Versprochen ist versprochen von renkon (& wird trotzdem gebrochen) ================================================================================ Prolog: Ein nicht all zu böser Plan ----------------------------------- Tack, tack, tack. Das Tippen machte Obito mehr als nur nervös. Die Sekretärin sah ihn ab und an mit einem kleinen Lächeln an. Ihr schwarzes Haar war zu einen straffen Zopf gebunden, ansonsten wirkte sie jedoch nicht sonderlich wie eine Empfangsdame. Der Rock war deutlich zu kurz, ihr Top etwas zu tief ausgeschnitten und auf dem Tisch stand ein Teller mit Süßigkeiten. “Kann ich Ihnen ganz sicher nichts anbieten?” fragte sie erneut mit einer sehr selbstbewussten Stimme. Obito kratzte sich verlegen am Kopf: “Nein, nein. Danke…” Sie zwinkerte ihm zu, was eine gewisse Röte in sein Gesicht trieb und ihn zwang, seinen Blick abzuwenden. Das war doch alles eine ganz dumme Idee. Wie konnte er sich nur dazu überreden lassen? Immerhin, Obito würde sehr unwahrscheinlich in eine Position kommen, in welcher er vertrauliche Informationen über die Firma erhielt. So ein Mist! Doch so einfach kam er da jetzt auch nicht mehr raus. Immerhin, Madara Uchiha war der Kopf des Uchiha Imperiums und Obito selber nur ein etwas entfernter Verwandter, welcher wohl noch Glück hatte, den gleichen Nachnamen zu tragen. Wenn ihm jemand helfen konnte, doch irgendwie noch Erfolg zu haben, dann wohl er. Zwar hatte er die Schule damals abgeschlossen, doch nicht mit herausragenden Noten und studiert hatte er letztendlich auch nicht. 23 Jahre alt und so gut wie nichts nachzuweisen. Als die Tür zum Büro aufsprang, saß er wie eine Eins da und starrte den Mann an. Deutlich das Gegenteil von der Sekretärin. Natürlich, Madara hatte seine Kontakte spielen lassen und ihn ein Vorstellungsgespräch in einer niedrigen Abteilung besorgt. Obito wäre auch viel zu Stolz gewesen, Kakashi anzuschreiben. Immerhin, dieser Mistkerl hatte ihn ja nicht mal zu seiner Hochzeit eingeladen und Rin...Obito hatte sich dazu entschieden, die Schuld auf Kakashi zu schieben. Sie war viel zu sanft und nett dafür. “Mister Uchiha?” erklang die Stimme und erst jetzt fiel ihm auf, dass eine Zigarette aus dem Mund des Mannes hing. Er war wohl kaum älter als zwei Jahre und gut gekleidet. Ein gut aussehender Mann im Anzug. Irgendwie konnte er sich gut vorstellen, dass der bereits verheiratet war und ein kleines Haus plus Frau mit Hund hatte. “Jawohl!” er verbeugte sich zunächst, wie es sich eben so gehörte und trat ein. Der Mann machte Platz und Obito folgte ihm. Zwar war es ein kleines Büro doch gut ausgestattet. Ein starker Zigarettengeruch lag in der Luft. “Rauchen Sie?” fragte der Abteilungsleiter sogleich. “Eh, nicht mehr, hab gerade aufgehört.” Im Moment zweifelte er so, ob das ein gutes Timing dafür war. Seine Augen landeten auf dem Schild: Asuma Sarutobi - Abteilungsleiter. Den Nachnamen hatte er schon irgendwo mal gehört, doch wusste er nicht mehr so recht wo. “Setzen Sie sich” er deutete auf einen schwarzen Sessel und Obito nahm Platz. Er strich sich dabei nervös über das Hemd, was dem anderen anscheinend Grund zum Lachen gab. “Keine Sorge, ich trage diesen Anzug zwar, jedoch würde ich lügen, wenn ich sage, ich fühle mich besonders wohl darin. Sollten Sie bei uns anfangen, gibt es keinen Grund, einen zu tragen. Wir sind da sehr offen, doch in meiner Position...Sie verstehen.” Der Uchiha nickte hastig: “Natürlich!” Asuma öffnete seine Unterlagen und blickte über den Lebenslauf: “Also, wenn ich das recht sehe, haben Sie sich die letzten fünf Jahre hauptsächlich um Ihre Großmutter gekümmert. Sehr lobenswert. Die wenigsten würden ihre Karriere aufgeben, wenn es noch andere Mitglieder gibt, die dies tun können. Wobei, mehr distanzierte Verwandte, nehme ich an. Allerdings haben Sie konstant vier Jahre für einen kleinen Verlag gearbeitet. Die Beispiele, die Sie hinzugefügt hatten, haben mir dabei sehr gefallen.” Obito bekam langsam etwas Angst. Madara hatte seinen persönlichen Assistenten damit beauftragt, die Bewerbung anzufertigen. Er selbst wäre ja nie auf die Idee gekommen, seine schäbigen Bewertungen beizulegen. “Das stimmt. Ich habe hauptsächlich verschiedene Geschäfte und Angebote in unserer Umgebung getestet und besucht. Enger Kundenkontakt, starker Fokus auf traditionelle Unternehmen.” Der Mann lächelte und schloss die Akte wieder: “Nun gut. Sie wissen, was wir tun. Ursprünglich richtete sich unser Unternehmen an Autoren von Fachliteratur, doch unter unserer neuen Führung haben wir dies nun auch erweitert in Richtung junge neue Autoren und vor allen Mangas. Sie machen einen Großteil des Marktes aus und dafür dachte ich, seien Sie wie geschaffen. Wir suchen junge, frische Schreiber, die wissen, wie man die jungen Leute da draußen in den Bann zieht, wenn Sie verstehen.” Ok, Texter, na das war doch was, dass er durchaus anbieten konnte. Endlich schaffte er es, ernsthaft zu lächeln: “Absolut. Ich denke ja, dass ist so ein Problem vieler Bücher? Der Klappentext passt einfach so gar nicht zum Inhalt.” Asuma gab ihm ein Lächeln und stand auf: “Dann sehe ich nicht, warum wir nicht eine reguläre Probezeit von sechs Monaten einleiten sollten. Miss Mitarashi -” Die Türe sprang auf und die Frau trat herein, einen Eisstiel in der Hand: “Ja, Chef?” Asuma sah sie amüsiert an: “Mister Uchiha wird bei uns in der Mangatextabteilung beginnen. Würdest du ihn herumführen und vielleicht Miss Uzumaki vorstellen?” Sie salutierte: “Aye, aye. Wenn Sie mir folgen würden?” Sie war schon verschwunden, als Obito noch hastig Hände schüttelte und hinter ihr her eilte. “Also, Miss Uzumaki ist die Abteilungsleiterin. Sie ist ein Freigeist, provozieren Sie sie nicht und ich denke, Sie kommen gut klar. Ihr erster Arbeitstag ist dann Montag, an der Info bekommen Sie dann ihren Ausweis, den Sie hier überall brauchen werden….” Sie driftete etwas ab und änderte das Thema vollständig. Obito hörte ihr kaum noch zu, konnte er doch kaum glauben, dass das hier alles passierte. “Da sind wir auch schon. Also gut hier ist….” Sie redete weiter, doch Obito blieb vor einem gigantischen Poster stehen. Es zeigte Kakashi als Mangafigur, welcher als Ninja posierte. Frau Mitarashi kam zurück und lachte: “Unser Chef hat einen gewissen Humor. Sie werden ihn mögen, sollten Sie ihn mal treffen. Ein toller Mann! Wie Schade, dass er schon vergeben ist, nicht?” Sie lachte und war schon wieder weg, als Obito nur seufzte: “Yeah, der Tollste.” In seinem Magen regte sich wieder das Gefühl. Es war nicht nur Wut und Enttäuschung, sondern der Gedanke, den Trottel wieder zu sehen... “Mist” er klopfte sich selbst gegen den Kopf und folgte ihr: “Wir wollen ihm eins auswischen, nicht wie so ein Mädchen für ihn schwärmen!” Kapitel 1: Die Kunst der Überraschung ------------------------------------- Die meisten der Mitarbeiter waren fest davon überzeugt, dass Kushina Uzumaki von einer Kitsune, einem bösen Fuchsgeist, besessen war. Es überraschte Obito nicht sonderlich, da man manchmal wirklich das Gefühl hatte in ihr lebten zwei Persönlichkeiten. Die eine war unheimlich freundlich, motivierend und geduldig, während die andere dir das Gefühl gab, jeden Moment ermordet zu werden. Eigentlich konnte man diese nur provozieren, wenn man eine wirklich gruselige Arbeit abgab, doch anscheinend gab es besonders einen Mitarbeiter, der ein gewisses Talent dafür hatte, den Spirit aus ihr herauszubringen. Ansonsten war Kushina eine ziemlich coole Person. Obito arbeitete gern mit ihr, weil sie ein offenes Ohr hatte und hilfreiche Kritik gab. Anscheinend war sie einer der ersten Mitarbeiter gewesen, die direkt von Kakashi eingestellt worden waren, doch war dies nicht das besondere. Innerhalb der ersten Woche fand er heraus, dass sie mit niemand anderen als Minato Namikaze, den gefeierten Bürgermeister von Tokio, verheiratet war und die beiden sogar einen Sohn hatten, den sie manchmal mit brachte. Zwar trug sie seinen Nachnamen, doch arbeitete sie weiterhin als Uzumaki, um die Presse von ihrer Arbeit fernzuhalten.   Dadurch lernte Obito auch, woher er den Namen Sarutobi kannte. Hiruzen Sarutobi war der ehemalige Bürgermeister Tokios und nun im Parlament tätig. Er war ein großer Mann und so überraschte es Obito schon etwas, dass sein Sohn als Abteilungsleiter für einen Verlag arbeitete. Doch er lernte auch den Rest des sehr durchwachsenen Teams etwas besser kennen. Anko Mitarashi war die etwas seltsame Sekretärin, welche jeden Montag eine Runde Donuts ausgab. Kisame Hoshigaki war zuständig vor vorläufige Werbung und erstellte dafür hochwerte Promotions. Dann gab es da auch noch Sasori, welcher niemals sprach und eine Besessenheit mit Mangafiguren besaß, die überall auf seinem Schreibtisch herumstanden. Was er genau eigentlich machte, hatte Obito noch immer nicht herausgefunden. Deidara war der jüngste im Team. Er hatte wohl die Schule abgebrochen und war zu Hause rausgeflogen. Er entwickelte Werbestrategien. Eigentlich war er wohl im Zeichenbereich tätig, doch verlor er seine Arbeit dort, nachdem er einen kompletten Manga Band aus Protest auf Tumblr veröffentlicht hatte. Eine ziemlich chaotische Truppe. Obito’s Arbeit selbst war nicht besonders schwer. Er bekam Zusammenfassungen von Handlungen und musste daraus Beschreibungen für Werbung, aber auch den eigentlichen Druck entwickeln, der Leser anlocken sollte, ohne den ganzen Inhalt zu verraten.   Zu seinem Bedauern gefiel es ihm dort jeden Tag besser, was seine eigentliche Mission nicht leichter machte. Obito wusste auch immer noch nicht, in wie fern er denn irgendetwas herausfinden konnte und Madara hatte sich seit seinem komischen Blumenstrauß mit einer Gratulationskarte für den neuen Job nicht mehr gemeldet. Unter Druck zu stehen war so gar nicht seine Stärke. Mit einem lauten Seufzer beendete er seinen Tag spät, erst gegen sieben Uhr am Abend. An sich nicht schlimm, er hatte eh niemanden, der zu Hause auf ihn wartete, außer seinem  Frosch ‘Pain’. Als er sich gerade halbwegs entspannt gegen die kalte Metalwand des Fahrstuhls lehnte, wurden dessen Türen von blassen Händen auseinandergerissen. Obito starrte Anko mit großen Augen an -- mit ihr sollte man sich lieber nicht anlegen.   “Obito-kun! Ich hab dir vorhin total vergessen zu sagen, der Chef will dich sehen!” Sie grinste ihn an, als ob es kein Grund zur Panik wäre. “Ich meine, den von ganz oben, den heißen Feger! Keine Ahnung, wie du das angestellt hast nach nur drei Wochen hier, aber Asuma meinte, als er deinen Arbeitsvertrag abgegeben hat, wäre der auf einmal ganz komisch geworden und wollte, dass du bei ihm vorbei schaust. Der Chef ist die ganze Woche bis abends im Haus, von daher. Elfter Stock, rechts. Ich denke mal, seine rechte Hand ist schon weg, von daher, klopf einfach an.” Ihr Grinsen wurde nur noch breiter, als sie sah, wie Obito zu schwitzen begann. Er wusste nicht so recht, ob er Angst vor dieser Begegnung oder vor ihr hatte. Ganz plötzlich fand er sich nämlich gegen die Wand gedrückt. “Ehm….Mitarashi-san, was genau…?” Sein Kopf war rot angelaufen und er versuchte nicht nach unten zu schauen, da sie anscheinend versuchte seine Aufmerksamkeit mit ihren weiblichen Kurven auf sich zu ziehen. “Da musst du ja was angestellt haben. Gott, es gibt so wenige Männer heutzutage, die sich noch trauen, was gegen ihren Chef zu unternehme...das ist schon verdammt heiß…”  Meinte sie das ernst oder sich nur lustig über ihn?   Obito betete leise lebend hier raus zu kommen und konnte wirklich nur stammeln: “Eh...deswegen sollte ich lieber langsam gehen, ja? Sonst denkt er noch, ich bin ein Feigling….” Anko sah ihn prüfend an, akzeptierte dann wohl aber seine Worte, drückte die Taste für ihn und trat heraus: “Viel Glück, Obito-kun. Lass uns morgen zusammen zu Mittag essen, falls du nicht gefeuert wurdest, okay?” Sie winkte ihm zu und dann war der Blick auch schon verschwunden und das Monster aus Metall wurde nach oben befördert. Obito sah hinab auf sich und wurde nur wieder rot. Er trug ausgewaschene Bluejeans, bequeme Turnschuhe und am Schlimmsten, ein Astro Boy T-Shirt. Na toll! Er hatte sich zu sicher gefühlt und nach der ersten Woche aufgehört, sich besonders zu kleiden, da er sicher war, Kakashi hatte zu viel Schiss um ihn dann noch zu sich zu bestellen. Nun sah er total idiotisch aus, während der andere bestimmt ganz schick im Anzug sein würde. Größer konnte die Kluft zwischen ihnen ja nicht werden.   “Mist!” er zischte und schlug wütend mit der Faust gegen die Wand. Diese war zum Glück zu stabil, um irgendwie kaputt zu gehen und er hoffte, die Security Leute lachten sich nicht schlapp, weil der Aufzug ja immerhin videoüberwacht wurde. BING. Die Türe öffnete sich und ein langer Flur begrüßte Obito. Das gesamte Gebäude hatte den gleichen Schnitt, jedoch unterschieden sich alle Stockwerke von der Farbe und der Ausstattung. Dies war ganz deutlich eine Büroabteilung. Die Bilder an den Wänden waren penibel gerahmt, alles schien genau aufeinander abgestimmt. Selbst das Namensschild der Assistentin passte perfekt zur Farbe ihres Stuhles. Doch war es bereits wie ausgestorben. Kakashi’s Unternehmen war dafür bekannt, sich sehr für die Abschaffung der veralteten Arbeitsmoral einzusetzen, um Burnout und schlimmeres zu verhindern und familienfreundlicher zu sein. Das waren Kushinas Worte gewesen, als er sie vorsichtig gefragt hatte, warum die Frau des Bürgermeisters denn ausgerechnet hier arbeitete. Anscheinend hatte Kakashi es geschafft, ein Programm ins Leben zu Rufen, welches finanziell von der Stadt unterstützt wurde.   Wie also kam Madara darauf, dass es irgendwelche Gründe oder Probleme gab, warum Kakashi Hatake sein Familienunternehmen verkaufen sollte, in das sein Vater sein ganzes Herzblut gesteckt hatte? In diesem einen Punkt wagte er zu behaupten, dass er den Verräter gut genug kannte. Er war der Typ, welcher alles für die Familie tat, besonders, da ja alle mehr oder weniger verstorben waren. Aus genau dem Grund, zumindest hatte er das damals gedacht, war Kakashi auch nicht wütend gewesen, als Obito sich mit gebrochenen Herzen entschied zurückzubleiben. Seine Eltern waren beide früh bei der Arbeit verstorben. Sie waren Polizisten und kamen im Einsatz um, beide innerhalb von nur zwei Jahren. Damals war Obito erst sechs gewesen und seine Großmutter hatte ihn aufgenommen und sich gekümmert, ja sogar ihr Haus verkauft, damit er weiterhin auf die teure Privatschule gehen konnte. Aus all jenen Gründen schämte er sich manchmal, wie wenig er im Leben doch zustande gebracht hatte. Seine Oma mochte Madara Uchiha nie. Sie war sich immer sicher gewesen, dass die stolze Firma ihrer Verwandte unter ihm in korrupte Geschäfte verwickelt wurde. Wie recht sie doch hatte.   Für einen Moment blieb er vor der Türe mit dem Namen seiner ehemaligen Liebe stehen. Sein Herz tanzte in seiner Brust und es war ein Wunder, dass es nicht versehentlich herunter rutschte. Obito strich sich etwas über das Shirt und zog seinen Ausweis, welcher um seinen Hals hing, zurecht. Zumindestens konnte er ja so tun, als ob er voller Stolz und Selbstbewusstsein dort hinein ging. Er klopfte zweimal. Keine Antwort. “Echt jetzt…” murmelte er und entschied sich einfach mal einen kurzen Blick hinein zu werfen. Nur ganz kurz…   Ein riesiges Büro erwartete ihn und es war deutlich das Gegenteil vom Flur. Obito konnte niemand darin sehen, also öffnete er die Türe ganz und blickte hinein. In der Mitte stand ein Schreibtisch, welcher von stapelweise Papier verdeckt wurde. Sogar auf dem Boden lagen einige Stapel, aber auch Bücher und Mangas. Eine abgesessene Ledercouch trohnte direkt vor dem großen Fenster und and den Wänden hingen ausgeblichene Poster. “Mistkerl, bestellt mich hier her am Abend und ist gar nicht da.” Er ist wütend genug um den Mut zu haben, in das leere Büro zu gehen. Obito lief direkt auf den Schreibtisch zu. Die Papiere interessierten ihn dabei gar nicht, doch die Bilderrahmen. Er nahm einen nach dem anderen in die Hand.   Das erste Bild war deutlich zerknittert und man hatte versucht, es wieder mehr oder weniger erfolgreich zu begradigen. Es zeigte eine Frau mit braunem Haar und einem grauhaarigen Mann, welche sich verliebt ansehen. Im Hintergrund konnte man dieses Gebäude sehen. Er vermutete die Frau war Kakashi’s Mutter. Damals hatte dieser nie darüber gesprochen, wie genau sie aussah oder verstorben war. Er stellte es aus Respekt behutsam zurück und nahm ein anderes. Auf diesem waren Kakashi und Rin zu sehen. Rin war wirklich noch schöner, als früher. Eigentlich hatte er sie viel länger gekannt. Im Kindergarten war es immer sie gewesen, welche seine Wangen kühlte, nachdem er sich mit den Vorschulkinder angelegt hatte. Ja, zu dieser Zeit hatte er Kakashi noch gehasst und sie prügelten sich ständig auf dem Schulhof. Bis eines Tages eine Gruppe ältere Schüler Rin attackierte, nachdem diese sich geweigert hatte ihre Schokolade auszuhändigen. Die beiden Jungen hatten die Gruppe kurzerhand angegriffen und erfolgreich in die Flucht geschlagen. An diesem Tag wurden sie alle Freunde und versprachen sich, dass sich das niemals ändern wurde. So viel dazu. Aber vielleicht verdiente er es ja? Immerhin, es war Obito welcher sich direkt in Kakashi verknallt hatte und dann seltsam wurde. Ob Rin wohl wusste, dass die beiden sich im letzten Schuljahr heimlich trafen? Auf dem Foto sahen sie unheimlich glücklich aus. Beide trugen traditionelle japanische Kleidung, Rin’s Wangen waren leicht gerötet, Kakashi hatte dieses dumme Lächeln auf den Lippen und sie standen nahe bei einander. Er vermutete, dass es wohl erst vor kurzem, wahrscheinlich am Neujahrstag, vor einem Tempel aufgenommen wurde. Verdammt...wie konnte er denn so eifersüchtig sein, wenn die beiden glücklich waren?   Vielleicht weil er nichts mehr von ihnen gehört hatte für drei verdammt lange Jahre? Von einem auf dem anderen Tag hörte er einfach nichts mehr von ihnen und in den letzten beiden Jahren, vor ihrem Tod, hatte seine Oma ihn einfach durchgehend gebraucht, da konnte er nicht einfach mal nach Tokio fahren. Obito wollte sich schon umdrehen und gehen, als ihm der dritte Bilderrahmen auffiel. Eigentlich standen da noch mehrere, jedoch war er sich trotz der schnellen Bewegung sicher, dass er den Hintergrund erkannte. Also griff er danach und starrte sich schließlich selber an oder viel eher, sein fünf Jahre jüngeres Ich. Ja, er konnte es sofort zuordnen. Letztes Schuljahr, Kirschblütenfest. Sie waren alle zusammen dort hingegangen. Rin liebte es schon immer, alles in Form von Fotos festzuhalten, doch dieses hier kannte er nicht. Sie musste es wohl ganz heimlich aufgenommen haben. Obito saß auf der Decke, vor ihm das Picknick. Ein breites Lachen auf dem Gesicht, seine Wangen leicht rot vor Lachen. Er wusste noch, dass direkt auf Kakashi’s Nase, welcher außerhalb dieses Bildes war, eine Kirschblüte gefallen war. Obito fand es einfach zu amüsant, um nicht zu lachen. Es war ein sehr lebendiges Bild, welches seinen Charakter gut einfing. Rin war zwar auf dem Weg dazu, eine großartige Ärztin zu werden, doch teilte sie Kakashi’s Leidenschaft für die Fotografie.   Während er sich selbst anstarrte, spürte er plötzlich, wie zwei starke Arme sich von hinten um ihn schlangen. Er wusste, dass sie stark waren, weil Obito’s erste Reaktion nicht Starre war, sondern der Versuch, sie wegzudrücken. Er war selbst fit, verbrachte viel Freizeit mit Sport. In diesem Falle führte es nur dazu, dass sich der Griff noch verstärkte. Der Geruch traf ihn wie ein Schlag. Kakashi hatte schon immer einen furchtbaren Geschmack für Parfüm gehabt. Ein sehr starkes Aftershave. Der andere hatte immer nur gelacht und erwidert, dass Obito sich daran gewöhnen würde müssen, immerhin akzeptierte er ja seine Angewohnheit zu rauchen.   Die Hitze und damit kommende Röte schoss in sein Gesicht und das Foto fiel auf dem Tisch. Er versuchte sich aus Kakashi’s Griff zu befreien, doch dieser Verstand dies wohl eher falsch, eine Herausforderung die er annahm und Obito nur noch enger an sich zog. Sein Gesicht war jetzt ganz nah, er spürte seinen warmen Atem in seinem Nacken und alle Haare stellten sich ihm auf. “Es ist ein schönes Foto,” erwiderte er mit einem kleinen Lachen. “Rin war nicht sehr glücklich, als ich es einfach aus ihrem Album gestohlen habe. Es war aber schöner, als wie die anderen, wo du für nur die Kamera gelächelt hast, nicht für mich.” Obito hatte endlich aufgegeben und war wie versteinert in Kakashi’s Umarmung. Gott, er war so froh, dass der andere seinen Gesichtsausdruck nicht sah.   Was zur Hölle ging denn nur vor sich? Hatte Kakashi ihn etwa die ganze Zeit über beobachtet? Und warum… Ein lauter Atemzug, welcher aus seinen eigenen Mund kam, unterbrach den Gedanken. Kakashi’s Lippen küsste seinen Nacken. Endlich fand Obito die Stärke um sich zu befreien und drehte sich um. Sein Chef sah ihn nur ganz verdutzt an, gerade so, als sei dies keine natürlich Reaktion. “Was machst du denn da?!” Für einen Moment sah er nur die Frage im Gesicht des anderen, doch dann lächelte Kakashi sein dummes, unschuldiges Lächeln: “Ah, du hast natürlich recht. An der Arbeit gehört sich das nicht und vor allem nicht im Büro. Mh, dann gehen wir eben zu mir. Das ist kein Problem.”   Er ließ jedoch nicht von Obito ab, sondern zog ihn an sich heran und dieses Mal waren ihre Gesichter sich nahe. Die schwarzen Augen von Kakashi suchen wohl alle kleinen Veränderungen im Gesicht, doch währte es nicht lange, da küsste Kakashi ihn schon. Ein Zittern rann durch seinen Körper und seine Hand griff nach dem Kragen des anderen, welcher in der Tat ein Hemd und eine verdammte Anzughose trug. Er wollte ihn wegdrücken, doch schien sein Kopf und sein Körper nicht so ganz zuzustimmen und stattdessen hielt er sich mehr an ihm fest um, nicht seinen schwachen Beinen nachzugeben.   Schlimmer noch. Er erwiderte den Kuss. Erst als Kakashi sich zufrieden zurück lehnte konnte er wieder halbwegs klar denken. “Wollen wir dann gehen?”   Panik stieg in Obito auf. Er verstand nicht...das war nicht, wie dieses Wiedersehen verlaufen sollte. ”Aber ….ich… kann nicht” er schluckte hart. “Ich meine” er deutete auf seine Kleidung: “Arbeit, stickiges Büro, du weißt schon.” Sein Chef rieb sich am Hinterkopf und lachte auf: “Natürlich, kein Problem. Wie wäre es damit? Ich muss sowieso noch was abgeben oder Kurenai bringt mich wieder um. Ich rufe dir ein Taxi, du fährst zu dir und packst gleiche deine Sachen ein und kommst zu mir.”   “Sachen?” fragte Obito verdutzt und Kakashi runzelte die Stirn: “Na sicher...wenn du gleich etwas mehr mitbringst, brauchst du die nächsten Tage erstmal nicht mehr nach Hause. Außer du hast Haustiere...dann bringst du die einfach mit.” Obito konnte nichts dazu erwidern, sein Chef rief bereits ein Taxi. Dann schritt er zu ihm und küsste ihn erneut. “Deine neue Nummer hab ich ja schon. Ich schick dir meine Adresse. Bis gleich.” Mit einem sanften Hummen verließ Kakashi sein Büro und ließ den völlig perplexten Obito zurück.   Erst die Vibration in seiner hinteren Hosentasche weckte ihn auf. Nur langsam zog er das Handy heraus und sah auf den Bildschirm, doch das war genug um seine volle Aufmerksamkeit zu haben. Auf dem Display erschienen die Initialen mit der Nachricht:     Gute Arbeit. Man sollte immer an der Wurzel ansetzen, um den Baum zum Fall zu bringen. M.U.     Obito sah auf und blickte direkt in die Überwachungskamera. Wo war er da nur hineingeraten?   Kapitel 2: Vergeben werde ich dir nicht, nicht hier, nicht jetzt. ----------------------------------------------------------------- “Du tauchst tatsächlich bei mir auf, damit ich auf deinen Frosch aufpasse?” Obito kratzte sich mehr als nur verlegen am Kopf. Seine Nachbarn weigerten sich alle, Frösche aufzunehmen und ironischerweise, hatte er am Tag zuvor herausgefunden, dass Sasori direkt gegenüber wohnte. Der Rothaarige war noch immer ein Rätsel, welches man vielleicht lieber nicht entschlüsseln sollte. Eigentlich war Obito sich mehr als sicher, dass da hinter ihm eine Lebensgroße Figur von Monkey D. Luffy stand. “Es ist auch nur für ein paar Tage und ich hab alles dabei!” Er zeigte ihm sein freundlichstes Grinsen und hob das kleine Aquarium hoch. Der Frosch darin war nicht all zu begeistert von der Reise und versteckte sich in seiner Höhle. Die zweifelnden Augen seines Kollegen betrachteten das Geschöpf, bevor er es zu Überraschung des Älteren tatsächlich annahm. “Dafür will ich deine monatliche Actionfigur, und zwar für diesen und nächsten Monat.” Der Mann blinzelte überrascht. Er wusste gar nicht, dass es so etwas gab...aber dann, er hat den Arbeitsvertrag einfach unterschrieben, ohne ihn zu lesen. Das sollte er wohl in Zukunft mal tun. Auf jeden Fall erklärte es, warum die anderen ein paar dieser auf ihren Schreibtischen hatten. “Klar, du bekommst sie sogar für die nächsten drei Monate! Alle dein!” Obito nickte eifrig. “Also, hier ist das Futter, zwei mal am Tag...ansonsten. Hol ich ihn Montag ab, bis dahin kommt er so zurecht. Achte nur auf die Temperatur, ja?” Sasori rollte nur mit den Augen: “Ja, ja…” Ohne auf eine Antwort zu warten, knallte er Obito die Türe vor der Nase zu. Was war nur los mit diesen Stadtkids von heute? Als Obito gerade zu seiner Wohnung zurückkam, vibrierte sein Handy auch schon mit einer Adresse. Kakashi hatte extremst viele Emojis mit Küssen hinzugefügt, welche er mehr als verwirrend fand. Was genau denn nun los war, dass wusste er immer noch nicht so ganz. Und dann war da auch noch Madara. Auf dessen Nachricht hatte er bisher nicht reagiert und entschied sich auch, daran nichts zu ändern, bis er irgendwie mit einer guten Idee aufkam, die ihm helfen würde, aus der Sache herauszukommen. Jetzt musste er sich erst einmal um Kakashi kümmern und herausfinden, welches Spiel ein ehemaliger Crush denn da mit ihm spielte. Es musste ja ein Spiel sein, oder? Warum sonst das alles? Er seufzte laut auf, als er seine Wohnung betrat und zur Dusche spazierte. Er brauchte eine geschlagene halbe Stunde, was für seine Verhältnisse mehr als lang war, um sich zu duschen und neu einzukleiden. Dieses mal ging er mit einem nagelneuen Paar Bluejeans und einem engen, schmeichelnden grauen V-Ausschnitt T-shirt. Am Ende stand er vor dem Spiegel und fragte sich, für wen er sich da eigentlich so heraus putzte. Warum konnte er nicht standhaft sein und ihm einfach ins Gesicht sagen, was für ein Arsch er doch gewesen war? Obito war sich doch so sicher gewesen, dass er stärker ist als diese dummen, kindischen Gefühle. Kakashi hatte ihn verletzt und dennoch tat er gerade genau das, was er ihm aufgetragen hatte. Eine Stunde später stand er da, mit einem Reiserucksack voller Ersatzkleidung und seinem Laptop, den er für die Arbeit brauchte. Er wartete schweigend auf sein Taxi, welches sich durch die vollen Straßen Tokios kämpfte. Er zahlte etwas mehr und stand am Ende vor einem Gebäude. Auf dem ersten Blick sah es nicht einmal sonderlich anders aus, als der Rest der Straße, doch beim näheren Hinsehen erkannte er die moderne Sicherheitsanlage. Anscheinend hatte man darauf geachtet, das Äußere schlicht zu halten während man innen wohl kräftig umgebaut hatte. Obito sah nochmals auf die SMS, da an den Klingeln keine Namen, sondern nur Nummern standen und drückte die II. Eine Sekunde später sprang die Haustüre auf und er trat in einen sterilen weißen Flur. Er wunderte sich wirklich, warum alles in Tokio so unnahbar erschien. Er vermisste inzwischen die ländlichen Farben der alten Häuser. Obito entschied sich, die Treppen zu nehmen und den Aufzug zu ignorieren, da er von diesen Dank Anko für heute erst einmal genug hatte und sowieso recht schnell da war. Kakashi erwartete ihn bereits freudestrahlend. Auch er hatte sich inzwischen umgezogen, trug nun eine ausgewaschene Jeans und ein recht ähnliches Shirt wie Obito selbst. “Da bist du ja! Ich hatte schon befürchtet, Tokio hat dich verschluckt. Wenn man so viel Zeit auf dem Land verbringt, wie wir früher, gewöhnt man sich doch nie so wirklich daran.” Er nahm ihm ungefragt die Tasche ab und führte ihn hinein. Das Zuhause seines Chefs war erneut das exakte Gegenteil des Flures. Zwar konnte er all die kleinen, modernen Erneuerungen sehen, doch wirkte es gemütlich. Die Wände waren in angenehmen Braun-, Weiß und Grautönen gestrichen, welche gut zusammen harmonierten. An den Wänden hingen sowohl viele Fotorahmen, als wie auch Gemälde und eine Sammlung von unterzeichneten Mangacaps, unterzeichnet von den Autoren selbst. Obito war sich sicher, dass es jene waren, die irgendwann einmal in den vergangenen fünf Jahren für Kakashis Verlag gearbeitet hatten. Seine schwarzen Augen sahen über diese, bevor er realisierte, dass der Grauhaarige ihn schon wieder anstarrte. Und dann ganz plötzlich auch noch seine Hand nahm und ihn mit sich zog. “Also, vorne links ist mein Büro, nichts besonderes. Rechts ist das Badezimmer, daneben mein Schlafzimmer und die Küche ist Teil vom Wohnzimmer. Ich habe dir das Gästezimmer vorbereitet, eigentlich brauchst du es ja nicht...aber dann wollte ich dich auch nicht direkt dazu drängen…” Dort angekommen stellte er die Tasche ab. Das Gästezimmer war recht klein, es passte gerade so ein Doppelbett und ein kleiner Schrank hinein. Dafür gab es einen gigantischen TV an der Wand, sowie ein Soundsystem. Dann war Kakashi auch schon wieder so nah, dass Obito kaum Platz hatte, sich zu bewegen. Doch dieses Mal schaffte er es, sich wegzudrücken. “Hattest du nicht was von Essen gesagt?” Er war sich da gar nicht sicher, brauchte aber eine Entschuldigung. Immerhin, Kakashi sah zwar nicht zu begeistert aus, hinterfragte es aber auch nicht weiter. “Mh, natürlich. Ich hab dich immerhin um deinen Feierabend gebracht nicht? Lass mal sehen…” Er führte Obito in die große Küche. Dieser setzte sich an den langen hohen Tisch und sah sich nur kurz um. Die große Ledercouch sah etwas abgenutzter aus, auf dem Tisch lagen unzählige Magazine und ein paar Bücher, der Fernseher lief, Werbung, aber stumm. Ein großes Bücherregal nahm den größten Teil des Raums ein und war gefüllt mit Mangas und Büchern in japanischer und englischer Sprache. “Wie wäre es mit Tiefkühlpizza? Die magst du doch am liebsten...oder hat sich das geändert?” Kakashis Stimme war auf einmal gar nicht mehr so selbstbewusst und er sah Obito an. “Nein, nein. Passt schon, du kennst mich. Ich war noch nie sehr wählerisch mit dem Essen…” Sein Chef sagte nichts weiter und schob die Pizzen in den Ofen. “Sag mal...irgendwie sieht das hier sehr aus, wie ein Männerhaushalt…” Kakashi nickte und füllte zwei Gläser mit Cola. “Rin wohnt hier auch nicht, sondern in ihrer eigenen Wohnung ein Stockwerk über mir. Warum auch nicht? Sie braucht viel Platz und Ruhe und ich bin nicht so wirklich der Typ für eine Wohngemeinschaft.” So langsam schien der Mann zu verstehen, dass Obito wirklich nicht wusste, was hier vor sich ging. Er war verwirrt und hasste die ganze Situation. Noch mehr aber sich selbst, da er so schwach und hier her gekommen war. Deswegen vermeidete er auch, Kakashi in die Augen zu sehen. “Ist schon komisch, dass du nicht mit deiner Verlobten zusammen lebst, findest du nicht?” Seine Stimme war nur noch ein leises Flüstern. Sein ehemals bester Freund lehnte sich gegen das Tresen: “Obito...Rin und ich sind kein Paar. Das ist alles nur eine Phas.” Ganz plötzlich brummte sein Schädel und er starrte Kakashi an. Obito fühlte, wie er schwer schlucken musste und etwas in seinen Augen brannte. “Wie meinst du das denn jetzt bitte?!” War es Wut in seiner Stimme? Er wusste es gerade selber nicht so recht. Kakashi nahm die extreme Reaktion war und traute sich nicht sofort, die Nähe des anderen zu suchen, jedoch Schritt er um das Tresen herum und stand genau vor ihm. “Rin ist gerade dabei, sich ihre Karriere aufzubauen. Dabei hat man ihr ein Praktikum angeboten...jedoch sind sie dort sehr altmodisch und wollen nur jemanden offiziell vorstellen, der auch gewisse Erwartungen erfüllt, jemand wahrlich vorbildliches. Dazu gehört nun einmal das Ansehen und auch der Beweis, wie wichtig ihr trotz allem die Tradition von Familie ist. Also hat ihr Professor ihr dazu geraten, bis dahin einen Fake-Verlobten zu präsentieren und wie konnte ich es denn ablehnen? Wir sind doch Freunde.” Falsches Wort. Es war beinahe so, als ob Kakashi den Schalter umgelegt hatte. Obito gab dem Mann einen Stoß, als dieser einen Schritt auf ihn zugemacht hatte. Die anfänglichen, zärtlichen Gefühle waren ihm endlich nicht mehr im Weg. “Freunde?! Ach ja?! Für so etwas bist du also zu haben, aber deinen so genannten besten Freund zu besuchen, dass schaffst du nicht?! Bei Rin verstehe ich es ja noch zumindest! Sie studiert Medizin und bei der Universität kann man nun mal nicht so einfach weg, aber du?! Du Arsch bist nicht einmal aufgetaucht, als meine Großmutter gestorben ist und du kannst mir nicht erzählen, dass du davon nichts wusstest!” Er gab Kakashi einen kräftigen Stoß, die Wut stand ihm selbst ins Gesicht geschrieben. “Euch war es sowas von egal! Ihr habt irgendwann einfach auf nichts mehr reagiert und ich stand ganz alleine da. Also wage es nicht, zu sagen, was man als Freund so alles tut!” Obito bereute diesen ganzen Besuch und war dabei, zur Haustür zu stürmen, als Kakashi ihn packte und gegen die Wand drückte, Hände über den Kopf. Der Schwarzhaarige versuchte sich mit aller Kraft frei zu kämpfen, eigentlich sollte er in seiner aktuellen Gefühlslage mehr Kraft haben, doch verstand Kakashi es mehr als gut, genau das zu verhindern. Er war überrascht, als er in diese verärgerten dunklen Augen sah. “Du musst mir nicht sagen, was ich falsch gemacht habe, Obito. Ich weiß sehr genau, was ich angerichtet habe und wieso du jeden Grund hast, wütend zu sein. Als ich das Geschäft hier übernommen habe...ich wusste ja nicht, in welchen Schwierigkeiten mein Vater gesteckt hatte, Obito. Er hatte immense Schulden angehäuft, so viel, dass wir das erste Jahr nur arbeiteten, um diese abzubezahlen. Die Versicherung hat sich zwei Jahre geweigert zu zahlen, weil sie behaupteten, er hätte Selbstmord begangen. Ich musste vor Gericht gehen, musste diese Lügen anhören und dafür kämpfen, seinen Ruf wieder herzustellen. Ich wollte unbedingt, das wenn du kommst, alles geregelt ist, wo du dir doch eh immer schon so viele Sorgen machen musstest und als es dann endlich so weit war...da wurde mir erst bewusst, wie lange ich dich hatte warten lassen und ich bekam Angst. Ich war ein Feigling, war ich schon immer, nicht? Als ich von dem Tod deiner Großmutter erfuhr, kaufte ich mir ein Ticket und fuhr zu dir...aber ich hatte nicht den Mut, mich da blicken zu lassen, in deiner Trauer und dem Verlust. Ich wusste nicht, ob du mich nach all dieser Zeit überhaupt noch willst. Also bin ich wieder abgehauen, hab mich in die Arbeit gestürzt. Ich hab selbst Rin für zwei Jahre nicht gesehen. Sie war ein Jahr im Ausland und als sie dann wieder kam, da brauchte sie dringend eine Wohnung und dann sind wir in diese Sache hineingestolpert.” Als Kakashis Stimme endlich verblich, starrte Obito ihn nur an. Irgendwann innerhalb der letzten fünf Minuten waren die stummen Tränen endlich ausgebrochen, doch kein Geräusch kam über seine Lippen. Als der andere ihn losließ, drückte Obito ihn weg. Was zur Hölle erwartete Kakashi denn, dass er sagte? Das er verstand? Das es schon ok und verständlich war? Nein, ganz sicher nicht. Die letzten Jahre war er ganz auf sich gestellt gewesen, hatte sich um alles gekümmert und gewartet. Er hatte versucht, den Kontakt aufrecht zu erhalten, doch irgendwann kam einfach nichts mehr. “Obito…” er klang verzweifelt. Obito war inzwischen durch den Raum gelaufen und presste seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe, starrte hinunter auf die Straße. “Sei still!” erwiderte er mit müder Stimme. Er musste erst nachdenken, das ganze gerade etwas verarbeiten und verstehen. So ganz würde er es niemals verstehen. “Du hast...mir etwas versprochen und Hoffnungen gemacht. Du hast mich im Stich gelassen und zu tiefst verletzt. Ich habe so viel Zeit damit verschwendet mich selber zu hassen, weil ich erst so dumm war, die Hoffnung nie ganz aufzugeben, dass du doch kommen würdest…” Sein ehemaliger Freund akzeptierte die Distanz, doch nicht den Wunsch nach Stille. “Ich bin doch der Idiot. Ich hab nie versucht, es wieder gut zu machen und als du dann aufgetaucht bist...als ich deinen Namen gelesen hab. Da dachte ich...ich bin ein Trottel.” Was hatte er gedacht? Das er das Warten satt hatte und ihm endlich hinter her lief? Obito schluckte schwer, denn, obgleich er Kakashi nicht einfach so für das Vergeben konnte, was er ihm angetan hatte, so was er doch nicht besser. Er hatte in der Firma nur angefangen, um seinen ehemaligen Freund zu hintergehen und um ihm alles wegzunehmen. An jenem Tag, als Madara ihm dies vorschlug, hatte er ohne zu zögern angenommen. Er war also auch nicht sehr viel besser. “Kannst du mir vergeben? Nicht jetzt, aber...” Kakashi flüsterte nur noch und dieses Mal stand er direkt hinter Obito. Seine warmen Hände drückten gegen seine Schultern. Sehr langsam drehte sich der Schwarzhaarige zu ihm um, dunkle Augen trafen sich. “Kann ich nicht” erwiderte er sehr viel ruhiger. “Nicht so einfach, nicht so leicht…” Er war es so leid so verdammt hoffnungsvoll zu sein. Er wollte kalt sein und sich abschotten, wie all die anderen seiner Familie, des höheren Clans. Gefühle sind in dieser Welt einfach so fehl am Platz. Dennoch ließ er es zu, als Kakashi seine Lippen gegen die seinen drückte. Er erlaubte seinen eigenen Armen, sich um den Hals des Älteren zu schlingen, sich an ihn zu drücken und seine Nähe zu spüren. Es waren mehr verzweifelte, als leidenschaftliche Küsse. Mehr ein Abschied, als eine Vereinigung. Obwohl, vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, wie viel Zeit man damit verschwendet hatte, etwas anderes zu tun. Nein, vergeben konnte er Kakashi nicht, nicht jetzt, nicht so einfach. Und doch, es gab ein Gefühl, welches schlimmer war, als all der Hass und Enttäuschung zusammen: Einsamkeit. Und Obito hatte so lange in dieser Einsamkeit gelebt, dass er sich an Kakashi klammerte wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Er wollte nicht mehr in dieser ertrinken, er wollte daraus gerettet werden. Also lies er es zu. Küsse, Nähe, eine Spur von Kleidung auf dem Boden. Der Geruch von verbrannter Pizza im Ofen. Aftershave, das Gefühl von heißem Atem auf seiner Haut. Ja, er würde ihn nachher wieder hassen. Doch nicht jetzt. Nur ganz kurz wollte er sich ganz fühlen. Sicher. Lebend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)