Beyond the sky - 空を越えて [DabixOC] von Mina_Tara (**Omegaverse**) ================================================================================ Kapitel 7: Part VII – Different faces ------------------------------------- Es herrschte eine sternklare und kalte Nacht. Der Vollmond stand bereits am Himmel und erleuchtete die Nacht. Eine zarte Brise wehte durch die Äste, die inzwischen aufgrund des Herbsteinbruchs ihr Blätterkleid verloren hatten. Ruhe beherrschte die Gegend, die vom Mondlicht erhellt wurde. Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Sirenen heulten auf, Scheinwerfer durchschweiften das Gelände, das aufgrund einer soeben stattgefundenen Explosion in Flammen stand. Das Feuer breitete sich innerhalb von Sekunden überall aus. Einzelne Fabrikmitarbeiter rannten umher - versuchten etwas gegen die Flammen zu unternehmen, scheiterten jedoch kläglich. „Wir müssen das Feuer unter Kontrolle bekommen! Wo bleibt das Umweltkommando?“, ein klein geratener Mann, dem das Fabrikgelände gehörte, lief auf dem Platz umher. Er trug einen schwarzen Anzug und besaß eine Glatze. Immer wieder sah er zum Gebäude auf. Die Flammen hatten bereits das komplette Dach in Beschlag genommen und brannte lichterloh. Nach wenigen Sekunden kam auch schon ein junger Bursche vor ihm zum Stehen. Sein Atem ging hektisch, die Schulter senkten sich im Sekundentakt auf und ab. „Die Wasserversorgung wurde gekappt, Mikawa-Sama!“, nach diesen Worten rannte der junge Mann auch schon wieder zum Geschehen und half mit. „WAS WIE BITTE? DAS KANN NICHT SEIN!“, verärgert raufte sich der kleine Mann den Kopf und sah sich erschrocken um. Ihm kam ein unruhiger Gedanke. Das hier war kein Unfall - das hier war ein Anschlag. Ein Anschlag auf Hokkaido. Immerhin versorgte er durch seine Fabrik die Streitmacht mit entsprechenden Vorräten und Waffen. Bevor der Fabrikinhaber jedoch ein weiteres Wort an seine Mitarbeiter richten konnte, wurde ihm auch schon von hinten der Mund zugehalten und vom Geschehen weggeschleift. Verzweifelt begann der Ältere um sich zu schlagen, hatte aber keine Chance. Wenige Sekunden später befand sich der Inhaber der Fabrik in einer dunklen Ecke des Geländes und sah sich mit einer kleinen vermummten Gestalt konfrontiert, die ihm daraufhin ein Messer an die Kehle hielt. „Was wollen Sie von mir…?“, ein Zittern legte sich in seine Stimme, als er sein Gegenüber musterte. Dabei fiel dem Mann auf, dass die Gestalt zwar kleiner als er war, ihn jedoch in vollem Umfang überwältigt hatte. Goldene Augen stachen unter der Kapuze des Umhangs hervor. „Du hast genau eine Chance…“, brachte eine weibliche Stimme hervor und verstärkte den Druck auf das Messer, das sich in der Hand des Anwenders befand. Die Klingen bohrten sich langsam in das Fleisch und Blut floss an der Schnittwunde herab. „… wo befinden sie sich? Wo hält ER sie gefangen!“ Nach diesen Worten erschien eine weitere Gestalt hinter ihnen und vereiste innerhalb von Sekunden alles um sie herum. Eine hohe Eismauer ragte hinauf und verwehrte jedem Außenstehenden Einblick. Der Fabrikinhaber bibberte und starrte ängstlich umher. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich weiß gar nichts. Meine Fabrik dient lediglich der Verpflegung der Truppen!“, brachte der Mann leise und heiser hervor. „Ach, ist dem so, ja? Da sind mir allerdings ganz andere Informationen zugespielt worden…“ „Nein bitte, verschont mich… Alle Mittel verdanke ich ihm, ohne ihn wäre ich ein Nichts. Ich kann ihn nicht verraten! Das ist unmöglich!“, der Fabrikinhaber zitterte am ganzen Körper und drohte einzuknicken. „Ich denke kaum, dass ER Gnade walten lässt…“ „Ich weiß wirklich nichts … bitte... lasst mich gehen…“ Eine unangenehme Stille legte sich über die Beteiligten. Der Mann verweilte immer noch an Ort und Stelle, während die vermummte Gestalt ihren Blick gen Boden richtete. Schließlich wandte sie erneut das Wort an ihn. Leise und klar verständlich. „Genau das wollten die anderen auch – Freiheit. Aber ihnen wurde dieser Wunsch verwehrt. Warum sollte ich also Gnade bei einem Söldner wie DIR walten lassen, der die Machenschaften dieses Tyrannen unterstützt?“, ein gefährlicher Unterton legte sich in die weibliche Stimme, deren Aura sich augenblicklich verfinsterte. Dunkle Wellen schlugen umher und drohten alles mit sich zu reißen. Bevor die Konversation jedoch weiterfortgeführt werden konnte, rannte plötzlich die zweite Gestalt von hinten auf die junge Frau zu und nahm ihre Hand. „Mira, wir müssen hier weg. Ich höre Polizeisirenen. Sie sind auf dem Weg hierher.“ Die Angesprochene zischte verärgert auf und ließ Widerwillen von dem Fabrikinhaber ab, der auf den Boden sank und sich den Hals hielt. Das Nächste, was folgte, war das Messer, das sich vor dem Mann tief in den Boden rammte. Mit voller Wucht trat Mirabelle auf das Messer und sorgte dafür, dass es noch mehr im Granitboden einsank. „Richte deinem werten Herren folgendes aus...“, danach ging die Blondhaarige auf die Knie und zog sich ihre Kapuze runter. Der Inhaber sah ängstlich auf und sah sich mit wilden raubtierähnlichen Augen konfrontiert. Sie erinnerten an die einer Raubkatze, die ihre Beute fest im Blick hatte. Sein Spiegelbild blitzte in den goldenen Iriden auf. „Ich werde dem ganzen Elend schon sehr bald ein Ende setzen. Dafür werde ich alles in meiner Macht Stehende tun. Er mag zwar im Dunkeln lauern, ich jedoch bewege mich durch die Finsternis…“, nach diesen Worten umwarb Nebel das Gelände und innerhalb von Sekunden waren die beiden vermummten Gestalten verschwunden. Der Inhaber blieb mit einem ängstlichen Blick zurück. Mit zitternden Händen zog er sein Mobiltelefon hiervor. Sein Blick galt erneut dem Fabrikgelände, das inzwischen fast bis auf die Grundmauern komplett abgebrannt war. Zudem sich den Flammen zwischenzeitlich auch blaue Flammen hinzugesellt hatten, die das restliche Gemäuer mit sich einrissen. Als ein Signalton am Hörer ertönte, folgten lediglich wenige Worte. „Toroshimaru-Sama, wir haben ein Problem!“ „Das war knapp, Mira… das geht zu weit.“ Im Radius von fünf Kilometern kamen die zwei Gestalten zum Stehen. Geten zog sich sofort den Umhang aus und warf ihn ins Gebüsch, was Mirabelle ihm sofort nachtat. Diese ignorierte die Worte ihres besten Freundes und zog sich ihre Kleidung zurecht. Genau diese Eigenschaft hasste Geten an ihr. Sie nahm ihn wieder mal nicht ernst. Wutentbrannt stellte er sich vor die Blondhaarige und hielt ihre Schultern fest. „Dir ist klar, dass du ihnen so irgendwann in die Arme laufen wirst. Du tust ihnen sogar einen Gefallen damit! Du weißt genau, dass Re-Destro dich zwar aus Tartarus rausgeholt hat, aber das hier würde er nicht tolerieren! Du bringst mit deinen Aktionen uns alle in Gefahr! Aber dir scheint das gleichgültig zu sein! Warum gehst du so weit! Allein kannst du gar nichts ausrichten!“ Eine Weile schwieg die Kommandantin und sah schließlich auf. Traurigkeit und Hilfslosigkeit spiegelten sich in dem goldenen Augenpaar wider. „Mir ist das alles bewusst, aber wer sonst soll dem Ganzen ein Ende setzen! Re-Destro hat mir die Erlaubnis gegeben Informationen zu beschaffen… Ich kann hier nicht seelenruhig rumsitzen, während meine Brüder und Schwestern in Gefahr sind. Ihr Beta habt doch keinen blassen Schimmer, wie es mir dabei geht oder den anderen…“, nach diesen Worten riss sich Mirabelle von Geten los. Verärgert sah der Eisquirk-Nutzer seiner Freundin nach und schlug sich die Hand gegen die Stirn. Dabi, der in Seelenruhe auf einem Felsvorsprung verweilte und eine Zigarette rauchte, atmete genervt aus. Die Ruhe, die er bis eben noch genossen hatte, war wieder verflogen. Wie lange hatte diese gedauert? Vielleicht mal 15 Minuten. Von der Diskussion hatte er nichts mitbekommen, er war auch froh drum. Seit mehr als zwei Monaten war der Schwarzhaarige nun schon mit seinem neuen Team unterwegs. Sie überfielen Fabriken, legten sich mit anderen Schurkenorganisationen an und spähten diese aus. Ihre Einheit war eigentlich für den aktiven Fernangriff zuständig, aber ab und an waren sie auch nur zu dritt unterwegs. Diese Missionen galten Informationsbeschaffungen. Allerdings wusste Dabi bis heute nicht, nach welchen Informationen sie überhaupt suchten. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war es ihm auch egal – Hauptsache er hatte seine Ruhe. Wobei das Normalo-Biest und die Eisfratze diese ihm selten gewährten - so wie im Augenblick. „Ist das dein Ernst, Blueflame? Deine Flammen waren viel zu spät. Wo warst du überhaupt?“, verärgert stemmte Geten seine Hände in die Hüfte. „Meine Güte, was motzt ihr jetzt schon wieder rum! Ich hab doch meinen Einsatz vollbracht. Meine Flammen haben alles in Asche zersetzt.“ „Du bist wirklich nicht der Schnellste, oder?“, provozierend stellte sich der Weißhaarige vor den Flammenquirk-Nutzer und funkelte diesen verachtend an. Ein genervtes Seufzen folgte. „Nerv nicht rum, Kühlschrank - sonst zieh ich dir den Stöpsel...“, Dabi war klar, worauf der Kleinere anspielte. Das Eismännchen ließ selten solche Schikanen aus, aber es juckte ihn nicht. „Deine Aufgabe war es uns mehr Zeit zu verschaffen…“, brachte Mirabelle ruhig hervor und trat an den beiden Männern vorbei. Ihre Aura sprach wieder für sich. Die türkisfarbigen Augen sahen der jungen Kommandantin nach. Sie tat es gerade schon wieder. In den letzten Wochen hatte Dabi das junge Talent genauer unter die Lupe nehmen können. Mit Mirabelle Fujitōra war wahrlich nicht gut Kirschen essen. Ihr körperliches Geschick und ihre militärische Einschätzung und Erfahrung standen ihr in nichts nach. Im Nahkampf machte ihr keiner etwas vor und was den Umgang mit Waffen betraf, suchte sie ihresgleichen. Mirabelle war ein Genie - das war nicht von der Hand zu weisen. Allerdings gab es eine Sache, die den schwarzhaarigen Schurken stutzig werden ließ. Auf der einen Seite war sie diese energische, taffe und hitzköpfige Frau, die alles direkt erledigen und gegebenenfalls in Schutt und Asche legen wollte. Andernfalls jedoch wirkte sie so mysteriös und unnahbar. Nachdenklich und in sich gekehrt, wie gerade im Moment. Eigentlich immer, wenn ihre Truppe zu solchen Informationsbeschaffungsmissionen aufbrach. Es wirkte so, als ob sie zwei Persönlichkeiten beherbergte. Mirabelle trat währenddessen vor einen Felsvorsprung und sah in die Ferne. Ein zarter Windhauch umspielte ihre Strähnen, sodass diese im Wind tanzten. Der Vollmond thronte hoch über ihr. „Wir treten den Rückzug an…“, nach diesen Worten betätigte Mirabelle ihren Apparat. Die Drähte schossen aus dem Manöver hervor und bohrten sich in die Baumstämme, woraufhin sich die junge Frau in Bewegung setzte. Geten und Dabi taten es ihr gleich und folgten ihr. Während sie den Rückweg antraten, sah Dabi vom Boden immer wieder auf und beobachtete Mirabelle dabei, wie sie sich von Ast zu Ast schwang. Wie selbstsicher sie sich durch die Lüfte bewegte - sie wirkte schon fast wie ein Falke. Die Art und Weise, wie sie sich bewegte und zwischen den Bäumen umhersprang, erinnerten an Hawks. Ihre Bewegungen waren fast identisch. Auf der einen Seite brannte es den Schurken zu erfahren, was in dem Kopf dieser jungen Frau vorging. Sie war anders als jedes weibliche Wesen, dem er zuvor begegnet war. In ihr brannte etwas - etwas, was ihn seit ihrer ersten Begegnung an schon fasziniert hatte. Wäre da nur nicht ihr dämlicher Dickkopf und ihre Besserwisserei. Wie oft war er die letzten Wochen schon mit ihr aneinandergeraten, weil sie verschiedene Ansichten teilten. Es fing schon damit an, als es um die Truppenführung ging. Er selbst sah es locker, schließlich interessierten ihn seine Untergebenen kein Stück, was Mirabelle ein Dorn im Auge war. Durch ihren militärischen Werdegang trat sie streng ihren Rekruten entgegen und wirkte wie eine Art Patron, der sich zwar angriffsbereit dem Gegner entgegenstellte, aber auch gleichzeitig eine Schützerin für ihre eigenen Leute darstellte. Auf Dabi machte ihr komplettes Verhalten absolut keinen Sinn. Warum war sie so verbohrt darauf voranzuschreiten und gleichzeitig unfähig Opfer zu bringen? Jeder Kampf forderte Opfer. Man konnte nicht alle beschützen. Wenn man selbst voranschreiten wollte, musste man gegebenenfalls über Leichen gehen. Er selbst hatte die Erfahrung schon mehrere Male gemacht, wobei er allein bei dem Gedanken daran sich auf die Unterlippe biss. An seine Vergangenheit und seinen Werdegang wollte er nicht denken. Es war Geschichte. Alles. Alle Bande hatte er gekappt – zu jedem. Jeder, der mit ihm zu tun hatte. Allerdings ließ ihn der Gedanke nicht los, dass er zu Mirabelle noch eine Bindung zu besitzen schien. Seit sie in sein Leben getreten war, schlichen sich Bilder in seinen Kopf, die aus einem ganz anderen Leben stammten. Bilder mit freudigen Gesichtern – Bilder, die alles in einem anderen Licht darstellten als zur heutigen Zeit. Kopfschüttelnd wand der Schurke schließlich seinen Blick von der Kommandantin ab und sah wieder geradeaus. Er durfte ihr nicht zu nah kommen – er musste sich von ihr fernhalten. Abstand zu ihr wahren, anders drehte er sonst irgendwann noch durch. Er durfte nicht an sein altes Leben erinnert werden. Das musste er mit allen Mitteln verhindern. Es vergingen erneut einige Tage und Wochen. Es herrschte reges Treiben in der Gunga Mountain Villa. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Vor einiger Zeit hatte sich Tomura in die Hände von Herrn Dr. Ujiko begeben, der ihn stärker machen wollte. Dabi war der ältere gebrechliche Herr nicht ganz geheuer. Es handelte sich bei Herrn Ujiko um einen Arzt, der auch gleichzeitig als Wissenschaftler die Nomus ins Leben gerufen hatte. Er war ein treuer Diener All for Ones und allein bei dem Gedanken lief Dabi ein eiskalter Schauer über den Rücken. All for One war ein Scheusal, wie es im Buche stand. Er verabscheute ihn. Nur wegen seinen eigenen Zielen war Dabi überhaupt erst der Liga beigetreten, obwohl ihn das Gefühl nicht losließ, dass er mit All for One schon einmal in seiner Vergangenheit zu tun hatte. Sobald der schwarzhaarige Schurke sich jedoch versuchte zu erinnern, tauchte ein dichter Nebel vor seinem Innern auf. Alles lag im Dunkeln. Absolut alles. Ihm blieb nichts außer seiner Gegenwart, mit der sich der Schwarzhaarige wohl oder übel abfinden musste. Gerade im Moment durchschritt Dabi zusammen mit Twice das Labor, das sich tief verborgen im Keller befand. Neugierig wand sich der Flammenquirk-Nutzer den Glasbehältern zu, in dessen Innern sich die Kreaturen der Hölle befanden. Auf eine seltsame Art und Weise fühlte sich Dabi mit den Ungeheuern verbunden. Zusammengeflickt, aus sämtlicher DNA, ohne wirklich zu wissen, warum sie auf der Erde wandelten. Ein Gedanke, der ihn schon seit Jahren heimsuchte. Es ließ ihn nie los, weder am Tag noch in der Nacht, sobald er die Augen schloss. Auf der einen Seite hatte er sich mit seinem Dasein abgefunden, aber gleichzeitig brannte etwas in ihm, das mehr forderte. Anfangs war es nur ein Funke gewesen. Besonders schlimm wurde es, seitdem er ihr begegnet war. Es hatte den Anschein, als ob genau zu diesem Zeitpunkt etwas in ihm erwacht war und den Funken weiter entfacht hatte. Es wirkte wie eine Stimme, die zu ihm sprach. Rauschend und nicht verständlich. Dabi konnte bis heute nicht herausfinden, was ihm sein Innerstes mitteilen wollte, und das nervte ihn. Twice, der sich in der Zwischenzeit weiter vorne aufhielt, sah verblüfft auf. „Schon faszinierend, was aus Menschenhand alles erschaffen werden kann – Eine Schande an der Natur!“ Dabi wand sich nach diesen Worten dem Maskierten zu und sah zur Decke auf. „Mag sein, aber dafür ist die Wissenschaft dar. Man erlangt die Macht über alles und jeden zu herrschen. Es gibt genug Verrückte, die behaupten hierdurch zu Gott zu werden…“ „Weltherrschaft, so könnte man es benennen – ich würde alles niederbrennen!“, murmelte Twice in seinen nicht vorhandenen Bart und wand sich Dabi zu, der wieder seine Aufmerksamkeit den Nomus gewidmet hatte. „Mal eine andere Frage – wie laufen eigentlich die Annährungsversuche? Hop, verrat mir alles, mein Kumpel“, freudig kam der Maskierte auf Dabi zu und nahm ihn erneut in den Schwitzkasten. „Sag mal, ist das deine neue Lieblingsbeschäftigung, oder was? Und was heißt hier Annährungsversuche – wir sind nur zusammen auf Missionen! Und jetzt lass mich los!“ „AH – wir kommen der Sache schon näher! Hast du schon mit ihr geredet? Mal allein?“, hierbei hob Twice immer wieder die Augenbrauen, sofern man sie durch den Stoff erkennen konnte, auf und ab. „Diese Eisfresse klebt doch ihr wortwörtlich am Arsch und – Moment… was soll das werden?! Da ist nichts! Rein gar nichts und wenn du mich nicht augenblicklich loslässt, fackel ich dich ab!“, eine Zornesader bildete sich langsam an Dabis Schläfe. Warum ausgerechnet er? Konnte sich der Depp mit seiner Schizophrenie nicht an jemand anderen wenden? „Ach nur gut, dass Toga so weit gedacht hat~“, nach diesen Worten ließ Twice von dem schwarzhaarigen Schurken ab und schritt an diesem vorbei, der sich zuvor den Mantel wieder zurechtgerückt hatte. Entsetzt hielt der Flammenquirk-Nutzer daraufhin in seinem Tun inne und sah dem Maskierten nach, der sich friedlich vor sich hin pfeifend dem Ausgang nährte. Da stimmte doch etwas nicht und wenn die Irre noch ihre Hände mit im Spiel hatte, dann konnte das nur im Chaos enden. „Was soll das heißen? Was hat die Irre schon wieder angestellt?!“ „Nenn sie nicht so! Sie ist meine Toga, du Trampel! Und nein – ich verrate nichts!“ Bedrohlich baute sich Dabi vor dem Dopplungsquirk-Nutzer auf und funkelte ihn böse an. In diesem Moment hätte man denken können es sprühen Funken aus dem türkisfarbigen Iridenpaar. „Was habt ihr wieder angestellt?! Raus mit der Sprache oder ich brenn sie aus dir raus!“, ein Fäusteknacken folgte, woraufhin Twice leicht zusammenzuckte. Wild wedelte der Maskierte mit seinen Händen hin und her. „So schlimm ist es nicht, wirklich. Nur bei unserem monatlichen Zusammentreffen hat Toga halt noch einen Überraschungsgast eingeladen!“ Augenblicklich hielt Dabi inne. Unglaube spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Es wurde immer blasser und blasser. Er sah so oder so schon aus wie eine Leiche, aber nun war es noch weniger verkennbar. Ein Schlucken folgte. Er wollte fallen, so tief wie möglich und am besten sollte sich noch ein Loch unter ihm auftun, in dem er verschwinden konnte. Einmal im Monat trafen sich die ehemaligen Mitglieder der Schurkenliga bei einem Lagerfeuer außerhalb der Villa und sprachen über alte Zeiten. Ein Treffen, worauf er persönlich gern verzichtet hätte, aber die Irre akzeptierte kein „NEIN“. Sie ging ihm damals so lange auf die Nerven, bis der Schwarzhaarige freiwillig nachgegeben hatte. Dieses Treffen stand Morgenabend an und Toga soll ausgerechnet sie eingeladen haben? „Ach, das wird schon, mein Freund! Wir werden alle unseren Spaß haben und du ganz besonders. Dein Wohlergehen liegt uns wirklich sehr am Herzen. Also man sieht sich~“, Twice schritt daraufhin an dem Schwarzhaarigen vorbei und schlug ihm hierbei mehrmals auf die Schulter. Er nutzte die Gunst der Stunde, solange sein Kumpel in eine Schockstarre verfallen war und schritt danach wieder friedlich vor sich hin pfeifend Richtung Ausgang. Schweißtropfen bildeten sich auf Dabis Stirn, die sofort wieder verdunsteten. Das war nicht deren Ernst?! War denen überhaupt bewusst, welchem Risiko sie sich hierbei aussetzten?! Hilflos stand der Schwarzhaarige mitten im Raum und wand sich wieder den Glasbehältern zu. Wie gern hätte er in diesem Moment mit ihnen getauscht. Das konnte nur im Desaster enden! [Währenddessen zur gleichen Zeit] Nur in einem seidenen Kimono bekleidet stand Mirabelle vor einem Fenster. Vor ihr befand sich ein Balkon, der aufs Dach führte. Ein zarter Windhauch wehte durch die Nacht und lockte die Blondhaarige schließlich nach draußen. Vorsichtig betrat sie die Veranda. Ihre nackten Füße berührten den Granitboden. Die Kälte, die von diesem ausging, spürte sie nicht. Ihr Blick galt dabei dem Sternenhimmel, der hoch über ihr thronte. Immer wieder zog sie sich den Kimono zurecht. Blau-Silbriger Stoff schimmerte auf. „Na sieh mal einer an. Nun begegnen wir uns doch…“ Mirabelle blieb ruhig und sah seitlich neben sich. Rote Federn tanzten an ihr vorbei und sie wusste genau, wem sie gehörten. „Keigo…“ Der Angesprochene landete ein Stück hinter ihr und lehnte sich gegen die Dachziegel, die seitlich am Fenster vorbeiliefen. „So so, du hast mich also erkannt. Aber wen wunderts. Wir waren lange genug Kameraden gewesen“, sprach Hawks und trat schließlich ein Stück auf Mirabelle zu, die sich bisher ihm noch nicht zugewandt hatte und immer noch mit dem Rücken zu ihm stand. „Wenn du hier bist, um über alte Zeiten zu reden, dann kannst du gleich wieder gehen…“, brachte die Blondhaarige leise hervor und wand sich schließlich dem geflügelten Helden zu. „Was willst du, Keigo? Was machst du überhaupt hier?“ Der blondhaarige Held fuhr sich erst über den Nacken, ließ diesen zweimal knacken und sah schließlich Mirabelle eindringlich an. „Ich bin hier um die Befreiungsfront zu unterst-„, bevor Hawks weiterreden konnte, stürzte sich Mirabelle auf ihn, langte nach seinen Händen und pinnte ihn an die Dachziegel, die sich von hinten unangenehm an seine roten Schwingen pressten. Ihr Angriff war blitzschnell, sodass der Blondhaarige nicht rechtzeitig reagieren konnte. Aber das war ihr Wesen, schon immer gewesen. Flink, schnell – scharfsinnig. Ihr machte keiner etwas vor. Genauso hatte er seine ehemalige Kameradin in Erinnerung behalten. „Lüg mich nicht an! Das konntest du noch nie…“, raubtierähnliche Augen fixierten den geflügelten Helden, der sich wehrlos ergab und die Hände von sich wies. In diesem Fall war es notwendig mit Taktgefühl vorzugehen. „Ich bin hier, um dich hier rauszuholen! Du hast keine Ahnung, was für eine Lawine sich durch deinen Ausbruch aus Tartarus in Gang gesetzt hat. Du befindest dich auf der roten Liste! Was das bedeutet, brach ich dir ja wohl nicht zu sagen!“, Hawks Augen verfinsterten sich und seine bernsteingoldenen Augen blitzten kurz auf. Mirabelle jedoch blieb stumm und emotionslos. Statt zu antworten, ließ sie von dem Helden Nr. 2 ab und schritt wieder nach vorn an die Veranda. „Warum sollte ich zurückkehren? Es hätte doch sowieso keinen Sinn. Eine wie ich wird nicht in euerer Welt erhört werden…“ Hawks, der sich zuvor kurz seinen Flügeln gewidmet hatte, zog scharf die Luft ein. Seine Augen weiteten sich. „Was redest du denn da für einen Blödsinn! Natürlich bist du eine von uns… Du bist diejenige, die abtrünnig wurde…“ „Ach ja, ist dem tatsächlich so?“, Traurigkeit legte sich in die weibliche Stimme, woraufhin Hawks wie angewurzelt erstarrte. Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken hinunter. Schließlich wand sich Mirabelle erneut dem geflügelten Helden zu, allerdings hatte sich ihr Blick geändert. Wut, Schmerz und Enttäuschung spiegelten sich in den goldenen Iriden wider. „Haben dir deine ach so tollen Vorgesetzten mal erzählt, warum ich meinen Posten in der Armee tatsächlich verloren habe? Warum ich wirklich in Tartarus einsaß? Du hast all die Jahre deine Augen verschlossen, so wie jeder da draußen in dieser verfluchten Welt!“ „Hey, jetzt halt aber mal die Luft an! Du hast dich von mir abgewandt und nicht umgekehrt Außerdem habe ich meine Augen nicht verschlossen – ich sehe genau hin! Deswegen bin ich schließlich hier!“, wutentbrannt wollte Hawks die Kleinere zurechtweisen. Ihr mitteilen, dass sie unrecht hatte. Jedoch hielt er augenblicklich inne, als er etwas an ihrem Hals erblickte. Es schimmerte silbern auf. Anscheinend schien es eben beim Angriff aus ihrem Kimono herausgefallen zu sein. All die Wut, die der junge Mann noch zuvor in sich trug, verpuffte und machte einem anderen Gefühl Platz. Einem Gefühl, dem Hawks sich nicht entziehen konnte. Ein unangenehmes Ziehen zog durch seine linke Brust. Langsam trat der geflügelte Held daraufhin auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Anschließend griff er nach dem Schmuckstück, das sich um ihren Hals befand. Vorsichtig fuhr er mit seinem Daumen über den Anhänger drüber, der den Buchstaben T umschlungen mit einem M enthielt. Das Amulett wirkte wie neu, dabei war es schon über 10 Jahre alt. Die Blondhaarige musste es all die Jahre wie einen Schatz gehütet haben. „Du trägst es also immer noch…“, flüsterte der Pro Hero und sah vom Schmuckstück auf, während Mirabelle ihren Blick abgewandt hatte. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht“, brachte die Blondhaarige leise hervor und sah wieder zu Hawks auf, ehe sie nach ihrer Kette langte und diese in ihrem Dekolleté zwischen dem Seidenstoff verschwinden ließ. Danach trat sie neben Hawks und schloss ihre Augen. „Ich weiß, was du für mich all die Jahre empfunden hast…aber… es hätte niemals zwischen uns funktionieren können. Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten, ich bin anders als ihr, die da draußen lebt…“ Auf die Worte hin erstarrte der Größere und hielt augenblicklich inne. Seine falkenähnlichen Augen weiteten sich. Es fühlte sich so an, als ob man den Boden unter ihm wegzog. Anhand dieser Aussage und den Recherchen, die er in der Zwischenzeit über sie betrieben hatte, fand nun das letzte Puzzlestück ins Bild zusammen. Er hoffte innig, dass er mit seiner Vermutung unrecht hatte und sich alles klären würde. Allerdings fiel genau diese Hoffnung in diesem Moment wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Geschockt sah er seitlich neben sich. „Also bist du tatsächlich…“, ehe der Pro Hero die letzten Worte aussprechen konnte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die in erneut verstummen ließ. „Vergiss mich bitte, Keigo… Du kannst nichts für mich tun… Das hier ist ein Kampf, den ich alleine fechten muss… Bitte kehre um, ich ertrage es nicht, noch einen geliebten Menschen zu verlieren… Bitte geh…“ Erneut lief Hawks ein kalter Schauer über den Rücken. Die Traurigkeit und Einsamkeit waren spürbar. All ihre Worte waren in diesen Emotionen ertränkt. Sein Blick galt erneut der Blondhaarigen, die daraufhin wortlos ihren Weg fortführte und im Innern verschwand. Das letzte, was der geflügelte Held noch sehen konnte, waren Tränen, die sich um sie herum verteilten und im Mondschein aufschimmerten. Sie weinte. Knirschend biss der junge Mann seine Zähne aufeinander und ballte seine Hände zu Fäusten. Ihm blieb vorerst nichts weiteres übrig, als sich wieder unter die Befreiungsarmeeanhänger zu mischen und weiterhin alles im Blick zu haben. Er gab nicht so einfach auf, dafür war sie ihm zu wichtig. Gedankenversunken sah Hawks Mirabelle nach, die bereits im Zimmerinnern verschwunden war. Immer noch spürte er die Kälte, die durch seine Venen floss. Immer wieder wiederholten sich ihre letzten Worte in seinem Innern. Immer und immer wieder und langsam verstand er, was sie damit bezweckte. Diese Worte eben – sie klangen für ihn wie ein Abschied. Ein Abschied aus ihrer gemeinsamen Welt, aus der sie sich soeben endgültig losgesagt hatte. — • I'm lost in these memories • — — • Living behind my own illusion • — — • Lost all my dignity • — — • Living inside my own confusion • — [Linkin Park - lost] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)