Du und sozial …” Sie lächelte. Levi wusste, wie sie es meinte. Und ganz sicher niemals böse. Seit ihr Vater gestorben war, hatten sie nur noch einander und unterstützten zusammen ihre Mutter, wo sie nur konnten. “In letzten Zeit hast du mit dem Schläger auch keine Probleme mehr”, meinte sie plötzlich, gerade als sich Levi eine Tasse Kaffee einschenken wollte. Vor Schreck hätte er beinahe alles daneben gegossen. “Äh … ja, …” Er wollte ihr nicht erklären, an was es lag. Es reichte, dass sie wusste, dass er nicht mehr verprügelt wurde. “Hast du mit einem Lehrer geredet?”, fragte sie, als er sich mit der Tasse in der Hand zu ihr umdrehte und sich an die Küchenarbeitsfläche lehnte. “Ja, … er hat riesen Anschiss bekommen”, log Levi. Rebecca zog leicht die Augenbrauen zusammen. Merkte sie es. “Verdient. Du hättest schon früher etwas sagen sollen!” Levi nickte langsam, bevor er an der Tasse nippte. Es war besser so, dass sie sonst nichts wusste. “War er deswegen letztens hier?” Der Blonde sah wieder auf. “Hm”, machte er, “er hat sich entschuldigt.” Ein falsches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er war ein so schlechter Lügner. Irgendwann würde sie es merken. Rebecca war nicht dumm, sie merkte es immer, wenn irgendetwas mit ihrem Bruder nicht stimmte. Rebecca aß das letzte Brot, das noch auf ihrem Teller lag. Immer wieder warf sie ihrem Bruder einen flüchtigen Blick zu. “Was grübelst du?”, wollte sie wissen, als sie aufgegessen hatte. Levi zuckte zusammen, als ihn ansprach. “Äh … nichts ... “, erwiderte er. Rebecca hob eine Augenbraue und machte ein Gesicht, dass aussagte ‘Sprich, großer Bruder’. “Ist nicht so wichtig”, versuchte er sie abzuwimmeln, “ich geh nach oben. Will mich noch etwas hinlegen.” Ihr ließ sie alleine sitzen und stapfte die Treppe nach oben. In seinem Zimmer angekommen, sank er aufs Bett. Mit wem hatte er sich da eingelassen. Kapitel 10: ------------ Sonntag begann den Tag viel zu früh. Levi saß am Küchentisch, die Arme auf dem Tisch, die Finger verwoben und darauf den Kopf abgelegt. “Wieso müssen wir so früh los?”. murrte er, bevor er herzhaft gähnte. Es war der 70. Geburtstag ihrer Großmutter, die in einem kleinen Dorf eineinhalb Stunden entfernt wohnte. Sie war - trotz ihres Alters - noch fit und vital. Jedes Jahr lud sie die ganze Familie zu ihrem Geburtstag ein und da es sich dieses Mal sogar um einen runden handelte, war die Feier noch etwas größer. “Mam will Grandma beim Mittagessen helfen”, erwiderte Rebecca, gähnte ebenfalls. Es war für beide viel zu früh. Levi legte die Arme schließlich verschränkt auf den Tisch und darauf den Kopf. Es war einfach, als die Arme noch hochhalten zu müssen. “Ist Mam überhaupt schon auf?” Der Ältere hatte die Augen geschlossen um etwas vor sich hinzudösen. “Schon lange”, kam die prompte Antwort von seiner Schwester, die sich jetzt langsam aufrichtete und durch die Küche ging, sich and Fenster stellte und versuchte ihr Haar zu richten, das kreuz und quer abstand. Am Vorabend hatte sie es gewaschen und lufttrockenen lassen, dabei wusste sie, dass es dann so endete. Jedes Mal machte sie es trotzdem wieder. Gerade wenn sie am nächsten Tag früh aufstehen musste. Am besten noch mit nassem Haar ins Bett, föhnen kostete zu viel Zeit. “Nimm doch die Bürste”, kommentierte Levi ihr tun, nachdem er den Kopf leicht gehoben hatte und ihr einen Moment zugesehen hatte. “Geht schon”, murmelte sie und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Levi ließ den Kopf wieder sinken und schloss die Augen. Minuten später betrat ihre Mutter den Raum. “Seid ihr noch nicht fertig?” Rebecca mühte sich immer noch mit ihrem Haar ab. Levi war am Küchentisch eingedöst. Er trug nur ein Shirt und Shorts, weiter war er an diesem Morgen noch nicht gekommen sich anzuziehen. “Bin gleich fertig.” Er war hochgefahren und schaute etwas verschlafen zwischen den beiden Frauen hin und her, bevor er aufstand, gähnte und nach oben ging um sich fertig anzuziehen. Eigentlich war er nur in die Küche gegangen um zu frühstücken. Eine halbe Stunde später waren sie im Auto auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Levi und Rebecca waren schon nach einigen Augenblicken im Wagen wieder eingeschlafen. Keiner von den beiden hatte wirklich Lust auf die Geburtstagsfeier ihrer Grandma. Nicht das sie ihre Großmutter nicht mochten, es war eher die Tatsache, dass es langer, langweiliger Tag werden würde. Angefangen mit Mittagessen über nachmittäglichen Kaffee und Kuchen bis hin zu Abendessen. Und alles mit Tanten, Onkel, Geschwistern ihrer Großmutter und deren Ehepartner. Die wenigsten ihrer Cousinen und Cousins würden da sein, diese wehrten sich schon seit Jahren mit zu jeglichen Familienfeiern zu kommen. Nur sie beide konnten zu ihrer Mutter nicht nein sagen. Sie konnten sie die lange Fahrt aber auch nicht alleine zurücklegen lassen. Levi saß auf einer alten, muffigen Couch. Auch der Rest des Wohnzimmers war eher altmodisch eingerichtet. Es war aber kaum anders zu erwarten für die Wohnung einer mittlerweile Siebzigjährigen. “Noch einen Keks, Levi?” Angesprochener legte ein übertriebenes Lächeln auf und meinte kopfschüttelnd: “Nein, Danke Grandma.” Es war der dritte, den sie ihm in der letzten Stunde angeboten hatte und er hatte immer abgelehnt. Keinesfalls war seine Großmutter Demenz, ganz im Gegenteil, sie versuchte nur ihren Lieblingsenkel schon seit seiner Kindheit - mehr oder minder - zu mästen. Dabei hätte er es nicht einmal nötig. Levi hatte eine gute Figur, für die Ansichten der alten Dame aber zu dünn. Ein Mann musste ihrer Meinung nach etwas kräftiger sein, nur dann könne er anständig arbeiten. “Ach Mam, lass doch den armen Jungen in Ruhe, er hat doch schon so tüchtig zu Mittag gegessen. Wenn er noch mehr isst, platzt er uns!” Auf der einen Seite war er seiner Tante Ann dafür dankbar, auf der anderen wusste er, was jetzt kam und dieses Gespräch bräuchte er noch weniger, als das hundertste Mal gefragt zu werden, ob er noch einen Keks wolle. “Wie läuft es mit der Liebe, Levi?” Und schon ging es los. Ann hatte sich neben ihn gesetzt und sah ihn jetzt prüfend an. Leicht zog Levi die Schultern hoch, darüber wollte er jetzt überhaupt nicht reden. “Geht schon …”, murmelte er. Es war jedes Mal das Gleiche, irgendeiner seiner Verwandten stelle immer diese Frage, teilweise in etwas abgewandelter Form. Am liebsten würden sie ihn alle längst verheiratet mit drei Kindern sehen. Ja, der kleine Levi brauchte eine Frau und einen ganzen Stall voll Kinder. Gerade deswegen hasste er solche Familienfeiern. Jeder quetschte ihn darüber auf, wie es mit einer Freundin lief, wann er denn gedenke zu heiraten. An so etwas dachte Levi nur im Moment überhaupt nicht. Es reichte ihm, wenn er endlich einmal mit seiner Schule fertig wurde, einen anständigen Ausbildungsplatz bekam und dann hoffentlich einen guten Job. Freundin - oder sogar Frau - und Kinder interessierten ihn im Moment herzlich wenig. Rebecca lief an ihm vorbei, hinter ihr ihre drei jüngeren Cousins - sechs, zehn und dreizehn. Sie vergötterten Rebecca, die aber eigentlich auch nicht so viel Interesse an ihnen hatte. “Schau dir deine Schwester an, die kann so gut mit Kindern.” Ein Seufzen entwich aus Levis Kehle. Nein, er konnte nicht mit Kindern. Mehr oder minder hasste er sie sogar. Inständig hoffte er, dass er ein Mädchen finden würde, dass auch nicht darauf aus war, Nachwuchs in die Welt zu setzten. … Oder sogar ein Junge. Er schüttelte den Kopf, was ihn bei seiner Tante Ann eine gehobene Augenbraue einbrachte. “Doch, doch! Du wirst auch einmal solche süßen, kleinen Fratzen in die Welt setzten!” Wenn die wüsste, dachte sich Levi. “Ich hol mir noch ein Stück Kuchen und einen Kaffee. … Möchtest du auch etwas, Ann?” Er fragte nur aus Höflichkeit. Ann hatte schon am Mittagstisch erwähnt, dass sie eine Diät machte. Eine, die sie laut allen anderen, gar nicht brauchte. Doch ihrer Meinung, war da immer noch zu viel an ihrem Bauch und ihrem Hintern und nicht zu vergessen ihre Oberschenkel, ihre ach so breiten Oberschenkel. Sie verneinte dankend und ließ ihn ziehen. Levi lehnte in der Küche am Tisch mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Kuchen war längst nur noch etwas vom Käsekuchen da, was er sich gleich einverleiben wollte. “Rette mich, großer Bruder!” Rebecca kam auf ihn zugestürmt und verkroch sich hinter ihm. Die drei Cousins stolperten gleich darauf in die Küche, schienen sie wirklich nicht zu sehen. “Hast du Rebecca gesehen?”, fragte der Jüngste. Levi schüttelte den Kopf und nippte an seiner Tasse. Tief betrübt zogen sie von dannen. Der Blonde sah zu seiner Schwester hinunter, die die Arme um ihre Beine geschlungen auf dem Boden kauerte. Eigentlich verbarg nur er und ein Tischbein sie, ein Wunder, dass die drei Jungen sie nicht gesehen hatten. “Du hast aber echt kein Glück mit den Männern”, meinte Levi spöttisch. Rebecca sah ihn finster an, als sie sich wieder aufrichtete. “Aber du mit den Weibern … mir rennen die Kerle zumindest hinterher.” Dezent hob der Ältere eine Augenbraue. Ein Auflachen musste er sich verkneifen. “Nur nicht deine Altersklasse.” Er kannte das Beuteschema seiner Schwester zu gut. Die Älteren, mindestens in seinem Alter, wenn nicht gar älter. Das gefiel ihr. Mit Kindsköpfen konnte sie überhaupt nichts anfangen. Ein oder zwei Mal war sie mit einem Jungen aus ihrer Klasse zusammen, doch das hielt nicht lange. Keine gemeinsamen Interessen oder eben zu kindisch. Rebecca richtete sich wieder auf, nahm ihm seine Tasse ab und trank den letzten Schluck der darin war. “Hey!”, kommentiere er und ließ sich seine Kaffeebehältnis zurückgeben. Missmutig blickte er in das leere Gefäß, sah sich aber auch schon nach der Kaffeekanne um, die sich jedoch auch als leer herausstellte. “Du hattest die Drei nicht schon den ganzen Tag an der Backe”, grummelte Rebecca, bevor sie sich an den Küchentisch lehnte. “Ich bin eben nicht so interessant”, erwiderte er darauf mit einem Augenzwinkern. “Ich bin eben nicht so interessant”, äffte sie ihn missmutig nach. Sie nahm das letzte Stück Käsekuchen und biss herzhaft hinein. Levi zog eine Schnute. “Das wollte ich”, grummelte er. Der Tag verlief nicht ganz nach seinem Geschmack. “Du kannst dich beim Abendessen nochmal richtig vollstopfen.” Levi hob leicht eine Augenbraue. “Ab 30 Gramm wird es undeutlich”, kommentierte er die Tatsache, dass seine Schwester gerade mit vollem Mund gesprochen hatte. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und schluckte. “Sorry”, murmelte sie schließlich. Einen Moment lang standen sie schweigend nebeneinander. Bis schließlich Rebecca schwungvoll in die Hände klatschte. “Wann gibt es eigentlich Abendessen?” Levi sah sie skeptisch an. An ihrem Mundwinkel hingen einige Kuchenkrümmel. Rebecca konnte den ganzen Tag über essen und nahm kein Gramm zu. Das lag ihr wohl in den Genen. Auch Levi konnte in sich hineinstopfen, was er wollte, zunehmen tat er nur bedingt. Den Rest des Tages hatte die Jüngere schließlich ihre Ruhe. Die drei Jungs hatten eine andere Beschäftigung gefunden, die darin bestand den kleinen Spitz ihrer Großmutter durch den Garten zu jagen. Das Tier tat sogar Rebecca Leid, doch wenn sie den Hund nicht hätten, wäre sie wieder fällig gewesen und würden die ganze Zeit an ihrer Backe hängen. Das müsste nicht sein. Sie und Levi saßen nach dem Abendessen zu zweit auf der Couch und sahen dabei zu, wie sich ihre Verwandten unterhielten. “Hast du gehört, dass Manuel geheiratet hat”, fragte die Jüngere. Ihr Bruder nickte nur. “Und Susann hat sich scheiden lassen, muss eine ganz schöne Schlammschlacht sein.” Wieder nickte er nur. “Wieso sind die eigentlich nicht da? Manuels Frau würde sicher jeden interessieren …” Levi sah sie fragend an. “Keine Ahnung, konnte sich abseilen … oder weiß, wie unsere Tanten bohren können … besonders seine Mutter … Wo ist Tante Marie überhaupt?” Sie sahen sich beide um. “Ist sie überhaupt da?” Levi zog die Augenbrauen zusammen. Er war sich nicht sicher, ob er ihre andere Tante heute schon gesehen hatte. Es waren einfach zu viele Verwandte, um wirklich feststellen zu können, ob alle anwesend waren. “Ich habe keine Ahnung”, kam es schließlich von Rebecca, als sie es aufgegeben hatte, sich umzuschauen und wieder zurück in die Couch gesunken war. Sie setzte sich etwas umständlich schräg hin und erntete dadurch einen verwirrten Blick ihres Bruders. “Da drückt eine Feder”, meinte sie und drückte auf die Stelle. Beide seufzten sie schließlich. “Wo ist Mam?”, kam es nach einigen Minuten von ihrem Bruder. “Mit Tante Ann draußen im Garten … unterhalten sich über Gemüseanbau … Zumindest haben sie das, als ich noch daneben stand. Wahnsinnig interessant … scheinbar.” “Spannend.” Levi zog das Wort unnötig lang, um auszudrücken, wie wenig ihn dieses Thema interessierte. “Sag’ ich ja”, erwiderte sie trocken. Sie setzte sich etwas gerader hin, rückte aber so, dass ihr die Feder nicht ins Kreuz drückte. Geistesabwesend knabberte Levi an einem seiner Fingernägel. Familienfeiern waren nie wirklich spannend bei ihnen. Ein großes ‘Was hast du denn in letzter Zeit gemacht?’ und ein großes Fressen. Sie hatten nicht viel mit ihren Verwandten zu tun, was größtenteils daran lag, dass die ganze Familie recht verstreut war. Eigentlich waren Feiern die einzige Gelegenheit sich zu treffen. Aber dadurch hatten sie alle auch recht wenig miteinander zu tun. Levi war dann auch noch nicht der so sozial veranlagte Typ, wodurch es ihm schwer fiel, sich einfach mit jemand zu unterhalten, mit dem er nicht so viel zu tun hatte. “Ich hoffe, wir fahren bald heim.” Rebecca stieß ein tiefes Seufzen aus. Auch sie fand diese Feiern eher nervig. Alle waren entweder jünger oder wesentlich älter als sie. Also auch niemand, mit dem sie sich wirklich unterhalten konnte. Und dann war sie auch noch in dem Alter, in dem man viel lieber etwas mit seinen Freunden unternahm, als mit der Familie. “Ich suche mal Mam”, meinte Levi und erhob sich langsam. Doch er kam nicht weit, da seine Mutter schon ins Wohnzimmer abbog. Freudestrahlend sprang auch Rebecca auf. “Na ihr beiden? Wollt ihr los?” Beide nickten sie, taten aber auch so, als ob sie gerade wahnsinnig viel Spaß gehabt hätten. Die Rückfahrt war genauso langwierig und langweilig, wie die Hinfahrt. Dieses Mal dösten nur weder Levi noch Rebecca ein, obwohl es schon spät wurde. “Levi? Hast du heute morgen in deinem Zimmer das Licht brennen lassen?” Der Blonde hatte die Fahrt über gedankenverloren aus dem Beifahrerfenster geschaut, auch jetzt, als ihn seine Mutter ansprach. “Ich dachte eigentlich nicht”, erwiderte er und blickte nach vorne. Mittlerweile lag ihr zu Hause vor ihnen und aus dem Fenster seines Zimmers war Licht zusehen. “Oder doch?”, murmelte er verwirrt. Er war sich sicher gewesen, dass er es beim Rausgehen ausgemacht hatte. Irritiert schüttelte er den Kopf, als er die Treppe nach oben gegangen war und in sein Zimmer trat. Das Licht brannte wirklich. Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb an seinem Bett hängen. Dort lag der Grund, weswegen die Lampe nicht aus war, und schlief. Aber wie um Himmels Willen war er hier rein gekommen? Kapitel 11: ------------ “Levi! Was ist? Hast du wirklich das Licht angelassen? Weiß du, was das an Strom kostet?”, rief seine Mutter aus dem Erdgeschoss. Der Blonde schluckte. Sein Blick lag immer noch auf dem Schlafenden in seinem Bett. Schritte waren zuhören. “Levi, was ist?” Bevor seine Mutter ins Zimmer kommen konnte, stand er schon im Türrahmen und versperrte ihr so den Blick in den Raum. Ein gestelltes Lächeln legte sich auf seine Lippen. “Ja, scheinbar schon. Sorry, Mam … Ich mach einen Woche den Abwasch, als Entschädigung! Versprochen. Es passiert auch nicht wieder.” Sie sah ihn skeptisch an. Langsam wanderte ihre Augenbraue nach oben. “Okay.” Sie war irritiert. Levi war normalerweise so verantwortungsbewusst. Manchmal lief er noch einmal durchs ganze Haus, wenn sie länger weg waren, um zu schauen, dass alle Fenster zu waren und die Lichter überall aus. Es passte nicht zu ihm. Sie zuckte mit den Schultern und machte auf den Hacken kehrt. “Geh bald ins Bett! Morgen ist wieder Schule”, meinte sie, als sie noch einmal auf der Treppe kurz halt machte. Noch einen Moment wartete der Blonde, lauschte, dass sie auch wirklich unten angekommen war und nicht mehr umdrehte, bevor er die Tür schloss und sich wieder umwandte zu seinem Bett. Er sah sich langsam im Raum um. Wie zur Hölle war er hier rein gekommen? Sein Blick blieb am Fenster hängen. Er ging darauf zu und zog daran. Es war offen. Seinen Arsch würde er darauf verwetten, dass es das heute morgen nicht war. Es waren Kratzer außen am Rahmen. Hatte Tobias es aufgebrochen? So vorsichtig, dass nur diese Kratzer zurück geblieben waren. Levi hörte ein Gähnen und wie das Bett unter der Bewegung des Älteren leicht knarzte. Über die Schulter hinweg sah er zu Tobias, der sich aufsetzte und herzhaft streckte. Doch abrupt zuckte der Dunkelhaarige zusammen und hielt sich den Arm. Levi zog die Augenbrauen zusammen, bis jetzt hatte Tobias ihn noch nicht bemerkt. Schließlich räusperte er sich klangvoll. “Du bist wieder da”, kommentierte der Ältere dies, als ob er völlig legitim hier wäre. Als ob er das Zimmerfenster nicht aufgebrochen hätte und sich nicht ungefragt in Levis Bett gelegt hätte. “Was willst du hier?” Der Blonde kam langsam auf den anderen zu, auf dessen Gesicht ein entschuldigendes Lächeln lag. “Na ja”, fing der an, “ich habe nach einem Bett gesucht und … na ja … ich wusste, dass deines ganz bequem ist, Kleiner.” Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, während sich Levis Blick langsam verfinsterte. Er konnte nicht glauben, dass der andere wirklich glaubte, dass er hier einfach reinkommen könnte ohne das es Konsequenzen nach sich ziehen würde. Der Blonde atmete einmal tief durch. Schließlich noch ein zweites Mal. “Hast du nicht zwei so super Freunde? Du bist nicht auf die Idee gekommen, zu denen zu gehen? … Oder einfach in dein eigenes Bett zu gehen?” Tobias wandte den Blick ab. Wollte er den Zimmerbesitzer ignorieren? Derjenige, der ihn - noch - hier schlafen ließ? “Hey!”, knurrte Levi und hörte, wie der andere mit den Zähnen knirschte. Das ließ den Kleineren stutzig werden. Tobias war nicht grundlos hier. Hatte es etwas mit seinem Vater zu tun, der ihn augenscheinlich schlug? Scheinbar sogar regelmäßig? Levi packte den Dunkelhaarigen am Arm, der abrupt zusammen zuckte und sichtlich die Zähne zusammenbiss um wohl einen Schrei zu unterdrücken. Der Blonde schob das Sweatshirt zurück. Der ganze arm war von blauen Flecken übersäht. Scheinbar war er auch etwas geschwollen. Wieso wurde er so zugerichtet? Tobias riss sich los und schob den Ärmel wieder über seinen Arm. Nervös biss er leicht auf seine Lippe. Levi schluckte. “Was hat er gemacht?”, wollte der Blonde wissen, erhielt als Antwort jedoch nur ein mürrisches Grummeln und ein geknurrtes: “Das geht dich nichts an!” Levi packte ihn wieder und zog ihn zu sich. Doch Tobias drehte den Kopf weg um den Kleineren, der einen ernsten Blick aufgelegt hatte und eine ordentliche Antwort hören wollte, nicht ansehen zu müssen. “Wenn du hier bleiben willst, wirst du mir erzählen müssen, was bei euch abgeht! … Ansonsten kannst du dich schleichen!” Tobias zuckte mit den Augen. So ein Durchsetzungsvermögen hatte er von dem kleinen, schmächtigen Levi nicht erwartet. “Und was, wenn ich es dir nicht erzähle, aber auch nicht gehe?”, wollte er mit einem trotzigen Unterton wissen. Selbstsicher blickte er den Blonden an, der ihm aber auch nicht auswich. Er ließ sich gerade nicht unterkriegen von dem Älteren. “Irgendwie prügle ich dich schon hier raus”, knurrte Levi, wusste aber selbst schon, dass das nicht so einfach war, wie es klang. Das ließ er sich gerade nur nicht anmerken. Tobias lachte plötzlich und setzte sich im Schneidersitz vor dem Jüngeren hin. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er hatte es nicht erwartet, dass sich Levi ihm so entgegen stellte. “Na gut …”, meinte er schließlich und klopfte neben sich aufs Bett, “setz’ dich.” Er zog sich etwas umständlich das Shirt aus und legte ein mehr aus Hämatomen in allen Farben des Regenbogens frei. Scharf sog Levi die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen ein, bevor er sich hinsetzte. Er hatte nicht erwartet, dass es so schlimm ist. “Mein Dad hat ein kleines Aggressionsproblem seit mein Bruder … na ja … seit mein Bruder nicht mehr da ist.” Der Blonde zog die Augenbrauen fragend zusammen. Tobias Ausdrucksweise irritierte ihn. Was sollte das bedeuten ‘nicht mehr da’? Levis Blick wurde fragender, doch der Ältere ignorierte es einfach. “Mein Bruder war perfekt … Intelligent und machte alles, was Dad wollte. Sogar das Medizinstudium hat er ohne Mucken angefangen, obwohl er kein Interesse daran hatte, Arzt zu werden. … All das hat er versucht auf mich zu übertragen, als er nicht mehr da war. … Nur habe ich darauf überhaupt keine Lust.” Er machte eine Pause und sah sich im Raum um. Levis Zimmer war aufgeräumt und sauber. Der Boden war frisch gesaugt, erst am Tag vor hatte er sich die Mühe gemacht, nachdem er seinen Kater ausgeschlafen hatte. Ein leichter Wind zog durch das offene Fenster herein und ließ den Blonde zittern. Er nahm die Decke und zog sie sich über die Schultern. “Was meinst du damit? … Nicht mehr da?” Levi sah den Älteren verwirrt an, der auf die Frage nicht einging. “Weil ich so stur bin, prügelt er mich immer öfter … Er will mich nur als einen Nachfolger, für meinen Bruder, diesen Idioten ...” Tobias zuckte mit den Schultern, als ob es das Normalste von der Welt wäre, was sein Vater mit ihm tat. “Was ist mit deinem Bruder?”, fragte Levi dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck, doch der Ältere sah ihn nur gefühllos an. Keine Regung lag in seinen Augen, dass es irgendetwas Schlimmes gewesen wäre, was passiert war. War sein Bruder vielleicht einfach nur abgehauen? “Geht dich einen feuchten Dreck an”, stieß Tobias auf einmal aus. Er erhob sich und drehte eine Rund im Zimmer. Auf dem Schreibtisch unter dem Fenster, über den er geklettert war, als eingestiegen war, lagen noch immer einige Stifte feinst säuberlich nebeneinander, andere waren von ihrer Position verrutscht. Er rückte sie wieder zurecht. “Okay, wenn du es nicht erzählen willst, dann … verschwinde!” Der Dunkelhaarige drehte sich wieder zu Levi um mit einem Gesichtsausdruck völliger Verwirrung. “Äh …” Mehr brachte er gar nicht heraus, bevor ihn der Blonde unterbrach: “Wir hatten eine Abmachung … dachte ich zumindest.” Seine Mundwinkel zogen sich bösartig in die Höhe, je mehr dem anderen die Gesichtszüge entglitten. “Hm, dann muss ich mir eben einen anderen Schlafplatz suchen …” Die Gleichgültigkeit legte sich auf einmal, auf das Gesicht des Älteren, als er sich zum Fenster wenden wollte, um es zu öffnen. Levi stockte kurz der Atem. Jetzt war er es, der ‘Äh’ machte. Das war es nicht, was er erwartet hatte. “Möchtest du etwa nicht, dass ich gehe? … Dann solltest du etwas mehr Argumente bringen, wieso ich hier bleiben soll.” Ein breites, fast schelmisches Grinsen zeichnete sich auf Tobias Lippen ab. Er hob kurz die Augenbrauen, wartend darauf, dass noch etwas von Levi kam. Der wusste nicht, wie er auf die Situation reagieren sollte. Da zog der Dunkelhaarige schon das Fenster auf und setzte sich auf den Sims, schwang die Beine nach draußen. Wartete wieder einen Moment. “Hm …? Ist noch was?”, fragte Tobias, machte aber noch keine Anstalten, dass er sich abstoßen und hinaus springen wollte. Sie waren nur im ersten Stock, der Sprung würde nicht einmal weh tuen, wenn er unten aufkam. Trotzdem wartete er ab. “Also nicht.” Er setzte an, sich abzustossen. Da war Levi auf einmal aufgesprugen und hielt ihn an der Schulter fest. “Nein … äh … nicht”, stotterte er unbeholfen, zog schließlich die Hand wieder zurück und stolperte auch einige Schritte rückwärts. Was tat er überhaupt? Seinem Peiniger Unterschlupf bieten und ihn ohne größere Gegenleistung hier behalten? “Du bist echt ein komischer Vogel.” - Tobias zog die Augenbrauen fragend zusammen. - “Wieso willst du das alles überhaupt wissen?” Levi, der sich über die Antwort selbst nicht sicher war, zuckte mit den Schultern. “ Ich … ähm …” Er stockte. Überlegte, was er überhaupt sagen wollte. “ Ich will wissen wieso du so komisch bist.” Tobias wandte den Blick ab, stieß sich dann vom Fensterbrett ab und landete mit einem dumpfen Geräusch im Gras. Levi machte einen Satz nach vorne um sich aus den Fenster lehnen zu können, nur um zu sehen, dass der andere unversehrt auf dem Rasen angekommen war und sich gerade aufrichtete und etwas Dreck von der Hose klopfte. Kurz sah er über seine Schulter hinweg zu dem Jüngeren nach oben, bevor er durch die Büsche aus Levis Blickfeld verschwand. Einen Moment blieb der noch so stehen, sank schließlich am Fenster zu Boden. Eigentlich müsste er sich nicht für den Älteren interessieren. Tobias war ein verfluchtes Arschloch. Er hätte ihn gleich zum Teufel jagen sollen, als er ihn gesehen hat und überhaupt kein so dämliches Angebot machen sollen. Im Grunde war das für ihn ohnehin uninteressant, sollte ihn sein Vater doch zu tode prügeln. Dann wäre Levi zumindest ein Problem los. Den Blonden schüttelte es bei diesen Gedanken. Egal wie bösartig jemand war, man sollte denjenigen nicht den Tod an den Hals wünschen. Levi richtete sich zögerlich wieder auf und warf noch einmal einen kurzen Blick aus dem Fenster, von Tobias war keine Spur mehr. Aber aus welchem Grund hätte er auch noch einmal zurück kommen sollen? Der Blonde wandte sich vom Fenster ab und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Es sah nicht so aus, als ob der andere etwas anderes hier gemacht hätte, als geschlafen. Wieso war er nur gerade hierher gekommen? Er hatte doch Freunde, die ihn sicherlich viel lieber aufgenommen hätten, als Levi. Er schüttelte den Kopf, bevor er sich fürs Bett fertig machte. Gerade hatte er keine Lust mehr darüber nachzudenken. Morgen würde er wieder früh aus den Federn müssen, also wäre es besser zu schlafen, als über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)