Geliebt und belogen von DarcAngel (Das Geheimnis um Sams Vater) ================================================================================ Kapitel 13: Das Geheimnis um Sams Vater --------------------------------------- Hier kommt nun der vorletzte Teil. Da der Titel schon einiges verrät, will ich auch weiter nichts dazu sagen, außer dass der Song von Lasgo ist und "Hold me in your arms" heißt. Disclaimer: Ich verdiene, weder mit der FF, noch mit Song etwas, sondern schreibe, dass alles nur, weil es mir Spaß macht. Demnach nun viel Spaß beim Lesen. 13. Das Geheimnis um Sams Vater „Aufgepasst, ich komme.“, ertönte eine glockenklare Kinderstimme. Keine Sekunde später waren die leichten Tippelgeräusche von Kinderfüßen zuhören, die immer schneller wurden. Mit geschlossenen Augen lauschte sie den Geräuschen, welche den Einklang der beiden Personen untermalten. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, sodass die Helligkeit sie trotz geschlossener Lider blendete. Dennoch brannten sich die Bilder, wie das kleine Mädchen den niedrigen Hügel mit wehenden langen, leicht gelockten, hellbraunen Haaren hinunter lief, während am Ansatz des Hügels ein großer, rothaariger Mann stand und in Erwartung ihr die Arme entgegen streckte, in ihr Gedächtnis. Sie vernahm ein helles Quietschen und unbemerkt schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Ihre Tochter war selten so ausgelassen gewesen. Es stellte sich ihr die ernsthafte Frage, ob sie Sarah vielleicht zu streng und seriös erzogen hatte? In diesem Augenblick drang seine tiefe Stimme an ihr Ohr und jagte ihr einen leichten Schauer über den Nacken, wie sie es schon immer getan hatte. „Die Engelchen fliegen hoch.“, lachte der Mann und drehte sich mit dem Mädchen sicher in den Händen im Kreis, sodass ihre beiden Haarprachten zusammen golden im Licht schimmerten. Vor ihrem inneren Augen konnte sie die Gesichtszüge der beiden geliebten Personen, als wären sie gezeichnet, erkennen, den Glanz in ihren so unterschiedlichen Augen – seine waren dunkelbraun, ihre hingegen silbern – und das ehrliche Lachen in ihren braun gebrannten Gesichtern, ja selbst ihre sonst so blasse Tochter hatte für ihre Verhältnisse viel Farbe bekommen. Diese Tatsache lag hauptsächlich an Bill und daran, dass heute nun schon das dritte Mal in dieser Woche war, dass die drei gemeinsam an der frischen Luft etwas unternahmen. Nach dem Eisessen, einen Spielplatzbesuch, dem sowohl Mutter als auch Tochter zuerst skeptisch gegenüber gestanden hatten, der sich schlussendlich aber als Erfolg erwiesen hatte, folgte nun ein Spaziergang durch die grüne Landschaft Schottlands. Schließlich setzte Bill das kleine Mädchen wieder ab und strich ihr sachte über die feinen Haare. Sie lächelte ihn aus ihren silberblauen Augen an, welche das Ebenbild der Augen ihrer Mutter waren. Allgemein hatte die Kleine fast alles von ihrer Mutter geerbt, zumindest kam es ihm so vor. Andererseits hatte er den Vater des Kindes nicht gekannt und würde auch keinen großen Wert darauf legen, wenn ein Kennen lernen noch möglich gewesen wäre. Er sah Sarah nach, wie sie bereits den nächsten Hügel hinauf lief. Grinsend drehte er sich nach der blonden Frau um, die ein paar Meter weiter mit geschlossenen Augen in den blauen Himmel lächelte. Der Vergangenheit ihrer Familie nach entsprach das Bild eines Engels sicherlich nicht, doch für ihn wirkte sie wie ein reines, unendlich schönes Wesen, wie sie mit ihrer Porzellanhaut und dem langen weißblonden Haar dort mitten in dieser unberührten Landschaft stand. Am liebsten hätte er ein Foto gemacht, um den Augenblick festzuhalten, doch er besaß keine Kamera. So beschloss er, das Bild in seinem Kopf zu bewahren und näherte sich ihr leise und deswegen langsam. Plötzlich war das Licht der Sonne verschwunden, ein Schatten, einer Wolke ähnlich, verdeckte sie, stahl ihr die Wärme. So leicht wie die Berührung einer hauchzarten Wolke wurde ihre Wange gestreichelt, bevor sie seine Lippen genauso zart auf den ihren spürte. „Du weißt doch, nicht vor Sarah.“, mahnte sie ihn versucht böse. Doch Bill lächelte sie nur an und deutete nach vorne. Auf dem höchsten Punkt des Hügels stand das kleine Mädchen und winkte ihnen lächelnd zu. Bill gab Victoria noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann nahm er ihre Hand in seine und zusammen erklommen sie den Berg, bis sie Sarah erreicht hatten. „Da seid ihr ja endlich.“, wurden sie glücklich begrüßt. Sarah drängte sich auf ihre ausgelassene, kindliche Art zwischen die beiden, löste deren Hände, bevor sie je eine in ihre Hand nahm. Sie grinste zufrieden zu beiden hoch und erntete zwei lächelnde Gesichter, nachdem sie den Kopf geschüttelt hatten. Zu dritt spazierten sie weiter, Richtung Sonne. Ginny war an dem Tag nicht mehr bei ihr gewesen. Sie fragte sich schon, ob sie vielleicht zu gemein zu der Freundin gewesen war. So machte sie sich am nächsten Morgen langsam auf den Weg runter in die Küche, welche sie schon seit Tagen nicht mehr betreten hatte, da sie die Stunden in ihrem zugewiesenen Zimmer verbracht hatte. Demnach waren Fred und Molly sehr überrascht die Brünette am frühen Morgen dort anzutreffen. „Guten Morgen, Hermine. Möchtest du einen Tee oder lieber einen Kaffee?“, begrüßte die Hausherrin sie liebevoll. „Einen Kaffee, bitte.“, lächelte sie zurück. „Wie geht’s dir?“, fragte Fred vorsichtig nach, während er die Frühstücksdosen für die Mädchen füllte. Hermine half ihm unaufgefordert. „Besser. Ich glaube, ich muss einfach mal raus. Das Zimmer kann ich nicht mehr sehen.“, erwiderte sie und reichte ihm das letzte Brot. „Ich weiß auch nicht, wie Ron es so lange darin ausgehalten hat.“, grinste der Rothaarige sie gut gelaunt an und zwinkerte, „willst du vielleicht die Mädchen in den Kindergarten bringen?“, schlug er vor. Sie überlegte ein paar Minuten, während sie die ersten Schlücke ihres Kaffees trank. Da ihr jedoch kein Grund in den Sinn kam, der dagegen sprach, stimmte sie schließlich zu und wurde von den Zwillingen und ihrer eigenen Tochter fröhlich umtanzt, sodass auch sie leicht lächeln musste. Fred und Molly warfen sich erleichterte, lächelnde Blicke zu. Hätte sie nach Ginny gefragt, hätte sich Mollys Gesicht wieder verdunkelt, denn ihre einzige Tochter war seit gestern Nachmittag spurlos verschwunden. Da die Familienuhr jedoch keine Gefahr voraussagte, blieb Freds Mutter ruhig: Ginny würde schon wieder kommen und dann konnte sie was erleben. Mit einem unguten Gefühl stieg sie aus dem Kamin, zu viert war es darin ganz schön eng gewesen, doch weder die drei Mädchen noch sie hatten einen solchen Körperumfang, als dass sie den Reiseweg gesprengt hätten. Lucy, Jaimee und Sam sprangen gut gelaunt herum und lachten fröhlich. Hermine blickte sich unsicher um. Bildete sie sich das nur ein oder tuschelten die Leute hinter ihrem Rücken? Sie drehte sich vorsichtig um, doch erwischte niemanden. Dennoch fühlte sie sich, als würden die anderen Erwachsenen mit dem Finger auf sie zeigen, als wüssten sie, dass sie Harry verlassen hatte. Es stand doch nicht etwa im Tagespropheten? Nein, das hätte die Familie Weasley, Ginny ihr erzählt, oder?! Während ihrer Schulzeit hätte sie Rita Kimmkorn zugetraut solche Details aus Harrys Privatleben zu veröffentlichen und selbst heute stand der Quidditchstar noch oft im Lichte der Öffentlichkeit. Aber war es schon bekannt? Zerrissen sich die Leute schon das Maul über sie? Panisch drehte sie sich noch einmal um, doch niemand beachtete sie wirklich. Trotzdem legte sie einen Schritt zu, sie wollte nur noch hier weg, raus aus der Menschenmenge. „Holst du uns heute Nachmittag auch wieder ab?“, wollte Sam wissen und sah ihre Mutter aus silber-blauen Augen hoffnungsvoll an. „Mal schauen, Süße.“, lächelte sie ihre Tochter an und gab ihr einen Kuss auf die Haare, „wenn ich nicht komme, wird Fred wieder hier sein.“ Sam nickte traurig, bevor sie Lucy und Jaimee hinterher lief. Für einen kurzen Augenblick sah sie ihrer Tochter ebenso traurig hinterher, als sie jedoch aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass Miss Burnley auf sie zu steuerte, drehte sie sich schnell um. Als hätte sie nichts gemerkt, entfernte sie sich schnellen Schrittes. Anscheinend waren die restlichen Erwachsenen entweder bereits wieder weg oder verabschiedeten sich noch. Denn plötzlich war der Gang leer, sodass sie hören konnte, dass niemand ihr folgte. Folglich konnte sich ihr Herzschlag auch wieder beruhigen, da Miss Burnley in ihrer Gruppe bei den Kindern geblieben war und sie nicht löchern konnte. Doch auf Grund der Stille hörte sie ihr Herz extrem laut klopfen, fast als würde es von den Wänden widerschallen. Sie riss sich zusammen, sich nicht noch öfter umzuschauen. Sie hörte doch, dass niemand dort war. Irgendwie traute sie ihren Ohren nicht, denn sie fühlte sich immer noch unsicher, beobachtet. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen sofort in die Öffentlichkeit zu gehen, vielleicht hätte sie sich erst mal im Garten der Weasleys und der Umgebung aufhalten sollen? Wahrscheinlich wäre das die bessere Idee gewesen, doch jetzt war es zu spät. Andererseits hatte sie nach der nächsten Kurve bereits die Halle mit den Kaminen erreicht und war bald wieder in ihrer Privatsphäre. Plötzlich erblickte sie ihn. Mitten in der großen, leeren Halle stand er und blickte sie über die Meter hinweg an. Wie erstarrt blieb sie stehen, mit ihm hatte sie nun sicher nicht gerechnet. Ein weiterer Fehler, wo sie doch letztens schon erkannt hatte, dass der Kindergarten mit Schuld an ihrem Schicksal trug, da sie Draco hier öfter traf. In ihrem morgendlichen Enthusiasmus hatte sie diese Tatsache tatsächlich verdrängt, was für ein enormer Fehler. Langsam kam er auf sie zu, seine Augen fixierten ihre, Flucht war unmöglich. Alles sträubte sich in ihr, sie fühlte sich innerlich zerrissen, einerseits zu ihm hin- und gleichzeitig doch von ihm weggezogen, ihrer Meinung nach war sie noch nicht so weit, es war zu wenig Zeit vergangen. Doch das Schicksal wählte seinen eigenen Weg. Verschreckt sah sie sich um, dass auch bloß niemand die Szene beobachtete. Irritiert starrte sie ihn an, wie er still schweigend vor ihr stehen blieb, der Begrüßungshandkuss blieb aus. „Wie geht es dir?“, fragte er mit dünner Stimme. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wo war sein Selbstbewusstsein hin, wo sein Casanova-Dasein? Vor ihr stand ein verletzlicher Draco, wie sie ihn nie erlebt hatte. Ihre Gefühle reagierten, sie fühlte sich noch mehr von ihm angezogen, während sie ihn in den Arm nehmen und trösten wollte. Stattdessen antwortete sie leise, wobei sie feststellte, dass ihre Stimme genauso verletzlich klang wie seine: „Ich fühle mich nicht wirklich gut.“, gab sie wahrheitsgemäß zu. Der Blonde nickte. „Hast du vielleicht ein bisschen Zeit für mich?“, fragte er unsicher und blickte sie aus klaren, silbernen Augen heraus an. Nicht nur die plötzliche Klarheit verriet ihr, wie ernst es ihm war. Seine Gefühle berührten sie zutiefst, doch ihre Ängste blieben bestehen, wohingegen ihr Herz unschlüssig und schnell in ihrer Brust schlug. „Sei mir nicht böse, aber...“, versuchte sie sich aus der Zwickmühle zu befreien, doch Draco fuhr ihr sanft dazwischen, indem er ihr seine kalte Hand auf den Arm legte und ihr eindringlich in die Augen sah. „Bitte, Hermine.“, bat er sie im Flüsterton, der in ihren Ohren dennoch von allen Wänden auf sie einprasselte. Aber nicht seine eindringliche Stimme, die nicht mit einem Erzwingen zu verwechseln war, brachte sie zum Einwilligen, es war sein Gesichtsausdruck, der Ausdruck seiner Augen, die so voller Schmerz zu sein schienen. Jahre hatte sie sich ihm nicht mehr so nah, so verbunden gefühlt. Vielleicht lag es daran, dass es schwer war Draco Malfoy als Mensch zu erfahren. Vielleicht aber auch an der Tatsache, dass er, wie sie selbst, unter seinen Gefühlen litt. Tief in ihrem Innersten spürte sie, wie das Band sich langsam wieder zwischen ihnen beiden errichtete und sie sich seinem Zug nicht entziehen konnte. Schließlich nickte sie zustimmend. Der Hauch eines Lächelns schlich sich daraufhin auf seine Züge, als er vorschlug einen Kaffee trinken zu gehen. Sie betraten ein kleines Café in einem kleinen englischen Dorf. „Warst du schon oft hier?“, wollte Draco wissen, da Hermine dieses Café vorgeschlagen hatte. „Nein, Parvati hat es mir empfohlen... Mit Harry war ich Jahre lang nicht mehr in einem Café...“, sie verstummte traurig. Der blonde Mann griff sachte nach ihrer Hand und drückte sie leicht, aufmunternd. Ihr Herz begann wild zu klopfen und so war sie froh, als er ihre Hand wieder frei ließ, um ihr wie ein Gentleman der alten Klasse den Stuhl zum Sitzen bereitete. Sie lächelte ihn dankbar an, bevor er sich auf den kleinen silbernen Stuhl ihr gegenüber an dem runden Tisch setzte. „Nein, danke, behalte die Karte ruhig, ich weiß schon, was ich nehme.“, lehnte Hermine ab, als er ihr die Bestellkarte reichen wollte. Er musterte sie kurz, bevor er selbst die Karte aufschlug und unentschlossen in ihr herum blätterte. „Was nimmst du denn?“, fragte er nebenläufig, während er scheinbar in die Liste der möglichen Getränken vertieft war. „Einen Latte Macchiato mit Baileys.“, grinste die Brünette ihn an. Wie von ihr erwartet zog er irritiert eine Augenbraue hoch. „Du warst noch nie in einem Muggelcafé, nehme ich an.“, sagte sie lächelnd. Einige Sekunden lang starrte er sie stur an, bevor sich seine Gesichtszüge entspannten und er andeutungsweise den Kopf schüttelte. Ein weiteres Zeichen seiner Zuneigung zu ihr und sie wusste es zu schätzen, indem sie ihn anlächelte und ihm ihr Getränk erklärte. „Aber normalen Kaffee gibt es hier doch sicher auch?“, fragte Draco nach ihrem Vortrag, sie nickte immer noch lächelnd. „Wahrscheinlich sogar verschiedene Sorten und auch mit Schuss, zum Beispiel auch mit Baileys.“ Er nickte und studierte aufmerksam die Karte. Nachdem sie beide bestellt hatten, blickten sie sich in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Minuten vergingen, erst als die Kellnerin mit ihren Getränken kam und sie vor ihnen auf den Tisch stellte, kehrten sie aus ihren Gedanken zurück und bedankten sich. „Dir scheint es auch nicht gut zu gehen.“, stellte Hermine bedrückt fest. „Wenn man das schon sieht, hat es wohl keinen Sinn mehr es abzustreiten.“, der Versuch eines Grinsens misslang ihm. „Willst du darüber reden?“, fragte sie vorsichtig und sah ihm tief in die wunderschönen Augen. „Kannst du dir nicht denken, dass es wegen dir ist?“, verfiel er automatisch in einen etwas harscheren Ton. Sie schreckte sichtlich zurück, dieser Tonfall stand für einen anderen Draco, eine andere Beziehung zu ihm, er war fast schon zu vergleichen mit einem Schlag ins Gesicht. Entschuldigend griff er nach ihrer Hand, die sie an ihr Glas gelegt hatte. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“, entschuldigte er sich ernsthaft und blickte ihr reuevoll in die haselnussbraunen Augen. Sie nickte langsam, noch immer leicht verstört. „Es war nicht meine Absicht dich so anzufahren, ich steh im Moment nur oftmals etwas neben mir, wegen dir.“, gestand er leise und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Hand. „Ich muss ständig an dich denken, doch ich wusste nicht, wie ich dich sehen kann. Ich bin fast verrückt geworden, weil ich nicht wusste, wo du bist, wie es dir geht.“ Hermine schauderte, überwältigt von seinen Gefühlen, seinem Schmerz, seiner vermeintlichen Liebe, die ihr so unbekannt und doch so vertraut war. Nie hatte sie solche Gespräche mit Draco Malfoy geführt, niemals, obwohl ihre Affäre im letzten Jahr in Hogwarts mehrere Monate umfasst hatte. Ihre Affäre war ganz anders gewesen, sie wollte nicht sagen, dass sie eher körperlicher Natur gewesen war, doch auf Grund der Heimlichtuerei war sie doch größtenteils auf das Körperliche konzentriert gewesen. Treffen in dunklen Winkeln, oftmals in tiefster Nacht oder im Verbotenen Wald, immer der Angst ausgesetzt erwischt zu werden, doch die Angst und die Ungewissheit waren auch berauschend gewesen, auf eine schräge, aufregende Art und Weise. Sie spürte jetzt noch das Kribbeln auf ihrer Haut. Keiner von beiden hätte die Affäre preisgegeben, dessen waren sie sich beide bewusst gewesen, sie hatten zu viel von sich offenbart. Niemals hätte Hermine gedacht, dass Draco so unsicher in der Gegenwart eines Mädchens hätte sein können, dass er, der große Frauenheld Slytherins, so wenig Erfahrungen mit Mädchen gehabt hatte. Durch ihre Zeit mit Krumm schien es, dass sie sogar einen kleinen Vorsprung gehabt hatte. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie fordernd und wild seine Küsse zu Beginn gewesen waren, erst mit der Zeit lernte er, was es bedeutet zärtlich zu sein, dass es auch schön ist. „Hermine?“, Draco drückte ihre Hand leicht und holte sie somit zurück in die Gegenwart. „’Tschuldige.“, sagte sie aufrichtig, „ich brauchte Zeit für mich, ich musste über vieles nachdenken. Ich wusste nicht, wo oben und wo unten war. Selbst jetzt fühle ich mich noch nicht sicher auf dem Boden, deswegen hätte ich unser Treffen auch lieber noch etwas weiter in die Zukunft verschoben.“, erklärte sie ihren Seelenzustand. „Ich musste dich einfach sehen, ich war so froh, als ich dich im Kindergarten unter all den Leuten erblickte.“, gab er zu und seine Augen strahlten erstmals an dem Tag. „Wie lange hast du schon da auf mich gewartet?“, wollte die Brünette plötzlich erschreckt wissen. „Die ganzen letzten Tage. Meine Schwester hat mich jeden Morgen aufs Neue so angeguckt, als hätte ich die Pocken, weil ich Sarah jeden Morgen in den Kindergarten gebracht habe. Von meiner Hoffnung dich hier zu treffen, wusste Vicy nichts.“, erzählte er traurig grinsend. Hermine schüttelte seufzend den Kopf. Hätte der 17-jährige Draco Malfoy auch solche Opfer gebracht? Die Zeichen des erwachsenen Dracos verstand sie, da er sie ihr schenkte. Der jugendliche Draco war manchmal verschlossener gewesen, hatte ihr solche Dinge nie gesagt, auch wenn er ihr gegenüber Gefühle gezeigt hatte, während er in Anwesenheit aller anderen weiterhin der Eisklotz geblieben war. Wie hätte sie damals jemals erraten sollen, dass er sie wirklich liebte? Langsam stieg in ihr der Glaube auf, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Aufmunternd drückte sie Dracos Hand und lächelte ihn an, plötzlich fühlte sie sich glücklich, auch wenn noch so viele Hürden zu nehmen waren. „Du hast dich verändert.“, teilte sie ihm ihre geheimsten Gedanken mit. „Wie schon damals sind es die Gefühle zu dir, die mich verändern.“, gab er leise zu und küsste sanft ihre Hand, die er weiterhin in seiner hielt. Sie konnte das Lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen, während sie den Kopf leicht schüttelte und ihre langen Haare ihr feines Gesicht umspielten. „Hilfe, ich glaube, ich falle gleich vor lauter Charme vom Stuhl.“, lachte sie munter. „Es ist schön dich wieder lachen zu sehen.“, sagte der blonde Slytherin ebenfalls lächelnd. „Es tut gut festzustellen, dass ich es in all den Tagen und Wochen nicht verlernt habe.“, erwiderte die Brünette nachdenklich. Verstehend strich er ihr weiter sanft über den Handrücken und blickte ihr tief in die braunen Augen, in denen all der Schmerz geschrieben stand. „Ich würde dir so gerne all deine Schmerzen, all dein Leid abnehmen, aber leider gibt es solche Zaubersprüche nicht.“, versuchte Draco sie weiter aufzumuntern. „Schmerzen gehören zum menschlichen Dasein dazu. Außerdem leidest du selber genug, wie ich das sehe, da brauchst du nicht noch meinem Kummer, mit dem muss ich selber fertig werden.“, sagte sie entschlossen und strich nun ihrerseits über seinen Handrücken. „Ich kenne keine Frau, die so stark ist, wie du Hermine. Höchstens meine Schwester und meine Mutter, wobei die mit anderen Sorgen und Lebensverhältnissen zurecht kommen mussten. Ich bewundere deine Stärke, habe es immer getan.“, belehrte er sie über seine Gefühle. Sie schüttelte traurig den Kopf. „Nur durch Freunde ist man stark, Harry und Ron gaben mir meine Stärke. Etwas das ich mir selber genommen habe, befürchte ich...“, sagte sie bitter und konnte nicht verhindern, dass ein einzelne Träne ihre Wange hinunter rann und von ihrem Kinn tropfte. Sie hörte wie der Tropfen auf die Tischplatte fiel und zersplitterte, wie auch ihr Schmerz aus vielen kleinen Splittern bestand, die sie überall pieksten und die Wunden aufrissen. „Ich werde für dich da sein.“, sagte Draco bestimmt und jetzt wieder selbstsicher. Etwas ungläubig und traurig blickte sie ihn von unten an. „Das geht nicht, du musst dich um Elizabeth kümmern.“, warf Hermine tonlos ein. Entschlossen schüttelte der einzige männliche Nachfahre der Familie Malfoy den Kopf. Unverständlich sah sie ihn an. „Ich verstehe nicht.“, stimmten ihre Worte ihrem Gesichtsausdruck zu. „Ich habe mich von Elizabeth getrennt.“, gestand der Blonde schließlich und schaute sie erwartungsvoll an. Sie blinzelte und musterte ihn noch immer ungläubig. „Sie ist ausgezogen.“, erzählte er weiter. „Warum? ... Ich dachte, deine Mutter...“, stotterte Hermine neben der Spur. „Na, weil ich an keine andere Frau mehr denken kann. Meine Mutter muss meine Entscheidungen akzeptieren, außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie auch froh war die Ausbrüche ihrer Nichte nicht mehr ertragen zu müssen. Elizabeth ist volljährig sie wird alleine zurecht kommen müssen, wir sind schon lange nicht mehr für sie verantwortlich. Meine Mutter hat auch keine Schuldgefühle, sie hat ihrer Schwester versprochen, deren Tochter großzuziehen, sie hat sich nichts vorzuwerfen.“, langsam erschien ein Lächeln auf seinen Lippen, das es irgendwie schaffte auf ihre Lippen überzuspringen. „Du meinst, du bist nicht mehr verlobt?“, fragte Hermine noch einmal sicherheitshalber nach, sie konnte es immer noch nicht fassen. Es wirkte alle so unreal, niemals hätte sie eine solche Situation als Realität gedeutet. „Ich habe Zeit bis in alle Ewigkeit dich zu umsorgen.“, lächelte er. Schüchtern lächelte sie zurück. Sie konnte es nicht fassen, er hatte sich ihretwegen von Elizabeth getrennt, ihretwegen. Langsam löste sich der Traum auf und die Wirklichkeit fing an, wenn auch bis jetzt nur schemenhaft, nur die Umrisse wurden langsam sichtbar. Doch selbst das konnte sie noch nicht wirklich realisieren. „Ich kann das nicht glauben... ich meine, es freut mich... versteh das nicht falsch, es ist nie fröhlich, wenn eine Beziehung auseinander geht... eher das Gegenteil ist der Fall...“, versuchte Hermine ihre Gedanken in Worte umzuformen. „Ich weiß, was du sagen willst.“, lächelte der blonde Mann sie hilfsbereit und einen Hauch glücklich an. „Ich hoffe, dann verstehst du auch, dass ich noch ein bisschen Zeit für mich brauche. Mir geht das alles zu schnell.“, stieß sie langsam hervor. Irritiert blinzelte Draco. „Aber ich dachte... du hast mich doch gerufen, nach all den Jahren, du musst doch etwas für mich fühlen... ich glaube nicht, dass das einfach nur ein Spiel von dir war, das passt nicht zu dir, doch ich verstehe das jetzt nicht...“, er schüttelte leicht ungläubig und verständnislos den Kopf. Hermine legte nun auch ihre zweite Hand auf seine, sodass diese zwischen ihren geborgen lag, dann sah sie ihm in das für einen Mann eher fein geschnittene Gesicht. „Ja, ich habe dich gerufen. Deine Einschätzung, dass das hier nicht bloß ein gemeines Spiel ist, ist genauso richtig. Ich könnte so was nicht. Doch so kurz nach der Trennung von Harry, meinem Ehemann, fühle ich mich noch nicht in der Lage gleich eine neue Beziehung anzufangen. Verstehst du? Dass ich mich noch nicht reif für eine Beziehung mit dir fühle, liegt nicht an meinen Gefühlen für dich.“ Sie musterte ihn abwartend und wartete auf seine Reaktion. Nach einigen scheinbar erstarrten Sekunden nickte Draco schließlich langsam. „Du hast dich schon von Harry getrennt?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach, ob er das Unfassbare wirklich gehört und nicht nur geträumt hatte. „Ja, das habe ich. Direkt nach unserem Gespräch vor gut zwei Wochen.“, gestand sie traurig. Nun war er es, der seine freie Hand noch auf ihre legte und sie zärtlich streichelte. „Unter diesen Umständen akzeptiere ich natürlich deine Entscheidung... das wusste ich nicht.“, er schwieg sprachlos, „darf ich dich denn trotzdem sehen?“, harkte er noch hoffnungsvoll nach und blickte sie treu aus seinen silbernen Augen an. Sie schmunzelte, eine Art Hundeblick eines ehemaligen Slytherins, ein seltener Anblick. „Ich denke schon.“, antwortete sie nach ein paar Momenten des Nachdenkens. Ein Lächeln erklomm seine Züge. Es klopfte zaghaft an seiner Tür. Eigentlich war er schon seit schier einer Ewigkeit wach, zumindest kam es ihm so vor, doch er hatte sich nicht dazu durchringen können aufzustehen. Jeden Morgen, wenn er alleine in ihrem Ehebett aufwachte, durchfuhr ihn von Neuem die Traurigkeit und die Verzweifelung, denn mit dem Erwachen kam auch automatisch die Erinnerung an die Trennung von Hermine zurück. Er wusste nicht, wie er das weiter aushalten sollte. Er hatte es schon mit gar nicht schlafen ausprobiert, doch irgendwann hatte sein Körper ihm nicht mehr gedient und war einfach in der Küche eingeschlafen. Wenigstens waren diese kurzen Nächte komaartig und somit traumlos, er würde es nicht verkraften, wenn er auch noch von ihr träumen müsste. Es klopfte etwas lauter an seiner Tür. Erst durch das erneute Klopfen erinnerte er sich wieder daran, dass es nicht das erste war. Erstmals an diesem Morgen verließen seine Gedanken Hermine und gingen über zu dem gestrigen Tag. Angefangen hatte er wie alle anderen seit der Trennung, bis zu dem Zeitpunkt, als plötzlich Besuch für ihn vor der Tür stand. Nicht, dass er zuvor keinen Besuch gehabt hatte, doch der gestrige Besuch hatte nicht aus John und Diana oder Ron, Parvati und Timmy bestanden, stattdessen hatte Ginny unangekündigt vor der Tür gestanden. Im ersten Augenblick hatte er versteinert im Türrahmen gelehnt, denn selbst bei ihrem Anblick hatte er plötzlich an Hermine denken müssen. Die Idee, dass Ginny in ihrem Namen kam, hatte von seinem Kopf Besitz ergriffen, noch bevor das erste Wort gefallen war. Sie hatte ihn freundlich begrüßt und es war die Umarmung, die ihn schließlich aus seiner Starre befreit hatte. Im Wohnzimmer hatte er ihrem Verhalten angemerkt, dass sie Bescheid wusste, und ohne, dass sie es verraten hätte, hatte er gewusst, dass Hermine im Fuchsbau wohnte. Doch er war erleichtert gewesen, dass Ginny nicht in Hermines Namen gekommen war, dass sie ihm nichts durch die gemeinsame Freundin hatte ausrichten lassen müssen. So schwer es sein würde, sie wollten versuchen ihre langjährige Freundschaft zu erhalten und Harry war der Ansicht, dass Freunde selber miteinander reden sollten. Ein weiterer Grund für seine Freude über diese Erkenntnis hatte darin bestanden, dass das bedeutete, dass Ginny wegen ihm gekommen war. Anfangs hatten sie über Ginnys Ferien und seine Gefühle geredet, wobei er es irgendwann nicht mehr ausgehalten und gefragt hatte: „Wie geht es ihr, Ginny, und wie geht es Sammy?“ Ginny hatte die Gefühle, die er für die beiden Frauen in seinem Leben hegte, deutlich in seinen Augen aufblitzen gesehen, vermischt mit der Trauer über den Verlust eines Teils seiner selber, der durch die Trennung aus seinem Herzen gerissen worden war. Sanft hatte sie ihre Hand auf seine gelegt und es war als spürte er immer noch ihre Wärme und den beistehenden Druck ihrer Hand auf seiner Haut. „Hermine sieht nicht besser aus als du. Sie hat sich in Rons altem Zimmer eingenistet und verlässt es so gut wie nicht. Ich glaube, Sam hat es noch nicht ganz realisiert. Kinder in ihrem Alter sehen die Welt mit anderen Augen wie wir. Fred nimmt sie jeden Tag mit in den Kindergarten.“ Später hatte er von Ginny eine ehrliche Antwort auf die Frage bekommen, ob sie glaubte, dass es irgendeine Chance für Harry gebe Hermine wieder zurückzugewinnen. Ihre Reaktion hatte selbst im Nachhinein noch einen Gänsehauteffekt. Der Ausdruck ihrer Augen war plötzlich sehr traurig geworden und sie hatte für einen kurzen Augenblick an ihm vorbei gesehen, bevor sie seine Hände in ihre genommen und langsam den Kopf geschüttelt hatte. Er wollte nicht wissen, ob Hermine mit Ginny geredet hatte, ob sie ihr etwas erzählt hatte, was er nicht wusste. Er wollte Hermine und ihre Tochter nur zurück, doch Ginny schenkte diesem Traum keine Zukunft, und nach seinen Gesprächen mit Hermine selbst hatte auch er fast seine komplette Hoffnung verloren. Schon alleine der Gedanke an Draco zerriss seinen Körper. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Hermine nichts dafür konnte sich ausgerechnet in seinen schlimmsten Feind zu verlieben, doch wenn es um Draco ging, setzte sein Gehirn größtenteils aus und so überkam ihn auch diesmal wieder eine unbändige Wut, vermischt mit endloser Verzweifelung. Es klopfte diesmal recht laut. „Harry?“, ertönte Ginnys Stimme vom Flur, „bist du wach?“ „Komm herein.“, erwiderte er mit heiserer Stimme und fuhr sich durch die strähnigen Haare, er musste sich mal wieder die Haare waschen. Langsam öffnete sich die Tür und Ginnys Gesicht umrahmt von feuerrotem Haar erschien in seinem Zimmer. Als sie erkannte, dass er die Augen offen hatte, trat sie lächelnd ein, ein Tablett mit Brötchen und Kaffee in den Händen. Der Duft von frischem Kaffee brachte seinen Magen zum Knurren und er setzte sich auf. „Wie hast du geschlafen?“, fragte die rothaarige Frau und setzte sich an seine Bettseite, das Tablett auf seinen Schoß stellend. „Ganz okay, traumlos.“, antwortete er und nahm einen großen Schluck Kaffee. Er schloss die Augen. „Das tut gut, danke.“, er schenkte ihr ein leichtes Lächeln. „Das ist doch das wenigste, das ich tun kann. Beiß in das Brötchen, du musst mehr essen, wenn du weiter in der britischen Nationalmannschaft bleiben willst.“, munterte sie ihn auf. „Ich weiß nicht, ob mir Quidditch jetzt noch so wichtig ist.“, kam seine tonlose Antwort. „Ich muss mich verhört haben.“, sagte Ginny entschieden und schüttelte den Kopf, „seit ich dich kenne, liebst du diesen Sport. Warum sollte er dir plötzlich nicht mehr wichtig sein?“ „Es gibt wichtigere Dinge in meinem Leben, Hermine und Sam.“, erwiderte er entschlossen. „Niemand würde von dir verlangen, dass du deine Karriere als Quidditchstar aufgibst! Auch nicht Hermine, dazu bist du ihr zu wichtig.“, meinte Ginny sicher. „Aber ihrer Meinung nach verbringe ich zu viel Zeit mit Sport auf meinem Besen.“, gab er Hermines Argumente wieder. „Ganz davon abgesehen, dass das ihre Ansicht ist, würde das nur bedeuten, dass du in ihren Augen mehr Zeit mit ihr verbracht haben solltest, doch niemals, dass du Quidditch aufgeben sollst. Also jetzt iss etwas.“, argumentierte Ginny aus der Sicht einer Frau. Der Schwarzhaarige sah sie einige Sekunden unentschlossen an, bis er schließlich nickte und sich eine Brötchenhälfte nahm. Erst als er wirklich abgebissen hatte, war Ginny zufrieden und lächelte. Das war leichter gewesen als bei Hermine, wobei das vielleicht an Hermines Schuldgefühlen liegen mochte. Ginny kam alle paar Tage vorbei und Harry genoss ihre Besuche, das lag nicht an der Tatsache, dass sie ihn umsorgte. Nein, er brauchte keine Krankenschwester, sondern eine Freundin, ihre Nähe und die Gespräche mit ihr taten ihm unglaublich gut, sodass er trotz seiner Vorbehalte die Tage und Wochen überstand. Die Schmerzen verschwanden nicht, doch sie rückten etwas weiter zur Seite, ließen endlich wieder Platz für ein bisschen Neues. Eines Nachmittags stand sein langjähriger bester Freund vor der Tür. „Hey Harry.“, begrüßte er ihn gut gelaunt, „hast du Lust auf einen reinen Männertag?“ Der Schwarzhaarige sah sich überrascht um, tatsächlich war der Hof komplett still, nur in der Ferne muhte die Kuh. „Hi Ron.“, entschied Harry erst mal seinen Freund zu begrüßen. „Parvati ist mit Timmy zu ihren Eltern gefahren, wir haben den ganzen Tag für uns.“, grinste der Rotschopf. Der Jüngere kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Hast du schon was geplant?“, wollte er wissen. „Gleich kommt Fußball im Fernsehen.“, zwinkerte Ron und fügte grinsend hinzu, „und Butterbier habe ich auch noch drüben.“, er deutete auf das zweite Haus der Red Star Farm. Per Wink kam sein Zauberstab, Harry steckte ihn in seine Tasche und verließ das Haus. Der Weasley lächelte glücklich und zusammen machten sie es sich in Rons Wohnzimmer gemütlich. Nachdem sie nicht nur ein Fußballspiel im TV gesehen hatten, sondern auch selber auf der Wiese etwas gebolzt hatten, saßen sie draußen auf der Gartengarnitur und genossen die Sonne. „Das sollten wir öfter machen.“, nuschelte Ron erschöpft. Harry nickte. „Dann könnten wir auch noch Fred, George, John und Bill einladen.“, dachte der Rotschopf weiter laut, „man könnte mindestens ein Mal im Monat einen Männertag einschieben, das könnten wir, glaube ich, alle gebrauchen. Oder was meinst du?“ „Hört sich okay an, ich habe ja jetzt auch genug Zeit.“, die Trauer in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Immer noch nichts von Hermine gehört?“, fragte sein bester Freund vorsichtig. „Doch, vor ein paar Tagen.“, lautete Harrys kurzangebundene Antwort. „Was? Sie war hier?“, sofort saß der ältere der beiden senkrecht. Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur ruhig den Kopf. „Nein, sie war nicht hier. Sie hat mir einen Brief geschrieben.“, erklärte er tonlos. „Was schreibt sie denn so?“, harkte Ron interessiert nach. Harry kramte in seiner Hosentasche rum und zog ein zerknittertes Stück Pergament heraus. Ron entfaltete es und betrachtete die schwarze Tinte. Hallo Harry, ich soll dir einen Kuss von Sam mitschicken, sie vermisst dich sehr. Doch das ist eigentlich nicht der einzige Grund für diesen Brief. Ich weiß nicht, ob Ginny es dir verraten hat, doch ich wohne im Moment im Fuchsbau und wollte dich bitten noch ein paar Tage von hier fern zu bleiben. Es ist so das Beste für uns beiden. Dennoch möchte ich, dass du weißt, wo wir uns aufhalten. Ich könnte jetzt über so was wie das Wetter mit dir reden, doch zum einen brauchen wir beiden keinen langweiligen Small Talk und zum anderen bemerkst du Erscheinungen, wie die Wetterverhältnisse, im Moment wahrscheinlich genauso wenig wie ich. Manchmal erscheint mir dies alles so unendlich verquer, wir leiden beide und können, obwohl wir es wollen, zumindest sieht es auf meiner Seite so aus, doch nicht für den anderen da sein und ihn trösten. Liebe kann grausam sein, das ist wohl leider eine Erfahrung die jeder Mensch machen muss, selbst Dumbledore. Aber eins musst du mir glauben, egal was noch geschehen wird oder schon geschehen ist, ich habe dich geliebt. Ich werde mich bald wieder melden. Sam hat dir eine Zeichnung mitgeschickt. Bis bald Hermine Ron entfaltete das zweite Stück Pergament, auf dem eine kindliche Zeichnung von einem Mann auf einem fliegenden Besen war, kaum zu erkennen war das kleine Mädchen, das lächelnd vor dem Mann saß. Ron schmunzelte und faltete den Brief wieder zusammen, bevor er ihn Harry zurückgab. „Sie hat nicht gefragt, wie es dir geht?“, stellte der Rotschopf verwundert fest, wo doch diese Floskel der Beginn eines jeden Briefes war und er Hermine doch so viel Gefühl zugetraut hätte einen richtigen Brief zu schreiben. „Sie braucht mich nicht nach meinem Befinden zu fragen, Ron. Sie weiß, dass es mir noch schlechter als ihr gehen wird. Gerade dadurch, dass sie nicht gefragt hat, wollte sie mich schonen.“, erklärte der Schwarzhaarige den vermutlichen Gedankengang seiner Frau. Sein bester Freund blickte ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Irritation an. „Ich sehe schon, Hermine hat dich im Frauen verstehen unterrichtet. Wieso hat Parvati das nur nie gemacht?“, wunderte er sich. Harry grinste andeutungsweise. „Nein, ich glaube kaum, dass ich in der Lage bin alle Frauen zu verstehen. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich Hermine kenne, dass ich ihre Handlungen richtig interpretieren kann. Doch mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich die wahre Hermine wirklich kenne.“ Ron musterte den Jüngeren traurig. Was hatte Hermine nur geritten ihn so zu verletzten. Nicht, dass er ihr unterstellen würde, dass sie ihn nicht geliebt hatte, es waren eher die Umstände der Trennung, die für ihn unzählige Rätsel aufwarfen. „Vielleicht schafft ihr es doch noch eure Ehe zu retten? Ich meine, ihr kennt euch jetzt schon euer halbes Leben, ward Freunde, bevor ihr geheiratet habt. Außerdem haben Parvati und ich auch einen Neuanfang geschafft.“, versuchte Ron Harry aufzuheitern. Aber dieser schüttelte recht sicher den Kopf. „Bei euch war das etwas anderes, eure Probleme lagen nicht an der Liebe selbst, sondern an deiner Untreue.“, argumentierte er tonlos, „bei uns hingegen... Hermine hat keine Gefühle mehr für mich.“ „Das glaube ich nicht, sonst hätte sie dir keinen Brief geschrieben.“ „Der Brief kam um der Freundschaft Willen und wegen Sam.“ „Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass sie noch Gefühle für dich hat. Die können doch nicht einfach von einem auf den anderen Tag wie Rauch verpuffen.“ „Gefühle wird sie noch haben, aber nur freundschaftliche. Außerdem vergisst du die Tatsache, dass sie einen anderen liebt.“, Harry schaffte es nicht dessen Namen auszusprechen. Rons Optimismus sackte in sich zusammen, Harry hatte Recht, denn er versuchte mit Absicht diese Tatsache zu verdrängen. Sie war einer der ungeklärten, rätselhaften Fragen. Nachdem Ron spät abends gegangen war, saß Harry wie sooft alleine unten im Wohnzimmer. Er verbrachte lieber dort Zeit alleine, als in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Ginny hatte ihm schon vorgeschlagen ein paar Tage Urlaub zu machen, jetzt wo gerade Sommerpause im Sport war, doch Harry hatte davon nichts hören wollen. Es war nicht seine Art schwierigen Situationen davon zu laufen. Irgendwie fühlte der Schwarzhaarige sich ein wenig schlecht gegenüber seinem besten Freund. Ron war in den letzten Tagen und Wochen immer für ihn da gewesen, hatte ihn ablenkt, mit ihm geredet, ihn sogar zum Essen ins Haus seiner Familie eingeladen. Und was hatte Harry ihm im Gegenzug gegeben? Er hatte es nicht einmal fertig gebracht ihm die vollkommene Wahrheit, die ganze Wahrheit zu erzählen. Sicher, er hatte Ron Hermines Brief gezeigt, Ron ihn lesen lassen und auch mit ihm darüber gesprochen. Doch Ron war nicht näher auf Harrys Reaktion auf das Stück Pergament eingegangen, sodass dieser es nicht für notwendig gehalten hatte, dem Älteren mitzuteilen, dass er Hermine nach dem Brief angerufen hatte. Sein Kopf in seine Hände gestützt erinnerte er sich an das Telefonat, mit eines der einzigen, das sie je geführt hatten. Noch immer hörte er ihre Stimme in seinem Ohr, auch wenn er den genauen Wortlaut nicht mehr wusste. Ihre Traurigkeit hatte seine Stimmung nur noch verschlimmert, auch wenn das sicherlich nicht ihre Absicht gewesen war, schließlich hatte er sie angerufen, obwohl sie in ihrem Brief von weiterem Abstand gesprochen hatte. Doch er hatte es nicht mehr ausgehalten, er hatte ihre Stimme hören wollen und trotz Ginnys Vermutung, dass Hermine nicht zu ihm zurückkehren würde, hatte er es versuchen müssen. Er zitterte, als seine eigene Stimme, dünn und unsicher, in seinem Kopf wiederhallte. „Komm zu mir zurück.“, eigentlich hatte er sich das Gespräch anders vorgestellt, anders geplant, doch als er sie hörte, sprudelten die Worte einfach nur so aus ihm heraus. Ihre Antwort kam nicht zögernd, sie war entschlossen. „Harry, ich kann das nicht. Ich liebe Draco und er mich.“ Die Tatsache, dass er hörte, dass sie bei den Worten ebenfalls weinte, machte es für ihn nicht leichter diese Worte zu verkraften. Obwohl er es doch wusste, schlugen sie erneut wie ein Blitz ein. Sie hatte noch versucht ihn etwas zu beruhigen, dann hatte er irgendwann aufgelegt. Genau wie damals saß er auch jetzt weinend auf dem Sofa. Seit wann war er eine solche Heulsuse? Er wischte die Tränen weg. „Männer dürfen auch weinen.“, hatte Hermine einst gesagt. Ein kleines Lächeln belegte seine Lippen, vielleicht war er im Moment etwas sensibel, dennoch blieb er ein Realist. Ihre Ehe war nicht mehr zu retten, egal was er anstellen würde, das hatte er jetzt verstanden, wenn es auch unglaublich weh tat. Seit kurzem hatte ihr ständig wiederkehrender Traum auch ein Gesicht, Dracos Gesicht. Im Schatten seiner Kapuze war er durch ihre Träume gewandert. Szenen ihrer gemeinsamen Vergangenheit, kleine Liebkosungen nachts im Schloss hatten sie in ihren Träumen heimgesucht, ohne dass sie diese erkannte hatte. Erst jetzt war alles so klar und deutlich, Draco hatte die Kapuze seines Slytherin Umhangs abgelegt und auch ihre langen Locken hatten sich der Gefangenschaft der Kapuze befreit. Ihre Liebe war endlich frei. Einerseits war es erleichternd, sodass sie sich in manchen Augenblicken federleicht, wie mit Engelsflügeln versehen fühlte. In anderen Momenten herrschte Betrübnis und alles wirkte grau, farblos, eintönig. Der Verlust Harrys schmerzte sehr, sie sehnte sich nach ihm, vermisste ihn und wusste doch, dass er noch Zeit brauchte, dass sie ihn mit ihrer Nähe, ihrer Sehnsucht nach seiner Nähe nur noch mehr verletzen würde. Doch Dracos Nähe vertrug sie auch noch nicht, sie fühlte sich schlecht bei ihm und war zu gleich glücklich. Es war ein ewiges hin und her, hoch und runter. So verbrachte sie die meiste Zeit mit ihrer kleinen Tochter. Auch wenn Sam die Situation noch nicht vollkommen verstand, tief in ihrem Inneren lag ein Schatten, der sie manchmal traurig machte, wie Hermine feststellte. Gemeinsam lachten sie und die gegenseitige Nähe brauchten sie beide, sie half ihnen, heilte sie. An einigen Tagen brachte Hermine das kleine Mädchen erst gar nicht in den Kindergarten, sondern unternahm etwas mit ihr. So backten sie Plätzchen in der großen Küche des Fuchsbaus, flogen auf einem Besen, wenn auch nicht so riskant, wie Harry es immer mit Sam gemacht hatte. Einen Tag waren sie in London shoppen, in der Muggelstadt, sowie in der Winkelgasse. Ein Muggeleis ließen sie sich schmecken und in einem Hallenbad gingen sie schwimmen. Zusammen schauten sie sich mit Jaimee und Lucy einen Kinderfilm an und spielten Spiele. Nachts schliefen Mutter und Tochter erschöpft in einem Bett ein. Die breite Tür des riesigen Anwesens öffnete sich und der mittlerweile bekannte Anblick der Eingangshalle bot sich ihm. Viel sicherer als beim ersten Mal betrat er die Marmorhalle und blickte hoch zu ihr, wie sie scheinbar die Treppe aus dem ersten Stock hinunter schwebte. Ihr hellblondes, glattes Haar glänzte und Licht fiel durch das Fensterwappen hinein direkt auf sein rotes Haar, das so braune und schwarze Flecken bekam. Sie lächelte ihn an, während sie weiter elegant die Treppe hinunter kam, das nannte man Erziehung, andere frisch verliebte Pärchen wären sich vielleicht in die Arme gelaufen, doch Victoria würde so etwas nicht machen und er genoss es zu warten, zu warten, bis er sie in den Armen hielt. Wie sagte man so schön? Vorfreude ist die schönste Freude. Ihr Kuss war wie immer atemberaubend und ihr Duft berauschend. Ihre ganze Erscheinung blendete ihn, das schwarze Kleid stand ihr ausgezeichnet. „Du solltest immer einen Smoking tragen.“, schmeichelte sie seiner Abendkleidung. „Nur wenn du unter deinem Kleid nichts mehr trägst.“, erwiderte er grinsend und fuhr ihr mit seiner großen, warmen Hand über den Rücken. Neckend schlug sie ihm die Hand weg und schüttelte den Kopf. „Ich hoffe du benimmst dich zu Tisch besser, sonst wird meine Mutter dich sicher nicht noch einmal zum Essen einladen.“ Sofort änderte er seine Haltung und bot ihr ganz der Gentleman seinen Arm an. Lächelnd hakte sie sich bei ihm ein und ließ sich von ihm in den Salon führen. Die Tatsache, dass er den Weg mittlerweile kannte, war eine Beweis dafür, wie oft er in letzter Zeit in Malfoy Manor gewesen war, sogar häufiger als seine Mutter. So kam es, dass dies auch nicht das erste gemeinsame Abendessen mit Victorias Familie war. Es war ihre Idee gewesen und ihre Mutter wollte den netten, jungen Mann doch auch etwas näher kennen lernen, am verwunderlichsten jedoch war Dracos Zustimmung gewesen. Selbst jetzt beim Essen benahm er sich human, zwar beteiligte er sich nicht sonderlich an der leichten Konversation, doch er zeigte auch keine Abneigung gegenüber dem ältesten der Weasley Kinder. Victoria hatte Bill erzählt, dass ihre jüngerer Bruder nicht einmal ihr gegenüber eine verspottende Bemerkung bezüglich ihres Freundes geäußert hatte. Auf Victoria wirkte es, als wäre ihr jüngerer Bruder die ganze Zeit mit seinen Gedanken weit weg. Narcissa, die durch die Freundschaft zu Molly keinen Groll gegen Bill und die Weasleys hegte, hatte sich gegenüber Bill interessiert und nett gegeben. Insgeheim gefiel ihr dieser Mann viel besser als Victorias verstorbener Mann, aber damals war die Situation auch eine andere gewesen und sie war froh, dass die Zeiten sich geändert hatten. „Erzählen Sie uns von Ägypten, William...“, bat sie ihn, während sie sich den Namen „William“ auf der Zunge zergehen ließ, wo ihr Sohn doch mehr auf den Namen „Draco“ hörte, als auf seinen ersten Vornamen. Draco schrieb Hermine ab und zu, und schließlich stimmte sie zu, dass er Sam und sie einen Tag ausführen durfte. Es war ein wunderschön warmer Sommertag, blauer Himmel und kräftiges grünes Gras wurde bestrahlt von der blendenden Sonne, ein Bild wie aus einem Bilderbuch. Der Blonde holte die beiden oberhalb des Fuchsbaus ab, Hermine hatte darauf bestanden, dass er nicht an die Tür klopfte. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, dass Mutter und Tochter nach Malfoy Manor mit Flohpulver gereist wären, aber Hermine fühlte sich noch nicht dazu bereit dieses große, mächtige Haus erstmals zu betreten. Zur Begrüßung kniete Draco sich hin, um mit dem kleinen Mädchen auf Augenhöhe zu sein. „Hallo, ich bin Draco. Erinnerst du dich an mich?“, stellte er sich lächelnd vor. Sam legte den Kopf leicht schief und lächelte ihn einnehmend an. „Ich bin Samantha, aber du kannst mich ruhig Sam nennen.“, grinste sie ihn mit ihren weißen Zähnchen an, „du bist doch Sarahs Onkel, nicht?“ Der Blonde nickte. Hermine beobachtete, wie die beiden sich scheinbar sofort gut verstanden und sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder trauern sollte. Draco flüsterte ihr etwas zu, bevor er aufstand und sich Hermine zuwandte. Seine Augen waren voller Wärme, sodass das Silber leicht blau wurde und der Augenfarbe von Sam immer mehr glich. Tief blickte er in ihre braunen Augen, während er langsam ihre Hand zu seinen warmen Lippen führte und küsste. Länger als notwendig verharrten sie so, bevor sie sich von ihm trennte und Sam an die Hand nahm. „Lass uns ein paar Schritte gehen.“, schlug sie vor. Draco nickte und ging neben ihr her, ohne jedoch ihre Hand zu ergreifen, er wollte vorsichtig sein, um nicht ihre Grenzen unbeabsichtigt zu überschreiten. „Wo gehen wir hin?“, fragte Sam, nachdem sie den Hügel in die entgegengesetzte Richtung hinabgestiegen waren und blickte die beiden Erwachsenen neugierig aus großen Augen an. „Warst du schon einmal am großen Meer?“, fragte Draco sie. Das blonde Mädchen schüttelte zaghaft den Kopf. „Würdest du gerne einmal dorthin?“, wollte der ehemalige Slytherin weiterhin wissen. „O ja.“, lautete Sams erfreute Antwort. „Darf ich, Mummy?“, fragte sie ganz aufgeregt. Hermine nahm ihre Tochter auf den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du darfst.“, erlaubte sie es ihr, „aber jetzt halt dich gut an mir fest, wir werden dorthin apparieren müssen.“, erklärte sie Sam das weitere Vorgehen. Sam klammerte sich mit beiden Ärmchen an sie und kniff die Augen zu. Draco musste bei dem Anblick unwillkürlich lächeln. „Gib mir deine Hand.“, bat er Hermine, welche Draco ihre Hand reichte. Des Weiteren stellte er sich vor die beiden und nahm sie leicht in den Arm, bevor er die Apparation vorbereitete. Hermine spürte seine Nähe, bevor das bekannte Kribbeln im Bauchnabel begann. Sicher landeten sie auf ihren Füßen und ein angenehm kühler Wind wehte um sie. Hermine öffnete ihre Augen. Sie waren in Sanddünen gelandet und weit und breit war kein Mensch zu sehen, der sie hätte sehen können. „Sind wir da?“, fragte Sam neugierig und sah sich ebenfalls um. Hermine setzte sie ab und die Dreijährige starrte fasziniert den vielen Sand an. „Wo genau hast du uns hingebracht?“, wollte Hermine leise von Draco wissen. „Wir sind an einem Strand in Nordirland.“, gab er ihr lächelnd Auskunft, „falls wir hier überhaupt Menschen treffen, werden es Muggel sein, die uns nicht kennen.“ Sie nickte beruhigt. „Komm Sam, lass uns zum Meer gehen.“, schlug Hermine ihrer Tochter vor. Sam war sofort Feuer und Flamme für die Idee und lief vor den beiden Erwachsenen die Sandhügel hinauf. Gleich auf der Spitze des Ersten war das Meer in einigen Metern Entfernung zu sehen. Hermines Tochter betrachtete es einige Sekunden, bevor sie lächelnd darauf zu rannte. „Nicht so schnell, Sam.“, rief ihre Mutter ihr besorgt hinterher. Doch da war die kleine Blondine auch schon gestolpert und den restlichen Hügel hinunter gekullert. Unten stand sie auf und winkte der erschreckten Hermine munter zu, bevor sie ihren Weg zum Wasser diesmal etwas langsamer fortsetzte. Draco drückte leicht ihre Hand. „Mach dir nicht so viele Sorgen, ihr wird nichts passieren. Genieß den Tag, versuch es wenigstens, für deine Tochter und für mich.“, er lächelte sie so warm an, dass ihr Herz einen Sprung machte und sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gab. Noch bevor er das realisieren konnte, war Hermine jedoch schon ihrer Tochter hinterher gelaufen. Draco beobachtete die beiden Frauen lächelnd, auch wenn Augen- und Haarfarbe nicht überein stimmten, so wehte doch die lockige Haarpracht hinter beiden her und sie schienen die gleiche Liebe zum Meer zu hegen. Hermine spürte den Sand in ihren Schuhen, doch sie wollte noch nicht anhalten, es tat so gut, die frische Meeresluft zu riechen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal am Meer gewesen war. Im Urlaub mit ihrem Eltern während ihrer Schulzeit? So sehr in Gedanken versunken, konnte sie nicht schnell genug reagieren, als plötzlich ein Schatten sich vor ihr erhob, so prallte sie voll auf ihn und landete weich im Sand. Wärme umgab sie und das Meer rauschte im Hintergrund. Langsam öffnete sie die Augen und blickte genau in Dracos grinsendes Gesicht. „Du.“, rief sie empört und hämmerte mit ihren Fäusten auf seine Brust ein, „mich einfach so zu erschrecken.“ „Man muss seine Magie doch irgendwozu nutzen.“, grinste er. „Na warte.“, doch bevor sie ihn erneut attackieren konnte, war er bereits wieder disappariert und tauchte keine Sekunde später an Sams Seite auf. Hermine seufzte. Im Sand verweilend sah sie den beiden zu, wie sie ihre Schuhe auszogen und ins Wasser wateten. Bis zu ihr drangen Sams freudige Schreie und das Lachen der beiden. Es ist richtig so, versuchte sie sich einzureden, während doch wieder Harrys Bild in ihren Kopf drang. Von Dracos Wunsch, dass sie den Tag genießen solle, beflügelt, zog sie sich die Schuhe aus und ging hinüber zu den von ihr geliebten Personen. Als der blonde Mann sie erblickte, lächelte er sie an und kam auf sie zu. Gemeinsam verweilten sie am Wasserrand, so eben strichen die Wasserwellen über ihre nackten Füße und kühlten sie. Hermine beobachtete lächelnd, wie ihre Tochter, endlich mal wieder ausgelassen glücklich, im Wasser herumtollte und über die Wellen sprang. Draco musterte sie und nahm erfreut das Lächeln in ihrem Gesicht wahr, wie schön sie doch war. Vorsichtig umschloss er ihre Hand mit seiner. Seine war kaum größer als ihre, doch sie war warm und es fühlte sich schön an. So sah sie ihn zwar nicht an, verschränkte jedoch ihre Finger mit seinen, während sie weiterhin ihre Tochter nicht aus den Augen ließ, die gerade aufschrie, weil die Welle etwas höher gewesen war und ihren Rocksaum nass gespritzt hatte. Dann kümmerte es sie jedoch nicht weiter und sie spritzte munter weiter im Wasser. Zaghaft fuhr Draco mit seinem Daumen über ihren Handrücken und wartete erneut ihre Reaktion ab, sie ließ es geschehen. Dadurch ermutigt näherte er sich ihr etwas mehr, als hätte sie das geahnt, ließ sie seine Hand los und ging auf Sam zu. „Komm Sam, wir ziehen dir einen Badeanzug an.“, sagte sie zu dem drei-jährigen Mädchen. Aufs Wort drehte sie sich zu ihrer Mutter mit roten Wangen und einem hinreißenden Lachen im Gesicht, sie sah hinreißend aus und es tat Hermine in der Seele weh, dass ihre Tochter wegen ihr so leiden musste. Doch sie riss sich zusammen und lächelte Sam an, während sie ihr die Hand entgegen streckte. Hand in Hand gingen sie ein paar Meter, bis zu dem Platz, an dem Draco ihre Badetücher neben den Schuhen gelassen hatte. Umgezogen lief Sam furchtlos in ihrem roten Badeanzug mit gelben Rüschen zurück ins Meer, stets unter der Aufsicht von Hermine, die auf den Tüchern sitzen geblieben war. Draco kam auf sie zu und beugte sich zu ihr runter. „Komm, lass uns auch schwimmen gehen. Das Wasser ist wunderbar angenehm.“, schlug er vor. Sie blickte ihn unsicher an. Er grinste nur, während er sich vor ihren Augen begann auszuziehen. ‚Du Schuft’, dachte sie, ‚du hinterhältiger Schuft, dich einfach vor meinen Augen auszuziehen.’ Sie konnte ihren Blick kaum von ihm lassen, während er sich das T-Shirt über den Kopf zog und es locker neben sie fallen ließ. Es war nicht zu verhindern, dass ihre Augen doch kurz über seinen perfekten Oberkörper fuhren, die vom Quidditch muskulösen Arme, den flachen, durchtrainierten Bauch und die zwar nicht breite, aber unbehaarte Brust. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu, als er sie unschuldig betrachtete, worauf er nur grinste, bevor er sich ebenfalls seiner Hose entledigte. Schluckend versuchte sie sich auf ihre Tochter zu konzentrieren, die weiterhin sorglos im Meer planschte. „Ich warte auf dich.“, lächelte er sie an, bevor er locker sportlich ins Meer lief und mit einem Kopfsprung und einem Aufschrei von Sam im Wasser verschwand. Es blieb ihr nicht vergönnt, seinen Körper zu missachten, wo sein Po sich doch beim Laufen leicht in seiner Shorts abzeichnete. Nach ein paar Sekunden tauchte er wieder auf und schüttelte den Kopf, sodass seine Kinn langen Haare spritzten. Er winkte ihr erneut zu, doch sie wollte noch etwas sitzen bleiben, wobei sie so erhitzt war, dass ihr die Abkühlung sicher nicht geschadet hätte. Nach einigen Minuten zog sie sich schließlich auch bis auf den goldenen Bikini aus und schritt langsam ins Wasser, während sie sich seiner Blicke nur zu bewusst war und es vermied ihn anzuschauen. Statt zu ihm zu schwimmen, zog sie es vor mit Sam zu planschen. Nach dem Picknick blieben die beiden Erwachsenen wiederum auf den Badetüchern in der strahlenden Sonne sitzen, wohingegen Sam, nachdem Hermine sie erneut eingecremt hatte, wieder ins Wasser rannte. Das würde wohl nicht der einzige Tag am Meer bleiben, für diesen Sommer, so sehr wie sie den Tag genoss. Draco legte seine Hand auf ihre, während beide lächelnd dem kleinen Mädchen beim Lochbuddeln im nassen Sand zusahen, wobei das Loch alle paar Sekunden von einer Welle geflutet wurde, was die Kleine entzückte. Dracos Hand wanderte langsam ihren leicht gebräunten Arm hoch, strich zärtlich über die weiche Haut. „Draco.“, wies sie ihn zurecht und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Was mache ich denn?“, fragte er enttäuscht, seine Hand zog er allerdings zurück. Er legte sich zurück und betrachtete ihren schmalen Rücken. Nach einigen Minuten schlang er einen Arm um sie und zog sie so zu sich runter. Weder davon, noch von seinem Versuch sie zu küssen, war sie sonderlich angetan, stattdessen schubste sie ihn unwirsch von sich runter und setzte sich blitzschnell wieder auf, den Blick aufs Meer gerichtet. Verwirrt legte der Blonde sich auf die Seite und musterte sie. „Was ist los, Hermine?“, verlangte er zu wissen. Sie riss sich kurz von ihrer Tochter los und betrachtete sein Gesicht, er hatte sich in sich zurückgezogen, seine Seele verschlossen, keine Gefühle zierten sein Antlitz. Er wollte nicht zeigen, dass er verletzt war, das erkannte sie auch so. Sie legte ihre Hand entschuldigend auf seine Linke, die er vor seinen Bauch auf das Tuch gelegt hatte. „Seit der Sache mit Alexander werd ich verrückt, wenn Sam unbeaufsichtigt ist. Ich habe einfach Angst, dass ihr etwas zustößt.“, versuchte sie ihr Verhalten zu erklären. „Mach dir keine Sorgen, deine Tochter ist hier sicher.“, versuchte er sie zu ermutigen und streichelte ihre Wange. „Draco, bitte. Verstehst du denn nicht? Es ist mir ernst. Ich will sie nicht aus den Augen lassen. Wenn ihr auch keine Gefahr durch einen Schwarzmagier droht, so könnte sie doch zu weit ins Meer laufen oder sich soweit entfernen, dass wir sie nicht mehr sehen.“, erklärte sie ernst und sah ihm tief in die Augen. Er nickte langsam und legte seine Hand wieder auf ihre. „Entschuldige, ich kenne mich mit Kindern nicht so gut aus. Gut, dass ich kein Vater bin.“, versuchte er grinsend die Stimmung aufzulockern. „Sag so etwas nicht.“, er hatte das Gefühl, dass sein Versuch genau das Gegenteil verursacht hatte, sie wirkte noch angespannter und blickte ihn nicht einmal mehr an. „Ich glaube, wir müssen auch gleich aufbrechen. Harry erwartet Sam.“, meinte sie und erhob sich. „Warum sagst du „Sam“ und nicht „seine Tochter“?“, wollte Draco scherzhaft die Zeit hinauszögern. „Darf ich meine Tochter nicht nennen, wie ich will?!“, fuhr sie ihn an, bevor sie davon stürmte. Völlig durcheinander starrte der blonde Mann ihr hinterher. Er hatte den Eindruck, als würde er von einem Fettnäpfchen ins andere laufen, ohne sie auch nur im Weitesten zu sehen. Durch all die Jahre kannte er einige ihrer Gedanken und Charakterzüge doch noch nicht, aber das machte sie nur noch interessanter. Immer noch gut gelaunt, packte er ihre Sachen zusammen. Draco brachte die beiden wieder auf dieselbe Wiese in der Nähe des Fuchsbaus. „Wann sehen wir uns wieder?“, fragte er beim Abschied. „Ich melde mich bei dir.“, erwiderte sie und strich ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen über die dünne, silberne Kette, die er immer noch trug. Er lächelte und seine Augen strahlten sie an, sodass ihr Herz einen Sprung machte. Schnell entfernte sie sich einen Schritt von ihm. „Sag Draco tschüss, Sam.“, bat sie ihre Tochter. Draco beugte sich zu dem Mädchen runter und bekam verwundert einen Kuss auf die Backe. „Gehen wir noch mal ans Meer?“, fragte sie und klimperte bittend mit den Wimpern. „Sie hat jetzt schon deinen Charme.“, lachte Draco Hermine zu und antwortete Sam, „das musst du mit deiner Mama abmachen.“ Mit einer kleinen Tasche in der Hand und Sam auf dem Arm apparierte Hermine zur Red Star Farm. Es war ein seltsames Gefühl, sie konnte es nicht beschreiben. Langsam schritt sie auf ihr altes Zuhause zu, während sie Sam runter gelassen hatte, weil diese vorlaufen wollte. Sie konnte es gar nicht abwarten ihren Vater und das Haus zu sehen, und natürlich später auch Timmy. „Wo bleibst du?“, rief sie ihrer Mutter ungeduldig von vor der Tür aus zu, da sie nicht an den Türklopfer herankam, sie war noch zu klein. Doch Harry hatte sie schon gehört und öffnete so bereits nach ihren Worten die Haustür. Sam strahlte ihn an und sprang ihm in die Arme. „Hey Sammy-Schätzchen, nicht so stürmisch.“, lächelte er, als sie ihm einen dicken Kuss auf die Wange verpasst hatte. Sie grinste ihn an und schlang ihre Arme kurz und feste um seinen Hals, bevor sie runter gelassen werden wollte und ins Innere des Hauses lief. Hermine sah ihr leicht traurig hinterher, nicht weil sie die Liebe der beiden verachtete, sondern weil sie ihre Tochter vermissen würde, sie hatte in letzter Zeit kaum eine Stunde ohne sie verbracht. „Hallo Harry.“, begrüßte sie ihn zurückhaltend. „Hallo Hermine.“, sagte er und lächelte unsicher. „Hier, in der Tasche sind Sams Sachen. Ich hole sie dann Sonntagabend wieder ab.“, erzählte sie ihm, stellte die Tasche vor ihn auf den Boden und ging dann ein paar Schritte zurück. Nie zuvor hatte es sich so seltsam angefühlt mit ihm alleine zu sein, plötzlich kam sie sich unbeholfen und unsicher vor. „Möchtest du nicht herein kommen?“, fragte Harry bittend und sah sie mit einer Art Hundeblick an. „Das ist keine gute Idee, das weißt du doch. Wir sind noch nicht so weit, Harry. Ich hätte gar nicht herkommen sollen, Fred hätte Sam sicherlich auch vorbei gebracht.“, erklärte sie hastig. „Nein, ich habe mich gefreut, dich zu sehen.“, widersprach er ihr, wenn auch mit Tränen in den Augen. Mit ebenfalls nassen Augen kam sie nun wieder auf ihn zu und nahm ihn lange in die Arme, als sie sich trennten, liefen ihm erneut die Tränen die Wangen hinunter. Sie zauberte ihm ein Taschentuch herbei und reichte es ihm schüchtern. Verlegen nahm er es entgegen und putzte sich die Nase. „Genieß die Zeit mit Sam.“, lächelte sie ihn aufmunternd an und machte sich an den Rückweg. „Bis Sonntag.“, verabschiedete er sich von ihr und ging wieder ins Haus, ohne sich noch einmal umzusehen. Hermine änderte ihre Richtung und steuerte nun das zweite Wohnhaus der Red Star Farm an, in der Hoffnung, dass Ron zu Hause war, denn sie wollte mal mit ihm über Harry reden. Außerdem gedachte sie ihn zu bitten, sich um Harry zu kümmern, sie machte sich Sorgen. Doch nicht nur wegen ihrem Mann zog es sie zu Ron, sie hatte ihn einfach schon lange nicht mehr gesehen und sie wollte nicht, dass ihre Freundschaft so endete. Seine Mutter direkt hinter ihm stand er auf den breiten Stufen, die hoch zum Portal führten. Mit sicherer Hand betätigte er den Drachenkopf, der als Türklopfer diente. Kurz darauf öffnete sich die Tür wie jedes Mal scheinbar von Zauberhand und ließ die beiden Gäste hinein. Diesmal waren Bill und Molly zum Brunch eingeladen worden, Ginny hatte sich erfolgreich gewährt mitzukommen, nachdem sie ihrer Mutter gestanden hatte, dass sie das letzte Mal die ganze Zeit alleine am Tisch gesessen hatte. Sarah stand alleine in der riesigen Halle und trotz ihrer Kindheit wirkte sie überhaupt nicht fehl am Platz wie Molly überrascht feststellte, während sie sich selber immer noch leicht unwohl in diesem ehemaligen Todesser-Gebäude fühle. „Guten Morgen.“, begrüßte Victorias Tochter sie höflich. Nachdem sie den Gruß erwidert hatten, führte die Kleine sie in den Raum, indem sie auch das letzte Mal zum Kaffeetrinken gewesen waren. Wieder war der Raum durchflutet von hellen Sonnenstrahlen und wieder war der große Tisch edel gedeckt. „Hallo William, schön dich zu sehen, Molly.“, die beiden alten Freundinnen umarmten sich, während der Rotschopf sich nach seiner Freundin umblickte, die jedoch nicht erschienen war. „Setzt euch.“, bat die Hausherrin ihre Gäste und deutete auf die Stühle, „Draco lässt sich entschuldigen, aber Victoria müsste jeden Augenblick kommen.“ Seine Mutter und Narcissa hatten längst ein Gespräch angefangen, als die Tochter des Hauses den Saal betrat. Sie sah wie sooft umwerfend aus, diesmal trug sie ein knielanges nachtblaues Trägerkleid, das leicht ihre Beine umspielte, und ihre schmalen Füße steckten in feinen Sandalen in derselben Farbe. Bei ihrem Anblick stand Bill sofort auf und ging glücklich lächelnd auf sie zu. Keiner der beiden bemerkte, dass die älteren Frauen aufgehört hatten zu reden und lächelnd ihre ältesten Kinder betrachteten, wie sie sich küssten. Zum Glück war Bill seit einigen Jahren aus der Zeit heraus, in der er rot geworden wäre, als er den Blick seiner Mutter wahrnahm; Victoria hingegen schien diese Zeichen von Scham überhaupt nicht zu kennen. Der Rothaarige strahlte seine Mutter an, während er seine Freundin auf ihren Platz gegenüber von ihm geleitete. „Wir haben euch etwas zu sagen.“, begann Bill ernst, nachdem bereits einige Minuten leicht gespeist wurde. Ihre Mütter warfen sich kurz überraschte Blicke zu, bevor sie die beiden verheißungsvoll musterten, wobei man ihnen anmerkte, dass sie ihre Neugier und Spannung kaum unterdrücken konnten. Bill lächelte Victoria an und sie nickte kaum sichtbar, ebenfalls lächelnd, selbst ihre silber-blauen Augen strahlten, als wäre alles Glück der Welt in ihnen. „Victoria und ich wollen zusammen ziehen.“, lüftete er das Geheimnis. Ein paar Sekunden herrschte absolute Stille, dann redeten beide Mütter durcheinander. „Du willst mich schon...“ „...zu klein. Und was ist mit...?“ „... und Sarah?“ Drängende Blicke, die eine Antwort forderten, durchbohrten die frisch Verliebten. „Wenn ihr das noch einmal wiederholen könntet, nacheinander, könnten wir euch vielleicht auch antworten.“, lächelte Victoria ruhig. Manchmal war ihre Ruhe richtig erholsam und ein sicherer Pol, während sein hitziges Temperament ihn sicherlich leicht weggerissen hätte. „Willst du mich schon wieder alleine lassen, wo Sarah und du doch erst ein paar Monate wieder hier lebt? Denkst du nicht, dass du Sarah etwas viel zumutest, wenn du sie schon wieder aus ihrer Umgebung reißt und ihr ein neues Zuhause versuchst aufzubauen?“, verlangte Narcissa zu wissen. „Deine Wohnung in Ägypten ist viel zu klein für euch drei und der Fuchsbau ist im Moment mit Hermine und Sam auch vollkommen ausgelastet. Und was ist überhaupt mit deinem Job in Ägypten?“, fragte Molly. „Wir haben nicht vor in Ägypten zu leben und danke Mum, aber du hast Recht, im Fuchsbau ist ebenfalls kein Platz mehr.“, begann Bill mit den Erklärungen, und Victoria fuhr fort, „deswegen haben wir uns überelgt, dass Bill hier einziehen könnte. Das Anwesen ist groß genug und es findet sich sicher ein geeignetes Zimmer. Außerdem würde Sarah nicht wieder aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und wir wären immer noch bei dir, Mutter.“ „Meine Arbeit in Ägypten habe ich vorzeitig beendet, stattdessen werde ich mich nun für Gringotts um die Flüche der alten Steinkreise in Schottland kümmern.“, beantwortete der Fluchbrecher auch die letzte, bisher gestellte Frage. Vorerst beruhigt nickten Molly und Narcissa. „Habt ihr Draco schon gefragt?“, fragte die blonde Frau schließlich zurückhaltend, es war selten, dass sie Draco als den Hausherren darstellte, was in diesem Fall ganz eindeutig geschah. Das junge Paar warf sich einen kurzen Blick zu, bevor Victoria antwortete: „Ich habe es einmal angedeutet und er hat mich mit seiner Reaktion positiv überrascht. Ich denke nicht, dass er sich großartig gegen unsere Entscheidung erheben wird. Gleich heute Abend werde ich sie ihm mitteilen.“ Ihre Mutter nickte. Selbst wenn Draco einverstanden sein sollte, würde es sicherlich nicht einfach für ihn werden mit einem weiteren Mann unter dem Dach zu wohnen, der wohl den Haushalt mitbestimmen werden dürfte. „Also, wann wollt ihr heiraten?“, stellte Molly direkt die Frage schlechthin. Alle Anwesenden starrten die ehemalige Gryffindor an, selber die kleine Sarah, die auf Grund des Brunches nicht im Kindergarten war und ein Stück Obstkuchen fein und säuberlich mit der Gabel aß. Besonders die Augen des verliebten Paares zeigten Schockierung, wohingegen ein neugieriges Augenpaar über dem Kuchen zu ihr hinüber blickte, Narcissa ließ sich weder anmerken, ob sie die Frage auch gestellt hätte, noch ob sie dies ablehnte. Während der nächsten Minuten herrschte absolute Ruhe. „Mutter.“, grummelte Bill schließlich vorwurfsvoll. Molly grinste. „Das sollte nur ein Scherz sein.“, meinte sie lachend, „aber zu unserer Zeit hätte mir meine Mutter verboten mit meinem Freund zusammen zu leben, ohne ihn zu heiraten.“ Narcissa nickte nachdenklich. „Mit der Zeit verändert sich vieles.“, sagte sie in Gedanken versunken. „Vieles zum Besseren. Hätte ich damals William geheiratet, eine Gryffindor einen Slytherin, das wäre wahrscheinlich auf der Titelseite des Tagespropheten erschienen.“, lächelte Molly träumend. „Wenn ich ihn nicht vor dir geheiratet hätte.“, marschierte Narcissa mit groben Schritten durch ihre Träume. Beide lachten. Bill und Victoria verdrehten die Augen, bevor sie sich anlächelten, sie hatten es tatsächlich geschafft, etwas das Bill nie zu träumen gewagt hatte. Harry kam langsam die Treppe hinunter, ein paar graue Haare hätten sein Gefühl des Alterns verstärkt, doch seine Haare blieben andererseits auch glücklicherweise nachtschwarz. Er war solange an Sams Bettchen sitzen geblieben, bis sie eingeschlafen war, selbst dann hatte er sich nicht von ihrem friedlichen Gesichtchen losreißen können. Ihren Frieden würde er auch gerne wieder finden. Doch es war auch schon schön mit ihr Zeit zu verbringen, mit Freude hatte er ihr eine Gutenachtgeschichte vorgelesen und sie zugedeckt. „Schläft sie?“, fragte Ginny lächelnd, als er das Wohnzimmer betrat, wo sie auf dem Sofa sitzend auf ihn wartete. Harry nickte nur erschöpft und setzte sich neben sie. „Du bist müde, vielleicht solltest du auch schlafen gehen?“, schlug die Jüngere vor und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Nein, das ist keine gute Idee. Ich würde die ganze Zeit von Träumen geplagt, die doch nicht der Realität entsprechen. Lass uns lieber noch etwas reden.“, bat er sie und blickte sie traurig aus seinen hellgrünen Augen an. Sie nickte mitfühlend. „Wir müssen irgendeine Beschäftigung für dich finden, die dich ablenkt und dir gleichzeitig Spaß macht.“, überlegte die junge Frau laut. Harry nickte, leicht abwesend. „Gibt es irgendwas, was du schon immer mal machen wolltest, oder was du schon länger planst?“, wollte sie von ihm wissen. Der Schwarzhaarige dachte gründlich nach. Nach einigen Minuten, in denen beide ihren Gedanken nachgegangen waren, lichtete sich plötzlich Harrys Blick. „Da ist etwas. Vor ein paar Wochen bin ich auf die Idee gekommen.“, erinnerte er sich langsam. Ginny sah ihn auffordernd und gespannt an. „Die Red Star Farm ist groß genug dafür und mit Ron habe ich auch schon gesprochen.“, erklärte er ihr. „Und Ron hat zugestimmt?“, verlangte Ginny zu wissen. Harry nickte. „Es wäre sicher zeitaufwendig und kostet einiges, doch ich glaube, das Geld kriege ich zusammen, und vielleicht kaufen Ron und seine Familie auch welche.“, vermutete der Ältere. „Wie lautet denn deine Idee, Harry?“, fragte Ginny zaghaft, sie wollte seinen Enthusiasmus nicht durchbrechen, andererseits konnte sie ihm jedoch nicht helfen, wenn sie nicht einmal wusste, wovon er redete. „Entschuldige, Ginny, ich hab ganz vergessen es dir zu sagen.“, grinste er verlegen und legte seine Hand kurz auf ihr Bein, „ich dachte, auf eine Farm gehören mehr Tiere als eine Kuh, ein Pferd und ein paar Kätzchen.“ „Du willst also einen richtigen Hof voller Tiere?“, fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach. Harry nickte strahlend. „Okay, das wird dich sicher mehr als in Anspruch nehmen. Wir müssen das genau planen. Hast du einen Grundriss des Grundstücks? Wir müssen überlegen, wo wir die Ställe am besten hinbauen? Und welche Tiere und wie viele du haben möchtest? Wiesen gibt es ja genug. Dann müssen wir noch alles mit Rons Familie besprechen.“, plante Ginny gleich mit. So saßen sie noch die halbe Nacht im Wohnzimmer und überlegten und machten sich Notizen. Schließlich entschied Harry, dass es zu spät war für Ginny nach Hause zu gehen. Er machte ihre kleinen Proteste zunichte und schickte sie in sein Bett, während er unten auf dem Sofa einschlief und diese Nacht von seiner Farm träumte. Ron hatte ihr gestanden, nachdem sie ihn eindringlich im Sinne ihrer langjährigen Freundschaft darum gebeten hatte, dass es Harry wohl nicht besonders gut ginge. Sie konnte sich vorstellen, dass es für Ron eine verzwickte Situation war, wo er genau zwischen den Parteien stand, doch sie hatte es unbedingt wissen wollen, auch wenn sie dem Rotschopf nicht den wahren Grund hatte nennen können. Wie hätte sie ihm auch erklären können, dass sie Harry noch immer liebte und sich trotzdem von ihm getrennt hatte? Wie hätte er das verstehen können? Wie hätte er dann noch verstehen können, dass Harry so leiden musste? Wobei sie hoffte, dass Ron wenigstens gemerkt hatte, denn erwähnte hatte sie es mit keinem Wort, dass auch sie unter der Trennung litt. Ihm zu erzählen, dass sie Harry vermisste, dass Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit ihr Gedächtnis fluteten, hatte sie für keine gute Idee gehalten. Hätte Harry davon Wind bekommen, hätte er es wahrscheinlich falsch verstanden und neue Hoffnung geschöpft; und Hermine wollte ihn auf keinen Fall noch mehr unnötig leiden lassen. Wo schon alleine der Gedanke an Sam ihr Kopfzerbrechen, geradezu Übelkeit verursachte, doch tief in ihrem Inneren hatte sie längst einen Entschluss gefasst. Ein Stück Pergament in der Hand betrachtete sie noch einmal das traurige Gesicht ihres Mannes vor ihrem inneren Auge. Sie hasste es ihn leiden zu sehen, er hatte in seinem Leben schon genug durchmachen müssen. Sie hasste sich selber dafür, dass sie ihm noch mehr Schmerzen zufügte, wo sie ihn doch liebte. Trotz der traurigen Gedanken an Harry, spürte sie das Verlangen Draco wieder zu sehen, kein körperliches Verlangen, einfach den Wunsch ihn zu sehen, mit ihm zu reden, besonders jetzt, da er ihr einen so süßen Brief geschrieben hatte. Liebe Hermine, Gryffindor meiner Träume, schon allein die Liebe eines Slytherin zu einer Gryffindor ist übernatürlich – beachte, ich meine nicht, unnatürlich oder gar abartig – auch wenn sie in meiner Familie scheinbar nicht einzigartig ist, näheres dazu, falls du die übernatürliche Bitte in diesem Brief eines Slytherins erfüllst. Mir ist bewusst, dass du dich melden wolltest, doch es drängt mich, dir das Folgende zu schreiben. Denn obwohl es der Natur eines Mannes, erst recht der eines Slytherins, sprich in jeglicher Hinsicht meinem Wesen, widerspricht einer Frau hinterher zu laufen, schreibe ich dir diese Zeilen, da ich es nicht mehr ohne dich aushalte. Ich muss dich sehen, Hermine. Ich weiß, dass du Zeit brauchst und ich kann verstehen, dass du Abstand wahren möchtest, und so kann ich lediglich hoffen, dass wenigstens ein kleiner Teil deiner selbst, denselben Wunsch wie ich verspürt. Weiter hoffe ich, dass du diesem Teil nachgibst. Melde dich bald, dein dich vermissender Slytherin Draco Es war nicht nur die Tatsache, dass er seine Briefe wirklich unterzeichnete – früher, als er sich nicht zu ihr bekannt, ihre Affäre geheim gehalten hatte, hatte es nicht mal seine Initialen unter seinen einzeiligen Mitteilungen gegeben aus Selbstschutz -, viel mehr die Art wie er schrieb faszinierte sie. Dieser Brief glich in gewisser Weise einem Liebesbrief, zumindest dem eines Slytherins, und irgendwie spürte sie, dass es der erste war, den er jemals geschrieben hatte. Nicht nur dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, auch das Wissen um die Mühe, die es ihn gekostet haben musste, diese Worte zu verfassen. Sie drückte das Stück Pergament an ihr Herz, ganz vorsichtig, sie wollte es unter keinen Umständen zerknittern, nein, sie gedachte es sicher aufzubewahren. Draco hatte richtig vermutet, trotz ihres Kummers und ihrer Gedanken an Harry, sehnte sich wirklich ein Teil nach ihm und sie hatte nicht lange nachdenken brauchen, um zu entscheiden, dass sie ihn aufsuchen würde. Ihr Vertrauen in Draco ließ sie diesen Entschluss treffen, denn sie wusste, dass er niemals gegen ihren Willen handeln würde, er hatte es in seiner Jugend in Hogwarts schon nicht getan. Außerdem musste er wissen, dass sie zu Zärtlichkeiten, die von Küssen abwichen, noch nicht fähig war und so würde er sie nicht in die Enge treiben. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass ein Slytherin, dieser Slytherin, so mitfühlend, zurückhaltend und in dem Brief beinahe romantisch veranlagt war. Ihre Gefühle für ihn wurden nicht enttäuscht, stattdessen erfuhren sie Bestätigung. Sie würde Harry noch länger vermissen, doch ihre Entscheidung bereute sie nicht, diese nicht. Montagmorgen, Sam war glücklich im Kindergarten am spielen und sie stand vor der Einfahrt des Anwesens der Malfoys. Das große Gittertor war nicht verschlossen, als sie es vorsichtig mit der Hand öffnete. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dies je zu Zeiten von Lucius der Fall gewesen war, vor allem nicht während Voldemorts Lebzeiten, aber es kam ihr gelegen. Wie beim letzten Mal wich sie von dem breiten Pfad ab, der hoch zum Portal führte. Sie betrachtete die Vielfalt des Gartens, als sie ihn durchquerte und über gut gepflegte grüne Wiesen spazierte. Irgendwie kam sie sich vor wie eine Einbrecherin, hoffentlich sah sie niemand, außer Draco. An der gleichen Stelle wie beim letzten Mal, im Schatten eines kleinen Baumes, blieb sie stehen und rief ihn. Letztes Mal war sie zu aufgeregt gewesen, um das Gebäude näher zu betrachten, diesmal ließ sie sich Zeit dazu. Die Bauart und die dunklen Steine ließen vermuten, dass es mehrere Jahrhunderte alt war. Hatte Draco nicht auch irgendwann in seiner Arroganz und seinem Reinblütertun erzählt, dass er seine Blutlinie Jahrhunderte, bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen konnte?! Vermutlich war das Haus nur wenig jünger. Die Fenster, aus Ebenholz, waren groß, auch wenn es in manchen Teilen des Hauses derer nicht viele gab. Seltsamerweise war es Hermine nicht möglich ins Innere des Gebäudes zu blicken, es musste ein Zauber auf dem Glas liegen. Mit drei Stockwerken wirkte das Haus zugleich robust und auf eine dunkle Weise elegant, auch wenn sie aus ihrer Position nur den Blick auf eine Seite werfen konnte. Die Zeit, bis Draco um die Ecke bog, verging diesmal viel schneller. Er lächelte sie an, als er mit großen Schritten auf sie zu kam. Die schwarze Jeans stand ihm ausgezeichnet, während das marineblaune Shirt das Blau seiner Augen gegenüber dem Silberton hervorhob. Sie brauchte keine Gewissheit mehr, dennoch wanderte ihr Blick automatisch zu der dünnen, silbernen Kette, die sie ihm einst geschenkt hatte. Seine Haare wirkten strubbeliger als sonst, so als hätte er bis vor kurzem noch im Bett gelegen. Man kann nicht sagen, dass seine Begrüßung stürmisch war, das hätte seinem Charakter widersprochen, aber es gab auch keinen eher förmlichen Handkuss. Stattdessen schloss er sie in die Arme und blickte ihr tief in die haselnussfarbenen Augen, als würde er sich eine Erlaubnis holen. Ihr Lächeln reichte ihm als Antwort, sodass er sich langsam zu ihr runter beugte und sie zärtlich küsste. Genau wie sein Verhalten war der Kuss weder drängend, noch fordernd, sondern sanft und vorsichtig. Sein Duft erfüllte ihre Nase und seine Wärme umspielte sie. Viel zu schnell beendete er diesen ersten Begrüßungskuss, doch sein Lächeln war so einnehmend, dass sie ihm nicht hätte böse sein können. „Du hast meinen Brief bekommen?“, fragte er unsicher. Sie nickte lächelnd. „Wie hätte ich einem so reizend formulierten Wunsch widerstehen können? Außerdem interessiert mich die Vorliebe deiner Familie für Gryffindors.“, zwinkerte sie. „Wollen wir einen Spaziergang zum See machen?“, schlug er vor und deutete nach rechts. „Ihr habt einen eigenen See?“, hakte sie neugierig nach, während sie bereits die Richtung eingeschlagen hatten. „Er ist nicht so groß, wie der in Hogwarts, aber als kleines Kind habe ich gerne in ihm gebadet. Auf einer kleinen Lichtung in unserem Wald befindet er sich.“, berichtete er, wobei kein Funken der früheren Prahlerei in seiner Stimme zu hören war. Sie nickte lächelnd. „Bist du gerade erst aufgestanden?“, fragte Hermine nach ein paar Minuten. Überrascht blickte er sie an. „Deine Haare stehen ab.“, lachte sie und wuschelte ihm durch die Haare. „Ach so.“, grinste er, „das hat mich also verraten. Vielleicht sollte ich mir doch einen Spiegel im Zimmer aufhängen?“ „Ich mag deine Haare auch so.“, sagte die Brünette und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln und griff nach ihrer Hand. Gut gelaunt schaukelte sie die gefassten Hände leicht hin und her. „Ich bin schon lange nicht mehr hier her gegangen.“, stellte der Blonde tonlos fest. „Es ist so schön hier, meinetwegen können wir öfter hier her gehen.“, gestand die braunhaarige Frau und blickte ihn abwartend an. Sie wollte ihn nicht unter Druck setzen, wo sie doch keine Ahnung hatte, was seine Familie zu so einer Beziehung sagen würde. Deswegen kam sie auch zu der Andeutung seines Briefes zurück. „Du wolltest mir noch erzählen, wie deine Familie zu ehemaligen Gryffindors steht?“ „Weißt du das denn nicht?“, wollte er irritiert wissen. Verwirrt blickte sie ihn an. „“Die Geschichte Hogwarts“ kenne ich in und auswendig, aber über deine Familie weiß ich recht wenig.“, erklärte sie ihm. Er lachte, was ihre Verwirrung nur noch vergrößerte. „Die Ereignisse sind so neu, dass sie noch in keinem Buch stehen werde.“, rechtfertigte er sich, „nein, ich dachte, du wüsstest es vielleicht bereits, weil du doch im Moment bei den Weasleys wohnst, oder?!“ Sie nickte nachdenklich, konnte sich jedoch nicht zusammenreimen, worauf er hinauswollte, und zuckte so ahnungslos mit den Schultern. Deswegen ging er nicht näher auf ihre Unwissenheit ein, wahrscheinlich hatte sie im Moment genug eigene Sorgen, als dass sie alles in ihrem Umfeld wahrnahm. „Meine Schwester Victoria ist mit William Weasley liiert.“, löste er das Rätsel auf, wobei fast schon ein Funken Freude in seiner Stimme mitschwang. Überrascht blieb sie stehen. Seit wann mochte Draco die Weasleys? Aber noch mehr verwunderte sie die Verbindung der beiden Zaubererfamilien. „Rons ältester Bruder?“, harkte sie ungläubig nach. „Ja, meine Schwester hat mir letztens, als sie mich bat ihrem Wunsch zuzustimmen, dass Bill bei uns einzieht, gestanden, dass die beiden während der Schulzeit wohl schon eine Affäre hatten.“, klärte er die junge Frau auf. „Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“, lächelte Hermine leicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange, „das freut mich für die beiden.“, fügte sie nach einiger Zeit hinzu. Scheinbar war der Hass der Familie gegen die Gryffindors hauptsächlich von Lucius ausgegangen, dann würde ihre Beziehung zu Draco vielleicht doch leichter beginnen können, als sie schon befürchtet hatte. Der See war wunderschön, das Wasser blau wie der Himmel, der zwischen den Tannenspitzen hindurchlugte. Still lag er vor ihnen. Gebannt betrachteten die beiden ihn schweigend, bevor Hermine wie in Trance auf ihn zu ging. Sie setzte sich ans Ufer und plätscherte mit dem Finger in dem kalten Wasser. Etwas erinnerte dieser See sie an den See, den sie auf der Red Star Farm hatten, wobei der im Vergleich zu diesem die Bezeichnung Teich eher verdiente. „Ihr züchtet dort doch keine gefährlichen Tiere oder Pflanzen drin, oder?“, verlangte Hermine vorsichtig zu wissen. Draco schüttelte den Kopf. „Gut.“, war Hermines kurze Erwiderung, bevor sie ihre Ballerinas auszog und ihre nackten Füße in das angenehm kalte Wasser streckte. Sie schloss die Augen und spürte nur, wie Draco sich neben ihr nieder auf dem moosigen Boden ließ und es ihr nachtat. Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Ein paar Minuten saßen sie einfach nur da, aneinander gelehnt und genossen die Ruhe und die Nähe des anderen. „Ich möchte dir etwas schenken.“, lockte er sie schließlich mit leiser Stimme aus den Gedanken. Überrascht öffnete sie ihre braunen Augen und blickte ihn abschätzend an. „Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, dich noch besser kennen lernen. Aber ich weiß nicht, ob du schon bereit dazu bist.“, abwartend schaute sie ihm ins Gesicht und forderte ihn stumm dazu auf, fortzufahren, „was hältst du davon ein paar Tage mit mir zu verreisen?“ Völlig aus dem Konzept gerissen starrte sie ihn an, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ein kleines Geschenk, vielleicht ein Buch oder Schmuck, aber eine Reise? „Was sagst du?“, fragte er hoffnungsvoll, bevor er schnell hinzufügte, „du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden.“ Sie nickte langsam und ihr Blick fuhr über den ruhigen See. „Du könntest dich etwas erholen, irgendwo an einem ruhigen Ort, all deine Sorgen hinter dir lassen. Nur wir beide.“, fuhr er fort, während seine Worte vor seinem inneren Auge bereits Gestalt annahmen. „Und was ist mit Sam?“, riss ihn ihre direkte Frage aus seinen Träumen. „Du kannst sie doch sicher bei Harry lassen.“, vermutete Draco. Sie nickte zustimmend. „Und dein Job? Du musst doch sicher trainieren?“, wollte sie einen Augenblick später wissen. „Wir haben zwei Wochen Trainingspause, da im Augenblick sowieso Sommerpause ist.“, grinste er sie an, „aber was ist mit deiner Arbeit?“, fragte er erschreckt, daran hatte er gar nicht gedacht. „Ich hab gekündigt.“, lautete ihre simple Antwort. Erstaunt blickte er sie an, das hatte er nicht gewusst. „Es war mir einfach alles zu viel und ich wollte mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen.“, rechtfertigte Hermine ihre Entscheidung achselzuckend. Diesmal nickte Draco. „Ich werde drüber nachdenken und Harry fragen, ob er Zeit hat für Sam.“, erklärte sie und damit war das Thema für den Tag abgeschlossen. Heute würde sie mit Draco verreisen. Sie hatte sich dazu entschlossen, doch er hatte ihr nicht verraten, wo es hingehen würde. Aber ihr Herz hämmerte nicht deswegen so wild und schmerzhaft gegen ihren Brustkorb. Mit Sam an der Hand stand sie vor der Tür ihres ehemaligen Zuhauses auf der Red Star Farm. Sie versuchte sich zusammenzureißen, nächtelang hatte sie ihren Entschluss überdacht, hatte alles geplant, doch sie merkte bereits jetzt, dass man für die wahren Prüfungen des Lebens nicht wie für Schulabfragen lernen konnte, man war nie perfekt vorbereitet. Die Tür öffnete sich und Harry blickte ihnen entgegen. Er war dünner als früher, doch seine Haut war nicht mehr so blass und fahl wie beim letzten Mal, wie sie erleichtert feststellte. „Daddy.“, begrüßte Sam ihn freudig und sprang ihm auf den Arm. Harry strahlte seine Tochter an, wenn das Strahlen seine Augen auch nicht erreichte, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, worauf auch sie ihr kleines Mündchen auf seine Wange drückte. „Ich hab dich lieb.“, lächelte sie ihn an, bevor sie runter gelassen werden wollte und ins Haus stürmte. Hermine wusste, dass ihre Tochter ein paar Minuten lang alleine zurecht kommen würde, deswegen bat sie Harry um einen kurzen Gang über das Grundstück. Er stimmte ihr zu, gespannt, was sie ihm zu sagen hatte. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“, durchbrach Hermines zitternde Stimme nach vielen Metern des Schweigens die Stille. Ihre plötzliche Verletzlichkeit, ihre Angst ließen all seine Träume und Gedanken zerplatzen. Was war los mit ihr? „Es tut mir so leid.“, ihre Augen waren bereits jetzt nass, auch wenn sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Es war nie meine Absicht... ich wusste nicht weiter... nie wollte ich dir wehtun...“, sie schluchzte, „ich wollte es dir...immmmmer irgendwann erzählen, irgendwann....“ Tränen rannen ihre Wangen herunter. Er sah ihr traurig direkt in die Augen, während tief in seinem Inneren etwas zu verstehen begann. Hold me in your arms and never let me go hold me in your arms cause I need you so. I can see it in your eyes there is something, something you want not tell me I can see it in your eyes there is something that you hide from me. „Es dir vorzuenthalten... ich habe es verdient, ja, du musst mich hassen... hassen... glaub mir... ich hasse mich ja schon selber.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, versuchte die Spuren der Tränen zu verwischen. „Irgendwann.... immer habe ich es, es vor mir hergeschoben... ich hatte Angst... schreckliche Angst... du bist mutig, du kennst keine Angst... doch ich... ich habe es nicht verdient eine Gryffindor zu sein... ich sollte nach Slytherin... Slytherin...“, nun fing sie vollends an zu weinen, sie hörte gar nicht wieder auf, war nicht in der Lage auch nur ein Wort noch hervor zu bringen. Verschreckt blieb Harry neben ihr stehen und griff nach ihren eiskalten Händen, sie zitterte und ihre braunen Augen wirkten verschwommen und unklar hinter den Tränen. „Ich könnte dich nie hassen, Hermine.“, flüsterte er, er wirkte entschlossen und doch zu gleich verletzt, während er ihr tief in die Augen sah. Sie schluchzte laut auf und ihr Körper schüttelte sich, während sie widerstrebend nickte. „Doch du wirst... ich habe es verdient... ich bin hinterhältig... egoistisch... ängstlich.. habe deinen Hass verdient... wirklich verdient... hass mich... ich habe dich hintergangen, betrogen... ich bin es nicht wert von dir geliebt zu werden, Harry, hatte es nie... verschwende deine Liebe nicht an, an, an miiiiiich.“, sie heulte und ihre Nase lief. Sie wühlte in ihren Taschen nach Taschentüchern, doch natürlich waren keine zu finden. Tränen rannen ihr in Bächen über das Gesicht und sie spürte bereits wie das Salz in ihren Poren brannte, wie bald ihr ganzes Gesicht brennen würde. Jede Faser ihres Körpers schmerzte, doch sie missachtete es. Lächelnd hielt Harry ihr ein Taschentuch hin. Dankbar nahm sie es ihm ab, von einem noch heftigeren Schaudern geschüttelt. Nicht nur äußerlich war ihr trotz des schönen Sommertages eiskalt. Sie litt jede Sekunde, jede Sekunde, die er noch leiden würde. Sie spürte den Schmerz, den er gleich empfinden würde. Doch sie musste es ihm jetzt sagen, sie hatte schon viel zu lange gewartet, genauer gesagt drei Jahre zu lang. Drei Jahre voller Lügen, Lügen für einen Mann, den sie über alles geliebt hatte, und noch immer liebte. Und nicht nur ihm hatte sie Glück vorenthalten. „Bitte, tröste mich nicht...“, schluchzte sie, als er ihre Schulter tröstend berührte, „ich habe es nicht verdient... habe dich belogen... betrogen... du hättest die Wahrheit verdient... Glück... mehr als jeder andere.... doch ich...“, sie brach ab, nicht fähig ihre Schmerzen in Worte zu fassen. „Mach dir nicht einen solchen Kopf, Hermine, ich werde damit leben können, dass du in Hogwarts eine Affäre mit ... Draco Malfoy,“ wie schwer es ihm noch immer fiel diesen Namen auszusprechen, doch er riss sich zusammen, „hattest und ihn heute liebst. Ich werde es überleben. Du kannst doch für deine Gefühle nichts, das habe ich mittlerweile verstanden.“ Auch in seinen Augen standen Tränen und allein sein tapferer Anblick zerriss Hermine. „Ich bin nicht so gut, wie du glaubst... nein, bin ich nicht... ich wollte das nicht... nie... doch es war... es bot... nein, ich wusste nicht weiter... eine hilflose Mutter... gibt keine Ausrede... meine Schuld... Leben zerstört...“, schluchzte sie vor sich hin, während sich bereits ein nasser Flecken auf ihrem Oberteil abzeichnete, „das meine ich nicht... da ist noch was... noch was... Schlimmeres.“, sie schrie beinahe auf und starrte mit leeren Augen in den Himmel. Harry wagte es nicht ihren bebenden Körper anzufassen. Ihre Worte nahmen langsam Gestalt an, eine Gestalt, die schon seit Monaten schemenhaft in seinem Kopf herumgeisterte, die er jedoch immer wieder zurück in den Nebel geschickt hatte. Eine kalte Hand legte sich langsam um sein Herz und er wich vorsichtig zurück, er wollte es immer noch nicht hören und schüttelte den Kopf. Die Leere in ihren Augen zerfraß sie, er konnte es erkennen, doch er war nicht mehr in der Lage sie zu trösten, seine Abwehrhaltung forderte seine ganze Kraft. „Geh nicht... ich muss es dir sagen... jetzt... ich kann nicht mehr... du hast ein Reeeeecht es zu wisssssen.... aber glaub mir... ich hhhhabe diiich geliebbbbt... wirklich... gggggeliebbbbbt....“, stotterte sie weinend. Ihr Herz pochte schneller denn je, als wollte es zum letzten Sprint ansetzen, bevor es zersplitterte. Ihr Puls hämmerte in ihrem Kopf. Ihre Eingeweide schienen zu vereisen und das Eis schnitt durch ihre Haut. Ihr Magen schien sich zu einem Tischtennisballgroßen Etwas zusammenzuziehen. Ihre Knie drohten nachzugeben. Ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen, während die Angst in ihr immer größer wurde, sie zu überlaufen drohte, doch sie kämpfte mit aller übrig gebliebenen Kraft dagegen an. Diese Kraft hielt sie trotz der seelischen und körperlichen Schmerzen, die sie von Innen zerfetzten, aufrecht, diese Kraft ließ sie seinen Blick suchen und führte sie hinter ihm her, während er versuchte sich zurückzuziehen. Angst und Verzweiflung standen in seinen Augen, sie vergrößerten ihren Schmerz und ihre Angst, doch sie musste es ihm sagen. Ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen. Ihre Nasenflügel bebten. Ihre ganzer Körper zitterte ununterbrochen. Drei Jahre lang hatte sie diesen Moment hinausgezögert, diesen Moment, der sie nun zerstören würde. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte der Prozess des Zugrundegehens bereits begonnen, ihr Körper wusste es. Alles würde vernichtet werden, ihr Körper versuchte sie davon abzuhalten ihm den Todesstoß zu versetzen, doch ihre Seele war stärker. Ihre Seele, die in all den Jahren so sehr gelitten hatte, dadurch dass sie alles in sich hineingefressen hatte, dadurch dass sie ihn auf eine gewisse Art betrogen, belogen hatte. „Sam.... Sam... meine Tochter... sie, sie ist nicht...“, begann sie zögernd. „Sei ruhig.“, schrie er sie plötzlich an. Erstaunt verharrte sie. „Sie ist nicht deine Tochter.“, rutschten die Worte aus ihrem Mund und standen wie eine Wand zwischen ihnen, eine Wand, die sie nie mehr würde nieder reißen können. Obwohl er es geahnt hatte, gefühlt hatte, trafen die Worte ihn wie Peitschenschläge, wie brennende Blitze auf seiner nackten Haut. Unbewusst sackte er zusammen, fiel auf den Boden und stumm überschwammen seine Augen und Tränen gossen sich über sein Gesicht. Alles brach aus ihm heraus. Er schrie den Schrei, den sie nicht zustande gebracht hatte. Seine Seele ging parallel mit seinem Körper in die Knie, beide nicht mehr fähig aufrecht zu stehen, beide bis ins Mark verletzt. Sie sackte zwei Meter von ihm entfernt zu Boden und still weinten sie beide. „Sie wird immer deine Tochter sein... sie liebt dich... du bist ihr Vater... nur nicht ihr leiblicher... sie liebt dich... du liebst sie... nichts zählt mehr... ich wollte das nicht... hass mich... ich habe es verdient... hass mich... aber nicht sie, sie kann da nichts für... lass sie es nicht merken... nicht Sam... bitte... nicht Sam... liebt dich ... liebt dich... dich.“, flehte sie ihn an. Schmerz und Wut mischten sich in seinen Augen, doch seine Worte waren ganz ruhig: „Nein, Sam ist unschuldig.“ Sie nickte dankbar und fiel komplett zu Boden. Sein Herz blutete, er spürte es. Sein Leben auseinander gerissen, seine Erinnerungen lauter Lügen. Seine Welt am Boden zerstört. Seine Gefühle von ihr mit Stiefeln getreten. Sein Herz versteinert, zersplittert, die Narben würden nie verheilen, falls man es jemals wieder zusammensetzen würde. Seine Träume verbrannt. Alles in nur wenigen Wochen untergegangen. Nach der Trennung hatte er gedacht, nichts könnte schlimmer sein, nichts mehr weh tun. Aber nun belehrte ihn das Leben eines Besseren. Ihm wurde schwarz vor Augen, sein Körper versagte, nicht fähig mit solchem psychischen Schmerz umzugehen. Doch wo er sie nur wenige Meter vor sich am Boden liegen sah, die Frau, die er in seinem Leben über alles in der Welt geliebt hatte, die Frau, die Schuld an all dem war, so konnte er doch keinen Hass für sie empfinden. „Ich hasse dich nicht...“, flüsterte er, während seine Hände unbewusst in der Erde wühlten, Halt in diesem blauen Planenten suchten, indem seine Anker ihn nicht mehr hielten. Langsam hob sie den Kopf. Ihr Gesicht war rot und angeschwollen, ihre Schminke verwischt, noch immer fluteten Tränen ihre Augen, die bereits rot unterlaufen waren, da die Adern geplatzt waren. „Aber ich habe es verdient...“, erklang ihre dünne, zitternde Stimme, die er kaum noch erkannte. Sie sah, dass er zitterte, dass er litt, unbegrenzte Schmerzen durchlitt. Nagelstiche plagten ihren Körper bei seinem Anblick, alles brannte. Er schüttelte nur wortlos den Kopf und sie verstand, dass er jetzt nicht über seine Beweggründe reden konnte. „Weiß er“, sein Name war jetzt zu viel, das hätte er nicht ertragen, „weiß er es?“, auch die Tatsache selbst konnte er noch nicht aussprechen, es würde Zeit vergehen müssen, auch wenn Zeit nicht in der Lage war diese Wunden zu heilen. „Nein.“, sie schüttelte energisch den Kopf, als wenn auch sie nicht mehr die Kraft hätte ihre Lebenslüge beim Namen zu nennen. „Erzähl es ihm, erzähl ihm von seiner Tochter, die ihm und nicht mir so ähnlich sieht.“, seine Stimme bebte, jedes Wort war untermalt von Schmerz, jede Geste verzehrt. Sie nickte, unfassbar, wozu dieser Mann fähig war. „Ich habe deine Liebe nicht verdient, nicht einmal deinen Nicht-Hass.“, flüsterte sie und erhob sich langsam, „nie ist mir ein Mensch wie du begegnet... Ein Mensch mit einem unendlich großen Herz, so selbstlos und warmherzig, nahezu vollkommen... und ich habe dich verletzt... verzeih mir, verzeih mir, verzeih mir...“, damit war sie verschwunden. Epilog folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)