Mein wunderschöner Quälgeist von Blackmage ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 24. Dezember - Weihnachten oder... Wie mich ein bekannter Quälgeist in der Kirche überrumpelte und ich die lächerlichste und gleichzeitig schockierenste Bescherung meines Lebens erlebte. Ich fuhr mit der U-Bahn zur Kirche da die Straßen mittlerweile so zugeschneit waren, dass mit dem Auto fast kein durchkommen war. Als ich um 17.45 Uhr ankam, war die Kirche noch nicht so voll und ich setzte mich in eine der mittleren Bankreihen. Die St-Martin-in-the-Fields Kathedrale war, was ihre Ausstattung anging, nicht so extrem protzig wie beispielsweise die St.Pauls Kathedrale oder die Westminster Abby. Die Bänke waren mit einfachen Holzschnitzereien versehen, an den Wänden standen Figuren verschiedener Heiliger und den Altar schmückte ein Großes Kreuz. Ich empfand den großen Raum als äußerst angenehm und freute mich über meine Anonymität. Es ist wirklich schön einen einschnitt in seinen Alltag zu haben, ohne gleich mit vielen anderen Menschen agieren zu müssen. Ich schloss kurz die Augen und genoss weiter. Die Zeit verging langsam und die Kirche füllte sich immer weiter. Dann wurde meine Ruhe plötzlich gestört. "Na, das gibt's ja gar nicht", hörte ich eine erfreute Stimme von der Bank vor mir. Ich öffnete die Augen und sah direkt in Rikkus Gesicht. Die abrupte Änderung der gesamten Situation kam mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte nichts sagen. "kennst du mich noch?", grinste sie. "Das ist ja mal ein netter Zufall. Ist neben dir noch frei?", fragte sie, obwohl ganz Offensichtlicherweise niemand neben mir saß. Ich nickte. Wie ich es befürchtete, stand sie auf und setzte sich direkt neben mich. Das durfte einfach nicht war sein. Ich wollte einen ruhigen Abend verbringen, war nun aber gezwungen mit der Aufdringlichkeit in Peron zusammen zu sein. Bei dem, was mir bevorstand, wäre mir sogar Mayas Gesellschaft 100 Mal lieber gewesen. Rikku holte mich aus meinen Gedanken. "Schön dich so schnell wieder zu sehen, ich wollte mich entschuldigen, dass ich neulich so aufdringlich war." Sie wollte sich für ihre Aufdringlichkeit entschuldigen? Das überraschte mich. "Kann ich dich als Wiedergutmachung nach der Kirche auf einen Cola einladen?" Diese Frau musste anscheinend immer mit der Tür ins Haus fallen. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. "Eine... Wiedergutmachung ist.. gar nicht nötig, danke", sagte ich. Ich wunderte mich. Obwohl ich mich plötzlich unendlich nervös und aufgebracht fühlte, schien mein Gehirn wie gewohnt auf der kalten, abweisenden Ebene zu funktionieren. Und das war gut so. Rikku zog einen Schmollmund. "Jetzt hab dich mal nicht so, du kannst eine Einladung doch nicht abschlagen. Es ist Weihnachten. Und wenn jemand freundlich sein will, dann lass es doch einfach zu. Oder liegt es daran, dass du keine Cola magst?" Ich sah sie an. Überraschenderweise musste ich kurz lachen, bei dem Gedanken, dass sonst kein Mensch so viele Dinge auf einmal zu mir sagte. "Nein, nein, das ist es nicht.", antwortete ich nur. "Dann liegt es an mir? Hey, du kannst ruhig sagen wenn ich dich störe, ist kein Problem." Auf irgendeine Weise kam mir die ganze Szene komisch vor. Wie kommt sie bloß auf die Idee, dass sie mich ansatzweise stören könnte, sie doch nicht, sie platzte nur einfach ungefragt in mein Leben und zerstörte mein Weihnachten, aber störend war das nicht, nein... Ich schüttelte den Kopf. "Nein... auch nicht", sagte ich nur, und wurde mir sofort bewusst, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich hätte einfach nur ja sagen brauchen..." "Na fein.", meinte sie dann grinsend, "Dann steht einer Cola ja nichts mehr im Weg stimmt's?" Mir blieb leider nicht anderes übrig, als diese Frage mit Ja zu beantworten. "Fein, ich kenn einen netten Pub in der Nähe, wo wir nach dem Gottesdienst hingehen können.", sagte Rikku mit ihrem typischem Grinsen im Gesicht. Dann fing der Gottesdienst an. Ich konnte mich jedoch nicht darauf konzentrieren, der Abend war jetzt entgültig gelaufen, was stand mir nur bevor. Um nichts in der Welt wollte ich mit Rikku in näheren Kontakt treten, doch das schien nun unausweichlich. Ich nahm mir vor, dass es bei diesem einem Mal bleiben würde, ich würde ihr klar machen, dass ich keinen weiteren Kontakt zu ihr wünsche. Ich versuchte ihre Aufmerksamkeit so wenig wie möglich auf mich zu lenken, indem ich ein unglaubliches Interesse am Gottesdienst vortäuschte. Mehr, als ich wirklich interessiert daran war. Es funktionierte auch ganz gut, sie traute sich nicht, mich aus meinem augenscheinlichen Genuss des Gottesdienstes zu reißen, was ich bemerkenswert fand. Ich hätte es ihr ohne weiteres zugetraut. Einige Lieder wurden angestimmt und das Geschehen in der Kirche vermochte mich wirklich zum Teil mitzureißen. Vor allem die wundeschöne Singstimme um mich herum. Ich entschloss mich, herauszufinden wem diese Stimme gehörte und war überrascht, als ich feststellen musste, dass Rikku es war, die die ganze Zeit mitsang. Es ärgerte mich komischerweise, dass die Stimme ihr gehören musste und ich sie mochte. Die weiteren Lieder über versuchte ich sie zu ignorieren, was mir aber nicht gelang, im Gegenteil: Je mehr ich versuchte wegzuhören, desto klarer nahm ich ihre Stimme wahr. Nach dem Abschluss Segen blieben wir noch etwas in unserer Bank sitzen um nicht in das Gedränge an den Türen zu geraten. Und Rikku nutzte diese Gelegenheit um das Schweigen, das bisher zwischen uns geherrscht hatte, zu brechen. "Gehst du regelmäßig in die Kirche Rei, oder nur an Feiertagen?" Warum musste sie mich bloß immer duzen?? Ich mochte diese Form der Anrede absolut nicht. "Ich gehe eigentlich nie in die Kirche.", gab ich ihr knapp zur antwort. Wahrscheinlich erwartete sie jetzt, dass ich sie fragte, wie es mit ihr sei, ob sie regelmäßig in die Kirche ging, aber ich unterließ es, eine solche Frage zu stellen. "Ich gehe ab und an...", meinte sie schließlich, mit einem Blick auf das Jesuskreuz, der irgendwie abwesend wirkte. "Aber auch nicht wirklich oft, nur an besonderen Tagen oder wenn ich das Bedürfnis verspüre, hinzugehen. Klappt von der Zeit her auch nicht immer, Uni und so." Weshalb in aller Welt erzählte sie mir das? Ich fühlte mich komisch, die ganze Situation war komisch. Lag es an meiner Abweisenden Art oder daran, dass sie sie komplett ignorierte. Sie redete mit mir wie mit einer Schulkameradin. Sie sah mich an. "Du redest wohl nicht so gerne hm?", fragte sie. Als wir vor die Tore der Kathedrale traten schneite es immer noch. "Folge mir.", sagte Rikku und lief voran. "Ist es weit bis zu diesem Pub?", wollte ich wissen. Mir war nicht nach einem langem Spatziergang zumute. "Nein Nein, keine Angst es sind keine fünf Minuten von hier." Angst, es ging nicht um Angst, sondern darum, dass ich diese Situation so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte. Plötzlich kam in mir jedoch der Wunsch auf sie zu fragen, was sie am College studierte. Ich schüttelte den Kopf, warum wollte ich plötzlich eine Unterhaltung anfangen? Es war, als hätte Rikku eine Lücke in die Aura aus Abweisung und Emotionslosigkeit geschlagen, die mich umgab. Ich machte mir nichts mehr draus. Normalerweise folge ich sofort meinen ersten Einfällen und meinen Wünschen. Auf irgendeine Weise gab ich es auf, so abweisend zu sein. Es ging bei ihr sowieso nicht. "Was studierst... du ... eigentlich?", fragte ich schließlich. Sie drehte sich zu mir um und grinste. "Geschichte.", antwortete sie, "Deshalb sind wir auch damals ins Museum gegangen, erinnert du dich noch?" Ich nickte. "So, hier sind wir auch schon.", sagte sie dann und zog mich die letzten Schritte noch an der Hand hinter sich her. Sie öffnete die Tür und wir betraten den Pub. Er war nicht sonderlich groß aber gemütlich, mit nostalgischem Mobiliar eingerichtet. Sie zog mich in die hinterste Ecke des Pubs, wo wir uns setzten. Sofort kam der Kellner um unsere Bestellung aufzunehmen. Rikku bestellte eine Cola und ich einen Kaffee. "Na, ist doch gemütlich hier.", sagte sie. "Ja, ist es.", stimmte ich ihr zu "Kommst du oft hierher?" "Ab und zu mit Freunden oder Studienkollegen. Das hier ist mein Lieblingspub." In Gedanken ließ ich die letzten Tag Revue passieren, von meiner ersten Begegnung mit Rikku, bis zum jetzigem Zeitpunkt und ich musste mir eingestehen, dass ich langsam nicht mehr wusste, ob das ganze mir unangenehm war, oder nicht. "Hast du Lust nachher noch ein bisschen zu mir mitzukommen?" Ich schreckte aus meinen Gedanken hervor und sah sie an. "Bitte?" Sie verdrehte die Augen kurz und grinste dann aber wieder. "Ob du nachher noch kurz mit zu mir kommen magst? Die Bescherung steht noch an, und es macht mehr spaß zu zweit zu sehen, was der Weihnachtsmann einem gebracht hat, als alleine", grinste sie und zwinkerte mir zu. Dieser Satz von ihr erinnerte mich an alles was ich die Weihnachtstage erlebt hatte. Weihnachtsmann... die Rudolph Attrappen, Bescherung... ich musste an Maya denken, wie sie gerade mit Ritsuko ihre Bescherung feiern würde. Rikku passte zu hundert Prozent in das Klischee der Gesellschaft. Und doch irgendwie auch nicht. Das mit dem Weihnachtsmann war sicher ein Scherz, aber trotzdem... Ich stellte mir vor, dass ihre Wohnung in etwa genau so geschmückt sein würde wie Mayas. Im Grunde sollte ich also nur mitkommen und ihr beim Geschenke auspacken zugucken... wie dämlich. Doch bevor ich etwas antworten konnte nickte ich unbewusst. Es geschah einfach, mein Unterbewusstsein spielte mir einen Streich, als ob ich wirklich mitkommen wollte. Sie lächelte vergnügt. Nun konnte ich auch nicht mehr absagen und ich war das zweite Mal an diesem Abend im Begriff, etwas mit ihr zu unternehmen. Der Kellner kam und brachte unsere Getränke. "Wo wohnst du eigentlich?", fragte ich und nahm einen schluck von meinem Kaffe. "Meine Wohnung ist in der Nähe des Paddington Bahnhofs." "Und wohnst du alleine, oder in einer WG?" "Ich wohne alleine." Ich war überrascht, bei einer Person wie ihr hätte ich mir gut vorstellen können, dass sie gerne die ganze Zeit Leute um sich hat, um immer etwas unternehmen zu können. Nun ja, vielleicht hatte ich sie doch falsch eingeschätzt. "Und du?" Ich sah auf meinen Kaffee. "Ich lebe auch alleine, Whitechappel Viertel", antwortete ich. Sie lächelte nur. Eine Zeit lang tranken wir einfach aus unseren Gläsern und redeten kaum etwas. Ich sah dabei meistens auf den Tisch oder aus dem Fenster. Sie hingegen sah die meiste Zeit auf mich. Ich bemerkte es, weil sie sich in der Fensterscheibe des Cafes spiegelte und es war mir irgendwie unangenehm. Sie nahm erneut einen Schluck. "Weißt du, was mich wundert Rei? Das du arbeitest, ich meine... du bist nicht viel älter als ich oder? Also das vermute ich mal. Wie kommt es das jemand wie du ausgerechnet im Museum arbeitet und nicht studiert oder sonst was macht? Jetzt hatte mich Rikku in eine schwierige Situation gebracht. Was sollte ich jetzt machen? Ihr die Wahrheit erzählen, meine Vergangenheit bei NERV, die Kämpfe mit den Engeln und die Tatsache, dass ich ein Klon bin. Nein, auf keinen Fall, ich vertraute ihr noch nicht genug um ihr etwas über meine Vergangenheit zu erzählen, aber irgendeine Lüge erfinden wollte ich auch nicht, ich hasse es zu Lügen. " Das zu erklären ist eine Lange Geschichte." "Das macht doch nichts, wir haben doch Zeit." Als ob ich nicht geahnt hätte, dass so ein Argument von ihr kommen würde. "Ich möchte jetzt einfach nicht darüber reden." Sie sah mich noch einmal wehleidig an, mit dem schlimmsten Hundeblick, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. "Wirklich nicht?", fragte sie dann und grinste daraufhin. "Nein, wirklich nicht", antwortete ich. Sie zuckte mit den Schultern und gab sich zufrieden. Oder zumindest tat sie so. Sie hätte mich sicher noch weiter genervt aber zum Glück kann ich manchmal sehr überzeugend sein. Wir tranken weiter und redeten kaum etwas, als Rikku dann wieder anfing. "Möchtest du dann jetzt noch mit zu mir kommen? Wenigstens den Gefallen kannst du mir doch tun oder? Bitteeee..." Sie grinste erneut, als ob sie sich ihres überkindlichen Verhaltens bewusst wäre und auch ich musste leicht grinsen. "Na Gut" stimmte ich schließlich zu und Rikku war sichtlich erfreut über meine Zusage. Wir tranken aus und Rikku bestand darauf, auch meinen Kaffee zu bezahlen. Auch als ich ihr sagte, dass dies nicht nötig sei, lies sie sich nicht davon abbringen. "Schließlich habe ich dich hier her geschleppt.", begründete sie diesen Entschluss. Ich zuckte mit den Schultern, sie war ein richtiger Dickkopf. Als wir vor die Tür des Pubs traten schneite es, wie die Tage zuvor. "Ach weiße Weihnacht ist doch etwas Schönes.", meinte Rikku mit einem leicht verträumten, gen Himmel gerichteten Blick. Wie automatisch sah auch ich in den Himmel, aber wirkliche Stimmung, oder Freude über weiße Weihnachten kam bei mir nicht auf. Wie liefen relativ schnell, scheinbar konnte sie es nicht erwarten nach Hause zu kommen und Geschenke auszupacken. "Wieso bist du so ruhig?", durchbrach sie schließlich die Stille. "Warum sollte ich denn etwas sagen?" Sie sah mich kurz verständnislos an. "Na weil... weil das einfach normal ist...? Man redet doch gerne miteinander. Um ehrlich zu sein, bist du der erste Mensch den ich kenne, der alles andere als gesprächig ist." Meine Güte... sie redete fast schon so als wären wir seit Ewigkeiten die dicksten Freunde. Als ich wieder nichts antwortete erntete ich ein resigniertes Grummeln von ihr und wurde mit Ignoranz gestraft. Sie starrte den Weg über einfach auf den Fußboden. Wahrscheinlich dachte sie, es würde mir sehr viel ausmachen, doch ich genoss einfach die Stille, so wie immer. Später erreichten wir dann ihre Wohnung. Sie befand sich im dritten Stockwerk eines kleinen Häuserblocks. "Immer hereinspaziert in die gute Stube.", meinte Rikku und schloss die Tür auf und wir traten in den kleinen Hausflur. "Deinen Mantel kannst du da drüben an der Gardarobe aufhängen und deinen Schuhe stell bitte neben die Schuhbank. Wir entledigten uns beide unserer Schuhe und Mäntel, danach Folgte ich ihr ins Wohnzimmer. Wie ich es erwartet hatte, war es tatsächlich geschmückt, allerdings nicht so übertrieben wie bei Maya. ein kleiner Baum stand ebenfalls im Zimmer. Unter ihm lagen jede Menge kleine Geschenkpakete, welche Bunt verpackt waren. Das Wohnzimmer an sich war schlicht. Eine Couch an der Wand, ein Sessel, zwischen den Möbeln ein kleiner Tisch. An der Wand gegenüber der Couch ein Schrank auf dem ein kleiner Fernseher stand. Im Zimmer hingen viele Bilder, die Rikku mit anderen Menschen zeigten, ihren Freunden, vermutete ich. Viele Dekorationsgegenstände waren auf den Schränken, an der Wand und Teilweise auch auf der Lehne der Couch. Es war alles Mögliche. Unterschiedlicher Kitsch, kleine Figürchen, Blumen, Stofftiere und so weiter. Es passte zur ihr. Rikku lief langsam durch den Raum, die Augen geschlossen und atmete tief ein. Im Zimmer hing ein feiner Geruch von Vanille und sie wirkte seltsam entspannt und beruhigt, ganz anders, als ich sie sonst "kannte". Eine Frage konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen: "Warum hast du hier einen geschmückten Weihnachtsbaum stehen, wenn du doch alleine wohnst?" "Du stellst komische Fragen, so was gehört doch zu Weinachten einfach dazu, hast du etwa keinen bei dir Zuhause?" "Nein habe ich nicht." Sie schüttelte gespielt entsetzt den Kopf. "Also nein, du bist ein richtiger Weihnachtsmuffel." Ohne eine Reaktion von meiner Seite abzuwarten, die ohnehin ausblieb, schaltete sie das Licht im Wohnzimmer aus und knipste die Lichterkette am Weihnachtsbaum an, dann begann sie ihre Geschenke auszupacken Ich empfand die Situation mittlerweile als so lächerlich, dass ich fast angefangen hätte lauthals loszulachen. Ich setzte mich einfach auf den Sessel, wartete ab und sah ihr zu. Hastig packte sie das erste Geschenk aus. Es war ein Skateboard und ich musste grinsen. "Oh man... mein Bruder hat immer noch nicht begriffen was er mir schenken soll... und dann kommt so was dabei raus.. na was soll's, vielleicht ist das sogar ganz lustig.", meinte sie dann, mehr zu sich als zu mir, und legte das Skateboard bei Seite. Dann griff sie nach dem Nächsten Paket, doch als sie die Schleife abgemacht hatte hielt sie inne. "Hey Rei, komm doch hierher und hilf mir." "Äh... ich glaube das geht mich nichts an, was andere Leute dir schenken oder? Sind ja immerhin deine Geschenke also..." "Jetzt stell dich nicht so an", fiel sie mir ins Wort. "Ich hätte auch eine Topfpflanze auf dem Sessel stellen können, die wäre genau so gesprächig und aktiv wie du gewesen..." Was ich davon halten sollte wusste ich nun wirklich nicht. Es war keine Beleidigung... eher Kritik, eingepackt in einen Witz. Vielleicht verhielt ich mich wirklich abartig... Also stand ich auf und setzte mich zu ihr auf den Boden. "Aber nur eins...", meinte ich noch. "Ja ja...", antwortete sie und zwinkerte mir zu, ehe sie einen Teil der Pakete zu mir herüber schob. Ich öffnete das erste Packet es enthielt eine DvD mit dem Titel "Fear and Loathing in Las Vegas" Als Rikku die DvD sah, legte sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. "Wow toll, genau den Film habe ich mir gewünscht." Während Rikku weiter am auspacken war las ich mir die Beschreibung der DvD durch. Es handelte sich bei dem Film um eine Komödie, in der es um den exzessiven Konsum von Drogen ging. Ich schüttelte den Kopf, das es Menschen gab die an so was gefallen fanden war mir unbegreiflich. "Hast du dir den Film gewünscht um den Drogenkonsum der beiden Typen nachzuahmen?", fragte ich. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich es fragte oder warum es mich interessierte. Im Grunde konnte es mir egal sein, was sie mit ihrem Leben machte. Sie sah mich verständnislos an. "Rei, wie alt bist du?" Warum wollte sie das wissen? "Fast 18", antwortete ich. "Kaum älter als ich, siehst du? Also hör auf dich wie meine Oma oder so zu verhalten." Sie fing an zu lachen. "Der Film ist witzig, mehr nicht. Wer noch unterscheiden kann, dass das ein Film ist und das die beiden nicht wirklich die ganze Zeit im Rausch waren ist auch nicht gefährdet ins Drogenmillieu abzurutschen... Ich rauche nicht mal. Also mach dir mal keine Sorgen". Sie grinste wieder und packte noch ein Geschenk aus. Es war eine Elektrische Zahnbürste. "Oh nein, nicht noch eine... Die kommt bestimmt von meinem Vater... der schickt jedes Jahr eine." Sie sah auf die Verpackung der Zahnbürste und hielt sie mir dann hin. "Hier, du kannst sie haben, ich hab im Bad drei Stück davon stehen..." Wortlos nahm ich die Zahnbürste und stellte sie neben mich. "Komm Rei, pack weiter aus sonst ist dir doch bloß langweilig.", sagte Rikku und deute auf ein weiteres Paket. Die ganz Situation erschien mir grotesk. Ich, die ich mir nie viel aus Weinachten gemacht hatte, befand mich nun in der Wohnung einer Person von der ich nicht wusste, was ich von ihr halten sollte und packte zusammen mit ihr Weihnachtsgeschenke aus. Da ich aber sowieso nichts zutun hatte nahm ich eins der Pakete und öffnete es. In diesem Paket war eine Musik CD. Ich gab sie ihr, sie sah sie sich kurz an und legte sie zum Skateboard. So verbrachten wir eine ganze Weile, immerhin waren es wirklich viele Geschenke. Sie bekam teils total verschiedene Sachen. Manchmal nur Geld oder eine nette Karte, Bücher, meist über Geschichte, etwas Schmuck, einen bunten Schal und so weiter. Dazwischen auch eine Packung Haarfärbung in einem Schokoladenbraunen Farbton. "Wer schenkt mir denn so was??" Sie sah sich das Geschenkpapier genauer an. "Muss meine Tante sein... meinst du mir stehen braune Haare, Rei?" "Hm... ich weiß nicht..." Wieder grummelte sie. "Woher wusste ich, dass du das sagen würdest?" Sie schmiss die Packung auf die Couch und packte weiter aus. Die zwei verbliebenen Pakete beinhalteten einen Wintermantel und einen Wollpulli. Rikku begutachtete den Mantel und Meinte: "Hey Rei, der sieht fast genauso aus wie deiner, jetzt haben wir einen Partner Look." Ich vergrub mein Gesicht in meiner Hand, wie konnte man in diesem Alter nur so Kindisch sein? "Rikku, ich muss dich etwas fragen.", sagte ich schließlich. "Warum wolltest du damals im Museum soviel über mich wissen und warum wolltest du den heutigen Abend mit mir verbringen? "Äh.." Ich hatte es tatsächlich geschafft. Sie war sprachlos. Ich hätte nie gedacht, dass das überhaupt jemand hinbekommen würde. Sie sah auf ihren Mantel in der Hand und wurde zu allem Überfluss sogar noch etwas rot im Gesicht. Scheinbar hatte ich genau ins Schwarze getroffen. "Nun?", hakte ich nach. "Ach weißt du...", meinte sie dann und blickte dann zu mir auf. "Ich glaube es war einfach die Tatsache, dass jemand so junges im Museum arbeitete. Ich weiß es nicht... du hast einfach so einen... gewissen Eindruck auf mich gemacht hehe... ähm..." Wieder sah sie herab. "Wenn ich jedes mal so etwas veranstalten würde, wenn Leute einen "gewissen Eindruck" auf mich machen, dann würde ich den lieben langen Tag nichts anderes tun als Geschenke auspacken.", antwortete ich. Sie musste grinsen. "Aber sicherlich nicht den Eindruck, den ich hatte", sagte sie dann. "Und der wäre? Wieso sitze ich hier?", fragte ich und drängte sie damit immer weiter in die Ecke. "Wie soll ich's sagen..." Wieder sah sie hilflos herum, bis sie mir dann schließlich direkt in die Augen sah. "Ich glaub' ich mag dich einfach." Meine Augen weiteten sich ein Stück, sie wurde wieder rot und drehte den Kopf bei Seite. "Ach, wieso fragst du auch so was Blödes? Aber wenn wir schon mal dabei sind: Wieso bist du mitgekommen?", grinste sie mich an. Nun Stand ich wohl am Pranger... was sollte ich darauf antworten? Wenn ich gesagt hätte dass ich nur aus Höflichkeit mitgekommen wäre, wäre das ihr gegenüber extrem Unhöflich gewesen, außerdem gestand ich mir ein, dass ich nicht nur aus Höflichkeit mitgekommen war, es war auch Neugierde gewesen, Neugierde, wie sich dieser Abend entwickeln würde. Damals, als ich noch in Neo-Tokyo lebte und Shinji mich ab und an besuchen kam, war mir dies mit der Zeit immer weniger unangenehm gewesen. "Mh... ich wollte einfach sehen, zu was sich das hier entwickelt. Ich war neugierig, wenn man so will...", antwortete ich schließlich und sie fing an zu lächeln. "Nun denn, komm, wir setzten uns ein bisschen hin." Sie setzte sich auf das Sofa und ich nahm wieder den Sessel. Sie lehnte sich weit zurück und schloss die Augen erneut. "Die meisten meiner Freunde sind über die Ferientage verreist oder wollen alleine sein. Ich finde es nett von dir, dass du mit hierher gekommen bist. Ich bin nicht gerne alleine.", säuselte sie vor sich her. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und nickte einfach nur, obwohl sie es nicht sehen konnte. "Auch wenn ich lieber alleine bin bereue ich es nicht, dass ich mit gekommen bin.", sagte ich schließlich. "Das freut mich zu hören.", sagte Rikku. Ich blickte auf meine Uhr. Die Zeit war schnell vergangen und es war schon spät. Ich setzte mich auf. "Rikku ich muss jetzt gehen auf jeden Fall danke für die Einladung." Sie öffnete die Augen und ein Ausdruck der Enttäuschung legte sich auf ihr Gesicht. "Schade, aber wir können uns ja mal wieder treffen." meinte sie. "Mhm... ja vielleicht", antwortete ich und meinte es sogar ernst. "Warte noch.", meinte sie dann. "Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie das aussehen würde.", sprach sie weiter. Sie verwirrte mich. Ich hatte keine Ahnung was sie meinte. Sie nahm eine kleine Blume aus einer Vase und kam zu mir. Dicht vor mir blieb sie stehen und machte sich dann daran, mir die Blume ins Haar zu flechten. Ich stand einfach nur still da, kaum fähig mich zu bewegen. Ihre spontane Aktion und vor allem ihre Nähe machten mich bewegungsunfähig. Sie brauchte eine Weile und kam ab und an immer näher und näher, dann entfernte sie sich wieder. Der süße duft ihres Parfums stieg mir in die Nase. Als sie fertig war trat sie etwas zurück und hatte aber trotzdem ihre Hand immer noch in meinen Haaren vergraben. "Das... das sieht echt süß aus.", meinte sie mit geröteten Wangen. Dann lies sie ihre Hand langsam meinen Kopf herunter gleiten und streifte dabei auch meine Wange. In ihrem Blick lag ein Ausdruck von Sehnsucht und etwas anderem, dass ich nicht kannte. Starr vor Schreck sah ich sie einfach nur an, bis ich mich dann selber wieder fand und schnell einen Schritt rückwärts ging. "Äh... Also ich muss dann jetzt wirklich los", meinte ich, drehte mich um und lief hastig zur Garderobe. Meine Stimme klang furchtbar unsicher. So schnell es ging zog ich den Mantel an, öffnete die Tür und verließ ihre Wohnung. Sie rief mir noch ein "Wiedersehen Rei" hinterher und schloss dann die Tür. Ich lief furchtbar schnell, was nicht einfach war, denn meine Beine zitterten Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. "Das sieht echt süß aus", und dazu noch dieser Blick. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Die Ereignisse hatten sich eindeutig überschlagen. Ich stieg in die U-Bahn nach Whitechapel. Während der Fahrt und auf meinem Weg von der U-Bahn nach Hause konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Warum hatte sie das getan. Völlig durcheinander erreichte ich schließlich meine Wohnung, schloss die Tür auf, betrat die Wohnung und lies mich in meinem Couchsessel fallen. Warum hatte sie so etwas gemacht??? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)