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Gut + Böse = Gleichgewicht

von

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Alles autonym

Noch eine kurze Erklärung vorab: autonym = eine entgegengesetzte Bedeutung haben

also bedeutet "Alles autonym" nichts anderes als "Alles gegensätzlich" ^^ (ich habe das Prädikat bewusst weggelassen =))
 

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Damals war alles leichter. Als wir alle noch sorglose, kleine Kinder waren, die noch an den Weihnachtsmann glaubten und fröhlich in den Tag hineinlebten.

Doch jetzt war alles anders, kompliziert und gar nicht mehr leicht.

Man war stets unsicher, was die Gesten und Mimiken der anderen zu bedeuten hatten, wusste nicht mehr ein noch aus, wurde - besonders als Mädchen - ziemlich schnell zickig und konnte nichts gegen das Gefühlschaos tun, das in einem anschwellte.
 

So erging es jedem - und ich war da leider keine Ausnahme.

Sogar meine Freunde schienen sich nicht mehr sonderlich für mich zu interessieren. Wen wunderte es denn? Ich war schließlich total in mich gekehrt und redete kaum noch mit ihnen, weil mich diese Themen, die sie besprachen, einfach nicht interessierten.

Ich war selbst Schuld daran.
 

Irgendwann war da diese Glaswand, die alle aus meiner Welt aussperrte, ob ich es nun wollte oder nicht, spielte keine Rolle.

Sie wurde jeden Tag dicker und trüber und bald würde man gar nicht mehr hindurch sehen können.
 

Was sollte ich denn machen? Ich konnte mich schließlich nicht einfach so mir nichts dir nichts ändern und plötzlich auf alle zugehen und Freundschaften schließen, mich mit ihnen über Jungs, Schminke und die neuesten Moden unterhalten. Es ging nicht, weil ich diese Themen überhaupt nicht ausstehen konnte. Und für Jungs interessierte ich mich auch nicht.
 

Schade nur, dass mich das anscheinend zu langweilig machte, um sich mit mir zu beschäftigen, aber wenn man mal etwas in der Schule nicht verstand, kam man dann auf allen Vieren zu mir angekrochen und bettelte um Hilfe.
 

Es geht eben doch nicht immer bergauf. Irgendjemand sagte mal, dass man manchmal erst tief sinken muss, damit es überhaupt vorwärts geht.

Vielleicht war das ja auch bei mir gerade so? Vielleicht musste ich jetzt meinen Tiefpunkt erreichen, damit ich weitermachen konnte.
 

"Hey, Susi"

Gabrielle kam zu meinem Tisch hinüber und grinste mich breit an.

"Rate mal, was wir heute in der sechsten Stunde haben!", forderte sie mich begeistert auf.
 

Gabrielle war eine sehr nette Mitschülerin von mir, die andauernd alle mit ihrer guten Laune ansteckte - mich eingeschlossen.

Sie sah fast aus wie ein Engel, mit ihrem gold-blonden, gelockten Haar. Ich konnte mir denken, warum ihre Eltern sie 'Gabrielle' genannt hatten. Der Name einer der vier Erzengel - Gabriel.
 

Zurück zur Frage: Wenn sie schon so enthusiastisch und euphorisch angewuselt kam und dann so eine Frage stellte, konnte das nur heißen, dass wir die sechste Stunde frei hatten.

Das hieß, Chemie fiel aus.

Yes! Dieses verdammte Fach sollte sowieso abgeschafft werden! Wie gut nur, dass ich nächstes Jahr endlich meinen Fächer selbst wählen konnte, da war ich nämlich in der Sekundarstufe zwei, in der Oberstufe - mit eigens von mir gewählten Fächern!
 

Ich blinzelte. Ach ja, wie wäre es mal mit antworten?

"Sechste frei?", erwiderte ich langsam, nachdem Gabrielle mich schon äußerst ungeduldig musterte und nervös mit einer ihrer Haarsträhnen spielte.

"Bingo! Und weißt du auch, was das bedeutet?"

Sie stützte sich mit den Händen an meinem Tisch ab.
 

Wo waren wir denn hier? Bei 'Ich frage, du antwortest'? Sie sollte das Versteckspielen langsam mal sein lassen.

Oder hatte ich irgendetwas Wichtiges vergessen? War unsere Clique heute verabredet? Oder machten wir heute einen Ausflug?

Nein, den Ausflug machten wir erst nächste Woche, das wusste ich ganz sicher. Aber was war es dann?
 

Gabrielle schien zu ahnen, dass ich gerade verwirrt war (oder es war einfach eine rethorische Frage), denn sie redete einfach weiter.
 

"Das heißt, ich lade dich zu einem Eis ein", teilte sie mir heiter mit.
 

Okay... das war ja nett... wenn ich Eis mögen würde.

Ich konnte ihr doch jetzt nicht einfach sagen, dass ich keine Lust hatte! Wenn jemand nett zu mir war, konnte ich das doch nicht so ungalant ablehnen!

Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihre gute Laune in Stücke zu schlagen.

Aber eine viel wichtigere Frage drängte sich mir auf und machte mich stutzig.
 

Warum ich?

Warum wollte sie ausgerechnet mich zum Eisessen einladen? Ich meine, ich war doch langweilig, schweigsam und nicht gerade sozial, jedenfalls nicht zu allen.

War ich denn irgendwann irgendwo irgendwie nett zu ihr gewesen?
 

Gabrielle sah mich immer noch abwartend aus braunen Glubschaugen an und strich einige ihrer Strähnchen, die immer in ihre Sicht fielen, aus dem Gesicht.
 

"Ähm"
 

Super, Susanne! Das hast du toll gemacht! Gabrielle wird durch dieses höchst eloquente 'Ähm' überwältigt sein! Durch diese total effiziente Antwort wird sie sicherlich sofort darauf kommen, dass du kein Eis magst!

Manchmal könnte ich wirklich meinen Kopf auf die Tischplatte hauen, damit meine Gehirnzellen wieder wachgerüttelt würden, aber der Tischplatte zuliebe tat ich es nicht.
 

Gabrielle schien etwas verwirrt - weil ich verwirrt war, schätzte ich. Mich einen Moment lang unsicher ansehend, setzte sie doch wieder zum Reden an.
 

"Magst du etwa kein Eis?"
 

Mitten ins Schwarze. Kannte sie mich so gut, dass sie es aus meiner Reaktion schloss, oder hatte sie einfach drauflos geraten?

Und ich war jetzt schon wieder ratlos. Das ging mir langsam aber sicher auf die Nerven. Ich hasste es, ratlos zu sein!

Also nickte ich einfach. Wenn man ehrlich war, lief doch meistens alles gut. Jedenfalls hatte meine Mutter mir das so eingetrichtert.
 

Gabrielle schien zu überlegen, dann sah sie mich wieder mit diesem Funkeln in ihren Augen an.

"Dann ins Café? Irgendwas wirst du dort doch sicher mögen!", schlug sie strahlend vor und ich konnte nicht umhin, auch zu lächeln.
 

Ich beschloss, meine Fragen erst einmal zur Seite zu schieben und nickte. Gute Dinge passierten eben auch Mal und warum sollte man sie dann ausschlagen?

Gabrielles Grinsen wurde - wenn überhaupt möglich - noch eine Spur breiter und bald erinnerte sie mich an eine Mischung aus Honigkuchenpferd und Grinsekatze.
 

"Gabi! Komm mal", rief Maike, meine ehemals beste Freundin, obwohl ich langsam anfing zu glauben, sie ist niemals meine beste Freundin gewesen.

Meine Theorie war, dass ich nur eine 'Übergangsfreundin' für sie war, die man nur solange braucht, bis man eine bessere gefunden hat.

Ich mochte sie zwar immer noch, aber es war einfach nicht mehr das Selbe zwischen uns. Wir fanden kaum noch Gesprächsthemen, aufgrund unserer verschiedenen Interessengebiete, die Atmosphäre war deshalb ziemlich unangenehm und sie hatte eine neue beste Freundin: Lisa.
 

Obwohl ich immer noch etwas traurig darüber war, hatte ich das Gefühl, dass ich bald darüber hinweg sein würde. Maike stand mir nicht mehr nahe genug, um sich großartige Sorgen um sie zu machen oder etwas mit ihr unternehmen zu wollen.
 

Als ich aufsah, war Gabrielle schon längst 'drüben'. Auf der anderen Seite der Glaswand.

Noch war die Glaswand mit einer Tür versehen, durch die einige Menschen hindurch kamen, wenn sie nur lange und gut genug suchten, aber diese Tür wurde immer schwerer, das Schloss rostete und bald würde man sie gar nicht mehr öffnen können.
 

Welch poetische Philosophie! Ich sollte mich mit Platon, Hildegard von Bingen und Goethe zusammensetzen und einen munterlustigen Philosophierabend veranstalten!
 

Ich ließ meinen Blick durch die Klasse schweifen.

Maike und Lisa standen in einem Kreis mit den anderen gackernden Weibern und Gabrielle.

Ich konnte wirklich nicht verstehen, was Gabrielle an denen noch fand.

Mal abgesehen von Nicole - eines der Mädchen dort, mit denen man sich noch über normale Themen unterhalten konnte - waren alles hinterhältige Schlangen.

Zu erst nutzen sie dich aus und bei passender Gelegenheit lassen sie dich einfach fallen, werfen dich weg, wie eine leere Küchenrolle, die ihren Nutzen erfüllt hat.
 

Maike war da nicht anders, seit sie mit Lisa in dieser Clique war und das fand ich wirklich traurig, wo Maike doch einmal richtig nett gewesen war.
 

Gabrielle war mitunter die einzige, die es nicht deutlich zeigte, wie sehr ich ihr den Buckel runterrutschte.

Vielleicht habe ich mich ja deshalb in die verliebt. Und das war ein fataler Fehler.

Erstens war Gabrielle bestimmt nicht 'andersrum' und zweitens würde ich sie dann doch nur vergraulen - und das wollte ich nicht.
 

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, kam Gabrielle zu mir angedackelt und grinste mich wieder einmal an.

Da musste man doch misstrauisch werden.

Elegant hob ich eine Augenbraue und musterte sie skeptisch.
 

"Nun schau doch nicht so! Ich wollte dir doch nur sagen, dass ich die anderen für heute aus unserer Nähe verbannt habe - die gehen alle ins Kino, in irgendeine dämliche Schnulze", erzählte Gabrielle vergnügt und zog einen Stuhl zu mir heran, um sich setzen zu können.
 

Das war eine gute Nachricht. So waren die ganzen Schnepfen wenigstens nicht da, um meine Laune zu verderben.
 

Gabrielle fing an, auf mich einzureden. Sie erzählte irgendetwas von dem Ausflug nächste Woche.
 

Gähnend sah ich aus dem Fenster und stützte meinen Kopf mit der Hand.

Die Sonne gab sich ordentlich mühe, auch die letzten Winkel der Erde zu beleuchten, um sich ihrer zu erfreuen, Wolken gab es fast gar nicht und die Bäume wiegten sich sanft im Wind.

Super Wetter also. Ein Grund mehr, sich widerstandslos von Gabrielle in die Stadt schleifen zu lassen.
 

Abwesend lauschte ich Gabrielles Stimme, die nicht aufhörte, mich zuzutexten, und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Züge, das bis zum Ende der Pause anhielt.
 

***
 

"Ihre Bestellung, bitte"

Wir saßen in einem kleinen, grünen Café, ganz weit weg vom Kino und eine Kellnerin in einem netten, grünen Outfit wartete geduldig auf unsere Bestellung.

Die runden - ebenfalls grünen - Stühle hätten etwas bequemer sein können, aber alles in Allem war es okay hier.
 

"Eine Heiße Schokolade, bitte", bestellte Gabrielle.

Die Kellnerin schrieb es hastig auf ihren Notizblock und sah anschließend mich fragend an.

"Kaffee, schwarz", erwiderte ich knapp und wandte mich wieder meiner Begleiterin zu.
 

Kaum war die Kellnerin verschwunden, fing Gabrielle an zu erzählen. Sie redete und redete von allem Möglichen. Von ihren nervenden Cousins, von ihrer Mutter, die ihr nicht erlauben wollte, alleine in die nächste Stadt zu fahren und von diversen anderen Dingen, wie der nächste gute Kinofilm, bis ich sie schließlich stoppte und nicht nur mir einen Gefallen tat (wenn man sich die Gäste im Restaurant ansah, die alle schon kurios in unsere Richtung schielten).
 

"Also, warum wolltest du unbedingt, dass ich mit dir komme? Ich meine, ich verhalte mich weder dir gegenüber noch irgendwem anders gegenüber sozial. Ich verstehe das einfach nicht... Warum ich?"
 

Eigentlich wollte ich nicht so gemein sein und so eine Frage stellen, aber sie drängte sich mir einfach auf und ich wollte es wissen.

Mögen konnte sie mich nicht, oder? Wer würde schon so ein mürrisches und schweigsames Mädchen wie mich mögen? Das dazu noch homosexuell war und 'unter keinen Umständen in unsere Gesellschaft integriert werden kann', wie eine meiner Klassenkameradinnen einmal gesagt hat.

Niemand wusste es. Nicht einmal meine Eltern, aber das war auch gut so, obwohl meine Eltern sehr tolerant waren und es sicher akzeptieren würden.
 

"Ähm...", zögerte Gabrielle.
 

Leider wurde ihr eine Antwort erspart, da die Kellnerin mit unseren Getränken auftauchte und sie uns mit einem 'Bitte sehr' auf den Tisch stellte, bevor sie uns einen guten Appetit wünschte und wieder davonhuschte.
 

Gabrielle schien diese Unterbrechung sehr zu begrüßen. Sie wollte anscheinend nicht antworten und ich hakte auch nicht weiter nach.

Wenn es ihr unangenehm war, dann wollte ich sie deswegen nicht aus dem Konzept bringen.
 

Sie nahm ihr Portmonee und legte das Geld für unsere Getränke auf den Tisch, während ich an meinem Kaffee nippte.

Lange sah sie das Geld nachdenklich an.
 

"Warum hat eigentlich alles zwei Seiten...?", fragte sie plötzlich und ich war im ersten Moment mit dieser Frage völlig überfordert.

Bitte was wollte sie?
 

"Äh?", brachte ich nur heraus und stellte meine Kaffeetasse, aus der ich gerade eigentlich einen Schluck nehmen wollte, wieder auf den Tisch zurück.
 

Gabrielle schenkte mir ein schwaches Lächeln.

"Warum gibt es immer zwei Seiten...? Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Licht und Dunkelheit, Glück und Pech, Liebe und Hass...? Warum gibt es nicht auch mal eine einzige Seite? Warum hat alles zwei Gesichter?"
 

Obwohl diese Fragen sehr philosophisch waren und ich grundsätzlich nicht philosophierte, dachte ich darüber nach. Nur Gabrielle zu liebe.
 

Sie hatte Recht. Für alles gab es ein Gegenstück - einen Ausgleich. Etwas, das das andere zum kompletten ganzen machte.

War es denn nicht logisch so? Wenn es kein Gegenstück gäbe, gäbe es auch keinen Ausgleich und es würde Chaos herrschen. Im Grunde war es wie eine mathematische Gleichung.
 

Gut + Böse = Gleichgewicht
 

Und wenn einer der Faktoren nicht da wäre oder überwiegen würde, dann gäbe es kein Gleichgewicht.

Also war Böse nicht immer so böse, wie ich immer dachte.

Welch revolutionäre Feststellung.
 

"Wir können nichts daran ändern. Sind wohl die ewigen Naturgesetze der Menschheit", sagte ich schulterzuckend. Ich beschloss, meine Gedanken lieber für mich zu behalten. Das klang alles etwas zu kitschig und viel zu philosophisch und schlau. Und ich wollte nicht schlau klingen oder philosophieren und rumkitschen wollte ich schon gar nicht.
 

"Hmm...", machte Gabrielle, während sie wieder nachdenklich ihre heiße Schokolade betrachtete.
 

"Du meinst, dass es das Gute nicht ohne das Böse gibt und Licht nicht ohne Dunkelheit?", fragte sie, immer noch halb abwesend.
 

Das traf es ziemlich gut. Und dafür brauchte ich so lange. Warum konnte sie es so kurz auf den Punkt bringen?
 

"So in etwa"
 

Plötzlich machte sich mein Körper selbstständig und ich griff nach der Münze, wobei sich unsere Finger streiften und sich unwillkürlich ein Kribbeln in mir ausbreitete.

Kurz zögerte ich, bevor ich das Zwei-Eurostück zwischen Zeigefinger und Daumen nahm und es langsam drehte.
 

"Im Grunde ist es so wie mit dieser Münze. Sie hat auch zwei Seiten, wie eigentlich alles mehr als eine Seite hat. Ohne die andere Seite gibt es diese Münze einfach nicht. So etwas existiert nicht"
 

Über mich selbst überrascht, dass ich einen so genial dämlichen Vergleich fand, hob ich elegant meine Augenbrauen. Trotzdem redete ich weiter, als hätte jemand oder etwas meinen Körper übernommen.
 

"Ohne eine zweite Seite könnten wir uns das nicht vorstellen. In dieser Welt ist einfach ALLES plastisch und dreidimensional - sogar ein Blatt Papier."
 

Gabrielle sah mich an und ihr lächeln wurde immer breiter, bis sie anfing zu kichern und dazu eine Hand vor ihren Mund hielt.

Ich verstand wieder einmal nicht, was Sache war und starrte sie perplex an, als würden ihr Wurzeln aus den Ohren wachsen.
 

"Weißt du, was ich denke? Du solltest in den Philosophie-Kurs, nicht in den Informatik-Kurs", stellte sie fest. Immerhin hatte sie sich aus ihrem geistesabwesenden Zustand gelöst.

Meine Grimasse ignorierend fuhr sie einfach fort und augenblicklich verschwand ihr Grinsen.
 

"Es ist so verdammt kompliziert!" Sie seufzte und sah mir direkt in die Augen, was mich unwillkürlich schlucken ließ.
 

"Es ist wirklich ein schönes Gefühl, bei dir zu sein, aber gleichzeitig total frustrierend, weil du so abweisend bist. Das macht es nicht einfacher, Gefühle für dich zu gestehen..."
 

Okay, das brachte mich aus dem Konzept.

Sie hat mich geliebt, Gott weiß wie lange schon, und ich habe rein gar nichts davon gemerkt, habe ihr immer die kalte Schulter gezeigt und war immer ziemlich unsozial.

Ich war so eine Idiotin, die nicht einmal merkte, dass es doch Menschen gab, die mich gern hatten und mich sogar liebten.
 

Ich musste wohl schauen wie ein Auto, denn Gabrielle sah betreten zu Boden und traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Und da ging mir ein Licht auf. Von Anfang an ging es darum. Sie hatte geplant, es mir zu sagen. Allein deshalb wollte sie, dass ich auf jeden Fall ins Café komme, deshalb hat sie alle anderen ins Kino geschickt, allein wegen mir - und ich dumme Gans schwieg.
 

Gabrielle schien sich zusammenzureißen und versuchte, stotternd alles zu erklären.
 

"Ähm, s - sorry, Susi, ich, äh..."
 

Ich sah sie skeptisch an. "Wenn du das jetzt zurücknimmst, lasse ich mich nie wieder von dir einladen", erwiderte ich ruhig.
 

Es war zwar nicht genau das, was ich sagen wollte, aber auf ganz bestimmte Art und Weise drückte es das aus. Dachte ich zumindest. Mit Gabrielle in meiner Nähe war ich nie besonders eloquent und einfallsreich, aber sie schien zu verstehen, was man an ihrem aufhellenden Gesicht erkennen konnte.
 

Sie sprang förmlich von ihrem Stuhl, nur um mich zu umarmen, was wie eine seltsame Yoga-Übung aussah, da sie sich vorsichtig über den Tisch beugte, um nichts umzuwerfen.
 

"Danke! Boah, ich liebe dich, Susi!", meinte sie leise. Man konnte geradezu die Freude aus ihrer Stimme heraushören.
 

"Ja, ja, ist ja gut, Gabi...", antwortete ich errötend und sie ließ kichernd von mir ab.
 

"Und dazu das ganze Gerede von zwei Seiten! Ich habe auch noch nachgedacht"

Resignierend nahm ich meine Kaffeetasse und trank einen Schluck.
 

"Nein! Ich wollte es wirklich wissen...", versuchte Gabrielle sich zu rechtfertigen und zog einen Schmollmund.

Das war... richtig süß.
 

"Gabi?"
 

"Hm?"
 

"Hast du heute schon etwas vor?"
 

Gabrielle lächelte engelsgleich und schüttelte ihren Kopf, sodass ihre Locken hin und her wirbelten.
 

Und vielleicht... vielleicht ist die Glaswand doch nicht dick genug, um alle aus meinem Leben auszusperren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  EmiLy_RoHan
2009-05-21T12:18:15+00:00 21.05.2009 14:18
awww. das is so ein toller OneShot :) wow
einfach nur richtig, richtig toll!
x3 okaaay.

also :) echt klasse geschrieben, ich mag deinen Stil.
schöne grüße x3
emily_rohan
Von: abgemeldet
2009-05-21T11:52:03+00:00 21.05.2009 13:52
Die Story ist einfach...perfekt o.o
Geile Storyline, super Rechtschreibung und so und...
Was mich zum Lachen gebracht hat:
"Wenn du das jetzt zurücknimmst, lasse ich mich nie wieder von dir einladen"
Das kam toll :D

lg x3
Von:  Miami
2008-06-06T15:37:03+00:00 06.06.2008 17:37
also ich lese die geschichte immer wieder und ich muss sagen , sie gefällt mir immer wieder gut

respekt wirklich
Von:  Wasserbienchen
2008-01-23T17:26:24+00:00 23.01.2008 18:26
Hm, die Geschichte ist sehr interessant. Der Schreibstil ist schön, die ständigen "ganzen" Absätze können ein wenig irritierend wirken und den Fluss stören, aber das ist eher Neben- und Stilsache.
Ich finde die Geschichte besonders am Anfang sehr schön, die Beschreibung ist gut gelungen.
Da die Geschichte nun mal eher kurz ist, kann ich nicht allzu viel sagen, die Charaktere kenne ich zu wenig, um konkrete Voschläge zu machen. Ich hoffe, dass es dir genügt. :) Alles in Einem eine süsse Geschichte und auch ganz schön geschrieben.


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