Feenblut von Lupus-in-Fabula (Frühlingsevent Discord) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- War das eine Anstrengung! Sie brauchte eine halbe Stunde, um sich frisch zu machen. Sie seufzte tief. Die anderen Mitschülerinnen waren schon längst gegangen. Sogar ihre beste Freundin Cat. Missmutig polierte sie ihre Flügel, die in einem nachtblau leuchteten. Es war wichtig, die Flügel zu polieren und zu pflegen. Kichernd drehte sich die Schülerin im Kreis. Stolz betrachtete sie sich vor den grossen Spiegel, die bis zu der Decke reichte. Sie war nicht bloss eine Zauberin, sondern in ihr wuchs eine Feenseele. Das bedeutete, sie war etwas Besonderes. Gerade wollte sie sich von allen Seiten betrachteten und sich loben, wie wunderschön sie wäre, da ging die Türe der Umkleide auf. Die älteren Schülerinnen aus der Tagesklasse kamen plaudern hinein. Einige sahen kurz zu ihr, nickten der jüngeren Schülerin freundlich zu. Andere blickten genervt zu der Fee. "Aus dem Weg, Kleine", knurrte eine Gestaltenwanderin sie an. Mit ihren katzenartigen Augen blickte sie gereizt zu, wie die Fee hastig ihre Sportkleidung zusammensuchte. Eine Nymphe sah sie direkt an. Lächelte und sprach mit ihrer feinen Stimme: "Hochmut ist eine Sünde." Mit knallrotem Kopf floh die Schülerin aus der Umkleide. "Hast du deine Hausaufgaben gemacht?" "Nerv nicht! Ich bin nicht in der Stimmung dafür." Ihre Zimmergenossin verliess ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Allerdings nicht, ohne ihr einen bösen Blick zuzuwerfen. Antoinette war alleine im Zimmer und dies gefiel ihr nicht. Sie wollte bemitleidet werden. Gelobt werden. Warum verstand niemand, dass körperliche Anstrengung nichts für sie ist? Sport brauchte echt niemand. Und Hausaufgaben waren so menschlich. Sie döste schmollend ein. "Hey Küken. Wie wäre es mit aufstehen? Ausserdem, dein Aufsatz sollte bis nächste Woche fertig werden. Küken, ignoriere mich nicht. Antoinette Goldglow, ich spreche mit dir!" Das war leider kein Traum. Das magische Hausaufgabenheft flatterte wie ein aufgeschrecktes Huhn um Antoinette herum. Das Mädchen hasste gerade alles und jedem in ihrem Leben. Jetzt konnte sie sich nicht einmal ausruhen, ohne dass ihr die schulischen Pflichten bewusstwurden. Widerwillig erhob das Mädchen aus dem Bett, schnappte sich das lilafarbene nervende Notizbuch und stopfte es in ihre Schultasche.   [***] Der Weg zur Bibliothek führte die Schülerin vorbei an die verschiedenen Kursräume. Aus dem Musikzimmer ertönte der Chor der Walküren. Antoinette blieb stehen. Lauschte den göttlichen Klängen. Hätte das Notizbuch nicht Rabatz gemacht, wäre sie minutenlang stehen geblieben, um den himmlischen Klängen zu lauschen. Eine Gruppe von Satyr lief an der Fee vorbei. Sie gingen in Richtung des gigantischen Schulgartens. Die Anführerin zwinkerte ihr zu. Antoinette wurde leicht rot. "Die Kleinen sind alle so niedlich und unschuldig." Diesen Satz hörte sie nicht. Was gut war, sonst hätte es ihrem Ego zu sehr geschmeichelt. Die Synchronschwimmmeisterin, eine grossgewachsene Nixe mit blaugrünen Schuppen, lief fast in sie hinein. "Verzeih. Auf Land bin ich tollpatschig", sprach die Nixe. Mit ihren grauen Augen sah sie auf Antoinette hinunter. Beim Lächeln blitzten ihre scharfen Zähne hervor. Antoinette wich unbewusst zurück. Sie hörte einiges über das Nixenvolk. Trotzdem lächelte sie zurück. "Ich wünsche viel Glück beim nächsten Turnier", sagte sie. Sie wollte höflich sein. Immerhin war die Nixe eine ältere Mitschülerin und holte einige Medaillen für die Schule. Glucksend trommelte die Nixe auf ihre Brust. "Ich Danke!", rief sie überglücklich. Ihre ehrliche Begeisterung steckte Antoinette an. Sie lächelte nochmals und dieses Mal strahlten auch ihre Augen. Der Moment wurde wieder durch das sprechende Notizheft gestört. Wieder wurde sie knallrot, stotterte eine Entschuldigung. "Küken, du musst dich wirklich auf deine HAUSAUFGABEN konzentrieren." "Nerv nicht rum. Ich habe gute Noten und … Lach du ruhig. Ich werde dieses Jahr die Beste aus meinem Jahrgang. Hör auf zu lachen." In der Ferne beobachtete eine Muse die Szene. Ihre Skizzen fest an die Brust gedrückt sah sie Antoinette nach. Beneidete die Jüngere um ihre Unbeschwertheit. Sie musste nicht perfekt sein. Anmutig schritt sie zurück in den Kunstraum. Das Bibliotheksehepaar sahen hinter Antoinette her. Bewunderten ihre polierten Flügel und ihre Ausstrahlung. Was für eine süsse Fee aus ihr werden könnte. Der Mann trank den Met aus seinem goldenen Becher mit einem Zug aus. Die Flüssigkeit schimmerte in seinem Körper. Seine Frau füllte seinen Becher wieder auf. Dafür schenkte er ihr sein liebevollstes Lächeln. "Ohne dich, meine Geliebte, wäre mein Leben nach meinem Dahinscheiden Trost und Wertlos." Sie errötete leicht. Ihre Wangen verfärbten sich in einem hellblauen Schimmer. Eine Waldelfe, die gerade ein Buch über die grausamen Tode von und mit nichtmenschlichen Wesen ausleihen wollte, unterbrach die Schäkerei unwirsch. Hastig verliess sie die Bibliothek, steckte etwas eilig in ihre Beutel aus feinster Seide. "Na Küken? Ist das so schlimm?" "Ich verachte dich." Lieber hätte sie sich hübsch gemacht, in den Schulgarten gegangen und bis zum Abendessen sich erholt. Trotzdem tat sie ihr Bestes. Die Begegnung mit der Nixe hatte ihr Motivation gegeben. Aber Nixen sind … Nein konzentriere dich. Bevor das olle Buch wieder herummotzt. Ich suche mir ein Wälzer heraus, was ich vorstelle. Ob sie diese Liebesgeschichte hier auch haben? Cat hat mir davon so vorgeschwärmt, ich bin neugierig.  Die magische Treppe brachte sie in die Abteilung mit der Hexenliteratur. Hoffentlich war die Trilogie nicht schon ausgeliehen. Hexen liebten das Neuste und wollten dann stets auf dem gleichen Stand wie ihre Schwestern und Brüder sein. Ganz alleine war sie in der riesigen Abteilung. Was irgendwie merkwürdig war. Hexen liebten auch gute Bücher. Dann konnte sie doch einen Blick auf die Kostbarkeit der Schule werfen. Die magischen Schreibfelder. Eines der heiligen Relikte der magischen Wesen und ihre Schule besass auch eines. Es gab nicht viele diese Relikte, die in Erziehungsanstalten aufbewahrt wurden. Es gab die Büchse alles Leidens, die nur von einem bestimmten Weibe und ihren Frauen mit ihrem Blute geöffnet werden konnte, die im nahegelegenen Jungeninternat aufbewahrt wurde. Diese Feder stammte von einer heiligen Eule. Diese Feder konnte alles Schreiben, alleine durch die Kraft der Gedanken. Das Geschriebene konnte jedes Geschöpft verstehen. Manchmal durfte eine Schülerin unter Aufsicht der Schulleiterin und dessen Assistentin diese Feder benutzen. Antoinette träumte davon, ebenfalls einer dieser Auserwählten zu sein. Ihr Herz klopfte. Dieses Mal konnte sie alleine bei der Feder sein. Und ein klein wenig Tagträumen, wie perfekt es aussehen würde, wenn sie diese Feder benutze. Die Sekunden vergingen, bis sie verstand, was es bedeutete. Jetzt hätte sie gerne ihr sprechendes Hausaufgabenheft bei sich gehabt. Panisch schloss sie die Augen. Was sollte sie tun? Wo konnte sie es melden? Ihr Herz klopfte so laut, dass ihre Flügel durch die Vibration zitterten. Ihre Magie pulsierte in ihren Adern. Ihre Haare verfärbten sich, da ihre Magie in ihren Adern floss. Was konnte das Bibliotheksehepaar tun? Musste die Schulleiterin informiert werden? Als Antoinette die Augen wieder öffnete, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und schritt näher an den Schrein. Ihre normale Magie konnte sie nicht einsetzten. Schaudern dachten sie an den Unfall, der vor ein paar Monate geschah. Wäre ihre Freundin Cat nicht da gewesen … genau! Cat konnte ihr helfen! Antoinette stolperte in ihrer Panik über ihre eigenen Füsse. "Ruhe!" Die Kiste mit den Fundsachen plusterte sich auf. Krabbelt nährte sich die Kiste mit den Glupschaugen auf die Schülerin zu. Entschuldigend setzte Antoinette sich hin. Gerade wollte die Kiste einen Monolog halten, wie man sich in einer Bibliothek verhalten sollte, da schoss ein Gnom aus der Dunkelheit hervor. Geschickt fesselte er die Kiste und konnte sie so zum Schweigen bringen. "Bitte, junge Maid. Ich brauche keinen weiteren Dank", piepste er. Stolz sah er zu Antoinette, die ihm gerne noch ein Küsschen gegeben hätte. Als er sicher war, dass es der Schülerin gut ging, wollte er gehen. Da fiel Antoinette die Schreibfeder ein. Doch sie wollte nicht direkt darauf eingehen. Gnome können sehr impulsiv sein. "Mmmh, junge Maid. Hier waren heute nur eine Walküre und eine Muse. Und Hexen. Viele Hexen! Ich bin aber erst seit der Mittagsstunde hier. " "Lieber Gnom, ich danke dir von Herzen." Sie warf ihm eine Kusshand zu und lief zu der Treppe. Da fiel ihr etwas auf. Sie hob es hoch. Unsicher betrachtete sie die Schuppe. Was tat eine Nixe in dieser Abteilung? Nixen waren im Gegensatz zu Meerjungfrauen und Sirenen nicht sehr an Kunst interessiert. Oder eine Muse oder Walküre? Diese Wesen gehörten zu den oberen magischen Wesen. Diese hatten eine extra Abteilung. Oder waren sie bloss wie sie neugierig? Der Gnom ritt auf der Kiste auf sie zu. „Junge Maid!“, rief er und winkte aufgeregt. Ob der Gnom wusste, was los war? Gnome waren nicht dumm, taten jedoch manchmal so. Antoinette setzte ein charmantes Lächeln auf. Der Gnom, der gerade noch einen Pinsel und Notenblätter, in den Händen hielt, warf die Gegenstände ihr vor die Füsse. Langsam hob das Mädchen diese hoch. Ihre Augen wurden gross. Gewitzt betrachtete der Gnom die Schülerin. Die Kiste, welche sich nicht wehrte, grummelte. Seine Aufgabe war es Fundsachen einzusammeln und den wahren Besitzerinnen zurückzugeben. In ihr wuchs das Gefühl, dieses Geheimnis alleine lösen zu wollen. Dann würde sie es allen zeigen. Und vielleicht musste sie dann niemals wieder in den Sportunterricht. Das wäre grossartig.     [***] Der Hausmeister genoss die Wärme der Sonne. Ihm machte es nichts aus, direkt in die Sonne zusehen. Seine Vogelfreunde zwitscherten freudig. Als die Schülerin zu ihm lief, wusste er, dass seine Pause vorbei war. Er warf die letzten Krümel in die Luft. "Was kann ich für dich tun?" "Ich hätte eine Frage. Ob … mmhh … Ich …" Gütig sah der Troll zu der Fee. Das Mädchen war sehr aufgeregt, das spürte er. Statt sie zu drängen, lief er in sein Häuschen. Er hatte Erfahrungen mit den Sorgen und Nöten junger Mädchen. "Trink", sprach der Troll. Der Tee war köstlich. Die Kekse zart und trotzdem knackig. Antoinettes Herzschlag beruhigte sich. Sie merkte nicht, dass sie auf den Armen des Trolls sass. Dieser tat er unbewusst. Der Troll mochte es, hilfreich zu sein. "Wie kann ich dir helfen?" "Ich … ach, es sooo kompliziert. Und ich bin müde." Der Troll schmunzelte. Feen können sehr schwierig sein. "Noch einen Keks? Und Tee. Tee wärmt die Seele." Auf magische Weise füllte sich ihre Tasse. Die Vögelchen schwirrten um die Schülerin herum. "Bitte erzähl dem guten, alten Walhberht, was dir an deinem Herzchen nagt."     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)