Kuroko no One-Shots von GOTTHEIT ================================================================================ Kapitel 1: It's Positive! -------------------------     It‘s Positive!     Man konnte es auf gar keinen Fall als Dreierbeziehung bezeichnen, was Aomine Daiki, Haizaki Shōgo und Kise Ryōta miteinander am Laufen hatten. In Wirklichkeit waren sie sogar ganz schön weit davon entfernt überhaupt in einer Beziehung zu sein. Während Daiki allgemein nicht gerne teilte, teilte Shōgo nicht einmal in seinen gütigsten Träumen etwas mit seiner Umwelt. Und als wäre das noch nicht genug, war Ryōta gar kein Fan davon, sich an irgendwen fest zu binden. Das schränkte ihn immer zu sehr in seinem Streben nach Freiheit ein. Deswegen mussten die beiden anderen seinerzeit einen benachteiligenden Kompromiss eingehen, damit leben zu müssen, dass sie Ryōta niemals für sich alleine haben konnten, wenn sie überhaupt etwas von ihm haben wollten. Und verdammt – das wollten sie! Während dieses miese Arschloch durch die Gegend hurte, wie es ihm in den Kram passte. Typisch Model. Also waren Daiki und Shōgo viel eher Rivalen als Ryōtas Partner. Sie vermieden es normalerweise, einander zu begegnen, nachdem sie ehemals einen harten Kampf ausgefochten und von Ryōta die Ansage ihres Lebens bekommen hatten.   „Wenn ihr es nicht lassen könnt, dann verpisst euch aus meinem Leben. Ich habe eure Eifersuchtskämpfe satt!“, hatte Ryōta ihnen einmal gesagt. Und das hatte er auch unmissverständlich ernst gemeint.   Natürlich kamen sie sich trotzdem hin und wieder noch absichtlich in die Quere, tauschten böse Blicke aus und hatten gerne mal einen herablassenden oder gemeinen Spruch auf der Zunge, doch solange sie damit eine gewisse Grenze nicht überschritten – nämlich die körperliche –, war Ryōta davon sogar manchmal ganz angetan. Alles in allem war der Frieden halbwegs eingekehrt. Ryōta war sogar bereit, Rücksicht auf die Gefühle oder besser gesagt die Bedürfnisse seiner beiden „Auswahlmöglichkeiten“ zu nehmen, schließlich gab ihm Shōgo das, was Daiki ihm sexuell nicht geben konnte, und umgekehrt. Gerade ihre charakterlichen Unterschiede ermöglichten Ryōta ein ausgewogenes Sexualleben ganz nach seinem Geschmack.   Es lief eine gewisse Zeit lang gar nicht mal so schlecht mit dieser sonderbaren Dreierkonstellation, bis eines Tages etwas geschah, was sich jeglichem Verständnis entzog. Shōgo ackerte sich gerade ölverschmiert mit einer viel zu hartnäckigen Schraube an einem Auto auf Arbeit ab, da summte unerwartet sein Handy auf, das er immer in der linken, hinteren Hosentasche verstaut hielt. – Eine Nachricht von „Unbekannt“. Normalerweise schickte ihm Ryōta manchmal ein paar Halbnacktbilder, sonst kontaktierte ihn so gut wie niemand während seiner Arbeitsschichten, aber er merkte schnell, dass es ernst sein musste. Denn warum sollte ihn auch ausgerechnet Daiki anschreiben, wenn es nur eine Belanglosigkeit war?   Hör mal, wir müssen uns unter vier Augen sprechen. Heute noch. 18-19 Uhr, bevor du Ryōta abholst. Daiki   Was auch immer Daiki zu sagen hatte – es war mit Sicherheit nichts Positives. Umso schlechter wurde Shōgos Laune mit jeder weiteren Stunde seiner Arbeitszeit, bis er irgendwann das Werkzeug aggressiv in den vorgesehenen Kasten warf, dass es laut schepperte, und sich zu dem abgemachten Ort begab. Sollte Daiki versuchen, ihm irgendwas einzureden – frei nach dem Motto „Lass die Finger von Ryōta“ –, dann hatte wirklich dessen letztes Stündchen geschlagen. Darauf konnte Daiki Gift nehmen.   Doch als sie sich trafen, war er sonderbarer Weise ziemlich gefasst und wirkte alles andere als besitzergreifend. Er machte nicht den Eindruck, als wolle er Stress anfangen, sondern sah sogar irgendwie verwirrt, um nicht zu sagen besorgt aus.   „Na los, spuck’s schon aus. Was willst du bereden?“, zischte Shōgo nach einem abfälligen Nasenschniefen. Er stand vor Daiki, der es sich auf der Lehne einer Parkbank gemütlich gemacht hatte. „Setz dich mal lieber hin, sonst knallst du vor Schock auf den Boden, so wie ich vorhin“, riet Daiki und fuhr sich dann mit der Hand über den Nacken. Ihm war es offensichtlich ziemlich unangenehm, was er im Begriff war zu erzählen. „Hau raus, Mann. Verschwände nicht meine Zeit.“ Daiki schnalzte genervt mit der Zunge und verdrehte die Augen. Sein gegenüber war ihm auf allen Ebenen extrem unsympathisch. „Wie du willst“, sagte er, zögerte dann aber, um noch ein langsames „Also …“ hinterher zu schieben. Dann kramte er in seiner Jackentasche und atmete tief durch, bevor er etwas vor Shōgo in die Luft hielt. Shōgos Augenbrauen wanderten in die Höhe und er sah das Ding leicht ungläubig an. Dann schaute er wieder zu Daikis Gesicht und grinste einen Moment später hämisch. „Congratz! Also sind wir dich endlich los, ja? Jetzt wo du ein stolzer Daddy wirst“, sagte er mit gehöriger Schadenfreude.   Was Daiki ihm da hingehalten hatte, war nämlich nichts anderes als ein Schwangerschaftstest. Ein positiver Schwangerschaftstest.   „Hä, was?“, fragte Daiki bestürzt. „Wovon redest du? Ich dachte, du kannst mir das da erklären, du Spast! Den habe ich in Ryōtas Badschrank gefunden, okay?“   Stille.   Shōgos Kinnlade klappte nach unten und alles, was er dazu zu sagen hatte, blieb ihm im Halse stecken. Aber zumindest schaffte er es das längliche Ding an sich zu reißen und es nun ungläubig direkt vor seinen Augen hin und her zu wenden, als ob er irgendein Indiz finden konnte, das den Schwangerschaftstest erklärte. „Ja – so habe ich auch geguckt!“, zischte Daiki und fuhr sich zerwühlt durchs Haar. „Warum liegt da ein verdammter Schwangerschaftstest in Ryōtas Bad und was hat das zu bedeuten? Ich meine … ist er schwanger?“ „Wie soll das gehen, du Idiot?“, fragte Shōgo, der inzwischen halbwegs wieder bei Sinnen war, um sich klar zu artikulieren. „Was weiß ich?! Vielleicht ist er einer von diesen … äh … wie nennt man die nochmal? – Intersexuals, oder so. Äußerlich ein Mann, im Inneren eine Frau. Und seine komische Gebärmutter ist mit seinem Arsch verbunden. Keine Ahnung, Mann!“ „Alter, so was gibt’s wirklich?!“ „Frag mich nicht, hab letztens aus Langeweile ‘ne Doku drüber gesehen …“ Daiki zuckte mit den Schultern und Shōgo rieb mit der Hand fahrig über sein Gesicht, als wollte er sichergehen, dass dieses Treffen hier auch wirklich real war. „Und … und wer ist dann-“ „-Richtig – das ist die Frage“, unterbrach Daiki ihn, ehe sie zeitgleich die Köpfe hoben, sich in die Augen schauten und die Frage zugleich aussprachen:   „Wer ist dann der Vater?“   Doch das größte Problem an dieser ganzen Sache war nicht, wer von ihnen beiden der Vater war, sondern ob es nicht jemand ganz anderes war, mit dem Ryōta schlief und von dem sie nichts wussten. Dieser miese Wichser hatte doch sicherlich noch einen Haufen anderer Affären da draußen. Daiki und Shōgo hatten irgendwann aufgehört, Fragen zu stellen. Es hatte keinen Sinn gemacht – Ryōta sprach nämlich nicht darüber. Seiner Politik nach, war es schon schlimm genug, dass Daiki und Shōgo überhaupt voneinander wussten und ihm dadurch jede Menge Stress bereiten konnten, wenn sie mal wieder ihre Alpha-Egotrips schoben.   Jetzt hieß es also, dass sie fürs Erste ihre Feindseligkeit einander gegenüber ruhen lassen und stattdessen einmal in ihrem Leben zusammenarbeiten sollten, um erfolgreich herauszufinden, wer der Vater war. Sich gegenseitig umzubringen, falls es doch einer von ihnen sein sollte, konnten sie ja schließlich auch nachher. Leichter gesagt, als getan, denn obwohl sich Daiki und Shōgo in der nächsten Zeit regelrecht aufführten wie zwei Vorzeige-Lover, schwieg Ryōta wie ein Grab. Mehr noch – er zeigte nicht ein einziges Anzeichen von sonderbarem Verhalten, sondern war einfach nur happy. Fast schon zu happy … Jede Nachfrage nach dem Grund seiner pervers guten Laune tat er damit ab, dass sich Shōgo und Daiki endlich angefreundet hatten und gar keine Schwierigkeiten mehr bereiteten. Sie hatten sogar ein zur Abwechslung mal gelungenes Dreierdate (das selbstverständlich nicht darin Endete, dass sie zu dritt Sex hatten, weil es wirklich komisch käme). So langsam fingen Daiki und Shōgo deswegen an, sehr unruhig zu werden … Nicht dass sie beide sonderlich scharf darauf waren, Väter zu sein, sondern viel eher, weil sie nicht die leiseste Ahnung hatten, was passieren würde, wenn der Vater jemand anderes war. Würde Ryōta sie links liegen lassen? Würde er plötzlich zu einer wunderbaren Waifu mutieren, die dem Vater seines Kindes täglich zum Frühstück diese göttlichen Pancakes machte, von denen Shōgo und Daiki nie wieder etwas abbekommen würden? Würde er am Ende wie eine dieser neumodischen veganen Mums mit seinem Kinderwagen die Parkwege blockieren und pausenlos über die Wichtigkeit gesunder Ernährung in Hinsicht auf die richtige Erziehung von Kindern reden?   Das war’s doch jetzt nicht schon, oder?   Als Daiki mit Ryōta im Bett lag, fest von der Seite an ihn gedrückt, brannte ihm diese Frage auf der Zunge. Ryōta hingegen lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und genoss die Stille der Zweisamkeit nach einem wirklich sehr hingebungsvollen Sex. Daiki war unwillkürlich äußerst vorsichtig mit ihm gewesen und das hatte sichtbare Früchte getragen. Ryōta war nicht nur befriedigt, sondern auch positiv überrascht gewesen. Jetzt ging er richtig in dem Nachspiel auf und ließ zu, dass Daiki ihn ein wenig verwöhnte. Letzterer fuhr mit der Handfläche sanft über Ryōtas entblößte noch leicht verschwitzte Brust in kreisenden Bewegungen und rieb den Nasenrücken zahm und liebevoll gegen die Schläfe des Blonden. Verdammt, Daiki war sogar bereit die ganze Verantwortung für das Kind zu übernehmen. Er würde sich wirklich Mühe geben – ernsthaft! Unwillkürlich glitt seine Hand langsam zu Ryōtas (noch) flachem Bauch und legte sich dort ab.   Würde es ein Junge oder ein Mädchen werden? Was für einen Namen würde er sich dann gerne sangen hören, wenn das Kind etwas älter wurde und er es zu sich rufen wollte? Welche äußerlichen Merkmale würde es von Ryōta und welche von ihm vererben?   Er streichelte zärtlich über die Gegend von Ryōtas Bauchnabel, aber er merkte viel zu spät, dass sein Lover ihn mit einer leicht gehobenen Augenbraue ansah. „Was ist?“, fragte Daiki etwas ertappt und zog seine Hand schnell wieder zurück, als hätte er von dem Embryo durch Ryōtas Bauchnabel einen kleinen Stromschlag bekommen. „Das sollte ich eher dich fragen“, antwortete der Blonde und schmunzelte leicht. „Was soll denn mit mir sein?“ „Ich weiß nicht, du benimmst dich seltsam in letzter Zeit. Irgendwie übervorsichtig, als wäre ich aus Zucker.“ Daiki räusperte sich und lehnte sich im Bett zurück auf seinen Rücken, ehe er zur Decke nach oben sah und einen tiefen Atemzug nahm. „Vielleicht will ich dich Shōgo einfach nur endlich ausspannen“, antwortete er ausweichend. „Vergiss es, Daiki“, schnurrte Ryōta, der sich nun zu ihm gedreht hatte, um ein Bein anzuwinkeln und sich nun von sich aus an ihn zu schmiegen. Sanft setzte er einen Kuss auf Daikis Schlüsselbein und schlang dann die Arme um Daikis Torso. „Lass uns lieber gleich in die zweite Runde gehen. Ich glaube nämlich, dass ich sehr auf den Geschmack gekommen bin, wie liebevoll du mich jetzt behandelst.“     Die Lichter in Ryōtas Modelagentur waren bereits ausgeschaltet und nur die Notfallbeleuchtung glomm ruhig vor sich hin. Es war ganz still, bis auf die deutlich hörbaren, erregten Atemzüge, die aus einem der Meeting-Räume kamen. Ryōta saß auf einem Tisch mit gespreizten Beinen, zwischen denen Shōgo sich positioniert hatte. Letzterem wäre die Motorhaube seines getunten Autos zwar lieber gewesen, aber Ryōta hatte ihn nun mal hier und jetzt verführt, als Shōgo ihn wieder einmal von der Arbeit abholen wollte. Gerade liebkoste er rau Ryōtas Schulter, während er mit den Händen bereits an der Hose seines Gegenübers herumzerrte. Verdammt, er wollte so gerne wieder harten Sex mit Ryōta haben, aber wer wusste, was dann mit dem Baby im Bauch passieren würde? Es war bestimmt noch keine anderthalb Monate alt und wenn er Ryōta so rau behandeln würde, wie er es sonst immer tat, konnte es vielleicht etwas Unheilvolles anrichten. Auch wenn Shōgo wirklich nicht bereit war, Vater zu werden – aus irgendeinem Grund könnte er es sich nicht verzeihen, wenn Ryōta seinetwegen das Baby verlor. Ja, selbst wenn er nicht der Vater des Kinds war - er würde sich wirklich bemühen, Ryōta glücklich zu machen. Irgendwie … Vielleicht sollte er mehr Aufträge annehmen, Geld zurücklegen, eine Wohnung kaufen. Nicht, dass es Ryōta an Geld mangelte, aber Shōgo war wirklich bereit die Verantwortung für das Kind mit zu übernehmen. Fuck, er würde sich sogar wirklich zusammenreißen und seine Aggressionen versuchen im Zaum zu halten, damit das Kind nie was davon zu sehen bekam. So schwer war das doch nicht! Jetzt schaffte er es doch auch schon seit zwei Wochen!   Er nahm Ryōtas Arme von sich, die dieser um ihn geschlungen hatte und drückte ihn auf den Tisch zurück. Ryōta ließ sich bereitwillig bewegen und griff nach Shōgos Nacken, um ihn zu sich runter zu ziehen und hingebungsvoll zu küssen. Eigentlich wäre jetzt der Moment gewesen, in dem Shōgo sich selbst untenrum befreit hätte, um sich erbarmungslos und rau zu nehmen, was „ihm gehörte“, aber nicht diesmal. Shōgo löste den Kuss und glitt mit den Lippen über Ryōtas Hals nach unten zur Brust herab und von dort immer weiter in Richtung Bauch. Kurz schmiegte er sein Gesicht dagegen und entlockte Ryōta ein leises, delikates Stöhnen.   Da drin … Da drin wuchs ein Kind heran! Vielleicht war es sogar seins …!   Er setzte einen Kuss neben Ryōtas Bauchnabel und wanderte mit dem Mund weiter hinunter. Normalerweise musste er erst lange überredet werden, einen Blowjob zu geben, aber heute machte er es von ganz alleine und ungefragt. Ryōta war entzückt!   Als sie nach Hause fuhren, wurde es etwas stiller um die beiden. Nicht dass sie einander nichts zu sagen hatten, aber Ryōta schien seinen Gedanken nachzuhängen und Shōgo ließ seinen Blick über die leere Straße vor ihm schweifen, als würde er dort Antworten auf seine Fragen finden. „Ich weiß wirklich nicht, was mit dir los ist“, erhob Ryōta dann jedoch leise das Wort, „aber lass es bitte. Ich habe das Gefühl, als wärst du plötzlich ein anderer Mensch. Wenn etwas passiert ist, dann sag es mir einfach, okay?“ Shōgo blinzelte etwas verwirrt. „Ist denn etwa nicht klar, warum ich mich so verhalte?“, fragte er völlig überzeugt davon, dass Ryōta es doch zumindest ahnen sollte. Immerhin war der Schwangerschaftstest auch nicht irgendwo tief und unauffindbar vergraben gewesen. Shōgo hätte ihn genauso gut finden können, wie Daiki – indem er einfach die Schublade des Badschränkchens geöffnet hätte, wo immer die Ersatzrasiererklingen verstaut waren. Es war kein gutes Versteck gewesen, wenn Ryōta es wirklich verheimlichen wollte. „Nein, ehrlich gesagt, gar nicht. Aber wenn es nur du wärst, könnte ich es ja noch irgendwie verstehen. Stattdessen ist Daiki auch schon so seltsam in letzter Zeit. Als hättet ihr plötzlich herausgefunden, dass ich bald in ein anderes Land ziehen will und euch hier zurücklassen werde.“ Ryōta seufzte etwas bekümmert und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Ehrlich gesagt bin ich ziemlich glücklich mit euch und will es auf gar keinen Fall zerbrechen. Deswegen verstehe ich einfach nicht, was los ist.“ Bevor Shōgo darauf noch etwas erwidern konnte, waren sie bereits auf dem Parkplatz vor Ryōtas Haustür angekommen. Die Autoscheinwerfer erleuchteten eine an der Tür wartende Gestalt, die sich als Daiki herausstellte, und Ryōta vergaß sofort den Trübsal, den er gerade noch geblasen hatte. Er stieg aus und ging auf Daiki zu, um ihn liebevoll zu umarmen und auf die Lippen zu küssen. Daiki erwiderte völlig selbstverständlich mit einer aus der Jackentasche genommenen und um Ryōtas Taille gelegten Hand. Dann sah er zu Shōgo, der kurz den Blick abgewandt hatte, um es sich nicht ansehen zu müssen.   „Ich habe mit dir gar nicht gerechnet, Daiki. Warum bist du hier?“, fragte Ryōta, als er sich wieder etwas von seinem zweiten Lover entfernt hatte. „Na ja, ich dachte …“, fing Daiki etwas zögerlich an und kratzte sich seitlich am Hals. „Ich dachte, wir sollten mal alle miteinander reden …“ Ryōta zuckte ein wenig zusammen und machte ein leicht besorgtes Gesicht. „Worüber denn?“ An dieser Stelle räusperte sich Shōgo und trat näher zu den beiden. Den Motor des Autos hatte er angelassen und die Scheinwerfer tauchten sie nun alle drei ins Licht. „Über den Vater des Kindes“, sagte Shōgo fest und verzog das Gesicht ein wenig. „Wessen Kindes?“, hakte Ryōta blauäugig und verwundert nach. „Deines Kindes“, nannte Daiki nun das Problem beim Namen.   Es dauerte einen kleinen Moment, bis es bei Ryōta langsam zu rattern begann, doch dann strahlte er plötzlich über das ganze Gesicht und gab ein fröhliches, melodisches Lachen von sich. „Na wer könnte es wohl sein?“, fragte er dann keck in die Runde, doch leider traf es nicht auf besondere Begeisterung bei den beiden anderen im Bunde. „Ja, wer könnte das wohl sein? Das fragen wir uns schon seit zwei Wochen, Ryōta“, sagte Shōgo harsch. „Ich verstehe nicht ganz“, erwiderte Ryōta darauf. „Ist doch klar, wer der Vater meines Kindes ist. Ich bin es natürlich, hahaha!“ Er hob eine Hand mit dem Piece-Zeichen in die Luft und grinste Daiki und Shōgo abwechselnd strahlend an. Aber auch das stieß nicht gerade auf große Freude. „Mann! Bin ich es? Ist‘s Shōgo? Ist‘s jemand anderes?”, fragte Daiki mit nunmehr genervter Stimme. „Wir wollen echt gerne mal langsam aufgeklärt werden.“ Jetzt war es an Ryōta langsam gereizt zu sein. Hatten die beiden etwa irgendwelche Drogen genommen? Waren sie auf einem Trip? Oder hatten sie einfach den Verstand verloren? „Na ich. Ich bin der Vater. Was hat das überhaupt mit euch zu tun?“ „Was?“, fragte nun Shōgo, der es nicht mehr schaffte, die Fassung zu bewahren, weswegen seine Stimme deutlich aggressiv klang. „Was, fragst du? Vielleicht, dass wir schon gerne wissen wollen, woran wir sind? Fuck, ich habe schon komische Gedanken darüber, welche Farbe der Kinderwagen haben soll! Wäre doch fair, wenn ich zumindest weiß, ob es von mir ist!“ Ryōta sah Shōgo verständnislos und verwirrt mit zusammengezogenen Augenbrauen leicht nach hinten gelehnt an, als hätte dieser gerade irgendein Hirngespinst. Doch auch als er danach zu Daiki blickte, konnte er erkennen, dass das hier alles kein Scherz war, weil auch Daiki so aussah, als wäre er wild entschlossen, irgendeine Wahrheit herauszufinden. „Wartet mal …“, sagte Ryōta etwas verzögert und machte einen Schritt zurück, um seine beiden Lover besser ansehen zu können. „Moment … ihr … ihr denkt doch nicht etwa …“ Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, brach er abrupt in schallendes Gelächter aus, das nichts mehr mit dem liebenswürdigen Lachen von vorhin zu tun hatte. Er beendete seinen angefangenen Satz gar nicht, sondern zückte mit vor Lachen bebenden Händen sein Handy, um unvermittelt ein Foto von den beiden zu machen, die komplett belämmert dreinstarrten und nicht zu verstehen schienen, was da vor sich ging. Ryōta hackte indes mit Lachtränen in den Augen bereits auf das Display seines teuren Iphones ein. „Wartet, ich muss das posten, ich muss das – hahaha –  dringend posten!“ Shōgo und Daiki waren immer noch viel zu sprachlos und verwirrt, um das zu verhindern. Aber als sie beide halbwegs wieder einen klaren Kopf bekamen und irgendetwas sagen wollten, drehte Ryōta bereits sein Handy herum und hielt es vor die Nasen seiner Gegenüber. Auf dem Display war die Fanseite des Models zu erkennen, auf dem er soeben das geschossene Foto von Daiki und Shōgo veröffentlicht hatte, auf dem sie aussahen, als wären sie zwei geschockte Rehe mitten auf einer Autobahn. Und darauf stand in weißen Lettern geschrieben:   These two stupid fools (who both appear to be my boyfriends) HONESTLY thought, that I am PREGNANT! HAHAHA!   “Warte mal…”, sagte Daiki ungläubig. „Heißt das … du bist gar nicht schwanger?!“, vollendete Shōgo Daikis Gedankengang. „Wie kommt ihr bitte drauf?!“, fragte Ryōta, der gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Er kriegte sich regelrecht gar nicht mehr ein. „Na der Schwangerschaftstest!“, erwiderte Daiki aufgebracht darauf. „Ach und ihr dachtet ernsthaft, der wäre von mir, ja?!“ Ryōta hielt sich schon den Bauch, weil dieser ihm vom Lachen schmerzte. „Hä?! Und von wem ist er dann?!“, fragte Shōgo, dessen Stimme jetzt auch völlig unbeholfen laut war. „Von einer Kollegin, ihr Trottel! Von Momocchi!“ „Aber warum hast du bitte, ihren fucking Schwangerschaftstest?!“, wollte Shōgo aufgebracht wissen. „Weil ich – wie ich bereits sagte – der Vater bin, hahaha!“ „UND WARUM, ZUR HÖLLE, SCHWÄNGERST DU DEINE KOLLEGIN?!“ Daiki eskalierte nun gänzlich. Jetzt, da es aufgeklärt worden war, dass Ryōta nicht schwanger war, schwebte trotzdem die Frage im Raum, warum er so eine verdammte Schlampe war, die alles vögelte, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. „Na weil sie mich darum gebeten hatte, beruhigt euch doch endlich!“ „BERUHIG DICH SELBER, ARSCHLOCH!“, schrie Shōgo mit kratziger Stimme, als wäre er halb im Stimmbruch steckengeblieben. „ES GIBT HIER EINIGE, DIE VERDAMMT NOCHMAL KEINE FANS DAVON SIND, DASS DU DICH DURCH DIE GEGEND FICKST! UND JETZT ZEUGST DU AUCH NOCH’N BALG!“ Ryōta hörte trotzdem nicht auf zu lachen. Wie könnte er auch, wenn das Ganze so absurd war? „Leute, ich habe keine anderen, außer euch beiden, mit denen ich schlafe okay?“, erklärte er dann und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Momocchi wollte schon ewig ein Baby, aber sie hat nun mal keinen Mann. Deswegen hatte sie mich darum gebeten, es ihr zu ermöglichen weil sie – ich zitiere – ‚dann wenigstens ein hübsches Kind haben wollte‘. Ich habe nicht mit ihr geschlafen!“ Nun war die Katze aus dem Sack und eine sehr seltsame Stimmung legte sich über das kleine Dreiergespann. Zumindest auf einen Teil davon. Ryōta war nämlich immer noch am Lachen. Aber jetzt versiegte es zumindest langsam und mündete doch noch in einem stolzen Lächeln. „Tja, ich werde jetzt wohl Daddy~. Es wäre nicht verkehrt von euch, mich ab jetzt im Bett auch so zu nennen.“ „Träum weiter!“, zischte Shōgo, der plötzlich das Bedürfnis hatte, sich den Mund mit Spiritus zu desinfizieren. „Ich pass auf das Balg nicht auf, wenn du zu wenig Zeit dafür hast, damit das klar ist!“, knurrte Daiki entgeistert. „Gott, was ihr euch überhaupt für Gedanken macht, ehrlich …“, sagte Ryōta schmunzelnd. „Ich bin nur auf dem Papier der leibliche Vater, aber es ist trotzdem Momocchis Kind. Ich werde gar kein Sorgerecht haben“, klärte er weiterhin auf. „Trotzdem bist du ein verfluchtes Arschloch“, zischte Daiki. „Du hast es gar nicht verdient, dass wir so nett zu dir waren.“ „Niemand hat von euch verlangt, nett zu mir zu sein. Ich habe es sogar ein wenig vermisst, wie ihr mich eigentlich behandelt, also habe ich einen kleinen Vorschlag zur Versöhnung“, sagte Ryōta und biss sich nun ziemlich verführerisch auf die Unterlippe. „Wie wäre es damit, dass wir alle zusammen ‚auf einen kleinen Kaffee‘ nach oben gehen und ihr euch beide gleichzeitig an mir ‚rächt‘, hm?“   Er ließ das einfach in der Luft stehen, kramte seinen Hausschlüssel aus und schritt zwischen Daiki und Shōgo vorbei zur Haustür. Es war nicht so, dass die beiden sehr begeistert von diesem Vorschlag waren, aber die Rachsucht war einfach viel zu verlockend.     the end     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)