Hoenn Abenteuer und verzwickte Verhältnisse von Rolly ================================================================================ Kapitel 1: Umzug - ein neuer Anfang? ------------------------------------ Soo, das ist das erste Kapitel ^^ Es ist einfach über mich gekommen >D ich wollte eine Pokestory schreiben... (manchmal bin ich eben so komisch...) Aber ich will euch gar nicht lange aufhalten, viel Spaß bei dieser Ff^^ Disclaimer: Das Spiel Pokemon und die halbe Storyline (lol) gehören Nintendo *g* Kapitel 1 - Umzug - ein neuer Anfang? "Fiona! Beeil dich, wir wollen los! Der Umzugswagen steht schon bereit!" Meine Mutter stand wohl an der Treppe zum zweiten Stock und rief nach mir. "Bin sofort da, Mom!", rief ich zurück. "Muss nur schnell noch was erledigen!" Ich ging zu Tür und sah mich noch einmal in meinem – ehemaligen - Zimmer um. Erst da fielen mir die morschen Bretter in der Ecke auf, wo sonst immer mein Schrank stand. Langsam ging ich darauf zu, kniete mich davor und brach ein Stück heraus. Dahinter war ein Hohlraum und im Dunkeln sah ich einen ovalen Umriss. Ich nahm das "Ding" heraus und staunte nicht schlecht. Es war ein Ei! Ein Pokemon-Ei! Rasch sah ich zur Tür, nahm dann meine Tasche vom Rücken und verstaute das Ei dort. Meine Mutter würde mir niemals erlauben, einfach so ein Pokemon zu besitzen, wenn sie sich nicht sicher wär, ob ich wirklich allein zurecht kommen würde. Ich konnte das Ei aber nicht hier zurücklassen, das ging einfach nicht. Immerhin lebte es doch. Also nahm ich es kurzerhand mit. "Fiona!" Meine Mutter wurde ungeduldig und ich hatte ganz vergessen, dass ich noch etwas anderes erledigen wollte, bevor wir abfuhren. "Sofort, Mom!" Schnell setzte ich meinen Rucksack wieder auf und lief die Treppe runter. "Bin sofort wieder da!", sagte ich ihr noch, bevor ich zum Haus nebenan rannte. Die lächerlichen zehn Meter, die unsere Eingangstüren von einander entfernt waren, machten das Ganze zwar schneller, jedoch nicht unbedingt angenehmer. Hastig klingelte ich und wartete, bis mir jemand die Tür öffnete. "Oh... Fiona...", wurde ich auch gleich total enthusiastisch begrüßt. "Hi, Kevin", erwiderte ich mindestens genauso enthusiastisch. Wahrscheinlich wollte ich ihn nicht hassen, aber unter den gegebenen Umständen… Ich kramte eine Pokepuppe - eine Hydropi-Puppe - aus meiner Tasche und warf sie Kevin ohne zu überlegen ins Gesicht. "Die kannst du wiederhaben!", waren meine letzten Worte, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und zurück zu unserem Wagen sprintete. Das war zwar nicht ganz das, was ich eigentlich vorhatte, aber mir fehlten plötzlich die richtigen Worte. Kevin sah sehr perplex aus, als ich wegging… "Da bist du ja endlich! Was hast du so lange denn noch gemacht, Fiona?", fragte meine Mutter mit gekräuselter Stirn. "Sorry, aber ich wollte die Sache mit Kevin klären", antwortete ich. Obwohl ich sie nicht wirklich geklärt hatte. "Bist du traurig?" "Eher wütend." "Das verfliegt schnell wieder, keine Sorge", versuchte meine Mutter mich aufzumuntern. Überraschenderweise klappte das auch, zumindest ein wenig. "Steig ein, wir fahren dann los" "Okay.“ Ich stieg in den Wagen, ließ mich in den Sitz zurücksinken und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Auf nach Wurzelheim, hieß es wohl. "Fiona, wir sind da", weckte meine Mutter mich aus meinem Dämmerschlaf und ich warf einen Blick aus dem Fenster. Ein kleines, idyllisches Dorf. Meine Mutter hatte lange davon geträumt. Ich stieg aus und zusammen gingen wir ins Haus. Überall waren Muntier am Werk. Sie putzten, räumten die Sachen ein und halfen beim Tragen. "Ist es nicht wundervoll hier? Hier kann man sicher schön leben. Die Luft ist so frisch und es ist so ruhig. Fiona, sieh dir mal dein Zimmer an, ich glaube die Pokemon haben es schon eingeräumt", schlug meine Mutter schließlich vor. "Gut", sagte ich und ging die Treppe hoch. Es gab nur zwei weitere Türen im Flur der oberen Etage. Ich wählte die rechte und es war sogar richtig. Mein Bett, mein Schrank, meine Kommode, mein Spiegel, mein Schreibtisch mit dem PC, der Fernseher mit der Konsole, alles war da. Ich setzte mich auf mein Bett und kramte das Ei aus dem Rucksack. "Was wird wohl aus dir schlüpfen...?", flüsterte ich in Gedanken. Ich hoffte bloß, dass es kein Hydropi sein würde. Vielleicht etwas kleines, putziges? Und hoffentlich kein Relaxo, das könnte ich bestimmt nicht bezahlen… "Fiona! Deine Uhr ist vor dem Umzug stehen geblieben! Wechsel doch die Batterien aus!", rief meine Mutter mir zu. Ich verstaute das Ei wieder sicher im Rucksack und stellte die Uhr auf zwei. Danach ging ich wieder die Treppe hinunter und zu meiner Mutter ins Wohnzimmer. "Oh! Fiona, schnell! Die Blütenburg-Arena! Sie zeigen deinen Vater!" Ich sprintete das letzte Stück, doch als ich ankam sagte der Nachrichtensprecher schon die nächsten Themen an. "Schade... Ich dachte du würdest dich freuen, deinen Vater wenigstens im Fernsehen zu sehen. Er ist ja so beschäftigt. Aber du kannst ihn jetzt besser besuchen, er wohnt in der nächsten Stadt. Du musst nur durch den Wald und schon bist du da", erklärte meine Mutter mir den Weg. "Ja... Ich gehe mal zu den Nachbarn und stelle mich vor. Hier kennt doch sowieso jeder jeden, oder?", meinte ich und lächelte, obwohl mir gar nicht danach war. Umzüge waren wohl nicht meins. "Ja, geh nur. Achja, dieses Dorf hat ein Pokemon-Labor. Du kannst das auch besuchen, wenn du willst, ein Freund von deinem Vater – Professor Birk – arbeitet dort." Ich nickte und verließ das Haus. Soweit ich sehen konnte gab es in diesem Dorf ohnehin nur vier weitere Häuser. Eines davon war das Labor. Das war kein Dorf. Es war viel weniger als das. Wo zum Teufel war der Supermarkt? Und die ganzen anderen Leute? Warum sind wir überhaupt umgezogen, wenn wir es in der Stadt (MIT Zivilisation) so gut hatten? Ich beschloss, erst einmal ins Nachbarhaus zu gehen und danach das Labor zu besuchen, bevor ich noch in Gedanken Terror schieben würde. Das brachte ja sowieso nichts. Ich betätigte die Klingel und wartete. Eine hübsche, junge Frau mit welligen braunen Haaren öffnete mir die Tür. "Hallo, mein Name ist Fiona. Ich bin heute erst in das Haus neben diesem eingezogen und wollte mich mal mit den Nachbarn bekannt machen", erklärte ich. "Hallo, nett dich kennen zu lernen. Du kannst mich ruhig Sissy nennen. Komm doch rein!“ Ich nahm ihre Einladung dankend an. So schlimm waren die Nachbarn nicht. "Du bist bestimmt Normans Tochter, richtig? Dann ist deine Mutter also jetzt im Nachbarhaus? Wie schön! Dann kann ich sie endlich mal wieder besuchen!“ Sie sah ekelhaft glücklich aus und ich wollte diesen Moment nicht unnötig stören, also schwieg ich und versuchte, nicht an einen Zuckerschock zu denken. Zum Glück schien sie recht schnell zu sich zu kommen. "Du kannst nach oben gehen. Im Zimmer Rechts findest du meinen Sohn Brix. Ich bin sicher ihr werdet euch gut verstehen", sagte Sissy. Ich bedankte mich und verschwand schnell nach oben. Also waren hier die Kinderzimmer immer rechts ausgelegt. Ich ging ins das Zimmer, aber es war leer. Brix war nicht da. Dafür lag ein Pokeball auf dem Boden. Als ich darauf zuging und ihn aufheben wollte, rief ganz plötzlich jemand hinter mir "Halt!“. Erschrocken wirbelte ich herum und sah direkt in ein braunes Augenpaar. Dadurch erschrak ich noch mehr und fiel glatt um. Der Junge vor mir sah mich erst zornig an, doch dann wurde er wieder freundlicher. "Wer bist du denn? Und was machst du hier?", fragte er. "Äh, I- Ich bin Fiona! Ich wollte nur vorbeikommen und mich mit den Nachbarn vertraut machen", erklärte ich. "Du bist also unsere neue Nachbarin? Du bist neben uns eingezogen, stimmts? Naja, ich dachte eigentlich du wärst ein Junge. Ich habe gehört, dass das Kind von einem Arenaleiter hierherzieht, daher die Vermutung. Aber egal, hast du schon ein Pokemon?", fragte er schließlich. Anscheinend redete er gerne. Schön für ihn, nur leider redete ich überhaupt nicht gerne mit Fremden, dazu noch über meine persönlichen Gedanken. Und was sollte das eigentlich? Warum glauben immer alle, dass Kinder von Arenaleitern immer männlich sind? "Nein, leider nicht", antwortete ich schnell auf seine letzte Frage, bevor ich mich in Gedanken zu sehr aufregte. "Soll ich dir eins fangen?“ Sollte das eine Art Entschuldigung darstellen, weil er wollte, dass ich ein Junge wär? "Ach... Sorry, aber mir fällt gerade ein, dass ich noch meinem Vater bei den Forschungen helfen muss. Er ist der Professor und ihm gehört das Labor", erzählte Brix. "Ich werde dann mal gehen", sagte ich und drehte mich um. Der konnte mich mal kreuzweise! "Komm morgen doch nochmal vorbei! Dann fang ich dir eins, ganz bestimmt", sagte Brix noch. "Danke, bis später", verabschiedete ich mich noch einmal ging dann aus dem Zimmer und dem Haus. So eine Unverschämtheit! Was erlaubte er sich eigentlich?! Gut, dass ich mich so dieses Mal beherrschen konnte, sonst hätte er längst sein blaues Wunder erlebt. Auf halbem Wege zum Labor hörte ich einen Schrei. Ich drehte mich zur Seite und sah ein kleines Mädchen das zitterte und in den Wald starrte. Es atmete schwer, also nahm ich an, dass es gerannt war. Ohne nachzudenken lief ich zu ihr und fragte was los war. "Da... Da ist ein fürchterliches Pokemon! Ich habe Angst! Der Professor ist in den Wald gegangen!", erzählte es. "Ich schaue mal nach", sagte ich, schluckte und ging dann fest entschlossen in den Wald hinein. Es dauerte nicht lange, da sah ich auch schon den Professor. Er wurde von einem komischen gezackten Vieh verfolgt. "HILFE! HILFE! HEY, DU DA! KANNST DU EINEN BALL AUS DER TASCHE NEHMEN UND MIR HELFEN?", schrie er mir zu und ich tat maschinell was er sagte. Es lagen drei Bälle in der Tasche. Ich nahm den erstbesten und warf ihn. Heraus kam ein Hydropi. Das hätte mir normalerweise die Laune verdorben, aber ich musste hier jemandem helfen, also achtete ich nicht auf meine eigenen Gefühle und tat, was zu tun war. "Los Hydropi! Hilf dem Professor! Tackle!" Zu meiner Verwunderung gehorchte es mir und es Tackelte das Zigzachs, welches erschrocken flüchtete. Pah, doofe Viecher allesamt. "Oh... Vielen, vielen Dank! Ich hab im hohen Gras studiert und wurde plötzlich angegriffen. Danke, dass du mir geholfen hast! Moment... Du bist doch Fiona! Aber, das ist nicht der richtige Ort für ein Gespräch, lass uns ins Labor gehen", schlug er vor und ohne meine Einwilligung abzuwarten, ging er schnurstracks an mir vorbei. Ich runzelte die Stirn, kommentierte dieses Verhalten allerdings nicht und folgte ihm. Hier zu bleiben wäre auch nicht sehr sinnvoll gewesen. Wir erklärten dem Mädchen am Waldrand, was passiert war und als es beruhigt nach Hause ging, setzten wir unseren Weg ins Labor fort. "Du bist also Fiona. Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt! Ich habe auch erfahren, dass du noch kein Pokemon besitzt. Aber wie du gerade gekämpft hast... Du warst so gelassen! In deinen Adern fließt wirklich das Blut deines Vaters!", erzählte er. Ich konnte Komplimente noch nie haben, ich wurde immer rot dabei, so auch jetzt. Konnte er nicht endlich aufhören? Wenigstens wusste ich jetzt, woher Brix diesen Redefluss hatte. "Als Dank möchte ich dir das Pokemon schenken, das du benutzt hast!", sagte er und drückte mir den Pokeball in die Hand. "Äh, Danke, aber ich brauche es wirklich nicht", widersprach ich. Ich wollte dieses Hydropi einfach nicht haben. Hydropis erinnerten mich zu sehr an die vergangenen zwei Monate. Das würde ich bestimmt nicht verkraften. "Wieso denn nicht? Du hast doch noch kein Pokemon..." Er sah so traurig aus, dass ich es einfach nicht übers Herz brachte, nein zu sagen. "Okay, ich nehme es an." Sofort strahlte er wieder und ich kam mir wie ein Idiot vor. Warum ließ ich mich so beeinflussen? "Hast du Brix schon kennen gelernt? Wäre es nicht super, wenn du jetzt zu ihm gehen würdest? Er könnte dir viel über Pokemon beibringen! Du findest ihn im Wald, er ist in der Nähe des Sees." "Okay, danke", sagte ich und machte mich auf den Weg. Es war besser, wenn ich nicht zu lange mit solch seltsamen Menschen herumhing. So das wars auch schon wieder, wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, schreibt einfach einen Kommentar ;) ciao *winkz* Sheenchen Kapitel 2: Soll das ein Scherz sein?! ------------------------------------- Soo, hier endlich das zweite Kapitel =) Kam leider zu einem Fehler, den ich nicht bemerkt habe x"D Wat solls, kann mal passieren^^ Ich hab ja das Kapitel aufm Rechner, also ist das alles kein Ding >D Nya, ich dachte eher, das würde erst später von der Smaragd-Storyline abschweifen, tut es aber jetzt schon oô nya, ist aber auch gut so xD Wie auch immer, viel Spaß beim Lesen^^ ~Kapitel 2 - Soll das ein Scherz sein?~ Wenn ich eines bei dem Gespräch mit dem Professor gelernt haben soll, dann wäre es, sich durchzusetzen, egal welchen Dackelblick der andere gerade auch aufsetzt. Brix war also mit Pokemon vertraut, super. Ausgerechnet der, der gedacht - ja wahrscheinlich sogar gehofft - hat, dass ich ein Junge war, sollte mir nun etwas beibringen, ganz klasse! Das hatte ich wieder einmal super hingekriegt. Aber vielleicht war dieser Brix ja doch ganz nett... vielleicht. Doch zunächst ging ich geradewegs zu unserem Haus zurück, weil ich meiner Mutter erst einmal alles erzählen wollte. Ich öffnete die Tür und trat mit einem "Bin wieder zu Hause" ein. Sofort kam meine Mutter aus der Küche angewuselt und starrte mich interessiert an. Eltern. "Und, wie sind die Nachbarn?", war ihre erste Frage. Irgendwie fühlte ich mich wie eine Vorkosterin, die vorgeschickt wird, um nachzusehen, ob alles sicher ist. Und wenn nicht, könnte meine Mutter ja immer noch das Weite suchen. "Ganz nett... Aber irgendwie habe ich ein Problem mit Brix, das ist der Nachbarjunge", erklärte ich und meine Mutter seufzte. "Du wirst wohl ewig Probleme damit haben, Freunde zu finden", meinte siemit gesenktem Kopf. "Ich hatte Freunde - und zwar viele - falls du dich nicht erinnerst!", erwiderte ich gereizt. Warum mussten Eltern eigentlich immer so besserwisserisch sein? "Die hattest du auch nur wegen Kevin. Weil er genug Ausdauer hatte, an dich ranzukommen...", entgegnete meine Mutter. Das ging eindeutig zu weit. "Ich HASSE Kevin und bitte, erwähne seinen Namen nicht in meiner Gegenwart!" Meine Mutter sah mich plötzlich undefinierbar an. "Schatz... Du hasst ihn nicht, du kannst ihm nur nicht verzeihen", widersprach sie ruhig. Warum mussten Eltern immer glauben, alles über ihre Kinder zu wissen? Und warum, zum Teufel, hatten sie gerade DANN immer Recht? Ich war allerdings sturer als ein Esel und setzte meinen Dickkopf immer irgendwie durch. "Quatsch, ich hasse ihn wirklich! Und damit basta!", meinte ich wütend. Meine Mutter schüttelte fast überlegen den Kopf und zog sich in die Küche zurück. Jetzt hatte ich vergessen, ihr das wichtigste zu sagen. "Mom... da ist noch etwas. Ich habe ein Pokemon bekommen, von Professor Birk", sagte ich, als ich ihr in die Küche folgte. "Ein Pokemon? Oh... dann wirst du wohl auch ein Pokemontrainer, nicht wahr? Und du wirst auch losziehen... Wie schnell Kinder doch erwachsen werden...", redete sie mehr mit sich selbst als mit mir. "Mom, es ist nur ein Pokemon", erwiderte ich skeptisch. "Ich bin keine Rabenmutter! Ich erlaube dir zu reisen! Geh' hinaus in die Welt der Pokemon!", ignorierte sie mich und deutete mit einer Gabel zur Decke, während ihre Augen strahlten. Irgendwas war hier nicht in Ordnung. "Fiona, warte hier einen Moment!", sagte sie enthusiastisch, erstach mich fast mit der Gabel, als sie mir diese zuwarf und verschwand aus der Küche. Was... war... das? So schnell, wie sie gegangen war, kam sie auch wieder zurück - mit ihrer Tasche. "Mom, was wird das?", fragte ich irritiert. "Du kennst die Kontodaten doch noch, oder? Wenn du losziehst, kannst du jederzeit Geld abheben, wenn du es brauchst", meinte sie fröhlich und drückte mir Geld in die Hand. "Das kannst du sozusagen als 'Startguthaben' mitnehmen" Das saß. Sie wollte mich loswerden? Was ging denn jetzt ab? "Also, mein Schatz, lass dich nicht aufhalten! Ich warte hier auf dich, besuch mich mal und ruf an!" Sie schob mich zur Haustür, ging nochmal in mein Zimmer, um meinen Rucksack zu holen und drückte mir diesen in die Hände, bevor sie mich vollends aus dem Haus schob. "Auf wiedersehen! Ich werde dich vermissen!", waren ihre letzten Worte, begleitet von einem Küsschen auf die Wange und sie schloss die Tür. Meine eigene Mutter hatte mich soeben aus dem Haus geworfen. Meine eigene Mutter! Von wegen keine Rabenmutter! ARGH! War das alles ein böser Alptraum? Vielleicht wollte sie mich auch nur verarschen und würde gleich wieder die Tür öffnen. Aber um das, was sie wenige Sekunden zuvor gesagt hatte, zu unterstreichen, kam sie zum Fenster und winkte mir zu. "Ich fasse es nicht!", murmelte ich fassungslos und blieb einfach stehen, was meiner Mutter den Anlass gab, mir anzudeuten, endlich zu gehen. Wie in Zeitlupe drehte ich mich um und ging los. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und mir war verdammt nach heulen zumute. Irgendwann kam ich auch auf die Idee, nachzuschauen, wo ich überhaupt hinlief. Ich hatte nicht einmal eine Karte! Ich war definitiv im Wald und einige Schritte vor mir stand definitiv ein Fiffyen mit bösen Absichten. Es stierte mich hinterhältig an und sprang plötzlich auf mich zu. "IEK!", machte ich und wich zur Seite aus. Es verfehlte mich nur knapp, ich konnte den Luftstoß spüren, als es an mir vorbeiflog. "Was willst du, du dreckige Flohmatte?! Geh zu deiner Mami und lass mich in Ruhe, ich habe andere Sorgen!", keifte ich es an, doch das hätte ich wohl nicht tun sollen. Hinter dem Fiffyen, aus einem Gebüsch, kam plötzlich ein Magnayen zum Vorschein und es sah sehr gefährlich aus. Ich zitterte. Das war's! Ich konnte nur noch beten und auf ein Wunder hoffen. "Los, Reptain, Rasierblatt!", hörte ich plötzlich eine mir bekannte Stimme und als ich meine Augen, die ich vor Angst fest verschlossen hatte, öffnete, sah ich einen heftigen Blätterregen, der auf die beiden Pokemon hinabrieselte, vor mir. Beide flohen. Als ich zur Seite blickte, entdeckte ich Brix. "Alles in Ordnung? Du solltest im Wald nicht ohne Pokemon herumlaufen. Es wimmelt hier nur so von solchen Pokemon wie den beiden", meinte Brix ruhig und half mir auf die Beine. Ohne Pokemon...? Ich hatte doch Hydropi! Und ich hatte es nicht eingesetzt, nur weil ich nicht daran gedacht hatte! "Ähm, ich habe ein Pokemon... Dein Vater hat es mir gegeben, aber... Ich hab's total vergessen", sagte ich und lächelte verlegen. Warum passierte immer mir so etwas peinliches? "Mein Vater? Du kennst ihn?" "Ja, ich habe ihm geholfen, als er von einem Zigzachs verfolgt wurde und naja, ich war zufällig in der Nähe...", fing ich an zu erzählen. Er hörte mir bis zum Ende zu. Wenigstens unterbrach er mich nicht. "Und was machst du hier? Hat mein Vater dich hier hingeschickt? Wenn, dann wäre ich aber ganz wo anders gewesen", meinte Brix skeptisch. "Ähm, naja... Meine Mutter hat mich rausgeworfen! Einfach so! Nur weil ich ein Pokemon habe! Ich bin so wütend!", erklärte ich ihm sauer und er sah mich ängstlich an. "Äh... Das tut-" "Ist ja schon gut. Ich komme schon klar. Geld habe ich genug... Ich werd's überleben", unterbrach ich ihn. Ich hasste es, wenn man mich bemitleidete. "Ich komme mit" "Hä? Was?", fragte ich verwirrt. Wohin wollte er mitkommen? "Na, ich reise mit dir. Ich wollte sowieso schon immer mal in die anderen Städte", erklärte Brix und grinste. Ich war sprachlos. Wie bitte? Er wollte mit mir mit? Warum? Wozu? Hilfe? Nein, verdammt! "Aber das musst du echt nicht!", versuchte ich ihn davon abzuhalten, doch er ignorierte mich einfach. "Komm mit", meinte er und zog mich am Handgelenk hinter sich her. Was erlaubte er sich eigentlich? Vielleicht wollte ich gar nicht mit? Erdreistet sich einfach, mich mitzuschleppen! Frechheit! Erst wollte er, dass ich ein Junge wär und jetzt zog er mich auch noch ungefragt hinter sich her! Unerhört! "Hey, ich will nicht mit! Was soll das denn? Wohin ziehst du mich eigentlich?", wollte ich wissen und sah wütend auf Brix Rücken. Leider hatte sein Rücken keine Augen, mit denen er meinen Blick bemerken konnte. Was mich jedoch noch mehr beschäftigte war, warum ich mich gar nicht richtig wehrte. "Wir gehen zu meinem Vater. Ich sag ihm bescheid, dass ich verreise. Damit kann ich ihm am meisten helfen! Ich kann Daten über viele Pokemon sammeln, die es hier nicht gibt", erzählte Brix und grinste wahrscheinlich gerade. Er ignorierte mich einfach! Ignorant! Sein Verhalten erinnerte mich immer mehr an Kevin und das konnte mir verdammt noch mal gestohlen bleiben! Ich hasste Kevin! Wirklich! Und diesen Hass schien ich auch noch auf Brix zu übertragen. Selbst Schuld. Obwohl... Eigentlich konnte er ja nichts dafür. Trotzdem! "Wir sind gleich da", meinte Brix und ich sah an ihm vorbei nach vorne, anstatt weitere Flüche gegen seinen Rücken abzufeuern - gedanklich natürlich. Der Waldrand kam immer näher. Wir waren also fast im Dorf, oder eher im Kaff, am Arsch der Welt! Brix führte mich ins Labor. Sein Vater las gerade irgendwelche Dokumente, als wir reinkamen. "Brix! Fiona! Schön euch zu sehen!", begrüßte er uns und lies seine Dokumente liegen, um zu uns zu kommen. "Vater? Fiona beginnt eine Reise, hast du ein Problem damit, wenn ich sie begleite? Außerdem kann ich Fiona viel über Pokemon beibringen", meinte Brix selbstsicher. "Na schön, zieht los, Kinder! Und vergiss nicht, Daten zu sammeln, Brix! Das wäre wirklich sehr hilfreich. Wir werden euch vermissen! Schaut doch bitte noch bei euren Müttern vorbei, sie wollen sich sicher verabschieden", bat der Professor. Toll, ich wollte doch gar nicht reisen! Und schon gar nicht mit DEM! Vielleicht hatte meine Mutter ja Recht. Ich hatte es wirklich schwer, Freunde zu finden. Warum wurde ich nur mit diesem komplizierten Charakter geboren? Brix packte wieder dreist mein Handgelenk und zog mich dieses Mal zu seinem Haus. Als er die Tür öffnete und hineinging, lies er mich endlich los. "Mom? Ich muss dir was sagen!", rief er als ich hinter ihm ins Haus ging. Ich wartete an der Tür. Schließlich ging mich das nichts an, oder? Ich lehnte mich an die Wand und wartete auf ihn. Ich hätte auch einfach gehen können, aber ich tat es nicht. Seltsam, so etwas. Ich hoffte nur, dass er nicht so lange brauchen würde wie Kevin immer. Leider hatte ich mich wieder einmal getäuscht. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis er endlich vor mir stand und sagte, es könne weitergehen. "Klasse", brachte ich sehr 'enthusiastisch' hervor. "Sei doch nicht immer so schlecht gelaunt, ein Lächeln steht dir viel besser", sagte Brix ohne mich anzusehen. ... Was.sollte.das? War dieser Typ mit Kevin verwandt oder warum verhielt er sich so? Genau den gleichen Satz hatte Kevin mir auch einmal gesagt. Brix war mir unheimlich. "Wo bleibst du?" Ich folgte ihm, jedoch unfreiwillig und ich wollte nicht wirklich in dem Haus stehen bleiben. Außerdem war er der einzige, der mir momentan etwas über Pokemon beibringen konnte, damit ich in der Welt da draußen nicht unterging. Hoffentlich würde er sich in allem anderen von Kevin unterscheiden. "Wir gehen nach Blütenburg City, nicht war?", fragte ich nach, weil ich die Stille einfach nicht mehr aushielt. "Ja, dein Vater ist dort Arenaleiter, nicht wahr?" Ich nickte, aber dann fiel mir ein, dass er ja keine Augen im Hinterkopf hatte. "Ja" Kurz, knapp, korrekt. Man musste ja nicht mehr sagen, als nötig. "Warum kannst du mich eigentlich nicht leiden?", fragte Brix plötzlich und blieb stehen, sodass ich beinahe in ihn hineinlief. Wie bitte? Das wollte er ernsthaft wissen? Taktlos! "Du erinnerst mich an jemanden, den ich nicht leiden kann. Du verhälst dich so, sprichst so wie er und siehst auch so ähnlich aus wie er! Außerdem bist du dreist", sagte ich ihm direkt ins Gesicht, denn er hatte sich dazu entschlossen, mich anzusehen. "Ich bin aber nicht dieser jemand, oder? Ich bin auch nur ein Mensch und ich habe dir rein gar nichts getan", sagte Brix ruhig, fast gelassen. Wie konnte er in so einer Situation nur so gelassen sein? Das war irgendwie seltsam. Ich fühlte mich total scheiße deswegen, weil er verdammt noch mal Recht hatte. "Was soll's. Schwamm drüber" Schwamm drüber? SCHWAMM DRÜBER? "Schwamm drüber?! Wie kannst du einfach- das..." Jetzt war ich wirklich baff. Wie konnte ihm das plötzlich so egal sein? War er verrückt? "Sorry", murmelte ich trotzdem noch und sah beschämt zu Boden. "Hm? Jetzt komm schon, ist ja nichts dabei", lächelte er und ging einfach weiter. "Warte auf mich!", sagte ich überrascht und folgte ihm. Vielleicht würden wir uns von nun an ja doch besser verstehen. Vielleicht. So, auch schon zu Ende óò Meine Kapitel sind immer so kurz *drop* nya, egal x3 ich sitze aber schon am dritten, wird wohl nicht mehr lange dauern^^ Also, bis zum nächsten Mal =) Kapitel 3: Das Fressorgienproblem --------------------------------- TA-DAA Ich habs geschafft innerhalb von zwei Tagen dieses Kapitel zu tippen >D (und dabei schreiben wir morgen ne Deutschklausur *lol*) Ich hab wirklich so langsam das Gefühl, dass diese Ff ziemlich lang wird oO" Ich meine, wenn die beiden erst hier sind... oo" Egal, also, viel Spaß beim Lesen^^ ~Kapitel 3 - Das Fressorgienproblem~ "Wie weit ist es denn noch?" Das ging mir langsam wirklich auf die Nerven, die ganze Zeit nur rumzulaufen. Warum konnte nicht mal ne Stadt auftauchen oder wenigstens ein kleines Zeichen von Zivilisation? Der Wald machte mich noch irre. "Dauert nicht mehr lange, wir sind ja gleich in Rosaltstadt", antwortete Brix, ohne den Weg aus den Augen zu lassen. Was war an dem verdammten Weg denn so interessant? War der etwa aus Gold oder was? Oder war der dumme Weg jetzt schon interessanter als ich? Ach, eigentlich brauchte ich seine Aufmerksamkeit auch gar nicht! Pah! Ich kam doch auch gut alleine klar! Plötzlich sprang ein kleines, braun gestreiftes, zackiges Etwas auf den Weg. Es war wohl gerade dabei, von der einen zur anderen Seite zu hüpfen, als es uns bemerkte und stehen blieb. "Zig... zachs" "Was ist das?", fragte ich skeptisch. Das Pokemon sah mehr als seltsam aus und es sah mir auch noch direkt in die Augen. Was schaute es so irre? Ich starrte genauso zurück, diesen Kampf würde ich nicht verlieren! Wenn's ums Starren geht, bin ich unschlagbar! Da konnte so ein kleines Pokemonvieh es nicht mit mir aufnehmen! "Was machst du da?", fragte Brix und hob eine Augenbraue, was ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte, denn ich wagte es nicht, meinen Blick von dem Vieh zu nehmen. "Wir kämpfen, siehst du das nicht?", antwortete ich, wohl etwas zu grantig, denn Brix sah einen Moment lang irgendwie seltsam düster aus. Konnte aber auch sein, dass ich es mir nur eingebildet hatte. Wie lange konnte dieses Ding mich denn anstarren? War es irgendwie ein Superhörnchen oder so? Doch das Zigzachs, oder was für ein Vieh auch immer, dachte ja gar nicht daran, aufzugeben. Stattdessen sprang es ohne Vorwarnung auf mich zu und ich fiel rücklings auf meinen Hintern. Dabei kam ich so auf, dass ein Pokeball sich von meinem Gürtel löste und das Vieh dagegen knallte. Dummerweise genau gegen die falsche Stelle, sodass es auch gleich eingesaugt wurde. "Neiiiin! Verdammt, die wollte ich doch für die Pokemon aufheben, die ích haben will!", jammerte ich und sah den Pokeball verdattert an. Er wackelte noch, vielleicht würde das Ding ja doch wieder rauskommen! Hoffentlich... Aber alles ging so, wie ich es nicht haben wollte, das war so klar. Der Pokeball machte 'Ping' und hörte auf, zu wackeln. Super, jetzt hatte ich nicht nur ein Pokemon, dass ich eigentlich nicht wollte, sondern gleich zwei. Wie reizend. Deprimiert nahm ich den Pokeball und setzte ihn wieder an seine richtige Stelle, nämlich an den Gürtel. Brix hätte mir die Pokebälle später geben sollen, ich hätte sie nicht annehmen sollen, ach verdammt! "Super! Du hast dein erstes Pokemon gefangen!", grinste Brix. Er hatte ja keine Ahnung. "Wenn du meinst... Willst du es nicht haben?", fragte ich hoffnungsvoll, doch Brix schüttelte nur den Kopf. "Es ist dein Pokemon, du hast es gefangen, auch wenn es nicht freiwillig war. Du wirst dich an es gewöhnen", meinte Brix lächelnd. Irgendwie ging mir sein Dauergrinsen auf den Zeiger. Ich versuchte ja, ihn netter zu behandeln, aber langsam glaubte ich, dass es so einfach meine Art war. Es ist eben schwer, sich zu ändern! "Aber nicht alle Pokemon sind so leicht zu fangen. Gegen die meisten musst du erst kämpfen, aber nicht du selbst, sondern eines deiner eigenen Pokemon", erklärte Brix belustigt. "Ja ja, lass uns weitergehn, Witzkind", erwiderte ich nur und nahm Brix' Hand. Als ich wieder stand, ging ich auch gleich voran, damit wir endlich in Rosaltstadt ankamen. Wir würden da ja sowieso nur einen kurzen Stopp einlegen und gleich weiter nach Blütenburg gehen. Immerhin gab es in Rosaltstadt nicht wirklich viel zu sehen. Eine Kleinstadt eben. "Da vorne ist der Wald zu Ende", meinte Brix plötzlich. "Du meinst, da vorne ist eine Lichtung", korrigierte ich ihn. Er sah mich nur tadelnd an und richtete seinen Blick wieder nach Vorne. Ich kramte währenddessen dieses seltsame Gerät, ich glaube Brix nannte es Pokedex, aus meiner Tasche und nahm es genauer unter die Lupe. "Und in diesem Ding sind die Daten von allen Pokemon gespeichert? Das muss ja höchste Technik sein, wenn's so klein ist, und die Speicherkapazität eines Computers hat", sagte ich, das Gerät immer noch interessiert musternd. "Probier es doch mal aus, lass dein Pokemon raus", schlug Brix vor. Mein Pokemon rauslassen? Das hieß, ich musste entweder Hydropi oder dieses... - wie hieß es noch gleich? Zigzachs, oder so - rauslassen? Warum diese Pokemon? Warum ich? "Na schön", widerwillig nahm ich Zigzachs' Pokeball vom Gürtel und lies das Vieh raus. Es sah sich etwas verwirrt um, bis es mich ansah und sich an meine Beine schmiegte. Igitt. "Und was jetzt?", fragte ich, während ich versuchte das Zigzachs irgendwie mit den Beinen wegzuschubsen, ohne es zu verletzen. Wer weiß, ob es nicht doch irgendwie aggressiv war? "Nimm den Pokedex und halte es einfach auf dein Zigzachs", erklärte Brix simpel. Ich nahm das Gerät, klappte es auf und hielt es auf Zigzachs. Irgendwie kam ich mir blöd vor, als ob ich das arme Ding mit einem Laser erschießen wollte. Als das Gerät dann auch noch anfing zu reden, erschreckte ich mich so sehr, dass ich es erst einmal fallen lies. Und wer bekam es ab? Genau - Zigzachs! Und das Vieh erschreckte sich natürlich auch und sprang mich wieder an, sodass ich an diesem Tag schon zum dritten Mal auf dem Hintern landete. "Autsch... Ich hasse das Ding", murmelte ich und blickte das Gerät so wütend wie nur möglich an, als ob ich es dadurch allein zerstören könnte. Brix fing jedoch an zu lachen. "Was ist daran so lustig?", zischte ich aufgebracht. Zigzachs befand sich in meinen Armen und ich hatte es aus Schock umarmt, um Halt zu finden. "Das sieht nur... so süß aus. Und, du fällst ziemlich gerne hin, kann das sein?", meinte Brix grinsend. Ich grummelte nur etwas unverständliches und stand mit Zigzachs in den Armen auf. Erst jetzt fiel mir auf, wie weich das Fell dieses Viehs eigentlich war. "Hmmmm, schön weich", murmelte ich und vergrub mein Gesicht kurz in dem weichen Fell. "Dabei sieht es so borstig aus..." Als ich wieder aufblickte, bemerkte ich, dass Brix mich seltsam verträumt ansah. Skeptisch hob ich beide Augenbrauen und sah ihn an. "Erde an Brix, bist du zu Hause?", meinte ich und wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum, mit der anderen hielt ich das Zigzachs fest. "Äh, ja, ihr beiden saht einfach zu niedlich aus, das hat mich richtig geblendet, so viel Liebe", säuselte er grinsend. "Jaja, du mich auch, Witzkind", sagte ich und verdrehte die Augen. Dann ließ ich das Zigzachs wieder runter und holte es in den Pokeball zurück. Vielleicht mochte ich es ja doch. "Wir sind fast da, lass uns etwas schneller gehn", beschloss Brix und ging einfach los. Ich schoss ihm einen vernichtenden Blick hinterher, bevor ich ihm folgte. Rosaltstadt war gar nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte. Die Stadt hatte immerhin einen Supermarkt und ein Pokemoncenter, wobei das Pokemoncenter uninteressant war. Ich hatte schrecklichen Hunger, wir hatten schließlich schon seit mindestens drei Stunden nichts mehr gegessen. Also kauften wir uns erst einmal etwas für die Reise, da wir beide leider nicht daran gedacht hatten, etwas einzupacken, als wir loszogen, und setzten uns dann ins Pokemoncenter-Restaurante, oder was auch immer das sein sollte. Das Essen war sogar richtig gut. Brix erklärte mir, dass es in jeder Stadt ein Pokemoncenter gab, jedenfalls in fast jeder, und dass in jedem dieser Pokemoncenter eine Schwester Joy arbeitete. "Wie, es gibt SO viele Schwester Joys? Ne, echt jetzt? Willst du mich verarschen?", erwiderte ich ungläubig. Ich meine, niemand hat so viele Kinder, die wie ein Haar dem anderen glichen! Das war doch unmöglich! Niemand hatte haargenau die gleiche DNA wie ein zweiter! Und schon gar nicht so viele. "Nein, das stimmt wirklich. Du wirst es schon sehen, wenn wir in die nächste Stadt kommen", lächelte Brix und nahm einen Bissen von seinem Steak. Ich starrte ihn immer noch ungläubig an, aß dann aber weiter. Ich würde ja noch früh genug sehen, ob er Recht hatte. Ich hatte schon zwei Pokemon, allerdings wollte ich eines davon um keinen Preis haben. Vielleicht könnte ich es ja bei irgendwem eintauschen? Würde sicher keiner bemerken, wenn ich statt einem Hydropi ein Quapsel oder so hätte. Und da war noch etwas in den Tiefen meines Gedächtnisses, was ich allerdings vergessen zu haben scheinte. Was war das noch gleich? Warum fiel es mir nicht ein? ".. los? Fiona? Fiona!", sagte Brix ernst und holte mich aus meinen Gedanken, die mich schon fast wahnsinnig machten. "Was ist los? Du sahst so verzweifelt aus", kommentierte Brix und hob wieder einmal eine seiner Augenbrauen. Mir war nie aufgefallen, dass sie weiß waren und dass er ebenso weiße Haare hatte. Ich hatte ja nur langweilige, straßenköterblonde Haare und noch dazu trug ich einen Zopf. Vielleicht sollte ich mir meine Haare lila färben? ... Oder zur Abwechslung mal Brix antworten. "Äh, ja, ähm, ich habe nur nachgedacht, weil ich irgendetwas vergessen habe...", antwortete ich, bevor Brix wieder ansetzen konnte, zu sprechen. "Aha" Hatte der Typ nichts aussagekräftigeres zu bieten? Kein Wunder, dass keine vernünftigen Konversationen zwischen uns stattfanden! Allmälich wurde es mir zu bunt, was aber auch daran liegen könnte, dass hinter mir einige wiederlich aussehende Typen eine Essensschlacht veranstalteten, anstatt vernünftig zu essen. Einige Sekunden saß ich noch ruhig auf meinem Platz, als mich allerdings ein Typ anrempelte, da die Stühle ziemlich eng zusammen standen, platze mir der Kragen. Mit einem Mal stand ich auf - Brix' Versuche, mich aufzuhalten scheiterten - sodass der Stuhl ziemlich laut zurückrutschte, und stellte mich direkt vor den Tisch der Unruhestifter. Ich schickte ihnen noch meinen kältesten Blick, bevor ich ihnen die Leviten las. "Sagt mal, spinnt ihr? Seid gefälligst leiser! Ihr stört sicher nicht nur mich, sondern alle anderen Anwesenden hier! Und schaut euch mal an! Ihr seht aus wie die letzten Penner aus irgendeiner Seitengasse! Hat euch keiner Manieren beigebracht? Benehmt euch gefälligst! Sieht ja wiederlich aus! Geht doch in..." Gegen Ende meiner Rede wurde ich jedoch leiser und glaubte langsam, dass das keine gute Idee war, den vier Typen meine Meinung zu geigen. Die Typen standen einer nach dem anderen auf und sahen mich irritiert und wütend an. "Was willste, Kleine? Haste Probleme?", machte mich der Obermacker der Typen an. Um zu unterstreichen, wie toll er doch war, hatte er auch die passenden Mackerklamotten an, mit schön viel Pelz, dass er dann schon fast so aussah, wie ein billiger Zuhälter. "Ja, und zwar eure Fressorgie", erwiderte ich und verschränkte die Arme. Ich hatte keine Angst! Tz! Von so einem lies ich mir doch nichts vormachen! "Wenn du ein Problem mit uns hast, dann lass es uns doch auf unsere Art klären! Los, ein Pokemonkampf. Und wenn wir gewinnen, bekommen wir deine Pokemon-" "Kein Problem" "- und dich" "Vergesst es" Wenn die Typen MICH wollten, sollten sie erst einmal lernen, sich anständig zu benehmen, denn vorher würde ich sie nicht einmal mit meinem Arsch anschauen! "Dann wirst du dich wohl mit unserer 'Fressorgie', wie du es so schön nennst, zufrieden geben müssen, Miss Supersweety", meinte der Obermacker-Zuhälter und grinste besserwisserisch. "Miss... Supersweety? Also, erstens: Lernt euch zu benehmen, zweitens: Stockt euren Wortschatz mal etwas auf, ist ja lächerlich und drittens: Holt euch andere Klamotten und dann geh ich vielleicht, aber nur vielleicht, mit euch aus!", antwortete ich und grinste besserwisserisch zurück. "Also los, ihr wolltet doch einen Pokemonkampf! Der hier wird's euch schon zeigen!" Brix schreckte auf. "Was? Ich soll...?", fragte er vorsichtig. "Ja, du sollst", wiederholte ich und machte ihm nachdrücklich mit einer Kopfbewegung zu verstehen, nach draußen zu gehen. "Aber... Okay, wenn's denn unbedingt sein muss. Aber das nächste Mal, Fiona, regelst du das selbst, ich bin nicht dein 'Mädchen für alles'", meinte er noch und standt schließlich auf. "Ach, den machen wir doch locker fertig, ne, Jungs? Was für ne Lusche!", lachte einer der Typen und wir gingen alle nach draußen. Ich war gespannt, was Brix so zu bieten hatte. Immerhin hatte ich mich erfolgreich vor dem Kampf gedrückt, wo ich doch noch nicht einmal die Attacken von meinen Pokemon kannte. "Fiona, ich werde das hier gewinnen, das steht fest", meinte Brix und grinste. Irgendetwas sagte mir, dass dieses Grinsen sehr gefährlich war. So, das wars auch wieder^^ Ich hoffe ich schaffe das nächste Kapitel schneller als dieses ^^""" Naja, wie auch immer =) Bis hoffentlich bald^^ Kapitel 4: Da war doch noch was! -------------------------------- Tut mir wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat v.v Aber hier geht's jetzt weiter (endlich mal) Ich werde auch versuchen, das nächste Kapitel schneller zu tippen und hochzuladen, da ich fast die gesamte Story durchgeplottet habe^^ Wie auch immer, viel Spaß damit =) ***Da war doch noch was!*** Da standen wir also, draußen vor dem Pokemoncenter und Brix wollte sich duellieren. Na gut, ich gebe zu, ich bin nicht ganz unschuldig an dem ganzen gewesen, aber er hatte selbst zugestimmt! Hoffentlich hatte Brix coole Pokemon, oder wenigstens süße. Aber das konnte ich mir bei dem gar nicht vorstellen. Der hatte ja schon ein Reptain, oder wie das Ding auch hieß. Die einzigen Pokemon, die ich mir merken konnte, waren Hydropi - leider - und Karpador gewesen, wobei ich Karpador noch nie hatte leiden können. Aber was soll's? Es waren ja nicht meine Pokemon, selbst wenn sie scheiße aussahen! "Hast du Angst? Willst du sie uns nicht sofort überlassen, Lusche?", meinte der Obermacker herablassend. Hey, niemand redete herablassend mit meinen Mädchen für alles! Schon gar nicht über mich! "Hey, du aufgeblasener Fettklumpen, wähle lieber dein Pokemon und kämpfe, anstatt hier hirnloses Zeugs zu labern, das eh keinen interessiert", warf ich ein. Tja, so konnte es gehen. Ich war eben doch überlegen. Oder zumindest dachte ich das. "Dir wird bald dein Lachen vergehen", grinste der Obermacker und nahm ohne zu zögern einen Pokeball aus seinem Rucksack. "Komm raus, King!", rief er und warf den Pokeball. Heraus kam ein waschechtes, hässliches, auf zwei Beinen stehendes, blassviolettes, Hundevieh mit riesigen Eckzähnen - jedenfalls sahen die Dinger nach Eckzähnen aus. "Eins gegen Eins, einverstanden?" "So so, ein Granbull... Einverstanden", murmelte Brix selbstsicher. "Da weiß ich auch schon, was ich wähle - los, Flunkifer!", rief er und war ebenfalls einen Pokeball. Okay, was rauskam, sah aus wie eine Fleischfressende Pflanze, bis ich bemerkte, dass die Vorderseite eigentlich die Hinterseite war. Und irgendwie... fand ich es cool. Nicht unbedingt das Beste, aber cool. "Wasn das? Willst du mich auf den Arm nehmen? Du willst mich im Ernst mit einer Pflanze, die ein paar Zähnchen hat, besiegen? Das ich nicht lache!", machte sich der Obermacker über Brix lustig. Ich schnaubte. Der hatte ja wohl ein großes Ego. Vielleicht sollte der mal von seinem Egotrip langsam runterkommen? "Finte", sagte Brix unbeirrt und sein Kifferpokemon - ich glaube es hieß Flunkifer - setzte sich in Bewegung. "Wie? Was? Ausweichen, King!", rief der Obermacker, doch es war zu spät. Ich schloss schnell meine Augen, bevor das Flunkifer das fette Hundevieh rammte. Ein Jaulen war zu hören und als ich die Augen öffnete, sah ich das Granbull am Boden liegen. Allerdings stand es schon wieder auf und sah aus, als hätte es keinen Kratzer abbekommen. "Das war schwach, los Granbull, Bodycheck!", befahl der Obermacker, doch Brix reagierte schneller. "Eisenabwehr", sagte er ruhig und Flunkifer gehorchte ihm blind. Es vertraute Brix anscheinend so gut, dass es nicht eine Sekunde an seinen Entscheidungen zweifelte. Das Granbull kam mit hoher Geschwindigkeit angerast. Wieder kniff ich die Augen zusammen, doch das einzige, was ich hörte, war ein Winseln. Flunkifer war nichts passiert, es stand immer noch auf der selben Stelle, es hatte sich keinen Milimeter gerührt. Ich atmete erleichtert auf. Es war doch ganz schön anstrengend so einem Kampf zuzuschauen, wenn man sich dabei auch noch Sorgen um das Pokemon machte. Ein richtiger Nervenkitzel. "Flunkifer, Horter" Ich sah Brix an. Sein Gesicht war vollkommen emotionslos. Er sah sehr ruhig und gelassen aus, als wäre er sich bereits sicher, dass er gewinnen würde. Halt mal, WAR er sich nicht sicher, dass er gewinnen würde? Meinte er das nicht vorhin sogar? Wie es momentan aussah, konnte ich es ihm auch gut glauben. Das Flunkifer leuchtete kurz auf und es sah fast so aus, als wäre es stärker geworden. Aber ich war mir sicher, dass das nur eine optische Täuschung oder so etwas war. Oder es lag tatsächlich an der Attacke, an Horter, oder wie auch immer er es nannte. "King, den machen wir fertig! Knirscher, los!" Der Obermacker grinste überheblich. Ha! Dem würde Brix gleich das Lachen aus dem Gesicht wischen! "Flunkifer, jetzt, Entfessler", befahl Brix ruhig. Flunkifer nannte einmal seinen Namen und attackierte Granbull. Es ging so schnell, dass ich es weder sehen, noch realisieren konnte. "Granbull!", rief der Obermacker und stapfte auf seinen "King" zu. "Verdammt!" Er holte es in seinen Pokeball zurück und drehte sich um. "Ha! Ich wusste doch, dass ihr schlecht seid! Was soll man auch anderes von so Obermackern wie euch erwarten?", rief ich ihm hinterher. Ich wusste, dass Brix gewinnen würde! Okay, vielleicht nicht so genau, aber ich hatte es ihm geglaubt. Die Obermacker legten einen geknickten Abgang hin, indem einer von ihnen stolperte und hinfiel, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwanden. "Solche Idioten. Hey, Brix, das war echt super", sagte ich grinsend. "Danke", lächelte er und fügte etwas sicherer an: "Ich habe doch gesagt, dass ich gewinnen würde" Egal, ich hatte immer noch Hunger. Vielleicht konnten wir ja noch etwas essen, bevor wir weitergingen? "Fiona? Sag nicht, du hast immer noch Hunger?" Volltreffer! Hundert Gummipunkte! Natürlich hatte ich noch Hunger! Ich hatte immerhin gerade mal die Hälfte aufgegessen, als ich die Macker angeschissen habe. "Ja, so ziemlich", antwortete ich und ging einfach nochmal in das Restaurante, nur um festzustellen, dass die Kellner mein Essen bereits entsorgt hatten. "Nein... Neheiiiiiin", jammerte ich verzweifelt. "Mein Essen" Brix musterte mich nur skeptisch, packte mich am Arm und schleifte mich wieder aus dem Restaurante. Ich wehrte mich nur halbherzig, als Brix mir plötzlich einen Schokoriegel unter die Nase hielt. "Eh? Wo hast du den denn jetzt her?", fragte ich erstaunt, als mir einfiel, dass wir ja Einkaufen waren. Ich Idiotin! Darauf hätte ich auch früher kommen können! "Aus dem Supermarkt", lächelte Brix und zog mich zu einer Bank. Wir setzten uns stumm und ich verputzte glücklich den Schokoriegel. "Schmeckts?", grinste Brix und unterdrückte ein Kichern. Warum unterdrückte er ein Kichern? Und warum, nachdem er mich angesehen hatte? Hatte ich etwa etwas im Gesicht? "Hier, wisch mal deinen Mund ab", grinste Brix weiter, "Du solltest keine Schokolade essen" Ich wusste es. Es war die Schokolade. Verdammt, dabei hatte ich mir vor Jahren vorgenommen, nie wieder so schreckliche Manieren zu zeigen! Und ausgerechnet Brix muss das mit ansehen. Hach, was habe ich für ein Glück! Ich nahm das Taschentuch an und wischte die Schokolade weg. Immerhin bewahrte Brix mich davor, das Gespött dieses Kaffs zu werden. Obwohl es eigentlich ziemlich egal wäre, war ja nur ein Kaff. "Wo geht's eigentlich weiter?", fragte ich dann, um das Thema zu wechseln. Brix lächelte - mal wieder - und zog ein weiteres, seltsames Gerät hervor. Nur war dieses gelb. Er drückte irgendetwas und sah auf etwas, das einem Bildschirm ähnelte. Von meiner Position aus konnte ich leider nicht erkennen, was auf diesem Bildschirm abgebildet war. "Wir müssen gleich nach Westen, zur Route einhundertzwei, wenn wir die Route entlanggehen, kommen wir zur nächsten Stadt, Blütenburg City. Dort ist auch die Arena deines Vaters, du willst ihn sicher besuchen", antwortete er, immer noch lächelnd. Wie hielten seine Lachmuskeln das nur aus, ständig angespannt zu sein? Natürlich wollte ich meinen Vater besuchen. Wer würde das nicht wollen, wenn man den so wenig zu Gesicht bekommt? Ich hatte ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen, weil er so beschäftigt war und ich ebenfalls nicht viel Zeit hatte. Deshalb freute ich mich schon darauf, Blütenburg zu erreichen. "Ja, sicher", sagte ich noch, als mir einfiel, dass Brix mir ja eine Frage gestellt hatte. Ich war nun mal nicht so der kommunikative Mensch. Man konnte mir im Normalfall nicht viel entlocken. Nur meine Familie und engste Verwandte schafften es ab und zu, genauere Details zu erwischen. Der einzige, der es ebenfalls geschafft hatte, war Kevin gewesen, doch damit hatte ich abgeschlossen und ich wollte nicht mehr an ihn denken. Leider war das nicht so einfach. "Dann lass uns losgehen, so lange dauert es nicht. Wir schaffen es sicher noch bevor die Sonne untergeht", schlug Brix - wie immer lächelnd - vor. Ich nickte stumm. Erschöpft von dem Kampf war ich schon etwas, obwohl ich ja eigentlich nichts gemacht hatte. Da fiel mir wieder ein, was ich noch wissen wollte. "Brix?" Er wandte sich mir zu und sah mich fragend an. "Was war das für ein Pokemon, das du eingesetzt hast?" Brix nahm seinen Pokeball und lies Flunkifer heraus. Vom Nahen sah es noch fürchterlicher aus, aber dennoch irgendwie cool. Flunkifer sah erst mich an, drehte sich dann zu Brix und hüpfte auf seinen Schoß. Von dort aus sah es mich an, als würde es mich umbringen wollen. "Äh... Schaut dein Flunkifer immer so, oder hasst es mich?", fragte ich und vergrößerte den Abstand zwischen uns. Na toll, irgendwer hatte doch eindeutig etwas gegen mich! Die Pokemon, die ich nicht mochte, mochten mich, aber die, die ich toll fand, die hassten mich. Das war so unfair! "Hm, Flunkifer, was ist denn? Fiona ist unsere Freundin, sie hat keine Bösen Absichten", meinte Brix und sah sein Flunkifer tadelnd an. Flunkifer verschränkte nur die wie Arme aussehenden... ja wie sollte man das denn nennen? Wrzeln? Jedenfalls mochte es mich nicht und es hatte auch nicht vor, seine Meinung zu ändern. Brix seufzte und holte Flunkifer in den Pokeball zurück. "Lass uns lieber gehen, es wird Zeit", sagte Brix, stand auf und ging einfach los. Wie konnte man nur so... so verdammt zielstrebig sein? Und dieses Mal ZWINGT er mich sogar, von aleine mitzukommen, weil ich den Weg sonst nicht finde! Dieser Bastard! Ich springe von der Bank auf und laufe ihm hinterher. Manchmal wünschte ich wirklich, ich hätte jemanden bei mir, den ich auch leiden konnte. Und plötzlich fiel mir wieder ein, was ich vergessen hatte. Das Pokemon-Ei! Das war ja immer noch in meiner Tasche und ich habe es nicht gesehen, weil meine Sachen dadrüber lagen! Sollte ich Brix von dem Ei erzählen? Der wüsste bestimmt mehr darüber. "Brix! Mir ist was eingefallen", stoppe ich ihn. "Hm?" "Ich habe noch ein Pokemon-Ei in meiner Tasche" Es dauerte wohl einige Zeit, bis meine Worte zu Brix durchsickerten, denn er verzog erst nach einigen Sekunden das Gesicht. "Du hattest ein Ei und hast es mir nicht von Anfang an gesagt? Ist es warm genug in deiner Tasche? Hast du das Ei gewärmt? Ohne Wärme kann das Pokemon da drin sterben!", erzählte Brix drauf los und ich kam mir immer kleiner vor, je länger er erzählte. "Halt mal die Luft an! Lass mich nachschauen", würgte ich ihn schließlich ab und nahm meine Tasche von meiner Schulter. Ich holte das Ei hervor und gab es Brix, der es wohl untersuchte und anschließend erleichtert ausatmete. "Es lebt noch. Du hattest Glück, dass du die ganzen Sachen über dem Ei hattest, das hat es warm gehalten", meinte Brix lächelnd. "Äh, ja. Was für ein Pokemon schlüpft denn aus diesem Ei?" Brix wurde nachdenklich. "Ich habe so ein Ei noch nie gesehen. Ich weiß zum Beispiel aus welchem Ei ein Fluffeluff oder ein Elekid schlüpft, aber das hier... Tut mir Leid, ich kann es dir nicht sagen" Hm, also wusste er auch nicht mehr als ich (jedenfalls über das, was nachher aus dem Ei schlüpfen würde). "Naja, dann werden wir es sehen, wenn es schlüpft, nicht wahr? Gehen wir weiter", erwiderte ich einfach, nahm ihm das Ei aus den Händen und packte es behutsam wieder in meine Tasche. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass es warm genug für das Ei war, machten wir uns wieder auf den Weg. Und ich konnte jetzt schon sagen, dass ich den nächsten Wald genauso gern hatte, wie den, aus dem wir gekommen waren. Kapitel 5: Wälder sind böse --------------------------- Jaa, hier endlich mal das nächste Kapitel ^^" Sorry, dass es immer so lange dauert T_T Aber ich bin eben so faul v.v Allerdings kann ich euch versichern, dass ich diese Story zu Ende bringen werde Ich habe schon alles geplant und freue mich bereits auf die späteren Kapitel >D Achja, ich habe jetzt (wie ihr sicher bemerkt habt) noch ein paar Bilder von den Charakteren, wie sie UNGEFÄHR aussehen ;) Aber jetzt viel Spaß mit diesem Kapitel^^ *** "Brihiix... Ich will nicht mehr!" Wir liefen schon seit - wie es mir schien - Stunden durch diesen verflixten Wald und kamen einfach nicht wieder raus! Meine Beine taten langsam aber sicher weh, da ich lange Ausflüge nicht wirklich gewohnt war und ich wollte verdammt noch mal eine Pause. "Wir sind ja bald da, gedulde dich etwas", erwiderte Brix seelenruhig. Als ob ihm die Geherei nicht auf die Muskeln gehen würde. "Schön", meinte ich patzig und lief absichtlich hinter ihm her, nicht neben ihm. Ja, vielleicht war ich wirklich etwas kindisch und stur, aber wenn ich etwas konsequent durchziehen konnte, dann das. Nerviger als Brix, der alle paar Minuten nach meinem Pokemon-Ei fragte, konnte ich nicht sein. Ich hatte hier einen Ruf zu verlieren! Brix war wohl ebenfalls ziemlich dickköpfig. Jedenfalls merkte er nichts an und lief stur geradeaus weiter, wohin auch immer. Es kam mir vor, als würden wir uns beide anzicken, aber ich würde ganz sicher nicht die erste sein, die nachgab. "Wie geht's dem Ei?", fragte Brix wieder einmal. Er drehte sich dazu nicht einmal zu mir um. So eine Frechheit! "Gut", erwiderte ich gleichgültig, warf Brix' Rückansicht allerdings einen Todesblick zu. Er lies sich noch nicht einmal dazu herab, mir richtig zu antworten, stattdessen bekam ich nur ein halbherziges "Hm" von ihm. Da liefen wir also, um uns herum tiefster Wald, kein Zeichen von Zivilisation, GAR NICHTS! Außer einigen Bäumen und kleinen vogelähnlichen Pokemon. Die Pokemon beunruhigten mich, das gab ich ganz offen zu. Warum starrten die uns denn so verdammt feindselig an? "Brix, die Vogelvieher sind mir suspekt" Angesprochener blieb nun endlich mal stehen und drehte sich einmal um seine Achse, die Pokemon auf den Bäumen betrachtend, bevor er sich mir zuwandte. "Die tun uns nichts, solange sie sich nicht bedroht fühlen. Wir sollten einfach weitergehen, ohne auf sie zu achten", antwortete Brix mir lächelnd, als wäre gar nichts vorgefallen. Okay, es WAR ja auch eigentlich nichts vorgefallen. Vielleicht sollte ich mich auch einfach zusammenreißen, so wie Brix - falls er das denn überhaupt tat. Trotzdem mochte ich die Vogelvieher nicht. "Okay", gab ich zurück, warf den Pokemon einen skeptischen Blick zu und lief an Brix' Seite. Wenn er unsere kleine, unausgesprochene Streiterei vergessen konnte, konnte ich das allemal! Langsam begann es, heller zu werden. Wir würden also bald den Wald verlassen können. Juhu! Zivilisation! Doch im nächsten Augenblick wurde meine Hoffnung in tausende von kleinen Splittern zerschlagen. Es gab einen lauten Knall und die Vogelpokemon schreckten mit schrillen Schreien auf und flogen wild umher. Über uns war das reinste Chaos, ein Wirrwarr von Flügeln, Schnäbeln und stechend scharfen Augen, die plötzlich alle auf uns gerichtet waren. Das einzige, das ich noch denken konnte war "Scheiße", bevor das Kreischen der Pokemon erstarb und sie sich alle auf uns stürzten. Ich war zu geschockt, um mich zu bewegen und wäre Brix nicht gewesen, der mich am Arm packte und das Weite suchte, hätten mich diese Vieher sicher totgepickt. "Schnell!", meinte Brix nur und hechtete durch den Wald. Ich kam kaum mit und stolperte immer wieder, verlor Brix aber nie aus den Augen. In so einer Situation kamen mir immer Schuldgefühle hoch. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich musste mich entschuldigen. Das erwies sich jedoch schwerer als ich angenommen hatte. Ich konnte gar nichts sagen, aus Angst, ich würde keine Luft mehr bekommen. Immerhin rannten wir noch und wir brauchten unsere Energie. Irgendwann hielten wir in einer kleinen Lichtung an und sanken erschöpft auf die Knie. Schwer atmend lehnten wir uns aneinander und erhohlten uns langsam. "Nie... wieder... Ich hasse Wälder...", sagte ich immer noch nach Atem ringend. "Rate... wer noch", erwiderte Brix grinsend und lies sich nach hinten fallen. Da ich meinen Halt verlor fiel ich ebenfalls um. "Autsch..." "Sorry", meinte Brix, "aber ich bin total kaputt" Das glaubte ich ihm aufs Wort. Mir ging es ja nicht anders, also blieb ich stumm neben ihm liegen. Ich konnte hören, wie er atmete und aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich seine Brust hob und senkte. Der Anblick war irgendwie einlullend. Ich hatte meine Augen schon halb geschlossen, als Brix sich plötzlich aufrichtete. Müde tat ich es ihm gleich und sah ihn fragend an. "Was ist?" Brix lauschte angestrengt, jedenfalls sah es so aus. "Ich habe was gehört. Wir sollten lieber nicht hier bleiben, vielleicht haben die Schwalbinis uns doch folgen können", antwortete er, stand auf und hielt mir seine Hand hin. Zögernd ergriff ich sie und ließ mich von ihm hochziehen. "Wohin müssen wir eigentlich? Und wo sind wir hier?", fragte ich, als ich endlich realisierte, was überhaupt geschehen war. Hatten wir uns verlaufen? "Ich hab doch die Karte. Keine Sorge, wir kommen hier schon raus. Aber hier in der Nähe ist etwas", meinte Brix und lief los. Schulterzuckend ging ich ihm hinterher. "Hörst du das nicht?", wollte Brix dann wissen und blieb kurz stehen, um noch einmal zu lauschen. Ich lauschte auch und konnte tatsächlich etwas hören. Es hörte sich an wie Explosionen, nur waren sie noch weit entfernt. "Was passiert da?", fragte ich eher mich als Brix. Wie blickten uns an und wussten, dass wir beide das Gleiche dachten: Wir mussten da hin. Stumm folgten wir dem Geräusch, bis wir an eine weitere Lichtung kamen und durch das Dickicht der Bäume und Büsche auf diese blickten. Mir klappte beinahe der Mund auf. Auf der Lichtung befanden sich die Macker, denen Brix eins Übergezogen hatte und ihnen gegenüber waren vier Gestalten mit seltsamen Brillen und blauen Anzügen, die seltsame Pokemon vor ihnen stehen hatten und die Macker attackierten. "Brix, wir müssen ihnen helfen! Schau sie dir doch an! Wenn die weiter diese Attacken abbekommen, sind sie krankenhausreif!", flüsterte ich aufgeregt Brix zu. Dieser nickte und schien zu überlegen. "Die haben alle je nur ein Pokemon dabei, ein Quaputzi, ein Azumarill, ein Wailmer und ein Schmerbe... das bedeutet, dass Reptain gut geeignet für diesen Job ist, aber alleine schafft es das nicht... Flunkifer könnte Lockduft einsetzen, um die Gegner abzulenken... Fiona, lass dein Zigzachs Sandwirbel einsetzen, gleich nachdem Flunkifer Lockduft eingesetzt hat und lass dein Hydropi Schmerbe Tackeln danach", flüsterte Brix zurück. Er sah sehr konzentriert aus. Ich nickte und wartete. Einige Sekunden verharrte Brix an seiner Position, bis er tief einatmete und seine Pokemon unbemerkt herauslies. Ich folgte seinem Beispiel. "Flunkifer, setz Lockduft ein und lenk die Typen da ab", befahl Brix leise. Es gab wieder einen Knall und ich zuckte zusammen, als ich Schreie hörte. Flunkifer drehte sich den Gestalten zu und ein seltsames rosafarbenes Gas schwebte auf diese zu. Als es die Gestalten erreichte, hielten sie inne, als wären sie gelähmt. Das war die Chance. "Los, Zigzachs, Sandwirbel", befahl ich. Zigzachs hüpfte aus dem Gebüsch und beförderte eine große Menge Sand auf unsere Gegner. "Hydropi, tackle das Schmerbe!" Ich war aufgeregt. Hoffentlich schafften wir das. Nervös sah ich meinen Pokemon beim Kämpfen zu. Es war das erste Mal, dass ich kämpfte und gleich in so einer Situation. Zum Glück hatte ich Brix bei mir, ohne ihn wäre ich verloren gewesen. "Reptain, Rasierblatt", hörte ich Brix sagen und sein Reptain ließ Blätter auf die Pokemon niederschießen. "Verdammt! Ein Hinterhalt! Rückzug!", rief eine der Gestalten in blau. Eine andere rief "Weißnebel" und eine riesige, weiße Wolke zog auf. Es war kein Knall mehr zu hören und als sich der Nebel lichtete, waren die Gestalten verschwunden. Erleichtert atmete ich aus und sank auf die Knie. Meine Beine fühlten sich an wie Blei und ich würde in den nächsten Minuten sicher nicht mehr aufstehen. Meine Pokemon rannten auf mich zu und sprangen in meine Arme. Ich konnte nichts weiter tun, als sie zu knuddeln, als wäre es das letzte Mal, dass ich sie sah. Als ich wieder aufsah, war Brix schon zu den Mackern gegangen und half denen auf die Beine. Ich setzte Hydropi, welches ich doch nicht mehr so verabscheute, allein darum, weil es mich trösten wollte, und Zigzachs wieder ab und stand wackelig wieder auf. So etwas wollte ich nie wieder erleben. Langsam gesellte ich mich zu Brix und den Mackern. "Alles in Ordnung?", fragte ich die drei Typen. Brix hatte ihnen bereits aufgeholfen. "Abgesehen... von dem Schock, geht es u-uns ganz gut, danke... danke, dass ihr uns geholfen habt", antwortete der Obermacker und sah beschämt zu Boden. "Es tut uns Leid, dass wir so unfreundlich zu euch waren", entschuldigte er sich, wohl an unsere erste Begegnung erinnert. "Das macht nichts, ehrlich... Aber, was wollten diese Typen von euch?", fragte nun Brix. Einer der Macker sah hasserfüllt zur Seite. "Sie wollten unsere Pokemon stehlen und weil wir sie nicht freiwillig abdrücken wollten, haben sie uns einfach angegriffen. Unsere Pokemon haben sie zum Glück nicht bekommen - dank euch" Ich errötete leicht um die Nase. Lob und Dankbarkeit war ich nicht sonderlich gewohnt. "Das war Team Aqua, stimmt's?", hakte Brix nach. Team Aqua? Was war das denn für ein dämlicher Name? Sollte das so etwas wie eine Terror-Organisation sein? "Ja...", erwiderte der Obermacker nach kurzem Zögern. "In letzter Zeit hört man vermehrt über ihre Aktionen... Die haben irgendwas vor" Das beunruhigte mich noch mehr. Irgendwie erinnerte mich das an einen schlechten Roman, in dem der Bösewicht die Weltherrschaft an sich reißen wollte und sich dafür einen perfiden Plan ausdachte. "Nochmals danke... Wir müssen weiter, vielleicht sehen wir uns noch einmal wieder", meinte der Obermacker dann und die drei verabschiedeten sich von uns. Mit einem Seufzen sank ich wieder auf den Boden. "Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Das war ein bisschen zu viel des Guten" Brix gab mir ein nachsichtiges Lächeln und setzte sich zu mir. "Wir können eine kleine Pause machen, wenn du willst", erwiderte er lächelnd. Ich sah ihn kurz dankbar an, nahm dann meinen Rucksack von meinen Schultern und kramte nach einem Schokoriegel. Mein Zigzachs machte es sich auf meinem Schoß gemütlich und Hydropi legte sich neben mich, während ich meinen Schokoriegel verdrückte und den beiden auch etwas abgab. Immerhin hatten sie eine Belohnung für den Kampf verdient. Einige Zeit lang saßen wir schweigend da, bis Brix die Stille unterbrach. "Wir sollten langsam wirklich weiter. Es wird bald dunkel" Ich nickte, stand auf und holte meine Pokemon zurück in ihre Bälle. Brix schenkte mir noch ein Lächeln bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Ich folgte ihm. Beruhigt hatte ich mich immerhin, aber der Schrecken war noch nicht verflogen. Irgendwann kamen wir dann doch in Blütenburg City an und ich freute mich wie am Spieß, meinen Vater endlich wiederzusehen und endlich nicht mehr an den Vorfall im Wald denken zu müssen. "Hier ist die Arena deines Vaters... beeindruckend", kommentierte Brix und starrte die Arena interessiert an. "Lass uns reingehen!", sagte ich und öffnete die Tür. Der Raum sah sehr altmodisch aus. Der Boden war mit Matten ausgelegt und die Wände aus Holz, aber es sah trotzdem einladend und bequem aus. "Dad? Bist du da?", rief ich hinein und bekam sogar eine Antwort. "Fiona? Moment! Ich komme sofort!", rief eine Stimme und einen kurzen Augenblick später stand mein Vater in voller größe vor uns. "Fiona! Du bist es wirklich! Ich bin so froh, dich endlich wiederzusehen! Und du musst Brix sein, ich kenne deinen Vater sehr gut", begrüßte er uns beide und umarmte mich (zerquetschte traf es wohl eher). "Dad... Ich bekomme keine Luft" Als hätte er sich verbrannt lies er mich los. "Oh, tut mir leid, Schatz! Kommt mit, ihr habt sicher Hunger", schlug er dann vor und deutete uns an, in den nächsten Raum zu gehen. Hungrig wie wir waren schlugen wir das Angebot nicht aus und eilten durch die Tür in eine schön eingerichtete Küche. Sie war in schlichten Farben eingerichtet. Die Blau- und Weißtöne harmonisierten mit dem pastellfarbenen Geschirr in den Regalen mit Glastüren. Ein mittelgroßer Tisch stand in der Mitte, um den vier Stühle in blau standen. "Setzt euch, setzt euch! Ich mache schnell etwas", meinte mein Vater und stellte sich an den Herd. Brix sah mich stirnrunzelnd an und ich grinste zurück. "Der ist immer so", flüsterte ich ihm zu. "Ah", machte Brix nur und sah sich etwas um. Fröhlich bereitete mein Vater uns das Essen zu. Es hörte sich so an, als würde er 'Mambo No. 5' summen. "Fertig! Ta-daa", sagte mein Vater fröhlich und stellte uns beiden unsere Teller hin, sich blonde Strähnchen aus dem Gesicht pustend. "Danke", erwiderten Brix und ich im Einklang und machten uns daran, das Essen zu vernichten. Nach meinem ersten Bissen hörten wir alle die Tür auf- und zugehen und jemanden nach meinem Vater rufen. "Norman, Sir! Sind Sie da?" Mein Vater sah uns entschuldigend an. Wir nickten nur, um ihm zu zeigen, dass wir keine Probleme mit einem weiteren Gast hatten. "Komm in die Küche, Heiko", antwortete mein Vater und ein zierlicher Junge mit braunen Haaren und grauen Augen kam herein. "Oh, Sie haben Besuch? Störe ich?", fragte er nervös. "Keineswegs, Heiko, setz dich nur, ich hab auch noch etwas für dich, wenn du Hunger hast!", erwiderte mein Vater fröhlich und Heiko nahm rechts neben mir Platz. "Dankesehr, Sir" "Du willst bestimmt dein erstes Pokemon fangen, nicht wahr? Du wolltest doch deine Tante in Wiesenflur besuchen", fing mein Vater auch gleich ein Gespräch an. Der Junge hieß also Heiko und er wollte sein erstes Pokemon haben. Er war also ein Anfänger, genau wie ich. "Aah... Ich habe leider nicht so viel Zeit, heute... Fiona, Brix, würdet ihr Heiko helfen, sein erstes Pokemon zu fangen?", bat er uns und klatschte die Hände zusammen. "Äh, sicher", meinte Brix und ich sah ihn entsetzt an. Warum sollten wir ihm helfen? Wir hatten doch besseres zu tun! Dann sah ich zu meinem Vater und konnte nicht umhin, ein "Okay" rauszudrücken. Mein Vater war fies, das stand fest. Heiko strahlte uns an. Vielleicht war es doch nicht so verkehrt, ihm zu helfen. Nett schien er jedenfalls zu sein. Kapitel 6: Von deformierten Rüben und männlichen Hausdrachen ------------------------------------------------------------ Sooooorry T-T Ich habe so lange für dieses Kapitel gebraucht, ich schäme mich richtig *drop* dabei ist es gar nicht so lang Aber nun ist es da und ich hoffe, ihr seid mir nicht alle böse und wollt mich jetzt lynchen <_< Wie auch immer, wer es lesen will, viel Spaß, wer nicht, auf wiedersehen >D --- Nach dem Essen erhielt Heiko ein Pokemon von meinem Vater. Damit sollte er sein erstes unter unserer Aufsicht fangen. Wir bedankten uns noch für das Essen, bevor wir mit Heiko das Gebäude verließen. Die Sonne ging bereits unter und tauchte alles in ein schönes, beruhigendes Abendrot. Der Spielplatz in der Nähe sah verlassen und auf seltsame Weise romantisch aus. Das weckte Erinnerungen an die alten Zeiten, als ich noch hier wohnte… "Beeilen wir uns, es wird schon dunkel“, bemerkte ich, mehr deswegen, weil ich nicht länger diesen Spielplatz in meinem Blickfeld haben wollte, als das, was ich tatsächlich gesagt hatte. Ich seufzte. Eigentlich wollte ich nie wieder durch diesen schrecklichen Wald - ich wollte durch keinen Wald mehr. Jedenfalls nicht so bald. Schwalbinis wollte ich auch keine mehr sehen, von denen hatte ich genug. Aber natürlich musste ich trotzdem da rein. Noch dazu fast direkt nachdem ich da gerade erst raus war. Mich vorher noch etwas ausruhen durfte ich auch nicht. Shit happens. Mit einem kurzen Blick zu Heiko sah ich, dass er sich ebenfalls nicht wohl zu fühlen schien. Brix hingegen war total unbeschwert und pfiff sogar ein Lied. Der hatte aber auch gar keine Sorgen... Dass Heiko so fühlte konnte ich durchaus verstehen, schließlich kannte er uns noch gar nicht. Ich wäre genauso nervös, müsste ich mit zwei mir fremden Personen ein Pokemon fangen gehen. Wie peinlich wäre das denn, wenn ich das Pokemon dann nicht schaffe, zu fangen? "Tut mir Leid, dass ich euch da mit hineinziehe...", entschuldigte sich Heiko und hielt sich die Hand vor den Mund, weil er husten musste. Er war wohl erkältet. Nahm ich zumindest an. "Macht nichts, wir helfen dir gerne. Und so etwas wie das erste Pokemon ist etwas Besonderes. Diesen Moment möchte man doch sicher mit jemandem teilen", erwiderte Brix freundlich lächelnd. Danach herrschte wieder unangenehme Stille. Ich warf Brix einen wütenden Blick zu, da dieser wieder meinte, für mich mitbestimmen und antworten zu können, doch er quittierte ihn mit einem unschuldigen Lächeln. Pah. Der war in etwa so unschuldig wie diese Team-Aqua-Schweine - nur dass er keinen so dämlichen Namen hatte. Ach... ich kam ja sowieso mit, also konnte ich auch einfach so tun, als würde ich es auch so gerne wie Brix tun, nur der Höflichkeit wegen. Nach etwa fünf weiteren Minuten standen wir vor dem Wald, der sich bedrohlich vor uns erstreckte. Es jagte mir kalte Schauer über den Rücken, zu wissen, ihn gleich wieder betreten zu müssen. "Ähm, eine Frage... welche Pokemon gibt es denn in diesem Wald? Ich war noch nie drin, wisst ihr...", fragte Heiko schüchtern und zurückhaltend. Er wohnte hier und war noch nie im Wald? Wie denn das? Seltsam. Naja, vielleicht wollte er ja nie in den Wald. Nachvollziehbar, wenn man mich fragte. "Hm, es gibt Schwalbinis, Zigzachs, Fiffyen, mit denen wir schon Bekanntschaft gemacht haben", antwortete Brix, mir zugrinsend (ich hätte in diesem Augenblick echt alles für einen Pfannenwender getan, ehrlich!), "und noch eine Vielzahl an anderen Pokemon. Allerdings sind einige davon Nachtaktiv, andere kommen nur am Tag aus ihren Löchern. Zigzachs zum Beispiel wird dir bestimmt nicht mehr begegnen, es sei denn, es hat die Zeit vergessen" Noch einmal grinste er mich an, was ich mit einem eisigen Lächeln erwiderte und hoffte, dass er dadurch zu Eis erstarrte. Natürlich war Brix auch der erste, der den ersten Schritt in den Wald machte. Heiko und ich folgten ihm daraufhin. Wenigstens Brix hatte keine Hemmungen, wieder hier zu sein. Ich wäre jedenfalls nie und nimmer freiwillig wieder zurückgegangen. Kaum machte ich einige Schritte hinein, fühlte ich mich auch schon beobachtet. Als ob gleich wieder dutzende von wütenden Augenpaaren erscheinen würden, um uns erneut anzugreifen. Ich erinnert mich noch genau an das Geräusch von zig Flügelschlägen und aufgeregtem Schnabelgeklapper. Okay, das hörte sich jetzt an, als wäre das ganze schon ein Jahr her, oder so. Dabei ist das alles an diesem Tag passiert. "Die wilden Pokemon verstecken sich doch bestimmt im hohen Gras und in dem Gebüsch", meinte Heiko plötzlich, blieb stehen und sah sich genauer um. Wenn er darauf anspielte, ins Dickicht zu gehen, konnte er es gleich vergessen. "Mich bekommen keine zwanzig Granbulls da rein, das könnt ihr knicken!", sagte ich die Arme trotzig vor der Brust verschränkend. "Okay, dann warte hier, wir beeilen uns", erwiderte Brix achselzuckend und mit einer Unschuldsmiene, als könne er kein Wässerchen trüben. Okay, wo war mein Flammenwerfer? Ich sollte alleine dableiben? Spinnte er? Alleine in diesem verdammten Wald?! "Brix, ich hasse dich!" Resignierend folgte ich den beiden dann doch ins Dickicht. Brix grinste mich an, als hätte er gerade ganz alleine die Fußball WM gewonnen. Ich hätte ihm liebend gerne meine Faust ins Gesicht geschmettert, aber leider brauchte ich beides noch. Sowohl meine Hand als auch Brix. Wer weiß, wann ich mal ein Schutzschild brauchen werde. Außerdem war ich nicht besonders stark. Wahrscheinlich würde es nicht einmal kitzeln, so schwach schlage ich zu. Heiko starrte uns nur seltsam an, schüttelte dann leicht lächelnd den Kopf und setzte seine Suche fort. Pah, als ob ein Lächeln alles besser machen würde. Seufzend trottete ich den beiden hinterher, wie ein kleines, dummes, treudoofes Hündchen. Dabei wollte ich nie wieder von irgendwem abhängig sein. Tolles Vorhaben. Das konnte ich dann wohl auch vergessen. Plötzlich raschelte es im Gebüsch direkt neben mir und ich blieb augenblicklich stehen, viel zu überrascht und erschrocken, als dass ich irgendwas hätte tun können. "B... B... Brix...", stotterte ich heiser und hoffte, nicht zu leise gewesen zu sein. Brix drehte sich nicht um und ich geriet noch mehr in Panik. "Brix", wiederholte ich leise. Mittlerweile musste ich aussehen wie eine verschreckte Kuh mit BSE. Leider hörte Brix es immer noch nicht. Und dann sprang etwas kleines, weiß-grünes aus dem Gebüsch direkt auf meinen Kopf. ... "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!" Ich schrie und rannte, rannte an Brix und Heiko vorbei und konnte nicht aufhören, wie wild mit den Armen über meinem Kopf herumzufuchteln. Kurz bevor ich in den nächsten Baum hineingelaufen wäre, blieb ich stehen. Panisch riss ich mir das Ding vom Kopf und wollte es schon wegschleudern, hielt dann jedoch inne. Es sah... nun ja, nicht sonderlich gefährlich aus. Eher mitgenommen (woran ich wohl nicht ganz unschuldig war, mit meiner Lauf- und Fuchtelaktion) und der Kopf des Dings schwankte hin und her. Insgesamt sah es aus wie eine betrunkene, überdimensionale und verformte Rübe mit stylischem, grünem Hut und Knopfaugen. "Ein Trasla", stellte Brix fest, der mittlerweile neben mir stand. Wie er so schnell zu mir gekommen war, würde mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Auch Heiko erreichte uns nun, musste jedoch sofort husten, sobald er stehen blieb. "Was ist denn mit ihm?", wunderte sich Heiko. "Ihm ist schwindelig, nehme ich an", vermutete Brix, der das Pokemon interessiert musterte und seinen Pokedex mit Daten fütterte. "Ich habe einen Trank dabei, vielleicht hilf es ja" Heiko kramte ein seltsames Gefäß mit Sprühdeckel wie bei unserem Febrez heraus, in dem eine noch seltsamerere, trübe Flüssigkeit enthalten war, heraus und besprühte das Pokemon damit. Das erinnerte mich an meine Mutter als Hobbygärtnerin im Hause, die immer ihre Pflanzen besprühte. Heiko könnte ja ein Bio-Bauer werden. Er müsste nur von weißem, ordentlichem Hemd auf schmutziges Overall umsteigen und sich einen Bart wachsen lassen. Kurz nachdem Heiko fertig war, öffnete das Ding seine kleinen Knopfaugen und hüpfte von meinen in Heikos Arme. "Trasla!", machte es, überall auf Heiko herumhüpfend. Dieser lachte und versuchte, das Ding zu überreden, still zu halten. Erfolg schien er zu haben, wenn auch nur halb, denn die Rübe erstarrte mitten in der Bewegung - also mitten im Sprung - und flog mit Schwung gegen Heikos Brust, der das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern landete. Heiko wurde mir immer sympathischer. Er fing genauso an wie ich. Okay, ich bin sicherlich mindestens drei Mal auf dem Hintern gelandet - und das an einem Tag! Rekordverdächtig. "Hey, alles in Ordnung, Heiko?", fragte Brix lächelnd und half dem Brünetten auf die Beine. Heiko setzte die Rübe auf den Boden. "Mir geht's gut, danke", erwiderte er höflich. Díe Rübe lächelte ihn breit an und hüpfte fröhlich um ihn herum. "Ich glaube, es will bei dir bleiben", deutete ich sachlich das Verhalten der Rübe. Es war aber wirklich nicht mehr zu übersehen. "Wirklich?", staunte Heiko mit tellergroßen Augen und kniete sich hin, um besser mit der Rübe zu kommunizieren. "Willst du wirklich mein Pokemon sein?" Das Ding stieß einen Freudenschrei aus und hüpfte Heiko erneut um. Da wollte mir wohl jemand Konkurrenz im Hinfliegen machen. Brix trat derweil zu mir heran, mich ernst anblickend. Okay. Was ging jetzt ab? Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Hatten wir noch was zu besprechen? Hä? "Wie geht es dem Ei? Du hast es total vernachlässigt" Das gab es nicht! Jetzt hatte ich die ganze Schuld daran? Das war doch kein Verbrechen, mal nicht alle fünf Minuten nach dem Ei zu sehen! "Du hast es doch auch vergessen!", entgegnete ich empört. "Es ist dein Ei, nicht meins", meinte er achselzuckend. Mein Ei? Mein Ei?! Dann hätte er vorher nicht so oft selbst danach sehen sollen, dieser Hirni! "Na und? Du hättest mich auch daran erinnern können, so wie auf dem Weg hierher!" "Hey, hört bitte auf, zu streiten", mischte Heiko sich ein, die Rübe in seinen Armen haltend. Huch? Wann hatte er sie denn gefangen?` "Wir streiten nicht, wir diskutieren nur", grinste Brix ihn an. Argh! Ich könnte ihm den Kopf abreißen, gäbe es dieses Gesetz nicht, das besagt, dass Morden strafbar ist. Okay, tief durchatmen, nicht wütend sein... Einmal bis zehn zählen... Nein, das dauerte zu lange. "Trasla hat Angst vor dir", stellte Heiko fest. Das Ding hatte sich unter sein Hemd verkrochen und bibberte. Hosenscheißer. Seufzend drehte ich mich um und zum Pfad hin. "Wir sind hier fertig, oder? Lasst uns zurückgehen, es ist schon fast dunkel geworden und der Wald ist unheimlich..." Brix erschien grinsend (wann grinste er NICHT?) an meiner Seite und ich widerstand dem Drang, ihm die Zähne einzeln rauszuschlagen. Heiko lief auf der anderen Seite neben Brix. Er hatte wohl Angst, ich würde seine Monsterrübe zu Tode erschrecken. Schön für ihn. Als wir endlich den Wald verließen, atmete ich erleichtert aus. Die ersten Sterne erschienen am Firmament und in der Ferne sah man die letzten Sonnenstrahlen, die die Umgebung kaum noch aufhellten. "Magst du den Sternenhimmel?", fragte Brix. Ich brauchte nicht einmal zu fragen, an wen die Frage gerichtet war. Heiko bekam sowieso nichts mehr mit, der war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über seine Rübe zu freuen. Da ich nicht genau wusste, was ich antworten sollte, nickte ich nur. Mehr sagten wir auf dem Weg zurück nicht, aber dieses Mal war die Stille angenehm und nicht angespannt. Als mein Vater uns empfing, hüpfte er fast vor Entzückung über die Rübe, die Heiko nun sein eigen nennen konnte. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Pokemon! Deine Eltern werden SO stolz auf dich sein, dass du so schnell eines gefangen hast! Sie werden bestimmt vor Freude weinen und platzen! Und du wirst umherziehen mit deinem Partner, er wird dir beistehen, ihr werdet in guten wie in schlechten Zeiten zusammenhalten, dein Pokemon wird für dich kämpfen, dich beschü-" "Dad, es reicht. Spar dir deine Lobeshymnen", warf ich ein und brachte ihn mit einem einzigen, mörderischen Blick zum Schweigen. "Ihr Pokemon, Sir", Heiko gab meinem Vater das Pokemon, welches er nicht einmal einsetzen musste, zurück und strahlte - so wie seit dem Zeitpunkt, als er das Pokemon fing. Brix und ich hatten es nicht mitbekommen, weil wir in unsere "Diskussion" um das Ei vertieft waren. Wieder hustete Heiko und ich erbarmte mich, ihm ein Hustenbonbon holen zu wollen. "Du bist doch erkältet, oder?" Er wandte sich mir zu und lächelte traurig. "Seit meiner Geburt schon bin ich kränklich und schwach gewesen. Deshalb konnte ich nie richtig aus dem Haus und mit den anderen spielen und war deswegen auch nie im Wald. Ich war und bin immer noch sehr anfällig für Krankheiten wie die Grippe oder Erkältungen. Mit der Zeit hat es sich zwar gebessert, aber so viel stärker bin ich nicht geworden. Deshalb will ich meine Verwandten in Wiesenflur besuchen", erzählte er erstaunlich ruhig. "In Wiesenflur soll die Luft sehr rein sein und man hat dort schon viele Krankheiten heilen können, ohne groß etwas dafür tun zu müssen", fügte mein Vater wegen unserer fragenden Gesichter hinzu. Jetzt erschien mir alles etwas klarer und ich konnte Heiko viel besser verstehen. Natürlich will man stark sein und nicht dauernd erkranken. Es war sicher sehr einsam, so ganz alleine zu Hause spielen zu müssen. Ich gönnte ihm die Freude über das Pokemon. Dadurch konnte er schließlich nach Wiesenflur und gesund werden. Außerdem hatte er dazu noch einen Freund, der ihn immer begleiten würde. "Danke sehr, Sir. Euch auch großen Dank, Brix, Fiona" Heiko lächelte uns alle so glücklich an, dass man sich einfach mitfreuen musste. Also schlich sich auch auf meine Züge ein leichtes Lächeln. "Ich muss jetzt gehen, tut mir furchtbar Leid, es ist sicher sehr unhöflich von mir, einfach zu gehen, aber ich habe meine Koffer noch nicht gepackt" Er schien sich sehr zu schämen, dabei brauchte er das gar nicht. "Das ist doch nicht unhöflich! Du musst deine Pflichten erfüllen! Die Stärke eines Mannes wird nicht nur durch die Muskelkraft, sondern auch durch sein Pflichtbewusstsein, seinen Mut und seine mentale Widerstandskraft gemessen! Und du hast wahrhaft Pflichtbewusstsein, Mut und Willenskraft bewiesen. Dein Pflichtbewusstsein war schon immer sehr ausgeprägt. Außerdem warst du immer sehr klug - und das ist doch wichtiger als Körperkraft! Meine Eltern haben immer gesagt-" "Dad..." Mein Vater sah mich an und verstummte augenblicklich. "Viel Erfolg und kurier dich aus. Wir werden dich bestimmt noch besuchen", verabschiedete sich Brix von Heiko und beschloss wieder alles alleine, ohne mich vorher zu fragen, dieser Bastard. "Vielen Dank nochmal für alles. Wenn wir uns wiedersehen, werde ich mich revangieren", meinte Heiko. "Werde einfach wieder gesund, mehr verlangen wir nicht", erwiderte ich etwas zurückhaltend und versuchte, es so gleichgültig wie möglich klingen zu lassen. Normalerweise war ich nicht so freundlich und so gefühlsbetont schon gar nicht. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. "Ihr seid alle so gut zu mir, ich weiß gar nicht, womit ich das alles verdient habe" Heiko umarmte mich kurz, schüttelte meinem Vater und Brix die Hand und machte sich mit einem fröhlichen Lächeln davon. "Ach, Fiona!" Mein Vater drückte mich plötzlich an sich und quetschte schon wieder meine Lungen zusammen. Manchmal konnte ich nur staunen, wie seltsam meine gesamte Familie war... "Endlich hast du deine Barriere abgelegt und lässt andere an dich heran! Ich bin so stolz auf dich! Du machst mich sooooo glücklich! So aufgeschlossen warst du seit-" "Daad... bitte" Brix kicherte, ich allerdings konnte nur ergeben seufzen. Er fand meinen Vater auch noch lustig. Wahrscheinlich hielt meine Mutter es nur mit diesem Irren aus, weil sie selbst irre war. Und ich hatte die stählernen Nerven abbekommen, um meine gesamte Familie ertragen zu können, weil ich noch am normalsten war. Endlich ließ er mich los und imitiert Brix' Grinsen so gut, dass es gar nicht auffiel (oder waren sie verwandt?). "Ihr seid sicher müde, ich habe eure Betten bereits vorbereitet. Ihr habt doch sicher kein Problem damit, in einem Zimmer zu schlafen? Ich meine, ihr kennt euch ja noch nicht so lange und-" "Dad!" Wieder kicherte Brix. Dieses Mal aber eher, weil ich rot angelaufen war. Mein Vater erstaunte mich immer wieder. An was er alles denken konnte! "Es geht schon klar, Dad. Ich weiß, wo wir hinmüssen. Du hast doch sicher noch zu tun" Mein Vater war nun noch glücklicher als zuvor (das sah man an der Menge der Tränen in seinem Gesicht - mein Vater heulte nur, wenn er glücklich war), als er mich schon wieder an sich drückte. Letztendlich kamen wir doch noch in unserem Zimmer an, auch wenn ich nicht mehr ganz so unbeschadet war, wegen dem ganzen Sauerstoffmangel. Im Zimmer setzten wir uns auf unsere Betten, die sich gegenüber standen und schauten synchron aus dem Fenster in der Mitte zwischen den Betten. "Was glaubst du, hat Team Aqua vor...?", fragte ich. Es fiel mir plötzlich wieder ein, nachdem ich in Ruhe etwas nachdenken konnte. "Ich weiß es nicht. Sie werden aber bestimmt nicht einfach so Pokemon stehlen. Die haben etwas größeres vor", erwiderte Brix nachdenklich, ohne den Blick vom Himmel abzuwenden. "Ja, du hast Recht..." Ich seufzte. Vielleicht war das alles einfach nur ein böser Traum, aus dem ich bald erwachen würde. Das seltsame daran war, dass ich bei diesem Gedanken traurig wurde. Ich wollte gar nicht, dass dieser Traum je endete, weil es gerade erst angefangen hatte, spannend zu werden und ich - auch wenn ich es nur schwer zugab - Freunde gewonnen hatte, die ich gern habe und die ich nicht wieder verlieren wollte. Vielleicht ging es Brix ja auch nicht anders. Jedenfalls war ich froh, jetzt hier zu sein, mit meinem Vater und Brix. Kaum verschwendete ich einen Gedanken an ihn, gähnte Brix auch schon. "Wir sollten langsam wirklich schlafen gehen, ich bin schon ganz müde", schlug er mit leiser, aber deutlicher Stimme vor. "Ich geh' dann ins Badezimmer nebenan und ziehe mich dort um", meinte ich und stand auch gleich auf. Was Team Aqua vorhatte, konnte ich auch morgen noch herausfinden. Kapitel 7: Micky Mouse ---------------------- Zunächst registrierte ich das Klingeln des kleinen, herzchenförmigen Weckers auf dem Nachtschränkchen gar nicht. Den Kopf tief ins Kissen vergraben schlummerte ich vor mich hin, bis mich eine Hand an der Schulter packte und sanft schüttelte. "Hey, Fiona, aufstehen" Die Stimme klang unscharf und distanziert. Ich stöhnte leise, öffnete langsam die Augen und erblickte Brix' Kopf, der gefährlich nah an meinem Gesicht war. Augenblicklich drehte ich mich um und richtete mich auf. "Wie?", brachte ich verschlafen heraus, den Eindruck, dass ich ein ziemlicher Morgenmuffel war mit einem Gähnen bestätigend. "Du solltest aufstehen, dein Vater ist bereits dabei, das Frühstück zu machen. Er ist ziemlich hyperaktiv. Bist du sicher, dass er so nichts kaputt macht?", meinte Brix belustigt und gleichzeitig etwas skeptisch und besorgt. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der diese drei Gefühlsregungen auf einmal ausdrücken konnte. Ich rieb mir die Augen, schlug die Bettdecke beiseite und ging an Brix vorbei auf das Badezimmer zu. "Hey, ich rede mit dir" Es klang nicht sonderlich vorwurfsvoll, sondern eher wie eine Feststellung. "Hä? Hab' ich nicht geantwortet?", erwiderte ich verwirrt und gähnte erneut. "Sorry, morgens bin ich nie so auf der Höhe und sonderlich intelligent war ich noch nie" Brix grinste. "Hab' ich gerade gemerkt." "Ähm, mein Vater schrottet gerne alles mögliche an Porzellan, heißt, die Vase, die da ganz frei ohne jeden Halt rumstand, wird gleich-" Ein lautes Klirren war zu hören. "- einen Abgang machen", beendete ich den Satz, gähnte ein drittes Mal und verschwand im Bad. Mein Vater war immer schon seltsam gewesen. Seit ich denken konnte. Ein Wunder, dass es nicht auf mich vererbt wurde. Gut, ich war sicher auch seltsam, aber noch lange nicht so wie mein Vater! Oder der Rest der Familie. Das schlimmste Übel hatte Brix ja noch gar nicht kennen gelernt. "Fiona~!", rief mein Vater trällernd. "Bin schon fertig!" Ich spülte noch kurz mein Gesicht und ging dann in die Küche, wo Brix und mein Vater schon auf mich warteten. Brix hatte wohl vorsorglich alle Porzellangegenstände in einen sicheren Abstand zum Boden gebracht, sodass mein Vater diese nicht ausversehen auch zerstörte. "Guten Morgen, mein kleines Morgenmuffelchen!" Mein Vater war wieder einmal viel zu überdreht und hyperaktiv. Ich verdrehte die Augen. "Morgen. Hast du die Vase weggeräumt?" Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ja, sicher... Das Frühstück ist fertig! Haut rein!" Es war offensichtlich, dass mein Vater das Thema wechseln wollte. Ich war ja kein schlechter Mensch - zumindest nicht immer - also erwähnte ich es auch nicht mehr. Mir wäre es bestimmt auch peinlich gewesen. Als ich mich neben Brix setzte, stellte mein Vater zwei Teller mit Spiegeleiern auf den Tisch. Spiegeleier... Eier... Ei! "Ach du...! Ich hab' das Ei total vergessen!" "Ei?" Mein Vater sah mich äußerst verwirrt an, doch das konnte warten. Brix verstand jedoch sofort und nickte mir zu. "Ich hole es schnell", sagte ich, lief schnell in unser Zimmer, nahm die Tasche mit dem Ei und kam mit der Tasche wieder in die Küche. Neben Brix öffnete ich sie und atmete erleichtert auf. Das Ei war noch warm und vollkommen in Ordnung. "Puh... Anscheinend ist das Ei hier sehr robust." Brix lehnte sich erleichtert zurück. "Was ist das denn für ein Ei?" Mein Vater beugte sich über den Tisch, das Ei näher betrachtend. "Das wissen wir nicht so genau, ich habe es in meinem Zimmer hinter meinem Schrank gefunden", antwortete ich ihm, während ich das Ei tiefer in den Rucksack steckte, um es warm zu halten. "So, nun solltet ihr aber endlich essen, ich habe mich für euch extra ins Zeug gelegt!" "Dad, Spiegeleier sind nicht sonderlich schwierig." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Man hätte sich ja mal etwas originelleres einfallen lassen können. "Jetzt sei nicht so! Ich kann eigentlich doch gar nicht kochen. Nur das Nötigste, um mich hier über Wasser zu halten..." Er machte den Eindruck, als würde er jeden Tag Hunger leiden. Dieser Heuchler. Ich wechselte noch einen kurzen Blick mit Brix und fing dann an, zu essen. Abwesend beobachtete ich, wie Brix sein Spiegelei aß und mir fiel auf, dass er das Besteck anders herum hielt. Also war er entweder Linkshänder oder er hatte keine Ahnung von Benehmen. Irgendetwas sagte mir, dass mich jemand beobachtete (mein Vater) und so wandte ich meinen Blick wieder dem Spiegelei zu. Es schmeckte wirklich gut, das musste man meinem Vater lassen. "Norman, Sir, glauben Sie, dass Fiona schon gegen Sie antreten kann?", fragte Brix dann, obwohl er aussah, als wüsste er die Antwort bereits. Genauso wie ich es wusste. Mein Vater sah mich an, dann zurück zu Brix und wieder zu mir. "Hä? Äh, also, du kannst mich ruhig dutzen, Brix und... habe ich es richtig verstanden, dass meine Tochter ein Pokemon hat und Trainerin ist?" "Ja", gab Brix vergnügt zurück. Der hatte doch irgendwas vor...! Mein Vater wandte sich mir zu und war zu Tränen gerührt - wieder einmal. "Ach, Fiona! Du machst mich SO glücklich! Was hast du denn für ein neues Pokemon? Hast du ihm einen Namen gegeben? Hast du schon neue Pokemon gefangen, als du hierher unterwegs warst? Weißt du, wie man den Po-" "Dad, es reeeicht. Das sind echt zu viele Fragen auf einmal und ich esse noch, ja?", unterbrach ich ihn, bevor seine Augen quadratisch wurden - und meine noch dazu. "Ich bin fertig. Soll ich die Fragen für dich beantworten?", meinte Brix unschuldig und sah mich abwartend an. Ich erwiderte den Blick skeptisch. "Lieber nicht, du hast doch nur wieder was ausgeheckt, Witzkind" Brix grinste. "Wie kommst du denn darauf? Ich hecke doch nichts aus!" Er hob abwehrend die Hände, immer noch so schelmisch grinsend. Naja, wenigstens war er wirklich fertig. Ich aß immer etwas langsamer als alle anderen. Wahrscheinlich weil ich auch langsamer dachte und langsamer reagierte. Ich war in allem langsam. Wie ein Flegmon. Wenn das das rosa Pokemon ist, das mit seinem eigenen Schwanz fischen geht. Unfair, sowas. Brix lächelte. "Du hast also nichts dagegen? Schön! Fiona hat ein Hydropi bekommen, von meinem Vater, sie hat auch schon ein weiteres Pokemon gefangen, ein Zigzachs. Und sie hat ihren Pokemon noch keine Namen gegeben" Er zögerte, blickte mich kurz an und schwieg dann. Er hatte das mit den Schwalbini und Team Aqua nicht erzählt, dafür war ich ihm wirklich sehr dankbar. Mein Vater würde ausflippen und wahrscheinlich auch noch darauf bestehen, einen ganzen Haufen Bodyguards hinter mir herzuschicken. "Ah, sehr interessant! Aber ich fürchte, Fiona ist noch nicht bereit, mir gegenüberzutreten. Sie muss noch mehr Erfahrung sammeln und ihre Pokemon trainieren. Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber ich bin stark" Mein Vater lächelte auch und ich wäre beinahe umgekippt, weil es fast genauso aussah, wie Brix' Lächeln. Waren die beiden nicht doch irgendwie verwandt? Ich wollte eigentlich auch gar nicht gegen meinen Vater kämpfen. Er war stärker als ich und der Tag, an dem ich mal stärker sein sollte, müsste erst erfunden werden. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich meinen Vater überhaupt ernst nehmen würde. Ich nahm ihn nie ernst. Wie auch? "Was ist mit dir, Brix? Du bist doch schon länger Trainer und dein Vater hat mir erzählt, du seist sehr stark! Wir wär's?" Brix lächelte entschuldigend. "Nein, tut mir Leid, ich kämpfe nicht so gerne" Das wusste ich nicht und ich hätte es auch gar nicht erwartet. Wieso hatte er denn so starke Pokemon, wenn er nicht gerne kämpfte? War das schon wieder eine von seinen Maschen? Wollte er uns etwa verarschen? "Schade, ich hätte gerne wieder mit jemandem gekämpft. Hier kommen nicht so häufig Trainer vorbei - leider. Es ist ein wenig langweilig" Er senkte theatralisch den Kopf. Das war doch sowieso nur alles gespielt, deshalb suchte ich Augenkontakt zu Brix und schüttelte leicht den Kopf. "Es wird schon noch jemand vorbeikommen. Schließlich braucht man alle Orden für die Liga und es machen jedes Jahr eine Menge Leute mit", sagte Brix und ich verstand wieder einmal nicht, worum es ging. Was für eine Liga bitteschön? Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen oder was? "Fiona, ich hoffe, du wirst auch eines Tages an diesen Kämpfen teilnehmen", sagte mein Vater mit Tränen in den Augen. Er sollte bloß aufhören. Dennoch blickte ich ihn an und überlegte, woran ich seiner Meinung nach teilnehmen sollte. Es waren auf jeden Fall Kämpfe. "Dad, was genau soll diese komische Liga sein?" Mein Vater war entsetzt, jedenfalls sah es so aus, und er starrte mich an, als wäre ich plötzlich mutiert. Zur Sicherheit sah ich doch einmal an mir runter. Man konnte ja nie wissen. "Ich habe es dir doch erst letztes Jahr erzählt! Hast du das etwa vergessen?" Irgendwie tat er mir fast ein bisschen Leid. Ich erinnerte mich daran, dass ich zu der Zeit wohl einen Kuchen gemacht habe. Leider erinnerte ich mich nicht mehr an seine Worte, da ich ihn wohl mit dem elektronischen Schneebesen abgeschnitten hatte. Brix lehnte sich belustigt zurück, als mein Vater niedergeschlagen begann, zu erzählen. "Die Hoenn-Liga ist eine Art Wettkampf, zu dem allerdins nur Trainer zugelassen sind, die alle acht Orden besitzen. Es gibt dann Vorrundenkämpfe, Achtel-, Viertel-, Halbfinale und das Finale selbst. Der Champion wird anschließend mit seinen Pokemon in der Ruhmeshalle verewigt." Jetzt verstand ich wenigstens, worüber sich die beiden unterhielten. "Natürlich sind es dutzende von Trainern, die daran teilnehmen. Und sie alle sind wirklich gut. Es ist nicht einfach, da zu gewinnen", ergänzte Brix beiläufig. "Ich hatte auch nicht wirklich vor, so schnell daran teilzunehmen. Ich würde sowieso nicht weit kommen, bei meinem nicht vorhandenen Talent", erwiderte ich achselzuckend. Brix und mein Vater sahen sich beide stirnrunzelnd an. "Sei doch nicht immer so pessimistisch! Mit Übung und etwas Geschick wird aus dir eine gute Trainerin", widersprach mein Vater mir. Ja klar, und dann würde ich beste Trainerin der ganzen Welt werden. Das glaubte er doch selbst nicht. Obwohl, wir sprachen hier ja von meinem Vater... Na schön, vielleicht war ich ja nicht so schlecht. Wie um das, was ich dachte, zu unterstreichen, nickte Brix vehement. "Sag mal, Fiona, wie geht's eigentlich Mama? Seid ihr beide gut in Wurzelheim angekommen?", fragte mein Vater nun interessiert. "Öh, ja, Mom geht's prima, denke ich und wir sind gut angekommen. Das Haus ist in Ordnung" Mein Vater seufzte. "Sie hätte mich doch wenigstens anrufen und vorwarnen können. Aber wie ich sie kenne, war das wieder vollste Absicht" Oh ja, es war Absicht. Meine Mutter war sehr gut darin, hinterhältig, listig und gemein zu sein. Tja, sie war eben so eine Person, die andere gerne Schockte und ärgerte. "Dad, ich glaube, Brix und ich, wir sollte los. Je schneller wir vorankommen, desto schneller bin ich irgendwann wieder zu Hause" Und mir grauste es jetzt schon davor, durch ganz Hoenn wandern zu müssen - zwangsweise. Aber so schlimm war es ja dann doch nicht mehr. Auch wenn Brix nicht die optimale Begleitung war, war es immer noch besser zu zweit unterwegs zu sein als alleine. "Schon?" Die Mundwinkel meines Vaters zuckten verdächtig in Richtung Boden. "Schade. Na gut. Es ist schließlich eure Pflicht, wenn ihr euch schon dazu entschlossen habt. Und denkt immer dran, euer Ziel niemals aus den Augen zu lassen und nicht aufzugeben. Seid Vorsichtig und gebt auch das Ei acht und-" Ich blickte meinen Vater mit einem mörderischen Blick an. Gut, dass ich darin immer noch so gut wie damals war. So konnte ich wenigstens meinen Vater zum Schweigen bringen, wenn er wieder zu viel redete. "Danke für die Übernachtung und das leckere Essen", meinte Brix freundlich und machte das, was er am besten konnte: Lächeln. Er schob den Stuhl zurück und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls und ging um den Tisch herum zu meinem Vater. Kurz zögerte ich, weil ich es überhaupt nicht gewohnt war, umarmte ihn dann aber doch - nur ganz kurz. "Danke, war lecker" Bei dieser ganzen, für mich seltenen, Reaktion hatte ich allerdings das Verhalten meines Vaters nicht mit eingerechnet. Denn er quietschte wie ein besessenes Fangirl und zog mich seinerseits in eine feste Umarmung. Hieß, er zerquetschte meine Lungen schon zum xten Mal. "Dad, es reicht, ehrlich. Ich weiß, dass du mich abgöttisch verehrst und mir am liebsten einen Altar bauen würdest." Endlich hörte er auf mich und ließ mich, wenn auch nur widerwillig, los. "Du machst mich nur SO glücklich! Ich wünsche euch beiden noch viel Spaß und Erfolg auf eurer Reise und denkt bitte ab und zu an mich, ja?", bat mein Vater, als er uns zur Tür begleitete. "Klar, kein Ding" Es bereitete mir sogar fast keine Mühe, ihm ein klitzekleines Lächeln zu schenken. "Auf wiedersehen", verabschiedete Brix sich noch von meinem Vater, der uns noch einige Verabschiedungen in allen möglichen Sprachen hinterherwarf. Ich beließ es bei einem kurzen Wink. "Dein Vater ist wirklich witzig, ich mag ihn", meinte Brix dann ohne Hemmungen. "Witzig? Das ist doch am ehesten noch peinlich! Du hast keine Ahnung, wie das ist, vierzehn Jahre mit ihm zu verbringen" Nein, witzig war nicht der richtige Ausdruck dafür. Mein Vater war wirklich etwas besonderes - im positiven wie im negativen Sinne. "Findest du? Die Atmosphäre war doch sehr relaxt und locker mit deinem Vater. Man fühlt sich in seiner Gesellschaft richtig wohl" Für was hielt Brix meinen Vater eigentlich? Das war ja nicht mehr normal! Aber egal, wir hatten jetzt sowieso erst einmal anderes zu erledigen. Zum Beispiel in die nächste Stadt zu kommen. Und wie ich diese Gegend hier kannte, würden wir sicherlich wieder durch einen Wald müssen. Ich hasste Wälder. Brix erinnerte mich mittlerweile immer weniger an Kevin. Kevin war nicht so hinterhältig. Und er war nicht so... Brix eben. Und wieso kam mir gerade das in den Sinn? Ich wollte doch nicht mehr über ihn nachdenken... Aber es hatte ja sein Gutes, dass Brix ihm doch nicht so ähnelte. So konnte ich auch den wirklichen Brix in ihm sehen und nicht Kevin. "Fiona" Ich blieb überrascht stehen, weil Brix es auch tat. Er deutete mir an, nach vorne zu sehen, was ich natürlich auch tat. Und ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn vor mir sah ich bereits den Waldrand. Ich seufzte. Lieber hätte ich den ganzen Weg in Gedanken versunken hinter mich gebracht, als daran erinnert zu werden, wo ich mich befand. Ich sah zurück. Wir waren erstaunlich weit gekommen, dafür, dass ich es gar nicht mitbekommen habe. Hier waren bereits das Meer und die kleine Hütte, in der ein alter Mann lebte, den ich früher oft besucht habe. "Keine Sorge, dieser Wald ist bestimmt harmlos", sagte Brix, als ich mich wieder zum Wald drehte. "Ich hoffe es", meinte ich nur kritisch und war dieses Mal sogar die erste, die losging. Es passierte ja nicht in allen Wäldern das Gleiche und zur Not war Brix auch noch da, um mich rechtzeitig aus meiner Starre zu holen. Einige Zeit später, in der wirklich nichts passiert war, kam uns ein ordentlich gekleideter Mann mit Anzug, Brille und kurzen, braunen Haaren entgegen. Er rannte und war bereits ziemlich außer Atem. Als er uns sah, lief er mit erhelltem Gesicht auf uns zu. "Hey, ihr seid doch Trainer, oder? Könntet ihr mir aus der Klemme helfen?", fragte er hoffnungsvoll, sich auf seinen Beinen abstützend. Brix und ich sahen uns fragend an, doch noch bevor wir antworten oder fragen konnte, worum es ging, sahen wir sein Problem auf uns zukommen. "Hey, du Depp da forne! Rück es endlich raus!", rief die Gestalt - ein Team-Aqua-Mitglied, was man an der blauen Kleidung und besonders an dem blauen Kopftuch erkennen konnte. Während ich noch verwirrt in der Gegend rumstand, reagierte Brix sofort. Er nahm einen Pokeball und warf. Heraus kam sein Reptain, das sich sofort in Kampfposition stellte. Auch das Team-Aqua-Mitglied reagierte schnell darauf, indem er ein Fiffyen rief. Das Hundeding, das mich anfallen wollte, nachdem ich gerade erst aus dem Haus geschmissen worden war. Wenn Brix es dieses Mal nicht auch besiegen konnte, dann würde ich sauer werden. "Reptain, Rankenhieb. Halte es fest", befahl Brix vollkommen ruhig. Sein Lächeln jedoch war einem ernsten Ausdruck gewichen und er konzentrierte sich voll und ganz auf den Kampf. Er war wie in einer anderen Welt, wenn er kämpfte. Als wäre er nicht mehr ganz er selbst. Der Rankenhieb verfehlte, da das Fiffyen in die luft sprang, aber aus Brix' plötzlichem, selbstbewusstem Grinsen schloss ich, dass er genau diese Reaktion erwartet hatte. Sein Grinsen machte mir Angst und ich wusste nicht, wieso. Als meinen Gegner hätte ich ihn nicht so gerne. "Rasierblatt" Reptain schoss einen Regen von grünen, messerscharfen Blättern auf das gegnerische Pokemon. Es hatte gar keine Chance, auszuweichen und wurde direkt getroffen. Mit einem dumpfen Knall landete es auf dem Erdboden, rappelte sich jedoch mit Müh' und Not wieder auf. "Fiffyen, Tackle!", rief ihm sein Trainer zu, sichtlich zerknirscht. Man sah, wie das Fiffyen all seine Kraft in diese Attacke steckte, doch auch das half nicht mehr. Es tat mir beinahe Leid. Reptain wich aus und fing Fiffyen mit seinem Rankenhieb, ohne dass Brix auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt hatte. Es schleuderte Fiffyen zu dessen Trainer zurück, der von der Wucht, mit der es ihn traf, umgerissen wurde. Hastig rappelte er sich auf, grummelte und floh ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich sah Brix an, der wieder vollkommen locker und entspannt aussah. Er lächelte sein Reptain an und strich kurz über den Kopf des Pokemons, bevor er es zurück in den Ball holte. Ich keuchte und schnappte nach Luft. Der Kampf und ganz besonders Brix Auftreten hatten mich das Atmen vergessen lassen. Ich hoffte nur, ich würde Brix nicht noch einmal so Angst einflößend sehen müssen. "Oh, vielen, vielen Dank, junger Trainer! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich hätte tun sollen!", schwärmte der seltsame Typ im Anzug. "Weiterlaufen?", schlug ich desinteressiert vor. Der Typ nervte mich und ließ mich nicht einmal in Ruhe mit Brix reden. Jetzt, wo ich es ausnahmsweise mal wollte. Ich wurde geflissen von dem Typen ignoriert. "Das war Team Aqua, nicht?", hakte Brix nach - lächelnd, versteht sich. "Ja..." Der Typ sah niedergeschlagen aus und ich freute mich deswegen. "In letzter Zeit traten viele Situationen auf, in die Team Aqua involviert war, ebenso wie Team Magma. Es ist schlimmer denn je. Deshalb brauchen wir starke und verlässliche Leute, die ein Paket überbringen. Du warst wirklich spitze! Könntest du uns vielleicht diesen kleinen Gefallen tun und das Paket zur Werft von Graphitport City bringen?", fragte der Typ. Er versuchte, so überzeugend wie möglich auszusehen. Erbärmlich, alles Heuchelei. Ich würde da bestimmt nicht mitmachen. "Ja, das ist kein Problem. Wir kommen da sowieso vorbei, wenn wir weitersegeln", erklärte Brix sich freundlich dafür bereit, dieser Bastard. "Wirklich? Oh, vielen Dank! Ah, da fällt mir ein, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist Mick, du kannst mich ruhig dutzen." Er rückte seine Brille zurecht. "Allerdings muss ich vorher meinen Chef darüber unterrichten. Unsere Firma ist in Metaros City, da wolltest du doch bestimmt gerade hin?" "Wir, nicht er, wir", quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Immer noch ignorierte er mich, als wäre ich gar nicht da. Brix warf mir einen mitleidvollen Blick zu. "Ja, da wollten wir auch hin", erwiderte Brix, das Wort 'wir' etwas betonend. Dafür dankte ich ihm von ganzem Herzen, ehrlich. Dieser Idiot von Mick konnte mich meinetwegen nicht ausstehen, oder mich am laufenden Band beleidigen (ich hatte genug Gegenbeleidigungen auf Lager), aber Ignorieren war nicht drin. Das kratzte an meinem Ego. "Hey, sie oberschlauer Mr. Ich-bin-zu-gut-um-dich-zu-beachten. Entweder, Sie beachten mich endlich auch oder wir lassen sie links liegen und helfen ihnen nicht einmal aus diesem dämlichen Wald!" Ich war wütend, oh ja. "Das tut mir furchtbar Leid." Tat es ihm nicht. "War nicht beabsichtigt." War es doch. "Kommt nicht mehr vor" Würde es bestimmt doch tun. Brix lächelte etwas gequält. "Also, lasst uns gehen", schlug er vor. Er hatte wohl keine Lust auf unsere Todesblicke. Mir sollte es recht sein, aber dass der Typ sich zwischen mich und Brix drengte, war echt zu viel. Bebend vor Zorn blieb ich stehen, beschloss allerdings, Micky Mouse diese Genugtuung nicht zu bereiten und plazierte mich einfach an Brix' andere Seite. Ich konnte förmlich spüren, wie Micky sich ärgerte. Pah, geschah ihm recht. Der Wald war nicht groß und das letzte Stück passierten wir wirklich ohne Zwischenfälle. Brix lächelte mir aufmunternd zu, bevor Micky uns zum Firmengebäude führte. Fast direkt daneben war ein Pokemoncenter. "Wenn ihr wollt, könnt ihr im Pokemoncenter warten, ich werde euch aufsuchen, sobald die Sache mit meinem Chef besprochen ist." Micky hatte Mühe, mich nicht zu ignorieren, das konnte ich riechen. Er wusste, dass ich ernst machen würde. Tja, wenn Brix schon manchmal alleine entscheiden durfte, durfte ich es auch! Brix nickte Micky zu, griff nach meiner Hand und zog mich zum Pokemoncenter. "Ich kann ihn nicht leiden", sagte ich, kaum, dass wir außer Hörweite waren. "Er ist komisch, in der Tat. Mach dir nichts draus." Brix lächelte mich aufmunternd an - das konnte er wirklich gut. "Hast du Hunger?", fragte Brix nach, als wir das Pokemoncenter betraten. "Nein. Ich habe das Bedürfnis, jemandem auf grausamste Art und Weise den Kopf abzureißen", fauchte ich wie eine wütende Katze. Brix sah mich einen Moment lang überrascht an, fand aber schnell sein Lächeln wieder. "Ich hoffe bloß, dass du mich nicht als Ersatz missbrauchst", meinte er fröhlich. Ich schielte ihn an. "Du bist weitaus erträglicher als der Typ. Ich bin ja fast froh, dass einer wie du mitgekommen ist! Bei unserem Herrn Micky wäre ich schon längst durchgedreht" Er lachte leise und wandte seinen Blick nach vorne. Ich folgte ihm und blieb erschrocken stehen. "Sch... Schwester Joy! Aber wie...? Dann hast du ja wirklich die Wahrheit gesagt!" Brix grinste. "Natürlich habe ich das" Ich staunte immer noch. Ich meine, wie konnte das sein? Großes Mysterium. "Dort ist ein Tisch frei", merkte Brix an und deutete nach rechts. Eine Glaswand mit Glastür trennte das Restaurante von dem Teil, in dem die Pokemon behandelt wurden. Ich folgte Brix zu dem freien Tisch und setzte mich ihm gegenüber. Hier gab es keine Stühle, sondern Bänke und wir hatten einen Tisch am Fenster erwischt. Fast augenblicklich nachdem wir uns gesetzt hatte, kam eine hübsche, blonde Bedienung zu uns und nahm unsere Bestellung auf. Brix bestellte einen Schwarztee, ich wählte die Zitronenlimonade. "Zitronenlimo? Das ist doch total sauer." "Es hilft, wenn man frustriert oder wütend ist", erwiderte ich achselzuckend. Micky Mouse hatte mich echt aufgeregt. Wenige Zeit später wurden uns die Drinks gebracht, die wir - oder eher nur Brix - genüsslich tranken. Ich verzog bei jedem Schluck das Gesicht - aber es wirkte. Und dann verzog ich einfach so das Gesicht, weil ich aus dem Fenster gesehen hatte und Mickys Anzug sicher überall wiedererkennen würde. Brix bemerkte ihn nun ebenfalls. Und schon war die Wirkung der Limo verschwunden. Micky tänzelte an den Gästen vorbei zu unserem Tisch und setzte sich dreisterweise neben mich, mich etwas zur Seite schiebend. "Mein Chef hat sein 'Okay' gegeben und mich gebeten, di- euch um noch etwas zu bitten, wenn es euch keine Umstände macht." Ich lehnte mich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück. "Was sollen wir noch alles machen? Vielleicht die Welt retten?", fragte ich. Es war eher ein Zischen. Ohne darauf einzugehen, fuhr er fort. "Könntet ihr diesen Brief hier zu Troy in Fausauhaven bringen?" Er schob einen Umschlag über den Tisch zu Brix. Und wo er schon dabei war, gab er Brix auch noch ein kleines Paket, das Brix sofort wegpackte. "Ja, wir müssen da auch vorbei", erwiderte Brix interessiert. "Wer ist denn Troy? Und wo genau in Faustauhaven hält er sich auf?" "Fragt einfach die Leute dort. Sie kennen ihn und sagen euch schon, wo er sich aufhält. Troy wird sich schon zu erkennen geben", antwortete Micky, während er nervös seine Brille richtete. "Ich muss nun gehen, die Arbeit ruft. Auf wiedersehen", entschuldigte er sich und verschwand. Ich hob die Hand und machte ein 'V'. "Strike, er ist weg." Ja, meine Freude war kaum zu überhören. Brix sah abwesend aus dem Fenster. Das war ein seltsamer Anblick und es gefiel mir nicht. "Brix? Was ist?" Er sah mich irritiert an. "Ach, nichts. Ich habe mich nur gefragt, wer Troy ist." "Achso" Kluge Antwort. Wirklich. "Die Arena ist hier ganz in der Nähe. Willst du es versuchen?" Er blickte mich fragend an und mir fiel ein, dass er selber ja gar nicht gerne kämpfte. Ich schauderte, als mir sein Blick bei dem Kampf ins Gedächtnis kam. "Ich würde lieber etwas trainieren, bevor ich gegen einen Arenaleiter kämpfe. So zum Ausprobieren" Brix lächelte wieder und es beruhigte mich irgendwie. "Okay, lass uns gehen, im Norden gibt es ein kleines Gebiet, in dem oft Trainer rumlaufen und wilde Pokemon gibt es da auch", schlug er vor. "Gehen wir." Kapitel 8: Kampf über Kampf --------------------------- Sooo, dieses Mal mache ich etwas unerwartetes... etwas neues... ich widme dieses Kapitel jemandem =3 Einer lieben Freundin, die ich schon länger kenne, leider aber noch keine Gelegenheit hatte, sie zu treffen =( Also, dieses Kapitel ist für dich, Feuchen =D Ich hoffe, es gefällt dir ^^ Weil du bald Geburtstag hast ;D --- Es dauerte sogar kürzer als ich angenommen hatte. Wir waren in knapp drei Minuten da und standen vor einem kleinen Waldstück mit sehr viel hohem Gras, was mir wahrscheinlich bis über die Knie reichte. „So, und nun?“, fragte ich und sah mich interessiert um. In der Ferne konnte ich auf einer Erhebung eine Hütte erkennen, sonst gab es nur Bäume und Gras. Und wir standen mitten drin. Nirgends war auch nur ein Trainer. „Schade, es ist keiner da... Dann müssen wir wohl gegeneinander kämpfen“, sagte Brix in nicht sehr begeistertem Tonfall. Was sollte ich denn sagen? Ich gegen Brix? Wollte er mich verarschen? Was mir jedoch am meisten Sorgen bereitete, war Brix' Blick, während er kämpfte. Ich bekam dabei ja sogar ein Schaudern, wenn er auf meiner Seite stand. „Ähm, gut...“, antwortete ich mit etwas zittriger Stimme. So ein verdammter Mist, jetzt schlotterten mir schon die Knie noch bevor Brix überhaupt ein Pokemon heraus geholt hatte! „Keine Sorge, ich werde nicht so kämpfen wie immer, du bist schließlich noch eine Anfängerin.“ Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und entfernte sich einige Schritte von mir, um den Pokemon Platz zu machen. „Los, Natu“, sagte er und warf den Pokeball. Ein kleines, rundes, grünes Pokemon mit Schnabel und Flügeln erschien und ich kam nicht umhin, „süß“ zu sagen. Es war aber auch wirklich entzückend. Brix lächelte mich an und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es schaffen konnte. Brix war einfach viel zu gerissen und manipulierend, der schaffte es sogar, allein mit seinem Lächeln andere anzustacheln. „Worauf wartest du denn?“ Nur Brix schaffte es, diese Frage nicht ironisch klingen zu lassen. „Hol dein Pokemon aus dem Ball.“ Ich riss mich zusammen, aber es war so verdammt schwer, nicht von Natu zu schwärmen. „Hydropi, komm raus.“ Mein kleiner, blauer Freund erschien vor mir, drehte sich zu mir um und sprang mir in die Arme. Es sah mich mit großen Hundeaugen an und kuschelte sich an mich. War ja schon irgendwie süß... „Hydropi, sag mal, willst du nicht eben ein bisschen kämpfen? Ich muss schließlich noch lernen.“ Ich wusste nicht, wieso ich es fragte und es ihm nicht befahl. Es war nur so klein und unschuldig, dass ich es nicht zu etwas zwingen konnte. Hydropi sprang fast augenblicklich aus meinen Armen und stellte sich in Kampfposition. Brix grinste nur hinterhältig, weshalb ich mir etwas dämlich vorkam. „Du kennst seine Attacken?“ „Ja.“ Wenn es etwas gab, das ich in- und auswendig kannte, dann waren es wohl alle Informationen zu Hydropi. Ich wusste nahezu alles über dieses Pokemon, auch wenn ich es bis vor kurzem alles verdrängt hatte. „Einen Tipp vorab. Setze niemals Lehmschelle gegen ein Flugpokemon ein. Boden ist effektlos gegen Flug. Aber du wusstest ja bestimmt, dass einige Typen anderen überlegen sind.“ Er lächelte mich an. Wie immer eigentlich. „Gut, alles klar.“ Es war zwar nicht wirklich alles klar, aber immerhin wusste ich, dass Boden gegen Flug keine Wirkung hatte. „Ich zähle an, okay?“ Ich nickte. Sollte er ruhig machen. „Drei... zwei... eins... Los!“, rief Brix und ich dachte fieberhaft nach. „Blubber!“, befahl ich schnell, allerdings war Brix wohl darauf vorbereitet. „Weich aus, Natu, und versuch es dann mit Schnabel.“ Die Blasen trafen ins Leere und Natu kam blitzschnell auf Hydropi zugeflogen. Sein kleiner, orange-gelber Schnabel blitzte gefährlich. „Hydropi!“, rief ich, doch es war zu spät. Hydropi wurde getroffen. Durch den Angriff wurde es etwas zurückgeschleudert, raffte sich jedoch wieder auf. So schwer war es nicht getroffen. „Hydropi, alles in Ordnung?“ Es gab einen zustimmenden Laut von sich. „Pass auf!“ Hydropi sprang rechtzeitig zur Seite, bevor Natu es erneut mit seinem Schnabel erwischen konnte. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, so heftig, dass ich glaubte, es würde gleich heraus hüpfen. Natu war zu langsam gewesen, es hatte Hydropi verfehlt und war somit nicht sofort wieder bereit, zurückzuschlagen. „Hydropi, Aquaknarre!“ Ich wusste nicht, ob mein Plan aufgehen würde – bei Brix wohl eher nicht – aber ich musste es dennoch versuchen. Was blieb mir denn anderes übrig? Hydropi traf, aber ich empfand es überhaupt nicht als toll, so ein süßes Pokemon anzugreifen. „Schnell, Tackle es!“, rief ich Hydropi zu. Zwar reagierte es sehr schnell, jedoch schaffte Natu es dennoch, auszuweichen Natu beließ es nicht beim Ausweichen, es versetzte Hydropi gleich darauf einen Schlag mit den Flügeln, sodass Hydropi kaum auf die Beine kam. Langsam merkte ich, wie ich zitterte. „Stopp!“, rief ich , als Brix für einen neuen Befehl ansetze. Brix hielt inne, auch Natu blickte mich an. Ich lief zu Hydropi und nahm es in meine Arme. „Das reicht, Hydropi ist erschöpft.“ Es blickte zu mir hoch. „Hydro“, machte es, bevor es sich an mich kuschelte und die Augen schloss. Ich bemerkte Brix' seliges Lächeln, als er uns ansah. „Was?“, fauchte ich, ihn mit verengten Augen anstarrend. Man konnte ja nie wissen, was er dachte. „Nichts.“ Er pfiff unschuldig, während er Natu in den Ball zurück rief. „Ich glaube nicht, dass ich gerne kämpfe...“, gab ich schließlich zu. „Ach, das war spitze“, sagte Brix munter. Lob von ihm war sehr aufbauend, wenn man ihn mal kämpfen gesehen hat. Kämpfe mit Brix dauerten wohl nie lange. Entweder man verlor, oder man pisste sich so sehr ins die Hose, dass man abhaute oder heulte. Da wettete ich drauf. Irgendetwas raschelte im Gebüsch hinter Brix und ich hielt im ersten Moment die Luft an. Brix hatte es auch bemerkt. Etwas weiß-blaues huschte aus dem Gebüsch und landete vor meinen Füßen. Es war ein kleiner, weißer Vogel mit blauen Streifen, der mich erwartungsvoll musterte. „Wingull!“, kreischte es und drehte sich zum Wäldchen. Es deutete mit seinen Flügeln dort hinein. Pecko, schoss es mir durch den Kopf. „Brix, ich glaube, es will, dass wir ihm folgen“, sagte ich, woraufhin das Vogelpokemon aufgeregt mit dem Schnabel klapperte und losflog. Ich wechselte einen kurzen Blick mit Brix und wir beide folgten dem Pokemon. Hydropi war mittlerweile in meinen Armen eingeschlafen. Es dauerte nicht lange, bis wir in der Ferne einen alten Mann erkennen konnten, der auf dem Boden saß. Eindeutig Pecko, dachte ich, als wir auch schon bei dem Mann waren. „Mr. Schneider, haben Sie sich verletzt?“ Ich kannte diesen alten Mann. Er war es, den ich früher so oft besucht habe. „Fiona, mein Kind! Bist du das wirklich? Wie schön, dich zu sehen. Ich dachte, du bist erst einmal eine Zeit lang nicht mehr hier. Schön und groß bist du geworden...“ Meine Wangen färbten sich rot, das konnte ich nur zu gut spüren. „Ja, ich muss leider gestehen, dass ich wohl umgeknickt bin, deshalb habe ich meinen treuen Freund Pecko hier gebeten, Hilfe zu holen.“ Er deutete auf das Vogelpokemon, welches sich nun erleichtert neben seinen Trainer setzte und uns ansah. Es sah immer noch so lieb aus wie damals, als es noch klein war. Brix taxierte mich schon wieder mit den seltsamsten Blicken, also schlug ich vor, Mr. Schneider in die Stadt zu bringen. Der Weg war nicht lang und mit Stützen links und rechts von ihm, schafften wir es bis zum Pokemoncenter, wo wir ihn erst einmal auf einen der Sitzplätze verfrachteten. „Vielen Dank euch beiden... Junge, wie ist dein Name?“ Mr. Schneider lächelte Brix an. Anscheinend mochte er ihn. „Brix, Sir, mein Name ist Brix Birk.“ „Birk... Dein Vater ist ein großartiger Mann, ja... Du bist ein guter Bursche. Pass auf Fiona auf, Brix, wenn ihr weiterzieht.“ Auch wenn es sich verdammt nach einer Voraussage anhörte - verdammt, ich brauchte doch keinen Babysitter! Nun lächelte auch Brix und es kam mir wie eine einzige, große Verschwörung vor. Das einzige, das mich beruhigte, war das Wissen um Mr. Schneiders und Brix' Verlässlichkeit. Immerhin haben mir beide schon Mal aus der Klemme geholfen. Außerdem hatte Mr. Schneider gute Menschenkenntnisse und man konnte ihm in diesen Dingen immer vertrauen (auch wenn er sich da bei Kevin wohl ein wenig verschätzt hatte). Er war mindestens doppelt so weise wie er alt war. „Ach herrje, Mr. Schneider! Was machen Sie denn hier?“, hörten wir jemanden sagen und schon kam ein junger, gepflegter Mann zu uns heran. Er war sehr ordentlich angezogen. Ein Anzug, gegelte, kurze Haare und eine Brille mit runden, kleinen Gläsern. „Ah, Charles, du kommst genau richtig.“ Ich kannte den Mann, Mr. Schneider kannte ihn auch und ich hoffte, dass Brix ihn nicht kannte und nicht kennen lernen würde. „Fiona!“ Charles hatte mich gesichtet. Nun hieß es, zu flüchten, egal wohin. Aber natürlich – wie konnte es anders sein – erwischte er mich, bevor ich auch nur gezuckt hatte. Er zerquetschte mich. So richtig. Mein Vater war ja schon schlimm genug, aber Charles war der schlimmste Alptraum, was Umarmungen betraf... Ich bekam keine Luft mehr und mein Brustkorb schmerzte schon, als er mich endlich losließ. Ich schnappte hörbar nach Luft, drehte mich zur Seite und hustete. „Du... bist... so... tot“, keuchte ich. „Ach komm schon, Fiona!“, sagte Charles fröhlich und wandte sich an Mr. Schneider. „Was ist passiert? Geht es ihnen nicht gut?“ „Ich habe mir den Fuß umgeknickt, Charles, mein Junge. Könntest du mir zurückhelfen?“, fragte Mr. Schneider ihn und ich wusste einfach, dass Charles nicht nein sagen würde. „Aber natürlich, Mr. Schneider. Ihr beiden könnt ruhig gehen, aber kommt mich besuchen! Fiona, du weißt ja, wo ich wohne“, sagte Charles, zwinkerte Brix und mir zu, half Mr. Schneider auf die Beine und stützte ihn. „Wenn ihr wollt, könnt ihr mich auch besuchen, ich kann euch dann kostenlos übersegeln“, meinte nun auch Mr. Schneider und zwinkerte ebenfalls. Die Verwandtschaft von den beiden konnte man nicht leugnen. Wir begleiteten die beiden zum Pokemoncenter und verabschiedeten uns dort, da wir weiter zur Arena wollten. „Glaubst du, ich schaffe das?“, fragte ich. Immerhin war ich gerade erst Trainerin geworden und der Arenaleiter war schon... erfahrener, viel länger Trainer und sowieso besser. „Ja.“ Das... hatte ich jetzt nicht erwartet. Vielleicht ein „das schaffst du schon“ oder ein „mach dir keinen Kopf“, aber dass Brix einfach „Ja“ sagte... Schon seltsam, dass er mir so etwas von Anfang an zutraut, obwohl ich noch nie einen Kampf gewonnen hatte und gerade Mal einen Kampf hinter mir hatte. War Brix nicht etwas zu] optimistisch? Er blickte mich an. „Was denn? So wie du vorhin gekämpft hast, das war einfach spitze! Ehrlich, du denkst gut und schnell nach. Das einzige, was du noch tun musst, ist, deine Fähigkeiten auszubauen und das schaffst du nur durch Praxis. Also immer wieder kämpfen.“ Ich war rot, das konnte ich spüren. Wie immer, wenn mir jemand Komplimente machte. „Oh, schau mal! Das Mädchen da wird ja ganz rot vor Verlegenheit!“, rief ein junges Mädchen auf der anderen Straßenseite ihrer Freundin zu und deutete mit dem Finger auf mich „Das nennt man Zornesröte!“ Das Mädchen verschwand peinlich berührt und zog ihre Freundin schnell mit. Richtig so! Brix kicherte. Er fand ja sowieso immer alles lustig. Besonders wenn es mir peinlich war. Und erst dieses Dauergegrinse! Er sollte sein Grinsen patentieren lassen. Oder in Werbungen mitmachen. Ich stellte mir Brix' Gesicht im Fernsehen vor, wie er genüsslich in ein mit Nutella beschmiertes Brot biss und anschließend in die Kamera grinste. Uärgh. Nein, so etwas konnte man Brix und vor allem mir nicht antun. Schrecklich. „Wollen wir dann?“ Ich nickte. Es half ja doch nichts, es aufzuschieben. Mein Herz klopfte so schon sehr heftig. Ich wollte es jetzt nur schnell hinter mich bringen und gewinnen – oder das Wahrscheinlichere: verlieren. Die Arena war ganz in der Nähe des Pokemoncenters. Jedenfalls hatten wir uns kaum vom Pokemoncenter entfernt, da sahen wir schon die Arena. Alles in allem... sah sie sehr... alt aus. Alt und wie ein gewöhnliches Gebäude, das ein ganz kleines bisschen an eine Festung erinnerte. Es war braun, oder zumindest bräunlich, ich wollte ja nicht übertreiben. Ich jedenfalls wäre nicht gerne den halben Tag hier, um auf Herausforderungen zu warten. Einmal noch schaffte ich es, einzuatmen, warf Brix einen Blick zu und betrat dann zusammen mit ihm das Gebäude. Vor uns erstreckte sich ein langer Raum. Er wirkte verdammt verlassen und ungemütlich mit Betonboden, an einigen Stellen Erde und Sand und kleine Felsbrocken. Es gab zwar Fenster, aber es wirkte dennoch dunkel und kalt. Etwa in der Mitte befand sich eine große Plattform. An den Wänden links und rechts waren Bänke und drum herum lagen Teppiche, wohl um es etwas gemütlicher zu gestalten. Der Arenaleiter glänzte allerdings nur mit seiner Abwesenheit. „Hallo?“, rief Brix in die Halle hinein und es echote zurück. Gruselig. Wir traten bis zu der Plattform vor und sahen am anderen Ende eine Tür. Ich glaubte, dass ich lieber nicht wissen wollte, was sich dahinter befand. „Lass uns nachsehen, es ist ja niemand da. Vielleicht haben wir dort drin mehr Glück“, schlug Brix vor, auf die Tür deutend. Einen Augenblick später wurde die Tür laut knallend aufgeschlagen und ein hübsches Mädchen mit zwei langen, schwarzen Zöpfen, einem mitternachtsblauen Kleidrock und schwarzen Hosen kam hereingerannt. „Tut mir Leid! Ich habe total verschlafen!“, rief sie uns zu und ich hob skeptisch beide Augenbrauen. Den Trick mit einer hatte ich noch nicht so ganz raus. Sie kam um die Plattform herum zu uns und schüttelte uns beiden gleichzeitig energisch die Hände. „Mein Name ist Felizia. Du bist wohl der Herausforderer?“ Sie sah Brix an. Kein Wunder, dass sie ihn für den Trainer hielt, immerhin hatte er diese natürliche Ausstralung. „Nein“, antwortete er vergnügt. „Nein, ich bin es“, sagte ich etwas kleinlaut. Ich gab es zu: ich war eingeschüchtert. Und sehr irritiert. „Ah, auch gut, wundervoll! Bist du Anfängerin?“ Sie schien neugierig und relativ direkt, wenn ich mir die Bemerkung erlauben durfte. „Ja, so ziemlich.“ Sie strahlte. Warum auch immer. „Dann komm mit. Du“, sie wandte sich an Brix, „kannst dich hinsetzen, wenn du willst. Da sind Bänke.“ Brix grinste – wie immer – und schlenderte hinüber zur rechten Bankreihe. Ich war nervös. Egal, wie sehr ich versuchte, mir einzureden, dass ich nicht nervös war. Bei mir funktionierte so etwas nie. Verdammte Meditation. „Da ist eine Markierte Stelle auf der Plattform“, sagte Felizia und deutete überflüssigerweise auf etwa die Mitte des Randes, wo erstens ein weißer Strich war und zweitens einige kleine Felsbrocken drum herum lagen. „Da solltest du die aufhalten und am besten nicht drüberklettern, das könnte gefährlich werden. Alles klar? Wir kämpfen eins gegen eins, insgesamt können wir zwei Pokemon einsetzen. Gut, das war's zu den Regeln, denke ich. Wir rufen gleich unsere Pokemon und der Kampfrichter gibt uns den Einsatz. Klar soweit?“ Ich nickte. War ja nicht so schwer. Aber welcher Kampfrichter bitteschön? „SATO!“, schrie Felizia plötzlich und ohne Vorwarnung, sodass ich bestimmt einen Gehörsturz erlitten hatte – und einen Schock dazu. Die Tür wurde zum zweiten Mal geöffnet – dieses Mal Gott sei Dank viel leiser. Dafür wurde sie darauf ohrenbetäubend zugeknallt. Ich blickte zu Brix. Wieso nur überraschte es mich nicht, dass er so aussah, als wäre nichts gewesen? „Schon da, Lizy“, rief ein weiteres Mädchen in unsere Richtung. Sie hatte weiß-blondes, kurzes Haar, ein rotes T-Shirt mit weißer Aufschrift („SaTo Wa(R)S hErE“), eine weiße Stoffhose und ein derartiges Honigkuchenpferd-Grinsen, dass ich befürchtete, noch in den nächsten fünf Sekunden alle meine Zähne mit Karies zu verseuchen. Was ich allerdings am wenigsten nachvollziehen konnte war, dass dieses blonde Etwas ohne Schuhe herumlief. Auf kaltem Betonboden, beziehungsweise auf Sand und Erde. Es hatte ja nicht einmal Socken an. Sato – so ihr Name – hielt wohl nichts von Langsamkeit und Ruhe. Sie sprintete auf uns zu, kam rutschend zum Stehen und strahlte über das ganze Gesicht. „Kann's losgehen?“, fragte sie auch gleich und warf mir dann erst einen Blick zu. „Oh, entschuldige – Sato, verdammt! - Ähm, ich bin selber erst seit kurzem Arenaleiterin und Sato hier ist meine Kampfrichterin. Sie ist ebenfalls neu. Stör dich nicht an ihr. Auch wenn sie nicht danach aussieht, sie hat sehr viel Ahnung davon.“ Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Das war ein sehr seltsamer Verein. „Lizy! Das ist gemein von dir!“ „Ac, sei still, Sato. Gut, kein Problem dann? Wollen wir, äh, anfangen?“ Also soweit ich es beurteilen konnte, war Felizia zumindest eine Anfängerin, was die Arenaführung betraf. Und sie war nervös, was sehr günstig für mich war, denn so erhöhten sich die Chancen, dass ich wenigstens eine Runde gewann. Felizia begab sich zu ihrer Seite der Plattform und ich zu meiner. Die Felsbrocken boten zwar nicht wirklich Schutz, aber immerhin war alles, was unterhalb der Gürtellinie lag, abgedeckt. „Gut“, sagte Felizia, sah kurz zu Sato, ob diese bereit war, und fuhr dann fort. „Wähle dein Pokemon. Ich wähle Kleinstein.“ Ein Fußballgroßes, unförmig rundes, graues und verdammt hässliches Pokemon erschien vor Felizia. An den Seiten hatte es so etwas wie Arme, nur waren sie zweimal so lang wie es selbst. Und da das ganze Ding aus Stein zu bestehen schien, fragte ich mich, wie es die Arme überhaupt bewegen konnte. „Okay, los, Zigzachs!“ Ich warf so entschlossen wie möglich den Ball und mein Zigzachs tauchte auf dem Kampffeld auf. Anstatt sich jedoch seinem Gegner zuzuwenden, sprang es mir direkt in die Arme. „Wie süß~!“, rief Sato entzückt, legte ihre Hände an ihre Wangen und war, wenn denn überaupt möglich, noch eine Spur fröhlicher. Wie sie mich mit ihren glitzernden Augen ansah, war es ja schon fast gruselig. War ich hier denn nur von glücklichen Optimisten, die alle auf Wolke zweitausendundfünfzig schwebten, umgeben? „Schau mal, wie sehr es seine Trainerin liebt! Das nenne ich gute Pflege!“, quietschte Sato. Sie war vollkommen aus dem Häuschen, was ich nicht ganz verstehen konnte. Es war doch nur ein Zigzachs. Außerdem war es mein Zigzachs. Nur ich durfte es so anschmachten! „Zigzachs, ich hatte eigentlich vor, mit dir zu kämpfen“, flüsterte ich meinem Pokemon zu. Es musste ja niemand mit anhören, was ich zu ihm sagte, oder? Zigzachs stieß einen lauten Schrei aus und hopste auf den Boden. Es lief einmal um mich herum, mich mit diesen großen, schwarzen Augen anstarrend, bevor es sich schließlich dazu entscloss, sich vor mich zu stellen und noch einmal „Zigzachs“ zu sagen. „Ist es nicht herzallerliebst, Lizy?“ Sato schmachtete schon wieder mein Pokemon an. Frechheit! „Sato, jetzt komm in die Pötte, meine Gegnerin wird sonst ungeduldig!“ „Mein Name ist Fiona“, warf ich ein. Immerhin sollte sie doch wenigstens meinen Namen kennen, wenn ich sie vom Spielfeld putzte. „Äh, okay, gut, schöner Name.“ „Oh, zu Fremden bist du also immer so nett, aber ich muss hier unter dir leiden!“ Sato warf theatralisch die Arme in die Luft und verzerrte ihr Gesicht. Felizia sah sie nur tadelnd an. „Okay, okay, ich fange ja an... Also, wenn ich die Fahne hebe, könnt ihr anfangen. Auf die Plätze...“ Ich wurde wieder nervös. „Fertig...“ Meine Hände begannen, zu zittern, und mein Herz klopfte so schnell wie ein Buntspecht, der sich gerade ein Loch in einen Baum klopfte. „Los!“ Sato hob die Fahne... und mein Herz blieb fast stehen. Ich dachte angestrengt nach. „Kleinstein, tackle es.“ Felizia legte los und ich hatte mir immer noch nichts überlegt. Was konnte Zigzachs überhaupt? „Pass auf!“, rief ich ihm zu und es wich mit einer Leichtigkeit aus, dass es mir die Sprache verschlag. „Zigzachs... Setze Ruckzuckhieb ein!“ Ich hoffte nur, dass es diese Attacke beherrschte. Zigzachs rannte dem Kleinstein im Zickzack entgegen und stieß es schließlich. Allerdings schien es Kleinstein nicht viel auszumachen. Es hatte sich in Null Komma nichts wieder in Kampfposition begeben und Felizia hatte auch schon einen neuen Befehl in petto. „Los, Kleinstein, Steinwurf.“ Ich wusste nicht, was das für eine Attacke war, aber es hörte sich nach etwas sehr Furchtbarem an, das dazu noch von oben kam. „Zigzachs, pass gut auf und... versucht auszuweichen, so gut es geht.“ Kleinstein allerdings hatte überhaupt nicht vor, Zigzachs irgendwie entkommen zu lassen. Es sah so aus, als würde es Steine in die Luft spucken, ganz viele gleichzeitig. Diese Steine fielen dicht wie Regen auf den Boden und trafen Zigzachs von allen Seitn. Einen Fluchtweg gab es praktisch nicht und so langsam geriet ich in Panik. Was sollte ich tun? „Zigzachs...“ Ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe. Und dachte nach. Irgendetwas konnte ich dich sicher tun, musste] ich tun. Zigzachs heulte vor Schmerz auf. „Zigzachs! Setz Heuler ein!“ Es gehorchte mir und stieß ein Geheule aus, das wohl nicht nur Kleinstein beeinflusste. Der Steinregen hörte auf. Yes! „Los, äh, Tackle es!“ Zigzachs schüttelte sich einige Steine vom Rücken und sprintete auf Kleinstein zu. Dieses Mal jedoch schien die Attacke besser zu wirken. Womit ich nicht gerechnet hatte, war Felizias schnelle Reaktion darauf. „Kleinstein, verwirre es und setz Intensität ein.“ Sie war ruhig und konzentriert und das bereitete mir Sorgen. Sie war sich anscheinend ihres Sieges sicher. Und ich, stellte ich fest, war hier schon am Schlottern. Kleinstein schwebte, hüpfte und rollte um Zigzachs herum. Mein armes Pokemon würde noch durchdrehen, wenn ich nicht bald etwas unternahm. Und dann kam mir die Rettende Idee. „Zigzachs, schließ die Augen.“ Vielleicht konnte ich ja doch noch den Kampf herumreißen... Kapitel 9: Eine Portion Pech gewürzt mit neuen und alten Bekanntschaften ------------------------------------------------------------------------ Die Augen geschlossen konnte Zigzachs eigentlich nicht verwirrt werden. Allerdings war da ja noch Intensität und diese Attacke hörte sich sehr... intensiv an. Kleinstein hörte auf, herumzuhüpfen und leuchtete kurz auf. Dann erschienen wie aus dem Nichts Gesteinsbrocken und fielen direkt vor Kleinstein auf den Boden. Zigzachs schaffte es gerade noch, die Augen zu öffnen, als die Gesteinsbrocken von Kleinstein aus in einer geraden Linie zu Zigzachs auf den Boden fielen. Es geschah so schnell, dass Zigzachs gar nicht mehr ausweichen konnte. Jedes Mal, wenn ein Gesteinsbrocken zu Boden fiel, krachte es sehr laut und als Zigzachs schließlich getroffen wurde, schrie ich laut auf, sprang über die Felsen vor mir und rannte zu ihm. Dass links und rechts von mir noch Steine herabfielen, ignorierte ich. „Fiona! Geh vom Kampffeld runter!“, rief Felizia mir erschrocken zu. „Es ist gefährlich, verdammt! Du wurdest fast von Steinen begraben!“ Sato meldete sich nun auch zu Wort, nur klang weniger verängstigt als wütend und besorgt. „Du kannst es in den Pokeball zurückholen, Fiona. Hör auf die beiden.“ Ich wirbelte herum. Mir war nicht aufgefallen, dass Brix ans Kampffeld herangetreten war. Er hatte Recht. Wenn ich mich auch noch in Gefahr brachte, nützte es Zigzachs auch nichts. Ich nahm den Pokeball, den ich noch in der Hand hielt und richtete ihn auf Zigzachs. Es war K.O. Daran bestand kein Zweifel. Bevor ich es zurückholte, sah ich Sato an. Sie musste es schließlich noch ansagen... Sato zuckte kurz zusammen, machte 'Ähm' und sprach endlich, dabei hielt sie eine rote Flagge hoch. „Zigzachs ist besiegt.“ Ein roter, dünner Strahl, der von meinem Pokeball ausging, verband sich mit Zigzachs und es verschwand. Dann ging ich auf meinen Platz zurück. Nun gut, dann musste eben Hydropi übernehmen. „Los, Hydropi!“ Ich warf den zweiten Ball und mein kleiner, blauer Freund erschien. Felizia sah für einen Moment etwas besorgt aus und Sato sah von Felizia zu mir herüber und wieder zurück. Das musste etwas heißen! „Und... LOS!“ Felizia hatte sofort einige Befehle zur Hand. „Kleinstein, Einigler und gleich darauf Steinwurf!“ Ihr Pokemon gehorchte, schloss die Augen und leuchtete ein wenig. Aber war das denn schon alles? Da war ja noch Steinwurf, schon wieder. Das war nicht gut, gar nicht gut. „Hydropi, setze, wenn ich 'jetzt' sage, Aquaknarre ein!“ Ich wusste zwar nicht, ob es genügen würde, aber einen Versuch war es wert, mir fiel sonst nichts anderes ein. Kleinstein ging nun zum Steinwurf über und ich spannte mich unmerklich an. Als die Stein anfingen, von oben auf Hydropi herunterzufallen, rief ich 'Jetzt'. Hydropi's Aquaknarre schleuderte die Steine zu Kleinstein zurück und dazu noch eine saftige Portion Wasser. Strike! Kleinstein wurde frontal getroffen und ging zu Boden, wo es reglos liegen blieb. Das war wohl ein Volltreffer! „Wir haben es, Hydropi! Noch einmal so gute Arbeit und wir schaffen das!“ In mir breitete sich ein Gefühl von Erfolg aus. Mir war richtig euphorisch zumute. Auch Hydropi war froh. Es hüpfte sich drehend auf der Stelle. „Kleinstein ist besiegt! Somit ist es nun an den letzten beiden Pokemon, wie der Kampf ausgeht!“ „Sato, du bist nur der Schiedsrichter, kein Kommentator“, sagte Felizia mit verschränkten Armen und schielte zu Sato herüber. „Ja ja, du Alleswisserin, mach weiter.“ Sato grinste, aus mir gänzlich unerklärlichen Gründen. Fand sie das etwa witzig? „Komm zurück, Kleinstein, das war super.“ Nun rief auch Felizia ihr erstes Pokemon zurück. „Komm raus, Nasgnet!“ Als das Pokemon erschien, dachte ich nur: Nase. Große, fette Nase. Und sie war rot. Ich verstand, warum das Ding ausgerechnet SO hieß. Es war größer als mein Hydropi und es war um einiges hässlicher. Gegen das durften wir einfach nicht verlieren. „Bereit? Gut, dann... LOS!“ Sato schien das Schreien zu lieben. Und wenn es nicht so dämlich wäre, könnte man glatt meinen, dass sie das sogar übte. Obwohl... Bei Sato konnte man es ja schon beinahe annehmen. Dieses Mal war ich etwas schneller als Felizia. „Hydropi, Lehmschelle auf die Na- äh, Augen!“ Das war's. Mein Hirn war infiziert mit diesem Nasen-Pokemon. Ich meinte, ein leises Kichern aus Richtung der Bänke zu hören... „Nasgnet, benutze Härtner.“ Als Hydropis Attacke das Nasgnet traf, sah es so aus, als hätte es Nasgnet nicht einmal gekitzelt. Verdammt. „Und jetzt, Donnerwelle!“ Donnerwelle klang gar nicht gut. Es klang nach Elektrizität und Hydropi war ein Wasserpokemon. Was sollte ich denn jetzt tun? Irgendetwas... „Hydropi... block mit Lehmschelle ab!“ Lehmschelle war eine Bodenattacke, soweit ich wusste. Elektrizität konnte Bodenpokemon doch nichts anhaben, also müsste es doch auch mit Attacken genauso sein. Zumindest hoffte ich das. Die elektrischen Wellen, die Nasgnet aussendete, wurden tatsächlich neutralisiert. Innerlich jubelte ich und nahm mir vor, Brix umzuknuddeln, sobald das hier vorbei war. „Aquaknarre!“, rief ich, denn Angriff war ja bekanntlich die beste Verteidigung. Nasgnet wich nicht aus. Felizia befahl nämlich eine Attacke, die wie 'Felsgrab' klang. Gräber waren unheimlich. Und diese Attacke wollte ich auf gar keinen Fall erleben. Noch bevor Aquaknarre Nasgnet traf, kamen plötzlich lauter Felsen dicht aneinander gedrängt von oben auf Hydropi zu und es konnte nichts machen, außer zuzusehen, wie dieses Grab auf es stürzte. Die Aquaknarre traf und wenige Momente darauf wurde Hydropi unter den Felsen begraben. „Hydropi!!“ Ich starrte den Haufen Felsen an, der mein Hydropi gefangen hielt. Wie sollte ich es da denn herausholen? Ich ballte meine Hände zu Fäusten, so fest, dass meine Fingernägel in meine Handflächen schnitten., doch das interessierte mich nur geringfügig. „Hydropi...“ „Wie es aussieht, ähm, ist Hydropi-“ Doch Sato wurde durch einen dicken Strahl Wasser, der noch einige von den Steinen wegfliegen ließ, unterbrochen. Wir drei, Felizia, Sato und ich, weiteten entsetzt die Augen, als die Steine – einige so groß wie Medizinbälle – knapp an Sato vorbeiflogen. „Sato, ist alles in Ordnung?“, rief Felizia besorgt. „Nein.“ Satos Stimme klang um einige Oktaven höher. „Alles... alles gut, nichts passiert, hähä.“ Ich machte mir jetzt sogar noch mehr Sorgen. So konnte sie doch nicht mehr richtig erkennen, wann sie einsetzen sollte. Das war ein Schock. Felizia schien derselben Meinung zu sein. „Sato, geh da weg und setze dich zu dem jungen Herren da hinten. Keine Widerrede, geh schon.“ Sato drehte sich auf der Stelle um und schlurfte zu den Bänken, auf denen Brix saß. Gesessen hatte, denn er stand mittlerweile am Kampffeldrand. „Ich heiße Brix“, sagte er, wahrscheinlich, um nicht mehr 'junger Herr' genannt zu werden. Verübeln konnte man es ihm nicht, es hörte sich schließlich ziemlich alt an. „Hydropi!“ Ich riss meinen Kopf so schnell herum, dass es anschließend schmerzte, aber das war egal. Hydropi stand wackelig neben dem Felsgrab und wedelte etwas abgehackt mit seiner hinteren Flosse. Mir stiegen fast die Tränen ins Gesicht, weil ich so erleichtert war. „Hydropi...“ Auch Felizia hatte sich wieder dem Kampffeld zugewandt. „Ich mache den Richter, wenn ihr wollt.“ Brix lächelte wieder, dieser Bastard. Felizia nickte Brix zu und er sah mich kurz an, bevor er anfing. „Gut, dann, auf die Plätze... Fertig... Los!“ Er entfernte sich einige Schritte, blieb dann stehen und sah aufmerksam zu. „Hydropi, Blubber!“ Lauter Blasen tanzten um Nasgnet herum und trafen es. Sie richteten genug Schaden an. Ich sah, wie Felizia sich auf die Unterlippe biss. „Nasgnet, Steinhagel!“ Ich hätte so etwas befürchten müssen. Dabei war Hydropi so schon lädiert und fertig. Zu meiner Verblüffung wendete Nasgnet es bei sich selbst an und ließ dadurch die übrigen Blasen platzen, indem sehr viele Steine, so groß wie Handbälle, auf den Boden knallten. Jedoch war auch Hydropi betroffen. Es wurde drei Mal von einem dieser Steine gestreift und sah nun noch schlimmer aus als vorher schon. „Hydropi, setz schnell Lemschelle ein, bevor es reagieren kann!“ Mein Plan ging auf – ich war erstaunt. Hydropi traf Nasgnets Augen, woraufhin es ein paar Schritte zurück taumelte, stehen blieb und sich schüttelte. „Hydropi, Aquaknarre, die volle Ladung, aber lauf um es herum, während du es nass machst!“ Obwohl Felizia Nasgnet die Richtung nannte, traf Hydropi es und es fiel tatsächlich um. Ich freute mich schon innerlich, aber warum sagte Brix denn nichts? Als ich wieder zu Nasgnet sah, fielen mir fast die Augen heraus. Es stand wieder und Felizia ließ es auch schon einen neuen Befehl ausführen, nämlich Donnerwelle. Die Attacke traf Hydropi und es rührte sich nicht mehr, es blieb einfach stehen, nicht imstande, auch nur einen Muskel zu bewegen. „Hydropi, was ist los? Beweg dich! Schnell, bevor es zu spät ist!“ Ich war hilflos, Hydropi war hilflos und ich hatte gar keine Ahnung, was ich tun sollte. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als zu warten... „Nasgnet, Felsgrab. Noch einmal hält es das nicht aus“, befahl Felizia. Sie sah immer noch sehr ruhig und konzentriert aus. Eigentlich konnte ich es aufgeben, Hydropi würde es wahrscheinlich nicht mehr schaffen und ich wollte nicht, dass es noch einmal unter diesem Steinhaufen begraben wurde. „Hydropi, lass uns aufgeben. Bevor du noch mehr verletzt wirst...“ Ich hatte schon meinen Pokeball gehoben und wollte Hydropi zurückrufen, bevor die Steine und Felsen, die bereits über ihm schwirrten, es trafen, doch Hydropi sprang zur Seite und der Strahl ging daneben., ebenso wie die Felsen, nur ein etwas größerer Stein streifte es, wodurch es kurz gezwungen war, auf die Knie zu gehen. „Hydropi!“ Felizia war genauso verblüfft wie ich auch, allerdings hatte ich nicht so viel Zeit, um glotzend in der Gegend rumzustehen. „Aquaknarre, schnell!“ Als Hydropi einen großen Strahl Wasser auf Nasgnet abfeuerte, es traf und Brix „Nasgnet ist K.O. Fiona hat den Kampf gewonnen“ rief, konnte ich mich immer noch nicht bewegen. Bis Hydropi plötzlich ebenfalls umkippte. „Nein!“ Ich sprang erneut über die Felsen vor mir und rannte zu ihm, schmiss mich auf die Knie und stellte fest, dass es bewusstlos war. Ich nahm es in meine Arme und tätschelte es. „Das hast du toll gemacht, Hydropi...“ „Fiona! „ Brix war wieder schneller als der rote Blitz bei mir und kniete sich neben mir hin. „Das war wirklich klasse, aber ich würde vorschlagen, wir besuchen das Pokemoncenter. Dort bekommen die dein Hydropi im Nu wieder hin, na?“ Er lächelte mich warm an. Das genügte schon. Wenn Brix sagte, dass Hydropi wieder in Ordnung sein würde, dann war das auch so. Da sich Brix schon die Mühe gemacht hatte, zu mir auf das Kampffeld zu kommen, konnte ich ihn genauso gut hier knuddeln, oder? Also hielt ich Hydropi mit einer Hand fest und drückte Brix kurz mit der anderen an mich. Brix sah sehr überrascht aus. Ich hustete und ließ Brix auch schon abrupt los. Das tat ich nur, weil ich so nett war, nicht dass er sich noch daran gewöhnte. Glücklicherweise kam Felizia auch schon zu uns heran und ich brauchte mir nichts einfallen zu lassen. „Nun, du hast gewonnen-“ „Und somit dein großartiges Können und deine begnadete Kombinationsgabe unter Beweis gestellt, bla bla, ist doch unwichtig“, unterbrach Sato Felizias kleine Rede. Sato war ebenfalls herangekommen und grinste wieder so breit, dass es schon vom bloßen Zusehen wehtat. Also war alles wieder in bester Ordnung. „Sato...“ Felizia hatte die Augen geschlossen und wenn mich nicht alles täuschte, formte sie stumm die Zahlen von eins bis zehn mit dem Mund. „Schon gut, schon gut, fahr fort.“ Sato rollte nur mit den Augen und sah uns alle weiterhin mit einem Lächeln an. „Nun gut, überspringen wir diesen Teil“, sagte Felizia schließlich mit einem Seitenblick zu Sato. „Du erhälst den Steinorden als Zeichen für deinen Sieg.“ Sie öffnete ihre ausgestreckte Hand, auf der ein grauer, seltsam aussehender Orden lag, den ich vorsichtig nahm und betrachtete. „Herzlichen Glückwunsch.“ Felizia lächelte mich nun auch an und ich erwiderte es langsam. Es war seltsam, wie schnell so etwas ging. Kaum hatte ich als Trainerin angefangen und schon hatte ich einen Orden. Einen richtigen Orden... „Hey, ich mag euch, lasst euch doch irgendwann wieder hier blicken! Besucht uns mal“, meinte Sato enthusiastisch. „Dann können wir euch ganz tolle Orte hier zeigen. An einigen dieser Orte sind wir sehr gerne, wisst ihr-“ „Sato.“ Angesprochene verstummte sofort, fing sich dann wieder und grinste uns unschuldig an. „Vielen Dank für diesen tollen Kampf, also dann... viel Erfolg auf eurer weiteren Reise. Auf wiedersehen!“ Brix und ich verabschiedeten uns uns von den beiden und gingen. Es war immer noch ziemlich warm draußen. Ich fühlte mich sehr erleichtert und seltsam entspannt nach diesem Kampf. Mich bedrückte nur der Zustand von meinem Hydropi. „Danke.“ Brix sah mich irritiert an. „Bitte?“ „'Danke' hab ich gesagt, du hast mir beim Training geholfen und nur deswegen habe ich letztendlich gewonnen, also wollte ich mich dafür bedanken... ähm, vergiss es.“ Peinlich. Ein anderes Wort kam ja gar nicht in Frage. „Wie süß.“ Okay, nach Brix kam doch ein anderes Wort in Frage, was meiner Meinung nach allerdings dasselbe bedeutete. „Ich bin nicht süß!“, protestierte ich. So etwas sollte verboten werden, besonders wenn man danach auch noch rot wie eine Paprika anlief. „Ach komm, du magst doch Komplimente! Sonst würdest du nicht jedes Mal rot werden.“ Brix grinste. Fies. Ich sah ihn mit einem Gleich-ist-meine-Faust-in-deinem-Gesicht-Blick an. Hoffte ich zumindest. „Wie auch immer“, meinte ich dann und drückte Hydropi an mich. Brix hatte gesagt, dass es ich mir keine Sorgen machen musste. Seltsamerweise wirkte es auch. „Glaubst du, dass Mr. Schneider schon in seiner Hütte ist? Wir könnten ja nach dem Pokemoncenter gleich zu ihm gehen“, schlug Brix vor. „Ja, ich war schon lange nicht mehr bei ihm. Früher bin ich immer mit Kevin...“ Ich stoppte, noch bevor ich den Satz beendet hatte. „Ähm, ich habe immer gerne mit Pecko gespielt. Damals war es auch noch jung.“ Brix tat das, was er am besten konnte: Lächeln. Obwohl ich das gerade nicht erwartet hatte. Sonst war er doch nicht erfreut gewesen, als ich ihn mit Kevin verglichen hatte. „Du hast Kevin also nicht von Anfang an gehasst?“ „Ähm... nein.“ Eigentlich war das schon weit mehr, als ich Brix verraten wollte, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Trotzdem waren es zwei ganz verschiedene Dinge, an Kevin zu denken und von ihm zu sprechen. „Da ist das Pokemoncenter“, sagte Brix plötzlich. Ich war erleichtert, nicht mehr darüber sprechen zu müssen und Hydropi endlich behandeln lassen zu können. Es dauerte auch gar nicht lange, da war Hydropi dank Schwester Joys Pflege wieder fit. Auch Zigzachs ging es wieder blendend. Als ich meine beiden kleinen Freunde wieder in ihre Bälle gerufen hatte, machten wir uns schließlich auf den Weg zum Wald. Mittlerweile fand ich den Wald nicht mehr so schlimm wie anfangs, allerdings war ich immer noch sehr misstrauisch. Kaum, dass wir den Wald betreten hatten und ein wenig hineingegangen waren, hörten wie einen Ast knacken. „Ich habe dir doch gesagt, dass es der falsche Weg war! Du solltest ab und zu Mal auf mich hören, Michiru! Uns hätte sonst was passieren können! Du hast nicht vergessen, dass Schwalbinis sehr aggressiv sein können?“ Ich zuckte zusammen und hielt mich an Brix' Schulter fest, bis zwei Personen aus dem Gebüsch auf den Weg traten. Was sollte das denn? Skeptisch hob ich die Augenbrauen und ließ Brix los. „Terry, sei still, wir sind wieder auf dem Weg, okay? Uns ist nichts passiert, also lass es bitte sein.“ Das rothaarige, junge Mädchen fasste sich an die Stirn. Sie war fast ganze drei Köpfe kleiner als der schwarzhaarige Junge, den sie ansprach. „Wir unterbrechen ja nur sehr ungern eure Diskussion, aber wir wollten eigentlich vorbei“, sagte ich. Jetzt war es aber genug, der arme Junge. Er sah aber älter aus als wir alle. Seltsam. Beide drehten sich zu uns um und starrten uns an. Das Mädchen allerdings ließ sich dadurch nicht verwirren. „Oh, Entschuldigung, wir haben vorhin einen kleinen Umweg gemacht. Mein Name ist Michiru und das ist Terry“, stellte sie sich und ihren Begleiter vor. „Ich bin Brix“, erwiderte Brix. „Fiona.“ Kurz und schmerzlos. Man musste ja keine unnötigen Worte vergeuden. „Hey, ihr seid auch Trainer, oder? Dann können wir ja kämpfen!“ Michiru schien in ihrem Element zu sein, so begeistert war sie. „Äh, nein, tut mir Leid, ich habe gerade einen schrecklich anstrengenden Kampf hinter mir und meine Pokemon sind noch etwas erschöpft. Brix kämpft nicht, nicht wahr?“ Brix nickte mir zu. „Wohin seid ihr denn unterwegs?“, fragte er dann Michiru und Terry. „Wir wollten zu Professor Birk, wir haben eine Lieferung, er kennt meinen Vater“, erklärte Michiru, während Terry uns nur misstrauisch ansah. Irgendwie mürrisch, der Kerl. „Professor Birk? Oh, dann wollt ihr nach Wurzelheim. Er ist mein Vater.“ Michiru und Terry fielen ja schon fast die Augen heraus. „Was? Dein Vater? Ist ja irre. Und wo wollt ihr hin, nicht zufällig auch nach Wurzelheim?“ „Nein, wir wollen zu Mr. Schneider, er wohnt in der Nähe von Blütenburg City“, sagte ich, „Aber wir müssen in dieselbe Richtung.“ „Super!“ Michiru sah erst fröhlich aus, dann schien ihr etwas einzufallen, denn sie drehte sich zu Terry. „Schau bitte nach dem Ei, wir müssen es ja regelmäßig herausholen.“ „Hn.“ Terry schien nicht sonderlich gesprächig. Zumindest nicht, wenn Fremde dabei waren. Lernte ich denn nur seltsame Leute kennen? Just in dem Moment, in dem Terry das Ei herausgeholt hatte, fing die Erde an, zu beben. Ich hielt mich an Brix fest, Michiru schwankte einen Moment und fiel dann um, während Terry mit dem Ei in den Händen versuchte, zu Michiru zu torkeln. Kurz bevor er sie erreichte, schossen zwei Pokemon an ihnen vorbei und schnappten sich das Ei. Sie verschwanden im Gebüsch und sofort hörte das Erdbeben auf, dafür hörte man jetzt das Geräusch eines Hubschraubers am Himmel und tatsächlich flog ein roter Hubschrauber direkt über uns hinweg. „Das war Team Magma“, sagte Michiru ernst, ohne den Blick vom Himmel zu nehmen. „Hä?“ Ich schien nicht ganz auf dem Laufenden zu sein. Brix und Terry hingegen sahen genauso ernst drein wie Michiru. Bei mir machte es dann schließlich doch klick. „Team Magma... Das ist doch so etwas wie diese Team Aqua-Idioten, oder? Haben die eigentlich alle so bescheuerte Namen?“ Brix kicherte kurz. „Ja, das ist die zweite große Verbrecherorganisation. Sie arbeiten gegeneinander, also Team Aqua und Team Magma.“ Woher wusste er all das? „Terry, sie haben das Ei! Wie sollen wir sie finden?“ Terry hatte seine Arme verschränkt und sah Michiru abwartend an. Ich tauschte einen Blick mit Brix, der die Schultern hob. Scließlich seufzte Michiru. „Egal, was wir machen, sie können fliegen und wir nicht. Wir können sie nicht einholen... Verdammt!“ „Vielleicht treffen wir ja noch einmal auf Team Magma. Ihre Überfälle sollen ja zugenommen haben, jedenfalls Mickys Aussage nach“, warf Brix ein. Er hatte ihn tatsächlich Micky genannt. Ich konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken. „Hoffen wir's.“ „Das wird doch sowieso nicht klappen. Was sollen wir denn tun? Ihre Gedanken lesen und so den Standpunkt des Eis herausfinden? Bis wir ein Team Magma Mitglied finden, haben sie das Ei schon längst untersucht und bestimmt schon zum Schlüpfen gebracht, oder weggeworfen. Das bringt alles nichts!“ Oho, Terry war also nicht so der große Optimist. Seltsamer Kerl. Aber er hatte nicht ganz unrecht. Es war so gut wie unmöglich, das Ei zurückzuholen., „Terry!“ Michiru sah Terry streng an, der hielt jedoch nur weiterhin die Arme verschränkt und sagte nichts. „Wollt ihr nicht mit uns kommen? So eine Reise tut vielleicht ganz gut und eventuell bekommt ihr euer Ei ja doch wieder“, schlug Brix vor. Ich war zwar immer noch skeptisch, weil wir die beiden kaum kannten, aber etwas sagte mir, dass die beiden okay waren. „Aber wenn ihr hier wegwollt, müsst ihr doch die Fähren nehmen und die sind in der anderen Richtung.“ Michiru konnte ja nicht wissen, dass Mr. Schneider uns kostenlos übersegeln wollte. „Mr. Schneider bringt uns rüber, sobald es seinem Fuß besser geht, er besitzt ein ganz schönes Schiff.“ Nach einer kurzen Überlegung entschieden sich die beiden, uns zu begleiten, wobei Terry nicht sehr glücklich damit aussah. Es dauerte auch nicht lange, da sahen wir die Hütte am Strand. Wir waren also endlich da. „Was passiert denn da?“, fragte Michiru plötzlich, in die Ferne zum Strand deutend. Man konnte vier Personen und fünf Pokemon erkennen, die gegeneinander kämpften. Das wäre ja alles nicht so tragisch, wenn wir die roten Anzüge nicht erkannt hätten. „Los, Terry, hinterher!“ Michiru schnappte sich Terrys Arm und zog ihn mit zum Schauspiel. Brix und ich überlegten nicht lange und folgten den beiden. Als wir näher kamen erkannte ich auch den, der sich da mit Team Magma angelegt hatte. Blonde Haare zu einem längeren, dünnen Zopf gebunden, grüne Augen... Sobald wir da waren, registrierten die Team Magma Mitglieder, dass sie in der Unterzahl waren. Sie befahlen einem ihrer Pokemon, einen dunklen Nebel zu erzeugen und erst, als Brix sein Natu herausholte und es den Nebel entfernte, sahen wir, dass sie verschwunden waren. Nur noch der Blondie war da. Und eben dieser Blondie drehte sich nun zu mir um . „Yo, Fionachen, lange nich' geseh'n.“ Ich schüttelte nur den Kopf, bis ich bemerkte, dass mich alle anstarrten. Ich seufzte. Da musste wohl eine Erklärung her. „Das“, ich deutete auf den Blondie, „ist mein Bruder.“ Zur Antwort grinste mein Bruder alle der Reihe nach an und wuschelte mir durch die Haare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)