Die Verlockung des Todes
Ich saß da und kuckte mit leerem Blick in eine unbestimmte Richtung. Mein Kopf war voll mit Gedanken über den Tod und den Sinn des Lebens. Je weiter ich so darüber nachdachte, erschien mir der Tod als einzige Lösung für meine Probleme, die ich nicht zu überwältigen wusste. Das Messer lag nicht weit von mir entfernt und so nahm ich es in die Hand, mit einem Gedanken, den ich schon länger hegte – meinem Leben ein Ende zu setzen. Es gab kaum welche, die mir überhaupt nachtrauern würden, also würde mein Tod kaum jemandem etwas ausmachen. Ich spürte, wie eine einzelne Träne mein Gesicht runterrann, eine Träne der Angst und der Zweifel. Doch die waren wie fortgeblasen, als ich ihn sah. Einen Engel mit goldenen Augen und schwarzem Gefieder. Er war verführerisch schön und sein leiser Gesang ließ meine Sorgen wegtragen. Der liebliche Geruch des Todes ging von ihm aus, ein verlockender Duft. Wie aus dem Nichts holte er eine Geige hervor und spielte eine Melodie der Melancholie. Sie war wunderschön und ich wünschte mir, sie würde nie aufhören. Ich wollte ihm folgen, doch mein irdisches Dasein hielt mich fest. Der dunkle Engel sah mir tief in die Augen und hüllte mich mit seinen Schwingen ein. Meine Seele löste sich allmählich von meinem Körper und so folgte ich den Engel in das Licht der Erlösung. Mein letzter Blick galt meinem zurückgelassenen Körper; blutüberströmt am Handgelenk und meine eigenen Augen sahen mich mit starrem, leerem Blick an- der Anblick ist grausig. Doch ich bereute nichts. Die Verlockung des Todes war einfach zu groß.
