Growing Up Sucks! von Runaan (von WG-Parties, Balkonküssen und dem Ernst des Lebens) ================================================================================ Kapitel 1: Wohnungssuche ------------------------                                                                                              🏵   Seit etwa zwanzig Minuten drückte ich alle paar Sekunden auf den refresh-button auf meinem Handy. Zwischendurch wechselte ich immer wieder die Tabs, entweder meinen Email-Account, in der Hoffnung, endlich eine Zusage zu bekommen, oder, um zu sehen ob mein Kindergeld für diesen Monat bereits angekommen war. Beides Fehlanzeige. Die Blondine neben mir seufze und starrte sehnsüchtig ihre Zigarettenschachtel an, die sie dann wieder in die Tasche ihres viel zu kurzen karierten Rock schob. Das Wartezimmer der Wohnungsbaugesellschaft WieWannWohnen, kurz W³, war nicht gerade gemütlich oder gut beheizt und mittlerweile verbrachte ich fast meine gesamte Freizeit hier – die andere Zeit war ich von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung gelaufen. Vergeblich, sonst wäre ich ja nicht hier.   Mit mir warteten noch vier andere Mädels in meinem Alter. Eine blasse Dunkelhaarige, die versuchte sich auf ihr Buch zu konzentrieren, aber es nicht schaffte. Die Dunkelblonde neben mir. Eine Brünette, die es langsam nicht mehr schaffte, still zu sitzen. Und eine Hellblonde mit Pferdeschwanz, die gerade ihr Make-Up frisch aufgelegt hatte und ein genervtes Stöhnen ausstieß,             „Sorry, Mädels, aber echt – wie lange sind wir jetzt schon hier? Ich war die fucking zweite und noch immer ruft uns keiner rein.“               „Ich war die Erste“, erklärte ich und drückte nochmal die Taste. Eine neue Mail, yes! Schnell öffnete ich diese und lies meine Augen über den Anfang gleiten.               Sehr geehrte Frau Haruno,             leider tut es uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen…   Genervt schaltete ich mein Handy wieder in den Sperrmodus. Die Raucherin machte ein mitleidiges Geräusch, ein paar wölfisch-kalter Augen wirkte um einiges wärmer, als sie mich ansah,             „Die wievielte Absage ist es?“               „Ich habe aufgehört zu zählen.“   Also noch eine Nacht im Hotel, noch eine Nacht in der Geld vom Konto abging. Ich war stolz gewesen, so viel gespart zu haben, aber wenn die neue Wohnung noch Möbel haben sollte, dann wurde es langsam knapp. Natürlich könnte ich theoretisch meine Mama fragen, mir noch mehr zu überweisen, aber damit würde ich uns beiden nur ein schlechtes Gewissen machen – mir, weil ich ihr Schuldbewusstsein ausnutzte und sie, weil sie es zu ließ.               „Bei mir sind wir bald dreistellig“, zuckte die Brünette mit den Schultern und schlug die Beine übereinander, „Ich habe das Gefühl meine Betreuerin hier kennt mich schon mit Vornamen. Es gibt einfach keine Wohnungen in Konoha mehr, die man sich leisten kann.“   Das Mädchen mit dem langen blauen Haaren begann vorsichtig zu Nicken,             „Leider…“   Zu unserem Erstaunen öffnete sich die Tür zum Wartezimmer in diesem Moment und meine Betreuerin trat heraus. Frau Kurenai Yuuhi war eine der graziösesten Damen, die ich je gesehen hatte und jedes Mal, wenn ich hier landete und mich nach neuen Wohnungen erkundigte, schaffte sie es, mir ein bisschen die Angst vor dem Wohnungsmarkt zu nehmen. Selbst, wenn in zwei Wochen das neue Semester losgehen würde und mir dann noch weniger Zeit zur Wohnungssuche bliebe.               „Endlich sind Sie vollzählig. Ich hatte schon Angst, unser Treffen verschieben zu müssen. Folgen Sie mir doch für einen Moment“, Frau Yuuhi wartete nicht auf eine Antwort sondern lief bereits in ihr Büro zurück. Keine von uns fünf regte sich. Was meinte sie  denn jetzt bitte?               „Hat irgendwer von euch einen Gruppentermin?“, fragte die Raucherin. Als niemand von uns antwortete, runzelte sie die Stirn, „Merkwürdig.“               „A-aber wir sind alle bei ihr? Frau Yuuhi? Das ist von uns allen die Betreurin?“               „Scheint so“, nickte die dunkelblonde und stand auf. Meine Fresse, die war ja riesig! Und mit diesen hohen Stiefeln sogar noch größer, als sie es wahrscheinlich ohne war. Mit einem leichten Echo nach jedem Schritt bewegte sie sich zur Bürotür und beugte sich hinein,             „Frau Yuuhi, mit wem sprechen Sie denn jetzt?“               „Oh, mit Ihnen allen. Bitte. Kommen Sie kurz herein und schließen Sie dann bitte die Tür.“   Die Raucherin warf uns einen skeptischen Blick zu. Damit sie sich nicht zu dumm vorkam, zuckte ich mit den Schultern und stand auf, die anderen taten es mir gleich. Lieber wartete ich schon mal in Frau Yuuhis Büro als draußen. Nachdem sich jede von uns auf einen Stuhl gesetzte und die letzte die Tür geschlossen hatte, senkte unsere Betreuerin die Stimme,             „Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein – nach mehrmaligen Prüfen sehe ich keine von Ihnen demnächst eine Wohnung bekommen. Dafür sind ihre finanziellen Anlagen einfach zu unsicher im Vergleich zu Ihren Konkurrenten.“   Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Da hatte ich endlich einen Platz am Senju-Institut für Medizin erhalten und jetzt das? Ich konnte hier nicht wohnen? Die guten Wohnungen waren doch schon eh seit Jahren weg, was war das bitte für ne billige Nummer?               „Das ist nicht Ihr Ernst!“, meinte Pferdeschwänzchen neben mir, „Ich wohne doch bereits in einer Wohnung Ihrer Gesellschaft, das müsste mir doch Vorteile bringen!“               „Tatsächlich eher das Gegenteil, Ino. Sie haben bereits eine Wohnung und bürokratisch gesehen ist es verwunderlich, dass sie so schnell wieder ausziehen.“               „Sagen Sie das meinem Ex.“   Autsch. Na, das durfte ja auch nicht gerade angenehm sein – allerdings war eine Wohnung für das Bankkonto bei weitem noch besser als keine Wohnung. Mit einem tiefen Atemzug begann ich mich zu konzentrieren – dies war schließlich nicht viel anders als eine Diskussion im Klassenzimmer, nur mit realeren Konsequenzen. Aber das würde ich schon schaffen,             „Es hat also einen Grund, warum Sie uns alles hierher bestellt haben? Sie meinten, Sie waren froh, dass wir vollzählig waren?“               „Korrekt. Sie hatten schon immer eine scharfe Auffassungsgabe, Sakura“, fuck, die wusste wirklich unsere Vornamen! Waren wir schon so lange auf Wohnungssuche gewesen?, „ In meiner Macht steht nicht vieles, um Ihnen zu helfen, aber Sie alle erinnern mich ein wenig an mich selbst und daran, wie ich in diese Stadt gekommen bin.“   Frau Yuuhi begann etwas in ihren Computer zu tippen und drehte einen Moment später uns ihren Bildschirm zu – und zeigte uns einen Grundriss, der es in sich hatte. Eine Vier-Zimmer Wohnung mit zwei großen und zwei kleineren Zimmern, einer begehbaren Küche, einem Bad und einem Balkon. Sichtbar geräumig für eine glückliche Familie und überhaupt nicht das ,was ich mir leisten könnte, oder irgendeine von uns. Ich sah ein wenig genauer hin und erkannte in gelben Buchstaben einen kleingedruckten Satz in der linken Ecke.               Wohnung nicht gelistet.   Als hätte jemand das Licht angeschaltet, begann ich zu verstehen, warum Frau Yuuhi uns diesen Grundriss zeigte und für einen Moment verwirrt zu den anderen Mädels, die noch immer wie gebannt auf den Bildschirm starrten. Jede von uns glich der anderen überhaupt nicht – fünf Stile, fünf Gesichtsausdrücke, wahrscheinlich auch fünf verschiedene Charaktere. Allerdings…               „Sie wollen, dass wir eine WG bilden?“   Ino war die erste die zu mir sah und etwas verwundert wirkte,             „Aber wir kennen uns nicht einmal.“               „Nun, an der Uni wäre das nicht anders und Sie alle meinten in unseren Gesprächen, Sie ständen kurz davor eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen, aber wollten nicht in ein Wohnheim. Nun, dies wäre meine Alternative“, Frau Yuuhi begann den Computer wieder zu sich zu drehen, „Gemeinsam hätten Sie genug Geld für die Miete. Sie alle machen einen verantwortungsbewussten Eindruck – aber nur so kann ich Ihnen weiterhelfen.“   Die Stille, die uns ergriff, war nicht gerade angenehm, sie drückte mich bei meinen Schultern noch tiefer in den Sitz und machte mir das Atmen schwer. Das waren schließlich Fremde! Wahrscheinlich auch nette und sympathische Mädels aber immer noch Fremde und damit der Grund, warum ich nicht in das Studentenwohnheim wollte. Ich war eine Einzelgängerin, konzentrierte mich lieber aufs Lernen als auf Partys. Mit fünf Mädels würde das doch niemals funktionieren.               „K..könnten wir vielleicht die Wohnung sehen?“, fragte die Schüchterne zu meinem Erstaunen, „Ich..ich glaube das wäre vielleicht das Beste.“               „Natürlich, Hinata“, meinte Frau Yuuhi und öffnete die Schublade bevor sie ihr den Schlüssel reichte, „Einfach nachher zurückbringen du mich dann anrufen, wie Sie sich entschieden haben, in Ordnung?“   Mit einem aufmunternden Lächeln ging Frau Yuuhi bereits zur Tür und hielt diese uns offen,             „Überlegen Sie sich es. Es mag vielleicht etwas unkonventionell sein, aber ich denke, dass Sie so eine gute Chance hatten und dies in Ihrem besten Interesse läge.“   Naja, das war ja gut gesagt aber ich hatte bei weitem nicht vor mir mit irgendwelchen Fremden die Wohnung zu teilen – woher sollte ich wissen, ob die anderen die Miete überhaupt rechtzeitig zahlten? Oder wer welches Zimmer bekommen würde? Das war mir einfach zu heikel.   Und doch lief ich, Mitläuferin, die ich war, stumm mit bis wir vor dem Gebäude der W³ standen und uns ein bisschen ratlos ansahen. Hinata hielt den Schlüssel entschlossen nach oben und las die Addresse von der Beschilderung,             „W-w..wären denn alle einverstanden? Das hier erschien mir besser als ein einfaches Nein.“   Die Brünette fuhr sich durch ihr hüftlanges Haar und zuckte mit den Schultern,             „Mir ist es recht. Ich bin übrigens Tenten. Frau Yuuhi hatte uns ja gar nicht vorgestellt. Sollen wir vielleicht mit der Bahn fahren?“               „Dir macht es also gar nichts aus mit Wildfremden zusammenzuwohnen? Was, wenn eine von uns eine Axtmörderin ist?“, grinste die Raucherin neben mir und begann sich ihre Zigarette anzuzünden. Ich rümpfte die Nase und trat ein wenig mehr zu Ino. Niemals würde ich mit der zusammenziehen. Was, wenn sie in der Wohnung rauchte?               „Dann hoffe ich, dass Sie hinterher sauber macht und ihre Miete brav zahlt. Ich brauche nur wirklich eine Wohnung und wenn ich sie mit anderen Teile, ist mir das auch egal. Ihr seht nett aus und ich bin jung und verzweifelt.“             „Hi, jung und verzweifelt“, gluckste die Raucherin, „Ich bin Temari.“   Ino klatschte neben mir zustimmend in die Hände und zog ihr Handy anschließend hervor,             „Super, jetzt wo wir uns alle können, könnten wir vielleicht auch los? Ich find diese WG-Sache nämlich eine Super-Idee“, gluckste sie und tippte die Adresse in ihr Handy ein, ehe sie zu laufen begann, „Alles besser als noch da zu bleiben.“               „Du meintest ja schon, Ex.“, murmelte ich, um zu zeigen ,dass ich gut zugehört hatte. Ja, ich war ein Streber. In allen Dingen des Lebens, selbst Privatgesprächen, „Das muss ja richtig beschissen sein.“               „Du sagst es, Sakura“, seufzte sie und hakte sich bei mir ein. Wir übernahmen somit die Vorhut, „Das ist richtig beschissen. Jeden Tag warte ich darauf, dass er anfängt mit irgendjemanden rumzumachen und ich noch immer in der Wohnung bin – oder noch schlimmer, dass wir wieder miteinander anfangen.“               „Lass mich raten!“, lachte Tenten, „Ihr seid direkt nach dem Abi zusammengezogen und jetzt ist es vorbei?“               „Genau! Und wenn zwei Eltern bürgen freut sich die W³ halt mehr, als wenn es nur ein Elternpaar ist. Richtig bescheuert.“   Temari begann hinter mir zu lachen und ich auch merkte, zu meinem Erstaunen, wie ich mich entspannte. Wann war das letzte Mal gewesen, dass ich einfach nur mit anderen Leuten Zeit verbrachte? Seit der Wohnungssuche eigentlich gar nicht mehr und das war schon…fuck, das war schon gar nicht wenig Zeit, die ich allein gewesen war. Von Männern wollte ich gar nicht erst anfangen.               „Echt süß. Das hatten ein paar Mädels in meiner Klasse damals gemacht und richtig krass bereut. Ich dachte, inzwischen wüsste man ,dass die erste Beziehung nie hielt.“   Da konnte ich ihr zumindest Recht geben. Das schlimmste war eigentlich, wie der erste Liebeskummer nie so richtig verging. Aber jetzt wollte ich nicht auch noch an Sasuke denken. Es war vorbei und ich hatte gelernt darüber zu stehen, so viel sagte ich mir zumindest immer selbst. Zumindest, wenn ich nüchtern war.               „N-naja, wenn es wahre Liebe ist“, murmelte Hinata hinter mir. Ich sah über meine Schulter, wie Tenten ihr wohlwollend einen Arm um die Schultern legte,               „Awe! Lass mich raten – du hattest noch gar keinen Freund?“   Hinata begann knallrot anzulaufen und war auf einmal sehr auf ihre Schuhe fixiert. Sofort flogen mehrere meiner Zweifel über Bord – die war ja richtig zuckersüß! Und, von ihrer kleinen Aussage ausgehend, so gutgläubig, dass ich sie gar nicht alleine lassen wollte. Wer glaubte schließlich noch an die wahre Liebe? Ich hatte sie damals mit Sasuke begraben und getrauert.               „Sollte das hier etwas werden, dann wird dein erster Freund erstmal ordentlich geprüft“, stichelte ich leise und erntete von Temari und Tenten begeisterte Blicke,             „Wunderbare Idee, Sakura. Hätte ich dir nicht zugetraut.“   Ino zuckte mit den Schultern,             „Lasst uns erstmal die Wohnung ansehen, bevor wir entscheiden. Und uns vielleicht ein bisschen mehr kennenlernen. Das geht schon alles etwas schnell, meint ihr nicht? Nicht, dass ich was dagegen habe“, mit einem zwinkern löste sie sich von mir los und blieb stehen, begann sich vorsichtig zu drehen, während sie ihren Standort mit GoogleMaps verglich. Mit einem entschlossenen Lächeln zeigte sie schließlich auf dein Wohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite,             „Dort ist es.“   Von dort an ging es relativ schnell – der Schlüssel passte unten und nach fünf Etagen hatten wir es ebenfalls nach oben geschafft und waren in ein sporadisches Wohnzimmer getreten. Die Wohnung war hell, Fenster in jedem Zimmer, sogar im Bad und mit Laminat bis auf in Küche und Bad ausgelegt. Sie hatte Raum zum Atmen, war renoviert und ich wusste, dass, sobald sie auf dem Markt landen würde, ich keine Chance mehr hätte, hier wohnen zu können.   Also tat ich, Sakura Haruno, etwas, was ich seit Ewigkeiten nicht gewagt hatte.   Ich träumte für einen Moment. Dabei waren Träume was für Kinder, die sich nicht mehr zusammenrissen und noch auf ihre Eltern angewiesen waren. Träume waren etwas für jene, die noch nicht gemerkt hatten, wie die Realität tickte – der waren nämlich unsere Probleme egal, sonst hätte jede von uns wahrscheinlich schon ihre eigene Wohnung.               „Also, nur so theoretisch“, meinte Tenten und trat aus dem Badezimmer wieder zurück in den Flur, „Theoretisch hätten wir ein Problem, wenn wir diese WG-Sache versuchen.“   Wir hatten uns inzwischen auf den Boden gesetzt. Neben mir schrieb Hinata bereits eifrig in ein kleines Notizheft und, wenn ich das richtig aus dem Augenwinkel sah, rechnete, wie viel Miete jede von uns zahlen würde. Temari hatte auf dem Balkon geraucht und war nun zurückgekehrt. Ino hatte von jedem Zimmer Bilder gemacht und checkte diese noch einmal in der Kamera aus.               „Ich weiß genau, was du meinst“, stimmte ich Tenten zu und deutete ihr, sich zu uns zu setzten, „Wir haben nur drei Schlafzimmer. Vier, wenn wir ohne Wohnzimmer arbeiten wollen.“               „Wir brauchen definitiv ein Wohnzimmer oder es wird zu voll“, schoss Temari sofort mit einem überzeugten Blick, „Die Küche ist ja süß, aber wenn wir da alle zu fünft drin hocken wird es doch zu eng. Ich habe zwei Brüder und wir kommen uns schon in die Quere. Ohne Wohnzimmer wäre es nicht auszuhalten.“   Ino schnitt eine Grimasse. Man brauchte sie nicht zu kennen, um zu wissen ,dass ihr das hier gar nicht gefiel. So, wie Ino herumlief und sich herausputzte, war sie wahrscheinlich gewöhnt ,alles zu bekommen ,was sie wollte,             „Ich werde hundert prozentig in keinem Hochbett schlafen. Oder in irgendwelchen Doppelbetten mit einer von euch. Was, wenn ich mal einen Kerl mitbringe und dann die Andere aus dem Zimmer werfen muss?“   Na vielen Dank, das waren ja vielleicht tolle Ideen. Ich wollte gar nicht an Männer denken, sondern einfach nur wissen, ob ich hier wohnen würde oder nicht. Andererseits war es ganz gut, dass Ino gleich mit der Sprache rausrückte. Das war besser, als es auf die harte Tour zu erfahren.               „Ich hab um ehrlich zu sein nicht wirklich Lust, hier irgendwen anzuschleppen, also, wenn du willst? Nimm dir doch ein Einzelzimmer. Hauptsache ein Bett, mehr brauch ich nicht“, Tentens Augenringe schiene bei diesem Satz ein bisschen tiefer zu werden. Sie wirkte ein wenig älter als ich, wer wusste, was sie bereits alles durch hatte.               „I-i..ich denke auch. An sowas will ich gar nicht denken“, stimmte Hinata zu. Ich grinste von Wange zu Wange und nickte ebenfalls,             „So lange ich einen ruhigen Platz zum Lernen habe, bin ich wirklich zufrieden. Mein Studium geht bald los und ich würde echt so schnell wie möglich woanders als im Hotel wohnen.“               „Hotel?“, pfiff Temari anerkennden, „Fancy.“               „Sag das meinem Bankkonto. Wo wohnst du denn bitteschön gerade?“   Mit einem kalten Lächeln zuckte sie mit den Schultern,             „Das glaubt ihr mir eh nicht .Ihr seht es beim Einzug – aber wenn ich mir schon ein Zimmer teilen muss, dann bitte das größere.“   Ungläubig blinzelte Ino uns mit zwei großen blauen Augen an, ehe sie begeistert die Hände zusammenschlug,             „Euer Ernst? Ich krieg mein eigenes Zimmer?“   Es war schon unfair, so viel gab ich gerne zu. Das eigene Zimmer sollte jemand bekommen ,der es wirklich brauchte und nicht jemand wie Ino, die  einfach sagte, sie bräuchte es für ihre eigenen Unternehmungen. Aber wie gesagt – die Wohnung war ein verdammter Traum. Sie war perfekt und ich hatte keine Lust mehr zu suchen – die Mädels waren zu dem alle ziemlich cool. So viel anders als ein Wohnheim war es nicht, nur ,dass ich mir das Bad nicht mit zwanzig anderen teilte, sondern mit fünf.               „Ich denke, weil du schon so lange mit deinem Ex zusammengewohnt hast, hast du schon was Eigenes verdient“, schmunzelte Tenten und öffnete ihr WhatsApp,             „Mädels, ich weiß, dass wir uns noch nicht lange kennne, aber ich schwöre – das hier? Das wird einfach nur großartig werden.“   Damals wusste ich nicht wie recht sie hatte. Ich war schließlich auch gerade erst aus der Schule raus, dachte, ich wüsste, was in der Welt abgeht. Ich hatte mein Herz mühevoll zusammengeklebt und hoffte, dass es hielt. Ich dachte, dass ich genau wusste, wie mein Leben verlaufen würde.   Aber die Wohnung? Die war ein Zeichen, dass ich noch nicht erkannt hatte – sie sollte das Bindeglied sein, dass meinen Leben ins Erwachsenenleben zusammenhielt. Und nicht nur meinen . Ohne die Wohnung hätte ich sie nicht kennengelernt. Hinata, Ino, Temari und Tenten – Mädels, denen ich später mit meinem Leben vertrauen sollte. Natürlich wäre mir auch viel Drama und Streit erspart geblieben aber die Wohnung machte mein Leben lebenswert. Nicht nur meines, natürlich. Für uns alle war sie am Ende des Tages der erste Schritt ins wahre Leben gewesen – ein Schritt zu Beruf, Liebe, Sex und Schicksal.   Aber wenn man mich heute fragen würde, wo unsere Geschichte begonnen hatte, würde ich sagen genau hier – im fünfte Stock einer Wohnung, die bald unser Zuhause wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)