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Schwere Entscheidungen

Was soll ich tun?
von

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Kapitel 4

SORRY!! SORRY!! SORRY!!! … Das könnte ich jetzt 3 Seiten lang so weiter machen und trotzdem kann ich es leider nicht wieder gut machen 

Wie lange habe ich jetzt nicht mehr weitergeschrieben? Drei Jahre? O.O

DANKE dass ihr mir trotzdem weiterhin treu geblieben seid! Ihr seid einfach die BESTEN!!

Okay für alle die wissen wollen weswegen ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Ich habe einen Menschen verloren der, mir sehr wichtig gewesen ist. Dadurch habe ich den Ansporn einfach verloren. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung^^

Das 4. Kapitel war eigentlich schon fertig aber ich hab es jetzt überarbeitet damit es extra für euch länger ist als vorher^^

Aber ich will euch nicht länger nerven. Ich wünsche euch viel Spaß bei lesen!!^^
 

Warnung: Dieses Kapitel ist etwas härter als die Kapitel zuvor da in diesem Kapitel gezeigt wird, wozu Hao alles fähig ist.
 


 


 

Kapitel 4
 

Stumme Tränen liefen Annas Wangen hinab.

Hao... Er barg ihre Zukunft und ihr Schicksal. Denn er war es, in dessen Hand sie sowohl ihr Leben, als auch das ihrer Freunde legen musste. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Niemals hatte sie so von jemandem abhängig sein wollen. Ein Leben lang war sie es, die sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, ihr Leben als Sklavin oder derartigem verbringen zu müssen. Und nun war gerade sie es, die sich in einer derartigen Lage befand.

Verzweiflung, Wut und Angst machten sich neben dem Schmerz in ihr breit als sie sich zitternd an den Hals fasste und das warme Blut unter ihren Fingern ertasten konnte. Verzweiflung, weil sie einfach keinen Ausweg sah um Hao zu entkommen. Wut, weil Hao sie lediglich als ein Stück Fleisch ansah. Und letztendlich musste Anna sich eingestehen, dass sie Angst vor diesem Schamanen hatte. Mehr denn je. Ihr wurde klar, dass Hao recht hatte. Yoh konnte seinen Bruder nicht besiegen. Selbst wenn Yoh kämpfen würde- und Anna verließ sich darauf- war es Wahnsinn. Egal wie hart Yoh auch trainiert hat oder noch trainieren würde, gegen Hao konnte er nichts ausrichten. Weder er noch einer der anderen. Gegen Hao konnte niemand etwas ausrichten.

 

°Ich gebe dir genau drei Tage Bedenkzeit°

 

Zitternd erhob sie sich und lief in Richtung Unterkunft. Sie wollte schnell weg von diesem Ort. Schnell weg von Hao. Wollte dieser Angst, diesem Schmerz entfliehen.

Ihr kam es vor, als würde sie vor ihrem Leben davonlaufen, als würde sie ihrem Schicksal entfliehen wollen und wenn sie ehrlich war, wollte sie genau dies in diesem Moment auch. Sie wünschte sich, Hao niemals begegnet zu sein. Sie wünschte sich, mit Yoh und ihren Freunden ein neues Leben beginnen zu können ohne diese ständige Angst davor ihrem so verhassten Peiniger begegnen zu können. Ohne diese Angst, die sie zu erdrücken drohte.

 

°Wenn ich wiederkomme, will ich eine Entscheidung, verstanden?°

 

Unbewusst beschleunigte sie ihre Schritte.

Anna wollt es nicht wahrhaben. Wünschte sich weit weg von dem allem. Sie wünschte sich, dass alles nur ein grausamer Alptraum war und sie jeden Moment in Yohs Armen erwachen würde. Und als ihr immer mehr klar wurde, dass sie nicht träumte, das dies kein Traum sein konnte, drängte ein Wunsch sich in den Vordergrund: Der Wunsch nach einem normalen Leben.

Tränen der Verzweiflung liefen ununterbrochen ihre, schon vom Weinen geröteten, Wangen hinunter als sie die Unterkunft erblickte.

 

°Ich lasse dir die Wahl, Anna. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Kommst du mit mir, verschone ich jeden einzelnen von ihnen. Tust du es nicht, werde ich das aus dem Weg räumen, was dich hier hält°

 

Ihre Schritte verlangsamten sich und stoppten schließlich.

 

°Außerdem wird sich ihre Meinung noch ändern. Nicht wahr, mein Engel?°

 

Wimmernd sank sie auf die Knie. Mit Tränen verschleiertem Blick sah sie auf die Unterkunft in der Yoh wahrscheinlich bereits wartete und sich bereits fragte, wo sie denn nun so lange blieb.

Ihre Finger versuchten sich in den von Sand bedeckten Boden zu krallen. Sie wollte nicht mit IHM mitgehen. Sie wollte mit ihren Freunden zusammen bleiben und Yoh eines Tages heiraten. Das war doch ihr Traum. Sollte das alles nun von einer einzigen Person zerstört werden? Durfte sie dank Hao nicht mal glücklich werden?

 

Leicht schüttelte sie ihren Kopf, erhob sich langsam und überwand die letzten Meter, die sie noch von dem Eingang trennten. Mit wackeligen Schritten, durchquerte sie die menschenleere Lobby, ging die Treppen hinauf und fand sich wenige Minuten später auch schon vor ihrer Zimmertür wieder.

Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und bedeckte mit ihrem Haar die Wunde, die Hao ihr zugefügt hatte, was ihr nicht sonderlich viel brachte, da man das Blut auf ihrer blassen Haut dennoch klar und deutlich erkennen konnte.

Zitternd öffnete sie die Tür und trat ins Zimmer, hoffte im nächsten Moment, das ihr Verlobter nicht da sein würde doch ihre Hoffnung wurde zerstört als sie das leise Rauschen der Dusche vernehmen konnte. Dennoch erleichtert beeilte sie sich die Spuren Haos so gut es ging zu beseitigen, wischte sich das Blut ab und besah sich die noch immer schmerzende Wunde im Spiegel. Hao hatte ganze Arbeit geleistet und die Erkenntnis, dass dies erst der Anfang dieses Alptraums war, brannte sich wie eine glühend heiße Klinge in ihr Herz.

Schnell schüttelte sie ihren Kopf um diese Gedanken wieder loszuwerden und versuchte so gut es eben ging diese Wunde zu überschminken. Es gelang ihr nicht sonderlich gut weshalb sie erneut versuchte die Verletzung mit ihren Haaren zu verstecken, was diesmal, ohne das ganz Blut, deutlich besser ging als anfangs. Mit einem letzten Blick in den Spiegel ging sie zu ihrem Kleiderschrank um sich ihre Schlafsachen anzuziehen ehe sie sich ins Bett legte, dabei immer darauf achtete ihre Haare vor die Wunde zu streichen.

 

°Ich bin nicht dein Eigentum!°

 

°Du bist noch nicht mein Eigentum...°

 

Ekel machte sich in ihr breit als sie erneut ihre Haare vor die Wunde schob.

 

°Du gehörst mir°

 

„Anna?“

 

Erschrocken sah sie in die Richtung aus der die Stimme kam während sie erneut ihre Haare vor die Wunde strich um sicher zu gehen, dass er nichts davon sah.

Er schien nichts zu bemerken und Anna sah sich erneut diesem Grinsen gegenüber, dass ihrem Verlobten auf den Lippen lag während er von der Badezimmertür zu ihr hinüber sah, nur mit einem Handtuch um die Hüften gebunden.

 

„Du bist ja wieder da. Hab dich gar nicht gehört“

 

Grinsend trat er auf das große Bett, in dem sie lag, zu und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.

 

„Und? Wie war dein Spaziergang?“

 

Leicht zuckte die Blondhaarige aufgrund der erneut aufkommenden Erinnerungen zusammen, strich sich erneut ihre Haare über die Wunde und verfluchte sich im nächsten Moment für diese auffällige Reaktion, die ihrem Verlobten keineswegs entgangen war.

 

„Was ist? Ist etwas passiert?“

 

„Nein…“, log sie ihren Verlobten schweren Herzens, fast schon aus Reflex an.

 

„Und warum bist du dann zusammengezuckt?“

 

„Es..“ sie stockte, zwang sich wieder zur Ruhe „Ich weiß... es nicht“

 

Yoh hob eine seiner Augenbrauen als er sie musterte. Natürlich glaubte er ihr kein Wort. Offensichtlicher konnte man gar nicht lügen. Er spürte, dass irgendwas sie beschäftigen musste. Außerdem waren ihm ihre geröteten Augen keinesfalls entgangen. Zu gerne wollte er wissen was die Kyoyama beschäftigte, ja sogar verängstige, was er an dem leichten Zittern ihrer Hände erkennen konnte. Er beließ es jedoch bei einem ‚Aha‘. Er würde sie nicht zum Reden zwingen. Sie würde es ihm schon sagen, wenn sie es für richtig hielt. Das hoffte er zumindest.

 

„Na gut… ich geh mir mal kurz was anziehen. Ich komme gleich wieder“

 

„Warum anziehen? So gefällst du mir auch“

 

Anna versuchte so normal wie möglich auf ihren Verlobten zu wirken, versuchte die Besorgnis aus seinem Blick wieder verbannen zu können.

Grinsend gab Yoh Anna einen zärtlichen Kuss, der Anna mehr als alles andere tröstete, sie für einen kurzen Augenblick in dem sich ihre Lippen trafen sogar vergessen ließ, dass sie kurze Zeit zuvor auf dieselbe Art und Weise von seinem Bruder geküsst worden war.

 

„Du kannst ruhig öfter auch mal etwas freizügiger für mich rumlaufen… dann habe ich weniger zum Ausziehen“

 

Schnell sprang Yoh auf und lief ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig denn Anna warf ein Kissen nach ihm, der ihn zu ihrem Bedauern nicht traf.

Gedämpft vernahm sie das Lachen ihres Verlobten aus dem Badezimmer.

Auf Annas Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln als sie ihren Kopf leicht schüttelte. Im Innern dankte sie dem Braunhaarigen dafür. Denn egal wie schlecht es ihr auch ging, der Braunhaarige fand immer einen weg ihr lächeln zurück zu bringen.

 

Kurze Zeit später kam Yoh mit einer Boxer Shorts bekleidet aus dem Badezimmer. Ein grinsen konnte er sich nicht verkneifen als er auf Anna zutrat.

Noch immer grinsend legte er sich zu ihr woraufhin sie sich sofort an ihn kuschelte.

 

„Ach? Du bist nicht mehr sauer auf mich?“

 

„War ich jemals sauer auf dich?“

 

„Du wolltest mich eben mit einem Kissen umbringen“

 

„Ich wollte dich nicht umbringen… Ich wollte dich nur schwer verletzen“

 

„Wie schwer?“

 

„Sehr schwer“

 

„Werde ich morgen früh noch unbeschadet aufwachen oder wirst du mir heute Nacht die Arme und Beine brechen?“

 

„Schatz, ich habe das Gefühl, dass du heute Nacht auf der Couch schlafen willst“

 

„Hmm… ne nicht wirklich“

 

„Dann solltest du jetzt leise sein sonst kann es sein, dass ich meine Beherrschung verliere“

 

„Also willst du mir doch wehtun“

 

„Ja natürlich. Was dachtest du denn?“

 

„Wenn das so ist, schlafe ich freiwillig auf der Couch“

 

Plötzlich wurde Yohs Blick ernst. Ihm war nicht länger nach scherzen zumute und dies hatte gerade bei ihm besonders viel zu bedeuten. Er zögerte einen Moment, schien sich gedanklich zu fragen, ob er ihr diese Frage erneut stellen sollte doch trotz aller Bedenken fragte er:
 

„Anna, was ist passiert?“

 

In ihr machte sich erneut diese Angst breit und sie strich sich erneut ihre Haare vor die Wunde an ihrem Hals.

 

„Was meinst du?“, stellte sie die Gegenfrage. Bei der Antwort biss sie sich leicht auf die Unterlippe und dankte sich selbst, dass sie daran gedacht hatte Haos Spuren auf ihrem Körper zu beseitigen. Zumindest die, die sie beseitigen konnte.

 

„Was ist dir während des Spaziergangs passiert?“

 

„Nichts“

 

„Du weißt, dass du mir vertrauen kannst?“

 

„Das hat nichts mit vertrauen zu tun, Yoh. Es ist einfach nur… Ich kann es dir nicht sagen“

 

„Okay“, gab Yoh schließlich nach „Wenn du es mir nicht erzählen willst, will ich es nicht wissen“

 

Damit zog er Anna näher an sich heran ehe er ihr einen Kuss auf ihre Stirn gab woraufhin sie sich sofort wieder an seine Brust kuschelte.

 

„Gute Nacht, Anna“

 

„Gute Nacht“

 

Wenige Minuten später fielen sie auch schon in die Traumwelt ein. Jedoch keine beruhigende für Anna.

 

 
 


 

l*~l*~l*~l*~l*~l

 

 

Erschrocken schlug Anna die Augen auf. Nützen tat es ihr jedoch nichts. Dunkelheit umgab sie und nicht mal ein kleiner Lichtstrahl drang zu ihr hindurch.

Langsam hob sie eine Hand vor ihr Gesicht, die sie nicht einmal erblicken konnte, nur um sie gleich wieder sinken zu lassen.

Anna fing an sich zu fragen ob dieser Raum wirklich nur stark verdunkelt war oder ob sie womöglich ihr Augenlicht verloren hatte.

Schnell sprang sie auf und lief einige Schritte. Sie konnte zwar nichts sehen doch eines wusste sie: Sie wollte ganz schnell hier weg!

 

Anna streckte die Hände aus um vielleicht irgendwas vor sich ertasten zu können. Jedoch schien es als sei sie nicht nur in einem fensterlosen, sondern auch noch in einem Wandlosen Raum.

Sie fing an zu laufen. Sie wollte hier raus und zwar schnell!

 

Abrupt hielt sie an. In weiter Ferne konnte sie einen Lichtstrahl entdecken. Erleichtert seufzte Anna auf. Womöglich war dies der Ausgang. Ohne groß nachzudenken lief sie auf den Lichtstrahl zu. Als sie in Sichtweite der Lichtquelle war, blieb sie geschockt stehen.

Wenige Meter vor ihr lag eine, ihr nur allzu bekannte Person in einer Blutlache am Boden.

 

„Yoh!“, schrie Anna fast schon verzweifelt und lief auf ihren Verlobten zu. Bei ihm angekommen kniete sie sich neben ihn und legte seinen Kopf auf ihren Schoss. Erneute Erleichterung machte sich in ihr breit als sie sah, wie sich sein Brustkorb schnell hob und senkte.

 

„Yoh, kannst du mich hören?“, fragte sie leise „Mach die Augen auf… bitte“ einzelne Tränen rannen ihre Wangen hinab. Sie konnte es nicht ertragen dieses ganze Blut um sie herum zu sehen. Es machte sie fertig ihren Verlobten so zu sehen und zu wissen, dass sie ihm nicht helfen konnte.

 

„Wärst du doch einfach mit mir gekommen dann hätte ich ihn nicht töten müssen… aber du wolltest es ja nicht anders“, erklang die höhnische Stimme des Mannes hinter Anna, denn sie abgrundtief zu hassen gelernt hatte.
 

„Warum?... Er war doch dein Bruder…“

 

„Er war ein Narr“
 

„Verdammt Hao! Er hat dir doch nichts getan! Er hatte mit der ganzen Sache doch nichts zu tun! Er ist doch dein Bruder! Wie kannst du nur so herzlos sein?!“

 

„Er ist nicht mein Bruder und war es auch niemals. Wir hatten lediglich dieselbe Mutter. Vielleicht auch dasselbe Aussehen. Mehr aber auch nicht. Wir waren von Grund aus verschieden. Außerdem hat er mir immer im Weg gestanden. Sein Tot ist für mich eine Erleichterung“

 

„Du bist ein Monster, Hao“, hauchte Anna mit tränenerstickter Stimme und schluchzte laut auf.

 

„Aus deinem Mund nehme ich das als Kompliment auf, mein Engel“

 

Ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Langsam trat er auf Anna zu, die noch immer neben Yoh kniete und sich nicht regte.

Ihr Blick war gesenkt. Ihre Tränen tropften auf das Gesicht ihres Verlobten herunter.

 

„Anna…“

 

Mit geweiteten Augen sah Anna ihrem Verlobten dabei zu wie er sich, vor Schmerz stöhnend, aufrichtete.

 

„Anna… bring dich… in Sicherheit“, keuchte er erneut und stellte sich in Kampfposition zwischen Hao und sie.

 

„Na sieh mal einer an. Du willst einfach nicht sterben. Stimmt's, Bruder?“

 

Auch Hao zog nun sein Schwert und aktivierte, wie Yoh zuvor, sein Oversoul.

Anna öffnete ihren Mund. Sie wollte schreien. Yoh sagen, dass er fliehen sollte. Wollte Hao sagen, dass er ihn in Ruhe lassen sollte. Jedoch brachte sie keinen einzigen Ton heraus. Fast so als wenn sich eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals gelegt hatte, die sich mit jeder einzelnen Sekunde die verstrich, immer enger um ihren Hals zuzog.

 

„Du wirst Anna nicht anfassen!“, keuchte Yoh mit unendlicher Wut und lief auf Hao zu. Dieser wich mit Leichtigkeit aus und schlug Yoh mit seinem Schwertgriff einmal feste in den Nacken woraufhin Yoh stöhnend vor Schmerz ungebremst auf den harten Boden aufprallte.

Lachend packte Hao den Braunhaarigen am Hals. Anna konnte sehen, wie sich Haos Finger unbarmherzig um den Hals ihres Verlobten schlangen ehe er Yoh an diesem in die Luft trug, ihm leicht die Luft abdrückte.

 

„Wie schon gesagt… Du bist ein Narr, Bruder“

 

Verachtung spiegelte sich in den Augen Haos wieder.

Leicht beugte er sich nach vorne um Yoh etwas ins Ohr zuflüstern:

 

„Anna gehört mir. Und sobald du weg bist, kann ich endlich mit ihr machen, was ich will“

 

„Dreckskerl…“, brachte Yoh nur noch heraus. Anna konnte sehen, dass er viel zu geschwächt war um Hao alle Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, die ihm in den Gedanken herumschwirrten. Der Blick von ihm und Anna trafen sich und Anna konnte die Schuld in seinem Blick sehen. Die Schuld, die er verspürte weil er genau wusste, was seine Niederlage für sie zu bedeuten hatte. Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen als er die Tränen der Blondhaarigen erblickte denn im nächsten Moment bahnte sich die verletzende Erkenntnis unnachgiebig sowohl in ihren als auch in seinen Verstand. Denn ihnen wurde klar, dass Anna noch mehr weinen würde, noch mehr Schmerzen erleiden würde, wenn sie sich erst einmal in den Fängen seines Zwillingsbruders befand. Und er würde nichts mehr dagegen tun können.
 

„Es tut mir leid… Anna“, flüsterte er leise mit seiner gebrochenen Stimme ohne zu wissen ob seine Worte sie überhaupt erreichten.

 

„Das sollte es auch, liebes Brüderchen“

 

Grinsend wandte nun auch Hao sich wieder an Anna, die noch immer weinend am Boden kniete und Yoh mit geweiteten Augen ansah.

 

„Schau genau hin, mein Engel. Ich werde dir zeigen was mit den Leuten passiert, die sich mir widersetzen“

 

Es kam Anna alles wie in Zeitlupe vor. Hao hob sein Schwert erschreckend langsam. Er holte aus und lies die spitze Klinge auf Yoh zu sausen.

Millimeter für Millimeter bohrte sich die Klinge in den Brustkorb ihres Verlobten. Ein markerschütternder Schrei erklang im selben Moment…

 

„YOH!“

 

Einen Moment blieb die Klinge im Körper des Braunhaarigen. Jedoch zog der Besitzer dieses Mordinstruments, sie wenige Sekunden später mit einem starken Ruck wieder hinaus. Das Blut lief ungehalten aus der soeben verursachten Wunde hinaus. Noch immer grinsend ließ der Schamane Yohs Hals los, sodass der Körper leblos zu Boden fiel.

 

Schockiert schlug Anna sich eine Hand vor den Mund um nicht laut aufschluchzen zu müssen. Die Bilder des soeben geschehenen fraßen sich unaufhaltsam in ihr Herz. Sie wollten sich nicht mehr vertreiben lassen.

Im tranceähnlichen Zustand sah sie auf die, vor ihr am Boden liegende Leiche. Hilflos sah sie dabei zu wie auch das letzte Stück Leben aus ihrem Geliebten rann.

 

„Du solltest nicht um ihn weinen, mein Engel. Er ist es nicht wert“

 

Die Stimme drang von ganz nah an ihr Ohr. Ruckartig drehte sie ihren Kopf in seine Richtung nur um Sekunden später festzustellen, dass Hao bereits direkt neben ihr stand.

 

„Hao… du hast ihn getötet“

 

Durch einen festen Griff an ihrem Handgelenk wurde sie wieder auf die Beine gezogen und gegen einen starken Männerkörper gedrückt. Es interessierte sie nicht, sie schien es nicht einmal richtig zu realisieren.

Ihre Augen richteten sich erneut auf ihren Verlobten. Sie konnte es einfach nicht glauben. Das Gesicht ihres Geliebten sah so friedlich aus. Hätte man das soeben geschehene nicht miterlebt, könnte man behaupten, dass Yoh nur schlafen würde. Leider wusste Anna, dass Yoh nicht mehr aufwachen würde. Er würde auf ewig schlafen.

 

Durch eine Hand an ihrem Kinn wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Ihr Kopf wurde so gedreht, dass sie ihrem Gegenüber in die Augen sehen musste. Nicht einmal eine Sekunde später spürte sie Haos Lippen auf ihren. Sie spürte seine Zunge, die sanft um Einlass bat. Nach kurzem Zögern gewährte sie ihm diesen. Leidenschaftlich erwiderte Anna den Kuss während ihr noch immer stumme Tränen die Wangen hinab rannen. Ihr Verstand versagte ihr den Dienst, sie realisierte nicht, das der Mann vor ihr nicht Yoh sondern Hao war. Sein böser Zwillingsbruder und vielleicht war es genau diese Tatsache, die Ähnlichkeit dieser beiden, die sie zu dieser verzweifelten Tat führte, im Wunsch es möge Yoh sein, der sie küsste und Hao der blutüberströmt am Boden lag.

Sie schlang ihre Arme um Haos Nacken und zog ihn etwas mehr zu sich herunter. Auch Hao drückte ihren Körper näher an seinen eigenen. Leicht grinste er in den Kuss hinein. Endlich hatte er sie für sich alleine.

Langsam schob er eine seiner Hände unter ihr Kleid und streichelte ihr über ihren Oberschenkel.

Leise stöhnte Anna in den Kuss hinein und plötzlich brachen die Bilder erneut über sie herein. Hao, wie er Yoh sein Schwert in den Leib rammte. Yoh der blutüberströmt am Boden lag. Anna öffnete ihre Augen, sah in das Gesicht ihres Peiniger und ihre Augen weiteten sich. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, ließ sie erzittern. Sofort brach sie den Kuss ab und stieß Hao von sich.

 

„Hao… Warum… Was habe ich getan?“, stammelte sie während sie angestrengt versuchte ihre Gedanken zu ordnen „...Warum… hast du das getan?“

 

„Was soll ich getan haben?“
 

So, wie er es sagte, klang es wirklich so, als wenn er sich nichts zu schulden hat kommen lassen und Anna war gezwungen sich zu fragen, ob wirklich er es war, der die Schuld an dem eben erlebten trug. War sie es nicht gewesen, die ihn in endloser Leidenschaft näher an sich herangezogen hatte? Hatte sie sich nicht noch mehr als nur diesen einen Kuss gewünscht? Hatte sie ihn nicht zu dieser Tat animiert? Anna schüttelte ihren Kopf, verabscheute sich selbst. Ja, ja es stimmte. Sie hat sich mehr gewünscht, sie hat sich seine Nähe gewünscht doch sie wollte es einfach nicht wahr haben. Es durfte einfach nicht wahr sein!

 

„Warum hast du... mich... geküsst?“, fragte sie ihn in der Hoffnung die Schuld von sich auf ihn abschieben zu können. 

Haos Augen formten sich zu schmalen schlitzen mit denen er die Blondhaarige fixierte.

 

„Gerade eben hat es dir noch gefallen und auf einmal heißt es, der böse Hao war es ganz allein?“

 

„Ich wusste nicht, was ich tat…“, zischte sie leise, mindestens noch genauso geschockt wie zuvor.

 

„Du wusstest nicht, was du getan hast? Du hast also nur mitgemacht, weil du nicht nachgedacht hast? Hat es dir auch nur gefallen, weil du nicht nachgedacht hast?“
 

Ihre Augen weiteten sich leicht. Er hatte recht und sie wusste es. Es hatte ihr wirklich gefallen und sie verfluchte sich dafür aber noch mehr verfluchte sie ihn dafür.

 

„Ich hasse dich...“, flüsterte sie leise und senkte ihren tränenverschwommenen Blick um ihren Verlobten wieder ansehen zu können, dessen weit aufgerissenen Augen auf sie gerichtet waren, sie für das eben getane zu verurteilen schienen.

 

„Ich hasse dich...“, flüsterte sie erneut. Sie wich zurück als Hao einen Schritt auf sie zumachte, während er sie aus seinen raubtierartigen Augen musterte, jede ihrer Bewegungen aufs genauste zu durchleuchten schien.

 

„Ich hasse dich so sehr...“

 

Ihre Schritte stoppten als sie spürte, wie seine Hand sich um ihr rechtes Handgelenk schloss und sie plötzlich seine Stimme vernahm.

 

„Du gehörst mir, Anna“

 

Schnell schüttelte sie ihren Kopf, traute sich jedoch nicht ihn anzusehen.

 

„Das weißt du doch“

 

Sie schluchzte leise auf, versuchte ihre Hand von ihm loszureißen, was ihr jedoch nicht gelingen wollte. Und er trat erneut näher an sie heran.

 

„Wehr dich nicht. Du wirst dir nur wehtun“

 

Eine seiner Hände schlang sich um ihre Hüfte um sie erneut näher an sich heranziehen zu können. Sie spürte erneut, wie seine Hände über ihre Seiten fuhren, sein Griff sich dennoch nicht einen Moment lockerte.

 

„Du weißt genau, was ich will, Anna“

 

Sie schluchzte leise auf, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Sie hasste ihn, sie hasste ihn abgrundtief, lieber wollte sie sterben als sich ihm zu unterwerfen.

Hao seufzte leise, fast bedauernd auf, drückte ihre einen sanften Kuss auf den Hals bevor sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren konnte.

 

„Dann muss ich es dir wohl noch einmal erklären“

 

Schnell, schneller als Anna reagieren konnte, schob er sie leicht von sich und gab ihr mit seinem Handrücken eine kräftige Ohrfeige. Durch die Wucht des Schlages fiel sie schmerzhaft zu Boden. Anna hatte nicht einmal die Zeit um sich von dem ersten Schock zu erholen, da wurde sie auch schon von Hao am Hals gepackt und in die Höhe gezogen.

 

„Jetzt hör mir ganz genau zu, mein Engel. Ich werde es dir nur ein Mal auf die nette Tour beibringen“, sagte er in einem Tonfall, der eindeutig nicht zu dieser Situation passte während der Griff an ihrem Hals sich verstärkte „Du bist mein Eigentum. Du hast meinen Anweisungen folge zu leisen. Unabhängig davon, was es ist, wo es ist oder auch wann es ist, was ich sage, wird dein Gesetz sein. Du befolgst jede meiner Anforderungen unverzüglich aufs Wort und zwar ohne jegliche Widerrede oder Gegenwehr, verstanden?“

 

Hilflos legte Anna ihre Hände auf Haos Handgelenk und versuchte seinen Griff zu lockern.

 

„Ich habe dich gefragt, ob du mich verstanden hast?“, fragte Hao erneut und drückte fester an ihrem Hals zu um ihr zu verdeutlichen, dass er es ernst meinte.

Leicht versuchte Anna zu nicken.

Mit einem bösartigen Lächeln ließ Hao den Hals des jungen Mädchens los und stieß sie kräftig an, sodass sie rücklings zu Boden fiel.

Nach Luft ringend blieb sie am Boden liegen. Für eine Sekunde hatte sie gedacht, dass Hao sie nun endgültig töten wollte. Und sie musste sich voller Angst eingestehen, dass sie es gewollt hat. Sie hat für den Bruchteil einer Sekunde gewollt, dass er sie tötet, nur damit sie frei sein konnte. Sie dachte Hao würde ihr ganzes Leiden endlich beenden. Doch wie er nun mal war, zerstörte er ihre Träume gnadenlos als er sie wieder losließ.

 

Triumphierend packte Hao Anna an den Haaren und beugte sich über sie. Grinsend gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und seine Augen verengten sich zu schlitzen mit denen er Anna fixierte als sie erneut versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

 

„Wahrscheinlich erfordert es bei dir härtere Maßnahmen“, flüsterte er ihr leise mit seiner bedrohlichen Stimme ins Ohr und bedeckte ihren Hals mit küssen.

 

„Wie sehr muss ich dir wehtun, bis du es endlich verstehst?“

 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte sie ihn, trotz seiner Worte, von sich zu stoßen. Es gelang ihr einfach nicht.

 

„Wehr dich lieber nicht, Anna. Du verbrauchst nur unnötig Energie, die du heute Nacht noch mehr als genug brauchen wirst“

 

Erneut gab Hao ihr einen Kuss und bat wie zuvor mit seiner Zunge um Einlass den Anna ihm nicht gewähren wollte. Feste presste sie ihre Lippen aufeinander. Jetzt war sie bei klarem Verstand und sie wusste, dass sie Hao nicht küssen wollte. Den Fehler würde sie nicht noch einmal begehen.

Hao verfestigte seinen Griff in ihrem Haar wodurch Anna vor Schmerz aufschreien musste. Diese Chance nutzte Hao sofort und drang mit seiner Zunge in ihre Mundhöhle ein. Sofort versuchte sie ihren Kopf zur Seite zu drehen doch Hao verhinderte dies indem er sie grob am Kinn packte.

Feste kniff Anna die Augen zusammen, aus denen ihr unaufhörliche Tränen die Wangen hinab liefen. Sie wollte ihm nicht auch noch ins Gesicht schauen. Sie wollte nicht, dass er sah, wie viel Schmerz er ihr damit zufügte. Er sollte nicht wissen, wie viel Macht er über sie haben konnte.

Sofort löste Hao sich von ihr und sein leises, verärgertes zischen drang an ihr Ohr:

 

„Mach die Augen auf… Sofort!“

 

Anna machte keinerlei Anstalten auf den Braunhaarigen zu hören. Im Gegenteil sie kniff ihre Augen sogar noch fester zusammen, versuchte seine Stimme und Berührungen dadurch auszublenden.

 

„Ich habe dich gewarnt, mein Engel“

 

Sie schrie gepeinigt auf, als sich nun schon zum zweiten Mal dieser Schmerz an ihrem Hals breit machte als er seine Zähne in diesen bohrte. Ihre Hände versuchten ihn von sich zu stoßen ehe der Schmerz schlimmer wurde und ihre Finger sich, nach Halt suchend, in seine Schulter krallten. Sie riss ihre Augen, aus denen unaufhörlich Tränen rannen, weit auf. Dennoch hielt der Schmerz weiterhin an und erst nach einiger Zeit löste der Mann sich wieder von ihr, und sah ihr grinsend ins Gesicht.

 

„Warum nicht gleich so?“

 

Erneut musste sie in sein grinsendes Gesicht sehen, musste erneut sehen, wie ihr Blut an seinem Mund hinab rann und ihr wurde einmal mehr klar, was für ein Monster dieser Mann doch war.

Ein leises Keuchen entrang sich ihrer Kehle als die Hand, in ihren Haaren, ihren Kopf grob nach hinten zog und er begann leicht über die soeben entstandene Wunde zu lecken.

Ein zitternd ergriff die Kontrolle über ihren gesamten Körper als sie spürte, wie seine freie Hand an den Seiten ihres Körpers entlangfuhr und dabei leicht ihr Kleid hochschob.

 

„Was ist denn, mein Engel?“ Ein leises Lachen erklang vonseiten Haos als er das Zittern bemerkte woraufhin er mit Absicht leicht in ihren Hals biss, was sie zusammenzucken ließ „Hast du etwa Angst?“

 

Leise schluchzte sie auf. Sie wusste, dass sie dies nicht mehr lange durchhalten würde doch traute sie sich nicht mehr, sich gegen ihn zu wehren. Er hatte Recht. Sie hatte Angst vor ihm und das wurde ihr mit jeder einzelnen Sekunde, die verstrich, immer klarer.

 

„Wünscht du dir schon, dich mir nie widersetzt zu haben?“

 

Es war nur einer ihrer Wünsche. Mehr wünschte sie sich ihm nie begegnet zu sein. Dann wäre sie nicht in dieser Lage. Dann würde Yoh noch leben. Es wäre alles viel einfacher, wenn er nie in ihr Leben getreten wäre.

Leicht beugte er sich zu ihrem Gesicht herab und küsste ihr die Tränen auf den Wangen mit einer Sanftheit weg, bei der man gar nicht glauben konnte was er hier gerade im Begriff war zu tun.

 

„Keine Sorge, mein Engel“

 

Erneut fuhr seine Hand unter ihr Kleid und streichelte dort die sanfte Haut ihrer Oberschenkel ehe er sich Grinsend zu ihrem Ohr beugte, leicht über die Ohrmuschel leckte und schließlich etwas sagte, was ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ:

 

„Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun was ich sage“

 

Wenn sie es vorher nicht gewusst hätte, dann wäre ihr spätestens jetzt klar geworden, dass sie ihm ausgeliefert war. Sie konnte ihm nicht entkommen.

Leise wimmernd schloss sie ihre Augen als seine Hand weiter unter ihr Kleid fuhr. Jetzt war der Zeitpunkt an dem sie versuchen sollte abzuschalten, wenn sie nicht gänzlich daran zerbrechen wollte. Doch als seine Hand langsam an den Innenseiten ihrer Schenkel hinauffuhr wurde ihr unmissverständlich klar, dass es ihr nicht gelingen würde. Sie würde zerbrechen. Nicht wegen Hao. Nicht wegen dem, was er mit ihr tat, sondern einzig und allein wegen dem Verrat, den sie dank ihres Peinigers an ihren Freunden begann…

 

 

l*~l*~l*~l*~l*~l

 

 
 


 

„Dies ist erst der Anfang, mein Engel“
 

Das leise Zischen erklang nahe an ihrem Ohr. Sie zuckte zusammen, wollte zurückweichen als sie seinen warmen Atem an ihren Lippen spüren konnte doch es gelang ihr nicht. Sie schien gefesselt, bewegungsunfähig. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Unter enormer Kraftanstrengung öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit. Sie drehte ihren Kopf nach rechts, drehte ihren Kopf nach links, versuchte etwas in den ineinander verschwimmenden Farben erkennen zu können. Sie spürte eine Hand an ihrer Wange, an ihrem Hals, an ihrem gesamten Körper spürte sie Berührungen. Etwas kitzelte ihre Wange ehe sie seine Lippen an ihrem schmerzenden Hals spüren konnte. Langsam hob sie eine ihrer Hände. Sie hob ihre Hand so weit, dass sie wenig später seinen Hinterkopf ertasten konnte. Unter ihren Fingern konnte sie seine Haare spüren, dann legte sie ihre Hand an ihren Hals, spürte eine Flüssigkeit und hob sie vor ihre Augen nur um mitansehen zu müssen wie das rot an ihren Fingern sich mit den Farben um sie herum vermischte. Sie keuchte leise auf, versuchte zu schreien als sich erneut ein Schmerz von ihrem Hals breit machte und sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten schien. Verzweifelt rang sie nach Atem, ihre Finger krallten sich in einen harten Untergrund und dann ganz plötzlich sah sie ihn. Die fleischgewordener Verkörperung ihrer Alpträume. Er ließ von ihrem Hals ab, trat wieder in ihr Blickfeld. Auf seinen von Blut verschmierten Lippen lag ein Grinsen. Ein Grinsen, das sich bis tief in ihren Verstand hinein brannte. Mit einer seiner ebenfalls von Blut verschmierten Hände wich er sich über die Lippen, verschmierte das Blut dadurch nur noch mehr.

Annas Lieder wurden schwerer, sie schüttelte ihren Kopf. Sie wollte sich nicht der Dunkelheit hingeben wenn sie wusste, dass er bei ihr war. Hao. Ihr Feind. Sie öffnete ihren Mund leicht, wollte schreien, wollte ihm sagen, dass er sie nicht anfassen sollte, wollte ihm sagen, dass er von ihr runter gehen sollte, dass er verschwinden sollte. Doch ihre Lippen öffneten sich zwar, bewegten sich, doch ihren Mund verließ kein Laut. Sie schien unfähig zu sprechen, fast als wenn man sie ihrer Stimmbänder beraubt hätte und selbst dies schien ihr im Angesicht ihres Feindes nicht ganz unwahrscheinlich.
 

„Dies ist der Anfang...“
 

, wiederholte seine Stimme erneut und seine von blutverschmierte Hand strich ihr über die Wange, verteilte das Blut auf ihrer Haut, was in Anna die Übelkeit aufkommen ließ. Und plötzlich als seine Hand ihr über ihre Stirn strich, verließ die Kraft sie endgültig. Ihre Augen fielen gegen ihren Willen erneut zu, der Schmerz verebbte langsam, die Dunkelheit umschloss sie und lediglich seine Stimme drang noch an ihren benebelten Verstand vor und verhallte laut in ihrem Kopf.
 

„Dies ist der Anfang vom Rest deines Lebens“
 


 


 

Mit einem lauten Schrei erwachte Anna aus ihrem Schlaf und sah sich schwer atmend in dem dunklen Raum um. Leise wimmerte sie auf als sie bemerkte, dass ihr diese Situation bekannt vorkam und schlang ihre Arme um ihren stark zitternden Oberkörper.

Sie zuckte stark zusammen als sie plötzlich eine Hand auf ihren Arm spürte und sie kniff ihre Augen feste zusammen als keine Sekunde später das Licht angeschaltet wurde.
 

„Anna“, erklang eine Stimme neben ihr jedoch war sie in dem Moment nicht in der Lage sie ihrem Verlobten zuzuordnen. Das einzige, was ihre Gedanken in diesem Moment lenkte, war die Angst vor Hao.

Schmerzen fluteten ihren gesamten Körper was sie erneut leise wimmern ließ. Hao hatte ihr so sehr wehgetan. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

 

„Yoh…“, begann sie immer und immer wieder leise mit ihrer tränen erstickten Stimme zu flüstern. Die Bilder seiner Leiche brachen auf sie ein und es schien als wenn ihre Verzweiflung noch eine Stufe gestiegen wäre.

Erneut zuckte sie stark zusammen als sie in eine liebevolle Umarmung gezogen wurde und die Bilder Haos zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah wie er sich über sie beugte. Sie spürte seine Berührungen am ganzen Körper. Seine Küsse. Sie spürte die Schmerzen in ihrem Körper, die sie brutal daran erinnerten was er fertig gebracht hatte. Und erneut schien sie bewegungsunfähig. Sie war nicht in der Lage ihn von sich zu stoßen, die Angst lähmte sie.

Erneut flüsterte sie leise den Namen ihres Verlobten. Sie wollte bei ihm sein. Wollte ihn an ihrer Seite. Geblendet durch ihre Angst und Verzweiflung registrierte sie nicht, dass er es war, der sie an sich drückte. Sie hörte nicht wie er ihr leise, beruhigende Worte, ins Ohr flüsterte. Lediglich Haos Stimme hallte unerträglich laut in ihrem Kopf wieder:

 

°Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun, was ich sage...°

 

Vor ihrem Inneren Auge erschien ein Bild Haos, wie er sich über sie beugte und der Schmerz schien in ihrem Kopf zu explodieren.

 

„Nicht… Hao…“, flehte sie leise wimmernd doch dadurch spürte sie die Berührungen nur noch intensiver auf ihrer Haut und auch die Bilder wurden dadurch nur noch klarer.
 

„Bitte... Hao... bitte nicht“

 

Es half weder in diesem Augenblick, noch hatte es ihr bei Hao geholfen. Er hatte lediglich gelacht und ungerührt weitergemacht. Dieses bösartige Lachen, das erneut in ihren Gedanken erklang, sie zwang sich ihre Hände zu heben um diese auf ihre Ohren zu pressen.

 

„Ich will das nicht...“

 

Hände legten sich um ihre Handgelenke und zogen ihre Hände mit sanfter Gewalt von ihren Ohren.

 

„Anna“, erklang erneut die Stimme die dennoch nur wie durch Watte zu ihr hervor drang. Leicht wurde sie an den Schultern gepackt „Bitte Anna... sieh mich an“

 

°Mach die Augen auf… Sofort!°

 

Mit einem leisen schluchzten kam sie der Aufforderung nach und sah kurze Zeit später in das Gesicht ihres gegenübers. Sie schluchzte leise auf als sie das Gesicht ihres Peinigers erblickte jedoch wurde ihr sehr schnell klar, das dies vor ihr nicht Hao sein konnte. Dafür waren die Augen ihres gegenübers viel zu sanft. In diesen Augen hätte sie sich verlieren können. In ihnen lag so viel Liebe und Besorgens, wie sie es nur von einer einzigen Person kannte.

 

„Yoh…“, flüsterte sie in der Hoffnung, dass es sich wirklich um ihren Verlobten handeln würde. Dass Hao ihn nicht getötet haben mochte.

 

„Ja, Anna. Ich bin es“

 

Kaum hatte er diesen kleinen Satz zu Ende gebracht, warf sie sich auch schon an seine nackte Brust und drückte sich zitternd an ihn während sie immer wieder leise aufschluchzte.

Er drückte ihren zierlichen Körper an sich und strich ihr beruhigend über ihren Rücken und über ihr blondes Haar.

 

„Ganz ruhig, Anna. Ich bin ja da“

 

Ihm war nicht entgangen, dass ihre Reaktion etwas mit Hao zu tun hatte jedoch wusste er nicht was genau es denn nun war, was in seiner Verlobten eine derartige Angst auslösen konnte. Hatte sie vielleicht von ihrem Treffen mit Hao geträumt? Doch hatte dieses Treffen sie wirklich derartig verschrecken können?

 

„Bitte verzeih mir, Yoh...“, begann Anna plötzlich zu flüstern „Ich... ich wollte das nicht...“ sie wimmerte leise auf „Es tut mir leid... Ich-“

 

Sie brach ab. Ihre Stimme verlor sich erneut in einem leisen, verzweifelten Wimmern.

 

„Schon gut, Anna“ er drückte sie enger an sich als er spürte wie sich ihr Zittern verstärkte “Du bist in Sicherheit. Es war nur ein Alptraum“

 

Und plötzlich erklang ihre Stimme erneut, leiser, flehender als vorher und es versetzte ihm einen Stich.

 

„Bitte, Yoh... Bitte... beschütz mich... vor ihm...“

 

Besorgt sah er auf sie hinab und musste im nächsten Moment scharf die Luft einziehen als er die Spuren an ihrem Hals entdeckte, die ihm vorher nicht aufgefallen sind. Sowohl Würgemale, Bissspuren als auch Knutschflecken zierten den schmalen Hals seiner Verlobten an dem noch etwas getrocknetes Blut klebte und ihm wurde unmissverständlich klar, dass die Blondhaarige keineswegs wie Anfangs gedacht, nur einen Alptraum gehabt haben konnte. Sein eigener Bruder musste ihr wesentlich mehr angetan haben als einfach nur in ihren Albträumen zu erscheinen.

Mit geweiteten Augen strich er ihre Haare beiseite und besah sich die Wunden an ihrem Hals genauer. Er fragte sich, wann sie ihr zugefügt worden waren. Bevor sie zu Bett gegangen waren hatte sie die nicht, immerhin wäre dies ihm wohl nicht verborgen geblieben. Doch das bedeutete, dass sie ihr hinterher zugefügt worden waren. Während er neben ihr geschlafen hatte? Während er sie in den Armen gehalten hatte? Wie hätte Hao das bewerkstelligen können?

 

„Ich beschütze dich, Anna... Du bist in Sicherheit“

 

Jetzt... Es war viel zu spät. Unauffällig ballte der Braunhaarige seine Hände hinter ihrem Rücken zu Fäusten. Egal, wann Hao ihr dies angetan hatte, es hätte nicht passieren dürfen. Er hätte sie beschützen sollen. Er hätte alles in seiner Macht stehende tun sollen um sie zu beschützen und er hatte versagt. Was für einen Schutz konnte er ihr schon bieten wenn sie selbst verletzt wurde, wenn sie in seinen Armen lag?

 

„Hat Hao dir das angetan?“, fragte er leise obwohl er es bereits wusste und bekam auch sofort die Bestätigung, als sie erneut leise schluchzte.

Sein eigener Bruder hatte seiner Verlobten das angetan und es war dieser eine Moment an dem Yoh zu dem Entschluss kam, dass Hao eindeutig zu weit gegangen war. Es war dieser eine Moment, an dem Yoh klar wurde, dass er für seine Verlobte zum Mörder werden würde. Zum Mörder seines eigenen Bruders.

 

„Hasst du mich jetzt, Yoh?“, fragte sie leise und Yoh hatte mühe sie zu verstehen.

 

„Nein“, antwortete er ihr leise und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel „Dich hasse ich nicht“ Es war jemand anderes, dem sein Hass galt.

 

Langsam schloss sie ihre Augen, aus denen noch immer Tränen traten und versuchte die Bilder aus ihren Gedanken zu verbannen. Um diese Angst wieder in die hinterste Ecke ihres Unterbewusstsein zu sperren. Immer wieder redete sie sich ein, dass es nur ein Traum gewesen ist. Es war nur ein Traum. Ein grausamer Alptraum...

 

Einige Zeit blieben die beiden sich Liebenden noch so sitzen. Versuchten sich in so einer schweren Zeit beizustehen. Auch als Annas Tränen schon aufgebraucht waren ließ Yoh sie nicht los und Anna machte keine Anstalten sich von ihm zu lösen. Es war in der kurzen Zeit, in der sie von Haos überleben erfahren haben, schon zu viel passiert. So viel, dass es fast schon an ein Wunder grenzte, dass ihre Liebe diese Turbolenzen unbeschadet überstanden hatte. 

Erst nach einiger Zeit begann Anna sich in seiner Umarmung zu winden und sah anschließend fast schon entschuldigend zu ihm auf.

 

„Geht es dir besser?“

 

Ein leicht, trauriges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie auf seine Frage antwortete und sich langsam aus dem Bett erhob.

 

„Ich gehe duschen“, sagte sie auf seinen fragenden Blick hin und lächelte erneut leicht ehe sie in Richtung Badezimmer ging. Sie wusste noch immer nicht ob das alles jetzt die Realität war oder sie jede Sekunde unter Hao erwachen würde.

Noch einmal blieb sie an der Tür zum Badezimmer stehen und sah ihren Verlobten, der sie ebenfalls ansah, an.

 

„Ich liebe dich, Yoh“, flüsterte sie leise „Vergiss das bitte niemals“

 

Einen momentlang sah sie der Asakura, der sich auf den Bettrand gesetzt hatte und vermutlich kein Auge mehr zu machen würde, sie leicht verwirrt an ehe auch er leicht lächelte.

 

„Ich liebe dich auch, Anna. Und das wird sich niemals ändern“

 

Sie nickte leicht und trat schließlich in das Badezimmer ein. Wenn sie jetzt erwachen sollte wusste sie wenigstens, dass ihre Liebe zu Yoh trotz der ganzen Belastung nicht verblasst war.

 

Die Schmerzen machten sich erneut bemerkbar als sie sich langsam ihre Sachen auszog um schließlich unter die Dusche steigen zu können. Sie drehte das Wasser auf die kälteste Stufe und ließ es eine Weile über ihre Haut laufen. Sie spürte die Berührungen ihres Peinigers noch immer auf ihrer Haut und das Gefühl zu verbrennen machte sich immer mehr in ihrem Körper breit.

Langsam packte sie sich an den Hals und strich über die Bisswunde, die Hao ihr zugefügt hatte und erstarrte als sie direkt daneben eine zweite und schließlich eine dritte erspüren konnte, die vorher nicht da gewesen waren. Sie traute sich nicht einen Blick in den Spiegel zu riskieren, wurde ihr doch immer mehr klar, dass sie noch mehr Spuren von Hao davongetragen haben musste. Spuren, die eigentlich nicht da sein sollten, Spuren eines Traumes...

Erneut am ganzen Körper zitternd senkte sie nun ihren Blick und sah wie Blut, vermischt mit Wasser in den Abfluss verschwand und sie musste sich die Hand vor den Mund halten um nicht laut aufzuschreien als sie die blauen Flecken auf der Innenseite ihrer Oberschenkel erblickte. Und zwischen den blauen Flecken eine riesige Verbrennung, ein Handabdruck der sich tief in ihre Haut gebrannt hatte und sie wusste genau, wem dieser Handabdruck gehörte. Sie wusste genau Welcher Dämon sich auf ihrer Haut verewigt hatte: Derselbe Teufel dem sie diese Verletzungen, die Schmerzen zu verdanken hatte.

Mittlerweile war sie sich sicher, dass sie wach sein musste dennoch wollte ihr einfach keine Antwort auf ihre Frage einfallen. Wie konnte das alles möglich sein? Zuerst sah sie wie Yoh getötet wurde, dann vergriff sich Hao an ihr. Schließlich steht sie mit ihrem Verlobten in ihrem gemeinsamen Bett auf, der übrigens keine Verletzungen aufzuweisen hatte, sie jedoch hatte noch die Spuren von Haos Tat auf ihrem Körper... Verlor sie etwa langsam den Verstand?

 

Erneut rannen ihr Tränen die Wangen hinunter als sie mit ihren Armen erneut ihren Oberkörper umschlang und langsam an den nassen Fliesen der Duschwand hinter sich hinab sank.

 

°Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles tun, was ich dir sage...°

 

, erklang erneut seine Stimme in ihrem Kopf was sie dazu brachte leise wimmernd ihre Ohren zuzuhalten.

Sie wollte nicht tun, was er von ihr verlangte. Sie war nicht sein Eigentum. Sie wollte es nicht. Sie wollte es nie. Und dennoch fragte sie sich was denn passieren würde, wenn sie sich weiterhin weigerte. Würde Hao Yoh wirklich töten? Nach allem, was sie durchmachen musste, war das, das Mindeste, was sie ihm zutraute. Er würde Yoh ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Weg räumen und sie mitnehmen. Das war ihr mittlerweile schmerzlich klar geworden.

Schluchzend krallten sich ihre Fingernägel in die zarte Haut ihrer Oberarme.

Was sollte sie denn bloß tun um ihre Freunde zu schützen? Wer versicherte ihr, dass Hao ihre Freunde nicht trotzdem töten würde, wenn sie mit ihm mitging? Sie verstand seine Beweggründe nicht. Es wäre für ihn ein leichtes alle zu töten und schließlich Anna einfach mit Gewalt zu entführen. Also warum gab er ihr noch eine Bedenkzeit? Er würde sie so oder so mitnehmen ob sie nun wollte oder nicht.
 

°Dies ist der Anfang, mein Engel°, flüsterte seine Stimme ihr erneut ins Ohr °Dies ist der Anfang vom Rest deines Lebens°



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yinyin24
2018-07-23T19:15:34+00:00 23.07.2018 21:15
Wie schrecklich...ich wünschte Yoh wäre etwas stärker geworden um sein Anna zu beschützen! Hao bzw. Zeki muss sterben! 😡💪
Von:  Sonni
2010-04-21T16:17:38+00:00 21.04.2010 18:17
hihi
toll das du weitergeschrieben hast
hab die ff letztes jahr entdeckt und dacht mir bitte bitte schnell weiter schreiben
aber danke das du es überhaupt getan hast
das kappi is gut
auch der schreibstil gefällt mir
und der traum von anna
voll psycho ich liebe es der hammer wie du alles beschrieben hast echt gut
mach auf jedenfall weiter so und schick mir ne ens wenns so weit is
hdgdl
Sonni
Von:  IanZarewitsch
2010-04-19T19:27:34+00:00 19.04.2010 21:27
also
da bin ich wieder,
ich musssagen,
man merkt,
wie sehr sich dein schreibstil verbessert hat,
er ist reifer und tiefgründiger geworden!
Allerdings muss ich sagen,
dass du ein bisschen auf die Zeiformen achten musst,
mal schreibst du in präteritum <- überwiegend meiste zeit, und dann völlig grundlos präsens!
Okay
das wars von mir
lg
Klette
Von:  kayla_casterville
2010-04-16T14:19:28+00:00 16.04.2010 16:19
Ich liebe dich! Danke das meine gebete erhört wurden

du hast weitergeschrieben *tanz* und dich selber übertroffen
also ich hab noch Interesse und das nicht zu knapp
würde mich freuen wenn du weiter schreibst

schick mir einfach ne ENS

bis dann

lg
kayla


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