Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 102: 3.4.2024: Sympathie - Archiv ----------------------------------------- Saskia unterhielt sich an diesem Nachmittag recht angeregt mit Sven, während Jasmin die meiste Zeit schweigend daneben saß. Noch immer war sie unsicher, wie sie mit Detlefs Exfreundin umgehen sollte. Sie machte einen sympathischen Eindruck, aber trotzdem wischte es die Umstände ihres Kennenlernens nicht hinfort. Es war eine Mischung aus Faszination für ihre Direktheit und starke Ausstrahlung und Unbehagen wegen ihrer Vorgeschichte. Mehr als ein Mal dachte Jasmin daran, wie angenehm sie es fand, Saskia in diesem Moment beobachten und besser kennen lernen zu können, ohne direkt mit ihr interagieren zu müssen. Nur Svens zwischenzeitliche Blicke auf die Uhr oder sein Handy irritierten sie. Das war normalerweise nicht seine Art. „Sag mal, langweilen wir dich?“, bemerkte auch Saskia sein Verhalten, als er abermals zur Wanduhr neben dem Fernseher schielte und ertappt zuckte er zusammen. „Was? Nein!“, hob er beschwichtigend die Hände. Es war nur allzu offensichtlich, wie peinlich ihm das ganze war. „Ich warte noch auf ein Päckchen“, gestand er und erzählte, dass es ein Buch für die Uni war. „Ich bin doch in zwei Extramodulen eingeschrieben hab das Buch dafür schon vor Wochen bestellt, aber die Lieferung hat jetzt ewig gedauert. Heute soll es eigentlich kommen“, murmelte er und kramte ein weiteres Mal sein Handy hervor. „Vorhin wurde mir noch angezeigt, dass es etwa zehn Zustellungsstopps entfernt ist“, tippte er auf das Display und ihm kurz darauf der Mund aufklappte und fast die Augen aus dem Kopf fielen, fragte Saskia, was passiert sei. „Das wurde einfach in der Poststation abgegeben!“, rief er bestürzt, als sei gerade eine Welt für ihn zusammengebrochen. „Wir haben doch die ganze Zeit hier gesessen! Da hat definitiv keiner geklingelt!“ Saskia zuckte leicht die Schultern; auch ihr war das schon mal passiert. „Dann holst du es morgen halt ab“, meinte sie und konnte seine Nervosität sehen. „Die haben wegen Umbauarbeiten ab morgen für eine Woche zu“, murmelte er und kaute auf der Unterlippe. Auf seinem Weg zur Uni kam er häufig genug an der Poststation vorbei, um das entsprechende Hinweisschild schon vor einigen Wochen entdeckt zu haben. „Na ja, die eine Woche macht doch jetzt auch nichts aus, oder?“, fragte Jasmin leise, während sie Saskias Schmunzeln verwunderte. „Weißt du was? Lauf kurz rüber und versuch dein Glück, ob sie dir das Paket fix raussuchen. Normalerweise dauert das zwar bis zum nächsten Werktag, soweit ich weiß, aber unter diesen Umständen…“, sie zuckte leicht die Schultern und rief Sven „viel Glück!“ hinterher, als er wie erwartet aufsprang und zur Wohnungstür flitzte. „Ich beeil mich auch!“, konnten die beiden jungen Frauen noch hören, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Saskia schüttelte den Kopf und lachte. „Glaub mir, er wäre zur unvorstellbaren Nervensäge geworden, wenn er jetzt noch ne Woche auf das Buch warten müsste, obwohl er es vielleicht heute noch kriegen könnte“, griff sie nach ihrem Glas und nippte daran. Jasmin zog leicht die Augenbrauen hoch, nickte aber und versuchte mit einem Lächeln zu überspielen, dass ihr die Situation jetzt etwas unangenehm wurde. Was sollte sie mit Saskia reden? „Du kennst ihn gut, nicht wahr?“, meinte sie nach einem Moment der Stille und Saskia nickte. „Er hat so seine Eigenheiten“, antwortete sie. Wieder lächelte Jasmin. „Ja, ich glaub, die haben wir alle, nicht wahr?“. Es war ein ehrlich gemeinter Einwurf ohne kritische Hintergedanken, trotzdem war Jasmin sich nicht sicher, ob sie Saskia damit auf die Füße getreten war. Sie wirkte plötzlich ein wenig unterkühlt, zuckte zur Antwort nur mit den Schultern und murmelte ein kurzes „Schon möglich“. „Ich hole uns noch etwas zu trinken“, griff Jasmin nach der leeren Wasserflasche, um sich etwas Zeit zu verschaffen. Hoffentlich wäre Sven wirklich in ein paar Minuten zurück – nahe genug lag die Poststation immerhin. Während sie die leere Flasche in die Getränkekiste stellte und im Kühlschrank nach einer neuen schaute, überlegte sie fieberhaft, worüber sie mit Saskia sprechen könnte. „Ist es eigentlich auch eine Eigenheit, dass du Sympathien für meinen Freund hegst?“, hörte sie plötzlich hinter sich, als sie die neue Flasche gerade aus dem Kühlschrank zog und ließ diese beinahe vor Schreck fallen. Wie vom Donner gerührt stand sie da, kaum fähig, sich zu bewegen und starrte zu Saskia hinüber, als diese sich neben sie an die Arbeitsplatte lehnte. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und in ihrem Blick lag Abschätzigkeit. „Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten und ein paar Dinge klären“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)