Vom ersten bis zum letzten Tag von Charly89 (Sasuke x Hinata) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- I. Ängstlich steht Hinata etwas abseits. Heute ist der erste Schultag in der Akademie. Sie hatte sich gefreut und war aufgeregt, bis vor etwa einer Stunde. Seitdem ist sie in eine Schockstarre verfallen. Das Mädchen sitzt inzwischen auf einem Stuhl und starrt auf ihre Hände. Vorsichtig riskiert sie ab und zu einen Blick nach rechts und links. Die anderen Kinder sind laut und unterhalten sich. Sie stellen sich einander vor und freuen sich, wenn sie bereits bekannte Gesichter sehen. Es ist laut im Klassenzimmer und wuselig. Hinata wirkt fürchterlich fehl am Platz. Sie kennt, bis auf ihren Cousin, auch kein anderes Kind. Es ist zwar nicht so, dass der Hyuuga-Clan sich abschottet, dennoch bleibt er meist unter sich, daher fehlt ihr die Souveränität beim Umgang mit Gleichaltrigen. Ihre generell sehr ausgeprägte Schüchternheit kommt erschwerend noch hinzu. Wie soll sie sich in diesem Chaos zurechtfinden und Kontakte knüpfen? Unsicher beginnt sie ihre Zeigefinger gegen einander zu stupsen. Eine ‚schlechte‘ Angewohnheit, die sie sich schon als Kleinkind angeeignet hat. Sehr zu Leidwesen ihres Vaters, ihrer Mutter, ihres Cousins und einer ganzen Menge anderer Leute, die ihr gerade nicht einfallen. Der ermahnende Blick von Neji bohrt sich in sie. Er soll auf sie aufpassen, sie weiß es. Natürlich nicht offiziell, doch Hinata kann sich gut vorstellen, wie ihr Vater ihn beiseite genommen hat, um ihn darauf hinzuweisen, dass er ein Auge auf sie haben soll. Sensei Iruka taucht auf und ermahnt die wild durcheinander springende Horde zur Ordnung. Das Klingeln zum Unterrichtsstart ertönt und Ruhe kehrt ein. Der erste Schultag ist zu Ende, die Kinder eilen aus dem Gebäude. Hinata steht da und beobachtet wie ihre Klassenkameraden aufgeregt zu ihren Eltern eilen. Sie erzählen und hüpfen aufgeregt auf und ab. Die Eltern streichen durch die Haare ihrer Kinder oder knuffen sie in die Wange. Neji taucht neben ihr auf. Stumm wartet er, dass sich die Tochter des Clanoberhauptes in Bewegung setzt. Verschüchtert senkt Hinata den Blick und geht los. Sie hat mit niemanden gesprochen heute, angesprochen wurde sie auch nicht. Wer soll sie auch schon ansprechen? Schüchtern hat sie selbst in den Pausen reglos auf ihrem Stuhl gesessen und das Durcheinander der Anderen beobachtet. Doch sie war nicht die Einzige, wie ihr zur Mittagspause auffiel. Der letzte Uchiha saß ebenfalls, meist schweigend, allein auf seinem Platz. Ihn hat nur niemand angesprochenen, weil er Jeden, der ihm zu nahe kam, sofort mit einem Todesblick strafte. So gehen die Wochen ins Land. Hinatas Schüchternheit bessert sich nicht, dennoch bekommt sie langsam Anschluss. Sie wird Teil der Klasse, irgendwie. Trotzdem hat sie stets das Gefühl nur geduldet zu werden, ähnlich wie in ihrem eigenen Clan. Als Tochter des Clanoberhauptes, hat sie einen gewissen Stellenwert, der ihr Leben noch mehr erschwert. Sie ist schüchtern und ängstlich, beides Dinge die sie nicht sein darf, in den Augen ihres Vaters. Gedankenverloren läuft sie durch die Gänge der Schule. Lautes Geschrei reißt sie aus ihrer Welt. Zwei Jungen am Ende des Flurs streiten sich. Kiba und Neji, wie sie recht schnell erkennt. Worüber sie streiten, bleibt ihr verborgen, nicht aber, dass sich Kiba immer weiter reinsteigert. Ein ungutes Gefühl kriecht in ihr hoch. Es wird eskalieren, wenn niemand etwas unternimmt. Unsicher sieht sie sich nach Hilfe um, doch es ist niemand hier. Soll sie etwas sagen? Dazwischen gehen? Die Angst lähmt sie, wie sonst ihre Schüchternheit. Neji faucht Kiba wütend an. Ihren Cousin aus der Ruhe zubringen hat bisher niemand geschafft. Hinata fürchtet, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Plötzlich setzt sie sich in Bewegung, ohne wirklich darüber nachzudenkenden, was genau sie tun wird, wenn sie bei den beiden ankommt. Doch es ist ihr im Moment egal. Sie muss Kiba helfen, bevor ihr Cousin womöglich auf ihn losgeht. Neij ist bereits jetzt ein ausgezeichneter Kämpfer, sie weiß das, weil sie ihn jeden Tag beim Training sieht. Niemals könnte Kiba sich gegen ihn wehren. Bei den Streithähnen angekommen, streckt Hinata ihre Hand nach Neji aus. Sie will etwas sagen, doch kein Wort kommt über ihre Lippen. Ihre Fingerspitzen berühren die Schulter ihres Cousins. Plötzlich geht alles fürchterlich schnell. Reflexartig dreht sich Neji um und holt gleichzeitig mit der Hand aus. Hinata sieht es, doch sie ist wie gelähmt. Sie kann den drohenden Schlag nicht verhindern, stattdessen schließt sie die Augen. Nichts geschieht. Sie öffnet ihre Augen wieder. Sie sieht Nejis Hand nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt und noch etwas. Um das Handgelenk ihres Cousins ist eine fremde Hand geschlossen. Hinatas Blick geht zur Seite. Sasuke steht da, ihm gehört die andere Hand. Still stehen alle vier auf dem Gang. Kiba mit Schreck geweiteten Augen. Neji mit einer Mischung aus Verärgerung und Erleichterung. Sasuke emotionslos wirkend wie immer. Und Hinata, die ihre Augen nicht von ihrem Retter abwenden kann. Das Klingeln erlöst sie alle und wortlos gehen sie in das Klassenzimmer. Sie reden nicht über den Zwischenfall, weder an diesem, noch an irgendeinem anderen Tag. Doch dieser Tag wird Hinata immer im Gedächtnis bleiben. Sie hat ihre Angst besiegt, wenn auch nur kurz. Doch nun weiß sie, dass sie mutig sein kann, wenn es nötig ist. Diese Erkenntnis hilft ihr, sich endlich als Teil der Klasse zu fühlen und nicht nur als geduldet. Sie kann auch für die Andere einstehen, wenn es sein muss und das macht sie stolz. II. Still sitzt er auf einem Baum. Er ist öfter hier in letzter Zeit. Das Training mit seinem Team ist ein Witz. Er hat nicht wirklich das Gefühl voranzukommen und die Chunin-Prüfungen stehen bald an. Also sitzt er hier oben und wartet bis der Trainingsplatz frei ist um allein zu üben. Inzwischen hat er die zeitlichen Abläufe drauf. Sasuke weiß, wann welches Team hier ist und in welchen Zeiträumen der Platz frei ist. Normalerweise kommt er erst hierher, wenn das vorhergehende Team bereits verschwunden ist, doch Dienstags und Donnerstags nicht. An diesen beiden Tagen ist er noch vor dem letzten Team da. An diesen beiden Tagen trainiert Team 8. Shino und Kiba interessieren ihn nicht. Sein Augenmerk liegt auf Hinata. Der Hyuuga-Clan und der Uchiha-Clan sind, waren, sich sehr ähnlich. Nicht nur, dass beide ein Bluterbe haben, das sich auf die Augen bezieht, nein, auch die innere Struktur ähnelte sich. Wobei sie sich auch stark Unterschied, doch so ganz genau weiß Sasuke es nicht. Weder kennt er den Hyuuga-Clan sonderlich gut, noch seinen eigenen, der ja nicht mehr existiert. Kommt womöglich daher das Interesse an Hinata? Er könnte auch Neji beobachten, doch diesem würde es sicherlich auffallen. Hinata hingegen… Keuchend geht die Hyuuga zu Boden und erregt somit Sasukes Aufmerksamkeit. Bäuchlings liegt sie im Staub und regt sich nicht. Kiba und Akamaru flitzen erschrocken zu ihr und auch Kurenai eilt herbei. Ts. Sie ist wirklich kein Vorzeigemitglied ihres Clans. Sie ist schwach und schüchtern und ängstlich. Trotzdem steht sie wieder auf, wieder und wieder. Sasuke hat es in den letzten Wochen öfters beobachtet. Selbst der störrische Hundejunge bleibt irgendwann einfach liegen, doch Hinata steht immer wieder auf, auch dann, wenn sie eigentlich nicht mehr kann. Warum nur? Erleichtertes Gelächter ist zu hören. Scheinbar ist alles in Ordnung und das Training wird beendet. Team 8 verlässt den Platz. Sasuke wartet noch einige Augenblicke, dann springt er vom Baum und widmet sich seinem Training. Die Sonne wandert gen Horizont. Die Lichter die den Platz umgeben gehen an und ersetzen das schwindende Sonnenlicht gegen künstliches. Sasuke ist so auf seine Übung fokussiert, dass er nicht bemerkt, dass er Gesellschaft bekommen hat. Er nimmt Anlauf und springt hoch. Während er sich um die eigene Achse dreht, wirft seine Shuriken auf das Ziel. Präzise trifft jedes der fünf Stück ins Schwarze. Hinata kann ihren Blick nicht abwenden. Sasuke ist für sie der Inbegriff von Selbstbewusstsein, Stärke und Präzision. Früher war das ihr Cousin Neji, bis sie den jungen Uchiha eines Abends hier bei seinem geheimen Training beobachtet hat. Seitdem sitzt sie, zumindest an den Donnerstagen, hier und sieht ihm heimlich dabei zu. Vielleicht kann sie etwas von ihm lernen, verstehen, was der Unterschied zwischen ihm und ihr ist. Ein großer Feuerball zischt über den Platz und explodiert. Durch das zusätzliche Licht bemerkt Sasuke den Zaungast. Das Feuer erlischt und das dämmrige Licht der Laternen leuchtet nur noch. „Was machst du hier?“, ertönt es kalt hinter Hinata. Verängstigt zuckt sie zusammen und läuft rot an. Sie dreht sich zu Sasuke um, sieht ihn aber nicht an. „Ich… ähm…“, beginnt sie zögerlich. Der junge Uchiha verschränkt die Arme vor der Brust. „Kein Wunder, dass dich niemand ernst nimmt, bei dem Gestotter!“ Den Tränen nahe zieht Hinata den Kopf ein. „Ich… ich… …weiß“, flüstert sie kaum hörbar. Still stehen sie da. Hinata bemüht, Sasuke nicht anzusehen. Sasuke bemüht, Hinata nicht zu genau anzusehen. „Warst du schon öfter hier?“, hakt der junge Uchiha schließlich nach. Wieso ist sie ihm nicht eher aufgefallen? Verdammt, erst amüsiert er sich, dass sie ihn nicht mitbekommt und dann passiert ihm das selbe. „J… ja…“, antwortet sie und nickt. Verärgert fährt sich Sasuke mit der Hand durch das Gesicht. „Ent… entschuldige“, spricht Hinata leise. Irritiert sieht der Uchiha das Mädchen an und zieht die Augenbraue hoch. „Warum?“, fragt er schließlich. Warum entschuldigt sie sich? Er versteht es nicht. „W… Weil ich… ähm… gehofft habe etwas… ähm… zu lernen…“, stammelt Hinata. Sasuke öffnet den Mund, um ihr zusagen, dass er das ‚Warum‘ anders gemeint hatte, doch er schließt ihn wieder ohne ein Wort zu sagen. „Ich bring dich heim“, erklärt der junge Uchia und geht los. Widerstands- und Kommentarlos folgt Hinata ihm. Schweigend laufen sie die Straße entlang. Kurz vor dem Hyuuga-Anwesen gibt Sasuke schließlich dem Bedürfnis nach, etwas zu sagen. „Du bist besser geworden.“ „Neji werde ich nie das Wasser reichen“, spricht sie außergewöhnlich deutlich und klar. Der Uchiha bleibt stehen und dreht sich zu ihr um. Natürlich hat sie recht. Sie wird ihrem Cousin nie ebenbürtig sein, dafür ist der Abstand jetzt schon zu groß. Normalerweise, würde er ihr das auch so sagen, doch er kann nicht. So wie sie gerade da steht, kann er es nicht. Sie erinnert ihn an … an sich selbst, oder besser, an sein altes Ich. Das Ich, das unbedingt die Aufmerksamkeit seines großen Bruders wollte und nicht bekam. Verloren, ungeliebt, vernachlässigt. „Du bist aber schon besser wie letzte Woche“, erklärt Sasuke und dreht sich wieder um. Gemächlich setzt er seinen Weg fort. „Und erheblich besser, wie vor einigen Monaten“, fügt er kurz vor ihrem Ziel hinzu. Warum munter er sie auf? Er weiß es nicht. Vielleicht, weil er sich mit ihr verbunden fühlt, auf eine merkwürdige Art und Weise. Ungesehen von Sasuke läuft Hinata rot an. Ihr Herz klopft wie wild und ihre Hände werden fürchterlich nass. III. Die Laudatio von Kakashi hat nicht lang gedauert. Der neue Hokage ist kein Mann der großen Worte, das weiß jeder. So steht sie nun, kurz nach seinem Dienstantritt, bereits mitten in der feiernden Meute, wo sie so furchtbar fehl am Platz ist. Eine Hand umfasst ihre. Sanft wird sie zwischen den tanzenden und jubelnden Menschen hindurch gezogen. Die Hand fühlt sich gut an, warm und sicher. Hinata schließt ihre Finger um sie, die Hand erwidert die Geste. Die Menge wird weniger, die Geräuschkulisse ruhiger. Der Mond leuchtet ihnen den Weg, über die Dächer Konohas. Wie oft sind sie in den letzten Jahren diesen Weg gegangen? Oft, doch sie wussten beide nicht so recht warum - zumindest nicht am Anfang. Es war Freundschaft, irgendwie, doch irgendwie auch nicht. Sie waren nie wirklich Freunde, dennoch traten sie für einander ein, als wären sie es. Er war der Einzige, der sich nicht daran störte, dass sie oft einfach schwieg. Sie war die Einzige, die sich nicht daran störte, dass er oft einfach schwieg. So saßen sie oft zusammen, am Trainingsplatz, auf einem Dach, und irgendwann auf einem Baum etwas außerhalb des Dorfes. Sie redeten, wenn ihnen danach war und schwiegen, wenn es nichts zu sagen gab. Mit der Zeit wuchs die Vertrautheit und der Abstand zwischen ihnen schrumpfte. Der reale Abstand und auch der mentale. Trennte sie am Anfang zwei Etagen auf dem Baum, saßen sie irgendwann auf demselben Ast. Trennten sie am Anfang ihre Nachnamen, redeten sie irgendwann nicht mehr darüber. Sie hat viel darüber nachgedacht, was in den Jahren passiert ist und warum. Sie hat alle Möglichkeiten durchgespielt, am Ende blieb nur eine mögliche Antwort übrig. Sie war so abwegig, dass sie sie zunächst verwarf. Doch es gab keine andere Option, also musste es stimmen. Hinata weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn sie rot wird, wenn sie Herzklopfen bekommt, wenn sie verlegen und schüchtern ist. Und Hinata weiß inzwischen, dass es feine Unterscheide gibt. Für ihre Umwelt, mag es immer gleich aussehen, gleich wirken, doch dem ist nicht so. Sie ist rot, doch das rot ist hitziger. Sie hat Herzklopfen, doch es ist kräftiger. Sie ist schüchtern, doch es ist kribbelig. Sie ist verlegen, doch es fühlt sich gut an. Sie sind bereits weit vom Dorfzentrum und der Feier entfernt, nur noch schwach dringen die Geräusche bis hierher. Alles und jeder ist bei den Feierlichkeiten, wirklich jeder. Sie haben darüber geredet, vor Wochen, als sie mal wieder Zeit hatten, sich heimlich zu treffen. Niemand wäre außerhalb des Dorfzentrums, absolut niemand. Deswegen sind sie heute hier und nicht an ihrem üblichen Treffplatz. Nein, heute hat er sie mit hier hergenommen. Sasuke öffnet die Tür zu seinem Haus, dem einzigen bewohnten, im Uchiha-Viertel. Er führt sie in sein Wohnzimmer. Sein Finger legt sich unter ihr Kinn, hebt ihr Gesicht an damit er sie ansehen kann. Die schwarzen Rubine funkeln, lassen ihr rot hitziger werden. Sanft legt er seine Lippen auf die ihren, lässt ihr Herz kräftiger klopfen. Sein Daumen streicht über ihre Wange, es kribbelt in ihrem Bauch. Seine Arme umschließen sie, es fühlt sich gut an. Was die Zukunft bringt, weiß sie nicht und er auch nicht. Doch darum geht es nicht, wenn sie zusammen sind. Keine Clans, keine Verpflichtungen, nur er und sie und das, was sie für einander empfinden. So unwahrscheinlich und unmöglich dieses Gefühl vor Jahren noch schien, so sicher ist sie sich heute. Ein wunderbarer Traum, nur für sie beide, nur hier und jetzt, nur in diesen Augenblicken der Zweisamkeit. IV. Immer wieder sieht er sich den Zettel an. So viel wollte er ihr sagen, so viel erklären, mitteilen, doch nichts schien passend. Passend für das, was geschehen ist. Ein Traum in einem Traum. Mehr war es nicht, oder? Betrübt wendet er den Blick ab und legt den Zettel auf ihr Nachtschränkchen. Es wird noch dauern, bis sie hierher kommt … mit ihm. Ihr Mann, ihr Ehemann, seit heute. Sasuke ballt die Fäuste. Immer haben sie es ausgeblendet, Clans, Verpflichtungen, all diese Dinge. Am Ende hat sie die Wahrheit eingeholt, hat sie herausgerissen aus ihrem Traum. Hinata hat Pflichten. Pflichten, die sie nicht abwehren kann. Sie ist das zukünftige Clanoberhaupt, sie muss den Namen Hyuuga weiter tragen in die nächste Generation. Hyuuga, nicht Uchiha. Alles träumen, alles Augen verschließen half nichts. Vor einem halben Jahr stand sie vor ihm, tränenüberströmt. Ihr Vater hat einen ‚geeigneten‘ Mann für sie gefunden. Nein, es war nicht das Platzen einer Seifenblase, es war die Detonation einer ganzen Welt. Der Zusammenbruch und die Auslöschung der letzten 14 Jahre. Sasuke erinnert sich genau, an den ersten Schultag, an den Zwischenfalls mit Kiba und Neji; an den Abend, als er sie bei seinem Training erwischte. Die vielen Abende, schweigend, Seite an Seite. Die vielen Abende, redend über Dinge die sie bewegten, Seite an Seite. An den Abend, als Kakashi Hokage wurde. Sie beide zusammen, in seinem Haus, in seinem Bett. Frustriert schüttelt Sasuke den Kopf. Er erhebt sich von dem Bett. Er wendet sich dem Fenster zu, durch das er ins Haus gekommen ist. Wieder fällt sein Blick auf den kleinen Zettel. Schwermütig seufzt er und verschwindet aus dem Dunkel des Hauses in das Dunkel der Nacht. Kurz ruht er auf dem Baum, ihren Baum. Sasukes Entschluss steht fest. Er wird gehen. Niemals könnte er den Anblick ertragen. Sie mit ihm zusehen, würde ihm das Herz in Stücke reißen, das weiß er. Gerade will er zum Sprung ansetzen, da hält ihn eine Hand an der Schulter auf. Ruckartig dreht er sich um und kann es nicht fassen. Zwei helle Augen sehen ihn, ängstlich und verzweifelt. „Hinata“, haucht Sasuke, unfähig seine Gedanken zu sortieren. Ihre zarten Hände verkrampfen sich in seinem Umhang. Ihr ganzer Körper zittert und bebt. Schützend nimmt er sie in den Arm. „Was ist geschehen?“, fragt er leise. „Ich… Ich habe ‚nein‘ gesagt“, antwortet sie brüchig. Fassungslos weiten sich Sasukes Augen. Das ist doch nicht möglich? Verweint sieht sie auf. „Nimm mich mit, Sasuke. Bitte.“ Fest drückt er sie an sich. Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht. Er hat ganz vergessen, wie mutig sie sein kann, wenn sie es muss. In der Ferne werden Stimmen laut, sie sind auf der Suche nach der flüchtigen Braut. Lichter dringen durch das Dickicht. Die Aufregung der Suchenden ist unüberhörbar. Ohne ein weiteres Wort, nimmt Sasuke Hinata fest an die Hand und verschwindet mit ihr. Wer hat gesagt, dass man aus seinen Träumen erwachen muss? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)