Was wäre wenn... von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 1: Väter haben es nicht leicht -------------------------------------- Geschickt fuhr Yasuo seinen Sportwagen durch den dichten Stadtverkehr. Seine Gedanken waren bei seinem zwölfjährigen Sohn, der  schon wieder Ärger in der Schule hatte und sich geprügelt haben sollte. Yasuo konnte sich schon denken was passiert war und das mal wieder ein ganz bestimmter Schüler auf seinen Jungen losgegangen war. Seit knapp drei Monaten ging sein Sohn nun auf diese Schule und so langsam bereute der junge Vater seinen Entschluss Atemu in eine Klasse mit 14 jährigen Teenagern geschickt zu haben. Zwar hatte er keine Probleme mit dem Unterrichtsstoff, aber offensichtlich mit den älteren Mitschülern. Es war nun das elfte Mal, das er einen Anruf aus der Schule bekam und so langsam riss Yasuo der Geduldsfaden. Zügig parkte er sein Auto vor der Schule und ging mit großen Schritten ins Gebäude. Den Weg in das Büro des Direktors kannte er inzwischen zu gut und er ging ohne anzuklopfen hinein, was ihn einen entrüstenden Blick der anderen Anwesenden einbrachte. Doch diese Unhöflichkeit interessierte Yasuo nicht und er ging sofort zu seinem Sohn, der einiges abbekommen und Blessuren im Gesicht und an den Armen davongetragen hatte. „Geht es dir gut, Atemu?“ Schmollend sah Atemu zur Seite. „Ich habe nicht angefangen. Der da ist Schuld!“ Atemu zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf einen Jungen mit brünetten Haaren und Saphir-blauen Augen, der ebenfalls nicht ohne blaue Flecke davon gekommen war. Seine Wange war geschwollen und seine Lippe aufgeplatzt. Seto zog die Augenbrauen zusammen und sah Atemu giftig an. „Du bist wie ein wildes Tier auf mich losgegangen.“ Atemu bekam vor Wut rote Wangen. „Nur weil du diesem blöden Bakura gesagt hast, dass der mich in der Toilette einsperren soll.“ Die roten Augen fielen auf den Jungen neben Seto, der ihn finster an funkelte. „Du hast es nicht anders verdient, du Ekel.“, fauchte Atemu weiter. Yasuo sah zwischen den dreien hin und her. Der brünette Junge war deutlich größer als Atemu und sah eigentlich ganz vernünftig aus, wenn da nicht dieser gereizte Blick wäre. Den Jungen mit den weißen Haaren kannte er inzwischen mehr als ihm lieb war. Der Direktor räusperte sich. „Dr. Kaiba und die Eltern von Bakura werden gleich hier sein, dann können wir diese Angelegenheit klären.“ Yasuo war jetzt schon genervt. Doktoren konnte Yasuo beim besten Willen nicht ausstehen und mied sie wie der Teufel das Weihwasser. Der Bengel kam also aus gutem Hause und wurde von seinen Eltern wohl zu sehr verhätschelt. „Mit Bakura´s Eltern habe ich mich schon zur genüge auseinander gesetzt und ich weiß beim besten Willen nicht, was das noch bringen sollte?“ „Wir versuchen eine Lösung zu finden, die alle zufrieden stellt.“ „Bis mein Junge im Krankenhaus landet?“ „So schlimm ist es doch gar nicht.“ Yasuo konnte diesen Mann nicht ausstehen und es fehlte wirklich nicht mehr viel und er würde das letzte bisschen Geduld verlieren. Mit sanfterem Blick sah er wieder seinen Sohn an, der immer noch ganz rot im Gesicht war, aber entschuldigend aus seinen roten Rubinen schaute. „Bist du sehr böse?“ Yasuo kniete sich hin, um mit seinem Sohn auf Augenhöhe zu sein. „Sagst du mir, was genau passiert ist?“ „Dieser blöde Bakura hat mich in der Toilette eingesperrt, als wir Pause hatten. Der ärgert mich immer und Seto stachelt ihn dazu an. Deshalb hatte ich die Nase voll und habe ihm eine runter gehauen. Leider hat er sich gewehrt.“ Yasuo zog die Augenbrauen hoch. „Du kannst doch nicht einfach jemanden schlagen. Wenn du ein Problem hast, sollst du doch zu mir kommen.“ „Ich kann doch nicht immer zu dir rennen, wenn ich etwas habe.“ Yasuo strich seinem Sohn die blonden Strähnen aus dem Gesicht. „Du siehst ja, was dabei herauskommt.“ Warum mischten die Lehrer sich nicht ein? War es ihnen egal, oder bekamen sie diese ganzen Geschehnisse nicht mit? Yasuo stand auf, als es klopfte und sah einen hochgewachsenen Mann durch die Tür schreiten, den er jetzt schon nicht leiden konnte. Da war dieser geschniegelte Arzt, zu dem er so weit wie möglich Abstand haben wollte. Mit Krawatte und blauem Blazer stand er vor ihm, während Yasuo wie immer seine schwarze Lederjacke trug. Seth verschaffte sich einen kurzen Überblick und runzelte die Stirn, als er den kleinen Atemu sah. Seine blauen Augen wanderten zu Seto, der ihn am liebsten mit seinem Blick aufgespießt hätte. „Sag jetzt nicht, das du auf das kleine Kerlchen losgegangen bist, Seto?“ „So verzweifelt bin ich noch nicht. Der kleine Zwerg hat mir ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen. Ich habe mich nur gewehrt, oder soll ich mich von so einem Giftzwerg etwa verprügeln lassen?“ „Nenn mich nicht klein.“, brauste Atemu auf. „Du ärgerst mich die ganze Zeit und deshalb hast du auch eine Abreibung verdient.“ Seth seufzte abgrundtief. Ja, er kannte Atemu von Erzählungen seines Sohnes und wusste, das Seto ein Problem mit ihm hatte. Allerdings hatte er sich den kleinen ganz anders vorgestellt. Seth´s Blick wanderte zu Yasuo, der ihn genauso böse ansah, wie Seto es tat. „Ich entschuldige mich für meinen Sohn und verspreche, das Seto ihn in Zukunft in Ruhe lässt.“ Damit hatte Yasuo nicht gerechnet, besonders nachdem Atemu zuerst zugeschlagen hatte. Doch er lies Vorsicht walten. Bei diesen Ärzten wusste man schließlich nie so genau wo man dran war. „Das will ich hoffen. Auch Atemu wird sich in Zukunft zurück halten.“ Damit war die Angelegenheit für Yasuo erledigt und er verabschiedete sich. Er wollte nur noch weg von diesem Arzt und seinen unerzogenen Bengel. „Lauf doch nicht so schnell, Papa. Meine Beine sind nicht so lang wie deine.“, beschwerte sich Atemu und sah seinen Vater anklagend an. „Entschuldige. Soll ich dich tragen?“ „Ich bin doch kein Baby mehr.“, schmollte Atemu, aber er nahm die Hand seines Vaters. „Erwachsen bist du auch noch nicht, mein Junge.“ Beinahe hätte Yasuo das Wort `kleiner´ benutzt und wäre prompt ins nächste Fettnäpfchen getreten. Dieses Wort hasste sein Sohn, weil er kleiner war als der Durchschnitt und das nagte an Atemu. * „Was hast du dir dabei gedacht?“, wollte Seth wissen und sah seinen Sohn streng an, als er neben ihm im Auto saß. „Der Zwerg geht mir auf die Nerven. Heute haben wir ein Referat in Chemie gehalten und der kleine Streber hat mal wieder eine Eins abkassiert, obwohl er durch den Schulwechsel in diesem Thema noch nicht einmal richtig drin war.“ „Und deshalb hetzt du diesen Schläger auf ihn? Der Kleine hat doch keine Chance gegen Bakura und du findest das auch noch witzig, ja?“ Seto schnaubte nur abfällig. „Dieses Papa-Söhnchen fängt doch gleich an zu heulen, wenn man was gegen ihn sagt.“ „Lass ihn einfach in Ruhe. Ich erwarte nicht, das du dich mit ihm anfreundest. Es reicht mir, wenn du ihn tolerierst.“ Seth ahnte schon worauf dass hinaus lief und das es noch einigen Ärger mit sich zog. Warum war sein Sohn auch so übermäßig ehrgeizig? Jeder der besser war als er, wurde als Feind angesehen und ausgerechnet ein Zwölfjähriger lies Seto seinen Staub schlucken. Klar das er gereizt und wütend war, doch dafür konnte Atemu am wenigsten etwas. * „Hast du irgend welche Hausaufgaben auf?“, wollte Yasuo wissen, als sie in ihre Wohnung kamen. „Ja, die mache ich nach dem Essen.“ Atemu drehte sich zu seinem Vater und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Was gibt es denn zum Nachtisch?“ „Zuerst wird zu Mittag gegessen und nur wenn du deinen Teller leer isst, gibt es etwas süßes.“ „Das war doch gar nicht meine Frage.“, kam es beleidigt zurück. Yasuo seufzte geschlagen. „Es gibt Cupcakes mit Creme-Füllung.“ „Hast du die selbst gemacht?“ Atemu liebte jede Art von Süßigkeiten, die sein Vater gebacken hatte. „Natürlich, du kleine Naschkatze. Interessiert es dich gar nicht, was es zum Mittagessen gibt?“ Atemu schüttelte den Kopf. „Krieg ich zwei Cupcakes, wenn ich alles aufesse?“ „Jaaa“, sagte Yasuo gedehnt und konnte das leuchten in den Augen seines Sohnes sehen. „Dann geh dir die Hände und dein Gesicht waschen und ich decke den Tisch.“ Atemu nickte eifrig, lies seinen Schulranzen fallen und stürmte ins Badezimmer. * Im Hause Kaiba sah es nicht ganz so harmonisch aus, denn Seto hatte sich in sein Zimmer zurück gezogen, um zu lernen. Jegliche Versuche von Seth ihn zum Mittagessen zu bewegen scheiterten. Manchmal fragte er sich, ob er es mit einem Partner an seiner Seite nicht leichter hätte. Es war nicht so das er keine Möglichkeiten hatte, doch vergraulte Seto sie mit seiner schroffen Art nach wenigen Tagen. Keiner hatte Lust auf einen bockigen Teenager, der alles kritisierte, was ihm nicht an dem anderen passte. So setzte Seth sich alleine an den Tisch und aß lustlos seinen Curryreis. Er musste sowieso gleich zu Arbeit und konnte dann hoffentlich den Kopf frei bekommen. * Atemu sah mit großen Augen seinen Vater an, der nur die Augen verdrehte. „Es gibt nicht noch einen. Du hattest schon drei, dabei solltest du nur zwei bekommen.“ „Warum denn nicht? Ich habe doch mein Mittagessen geschafft. Nur noch einen. Bitte! Dafür kümmere ich mich auch um die Wäsche.“ Yasuo schüttelte den Kopf. „Als du dich das letzte Mal um die Wäsche gekümmert hast, waren alle meine weißen Hemden rosa und ich musste mir neue kaufen.“ Schmollend sah Atemu auf seinen leeren Teller, auf dem nur ein paar einsame Krümel herum lagen. „Daran war das rote Tuch schuld. Ich konnte doch nicht ahnen, das es so färben würde.“ „Ich mach dir einen Vorschlag.“ Wenn Yasuo nichts unternahm, saßen sie noch bis zum späten Abend hier. Sein Sohn konnte sehr hartnäckig sein, wenn es um seinen geliebten Nachtisch ging. „Du machst deine Hausaufgaben, räumst deinen Schulranzen aus dem Wohnzimmer und gehst anschließend baden. Dann bekommst du die letzten Cupcakes, die noch da sind.“ Atemu schielte zu dem Teller, der auf der Arbeitsplatte stand. Drei von diesen kleinen Kuchen warteten noch darauf vernascht zu werden. „Unter einer Bedingung.“ Jetzt fing der Kleine an zu verhandeln. Da war Yasuo aber gespannt. „Ich bin ganz Ohr.“ „Du bekommst auch einen, wenn du morgen Bratnudeln zubereitest.“ Yasuo überlegte gespielt und lies sich absichtlich Zeit, was Atemu unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschen lies. „Einverstanden, dafür geht es heute Abend ohne zu murren ins Bett.“ „Abgemacht!“ * „Brauchst noch noch was, bevor ich gehe?“, wollte Seth wissen, der nur ein harsches „nein“ als Antwort bekam. „Dann sehen wir uns morgen Früh.“ „Ja ja.“, sagte Seto abwesend, der in sein Geschichtsbuch vertieft war. Egal was Seth versuchte, er kam nicht an seinen Sohn ran. Er versuchte viel Verständnis für ihn aufzubringen, weil er wirklich fleißig war und viel Zeit in die Schule investierte. Das einzige was ihn störte war, das Seto sich in seiner Freizeit mit Bakura traf, der einen extrem schlechten Einfluss auf seinen Sohn hatte. Früher war er viel umgänglicher und sie hatten eine richtige Vater-Sohn-Beziehung zueinander. Doch das war längst Vergangenheit und nun gerieten sie fast täglich aneinander. * „Papa?“ Yasuo sah von seinem Buch auf und runzelte die Stirn, als Atemu sich an ihn kuschelte. „Was hast du denn?“ „Mir geht es nicht gut.“ „Hast du dir doch mehr getan, als nur die blauen Flecken?“ Yasuo legte seine Hand auf Atemu´s Stirn, die sich heiß anfühlte. „Da wirst du wohl die nächsten Tage zuhause bleiben müssen.“ Das kam für Atemu nicht in Frage. „Dann hat dieser doofe Seto einen Vorsprung. Ich bin doch nur müde, da musst du doch nicht so einen Aufstand machen. Es reicht mir, wenn ich bei dir sein kann.“ „Wir fahren zum Arzt und lassen das abklären. Der entscheidet dann.“ Atemu sah auf die Uhr. „Um diese Zeit hat doch kein Arzt mehr auf.“ „Dann fahren wir in ein Krankenhaus. Die haben da auch eine Kinderstation für solche Fälle.“ „Ich will aber nicht.“   Yasuo zog sich seine schwarze Lederjacke über und schlüpfte in seine Schuhe. „Keine Widerrede, wir fahren jetzt. Wenn der Arzt sagen sollte, das es nicht so schlimm ist, kannst du morgen zur Schule. Abgemacht?“ Atemu murmelte ein „wenn´s sein muss“ und zog sich seine Jacke an. * Da viele Ärzte krank waren, konnte Seth nicht wie üblich seinen Papierkram erledigen und kümmerte sich heute um die kleinen Patienten, die mit verschiedenen Krankheiten und Verletzungen zu ihm kam. Dies war eine Willkommene Abwechslung von seinem Stress mit Seto, der ihn immer öfter ignorierte, egal was er auch tat oder sagte. Es war bereits 22 Uhr und heute schien es eine ruhige Nacht zu werden. „Der nächste Patient wartete mit seinem Vater.“, sagte eine junge Schwester, die zur Tür hinein kam. „Der Junge wurde in eine Schlägerei verwickelt und fühlt sich nicht gut.“ Seth stutze. „Der Junge heißt nicht zufällig Atemu Katsuro?“ Die junge Frau nickte. „Ich schick sie rein.“ Seth raufte sich die Haare. Das hatte noch gefehlt. Die giftigen Blicke seitens des Vaters vorhin waren ihm nicht entgangen und wenn es dem Kleinen nun schlecht ging, konnte er sich auf ein Donnerwetter gefasst machen. Yasuo blieb an der Tür stehen, als er Seth sah und wollte schon umkehren, doch sein Sohn war wichtiger. „Ich hätte nicht gedacht, das wir uns heute wiedersehen würden.“, murmelte Yasuo betreten. „Ich auch nicht. Es tut mir wirklich leid, was passiert ist und das es Atemu nun so schlecht geht.“ Yasuo stöhnte innerlich auf. Dieser Mann war so höflich. Was war das doch für ein Schleimer. Ohne ein weiteres Wort an Seth zu richten bat er seinen Sohn sich auf die Liege zu setzten und trat einen Schritt zur Seite. „Na mein Junge, wie geht es dir denn?“, lächelte Seth und hatte sofort Atemu´s Sympathie auf seiner Seite. „So schlecht geht es mir nicht. Mein Papa übertreibt manchmal. Das letzte Mal bin ich ein Stück die Treppe runter gefallen und er hat einen riesen Aufstand gemacht.“ Yasuo verdrehte innerlich die Augen. Atemu hatte sich übel den Knöchel verstaucht und er bekam von seinem Sohn auch noch die Schuld für dieses Malheur. „So sind Väter nun mal. Magst du deinen Oberkörper frei machen?“ Atemu nickte und zog sich seine Jacke und den Pullover aus. Im Gegensatz zu seinen Vater hatte er kein Problem mit Ärzten und lies sich bereitwillig untersuchen. Yasuo stand mit verschränkten Armen da und beobachtete jede Bewegung von diesem Arzt. „Angst, das ich was falsch machen könnte?“, schmunzelte Seth und beobachtete Yasuo aus den Augenwinkeln. „So ein quatsch. Ich will nur so schnell wie möglich hier raus.“ „Da kann ich leider nicht mit dienen. Atemu muss ich zum Röntgen schicken. Am besten setzen Sie sich solange ins Wartezimmer.“ „War ja klar, das Sie die Untersuchung in die Länge ziehen.“ Seth sah ihm blinzelnd hinterher und hörte ein belustigtes Kichern, was seine Aufmerksamkeit wieder auf Atemu lenkte. „Mein Vater hasst Ärzte und alles was mit ihnen zu tun hat. Nehmen Sie es ihm bitte nicht übel und es hat auch nichts mit Ihnen zu tun.“ Seth lächelte seinen kleinen Patienten an. „Keine Sorge, ich war nur überrascht. Er macht einen sehr reservierten Eindruck.“ „Er weiß nur nicht wie er mit Ihnen umgehen soll. Wenn er selbst mal zum Arzt muss, ist er schlimmer, als ein kleines Kind.“ „Ach so ist das.“, lächelte Seth. * Seto saß vor einem dicken Buch an seinem Schreibtisch und bereitete sich auf die kommende Prüfung vor, die in drei Tagen anstand. Noch einmal wollte er sich nicht von diesem kleinen Gartenzwerg übertrumpfen lassen, der immer alles besser wusste. Nebenbei schob er sich einen Löffel von dem Curryreis in den Mund und versuchte sich nicht zu sehr darüber zu ärgern. * „Die Untersuchungsergebnisse sind da.“, sagte Seth und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Wollen Sie sich nicht setzten?“ Yasuo stand in der Nähe der Tür, während Atemu sich auf einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch gesetzt hatte. „Ich stehe hier sehr gut.“ Seth beließ es dabei. „Knochen sind nicht gebrochen und das Fieber könnte eine anstehende Grippe sein. Ich werde Ihnen Medikamente mitgeben und die nächsten Tage ist Bettruhe angesagt.“ Seth sah seinen Patienten an, dem das gar nicht passte. „Ich kann doch trotzdem zur Schule gehen. Wir schreiben in drei Tagen eine Arbeit.“ „Die wirst du dann nachschreiben. Ich gebe dir einen Krankenschein mit, damit die Lehrer Bescheid wissen und-“ Seth kam nicht weiter, denn Yasuo hatte sich seinen Sohn geschnappt, nahm sich das Rezept vom Schreibtisch und verschwand durch die Tür. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Seth den beiden hinterher. So fluchtartig hatte noch niemand sein Untersuchungszimmer verlassen. „Du hast es aber eilig.“, wunderte sich Atemu, der halb über die Schulter seines Vaters hing. „Ich will nur hier raus. Dieser Ort macht mich ganz nervös.“ Atemu musste lachen. Sein Vater war alles andere als schüchtern und hatte immer einen kessen Spruch auf Lager, doch wenn es um Ärzte und Krankenhäuser ging, schien er ein anderer Mensch zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)