Joey Lost in Transaction von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ---------------------------------------- Hier sitz ich nun. Joey Wheeler, Praktikant für ein halbes Jahr in der Kaiba Corporation. Was mich da geritten hat? Mein loses Mundwerk... Naja, ich bin jung und brauche das Geld und Kaiba hat Geld. "Damit hab ich dann wohl auch meine gute Tat für dieses Jahrzehnt getan", hat er bei der Einstellung gesagt, ich hab ihm vor die Füße gespuckt und meine Chance fast verspielt. Eigentlich ist es gar nicht so doof hier. Der Kaiba Tower ist wahnsinnig gut klimatisiert, vor allem im Sommer ist es astrein angenehm, hier zu arbeiten. Mein Job gefällt mir auch ganz gut, ich helfe Mokuba mit dem Aufsetzen einer Archivierungsdatenbank. Den technischen Kram macht er, ich scanne, speichere, verschiebe digitale Ordner und mache Häkchen auf einer Liste, dann darf ich mit dem Papier zum Papierreißer. Kaiba will nämlich kein Papier mehr und ich meine, dass ich während meinen letzten Monaten hier bereits den Regenwald hab aufatmen hören. In der Vergangenheit, noch bevor Kaiba seinen alten Herren los war, war es Gang und Gebe alles auszudrucken und abzulegen. Aber wirklich alles. Und es ist noch so Vieles handschriftlich vermerkt worden. Mokuba lässt da aber auch eine von Kaiba entwickelte KI drüber laufen, die das Notierte auslesen und hinterlegen kann. Ich kann den Großkotz zwar nicht ausstehen, aber ich muss ihm schon lassen, das mit den Computern hat er echt drauf. Er hat ihnen gelernt zu lesen! Verrückt eigentlich. Ich glaub, der Grund, warum er das alles haben will, ist dass er seine komische Computerstimme nach allem Fragen kann, wenn das auf Papier verstaubt, kommt der Computer nicht ran. Tja, schon blöd, wenn man keine Arme hat. In den vergangenen Monaten hab ich hier auch ein paar ganz nette Leute kennengelernt. Nett, aber nicht besonders aufregend, so Sesselfurzer halt. Kein Sinn für Humor, arschfreundlich und wenn sie mal miteinander reden, dann gehts um langweilige Hobbys. Gartenarbeit, Setzkästen, Urlaub nicht besonders weit weg, um dort Töpferkurse zu machen, während die Frau Blumenkränze bindet. Kinder haben die wenigsten. Glaub, Kaiba hat die impotent gearbeitet, weil immer, wenn man die mal was fragt, haben sie Stress. Diese Leute können einem auf die freundlichste Weise sagen, dass man sich verpissen soll. Haste noch nie erlebt. Ja, nett eben einfach, immer im Stress und so verdammt langweilig. Zum Glück kann ich bei Mokuba im Büro sitzen. Der Kleine ist echt ein Engel. Kaiba hat ihn nicht verdient. Wenn ichs mir so überlege, ist auch er der Grund dafür, wenn die ollen Sesselpupser mal reden. Er trägt ne 10-Minutenpause auf und fragt die Herren, wie das Wochenende war oder der Urlaub, wenn einer mal weg war. Urlaub bedeutet bei denen übrigens, dass sie sich einen, maximal zwei Tage um das Wochenende frei nehmen und nicht weit weg waren, falls man sie denn doch brauchen sollte. Da hat sie Kaiba schon echt gut im Griff. Aber mich nicht! Mir stehen Urlaubstage zu und die nehm ich mir auch. Aber heute hab ich keinen Urlaub. Ich hab auch nie Home Office, meinen Job kann ich leider nicht zuhause machen, außer ich nehm mir den ganzen Kram mit und allein diese riesige Scann-Druck-Kopier-Tacker-Loch-und-was-weiß-denn-ich-noch-alles-Maschine würde mein gesamtes Wohnzimmer in Beschlag nehmen und damit auch gleichzeitig mein Schlafzimmer und Esszimmer inklusive Küche, weil ich ne Einzimmer-Wohnung habe. Gerade mal das Badezimmer mit ner Toilette ist in einem eigenen Raum. Aber mehr kann ich mir nicht leisten. Mehr brauch ich auch nicht. Ich bin sowieso selten zuhause, weil ich mit den Jungs was mache, immer noch, selbst nach der Schule. Nach dem Praktikum bei Kaiba hab ich dann aber nen guten Puffer, dass ich mir auch mal was leisten kann. Aber sicher nicht so nen Computer. Lieber neue Sneaker und vielleicht kann ich auch mal mit Yugi nach Amerika fliegen, wenn er Tea besucht oder ich fliege nach London, wo Mai gerade ist und führe sie aus. Die wird Augen machen, wenn ich da in ner Limousine angefahren komme, mit einem Anzug und einen Strauß Rosen. Die Haare werde ich mir ordentlich nach hinten kämmen und mich ganz wie ein Gentleman verhalten. Naja, zumindest solange, bis sie mich beleidigt, dann werd ich sie auch beleidigen, weil sie nicht damit gerechnet hat und kein Bombenkleid an hat und- oh! Was, wenn sie trotzdem ein schönes Kleid trägt? Kurz, eng, sexy. Gut, das ändert nun nicht wirklich viel an ihren üblichen Kleidungsstil, aber vielleicht hat sie auch mal was elegantes an. Der Gedanke versüßt mich auch direkt den Weg ins Büro. Heute brauch ich das wirklich. Es ist totales Sauwetter. Grau in Grau, nebelig, dass die Luft ganz feucht ist und ich bezweifle, dass heute noch Sonne rauskommt. Vermutlich wird es sogar regnen. Keinen Plan, was der Wettermann gesagt hat. Oh! Nen neuen Fernseher könnte ich mir kaufen mit dem Kaiba-Puffer. Der kleine, der auf einem kleinen Regal voll mit Kram steht, hat nämlich krasse Wackelkontaktprobleme. Aber wie sagt man? Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul. Yugis Opa hat ihn mir geschenkt, weil er für den Laden einen neuen größeren angeschafft hat. Auf den bin ich schon neidisch. Duke könnte eigentlich auch mal einen abtreten, der hat eh so viele im Black Clown! Schadet sicher nicht, wenns da einen weniger gäbe, auf dem Spieletrailer laufen. Ob ich mir vielleicht davon eines gönnen sollte? Duke entwickelt gerade etwas Neues. Der hat ja auch so ein Händchen dafür, richtig fies und eigentlich will ich es gar nicht kaufen, aber vermutlich ist es so cool, dass ich nicht anders kann. Jetzt muss ich aber erstmal dafür sorgen, dass ich meine Kohle auch bekomme, weil ich vielleicht ein bisschen spät losgegangen bin und jetzt hält mich jede verdammte Ampel auf. “Tja, das hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass wir mit dir erst die Uhr üben müssen”, hat der Großkotz bei meiner ersten Verspätung gesagt. Er hat auch wirklich einen Angestellten aus seinem Tun gerissen und den ne Stunde mit mir die Uhr lernen lassen. Verdammt! Kaiba! Ich kann die Uhr! Ein bisschen stolz auf das Zertifikat bin ich aber trotzdem. Da steht “Erwartungen übertroffen” drauf. Sowas mach ich ja gerne. Kaiba wird auch noch richtig blöd schauen, so nen tollen Scanner und Ordner Verschieber hat er nämlich noch nie gehabt und wird er auch nie wieder haben! Wäre doch gelacht, wenn er mir an meinem letzten Tag, Ende des Jahres dann, nicht sogar ein paar Tränen nachheulen würde! Aber weinen kann der sicher nicht mal. Dass es vielleicht doch dazu kommt, dieses Wunder zu erleben, muss ich jetzt echt meine Füße in die Hand nehmen. Die nächsten beiden roten Ampeln ignoriere ich auch gekonnt und laufe einfach drüber. "Jo, sorry! Komm sonst zu spät”, ruf ich zu einem Auto zurück, das mich wie wild angehupt hat. Wenn die alle wüssten, was ich für einen schrecklichen Chef habe, sie würden mich bestimmt höchstpersönlich in den KC-Tower fahren. Aber ich habs geschafft. Gerade rechtzeitig kann ich mit meiner Schlüsselkarte einchecken und bin im System. “Haha! Selbst zu Halloween bin ich pünktlich, du oller Miesepeter”, sag ich zu einer der Kameras im Eingangsbereich und gehe schleunigst zu den Liften. Der Empfang hier ist wirklich unpersönlich. Es gibt nämlich keinen. Aber Kaiba ist auch einfach unpersönlich. Hier wird alles mit Computern und Bildschirmen und Kameras und Sensoren gemacht. Verrückt. Wie in der Zukunft. Die Liftfahrt ist still wie sonst, auch als ich dann in dem Stockwerk aussteige, wo ich hingehöre, ist es weiterhin still. “Moin, moin!”, rufe ich durch den Gang. Die Bürotüren sind alle zu, aber durch die Glaswände erkenne ich, dass nirgendwo jemand sitzt. Na toll. Schon wieder so ein Home Office Burner Tag. Kommt nicht oft vor, aber es gibt Tage, die sind für Home Office sehr beliebt. Montag und Freitag zum Beispiel und Fenstertage. Gestern war schon nicht viel los hier, nur vereinzelt ist mir eine Kollegin oder ein Kollege über den Weg gelaufen, aber heute seh ich noch niemanden. “Mokuba, altes Haus!”, mit diesen Worten stürme ich in das Büro des jüngeren Kaibas, aber auch der ist nicht da. Na ganz toll. Mein Blick fällt auf meinen kleinen Schreibtisch mit der Minimalausstattung. Mokuba hat zwar gesagt, ich kann mich an seinen setzen, wenn er nicht da ist, aber das mag ich nicht. Wie kommt das denn rüber, wenn Kaiba selbst mal hier vorbei kommt und ich sitze am Schreibtisch von seinem Bruder? Außerdem mag ich meinen kleinen Schreibtisch, der ist auf meine Bedürfnisse schon ausgerichtet, der Stuhl hat die richtige Höhe und die Bildschirme sind perfekt geneigt und gestellt. Das hat so ein Arbeitsmediziner eingerichtet. Muss man wohl machen. Ich dreh den Computer auf und mach gleich mal die Kiste auf, die am Tisch steht. Oh, wie es aussieht, muss ich heute auch runter ins Archiv. Mit der Kiste bin ich sicher demnächst durch. Das heißt, ich kann zum Papierzerkleinerer. Und dann hol ich mir ne neue Kiste. Zuerst logge ich mich aber ein und schaue, wer eigentlich anwesend ist. Niemand? Heute ist niemand im KC-Tower? Wie lahm ist das denn? Irgendwie wird die Stimmung umgehend gruseliger. Dieser riesige Tower und nur ich bin drinnen? Das ist ja verrückt. Was ich da wohl alles anstellen könnte? Ich könnte die Tastaturen aller Kollegen vertauschen. Das wäre ja witzig. Trick or Treat oder? Wer nicht da ist, bekommt nen Trick. Den ersten Trick bekomme aber direkt ich. Hinter Mokubas Schreibtisch ist ein riesiges Panoramafenster und da sehe ich, wie sich weite Arme eines Blitzes über den grauen Himmel ziehen. Ich kann ganz genau sehen, wie sich der Blitz ausbreitet aber der Donner fehlt noch und das bereitet mir eine Gänsehaut. Weil ich weiß, dass es irgendwann donnern muss. Das lernt man schon im Kindergarten. Erst Blitz, dann Donner. Oh und man kann zählen, wie weit es weg ist. Wie ging das noch gleich? Ein Mississippi, zwei Mississippi, aber eigentlich kann ich das sein lassen, ich hab nicht gleich gezählt, wie es geblitzt hat. Na beim nächsten dann. Ich bin ja kein großer Fan von Gewittern. Ich hab da keine Angst, sicher nicht! Aber in der alten Wohnung, wo ich noch bei meinem alten Herren gewohnt hab, war nicht alles dicht. Wenn es also geregnet hat, ist immer Wasser reingekommen. War richtig blöd, vor allem wenn dann Gewitter war und der Strom ausgefallen ist. Wir haben in so nem richtig schrottigen Wohnhaus gelebt. Dad hat immer beim Vermieter angerufen, dass das gefixt wird, aber es war auch nicht immer möglich, weil ohne Strom gibts auch keine Telefonleitung. Erst als mein Dad dann ein Handy gekauft hat. Gebracht hats in solchen Nächten nie was. Ein bisschen erinnert mich das jetzt auch an so einen Abend. Kalt, grau, Regen und ein Gewitter im Anmarsch. Bei Kaiba wirds aber keinen Stromausfall geben. Der hat einen ganzen Stock in den Tiefgeschoßen, wo es ein Notstromagregat gibt, das von einem alten Schiffsmotor angetrieben wird und das rumpelt wohl richtig los, wenns mal soweit ist. Mokuba hat aber erzählt, dass es noch nie einen Stromausfall gegeben hat. Kaiba ist da also abgesichert. Blitzableiter und so neumodischer Scheiß. Ich kann ja nicht wissen, dass das eigentlich bereits gesetzlich vorgeschrieben ist. Der alte Vermieter hat das wohl auch nicht gewusst. Ein bisschen fangen lasse ich mich schon an dem Anblick da draußen. Die grauen Wolken werden immer dunkler und massiger als würde der Weltuntergang sich aufmachen und einbrechen. In der Ferne kann ich sogar schon sehen, dass es ein Leck am Himmel gibt. Am Stadtrand regnet es wohl schon. Nicht wenig. Es schaut wirklich aus, als wäre dort ein riesiges Loch im Himmel. Hoffentlich kommt es nicht bis hierher. Weil auch, wenn ich hier sicher bin, weiß ich nicht, wie es in meiner Wohnung dann sein wird. Seit ich da wohne, hats noch keinen starken Regen geschweige denn ein Gewitter gegeben. Der erste Donner reißt mich dann auch aus der Faszination. Markerschütternd. Ich hoffe gleich noch mehr, dass das Gewitter nicht direkt auf uns zukommt. Aber jetzt mach ich lieber mal das, wofür ich hier bezahlt werde. Will mir ja nicht anhören müssen, dass ich faul bin. Ich bin nicht faul! Ich schnapp mir also den Karton mit dem letzten Rest an Dokumenten, die ich gestern nicht mehr geschafft habe, weil ich diese Klammern immer rausnehmen muss. Es geht zwar schneller, seit ich dieses kleine Gadget dafür entdeckt habe, aber es dauert trotzdem. Blöd nur, dass mir Kaiba auch diese kleine Erfindung der modernen Welt zeigen hat müssen. “Wheeler! Hör auf zu bluten und komm in mein Büro. K” Das war der eMail-Text dazu, weil ich mir die Finger aufgerissen hab beim Lösen von den blöden Klammern und Kaiba hat natürlich die Scans überprüft. Das war auch ein peinliches Gespräch. Er hat so getan, als wüsste jeder, dass man zu dem Ding Schwiegermutter sagt und ich hab mich gefragt, welche arme verwirrte Frau sich dazu entschieden hat, Kaiba zu heiraten. Heiraten, in dem Alter. Also n bisschen warten kann man ja schon. Aber ja, ich hab mich ja täuschen lassen. Es gibt natürlich kein armes, dummes Mädchen, das auf ihn hereingefallen ist. Schwiegermutter. Pffft. Aber jetzt kenn ich die Schwiegermutter und ich bin nunmal ein Schwiegermutterliebling, somit kann ich damit auch gut umgehen. Ob mich Mais Mutter mögen würde? Die ist sicher auch so ein heißer Feger wie ihre Tochter. Ihren Vater würde ich auch gerne kennenlernen, von dem hat sie sicher ihre Sturheit. Aber zuerst dieser Job hier. Und zuerst in den Druckerraum gehen - ja, es gibt einen eigenen Raum dafür. Hatte ich erwähnt, wie klein meine Wohnung ist? Schrecklich, wie dieser reiche Pinkel hier mit Zimmern um sich schmeißen kann. Mein erster Stopp vor dem Multifunktionsgerät ist aber die Kaffeemaschine. Es überrascht mich etwas, dass sie bereits aufgedreht ist, obwohl hier niemand außer mir ist. Aber vermutlich läuft das alles automatisch und selbst die Kaffeemaschine hängt im WLAN der Kaiba Corp. und wird täglich zur selben Zeit aufgedreht, oder hochgefahren wie man bei Computersachen sagt. Ich bin noch nie der Erste im Büro gewesen. Tja, das ist wohl auch nur möglich, wenn niemand sonst im Büro ist. Dass es ziemlich gruselig ist, versuche ich erst einmal zu verdrängen. Und das ist auch nichts Verwerfliches. Es ist ein riesiger Bürokomplex, draußen wettert es - der nächste Blitz zieht mir wieder Gänsehaut auf, weil ich auf den Donner warte - und hier drinnen ist es trotzdem mucksmäuschenstill. Ich zücke mein Handy und drehe zumindest Musik auf, sonst werde ich noch wahnsinnig. Das Zubereiten meines Kaffees füllt die Küche zumindest schon einmal mit etwas mehr Leben. Unter einem Arm habe ich die Kiste mit den Dokumenten, in der anderen Hand die Tasse Kaffee, die einen so wohligen leckeren Geruch abgibt, dass sich mir die Vermutung erschließt, dieser Kaffee ist der Grund, warum die Leute hier arbeiten. Naja, der wirklich gute Kaffee und die gute Bezahlung. Kaiba kauft sich seine Angestellten! So schaut's aus. Wie auch immer. Im Druckerraum stell ich erstmal meine Tasse neben die Scanlade, dann stelle ich die Kiste ab und nehm neben dem Papier auch die Schwiegermutter raus und entferne die Klammern. Nebenbei trinke ich Kaffee und leg die losen Blätter in die Scanlade So geht das fast eine Stunde, dann kann ich die Dokumente weiter an meinen Computer schicken und geh mit Kiste, Papier, Schwiegermutter und leerer Tasse wieder zurück in Mokubas Büro. Der nächste Donner ertönt schon früher auf den Blitz, zieht sich sogar richtig lange und lässt den Wolkenbruch nun auch über dem KC-Tower hernieder. Im Büro fallen mir fast die Augen heraus. Es ist richtig dunkel draußen. Die Regenfront baut sich hinter der Scheibe auf und es stürmt nicht gerade wenig. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich bin richtig froh, hier drinnen zu sein. Der nächste Donner lässt mich trotzdem etwas zusammenzucken und wünsche, dass ich weiter unten wäre. Oh, gutes Stichwort. Ich sollte wahrhaft mal nach unten ins Archiv zum Papierzerkleinerer und neue Dokumente holen. Aber erst muss ich alles richtig verschieben. Das Programm, dass Kaiba dafür geschrieben hat, ist ziemlich cool - hab ich nicht gesagt! - es filtert bereits die Texte aus und legt die Dokumente dann dort ab, wo sie hingehören. Zuerst muss ich das Scandokument aus dem eMail extrahieren und dort hin speichern, wo das Programm es erwartet. Kaiba vertraut mir aber nicht, deswegen wird der Kram zuerst in so eine Simulationsablage gespeichert und Mr. Pingelig muss es dann freigeben. Dann wird es korrekt abgelegt. So ist er auch draufgekommen, dass ich geblutet habe. Ich setz mich also an den Computer, hole das eMail-Programm in den Vordergrund, öffne das Archivierungsprogramm und verschiebe das Dokument. Es ist nicht besonders spannend, aber während ich jetzt in den Keller fahre kann Kaiba schon einmal drüber schauen und sich über meine Fingerabdrücke beschweren - mehr hinterlasse ich nämlich nicht mehr. Keine Blutspuren mehr. Plötzlich höre ich dann aber doch etwas draußen. Schritte, wenn ich mich nicht ganz irre. Wer das wohl ist? Ich stehe auf, dreh die Musik auf meinem Handy ab, pack schnell das ganze bereits gescannte Papier in die nun leere Kiste und mach mich mit der auf den Weg hinaus. “Hallo?”, fragte ich in den stillen Raum, aber bis auf den Regen kann ich nichts hören. Ich seh mich nach links und rechts um. Nichts. Niemand. Ich gehe nochmal zurück ins Büro und checke bei den Anwesenden im Chatprogramm, wer doch hier sein könnte. Aber die sind alle zuhause. Teilweise kann ich sehen, dass sie miteinander telefonieren, in Onlineterminen sind oder verfügbar für ein Telefonat wären. Aber ich ruf die jetzt nicht an. Ich ruf die nie an. In Besprechungen bin ich auch nie dabei, ich hab da ja eh nichts zu sagen und muss mich um den Papierkram kümmern, der mich im Übrigen Nüsse interessiert. An meinem ersten Tag hier war das noch anders. Aber ich hab schnell gemerkt, dass ich von dem Zeug nichts verstehe. Das ist so langweilig. Kaiba hätte mich diesen einen Zettel mit den Firmengeheimnissen gar nicht unterschreiben lassen müssen, hier gibts nichts zum Ausplaudern. Dass ich es nicht verstehe, will ich jetzt mal überhört haben! Jetzt gehts mit der Kiste aber wirklich in den Keller. Der Lift wird durch das Gewitter richtig unheimlich. Wegen den Schächten hört man den Regen laut widerhallen und den ersten Donner im Lift hätte ich lieber nicht miterlebt. Ich hab die Schachtel fallen lassen und mich am Bedienpanel festgehalten. Gott, was hoffe ich, dass Kaiba gerade nicht durch die Kamera zusieht und das nächste eMail reinflatter. Ich kanns schon direkt lesen. “Wheeler? Muss ich dir jemanden engagieren, der mit dir Liftfahren übt?” Großkotz! Ich rapple mich wieder auf. Hebe die Kiste erneut hoch und steige im Keller aus dem Lift aus. Selbst hier unten strotzt es nur so vor Technik. Mein erster Weg ist der zur Schreddermaschine. Hatte ich erwähnt, dass Kaiba echt ein Problem hat, was den weißen Drachen angeht? Naja, man kennt das ja. Zum Schreddern gibts hier nämlich nicht einfach eine große schwarze Box, die Papier zerreißt. Nein, bei Kaiba gibt es einen weißen Drachen aus Metall, ca so hoch wie Yugi, den man mit dem Papier füttert und ich muss gestehen, selbst wenn ich lieber meinen Rotaugen hätte, dass mir das gefällt. Die Mechanik ist cool gemacht und der Drache zerreißt das Papier im Maul. Ausgeräumt wird das einmal in der Woche, indem der Bauch aufgemacht wird und das Papier mit dem restlichen Papiermüll entsorgt wird. Und so werfe ich dem weißen Drachen auch den Inhalt meiner aktuellen Kiste zum Fraß vor und fahre mit einer weiteren wieder nach oben. Der Donner lässt mich diesmal in Ruhe Lift fahren, erwischt mich aber beim Aussteigen wieder eiskalt, weil ich für einen Moment gedacht habe, dass der Lift einfach abstürzt. Ich lese es schon: “So schreckhaft, Wheeler!” “Da kannst mich mal, du aufgeblasener Sack”, rufe ich in den Raum. Stille. Nur der Regen und der Wind, der um den Tower zieht und unangenehme Geräusche macht. Wie in so einem Horrorfilm. Nur hab ich noch nie einen Horrorfilm in einem Büro gesehen. Sind wohl eher Dokumentationen. Über diesen Witz muss ich nun selbst lachen. Die gruselige Stimmung bleibt trotzdem. Was muss es auch so leise sein? Ich höre meine eigenen Schritte viel zu deutlich. Oder ist da noch jemand? Ich bleibe stehen. Stille. Regen und Stille und Wind. Ich lausche. Das Gewitter draußen wird lauter, tobender, es blitzt und ich sehe eine Silhouette auf der Wand vor mir. Wir stoßen beide einen lauten Schrei aus und die Tatsache, dass ich von uns spreche, lässt mich gleich noch einen Schrei drauflegen. Wer zur Hölle ist hier noch? Wem gehört dieser Schatten, der mich so hautnah nachgeahmt hat. Oh... Mir... aber das erklärt nicht, dass da noch jemand war, der geschrien hat. Ich spüre wie sich mit der Stille, die sich langsam wieder über alles hier legt, mein Herz bemerkbarer macht. Es rast regelrecht. Ja gut, ich hab mich auch ein bisschen erschrocken. Aber bleiben wir mal realistisch. Es ist niemand im Büro außer mir. Es ist Halloween. Es gewittert wie Sau und ich hab gruselige Stimmung. Besser, ich geh jetzt schleunigst in Mokubas Büro, mach Musik an und lass mich von den Grusel-Vibes nicht aus der Fassung bringen. Es ist ja nichts dabei. Heute Abend werde ich mit Yugi und Tristan die Innenstadt unsicher machen. Irgendwann sollen wir auch Duke treffen. Kanns kaum erwarten, dass er in einer Bar wieder mit seinen komischen Drink-Kenntnissen auftischt. Ein Bier bitte! Das muss doch reichen. Oder wegen meiner Cola mit Rum. Aber nein, der kommt immer mit Whiskey Sour und nem Godfather und was weiß ich denn daher. Unangenehm fast, wenn er uns nicht hier und da einen Ausgeben würde “Geht auf mich, nimm es als Schnupperkurs", hat er mal gesagt. Pffft, ob Kaiba sowas auch macht? Der trinkt vermutlich eh nur Kaffee und maximal Klares: “Alles andere verunreinigt den Geist”, würde er vielleicht sagen. Versteh ich zwar nicht, aber so sind sie die Reichen. Man versteht sie nicht. Kaiba versteh ich am allerwenigsten. Just in dem Moment als ich die Kiste auf dem Tisch abstelle und mich setzen will, erklingt plötzlich Musik. Ich stürme nach draußen. “Ich weiß, dass hier noch wer ist”, rufe ich und schau mich um. Keiner antwortet. Die Musik ist aber auch echt eigenartig. Dieser hohe Ton macht mich verrückt. Wer auch immer das aufdreht, hat echt einen komischen Geschmack. Ich sollte es ihm sagen. Die Musik kommt von rechts, also gehe ich genau dort hin. Aber langsam. Vielleicht ist es ja doch ein Bürokiller. Man kann ja nie wissen. Die Musik wird für einen Moment ruhiger, als würde sie gleich ausgehen, aber dann: “Verdammte Scheiße!” der nächste Donner inklusive Blitz hat mit vollkommen überrumpelt. Jetzt ist das Unwetter also direkt über mir. Hoffentlich ist es bis zum Abend vorbei und ich kann nen coolen Abend mit den Jungs verbringen. Das werd ich auch brauchen, wenn es hier weiterhin so gruselig ist. Die Musik wird lauter, ich komme also näher. Irgendwie werde ich aber noch langsamer. “Ach komm schon, Joey, du packst das”, sage ich leise zu mir selbst und zwinge um die nächste Ecke in eine weitere Büroküche, auf deren Anrichte ein kleines Radio steht, aus dem die komische Musik kommt. “Was soll das denn für ein Scherz sein?”, frage ich das Gerät und mach es einfach aus. Stille waltet wieder. Ich hör plötzlich eine Knarzen. Komisch nur, dass hier im KC-Tower nichts knarzt. Alles hier ist pipifein und hochmodern, da gibt es nichts Altes. Außer Roland vielleicht. Haha, nein, das ist gemein. Roland ist total in Ordnung, er hat nur den falschen Chef. Kaiba hat ihn nicht verdient und Mokuba hat er auch nicht verdient. Und mich als strebsamen, kostbaren Mitarbeiter auch nicht. "Praktikant, Wheeler”, höre ich seine Stimme bereits in meinen Gedanken. Zur Sicherheit dreh ich mich trotzdem um und vergewissere mich, dass ich alleine bin. Ja. Ich bin alleine und bis auf dieses komische Radio ist nichts Unheimliches hier und das war nur ein Zufall. “Gut”, sage ich und will wieder zurückgehen, da blitzt und donnert es gleichzeitig und dieses verfluchte Radio geht wieder los! “Verfluchte Kackscheiße!”, schrei ich das Ding an, schlage auf den Power-Knopf und ergötze mich der Stille wieder. Sehr gut. Wieder für Ruhe gesorgt, geh ich zurück ins Büro, schnapp mir die Kiste mit den Unterlagen und die Schwiegermutter und begebe mich wieder in den Druckerraum. Drei mal bin ich das Radio ausmachen gegangen, bis ich es einfach mitgenommen hab und mich auch für einen Sender entschieden habe, der mich gut unterhält. “Jokes on you, Donnergott”, hab ich gesagt, weil es sich immer mit dem Donner aufgedreht hat. Jokes on me, denn jedes weitere Donnern ist das Ding wieder ausgegangen. Es ist wie verhext. Das Gewitter hängt immer noch direkt über uns und ein bisschen hab ich schon Schiss, dass es den Tower erwischt. Irgendwann hab ich dem Radio auch einfach seinen Willen gelassen, immerhin muss ich mich auch ein bisschen auf meine Arbeit hier konzentrieren. Das kann man keinem dressierten Affen geben, auch wenn Kaiba sowas in der Art mal gesagt hat: “Wenn das mit den Klammern damals nicht so übertrieben geworden wäre, hätte ich auch einen Affen einstellen können, aber kommen wir mal zu dir, Wheeler.” Ich kann den Lackaffen ja nicht ausstehen. “Und Kaiba? Wer ist nun der Affe?” Ich amüsiere mich gerade auch ganz gut alleine. Ich zwicke Klammern ab, lege das Papier ein, drück den Scanknopf und wieder von Vorne. Manchmal muss ich ein bisschen rütteln, weil das Papier verrutscht, aber im Grunde ist es ja eine sehr angenehme Tätigkeit. Dass das Gewitter weitergezogen ist und das Radio nicht wieder anspringt, bemerkte ich eigentlich erst, als ich wieder Schritte höre. Ich lasse hier alles liegen und stehen - oder eher fallen - und laufe aus dem Raum. “Ich weiß, dass du da bist!” ruf ich in den leeren Gang. Nichts. Der Regen hat noch nicht nachgelassen, in naher Entfernung kann man das Donnergrollen noch hören, aber hier drinnen macht gerade nur der Scanner Geräusche. “Das ist nicht lustig, Mann!” sag ich absichtlich lauter. Wie zur Antwort höre ich, wie sich die Lifttür schließt und laufe gleich einmal ganz schnell dort hin. Gerade noch so kann ich ihn aufhalten. Die Tür geht auf und niemand ist da. “Verdammt”, fluche ich. Lasse die Tür zugehen und warte, in welchen Stock er fahren würde. Aber der bewegt sich nicht. Ha! Also ist jemand hier ausgestiegen und versteckt sich vor mir! Mein Job für heute ist erledigt. Geistig werde ich keine Energie mehr dafür aufbringen können, ich muss sehen, wer noch da ist. Ich gehe vom Lift aus erst einmal wieder in die Richtung unserer Büros. Aufmerksam setze ich jeden einzelnen Schritt, denn irgendwo in meinem Hinterkopf ist immer noch der panische Gedanke, dass ein Mörder im Gebäude sein könnte, auch wenn dieser Tower wohl sicherer ist als ein Gefängnis. Wobei. Ins Gefängnis kommt man ja ziemlich leicht, raus kommt man nicht mehr. Ich bleibe stehen. Was, wenn ich mit dem Mörder hier drinnen nicht mehr rauskomme? “Das ist doch ein schlechter Scherz”, murmle ich vor mich hin, weil ich mich gar nicht mehr traue, etwas Lautes zu sagen. Die Gruselstimmung hat mich leider schon voll erwischt und Schuld daran ist nur Bakura, der gestern über Skype detailgetreu von seinem letzten Gruselfilm erzählt hat, den er gesehen hat. Gut nur, dass er in London sitzt und uns nicht direkt in den Streifen gezogen hat. Ich mag ja Gruselfilme, aber Bakura hat da echt nen Hang für die der extremen Sorte. Wie ich so durch den Gang gehe, fällt mir etwas auf. Auf den Glasscheiben sind Fingerabdrücke. Ganze Hände und irgendwie wirkt es so, als würde die genau in Mokubas Büro führen. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich schlucke. Ich bin dem Kerl genau auf der Spur. Ich sollte mir etwas zur Verteidigung holen. In der Küche am Weg werde ich in der Bestecklade fündig. Ein supercooles großes Messer, es sieht zwar aus wie ein Dreieck, aber es wird mich schon beschützen. Ich setze mich damit jetzt nicht genauer auseinander, es geht um Leben und Tod. Als Schild nehme ich den komischen Tortensteher von der kleinen Geburtstagsfeier von gestern mit - Feier war das keine, jemand hat Kuchen gebracht, hier aufgestellt, irgendwann war der Kuchen aufgegessen. War lecker. Ich folge den frischen Spuren an tapsigen, verschwitzten Handspuren auf den Glaswänden zu Mokubas Büro. Und ach du Schreck, unter dem nächsten Blitz erkenne ich: da ist wirklich jemand. Ich mache einen Sprung zurück und verstecke mich. Mein Atem wird schneller. Der nächste Donner jagt mir den nächsten Schrecken ein. Meine Knie zittern wie Espenlaub und meine Zähne klappern. Verdammter Bakura und seine Gruselfilme! Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder fangen kann. Dann sprinte ich wieder ums Eck, laufe ins Büro und presse einen Angriffsschrei, wie ihn die Harpyie nicht besser hätte machen können. Aber nichts! Der Raum ist wieder leer! Ich bin alleine. Schnell dreh ich mich um und fuchtel mit Schild und Schwert vor mir herum. Gut. Ich hab den Mörder direkt verjagt. So soll das sein. Aber das mulmige Gefühl will trotzdem nicht gehen. Ich sacke erst einmal ergeben auf dem Schreibtischstuhl hernieder und komme wieder zu Atem. Damit, dass sich mein Herzschlag so schnell nicht beruhigen wird, hab ich mich schon abgefunden. Aber nichts wirft einen Joey Wheeler so schnell aus der Bahn. Ich fasse wieder Mut und verlasse das Büro. Er kann nicht in die Richtung gegangen sein, von der ich gekommen bin, somit muss ich weitergehen. In diesem Bereich bin ich selten, nur wenn ich mit Kaiba selbst sprechen muss und das war nur zur Einstellung notwendig und am ersten Tag mit der Blutaktion. Ja gut und heute als ich das Radio in der zweiten Küche gefunden hab. Genau da geh ich jetzt auch wieder hin. Langsam und bedacht. Er soll mich ja nicht hören. In der Küche entdecke ich etwas, womit ich im Leben nicht gerechnet habe. Der Schock packt mich wieder, ich springe auf. Eine Gestalt ist über die Spüle gelehnt. Ein schwerer dunkler Mantel hängt über seine Schultern und ein lautes Tröten geht los, da schreckt es mich gleich nochmal, weil es von einem erbärmlichen Seufzen einhergeht. “Hey?! Dreh dich um oder ich tu dir was an!”, rufe ich und halte Tortensteher und Dreiecksmesser vor mich. Ich bin bereit. Ich werde diesen Tower beschützen. Moment! Warum beschütze ICH diesen Tower eigentlich? Die Frage kommt mir viel zu spät. Ich hätte flüchten sollen, Kaiba anrufen und ihn diese Scheiße ausbaden lassen. “Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast!” Irgendwie packt mich ein besonderer Heldeninstinkt. Die Person richtet sich auf, dreht sich um und- “Kaiba?” Ich lasse meine Arme sinken. Die blauen Augen sehen mich schwach an, aber sein Gesicht bildet trotz roter Nase und Wangen sowie aufgequollenen Augen das ewig typische Gesicht, das er mir immer entgegensetzt. “Was hast du vor, Wheeler? Willst du mich anschneiden wie ne Torte?”, fragt er mich mit schwacher Stimme und deutet auf meine Waffen. “Torte?”, frage ich und seh mir das auch nochmal genauer an. Gut, der Tortensteher wirkt richtig ulkig und mein Dreiecks-Messer stellt sich nun beim genaueren Betrachten auch als Tortenheber heraus. Gott, wie peinlich. Ich möchte einen Mörder mit einem Tortenheber dingfest machen. “Shhhh Kaiba”, zische ich und er hebt provokant wie immer die Augenbrauen. Auf seinem Gesicht erkenne ich, dass er bereits eMails verfasst, die an meinem geistigen Zustand zweifeln. Jokes on Kaiba! Ich bin voll da, bis auf den Moment, wo ich in der Bestecklade das Erstbeste genommen hab und damit gegangen bin. “Hier ist ein Mörder!”, sage ich leise zu ihm. Er setzt sich auf den Stuhl, legt sich die Hand an die Stirn und atmet einmal schwer. Keine Panik? Eh klar, er glaubt wohl, er kann so jemanden vielleicht einfach mit etwas Geld besänftigen. “Ich hör hier schon den ganzen Tag komische Dinge und irgendwo muss er sich verstecken”, erkläre ich. Mit dem nächsten Blitz, der Kaibas Gesicht hell erleuchtet, beginnt dieser wie verrückt zu lachen. Ich weiche einen Schritt zurück und mustere ihn nun auch mit dem Blick, den ich von ihm so oft bekomme. Nur dass mein Gesicht ihn vielleicht nicht so gut drauf hat. “Wheeler, hier ist außer mir kein Mörder, sondern ein riesiger Volltrottel! Du hast mich gehört. Ich hatte einen Termin mit deinem Kumpel, Devlin. Und jetzt will ich endlich meine Arbeit machen. Ich dachte, ich komm einfach an dir vorbei und hab meine Ruhe, ich hatte nämlich keinen Bock drauf, mit dir zu sprechen, weil ich krank bin! Also pack dein Schwert und Schild wieder in die Küche und geh nach Hause, ich hab nämlich immer noch keinen Bock, mit dir zu reden und so kann ich dich eh nicht gebrauchen!” pflaumt er mich an und ich schnaube. “Und dich soll ich hier zurücklassen?”, frag ich ihn. “Mit dem Mörder?” Kaibas Stimme klingt so sarkastisch, ich hasse das. “Mit deiner Krankheit! Du brauchst ‘ne warme Suppe, nen Tee und eigentlich ein Bett, also pack deine Sachen, ich bring dich heim!” - “Und dann hast du Kaiba echt ins Bett gebracht?”, unterbricht mich Yugi, als ich mit dem Erzählen seiner Geschichte in die Endphase komme. Tristan lacht lauthals los, schlägt mit der Hand amüsiert auf die Tischplatte und bestellt eine zweite Runde Bier. “Das ist köstlich, Joey!” “Nein! Ich hab ihn nicht ins Bett gebracht! Hab ihn zurück zu Roland ins Auto gebracht und der hat sich um alles gekümmert” und damit schließe ich meine Geschichte nun auch ab. Es hat keinen Mörder gegeben, aber ein kranker Seto Kaiba ist sowieso viel angsteinflößender. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)