Tenchu von lirio666 (Affair in the shadows) ================================================================================ Kapitel 1: Die Rückkehr ----------------------- Die Rückkehr Eine schmale Gestalt hechtet den langen, mit Kerzen erhellten Flur entlang und verschwindet hinter der großen Schiebetür aus Kirschholz. "Ihr seid zu spät," Sekiya mustert sein in schwarz gehülltes Gegenüber skeptisch und reißt die Kapuze, sowie den schwarzen Schal hinunter, "Willst du so etwa deinem Herrn gegenübertreten? Das ich nicht lache!", mit einem erbosten Ausruf schlägt er der Frau ins ohnehin schon verletzte Gesicht und wendet sich ab. "Du prügelst dich wie ein Junge und hast null Anstand," er mustert sie von oben bis unten und wirft ihr den Schal wieder zu. "Aber man wird es dir frechem Gör schon austreiben, glaub mir," er schiebt die schweigende Ayame aus dem Raum und zieht ihr wieder die Kapuze über. "Unterlass solche Aktionen in Zukunft! Mein Herr sieht es nicht so gerne, wenn einer seiner Diener sich so daneben benimmt." "Ich prügle mich aber wahllos," murmelt sie trotzig, verstummt aber sofort, als er ihr schmerzhaft ins Hinterteil kneift. "Benimm dich bloß," er verneigt sich vor seinem Herrn und lässt das Mädchen alleine zurück. Sie zieht den Schal fester über die aufgeplatzte Lippe und die geschwollene Wange. Zögernd und nervös begibt sie sich zu der Gruppe von Männern. "Ihr wagt es euren Herrn warten zu lassen?!", einer der Männer springt auf und funkelt Ayame zornig an, "Glaubt ihr etwa, dass ihr euch das in eurer Position erlauben könnt?" "Beruhigt euch, Tesshu," beschwichtigend hebt Gohda die Hand, woraufhin der junge Mann sich schweigend sinken lässt, und schenkt der jungen Frau ein Lächeln, "Es ist schön euch nach all der Zeit endlich wiederzusehen, Ayame." Er deutet auf einen Platz ihm gegenüber. "Lasst euch ansehen. Wie ist es euch in all der Zeit ergangen?" Sie reibt sich das schmerzende Hinterteil und faltet die Hände im Schoß, wobei sie schuldbewusst den Kopf senkt. "Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe! Es kommt nicht mehr vor," sie wirft einen flüchtigen Blick auf den Mann neben Matsunoshin und schluckt. Dieser fasst ihr Kinn und hebt ihren Kopf an, sodass er ihr in die dunklen Augen sehen kann. "Macht euch nichts daraus. Solange das nicht zur Gewohnheit wird." Tesshu wirft ihr einen mahnenden Seitenblick zu, um ihr zu bedeuten, dass sie ihr Gesicht zu enthüllen hat. Mit klopfendem Herzen löst sie den Umhang und lässt gleichzeitig den Schal zu Boden fallen. "Ich werde dafür sorgen, dass es nicht mehr vorkommt," sie senkt den Blick und wendet den Kopf ab. "Es freut mich, dass ihr zurückgekehrt seid," meint Gohda und lässt Tesshu somit gar nicht erst zu Wort kommen, "Werde ich auch in Zukunft mit eurer Hilfe rechnen können?" "Ja," sie nickt eifrig und richtet sich auf, "Ich werde euch schwören, dass ich immer zu eurer Verfügung stehe." "Es freut mich das zu hören," zufrieden lächelt er sie an und legt dem jungen Mann an seiner Seite eine Hand auf die Schulter, "Bei der Gelegenheit wollte ich euch gerne mit Tesshu Fujioka bekannt machen. Er ist das derzeitige Oberhaupt des Azuma-Clans. Ich hoffe es ist euch recht, wenn ich euch in seine Obhut gebe. Ihr könnt gerne wieder in den Dojo zurückkehren, wenn ihr das möchtet." Währenddessen setzt Tesshu eine freundliche Miene auf und verneigt sich kurz vor ihr. Sie beugt sich weit hinunter, sodass ihre Stirn den Boden berührt und murmelt ein leises >Danke<. Sekiya reißt die junge Frau nun wieder mit sich und brabbelt sie voll. Ayame lässt die Tadelei stillschweigend über sich ergehen und ist froh, als sie sich seinen prüfenden Blicken entziehen kann. "Um Himmels Willen, Kind, sieh zu, dass du dich nicht immer so zurichtest. Es gehört sich nicht," er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, bekommt aber nur einen bösen Blick von der jungen Frau zugeworfen. "Wenn ihr mich jetzt entschuldigt," sie verneigt sich kurz und lehnt sich erleichtert gegen die Wand. Tesshu kommt schmunzelnd auf sie zu und tätschelt dem vorbeigehenden Sekiya den Kopf. "Entschuldigt, wenn ich eben etwas streng war. Ich hoffe doch, dass ihr jetzt kein schlechtes Bild von mir habt," er legt ihr eine Hand auf die Schulter und führt sie aus der Festung, "Ich habe gehört, dass ihr früher Schülerin bei Azuma Shiunsai wart. Ich bin gespannt zu sehen, was ihr bei ihm, sowie in den Jahren, die ihr unterwegs wart, gelernt habt." Sie zuckt nur mit den Schultern und sieht sich um, "Lebt Semimaru noch?" Die Frage beantwortet sich selbst, als ihr ein kleiner brauner Hund entgegengesprungen kommt. "Du alter Sack! Schön dich mal wieder zu sehen!", sie zieht die Kapuze tiefer, um die Tränen zu verbergen, die ihr in die Augen schießen und setzt den Hund wieder ab. "Ihm geht es immer gut. Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen," mit einem Lächeln auf den Lippen wuschelt er dem Hund durch das weiche Fell, der freudig japsend vor beiden herumspringt, "Wir haben auch dein altes Zimmer freigeräumt. Ich denke, es dürfte genauso aussehen, wie du es verlassen hast." Sie blickt ihn verwundert an, "Was heißt >wir