st[r]αy von Crispie (「 KuroTsuki | BokuAka 」❄) ================================================================================ Kapitel 1: chαpter one ---------------------- Kuroo Tetsurō und er waren in keiner Beziehung. Einer Tatsache, dessen sich Tsukishima durchaus bewusst war. Beziehungen wurden seiner Ansicht nach sowieso überbewertet. Wenn er sich das dynamische Freak-Duo seiner Mannschaft ansah, welches sich ständig zankte und lautstarke Auseinandersetzungen hatte, bestätigte dies lediglich seine Meinung. Etwas, wonach er sicherlich nicht strebte. Also war es für ihn vollkommen in Ordnung, dass Kuroo nicht sein fester Freund war, zumal er nicht nur eine ziemlich nervtötende, sondern auch provokante Persönlichkeit besaß. Allerdings gab es an der ganzen Sache einen Haken: Sie waren auch keine einfachen Bekannten. Sicher, die meisten Dinge, die sie taten, konnte man durchaus als eine entfernte Art eines Kōhai-Senpai Verhaltens einstufen. Schließlich hatte Kuroo ihn unter seine Fittiche genommen und ihm sämtliche Methoden des Blockens beigebracht, wodurch in Tsukishima eine bisher unbekannte Leidenschaft zu Volleyball entfacht wurde. Dennoch würde er den Teufel tun und ihm das unter die Nase reiben – sein Ego war ohnehin schon groß genug. Doch sie hatten die Grenzen ihres einfachen Kōhai-Senpai Verhältnisses bereits um Längen überschritten, mehrmals. Angefangen von einfachen Unterhaltungen bis hin zu intensiven Küssen und intimen Aktivitäten. Es lief immer nach demselben Schema ab: Irgendeiner der beiden kam zu Besuch, sie unternahmen etwas gemeinsam, trainierten ein wenig zusammen und landeten schlussendlich miteinander im Bett. Merkwürdigerweise fühlten sich all diese Dinge für Tsukishima nicht unbedingt falsch an. Die passende Definition würde er eher als Zustand bezeichnen, also nichts halbes und nichts ganzes. Und solange es nichts weitestgehend zu beanstanden gab, konnte er doch zufrieden sein, oder? Leider schlichen sich aber auch hin und wieder die ‘Was wäre wenn’ Momente ungefragt in seine Gedanken. Beispielsweise dann, wenn ihre gemeinsamen Freunde aus Tokyo ebenfalls bei ihren Treffen anwesend waren. Nicht, dass er auf ihre Beziehung auf irgendeine erdenkliche Weise eifersüchtig wäre – schon gar nicht auf Bokutos ständige Bestätigung nach Aufmerksamkeit gegenüber Akaashi. Doch die Art, wie sie miteinander umgingen. Wie gut die Chemie zwischen ihnen passte. Wie die Harmonie der beiden jeden Anwesenden auffiel. Genau dann passierte es… „Was?! Wir haben schon wieder verloren? Das gibt's doch nicht!“ Kuroos lautstarke Empörung zog das Hauptaugenmerk aller beinahe automatisch auf ihn. Mit einer Hand hielt er seinen Controller in die Höhe und mit der anderen verdeckte er seine Augen, als ob er so den Anblick seiner haushohen Niederlage ausblenden könnte. „Selbst schuld, wenn du ausgerechnet mit Lev gegen Shōyō und mich antrittst“, kommentierte Kenma trocken. Sofort wies Lev aufgebracht die Anschuldigung von sich, Schuld an ihrer erneuten Niederlage zu sein. Innerlich wussten jedoch alle anderen Anwesenden, dass der Halb-Russe genauso zwei linke Hände in Videospielen besaß wie bei der Annahme oder dem Aufschlag beim Volleyball. „Hätte ich mit Tsukki gespielt, hätten wir mit Sicherheit nicht verloren“, behauptete Kuroo vorlaut und wandte sich direkt zu ihm rüber, doch der schnaubte nur verächtlich. „Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, dass ich nicht mitspielen werde.“ Mal abgesehen davon, bezweifelte Tsukishima ziemlich stark, dass das Endergebnis viel anders ausgefallen wäre als jetzt. Schließlich wusste jeder, was für ein herausragender Spieler Kenma war und mit Hinata in Kombination, der mit ihm schon etliche Teamplayer-Spiele gezockt hatte, unschlagbar war. Wieso war er überhaupt mitgekommen? Ursprünglich hatten sie beide andere Pläne gehabt, da die Qualifikation der Spring Tournament demnächst mitunter zu seinen Priorisierungen zählen und sie sich somit seltener sehen würden, zumindest laut Kuroos Aussage. Da Hinata allerdings ebenfalls nach Tokyo wollte, um Kenma zu besuchen, befanden sie sich nun in dessen Wohnzimmer. Wem diese Tatsache ebenfalls nicht gefiel, war kein geringerer als Kageyama, der mehr oder minder auch gezwungen wurde, nach Tokyo zu fahren und der Gruppendynamik beizuwohnen. Der tyrannische König, ein unerwarteter Leidensgenosse, wie überaus interessant. Die Stimmung blieb die restliche Zeit über ausgelassen, erst recht, als Bokuto noch am späten Abend auftauchte und nochmal für Stimmung sorgte. Tsukishima tat es seinem Gastgeber gleich und klinkte sich aus dem Chaos-Bündel aus. Stattdessen schrieb er ein paar Nachrichten mit Yamaguchi, der sich einen gemütlichen Abend zu Hause machte und sonst nicht wirklich etwas zu berichten hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit entschloss sich Kuroo - trotz den quengelnden Protesten seines besten Freundes, die kleine Reunion in Kenmas Apartment fortzusetzen - zu gehen.   „Schade, Kuroo-san! Dabei war's so cool gewesen“, meinte Hinata mit großem Bedauern in der Stimme. Grinsend klopfte ihm der Ältere auf die Schulter, stimmte ihm zu und kündigte an, dass er sich schon auf das nächste Treffen freuen würde. Tsukishima, der inzwischen schon angezogen war und der Unterhaltung zwischen den beiden keine wirkliche Beachtung schenkte, wurde plötzlich hellhörig, als Hinata noch eine letzte Frage an ihn richtete. „Kommst du eigentlich zu unserer Winterparty, Kuroo-san?“ Die Karasuno High veranstaltete in zwei Wochen ihre alljährliche Winterparty, wo alle Jahrgangsstufen dazu eingeladen wurden, dort zu erscheinen. Ein Fest, das stets vom Schülerrat organisiert wird und sich bei den meisten Schülern an hoher Beliebtheit erfreut. Yamaguchi hatte ihn damit vollgequasselt, ob er Yachi fragen sollte, seine Begleitung zu sein. Bei Hinata und Kageyama dagegen, stand es mehr als offensichtlich fest, schließlich waren sie seit Ende ihres ersten Jahres auf der Oberstufe zusammen. Was seine Wenigkeit betraf, nun… Es lag sicherlich nicht in seinem Interesse, der Veranstaltung beizuwohnen, auch wenn eine leise Stimme in seinem Hinterkopf ihm die lächerliche Idee unterbreiten wollte, Kuroo davon zu erzählen. Sein gesunder Menschenverstand verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder – ihn betraf das Ganze letztlich nicht und es war auch nichts von großer Bedeutung. Doch den wahren Grund wollte er sich nicht eingestehen. „Oya, ihr habt wirklich eine Winterparty?“ Kuroos Blick wanderte von seinem Gegenüber zu ihm und Tsukishima konnte nicht wirklich definieren, was er in diesem Augenblick dachte. Die meisten aus seinem Umfeld waren nicht schwer zu durchschauen und dementsprechend reagierte er auch darauf. Anders als Kuroo, bei dem er nie wirklich wusste, was gerade in seinem Kopf vorging. „Würde ich gerne, aber ich habe leider schon etwas vor, Chibi-chan.“ In diesem Augenblick drangen die Worte in Tsukishimas Gedanken ein und sorgten gleichzeitig für ein merkwürdiges Gefühl in seinem Inneren, was durch den Blickkontakt zwischen ihnen nur verstärkt wurde. Auch beim Verabschieden der anderen und beim Einsteigen ins Auto blieb die angespannte Atmosphäre vorhanden. Selbst Kuroos sonstige Konversationsfreude war auf das Nötigste reduziert. Etwas, das Tsukishima im Normalfall sichtlich genossen hätte – jetzt fühlte er sich einfach nur unbehaglich und lehnte seinen Kopf an die kalte Fensterscheibe. Was war nur los mit ihm? In Wahrheit kannte er tief in seinem Inneren die Antwort darauf, denn es war genau die Situation eingetreten, die er versucht hatte zu vermeiden: Von ihm, wenn auch indirekt,  abgewiesen zu werden. »»———— ❄ ————«« Inzwischen waren mehrere Tage seit seinem Besuch in Tokyo vergangen. Seither hatte er nichts mehr von ihm gehört. Nicht unbedingt ungewöhnlich, schließlich belegte Kuroo an der Universität viele Module und traf sich mal hier, mal da mit seinen Kommilitonen – sei es zum Lernen oder um in einer Bar einen zu heben. Aber genau hier lag das Problem. Kuroo benahm sich wie ein streunender Kater. Einer von der Sorte, welcher vor der Haustür lungerte und durch ausgeklügelte Taktiken wie einem tiefen Schnurren, das Reiben am Bein oder die Zutraulichkeit sich füttern zu lassen, das Vertrauen des anderen erlangen wollte. Sobald das geschah, würde er durch seinen gerissenen Charme einen dazu bringen, die Haustür zu öffnen, um eintreten zu können. Und hier lag der Clou an der Geschichte: Denn das Besondere an solchen Katzen war, dass sie am Ende trotzdem nicht bleiben, sondern weiterziehen würden. Vielleicht zum nächsten Nachbarn oder gar ins nächstgelegene Viertel. Aber sie würden sich niemals an jemanden binden, da es nicht ihrer Natur oblag. Ähnlich wie in seiner eigenen Situation, zumal ihm Kuroo weder eine Erklärung schuldig, noch mit ihm in einer festen Beziehung war, sondern sich mit anderen treffen konnte, zu welchen Zwecken auch immer. Wollte er diesen Umstand etwa ändern…? „Tsukki, alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so geistesabwesend“, erkundigte sich Yamaguchi mit einem besorgniserregenden Blick nach seinem Wohlergehen, der ihm natürlich nicht entgangen ist. In diesem Augenblick saßen sie gemeinsam in Tsukishimas Lieblingscafé und die Tatsache, dass dieser noch nicht einmal sein Erdbeersahne-Kuchenstück angerührt, geschweige denn einen Bissen davon genommen hatte, berechtigte wohl diesmal tatsächlich seine Sorge. Alles nur wegen seiner lächerlichen Gedanken zu Kuroo… „Oi…-“, wollte er schon ansetzen, aber bevor er überhaupt seinen kurzen, prägnanten Satz aussprechen konnte, wurde er durch das Vibrieren einer eingegangenen Nachricht auf Yamaguchis Handy unterbrochen. Sein Kindheitsfreund entsperrte verwundert seinen Bildschirm und entschuldigte sich bei ihm für die Störung, doch dann hielt er in seiner Bewegung inne und starrte unentwegt auf sein Display. Tsukishima beobachtete skeptisch jede einzelne Regung in dessen Gesicht und konnte sich keinen Reim auf dessen Verhalten bilden, bis… „Sie hat ja gesagt“, hauchte er und blickte ihn freudestrahlend an. „Yachi-san hat meine Einladung als ihre Begleitung tatsächlich angenommen, wow…!“ Tsukishima erkannte zweifellos, wie die zuvor nachdenklichen, mintgrünen Augen Yamaguchis nun voller Freude funkelten und sich eine leichte Röte auf seinen Wangen bemerkbar machte. Es waren keine weiteren Worte beiderseits mehr notwendig. Obwohl er ihm sein Glück wirklich gönnte, wurde ihm selbst - spätestens zu diesem Zeitpunkt - bewusst, wie sehr ihm seine eigene Situation missfiel. »»———— ❄ ————«« „Akaashi-san, kann ich dich etwas fragen?“ Überrascht wandte sich der Angesprochene zu seinem Sitznachbarn und setzte seine Trinkflasche von den Lippen ab. „Sicher. Um was geht’s?“ Tsukishima, der gemeinsam mit Fukurōdanis Captain eine kurze Pause eingelegt hatte, fuhr sich mit seinem Handtuch über das verschwitzte Gesicht und blickte kurz nach vorne. Seine goldbraunen Augen blieben kurzzeitig an ihre Teamkameraden hängen, die noch weiter zusammen trainierten. Unweigerlich kehrten seine Erinnerungen an sein damaliges Training im Sommercamp zurück und dadurch auch an Kuroo. Dabei kehrte ein bekanntes, mulmiges Gefühl in seinem Inneren zurück, welches er sofort Einhalt gebieten wollte, weshalb er sich schnell mit seiner Frage wieder dem Älteren widmete, dem anscheinend - mal wieder - nichts verborgen blieb und ihn wissend anlächelte. Mist. „Nun…wenn du nicht mit Bokuto zusammen wärst, sondern ihr so etwas wie…Freunde mit gewissen Vorzügen wärt. Wie würdest du reagieren, wenn er andere Männer daten würde? Rein hypothetisch, versteht sich.“ Akaashi musterte ihn nüchtern, als ob er seine Gedanken aus seinen Blicken bereits abgelesen hätte. Nachdenklich legte er seine Finger an sein Kinn und schien intensiv darüber nachzudenken. „Hmmm…schwierig zu sagen. Einerseits würde es mich natürlich stören, weil ich ihn nicht mit anderen Anwärtern teilen möchte. Andererseits habe ich kein Recht, ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen oder sauer zu sein. Letztlich wären wir ja nur Freunde mit gewissen Vorzügen, oder?“ Der Blick seiner stahlblauen Augen ruhte auf ihm – nicht auf die übliche Weise, sondern vielmehr war es ein wissender Blick, der ihm mitteilte, dass Akaashi genau hinter dem wahren Kern seiner Frage geblickt hatte. Doppelter Mist. „Wäre ich tatsächlich in der Situation…“, fügte er noch hinzu. „Dann würde ich sicherlich zu der Schlussfolgerung gelangen, etwas daran ändern zu wollen. Egal, welche Richtung und Auswirkungen auch meine Entscheidung haben mag.“ Danach blieb es kurz still zwischen ihnen. Tsukishima dachte über seine Worte nach und es ergab alles durchaus Sinn, außer der letzte Satz, welcher für ihn noch zu ungenau schien. Also fragte er nochmals nach. „Was…Was genau meinst du mit der Richtung und Auswirkungen deiner Entscheidung?“ „Damit meine ich, dass ich mich dafür entscheiden könnte, die Karten offenzulegen und wir klar über unseren jeweiligen Standpunkt unserer Gefühle sprechen. Oder ich nehme mir das gleiche Recht heraus und verabrede mich ebenfalls mit anderen Personen, dazu wäre ich genauso berechtigt wie er.“ Er schluckte den schweren Kloß in seinem Hals herunter und versuchte das Gesagte zu verarbeiten. Ihm war bisher noch nie in den Sinn gekommen, sich mit jemand anderem auf diese Art zu treffen – bis jetzt. Und der Gedanke daran störte ihn mindestens genauso stark, wie die Vorstellung, Kuroo auf andere romantische Verabredungen zu wissen. „Aber wie du schon meintest, basiert alles nur auf hypothetischer Basis, nicht wahr?“ Akaashis Unterton und auch dessen Ausdruck in den Augen verrieten ihm mehr als tausend Worte. Sie beide wussten, um was es hier in Wirklichkeit ging. Umso verzwickter war es für ihn, mit der neugewonnen Situation umzugehen. „Hai.“ Kapitel 2: chαpter tωo ---------------------- „In drei Tagen ist die Feier“, erinnerte Ennoshita seine Teamkameraden an die bevorstehende Veranstaltung, während alle zusammen im Kreis auf dem Boden der Sporthalle saßen und soeben die letzten Einzelheiten des Trainings besprochen hatten. Wahrscheinlich erwähnte er es nur, weil er zum Schülerrat gehörte und es als seine Pflicht gegenüber den anderen Mitgliedern ansah. „Ich hoffe, dass ihr euch alle an die Regeln hält und keinen Blödsinn anstellen werdet.“ Sein Blick wanderte automatisch zu Tanaka und Nishinoya, die mehr schlecht als recht versuchten, so zu tun, als ob die Andeutung seiner Worte nicht das Geringste mit ihnen zu tun hätte. Tsukishima wusste nur durch Yamaguchi von dem kleinen Fiasko auf der Winterparty letztes Jahr, wo beide unter anderem zum Mittelpunkt des Abends gekürt worden waren, als sie den stellvertretenden Direktor übersahen und ihm durch ihre wilden Tanzeinlagen versehentlich die Perücke vom Kopf stießen – vor versammelter Volkschaft der Schule. Genauer betrachtet, eigentlich nichts Neues, wenn man die beiden Ereignisse dazu zählte, in denen das Freak-Duo das offene Geheimnis um die Haarpracht bereits in ihrem ersten Jahr gelüftet hatte. Und auch hier wurde Daichi, der damals durch seine Position als Captain eine gewisse Verantwortung für seine Teamkameraden trug, vom Konrektor zu einem Vieraugengespräch herzitiert. Niemand wusste genau, was danach passiert war. Jedoch wurden die zwei Verantwortlichen für ganze drei Wochen zum Ordnungsdienst verdonnert. Die näheren Details kannte und interessierten Tsukishima in keiner Weise – seiner Ansicht nach, wusste er ohnehin schon zu viel von dem Blödsinn der beiden. Sie bestärkten ihn lediglich in seinem Beschluss, der Party fernzubleiben. Ihn beschäftigte derzeit viel eher Kuroos abweisendes Verhalten. Zwar hatte er sich wieder bei ihm gemeldet, allerdings war seine Ausrede - er wäre zur Zeit viel beschäftigt, weshalb keine Nachrichten seinerseits kämen - ziemlich lahm und ließen noch mehr Raum für Spekulationen offen. Er vermutete nämlich eher etwas beziehungsweise jemand anderes dahinter. Aber wenn Kuroo sich mit anderen verabreden konnte, wieso sollte er das selbst nicht auch können? Erst recht seit seinem Gespräch mit Akaashi, durch den er zu dem Schluss gekommen war, dass ihm der Gedanke jemand anderes zu daten zwar noch immer missfiel, inzwischen aber ein wenig anders darüber dachte und es auf seine Unerfahrenheit auf dem Gebiet und auch auf seine miserablen Qualitäten in Sachen soziale Interaktionen schob. Bevor Tsukishima noch weiter über sein kompliziertes Beziehungsverhältnis nachdenken konnte, riss ihn Ennoshita mit einer zusätzlichen Information aus seinem Gedankenstrudel. „Im Übrigen habe ich einige Capitaine und ihre Mannschaften mit der Erlaubnis der Schulleitung eingeladen. So können die Kontakte zwischen uns noch besser geknüpft werden.” In diesem Punkt war Tsukishima wirklich froh, dass Bokuto und Kuroo keine Drittklässler mehr waren, vor allem bei Letzterem. So bestand zumindest nicht die Chance, sich allzu bald in Miyagi wiederzusehen, was auch zum Glück für die anderen Capitaine und ihren anderen Teammitgliedern galt – ausgenommen Akaashi, mit dem er auch privat einen guten Kontakt pflegte. Denn nichts, absolut gar nichts würde ihn dazu bringen, auf diese lächerliche Winterparty zu gehen – und das war sein letztes Wort. »»————- ❄ ————-«« Wie konnte es nur so weit kommen? Mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck schweifte Tsukishimas Blick durch die Menschenmenge in der großen Turnhalle, die nun als Partyraum für die Schüler fungierte und dementsprechend dekoriert worden war, denn heute war der Stichtag der Winterparty. Sein ursprünglicher Plan hatte es vorgesehen, unter keinen Umständen auch nur einen Fuß zu dieser lächerlichen Veranstaltung zu setzen und stattdessen den Abend bei sich in Ruhe ausklingen zu lassen. Selbst die Tatsache, dass Akaashi in Begleitung von Bokuto war - der es sich nicht nehmen lassen konnte, ebenfalls zur Winterparty zu erscheinen, um seinen Kōhai Hinata zu sehen - hätte ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen können. Leider wandte sich das Blatt zu seinen Ungunsten, als Akiteru von der Sache Wind mitbekam und ihn quasi indirekt dazu nötigte, mit seinen Freunden aus Tokyo hinzugehen. Seiner Argumentation nach, täte es ihm sicherlich gut, ein paar schöne Stunden mit ihnen zu verbringen, statt an irgendwelchen Schulaufgaben herumzusitzen und dass die Schulfeier sicherlich anders wie in seiner Vorstellung verlaufen würde. In diesem Punkt gab er seinem Bruder sogar im Nachhinein recht, denn zu seiner eigenen Verwunderung stellte sich heraus, dass sie schlimmer als angenommen war. Von der überaus übertriebenen Dekoration und dem ganzen Trubel mal abgesehen, belagerten sämtliche Schüler das große Buffet oder tummelten sich inmitten der Halle herum. Bedeutete also im Klartext: Je mehr Leute, desto ausgelassener die Stimmung und die Hemmungslosigkeit im Nachhinein. Seine Theorie bestätigte sich nur wenige Augenblicke von selbst, sobald Bokuto - befeuert durch Hinata, Tanaka und Nishinoya - die Tanzfläche betrat. Er hob im Rhythmus der Musik die Arme in die Luft, schwang das Tanzbein und jubelte ganz laut „Hey, hey, hey!“ Akaashi, der das Treiben seines Freundes aus sicherer Distanz beobachtete, warf ihm einen genervten und zugleich ein wenig peinlich berührten Blick zu. Etwas, was Tsukishima aus tiefster Seele nachempfinden konnte. „Bokuto scheint sich ziemlich gut zu amüsieren“, äußerte sich Yamaguchi neben ihm und drehte sich von seinem besten Freund weg, damit er sein unterdrücktes Lachen nicht mitbekam, was diesem natürlich nicht entging und ihm dementsprechend einen kurzen, missmutigen Seitenblick zuwarf. „Kein Wunder, wenn ihm unsere Idioten und ein Teil unserer Schule zujubeln und anfeuern.“ Tatsächlich befanden sich inzwischen mehr Schüler auf der Tanzfläche, sei es um das ehemalige Ace von Fukurōdani zum Weitermachen animieren zu wollen oder sie nun selbst das Tanzfieber gepackt hat. Tsukishima musste zugeben, dass Bokuto definitiv einen guten Animateur abgab und ihm bestimmt eine steile Karriere als solcher bevorstünde, sollte es weder mit dem Profisport, noch mit seinem Studium klappen. Seine Aufmerksamkeit auf das groteske Spektakel wurde durch das Erscheinen von Yachi unterbrochen, die ihnen lächelnd entgegenkam und sich verlegen mit der Handfläche über den Hinterkopf fuhr. „Gomen, aber die Warteschlange zur Toilette war sehr lang und dann habe ich euch zu allem Überfluss nicht mehr gefunden…“ „Das macht doch nichts“, erwiderte Yamaguchi ihr Lächeln. „Bei der Menschenmenge ist es kein Wunder…und außerdem befinden wir uns in einem eher abgelegenen Teil der Halle, was die Suche nicht gerade erleichtert.“ Tsukishima, der das ganze Szenario mit mehrfachen inneren Augenrollen betrachtete, fühlte sich wie in einer dieser kitschigen Serien, die seine Mutter regelmäßig ansah. Es war für ihn nicht schwer zu erraten, dass sein bester Freund von ihrem Anblick in einer weißen Bluse kombiniert mit einem erdbeerroten Rock und den dazu passenden Riemchenschuhen, fasziniert zu sein schien. Ähnlich schien es wohl auch seiner Begleitung zu gehen, die schüchtern auf ihre Schuhspitzen starrte. Er wollte garantiert kein Zeuge dieses bevorstehenden anstarren-anschweigen Wettbewerbs werden und sich davon weitgehend distanzieren. Andererseits würde sich Yamaguchi vermutlich nie wieder von diesem Dilemma erholen,  also blieb ihm praktisch keine andere Wahl, als den Mittelweg zu gehen. „Da hast du schon Yachi-san zu dieser Feier geschleppt und jetzt starrst du nur Löcher in die Luft, unglaublich.“ Seine Taktik, ihn aus der Reserve zu locken, funktionierte einwandfrei, denn sowohl dessen empörtes „Tsukki!“ als auch Yachis gerötete Wangen sprachen für sich. Tsukishima selbst blieb unbeeindruckt und zuckte mit den Schultern. „Ist doch wahr. Und damit ich nicht weiter Teil dieser Verabredung bin, gehe ich jetzt auch.“ Damit schritt er in Richtung Hintertür und konnte die verblüfften Blicke seiner Freunde auf sich spüren, doch in dem Moment gab es nichts, was ihn weniger interessierte. Sie sollten lieber zusehen, dass sie den eigentlichen Grund ihres Rendevous - für was auch immer - nutzen und nicht stattdessen seine Wenigkeit mit ins Boot holen würden. Kaum hatte Tsukishima die Tür geöffnet, empfing ihn schon die kühle Abendluft. Sein warmer Atem stieg empor und für einen kurzen Augenblick lehnte er sich an die Außenwand des Schulgebäudes an und schloss seine Lider. Endlich weg von dem Trubel. Der Menschenmenge. Dem Lärmpegel. Einfach alles, was ihn in irgendeiner Form auf gedanklicher Ebene strapazierte. Es war aber nicht nur die Versammlung an Schüler, die ihm gewaltig auf die Nerven ging, sondern auch sein eigener Missmut, der durch den Anblick sämtlicher Paare auf der Party stückchenweise präsenter wurde und es ihn anstrengte, dieses flaue Gefühl nicht weiter in seinem Inneren ausbreiten zu lassen. Flüchtig fuhr sich Tsukishima über die kurzen, welligen Haare und lächelte verbittert. Ihm war der Gedanke, eine potentielle Verabredung auf der Party zu finden, nicht nur einmal in den Sinn gekommen – er musste sogar zugeben, dass die Auswahl an möglichen Kandidaten nicht einmal so gering wie in seiner Einschätzung gewesen war. Dennoch sträubte sich alles in ihm, einen von ihnen anzusprechen und dafür gab es seiner Logik nach nur eine Erklärung. Das Undenkbare war eingetreten. Etwas, womit er niemals gerechnet und es am liebsten aus seinen Gedanken verbannt hätte. Schlimmer noch: Irgendwie vermisste er ihn sogar auf merkwürdige Weise. Nicht unbedingt die bescheuerte Hyänen-Lache, aber seine Neckerei…seine Blicke, sobald sie alleine waren…selbst seine Art, wie er seinen lächerlichen Spitznamen aussprach. Verdammt. Tch…und davor hatte er noch große Töne gespuckt, von wegen er könne sich ebenfalls mit anderen verabreden, wie Töricht von ihm. „Ahhh…wenn das nicht Karasunos Brillenschlange ist.“ Sofort sank seine Laune von entnervt zu unterirdisch. Tsukishima schielte zu seiner Linken und entdeckte zu seinem Leidwesen Terushima - Captain der Johzenji und mindestens genauso eine Nervensäge wie Hinata, vielleicht sogar noch schlimmer - mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Was machst du denn hier draußen, so ganz alleine?“ Der mehr als offensichtliche, veralberte Unterton war ihm natürlich nicht entgangen und sein Augenlid zuckte bereits gefährlich. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“ Wieso unterhielt er sich überhaupt mit ihm? Das war doch die reinste Zeitverschwendung! „Du bist wirklich ein Langweiler“, meinte der Ältere unbekümmert und rieb sich mit der Hand über den Nacken. Spätestens jetzt würde er ihn einfach ignorieren, dieser albernen Unterhaltung, sofern man dies als solche bezeichnen konnte, ein Ende setzen und nach Hause gehen, schließlich hatte er seinen Soll bereits mehr als erfüllt. Und wie von ihm prognostiziert, endete der Abend mit jeder Menge Personen, denen er am liebsten niemals über den Weg gelaufen wäre – sowie Terushima. Leider machte dieser ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich unerwarteterweise an seiner Schulter festhielt. „Warte, du brauchst nicht wegzulaufen. Ich wollte mich mit dir ein wenig unterhalten.“ Natürlich hoben sich seine Mundwinkel dabei zu einem süffisanten Lächeln. Der Typ war doch einfach zum… Entschieden entfernte Tsukishima die Hand auf seiner Schulter und befreite sich aus seinem Griff. Als wäre der Abend nicht schon längst für ihn gelaufen, setzte diese Nervensäge die Messlatte für seinen Unmut noch weiter nach oben. Für heute reichte es ihm definitiv. Doch bevor er etwas dagegen unternehmen konnte, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme hinter ihm. Jemand, dessen bloße Anwesenheit so unerwartet kam, dass Tsukishima zunächst schon fast an eine Sinnestäuschung glaubte. „Oya, Tsukki? Ich hätte nicht erwartet, dass du wirklich hier bist – und das scheinbar auch noch in netter Gesellschaft.“ Kein Zweifel, er war es wirklich. Nur wenige Meter von ihm entfernt, stand tatsächlich Kuroo in einem schicken schwarzen Mantel gekleidet und sah in ihre Richtung. Sämtliche Fragen begannen in seinem Kopf herumzuschwirren, besonders jene, was der Anlass seines Erscheinens war. Hatte er nicht behauptet, heute verhindert zu sein? Jedoch bekam Tsukishima weder die Gelegenheit, darüber nachzudenken, noch den Tokioter zu korrigieren, denn dieser blieb neben ihm stehen und richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen auf Terushima, der den Neuankömmling überrascht musterte. „Willst du mir nicht deinen neuen Freund vorstellen, Tsukki?“, fragte Kuroo mit übertrieben freundlicher Stimme, während er sich ein Stückchen zu ihm lehnte und der Jüngere die minimale Berührung sogar zuließ. Obwohl er ihn gerade nicht wirklich einschätzen konnte, entging ihm nicht das kurze Aufblitzen in seinen Augen, welches regelrecht nach Gefahr schrie, ignorierte es aber gekonnt. Auch wenn er nicht die geringste Lust besaß eine alberne Kennenlernrunde zu veranstalten, so stand dies im Widerspruch zu den Höflichkeitsfloskeln und daraus resultierendem Anstand, den er stets pflegte – selbst wenn es sich um Spinner wie Kuroo oder Terushima handelte. Die Entscheidung wurde ihm allerdings ziemlich schnell abgenommen, als letzterer selbst die Rolle übernahm. „Yo, ich bin Terushima Yūji, Captain der Johzenji!“ „Ah, das ist unser Tsukki. Zieht stets die Aufmerksamkeit seiner Senpais auf sich“, lobte er stolz, wofür ihn Tsukishima am liebsten ins Schienbein getreten hätte, da er wusste, dass ihn Kuroo zu gerne wieder mal aufzog. „Ich bin übrigens Kuroo Tetsurō, ehemaliger Captain von Nekoma und sein Freund.“ Wie bitte!? Bei der Anmerkung „sein Freund“ durchzuckte es in seinem Körper wie ein Blitzeinschlag und sein Herz pochte unentwegt schneller gegen seine Brust. Verwundert schielte er zu seinem Nebenmann, der nicht einmal mit der Wimper zuckte und noch immer seinen Gegenüber ansah. Dieses hinterlistige Aas… „Freut mich! Du scheinst zumindest geselliger als er zu sein“, merkte Terushima an und deutete auf Tsukishima. Ihn schien wohl die vorherige Information über das angebliche Verhältnis zueinander nicht sonderlich zu stören. „Eigentlich war ich auf der Suche nach meinen Freunden und bin ihm nur zufällig begegnet. Er wirkte auf mich ziemlich verloren, also wollte ich ihm ein wenig Gesellschaft leisten.“ „Auf die ich keinesfalls Wert lege.“ Entweder liebte es Terushima seine Mitmenschen zu provozieren oder sein Selbstbewusstsein schien fernab der Norm zu liegen, sodass er die Teils angespannte Atmosphäre einfach ausblendete. „Wirklich zuvorkommend von dir, aber ab hier übernehme ich, in Ordnung?“ Obwohl es durchaus als Frage aufgefasst werden konnte, war die indiskutable Aufforderung Kuroos deutlich herauszuhören. Was zum…? „Terushitma! Hier steckst du also. Wir haben dich schon überall gesucht!“ Futakuchi und Yahaba waren soeben durch die Hintertür ins Freie hinaus gelangt. Die Verwirrung war ihnen deutlich anzumerken und blickten in die kleine Runde. „Hey! Da seid ihr ja endlich!” Noch ehe Tsukishima inneren Brechreiz über das Wiedersehen der Captain-Freunde überkam, entschuldigte sich der Älteste im Bunde bei den Anwesenden und ehe er es sich versah, hatte Kuroo ihn am Handgelenk gepackt und wieder in das Gebäude hineingezogen. „Kannst du mir mal erklären, was das werden soll? Lass mich sofort los, Kuroo-san.“ So sehr er auch versuchte, sich aus dem Griff loszureißen, es gelang ihm nicht. Und Kuroo dachte nicht einmal daran, ihn loszulassen, zumindest verriet es die Intensität in dessen haselnussbraunen Augen. Ein schwerer Kloß bildete sich in seinem Hals. Was ging hier nur vor sich? »»————- ❄ ————-«« Tsukishima wusste nicht, wie viele Gänge und Treppen sie bereits gelaufen waren, bis sie schlussendlich auf dem Schuldach ankamen, welches wahrscheinlich nur aufgrund der Winterparty außerhalb der Schulzeiten für die Schüler zugänglich war. Es schien außer ihnen allerdings aktuell keine Menschenseele hier anwesend zu sein. Nur ihre schnellen Atemzüge erfüllte die Akustik. Selbst jetzt, wo sie beide ungestört waren, würdigte Kuroo ihn weder eines Blicks, noch erklärte er sein mehr als seltsames Verhalten. Nichtsdestotrotz reichte es ihm endgültig, entriss sich somit von seinem Handgriff und sah ihn verärgert an. Er wollte antworten – und zwar sofort. „Kannst du mir erklären, was das ganze Theater hier soll?“ Tsukishima versuchte, seine Stimme ruhig und beherrscht klingen zu lassen. „Wieso sind wir aufs Dach hinaufgekommen? Was sollte der ganze Mist? Und vor allem…warum bist du hier?“ „Ich sollte hier eigentlich die Fragen stellen…findest du nicht?“ Statt auf seine Fragen einzugehen, schritt Kuroo auf ihn zu. Mit jedem Schritt stieg sein Puls weiter an. Gleichwohl er versuchte, den Abstand zwischen ihnen aufrechtzuerhalten, spürte Tsukishima irgendwann den Zaun an seinem Rücken, welcher die gesamte Dachterrasse umschloss. Wieso? Wieso konnte er nicht einfach die Karten offenlegen? Was war daran bitte so schwer? Instinktiv schob Tsukishima seine Arme nach vorne, sodass seine Handflächen gegen die Brust des Studenten drückten und ihn dadurch auf Distanz hielt. „Hör verdammt nochmal mit deinen Spielchen auf, Kuroo-san! Denkst du ernsthaft, ich habe nicht bereits gemerkt, dass ich nur als Ersatz für dich fungiere, sobald es mit anderen nicht klappt? Das ist sogar für dich ziemlich niveaulos.“ Eine Mischung aus Verständnislosigkeit und Verstimmung lag in Kuroos Augen – das konnte er unweigerlich erkennen. Seine darauf folgende Reaktion bestätigte ihn nur in seiner Annahme. „Von was redest du?! Als Ersatz fungieren?! Ich weiß nicht, wovon du sprichst, bist du okay?“ „Mir geht es bestens, im Gegensatz zu dir, bin ich durchaus bei klarem Verstand“, entgegnete er trocken. „Du brauchst es nicht zu leugnen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du dich mit anderen triffst, wir sind schließlich in keiner Beziehung. Aber das du es immer noch abstreitest und mich vor Terushima als deinen Freund bezeichnet hast, ist wirklich das Letz…-“ Seinen Satz konnte er nicht vollenden, denn Kuroo nahm Tsukishimas Hände in seine und drückte sie gegen den Zaun. Die Worte des Protests blieben ihm im Hals stecken, als sich ihre Blicke trafen und er zum ersten Mal nach langer Zeit wirklich in seine Augen schaute. Sie wirkten auf einmal so viel dunkler als sonst. „Welche anderen Leute? Tsukki, ich bin wegen dir hierhergekommen!“ Er kam ihm etwas näher und lehnte seinen Kopf an seine Schulter, was sein Herz ungewollt rasend gegen seine Brust klopfen ließ. „Ich weiß…wir haben in letzter Zeit nicht viel miteinander geschrieben, geschweige denn uns getroffen...ihr habt demnächst eure Vorbereitungen für das nächste Turnier und ich bin mit der Uni beschäftigt…und dennoch wollte ich dich heute unbedingt sehen.“ „Warum?“ Tsukishima konnte sich keinen Reim darauf bilden und auch wenn sein Verstand ihm immer wieder entgegen schrie, er solle ihn von sich stoßen, wollte der geringe, instinktive Teil in ihm es nicht. „An dem Abend, als mich Chibi-chan auf eure Winterparty einladen wollte, musste ich absagen, weil ich noch eine wichtige Abgabe meiner Seminararbeit zu erledigen hatte. Als ich allerdings gemerkt habe, wie du darauf reagiert hast, wollte ich unbedingt vorher fertig werden und dich überraschen. Und gestern Abend habe ich meinem Dozenten die Dokumente online eingereicht. Weißt du, Tsukki…du bist nicht so undurchschaubar, wie du vielleicht denken magst.“ Die Informationsflut in seinem Kopf war riesig und allmählich setzten sich die Puzzleteile zusammen: Die Treffen mit seinen Kommilitonen…die wenigen Nachrichten in letzter Zeit…der spontane Besuch nach Miyagi… Ein minimaler Teil wollte ihm die Geschichte nicht glauben, aber dieses Mal vertraute Tsukishima voll und ganz seinem logischen Empfinden. Doch auch, wenn das Missverständnis aufgeklärt wurde, änderte es nichts an ihrer aktuellen Situation. „Trotzdem wäre es besser, unter der ganzen Angelegenheit einen Schlussstrich zu ziehen.“ Kuroo hob seinen Kopf an und blinzelte verdutzt. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er konnte sämtliche Regungen in seinen Gesichtszügen erkennen und seinen warmen Atmen spüren. Es kostete ihn viel an Selbstbeherrschung, ihn nicht auf die einladenden Lippen zu sehen. „Wieso? Gibt es einen Anlass dafür?“ „Weil du wie ein streunender Kater bist.“ Eventuell war das nicht die ideale Antwort auf eine solch wichtige Thematik, aber eine effektive. „Ich habe keine Ahnung, woran ich aktuell bei dir bin und will auch gar nicht erst mit diesem Gefühlskram anfangen. Allerdings…muss ich mir eingestehen, dass ich mich mit keinen anderen Personen verabreden kann, weil du…“ „Hm?“ Peinlich berührt, wandte Tsukishima seinen Blick zur Seite. Den Teufel würde er tun und ihm sagen, was Sache ist. „Weil du mich möglicherweise mit einem merkwürdigen Virus infiziert hast, der mich von anderen Verabredungen fernhält.“ „Ach? Ist das so?“ Kuroos Grinsen wurde zu einem belustigen Schnauben, doch dann wirkte sein Gesicht sichtlich erleichtert. „Ich bin gerade wirklich froh, dass es nicht nur mir so geht. Um ehrlich zu sein…als ich dich vorhin mit Terushima gesehen habe…da hatte ich zuerst eine falsche Vermutung aufgestellt. Aber selbst, nachdem ich mir ein Bild von der Situation machen konnte, habe ich aus reinem Impuls gehandelt und dich als meinen Freund bezeichnet, was ich definitiv nicht zurücknehmen werde, weil ich dich als solchen sehe. Ich hätte nur nicht gedacht, dass du solch einen enormen Einfluss auf mich hast. Ich schätze…wir waren wohl beide ein wenig eifersüchtig.“ In diesem Moment realisierte Tsukishima, welche Bedeutung hinter seinen Worten steckte und schluckte hörbar. Die Gewissheit darüber, dass sie beide das Gleiche wollten, vereinfachte einiges und ließ ihn sogar die absurde Unterstellung, mit Terushima anbandeln zu wollen, in den Hintergrund rücken. Manchmal war er wirklich ein Idiot. Langsam verringerte Kuroo den Abstand zwischen ihren Lippen und blieb kurz davor stehen. Ein amüsiertes Heben seiner Mundwinkel zierte sein Gesicht. „Ich schätze…nun da alles geklärt ist, haben wir ein neues Level erreicht, oder?“ „Scheint so, auch wenn ich die Bezeichnung ein wenig…bizarr finde“, meinte er monoton und hob eine seiner blonden Augenbrauen skeptisch in die Höhe. „Gut. Da ich nun ja kein Streuner mehr bin, kannst du mir gerne ein Halsband besorgen und mich mit nach Hause nehmen, wenn du möchtest”, neckte Kuroo ihn und überbrückte die letzte Distanz zwischen ihnen. Der bescheuerte Witz war abzusehen gewesen und statt sich zu hinterfragen, warum er sich überhaupt darauf einließ, erwiderte er den Kuss und ein wohliges Gefühl durchströmte seinen Körper. Ja, Kuroo Tetsurō war ein Idiot. Aber nun war er zweifelsohne sein Idiot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)