Ein Schritt in die richtige Richtung von Berrii ================================================================================ Kapitel 5: Auf und ab --------------------- Die Nächte in Konoha waren so anders, als in der Wüste. Temari fror mehr und allein in der Wohnung fühlte sich auch etwas einsam. Ihren Brüdern gegenüber gab sie das eigentlich nie zu, aber sie fühlte sich immer wesentlich besser, wenn beide auch zuhause waren. Das war für sie einfach das Gefühl von Familie, welches sich in den letzten Jahren bei ihnen eingeschlichen hatte, nachdem ihr Vater nicht mehr war und sich Gaara so gewandelt hatte. Nun lag die Blonde schon die zwölfte Nacht infolge auf ihrem Futon und starrte an die Decke. Das fahle Mondlicht warf ein paar Schatten an die Wände, daneben war nur noch ein bisschen Wind zu hören. Seufzend blickte Temari auf die Uhr. Es war bereits nach zwei Uhr morgens, aber obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Wo Shikamaru wohl steckte? Ob es ihm gut ging? Vormittags verließ Temari die Wohnung meistens nicht, noch immer quälte sie die Übelkeit. Spätestens zum Mittag fiel ihr dann aber die Decke auf den Kopf, sodass es sie hinaus trieb. Meist kaufte sie sich unterwegs einen kleinen Snack und spazierte in den Park, um dort ihre Zeit zu vertrödeln. Hier konnte sie gut Vögel beobachten und hin und wieder stürmten ein paar Kids vorbei, die groteske Missionen von Kakashi zu erfüllen hatten. „Hey Temari!“ Überrascht schaute die Blonde zur Seite, weg von einem kleinen Grünfinken, der zu ihren Füßen rumgehopst war. „Hallo Sakura. Was gibt’s?“, fragte sie gerade raus. „Ich soll dir das hier bringen, Kakashi schickt mich.“, die Rosahaarige reichte ihr einen dickeren Umschlag, der scheinbar viel Papier enthielt. Fragend zog Temari eine Augenbraue hoch: „Was ist das?“ Die Haruno druckste leicht rum: „Nun ja, medizinische Unterlagen für dich.“ Aufs Wort kroch Temari eine leichte Röte ins Gesicht. Musste Kakashi jetzt jedem erzählen, das sie schwanger war?! „Entschuldige, ich wollte dir damit nicht zu nahe treten!“, Sakura hob beschwichtigend die Hände, „Er hat nur mich eingeweiht, weil du einen Ansprechpartner für medizinische Fragen haben solltet, auch für die nötigen Vorsorgeuntersuchungen. Ansonsten weiß niemand etwas davon und ich behandle das natürlich streng vertraulich!“ Wortlos starrte Temari auf den dicken Umschlag in ihren Händen. Vorsorgeuntersuchungen? Fragend blickte sie wieder zu Sakura: „Was kommt da auf mich zu?“ „Ehm, darf ich mich setzen?“ Stumm wies Temari mit einer Hand neben sich und die Haruno setzte sich. „Ich weiß nicht, in wie weit das in Suna abläuft-“ „Na ich sowieso nicht.“, fiel die Blonde ihr ins Wort und lehnte sich zurück, den Umschlag hatte sie neben sich abgelegt. „Naja, hier beginnt es erst einmal mit einer Untersuchung, um die Schwangerschaftswoche zu bestimmen, dann kann man den ungefähren Entbindungstermin errechnen. Außerdem wird dein Blut kontrolliert, um zu checken, ob deine Werte stimmen oder du irgendwo einen Mangel hast, der die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen könnte. Und dann in regelmäßigen Abständen Untersuchungen, ob das Kind gut wächst und es auch dir gut geht.“, erzählte Sakura. „Klingt ja nicht so hoch dramatisch.“ „Ich könnte es dramatischer für dich gestalten, wenn du willst.“, Sakura grinste und gestikulierte dabei etwas mit den Händen, um ihre Aussage zu unterstreichen, „Was hältst du von einem Geburtsvorbereitungskurs oder Babykurs?“ Temari zog eine Augenbraue hoch: „Das ist nicht dein Ernst. Mal abgesehen davon, das mir das ziemlich widerstrebt, wie sollte das denn unter dem Deckmantel der Anonymität möglich sein?“ „Ich habe beide Kurse bereits öfter begleitet, ich kenne die Inhalte und kann dir das ganze gemütlich in deinen eigenen vier Wänden bieten.“ Da musste die Ältere lachen: „Unglaublich.“ „Falls dir langweilig ist, wäre das eine Möglichkeit, deine Zeit zu verschwenden.“, entgegnete Sakura und verfolgte einen Spatz, der auf der Wiese gegenüber vor sich hin pickte. „Früher oder später werde ich es eh nicht mehr verstecken können...“ „Wie lange willst du eigentlich hier bleiben?“, fragte die Rosahaarige recht direkt. „Ich weiß es nicht.“ „Weißt du, wie lange du schon schwanger bist?“ Bei der Frage seufzte Temari leise und rechnete im Kopf nach, wobei sie mit ihren Fingern mitzählte: „Über sechs Wochen. War der Tag vom Examen.“ Sakura entfuhr ein Kichern, welches sie versuchte zu unterdrücken: „Ah, also hier.“ „Kakashi hat dir also nicht alles erzählt.“, stellte die Blonde fest. „Scheinbar nicht, wenn er das wusste.“ „Tja, er wusste nicht wann, aber er wusste, wer.“, Temari schaute zur Seite, „Und ich denke mal, du zählst auch einfach eins und eins zusammen.“ Verlegen strich sich Sakura eine Strähne hinters Ohr: „Ich hoffe, dir ist das nicht unangenehm. Aber wenn ich damit richtig liege und er gerade auf Mission ist, dann würde ich behaupten, das es niemanden in Konoha wundern wird.“ Grummelnd lehnte Temari sich zurück und legte den Unterarm über die Augen: „Wieso zum Teufel eigentlich?“ „Du und Shikamaru seid halt schon länger wie eine Einheit. Ich würde behaupten, das alle eigentlich nur darauf warten, das offiziell etwas von euch kommt.“ „Meine Güte. Und wir haben uns nur betrunken.“ Da konnte die Haruno nicht anders und musste loslachen: „Ihr ward betrunken?“ Aus irgendeinem Grund fand Temari es erheiternd, hier mit Sakura zu sitzen und darüber zu reden. Selbst grinsend erzählte sie daher: „Mister Verantwortungsbewusst wollte erst kein Alkohol trinken.“ „Er ist ja noch nicht 21.“ „Genau!“ Sakura lehnte sich ebenfalls zurück: „Aber das hat dich nicht interessiert. Und da Shikamaru dir so gut wie immer nachgibt, habt ihr doch etwas getrunken?“ Temari legte ihre Hände locker in den Schoss und schaute hinauf zu den Wolken: „Wir waren in diesem Lokal und ich habe die komplette Getränkekarte rauf und runter bestellt, einmal alles probiert. Als der Barkeeper uns dann die Rechnung gab, war Shikamaru schon ziemlich wackelig auf den Beinen.“ „Wie seid ihr nach hause gekommen?“ „Naja, sehr weit sind wir nicht gekommen. Ohne mich als Stütze hätte er wohl krabbeln oder an Ort und Stelle schlafen müssen.“ Wieder entfuhr Sakura ein Lachen: „Wie peinlich für ihn. Das er überhaupt mit getrunken hat, wundert mich sehr.“ Die Blonde zuckte mit den Schultern: „Wir hatten ausgemacht, mal nicht verantwortungsbewusst zu sein. Einfach mal Blödsinn machen, wie alle anderen auch, ohne Rücksicht.“ „Das hat dann wohl geklappt.“ „Auf ganzer Linie, würde ich behaupten. Ich habe ihn dazu gebracht, mit mir zu schlafen.“ „Dazu gehören immer zwei. Und ich wette, auch sturzbetrunken hat Shikamaru noch genug Kapazitäten im Gehirn frei, um selbständig zu entscheiden, ob er so etwas macht oder nicht.“ Da wurde Temari nachdenklich: „Ich weiß nicht... Er wirkte schon recht neben sich.“ „Ich würde jetzt ja sagen 'der Arme', aber er wusste, was er tat, als er mit dir getrunken hat.“, zwinkerte die Haruno ihr zu. „Na, ich weiß nicht. Rechnest du damit, das du mit deinem Trinkpartner auf einer Wiese landest und anschließend schwanger bist?“, fragte Temari sie offen. Sakuras Wangen färbten sich etwas rot: „Nun ja, ich bin ehrlich, ich trinke nicht, ich mag den Geruch überhaupt nicht. Aber bei einem spontanen Zusammentreffen mit dem Richtigen... Ich glaube, dann könnte mir das auch durchaus passieren.“ „Ernsthaft? Wenn Sasuke dich verführen würde, würdest du bei klarem Verstand das Risiko einer Schwangerschaft eingehen?“, harkte die Blonde ungläubig nach. Die Jüngere nickte: „Ja, würde ich.“ „Du liebst ihn echt abgöttisch, oder?“ Lächelnd blickte Sakura auf ihre Knie: „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange es so ist.“ „Ich wünschte, ich könnte das nachvollziehen.“, seufzte Temari und stand auf, um sich zu strecken. Etwas verwirrt musterte die Haruno sie: „Du bist nicht sicher...?“ Die Blonde schüttelte wortlos den Kopf. „Okay... Ich glaube, jetzt verstehe ich auch, wieso du sagtest, das du nicht weißt, wie lange du bleibst. Du hängst also in der Schwebe.“, fasste die Rosahaarige es zusammen und erhob sich ebenfalls. „So könnte man es nennen.“, planlos griff Temari nach dem Umschlag. „Hm... Bock auf Babykino?“ „Babykino?“ „Ganz genau. Wie wäre es, wenn wir uns den Nara-Sprössling mal näher anschauen per Ultraschall?“, schlug die Haruno grinsend vor. Temari war ganz überwältigt von diesem kleinen Ding, was Sakura ihr wenig später auf dem Bildschirm des Ultraschalls präsentierte. Es war noch so winzig, unglaublich, das daraus ein richtiges Baby wuchs. Mit einem kleinen Bild vom Ultraschall in der Tasche verließ Temari das Krankenhaus und lief nach hause, ohne dabei auf die Menschen um sich zu achten. Was würde Shikamaru wohl dazu sagen, wenn sie ihm dieses Bild zeigte? Sie bog um die nächste Ecke und blieb abrupt wie angewurzelt stehen. Da war er, scheinbar wieder zurück von seiner Mission. Und vor ihm stand eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren. Beide lachten und schließlich fiel ihm die Schwarzhaarige um den Hals. Temari hatte das Gefühl, als würde sich ihr Hals zuschnüren. Wutentbrannt machte sie auf dem Absatz kehrt und lief einfach nur noch weg. Die Blonde konnte sich nicht erklären, wieso ihre Reaktion so ausfiel, aber ihr Zorn kochte hoch. Wer war sie? Und wieso war er so vertraut mit ihr? Hatte er ihr gegenüber nicht behauptet, er würde mehr für sie empfinden? Temari fühlte sich von ihm belogen. Enttäuscht lief sie durch die Straßen, bog mal hier, mal da ab und verlor jegliches Zeitgefühl. Seit wann war sie so empfindlich gegenüber dem Nara? Grummelnd blieb die Blonde stehen und sah sich um. Sie kannte diesen Teil von Konoha noch nicht. Es schien, als wäre in diesem Viertel nur kleinere Lagerhallen. Seufzend lief Temari weiter. Sie hatte sich definitiv verlaufen. Gasse um Gasse lief sie weiter, mittlerweile war es dunkel geworden und hier und da spendeten kleine orangefarbene Laternen etwas Licht. Zitternd nahm sie die Kälte wahr, die Nächte in Konoha waren bereits sehr kalt, dazu frischte der Wind noch auf. „Wunderbar, fehlt ja nur noch Regen...“, missmutig gestimmt blickte Temari in den Himmel. Durch das Licht der Laternen konnte sie nicht erkennen, ob am Himmel Wolken waren oder nicht. Seufzend ging sie weiter, sie musste einfach schnell nach hause, es war zu kalt. Es dauerte, bis die Blonde nach vielen Abbiegungen und Kreuzungen endlich wieder in einer Straße landete, die sie kannte. Und erst da wurde ihr bewusst, wie weit sie sich von ihrer Wohnung entfernt hatte. Es dauerte noch gut eine Stunde, bis sie endlich wieder in die Straße einbog, in der ihr Wohnhaus war. Leicht bibbernd zog sie ihren Schlüssel aus der Tasche und wollte gerade aufschließen, als sich ein Schatten von der Wand gegenüber löste. „Wo warst du?“, fragte Shikamaru und klang eindeutig besorgt. Temari drückte die Tür auf, ohne sich zu dem jungen Mann umzudrehen: „Kann dir doch egal sein.“ Verwirrt zog er eine Augenbraue hoch, ihm war sofort klar, das hier irgendwas im Argen lag: „Ich mache mir aber Sorgen um dich, wenn du so spät unterwegs bist und dann nicht mal eine Jacke mit hast, es ist kalt!“ Temari warf ihm kurz einen Blick über die Schulter zu: „Ich kann auf mich selbst aufpassen, Heulsuse. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Ruppig warf sie ihm die Tür vor der Nase zu und ließ den Nara verdutzt stehen. Temari war das in diesem Moment egal, sie konnte gerade gut auf seine Gegenwart verzichten. Sie spürte, wie ihre Wut wieder in ihr hochkochte, in ihrer Wohnung pfefferte sie daher ihren Schlüssel von sich, der irgendwo im Flur neben der Kommode landete und ging weiter ins Bad. „Verdammt!“, fluchte die Blonde und knallte die Tür hinter sich zu. Es regte sie so sehr auf, aber sie war viel zu stolz, als das sie Shikamaru hätte sagen können, was mit ihr los war. Genervt zog sie sich aus und stieg unter die Dusche. Erst durch das warme Wasser spürte Temari, wie kalt ihr wirklich war. Doch ihr Gemüt konnte die Dusche nicht beruhigen und so kam sie genauso geladen heraus, wie sie reingegangen war. Als Temari sich im Spiegel betrachtete, spürte sie einen Stich ins Herz. Sie fühlte sich nicht wohl. Erst hatte sie die ganze Zeit, während Shikamaru auf Mission war, kaum schlafen können und nun wollte sie ihn wiederum nicht sehen, weil da diese andere Frau gewesen war. Auf das Waschbecken abstützend ließ Temari den Kopf hängen und seufzte. Was hatte sie eigentlich wirklich gesehen? War es überhaupt so dramatisch gewesen? Wenn sie die ganze Szene mit Ino besetzte, kam es ihr überhaupt nicht schlimm vor. Würde Shikamaru überhaupt zweigleisig fahren? Bei dem Gedanken schüttelte Temari schnaubend den Kopf und musste selbst über ihre eigene Dummheit lachen. Zweigleisig wäre dem Nara viel zu anstrengend, alleine deswegen schon war ihre Vorstellung ein Ding der Unmöglichkeit. „Scheiß Hormone...“, fluchte sie und verließ das Bad. Für heute wollte sie einfach nur noch schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)