Das Tor der Dimensionen von Brienne_of_Tarth ================================================================================ Kapitel 2: Der fremde Krieger ----------------------------- 2. Der fremde Krieger Zögernd verließ das Mädchen den Gang und blickte sich in der großen Halle, die sie damit betreten hatte, um. Hier drinnen befand sich ein riesiger unterirdischer See, aus dem auch die Lichtquelle zu stammen schien, welche ihr zuvor entgegengekommen war. Die glatten Steinwände der Höhle wa-ren feucht und spiegelten schimmernd die sanften Wellen des Wassers wider. Die Luft war hier nicht ganz so unangenehm wie es auf dem Weg hierher gewesen war, doch wirklich viel Sauerstoff schien es hier dennoch nicht zu geben. Fragend hielt sie nach der Ursache dieses starken Blutgeru-ches Ausschau. Langsam ging sie weiter, worauf sie bald eine Gestalt ein Stück weit entfernt am Ufer, wo sehr wenig von dem seltsamen Licht hinfiel, liegen sah. Ihr Herz begann heftig zu schla-gen, denn sie konnte nicht im Mindesten erkennen, was das für eine Gestalt war. Als sie näher kam, bemerkte sie, dass der felsige Boden mit Blut buchstäblich überschwemmt war, was sie zu dem Schluss brachte, nur dieses "Wesen" könne die Quelle des ekelerregenden Gestanks sein. Wenn das da hinten ein Mensch war, so bezweifelte Ilona, dass er nach den Verletzungen, die er offensichtlich erlitten haben musste, noch lebte. Aber wenn es ein Tier war? Oder vielleicht etwas ganz anderes? Etwas, dass sie sich nicht einmal vorstellen konnte... Sie schritt ängstlich auf die dunkle Ecke zu und erkannte tatsächlich einen Mann. Der Rest seiner Kleider, den er noch am Körper trug, war durchtränkt von der roten Flüssigkeit, die aus einer klaf-fenden Wunde in seiner rechten Brust ausströmte. Sie kniete neben dem leblos wirkenden Jungen nieder, wobei ihr ein Schauer über den Rücken lief, als sie das kalte Blut an ihren nackten Beinen spürte. Sie nahm sein Handgelenk zwischen ihre zitternden Finger um seinen Puls zu fühlen. Zwar schlug er nur sehr schwach, doch es befand sich immerhin noch Leben in dem Menschen. Ilona, einem plötzlichen Impuls folgend, der ihr sagte, sie müsse diesem Mann helfen, nahm ihr Halstuch ab und tauchte es in den See. Dann riss sie vorsichtig die restlichen Stofffetzen von seinem Ober-körper, um so mit ihrem nassen Tuch die fürchterliche Wunde auszuwaschen. Sie wunderte sich, wieso sie das eigentlich tat, zumal sie einen gewissen Ekel vor Blut hatte und das, was sie hier vor sich hatte, alles andere als appetitlich fand. Nachdem sie damit fertig war, lehnte sie sich neben ihm gegen die Wand der Höhle. Der Schweiß rann ihr über die Stirn, ihr Körper bebte. Sie kämpfte gegen die schreckliche Übelkeit an und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Nach einer Weile beruhigte sich ihr Magen wieder, doch sie war erschöpft. Die Arme um die Beine geschlungen legte sie den Kopf auf ihre Knie und schloss die Augen. Auf einmal wurde ihr bewusst, wie lange sie schon hier war. Es musste mittlerweile Nacht gewor-den sein, was ihren Eltern bestimmt große Sorgen bereitete. Kurz überlegte sie, ob sie nach Hause gehen sollte, entschloss sich jedoch dagegen. Sie musste abwarten, was aus dem Verletzten werden würde. Wenn sie jetzt ging, wusste sie nicht, was mit ihm geschehen würde. Es konnte sein, dass er einfach aufgrund seiner schlimmen Wunden starb, obwohl Ilona das nicht hoffte. Sie hätte gehen können, um Hilfe zu holen, doch hatte sie Angst, ihm könnte in der Zwischenzeit etwas zustoßen, möglicherweise ein Angriff durch irgendwelche Tiere... Außerdem hielt sie noch der Gedanke zurück, unbedingt herausfinden zu müssen, wer dieser Kerl war. Sein gesamtes Erscheinungsbild war doch äußerst eigenartig. Er trug eine Art Kampfanzug, wie von einem Sportler, sein muskulöser Körperbau verriet ihr, dass er trotz seines jugendlichen Aussehens schon mindestens zwanzig Jahre alt sein musste - wobei auch ein gewöhnlicher zwan-zigjähriger normalerweise nicht derart muskulös sein konnte, überlegte sie lächelnd. Seine Frisur war jedoch das bei weitem Eignartigste. Wenngleich sein Haar klatschnass war, stand es ihm - so-weit das in seiner liegenden Pose festzustellen war - höchst seltsam zu Berge. Ein stöhnendes Geräusch riss Ilona aus ihren Gedanken. Sie blickte zu dem jungen Mann hinüber und sah wie er verzweifelt versuchte, sich aufzusetzen. Als sie ihm hoch half, bemerkte sie, dass er krampfhaft die Hand auf seine Brust presste - er musste große Schmerzen haben. "Alles in Ordnung?", fragte sie zögernd. "Ja.", entgegnete er mit schmerzverzerrtem Gesicht. Bei dem Versuch aufzustehen taumelte er und fiel zurück, wobei sie ihn gerade noch auffangen konnte. "Du solltest lieber sitzen bleiben." Sie hatte einen Arm um seine Schulter gelegt, um ihn zu stützen. "Wie heißt du? Und wo kommst du her?" "Mein Name ist Vegeta. Wo ich herkomme ist schwer zu erklären... Wer bist du eigentlich?", wollte er wissen, während er ihren Arm nicht unsanft, aber bestimmt zur Seite schob. "Ich heiße Ilona." Sie hielt kurz inne und sah ihm in seine dunkel glitzernden Augen. "Ach bitte, versuche doch mir zu erklären, wo du herkommst! So jemanden wie dich habe ich hier noch nie gesehen.", bat sie den Fremden. Er blickte zu ihr hinüber, schien abzuwägen, ob er ihr vertrauen konnte oder nicht. Schließlich ent-schloss er sich anscheinend dafür. "Na gut...", begann er langsam. "Immerhin hast du mir das Leben gerettet. Aber ich bezweifle, dass du mir glauben wirst." Ilona saß ihm im Schneidersitz gegenüber und lauschte interessiert seinen Worten. Er fuhr fort: "Ich stamme aus einer anderen Dimension. Ich bin dort in meiner Welt ein großer Krieger." Die Augen des Mädchens weiteten sich bei seinen Worten, doch sie schwieg. Vegeta deutete mit zitternder Hand auf das Wasser neben ihnen. "Dieser See ist das Tor zu der Welt, aus der ich komme. In einem Kampf wurde ich von meinem Gegner schwer verwundet, wor-aufhin er mich von unseren Planeten aus ins Wasser geworfen hat. Nachdem ich lange Zeit gefallen war, kam ich schließlich irgendwann hier in dieser Höhle an der Oberfläche an und konnte mich mit letzter Kraft an Land retten." Er holte tief Luft, die Zähne vor Schmerz zusammenbeißend. "Wenn es dich zu sehr anstrengt, hör lieber auf zu erzählen...", sagte Ilona besorgt. Er überging diesen Satz und erklärte weiter: "Um von dem See in unserer Dimension in diesen un-terirdischen hier zu gelangen, muss man einen tiefen Graben, weit unten am Grund des Gewässers durchqueren. Dort unten gibt es ein ,magisches Tor', welches einen von der einen in die andere Welt bringen kann. Wenn dieses Tor verschlossen ist, ist der Wechsel zwischen den Dimensionen ausgeschlossen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Spalt mit Magie zu verschließen - mein Gegner beherrschte wohl eine davon. Ich könnte einfach alles dort unten in die Luft jagen, doch auch dann säße ich hier fest. Wie du also siehst kann ich nicht zurück..." Sobald er seine Geschich-te beendet hatte, sank er erschöpft zurück und schlief ein. Ilona starrte auf den Boden. Sie wusste nicht recht, was sie von alledem halten sollte, entschloss sich aber, ihm zu glauben. Was sollte er für einen Grund haben sie zu belügen? Sie stand auf, zog Vegeta ein Stückchen weiter zurück, wo der Boden noch trocken war und verließ dann die Höhle. Es war schön, wieder im Freien zu sein, die frische Luft zu atmen, nach so langer Zeit in diesem stickigen unterirdischen Gebilde. Allerdings hatte sie nicht bemerkt wie viel Zeit vergangen war. Gerade in diesem Moment ging die Sonne über den Dächern ihres Dorfes auf. Sie schlug den stei-nigen Feldweg ein und schleppte sich müde nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)