Ein Neuer Anfang von -Shiroi- ================================================================================ Ein neuer Anfang Die Story spielt nach Escaflowne und es kann auch sein, dass sie an einigen Punkten nicht so ganz logisch erscheint. Trotzdem hoffe ich, ihr nehmt mir blöde Formulierungen oder Rechtschreibfehler nicht so krumm * fleh * Noch etwas: Nazu bin in dieser Fanfic nicht ich!. Ein Jahr war vergangen seit Hitomi Gaja verlassen hatte. Yukari war mit Amano zusammengekommen und schwebte auf Wolke sieben. Sie war die einzige mit der Hitomi über ihre Erlebnisse und über Van gesprochen hatte und die ihr glaubte. Hitomi ging wieder den alltäglichen Pflichten nach: Schule, Hausarbeit und was sonst noch so anfiel. Aber es hatte sich auch viel geändert. Hitomi legte keine Tarotkarten mehr und war nicht mehr so offen wie vor ihrer langen Reise. Sie sprach kaum mehr ein Wort mit den Menschen und verschanzte sich oft in ihrem Zimmer. Sie fühlte sich in ihrer Welt nicht mehr Zuhause und kam sich völlig fehl am Platz vor. Sie vermisste ihre Freunde auf Gaja und vor allem Van. Er fehlte ihr sehr, obwohl er sie in ihren Gedanken oft besuchte. Aber sie wünschte sich in seinen Armen zu liegen und zu wissen: Er war wirklich da. Sie lag oft auf ihrem Bett und weinte deswegen. Manchmal stand sie an ihrem Fenster mitten in der Nacht und sah hinauf zum Mond. Und nicht selten entfuhr ihr der Schrei: "Van wo bist du nur?" Wenn Menschen auf der Straße waren blickten diese verwundert nach oben oder schüttelten den Kopf. Aber das war Hitomi egal. Eines Tages als sie nachts wieder am Fenster stand, fiel eine Feder vom Himmel, genau auf die Fensterbank von Hitomi's Zimmer. Sie wusste sofort das sie nur von Van sein konnte. Sie schaute in den Himmel. Plötzlich erstrahlte ein helles Licht in der Nähe des Sportplatzes. Genau an der Stelle an der sie das erste Mal nach Gaja gereist war. Für Hitomi war sofort alles geregelt. Sie stopfte schnell ein paar Sachen in eine Tasche, rannte hinunter und lief mit den Worten: "Van, ich komme!" dem Licht entgegen. Auf halben Weg kam Yukari ihr entgegen. Sie lief mit Hitomi zu der Stelle und meinte mit Tränen in den Augen: "Bitte vergiss mich nicht." Hitomi umarmte sie ein letztes Mal und lief dann in das Licht. Sie wünschte sich ganz fest: "Bitte bring mich zu Van." Das Mädchen landete sanft auf den Füßen. Als sie sich umsah traute sie ihren Augen nicht. Sie war im Innenhof des Palastes von Fanelia. Fanelia war wieder aufgebaut worden und schöner als je zuvor. Hitomi lief so schnell sie konnte dem Palasteingang entgegen. Plötzlich versperrte ihr etwas den Weg. Es war Merle. Sie war etwas gewachsen, aber sonst sah sie aus wie immer. Sie schaute wütend drein. Doch dann hielt sie auf einmal inne und fiel Hitomi um den Hals. "Wie schön das du wieder da bist. Du solltest am besten gleich zu Van gehen. Er ist nicht mehr derselbe seit du weg bist." Hitomi nickte. "Wo ist er denn?" Merle zeigte auf eine Tür am Ende eines langen Ganges. Hitomi rannte den Gang entlang und öffnete langsam die Tür. Van hatte sie anscheinend nicht bemerkt. Er stand an einem Fenster und schaute hinaus. Hitomi hörte ein leises Schluchzen von ihm. Er hatte sich nicht im geringsten verändert. Er trug sein rotes Hemd und die Hose die er schon bei ihren Abenteuern anhatte. Hitomi ging leise zu ihm hin und hielt ihm mit beiden Händen die Augen zu. "Merle lass mich in Ruhe." Er wollte sich befreien. Hitomi lächelte. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Van hielt inne und erstarrte. "H.. Hitomi?", fragte er leise. Sie nahm ihre Hände von seinen Augen. Van drehte sich langsam um. Er war bleich und man sah ihm an, dass er lange geweint hatte. Van stand nur da und sah Hitomi an. Er konnte es noch immer nicht glauben, dass er wirklich seine Hitomi vor sich hatte. Hitomi fiel ihm überglücklich um den Hals. "Ich...ich bin so froh, dass ich wieder bei dir bin.", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. Er strich ihr zärtlich übers Haar. Dann schob er sie ein wenig von sich weg und sah ihr in die Augen. "Wie bist du eigentlich hierher gekommen, ohne deinen Anhänger?" Er deutete auf die Kette die er um den Hals trug. Hitomi hatte ihm den Anhänger ihrer Großmutter kurz bevor sie zurückging gegeben. "Ich habe mir einfach nur ganz fest gewünscht bei dir zu sein und plötzlich ist an genau derselben Stelle an der ich mit dir das erste Mal hierher gekommen bin, dieses Licht erschienen und das hier ist vom Himmel gefallen." Hitomi zog die Feder die sie eingesteckt hatte aus der Tasche und zeigte sie Van. Er nahm sie in die Hand und begutachtete sie. "Ja die ist von mir, aber wie ist das möglich? Ich habe meine Fähigkeit kein einziges Mal mehr eingesetzt." "Ist doch egal, Hauptsache ich bin wieder hier und dieses Mal bleibe ich bei dir." Van schaute sie überrascht an. "Uns was ist mit deiner Familie und deinen Freunden?" Hitomi schaute ihm in die Augen. "Die sind hier. Seit ich wieder in meiner Welt war habe ich mich nicht mehr Zuhause gefühlt. Mir kam alles so fremd vor und ich hatte das Gefühl, dass ich woanders hingehöre. Van, du bist der einzige den ich brauche. Und Freunde habe ich auch hier.", sagte sie und schmiegte sich eng an ihn. Dann sahen sie sich lange ihn die Augen. Van zog Hitomi am Kinn langsam zu sich und küsste sie zärtlich. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er schaute Hitomi lange an. Dann lief er rot an und schluckte. Hitomi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Van was ist denn los?" "Dass du für immer hier bleiben willst heißt das etwa auch, dass du.... dass du meine...." Hitomi erriet was er versuchte zu sagen und nickte. Als sie später nach draußen gingen begegneten sie Merle. Van grinste sie an. Merle rieb sich die Augen, schaute Van an und rieb sich wieder die Augen. "Seh ich richtig oder ist das eine Fata Morgana?" "Was denn?", fragte Van. "Du lachst!" Van's grinsen wurde noch breiter. Hitomi konnte sich nicht vorstellen was da dran so ungewöhnlich war. "Ähm, Merle was gibt es da dran denn auszusetzen?" "Gar nichts, im Gegenteil. Es ist nur... Er hat nicht mehr gelacht seit du Gaja verlassen hast." "Das stimmt. Aber zum Glück hab ich jetzt wieder viele Gründe zum lachen." Van zog Hitomi näher zu sich. Merle schaute ihn schief an. "Also mir fällt nur Hitomi ein.", sagte sie dann. Van und Hitomi grinsten sich an. "Könnte mir mal einer von euch sagen was los ist?" Van holte tief Luft. Dann sagte er: "Also erstens bleibt Hitomi für immer hier und zweitens wird sie..." Er brach ab. Hitomi schaute ihn an. Van war wieder rot geworden. "Und zweitens werden wir heiraten.", beendete Hitomi den Satz. Merle's Miene veränderte sich schlagartig. Sie schluckte und rannte weg. Van wollte ihr nachrennen um sie zu beruhigen, aber Hitomi hielt ihn zurück. "Lass sie. Glaub mir es ist besser wenn du sie erst einmal in Ruhe lässt." "Ja du hast sicher Recht.", meinte Van nachdenklich und sah seiner Kindheitsfreundin nach. Die Nachricht, dass Hitomi wieder da war und, dass sie und Van heiraten wollten verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Fanelia. Merle war nach ein paar Tagen zu ihnen gekommen und hatte gesagt, dass sie Van's Entscheidung akzeptieren müsse und dass sie überreagiert hätte. Sie versuchte wie immer zu sein, was ihr aber nicht so ganz gelang. Erst als Hitomi ihr klar machte, dass sie ihn als Freund nicht verlieren würde, beruhigte sie sich. Es kamen viele alte Freunde zu Besuch um dem zukünftigen Königspaar zu gratulieren. Hitomi selbst bereute ihre Entscheidung nicht im geringsten. Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Van hatte endlich wieder Farbe im Gesicht und er lachte wieder viel und gerne, was Merle sehr freute. Sie machten alle drei viele Ausflüge und übernachteten oft mitten im Wald. Einmal versuchte Merle Hitomi damit aufzuziehen, dass sie früher im Schlaf andauernd: "Allen, hilf mir Allen" gerufen hatte. Aber Hitomi sagte dazu nur: "Dann muss ich ja in Zukunft, Van, hilf mir Van rufen." Sie und Van lachten darüber und Merle zog ihr übliches Schmollgesicht auf und legte sich etwas abseits von ihnen ins Gras. Die Hochzeit von Van und Hitomi wurde mit einem großen mehrtägigen Fest gefeiert zu dem anscheinend ganz Gaja zu kommen schien. Kurz vor dem Fest stand Hitomi in ihrem Zimmer. "Na toll. Gleich soll ich heiraten und mein Kleid schnürrt mir fast die Luft ab!" Sie lief nervös hin und her. Dann klopfte es. Milerna kam herein. "Warum fluchst du so? Was ist denn los?" Hitomi lief zu ihr. "Gott sei Dank. Bitte, hilf mir mal. Das Kleid drückt mir die Luft ab." Milerna lachte und band das Kleid etwas weiter. Ein paar Zimmer weiter schritt Van nervös auf und ab. Er hatte einen schwarzen Anzug an und kam sich ziemlich blöd darin vor. Er hatte sonst ja fast nie etwas anderes, als sein rotes Hemd und seine beige Hose dazu an. Dann kam Allen herein. "Es ist alles fertig. Geh bitte zum Altar.", sagte er und ging wieder. Van's Herz schlug schneller. Gleich würde er seine geliebte Hitomi heiraten. Sie würde für immer bei ihm bleiben und ihn nie wieder verlassen. Van schluckte und ging hinaus. Etwas später. Van stand unruhig vor dem Altar und wartete. Dann fing die Kapelle an zu spielen. Der junge König sah nervös nach vorne. Hitomi trat aus dem Palast. Sie ging langsam den Teppich entlang auf Van zu. "Sie sieht wunderschön aus.", dachte er. Als Hitomi bei ihm war drehten sie sich zu dem Priester um. "Wir sind heute zusammen gekommen, weil seine Majestät Van Fanel und Hitomi Kanzaki den Bund der Ehe eingehen wollen....." Einige Wochen nach dem großen Ereignis ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Aber etwas war dennoch anders. Merle hatte einen Artgenossen kennengelernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Sie ließ sich kaum noch blicken und wenn sie gesehen wurde, dann immer in Begleitung. Ganz Fanelia freute sich riesig, dass ihr König wieder ganz der Alte war. Ganz besonders die Zofen und Van's Berater, die seine schlechte Laune zu spüren bekommen hatten. Alles schien wieder in Alltag zzu verfallen. Bis zu jenem Sommer der das Leben von Van und Hitomi komplett verändern sollte. Ein knappes Jahr später irgendwo in Tokio: Natsuko, ein Mädchen, dass von ihrer Familie nur als billige "Putzfrau" angesehen wurde ging im Park spazieren. Dort traf sie Yukari. Yukari hatte ein Buch über die Erlebnisse von Hitomi geschrieben, dass auch in einer 26-teiligen Serie mit dem Namen "Visions of Escaflowne" verfilmt worden war. (Was für ein Zufall... -.-) Natsuko fiel als erstes nicht auf an wem sie vorbeigegangen war. Aber dann fiel ihr es wie Schuppen von den Augen. "Bist du Yukari?" "Ja, was kann ich für dich tun?" "Ich habe mit großer Begeisterung dein Buch gelesen und die Serie gesehen. Ich habe ein bisschen nachrecherchiert und herausgefunden, dass es Hitomi wirklich gegeben hat und dass sie vor einem Jahr verschwunden ist." Yukari schaute sie verblüfft an. "Ja das stimmt. Aber was soll das mit mir zu tun haben?" "Nun du warst eng mit Hitomi befreundet und es wurde in den letzten drei Jahren über ein gleißendes Licht, dass zwei Mal an der gleichen Stelle aufgetaucht ist berichtet. Dieses Licht hat Hitomi nach Gaja gebracht, stimmt's?" Yukari setzte sich auf eine Parkbank. "Ja es war so, aber warum willst du das wissen?" "Ach nur so. Mich interessiert es einfach. Du hast in deinem Buch so berichtet, als wäre alles so geschehen. Und ich, ich habe etwas das vom Himmel gefallen ist aufgefangen und war sehr überrascht." Nazu zog etwas aus ihrer Tasche. Es war eine leuchtend weiße Feder. Yukari untersuchte sie und schaute auf einmal ganz erschrocken. "Es ist eine Feder von Van stimmt's? Ich kenne kein einziges Tier, dass solche Federn hat und außerdem war überhaupt kein Vogel oder so was in der Nähe als diese Feder vom Himmel gefallen ist." Yukari schaute das Mädchen verblüfft an. Sie hatte ein lang gehütetes Geheimnis aufgedeckt und es würde auch nichts nützen alles abzustreiten. Yukari wusste das und so erzählte sie Nazu was sie wusste. Nazu hörte gespannt zu. Als Yukari erzählte, dass in der Nacht bevor Hitomi verschwand, auch eine Feder vom Himmel gefallen sei, war Nazu klar, dass sie vielleicht eine Chance hatte nach Gaja zu kommen. Sie hoffte nur, dass das auch ohne die Fähigkeiten, die Hitomi besaß ging. Sie wusste nur nicht wie sie das in die Tat umsetzen sollte. "Yukari." "Ja, was ist?" "Ich werde von meiner Familie nicht gerade sehr gut behandelt, eher gesagt nur als Arbeitsmaschine ausgenutzt und deshalb habe ich mir überlegt: Wenn es genau so passiert wie vor einem Jahr habe ich vielleicht eine Chance nach Fanelia zu kommen." Yukari schaute sie entsetzt an. "Aber ich bin sicher, dass du dich irrst. Deine Familie liebt dich." Nazu schüttelte den Kopf und krempelte ihren Arm hoch. Dort waren mehrere Narben zu sehen. "Nennst du das Liebe?" Yukari schaute ihr in die Augen. Sie log nicht, dass sah sie. Sie schluckte. Dann meinte sie: "Na gut. Aber ich will, dass du wenn du Van und Hitomi siehst ihnen etwas gibst." "Ist gut. Aber es gibt ein Problem. Wie kriege ich meine Sachen bis heute Abend aus dem Haus?" "Das überlass mir. Werfe eine Tasche mit deinen Sachen um Sieben Uhr aus deinem Zimmerfenster." "Ja gut. Und ich habe noch eine Bitte an dich. Könntest du mir eine Muntamonika besorgen? Ich habe normalerweise selber eine, aber meine Eltern haben sie mir weggenommen. Als Grund haben sie gesagt, dass sie das Gedudel stören würde" "Ja gut mach ich. Also ich komme jetzt mit zu dir und du zeigst mir dein Zimmerfenster. Und dann treffen wir uns um halb acht auf dem Sportplatz." Gesagt getan. Es verlief soweit alles reibungslos und sie waren zur verabredeten Zeit auf dem Sportplatz. Yukari gab Nazu die Muntamonika, ein Foto mit ihr und Hitomi und einen Brief, der an Van adressiert war. "Gib Hitomi das Foto und Van den Brief." Nazu nickte. Sie gingen zusammen jene Treppe hoch, die sie zu dem Tempeleingang wo alles geschehen war brachte. Nazu schaute sich um. Dann ging sie zu einer Stelle und sagte: "Hier müsste es gewesen sein. Ich verspreche dir das ich den beiden die Sachen geben werde." Sie beschloss noch eine Weile zu warten um sich noch einmal umzusehen und sich von ihrer Welt zu verabschieden. Zur gleichen Zeit in Fanelia: Hitomi saß mit Van auf einer Wiese und sah sich den Himmel an. Plötzlich hatte sie eine Vision. Sie sah ein Licht, dann ein Mädchen, dass offenbar vom Mond der Illusionen stammte. "Was ist?" Van sah sie an. "Ich hatte eine Vision. Ein Mädchen, dass aus meiner Welt stammt wird auf Gaja landen." Van sah sie überrascht an. "Und was sollen wir jetzt tun?" Hitomi stand auf. "Hol Escaflowne. Sie landet genau dort wo wir früher gelandet sind." Van nickte und rannte zum Tempel von Fanelia, wo Escaflowne sein Guymilef ruhte. Auf der Erde: Nazu verabschiedete sich von Yukari, stellte sich an eine Stelle und rief: "Oh ihr Mächte von Atlantis, bringt mich nach Gaja!" Dann erstrahlte ein Licht und verschwand mit Nazu wieder. "Viel Glück.", sagte Yukari, dann wandte sie sich ab und ging langsam wieder zurück. Nazu landete im hohen Gras. Sie sah sich um. Plötzlich flog etwas auf sie zu. Sie kniff die Augen zusammen um etwas erkennen zu können. Erst glaubte sie es sei ein Drache aber dann erkannte sie das zwei Gestalten auf ihm ritten. "Das kann nur Escaflowne sein." Als Escaflowne landete und Van und Hitomi abstiegen, lief Nazu ihnen entgegen. "Ein Glück, dass ihr da seid. Ich dachte schon ich müsste nach Fanelia laufen!" Dann brach sie zusammen. Van konnte sie gerade noch auffangen. "Woher weiß sie von Fanelia? Und sie schien uns zu kennen.", sagte Hitomi verwundert. Van zuckte mit den Schultern. "Am besten bringen wir sie erst einmal zu uns." Hitomi nickte. Als Nazu am nächsten Tag zu sich kam wusste sie nicht wo sie war. Sie setzte sich langsam auf und sah sich um. Sie war in einem kleinen Zimmer. Ein Fenster stand offen. Plötzlich ging eine Tür auf. Van und Hitomi kamen herein. "Guten Morgen.", begrüßte Hitomi sie. Nazu rieb sich die Augen. "Bist du wirklich Hitomi? Hitomi Kanzaki?" "Nein nicht ganz. Hitomi Fanel." Nazu war baff. "Ihr, ihr habt geheiratet?" Hitomi nickte. "Ich hab dich erst nicht erkannt, Hitomi. In der Serie sind deine Haare etwas kürzer." Nazu schaute zu Van. "Und du bist Van. Dich kann man nicht verwechseln. Rotes Hemd, beige Hose und kurze dunkle Haare." Van schaute sie perplex an. "Woher kennst du mich? Ich habe dich noch nie gesehen." "Also, ich kenne euch aus dem Buch und der Serie von Yukari." Hitomi wurde blass. "Du kennst Yukari? Und welche Serie?" Nazu erzählte ihnen alles und stellte sich vor. Als sie geendet hatte stand sie auf und ging zu ihrer Tasche die in einer Ecke stand. Sie holte ein paar Sachen heraus. "Hitomi, das soll ich dir von Yukari geben." Sie reichte ihr das Foto. Hitomi sagte gar nichts mehr. "Und das hier gehört dir, Van." Sie zog die Feder aus ihrer Tasche und gab sie Van. "Wie ist das möglich? Wo hast du die her?" "Sie ist eines Tages vom Himmel gefallen." Dann reichte sie ihm den Brief. "Der ist von Yukari." Van schaute zu Hitomi. "Aber ich kenne sie doch nur vom sehen her und das ist schon über zwei Jahre her." Dann öffnete er den Brief. "Lies ihn bitte vor.", bat Hitomi. Van nickte und begann zu lesen: Lieber Van, Ich weiß nicht ob du dich noch an mich erinnern kannst. Ich habe zwei Bitten an dich. Zum ersten wollte ich dich bitten Nazu bei euch aufzunehmen, ihre Eltern haben sie sehr schlecht behandelt und ich denke sie ist bei euch besser aufgehoben als bei ihrer Familie. Und zum zweiten wollte ich dich bitten, was auch immer passiert, pass gut auf Hitomi auf. Ich weiß es zwar nicht genau, aber ich denke ihr habt inzwischen geheiratet und dazu wünsche ich euch nachträglich alles Gute. Ich hoffe du bist damit einverstanden, dass ich eure Abenteuer als Buch veröffentlicht habe. Und im Geheimen: Alle meine Leser haben am Ende mitgetrauert als Hitomi wieder auf die Erde zurückgekehrt ist. Aber sie wissen ja nicht wie es weiterging. Und wer weiß vielleicht ist sie ja schon stolze Mami. hihihi. Weiterhin alles Gute und alles Glück der Welt wünscht euch Yukari Van war bei den letzten Zeilen knallrot geworden. Dann fing er sich wieder und sagte zu Nazu gewandt: "Also wenn du willst kannst du hier bleiben. Ich habe nichts dagegen. Aber eins würde ich gerne wissen: In wie fern haben dich deine Eltern schlecht behandelt?" Nazu krempelte den Ärmel hoch und sah zu Boden. "Beantwortet das deine Frage?" Van sah entsetzt auf die vielen kleinen Narben. "Wie konnten dir deine Eltern denn so was antun?" Nazu zuckte mit den Schultern. Dann fing sie sich wieder und fragte noch einmal: "Ist das wirklich ernst gemeint? Kann ich wirklich hier bleiben?" "Wenn du wirklich hier bleiben willst." Nazu fiel ihm um den Hals. "Danke." Dann merkte sie das Van ziemlich verdutzt war. Sie ließ von ihm ab und murmelte: "Entschuldigung." "Ach du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Hitomi hatte Van den Brief aus der Hand genommen und ihn noch einmal gelesen. Dann sah sie Van an. "Und wo soll sie wohnen? Wir können sie ja wohl schlecht zu einer Familie in Fanelia schicken." "Also das ist doch kein Problem. Sie bleibt natürlich hier bei uns im Palast.", sagte Van. "Ich werde mich sofort um einen Palastflügel für dich kümmern. Aber so lange der noch nicht fertig ist, müsstest du hier schlafen." "Klar, ich habe vorher in einem noch kleineren Zimmer gelebt. Es macht mir nicht aus." Hitomi wandte sich an Nazu. "Willst du mit mir in den Palastgarten kommen?" "Gerne." Während Van sich um den Palastflügel für Nazu kümmerte ging Hitomi mit ihr in den Palastgarten. Er war auf Wunsch von Hitomi angelegt worden. Sie war gerne im Freien und saß oft Stundenlang auf dem Rasen und blickte in den Himmel. Nazu war begeistert. Alles strahlte in einem hellen grün und überall standen Skulpturen von Engeln. Eine glich sogar Van. "Wegen Van?" Hitomi lächelte und nickte. Plötzlich sprang jemand in schnellen Sätzen auf Hitomi zu. Es war Merle. "Hallo Hitomi!", rief sie. "Hallo Merle. Schön, dass du mal wieder vorbeischaust." "Ich hab letzte Nacht Escaflowne gesehen und wollte fragen was los ist." Dann bemerkte sie Nazu. "Wer ist das?" "Das ist Nazu. Sie wohnt ab jetzt bei Van und mir im Palast. Sie kommt vom Mond der Illusionen.", erklärte Hitomi. Merle machte große Augen. "Wirklich?" Nazu nickte. Dann erzählte Hitomi Merle die Geschichte. Merle fragte Nazu über allerlei Dinge aus. "Hey, hey jetzt ist aber gut, du fragst ihr ja Löcher in den Bauch.", sagte Hitomi mahnend. "Ist schon gut mir macht es nichts aus." Etwas später verabschiedete sich Merle. Hitomi und Nazu plauderten noch eine Weile und gingen schließlich rein. Die nächsten Tage kamen Nazu vor wie ein einziger Traum. Sie musste nicht mehr bei ihren Eltern leben und war auch noch auf Gaja. Einmal sagte sie zu Hitomi: "Zwick mich mal. Ich glaub das alles noch nicht so ganz." Hitomi und sie waren schon in diese wenigen Tagen dicke Freundinnen geworden und auch Van fand dieses Mädchen sehr nett. Einmal saßen alle drei zusammen im Schlossgarten, oder sie alberten einfach nur herum. Van zeigte Nazu sogar Escaflowne. Als Hitomi und Nazu eines Tages wieder in dem Garten saßen und plauderten, sah Hitomi an ihr vorbei und sagte: "Erschrick dich nicht." Nazu schaute verwundert. "Wovor?" Da wurde sie auch schon von jemandem um die Hüfte gepackt und in die Luft gehoben. "Was, wo?" Sie sah sich um. Es war Van. Er lächelte verschmitzt und sagte: "Komm ich zeige dir Fanelia, du hast ja außer dem Tempel noch gar nichts gesehen." Nazu fragte sich einen Moment lang wie er fliegen konnte, aber dann flog ihr eine Feder vor die Nase. Van hatte seine Fähigkeit eingesetzt. Er und sein verstorbener Bruder Folken waren die letzten überlebenden des Drachenvolkes. Seine Flügel schimmerten hell im Sonnenlicht. Auf ihrem Rundflug wurden sie von ganz Fanelia gegrüßt. Als sein Vater sich früher mit seiner Mutter vermählt hatte waren alle dagegen gewesen, weil das Drachenvolk laut einer Legende verflucht war und so war es nicht verwunderlich, dass Die Bürger von Fanelia zuerst auch Van's Fähigkeit skeptisch gegenübergetreten waren, aber er war damals an der Rettung von Gaja mitbeteiligt gewesen und er hatte mit ihnen Fanelia wieder aufgebaut. Seit dem waren sie davon überzeugt, dass die Legende nur Aberglaube war und freuten sich jedes Mal darüber wenn Van mit seinen wunderschönen Flügeln über die Stadt flog. Dann zeigte Van auf ein Haus. "Da wohnt Merle." Er zeigte Nazu allerlei Sehenswürdigkeiten und als sie schließlich zu der lächelnden Hitomi zurückkehrten, bedauerte Nazu, dass der angenehme Flug schon vorbei war. Als Van sie wieder losließ sackten ihre Beine weg. Aber Van hatte das anscheinend schon vorhergesehen und fing sie auf. Hitomi lachte und sagte: "Kannst du mal sehen: Bei dir kriegt jeder weiche Knie." Van lachte ebenfalls und Nazu sagte: "Sehr witzig Hitomi." Aber dann stimmte sie ebenfalls in das Gelächter ein. Als sie sich beruhigt hatten setzten sie sich ins Gras und schauten in den Himmel. Nazu sah verstohlen zu Van. Sie konnte Hitomi sehr gut verstehen. Er war einfach ein Engel und ein bildhübscher noch dazu. Seit Nazu's Ankunft waren zwei Monate vergangen. Sie hatte sich gut eingelebt und verstand sich prächtig mit Hitomi, Van und auch Merle. Auch Allen und Serena hatte sie kennengelernt. Van war Serena gegenüber zwar höflich, aber er behandelte sie sehr kühl. Das lag mit den Ereignissen von damals zusammen. Serena hatte damals von Dornkirk, dem Herrscher von Zaibach eine Gehirnwäsche verpasst bekommen. Van wäre ohne Hitomi, schon ein paar Mal durch sie gestorben und sie war auch dafür verantwortlich gewesen, dass Fanelia zerstört wurde. Das hatte Van ihr bis heute nicht ganz verziehen. Eines Nachts als Nazu nach schlafen noch nicht zu mute war nahm sie ihre Muntamonika und ging in den Garten. Sie spielte ihr Lieblingslied darauf. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um. Es war Hitomi. "Ich hab dich spielen hören. Du spielst gut." "Danke, aber so gut nun auch wieder nicht." Hitomi hatte sich neben sie ins Gras gesetzt. "Schläft Van?" "Ja, ich wollte ihn nicht wecken." Hitomi ließ sich nach hinten fallen. Nach einer Weile sagte sie: "Du hast ihn sehr gern, stimmt's?" Nazu zögerte. Dann sagte sie leise: "Ja, er ist wie ein großer Bruder für mich. Ich hatte nie Geschwister und hab mir immer einen großen Bruder gewünscht." "Soll ich dir mal was sagen?" Nazu sah zu Hitomi. "Was denn?" "Van sieht das genauso. Sein Vater ist sehr früh gestorben und seine Mutter ist auch verschwunden. Vargas ist bei dem Angriff der Zaibacher ums Leben gekommen. Und Folken ist auch tot. Er hat sehr darunter gelitten. Aber seit du da bist hat er sich irgendwie verändert. Er ist viel offener geworden und lacht auch viel mehr. Für ihn bist du nicht mehr wegzudenken und ich könnte mir ein Leben ohne dich auch nicht mehr vorstellen. Er würde dich sogar Merle vorziehen und die kennt er ja seit er klein war." Nazu hatte verblüfft zugehört. Dann sah sie hinauf zu denn Sternen. "Weißt du was Hitomi? Ich hab ihn richtig lieb." "Ich dich doch auch." Hitomi und Nazu drehten sich erschrocken um. Van stand hinter ihnen. Er hatte glasige Augen und sah Nazu an. Nazu konnte nicht anders sie stand auf und umarmte ihn. Hitomi lächelte still für sich. Sie war mindestens genauso glücklich wie Van und Nazu. Er hatte endlich wieder eine Familie und Nazu hatte endlich eine Familie gefunden die sich auch um sie kümmerte. Nazu liefen vor Glück und Rührung ein paar Tränen die Backe herunter. "Hey du musst doch nicht weinen.", sagte Van. Aber seine Stimme zitterte und Nazu merkte, dass auch er weinte. Plötzlich leuchtete der Anhänger von Hitomi. Van hatte ihn ihr wiedergegeben. "Hey, Van sieh mal her, der Anhänger." Nazu und Van sahen zu Hitomi. Nazu fühlte sich auf einmal ganz komisch. Ihre Beine sackten weg. "Was ist denn los?", fragte Hitomi und sah Nazu an. "Ich weiß nicht. Mein Rücken fühlt sich auf einmal so komisch an." Hitomi konnte sich nicht vorstellen was das zu bedeuten hatte. Plötzlich kam von Van ein spitzer Aufschrei. Hitomi drehte sich erschrocken zu ihm um. "Van was hast du?" "Nichts mir geht's gut. Ich weiß aber was hier los ist." Er zog sein rotes Hemd aus und spannte seine Flügel. Hitomi sah ihn immer noch verständnislos an. Van deutete auf seine Flügel und dann auf Nazu. Hitomi verstand immer noch nicht. Aber Nazu ging so langsam ein Licht auf. "Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass ich auch...." Van nickte. "Probieren wie es einfach aus. Wenn nicht kann ich dich ja immer noch auffangen." Er packte Nazu und flog mit ihr gute zwanzig Meter hoch. "So ich lasse dich jetzt los. Du brauchst keine Angst zu haben. Vertrau mir einfach.", sagte er. Nazu nickte. Van ließ sie los und flog blitzschnell an ihr vorbei. Nazu hatte im ersten Moment Angst sie würde mit voller Wucht in Van krachen, aber im nächsten Moment bemerkte sie, dass sie tatsächlich schwebte. Van aber hielt sich die Hände vor die Augen. Nazu achtete erst nicht weiters auf ihn sondern staunte darüber, dass sie auch Flügel hatte und die sahen Van's zum verwechseln ähnlich. Hitomi hatte im ersten Moment erstaunt geguckt, aber dann fing sie plötzlich an zu lachen. Sie hob Van's Hemd auf und warf es nach oben. "Hier fang!" Nazu fing es auf und sah verwundert zu Hitomi. "Was soll ich damit?" "Dann sieh mal an dir herunter!" Hitomi hatte wieder angefangen zu lachen. Nazu sah an sich herunter und bemerkte, dass sie am Oberkörper nackt war. Sie wurde knallrot, hielt sich das Hemd vor die Brust und flog schnell zu ihrem Fenster, dass sie immer offen stehen hatte. "Darum hat Van sich die Augen zugehalten. Oh, man wie peinlich." Sie ging zu ihrem Schrank und suchte ihr Rückenfreies Top. Sie zog es an und flog mit Van's Hemd wieder zurück. Van hatte die Hände immer noch auf den Augen und Hitomi kurierte immer noch ihren Lachkrampf aus. "Van du kannst die Hände wieder von den Augen nehmen.", sagte Nazu kleinlaut. Er blinzelte vorsichtig durch die Finger. Als er merkte, dass Nazu wirklich etwas an hatte nahm er die Hände runter. "Hier, das gehört dir." Nazu gab Van sein Hemd zurück. Van lächelte und musterte Nazu. "Es hat also wirklich geklappt. Bist du auch direkt mit dem fliegen zurecht gekommen?" "Ja, es war ganz leicht. Ich weiß allerdings nicht warum ich auf einmal deine Fähigkeit habe." Auf einmal fiel ihr auf, dass Van blutete. "Hey, Van du blutest an der Backe." Van sah sie überrascht an und wischte sich mit der Hand über die Backe. Und wirklich: an seiner Hand waren Blutspuren. "Komisch, wo soll ich mich den verletzt haben?" Hitomi, die sich inzwischen beruhigt hatte stand auf. "Stellt euch doch bitte mal nebeneinander.", sagte sie. Van und Nazu sahen sie überrascht an, taten aber was ihnen befohlen wurde. "Gut und jetzt umarmt euch bitte noch einmal genauso wie eben." Auch das taten sie. "Und was hatte das jetzt für einen Sinn?", fragten sie Hitomi. "Naja mir ist so eine Idee gekommen und ich schätze, dass ich Recht habe. Also zum ersten, wenn man die Flügel von Nazu mit deinen vergleicht Van, dann fällt mir kein einziger Unterschied auf. Und zum zweiten, nicht nur du blutest Van. Nazu blutet auch und zwar an der rechten Seite ihrer Backe, genau wie du." Die beiden schauten Hitomi immer noch verständnislos an. Hitomi schüttelte den Kopf. "Also, jetzt noch mal im Klartext: Mein Anhänger hat plötzlich aufgeleuchtet, als ihr euch umarmt habt. Nazu hat kurz darauf Flügel und gehört somit zum Teil auch zum Drachenvolk. So wie du Van. Ihr blutet beide an der Stelle an der sich eure Backen berührt haben. Ist das deutlich genug?" Van ging ein Licht auf. Er jubelte laut und wollte Nazu einen Kuss geben. Doch die wehrte entschieden ab. "Hey, du kannst Hitomi küssen aber mich doch nicht.", sagte sie. Van schaute sie verblüfft an. "Was ist denn dabei seine Schwester zu küssen?", fragte er und grinste. Dann endlich hatte es auch bei Nazu klick gemacht. "Du meinst... ich, ich bin jetzt deine Schwester?" Van nickte und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Hitomi ging zu den beiden und umarmte beide gleichzeitig. Als sie die beiden wieder losließ hatte sie Tränen in den Augen. "Hey, Hitomi warum weinst du den?" Nazu legte ihr die Hand auf die Schulter. Hitomi schluchzte hörbar. "Ich habe euch seit ich euch kenne noch nie so glücklich gesehen. Ich freue mich einfach für euch." Van ging zu ihr und küsste sie zärtlich. "Aber du musst doch nicht weinen. Wenn du lachst gefällst du mir viel besser." Hitomi sah ihn an und wischte sich die Augen. Dann lachte sie. "Aber unfair seid ihr schon." Van schaute sie an. "Wieso unfair?" "Jetzt habt ihr beide Flügel und ich steh blöd daneben." Van lachte schallend. "Na wenn es weiter nichts ist." Er flog zum Palast. Hitomi und Nazu schauten sich an und zuckten mit den Schultern. Als Van wiederkam hatte er sein Schwert dabei. "Was willst du den mit deinem Schwert?", fragte Hitomi. "Schon mal was von Blutsbrüderschaft gehört?" "Ja klar." "Gut dann beiß jetzt mal die Zähne zusammen, es könnte nämlich etwas wehtun." Van nahm sein Schwert und strich mit seinem Daumen über die scharfe Seite der Klinge. Bei Hitomi's Hand und machte er das gleiche. Dann drückte er seinen blutenden Daumen gegen ihren. Hitomi fühlte wie ihr ebenfalls die Beine wegsackten. Aber Nazu hatte das vorhergesehen und fing sie auf. Van wollte mit Hitomi ebenfalls hochfliegen, aber Nazu entgegnete: "Van warte bitte mal einen Moment. Ihr Nachthemd wird wahrscheinlich auch zerreisen. Ich meine, dir würde das nichts ausmachen, aber ich denke nicht das du willst das ungebetene Zuschauer sie halb nackt sehen." "Da muss ich dir Recht geben." Er nahm Hitomi und flog mit ihr zum Palast. Als sie wieder zurückkamen hatte Hitomi ungefähr das gleiche Top an wie Nazu. Van flog mit ihr ungefähr so hoch wie bei Nazu und ließ sie fallen. Er war blitzschnell an ihr vorbeigeflogen um sie aufzufangen, aber das war genauso unnötig wie bei Nazu. Hitomi landete sanft auf der Wiese und lächelte ihnen entgegen. "Jetzt sind wir drei die einzigen Überlebenden des Drachenvolkes.", sagte Van feierlich. Dann ging er ein paar Schritte zurück. Er betrachtete Hitomi und Nazu lange und meinte dann: "Wisst ihr was? Ihr seht bildhübsch aus. Richtige Engel." Die beiden Mädchen wurden rot. Van grinste, hob sein Hemd auf und sagte: "Also von meinem Hemd währt ihr nicht mehr zu unterscheiden." Nazu und Hitomi sahen sich an. Sie dachten anscheinend das gleiche. Sie gingen auf Van zu, packten ihn jeweils an einem Arm und flogen mit ihm hoch. Über einem Teich machten sie Halt. Hitomi sah Nazu an. "Was habt ihr vor?", fragte Van dem etwas mulmig zumute war. "Eins...zwei...drei!" Die beiden Mädchen schwangen Van nach hinten und schleuderten ihn ins Wasser. Mit einem riesen Platsch! tauchte Van unter. Sie grinsten sich an. Aber als er nicht wieder auftauchte flogen sie herunter bis sie nur noch ein paar Zentimeter von der Wasseroberfläche entfernt waren und hielten nach ihm Ausschau. Plötzlich tauchte er auf, packte die beiden an den Beinen und zog sie mit sich unter Wasser. Als sie alle drei prustend und lachend wieder auftauchten tunkte Hitomi Van und sagte: "Das war gemein!" "Das müsst ihr gerade sagen.", gab dieser zurück, lachte aber. Sie planschten noch eine Weile im Wasser und tunkten sich gegenseitig unter. Dann kletterten sie aus dem Wasser. Hitomi holte ein große Decke in die sie sich einkuschelten. Van hatte sich gegen einen Baum gelehnt und Hitomi lehnte sich gegen seine Schulter. Als Nazu sich neben Van setzten wollte sagte dieser: "Komm setz dich zu mir." Er deutete vor sich. "Ist das dein Ernst?" Hitomi sah Nazu an und sagte: "Jetzt zögere doch nicht immer so. Van gehört schließlich nicht nur mir allein. Er ist doch dein Bruder." Damit hatte sie genau das ausgesprochen was Nazu bedrückte. Sie nickte, setzte sich vor ihn, lehnte sich gegen seine Brust, schloss die Augen und seufzte leise. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so geborgen gefühlt. Van zog die Decke zu, sodass sie es alle warm hatten. Dann fielen auch ihm die Augen zu. Am nächsten Morgen wurden sie unsanft von Merle geweckt. "Hey, was hast du im Schoss von Van zu suchen?", schrie sie Nazu an. Die öffnete verschlafen die Augen. "Sei doch nicht so laut.", sagte Hitomi dann. Van der sich von Merle nie aus der Ruhe bringen ließ wusste, dass sie wie immer eifersüchtig war. "Merle, warum schreist du so rum? Ist da dran irgendetwas schlimmes?", fragte er. "Ja, bei Hitomi kann ich das verstehen, aber bei ihr... Sie ist schließlich erst zwei Monate hier und versucht sich hier an dich ran zu machen!", sagte Merle aufgebracht. "Also jetzt hörst du mir mal zu Merle. Erstens mache ich mich ganz gewiss nicht an Van ran und zweitens kann es sein, dass du immer noch eifersüchtig bist?" Nazu sah das Katzenmädchen herausfordernd an. Merle schwieg und drehte sich trotzig zur Seite. "Merle, ich weiß ja das du manchmal ziemlich eifersüchtig bist, aber das brauchst du nicht. Erstens weißt du das ich dich auch so gerne habe und zweitens ist Nazu schließlich meine Schwester!" Merle starrte ihn entgeistert an. Dann lachte sie los. "Das war ein guter Witz." "Das war kein Witz. Du weißt doch, dass nur die Königsfamilie von Fanelia teilweise dem Drachenvolk und teilweise den Menschen angehört, oder?", sagte Van. "Ja. Und was soll das damit zu tun haben?", fragte Merle. "Nazu würdest du ihr bitte beweisen, dass du meine Schwester bist?" Sie nickte, setzte sich etwas vor und spannte ihre Flügel. Merle staunte nicht schlecht. "Aber wie ist das möglich?" "Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Das ist eine ziemlich verzwickte Geschichte." Merle stotterte: "Ich geh lieber wieder." und verschwand. Nazu lehnte sich wieder zurück und sagte: "Danke, Van." Aber der winkte ab und lächelte. Sie kuschelte sich enger in Van's Schoß, schloss die Augen und sagte leise: "Du glaubst gar nicht wie froh ich bin dich als Bruder zu haben." Van legte seine Arme um sie und sagte: "Und du glaubst gar nicht wie froh ich bin wieder Geschwister zu haben und dazu noch so eine liebe Schwester." "Schleimer.", sagte Nazu, sah zu ihm hoch und lächelte. Van lächelte ebenfalls, dann drehte er den Kopf zur Seite und sah, dass Hitomi wieder am schlafen war. Die Ereignisse der letzten Nacht waren wohl ein bisschen viel für sie gewesen. "Hitomi schläft und du solltest dich auch noch ein bisschen ausruhen." Nazu sah wieder zu ihm hinauf. Er sah sie liebevoll an und sie wusste: Hier würde sie für den Rest ihres Lebens bleiben. Bei Van, Hitomi und Merle in Fanelia. (Wenn ich gemein wäre würde ich hier jetzt Schluss machen, aber ich will mal nicht so sein....) Als Nazu spät am Nachmittag aufwachte, war Van selbst am schlafen und Hitomi redete wieder mal im Schlaf. (Van, hilf mir Van!) Nazu lächelte. Dann strich sie sich nachdenklich über ihre rechte Backe. Es würde ein Narbe zurückbleiben, aber das machte ihr nichts aus. Was sie viel mehr beschäftigte war, warum, ausgerechnet sie über Nacht zu Van's Schwester geworden war. Merle hatte ihm sein ganzes Leben beigestanden und sich genauso um ihn gesorgt wenn irgendetwas war wie sie jetzt. War es vielleicht Nazu's Bestimmung gewesen, nach Gaja zu kommen? Oder war sie einfach nur als Ersatz für Folken hierher gebracht worden? Sie verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Sie gab Hitomi recht. Van hatte seine Familie verloren und sie hatte nie eine richtige Familie gehabt. Vielleicht wollte Gott einfach nur das zwei mehr oder weniger einsame Herzen wieder glücklich waren. "Wenn das wirklich der Grund ist dann ist ihm das gelungen.", dachte Nazu und sah hinauf zu Van. Er hatte ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht. Sie spürte seinen ruhigen Atem. Er hatte immer noch seine Arme um sie geschlungen, wenn auch nur noch locker. Plötzlich sah sie jemanden vom Palast her auf sie zu kommen. Das konnte eigentlich nur Allen sein, denn er hatte lange Haare und trug ein Schwert bei sich. Nazu beschloss so zu tun als ob auch sie noch schliefe. Sie schloss wieder die Augen und achtete auf die Schritte. Diese verstummten plötzlich. Anscheinend war Allen unschlüssig was er tun sollte, denn eine ganze Weile passierte überhaupt nichts. Dann sagte er leise: "Nazu, hey, Nazu wach auf." Nazu öffnete die Augen und tat als ob sie die ganze Zeit über geschlafen hätte. Dann blickte sie auf und blinzelte. "Allen? Was machst du denn hier?" "Eigentlich wollte ich euch nur besuchen. Ähm, ich will dir ja nichts vorschreiben, aber wenn Hitomi mitkriegt dass du in Van's Schoss geschlafen hast, dann gibt's gewiss Ärger.", sagte Allen leise. "Tut mir leid Allen, aber selbst wenn ich wöllte könnte ich nicht aufstehen." Nazu zeigte auf Van's Arme. "Und außerdem: ist es verboten im Schoss seines Bruders zu schlafen?" Allen grinste nur. "Ja, ja guter Witz, aber jetzt sieh zu das du irgendwie da weg kommst." Nazu sah Allen todernst an. "Ich mache keine Witze." "Wer macht keine Witze?" Es war Hitomi. Allen hielt sich die Hand vor Augen und sagte nur: "Zu spät sie ist wach." Hitomi blickte Allen an und dann Van und Nazu. Sie war schon seit einiger Zeit wach und wollte Allen nur einen Streich spielen. Sie sah plötzlich entsetzt aus und sagte: "Nazu! Wie kannst du nur!" Nazu verstand gar nichts mehr und blickte Hitomi verständnislos an. Die aber zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Nazu verstand. "Oh, bitte Hitomi. Es ist nicht so wie du denkst!" Allen nahm das alles natürlich ernst und ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Plötzlich merkte Nazu, dass Van seine Arme enger um sie schlang. Er selbst rührte sich aber nicht. Um ein Haar hätte Nazu gelacht aber sie konnte es sich gerade noch verkneifen. Van war wach und er hatte anscheinend mitgekriegt was abgelaufen war. "Nazu das verzeihe ich dir nie. Du machst dich an meinen Ehemann ran und gestehst es auch noch. Und ich habe dir vertraut." Plötzlich konnte man von Van ein unterdrücktes kichern vernehmen. Schließlich lachte er lauthals los. Hitomi und Nazu stimmten mit ein. Allen schaute nur baff in die Runde. "Kann mir einer mal sagen was hier los ist?", fragte er völlig perplex. Van konnte unter seinem Lachanfall nur mühsam hervorbringen: "H.. Hitomi im... schauspielern... bist du...klasse!" Die drei konnten sich gar nicht mehr einkriegen. Als sie sich endlich beruhigt hatten fragte Allen nocheinmal was denn hier überhaupt los sei. Hitomi umarmte Van und Nazu und sagte: "Ganz einfach: Van hat endlich wieder eine richtige Familie." Allen verstand immer noch nichts. "Ich habe dir doch eben gesagt: Ist es verboten im Schoss seines Bruders zu schlafen. Das war wirklich kein Witz, sondern mein voller Ernst." Allen sah zu Van. "Stimmt das?" Van schlang seine Arme um Nazu, legte sein Kinn auf ihren Kopf und sagte: "Ja, es stimmt." Allen setzte sich ins Gras. "Also irgendwas stimmt hier nicht. Hieß es nicht die ganze Zeit sie käme vom Mond der Illusionen?" "Ja, kommt sie ja auch, aber seit letzte Nacht ist sie meine Schwester." Allen wollte das immer noch nicht glauben. Da er von Van's Angehörigkeit zum Drachenvolk wusste sagte er: "Dann muss sie ja auch die Fähigkeit zu fliegen haben und das hat sie nicht." "Hab ich doch! Van?" Nazu sah zu ihrem Bruder. Der nickte zustimmend. Dann spannte Nazu ihre Flügel, drehte eine Runde um den Palastgarten und landete grinsend vor Allen. Der staunte nur noch. "Na gut ihr habt mich überzeugt, aber jetzt muss mir einer mal erklären wie das passiert ist." Van und Hitomi erklärten Allen das Geschehen der letzten Nacht. Als Van geendet hatte merkte er, dass Nazu auf einem Hügel etwas zu suchen schien. "Hey, Nazu was suchst du den?" "Meine Muntamonika. Ich hab sie gestern irgendwo hier hingelegt." Van griff in seine Hosentasche und hielt das gesuchte Instrument hoch. "Die hier?" Nazu flog zu ihm. "Ja, das ist sie. Wo hast du sie her?" "Ich wollte nicht, dass sie womöglich verloren geht und hab sie eingesteckt.", erklärte Van und gab sie Nazu wieder. "Danke, du bist ein Schatz." Sie drückte Van einen Kuss auf die Backe. "Weißt du, die ist von Yukari und ich wäre sehr traurig gewesen wenn sie abhanden gekommen wäre." "Wer ist Yukari?", fragte Allen neugierig. "Hitomi's Freundin. Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier." Nazu sah auf die Muntamonika. Die vier plauderten den ganzen Nachmittag über alte Zeiten und ihre Gemeinsamen Erlebnisse. Als Allen sich schließlich verabschiedete und wieder auf den Weg nach Asturia machte, kam Merle über eine Mauer zu den drei gesprungen. "Ich weiß, man soll das normalerweise nicht machen, aber ich habe mitgehört. Ich war eifersüchtig und das tut mir leid. Ich fand es nur ungerecht. Aber jetzt kann ich es verstehen, warum Nazu und nicht ich deine Schwester geworden ist." Van stand auf und sah die drei Mädchen an. "Ob nun Schwester, Frau oder Freundin, ich hab euch alle lieb und ich hoffe, dass wisst ihr auch.", sagte er. Alle drei nickten. "Wisst ihr was? Ich habe eine Idee: Wir setzen uns jetzt alle drei auf den Hügel und Nazu spielt Muntamonika." Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen und wenig später saßen alle auf den Hügel und lauschten den Klängen von Nazu's Muntamonika. Hitomi an Van's ein Schulter gelehnt und Merle an die andere. Nazu saß wieder in Van's Schoss und spielte die verschiedensten Lieder auf der Muntamonika. Als sie spät am Abend zu Bett gingen, waren sich alle einig: Das würde nicht der letzte Abend gewesen sein, an dem alte und neue Freunde zusammenwaren. Am nächsten Morgen wurde Nazu schon früh von Van geweckt. "Hey, Schlafmütze, aufwachen." "Es ist noch früh, lass mich schlafen.", gab sie verschlafen zurück und drehte sich auf die andere Seite. Als alle Versuche von Van sie wach zukriegen scheiterten, ging er hinaus. Nach einer Weile kam er mit einem Eimer mit kaltem Wasser wieder und schüttete diesen über Nazu. Diese war nun hellwach und saß mit einem Schlag kerzengerade im Bett. "Du kennst wohl keine Gnade, oder?", fragte sie und sah Van an. "Nein.", gab dieser frech zurück und grinste. "Na warte." Und ehe er sich versah hatte er Nazu's Kissen im Gesicht. "Das war alles?" Van sah sie herausfordernd an. "Unterschätz mich nicht.", gab Nazu zurück. Van grinste frech. "Jetzt hab ich aber Angst." "Na gut du hast es so gewollt!" Sie stand auf, packte Van und schmiss ihn mit einem Schulterwurf auf ihr Bett. "So, das hast du nun davon, großer Bruder. Ich hab dich gewarnt." Jemand klatschte. Nazu drehte sich verwundert um. Es war Hitomi. "Guter Wurf." Van richtete sich langsam auf. Er war trotz der Matratze auf das Lattenrost aufgeschlagen. "Was war das denn?", fragte er und rieb sich den Rücken. Hitomi lachte. "Sie hat dich wohl umgehauen, hä?" "Noch nie was von Karate gehört?", fragte Nazu verwundert. Van sah sie perplex an. "Nein, hab ich noch nie gehört." Nazu klappte der Mund herunter. Dann wandte sie sich an Hitomi. "Kennen die Leute auf Gaja wirklich kein Karate oder Judo?" Hitomi schüttelte den Kopf. "Welchen Gürtel hast du denn?", fragte sie. "Den schwarzen. Ich trainiere ja schließlich seit ich sechs war." "Hallo, ich bin auch noch da. Könnte mir einer mal erklären was das ist?" Van schaute etwas ärgerlich drein. Er war ein bisschen gekränkt. Es hatte ihn noch nie ein Mädchen auf so eine Art besiegt. "Hey, du musst nicht beleidigt sein. Ich bin davon ausgegangen, dass du weißt was Karate ist. Also, Karate ist ein Kampfsportart die es schon seit Jahrhunderten gibt. Sie dient der Verteidigung kann aber auch zum Angriff verwendet werden. Es gibt verschiedene Gürtel. An ihnen kann man sehen, wie viel sein Gegner schon gelernt hat. Angefangen wird beim weißen Gürtel und die höchste Stufe ist der schwarze Gürtel.", erklärte Nazu. "Na dann ist es kein Wunder das du mit solcher Wucht geworfen hast. Alle Achtung. Könntest du mir bei Gelegenheit vielleicht mal ein bisschen was beibringen?" "Klar, habt ihr ein Dojo oder zumindest einen Trainingsraum?" "Was ein Dojo ist weiß ich zwar nicht, aber einen Trainingsraum haben wir.", sagte Van. "Wenn du willst können wir nach dem Frühstück anfangen." "OK." "Van bist du krank?" Hitomi ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. "Wieso, mir geht's gut.", sagte dieser verwundert. "Naja, ich mein nur. Du hast noch nie freiwillig Hilfe von einem Mädchen angenommen, wenn es ums kämpfen ging." "Wieso, du hast mir doch früher im Kampf gegen die Zaibacher auch geholfen, oder?" "Ja, aber das war doch was ganz anderes." "Find ich nicht", mischte sich Nazu ein "Du hast Van mehr als nur einmal das Leben gerettet. Und du warst genauso an dem Kampf beteiligt wie Van oder Allen. Nur haben sie mit Escaflowne und Sheherazarde und du mit Hilfe deiner besonderen Kräfte gekämpft." "Wo sie recht hat, hat sie recht.", sagte Van und gab Hitomi einen Kuss. Nach dem Frühstück zog Nazu ihren Karateanzug an und ging mit Van in den Trainingsraum. "Hast du dein Schwert dabei?", fragte sie. "Ja, aber ich weiß beim besten Willen nicht was ich jetzt damit soll. Ich kann dich ja wohl kaum angreifen." Nazu grinste. "Und ob du das kannst." Van starrte sie an. "Du machst Witze." "Nein, nicht im geringsten. Also du greifst mich jetzt einfach an und halt dich nicht zurück. Du brauchst keine Angst haben ich weiß schon was ich tue." Van war ganz und gar nicht wohl bei der Vorstellung er sollte Nazu angreifen. "Aber sie sieht so selbstsicher aus, als wüsste sie wirklich genau was sie tut.", dachte er. "Warum zögerst du? Mir passiert nichts, dass garantiere ich dir." "Na gut. Halt dich bereit." Van holte tief Luft und rannte auf Nazu zu. Als er zuschlug, war sie plötzlich nicht mehr da. Er schaute sich irritiert um. "Hier bin ich." Van drehte sich um. Nazu stand hinter ihm und lächelte. "Na was hab ich dir gesagt? Aber schlag bitte nicht halbherzig zu, sonst hat es keinen Sinn, dass ich dir die Technik zeige. Der Gegner greift schließlich auch nicht halbherzig an." Van schaute sie an. "Weißt du das du dich jetzt angehört hast wie Vargas?" "Mag sein, aber ich bin nicht er. Nicht das du irgendwann zwei Meter über mir zuschlägst." Sie lachte. Van lachte ebenfalls. "Ich werde dran denken." "Na gut und jetzt das gleiche noch einmal. Und wenn ich wegspringe, brech den Angriff nicht gleich ab sondern greif mich immer wieder an." Van nickte. Er schlug wieder zu und Nazu wich aus. Van sah sich um und rannte in eine Ecke wo Nazu stand. Sie wich wieder aus. So ging es eine Weile lang bis Van sie in eine Ecke getrieben hatte. Er stach zu. Nazu lächelte nur und hielt mit zwei Fingern die Klinge fest, die nur noch ein paar Zentimeter von ihrer Brust entfernt war. Van versuchte sein Schwert nach hinten wegzuziehen aber sie hielt es eisern fest. Er konnte machen was er wollte es rührte sich nicht. Schließlich gab er auf. "Wie hast du das gemacht?", fragte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Mit dem richtigen Griff und Konzentration. Wir hatten auch mal ein paar Schwertkämpfer bei uns und unser Karatelehrer hat uns diese Technik gezeigt. Wenn du die beherrschst bist du so gut wie unbesiegbar. Vorausgesetzt dein Gegner heißt nicht Allen." Van hatte interessiert zugehört. Dann seufzte er. Beim Kendo musste er sich nur auf den Gegner konzentrieren, aber Konzentration bei anderen Dingen war etwas woran es ihm reichlich mangelte. "Aber bevor wir überhaupt mit dem eigentlichen Training anfangen können, musst du erst mal lernen dich richtig zu konzentrieren. Ich weiß das klingt altklug ist aber der Weg zum Erfolg." "Na gut und wie soll ich das lernen?" "Ich zeige dir jetzt etwas, das kannst du so gut wie überall machen." Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und legte die Hände auf ihre Knie. Van tat es ihr gleich. "So und jetzt schließt du die Augen und lässt einfach alles fallen. Versuch an nichts mehr zu denken und entspanne dich." Van kam sich zuerst ziemlich blöd vor, aber je länger er dasaß, desto entspannter und konzentrierter wurde er. Als Nazu schließlich meinte es wäre genug für heute, bat Van darum dass sie jeden Tag übten. "Gerne, ach so und eins noch. Auch wenn es dir im Freien manchmal als Vorteil erscheint, aber benutze nie deine Flügel. Das ist eine gute Zielscheibe für den Gegner. Nur so zum Beispiel: Wenn du angenommen, deine Flügel spannst um hinter den Gegner zu fliegen, kann dir das sehr schnell zum Verhängnis werden. Der Gegner kann dir zum Beispiel mit der Kante der Hand mitten in deine Flügel hauen und das tut schätze ich sehr weh." Van nickte. "Respekt, Nazu. So viel hätte ich dir nicht zugetraut." "Danke, manche Leute, darf man nicht unterschätzen auch wenn sie Mädchen sind." Als sie wenig später zu Hitomi in den Aufenthaltsraum kamen, war diese gerade dabei ein paar Blumen, die sie gepflückt hatte in eine Vase zu stellen. "Ah ja, meine Hitomi und ihre Blumen.", sagte Van zärtlich und küsste sie. "Wenn mich einer sucht, ich bin draußen.", sagte Nazu. "Ist gut." Nazu zog sich um und ging in den Garten. Sie ließ sich ins Gras fallen und atmete tief ein. Sie liebte Fanelia. Hier war alles so friedlich und es gab fast nie Schwierigkeiten. Unter Van's Herrschaft war Fanelia noch schöner geworden als es vorher war. Sie war eigentlich rundum zufrieden mit ihrem neuen Leben, aber eins fehlte ihr. Sie brauchte eine richtige Beschäftigung. Sie hatte immer gedacht, wenn sie die Schule irgendwann fertig hatte würde sie den lieben langen Tag nur faulenzen und gar nichts machen, aber das war einfach nichts für sie. Van war König von Fanelia und hatte damit seine Lebensaufgabe gefunden. Hitomi hatte es sich zur Aufgabe gemacht dafür zu Sorgen, dass in Fanelia Blumen blühten und die Häuser und Stadtmauern in Ordnung gehalten wurden. Nazu fühlte sich manchmal unnütz. Sie wollte auch eine feste Aufgabe haben, sie wusste nur noch nicht welche. "Hmmm, was kann ich gut? Kämpfen und zeichnen. Aber wie kann ich das verbinden?" Während sie so überlegte, kam Merle. "Hallo Nazu, worüber grübelst du denn nach?" "Oh, hallo Merle. Ich hab dich gar nicht kommen hören." "Ich hab es gemerkt. Sag mal was ist denn?" "Ach eigentlich nichts. Ich weiß nur nicht wie ich kämpfen und zeichnen verbinden soll." "Hä, wie kommst du denn jetzt darauf?" Nazu erzählte Merle von ihrem Problem und davon, dass sie Van Unterricht gab. "Ist doch eigentlich ganz einfach. Du hast gesagt, dass du Van unterrichtest, also weite das doch auf ganz Fanelia aus." Nazu sah Merle an. "Meinst du ich könnte das schaffen?" "Klar, jetzt mal angenommen es sind dreißig Leute daran interessiert, dann teilst du dir sie in drei Gruppen mit je zehn Mann auf.", sagte Merle. Nazu war überrascht. So viel Klugheit hatte sie Merle nicht zugetraut. "Und das zeichnen?" "Ist genauso einfach. Du zeichnest einfach auf Auftrag." "Merle weißt du was, manchmal bist du ein richtiges Genie." "Ich weiß.", sagte Merle und reckte sich. "Warte mal bitte einen Moment." Nazu flog in ihr Zimmer und holte aus ihrer Tasche Papier und Bleistift. Dann flog sie wieder zu Merle. "Kann ich dich gerade mal zeichnen? Ich will wissen ob ich überhaupt gut genug dafür bin. "Daran hab ich zwar keine Zweifel, aber wenn du willst." Nazu gab sich viel Mühe und nach einer dreiviertel Stunde war das Portrait endlich fertig. Merle betrachtete es kritisch und sagte: "Ich weiß gar nicht was du hast, das ist super! Warte mal." Sie lief in Richtung Palast davon. "Was hat sie denn jetzt wieder vor?" Nazu zuckte mit den Schultern. Als sie wiederkam hatte sie Van und Hitomi im Schlepptau. Merle gab Nazu ein großes leeres Blatt. "Was soll ich damit?" "Na was wohl. Uns zeichnen." Merle grinste. Van spannte seine Flügel und nahm Hitomi auf den Arm. Merle umarmte ihn von hinten und lehnte sich mit dem Kopf auf seine Schulter. "Und so soll ich euch zeichnen?", fragte Nazu. "Ja.", antworteten alle drei. Sie ging ein paar Schritte zurück und setzte sich ins Gras. Dann fing sie an zu zeichnen. "Komisch, das sieht schwieriger aus als es ist.", stellte sie fest. Das einzige, was ihr etwas Schwierigkeiten bereitete war die Stadt im Hintergrund, aber mit etwas Fleiß schaffte sie es sie originalgetreu zu zeichnen. Als sei mit den letzten Schattierungen fertig war sagte sie: "So ich bin fertig." Van ließ Hitomi wieder herunter und schnaufte. "Puh, also schwer bist du zwar nicht, aber auf Dauer schlafen einem die Arme ein." Nazu zeigte Van das Bild. Der war hellauf begeistert. "Das ist super. Ich wusste gar nicht das du so viel Talent hast. Was meint ihr?" Er wandte sich an Hitomi und Merle. Die stimmten ihm zu. "Darf ich das Bild behalten?", bat Merle. Van gab es ihr. "Und welchen Titel willst du dem Bild geben?", fragte Hitomi. Nazu überlegte einen Moment, dann sagte sie: "Freunde fürs Leben." Merle war begeistert. "Die zwei Bilder rahme ich ein und hänge sie so auf, dass sie jeder gut sehen kann der herein kommt." Als Merle gegangen war, um ihre neuen Bilder aufzuhängen, sagte Van zu Nazu: "Also ich wäre froh wenn du meinem, oh Entschuldigung unserem Volk Karate beibringen würdest. Es sind viele Leute, die den ganzen Tag nur Ziellos in der Stadt herumlaufen. Für sie wäre das sicher eine Bereicherung." Nazu nickte. "Aber es gibt ein Problem. Jetzt mal angenommen, es ist alles geregelt und ich könnte anfangen zu unterrichten, dann würde niemand kommen. Aus dem ganz einfachen Grund, weil niemand weiß, was Karate überhaupt ist." Nazu sah Van ratlos an. Van überlegte einen Moment und sagte dann: "Also, das ist wirklich ein Problem." "Und ich weiß wie man es lösen kann.", meldete sich Hitomi zu Wort. "Ja? Wie?", fragten Van und Nazu gleichzeitig. "Ist doch ganz einfach. Ich habe hier die neue Karatemeisterin von Fanelia und ihren Bruder und zugleich Schüler. Du bringst Van einfach die wichtigsten Techniken bei und hältst dann auf dem Marktplatz von Fanelia eine Vorführung und erzählst ein bisschen etwas über die Geschichte der Sportart." "Hitomi, du bist genial!" "So machen wir's. Hitomi, kannst du vielleicht einen Schneider fragen, ob er Kampfanzüge wie meinen in verschiedenen Größen anfertigt, aber mit weißen Gürteln?" "Klar, wird sofort erledigt." Hitomi rannte davon. "Van, wärst du mit einer extra Übungsstunde einverstanden?" "Klar, von mir aus kann es sofort losgehen." Nazu lächelte. "Wer zuletzt im Trainingsraum ist, ist ne' lahme Schnecke." Van rannte voraus. "Das war gemein!", schrie Nazu ihm hinterher und rannte was das Zeug hielt. Sie schaffte es auch mit Van gleichzuziehen, aber als sie in einem Gang um die Ecke bog rutschte sie auf dem Holzboden aus und flog der Länge nach hin. Sie stand aber schnell wieder auf und rannte weiter. Van war natürlich schon längst da als sie ankam. "Wo warst du denn? Erst warst du neben mir und dann auf einmal weg." Van grinste. "Grins nicht so. Wegen dir bin ich ausgerutscht." Nazu rieb sich ihr blutendes Kinn. "Entschuldigung, muss ich Milerna kommen lassen, oder geht es auch so?" Van lächelte. "Ha, ha sehr witzig. Komm fangen wir endlich an." Sie zeigte Van ein paar Griffe um den Gegner abzublocken und den Fegetritt. Dann kam Hitomi und rief sie zum Abendessen. "Hey, ihr beiden. Essen fassen." Van sah vom Boden auf. Nazu hatte ihn gerade mal wieder ein Stockwerk tiefer befördert. Hitomi musste lachen. "Van du siehst zu komisch aus." Nazu half ihm wieder auf die Beine. Er war ziemlich geschafft und atmete heftig. "Was hast du denn mit ihm gemacht? Er ist ja bald am Ende." Hitomi ging zu Van. "Trainiert, was sonst?" "Es geht schon Hitomi. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich bin nur ein bisschen außer Puste." "Wie du meinst. Ach so, eben ist ein Arbeiter da gewesen. Er hat gesagt der Flügel wäre fertig und müsste nur noch eingerichtet werden." Van sah zu Nazu. "Dann würde ich sagen, dass ihr und Hitomi morgen mal Möbel aussuchen geht." "Ich finde es immer noch überflüssig, dass du ganze acht Zimmer hast anbauen lassen. Zwei hätten voll und ganz gereicht.", sagte Nazu und gab Van ein Handtuch. "Keine Wiederrede. Das hat Hitomi auch gesagt und jetzt wäre sie froh wenn sie mehr Zimmer hätte." Nazu zuckte nur mit den Schultern. "Oh man, ich komm so langsam nicht mehr mit. Jetzt kommt meine gesamte Familie vom Mond der Illusionen und gehört zum Teil zum Drachenvolk." Van sah die beiden Mädchen an. Dann wurde er blass. "Mist! Nazu weißt du was wir vergessen haben?" "Nein, keinen Schimmer." "Du bist jetzt erstens meine Schwester und zweitens Prinzessin. Ganz Fanelia ist immer noch der Meinung, dass du nur bei uns wohnen würdest." Nazu sah ihn irritiert an. Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. "Dann ruf die Stadt doch zusammen und sag es ihnen." "Wenn es damit getan wäre. Du musst deinen Teil an Mithilfe bekannt geben." Hitomi schlug sich die Hand vor die Augen und schüttelte den Kopf. "Sag mal Van, bekommt dir das Training nicht besonders? Sie gibt doch Karateunterricht und wird sogar auf Auftrag Gemälde zeichnen, ist das nicht genug?" "Ups, hatte ich ganz vergessen. Wisst ihr was? Ich esse jetzt noch was und dann gehe ich zu Bett." "Mach das, aber bade vorher." Hitomi hielt sich die Nase zu. Van schaute sie beleidigt an. "Du tust gerade so als hätte ich noch nie gebadet." "Hey, kommt ihr jetzt, oder soll das Essen kalt werden?" Nazu war schon vorgegangen. Als Van nach dem Essen zu Bett gegangen war, fragte Hitomi Nazu ob sie noch mit ihr baden ginge. "Klar, draußen?" Hitomi nickte. Sie hatten ein Bad unter freiem Himmel. Sowohl Nazu als auch Hitomi nutzten jede Gelegenheit um draußen zu baden. Als sie fertig waren und sich wieder angezogen hatten sagte Hitomi: "Du Nazu ich gehe auch ins Bett." "Tu das, ich bin im Trainingsraum." Hitomi nickte und verschwand gähnend um die Ecke. Nazu zog ihren Karateanzug noch einmal an und ging in den Trainingsraum. Sie übte nicht irgendwelche Tritte wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern bewegte sich langsam und leise wie eine Katze durch den Raum. Die Übung war dazu da um sein inneres Gleichgewicht zu finden. Nazu hatte zwar nie besonders viel davon gehalten, aber mittlerweile kam es ihr doch sinnvoll vor. Ihr Leben war mit ihrer Ankunft auf Gaja völlig aus der Fassung gekommen. Sie hatte sich schon damit abgefunden, schuften zu müssen bis sie volljährig war. Aber dann war alles anders geworden. Ihr war die Feder von Van zugeflogen, sie hatte Yukari kennengelernt und noch am selben Tag war sie nach Gaja gekommen. Sie musste lächeln. Sie hatte sich zwar wunderbar hier eingelebt, aber irgendwie erschien ihr das immer noch wie ein Traum. Ein wunderbarer Traum. "Aber es kann kein Traum sein, kein Traum dauert fast drei Monate lang.", dachte sie. Als sie spät Abends ins Bett ging, war sie sich sicher. Es war kein Traum, das war Wirklichkeit, auch wenn sie, sie manchmal nicht verstand, aber es war Wirklichkeit. Zwei Wochen gingen vorüber. Nazu wohnte nicht mehr in dem kleinen Gästezimmer sondern war in ihren Palastflügel umgezogen. Einen Raum hatte sie leer gelassen und nur ein Schild mit der Aufschrift: "Dojo" anbringen lassen. Van hatte Recht gehabt, was die Zimmer betraf. Die acht Zimmer waren fast alle in Benutzung. Sie hatte erst mal ihr Schlafzimmer eingerichtet, doch dann waren ein Arbeitszimmer, das Dojo, ein Atelier fürs zeichnen, ein Wohnraum und ein Bad dazugekommen. Van hatte daraufhin ein triumphierendes Gesicht aufgesetzt und gesagt: "Ich hab's doch gewusst." Das Training mit ihm machte große Fortschritte und Hitomi hatte inzwischen alles für den Karateunterricht und die Vorführung auf dem Marktplatz organisiert. Nazu beschloss, dass sie das nächste Wochenende stattfinden sollte. Ein bisschen mulmig war ihr schon zu Mute und sie hoffte sie würde sich nicht in irgendeiner Weise blamieren. Sie hatte ein Flugblatt entworfen, dass Merle nun schon seit drei Tagen immer wieder abpauste, weil es ja keine Druckerei gab. Nazu hatte mit Van ein Programm entworfen, damit er nicht unvorbereitet auf irgendeinen Angriff von ihr konterte. Als sie an einem Morgen zum Training ins Dojo gehen wollten, gab Nazu ihm einen Karateanzug, den Hitomi hatte anfertigen lassen. Van zog sich um und als er das Dojo betrat machte er ein ziemlich komisches Gesicht. "Ich seh bescheuert aus." "Siehst du nicht. Das ist nur ungewohnt, weil du immer nur dein rotes Hemd und die Hose darauf anhast." "Trotzdem, ich komm mir vor wie in ner Blechdose." "Das gibt sich schon. Wenn wir mit der Trainingsstunde fertig sind hat sich der Anzug an deine Bewegungen angepasst." Van meckerte noch eine Weile und gab schließlich auf, denn Nazu hatte immer ein Argument parat. Sie übten das Programm ein und zum ersten Mal seit Nazu mit Van das Training begonnen hatte, gelang es ihm Nazu umzuhauen. "Ich hab's geschafft. Ich hab dich umgehauen." Doch Nazu grinste und fegte ihm vom Boden her die Beine weg. Mit einem dumpfen Knall landete Van auf dem Boden. "Zu früh gefreut. Du darfst deine Deckung nicht vernachlässigen." Van grummelte irgendetwas vor sich hin und stand wieder auf. "Och komm. Nicht beleidigt sein." Nazu sah ihn besänftigend an. "Ist ja gut. Dir kann man einfach nicht böse sein." In dem Moment kam Hitomi mit einem Teller voll Keksen herein. "Bitte sehr. Wer fleißig ist muss auch eine Belohnung kriegen." Van nahm das Angebot dankend an, aber Nazu lehnte ab. Sie holte sich ein Reck das sie in einer Ecke stehen hatte, schwang sich ein paar Mal um die Stange und flog schließlich mit ein paar Saltos quer durch den Raum. Das wiederholte sie eine paar Mal. Dann räumte sie das Reck wieder weg und holte sich die Ziegelsteine herbei, die sie extra geholt hatte. "Was willst du denn mit Ziegelsteinen?", fragte Van und nahm sich noch einen Keks. "Wirst du gleich sehen." Sie stapelte zwei vor sich auf und schloss die Augen. Dann öffnete sie, sie wieder und holte zum Schlag aus. "Aaaah!" Mit einem lauten krachen zerbröckelten die Ziegelsteine. Van und Hitomi sahen perplex auf die Brocken. "Das hat doch wehgetan, oder?", fragte Hitomi. "Nicht im geringsten." Nazu zeigte ihr die Kante ihrer Hand mit der sie zugehauen hatte. Dann stand sie auf und ging hinaus. Als sie wiederkam hatte sie Schippe und Besen dabei. Sie kehrte alles auf und räumte die Sachen in eine Ecke. "Zum aufwärmen war das nicht schlecht, aber jetzt kommt die wirkliche Arbeit." Sie stapelte sechs Ziegelsteine aufeinander. "Das ist doch nicht dein Ernst!? Du brichst dir dabei doch die Hand.", sagte Van. "Das ist mein Ernst. Ich gebe zu: Riskant wäre das schon - für einen Anfänger. Aber ich habe das schon öfter gemacht." Sie schloss wieder die Augen. Mit einem lauten Schrei öffnete sie, sie wieder und schlug mit der Kante der Hand zu. Alle sechs Steine wurden entzwei geschlagen. Zufrieden wischte Nazu sich den Staub von ihrem Anzug und fegte den Rest zusammen. Dann setzte sie sich zu Van und Hitomi und nahm sich einen Keks. Die beiden sahen sich an und schüttelten die Köpfe. "Über dich wundert man sich immer wieder. Ach so, Van wie willst du das mit Nazu denn deinem Volk beibringen? Du kannst wohl schlecht sagen, dass du sie umarmt hast und plötzlich war sie deine Schwester." Hitomi sah ihn fragend an. "Hmm.... Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Hast du eine Idee?", fragte Van an Nazu gewandt. Die überlegte eine Weile und sagte dann: "Erzähl ihnen doch davon was mir meine Familie früher angetan hat und weiß darauf hin das du ja außer Hitomi auch keine richtige Familie mehr hattest. Sag einfach es wäre Schicksal gewesen." "Gar keine schlechte Idee. Weißt du was, so machen wir's." Van stand auf. "Trainieren wir weiter?" "OK." Die Tage bis zu dem großen Ereignis vergingen schnell. Merle war eines Morgens in Nazu's Zimmer gekommen und hatte ihr einen riesigen Stapel mit Flugblättern auf den Tisch gelegt, die sie am Nachmittag in Fanelia verteilten und aufhangen. Als der Tag des Vorführung endlich gekommen war, war Nazu ganz schön aufgeregt. Sie hatte zwar schon an Turnieren teilgenommen, aber vor so vielen Menschen hatte sie noch nicht gekämpft. Eine knappe Stunde bevor sie losgingen, kam klopfte jemand an Nazu's Zimmertür. "Ja?" Es war Hitomi. "Na, wie geht's?" Nazu lächelte gequält. "Nicht so gut. Ehrlich gesagt, ich hab ganz schönes Lampenfieber." "Brauchst du aber nicht. Mal angenommen, du machst wirklich einen Fehler, dann kriegt das außer Van sowieso niemand mit, weil keiner Karate kennt." "Eigentlich hast du Recht. Aber trotzdem. Ich hab noch nie vor so vielen Menschen gekämpft und dann muss ich den Kampf auch noch drei Mal wiederholen." "Das ließ sich aber nicht vermeiden. Es hätte sonst nur die Hälfte den Kampf sehen können und das ist auch nicht Sinn und Zweck der Sache, oder?" "Nein, du hast Recht. Ich denk mal wieder viel zu negativ." Hitomi lächelte und legte Nazu ein Päckchen vor die Nase. "Was ist das?" "Dann mach es doch auf." Nazu packte es aus und hielt einen nagelneuen Karateanzug in der Hand. Auf einem angenähten Schild war das Wappen von Fanelia abgebildet. Darunter stand mit verschlungenen Buchstaben: Natsuko Fanel, Karatemeisterin von Fanelia. Nazu fiel Hitomi um den Hals. "Danke. Vielen Dank." "Ach, da gibt's nichts zu danken. Ich hab mir nur gedacht, das so ein Anzug vielleicht von Vorteil wäre." Nazu zog ihren neuen Anzug an und stellte sich vor Hitomi. "Passt wie angegossen.", sagte diese. Dann kam Van herein. "Können wir los?" Nazu nickte. "Viel Glück, ich warte hier auf euch.", sagte Hitomi. Als Van und Nazu den Gang entlang gingen fiel ihm das Schild an Nazu's Karateanzug auf. "Hast du dir das selber genäht?" "Hä, was denn?" Van deutete auf das Schild. "Nein, der Anzug ist ein Geschenk von Hitomi. Sie hat ihn mir eben gegeben." Van lächelte. Dann waren sie am Palasteingang angekommen. Es war so geplant, dass sie von da aus durch einen langen Gang bis zum Marktplatz gingen. Als sie ans Tageslicht traten brach lauter Jubel los. Die Bürger die bei der ersten Vorstellung nicht dabei waren hatten sich an den Rand der Handelsstraße gestellt und jubelten ihrem König zu. Doch Van reagierte heute nicht. Er sah nur immer gerade aus und ging in großen Schritten an der Menschenmenge vorbei. Nazu war das aufgefallen. "Auch Lampenfieber?", flüsterte sie. Van nickte stumm. Er sah etwas komisch aus. Er hatte seinen Karateanzug an und sein Schwert umgeschnallt. Als sie endlich auf dem Marktplatz ankamen staunten sie. Hitomi hatte riesige Holztribünen aufbauen lassen. Alle Ränge waren besetzt und von überallher jubelten die Leute. "Davon hat sie mir gar nichts gesagt." Van schaute sich überrascht um. "Mir auch nicht, naja komm wir fangen an." Sie traten in die Mitte des Platzes. Nazu erzählte erst ein bisschen etwas über die Geschichte und Tradition des Kampfsportes. Dann deutete sie auf ein Podest am anderen Ende des Platzes. Dort saß Merle. Vor sich hatte sie eine lange Liste liegen. "Wer nach der Vorführung daran interessiert ist Unterricht zu nehmen schreibt sich bitte bei Merle in die Liste ein." Nazu und Van stellten sich gegenüber und verbeugten sich. Dann griff Van an. Es verlief alles reibungslos. Als letztes kam das Schwert von Van zum Einsatz. Erst waren alle geschockt, dass ihr König mit dem Schwert auf Nazu losging, aber mit der Zeit beruhigten sie sich wieder. Nachdem Nazu das Schwert von Van abgeblockt hatte, verbeugten sie sich wieder. Erst einmal war alles still, weil keiner wusste ob der Kampf vorbei war oder nicht, aber als sich keiner der beiden mehr rührte, brach ein lauter Beifall los. Merle hatte alle Hände voll zu tun, denn es wollte sich anscheinend ganz Fanelia in die Liste eintragen. So ging es auch bei den beiden anderen Vorführungen. Als diese dann beendet waren ließ Van noch einmal ganz Fanelia auf dem Marktplatz erscheinen. Keiner wusste was jetzt noch anstand und so herrschte auf allen Plätzen stillschweigen. "Liebe Bürger von Fanelia", begann Van "ich habe euch eine freudige Mitteilung zu machen. Wie ihr alle wisst habe ich meine Familie schon vor langer Zeit verloren und Natsuko ist von ihrer Familie sehr schlecht behandelt worden. Vor ein paar Wochen ist sie durch den Lauf des Schicksals zu meiner Schwester geworden und somit auch Prinzessin. Ich bitte euch sie freundlich in unser Volk aufzunehmen und sie genauso zu respektieren wie mich oder Hitomi." Mit einem Mal herrschte absolute Stille. Alle waren sichtlich verblüfft. "Für diejenigen unter euch die es noch nicht glauben können, habe ich einen Handfesten Beweis. Nazu?" Sie nickte und zog sich die Jacke ihres Kampfanzuges aus. Darunter hatte sie ihr Rückenfreies Top. Van tat es ihr gleich und zog auch seine Jacke aus. Dann spannten sie beide gleichzeitig ihre Flügel und flogen eine großen Bogen um den Marktplatz. Als sie wieder landeten fing die Menge an zu toben und zu jubeln. Sie Leute rannten von ihren Plätzen und hoben Van und Nazu hoch. "Hoch leben unser König und die Prinzessin!!!" Sie wurden von der Menge bis vor den Palast getragen. Dort wartete nicht nur Hitomi auf sie, sondern auch Allen, Milerna und Serena. Die beiden letzteren konnten noch gar nicht glauben, dass Nazu jetzt Van's Schwester war und beglückwünschten die beiden ausgiebig. Es wurde in Windeseile eine riesen Fest veranstaltet. Alle hatten einen riesen Spass. Eigentlich war es üblich, dass Van, Hitomi und Nazu auf einem Podest hätten sitzen bleiben müssen, aber das wollte keiner von ihnen und so tanzten sie einfach mit. Das Fest dauerte die fast die ganze Nacht und als sich um Mitternacht nach und nach der Palast leerte, waren alle zwar erschöpft, aber keiner dachte auch nur an Schlaf. "Ich könnte noch eine Nacht durchfeiern.", sagte Serena. Sie beschlossen alle noch ein bisschen in den Palastgarten zu gehen. Während sie schwatzten und lachten, wurde es immer kälter und schließlich bat Van Hitomi ein paar Decken zu holen. "Klar, ich bin gleich wieder da." Aus Gewohnheit spannte sie ihre Flügel und flog davon. Allen rieb sich die Augen und auch alle anderen schauten ihr verwundert hinterher. "Was ist denn, ist sie grün, oder was?" Nazu beugte sich zu Van herüber und flüsterte: "Van, die Flügel. Du hast ihnen nichts davon erzählt." Als Van sich umguckte waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Er zeigte nur seinen Finger, wo eine feine Narbe zu sehen war. Da wussten alle Bescheid. Als Hitomi zurückkam und jedem eine Decke gab, blieb Nazu übrig. "Oh, Entschuldigung, Nazu. Ich hab mich verzählt. Warte ich gehe noch eine Decke holen." Aber Van hielt sie zurück und sagte: "Dann kommt sie halt mit zu mir. Du musst nicht noch einmal extra fliegen." "Na gut." Hitomi nahm ihre Decke und setzte sich. Nazu kuschelte sich zu Van. Die anderen lächelten nur und unterhielten sich weiter. Nazu fühlte sich auf einmal ziemlich müde. Sie wollte aufstehen und ins Bett, aber da waren ihr die Augen schon zugefallen. Van bemerkte es erst nicht und sprach weiter mit Allen über Escaflowne. Aber als er sich mit einer Frage an Nazu wandte und er keine Antwort bekam wurde er aufmerksam. "Nazu?" Er sah das sie schlief und lächelte. "Bitte seid etwas leiser, Nazu schläft." "Und nicht nur sie.", sagte Allen und deutete auf Milerna und Hitomi. Van, Allen und Serena beschlossen, dass sie heute alle im Freien übernachteten und legten sich zurück. Mitten in der Nacht wachte Nazu schweißgebadet auf. Sie hatte einen Alptraum gehabt. "Puh, es war nur ein Traum.", dachte sie. Ihre Eltern waren ihr im Traum erschienen und hatten zu ihr gesagt: "Wenn du jemals wiederkommen solltest werden wir dich so bestrafen, wie du es noch nie erlebt hast." "Hey, was ist denn los?" Nazu zuckte zusammen. Van war anscheinend aufgewacht, als sie sich aufgesetzt hatte. "Ach, nichts. Nur ein Alptraum." Van setzte sich auf und nahm Nazu in seine Arme. "Willst du drüber reden?" Nazu zögerte. "Ich kann schweigen, wenn dir das lieber ist." Van sah sie an. "Meine Eltern. Sie haben zu mir gesagt, wenn ich es jemals wagen söllte wiederzukommen, dann würden sie mich in einer Art bestrafen wie ich es noch nie erlebt hätte." Nazu fing an zu weinen. "Hey, nicht weinen. Du bist in Sicherheit. Sie können dir nichts tuhen. Und außerdem bin ich und Hitomi ja bei dir." Van strich ihr beruhigend über ihr Haar. Er hatte ungeheure Wut auf Nazu's Eltern. Was hatten sie ihr nur angetan, dass sie solche Angst hatte. Er schwor sich sie zu beschützen, egal was kommen würde. "Van?" "Ja?" "Ich hab dich lieb." Van lächelte. "Ich hab dich auch lieb, Nazu. Komm wir schlafen noch ein bisschen." Nazu nickte. Sie legten sich wieder hin. Van hielt Nazu fest in seinen Armen, was sie etwas beruhigte. Als sie gegen Mittag aufwachten, war von den anderen keine Spur. "Wo sind die anderen denn?" "Wahrscheinlich im Palast. Komm wir gehen zu ihnen." Van half Nazu auf die Beine. "Geht's wieder?", fragte er. "Was?" "Wegen dem Traum." "Einigermaßen." Van machte sich große Sorgen um Nazu. Sie war gestern Nacht richtig verstört gewesen, so hatte er sie noch nie erlebt. Sie gingen in den Palast, wo sie tatsächlich die anderen antrafen. "Na ihr Schlafmützen, gut geschlafen?" Sie sagten beide nichts dazu und setzten sich. Merle legte Nazu einen Stapel mit Papieren vor die Nase. "Das sind alles die Eintragslisten.", sagte sie. Nazu sah flüchtig über ein paar drüber. Auf einer Liste stand Allen Shezar. Sie sah ihn an. "Du auch?" Allen grinste und nickte. Nazu hatte im Prinzip nichts dagegen, nur sie sah ein kleines Problem. "Allen, ich habe zwar nichts dagegen, aber es gibt trotzdem ein Problem." Allen sah sie erstaunt an. "Ja? Welches denn?" "Naja, deine Haare." "Was ist mit meinen Haaren?" Allen wusste beim besten Willen nicht was es daran auszusetzen gab. "Beim Kampfsport dürfen sie nicht länger als bis zu den Schultern sein. Da müssen sie schon zusammengebunden werden, am besten ist es wenn man kurze Haare hat wie Van oder ich. Deine Haare sind einfach zu lang. Entweder du musst sie abschneiden lassen, oder sie zu einem Haarknoten zusammenbinden und das säg gewiss nicht gerade schön aus." Van lachte lauthals los und auch Milerna konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Entschuldigung, Allen, aber die Vorstellung, das du mit einem Haarknoten herumläufst ist zum totlachen." Van konnte sich gar nicht beruhigen. Allen fand das nicht so lustig. "Dann streich mich bitte wieder.", sagte er. Nazu zuckte mit den Schultern und strich ihn wieder von der Liste. "Entschuldigt mich bitte, ich muss gerade mal nachzählen wie viele das sind." Nazu nahm sich den Stapel und ging in ihr Arbeitszimmer. Dort zählte sie alle Eintragungen nach und kam auf die stolze Zahl von 129. "Oje, so viele kann ich doch gar nicht unterrichten. Na mal sehen. Es springen gewiss noch ein paar ab, so wie Allen." Sei prüfte das Alter nach und stellte fest das die jüngsten neun und die ältesten vierzig waren. "Naja, ich schaff das schon irgendwie.", dachte Nazu bei sich. Sie setzte den Termin für den die Teilnehmer kommen sollten auf Morgen Nachmittag. Sie beschloss, die zwei Räume, die sie noch frei hatte als Umkleiden auszubauen. Sie regelte alles mit Van, der ihr beim einräumen half und ihr auch sonst mit Rat und Tat zur Seite stand. Als sie endlich je zehn Schränke und auch genügend Bänke in die Räume geschafft hatten begannen sie mit dem Training. Nazu wollte Van heute beibringen wie man Ziegelsteine mit bloßer Hand zerschlagen konnte, ohne sich dabei selbst zu verletzen. Er schaffte es nicht direkt beim ersten Mal und sie mussten eine kleine Pause einlegen, weil er seine Hand kühlen musste, aber nach ein paar Versuchen klappte es. Nazu bemerkte, dass er fester zuschlug, als er eigentlich musste und dass er ziemlich wütend drein schaute wenn er zuschlug. "Darf man fragen auf wen du so wütend bist?" Van schaute sie verblüfft an. "Merkt man es mir so an?" Sie nickte und schaute ihn fragend an. "Auf deine Eltern.", sagte er und zerschlug gleich zwei Ziegelsteine auf einmal. Nazu war ziemlich verwundert. Welchen Grund hatte er auf sie wütend zu sein? Er kannte sie ja noch nicht einmal. "Warum denn das?" "Weil sie dir verdammt weh getan haben!", schrie er und zerschlug wieder ein paar Ziegelsteine. Nazu wusste nicht mehr was sie sagen sollte. Sie stand einfach nur da und schaute Van dabei zu wie er immer und immer wieder voll Wut Steine zerschlug. Als er drei Steine zerschlagen wollte und zum Schlag ansetzte sprang sie gerade noch rechtzeitig und warf ihn zur Seite. "Du hast die Hand schief gehalten. Dabei hättest du dir sie gebrochen.", sagte sie erschrocken und rollte sich von dem erstaunten Van herunter. Dann lächelte sie und umarmte ihn. "Vielen Dank, dass du dir so viele Gedanken machst und mir hilfst.", sagte sie. Van wusste nicht was er darauf antworten sollte und umarmte sie ebenfalls. Am Abend als sie zu Bett ging, betete sei das erste Mal seit langem wieder. "Lieber Gott, beschütze bitte Van und Hitomi und natürlich auch Merle und all die anderen, aber ganz besonders Van, Amen." Am nächsten Tag so gegen Mittag ging sie zu dem Schneider, der sich bereiterklärt hatte, die Kampfanzüge zu nähen. "Guten Tag, haben sie einen Moment Zeit?" "Aber natürlich. Was ist der Grund ihres Besuches?" "Ich habe hier die Listen mit den Teilnehmern an meinen Karatekursen. Es kann zwar sein das ein paar noch abspringen, aber ich bitte sie trotzdem für alle Kampfanzüge anzufertigen." Sie gab ihm die Listen. Der Schneider sah sie sich durch und zählte nach. "Das sind ja 129 Anzüge! Das könnte ein paar Tage dauern." "Damit habe ich gerechnet. Ich danke ihnen schon einmal im voraus." Aber der Mann winkte ab. "Da gibt's nichts zu danken. Ist ja schließlich meine Arbeit." Nazu verabschiedete sich und ging wieder zurück. Unterwegs begegnete sie ein paar Kindern die sich auch eingeschrieben hatten. Sie fragten sie über allerhand Dinge aus und wollten am liebsten auf der Stelle anfangen zu trainieren. Nazu setzte sich auf eine Bank und beantwortete geduldig alle Fragen. Hitomi und Van die auf der Terrasse des Palastes standen beobachteten das Szenario. "Ich glaube ihr hat wirklich eine Aufgabe gefehlt und einen guten Draht zu Kindern hat sie auch.", sagte Hitomi lächelnd. Van nickte zufrieden. Als sie in den Palast zurückkam wurde sie von Hitomi erwartet. "Hallo Nazu, dir scheint die Organisation großen Spass zu machen." Nazu nickte. "Willst du eigentlich mit den Kindern das gleiche Training machen, wie bei den Erwachsenen?" "Nein, ich werde mit ihnen erst einmal Fallübungen machen und dann erst mal mit Judo anfangen." Hitomi schaute sie erstaunt an. "Das kannst du auch?" "Na klar, als ich angefangen habe war ich doch erst sechs und da kann man noch nicht so zutreten, wie jemand der schon über zehn ist." "Stimmt, das leuchtet ein. Ach so was ich dich fragen wollte: Van muss morgen nach Asturia und will mit Escaflowne dort hin. Willst du mit?" "Gern. Wann soll's denn losgehen?" "Ich schätze mal gegen Mittag." "Gut, dann kann ich ja noch ausschlafen. Fliegst du auch mit?" Hitomi schüttelte den Kopf. "Ich würde ja gerne, aber ich bin morgen mit einem Bauarbeiter verabredet wegen Ausbesserungen an der Stadtmauer." "Kann man das nicht verschieben?" "Nein leider nicht." "Schade." Hitomi lächelte und klopfte Nazu auf die Schulter. "Macht nichts. Es gibt noch mehr Möglichkeiten wo ich auch dabei sein kann." "Trotzdem Schade." "Kommst du mit, ich will baden gehen." "Klar." Als sie draußen in der Badewanne saßen und plauderten, rief plötzlich jemand laut: "Achtung!" Sie sahen sich erschrocken um, aber sie konnten niemanden entdecken. "Das war doch Van, oder?" Nazu sah Hitomi fragend an. "Ja, aber ich sehe ihn nirgends." Dann platschte irgendetwas auf der anderen Seite der Wanne ins Wasser. Nazu und Hitomi wichen erschrocken an den anderen Rand zurück. Als dieses "etwas" wieder auftauchte stellte sich heraus das es Van war. Nazu tauchte erschrocken soweit ins Wasser das er nur noch ihren Kopf sehen konnte. "Hey, was soll das?", fragte Hitomi. Wenn sie eins nicht ausstehen konnte, dann war es wenn sie jemand beim baden störte. Und da war es ihr auch egal das es Van war. "Ich hatte gerade mal Lust ins Wasser zu springen." Van lachte und sprang wieder aus dem Wasser. Er hatte zumindest noch seine Hose an. Nazu war mindestens genauso wütend wie Hitomi. "Also auch wenn du mein Bruder bist, aber du hast hier nichts zu suchen!" Ehe Van sich versah flogen zwei Seifenstücke in seine Richtung. Er wich ihnen geschickt aus und lachte. Dann ging er die Hände hinterm Kopf verschränkt wieder Richtung Palast davon. "Das ist doch nicht zu fassen!" Hitomi und Nazu waren stocksauer. Sie schmiedeten einen Plan wie sie es ihm heimzahlen konnten. "Wenn wir ihn beim baden stören oder ihn ins Wasser werfen macht ihm das nichts aus, im Gegenteil. Er amüsiert sich wahrscheinlich noch darüber.", sagte Hitomi. Plötzlich fiel Nazu etwas ein. Sie flüsterte es Hitomi zu, die begeistert nickte. Die Einweisung in die Kurse verlief fast ohne Zwischenfälle und es sprangen tatsächlich noch welche ab, genau wie Nazu es erwartet hatte. Insgesamt 19. Was bedeutete, dass sie jetzt "nur" noch 110 Schüler hatte. Alle mussten sich mit Namen, Alter und Adresse in ein Buch einschreiben und sie mussten auf Schilder die Nazu hatte anfertigen lassen ihre Namen schreiben, weil sie ja nicht von Anfang an alle auseinander halten konnte. Sie teilte sich alle in 11 Gruppen mit je 10 Schülern ein. Dann teilte sie Terminzettel aus. Dort stand das genaue Datum und die Uhrzeit der Unterrichtsstunden drauf. Am Abend sagte Van, dass er jetzt baden sei. Als er gegangen war grinsten sich Hitomi und Nazu an. "So, du weißt Bescheid. Wir warten jetzt noch fünf Minuten und dann gehe ich raus.", sagte Hitomi. Nazu nickte. Gesagt getan. Als Hitomi sich rausschlich saß Van mit geschlossenen Augen in der Wanne. Sie schlich sich langsam heran und stibitzte seine Sachen. Van selber merkte nichts. Hitomi legte sie hinter einen Strauch, so das Van sie nicht sehen konnte. Sie ging wieder herein und plauderte ein bisschen mit Nazu. Als Van sich wieder anziehen wollte stellte er zu seinem entsetzten fest, dass seine Sachen verschwunden waren. Er dachte sich erst sie seien vielleicht heruntergefallen und schaute auf dem Boden nach, aber da waren sie auch nicht. "Das gibt's doch nicht!" Er musste wohl oder übel in der Wanne bleiben bis jemand kam und ihm etwas zum anziehen brachte. Nach einer weiteren Stunde, ging Nazu raus. Als Van sie sah rief er: "Hey, Nazu, weißt du wo meine Sachen sind?" Die setzte eine verblüffte Miene auf. "Woher soll ich das wissen? Du trägst sie doch und nicht ich." "Kannst du bitte mal nachsehen ob sie irgendwo liegen?" Sie nickte und sah sich um. Erst tat sie so als ob nichts da wäre, aber dann ging sie zu dem Busch, hob die Sachen auf und sagte: "Die hier?" "Ja, gib sie mir bitte." Nazu ging ein paar Schritte auf das Becken zu, dann blieb sie stehen und rümpfte zur Schau die Nase. "Puh, die stinken zum Himmel. Ich gehe sie erst einmal waschen." Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging ohne auf den Protest von Van zu hören in den Palast. Der dachte nur: "Na toll und was mach ich jetzt?" Zu allem Unglück wurde es auch noch kalt und das Wasser war inzwischen auch deutlich abgekühlt. Nazu ging lachend zu Hitomi. "Na, was hat er gesagt?" "Er hat natürlich protestiert, aber ich bin einfach in den Palast marschiert." Dann veränderte sich Nazu's Miene. "Was ist denn?", fragte Hitomi besorgt. "Naja, draußen ist es ziemlich kalt geworden." Hitomi wusste worauf sie hinaus wollte. "Na dann komm mit. Wir erlösen ihn endlich." Sie gingen mit seinen Sachen hinaus. Als Van sie sah schaute er ziemlich beklommen drein. "Hey, gebt mir endlich meine Sachen, das ist unfair." "Dann hol sie dir doch." Hitomi schaute ihn herausfordernd an. "Ha, ha sehr witzig. Meinst du ich stelle mich vor euch bloß?" "Sieh mal einer an. Dann weißt du ja auch wie wir uns gefühlt haben. Entschuldige dich und versprich uns dass du das kein zweites Mal machst, dann überlege ich es mir." "Man, Hitomi ist ja knallhart.", dachte Nazu bei sich. "Ja, gut. Entschuldigt bitte. Ich mache es nie wieder. Und jetzt gib mir meine Sachen." Hitomi gab sie ihm. Dann ging sie mit Nazu in den Aufenthaltsraum. Wenig später kam Van herein. Er zitterte am ganzen Körper. "Entschuldige, Van, aber Strafe muss sein.", sagte Nazu. "Ja ist ja gut, aber das nächste Mal sucht ihr euch bitte einen wärmeren Tag aus." Er lächelte. Nazu ging hinaus und holte eine Decke, in die sie ihren Bruder einwickelte. "Danke." Van gab ihr einen Kuss auf die Backe. "Und ich?", fragte Hitomi scheinbar beleidigt. Van lächelte. "Aber herkommen musste du schon selber.", sagte er. Hitomi lachte und holte sich ihren Kuss ab. Sie plauderten noch ein bisschen. Dann sagte Hitomi, sie wöllte ins Bett. "Ich würde ja gerne mitkommen, aber ich kann mich nicht mehr rühren vor Kälte." Van sah ratlos zu den Mädchen. Aber Hitomi hatte wie immer eine Idee. Sie holte eine Decke und legte sie in einer Ecke auf den Boden. "Nazu setz dich mal bitte dorthin." "Wofür?" "Setz dich einfach dorthin." Nazu setzte sich und lehnte sich gegen die Wand. Hitomi ging zu Van, nahm ihn auf die Arme und setzte ihn vor Nazu wieder ab. "So, erstens könnt ihr jetzt beide schlafen und zweitens kann Nazu dich dabei wärmen. Gute Nacht." Dann ging sie hinaus. Van und Nazu sahen ihr verblüfft hinterher. "Tja, jetzt sind wir beide so hilflos, wie du eben.", sagte Nazu und sah zu ihrem Bruder herunter. Der zuckte nur mit den Schultern. "Kannst du mich vielleicht etwas hochziehen, wenn ich so liegen bleibe, habe ich morgen ein steifes Genick." Nazu griff ihm unter die Arme und zog ihn so gut es ging hoch. "So?" "Perfekt." Sie lächelte und legte ihre Arme um ihn. "Irgendwie komisch. War das nicht normalerweise umgekehrt?" Van nickte. "Ja, aber bei dir ist es auch bequem." Er kuschelte sich zufrieden an seine Schwester und schloss die Augen. Nazu nahm die Decke, die Hitomi neben sie gelegt hatte und deckte Van feste zu. Er zitterte immer noch. Sie umarmte ihn etwas fester, damit er es auch wirklich warm hatte. Sie wollte nicht, dass er wegen ihr morgen mit einer Grippe im Bett lag. "Nazu was ist denn? Ich laufe dir bestimmt nicht weg." "Nein das glaub ich auch nicht. Ich will nur nicht das du morgen mit einer dicken Grippe im Bett liegst, das ist alles. Du zitterst immer noch wie Espenlaub." "Kein Wunder wenn man zwei Stunden in kaltem Wasser sitzt.", sagte Van. Nazu sah betroffen zur Seite. Van lächelte und sagte: "Beug dich mal bitte herunter, ich komm nicht zu dir hoch." Nazu tat was er sagte. Er küsste sie zärtlich auf die Backe. "Wofür war der denn?" "Ein kleines Dankeschön. Hitomi hätte einfach gesagt, dass ich selber dran Schuld wäre, wenn ich eine Grippe bekäme. Im Prinzip hat sie ja Recht, aber ich habe das heut Mittag eher als Spass gesehen. Ich konnte ja nicht wissen, das ihr gleich so gekränkt seid." "Eigentlich war ich ja gar nicht gekränkt, nur überrumpelt. Hitomi war diejenige, die sauer war." "Weshalb eigentlich?" "Naja, sie kann es einfach nicht ausstehen wenn man sie beim baden stört. Selbst wenn du es bist." "Und du?" Nazu wusste darauf nichts zu antworten und schwieg erst einmal. Dann sagte sie: "Naja, gestört würde ich mich nicht fühlen, es wäre mir nur peinlich." Van sah erstaunt zu ihr hoch. Sie war rot geworden, das konnte er auch in der Dunkelheit erkennen. Dann meinte er: "Naja, das ist ja auch was anderes. Aber schwimmen gehen wir trotzdem, Ok? Palas liegt direkt am Meer und es gibt dort herrliche Sandstrände." Nazu nickte. Dann musste sie gähnen. "Oh, da ist aber jemand müde. Schlaf lieber ein bisschen." Nazu umarmte ihn und flüsterte leise: "Van, ich hab dich lieb. Mehr als alles andere auf der Welt." Sie küsste ihn zärtlich auf die Backe. Van wollte noch etwas sagen, aber dann fielen ihm die Augen zu und seiner Schwester ging es nicht anders. Am nächsten Tag wachten sie erst gegen Mittag wieder auf. "Na, gut geschlafen?", fragte Nazu. "Wie ein Murmeltier.", entgegnete Van und streckte sich. "Wie spät haben wir eigentlich?" "Nach dem Stand der Sonne zu urteilen gegen Mittag.", gab Nazu zurück. "Was? Mist, pack ein paar Sachen zusammen und komm in den Tempel." Van rannte hinaus. Nazu tat was er sagte, packte ein paar Sachen zusammen und rannte in den Tempel von Fanelia. Dort wartete Van auf sie, auch er hatte eine Tasche dabei. "Und Hitomi? Meinst du nicht wir sollten uns bei ihr verabschieden?" "Nicht nötig, ich bin hier." Nazu drehte sich um. Hitomi ging zu jedem und verabschiedete sich. "Pass auf dich auf." Sie gab Van noch einen Kuss und ging ein paar Schritte zurück. Van kletterte Escaflowne hinauf und ging mit ihm aus dem Tempel hinaus. Dort verwandelte er den Guymilef in einen Drachen. "Darf ich bitten?" Van lächelte und hielt Nazu die Hand hin. Sie grinste nur und sprang gekonnt hinauf. "Dann halt nicht." Als sie losflogen, winkte Hitomi ihnen, bis sie nicht mehr in Sichtweite waren. Nazu flog zum ersten Mal auf Escaflowne. Sie genoss den Flug. Auch Van schien ganz in seinem Element zu sein. Er flog zwar recht gewagt, aber immer mit Bedacht. Der Flug dauerte zwar recht lange, aber als sie ankamen, war Van nicht in geringsten erschöpft. "Kommst du mit, oder willst du erst ein bisschen durch die Stadt schlendern?" "Ich kenne mich doch hier überhaupt nicht aus, ich komme mit." Sie gingen zum Palast. Dort angekommen, kam ihnen Milerna entgegen. "Hallo, ihr beiden." "Hallo, ist dein Vater da?", fragte Van. "Sicher, er erwartet dich schon. Was hältst du davon, wenn ich dir die Stadt zeige, während Van zu meinem Vater geht?" "Van?" "Geh nur, wir sehen uns dann beim Abendessen." Nazu nickte und ging mit Milerna in die Stadt. Milerna zeigte ihr alle Sehenswürdigkeiten mitunter das Meer. "Ich war noch nie am Meer. Es ist wunderschön." Milerna, lächelte. "Genau das haben Van, Hitomi und Merle auch gesagt, als sie das erste Mal hier in Palas waren." Die Sonne ging langsam unter und die beiden Mädchen beschlossen wieder zum Palast zurück zu gehen. Dort angekommen, war von Van nicht der Hauch einer Spur. Milerna ließ einen Diener zu sich kommen. "Können sie mir sagen wo Van Fanel ist?" "Der König von Fanelia ist vor einer Stunde wieder abgereist und lässt ausrichten, dass er morgen wieder käme." Nazu verstand die Welt nicht mehr. "Aber er hat gar nichts davon gesagt." "Er wird schon seine Gründe gehabt haben. Komm ich zeige dir wo du schläfst." Nazu ging grübelnd mit Milerna. Als sie im Bett lag, grübelte sie darüber nach, warum Van sie nicht mitgenommen hatte. Schließlich schlief sie ein. Van blieb auch am nächsten Tag verschwunden und Nazu fing allmählich an sich Sorgen zu machen. Abends stand sie an ihrem Fenster und sah zu den Sternen. "Van wo bist du nur?", sagte sie leise. Sie beschloss noch einen Tag zu warten. Wenn er dann nicht auftauchte, würde sie halt selber nach ihm suchen. Es war schon spät am Nachmittag. Nazu stand am Strand von Palas und sah betrübt aufs Meer. Dann schaute sie entschlossen auf die Feder, die sie in der Hand hielt und ging wieder zum Palast. Dort suchte sie Milerna. "Milerna, ich muss etwas unternehmen. Ich gehe jetzt und suche ihn." Milerna schaute sie entsetzt an. "Allein?" "Wenn es sein muss." "Das kommt nicht in Frage. Wenn, dann begleitet Allen dich." Nazu nickte. "Ich hole ihn." Milerna ging hinaus. Als sie mit ihm zurückkam, stand Nazu schon ungeduldig im Raum. "Da bist du ja endlich! Wir müssen sofort los!" Allen nickte. "Ich lasse sofort ein Pferd für dich satteln." "Brauchst du nicht. Ich fliege." Sie brachen auf. Allen hatte vorgeschlagen, die Strecke nach Fanelia abzusuchen, was sie auch taten. Allen suchte den Boden ab und Nazu hielt in der Luft Ausschau. Es war schon sehr spät und Nazu konnte sich kaum mehr in der Luft halten, aber die Angst trieb sie weiter. "Hey, Nazu, ich schlage vor, dass wir hier übernachten und morgen weitersuchen." Nazu landete. "Nein, ich muss ihn finden." "Ja das verstehe ich ja, aber bei dieser Dunkelheit finden wir sowieso nichts und außerdem bist du völlig erschöpft." Nazu sah ein, dass es keinen Sinn hatte und ließ sich überreden hier zu übernachten. Am nächsten Morgen, wachte sie schweißgebadet auf. Sie hatte die ganze Nacht hindurch fürchterliche Alpträume gehabt. Sie weckte Allen und gemeinsam machten sie sich wieder auf die Suche. Nazu hielt verzweifelt nach Escaflowne oder irgendeinem Hinweis nach Van Ausschau. Schließlich fing sie an zu rufen. "Van! Van kannst du mich hören?" Auch Allen rief so laut er konnte. "Man, so hat das keinen Sinn. Er kann überall sein. Wenn nur Hitomi hier wäre.", dachte Nazu. Dann hatte sie eine Idee. "Einen Versuch ist es Wert. Allen halt mal bitte an." Allen hielt verwundert an. "Was ist? Hast du ihn gefunden?" "Nein, ich will etwas ausprobieren." Sie landete auf einem Ast und nahm die Feder, die sie bei sich hatte aus der Tasche. Sie konzentrierte sich mit all ihrer Kraft, auf ihren Bruder. Es dauerte eine ganze Weile, aber dann sah sie eine Schlucht und einen Wasserfall. Sie flog zu Allen. "Allen, ist hier irgendwo eine Schlucht mit einem Wasserfall?" "Ja, ein paar Kilometer östlich von hier." "Gut, dann nichts wie hin." Allen ritt voraus und Nazu folgte ihm aus der Luft. "Hoffentlich kommen wir rechtzeitig." Nach einer halben Stunde rief Allen, dass sie da wären. Nazu sah sich um. "Hey, Nazu hier ist Escaflowne, aber Van kann ich nirgendwo entdecken.", rief Allen plötzlich. Allen hatte Escaflowne bei dem Wasserfall gefunden, dann musste Van irgendwo bei der Schlucht liegen. Sie flog die Felsen entlang. Schließlich entdeckte sie ihn auf einem Felsvorsprung. Sie flog so schnell sie konnte zu ihm. "Van, hey Van, kannst du mich hören?" Er wimmerte. Er war schwer verletzt und blutete am Kopf, aber er lebte. Sie nahm ihn vorsichtig hoch und flog mit ihm aus der Schlucht hinaus. Allen kam ihr entgegen. "Gott sei Dank. Lebt er noch?" "Ja, aber er muss so schnell wie möglich behandelt werden." Allen sah sich seine Verletzungen an. "Wenn wir zurückreiten, ist es vielleicht zu spät. Es dauert einfach zu lange.", sagte er schließlich. "Aber irgendwie müssen wir es schaffen rechtzeitig nach Palas zu kommen." Nazu überlegte fieberhaft. Dann fiel ihr Blick auf Escaflowne. "Das kannst du vergessen, nur Van ist imstande ihn zu fliegen.", sagte Allen der ihrem Blick gefolgt war. Sie hörte nicht auf ihn und ging zu Escaflowne. "Es muss einfach klappen. Und außerdem bin ich seine Schwester." Sie setzte sich auf die Bank und überlegte. Van hatte ihr einmal gezeigt, wie ein Guymilef funktionierte und sie hatte ihn außerdem genau beobachtet als er Escaflowne flog. Plötzlich hörte sie eine Stimme. "Natsuko..." "Wer spricht da?" Sie schaute sich um, doch außer Allen und Van war niemand anwesend. "N..a..t..s..u..k..o.." Die Stimme kam von Escaflowne! Der Drache hatte anscheinend ein Eigenleben entwickelt. "Natsuko, hab vertrauen. Euch wird nichts passieren." Sie wusste zwar nicht warum Escaflowne plötzlich sprechen konnte, aber sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Sie nickte. "Allen, bring Van her, wir fliegen zurück!" "Aber, Nazu. Escaflowne kann nur vom König von Fanelia geflogen werden." "Vertrau mir. Ich schaffe es." Allen wusste nicht was er tun sollte. Aber er wusste auch das sie keine andere Chance hatten. Er brachte Van zu Escaflowne. Dann flogen sie los. Nazu hatte am Anfang noch ihre Schwierigkeiten, aber sie war sich sicher, dass sie es schaffen würde. Schließlich hatte sie den Dreh raus. "Unglaublich! Wie hast du das gemacht?" Nazu zuckte mit den Schultern. Sie wollte Allen nichts von der Stimme erzählen. Sie sah entschlossen nach vorne. "Van, ich werde es schaffen. Verlass dich auf mich." Sie waren den ganzen Tag unterwegs. Van wurde immer schwächer. Aber dann sahen sie Palas in der Ferne. "Van halt durch, wir haben es gleich geschafft.", sagte Allen. Als sie landeten kam Milerna mit ein paar Mann angerannt. "Oje, wir müssen ihn schnell in den Palast bringen." Ein wenig später saßen Nazu und Allen vor einer Tür. Milerna und ein paar andere Ärzte mussten Van operieren. Nazu betete, dass er durchkommen würde. Sie ging auf und ab und fragte alle fünf Minuten, wie spät es sei. "Hey, Van ist dickköpfig. Er wird es schaffen.", versuchte Allen sie zu beruhigen. Nazu versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht. Nach zwei Stunden, kam Milerna heraus. Nazu sprang auf. "Er ist zwar schwer verwundet, aber er wird es schaffen. Hättet ihr ihn nicht so schnell hergebracht, wäre es wahrscheinlich anders ausgegangen." Nazu fiel ein Stein vom Herzen. Sie wollte noch etwas sagen, aber dann brach sie zusammen. Als sie wieder aufwachte, war sie in ihrem Zimmer. Sie sprang auf und lief hinaus. Nazu lief Richtung Thronsaal. Unterwegs begegnete sie einem Hofdiener. "Entschuldigen sie, wo ist Van Fanel?" Der Diener deutete auf eine Tür. Nazu bedankte sich und ging zu dem angegebenen Raum. Sie öffnete leise die Tür und trat ein. Van war noch nicht wach. Sie holte sich einen Stuhl und setzte sich an sein Bett. Sie machte sich schwere Vorwürfe. Allen hatte ihr erzählt, dass Van zurückgeflogen war um eine Überraschungsfeier für ihren Geburtstag vorzubereiten. "Es ist alles nur meine Schuld.", dachte sie immer wieder. Plötzlich zuckte Van mit den Augenbrauen. Er kam zu sich! Langsam öffnete er die Augen. Nazu nahm seine Hand, damit er wusste, dass sie da war. Van wusste anscheinend nicht wo er war, denn er schaute sich verwirrt um. "Keine Angst, du bist in Palas." Er versuchte etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht. "Schhhhh... Nicht reden, du musst dich schonen." Van war erschöpft und schloss wieder die Augen. Nazu wusste aber, dass er wach war, denn er hatte mit seiner Hand, ihr Handgelenk fest umgriffen. Am Abend kam Allen herein. Nazu war auf der Bettkante eingeschlafen, aber sie hielt immer noch Van's Hand. Allen lächelte und ging leise wieder hinaus. Van schlief fast den ganzen Tag über, aber Nazu wich nicht von seiner Seite. Er hatte sie gebeten, Hitomi nichts von dem Unfall zu sagen. Nazu hatte eine Nachricht an Hitomi geschickt. Sie hatte geschrieben, dass Van und sie noch ein paar Wochen bleiben würden. Sie söllte inzwischen die Stellung halten. Nach drei Tagen war Van kräftig genug um auch längere Zeit wach zu bleiben und sprechen konnte er auch wieder. Als Nazu am Morgen zu ihm kam war Van schon wach. "Na wie geht's dir heute?" "Den Umständen entsprechend." Sie setzte sich zu ihm und gab ihm einen Apfel. "Hier, wenn du wieder auf die Beine kommen willst musst du viel essen." "Nein, danke. Ich hab keinen Hunger." Nazu zuckte mit den Schultern und legte ihn auf ein Tischchen. "Sag mal Nazu, wo ist eigentlich Escaflowne?" "Hier, er steht unten am Hafen." Van sah sie verwundert an. "Wie habt ihr ihn denn hierher bekommen?" "Na geflogen, was denn sonst?" Van starrte sie an. "Wer?" "Ich habe ihn geflogen." "Aber, wie..." Nazu lächelte. "Ob du's glaubst oder nicht, Escaflowne hat mit mir gesprochen und gesagt, ich söllte ihm vertrauen, es würde nichts passieren. Ja, und dann haben wir dich genommen und sind zurückgeflogen." Van verstand gar nichts mehr. "Und du hattest keine Probleme?" "Doch am Anfang. Ich bin schließlich noch nie einen Guymilef geflogen." Van ließ sich in sein Kissen zurücksinken. "Ich glaub's nicht. Keiner außer mir war bisher dazu imstande Escaflowne zu fliegen." "Das bin ich auch nicht. Ich glaube, dass Escaflowne es nur zugelassen hat, weil es um dein Leben ging. Und das er nicht dumm ist hat er ja schon oft genug bewiesen." Das leuchtete Van ein. Eine andere Erklärung konnte er auch nicht finden. Dann lächelte er. "Eigentlich wollte ich nur Hitomi bei den Vorbereitungen helfen und jetzt lieg ich hier und kann mich kaum rühren." Nazu schaute zu Boden. Schuldgefühle überkamen sie wieder. Van hatte es bemerkt. Er setzte sich mit einiger Mühe wieder auf und klopfte Nazu auf die Schulter. "Hey, es ist nicht deine Schuld, ich hätte besser aufpassen sollen. Und außerdem, so schlimm ist es auch nun wieder nicht." Nazu schossen Tränen in die Augen. "Du wärst fast gestorben und dann sagst du es ist nicht schlimm!" "Hey, nicht weinen. Ich lebe doch, oder? Und das hab ich dir zu verdanken. Hättest du nicht den Mut gehabt Escaflowne zu fliegen wäre ich jetzt nicht hier." Er nahm sie in die Arme und wischte ihr die Tränen von den Augen. Dann fiel ihm etwas ein. "Wie habt ihr mich eigentlich gefunden? Soweit ich mich erinnern kann, war die Schlucht ziemlich weit von der eigentlich Route entfernt." "Ich habe es wie Hitomi gemacht und mich auf dich konzentriert." "Oje, jetzt hab ich zwei Mädchen mit übersinnlichen Kräften im Haus." Van lachte. Die Tage vergingen und Van ging es von Tag zu Tag besser. Es war eine Nachricht von Hitomi gekommen. Sie lautete: Na ihr Urlauber, ihr seid lustig. Ihr vergnügt euch in Palas, während ich hier festsitze. Van das kriegst du zurück. Machst mir erst die Hölle heiß, damit ich in Windeseile eine Überraschungsparty organisiere und dann lasst ihr mich hier sitzen. Trotzdem viel Spaß noch. eure Hitomi "Wenn sie wüsste.", hatte Van darauf nur entgegnet. Nach einundhalb Wochen, sagte Milerna Van könnte nun versuchen wieder zu gehen. Am Anfang tat er sich ziemlich schwer, weil er die ganze Zeit nur gelegen oder gesessen hatte, aber nach ein paar Tagen konnte er wieder einigermaßen normal gehen. Aber seine Kopfverletzung machte ihm noch etwas zu schaffen. Nach kurzer Zeit wurde ihm immer schwindelig und er musste sich setzen oder sich irgendwo abstützen. Was ihm gar nicht gefiel war, dass er weder trainieren noch sonstige anstrengende Tätigkeiten ausüben durfte. Van war jemand der immer in Bewegung war und so war es verständlich, dass ihm das absolut nicht in den Kragen passte. Einmal hielt er es nicht mehr aus und versuchte an den Strand zu fliegen, aber Nazu konnte ihn im letzten Moment noch aufhalten. Vier Wochen waren seit dem schrecklichen Unfall vergangen und Van hatte sich gut erholt. Nazu machte mit ihm gezielte Judoübungen damit er sich langsam wieder ans kämpfen und springen gewöhnen konnte. Allen war fast immer als Zuschauer dabei. An einem sonnigen Tag durften sie endlich wieder abreisen. Milerna hatte es Nazu schon einige Tage vorher gesagt. Nazu hatte sich dann entschlossen Hitomi eine Nachricht zu schicken. Sie erzählte von Van's Unfall, verschwieg aber dass er in Lebensgefahr geschwebt hatte. Sie schrieb er habe sich nur am Kopf verletzt und sich eine Rippe gebrochen, sei aber dank Milerna schnell wieder genesen. Als sie unterwegs waren flog Van vorsichtiger als sonst. "Der Schreck sitzt dir wohl doch noch in den Knochen, stimmt's?" "Ja, aber ich habe daraus gelernt." Nazu lächelte. Als Fanelia in Sicht kam, sah Nazu ein riesiges Plakat, das die Stadtmauer zierte. "Was steht, denn da? Kannst du was erkennen?", fragte sie ihren Bruder. Van kniff ein Auge zusammen um besser sehen zu können. "Warte mal. Oben steht: Happy Birthday, Nazu und unten.... Herzlichen Glückwunsch zur ausgestandenen Krankheit, Van." Er sah nach hinten. "Hast du ihr etwa doch davon erzählt?" "Ja, aber ich habe gesagt du hättest nur eine leichte Verletzung am Kopf und eine gebrochene Rippe." Van lächelte. Sie flogen zum Tempel und landeten davor. Dort wurden sie schon von ganz Fanelia empfangen. Hitomi rannte direkt zu Van und küsste ihn überschwänglich. "Also, was machst du für Sachen? Ich hatte dich doch gebeten auf dich aufzupassen." "Ist ja nicht so schlimm gewesen. Ich lebe doch noch, oder?" Hitomi lachte, aber Nazu dachte nur: "Ja, zum Glück." Van stieß ihr leicht in die Seite. Er hatte bemerkt, dass sie auf einmal abwesend wirkte. Nazu sah ihn an. Er zwinkerte ihr zu. Es war ein riesen Fest veranstaltet worden, und alle feierten ausgelassen. Van war so happy, dass er ein paar Mal Rad quer durch den Festsaal schlug. "Was habt ihr denn mit ihm gemacht?" "Er ist nur so happy, weil er endlich wieder alles machen darf. Die Ärzte in Palas haben ihn ziemlich eingeschränkt." Hitomi lächelte. Plötzlich kam Van von hinten, packte Hitomi um die Hüfte und setzte sie sich auf die Schultern. Hitomi die ein Glas in der Hand gehabt hatte, hatte vor Schreck den gesamten Inhalt über Van geschüttet, was ihn aber nicht im geringsten störte. "Hey, hättest du mich nicht vorwarnen können?" "Nein.", gab Van grinsend zurück. "Das ist typisch. Kannst du mal sehen was du für einen ungehobelten Bruder hast." Hitomi sah zu Nazu und lachte. Und die lachte mit. "Naja, so ungehobelt kann ich auch nun wieder nicht sein, sonst hättest du dich nicht in mich verliebt." Van sah zwinkernd zu Hitomi herauf. Hitomi gab darauf nur lachend zurück: "Das war ein bedauerliches Versehen." Alle drei lachten. Dann kamen ein paar Bürger von Fanelia, verbeugten sich vor Van und sagten: "Majestät, wir sind bereit." Van schaute sie verblüfft an. "Wofür?" Hitomi sprang von Van's Schultern herunter und sagte: "Na für die Geschenke." Van sah sie an. "Wieso, wer kriegt denn hier Geschenke?" Hitomi fasste sich an die Stirn. "Hast du mal daran gedacht, dass deine Schwester Geburtstag hatte? Ein toller Bruder bist du mir." Van kratzte sich verlegen am Kopf. "Entschuldigung, Nazu." "Ach macht nichts." Hitomi war vorausgegangen. "Hey, wollt ihr da versauern?" "Wir kommen ja schon." Als sie den Nebenraum betraten traute Nazu ihren Augen nicht. Überall lagen Päckchen oder es standen Blumensträuße auf den Tischen. "Du kannst den Mund ruhig wieder zuklappen." Van lachte. "Hitomi hat ungefähr genauso reagiert, als sie das erste Mal so einen Haufen gesehen hat." "Das ist alles für mich?" Hitomi nickte. "Ja, jeder Bürger von Fanelia hat etwas beigesteuert." Nazu nahm sich einen Stuhl und setzte sich. "Was ist denn los?" "Ich habe noch nie so viele Geschenke bekommen. Ich konnte froh sein wenn ich überhaupt eine Kleinigkeit bekommen habe." "Na, dann hast du doch doppelten Grund froh zu sein.", sagte Van und nahm Nazu auf seine Schultern. "Willst du eine Kleinigkeit sagen?", fragte er. Nazu nickte. Sie gingen wieder in den Festsaal. Dort bat Van um Aufmerksamkeit. "So, schieß los.", sagte er an Nazu gewandt. "Ich wollte mich, recht herzlich bei euch bedanken. Dafür, dass ihr mich so herzlich aufgenommen habt und auch für euer Vertrauen. Ich freue mich sehr über eure Geschenke und möchte mich in aller Form dafür bedanken." Als Nazu zu Ende gesprochen hatte brach ein Sturm der Begeisterung los, der sich erst nach einiger Zeit legte. Es wurde getanzt und gefeiert was das Zeug hielt und der Saal leerte sich erst gegen Anbruch des Tages. Und so war es nicht sehr verwunderlich, dass an dem darauffolgenden Tag in Fanelia ungewöhnliche Stille herrschte. Kaum einer war auf den Straßen zu sehen und auch die Kinder, deren fröhliches Gelächter sonst durch alle Gassen hallte, waren ungewöhnlich leise. Van, Nazu und Hitomi ging es nicht anders als den Bürgern von Fanelia. Sie waren genauso erschöpft und schliefen den ganzen Tag. Hitomi war leicht angeschwipst gewesen und schlief besonders lange. Nazu wurde gegen Abend wach und wollte die anderen nicht wecken. Sie beschloss ein bisschen zu trainieren und ging in ihr Dojo. Sie war so entspannt und ruhig, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte gestern begriffen, warum Van in Gegenwart seines Volkes immer besonders glücklich war: Für ihn waren alle Bürger eine einzige große Familie und auch für Nazu waren alle wie eine riesige Familie. Alle Übungen die sie durchführte, waren erfolgreich und sie wunderte sich nachher, warum ihr kein einziger Fehler unterlaufen war, wie sonst auch. Sie zog sich um und schaute aus ihrem Fenster. Sie liebte einfach den herrlichen Anblick von Fanelia wenn die Sonne unterging. Alle Häuser waren dann in ein angenehmes Licht getaucht und die Berge schimmerten ebenfalls in einem wunderschönen Licht. Plötzlich hatte Nazu eine Idee. Sie hatte einmal Unterricht bei einem Maler gehabt und wusste wie man mit Ölfarben umging. Sie holte sich ihren Zeichenblock und ihre Ölfarben und hielt diesen wunderschönen Anblick auf Papier fest. Als sie fertig war betrachtete sie ihr Werk zufrieden und legte es zu ihren anderen Bildern. Es wurde so langsam dunkel und sie beschloss, sich noch einmal hinzulegen. Am nächsten Morgen wurde sie von einem Schrei geweckt. Sie schreckte hoch. "War das jetzt ein Traum oder hat da wirklich jemand geschrien?" Dann hörte sie wieder einen Schrei. Er stammte von Van, da war sie sich sicher. Sie lief so schnell sie konnte aus ihrem Zimmer, stolperte die Gänge und Flure entlang bis sie vor dem Zimmer von Van und Hitomi stand. Sie öffnete die Tür. "Was ist los?" Hitomi und Van blickten auf. "Ach nichts, dein Bruder hat nur nen' kräftigen Muskelkater." Nazu musste lachen. "Und deswegen schreist du so? Dich hat wahrscheinlich ganz Fanelia gehört." Van schaute sie ärgerlich an. "Das tut verdammt weh. Vor allem wenn einen eine gewisse Hitomi massieren will." Er schaute zu Hitomi. Die sah trotzig zur Seite. "Pah, dann massier dich doch selber." "Werde ich in Zukunft auch." Nazu sah ihn verärgert an. "Jetzt stell dich doch nicht so an. Hitomi hat es doch nur gut gemeint." "Ja, weiß ich ja, aber massieren kann sie trotzdem nicht." "Dafür habe ich andere Qualitäten.", sagte Hitomi grinsend. "Das war jetzt eindeutig zweideutig.", meinte Nazu kopfschüttelnd. Van wollte vom Thema ablenken und sagte: "Nazu kannst du mich vielleicht massieren, vorausgesetzt du bist nicht auch so grausam wie Hitomi." Hitomi tat so als hätte sie nichts gehört und ging hinaus. "Van du bist gemein." "Bin ich nicht und außerdem weiß Hitomi wie das gemeint war." Nazu zuckte mit den Schultern und setzte sich hinter ihn um ihn zu massieren. Am Anfang wehrte Van sich etwas weil er der Meinung war sie könnte es auch nicht. "Irgendwie klar, das es wehtut wenn du dich so verspannst." Van versuchte sich so gut wie es ihm zur Zeit möglich war zu entspannen und tatsächlich ging es ihm nach der Massage besser. Den Muskelkater war er zwar nicht los, er ließ sich aber zumindest einigermaßen ertragen. Sie gingen in den Aufenthaltsraum wo sie immer Frühstückten. "Na, geht es dir besser?" Hitomi sah lächelnd zu Van. "Ja, viel besser." Er küsste Hitomi und setzte sich dann neben sie. "Na, was hab ich dir gesagt?" "Ja, ja ist ja gut." Nazu lachte. Hitomi schaute sie verwirrt an. "Was hast du gesagt?" "Nazu hat geglaubt du wärst böse auf mich als du hinausgegangen bist." Hitomi lachte. "Ach Quark, ich bin solche Bemerkungen gewöhnt." Sie schaute zwinkernd zu ihrem Ehemann. Der lächelte und machte sich über sein Frühstück her. Nazu hatte vorgestern auf dem Fest noch angekündigt, dass an diesem Tag für die ersten fünf Kurse Trainingsbeginn wäre. Nach dem Frühstück war sie in ihr Zimmer gegangen und hatte aufgeschrieben, womit sie anfangen wollte. Sie konnte nicht das gleiche Trainingsprogramm wie bei Van nehmen, da er durch seinen Jahrelangen Kendo Unterricht und die vielen Kämpfe, viel fitter war als die meisten Leute aus Fanelia. Und außerdem musste sie auf den Altersunterschied eingehen. Es dauerte zwar recht lange aber dann hatte sie den Trainingsplan endlich fertig. Da klopfte es an ihrer Tür. "Ja?" Van kam mit zwei kleinen Mädchen herein. "Die beiden wissen nicht mehr wann sie kommen sollten und da sie schon mal hier sind können sie ja mit dir auf die anderen warten." Nazu war zwar überrascht, aber ihr machte es nichts aus. Sie nickte. Van ging wieder. Die beiden kleinen Mädchen wirkten recht schüchtern und standen unschlüssig im Raum. Die eine hatte kurze hellbraune Haare und ein rotes Kleidchen an. Das andere Mädchen hatte blonde schulterlange Haare, die mit einem Band zusammengebunden waren und ein T-Shirt mit einer Latzhose an. "Na, wie heißt ihr denn?" Nazu stand auf und kniete sich vor die beiden. Das blonde Mädchen sagte zögernd: "Annmarie." "Das ist aber ein schöner Name und du?" Nazu wandte sich an das andere Mädchen. "Nina." Nazu wollte die Stimmung etwas auflockern. "Habt ihr Lust mit mir eure Trainingsanzüge holen zu gehen?" Die Mädchen nickten begeistert. Nazu sah auf ihre Uhr. Es war nur noch eine Stunde Zeit. Wenn sie zu Fuß gingen, würden sie es nicht mehr schaffen. "Seit ihr schon Mal geflogen?" Die beiden schüttelten die Köpfe. Nazu lächelte und ging zu dem Fenster. Sie öffnete es und zog ihr Jäckchen, dass sie über ihrem Top anhatte aus. Dann spannte sie ihre Flügel. Annmarie und Nina staunten. "Du hast ja schöne Flügel!", sagte Nina begeistert. Nazu lächelte und ging zu den Mädchen. Sie packte die beiden um die Hüfte und ging zum Fenster. "Haltet euch gut fest." Dann hob sie ab. Sie flog erst noch einmal in den Garten, wo Van übte. Er bemerkte ein paar Federn und sah gen Himmel. "Wo willst du denn mit den beiden hin?" "Ich will die Anzüge abholen." Van steckte sein Schwert ein. "Das schaffst du allein doch gar nicht. Ich komme mit." Er zog sein rotes Hemd aus und warf es auf die Wiese. Dann spannte auch er seine Flügel. Annmarie und Nina staunten noch mehr. Van nahm Nazu Nina ab und dann flogen sie gemeinsam zu dem Schneider. "Ihr seid viel netter als, ich gedacht habe.", meinte Nina. Van und Nazu lächelten. Dann kam die Hütte des Schneiders in Sicht. Als sie landeten wurden sie auch schon von ihm begrüßt. "Guten Tag Majestät" Van nickte. "Wir wollten die Kampfanzüge abholen." Nazu sah den stämmigen Mann an. "Ja, folgen sie mir." Sie gingen in einen Raum in hinteren Teil des Hauses. Der ganze Raum war voll mit zusammengelegten Anzügen. Jeder war mit Namen und Alter beschriftet. Sie nahmen so viele mit wie sie konnten. Annmarie und Nina standen erst unentschlossen daneben. "Wollt ihr auch mithelfen?" Nazu hielt ihnen ein paar Anzüge hin. Die Mädchen lächelten und nahmen so viele sie tragen konnten. Dann flogen sie wieder zum Palast und stapelten alle Anzüge in Nazu's Arbeitszimmer. Sie mussten viermal hin und her fliegen ehe sie alle Anzüge beisammen hatten. "So das wäre geschafft!" Nazu hatte alle Anzüge durchgezählt. "Ich geh wieder trainieren. Bis später!" Van ging wieder in den Garten. "Wollt ihr mir helfen die Anzüge zu sortieren?" "Ja." "So, alle Anzüge, auf denen Zahlen bis zehn stehen kommen hierhin und mit allen anderen auf denen zahlen von zehn bis zwanzig oder von zwanzig bis dreißig stehen macht ihr es genauso." Die beiden Mädchen nickten und machten sich eifrig an die Arbeit. Sie hatten schon nach einer kurzen Zeit alle Anzüge sortiert. Nazu suchte zwei Anzüge heraus und gab sie den Mädchen. "So, das sind eure. Kommt mit, ich zeige euch den Umkleideraum." Sie gingen zu einem der beiden Umkleideräume. Annmarie und Nina zogen sich um und Nazu zeigte ihnen wie man den Gürtel nach Standard zuband. Dann kam Hitomi mit einer Scharr von Kindern. "Das sind deine anderen Schüler." Nazu nickte und ging mit den Kindern ins Dojo. "Also, wir werden erst einmal eine einfachere Kampfsportform behandeln, Judo. Judo beschäftigt sich weniger mit dem direkten Angreifen oder waghalsigen Tritten. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Hebeln und Ausweichtechniken. Trotzdem erfordert Judo genauso viel Training wie Karate. Ich gehe jetzt eure Anzüge holen. Bleibt solange hier und stellt nichts an." Sie suchte die restlichen acht Anzüge heraus und verteilte sie an die Kinder. "Annmarie und Nina zeigen euch die Umkleidekabinen, aber vorher möchte ich euch noch zeigen wie der Gürtel richtig gebunden wird." Sie zeigte es ihnen an ihrem eigenen Gürtel und beantwortete geduldig alle Fragen. Als schließlich alle umgezogen waren und Nazu einige Korrekturen an Gürteln vorgenommen hatte, baute sie mit den Kindern die roten und weißen Judomatten auf. "So wie wir sie jetzt aufgebaut haben werden sie immer aufgebaut. Ich möchte das ihr das schon macht wenn ich noch nicht da sein söllte. Genauso wie das umziehen. Die Anzüge nehmt ihr mit nach Hause und ich will euch jetzt schon mal sagen: wer seinen Anzug andauernd vergisst, der hat hier nichts zu suchen. Ich kann nämlich niemanden gebrauchen der nicht zuverlässig ist." Die Kinder nickten. Nazu fing mit einigen Abrollübungen an. Alle Kinder hatten riesigen Spaß und waren mit Eifer bei der Sache. Als Nazu schließlich das Schlusszeichen gab, waren alle traurig, dass die Stunde schon vorbei war. Sie bauten noch die Matten ab und zogen sich dann um. Nazu teilte ihnen noch kleine Zettel aus, wo die nächste Übungsstunde draufstand und dann gingen alle erschöpft, aber fröhlich nach Hause. Die restlichen vier Kurse verliefen ebenfalls gut und Nazu war für's erste mit sich zufrieden. Als sie später mit Van trainierte war sie schon ziemlich ausgepowert und Van besiegte sie fast mühelos. "Was ist denn los? Schon so erschöpft?", fragte er und half seiner Schwester wieder auf die Beine. "Halte du mal fünf Karatekurse hintereinander ab, dann bist du auch erschöpft." "Ist ja gut, was hältst du von einem Picknick bei Mondschein?" Nazu sah ihn schief an. "Du hast manchmal Einfälle, aber wegen mir." Sie zogen sich um, packten einige Sachen zusammen und gingen mit Hitomi im Schlepptau in den Palastgarten. Sie aßen gemütlich und plauderten. Nach einiger Zeit gesellte sich Merle dazu und brachte wie gewöhnlich alle mit ihrer komischen Art zum lachen. "Ich schlage vor, dass wir mal wieder draußen übernachten. Das haben wir nicht mehr gemacht seit dem Fest, mit der Vorführung.", schlug Hitomi vor, als sie müde war. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. "Ich gehe grad mal eine paar Decken holen." Nazu flog in den Palast. Bald darauf kam sie wieder. Sie verteilte die Decken und setzte sich neben Van. Der wollte schon seine Decke mit um sie legen, aber Nazu sagte: "Nein. Kuschel mal lieber mit Hitomi, die ist jedes Mal allein." Hitomi fing an zu lachen. Nazu sah sie verständnislos an. "Was? Was gibt es da zu lachen?!" "Na hör mal, ich habe deinen Bruder jede Nacht für mich allein, da ist es gewiss nicht tragisch wenn du mal mit ihm unter einer Decke schläfst." Nazu zuckte mit den Schultern und nahm das Stück Decke, dass Van ihr hinhielt. Hitomi gab ihm noch einen Kuss und legte sich dann zu Merle, die unter einem Baum schlief. Nazu kuschelte sich an Van und schloss die Augen. Sie liebte es einfach bei ihm zu sein. In seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher und geborgen, wie bei keinem sonst. Auch Van liebte es bei seiner Schwester zu sein. Sie war - mit Ausnahme von Hitomi - die einzige Person bei der er sich so wohl fühlte. Sie hingen beide ihren Gedanken nach, bis Nazu fragte: "Van, wann hast es eigentlich bei dir gefunkt? Ich meine im Bezug auf Hitomi." "Wie kommst du jetzt darauf?" "Ich weiß nicht. Einfach so." Van sah hinauf zu den Sternen. "Als sie mit dem Kleid von Milerna zum Abendessen erschienen ist. Da hat's mir die Sprache verschlagen." Er lächelte. "Warst du schon einmal verliebt?" Nazu schaute zu Boden. Sie sagte leise: "Ja, aber er ist einfach mit einer anderen abgehauen." Dann sah sie Van lachend an. "Das ist aber schon länger her." "Sie tut, als wäre sie darüber hinweg, dabei trifft es sie immer noch.", dachte Van. "Der einzige Junge, den ich wirklich lieb hab, bist du und das wird auch immer so bleiben." Nazu umarmte ihren Bruder fest und sah ihn an. "Was macht dich da so sicher? Es kann immer mal irgendjemand kommen und du bist hin und weg." Nazu schüttelte den Kopf. "Nein, es mag sich vielleicht komisch anhören, aber ich will und werde mich nie mehr verlieben." Van sah sie erstaunt an, dann nahm er sie in seine Arme und sagte: "Naja, wir werden sehen." Schließlich legten sie sich auch schlafen. Nazu hatte wie so oft Angst vor dem einschlafen. Seit Van diesen Unfall gehabt hatte, hatte sie immer und immer wieder Alpträume. Es verging kaum eine Nacht in der sie ruhig schlief. Van bemerkte, dass sie sich ängstlich an ihn kauerte. "Was ist los?" "Ich habe Angst." "Angst wovor?" "Vor dem einschlafen. Seit du mit Escaflowne abgestürzt bist und ich dich in der Schlucht gefunden habe, habe ich immer wieder Alpträume." Van zog sie eng an sich und sagte leise: "Du musst dich nicht fürchten. Ich bin gesund und ein zweites Mal passiert mir das nicht. Das schwöre ich dir. Denk nicht mehr daran." Nazu nickte, gab Van einen Kuss und kuschelte sich eng an ihn. Er strich ihr immer wieder beruhigend über die Haare, bis sie eingeschlafen war. Am nächsten Morgen wurden sie alle ziemlich unsanft geweckt. Ein Schrei von Merle ließ sie alle erschrocken hochfahren. "Was ist los, Merle?" Van drehte sich erschrocken in ihre Richtung. Auch Nazu wollte wissen was los war und sah zu Merle. Die zeigte auf die Palastmauer. Alle sahen in die angegebene Richtung. Dann mussten sie lachen. Auf der Mauer saß ein Hund, der anscheinend irgendwie da hoch geklettert war. "Aber Merle, das ist nur ein Hund." Hitomi sah sie lachend an. "Das ist es ja! Ich hasse Hunde. Ich gehe besser." Sie lief so schnell sie konnte in Richtung Palast davon. Van lachte und meinte nur: "Das ist typisch Merle." Er ließ sich wieder zurückfallen. Darauf war Nazu nicht vorbereitet gewesen und landete unsanft neben ihm. "Warne mich bitte vorher, wenn du dich einfach fallen lässt." Sie rieb sich ihre Nase, mit der sie gegen Van geknallt war. Der lächelte und küsste sie zärtlich auf die Nase. "Entschuldigung, ich werde das nächste Mal dran denken." Er klang ein bisschen spöttisch. "Ja lach du dich nur über mich kaputt." Nazu tat als wäre sie beleidigt und drehte sich zur Seite. Van legte sich neben sie und strich ihr über's Haar. "Ich habe mich nicht über dich kaputt gelacht. Komm schon, sei nicht böse." Er nahm an, dass Nazu wirklich beleidigt war. Die drehte sich um und lächelte ihn an. "Ich hab doch nur Spass gemacht. Ich dachte eigentlich du kennst mich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass ich wegen solchen Kleinigkeiten nicht eingeschnappt bin." Van umarmte sie spontan. "Ich hab dich lieb, Nazu.", flüsterte er kaum hörbar. "Ich hab dich auch lieb.", flüsterte sie zurück. Nazu sah über Van's Schulter hinweg zu Hitomi. Die saß nur lächelnd an den Baum gelehnt da. Sie wusste, dass Van seine Familie sehr fehlte und er hier und da jemanden brauchte, bei dem er sich einfach mal anlehnen konnte. Er hatte zwar Hitomi, aber mittlerweile stand Nazu ihm sogar noch näher als sie. Hitomi war nicht im geringsten Eifersüchtig auf Nazu. Van liebte sie auch so noch, genauso viel wie vor Nazu's Ankunft. Aber was sie dennoch wunderte, war dass Van seine Gefühle offen zeigte. Als Hitomi früher das erste Mal auf Gaja gewesen war, hatte er zwar immer einmal Andeutungen gemacht, aber offen gezeigt hatte er seine Trauer oder seinen Schmerz nie. Plötzlich merkte Nazu, dass ihr Top nass geworden war. Sie schob Van etwas von sich. Er weinte. "Van, was ist denn los? Warum weinst du?" Er wischte sich schnell die Tränen aus den Augen. "Ich... ich weine nicht, das meinst du nur." "Du weinst, das sieht selbst ein Blinder. Was ist denn?" Nazu sah ihn besorgt an. "Ach nichts. Ich wünschte nur meine Eltern wären noch hier." Van sah zu Boden. Nazu nahm ihn wieder in ihre Arme. Sie wollte ihm so gern seinen Wunsch erfüllen, aber das war leider unmöglich. Sie saß eine Weile schweigend bei ihm und hielt ihn einfach ganz fest in ihren Armen. Dann löste sich Van und sagte: "Ist schon gut. Was meinst du, trainieren wir?" Nazu nickte. Hitomi war schon in den Palast gegangen. Sie zogen sich um und gingen ins Dojo. Nazu ließ ihn erst einmal eine ganze Weile Konzentrationsübungen machen. Er hatte eben doch recht zerstreut gewirkt. Sie unterzog ihn, der Prüfung zum nächsten Gürtel, aber er wusste davon nichts. Als sie fertig war, lächelte sie zufrieden. Er hatte mit Bravour bestanden. "Warte bitte mal einen Moment." Nazu lief hinaus und suchte Hitomi. Sie erzählte ihr von der Prüfung und bat sie, bis zum Mittag einen Gürtel anfertigen zu lassen. "Ja das ist kein Problem, ich wollte sowieso heute noch zum Schneider." Nazu lächelte dankbar und lief zurück zu Van. "Was war denn?" "Ach nichts. Ich würde sagen wir trainieren heute Nachmittag weiter, gleich kommen die nächsten drei Kurse." Van nickte. Im vorbeigehen gab er Nazu einen Kuss. "Bis nachher." Die Kurse verliefen wie die am Vortag fast ohne Zwischenfälle. Als der letzte Kurs vorüber war, ging Nazu zu Hitomi, die gerade aus der Stadt wiederkam. Sie drückte Nazu den Gürtel in die Hand. "Danke Hitomi." "Ach, keine Ursache. Van wartet übrigens im Dojo auf dich hat er zu mir gesagt." Nazu nickte, versteckte den Gürtel unter ihrem und lief ins Dojo. Van wartete wirklich bereits auf sie. Sie ging zu einem Schrank und holte ein Tuch heraus. "Hier bind dir das um die Augen." Sie gab es Van. "Wofür?" "Ich habe eine Überraschung." Van band sich das Tuch um. Nazu zog so leise es ging den Gürtel hervor. Sie knotete Van's alten Gürtel auf und band ihm den neuen um. "Was machst du denn?" Er tastete ahnungslos nach seinem Gürtel. Nazu nahm ihm das Tuch von den Augen. Van sah sie irritiert an. "Und was hast du jetzt gemacht?" "Dann sieh mal auf deinen Gürtel." Nazu lächelte. Er sah an sich herunter und entdeckte den neuen Gürtel. Er dachte einen Moment nach. Dann fiel ihm ein, dass es ja verschiedene Gürtel gab. Er sah zu seiner grinsenden Schwester. "Wann hab ich denn die Prüfung abgelegt?" "Heute morgen. Ich hab's dir nur nicht gesagt." Van sah wieder auf seinen Gürtel und dann auf Nazu. Er lächelte. "Danke. Wenn du es mir gesagt hättest, hätte ich die Prüfung bestimmt nicht geschafft." "Hättest du doch, aber du wärst wahrscheinlich total nervös gewesen und das wollte ich dir ersparen." Van fiel ihr um den Hals. Er nahm sie hoch und drehte sich mit ihr einmal im Kreis. "Du bist klasse.", sagte er immer wieder. "Ja, ja ich weiß. Pass auf sonst beförderst du mich gleich in irgendeine Ecke." Nazu lachte. Van ließ sie runter und lachte ebenfalls. Sie trainierten noch etwas und gingen dann zum Abendessen. "Man hab ich nen' Kohldampf." Nazu häufte sich Gemüse auf den Teller. Van aß wie immer seine riesen Portion. Hitomi saß lachend daneben. Nach dem Essen ging Nazu noch in den Garten. Es dämmerte und alles war in ein wunderschönes Abendrot getaucht. Allerdings versperrte ihr die Palastmauer etwas die Sicht. Sie spannte ihre Flügel und flog auf den höchsten Baum im Garten. Sie setzte sich auf einen Ast und sah verträumt in den Himmel. Nach einer Weile hörte sie eine Stimme. "Komisch, ich hätte schwören können, dass sie in den Garten gegangen ist." Es war Van. Nazu sah sich um. Er stand auf dem Hügel und sah sich um. "Hey, ich bin hier." Nazu winkte energisch. Van sah sich um. Dann fiel sein Blick auf den Baum. "Was machst du denn da oben?" Er warf sein Hemd ins Gras und flog zu Nazu. "Die Aussicht genießen." Van setzte sich auf den Ast, auf dem auch Nazu saß. Dann krachte es nur noch und sie fielen ins Gras. Nazu landete direkt auf ihrem Bruder. "Au, ich schätze zwei waren einer zu viel.", sagte er. Nazu lächelte. "Schätze ich auch. Zum Glück bin ich ja weich gelandet." Sie rollte sich von ihm herunter und setzte sich neben ihn. Van setzte sich auf. Sein Rücken schmerzte ein bisschen, aber sonst hatte er sich nicht verletzt. "Ja, du bist weich gelandet, aber ich hab mal wieder alles abgekriegt, wie immer." Nazu setzte sich näher zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schulter. "Dafür kann ich aber auch nichts und außerdem, so schlimm ist es doch gar nicht, oder?" "Nein, aber das nächste Mal setze ich mich auf einen anderen Ast." Er lachte. Dann stand er auf. "Komm mit ich kenne einen Platz, da hat man die schönste Aussicht in ganz Fanelia." Er nahm Nazu an der Hand und flog mit ihr über den Palast hinweg, bis zu einem Felsvorsprung. Dort setzten sie sich hin und sahen in den Himmel. Nazu hatte den Kopf auf ihre Hände gestützt. "Wunderschön...", murmelte sie. Van sah lächelnd zu ihr. "Sie ist genauso verträumt, wie Hitomi.", dachte er. Ein paar Vögel flogen über Fanelia hinweg. Sie saßen noch da bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war. Dann flogen sie zurück in den Palast. Dort kam ihnen Hitomi entgegen. "Wo wart ihr denn die ganze Zeit?" "Auf dem Felsvorsprung über dem Palast." Hitomi lächelte. Sie plauderten noch etwas, dann ging Nazu ins Bett. Als sie sich umzog wurde ihr plötzlich schwindelig und sie musste sich setzen. Nach einer Weile ging es wieder. "Das war bestimmt nur die Anstrengung.", dachte sie und legte sich hin. Spät am nächsten Morgen: Van saß im Garten und übte, was er jeden Tag tat. Nach einiger Zeit, ging er wieder herein. "Wo ist denn Nazu?" Hitomi, die an einem Tisch saß, zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wahrscheinlich schläft sie noch." Van ging grübelnd hinaus. "Komisch, so lange hat sie noch nie geschlafen." Er beschloss nach ihr zu sehen. Er ging zu ihrem Zimmer und klopfte an. Keine Antwort. Er öffnete die Tür und sah zu ihrem Bett. Sie schlief tatsächlich noch. Er ging zu ihr hin und schubste sie leicht an, so wie er es immer tat. Keine Reaktion. Er schubste ein bisschen kräftiger. Wieder keine Reaktion. So langsam wurde ihm mulmig zu Mute. Er rüttelte sie regelrecht. Immer noch keine Reaktion. "Nazu! Hey, wach auf! Was hast du?" Van wusste nicht was er tun sollte, er lief hinaus und holte Hitomi. Die fühlte Nazu an die Stirn. "Sie ist ganz heiß. Sie hat hohes Fieber. Wir müssen sofort einen Arzt holen." Van nickte. Er ließ sofort einen Arzt kommen. Der untersuchte Nazu und sagte schließlich. "Ich weiß nicht was sie hat. Das einzige was wir tun können ist ihr kalte Umschläge zu machen und abzuwarten." Sie taten was der Arzt gesagt hatte und machten ihr immer wieder kalte Umschläge. Am Abend war das Fieber immer noch nicht gesunken und Nazu drehte sich immer wieder ruckartig von einer Seite zur anderen. Zwei Tage vergingen und der Zustand Nazu's änderte sich nicht. Van saß Tag und Nacht bei ihr und machte ihr immer wieder kalte Umschläge. Er hatte gehofft, dass sich ihm dieses Bild nie mehr bieten würde. Er hatte seinen Vater auch nach einer langen Krankheit verloren. Hitomi wusste das und versuchte ihm immer wieder Mut zu machen. "Sie ist stark und wird es schaffen, davon bin ich überzeugt." Van nickte stumm und sah wieder zu seiner Schwester. Er betete, dass sie es schaffen würde. Die Nachricht, dass die Prinzessin krank war, verbreitete sich allmählich auch in Fanelia und die ältere Generation, betete ebenfalls, dass Nazu durchkommen würde. Die Tage zogen sich jäh dahin und Nazu's Zustand veränderte sich nicht. Gegen Abend des achten Tages riss sie plötzlich die Augen auf, stammelte etwas unverständliches und fiel wieder in eine tiefen Schlaf. Van der die ganze Zeit über bei ihr war strich ihr besorgt übers Haar. Dann merkte er, dass ihr atmen immer langsamer wurde. Er fühlte ihren Puls. Er wurde immer schwächer. "Nein! Du darfst nicht sterben. Bitte stirb nicht!" Er kniete sich vor ihr Bett und nahm ihre Hand. Er sah fast nichts mehr. Tränen verschleierten ihm die Sicht. Van hielt Nazu's Hand an seine Wange und brach in Tränen aus. "Du darfst nicht sterben. Bitte lass mich nicht allein." Hitomi, die sein Schreien gehört hatte kam herein. Sie sah entsetzt zu Nazu. "Was ist? Ist es schlimmer geworden?" Van sah Hitomi kurz an. Sie sah sein verweintes Gesicht. Dann sah er wieder zu seiner Schwester. "Nein...." Hitomi holte einen Stuhl und setzte sich zu Van. Keiner von ihnen wusste, was sie tun sollten. Sie sahen beide zu der bleichen und leblos wirkenden Nazu. "Nein, das darf einfach nicht sein! Nicht noch einmal!" Van vergrub sein Gesicht in der Hand von Nazu und weinte verbittert. Hitomi nahm ihren Anhänger und betete. Sie betete immer und immer wieder. "V..Van..." Van sah auf. "Nazu?" Sie hatte die Augen geschlossen, aber sie lebte. Van fühlte abermals ihren Puls. Er war zwar schwächer wie sonst, aber nicht mehr so schwach, dass Lebensgefahr bestand. "Ich bin hier Nazu. Ich bin bei dir und Hitomi auch." Nazu's Lippen verformten sich zu einem stummen lächeln. Van sah zu Hitomi. Die hatte Tränen in den Augen. Nazu versuchte noch etwas zu sagen, aber Van legte ihr einen Finger auf die Lippen. "Nicht reden, ruh dich aus. Wir bleiben bei dir, du brauchst keine Angst zu haben." Nazu sagte nichts mehr. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und drückte leicht Van's Hand. Er lächelte und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. "Hoffentlich hat sie es überstanden.", dachte er. Zwei weitere Tage vergingen. Nazu erholte sich zwar nur sehr langsam, aber es ging ihr besser. Van war zwar hundemüde, aber er blieb trotzdem bei seiner Schwester. Das Fieber war stark gesunken. Sie wachte immer einmal wieder auf und sah als erstes zur Seite um sich zu vergewissern, dass ihr Bruder noch da war. "Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt." Van lächelte. "Entschuldigt bitte..." "Ach Unsinn, warum entschuldigst du dich denn?" Van setzte sich auf die Bettkante. "Komm, mal bitte her.", bat Nazu. Van beugte sich zu ihr herunter. Sie gab ihm einen Kuss. "Ich hab dich lieb.", flüsterte sie. "Ich dich auch. Schlaf noch ein bisschen." Van küsste sie zärtlich auf die Stirn. Nazu schloss die Augen. Bald darauf war sie wieder eingeschlafen. Hitomi kam mit etwas zu essen und neuen Umschlägen herein. "Wie geht es ihr?" "Sie ist zwar noch schwach, aber es geht ihr besser." Hitomi stellte die Schüssel mit kaltem Wasser auf ein Nachttischen und gab Van einen Apfel. "Hier, du musst so langsam mal etwas essen." Van stand auf, umarmte Hitomi und küsste sie. "Hab ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich dich liebe?" Hitomi tat als würde sie überlegen. "Hmm.... Also ich kann mich nicht erinnern." Dann lächelte sie. Van lächelte ebenfalls und biss in den Apfel. Die Tage vergingen und Nazu ging es von Tag zu Tag immer besser. Allmählich kehrte auch ihr Appetit wieder zurück und sie war öfter und länger wach. Das schlimmste hatte sie überstanden und nicht nur sie war froh darüber. Van sah immer wieder gen Himmel und dankte Gott dafür, dass Nazu nicht gestorben war. Das Fieber war nach zwei Wochen entgültig verschwunden und das Fenster stand oft weit offen, was Hitomi zwar gar nicht gefiel, aber Nazu beteuerte immer wieder, dass sie sonst noch in ihrem Zimmer ersticken würde. Allen, seine Schwester und Milerna waren zu Besuch gekommen und hatten ihr zwei Blumensträuße dagelassen. Sie hatten nur die Köpfe geschüttelt und lachend gesagt: "Also was machst du für Sachen. Erst Van und wenig später du." Vier Wochen nach Krankheitsbeginn war sie so fit, dass sie wieder anfangen konnte zu laufen. Sie tat sich am Anfang ziemlich schwer, weil vier Wochen nur liegen nicht spurlos an einem vorbeigingen. "Was hast du denn für Probleme? Du stellst dich an wie bei deinen ersten Gehversuchen." Van lachte. "Ha, ha sehr witzig. Du hast dich nicht besser angestellt, als du den Unfall gehabt hast." "Ja, ja ist ja gut. Ich sag ja gar nichts mehr." Nazu übte fleißig und konnte nach ein paar Tagen Übung wieder normal gehen. Allerdings musste sie sich mit ihren Karateübungen noch zurücknehmen. Das ärgerte sie sehr, denn wenn sie nicht besser wurde konnte sie ihrem Bruder auch bald nichts mehr beibringen. Er hatte riesen Fortschritte gemacht und wenn sie nicht bald wieder auf die Beine kam hatte er sie eingeholt. Nazu durfte den Palast nicht verlassen. Laut dem Arzt bestand noch die Gefahr eines Rückfalls und der würde nicht so glimpflich ausgehen. Aber sie stand oft mit Van oder Hitomi an ihrem Zimmerfenster und schaute hinaus. Nazu war noch lange nicht fit. Das spürte sie selbst, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. An einem verregneten Tag lag sie mal wieder in ihrem Bett und langweilte sich zu Tode. Sie kramte in ihren Sachen, die sie von der Erde mitgebracht hatte und fand das Buch von Yukari, dass die vielen Abenteuer von Van und Hitomi schilderte. Sie stellte ihre Tasche beiseite und fing an zu lesen. Es kam ihr wie ein Traum vor. Nach einer Weile war sie so vertieft, dass sie nicht bemerkte, dass Van hereingekommen war. "Was liest du denn da?" Nazu schreckte hoch. "Ach du bist es." Van lächelte. "Was hast du eben gesagt? Ich war so vertieft, dass ich es nicht mitgekriegt hab." "Ich hab gefragt was du liest. Scheint spannend zu sein." Nazu lachte. "Für mich schon, aber für dich nicht. Du hast es ja selbst erlebt." Sie hielt Van die Vorderseite des Buches vor die Nase. Darauf waren Van, Hitomi und im Hintergrund Escaflowne abgebildet. Der Titel des Buche lautete: Visions of Escaflowne - Die Abenteuer von Hitomi und Van. Der verzog leicht das Gesicht. "Also gut getroffen hat Yukari mich nicht und Escaflowne sieht auch ein bisschen eigenartig aus." "Ist ja auch irgendwie klar. Yukari kennt dich zwar, aber selbst gezeichnet hat sie das nicht. Und Escaflowne hat sie ja noch nie gesehen." Van nickte. "Darf ich mir das Buch mal ausleihen? Mal sehen ob alles so stimmt wie Yukari es geschrieben hat." "Klar, hier." Nazu gab Van das Buch. Dann sah sie in Richtung Fenster. Es regnete immer noch in Strömen und der Himmel was wolkenverhangen. Das trug nicht gerade zu Nazu's Stimmung bei. Plötzlich klopfte es. "Ja?" Hitomi kam herein. Ihr folgten zwei kleine Mädchen, die Nazu sofort erkannte. "Annmarie! Nina! Was macht ihr denn hier?" "Unsere Eltern haben gesagt wir söllten mal nach dir sehen." Nina ging zu Nazu und Annmarie folgte ihr. Sie gaben ihr zwei duftende Rosensträuße. "Danke, oje, ich glaube so langsam brauche ich ein Blumenzimmer oder so was." Nazu lachte. Hitomi kam mit zwei Vasen herein. Sie stellte die Sträuße hinein und stellte sie auf einen Schrank, der vor Blumen überquoll. Die beiden Mädchen mussten sich auf die Zehenspitzen stellen um Nazu richtig sehen zu können. Van lächelte und hob die beiden auf Nazu's Bett. Er stand auf und wollte mit Hitomi hinausgehen. Doch Nazu hielt ihn zurück und zog ihn zu sich. Sie umarmte ihren Bruder lange und flüsterte leise, so dass es nur Van hören konnte. "Ich hab dich lieb, Van." Van lächelte, gab Nazu einen Kuss auf die Stirn und ging schließlich mit Hitomi hinaus. Annmarie und Nina hatten dem gebannt zugeschaut. Nazu bemerkte ihre verwunderten Blicke. "Was ist denn? Ihr schaut so komisch." "Ich habe auch einen großen Bruder, aber der ärgert mich nur immer. Wir verstehen uns nicht so gut wie du und dein Bruder." Nazu lächelte. "Das kommt noch." Sie redete noch ein bisschen mit den beiden und alberte etwas herum. Schließlich verabschiedeten sich die Mädchen und gingen wieder. Hitomi brachte Nazu wie jeden Abend ihr Essen. "Hitomi, aber ab morgen esse ich wieder mit euch." Hitomi lächelte. Am nächsten Morgen war Nazu schon sehr früh wach. Sie wollte aufstehen, ließ sich aber schnell wieder in ihre Kissen zurücksinken. "Man, verflucht. Jetzt hab ich auch noch nen' Kater." Aber Nazu war stur. Sie wollte endlich aus diesem verfluchten Bett heraus. Sie biss die Zähne zusammen und stand trotz des stechenden Schmerzes der sich über ihren gesamten Rücken zog auf. Nazu ging zu ihrem Fenster und sah hinaus. Zu ihrer Verwunderung waren Van und Hitomi doch schon auf. Van hatte seine Flügel gespannt und alberte mit Hitomi herum. Erst wollte Nazu rufen, aber dann kam ihr eine Idee. Sie ging schnell ins Nebenzimmer und stellte die Staffelei vor das Fenster. Dann fing sie an zu zeichnen. Eine halbe Stunde später war sie mit der Vorzeichnung fertig. Sie holte ihre Farbpalette und die Pinsel. Dann malte sie sorgfältig aus bzw. an. Als sie fertig war stellte sie die Staffelei andersherum und ging in den Aufenthaltsraum. Sie setzte sich an den Tisch und wartete. Sie wäre zu gern auch in den Garten gegangen, aber sie durfte ja nicht. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es klang, als ob man ein Blatt Papier umschlagen würde. "Das hab ich mir gewiss nur eingebildet.", dachte sie und starrte weiter auf die Wand. Doch dann hörte sie das Geräusch wieder. Sie sah sich um. Dann musste sie lachen. Van saß hinter der Tür in einer Ecke und las in dem Buch, dass Nazu ihm gegeben hatte. Sie hatte ihn nicht gesehen, weil die Tür im Weg war. Sie ging zu ihm und hielt ihm die Hand vor Augen. Van zuckte zusammen. "Wer... Ach du bist es Nazu. Guten Morgen." "Guten Morgen, warst du wirklich so vertieft, dass mich nicht gehört hast?" Van lächelte. "Ja." Nazu lachte und setzte sich zu ihm. Sie nahm ihm das Buch aus der Hand und schaute an welcher Stelle er war. Es war die Stelle, wo Freid zerstört worden war und sie im Crusardo auf dem Weg zum Tempel der Fortuna waren. Van sprach gerade mit Hitomi darüber, dass er mit Escaflowne eine Einheit bilden wollte. Nazu gab ihm das Buch zurück und sah eine Weile nur geradeaus. "Van?", fragte sie nach einer Weile. "Ja?" "Was wolltest du Hitomi sagen, als du weggerannt bist?" Van sah Nazu an. "Ich wollte ihr eigentlich sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte, aber ich habe mich einfach nicht getraut." Er sah auf die gegenüberliegende Wand. "Hätte ich es ihr da schon gesagt, wäre sicher vieles anders gekommen und Folken würde vielleicht auch noch leben..." Nazu sah Van traurig an. Sie hatte nicht gewollt, dass er sich Vorwürfe machte. "Das ist doch nicht deine Schuld. Es gibt immer etwas was man heute anders machen würde." Van sah sie an. Er musste ihr Recht geben. Es war damals so viel passiert. Heute hätte er zum Beispiel nicht so eigenmächtig und unvernünftig gehandelt wie damals. "Wann darfst du eigentlich wieder nach draußen?" Nazu zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Der Arzt hat nichts konkretes gesagt, wieso?" "Weil ich gerne mal wieder mit Hitomi und dir einen Ausflug machen würde." "Ich würde auch gerne wieder nach draußen, ich werde hier drinnen irgendwann noch verrückt." Van lachte. "Du bist wie ich. Ich halte es auch nicht sehr lange, drinnen aus. Das war ja schon eine Qual, dass ich vier Wochen oder wie viele auch immer, im Palast von Palas bleiben musste." Nazu lächelte, dann stand sie auf. "Wenn du mich suchst, ich bin in meinem Arbeitszimmer." Van nickte und las weiter. Nazu suchte in ihrem Zimmer nach den vergoldeten Platten, die sie hatte anfertigen lassen. In einer Schachtel fand sie, sie schließlich. "Ich muss mir mal angewöhnen Ordnung zu halten.", dachte sie. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und nahm ein seltsames Gerät in die Hand. Sie überlegte eine Weile und ritzte dann, vorsichtig in verschlungenen Buchstaben: "Der Engel meiner Träume" in das Schild. Dann besah sie sich ihr Werk. "Hmm.... etwas fehlt noch....Ich hab's!" Sie ritzte noch eine geschwungene Feder herein. Nazu stand auf und holte einen Rahmen. Fünf Minuten später stand sie in ihrem Zimmer und hämmerte einen Nagel in die Wand. Sie hing das Bild auf und ging eine paar Schritte zurück. "Oh, jetzt hätte ich beinahe das Schild vergessen!" Das Schild hämmerte sie darunter an die Wand. Zufrieden legte sie den Hammer beiseite. Dann klopfte es. "Ja?" Hitomi kam herein. "Was ist das denn für ein Lärm?" Nazu zeigte auf das Bild. "Ich hab nur das Bild aufgehangen." Hitomi sah sich das Bild lange an. "Wann hast du es denn gemalt?" "Heute morgen, als Van und du im Garten wart." "Es ist sehr schön geworden. Du hast Van richtig gut getroffen." "Danke, ich bin auch zufrieden, was nicht sehr oft vorkommt." Nazu lachte und Hitomi lachte mit. Dann gingen sie gemeinsam in den Aufenthaltsraum um das Frühstück zu machen. "Wo ist denn Van? Er hat mir doch gesagt, dass er im Aufenthaltsraum ist." Hitomi schaute sch verwundert um. Nazu lächelte. "Sieh mal hinter die Tür." Hitomi schaute sie verwundert an und machte sie Tür zu. Dort saß Van tatsächlich. Er war wieder in das Buch vertieft. Hitomi küsste ihn sanft auf die Backe. Van sah auf. "Ich hab euch gar nicht kommen hören.", sagte er. "Wir haben es gemerkt. Was liest du denn da?" Hitomi sah neugierig auf den Umschlag des Buches. Dann lächelte sie. "Wenn du fertig bist gib es mir bitte mal." Van nickte und las weiter. Nazu und Hitomi gingen in die Küche und teilten den Bediensteten mit, was sie heute haben wollten. Dann gingen sie wieder in den Aufenthaltsraum. Nach einer Weile kamen drei Diener herein und brachten, wie jeden Morgen das Frühstück. "Für wen sind denn die Gurken?", fragte Nazu verwundert. "Für mich." Hitomi strich sich Marmelade auf ein Brot und legte ein paar saure Gurken obendrauf. Van und Nazu sahen ihr verwundert zu. "Iiih, wie kannst du nur so was essen.", sagte Nazu schließlich. Hitomi zuckte mit den Schultern. "Ich hab einfach Hunger drauf." Die Tage vergingen und Nazu hatte endlich die Erlaubnis bekommen wieder nach draußen zu dürfen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Fast den ganzen Tag war sie im Garten oder in Fanelia. Sie fing auch wieder mit dem Training an. An einem schönen Nachmittag beschlossen sie alle drei einen Ausflug zu machen. Sie wollten auf einer Lichtung in einem nahegelegenen Wald übernachten. Sie flogen mit Escaflowne dorthin und gingen in einem nahe gelegenen See schwimmen. Für alle war das eine willkommene Abwechslung. Am Abend machten sie sich ein Feuer und wollten gerade das Essen auspacken, als sie bemerkten, dass sie gar keins mitgenommen hatten. "Tja, dann müssen wir halt das nehmen was wir finden können." Sie gingen in den Wald und suchten nach essbarem. Nazu kam mit ein paar Beeren zurück. Hitomi ebenfalls. Van hatte Engerlinge dabei. Das waren kleine Raupenartige Tierchen. Er briet sie an einem Stock am Feuer. Die Beeren verteilten sie untereinander. Hitomi wollte keine. "Und was willst du dann essen?", fragte Van. "Na Engerlinge, was sonst?" Er sah Hitomi irritiert an. "Aber du isst doch keine. Sonst hast du immer die Nase gerümpft." Hitomi zuckte nur mit den Schultern. Sie verdrückte vier Stück und das ohne ein Klagewort. Nazu wunderte sich. Als sie am nächsten Tag wieder zurückkamen, ging Nazu in die Bücherei von Fanelia. Sie war Aufgrund von Hitomi's Verhalten nachdenklich geworden. Sie suchte ein Buch mit Krankheiten und ihren Symptomen heraus und suchte nach etwas, dass Hitomi's Verhalten entsprach. Hitomi aß neuerdings die unmöglichsten Sachen. Außerdem hatte sie hier und da ein paar Schwächeanfälle und ihr war öfters schwindelig. Nazu hatte eine Vermutung und wollte sehen, ob sie richtig war. Laut dem Buch war ihre Vermutung richtig, aber es war nicht sicher, ob es auch wirklich so war. Nazu ging wieder in den Palast. Sie ließ eine Nachricht an Milerna überbringen. Sie sollte so schnell wie möglich herkommen. Einen Tag später traf sie ein. "Hallo Nazu. Wieso sollte ich so schnell kommen?" Nazu bat sie in ihr Zimmer. "Es geht um Hitomi. Ich habe eine Vermutung und brauche deinen Rat." Sie erzählte Milerna alles. Diese sah sie verwundert an. "Meinst du wirklich?" Nazu nickte. "Also gut, ich werde sie mal untersuchen." Ein Zufall kam ihnen zu Hilfe. Hitomi hatte wieder einen Schwächeanfall. Milerna bot Van an Hitomi vorsichtshalber mal zu untersuchen, was er annahm. Van sollte im Aufenthaltsraum warten. Milerna untersuchte Hitomi gründlich und ging schließlich grinsend hinaus zu Nazu. "Und?" Milerna nickte. Nazu lächelte und rannte so schnell sie konnte in den Aufenthaltsraum. Sie umarmte Van stürmisch und sagte: "Herzlichen Glückwunsch." Van schob sie irritiert von sich weg. "Wieso? Ich hab doch gar nicht Geburtstag." Nazu grinste. "Van, du wirst Papa" Van stand wie erstarrt im Raum. "I... ich werde was?" "Du hast richtig gehört. Du wirst Papa. Hitomi ist schwanger." Er setzte sich auf einen Stuhl und sagte erst mal gar nichts. Eine Weile später kamen Hitomi und Milerna hinein. Beide lächelten. Van stand auf und ging zu Hitomi. "Stimmt es?" Hitomi nickte. Sie setzten sich. Es herrschte eine fürchterliche Stille. Dann sagte Van: "Du bist deswegen gekommen, stimmt's Milerna? Das war nicht nur einfach ein Besuch." Milerna nickte. "Ja, Nazu hatte schon seit längerem eine Vermutung und da ich Medizin studiert habe, wollte sie wissen ob sie richtig lag." Van sah zu seiner Schwester. "Ich wollte euch keine falschen Hoffnungen machen und hab deshalb, heimlich Milerna benachrichtigt." Van lächelte. "Das ist meine Schwester. Ich hab mir große Sorgen um Hitomi gemacht. Wegen der Schwächeanfälle und der Übelkeit. Ich bin froh, dass es nichts schlimmes ist." Er stand auf, ging zu Hitomi und wirbelte mit ihr durch den ganzen Raum. Man konnte beiden ansehen, dass sie überglücklich waren. "Ich werde Vater, ich werde Vater.", sang Van immer wieder. Milerna und Nazu lächelten sich an. Plötzlich klopfte es. Allen kam herein. "Hallo. Was ist denn hier los?" Van stoppte. "Allen, wo kommst du denn auf einmal her?" "Ich bin mit Milerna gekommen. Ich bin nur ein bisschen durch Fanelia geschlendert. Also, was ist denn hier los?" Van und Hitomi grinsten nur. Allen schaute zu Milerna und Nazu. "Ganz einfach, mein Bruder wird Vater." Allen schaute zu Van und Hitomi. Sein Blick schien zu fragen: "Stimmt das?" Van erkannte das und nickte. Allen beglückwünschte die zukünftigen Eltern. Am Abend wurde ein kleines Fest gefeiert. Es waren nur Milerna, Allen, Merle, Nazu, Van und Hitomi anwesend. Sieben Monate später: Hitomi saß auf ihrem Balkon und schaute auf Fanelia. Sie hatte deutlich zugenommen. Van kam auf den Balkon. "Wie fühlst du dich?" Hitomi sah ihn an. "Wie soll ich mich schon fühlen? Schlapp, fett, hässlich." Van sah sie schief an. "Stimmt doch gar nicht. Für mich bist und bleibst du die schönste Frau auf der ganzen Welt." Van küsste sie zärtlich. Hitomi lächelte. Sie war sehr glücklich. Alle kümmerten sich rührend um sie und halfen ihr wo sie nur konnten. Milerna war vor ein paar Tagen gekommen und hatte einen selbstgemachten Strampelanzug mitgebracht. Und auch die übrigen hatten Geschenke überbracht. Nazu hatte eine wunderschöne, handbemalte Babywiege gezimmert und Merle hatte ein kleines Mützchen überbracht. Plötzlich hielt sich Hitomi ihren Bauch. "Was ist?", fragte Van besorgt. "Ich weiß nicht. Ich hab auf einmal so ein komisches ziehen im Bauch." Van ließ den Arzt rufen. Mittlerweile krümmte sich Hitomi vor Schmerzen. Der Arzt sagte, dass das Baby kam. Hitomi wurde in ein Zimmer gebracht. Van musste draußen bleiben. Er lief unruhig im Aufenthaltsraum auf und ab. "Hey, Van. Es wird gut gehen. Beruhige dich.", sagte Nazu zu ihrem Bruder. Van lächelte matt. Eine Stunde später, verkündete der Arzt, das die Königin einen Jungen bekommen hatte. Alle waren überglücklich. Van nannte ihn zu Ehren seines Bruders, Folken. Die Jahre vergingen und alle lebten glücklich in den Tag hinein. Nazu war immer noch überzeugte Single. Van gab seinem mittlerweile sechsjährigen Sohn erste Kendo Stunden. Und Milerna und Allen hatten ebenfalls geheiratet. Nazu wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. "Nazu, Nazu wach auf. Bitte trainierst du mit mir?" Nazu öffnete verschlafen die Augen. Sie sah zur Seite und blickte direkt in zwei erwartungsvolle mandelbraune Augen. "Folken, was suchst du denn schon hier?" Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. "Ich möchte trainieren.", sagte der kleine Junge. Nazu sah zu ihrem Patenkind. Sie stellte immer wieder fest, dass Folken seinem Vater zum verwechseln Ähnlich sah. Er hatte die gleichen tiefbraunen Augen und das gleiche schelmische Lächeln. Seine Haare waren ebenfalls dunkelblau und kurz. Er hatte ein blaues Hemd an und eine helle Hose. "Wegen mir, aber erst nach dem Frühstück." Folken nickte und lief hinaus. Nazu lächelte und zog sich an. In den letzten sechs Jahren war es im Palast nicht mehr so friedlich und still, wie vor der Geburt von Van's Sohn. Der kleine Folken stellte allerhand Unsinn an und stellte das Leben der Königsfamilie förmlich auf den Kopf. Nazu ging in den Aufenthaltsraum. Van und Hitomi saßen schon am Tisch. "Morgen." Nazu ging zu ihrem Bruder und umarmte ihn wie jeden Morgen ausgiebig. "Morgen. Na gut geschlafen?" "Bis vor zehn Minuten schon, dann ist der kleine Rabauke hier hereingekommen und hat mich geweckt." Sie deutete lächelnd auf Folken, der eine Unschuldsmine aufzog und sein Brot vertilgte. Van sah mahnend zu seinem Sohn. "Folken, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du so früh morgens nicht in Nazu's Zimmer gehen sollst." Folken murmelte: "Entschuldigung." und mampfte weiter. Nazu setzte sich neben Hitomi. Sie war die einzige, die sich wirklich verändert hatte. Sie war erwachsener geworden. Sie blieb fast immer Zuhause, wenn Van weg musste und sie war auch nicht mehr so abenteuerlustig wie früher, aber für Nazu war sie immer noch ihre allerbeste Freundin. Außerdem waren ihre Haare mittlerweile bis zur Hüfte gewachsen. "Ich muss gegen Mittag nach Asturia, wer kommt mit?", fragte Van und sah in die Runde. Folken sprang sofort auf. "Ich, ich will mit. Mami darf ich?" Hitomi schüttelte den Kopf. "Nein, du weißt genau, dass du noch nicht auf Escaflowne mitfliegen darfst." Folken sah beleidigt auf den Tisch und patschte auf dem Rest seines Brotes herum. "Außerdem wollte Merle heute mit Susi kommen, da willst du doch bestimmt hier sein, oder?" Folken's Miene änderte sich schlagartig. "Susi kommt? Dann bleib ich hier." Van lächelte und sah zu seiner Schwester. "Und du?" Nazu tat als wäre sie unentschlossen. "Ich weiß nicht...." Van sah sie bittend an. "Hmmm.... Na gut. Ich will mal nicht so sein." Sie lachte. Van und Hitomi ebenfalls. Nach dem Frühstück ging sie mit Folken in ihr Dojo. Nazu unterrichtete nur noch sehr begabte Schüler. Den normalen Unterricht hatten andere übernommen. Mittlerweile war Karate in Fanelia eine Standard Kampfkunst und fast jeder beherrschte sie. Folken war wie sein Vater sehr talentiert und lernte schnell. Van selbst war mittlerweile ebenfalls Karatemeister und stand seiner Schwester in nichts nach. Sie trainierten hier und da noch und kämpften zum Spass gegeneinander. Nazu machte das sehr viel Spass. Außer Van gab es in Fanelia nur sehr wenige die ihr ebenbürtig waren und sie wollte schließlich nicht gegen Gegner kämpfen, die noch nicht den schwarzen Gürtel hatten. Das war erstens Unfair und zweitens war es für sie langweilig. Nach dem Training mit Folken packte sie ein paar Sachen ein und suchte Van. Als sie ihn nirgends fand ging sie zum Tempel. Er wartete anscheinend schon eine ganze Weile. Escaflowne stand vor dem Tempel. Van saß auf der Bank des Drachen und döste. Nazu sprang leichtfüßig hinauf und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Backe. "Aufwachen, Van. Oder willst du den ganzen Tag hier sitzen?" Van sah sie an. "Hatte ich eigentlich nicht vor, aber was kann ich dafür wenn meine Schwester zu spät kommt." Er lachte. Wenig später waren sie auf dem Weg nach Asturia. Fanelia lag weit hinter der Bergkette zurück. Nazu hielt sich an dem Hemd ihres Bruders fest. Sie flogen über einen dichten Wald. In der Ferne konnte Nazu einen Wasserfall erkennen. Das war jener Ort an dem Van fast ums Leben gekommen wäre. Eine Weile später kam ein See in Sicht. "Was hältst du davon wenn wir hier Rast machen?" "Gern." Van flog auf einen Felsvorsprung zu und landete. Er zog sein Hemd aus und sprang von dem Felsvorsprung kopfüber in den See. Als er wieder auftauchte rief er: "Komm auch rein, Nazu. Das Wasser ist schön kühl." "Umdrehen!", forderte Nazu ihren Bruder auf. Van drehte sich um und sah aufs Wasser. Nazu zog ihr Top aus und ihr Bikini Oberteil an. Dann sprang sie ebenfalls kopfüber ins Wasser. Als Van das platschen hörte drehte er sich um. Sie war nirgends zu sehen. "Komisch, wo ist sie denn?" Plötzlich tauchte Nazu direkt vor ihm wieder auf. "Hier bin ich!" Van schwamm vor Schreck erst mal ein bisschen nach hinten. "Das bereust du." Er tunkte Nazu unter. Als diese prustend und lachend wieder hochkam schwamm sie so schnell sie konnte von ihrem Bruder weg. "Fang mich doch. Natürlich nur wenn du kannst." Sie lachte. "Na warte." Van schwamm in schnellen Zügen hinter ihr her, bis er sie eingeholt hatte. Dann packte er sie um die Hüfte und stoppte sie. "Hey, das ist unfair." "Wieso? Ich sollte dich fangen und das habe ich getan." Van lachte. Sie ließen sich rücklings auf dem Wasser treiben. "Man ist das herrlich. Hier bleib ich.", sagte Nazu. "Ich auch." Van schloss die Augen. Plötzlich spürte unter seinem Rücken ein leichtes stupsen. "Nazu hör bitte auf." "Wieso. Ich mach doch gar nichts." Van öffnete die Augen und sah zur Seite. "Aber was..." Er schwamm etwas weg und tauchte unter. Als er wieder hochkam lachte er. Er saß auf irgendetwas. Was das konnte Nazu nicht erkennen. "Worauf sitzt du denn?" Van ließ sich wieder ins Wasser gleiten. Plötzlich schoss hinter Nazu etwas in die Höhe. Es sprang über sie und tauchte wieder unter. Als es wieder auftauchte, sah Nazu, dass es ein Delfin war. "Ich wusste gar nicht, dass es auf Gaja Delfine gibt." "Wie du siehst gibt es sie hier. Du kannst dich ruhig an einem festhalten, sie tun dir nichts." Der Delfin, der vor Nazu aufgetauchte war drehte sich so, dass Nazu sich an seiner Rückenflosse festhalten konnte. Das tat sie auch und Van ebenfalls, nur an dem anderen Delfin. Die Delfine schossen ziemlich schnell durchs Wasser. Manchmal tauchten sie auch unter. Sie tauchten aber immer wieder rechtzeitig auf, sodass Van und Nazu wieder Atem holen konnten. Als sie die beiden schließlich ans Ufer trugen, blieben sie noch eine ganze Weile und gaben immer wieder lustige Laute von sich. Van und Nazu wickelten sich in eine Decke und setzten sich ans Ufer. "Wann müssen wir eigentlich in Asturia sein?" Van lächelte. "Eigentlich gar nicht. Ich habe gewusst, dass nur du mitkommen würdest. Ich wollte einfach mal wieder was mit dir alleine unternehmen. Wir fliegen zwar auch nach Asturia, aber erst morgen Nachmittag." Nazu lächelte und gab ihrem Bruder einen Kuss auf den Mund. Das hatte sie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr getan und so war es nicht verwunderlich, dass Van sie irritiert anschaute. "Was schaust du so?" "Nichts schlimmes. Das hast du nur nicht mehr gemacht, seit du damals meine Schwester geworden bist." Nazu lächelte und kuschelte sich ganz eng an ihren Bruder. Die ersten Sterne waren zu sehen und der Himmel färbte sich allmählich tiefblau. "Ich hatte schon fast vergessen, wie es ist mit dir allein unter dem sternenbedeckten Himmel zu sitzen. Über sechs Jahre ist das her." "Und wie ist es?" Nazu sah zu ihrem Bruder hoch. "Wunderschön." Er lächelte und strich seiner Schwester übers Haar. "Find ich auch. Nazu, ich hab ne' Frage. Vermisst du manchmal deine Familie? Deine richtige, meine ich." Nazu lachte. "Nein und ehrlich gesagt, ich kann mich gar nicht mehr an ihre Gesichter erinnern. Meine Familie ist hier. Du, Hitomi und Folken, ihr seid meine Familie." Van sah zu den Sternen. "Ja, du hast recht. Ich fände es schrecklich, wenn du deswegen immer noch leiden müsstest. Weißt du was? Das war das letzte mal das ich dieses Thema angeschnitten habe. Ich werde es nie mehr erwähnen." Nazu nickte. "Über sieben Jahre bin ich schon hier. Die Zeit vergeht wie im Flug." "Ja, mir kommt es so vor, als wärst du vor einem Jahr erst hier angekommen." Van ließ sich langsam nach hinten sinken. Nazu lachte. "Weißt du etwa immer noch, was ich damals gesagt habe?" "Ja, du hast gesagt: Warne mich bitte vorher wenn du dich einfach fallen lässt." Er lächelte. Nazu legte sich auf ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust und umarmte ihren Bruder. "Ich hab dich lieb, Van.", sagte sie leise und schloss die Augen. "Ich dich auch." Kurz darauf waren sie eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte Nazu durch die ersten Sonnenstrahlen auf. Sie öffnete langsam die Augen und hob den Kopf. Sie sah direkt in zwei tiefbraune Augen. "Folken, was machst du denn schon hier?", murmelte sie. "Folken? Hey, ich bin's." Van lächelte. Nazu sah ihn verschlafen an. "Tschuldigung. Folken sieht dir zum verwechseln ähnlich." Nazu lächelte. "Ja, das hat auch Hitomi gesagt. Was ist, stehen wir auf oder möchtest du noch ein bisschen liegen bleiben?", Van lächelte, "Es scheint ja bequem zu sein." Nazu lachte und legte ihren Kopf wieder auf seine Brust. "Lass uns noch ein bisschen liegen bleiben. Natürlich nur wenn es dir nichts ausmacht." "Mir macht es nichts aus." Nazu fuhr Van mit ihren Fingern durch sein Haar. Er hielt normalerweise nichts davon. Seiner Meinung nach würde er dann das Bild eines Kleinkindes abgeben. Aber heute ließ er sich das gefallen. Er schloss seine Augen und atmete tief ein. "Wie ich das vermisst habe...", dachte er. Am späten Vormittag standen sie endlich auf. Als Van sich aufrappelte hielt er sich den Rücken. "Au, das tut weh." Nazu lachte. "Also komm. So alt bist du ja nun doch wieder nicht." Van sah sie von der Seite an. "Ich soll alt sein? Ich zeig dir wie alt ich bin!" Ohne Vorwarnung schmiss er Nazu von dem Felsvorsprung. Er selbst sprang sofort hinterher. Als seine Schwester prustend wieder hochkam nahm er sie in die Mangel. "Nimm das zurück!" Nazu lachte. "Ich denk nicht dran. So wie deine Knochen sich anhören, bist wahrscheinlich schon fünfzig oder so." Van tunkte sie unter. "Nimm das sofort zurück! Ich warne dich." Nazu streckte ihm als Antwort die Zunge heraus. "Na gut. Ich hab dich gewarnt." Er kitzelte sie solange durch bis sie schließlich aufgab. "Ist ja gut. Ich nehm's zurück. Du bist ja schließlich erst 24." "Na also geht doch." Van lachte. Plötzlich wurde es um sie herum ziemlich stürmisch. Eine seltsame Spannung lag auf einmal in der Luft. "Nein...", murmelte Van, "Schnell, wir müssen hier weg!" Er zog Nazu ans Ufer. "Hey, was ist denn los? Es ist nur ein bisschen stürmisch." "Nur ein bisschen stürmisch? Dann sieh mal nach oben!" Nazu sah nach oben. Sie schaute sich um. Plötzlich kam ein seltsames Licht direkt auf sie zu. Van reagierte blitzschnell. Er packte Nazu und lief mit ihr so weit wie möglich an den nahegelegenen Waldrand. Gerade als sie außer Reichweite des Lichtes waren traf es auf den Boden. Van sprang und zog Nazu mit sich. Er landete direkt auf ihr. Als das Licht verblasste, rappelte er sich langsam auf. "Um... um ein Haar hätte ich dich für immer verloren." "Wieso was war das?" "Das gleiche Licht das dich hierher gebracht hat. Du wärst wahrscheinlich wieder auf dem Mond der Illusionen gelandet, wenn ich nicht gesprungen wäre." Van sah sie an. Nazu begriff erst jetzt das er ihr, sozusagen das Leben gerettet hatte. Wenn sie wieder auf die Erde gemusst hätte, wäre sie vor Traurigkeit wahrscheinlich gestorben. Sie umarmte ihren Bruder und sagte leise: "Danke, Van. Vielen Dank." "Ich lasse es nicht zu, dass meine Familie noch einmal zerstört wird. Das lasse ich nie wieder zu." Van drückte sie fest an sich. Nazu sah über seine Schulter hinweg auf die Stelle, an der das Licht auf dem Boden aufgekommen war. Dort lag ein Mädchen! "Van, da liegt jemand." Van löste sich von ihr und drehte sich um. Tatsächlich. Sie liefen zu dem bewusstlosen Mädchen. Es lag auf dem Bauch. Sie drehten sie herum um ihr Gesicht erkennen zu können. Sie hatte rote, lange Haare und Studentenkleidung an. Plötzlich weiteten sich Nazu's Augen. "Van, weißt du wer das ist?" Van sah sie an und schüttelte den Kopf. "Das ist Yukari!" "Das ist doch unmöglich! Was sucht sie denn hier?" Van sah das seltsame Mädchen genauer an. Es war wirklich Yukari. Er hatte sie nicht erkannt, weil er sie nur kurz gesehen hatte. Und das war sehr lange her. Dann bewegte sich Yukari. "Sie wacht auf." Yukari öffnete langsam die Augen und setzte sich auf. Sie nahm erst gar keine Notiz von Van und Nazu, sondern stand auf und blickte in den Himmel. "Ich bin wirklich auf Gaja.... Ein Glück." Plötzlich bemerkte sie die beiden. "Wer seid ihr?", fragte sie und ging ein paar Schritte zurück. "Ich bin's Nazu. Erkennst du mich nicht mehr? Und das ist Van." Nazu deutete auf ihren Bruder. Yukari kniff ein Auge zu und musterte die beiden. "Nazu? Van? Seid ihr es wirklich?" Die beiden nickten. Yukari's Miene veränderte sich schlagartig. Sie lächelte die beiden an und umarmte Nazu stürmisch. Dann verbeugte sie sich vor Van. "Bitte lass das. Ich kann dieses Förmliche nicht ab. Aber was suchst du eigentlich hier?" "Ich hab es auf der Erde nicht mehr ausgehalten. Ich habe Hitomi sehr vermisst und auch Nazu. Ich habe mir gewünscht sie zu sehen und plötzlich war ich hier." Nazu und Van sahen sich an. "Willst du jetzt auf Gaja bleiben?" Yukari sah zu Boden. "Eigentlich schon. Aber nur wenn ihr mich duldet." Van lachte. "Die Freunde von meiner Hitomi sind auch meine Freunde.", sagte er und klopfte Yukari auf die Schulter. Die schaute erleichtert. "Aber bis du Hitomi sehen kannst musst du dich noch etwas gedulden. Wir wollen erst nach Asturia." Nazu sah sie an. "Ach, wir können Allen und Milerna immer noch besuchen. Ich lasse ihnen eine Nachricht zukommen. Ich schlage vor wir fliegen zurück. Was halten die Damen davon?" Van lächelte. Yukari und Nazu stimmten zu. Sie packten ihre Sachen, verstauten sie auf Escaflowne und flogen zurück. Yukari hatte am Anfang etwas Angst. Sie hielt sich krampfhaft an Van's Hemd fest. Nazu musste sich ganz hinten hinsetzen. Was ziemlich unbequem war. Als sie auf halber Strecke waren, tauschte sie ihre Bluse gegen ihr Top aus. "Was hast du vor?" Van sah nach hinten. "Hier ist es zu eng für mich, ich fliege das restliche Stück nebenher." "Ist gut, ich flieg auch was langsamer." Yukari starrte nach hinten. "Wie du fliegst?" Nazu lächelte und spannte ihre Flügel. Yukari klappte vor staunen der Mund herunter. "Seit wann hast du denn auch Flügel. Ich dachte nur Van...." Sie stockte. "Seit etwa sieben Jahren. Es hat sich einiges verändert. Du wirst dich noch wundern. Stimmt's Bruderherz?" Van nickte zustimmend und lachte. Nazu sprang von Escaflowne und flog nebenher. Yukari wunderte sich. "Warum hat sie eben zu dir Bruderherz gesagt?" Van lächelte und sah nach hinten. "Ganz einfach. Weil ich ihr Bruder bin." Yukari sah ihn irritiert an. "Also ich kapier hier gar nichts mehr." Van lachte. "Wir erklären dir alles später." Nach einer Weile kam Fanelia in Sicht. Sie flogen zum Tempel und landeten davor. Sie waren gerade von Escaflowne gestiegen, als Merle angerannt kam. Ihr folgte ein kleineres Katzenmädchen. Das war Susi. Sie sah aus wie Merle, nur eben etwas kleiner. "Van, Nazu schön das ihr wieder da seid.", sagte sie und umarmte die beiden. Dann sah sie Yukari. "Wer ist das?" "Das ist Yukari, eine Freundin von Hitomi." "Hallo, schön dich kennen zu lernen." Yukari reichte Merle die Hand. Die schüttelte sie einmal kräftig und deutete dann in den Himmel. "Schaut, da kommen Hitomi und Folken." "Folken? Ich dachte dein Bruder wäre gestorben, Van." Van lächelte. "Wart's ab.", sagte er nur. Hitomi landete und wenig später auch Folken. Sie erkannte Yukari nicht gleich. "Wer sind sie denn?", fragte sie höflich. Doch Yukari fiel ihr um den Hals. Hitomi starrte verdutzt zu ihrem Ehemann. "Sieh mal genau hin Schatz, du kennst sie." Hitomi schob Yukari von sich und betrachtete sie eingehend. Dann fragte sie langsam: "Bist du es Yukari?" Yukari nickte. Hitomi umarmte ihre alte Freundin. Sie blieben eine Weile so stehen. Als sie Yukari wieder losließ, bemerkte diese den kleinen Jungen der neben Hitomi stand. "Wer ist das denn?" Sie deutete auf ihn. "Folken.", antwortete Van. Yukari sah Van irritiert an. Dann sah sie wieder auf den Jungen. Sie hatte erst gar nicht bemerkt, dass er und Hitomi auch Flügel hatten. "Wieso hast du Flügel Hitomi? Und wer zum Teufel ist dieser kleine Junge?" Folken ließ seine Flügel verschwinden und rannte zu seinem Vater. "Papa, wer ist das denn?", fragte er. Mit einem Schlag sah Yukari Van an als wäre er grün. Sie sah zu Folken und wieder zu Van. "Sie ähneln sich, wie ein Ei dem anderen.", dachte sie. "Ist das... dein Sohn?" Van nickte. Yukari fing an zu lachen. "Dann hab ich vor sieben Jahren doch richtig geraten.", sagte sie. "Nein, hast du nicht. Folken ist erst sechs. Als warst du mit deiner Vermutung etwas zu früh." Nazu lächelte. "Also ich schlage vor wir gehen in den Palast und erzählen dir die Geschichte. So auf die schnelle lassen sich die Ereignisse nicht erklären.", schlug Hitomi vor. Yukari nickte. Hitomi und Nazu nahmen Yukari jeweils an einer Hand und flogen mit Van und Folken in den Palast. Sie gingen in den Aufenthaltsraum. Dort erzählten sie Yukari, was in den sieben Jahren vorgefallen war. Als sie gegen Abend endlich alles erzählt hatten saß Yukari erst eine Weile da und sagte gar nichts. Dann wandte sie sich an Nazu. "Dann hast du doch endlich eine richtige Familie gefunden. Ich freue mich für dich." Nazu grinste und sah zu ihrem Bruder. "Ja, darüber bin ich sehr froh. Und ich habe nicht nur eine Familie, sondern auch eine gute Freundin und einen zwar manchmal etwas nervigen, aber lieben Neffen." Sie sah Hitomi und Folken an. Hitomi lächelte. Folken hatte nicht zugehört und träumte weiter vor sich hin. Yukari wandte sich an Van und Hitomi. "Ich gratuliere euch nachträglich noch. Ist zwar sechs Jahre zu spät, aber besser spät als gar nicht." Sie lachte. "Danke, aber ich mache mir im Moment um etwas anderes Gedanken. Das du hier im Palast wohnst ist keine Frage, aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht wo. Die öffentlichen Räume und mein Flügel ist an der Ostseite. Nazu's Flügel liegt an der Westseite und Hitomi's an der Südseite. Und die Räume von Folken liegen an der Nordseite. Der Rest sind die Räumlichkeiten für das Personal. Anbauen geht nicht. Es ist nirgendwo mehr Platz." Van sah Yukari ratlos an. "Das ist doch kein Problem. Sie wohnt halt mit bei mir." Hitomi sah Van an und lächelte. Doch der schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, das geht nicht. Du hast doch alle Räume in Benutzung und es gibt auch keinen den du entbehren könntest. Außerdem, Yukari braucht auch ihre eigenen Räume. Es ist ja nicht nur mit einem Schlafzimmer getan." Plötzlich stand Nazu auf. "Ich hab's. In meinem Flügel sind alle Räume auf einer Seite. Und auf der anderen Seite könnte man noch ein bisschen erweitern." Van überlegte. "Ja, das könnte gehen. Was sagst du dazu?" Er sah Yukari an. "Also von mir aus. Ich habe nichts dagegen." "Gut und solange richte ich die Umkleidekabinen für dich her." Nazu ging hinaus. Yukari sah Van und Hitomi lange an. "Ihr seid grundverschieden und doch passt ihr zusammen, wie ein Puzzle. Irgendwie komisch." "Was ist eigentlich aus Amano geworden?", fragte Hitomi. Yukari sah auf den Tisch. "Er ist irgendwo im Ausland. Er hat mir gesagt, seine Sportkarriere wäre im Moment wichtiger und ist gegangen." "Das tut mir leid für dich. Aber wer weiß, vielleicht findest du ja hier jemanden." Yukari sah auf. "Kann sein. Im Moment widme ich mich lieber wieder dem schreiben." Folken war aufgestanden und zur Tür gegangen. "Ich helfe Nazu.", rief er und verschwand. Yukari und Hitomi plauderten den ganzen Abend. Van ging nach einiger Zeit hinaus. Als er auf der Schwelle zum Garten stand blieb er stehen. Folken stand mitten auf der Wiese und übte mit seinem Holzschwert. Hitomi wollte noch nicht, dass er ein richtiges hatte. Van lehnte sich gegen einen Pfosten und sah seinem Sohn zu. Plötzlich sagte eine Stimme hinter im leise: "Er ist wie du." Van drehte sich um. Es war Nazu. Er lächelte. Dann sah er wieder zu seinem Sohn. "Wenn ich ihn so sehe muss ich immer daran denken, wie oft ich nachts draußen war und trainiert habe. Sei es nun in Palas oder mitten im Wald." Nazu legte ihre Arme um ihn. "Dir fehlt es, oder?" Van sah nach hinten. "Was?" "Zum Beispiel mit Escaflowne in die Schlacht zu ziehen, oder einfach nur ziellos umherreisen. Die Menschen auf ganz Gaja haben sich in den letzten neun Jahren sehr verändert. Sie sind friedlicher geworden und Auseinandersetzungen sind sehr selten geworden. Ich weiß, dass du eine Kämpfernatur bist. Es liegt dir einfach im Blut." Van sah zu den Sternen. Woher wusste sie so etwas nur immer? Er hatte es ihr nie gesagt. Er war für seine Schwester wie ein offenes Buch. Sie wusste fast immer was mit ihm los war oder wie er sich fühlte. Vielleicht lag es daran, dass in ihren Adern neben ihrem auch sein Blut floss? Eigentlich war es egal, sie war seine Schwester und das würde sie auch immer bleiben. "Ja..." sagte Van langsam. "Mir fehlt es wirklich. Aber ich habe eine Familie und auch mein Land braucht mich. Es wäre fatal, wenn ich im Kampf sterben würde. Und..." "Und was?" Van sah zu seiner Schwester. "Ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn du schon wieder allein gelassen würdest." Nazu spürte wie ihr Tränen in die Augen schossen. Sie umarmte ihren Bruder fest und weinte. Van umarmte sie ebenfalls und strich ihr über's Haar. Plötzlich merkte er wie jemand an seiner Hose zupfte. Er sah hinunter. "Papa, was ist denn mit Nazu?" Folken sah seinen Vater besorgt an. Nazu löste sich von Van und kniete sich hinunter zu Folken. "Es ist nichts." Folken sah sie an. "Bitte weine nicht.", bat er. Van sah erstaunt auf seinen Sohn. Er hatte gerade genau die gleichen Worte gesagt, wie er früher zu seiner Mutter, als sie weinend vor dem Grab seines Vaters kniete. Er nahm Folken auf den Arm. Der wehrte sich. "Papa, ich bin doch kein Baby mehr." Van lächelte ihn an. "Ich weiß, aber was soll so schlimm daran sein?" Folken wusste nicht was er antworten sollte und sagte gar nichts. Er umarmte seinen Vater und sagte: "Ich hab dich lieb, Papa." Van ließ ihn wieder herunter. Sie gingen alle drei auf den Hügel und setzten sich dort ins Gras. Folken war heute ausnahmsweise mal still und saß friedlich neben seinem Vater. Yukari und Hitomi standen auf dem Balkon des Palastes. "Er ist ein guter Vater, nicht wahr?", fragte Yukari ihre Freundin. Hitomi sah verträumt hinunter. "Ja und wenn du mich fragst der beste den es gibt. Er ist einfach ein.... ein Engel." Yukari lächelte und sah hinunter. "Vielleicht werde ich ja genauso gut akzeptiert wie Hitomi oder Nazu.", dachte sie. Spät am Abend kamen Nazu, Van und Folken wieder herein. Hitomi war schon zu Bett gegangen. Yukari saß noch im Aufenthaltsraum. "Warum sitzt du denn allein hier? Du hättest doch rauskommen können." Yukari schaute Van schief an. "In dem Irrgarten hier hätte ich den Ausgang doch nie gefunden." "Irrgarten? Also so groß ist der Palast nun auch wieder nicht. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Bei mir war das zumindest so.", sagte Nazu. Yukari zuckte mit den Schultern. "Ich würde sagen ihr geht ins Bett. Es war ein anstrengender Tag und ein bisschen Ruhe tut uns allen gut." Van sah die beiden Mädchen an. Die nickten zustimmend. Nazu umarmte Van noch einmal und gab ihm einen Kuss. Folken sagte sie auch noch Gute Nacht, dann gingen sie und Yukari in Nazu's Flügel. Auf dem Weg dorthin fragte Yukari: "Ist Hitomi das Recht?" Nazu sah sie an. "Was denn?" "Naja, das du Van küsst." Nazu lachte. "Hitomi findet das Ok. Sie sagt Van würde schließlich nicht nur ihr gehören. Weißt du, kurz nachdem sich herausgestellt hat, dass ich Van's Schwester bin, war er so happy, dass er mich küssen wollte. Ich hab mich erst gewehrt und gesagt, dass so was doch lieber Hitomi übernehmen söllte. Ich habe noch nicht gerafft, dass ich Van's Schwester war. Dann hat Van gesagt, was denn so schlimm daran wäre seine Schwester zu küssen. Er hat mir einfach einen Kuss gegeben und niemand hatte Einwände." Yukari hatte Nazu geduldig zugehört. Dann lächelte sie. "Auf der Erde würde es so was nicht geben. Da würde es als Schande hingestellt." Nazu nickte. "Aber wir sind nicht auf dem Mond der Illusionen, sondern auf Gaja. Hier ist vieles anders. Du wirst es schon noch merken." Sie waren an der vorläufig umgebauten Umkleidekabine angekommen. Nazu öffnete die Tür. "Es ist nicht gerade ein Luxuszimmer, aber vorläufig reicht es doch, oder?" "Klar. Na dann gute Nacht!" "Mein Zimmer ist am Ende des Flurs, falls du mich brauchst." Nazu ließ Yukari allein und ging in ihr Zimmer. Sie zog sich um und legte sich hin. Sie sah noch eine Weile das Bild an das schon seit sechs Jahren an der gleichen Stelle hang. Es zeigte Van. Er hatte seine Flügel ausgebreitet. Sie schimmerten sanft im Sonnenlicht. Er lächelte ihr entgegen. Nazu lächelte. "Ach Van..." Schließlich löschte Nazu die Kerze und schlief ein. Sie träumte von Engeln und dem Meer... Am nächsten Morgen wachte Nazu von irgendetwas auf. Jemand schüttelte sie leicht. Sie öffnete die Augen und sah in die ihr so vertrauten braunen Augen. "Morgen, wieso weckst du mich?" Van setzte sich auf die Bettkante. "Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast nach dem Frühstück zu trainieren." Nazu nickte. Erst jetzt bemerkte sie, dass er seine Flügel gespannt hatte. Sie sah zum Fenster. Es stand weit offen. "Kein Wunder, dass ich keine Tür gehört habe." Van lächelte. Nazu sah an ihm vorbei zu dem Bild. Dann sah sie wieder zu ihrem Bruder. "Weißt du, dass du mit deinen Flügeln wunderschön aussiehst?" "Mag sein, aber du siehst mit ihnen noch schöner aus." Nazu schüttelte den Kopf. "Nein, vergiss nicht: Meine Flügel sind eigentlich deine." Plötzlich spürte Nazu, dass noch jemand in ihrem Zimmer war. Auch Van schien es zu spüren. Er sah sich nach allen Seiten um, doch es war niemand zu sehen. Nazu wusste nicht warum, aber auch ihre Flügel spannten sich. Ihr Nachthemd hatte ein riesiges Loch auf dem Rücken. "Warum hast du jetzt deine Flügel geöffnet?", fragte Van. "Ich weiß es nicht. Ich hab gar nichts gemacht. Spürst du auch, dass jemand hier ist?" "Ja, aber es ist niemand zu sehen." "Nazu...." Nazu sah sich verwirrt um. Jemand hatte sie gerufen. Es war eine weibliche Stimme, aber sie kannte sie nicht. "Hast du das auch gehört?" Van sah sie an. "Nein, was denn?" "Diese Stimme... Es war eine Frau." Da sie hörte die Stimme wieder. "Nazu, ich danke dir. Du hast meinem Sohn über seine unendliche Einsamkeit hinweggeholfen. Ich danke dir." Nazu sah sich um. Es war immer noch niemand zu sehen. "Dein Sohn?" "Ja, ich meine Van. Du bist zwar nicht meine Tochter, aber ich sehe dich als meine Tochter an. Kümmere dich weiter so gut um ihn." Nazu sah Van an. "Wer hat mit dir gesprochen?", fragte er. "Deine Mutter." Van's Augen weiteten sich. "Meine Mutter?" Er stand auf und sah sich nach allen Seiten um. "Mutter, wo bist du?" Nazu sah hinter Van ein seltsames leuchten. Es wurde immer klarer und nahm schließlich die Gestalt von Varir, Van's Mutter an. "Van hinter dir." Van drehte sich um. Seine Mutter schwebte leicht über dem Boden. Sie hatte ein weißes Gewand an und lange Haare, die fast bis zum Boden reichten. Sie sah Van liebevoll an. Dann lächelte sie. "Wie schnell die Zeit vergeht.... Aus meinem kleinen Jungen ist ein stolzer Mann geworden.", sagte sie langsam. Van stand immer noch reglos da und starrte seine Mutter an. "Warum bist du hergekommen?", fragte er schließlich. "Ich wollte sehen wie es meinem Sohn und meinem Enkel geht. Folken sieht aus wie du früher." Varir sah sich um. Ihr Blick fiel auf das Bild von Van. "Hast du das gemalt?" Sie sah Nazu an. Die nickte. Varir lächelte. "Es ist sehr schön geworden. Du hast sehr viel Talent." Nazu wurde leicht rot. Plötzlich wurden Varir's Konturen wieder undeutlicher. "Nein, geh noch nicht!" Van ging einen Schritt auf seine Mutter zu. Varir schwebte zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. "Regiere Fanelia auch weiterhin so gut. Dein Vater ist sehr stolz auf dich." Dann verschwand ihr Bild. Van wollte sie noch umarmen, aber er griff ins Leere. "Mutter..." Er und Nazu standen eine Weile im Raum und sagten nichts. Schließlich ging Van zu Nazu, setzte sich auf ihr Bett und umarmte sie fest. Nazu spürte seine Tränen auf ihrem Nachthemd. "Van, bitte weine nicht. Deine Mutter ist immer bei dir, egal wo du bist oder was du tust. Es gibt keinen Grund zu weinen." Van löste sich von ihr und sah sie an. Sie hatte mal wieder recht. Er hatte eine Zeit lang geglaubt, seine Mutter hätte ihn vergessen, aber dem war nicht so. Sie war immer bei ihm und würde es auch immer sein. Nazu wischte ihm die Tränen aus den Augen. Dann umarmte sie ihn wieder. Plötzlich öffnete jemand mit einem heftigen Schlag die Tür. Es war Hitomi. Van und Nazu sahen auf. Sie atmete heftig. "Ihr glaubt nicht wen ich gerade gesehen habe!" Van lächelte sie an. "Meine Mutter?" Hitomi starrte ihn verdutzt an. "Woher weißt du das? War sie hier?" Van nickte. Erst jetzt bemerkte Hitomi, Van's verweintes Gesicht. Sie ging zu ihm und küsste ihn. "Nicht weinen. Sie ist doch immer da. Auch wenn du sie nicht siehst." Van nickte. "Ich weiß." Hitomi ging zur Tür. "Ich mache jetzt Frühstück. Aber wenn ihr wollt kann einer noch baden gehen." Sie ging hinaus und schloss die Tür. "Wer geht baden?", fragte Van. Nazu überlegte. Dann lächelte sie und sagte: "Na du und ich. Wer denn sonst?" Van sah sie perplex an. "Aber..." Nazu stand auf. "Nix, aber. Ich weiß, ich habe immer gesagt, dass ich das nicht will, aber sieh die Sache mal so: Wenn du eine richtige Schwester gehabt hättest, hättest du sieh doch auch nackt gesehen, oder? Mittlerweile seh' ich die Sache nicht mehr so eng. Wir sind Geschwister und es ist nichts dabei." Das leuchtete Van ein. Er lächelte. "Na gut, ich bin draußen." Er stand auf und ging zur Tür. Er wollte sie gerade hinter sich schließen, da steckte er den Kopf noch einmal ins Zimmer und sagte: "Außerdem, du bist meine richtige Schwester. Es spielt für mich keine Rolle, auf welchem Wege du das geworden bist." Er lächelte und ging hinaus. Wenig später ging Nazu, in ein Handtuch eingewickelt zu der eingezäunten Stelle an der sich das Becken befand. Van saß schon in der Wanne. Er hatte einen Waschlappen über den Augen und lehnte an einem Stein. Nazu stieg zu ihm in die Wanne. Sie musste lächeln. Das war eigentlich keine Wanne, sondern vielmehr ein zu groß geratener Teich. Van hatte das Geräusch des Wassers gehört und nahm sich den Waschlappen von den Augen. "Du bist ja schon da." "Wie man sieht." Sie lächelte und lehnte sich an einen Stein. Sie bemerkte, dass Van ziemlich angespannt wirkte. Aber ihr ging es kaum anders. Dann hatte sie eine Idee. Sie schwamm etwas zu Van. "Komm mal bitte her.", bat sie. Van kam zu ihr. "Dreh dich mal bitte um." Van sah sie an. Dann drehte er sich etwas zögernd um. Nazu fing an ihn an den Schultern zu massieren. "Na tut das gut oder ist das zu fest?" "Genau richtig.", kam es von Van zurück. Nach einiger Zeit war er schon viel lockerer und entspannter geworden. Nazu hatte es geschickt verstanden auch die letzte Hürde zu nehmen. Van drehte sich um. "Und jetzt du." Nazu drehte ihm bereitwillig den Rücken zu. Van fing an zu massieren. Nach einiger Zeit streckte er den Kopf nach vorne und sagte augenzwinkernd: "Wie war das? Ein schöner Rücken kann auch entzücken." Nazu lachte. Sie wuschen sich beide die Haare. Als sie sich gegenseitig mit den dick einschambonierten Haaren sahen mussten sie lachen. "Du siehst aus wie so ein alter Opa.", meinte Nazu lachend. "Aber du." Van tunkte seine Schwester unter. In dem Moment kam Hitomi um die Ecke. Als sie Van sah ging sie zu ihm. "Weißt du wo Nazu ist? Ich finde sie nicht." Van lachte und ließ den Kopf seiner Schwester los. Die tauchte prustend wieder auf. "Das war gemein!" Dann sah sie Hitomi. "Oh, hallo Hitomi." Hitomi starrte abwechselnd auf ihren Mann und Nazu. Dann fragte sie: "Kann mir einer mal bitte erklären was hier los ist?" Van und Nazu sahen sich an. Dann lachten sie. "Wir baden, was denn sonst?" "Ha, ha sehr witzig. Das seh ich auch. Aber Nazu, du hast doch immer gesagt...." "Ja ich weiß, aber wir sind doch Geschwister und es ist nichts dabei. Schließlich bist ja immer noch du mit Van verheiratet und nicht ich. Er ist mein Bruder, also warum sollten wir nicht zusammen baden?" Hitomi wusste keine Antwort. "Warum eigentlich nicht? Sie sind ja schließlich Geschwister.", dachte sie. "Ich nehme an, ihr kommt etwas später zum Frühstück, oder?" Die beiden nickten. Dann lachte Hitomi. "Tunk ihn auch mal kräftig unter Nazu." Sie ging wieder in den Palast. Nazu sah Van grinsend an. "Du hast sie gehört." Sie tunkte ihren Bruder kräftig unter. Schon bald war die wildeste Wasserschlacht im Gange. Ein paar Mal landeten sie mehr oder weniger aufeinander, aber ihnen machte es nichts mehr aus. Warum konnten beide nicht genau erklären. Als sie schließlich prustend und schnaufend an zwei Steine gelehnt dasaßen mussten beide bei dem Gedanken, dass sie vor noch einer halben Stunde total verspannt und verkrampft dagesessen hatten, lachen. Nazu schwamm an den Beckenrand und holte ihr Duschbad. "Van, könntest du mir vielleicht den Rücken einschmieren?" "Klar, gib her." Nazu legte sich vornüber auf einen flachen Stein. Van schmierte ihr den Rücken ein. Danach saßen sie noch ein paar Minuten im Becken und standen schließlich auf. Wenig später saßen sie mit den anderen im Aufenthaltsraum. "Na endlich fertig?" Die beiden nickten. Hitomi schob ihnen Brote hin. "Und wie hast du geschlafen, Yukari?", fragte Nazu. "Gut. Sagt mal was habt ihr eigentlich solange draußen gemacht?" "Gebadet." Yukari sah sie erstaunt an. "Zusammen?" Van nickte. "Wieso, ist etwas daran nicht Ok?" Er wusste genau worauf sie hinauswollte. "Nein, ich wundere mich nur." Nazu wurde das allmählich zu blöd. "Jetzt sagt mal, was ist so schlimm oder ungewöhnlich daran mit seinem Bruder zu baden?" "Halbbruder.", sagte Yukari. "So etwas gibt es hier nicht. Entweder Bruder oder nicht.", sagte Nazu ärgerlich. Yukari schaute Nazu an. Sie hatte sie noch nie ärgerlich gesehen. "Ich sag besser gar nichts mehr.", dachte sie und schaute zum Fenster hinaus. Nazu war der Appetit vergangen. Sie stand auf. "Ich gehe trainieren." "Warte, ich komme mit." Van stand ebenfalls auf und ging hinaus. Nazu öffnete gerade die Tür, da wurde sie plötzlich von einem Lichtstrahl erfasst. Van stürzte ebenfalls in den Lichtstrahl. "Nein, das lasse ich nicht zu!", schrie er und packte Nazu. Folken rannte zu seinem Vater. "Papa!" Er erwischte Van an seiner Hose und verschwand mit ihm und Nazu. Hitomi und Yukari saßen geschockt und unfähig etwas zu sagen am Tisch. Schließlich stand Hitomi auf. "Wo sind sie hin?" Van, Nazu und Folken landeten sanft auf den Füßen. "Wo sind wir?", fragte Nazu und sah sich um. Sie waren nicht auf der Erde. Überall waren verwitterte und zerfallene Ruinen. Alles war von Gras und Bäumen zugewachsen. Nazu hörte ein plätschern. Sie drehte sich um. Hinter ihr stand ein Brunnen, der seltsamerweise noch funktionierte. "Das ist doch nicht möglich. Wir sind im Tal der Wunder.", sagte Van verblüfft. Nazu sah ihn irritiert an. "Aber das Tor wurde doch damals zerstört. Bist du sicher?" "Ja." Erst jetzt bemerkte Van, dass Folken bei ihm stand. "Was machst du denn hier?" Van kniete sich hin. "Ich hatte Angst, weil du und Nazu plötzlich geflogen seid, ohne Flügel." Folken klammerte sich ängstlich am Hemd seines Vaters fest. "Ist ja gut, uns ist ja nichts passiert." "Was soll das eigentlich? Wieso sind wir überhaupt hier? Ich versteh das nicht." Nazu sah sich immer noch irritiert um. Dann fiel ihr ein Berg auf. Mitten auf ihm stand ein Baum. Sie war sich nicht sicher, aber sie meinte, dass irgendjemand dasaß. "Van sieh mal, ich glaube da hinten sitzt jemand." Van sah auf. Sie beschlossen hinzufliegen. Sie landeten auf einer Treppe, die hinauf führte. Oben angekommen, verschlug es ihnen den Atem. "Van, das bist du!" An den Baum gelehnt, saß zusammengekauert Van. "Aber was soll das?" Sie gingen zu dem zweiten Van hin. Er zitterte am ganzen Körper und starrte auf den Boden. Er hatte gar keinen Ausdruck in den Augen. Sein Blick wirkte leblos. Nazu ging ein Licht auf. "Van, das ist genau das gleiche wie früher. Als du beim Kampf mit Dilandao fast gestorben wärst. Escaflowne ist doch schwarz geworden. Hitomi hat dich damals doch aus dem Reich der Toten zurückgeholt." Van erinnerte sich. "Ja, aber wieso erleben wir das noch mal?" Sie dachten, dass die Hitomi von früher auch kommen würde, aber es kam niemand. Atlantis wurde zerstört. Überall brannte es und der Berg mit dem Baum brach in sich zusammen. Van, Nazu und Folken flogen gerade noch rechtzeitig in die Höhe. Nazu wollte den Van von früher noch festhalten, aber sie griff durch ihn hindurch. "Was soll das?" Der andere Van stürzte kopfüber in die Lava. Nazu konnte nicht hinsehen. Van verdeckte Folken die Augen. Dann verschwand das Schreckens Szenario. Sie schwebten im nichts. "Wieso ist Hitomi nicht gekommen?" Van schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht." Plötzlich tauchte ein riesiger Raum vor ihnen auf. Überall hangen große Käfige in der Luft. Sie waren bei den Zaibachern. Sie hörten Stimmen und flogen etwas höher. Allen, Van und Hitomi saßen in Käfigen und redeten. "Das war als wir gefangen wurden.", sagte Van. Dann sahen sie Escaflowne und eine riesige Zange, die an dem Energiestein zerrte. Escaflowne verschwand. Van lag zusammengekauert auf dem Boden seines Käfigs und hielt sich die Hand vor die Brust. Er schrie wie am Spieß. Auf dem Käfigboden konnte man Blut erkennen. Hitomi sagte etwas und hielt ihm die Hand hin. Dann verschwand sie plötzlich. Van streckte vergebens die Hand nach ihr aus. Es wurde schwarz um sie herum. Aus dem nichts tauchten die Käfige wieder auf. Hitomi war immer noch verschwunden. Allen saß in seinem Käfig und hatte die Augen geschlossen. Er schaute von Van weg. Der lag leblos auf dem Käfigboden. Aus seiner Nase und seinem Mund kam Blut. "Ist er...", sagte Nazu leise. Folken sah entsetzt zu dem Trugbild seines Vaters herunter. Dann schrie er: "Papa! Nein!" Van packte Nazu und seinen Sohn und drückte sie an sich. "Es ist nur eine Vision aus der Vergangenheit. Ich lebe doch." Dann wurde es gleißend hell. Sie mussten die Augen schließen und wurden schließlich ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kamen lagen sie in drei Betten. "Wo sind wir?", fragte Nazu. Hitomi saß bei Van und Folken. Yukari saß bei Nazu. "Ganz ruhig ihr seid wieder in Fanelia." Plötzlich öffneten sich gleichzeitig, Van's, Nazu's, Folken's und Hitomi's Flügel. Nazu sah zu ihrem Bruder. "Van meinst du deine Mutter ist wieder hier?" Van zuckte mit den Schultern. Dann hörten sie eine Stimme. "Alle die zwei weiße Schwingen haben gehören hierher. Diejenige, die keine Schwingen hat gehört auf die Erde. Das was ihr eben gesehen habt, ist zwar nicht so geschehen, aber wenn die Person die nicht hierhin gehört, bleibt, wird es grausame Realität." Es war Varir's Stimme. Alle hatten zugehört. Als Van's Mutter geendet hatte, sahen alle Yukari an. Die reagierte nicht. Sie hatte so eine Art Vision. Das was Van, Nazu und Folken eben gesehen hatten, sah sie jetzt auch. Nach einiger Zeit stand sie auf. Yukari hatte Tränen in den Augen. "Ich weiß zwar nicht warum es so ist, aber wenn es nur die Möglichkeit gibt Van zu retten, muss ich gehen. Ich will diese Familie nicht zerstören.", sagte sie verbittert und rannte hinaus. Hitomi lief ihr nach. "Mutter, wo bist du?", fragte Van und sah sich um. In einer Ecke erschien Varir. "Mutter was hat das zu bedeuten? Was hat meine Vergangenheit mit Yukari zu tun? Wieso darf sie nicht bleiben?" "Die Götter wollten auch bei Hitomi und Nazu nicht, dass sie bleiben, aber da du Hitomi liebst und Nazu vorherbestimmt war deine Schwester zu werden durften sie bleiben. Bei Yukari sieht das anders aus. Sie ist zwar mit Hitomi befreundet, aber sie passt nicht in diese Welt. Sie gehört auf die Erde und es ist ihr Schicksal dort zu bleiben und zu leben, ohne Hitomi." Es herrschte eine bedrückende Stille im Raum. "Gibt es denn keine Möglichkeit, dass sie hier bleiben kann?" Varir zögerte. "Doch es gibt eine, aber die wäre nicht in eurem und nicht in ihrem Sinne." "Welche? Bitte sag es uns." "Sie könnte hier bleiben, wenn man ihr Gedächtnis löschen würde und sie als ganz normale Bürgerin in Fanelia leben würde. Aber dann kann sie sich nicht an euch erinnern und das ist auf Dauer schmerzhaft." Nazu und Van sahen ein, dass dies keine Lösung wäre. "Und noch etwas. Selbst wenn sie hier bleiben könnte, wäre sie eine Gefahr für ganz Gaja. Was ihr eben gesehen habt, ist Ursache ihrer Ankunft. Sie bringt die Vergangenheit durcheinander. Wenn es schlimm kommt könnte sie auch Gaja dadurch der Zerstörung nahe bringen." Van sah zu Boden. Er wusste, dass es Hitomi nicht leicht fallen würde ihre Freundin gehen zu lassen. Andererseits fand Van den Gedanken, Hitomi, Nazu, seinen Sohn und sein Königreich zu verlieren einfach schrecklich. Er stand auf. "Es gibt keine andere Lösung, sie muss zurück. Yukari könnte gewiss nicht mit dem Gedanken leben, dass sie für die Zerstörung Gaja's verantwortlich ist." Zwei Tage später: Yukari stand auf der riesigen Wiese vor den Toren Fanelia's. Van, Nazu, Hitomi und Folken waren ebenfalls dort. Hitomi umarmte ihre Freundin ein letztes Mal. "Vielleicht sehen wir uns ja noch mal.", sagte sie, doch sie wusste, dass es wahrscheinlich nicht so sein würde. Yukari sagte gar nichts. Sie ging ein paar Schritte zurück und wünschte sich auf die Erde zu kommen. Ein Lichtstrahl erfasste sie und brachte sie fort. Hitomi lag weinend in Van's Armen. "Das ist ungerecht! Es ist einfach ungerecht!", schrie sie. Van strich ihr über's Haar. "Nicht schreien. Das bringt auch nichts." Dann gingen sie langsam Richtung Palast zurück. In den folgenden Tagen veränderte sich Hitomi zusehends. Die sonst immer fröhliche und zu Scherzen aufgelegte Frau, zog sich immer mehr zurück und ließ niemanden mehr an sich ran. Selbst Van kam nicht an sie ran. Er versuchte ihr immer wieder Mut zu machen, aber sie blockte ab. Sie schloss sich ein und lag den ganzen Tag einsam auf ihrem Bett. Es kam sogar soweit, dass sie Van noch nicht mal mehr in ihrem gemeinsamen Bett schlafen ließ. Er übernachtete in seinem Wohnraum. Als Nazu Abends traurig und betrübt zu Bett gegangen war, klopfte es. "Ja?" Van kam herein. Nazu setzte sich überrascht auf. "Van. Was ist denn los?" Er setzte sich auf einen Stuhl. "Ich halt das nicht aus, ganz alleine in diesem Zimmer.... Es ist einfach furchtbar...." Nazu sah ihn traurig an. "Und was ist, wenn du erst mal hier übernachtest? Dann bist du wenigstens nicht mehr so allein." Van sah auf und nickte langsam. "Danke..." Nazu winkte ab. Van litt sehr unter Hitomi's Verhalten. Er kam sich hilflos vor und wusste nicht was er machen sollte. Nazu war auch betroffen. Nicht nur weil ihre beste Freundin plötzlich kein Wort mehr mit ihr redete, sondern auch weil Van oft weinend neben ihr saß und sie nicht wusste, wie sie ihm helfen sollte. "Lass ihr Zeit. Sie muss das erst verarbeiten.", sagte sie, aber mit der Zeit zweifelte sie selbst immer mehr daran. Zwei Monate nach Yukari's Abreise, war Hitomi immer noch so abweisend. Folken litt wahrscheinlich noch mehr als Van und Nazu darunter. Seine Mutter gab ihm auf seine Fragen nur kurze Antworten und brach ein Gespräch direkt ab. Sie umarmte ihn nicht mehr und tröstete ihn nicht wenn er einmal hingefallen war oder sonst irgendetwas war. Nazu versuchte sich so gut es ihr möglich war um Folken zu kümmern, wofür ihr Van sehr dankbar war. An einem tristen grauen Regentag wachte sie früh auf. Van lag neben ihr. Bei seinem Anblick schüttelte Nazu nur den Kopf. Er hatte sich wieder in den Schlaf geweint. Unter den Augen hatte er schwarze Ringe. Van war blass und wirkte um Jahre gealtert. Sie fasste einen Entschluss. Nazu stand leise auf und zog sich an. Sie kritzelte Van eine Nachricht auf einen Zettel und lief hinaus. Folken kam ihr auf halbem Weg entgegen. "Wo willst hin?" "Nirgendwo, ich komme heute Nachmittag wieder. Sag das deinem Vater.", rief Nazu ihm im vorbeilaufen zu. Sie rannte hinaus in den strömenden Regen, durch die Straßen von Fanelia, bis zum Stadttor. Dann rannte sie hinaus auf die riesigen Wiesen, die sich kilometerweit vor Fanelia erstreckten. Dort rief sie immer wieder einen Namen. "Varir! Varir zeig dich bitte." Nach einiger Zeit erschien ein schimmerndes Licht vor ihr, das die Gestalt von Van's Mutter annahm. "Was ist denn Nazu?" Nazu schaute sie ärgerlich an. "Das fragst du noch? Hast du dir mal deinen Sohn angeguckt? Er ist nur noch ein Häufchen Elend. Hitomi hat sich vollkommen von der Welt abgekapselt. Sie spricht nicht mehr mit uns und weist sogar Van und Folken ab und du fragst was los ist? Du hast mit der Entscheidung, dass du Yukari weggeschickt hast, eine Familie zerstört! Ist dir das klar?", schrie Nazu außer sich. Varir sah sie fest an. "Es war nicht meine Entscheidung, sondern die der Götter. Ich leide auch unter den Bedingungen. Van so zu sehen, ist für mich wie ein Stich ins Herz, aber ich kann nichts daran ändern und auch du nicht." Nazu bebte vor Wut. Wie konnte Varir nur so gelassen daherreden? "Aber so geht es nicht weiter. Wenn das noch ein bisschen so geht, geht Van an Hitomi's abweisendem Verhalten kaputt. Wir müssen etwas unternehmen! Warum hat Yukari die Vergangenheit eigentlich durcheinander gebracht?" "Ich weiß es auch nicht genau, aber es war wahrscheinlich ihre Abstammung. Sie kommt vom Mond der Illusionen." "Das ist kein Grund. Ich und Hitomi stammen ebenfalls von der Erde. Selbst die Schöpfer von Gaja stammten von der Erde." Varir überlegte. Dann schaute sie plötzlich wie erstarrt zu Nazu. "Ich habe einen riesengroßen Fehler gemacht. Ich hätte nicht mehr herkommen dürfen. ICH bringe die Vergangenheit durcheinander." Varir stockte. Nach einiger Zeit sagte sie: "Pass gut auf Van auf." Dann verschwand sie. Nazu stand irritiert auf der Wiese. Der Regen rann ihr über's Gesicht. Ihre Klamotten klebten an ihrem Körper. Sie stand einfach nur da und wusste nicht was sie tun sollte. Plötzlich erschien ein Lichtstrahl. Als er verschwand stand Yukari mitten auf der Wiese. Sie wirkte nicht erstaunt, sondern rannte zu Nazu und fiel ihr in die Arme. "Ich bin so froh, dass ich doch hier bleiben darf." Nazu stand nur da. "Hat Varir dir alles erzählt?" Yukari nickte stumm. Nazu lächelte. "Komm mit, wir müssen dem ein Ende setzen." Sie rannten durch Fanelia, zum Palast. Dort angekommen gingen Yukari und Nazu zum Zimmer von Hitomi. Die Tür war abgeschlossen. Nazu wusste, dass Hitomi Tag und Nacht die Fenster weit offen stehen hatte. Sie ging ins Nebenzimmer, spannte ihre Flügel und flog mit Yukari unterm Arm zu Hitomi's Fenster. Hitomi lag auf ihrem Bett. Sie schlief anscheinend. Nazu tippte sie an. Sie war zwar wach, sagte aber kein Wort. "Hitomi, schau mal bitte wer hier steht." Hitomi rührte sich nicht. "Hitomi, ich bin es.", flüsterte Yukari. Hitomi öffnete schlagartig die Augen und drehte sich um. "Bist du es wirklich?" Yukari nickte. Nazu ging zur Tür, schloss sie auf und ging hinaus. Es war wohl besser, sie ließ die beiden erst einmal allein. Trotz des Regens ging sie hinaus und setzte sich ins nasse Gras. Sie schloss die Augen. "Hoffentlich ist es jetzt vorbei..." Van der im Aufenthaltsraum saß schrak zusammen als sich schlagartig die Tür öffnete. Hitomi rannte weinend auf ihn zu und fiel ihm so heftig in die Arme, dass der Stuhl auf dem er saß umkippte. Er war ganz baff und wusste nicht was plötzlich los war. "Oh Van, bitte verzeih mir. Ich wollte euch nicht weh tun.", brachte Hitomi unter Tränen hervor. Yukari ging aus dem Zimmer und wartete vor der Tür. Nazu saß immer noch mit geschlossenen Augen im Gras. Dann merkte sie, dass sich jemand neben sie setzte. Es war Folken. Nazu sah ihn an. Er schaute betrübt auf den Boden. "Hey, Folken. Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir." Folken sah sie an. "Kannst du dein Versprechen auch halten?" Nazu lächelte. "Ja, kann ich. Yukari ist nämlich wieder da." Folken's Augen weiteten sich. Dann stand er auf und rannte in den Palast. Mittlerweile hatte der Regen endlich aufgehört. Nazu schloss wieder die Augen. Sie saß zehn Minuten da, als sie plötzlich hörte, dass jemand sehr schnell auf sie zugerannt kam. Kaum hatte sie die Augen geöffnet wurde sie umgeworfen. Van war ihr voller Freude entgegengerannt. "Danke Nazu, ich danke dir. Das vergesse ich dir nie, danke.", sagte er immer wieder. Nazu schob ihn von sich. "Hey, du bist ja noch schlimmer als Merle.", meinte sie scheinbar verärgert. Van sah sie erschrocken an. Aber Nazu grinste. Van lächelte und küsste sie fast ununterbrochen auf die Backe. "Danke Nazu." , meinte er immer und immer wieder. Nazu die sich aufgesetzt hatte konnte sein Gewicht nicht halten und fiel um, doch das störte Van herzlich wenig. Im Hintergrund hörte sie schallendes Gelächter. Sie sah zur Seite. Yukari, Hitomi und Folken standen ein paar Meter entfernt und lachten schallend über das urkomische Szenario. Und das war es in der Tat: Van hockte wie ein Hund, der sein Herrchen begrüßt über ihr und küsste sie. Nazu selbst lag wehrlos da. "Gott sei Dank, es ist überstanden", dachte sie erleichtert. Nach einiger Zeit hörte Van mit dem küssen auf, umarmte sie und lag mit ihr einfach still da. Nazu umarmte ihren Bruder ebenfalls. "Danke, ich hab dich unendlich lieb, kleine Schwester.", meinte Van zärtlich. "Ich hab dich auch lieb, Van." Folken eilte herbei und legte sich neben Nazu und seinen Vater. Doch Hitomi forderte ihn direkt auf wieder aufzustehen. "Folken steh auf, sonst erkältest du dich noch." Van sah zu Hitomi. "Das ist wieder meine Hitomi und das alles haben wir dir zu verdanken." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)