Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 145: 13.5.2024: Regenbogen ---------------------------------- „Er hat meinen Großvater bis zum Herzinfarkt getrieben und wir können froh sein, dass er nicht über den Regenbogen gegangen ist!“, rief Ben verteidigend aus und ballte die Fäuste. Er zitterte vor Wut und Verzweiflung am ganzen Körper und Jenny dachte an den Moment zurück, in dem Bens Großmutter ihn angerufen und ihm gesagt hatte, dass sein Großvater ins Krankenhaus gekommen war. Innerhalb weniger Sekunden schien er um Jahre gealtert und all die frühere Fröhlichkeit aus ihm verschwunden - selbst jetzt noch, als der Schuster längst wieder im Laden stand. Jenny trat einige Schritte auf Ben zu und legte ihm die Hand an den Oberarm, aber er entzog sich ihrer Berührung. Hellen schaute ihn an und konnte in seinem Blick lesen. „Sprich es aus: Deinen Vorwurf, dass nicht mal ich, als Richards Freundin, ihn stoppen konnte“, meinte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ben funkelte sie an, aber er behielt seine Worte für sich. „Es ist nicht meine Schuld“, sagte Hellen mit Nachdruck und er presste die Kiefer aufeinander, dass Jenny fürchtete, er würde sich dabei sämtliche Zähne brechen. Es kostete ihn einiges an Überwindung und tiefen Atem, um sich zu beruhigen und schließlich einzusehen, dass er jemandem die Verantwortung aufgedrückt hatte, der sie nicht verdient hatte. „Du hast recht“, meinte er endlich und ließ den Kopf hängen, ehe er sich schwerfällig auf den Sessel fallen ließ. „Ich hab dich im Endeffekt nur ausgenutzt, aber je schlechter es meinen Großeltern ging, desto mehr musste ich was an der Situation ändern. Nur waren mir die Hände gebunden!“, sprach er voll Kummer und rang die Hände. Er schaute zu Hellen, die noch immer unverändert am Fenster stand und erneut sank sein Kopf nach vorn. „Aber das ist keine Entschuldigung“, murmelte er und ihm wurde bewusst, wie enttäuscht seine Großeltern wären, wenn sie von seinem Verhalten erführen. Scham kam in ihm auf und er musste sich eingestehen, dass er sich beim Blick in den Spiegel manchmal selbst nicht mehr erkannte. Er hatte immer gemerkt, dass Hellen nur aus dem Wunsch nach Freundschaft Zeit mit ihm verbracht hatte und es war ihm zunehmend recht gewesen. Trotzdem trafen ihn ihre Worte, weil sie das bestätigten, was er so lange aus seinem Selbstbild verdrängt hatte. „Vielleicht bin ich sogar selbst Schuld. Du hast mir eigentlich ja schon vor unserem ersten richtigen Gespräch gezeigt, wie du drauf bist und ich war trotzdem so naiv, dir zu vertrauen. Das wird mir für die Zukunft eine Lehre sein“, kehrte sie ihm wieder den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Was für eine Ironie, dachte sie, dass sich in diesem Moment ein riesiger Regenbogen über die Stadt zog. Bunt und schön und scheinbar vollkommen. Ein Teil von ihr wünschte sich, dass er ein Zeichen war, dass sich nun alles zum Positiven wenden würde, aber der Rest von ihr war sicher, dass es nur noch weiter bergab gehen konnte. Sie schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, als Ben zu einer Entschuldigung ansetzte. „Ich wills nicht hören“, murmelte sie und hörte sein Seufzen. Jenny, die inzwischen auf der Sessellehne Platz genommen hatte, beobachtete die Situation stumm und fragte sich, welchen Ausweg es geben könnte. Ben verwandelte sich immer mehr in einen Menschen, von dem sie nicht wusste, ob sie wirklich eine Beziehung mit ihm führen wollte und Hellen hatte sich so abhängig von ihrem Exfreund gemacht, dass sie jetzt vor dem Nichts stand. Aber es war ja auch Dauerzustand, sie auf ihrer Couch schlafen zu lassen. „Ich koch uns mal einen Tee“, erhob sie sich schließlich, um etwas gegen die Untätigkeit zu machen und blieb doch stehen, als Ben plötzlich wieder das Wort an Hellen richtete. „Warum bist du jetzt hier? Was ist nach unserem Streit passiert?“, waren die Abwehr und Verzweiflung aus seiner Stimme verschwunden. Er klang ehrlich interessiert und auch besorgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)