Neue (und alte) Abenteuer von Sharry (Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben) ================================================================================ Kapitel 39: Extrakapitel 36 - Eine Hummel auf Abwegen - Teil 2 -------------------------------------------------------------- Eine Hummel auf Abwegen – Teil 2   -Sanji Und das machte er für die nächsten zwei Tage, nichts.   Er wusste nicht genau, was den Marimo geritten hatte, aber der der Spinatschädel hatte die vergangenen zwei Tage scheinbar ununterbrochen in seiner weiblichen Gestalt verbracht, zumindest immer, wenn Sanji ihn gesehen hatte. Was zugegebenermaßen nicht oft gewesen war, meistens nur während der Mahlzeiten. Weder hatte er mit dem Rest der Crew Karten gespielt noch war er beim gemeinschaftlichen Baden dabei gewesen, obwohl er das eigentlich selten verpasste, da niemand Choppers Geweih so gut säubern konnte wie er. Nicht mal spät abends war er in die Kombüse gekommen, um sein Bento für die Nachtwache abzuholen, wie es doch sonst üblich zwischen ihnen war. Allerdings hatte es morgens nicht mehr auf der Anrichte gestanden, daher hatte Sanji eine Theorie. Zorro ging ihm aus dem Weg. Vermutlich war er die Überraschung und das Unwohlsein der meisten Crewmitglieder wirklich leid, weshalb er nun auf direkte Konfrontation ging, so wie er auch sonst nie einen Hehl um etwas machte. Nur bei Sanji machte er eine Ausnahme, vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst, vielleicht was auch immer. Es war ihm egal. Entweder bemerkte Zorro gar nicht, was er tat, und ging ihm einfach aus dem Weg, weil er unbewusst eine unangenehme Situation vermeiden wollte, oder aber er vermied es ganz bewusst, weil er keinen Bock drauf hatte, sich mit Sanji auseinandersetzen zu müssen. Und in jedem anderen Thema wäre das Sanji auch nur Recht. Der Marimo war mit Abstand das nervigste und anstrengendste Crewmitglied. Aber in dieser einen Sache… nach allem, was der andere ihm mittlerweile gesagt hatte. Er wusste nicht, was Zorros Ziel oder Idee hinter dieser ganzen Aktion war, aber er wusste, dass er die Konfrontation suchen musste. Nicht den Konflikt, aber das Gespräch. Also packte er das Bento, welches er vor einer halben Stunde liebevoll zubereitet und bereitgestellt hatte, schaltete das Licht in der Kombüse aus und sah entschlossen zum hell erleuchteten Ausguck hoch. „Na, wenn der Hund nicht zum Knochen kommt…“, murrte er, straffte die Schultern und dann schritt er los. Das Bild im Ausguck sollte ihn nicht überraschen. Der Marimo stand auf seinen Händen, balancierte ein riesiges Gewicht auf den Füßen, beugte seine Arme und streckte sie wieder, der Hauch seiner Stimme in der Luft, als er leise mitzählte. Es war schon beeindruckend, wie er trainierte, das wollte Sanji neidlos zugestehen, aber in jener Gestalt wirkte es fast schon unwirklich. Die wunderschönen, langen Locken waren in einem fast schon unscheinbaren Dutt gebändigt, doch einzelne Strähnen hatten sich befreit und wippten bei jeder Bewegung mit. Schweiß tropfte hinab, doch Sanji bemerkte das gar nicht mehr. Zorro hatte ihm den Rücken zugewandt, den nackten Rücken, und beugte zum was auch immer vielten Mal seine Arme. Auch das sollte vielleicht nichts Ungewöhnliches sein. Zorro lief den lieben langen Tag Oberkörperfrei durch die Gegend und gerade bei einer solchen Übung wären seine üblichen T-Shirts wohl eher hinderlich, aber auch das war Sanji egal. Er schluckte und wandte den Blick ab, zwang sich dazu, seinen Blick abzuwenden, von diesen glänzenden Schultern, dieser glänzenden Taille. Seine Wangen waren heiß, obwohl er doch wusste, dass es der Marimo war. Aber gerade in diesem Moment… „Was willst du?“, kam es mit einem rauen Stöhnen, als der andere erneut seine Arme durchstreckte und irgendeine Zahl hinterherkeuchte, die Sanji weder verstand noch verstehen wollte. Aber er war dankbar für den Zwischenruf, merkte die Anspannung in seinen Knochen, die Hitze in seinem Gesicht, und nicht nur da. Er wusste, sollte dieses gottgleiche… sollte der verdammte Marimo sich zu ihm umdrehen, wäre alles vorbei. Kurz drückte er seine Nase mit Daumen und Zeigefinger zu, ließ die Finger nach unten gleiten – überprüfte sie nur zur Sicherheit, aber kein Blut – und schritt dann zum Sofa hinüber, den Blick auf die Dunkelheit hinter den Fenstern gerichtet, wollte - auf keinen Fall - etwas anderes sehen. „Dir dein Bento bringen“, brachte er angestrengt hervor. Sein kluger Plan wirkte nun ziemlich naiv. Wie sollte er Zorro auf irgendetwas ansprechen, wenn dieser…? „Ich kann es… mir schon selbst holen“, schnaufte der andere zwischen zwei Wiederholungen. „Mag sein, aber…“ Oh nein, die dunklen Fenster spiegelten perfekt das Innenleben vom hell erleuchteten Ausguck, er konnte das Gewicht sehen, die Füße, die eleganten Beine in der enganliegenden Hose, der Bund, gerade unter dem Bauchnabel und wenn der Marimo jetzt die Arme strecken würde, dann… Sanji starrte auf die Bentobox. Hatte das Gefühl, sich nicht bewegen zu können, ohne dass etwas in ihm explodieren würde. Es war unfair. Er hatte nun mal eine Schwäche fürs schönere Geschlecht, da konnte er auch nichts für. Er wollte diese hübschen Wesen nun mal umgarnen und ihre Schönheit preisen, da war doch nichts Verwerfliches dran. Aber jetzt war hinter ihm der verdammte Marimo, der weder schön noch hübsch noch was auch immer sein sollte, und der Sanji für jede Kleinigkeit verurteilte, als wäre er selbst ein Heiliger. Doch gleichzeitig war der Marimo gerade genau all das, was Sanji vergötterte und es schien, als müsste er sich gerade gegen sämtliche Instinkte in seinem Inneren zur Wehr setzen, die dieses engelsgleiche Geschöpf nur wenige Meter von ihm entfernt begehren verehren wollten. „Du bist ganz schön… erbärmlich, weißt du das,… Koch?“, kam es zwischen lautem Schnaufen. Sanji wäre am liebsten herumgesprungen und hätte dem anderen umgeschubst, aber das funktionierte so nicht, nicht, wenn der Marimo in diesem Körper war. „Ach? Ist das dein Danke, weil ich dir das Essen nachtrage?“, entgegnete er schwach und starrte weiterhin das Bento an. „Ich kann hören, wie dein… Atem stockt, dein Herz… schlägt. Ich spüre die Anspannung… deiner Muskeln. Erbärmlich.“ „Mir wäre auch lieber, du wärest hässlich!“, keifte er und beging den Fehler, merkte noch, wie ihm heiß wurde, dann krachte er gefühlt schon mit dem Hinterkopf gegens Fenster, als seine Nase mit der Kraft einer Kanone zu bluten anfing. „Mir auch“, murrte der andere, während Sanji aufs Sofa hinunterrutschte. „Autsch“, murmelte er, rieb sich den Hinterkopf, blieb aber einfach so liegen und starrte zur Decke hoch, das schien derzeit die sicherste Alternative zu sein. Ein polterndes Beben sagte ihm, dass der Marimo das Gewicht abgeworfen hatte. „Hier, nicht dass Chopper am Ende noch mir die Schuld gibst, wenn du verblutest.“ Stoff fiel auf sein Gesicht. Sanji setzte sich auf und stellte fest, dass Zorro ihm ein Handtuch zugeworfen hatte. Er hielt es sich an die Nase und merkte, wie die Hitze langsam nachließ. „Echt erbärmlich.“ Der Marimo schritt an ihm vorbei und rieb sich mit einem weiteren Handtuch durchs Gesicht, welches um seine Schultern hing. Nun trug er dankenswerterweise eines seiner Hemden, welches an diesem Körper unglaublich riesig wirkte, fast wie ein Nachthemd. Schwer atmend ließ er sich ebenfalls aufs Sofa fallen, mit einem guten Abstand zu Sanji und zwischen ihnen die Bentobox. „Das da machst du weg“, murrte er und nickte zur Blutspur auf dem Boden rüber. „So viel, wie du schwitzt, könntest du hier auch mal…“ Er musste sich unterbrechen und presste das Handtuch an seine Nase. „Du machst das absichtlich, oder?“ „Was mache ich absichtlich?“, murrte der andere, der anscheinend nicht mal bemerkt hatte, dass er beim Nachvornelehnen Sanji sehr viel Einblick gegeben hatte, fast zu viel. „Na, warum sonst läufst du halbnackt rum? Du weißt doch genau, dass ich…“ „Was willst du von mir? Ist nicht mein Problem, wenn du bei ein bisschen Haut direkt austickst und…“ „Und warum sonst läufst du jetzt schon seit Tagen so rum? Du willst mich doch nur provozieren, damit du jedem sagen kannst, wie beschissen du mich…“ „Das stimmt nicht. Ich gehe dir doch sogar aus dem Weg.“ Sanji erstarrte. Er machte es also doch ganz bewusst? Irgendwie wäre es ihm lieber gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre. „Warum?“, fragte er, wusste gar nicht, ob er die Antwort hören wollte. „Na, weil du so erbärmlich reagierst wie gerade und ich da nicht alle paar Minuten Bock drauf habe, aber du musstest ja dann einfach hier hochkommen und mein Training mit deinem Anfall unterbrechen.“ „Du könntest dich auch einfach verwandeln und dann hätten wir das Problem nicht“, grummelte er, erhob sich, um die Blutspur aufzuwischen. Er erwartete den Gegenangriff, doch da kam nichts. „Was? Keine passende Retour?“ Immer noch kam nichts, fast schon überrascht sah er vom Boden auf. Normalerweise war das hier noch nicht mal genug zum Warmwerden. Sie hatten noch nicht mal richtig angefangen, sich zu zoffen. Doch der andere saß da, wunderschön anzusehen, den Blick abgewandt, ein atemberaubendes Prof… Etwas stimmte nicht. Sanji fiel es noch schwerer, Zorros Gemütslage auszumachen als sonst schon – nicht, dass er sich normalerweise viel Mühe damit gab – aber er hatte das Gefühl, dass es einen Grund gab, warum Zorro eben nicht weiterpöbelte. „Was ist los?“, fragte er und kniete sich hin, das vollgeblutete Handtuch vor ihm auf dem Boden. Sein Kragen wurde ihm unangenehm eng, als der andere ihn anstarrte. Zorro hatte immer schon einen intensiven Blick gehabt, aber diese riesigen, smaragdgrünen Augen schienen wie ein wilder Taifun, so viele Emotionen gefangen. Sanji schluckte. „Ich kann nicht.“ „Wa… was?“ Zorro senkte den Blick und seine Stimme war so ungewohnt tonlos und rau, dass es Sanji ein bisschen aus seinemr Starren brachte. „Ich lauf nicht die ganze Zeit so rum, um dich zu verarschen oder so. Ich kann mich nicht verwandeln. Schon seit Tagen nicht mehr.“ Oh… OH! „Oh, Scheiße!“ Ein Zucken glitt über die Lippen des anderen. „Das kannst du wohl laut sagen.“ Für einen Moment sahen sie einander einfach nur an. Zorro grinste nicht, wie so oft in beschissenen Situationen. „Woran liegt’s?“, fragte Sanji nach. „Keine Ahnung.“ Zorro zuckte mit den Schultern und wandte dann den Blick ab. „Absolut keine Ahnung. Hab trainiert, wie immer, und dann ging es nicht mehr.“ Sanji wusste nicht wirklich viel über Zorros Verwandlungen, nur, dass er sich immer wieder in diese Gestalt verwandeln musste, immer nach einer gewissen Zeit, und dass er sich nicht von Anfang an hatte verwandeln können. „Denkst du… denkst du, dass es irgendwann wieder geht?“ „Keine Ahnung.“ Jetzt war es still zwischen ihnen, doch Sanji wusste vielleicht nicht viel über Zorros Verwandlungen und hatte keine Ahnung, wie man ihm helfen konnte, aber eines wusste er. „Wir müssen es den anderen sagen.“ „Was?“ Der Marimo starrte ihn an. „Nein, lass diesen…“ „Hör mal, vielleicht haben die anderen ja ne Idee, aber selbst, wenn nicht, du kannst das nicht für dich behalten.“ „Kann ich sehr wohl. Es geht sie nichts an und es würde doch eh nichts bringen.“ „Sturkopf“, murrte Sanji und ließ sich nach hinten auf den Hintern gleiten. „Wie lange glaubst du, dauert es, bis noch jemand es bemerkt? Die anderen sind nicht dumm, ewig wirst du es nicht für dich behalten können. Außerdem, auch wenn es dir nicht passt, das hier geht sehr wohl uns alle an, wir sind eine Crew, und vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg, um damit umzugehen und…“ „Lass mich doch einfach in…“ „Was ist, wenn wir angegriffen werden?“ Er mochte gar nicht, wie der andere ihn mit einem Mal anstarrte, und er wusste nicht, ob es an diesem Körper lag oder dieser Körper es gerade so erträglich machte. „Du kannst nicht abstreiten, dass das ein Risiko ist. Wir müssen zumindest mit Nami und Robin darüber sprechen – die anderen sind im Zweifel eh so verpeilt, dass sie nichts mitbekommen – du kannst nicht einfach so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn es das nicht ist.“   -Zorro- Das hier geht uns alle an. Uns. Uns! Scheiße! Er wusste, wie der Koch es meinte und er wusste, dass er nicht unrecht hatte, aber das machte es nicht besser. Sie sollten gemeinsam einen Weg finden, damit umzugehen? Sie? Dabei war er es doch, der vielleicht seinen Körper dauerhaft verlieren würde. Ja, für die anderen würde es nervig, aber für ihn… Er ließ das Gewicht auf den Boden knallen und fuhr sich durchs Gesicht. Die Sonne stand mitten am Himmel. Nachdem der Koch ihn am vergangenen Abend aufgesucht hatte, war Zorro bewusst aufgeblieben, hatte bewusst das Frühstück verpasst, vielleicht, weil er vermeiden wollte, was der Koch vorgeschlagen hatte. Vielleicht aber auch, weil er einfach noch etwas Zeit brauchte. Dulacre hatte es ihm damals gesagt und er wusste es auch, konnte es fühlen, in diesen Knochen, diesen Muskeln. Es störte ihn nicht sonderlich, dass dieser Körper so viel schwächer war als sein eigener. Jeder Körper hatte Schwächen, selbst sein eigener, jeder Körper hatte Vor- und Nachteile, und wenn die Schwäche nun mal die Muskelkraft war, dann musste man daran halt noch mehr arbeiten, die Schwächen minimieren, Stärken maximieren, und ein harmonisches Gleichgewicht herstellen. Das hatte er in den zwei Jahren unter Dulacres Führung gelernt. Damals hatte er lernen müssen, dass in seinem eigenen Körper kein Gleichgewicht geherrscht hatte. Er hatte sich auf seine Kraft – seine Stärke - konzentriert, dafür sogar an Schnelligkeit und Beweglichkeit eingebüßt. Anfängerfehler. Er hatte seine Stärken maximiert, aber dafür waren seine Schwächen immer noch schwach gewesen und ab einem gewissen Punkt hatten seine Stärken, seine reine Muskelkraft, seine Zähigkeit, diese Lücken nicht mehr kompensieren können, nicht gegen solche Gegner, gegen die er auf keinen Fall verlieren durfte. Bei diesem Körper war es anders, andere Stärken, andere Schwächen, und der simple Vorteil, dass er diesen Körper von Anfang an ausgeglichen trainiert hatte, Vor- und Nachteile immer im Blick. Deswegen hatte er es innerhalb weniger Jahre geschafft, in diesem Körper richtig stark zu werden. Er war eigentlich ganz zufrieden mit dem Fortschritt, den er geschafft hatte. Er war weiter gekommen, als Dulacre erwartet hatte, als er selbst erwartet hatte. Also eigentlich sollte es nicht so schlimm sein. Ein anderer Körper, ein anderes Aussehen, was interessierte es ihn. Das war egal. Seine Narben fehlten, die Zeichen seiner vergangenen Taten, aber auch dieser Körper war nichts anderes als ein Zeichen seiner vergangenen Taten. Das alles störte ihn zwar, aber nicht genug, um ihn wirklich zu belasten. Damit würde er irgendwie klarkommen, irgendwie das Beste draus machen. Mit den anderen war es nicht immer einfach, aber auch das könnte er wahrscheinlich deutlich besser aushalten, wenn es nicht für diese eine Sachen wäre. Dieser Körper war nicht zum Kämpfen geeignet. Grundsätzlich war das ja nicht schlimm, nicht jeder Mensch, nicht jeder Körper, nicht jeder Geist musste für alles geeignet sein. Aber das Problem war, dass Zorro nicht wirklich etwas anderes konnte, nichts anderes wollte. Er konnte gar nichts anderes sein, selbst in diesem Körper. Er war nun mal ein Schwertkämpfer und er wusste, dass er auch in diesem Körper, der nicht zum Kämpfen geeignet war, einer der besten Schwertkämpfer der Welt werden konnte. Er würde sich nicht aufhalten lassen, selbst, wenn er sich nie wieder verwandeln können würde. Aber an der ganzen Sache gab es zwei große Haken und während er über den einen nicht nachdenken wollte, war der andere doch ganz offensichtlich. Ja, er hatte die vergangenen Jahre deutlich mehr mit diesem Körper geschafft, als selbst Dulacre erwartet hatte, aber die Wahrheit war, er war viel zu schwach für das, was ihnen bevorstand. Tief atmete er auf, wollte nicht nachdenken, hasste, dass er mittlerweile immer so viel nachdachte. Aber das änderte nichts an der Wahrheit. Ganz egal, wie viel er trainierte, dieser Körper entwickelte sich nur sehr langsam. Während er in seinem eigenen Körper es nie bemerkt hatte, zeigte dieser deutlich, wenn Zorro mal länger als ein bis zwei Tage nicht trainierte. Er musste noch konsequenter sein in seinem Trainingsplan, konnte nicht mal einfach ein Training durch ein anderes ersetzen, mal länger machen, mal kürzer, sich mal mehr auf die Ausdauer oder das Krafttraining konzentrieren. Leichte Abweichungen bedeuteten bei diesem Körper fast automatisch, dass seine Entwicklung stagnierte. Wenn er Pech hatte, behinderte er sich selbst. Es war frustrierend. Aber diese Frustration war nicht das Schlimmste. Dieses fruchtlose Training konnte er aushalten, Rückschritte, Festfahren, Blockaden, das alles konnte ihn nicht aufhalten. Aber… „Du bist ganz schön gemein, weißt du das?“ Er wandte sich nicht um. Es gab nur einen Grund, warum der andere hier oben war. Es gab nur einen Grund, warum er mit Zorro sprechen wollte. Fuck! „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest“, log er und bückte sich nach dem Gewicht. Der Traum von neulich kam ihn in Erinnerung. Das hier war nicht richtig. „Weißt du wohol“, entgegnete sein Kapitän mit dem üblichen Schmollen in der Stimme, wann immer er etwas nicht bekam, was er wollte. „Erst wolltest du uns nicht fangen, dann das Karten spielen und heute Morgen wollten wir fischen, aber du warst die ganze Zeit hier, hast die ganze Zeit trainiert. Das ist voll gemein!“ Er konnte sich nicht mal dran erinnern, irgendeiner dieser Sachen zugestimmt zu haben, vielleicht hatte Ruffy ihn nicht mal gefragt, kam öfters vor. „Du weißt, dass ich viel trainiere“, meinte er daher nur, „hat dich bisher auch nie gestört.“ „Weil du bisher immer so wirktest, als würde es dir Spaß machen. Aber da es dir keinen Spaß mehr macht, dachte ich, wir machen was anderes.“ Beinahe hätte er das Gewicht fallen gelassen. Noch immer klang Ruffy so schmollend. „Du warst nicht mal mit baden vorgestern, und dabei weißt du doch, wie viel Spaß wir immer dabei haben.“ „Brook meinte, ihr hättet wieder mal die Bibliothek geflutet und dafür hätte Nami jedem von euch eine ordentliche Abreibung verpasst“, bemerkte er trocken, erinnerte sich an das Frühstück des vergangenen Tages, woraufhin Ruffy nur lachte. „Shishishi, ich sagte doch, dass es richtig Spaß gemacht hat.“ Ein leises Plop war zu hören, als Ruffy sich einfach auf den Boden fallen ließ. „Aber es macht nur halb so viel Spaß, wenn du nicht dabei bist.“ Nun klang er nicht mehr schmollend, sondern so, wie Zorro es nicht mochte. Er wandte sich um und sah seinen Kapitän an, der dort am Eingang auf dem Boden hockte und zu ihm aufsah. In Ruffys Gegenwart vergaß er es, da konnte er alles schaffen, da glaubte er daran, dass ihn nichts aufhalten konnte. Aber gerade in diesem Moment… „Das Training macht dir keinen Spaß mehr, oder?“ „Nein.“ „Und mit uns Baden macht dir zurzeit auch keinen Spaß mehr?“ „Nein.“ „Hm, hört sich ziemlich blöd an, wenn dir so gar nichts mehr Spaß macht.“ Aufschnaubend rang Zorro sich ein Grinsen ab. „Ist es auch.“ Dann ließ er sich Ruffy gegenüber in den Schneidersitz sinken. „Sorry Käpt’n, aber ich glaube, hier muss ich allein durch.“ „Warum?“ Ruffy sah ihn fragend an. „Naja, weil…“ Zorro öffnete die Arme und deutete auf seinen Körper hinunter. „Das hier hat halt nur was mit mir zu tun.“ Ruffy nickte langsam, folgte kurz Zorros Geste, ehe er ihn wieder ansah. „Aber ich will nicht, dass du durch irgendetwas allein durch musst“, meinte er dann. „Das ist doch doof. Alles macht gemeinsam doch viel mehr Spaß.“ „Das hier hat nichts mit Spaß zu tun, Ruffy.“ Nun waren sie still, als würde Ruffy über seine Worte nachdenken. Dann stand er auf, schritt durch den Raum und schlug mehrmals die Faust in die offene Handfläche. „Da komm, Zorro, steh auf.“ „Was soll das?“ Er lehnte sich nach hinten, um Ruffy ansehen zu können, dieser grinste ihn an. „Na, was wohl. Du liebst es doch, zu trainieren, und es macht dir Spaß, gegen starke Gegner zu kämpfen. Ich bin stark. Also komm schon, steht auf.“ Sein Grinsen wuchs. „Steh auf und kämpfe gegen mich.“ Es war ganz einfach. In Ruffys Gegenwart vergaß er alles, was ihn zweifeln ließ, da konnte er alles schaffen, da konnte ihn nichts aufhalten, nicht einmal er selbst. Grinsend erhob er sich. „Und ich hatte schon befürchtet, du würdest mit mir reden wollen“, meinte er und band sich sein Haar zurück. „Waas?“, kam es von Ruffy, der eine Grimasse zog. „Ne, sowas überlass ich Robin. Ich will nur, dass wir beide eine gute Zeit haben, und wenn du nicht Angeln willst, nicht Baden, nicht mal Karten spielen, dann lass uns kämpfen, das macht doch immer Spaß.“ Dieser Körper mochte nicht zum Kämpfen geeignet sein, aber… „Na gut, meinetwegen, dann komm her. Aber wehe, du hältst dich zurück.“ Zorro ließ seine Knöchel knacken, dehnte seinen Kopf von links nach rechts, merkte, wie diese freudige Hitze in ihm anstieg. … es war nun mal der Körper eines Kämpfers. „Nein, Zorro.“ Todernst sah Ruffy ihn an. „Wehe, du hältst dich zurück!“ Und dann griff er an.   -Sanji- Er wusste nicht wie, aber er hatte Zorro tatsächlich irgendwie überzeugen können, dass sie die ganze Sache mit Lady Loreen und dem nicht mehr Verwandeln nicht für sich behalten konnten. Danach war es jedoch sehr schwierig gewesen, den Marimo überhaupt zu fassen zu kriegen. Das Frühstück hatte er verpasst, beim Mittagessen hatte Ruffy ihn zwar mit hereingeschleppt, ihn aber die ganze Zeit belagert. Zum Abendessen hatte er sich wieder im Ausguck verzogen, doch dieses Mal hatte Sanji das nicht mitgemacht und Jinbei gebeten, ihn abzuholen. Wissend, dass der Steuermann am ehesten Erfolg bei einem gereizten Marimo hatte, und die Anwesenheit ihres Schwertkämpfers am Tisch hatte ihm Recht gegeben. Er verstand ja schon, dass es dem anderen offensichtlich unangenehm war, aber es war eh nur eine Frage der Zeit, bis die übrigen Crewmitglieder herausbekommen würden, dass etwas im Busch war; vermutlich wusste Robin es eh schon. Also half der Marimo ihm gerade beim Abwasch, nachdem er ganz unauffällig Nami und Robin etwas Kaffee und Tee nachgegossen hatte, während die beiden Damen sich noch unterhielten. Doch als Nami gerade erneut ihren Kurs überprüfte, konnte er Robins Blick spüren und wusste seine Vermutung bestätigt. Er wartete noch, bis die Türe hinter Ruffy zufiel, der gerade mit einer seltsam ernsten Stimme erklärte, baden gehen zu wollen - obwohl es für ihn sehr unüblich war, mehrmals die Woche zu baden - dann sah Sanji erwartungsvoll zu Zorro hinab, der jedoch stur weiter die Schüssel in seiner Hand abtrocknete. Verdammt, es fiel ihm immer noch schwer, sich einzugestehen, dass das nun Zorro war, obwohl er es doch besser wusste. Aber es war wirklich ungewöhnlich, zu ihm hinabzusehen. Nicht, dass Zorro irgendetwas dafür tat, dass es leichter wurde. „Meine Damen, habt ihr gerade einen kurzen Moment?“, wandte Sanji sich daher an die beiden schönsten Geschöpfe dieser Crew und ignorierte gezwungenermaßen, dass der Marimo derzeit viel zu gut auch dazugehören würde. „Was ist denn los?“, bemerkte Nami und sah überrascht auf. „Ist es was Drängendes? Ich möchte heute Abend eigentlich noch etwas zeichnen.“ Sanji sah erneut zum Marimo, der sich anscheinend echt schwertat, mit der Sprache herauszurücken, und die trockene Schüssel weiter trocken schrubbte. „Ich glaube, Zorro möchte uns etwas sagen“, kam Robin dann zur Hilfe und brachte den Marimo zum Aufstöhnen. „Warum eigentlich, wenn du eh schon wieder alles weißt“, grummelte er, warf das Küchentuch weg und folgte Sanji zähneknirschend zum Tisch. „Tut mir leid“, entgegnete sie mit einem Schmunzeln, „aber es wäre doch langweilig, wenn wir alle Starrköpfigkeit als schlechte Charaktereigenschaft hätten.“ „Ich wiederhole mich, was ist los?“, fragte Nami nun misstrauisch und verschränkte die Arme, beäugte sie argwöhnisch. Der Marimo stöhnte erneut auf. „Der Koch ist schuld, er besteht darauf, mit euch zu reden.“ Sanji nickte, das tat er. „Okay? Und warum?“ Nami sah zwischen ihnen hin und her, als würde sie eine lautstarke Auseinandersetzung erwarten, was leider auch nicht sooo abwegig war. Zorro seufzte. „Ich lauf nicht so rum, weil ich’s lustig finde. Kann mich nicht mehr verwandeln.“ Dann sah er Sanji herablassend an und verdammt, was stand ihr ihm dieser Blick gut. „Nun zufrieden?“ „Was?“, kam es von Nami besorgt. „Du kannst dich nicht mehr verwandeln? Seit wann?“ „Na, seit ich so rumlaufe“, grummelte der Marimo. „Hab mich vor ein paar Abenden zum Training verwandelt, wie ich es oft mache, und danach ging es nicht mehr zurück. Keine Ahnung warum.“ Sie sah Zorro mit großen Augen an, während Robin nachdenklich an ihrem Kaffee nippte, ihr Blick fast schon abwesend. „Und… hattest du das schonmal?“, fragte Nami nach. „Dass du dich nicht mehr zurückverwandeln konntest.“ „Nein, nicht seitdem ich es…“ Der Marimo stockte, und sah auf Namis Tasse, als müsste er über etwas nachdenken. „Einmal, kurz, nach der Sache mit Eizen, aber es war nur für ein paar Minuten und danach klappte es besser als zuvor.“ „Okay.“ Sie schluckte und sah kurz hilfesuchend zu Robin, die aber weiterhin schwieg, und dann zu Sanji, der ebenfalls hilflos mit den Schultern zuckte. Er hatte es geschafft, Zorro zu diesem Gespräch zu überreden, zu viel mehr war er dann auch nicht im Stande. Das musste sein Blick auch sagen, denn Nami wandte sich mit zweifelndem Blick wieder Zorro zu. „Hmm… also ich weiß jetzt auch nicht wirklich, was wir tun können. Mit Verwandlungen und so übernatürlichem Kram kenn ich mich leider echt schlecht aus.“ „Was? Dabei dachte ich, dass das für eine Gewitterhexe wie dich…“ Ohne das leiseste Zögern klatschte Nami dem Marimo eine mit der geballten Faust, wie sie es auch sonst immer bei einem solchen Kommentar getan hätte, und Sanji starrte sie an, nicht sicher ob fassungslos oder beeindruckt. Wie schaffte sie das nur? Wie konnte sie so ganz normal wie immer mit dem Marimo umzugehen? Wo er doch gerade so aussah und sich so anhörte. Unbeirrt sprach sie weiter, als hätte der Marimo gar nichts gesagt. „Du sagtest damals, dass du dich nicht von Anfang an verwandeln konntest, ähm… kannst du das nicht einfach wiederholen, was auch immer du damals getan hast, damit es wieder klappt? Was… was ist eigentlich passiert, dass du es dann plötzlich konntest?“ Der Marimo, der sich gerade noch die Wange gerieben hatte, senkte den Blick und für einen Moment schwieg er einfach nur. Fragend sah Nami zu Sanji auf, als würde sie erwarten, dass er die Antwort kannte; er kannte sie nicht. „Nein“, sagte Zorro dann und die Tiefe dieser sanften Stimme lief ihm wie ein kalter Schauer den Rücken hinunter, „das geht nicht.“ „Wies…?“ „Es ist gut, dass du uns Bescheid gibst“, sprach Robin dann unvermittelt, sah auf und stellte ihre Tasse ab, als wäre sie zu einem Ergebnis gekommen. „Was sagt Mihawk denn zu dieser ungünstigen Situation? Hat er eine Idee? Zumindest über den Auslöser, wenn schon nicht die Lösung.“ Zorro rollte mit den Augen. „Warum sollte er?“ Sie lächelte. „Nun ja, er ist ein kluger und belesener Mann und von dir besessen genug, um über alles, was dich betreffen könnte, Informationen zu sammeln.“ Der Marimo brummte nur zustimmend und das klang tatsächlich sehr seltsam mit dieser sanften Stimme, dann schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung, was er davon hält, sobald er es erfährt. Er ist für ein paar Tage nicht erreichbar; keine Ahnung wie lange.“ „Ah, das kommt natürlich ungelegen. Es wäre sehr interessant, Einblick in sein Wissen über deinen Zustand zu erhalten. Vielleicht fällt uns gemeinsam etwas ein, sobald wir etwas mehr Kontext erhalten.“ Robin zuckte mit den Achseln. „Nun gut. Dann bleibt uns wohl derzeit erstmal nichts anderes übrig, als das Beste draus zu machen.“ Der Marimo lachte trocken auf. „Was meinst du, was ich mache?“ „Glaubt ihr wirklich, dass es dauerhaft ist?“, fragte Nami, woraufhin die anderen beiden mit den Schultern zuckten und Sanji sich fragte, ob Robin vielleicht mehr wusste, als sie sagte; zuzutrauen wäre es ihr. „Leider habe ich in allen Büchern, die ich dazu gelesen habe, noch nichts Vergleichbares gefunden zu dem, was Zorro widerfahren ist. Ich weiß nicht, ob ich eine Lösung finden kann.“ „Ist egal.“ Der Marimo erhob sich. „Es gibt jemanden, den Dulacre anrufen kann, aber ich hab keine Ahnung, ob das helfen wird. Naja, was auch immer, der Koch wollte, dass ihr Bescheid wisst, tut ihr jetzt, und daher werde ich jetzt trainieren gehen und das Beste draus machen“, fügte er mit unverhohlenem Sarkasmus noch hinzu. Dann, ohne noch irgendeine Reaktion abzuwarten, ging er, knallte die Türe wie üblich hinter sich zu. „Oje, es kann ja nie einfach mal alles glattlaufen, oder? Da haben wir endlich mal ein paar ruhige Tage und dann sowas. Hoffen wir mal wirklich, dass er sich bald wieder verwandeln kann, wäre vor allem für ihn wohl das Beste“, kam es von Nami, ehe sie sich Sanji zuwandte. „Das hast du gut gemacht. Wie hast du es überhaupt geschafft, ihn zu überreden?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt, dass es ein Risiko ist, wenn niemand Bescheid weiß. Er ist zwar ein anstrengender Sturkopf, aber sowas zieht bei ihm.“ Dann seufzte er. „Allerdings habe ich keine Ahnung, was wir tun sollen, wenn es wirklich dauerhaft ist. Irgendwann werden wir es den anderen sagen müssen.“ „Ach, da mach dir nicht so viele Gedanken“, kam es von Robin und sie erhob sich. „Ich denke, die anderen sind nicht ganz so unaufmerksam, wie wir vielleicht denken. Tja, und sollte er wirklich für immer in dieser Gestalt bleiben, dann machen wir genau das, was wir jetzt auch machen. Wir machen einfach das Beste draus.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)