Zum Inhalt der Seite

Unwell

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1. Silence


 

1. Silence

 

[LEFT] [/LEFT]

[LEFT]Ich hebe die Hand und schiebe die schweren Vorhänge vor meinem Fenster etwas zur Seite, sodass ich auf die Straße hinunterblicken kann. Es regnet mal nicht – zur Abwechslung. Ich strecke mich kurz und setze mich etwas bequemer hin, kuschele mich noch ein wenig tiefer in meinen Pullover. Nicht dass es hier wirklich kalt wäre, aber es könnte auch wärmer sein. Ich lasse den Vorhang wieder los und wende meine Augen ab. Einige Sekunden irrt mein Blick durch das Dämmerlicht in meinem Schlafzimmer, bleibt letztendlich aber wieder an der Zimmerdecke hängen.[/LEFT]

Nichts Besonderes. Eine kahle, weiße Fläche. Die einzige an die ich nicht herankomme.

Unbefleckt. Also bestens zum Anstarren geeignet.

 
 

All day

Staring at the ceiling

Making friends with shadows on my wall

 

Ich zucke leicht zusammen, als ein vorüberfahrendes Auto mit seinen Scheinwerfern Lichtspiele auf die Wände wirft und neue Schatten entstehen lässt. Hallo auch, schön euch kennenzulernen. Flüchtige Bekanntschaften, aber die einzigen, die ich momentan ertragen kann.

Vor allem widersprechen sie einem nicht, egal was man so von sich gibt.
 

Ich merke kaum, dass es irgendwann Abend wird. Nur mein knurrender Magen macht mich darauf aufmerksam, dass ich mich vielleicht mal erheben und nach etwas Essbarem suchen sollte.

Ich schiebe mir kurzerhand eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Das Zeug schmeckt zwar sowieso nur wie Pappe, macht aber immerhin satt. Und für mehr habe ich ehrlicherweise weder Kraft noch Nerven.

Mit einem Päckchen Milch in der Hand setze ich mich an den Küchentisch, während ich auf mein Essen warte. Ich trinke einen Schluck – direkt aus dem Karton, Gläser werden überbewertet – und entdecke dann einen Zettel, der auf dem Tisch liegt. Eindeutig deine Handschrift also wird er wohl für mich sein.

 

„Hey, ich bin zu Kao gegangen, ok?

Ich versuch nicht zu lang wegzubleiben.

Bitte iss was, Kyo.

Ich liebe dich“

 

Ich gebe ein grunzendes Geräusch von mir.

War ja klar. Natürlich bist du bei Kaoru, wo auch sonst.

Ich seufze.

Was beschwere ich mich eigentlich?

Was willst du hier in unserer Wohnung, wenn ich mich eh nur in meinem Zimmer einsperre und kein Wort mit dir rede? So wie ich dich im Moment behandle, kann ich dir kaum übel nehmen, dass du dir angenehmere Gesellschaft suchst. Das sind jetzt eben die Konsequenzen, die ich nicht anders verdient habe.

 

Ich lade die Pizza auf einen Teller, greife noch nach Messer und Gabel und nehme dann alles zusammen mit ins Schlafzimmer. Ich setze mich wieder auf meinen üblichen Platz auf dem Fensterbrett und lehne mich an die kalte Wand.

Während ich langsam esse, lasse ich meine Gedanken schweifen.

Ich dachte immer, wir könnten glücklich sein, du und ich. Ich dachte, ich könnte mit dir glücklich sein, endlich einmal. Und ich liebe dich wirklich, Die, mehr als du vermutlich glaubst. Falls du überhaupt noch denkst, dass ich dich liebe. Aber glaub es oder nicht, aber ich weiß genau, dass mein Verhalten dich wahnsinnig verletzt.

Ich sehe, wie schlecht es dir geht und ich weiß auch, dass du zu Kaoru gehst, damit du jemanden hast, der dich trösten kann und der dir zuhört.

Nachdenklich kaue ich weiter auf meiner Pizza herum.

Obwohl du nicht hier bist, kann ich dennoch in Gedanken deine Stimme hören. Diesen warmen, besorgten Tonfall, der mir Schauer über den Rücken jagt. Schon vor Monaten warst du wahnsinnig besorgt um mich. Du meintest, ich würde zu wenig schlafen, weil ich oft die ganze Nacht wach war, um zu schreiben.

Du hast oft, wenn du gemerkt hast, dass es mir schlecht geht, gesagt, dass ich nach vorn sehen sollte. Dass immer etwas Gutes passiert, auch wenn es im Moment nicht so aussieht. Ich habe dich immer für deine positive Art bewundert und du hast mich damit oft davor bewahrt Blödsinn anzustellen.
 

All night

Hearing voices telling me

That I should get some sleep

Because tomorrow might be good for something

Hold on

 

Aber um ehrlich zu sein – im Moment hilft mir das nicht.

Es würde mich weiterbringen, wenn ich wüsste, warum ich mich so seltsam fühle, so voll und so unfassbar leer gleichzeitig. So vollkommen gleichgültig und antriebslos. Die Einsicht kommt allerdings nicht. Und diesmal hab ich wirklich keine Ahnung, was mit mir ist. Ich hätte allen Grund glücklich zu sein. Ich bin mit dir, dem Mann, den ich liebe, zusammen; in der Band läuft alles wunderbar und auch den anderen geht es gut. Es sollte alles wie am Schnürchen laufen und jetzt muss ich natürlich wieder aus der Reihe fallen und so eine Phase haben, nur weil mein Hirn meint, dass alles andere anscheinend zu einfach wäre.

Obwohl es mir gutgehen sollte, habe ich das Gefühl, dass das alles die Ruhe vor dem Sturm ist, dass irgendetwas passieren wird, das meine kleine Welt auseinander reißt.

 
 

I'm feeling like I'm headed for a

Breakdown

And I don't know why

 

Das klingt, als wäre ich total paranoid. Ich schüttele über mich selbst den Kopf und stelle meinen mittlerweile leeren Teller beiseite. Ich mag ja ziemlich seltsam im Kopf sein, aber so verquer eigentlich dann doch nicht. Dachte ich bisher zumindest.

Vielleicht ist es für mich einfach seltsam, ausnahmsweise mal nicht permanent Schadensbegrenzung in meinem eigenen Leben betreiben zu müssen. Ich kann zwar noch nicht sagen, woran es nun liegt, aber ich hoffe, das gibt sich wieder, weil ich allmählich wirklich nicht mehr weiß, wie es sonst weitergeht mit mir.

Wenn ich deine Liebe genießen könnte, wäre es sicher nicht so schlimm.

Wir wohnen noch nicht lang zusammen. Oder sagen wir es so, es ist noch nicht lange her, dass du dich von heute auf morgen bei mir einquartiert hast, um zu verhindern, dass ich Mist anstelle.

Ich muss leicht lächeln. Ich werde nie vergessen wie du damals mit deinem Kram bepackt und einem breiten Grinsen im Gesicht vor meiner Tür standest und mir verkündet hast, dass du bei mir einziehst – während du deine Sachen schon ohne Umschweife in meine Wohnung geschafft hast wohlgemerkt.

 

Ich stehe auf und schmeiße mich auf mein Bett, rolle mich auf den Rücken, starre wieder an die Decke. Es kotzt mich an. Ich will, dass du auch mal was anderes an mir kennenlernst, als den Kyo, der miesepetrig und verschwiegen vor sich hin vegetiert. Ich will, dass du auch mal den Tooru Nishimura siehst, der dich mit ganzer Seele liebt und der dir das auch zeigen kann.

 
 

I'm not crazy, I'm just a little unwell

I know, right now you can't tell

But stay awhile and maybe then you'll see

A different side of me

 

Ich will es wirklich, auch wenn ich es momentan noch nicht kann, ich will es dir zeigen. Ich weiß, dass es dir nichts ausmacht, zumindest sagst du das und ich weiß wie du es meinst. Du weißt, dass ich dich liebe. Ich hab es dir schließlich nicht umsonst gesagt, geschrieben, gesungen. Aber trotzdem. Ich sehe, dass es an dir nagt. Genau wie an mir.

Aber ich werde mir Mühe geben, das schwöre ich mir und dir auch, damit das alles hier irgendwie besser wird. Du hast mir einmal gesagt, dass du mich einmal wieder so lachen sehen willst, wie damals als wir mit Dir en grey gerade angefangen hatten und ich werde dir diesen Wunsch irgendwie erfüllen.

 
 

I'm not crazy, I'm just a little impaired

I know, right now you don't care

But soon enough you're gonna think of me

And how I used to be

 
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  QueenLuna
2019-12-02T08:02:07+00:00 02.12.2019 09:02
Die Geschichte, die du um dieses Lyrics gebaut hast, ist einfach so passend und schön.
Man kann wunderbar mit Kyo mitfühlen und ich finde, wie du seinen Zustand beschreibst, ist sehr treffend und nachvollziehbar.
Muss gleich mal weiterlesen ^^

Luna :*
Antwort von:  -Red-Karasu
15.12.2019 18:58
Danke, danke, danke ^^
Ich mag das Lied tatsächlich heute noch total gerne und damals musste ich einfach was dazu schreiben, weil ich den Text eben selbst auch so gut fand. Und wenn die Beschreibung von Kyos Zustand nachvollziehbar ist (also auch heute noch), bin ich da wirklich froh drüber :)
Von: abgemeldet
2007-04-08T22:49:32+00:00 09.04.2007 00:49
Wunderschön
sehr berührend!
Bitte schreib eine Fortsetzung!
Liebe Grüße
Ichigo_kappu
Von:  Januce_Mizu
2007-01-31T08:13:28+00:00 31.01.2007 09:13
*schnief*wieso heul ich hier fast omg
Hast du toll geschrieben, bin neidisch das du so toll schreiben kannst.
Finde das Ende toll und den Rest auch
Von: abgemeldet
2007-01-23T15:55:28+00:00 23.01.2007 16:55
Oi~
Also..am besten gefällt mir wirklcih der letze Absatz! Sehr schön~ Aber auch der ganze Rest (vom 1. Kapi...die anderen ahb ich noch nicht XD~) gefällt mir sehr!

Mfg...ich~


Zurück