Unmei no akai ito von Rebi-chan (Der rote Faden des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 22: Im Hause Midoriya ----------------------------- Nach dem Essen verzogen wir uns wieder in mein Zimmer. Ich bestand darauf weiter Hausaufgaben zu machen und wurde natürlich von Kacchan direkt damit aufgezogen. „Kann ja nicht jeder so begabt sein wie du. Manche müssen für ihre guten Noten auch richtig was tun!“, rügte ich ihn mit einem sanften Lächeln, um ihm zu zeigen, dass ich es nicht ernst meinte. Kacchan verstand es glücklicherweise und grinste mich frech an. Shôto beobachtete uns mit einem Schmunzeln, das sofort verschwand, als Kacchan ihm einen Blick zuwarf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht einfach werden würde mit den beiden... Aber vielleicht irrte ich mich da auch einfach... Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit unsere Hausaufgaben zu erledigen und bemerkten, dass wir uns gegenseitig sehr gut helfen konnten. Shôto war gut in Mathe und erklärte Probleme einfach und verständlich. Kacchan hatte mit Sprachen, sei es nun mit dem Japanischen oder Englischen, weniger Probleme als Shôto und ich und half uns in diesen Fächern. Meine Stärken lagen in Chemie und Biologie, wo ich ihnen helfen konnte. So glichen wir die Defizite untereinander aus. Als wir fertig waren fielen wir erschöpft auf mein Bett. Ich lag in der Mitte zwischen Kacchan und Shôto und hatte die Augen geschlossen. „Hätte schlimmer sein können...“, murmelte Kacchan unvermittelt. „Stimmt...“, bestätigte Shôto. Ich blinzelte und sah die beiden abwechselnd an. Sie hatten ebenfalls die Augen geschlossen und lagen entspannt neben mir. Ich spürte, wie sich ein Lächeln in mein Gesicht schlich. „Dann können wir das ja wiederholen!“, meinte ich gut gelaunt. Wieder warf ich abwechselnd Blicke zu den beiden. Sie sahen mich nun an und nickten lächelnd. Das Klingeln eines Handys ließ uns zusammenzucken. „Tut mir Leid!“, rief Shôto direkt, stürzte zu seinem Rucksack und holte das Telefon heraus, nahm den Anruf entgegen. Man konnte ihm ansehen, dass er wenig begeistert war über denjenigen, der am anderen Ende der Leitung brüllte. Kacchan und ich sahen uns erschrocken an. Er setzte zu einer Frage an, doch ich schüttelte den Kopf. Ich konnte mir denken, wer das gerade war, der Shôto da anbrüllte. Ich stand auf, ging zu ihm und blieb neben ihm stehen. Seine ungleichen Augen waren angsterfüllt und geweitet. Sein Gesicht blass, sodass die Narbe noch deutlicher hervorstach. Sanft nahm ich seine Hand und drückte sie. „Ja... ja... ich bin gleich zu Hause... ja... tut mir Leid... ja...“, murmelte Shôto immer wieder in das Telefon und klammerte sich regelrecht an meine Hand. Als das Gespräch endlich endete, sah er mich an. Sofort zog ich ihn in eine Umarmung und spürte, wie die Kraft aus ihm schwand. Wir sanken gemeinsam auf den Boden und blieben dort sitzen. „Dein Vater ist ein Idiot...“, murmelte ich und strich ihm beruhigend über den Rücken. Shôto drückte sich an mich und versteckte sein Gesicht an meiner Schulter. „Tut mir Leid, dass ihr das mitbekommen habt...“, hauchte er mit zittriger Stimme. In diesem Moment nahm ich eine Bewegung neben uns wahr und sah auf. Kacchan hatte sich neben uns gesetzt und sah irgendwie verloren aus. „Was war das denn für ein Psycho?“, fragte er, schließlich wusste er noch überhaupt nichts. Shôto sah auf und ihn an, seufzte dann leise und senkte den Blick. „Mein Vater... Er will, dass ich auf der Stelle nach Hause komme...“, erklärte er nun. „Ich frage meine Mutter, ob sie dich nach Hause fahren kann...“, bot ich an. Shôto nickte dankbar und lächelte matt. „Aber nur, wenn es keine Umstände macht...“ Ich drückte ihn noch einmal kurz an mich. „Keine Sorge, das macht ihr sicher keine Umstände. Sie ist total in dich vernarrt“, ließ ich ihn grinsend wissen und stand auf. Mit eiligen Schritten lief ich zu meiner Mutter und schilderte ihr kurz, was gerade vorgefallen war. „Natürlich fahre ich ihn!“, sagte sie sofort. Im gleichen Moment hörte ich wie die Spülmaschine anfing zu piepsen. „Danke Mama! Kacchan und ich räumen derweil die Spülmaschine aus“, lächelte ich und hoffte, dass Kacchan sich nicht quer stellen würde. Wir gingen gemeinsam zu meinem Zimmer. Kacchan und Shôto saßen immer noch auf dem Boden und unterhielten sich leise miteinander. „Komm, junger Mann. Wir wollen doch deinen griesgrämigen Vater nicht noch länger warten lassen...“, lächelte meine Mutter an Shôto gerichtet. Er sah sie an und lächelte dann. „Danke! Ich hoffe, ich bereite keine Umstände...“ „Nicht im geringsten!“, erwiderte meine Mutter. Shôto verabschiedete sich von Kacchan und mir, nahm seinen Rucksack und eilte meiner Mutter hinterher. Ich sah Kacchan an. In seinen Augen konnte ich eine gewisse Wut sehen. „Er hat es dir erzählt?“, fragte ich leise und kniete mich neben ihn. Er nickte und sah mich an. „Wie kann ein Vater nur so sein...?“, wollte er leise wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht...“ Kacchan seufzte leise und ließ die Schultern hängen. Ich stupste ihn sanft an und lächelte. „Die Spülmaschine ist fertig. Hilfst du mir beim Ausräumen?“ Kacchan sah mich an und auf seinen Wangen zeigte sich wieder ein Rotschimmer. Er nickte nur und stand auf. Gemeinsam räumten wir das saubere Geschirr in die Schränke und waren bereits wenige Minuten später fertig. Meine Mutter war immer noch unterwegs und würde es auch noch die nächsten zwanzig Minuten sein, sodass wir nun alleine waren. Fast schon schüchtern sah Kacchan mich an. „Izu...“, begann er. Wir standen noch in der Küche. Also zog ich ihn ins Wohnzimmer auf die Couch, wo es bequemer war und sah ihn abwartend an. „Es tut mir Leid, dass ich heute morgen nicht auf dich gewartet habe... Und dass du Kopfschmerzen hattest war sicher auch meine Schuld...“ Blinzelnd sah ich ihn an, rutschte dann näher an ihn heran und nahm eine seiner Hände. „Du hattest an den Kopfschmerzen überhaupt keine Schuld. Ich hab gestern einfach zu wenig getrunken...“, beruhigte ich ihn. Er sah mich an und zog mich dann in seine Arme. „Du bist mein Ende des roten Fadens... Und ich laufe nicht mehr davor weg...“, flüsterte er. Mein Herz begann heftig in meiner Brust zu schlagen. Was genau wollte er mir damit sagen? Ich versteckte meine glühenden Wangen an seiner Schulter. Mich an ihn zu schmiegen fühlte sich so verdammt gut an, dass ich ihn im Moment gar nicht loslassen wollte. „Das heißt, wir gehen weiterhin zusammen zur Schule und nach Hause?“, nuschelte ich. „Und ich darf bei dir bleiben?“ Sein Griff um meine Taille verstärkte sich. Er zog mich noch näher an sich und nun spürte ich, dass auch sein Herz schnell schlug. „Kannst du mir denn verzeihen, was ich dir angetan habe?“, wollte er wissen. Ich ließ mir mit der Antwort einen Moment Zeit. „Du hattest doch deine Gründe...?“ Ich hatte diesen Satz normal formulieren wollen, doch er hörte sich trotzdem an wie eine Frage. Kacchan nickte und im gleichen Moment spürte ich seine Lippen an meinem Hals. Unsicher hauchte er dort einen winzigen Kuss hin. „Ich wollte nicht, dass du merkst, wie viel du mir bedeutest... Und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als mir selbst einzureden, dass ich dich gar nicht lieb habe...“ Ich hielt ganz still. Seine Lippen hinterließen ein Kribbeln an der Stelle, das sich in Windeseile in meinem ganzen Körper ausbreitete. „Ich verzeihe dir...“, flüsterte ich. „Aber von jetzt ab darfst du es mir gern zeigen...“ Wir saßen noch eine Weile Arm in Arm auf der Couch und kuschelten miteinander, bis meine Mutter wieder nach Hause kam. Schimpfend ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Verwundert sahen wir sie an, als sie zu uns ins Wohnzimmer kam. „Dieser Mann ist eine Zumutung!“ „Shôtos Vater?“, fragte ich und stand auf um für uns alle drei Tee zu machen. „Ja! So jemand sollte sich überhaupt nicht Vater nennen dürfen! Der arme Junge...“ Meine Mutter war richtig aufgebracht. So hatte ich sie noch nie erlebt. Sie beruhigte sich allerdings nach einigen Minuten, in denen sie sich über Shôtos Vater ausließ. „Aber seine große Schwester ist ein Goldstück! Das vollkommene Gegenteil und so lieb!“, begann sie zu schwärmen. Kacchan sah sie überrascht an. Ich lachte nur leise über diese Wandlung. Ich hatte mich wieder neben ihn gesetzt, hielt aber ein wenig Abstand. Als unser Telefon klingelte, sprang ich auf. Kacchan unterhielt sich gerade angeregt mit meiner Mutter. Auch wenn Tante Mitsuki und sie sehr gute Freundinnen waren, so war Kacchan schon lange nicht mehr bei uns gewesen und meine Mutter war nun mal neugierig. Ich nahm den Anruf entgegen. „Ah, hallo Izuku!“, hörte ich Tante Mitsuki am anderen Ende ins Telefon flöten. „Ich wollte mich nur mal erkundigen, ob sich Katsuki heute noch bequemt seinen Hintern nach Hause zu schwingen oder ob er dafür zu faul ist und bei dir übernachten will.“ Ich lachte leise. „Moment, ich frage mal eben, was ihm vorschwebt...“, vertröstete ich sie, legte den Hörer beiseite und ging wieder ins Wohnzimmer. „Kacchan, deine Mom fragt, ob du hier übernachten willst oder doch lieber nach Hause kommst“, grinste ich breit. Er sah mich an und schien zu überlegen. „Ich glaube, es ist besser, ich gehe nach Hause...“, erwiderte er dann. Ich nickte ihm zu und ging wieder zum Telefon zurück. „Tante Mitsuki? Kacchan kommt demnächst nach Hause“, informierte ich sie. Sie bedankte sich bei mir und wünschte noch einen schönen Abend. Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel und sah, wie Kacchan in meinem Zimmer verschwand um seine Sachen zu holen. Ich folgte ihm und beobachtete ihn dabei. Tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)