Unmei no akai ito von Rebi-chan (Der rote Faden des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 21: Entscheidungen und Komplimente ------------------------------------------ Meine Mutter verschwand wieder im Wohnzimmer und ich zog Kacchan und Shôto in mein Zimmer. Etwas unschlüssig blieben wir alle drei mitten im Zimmer stehen, bis Kacchan mich zum Bett zog und darauf nieder drückte. Er selbst schnappte sich meinen Schreibtischstuhl und setzte sich verkehrt herum darauf und so, dass er mich anschauen konnte. Shôto nahm sich eines der Sitzkissen und setzte sich im Schneidersitz darauf auf den Boden vor das Bett. Wir sahen uns an und blieben einige Minuten still. „Wir sollten wirklich darüber reden...“, begann schließlich Shôto. „Es gibt nichts zu reden. Wasch dir den Fleck vom Rücken und verschwinde...“, grummelte Kacchan. Ich blinzelte und blickte zwischen den beiden hin und her. „Und wenn... wenn ihr beide...“, begann ich leise und vorsichtig. „Ich mit dem da? Nie im Leben...“, unterbrach mich Kacchan. In diesem Moment klopfte es an der Tür und meine Mutter betrat das Zimmer mit einem Tablett. Ich hatte sie nicht darum gebeten, doch sie hatte uns von sich aus Tee und Kekse gebracht. „Lasst euch von mir nicht stören...“, grinste sie, stellte das Tablett auf meinen Schreibtisch. „Danke, Mama“, lächelte ich und blickte sie auffordernd an. „Schau mich nicht so an, Izuku... Ich bin ja schon wieder weg... Katsuki, Todoroki-kun, bleibt ihr zum Abendessen?“, fragte sie in die Runde. Die beiden blickten mich an und nickten dann synchron. „Wenn es keine Umstände bereitet“, sagten beide gleichzeitig und verstummten erschrocken. Ich unterdrückte ein Kichern. Meine Mutter lächelte und ließ uns wieder alleine. Als die Tür hinter ihr zugefallen war, konnte ich nicht mehr anders und fing an zu lachen. Ich kugelte mich regelrecht auf dem Bett und bekam sogar Schluckauf davon. Kacchan war vom Stuhl gesprungen und hatte sich neben mich gesetzt, versuchte mich zu beruhigen indem er mir über den Rücken strich. Shôto saß weiterhin mit großen Augen auf dem Boden, wurde dann aber von meinem Lachen angesteckt und begann ebenfalls verhalten vor sich hin zu kichern. Kacchan sah uns beide an, schüttelte den Kopf und begann dann auch zu grinsen. Es dauerte einige Minuten, bis wir drei uns wieder beruhigt hatten. Ich lag inzwischen nach Luft schnappend mit dem Rücken auf dem Bett und versuchte meinen Schluckauf unter Kontrolle zu bringen. „Ihr macht mich fertig...“, gluckste ich und atmete mehrere Male tief ein und aus. Ich richtete mich wieder auf und blickte die beiden an. Sie hatten rote Wangen vom Lachen. Vermutlich sah ich nicht anders aus. Ich hätte niemals gedacht, dass wir drei zusammen in einem Zimmer sitzen und ausgelassen lachen würden. Doch es fühlte sich gut an. Ich lächelte zu Shôto hinüber. Ihn hatte ich noch nie so kichern gehört. Immer hatte er es versteckt gehabt oder sich nicht getraut. Dabei gab es dazu doch überhaupt gar keinen Grund! Und auch Kacchan hatte ein sehr schönes Lachen. Aber genauso wie Shôto zeigte er es viel zu selten. „Ihr solltet öfters lachen“, meinte ich und grinste. Shôtos Wangen wurden noch roter und Kacchan fand irgendeine Ecke meiner Zimmerdecke plötzlich wahnsinnig interessant. Mit einem Mal spürte ich Kacchans Blick wieder auf mir. Er rutschte näher und blieb wenige Zentimeter von mir entfernt sitzen. „Was hast du jetzt vor?“, fragte er mich ganz direkt und ernst. Ich blinzelte verwirrt. „Was sollte ich denn vor haben?“ Kacchan verzog das Gesicht. „Die Muttermale. Du glaubst doch an die Legende...“ Ich seufzte und senkte den Blick. „Ja... ich glaube daran... aber ich weiß nicht, was jetzt sein wird...“ „Du hast nun die freie Wahl...“, meinte er leise. Ich sah ihn an. „Willst du, dass ich mich jetzt sofort entscheide? Das kann ich nicht...“ Ich schüttelte den Kopf. „Das will ich nicht...“ Mir war schon wieder zum Heulen zu mute... Wollte Kacchan wirklich, dass ich mich jetzt sofort entschied? Ich wusste doch noch nicht einmal, ob ich mich überhaupt in einen der beiden verliebt hatte! Oder ob ich einen der beiden wirklich glücklich machen konnte! Ich presste die Lippen zusammen und senkte wieder den Blick. Mit aller Kraft hielt ich die Tränen zurück. Shôto gesellte sich zu uns aufs Bett und zog mich einfach in seine Arme. Kacchan protestierte mit einem grummeligen 'Hey!', sagte aber nichts weiter. „Niemand verlangt von dir, dass du dich entscheidest... Du hast alle Zeit der Welt... Und ich für meinen Teil bin schon zufrieden, wenn ich weiterhin ein bisschen Zeit mit dir verbringen darf...“, beruhigte er mich. Ich lehnte mich an ihn. Es fühlte sich nicht falsch an, aber etwas fehlte. Etwas entscheidendes. Etwas unsagbar wichtiges! Doch ich konnte es nicht benennen. Kacchan grummelte leise. „Nein... du musst dich nicht entscheiden... Obwohl es klar ist, wen du wohl wählst...“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Na, dich sicher nicht... Nachdem, was du alles angestellt hast...“, konterte Shôto und schlang seine Arme besitzergreifend um mich. Etwas überfordert schaute ich zwischen den beiden hin und her. Sie stritten doch tatsächlich um mich! „Ich hatte meine Gründe...“, knurrte Kacchan. Er hatte sich wieder verspannt und war kurz davor Shôto an den Kragen zu gehen. Da Shôto aber nicht gewillt war mich los zu lassen, nahm ich einfach Kacchans Hand. „Hab ich nicht gesagt, dass ihr aufhören sollt zu streiten?“, meldete ich mich zu Wort. Wie durch ein Wunder verstummten beide wieder und entspannten sich. Ich lächelte in mich hinein. Nie hätte ich gedacht, dass ich solch eine Wirkung auf jemanden haben könnte. Sanft befreite ich mich aus Shôtos Umarmung, rutschte vom Bett und ging zu meinem Rucksack. „Was haltet ihr davon, wenn wir den Nachmittag nutzen und Hausaufgaben machen?“, fragte ich. Etwas unverfängliches wäre jetzt vermutlich genau richtig! „Was für ein Nerd...“, lachte Kacchan. Shôto verkniff sich ein Lachen, lächelte mich aber sanft an. „Ihr könnt meine Mitschriften haben. Ihr habt ja den Großteil vom Unterricht verpasst...“, bot er an und rutschte ebenfalls vom Bett. Aus seinem Rucksack zog er seine Hefte und hielt sie mir hin. Ich nahm sie dankend an und begann seine Mitschriften in meine Hefte zu übertragen. Kacchan fügte sich mit einem Grummeln. Ihm war es wohl überhaupt nicht recht etwas von Shôto anzunehmen. Eine Zeit lang war nur das Kratzen unserer Stifte auf dem Papier zu hören. Es dauerte eine Weile, bis ich alles fehlende aus Shôtos Hefte in meine übertragen hatte. „Man könnte meinen, du wärst ein Mädchen...“, murmelte Kacchan irgendwann während dem Schreiben. Shôto und ich blickten uns fragend an. „Was genau meinst du?“, wollte er wissen und rutschte neben Kacchan, der sich auf den Boden gesetzt hatte. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Kacchans Wangen, als er Shôto so dicht neben sich spürte. „Deine Schrift... Nur Mädchen haben so eine schöne Handschrift... Schau dir die von Izu an... die reinste Sauklaue...“, erklärte er ganz leise. Überrascht sah ich ihn an. Ich wusste, dass ich nicht die schönste Handschrift hatte. Aber sie war gut zu lesen. Doch Kacchan hatte recht! Shôto hatte wirklich eine sehr schöne Handschrift. Shôto war still geworden. Er hatte den Kopf gesenkt. Unter seinen Haaren konnte ich sehen, dass er rot geworden war. Ich grinste, stand von meinem Stuhl auf und kniete mich neben ihn, stupste ihn leicht an. „Wenn Kacchan so etwas sagt, dann ist das ein Kompliment. Und er macht selten Komplimente. Also nimm es an und freu dich einfach...“ „Red keinen Unsinn... Das war eine Feststellung... Nichts weiter...“, gab Kacchan verlegen von sich. Ich lachte leise auf. Vielleicht würde es doch gar nicht so schlimm werden mit den beiden, wie ich anfangs vermutet hatte. Ein Klopfen an der Tür ließ uns aufhorchen. „Jungs?“, ertönte die Stimme meiner Mutter gedämpft von der anderen Seite. Ich stand auf und öffnete ihr die Tür, sah sie fragend an. Sie lächelte und warf einen Blick ins Zimmer. „Das Essen ist fertig, kommt ihr bitte?“ Sofort standen Kacchan und Shôto auch schon hinter mir und schoben mich aus dem Zimmer. Wir alle hatten Hunger, stürmten das Esszimmer und setzten uns an den Tisch. „Das hat was von einer Raubtierfütterung...“, lachte meine Mutter, setzte sich zu uns und gemeinsam begannen wir zu essen. Das Essen meiner Mutter schmeckte immer sehr lecker. Doch heute hatte sie sich irgendwie übertroffen. Oder lag es an der Gesellschaft, die wir hatten? Lag es an Shôtos und Kacchans Anwesenheit und dem Kribbeln in meinem Bauch, welches die beiden auslösten, dass das Essen heute so viel besser schmeckte als sonst? Tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)