Vergiss mein nicht! von _Haruka_ (Die Reise des kleinen Elben.) ================================================================================ Kapitel 3: Yoran ---------------- Die Reise hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er geglaubt hatte, dabei war Samuel die ganze Zeit an seiner Seite gewesen und doch hatte er sich Tag zu Tag schwächer gefühlte… Und so war er unglaublich erleichtert gewesen, als er endlich wieder denn vertrauten Duft ihrer Heimat hatte einatmen konnte. Doch was er nicht geahnt hatte, war das in Adras jemand auf sie wartete, jemand, von dem er geglaubt hatte, ihn nie wieder zu sehen… Seinen Bruder Yoran… Zunächst glaubte Ladriel zu fantasieren, als er seinen Bruder im Hof von Adras hatte stehen sehen, doch als dieser auch noch zu ihm kam und Mariella ablöste, welche ihn bis eben neben Samuel gestützt hatte, wusste er, dass es kein Traum war... Sein Bruder war wirklich hier.   „Ihr hättet mich früher rufen sollen…“   Das, das war alles, was Yoran nach all diesen Jahren zu sagen hatte? Und was hieß in rufen? Hatte Samuel ihn etwa geschrieben? Fassungslos sah er diesen an, doch dieser wich beschämt seinen Blicken aus, also hatte er Yoran wirklich gebeten zu kommen? Was hatte er sich dabei nur gedacht? Was hoffte er damit zu erreichen? Yoran würde ihn genauso wenig helfen können wie Samuel selbst ... Im Gegenteil, seine Gegenwart regte ihn eher auf ... Diesen interessierte es doch gar nicht wirklich, wie es ihm ging. Er war doch nur da, weil Samuel ihn anscheinend darum gebeten hatte ... Dieser Dummkopf ... Als sie endlich seine Kammer erreicht hatten, wo die beiden Männer ihn aufs Bett halfen, atmete er erleichtert auf, hatte er doch einfach das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben ... Alles, was er jetzt noch wollte, war, dass sein Yoran verschwand und Samuel ihn fest in seine Arme nahm. Doch stattdessen warf sein Bruder Samuel und Mariella plötzlich raus. Was, was… erlaubte er sich? Wütend starte er seinen Bruder an, der sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen ließ ... „Wie fühlst du dich?“ War das ein Witz? Jetzt, jetzt auf einmal Interessiertes es ihn, wie er sich fühlte? Damals war es ihm doch auch egal gewesen ... Wieso interessierte es ihn jetzt? Verdammt, wenn er gekonnt hätte, er hätte ihn am liebsten persönlich aus dem Zimmer geschmissen, doch dazu war er einfach zu schwach ... Also musste er sich stattdessen damit zufriedengeben, ihn so gut es ging zu ignorieren und zu hoffen, dass er von alleine wieder ging ... Etwas, das sein Bruder natürlich nicht tat, wieso auch? Warum sollte er nun seine Wünsche respektieren, wenn er es schon damals nie getan hatte? Ohne noch etwas zu sagen, setzte Yoran sich auf einmal neben ihn auf sein Lager Und berührte ihn ungefragt am Bauch. Vermutlich wollte er nur wissen, wie schlecht es ihm in wirklich ging, und doch machte es Ladriel unglaublich wütend. So wütend das er sogar für einen Moment vergaß, wie schlecht es ihm ging…. Doch bei dem Versuch seinen Bruder von seinem Lager zu schubsen, wurde ihm sofort wieder schwindlig und er musste sich stattdessen noch an ihm festhalten… Verfluchter Mist…   „Spar dir deine Kräfte lieber, du wirst sie für die Reise brauchen, morgen früh im Morgengrauen brechen wir auf.“   Reise? Welche reise? Sie waren doch gerade erst hier angekommen? Wo, wo wollte sein Bruder mit ihm hin? Noch bevor er ihn diese Frage hatte stellen konnte, hatte Yoran ihn bereits wieder auf sein Lager gedrückt und anschließend die Kammer ohne ein weiteres Wort verlassen… Das war so typisch für Yoran… Vermutlich war er es leid, mit ihm zu reden, wenn man das überhaupt reden nennen konnte ... Wütend warf sein Kissen gegen die Tür, welche sich einen Moment später wieder öffnete… Doch dieses Mal war es Mariella, welche das Kissen aufhob und es ihm wieder zurechtmachte und unter denn Kopf steckte… „Du solltest dich nicht so aufregen und deine Kräfte sparen… Ich bin sicher, er ist es nicht wert, dass du dich so aufregst und dabei völlig verausgabst…“       Seine Kräfte sparen, seine Kräfte sparen, wozu denn noch? Für eine weitere Reise, die eh nichts bringen würde? Wie kam Yoran überhaupt darauf, dass er mitgehen würde? Oder wollte er ihn einfach zwingen und seine hilflose Situation ausnutzen? Und was sagte Samuel überhaupt dazu? Wollte er das wirklich einfach zulassen? Dabei hatte er ihm doch versprochen, bei ihm zu bleiben… Oder wollte er etwa alles stehen und liegen lassen? Nein, nein, selbst, wenn, das, das würde er nicht zulassen. „Mariella? Weißt du, wo Samuel ist…? Ich… ich muss dringend mit ihm sprechen…“ Mariella zögerte kurz ehe sie sich neben ihn setzte und ihm vorsichtig übers Haar strich. „Regt dich bitte nicht auf, aber er, er unterhält sich draußen mit deinem Bruder?! Über… über eure Abreise… Aber wenn du willst bleib ich bei dir, bis er kommt…“ Also, also wusste Samuel von Yorans Plänen? Dieser, dieser Verräter, er, er hatte ihm doch versprochen, ihn nach Hause zu bringen und, und bei ihm zu bleiben, und jetzt, jetzt wollte er zulassen, das Yoran ihn mit sich nahm? Und wieso hatte er nicht mit ihm darüber geredet? Ihn gefragt, was er wollte… Hatte er in Baldra nicht noch groß getönt, er solle seine Bedürfnisse endlich über die von anderen stellen? Fein, sein Bedürfnis war es hierzubleiben bei Samuel, egal was es ihn kostete… Und doch würde er keine Schanze gegen Yoran und Samuel haben, wenn, wenn die beiden beschlossen, das, das es das Beste für ihn war… Oder zumindest das, was sie dafür hielten… „Warum tut er so etwas…?“ Verdammt, jetzt kamen ihm schon wieder die Tränen, dabei wollte er doch gar nicht weinen… Er war einfach nur unglaublich wütend, ja wütend und verletzt, und doch tat es unheimlich gut, dass Mariella in ihn denn arm nahm… Verzweifelt weinend klammerte er sich an sie… Mariella war in den letzten Tagen wirklich zu mehr als nur einer guten Freundin geworden. Am liebsten hätte er sie gebeten, an seiner Stelle noch einmal mit Samuel zu reden, ihm noch einmal klar zu machen, welchen, welchen Verrat er da gerade im Begriff war an ihm zu begehen, und doch, doch wollte er Mariella da nicht mit hineinziehen… Außerdem würde sie gegen die beiden Sturköpfe sowieso nichts ausrichten können… Genauso wenig wie er…      Mariella blieb tatsächlich die ganze Zeit bei ihm und versuchte ihn abzulenken, aber solange er nicht mit Samuel gesprochen hatte, wusste Ladriel würde er nicht zur Ruhe kommen, wenn er das überhaupt würde… Denn, denn wenn Samuel ihn, ihn wirklich fortschicken würde, dann, dann würde er für nichts garantieren können… Und als Samuel endlich zu ihm kam, herrschte zunächst eisiges Schweigen zwischen ihnen. Mariella hatte inzwischen das Zimmer verlassen, um ihnen Zeit zum Reden zu geben… Doch jetzt, jetzt, wo er Samuel sah, wusste er einfach nicht, was er sagen sollte… Sollte er ihn fragen, ob es stimmte? Ob, ob er ihn wirklich fortschicken würde? Nein, nein, eigentlich brauchte er das nicht… Nicht so schuldbewusst wie Samuel schaute und doch wollte und musste er es aus dessen eigenen Mund hören. Doch Samuel sagte nichts… Stattdessen setzte er sich neben ihn auf die Bettkante und begann damit sein Hemd auszuziehen. Fassungslos starrte Ladriel ihn an, Samuel wollte doch jetzt nicht wirklich so tun als seie nichts und… und sich einfach zu ihm legen? So, so, als seie alles in Ordnung? Als, als würde er ihn nicht morgen fortschicken, als, als wäre dies nicht ihre vermeintlich letzte gemeinsame Nacht… „Warum machst du das…? Wie, wieso hast du ihn holen lassen? Willst du wirklich zulassen, das… Das… er mich mit sich nimmt…?!“ Samuel wirkte sichtlich überfordert mit der Situation, aber das war er auch, und als dieser ihn auch noch um Verzeihung bittend ansah und, und seine Wange streicheln wollte da, da konnte Ladriel nicht anders, als ihn von sich zu schieben… „Sag, dass das nicht wahr ist…! Sag das du mich nicht fortschickst…!“, bettelte er unter Tränen… und auch Samuel wirkte, als wenn er die seinen kaum noch zurückhalten könnte… „Glaub mir Ladriel wenn, wenn es eine andere Möglichkeit geben würde dann…“ Wollte er ihn verarschen? Es gab eine andere Möglichkeit, doch die wollte Samuel anscheinend nicht mal in Betracht zu ziehen… „Ich will aber nicht gehen…“   Zärtlich strich Samuel ihn nun doch über die Wange und er, er ließ es zu, zu sehr sehnte er sich nach Samuel und seinen zärtlichen Berührungen. „Ladriel du weißt, dass ich dich liebe und das, das ich dich normalerweise niemals wegschicken würde, aber Yoran glaubt wirklich, dass er dir helfen kann. Wie könnte ich dich da nicht mit ihm gehen lassen? Ich liebe dich, ich will das es dir gut geht. Selbst wenn das bedeutet, dass wir eine Weile getrennt sind…“ Für einen Moment war er versucht Samuel zu glauben, aber, aber so war es nicht… Wenn, wenn er ihn morgen wegschicken würde, dann, dann würde dies wirklich ihre letzte gemeinsamen Nacht werden, das, das spürte er… Denn egal, was Yoran sagte, er spürte doch selbst, wie schlecht es ihm und seinen Körper ging… Egal was sein Bruder sagte, keine Medizin der Welt würde ihn noch helfen, wenn, wenn Samuel ihn wirklich wegschickte und ihn damit buchstäblich das Herz herausriss… „DU hast gesagt, du mich liebst… Das, das du mich niemand würdest gehen lassen… Dass, dass du mich lieber hier würdest einsperren, als mich gehen zu lassen und jetzt? Jetzt verlangst du ernsthaft von mir, dass ich einfach so mit Yoran gehe?! Nur weil er dir irgendwelche falschen Hoffnungen gemacht hat?“ Samuel seufzte schwer, ehe er ihn ernst ansah. „Ladriel versteh mich doch, wenn es nur den Hauch einer Schanze gibt, dann kann ich sie nicht verstreichen lassen. Also ja, ja, ich möchte, dass du morgen mit ihm gehst, egal wie sehr es mir wehtut, dich so zusehen ... “ Es war ihm also ernst…?! Wütend verpasste er denn Mann, denn er eigentlich liebte eine schallende Ohrfeige, während er ihn anschrie. „RAUS! RAUS, wenn, wenn dem wirklich so ist, will ich dich nie, nie wieder sehen…“ Er, er trug es einfach nicht, dass er hier saß und ihn etwas davon erzählte, wie sehr er ihn liebte und ihm im gleichen Atemzug fortschickte… Fassungslos sah Samuel ihn an, ehe er einfach nach seinem arm griff. „Jetzt beruhig dich doch erst mal wieder Ladriel ... Du willst doch gar nicht, dass ich gehe. Also sag jetzt bitte nichts, dass du später bereuen könntest…“ Doch, doch genau das wollte er… Er ertrug Samuels Anblick gerade nicht, nicht dessen Nähe nicht diesen traurigen Blick, mit dem er ihn ansah, während er im gleichzeitig das Herz heraus riss… „Du, du hast es mir versprochen…“ Mehr brachte er einfach nicht mehr über seine Lippen, es, es tat einfach zu weh… Wenn, wenn Samuel ihn wirklich fortschicken würde, dann, dann könnte er ihm auch hier und jetzt einen Dolch durchs Herz jagen… Das hätte ihn weniger Verletzte als, als das… „Ich weiß Ladriel, aber ich… Ich kann dieses Versprechen einfach nicht, nicht halten… Es tut mir leid ...“ Mit diesen Worten gab Samuel ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich Ladriel und auch wenn, wenn du das gerade nicht sehen möchtest, glaub mir tue ich das alles nur für dich, für uns… Also frag ich dich jetzt noch einmal in Ruhe, möchtest du wirklich, dass ich gehe?“ Nein, nein eigentlich wollte er das nicht und trotzdem nickte er, auch wenn ihn Samuels verletzter blick fasst umbrachte, als er tatsächlich zur Tür ging und denn raum verließ… Sofort hatte Ladriel das Gefühl es zu bereuen und doch rief er ihn nicht zurück, stattdessen weinte er verzweifelt in sein Kissen…     In dieser Nacht weinte Ladriel so viel, wie er noch nie geweint hatte, bis er das Gefühl hatte, das keine einzige Träne mehr übrige sei… Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es bald morgen wurde, denn er konnte schon das zarte Rosa der aufgehenden Sonne durch sein Fenster sehen… Und tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, bis sein Bruder zu ihm kam, um ihn abzuholen.   „Bist du bereit?“   Nein, nein war er nicht, aber das interessierte Yoran doch gar nicht, genauso wenig wie Samuel… und anscheinend kam dieser nicht mal um, um sich zu verabschieden… So viel zu seiner Hoffnung, das, das Samuel es sich nach seinen gestrigen Worten noch einmal überlegen würde… Und als Yoran ihn schließlich einfach auf seine Arme nehmen wollte, versuchte er ihn so gut konnte von sich zu schieben, doch mehr als ein seufzen erntete er von Yoran dafür nicht… „Na gut, dann eben anders…“ Auf einmal pustete Yoran ihn etwas ins Gesicht. Was? Was war? Fassungslos sah er seinen Bruder an, ehe auch schon seine Sicht zu schwimmen begann…. „Tut mir leid Bruder, aber so ist es das Beste…“   Als Ladriel das nächste Mal seine Augen öffnet, lag er halb auf den Schoss seines Bruders in einer Kutsche. Verzweifelte krallte er seine Hände in dessen Gewand und vergrub sein Gesicht darin, und zu seiner Verwunderung strich sein Bruder ihm beruhigend über das Haar… „Es tut mir leid, dass ich zu solchen Mitteln greifen musste, doch länger zu diskutieren hätte nur wertvolle Zeit für euch beide verschwendet… Ich hoffe, du fühlst dich jetzt etwas besser, wo du etwas geschlafen hast ...“ Sie beide? Er geschlafen? Wovon zum Teufel sprach sein Bruder? Verwirrt strich er sich durchs Gesicht, ehe er realisierte, wo er war, sie, sie saßen oder er lag mehr in einer Kutsche…  Ach ja, Yoran hatte, hatte ihn so, so ein komisches Pulver ins Gesicht gepustet ... Yoran, dieser, dieser… Wütend drückte er sich so gut er konnte hoch und lehnte sich an die Wand der Kutsche. Verdammt, ihn war noch immer total schwindlig, vielleicht hätte er doch noch einen Moment liegen bleiben sollen ... Doch, doch, er hatte einfach nur noch weg von diesem schrecklichen Elben gewollt ... „Wieso? Wieso tust du das Yoran? Zuerst bringst du mich zu Samuel und dann… dann, als ich endlich glücklich bin, enteist du mir dieses Glück wieder…?! Hast du mich so sehr? Was, was habe ich dir nur getan…? " Gereizt rieb Yoran sich die Nasenwurzel, ehe er ihn genervt seufzend ansah. „Du bist fast schon so emotional wie es diese Menschen… Wie kann dieser Mann dir wichtiger sein als dein eigenes Leben?! Kannst du mir das mal verraten? Er ist doch nichts weiter als ein dummer Mensch…“ War das Yorans ernst? Hatte er es noch immer nicht begriffen? Er tat das, weil er Samuel liebte, weil er alles für ihn war… Doch dass jemand so Kaltes und Abgeklärtes wie Yoran so etwas nicht verstand, wunderte ihn nicht und trotzdem versuchte er es ihm zu erklären. „Weil ich diesen Mann liebe Yoran, mehr als mein Leben. Ich weiß, du verstehst das nicht und vielleicht, vielleicht auch niemand anders, aber ich liebe diesen Mann! Er ist einfach alles für mich verstehst du? Alles! Und ob du es begreifst oder nicht, mich von ihm zu trennen, bedeutet gleichermaßen, mir bei lebendigen leib das Herz heraus zu reisen… Also bitte ich dich, bring mich wieder zurück…“ Kurz glaubte er, Yoran würde ihn verstehen, doch dann schüttelte diesen nur den Kopf… „Du weißt nicht, was du da sagst Ladriel…. Irgendwann hätte dieser Mensch dich doch so oder so verlassen! Also find dich endlich damit ab, dass es so für alle das Beste ist und höre auf, dich so irrational zu verhalten…“ Nein! Nein, er würde nicht aufhören, nicht bis, bis er wieder in Adras und in Samuels Armen war…. „Bring mich zurück, sofort!“ Dieses Mal bittet er Yoran nicht, er befahl ihn und doch auch das brachte ihn nicht mehr als einen skeptischen Blick und ein schneidendes „Nein“ ein…. Aber gut, gut dann musste er es eben irgendwie aus eigener Kraft schaffen… Egal was es kostete ... Was hatte er schon noch zu verlieren? Einen Moment tat er so, als habe er die Diskussion aufgegeben und versuchte so viel Kräfte wie möglich zu sammeln, ehe er aufsprang und nach der klinke der Kutschentür griff. Doch leider waren seine Reflexe so geschwächt, das Yoran ihn schon wieder zurückgezogen hatte, als er die Klinke noch nicht einmal berührt hatte… Verdammt… „Bist du wahnsinnig? Was wolltest du machen? Dich bei voller Fahrt aus der Kutsche werfen?“ Ja, ja, genau das hatte er vorgehabt, denn so hoch wie die Sonne erst am Himmel stand, hatten sie die Grenzen Adras vermutlich noch lange nicht erreicht, und so lange sie noch in Adras wahren, würde er die Hoffnung nicht aufgeben, es irgendwie zu Samuel zurückzuschaffen… Und, und wenn nur um in dessen Armen zu sterben…  Also ja, ja, vielleicht war er wahnsinnig, aber vielleicht begriff sein Bruder ja jetzt endlich, wie ernst es ihm war. „Bitte Yoran… Bitte lass mich zurück zu Samuel, ohne ihn habe ich keinen Grund mehr zu leben, verstehst du das nicht?!“ Sein Bruder seufzte schwer, ehe er ihn wieder auf den Sitz half, was Ladriel sich nur wieder willig gefallen ließ… „In Ordnung, ich werde…“ Weiter kam Yoran nicht, da war Ladriel ihn schon um den Hals gefallen, doch anscheinend hatte er sich zu früh gefreut, denn sein Bruder schüttelte nur mit dem Kopf und drückte ihn zurück in den sitzt. „Lass mich ausreden! Ich werde dir einen Grund nennen, auch wenn der Plan anders aussah…“ Einen anderen Grund? Für Ladriel gab es keinen anderen Grund! Yoran hatte nichts, dass er ihn geben könnte, dass ihm so viel wert war wie seine Liebe zu Samuel…. Zumindest glaubte er das.   „Du erwartest ein Kind, zumindest, wenn ich mich nicht irre…“   Was? Nein, das, das konnte nicht sein. Yoran sagte das sicher nur um, um ihn von weiteren Dummheiten abzuhalten. So, so etwas war einfach unmöglich, aber das Yoran ihn mit, mit so etwas verspottete, das… Das… „Ich… ich wusste das, das du grausam sein kannst, aber, aber das du über so etwas einen Spaß zu machen… Das, das ist selbst für dich ausgesprochen gefühllos…“ Sein Bruder seufzte erneut und wendete dieses Mal seinen Blick aus der Kutsche und Ladriel glaubte schon, ihre Unterhaltung seie damit beendet, da, da sprach sein Bruder weiter. „Siehst du deswegen habe ich nichts gesagt… Glaub mir, es wäre mir anders auch lieber gewesen und ja, zugegeben, ich bin mir nicht 100 Prozent sicher, aber genau deswegen werden wir beide jetzt nach Bachtal zurückkehren und dort werde ich mit dem Ältesten rat reden und Du wirst dich jetzt benehmen, oder ich sehe mich gezwungen, Gewalt anzuwenden… DU hast Glück, dass man dieses Pulver nicht zu oft anwenden darf, dabei wäre dies vermutlich wesentlich gesünder für uns beide… Also hör auf meine Nerven zu strapazieren, ansonsten überlege ich es mir noch mal, egal wie die Konsequenzen sind.“ Das, das Yoran nicht davor zurückschrecken würde, Gewalt anzuwenden, da war Ladriel sich sicher… Nicht umsonst hatte er versucht, ihn zu überlisten, auch wenn er genau wusste, wie dumm allein dieser Versuch war, und doch hatte er es einfach versuchen müssen. Außerdem war er sich noch immer sicher, ob das alles nicht ein Trick von Yoran war ... Oder, oder ob Mara ihm, ihm wirklich so ein großes Geschenk gemacht haben sollte… Doch eins wusste er, er wollte wieder zu Samuel zurück, komme was da wolle. „Wenn, wenn deine Vermutung nicht stimmt… Versprichst du mir, dass du mich so schnell wie möglich zurück zu Samuel bringst?!“ Er wusste, um was er Yoran da bat, ein versprechen war für einen Elben bindend, ein Grund, wieso sie diese äußerst selten gaben, doch zu Ladriels Erleichterung nickte sein Bruder. „Aber nur, wenn du mir versprichst, keine weiteren Dummheiten zu machen, bis wir genau wissen, was mit dir los ist? Denn irgendetwas stimmt auf jedenfalls nicht mit dir ...“ Ja, ja, das wusste er, auch wenn er glaubte, dass es etwas ganz anderes war… „Ich verspreche es…“, hoffentlich würde er dieses Versprechen nicht bereuen…     So ungern Ladriel es zugab, sobald sie die Berge um Bachtal durchquert hatten und das reich des magischen Waldes betraten, fühlte er sich besser. Aber vermutlich lag dies am magischen Wald und der Erde ihrer Vorfahren, nicht umsonst wurden Elben in Bachtal besonders alt. Auf ihrem Weg konnte er das Rauschen der Bache hören, das surren der Libellen, und als er denn Duft des Sees Menachiel riechen konnte, hätte er seinen Bruder am liebsten gebeten zu halten, doch er wollte dessen Geduld auch nicht überstrapazieren… Sie hatten denn Palast von Bachtal eh fast erreicht… Bachtal… Nie hätte er erwartet, diesen Ort noch einmal zu sehen, noch einmal denn Duft der Wälder zu riechen und die Altvertrauten hallen noch einmal zu betreten und doch hätte er sich gewünscht, dass es unter anderem Umständen gewesen wäre… Als die Kutsche endlich hielt, wollte sein Bruder ihn schon auf seine Arme heben, doch Ladriel wehrte ab, egal wie schwach er sich fühlte, er würde, wenn er diesen Ort schon wieder betreten würde, es auf seinen eigenen Füssen tun. Alles andere verbat ihm sein Elbischer Stolz, von dem er bis eben nicht einmal mehr gewusst hatte, dass er ihn überhaupt noch besaß… Und zu seiner Verwunderung ließ sein Bruder es zu, auch wenn er verdächtig nahe bei ihm blieb, während er die weißen Marmortreppen zur großen Halle erstieg, doch spätestens oben angekommen musste er sich wieder setzten, da ihm erneut schwindelig wurde ...   „Kann ich dich einen Moment alleine lassen?“   Ladriel nickte, er würde eh einen Moment brauchen, um sich auszuruhen und mit all den Erinnerungen klar zu kommen, die an diesem Ort wieder auf ihn einstürmten… Dabei hatte das alles in Adras so weit weg gewirkt wie, wie eine ferne Erinnerung, doch hier…? Hier waren die Bilder in seinem Kopf wieder hellwach, wie sein Vater ihn zu sich gerufen und ihn schließlich fortgeschickt hatte ... Und doch, so schlimm diese Erinnerungen auch sein mochten er, er musste seinen Vater vermutlich sogar danken sein… Immerhin war er in Adras so glücklich geworden, wie er es hier in Bachtal vermutlich niemals geworden wäre… Adras… Wie es Samuel wohl ging? Ob er es schon bereute, ihn gehen gelassen zu haben? Ladriel konnte noch immer nicht verstehen, wie Samuel es hatte zulassen können das, das Yoran ihn mitgenommen hatte… Was hatte Yoran ihm nur erzählt? Doch sicher nicht von seiner Vermutung mit dem Kind. Nein, nein, dann hätte Samuel nichts in Adras gehalten und er hätte ihn höchstpersönlich hier her gebracht… Aber Samuel war nicht hier, er, er war ganz allein bis, bis auf das Kind, das er laut Yoran angeblich erwartete… Ein Kind, das klang noch immer zu absurd in seinen Ohren, um wahr zu sein und doch ... Wenn, wenn nur ein funke Wahrheit in Yoran Worten lag, dann, dann würde er alles tun, um dieses Kind zu beschützten und, und wenn es sein Leben kosten würde…   Es dauerte eine Weile, bis, Yoran wieder zurückkehrte und ihn schließlich in sein altes Zimmer führte, auch wenn Ladriel es kaum wieder erkannte… All seine Bücher waren nicht mehr da und ohne sie wirkte der Raum kahl und leer und doch, doch erkannte er ihn wieder… Seufzten ließ er sich auf dem Kanapee neben dem großen Fenster nieder, von dem Mann einen wundervollen Blick über den Wald und all seine Flüsse und Bäche hatte… Wie gern er hier Gesäßen und gelesen oder einfach seine Gedanken hatte schweifen lassen… „Die ältesten haben beschlossen das du erst einmal hierbleiben sollst, bis Jenachil dich später untersucht und sie sich weiter beraten haben, was jetzt zu tun ist. Bis dahin hast du dieses Zimmer nicht zu verlassen, hast du verstanden?“ Ladriel nickte, was hatte er auch schon groß für eine Wahl? Fliehen? Er wollte doch selbst wissen, was nicht mit ihm stimmte und denn weg nach Adras alleine schaffen zu wollen war Irrsinn… Das würde er nie alleine schaffen… Nicht umsonst hatte er Yoran das Versprechen abgerungen, ihn dorthin zurückzubringen, wenn all dieser Irrsinn hoffentlich bald sein ein Ende haben würde… Umso nervöser war er, als Jenachil tatsächlich am späten Mittag zu ihm kam und ihn lange ohne ein Wort zusprechen untersuchte. Erst danach stellte er ihm einige Fragen, etwa wie er sich in letzter Zeit gefühlt hatte, wie oft diese Schwindelanfälle aufgetreten waren und was Ladriel die Schamesröte ins Gesicht trieb, ob, ob er sich Samuel wirklich hingegeben habe… Beides beantwortete er wahrheitsgemäß, genauso wie die Frage, wann das letzte Mal gewesen war. Als er anscheinend all seine Fragen beantwortet bekommen hatte, verließ Jenachil ihn ohne auch nur auf eine seiner Fragen, die er an ihn gerichtet hatte, zu beantworten… Umso verwirrter und aufgewühlter fühlte Ladriel sich nun… Was dachte Jenachil wohl, was mit ihm los war? War er etwa derselben Meinung wie Yoran oder dachte er etwa, dass ihm die lange Zeit fort von hier und bei den Menschen krankgemacht hatte? Was Yoran wohl zum Rat gesagt hatte? Da Jenachil ihn nach Samuel gefragt hatte, musste Yoran ihn zumindest von ihrer, ihrer Beziehung erzählt haben… Doch hielten sie Yorans Theorie wirklich für möglich? Dabei konnte er sich doch selbst kaum für möglich halten und immerhin ging es hier quasi um ihn… Und doch war er noch hier, also, also mussten sie es zumindest in Erwägung ziehen, oder? Sonst hätten sie ihn doch schon längst wieder zurückgeschickt…oder?!   Und als Yoran am späten Abend zu ihm kam, wollte er schon erleichtert aufatmen, als Yoran etwas sagte, mit dem er nicht gerechnet hatte…. „Du wirst nicht nach Adras zurückkehren!“ Als Ladriel die Bedeutung dieser Worte verstand, schlug er die Hände vor den Mund und begann zu weinen… ob vor Freude oder leid, vermochte er selbst nicht zu sagen… Ein Kind, nein, nicht irgendein Kind, das Kind seiner liebe zu, zu Samuel, aber wie…? Wie war so etwas möglich? Ehrlich gesagt verstand er das noch immer nicht ... Er, er war doch ein Mann, wie, wie sollte so etwas möglich sein. „Wie…“ Zu seiner Verwunderung antwortete sein Bruder ihm. „Genau habe ich es auch nicht verstanden, da ich an der Sitzung der Älteren nicht teilnehmen darf, wie du weißt, aber Jenachil hat es mir so erklärt, dass du wohl, nun nennen wir es mehrere Veranlagungen hast, was vermutlich auch der Grund für deine Stark femininen Merkmale wie deine geringere Körper Größe sind, aber genau sind auch sie sich nicht sicher… Immerhin bist du der erste vermeintlich männliche Elb, dessen Materieller Körper nicht mit dessen Geist übereinstimmt…und der auch noch schwanger ist…. Das Einzige, das anscheinend wirklich feststeht, ist die Tatsache, dass dein Leben wirklich unter einem ungewöhnlichen Stern steht.“ Unter einem ungewöhnlichen Stern? Ja, ja, vermutlich aber sagte man das nicht über jeden Elben, der es wagte, sich in einen Menschen zu verlieben? Ob so etwas wirklich noch nie vorgekommen war, wie sein Bruder sagte? Er hatte viele Legenden studiert, doch so eine war ihm tatsächlich nie untergekommen. Dabei kannte er jede der verbotenen Liebesgeschichten… Die von Beren und Lúthien, Idril und Tuor, Aragorn und Arwen, Mithrellas und der erste Herrscher von Dol Amroth… Doch die meiste endeten damit, dass die Elben sterblich wurden und in die Ewigkeit mit den Seelen der Menschen einkehrten, ohne je wieder in den Kreislauf der Wiedergeburt zurückzukehren… Doch in keiner dieser Legenden war je von einem Kind die Rede gewesen, geschweige denn von einem Schwangeren Elb ... Doch, doch was bedeutete das jetzt für ihn und, und sein Kind? Sein Kind…. Er konnte es noch immer nicht ganz fassen, innerlich taumelte er irgendwo zwischen Angst und Freude hin und her… Was Samuel wohl dazu sagen würde? Samuel ... Er hatte ihn so unschöne Worte an den Kopf geworfen, weil er ihn weggeschickt hatte… Und auch wenn Samuel vermutlich nichts von ihrem Kind wusste, so, so hatte er doch vermutlich ihrer beiden Leben gerettet… Zumindest vorläufig… Samuel, wie gern er jetzt mit ihm gesprochen hätte… „Darf, darf ich Samuel schreiben?“ Zu seiner Erleichterung nickte Yoran, doch natürlich hatte dieser einige Vorbehalte ... „Du darfst, aber alles was du schreibst wird durch meine Hände gehen uns ich fürchte jeden Brief, in dem du dieses Kind auch nur am Rande erwähnst, oder das, er kommen soll, werde ich vernichten müssen.“ Er war also einmal wieder, so, so etwas wie ein gefangener ... Ob es sein Schicksal war, immer wieder in einem goldenen Käfig zu sitzen, wie ein seltener Vogel?   „Ich werde jetzt wieder gehen, meine Frau Verilia hat sich bereit erklärt, sich erst einmal um dich zu kümmern, sie wird später zu dir kommen. Ich habe ihr gesagt, dass sie dir Bücher aus der großen Bibliothek bringen darf, auch wenn du nicht als Sohn Veremirs hier bist, werde ich versuchen, dir das Kommende Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Denn hingegen deiner Annahme bin ich längst nicht so grausam wie du denkst Bruder…“ Yoran… Hatte er ihn mit seinen Worten etwa wirklich verletzte? Im vielleicht wirklich unrecht getan? Wenn ja, tat es ihm leid, immerhin verdanke er auch ihm sein Leben und das seines Kindes. „Yoran … Danke…“ Anscheinend hatte sein Bruder nicht damit gerechnet, denn er blieb einen Moment stehen, ehe er ohne sich umzudrehen nickte und dann schließlich denn raum verließ.   Yoran Frau Verilia stellte sich als wirklich liebenswert heraus, sie brachte ihn regelmäßig Bücher aus der großen Bibliothek, spielte Harfe für ihn und brachte ihm zu essen und zu trinken, auch wenn er kaum etwas herunterbekam… Essen, ruhen, das alles war zu einer bloßen Pflicht für ihn geworden… Dinge, die er tun musste, um bei Kräften zu bleiben, um seinem Kind nicht zu schaden, denn dieses Kind war das einzige, das ihn momentan aufrecht hielt, und doch war es eine Bürde… Symbolisierte dieses Kind doch seine Liebe zu Samuel und würde ihn einer Seitz auf ewig mit ihm verbinden, andererseits war es auch der Grund dafür, da er jetzt nicht bei Samuel war ... Allein dieser innere Kampf und die Schuldgefühle fraßen Ladriel innerlich immer und immer mehr auf, dazu kam die unbändige Sehnsucht nach Samuel… Samuel… Ob er ihn genauso sehr vermisste wie er ihn? Oder hatte er ihn längst vergessen? Einen Neuanfang mit Mariella an seiner Seite gestartet, ohne auch nur zurückzublicken? Einer Seitz wünschte er es sich, anderseits brach ihm allein der Gedanke immer wieder und wieder das Herz… Er wünschte sich das Samuel glücklich war ja wirklich, aber andererseits ertrug er denn Gedanken nicht, dass Mariella alles bekommen sollte, was er sich immer gewünscht hatte…     Eines Abends, nach dem er sich Tage und Wochen mit diesen Gedanken herumgequält hatte, hielt Ladriel diese Ungewissheit einfach nicht mehr aus und fragte seinen Bruder danach, doch alles, was dieser dazu sagte, war, er solle diesen Menschen endlich vergessen, er würde ihn ja doch nie wiedersehen und so hart diese Worte wahren, so hatte Ladriel tief in seinem Inneren gewusst, dass es so war, dass er Samuel vermutlich nie, nie wiedersehen würde… Doch es tatsächlich noch einmal aus dem Mund eines anderen zu hören, schmerzte ihn mehr, als er ertragen konnte, und so brach er erneut weinend zusammen, wie er es in der Nacht vor ihrem Aufbruch getan hatte ... Doch zu seiner Verwunderung half sein Bruder ihn zumindest vom Boden aus Kanapee, ehe er ihm zärtlich durchs Haar strich, mit den Worten „Glaub mir, so ist es besser für alle...“ Ehe er ihn kurz darauf wieder alleine ließ ...   Die folgenden Tage gingen an Ladriel, vorbei wie Blätter, die von einem Baum geweht wurden, niemand wusste, wie viele es wahren und niemanden schien es zu interessieren, auch nicht ihn selbst… Nach seinem letzten Zusammenbruch hatte er das Gefühl, nichts mehr zu fühlen, außer dieser unglaublichen Schwere, die auf seinem Körper und seinem Geist lag… Hatte er zuvor kaum gegessen, so bekam er nun endgültig nichts mehr herunter… Nicht einmal, wenn Verilia ihn darum bat, ihn sogar versuchte, wie ein kleines Kind zu füttern… Er hatte es einmal versucht, doch sein Körper hatte sich so sehr dagegen gesträubt, dass er sich unmittelbar danach hatte übergeben müssen… Also ließ er es… Das Einzige, zu dem er sich täglich zwang war denn stark gesüßten Blumentee zu trinken, denn Verilia ihm immer wieder einflößte… Verilia, sie kümmerte sich wirklich rührend um ihn, fast wie eine Mutter, und so wunderte es Ladriel nicht, sie eines Abends heftig mit seinem Bruder vor der Tür diskutieren zu hören…  „DU musst etwas unter nehmen Yoran, er wird von Tag zu Tag schwächer, ich versuche wirklich alles, aber auch ich habe meine Grenzen… Wenn das so weitergeht, wird er dieses Kind verlieren und damit sein Leben, das ist es nicht, was du wollen kannst… Mir ist egal, was der Ältestenrat sagt, du musst etwas unternehmen. Immerhin ist dieses Kind, ob halb Mensch oder nicht, dein Neffe und du hast es zu beschützten, also ihn Maras Namen unternehme endlich etwas, oder ich tue es!“ Kurz herrschte stille und Ladriel glaubte schon, sein Bruder hätte seine Frau einfach stehen lassen oder dass sie gegangen und ihren Streit wo anders austragen würden, doch dann vernahm er die gereizte Stimme seines Bruders. „Und was soll ich deiner Meinung nach unternehmen? Ihn einfach zu diesem Mann zurückschicken? DU weißt so gut wie ich das, dass nicht geht… Dass der Rat das niemals zulassen würde. Davon ab, dass dieser Mann inzwischen eine Frau hat und mit ihr ein Kind erwartet, glaubst du, er würde das verkraften? Ich nicht ... Nicht so, wie er diesen Menschen angesehen hat… Also tue ich das Einzige, dass ich kann, ich beschützte ihn und dieses Kind und sorge dafür, dass er einen neuen Anfang machen kann. Also sag mir, was glaubst du, könnte ich deiner Meinung nach noch tun Verilia?! Was verlangst du von mir?“ Yoran Worte wahren wie ein Dolch in Ladriel’s Herz… Samuel… Samuel hatte also wirklich einfach ohne ihn weitergemacht, mehr noch erwartete sogar ein Kind mit Mariella…?! Zum ersten Mal seit Tagen hatte er das Gefühl, etwas zu spüren und auch wenn es nur das Gefühl war, dass es ihm das Herz erneut herausgerissen würde und doch weckte es etwas in ihm… Eine, eine unglaubliche Wut auf Samuel, auf Mariella auf Yoran der ihn das alles verschwiegen hatte und nicht zuletzt auf sich selbst… Egal wie schwach er sich gerade fühlte, diese Wut war stärker, die Wut, an dieser gesamten Situation nichts ändern zu können, sie zog ihn auf die Beine und er zerschlug die nächstbeste Vase in seiner Nähe… Er ertrug das alles nicht mehr und wenn, wenn Samuel wirklich ohne ihn leben konnte, dann, dann war sein Leben nichts mehr wert… Wie in Trance nahm eine der Scherben und hielt sie sich selbst an den Hals. In diesem Moment beraten Yoran und Verilia denn Raum, welche panisch aufschrie, was ihn kurz innehalten ließ, diese Schrecksekunde nutzte sein Bruder aus, um zu ihm zu laufen und ihm die Scherbe zu entreißen, während er ihn anschrie.  „BIST DU DENN VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN WORDEN?! WILLST DU DICH UND DEIN KIND WIRKLICH UMBRINGEN? NUR WEGEN DIESEM MENSCHEN?“ Mit diesen Worten verpasste sein Bruder ihm eine schallende Ohrfeige und in diesem Moment realisierte Ladriel was er im Begriff gewesen war, zu tun… Er, er hätte tatsächlich fast sich und, und sein Kind umgebracht… Wie, wie konnte er nur so etwas tun? Verlor er jetzt endgültig seinen Verstand? Fassungslos starrte er auf seine zitternden Hände, während er verzweifelt zu Boden sackte. „Ich ... Ich das, das ... wollte ich ... ich nicht ..." War alles, was er immer und immer wieder wiederholte, während Yoran sich neben ihn kniete und ihn an seien Brust zog, so wie es Samuel oft getan hatte… So… So liebevoll, so als könne er ihn so vor sich selbst beschützten… Auf einmal hielt sein Bruder ihm eine Viole an die Lippen und ihm zwang, das bittere Zeug zu schlucken, ehe auch schon alles schwarz um ihn wurde.   Als er das nächste Mal seine Augen aufschlug, wusste Ladriel im ersten Momente nicht, wo oben und unten war, er fühlte sich noch immer total benommen ... Bis die Erinnerung auf einmal mit all ihrer Grausamkeit wieder zu ihm zurückkehrte. Panisch setzte er sich auf und legte seine Hand auf seinen Bauch. Was hatte er nur getan? Ging, ging es seinem Baby gut? Auf einmal berührte ihn jemand vorsichtig an der Schulter. Zu seiner Verwunderung war es sein Bruder Yoran, der ihn beruhigend ansah. „Keine Angst, dem Kind schadet das Mittel nicht, aber wie fühlst du dich?“ Wie, wie er sich fühlte? Wie sollte er sich schon fühlen? Der Mann, den er über alles liebte, hatte ihn vergessen und er, er hatte fast… fast sich und sein ungeborenes Kind umgebracht… Das Kind, von dem er sich selbst geschworen hatte, es mit allen zu beschützten, was er hatte… Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn, wenn Yoran ihn nicht aufgehalten hätte… Erneut schossen ihm die Tränen in die Augen und zu seiner Verwunderung ließ sein Bruder sich neben ihm nieder und nahm ihn seine Arme und er ließ es zu, mehr noch krallte sich regelrecht an ihn… „Yoran ich… ich glaub, ich verlier endgültig, denn, denn verstand…“ Ja. Ja, so, so musst es sein, ansonsten hätte er doch nie das Leben seines Kindes so sträflich gefährdet…   „Es tut mir leid, Ladriel…“   Was? Irritiert sah er in die Augen seines Bruders, die nun voller reue zu seien schienen, während Yoran ihn noch fester in seine Arme zog und einfach weitersprach. „Hätte ich dich damals nicht, nicht zu diesem Mann gebracht, du würdest heute nicht so leiden, aber glaub mir, ich habe immer nur dein Bestes gewollt… Du hast einfach immer so verlorene gewirkt in diesen großen Hallen, hast dich immer mehr in dich zurückgezogen und dann tauchten diese Menschen auf und versuchte immer wieder deine Aufmerksamkeit zu erhaschen, fragte mich sogar, wie er dir eine Freude machen könnte und auch wenn du damals vielleicht Angst vor ihm gehabt hast, war da doch etwas in deinem Blick, das mich in der Annahme unterstützte, das er dir vielleicht einen weg aus deiner Traurigkeit zeigen könnte… Und als dann dieser Mensch Vater auch noch schrieb, dass er dich unbedingt einladen wolle, da habe ich dafür gestimmt, da ich dachte, dass es dir vielleicht guttun würde, eine Weile an einen Ort zu gehen, wo man dich als etwas Wertvolles erachtet und nicht hier, wo Vater und Lago dich immer wieder dazu zwang, dich mit uns zu messen… Und ja, auch ich war dir sicher nicht der Bruder denn du dir gewünscht hast, aber du weißt selbst, dass mir so etwas hier nicht liegt… Aber glaub mir, ich habe mich immer um dich gesorgt und als Samuel mir geschrieben hat, dass es dir nicht gut geht, habe ich keine Sekunde gezögert, nach Adras zu reisen und glaub mir auch für mich war es ein Shock, dich so zu sehen… Ich weiß du haßt mich dafür, dass ich dich einfach hierhergeschleppt habe, aber was hatte ich für eine Wahl? Du wärst doch nie freiwillig mitgegangen und dann dachte ich besser, du hast mich dafür als, als diesen Mann, der dir anscheinend so viel wichtiger ist als dein Leben…“ Ladriel war fassungslos, das alles hatte er nicht gewusst, er hatte nicht gewusst, wie viele Gedanken sein großer Bruder sich anscheinend wirklich um ihm gemacht hatte, und er, er hatte ihn all die Jahre gehasst, gehasst, weil er ihn aus seinem gewohnten Leben gerissen hatte… Gehasst, weil er ihn erst zu Samuel gebracht und ihn dann diesen wieder genommen hatte, doch jetzt, wo er um die Motive seines Bruders wusste, konnte und wollte er ihn nicht mehr hassen… Nicht nach allem, was er für ihn getan hatte… „Ich, ich hasse dich nicht, nicht mehr. … Ich, ich bin wütend, aber, aber hassen nein… Nein, ich, ich weiß einfach nur nicht, warum du mir das jetzt sagst? Was es noch ändern soll? Geschehen ist Geschehen und damit müssen wir alle nun leben… Auch, auch wenn, wenn ich nicht weiß, wie, wie ich das soll, ohne, ohne verrückt zu werde… Ich, ich habe wirklich Angst, angst vor, vor mir selbst und, und diesen Gefühlen ...“ Auf einmal seufzte sein Bruder schwer und packte ihn bei den Schultern, während er ihm entschlossen in die Augen sah. „Aber ich.“ In diesem Moment zog sein Bruder eine kleine Viole, die an einer kleinen weißen Schnur hervor, die an seinem Hals hing. Zuerst verstand Ladriel nicht doch dann erinnerte er sich daran was ihr alter Lehrmeister sie einmal über Kräuter und, und pflanzen gelehrt hatte. Diese, diese blaue Flüssigkeit, das, das war… Panisch lauschte Ladriel ob sie jemand hörte, doch um sie herum war alles still, anscheinend schliefen alle anderen… „Keine Angst, die anderen haben sich längst zurückgezogen. Nach deiner Reaktion zu urteilen gehe ich davon aus, dass du weißt, was das ist?! Es tut mir leid, dass ich keinen anderen Weg sehe als das… und ich werde dich auch nicht dazu zwingen, aber ich wollte dir zumindest die Option geben…“ Ja, ja, er wusste ganz genau was, was das war… Es, es war vergiss mein nicht, doch im Gegensatz zu seinen Namen bewirkte die Essenzen dieser Pflanze genau das Gegenteil, nämlich das man alles und jeden vergaß, sogar sich selbst… Doch wollte er das? Wollte er Samuel und all seine Gefühle für ihn vergessen? Nein, wenn, wenn er ehrlich war, nicht, denn sie waren ihm doch lieb und teuer und doch ... Doch war da diese eine Stimme, die ihm sagte, dass, dass es tatsächlich die einzige Möglichkeit war, um nicht verrückt zu werden, um, um sich und sein Kind vor sich selbst zu beschützten ... Also nahm er sie an und umarmte seinen Bruder. „Danke… Yoran ... Danke, dass du so viel für uns riskierst.“, denn das tat sein Bruder denn allein der besitzt dieses mittels war unter Elben strengstens verboten. Und das, das bedeutete er würde es diese Nacht nehmen müssen, denn wenn nur einer davon wind bekam dann… Und dennoch hatte er noch eine letzte große Bitte an Yoran. Denn wenn er schon alles vergessen musste, dann wollte er es wenigstens für, für sein Kind und… und vielleicht auch für Samuel und sich aufschreiben… Er, er wollte einfach nicht das, dass alles vergessen war, was, was er für Samuel empfand… „Yoran, ich, ich weiß das, das ist viel verlangt, aber... aber ich würde gerne bevor, bevor ich das mittel nehme, Samuels… Samuels und meine Geschichte aufschreiben… Als, als eine Art Märchen für mein Kind… Und ich, ich möchte, dass du sie ihm irgendwann gibst, wenn, wenn du denkst, das, das er vielleicht alt genug ist, die, die Wahrheit hinter der Geschichte zu verstehen…“ Ladriel konnte sehen, dass sein Bruder mit sich haderte, ehe er nickte. „Fein… ich, ich werde es tun… Aber wenn, wenn müssen wir uns beeilen, du weißt, dass wir nicht viel Zeit haben.“ Ja, ja, das wusste er, denn das Mittel würde ihn mindestens für ein paar Stunden außer Gefecht setzten, doch das würde Yoran auf das Mittel, das er ihm zuvor gegeben hatte, schieben können und, und das, das er alles vergessen hatte auf, auf den vermeintlichen Schock… Schließlich wollte er nicht das Yoran deshalb Probleme bekam…  Also ließ er sich von ihm so schnell es ging an denn keinen Tisch helfen und Tinte Feder geben, mit denen er Samuels und seine Geschichte niederschrieb. Die Geschichte von einem Elb und einen Menschen, die sich verliebten und, und schließlich von Mara ein Sternenkind geschenkt bekamen. In diesem Moment beschloss er, dass sein Kind denn Namen Tinwe bekommen sollte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)