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One and a half Lovesong

Wie alles begann
von

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„Reita! Reita, wach auf!“
 

Reita spürte feste Griffe an seinen Schultern ehe sein Körper unter einem Rütteln erbebte. Er schlug die Augen auf, sah graue Farben ineinander laufen, presste seine Lider einen Augenblick zusammen bevor er endlich Rukis Gesicht erkennen konnte, das im fahlen Licht der Nachttischlampe noch blasser erschien als sonst. Seine Hand senkte sich auf Reitas Stirn und erst jetzt fühlte der Blonde das Laken unangenehm an seinen Beinen kleben.
 

„Alles in Ordnung?“
 

Die sanfte stimme des Sängers klang wie aus weiter Ferne und erst als seine Sinne nach und nach in das Hier und Jetzt zurückfanden spürte er das Brennen in seiner Speiseröhre und den Drang sich übergeben zu müssen. Trotzdem richtete er sich langsam auf.
 

Rukis Hände schnellten vor, stützten den offensichtlich geschwächten Körper, als Reita wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett sprang, nicht voraussehend, dass ihn die Schwärze im nächsten Moment einholen und in ihre kreisenden Bahnen ziehen würde.
 

„Mach doch langsam!“
 

Der Brünette hatte sichtlich Mühe den Größeren in Richtung Bad zu führen. Zu spät stieß er die Tür mit dem Fuß auf und taumelnd kollidierte Reitas Schulter mit dem hellhölzernen Rahmen. Er nahm den Schmerz kaum mehr wahr, konzentrierte sich einzig und alleine darauf seinen Mageninhalt nicht auf dem Boden zu verteilen. Kaum da er sich vor die Toilette gekniet hatte, spürte Reita die Ansammlung von Speichel in seinem Mund. Er begann zu würgen. Keine Sekunde später stieg die brennende Flüssigkeit seine Speiseröhre hinauf.
 

Rukis Finger fingen Reitas lose Haarsträhnen geschickt ein, strichen sie zurück und hielten sie fest bis der Blonde sich mit dem Handrücken über die feuchten Lippen strich. Die Spülung rauschte, nahm den letzten Rest des gestrigen Abends mit sich und sog Reitas Gedanken in einen Strudel aus Erinnerungsfetzen.
 

„Wie spät ist es?“
 

Reitas Kopf dröhnte und die ersten Worte seit er aufgewacht war klangen heiser. Sein Gegenüber warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr.
 

„Halb drei…“
 

Durchdringend sahen ihn braune Iriden an, musterten das bleiche Gesicht unter dessen Augen sich anfängliche Ringe bildeten.
 

„Was ist eigentlich passiert?! Ihr kamt polternd nach Hause und du bist ohne ein Wort der Erklärung ins Schlafzimmer verschwunden. Du hättest wenigstens was sagen können…. Reita?“
 

Schon nach Rukis Frage hatte der Blonde aufgehört ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Denn genau diese Frage war es die fadenscheinig wie ein Gespenst in seinem Kopf spukte und nach deren Antwort er verzweifelt suchte. Er wusste er hatte nach Uruhas Worten den Überblick über seinen Alkoholkonsum verloren. An die weitere Unterhaltung mit dem Brünetten fehlte ihm jegliche Erinnerung, er wusste nur noch, dass er irgendwann in Uruhas Wagen gestiegen war. Seine Kopfschmerzen erschwerten ihm das Nachdenken und ließen ihn schließlich resignieren.
 

„Uruha sagte du wärst sauer wegen seinem Entschluss.“
 

Langsam sickerten die Worte des Sängers in Reitas Gehörbahnen, doch es dauerte bis er ihre Bedeutung begriff.
 

„Er war hier?!“
 

Langsam half Ruki dem Größeren auf.
 

„Er hat dich hier hoch gebracht. So kenn ich dich gar nicht, Reita. Du hast ihn einfach stehen gelassen und bist in dein Zimmer verschwunden.“
 

Und so kannte Reita sich selbst nicht. Sicher, er war wütend gewesen, enttäuscht, doch niemals hatte er es jemand andere in dieser Form spüren lassen. Doch bis jetzt hatte ihn auch niemand auf solch eine Art fallen gelassen.
 

„Hat er dir den Grund erzählt?“ Reita sah auf die verschwommene Gestalt Rukis, spürte dessen Hände erneut an seiner Taille.
 

„Hat er.“ Ruki führte seinen geschwächten Freund zurück ins Schlafzimmer. Schwerfällig ließ der Blonde sich auf die Matratze sinken.
 

„Und es ist dir egal?“
 

„Natürlich nicht.“ Ruki setzte sich neben ihn, blickte auf seine Füße. „Aber du kannst niemanden zwingen. Wenn ihm sein Studium so wichtig ist dann sollte er das wählen, was für ihn mehr zählt.“
 

Reita wusste nicht wie viel Uruha dem Sänger erzählt hatte, doch gerade der Umstand, dass womöglich ein Plattenvertrag zustanden kommen würde, sah Reita als Grund für den Gitarristen zu bleiben. Genau jetzt bot sich ihm die Chance das zu tun, was er wirklich wollte; mit Musik sein Geld zu verdienen, seine Musik zu machen, die Musik zu leben. Er konnte und wollte es einfach nicht begreifen.
 

„Er könnte sein Studium abbrechen und später fortsetzen wenn es mit der Musikkarriere nicht klappt.“ Reita klang trotzig.
 

„Damit würde er den Studienplatz im Ausland aufs Spiel setzen.“ Es war ein Gespräch der ganz anderen Art, das sie gerade führten und Reita selbst kam es seltsam vor, dass Ruki den vernünftigen Part übernahm. Er kam nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob Ruki den Brünetten nicht einfach aus der Band haben wollte.
 

„Du solltest dich erst einmal ausruhen und morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“
 

Reita tat schweigend wie ihm geheißen. Er unterdrückte den Impuls zu zittern und legte sich unter die wärmende Decke. Viel mehr Energie um zu diskutieren hätte er ohnehin nicht mehr aufgebracht.
 

Doch Ruki sollte mit seinen Worten Unrecht behalten. Als Reita am nächsten Morgen die Augen aufschlug fühlte sich alles noch schlimmer und verwirrender an als es in der Nacht der Fall gewesen war. Zwar hielt sich seine Übelkeit in Grenzen, doch die Kopfschmerzen waren nahezu unerträglich. Leichenblass stand er in der Küche und suchte die Schränke nach irgendeinem Schmerzmittel ab, dass ihm wenigsten ein bisschen Linderung verschaffen würde. Mit einem Glas Wasser stürzte er schließlich eine der runden, weißen Pillen hinunter. Im Stummen trank er darauf, nie wieder zuviel Alkohol anzurühren.
 

Das Radio war ausgeschaltet und über dem kleinen Raum hing eine bleierne Stille. Reitas Finger strichen über die hölzerne Tischplatte und er versuchte seine Gedanken zu ordnen, überlegte wie er Uruha überhaupt wieder unter die Augen treten konnte. Noch während er nach verschollenen Erinnerungen kramte klingelte sein Handy unerträglich laut wie ihm schien und nur um dem Lärm ein Ende zu setzen, nahm er ab.
 

„Reita, bist du dran?!“
 

Noch bevor der Blonde überhaupt die Möglichkeit hatte sich zu melden schlug ihm schon Aois Stimme entgegen.
 

„Ich weiß wir haben morgen Probe aber wir müssen sie absagen. Artia haben morgen einen Auftritt.“
 

Aoi fuhr schon fort bevor Reita anfangen konnte sich zu wundern.
 

„Das heißt sie hätten einen Auftritt wenn es sie noch geben würde. Deswegen habe ich dafür gesorgt, dass wir den Auftritt übernehmen können. Ich weiß es ist noch viel zu früh, aber vier bis fünf Lieder schaffen wir doch locker oder? Coversongs wären auch kein Problem wurde mir versichert. Und?! Was sagst du?!“
 

Reita fehlten die Worte. Weswegen konnte er nicht einmal sagen. Er spürte Aois wachsende Ungeduld auf der bleiernen Stille lasten. War es wirklich klug sich schon jetzt auf die Bühne zu wagen? Aber vielleicht war es eine Chance, die sie sich nicht entgehen lassen sollten. Die Versuchung war zu groß.
 

„Abgemacht.“
 

Im Hintergrund hörte er Yunes Freudenschrei und musste unwillkürlich lächeln. Sie würden also morgen auf der Bühne stehen. Irgendwie musste er es schaffen Uruha davon zu überzeugen ihnen noch einmal seine Dienste zur Verfügung zu stellen.
 

Ruki war wider erwarten vollkommen aus dem Häuschen. Nicht mal einen Vortrag darüber, dass der Bassist sich schonen sollte, musste Reita über sich ergehen lassen. Er wusste nicht woher sein plötzlicher Mut kam, doch die Neuigkeit schien ihm neuen Aufschwung gegeben zu haben und so stand er wenige Stunden später vor Uruhas Haustüre. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, das wohl nicht zuletzt von dem übermäßigen Alkoholkonsum herrührte, suchten seine Augen die Klingel nach dem richtigen Nachnamen ab. Er atmete tief durch, heftete den Blick auf den Namen, hob die Hand und fuhr schrecklich zusammen als ihn plötzlich jemand von hinten antippte. Dunkle Augen musterten ihn offensichtlich erfreut.
 

„Wolltest du zu mir?“, Uruha lächelte sanft und nahm ihm seine Antwort vorweg indem er aufschloss und ihn hereinbat. Schweigend nahm Reita die Aufforderung an und begab sich mit dem Brünetten in den Aufzug. Die 15 auf dem viereckigen Knopf leuchtete auf und der Aufzug schloss leise ratternd die Türen und setzte sich in Bewegung. Stahlseile hielten den rechteckigen Kasten und zogen sie hinauf bis sie das gewünschte Stockwerk erreicht hatten.
 

„Soll ich dir was abnehmen?“ Reita deutete auf den schwarzen Gitarrenkoffer und nahm ihn kurzerhand am Griff.
 

„Danke.“ Uruha lächelte wieder und trug die Sporttasche mit verschiedenem Equipment aus dem Fahrstuhl. Er ging den länglichen Flur entlang und blieb schließlich bei einer Türe unweit des Aufzuges stehen. Reita trug den Koffer in die Wohnung und das Klickende Geräusch der Türfalle verriet ihm, dass Uruha ihm in seine vier Wände gefolgt war. Er streifte seine Schuhe von den Füßen während er das Gepäck abstellte und blickte schließlich zu Uruha, der es ihm gleich tat.
 

„Magst du etwas trinken?“
 

Reita fühlte sich von dieser einfachen Frage überrumpelt. Sie schien jede Logik vollkommen außer Gefecht zu setzen. Doch er nickte, ließ sich von Uruha in die Küche führen und nahm auf einem der drei Stühle, die um den kleinen, viereckigen Tisch standen, platz. Er beobachtete wie Uruha zwei Gläser aus dem kleinen Küchenschrank nahm und sie mit stillem Wasser füllte. Er stellte sie vorsichtig vor sich und Reita auf die Tischplatte und setzte sich ihm gegenüber.
 

„Tut mir leid, ich habe nichts anderes da. Es sei denn du möchtest vielleicht einen Tee?“
 

Reita schüttelte den Kopf, eine blonde Strähne verfing sich in der Nasenbinde. Er zupfte kurz daran bis er es für gut befand und blickte den brünetten Gitarristen an.
 

„Ich komme wegen der Band.“ Feine Haarsträhnen verfingen sich noch immer in seinen Wimpern, reizten seine Augen. Er versuchte sie wegzublinzeln, doch umso mehr begann sein Auge sich mit Tränenflüssigkeit zu füllen. Er glaubte Unbehagen auf Uruhas Gesicht erkennen zu können, ja sogar Wut. Der Gitarrist streckte seine Hand nach Reita aus und dieser wollte schon zurückweichen als vorsichtige Finger die einzelnen Strähnen aus seinem Gesicht strichen.
 

„Um was genau geht es?“
 

Reita blinzelte verwundert bevor er sich räusperte um die Festigkeit in seiner Stimme wiederherzustellen.
 

„Wir hätten morgen einen kurzen Auftritt und… und ich… wir“, verbesserte er sich, „ bräuchten deine Gitarrenkünste. Es… ist sehr kurzfristig, ich weiß.“
 

„Ich würde gerne einspringen.“ Uruhas Züge wirkten entspannt und auch sein Lächeln war auf die vollen Lippen zurückgekehrt. Reita fühlte sich einerseits erleichtert doch andererseits behagte ihm Uruhas letztes Wort so gar nicht. Es klang so furchtbar endgültig. Doch Uruha war kein Ersatz… Er war viel mehr als das.
 

Als Reita und Ruki sich am nächsten Abend in dem Club einfanden, beschäftigte den Blonden noch immer die Frage warum Uruha ihn nicht auf den vorgestrigen Abend angesprochen hatte. Er hatte so getan als wäre nichts passiert, hatte ihm keine Fragen gestellt. Aber er hatte erzählt. Erzählt wie seine Eltern durch den Betrug eines Freundes den Großteil ihres Vermögens verloren hatten. Wie ihm sein früherer Musiklehrer den Proberaum vermittelt hatte, den er durch die gute Freundschaft des Lehrers mit dem Vorsitzenden kostenlos nutzen durfte. Und wie er alles versuchte um seine Eltern nicht zu enttäuschen. All das ging Reita durch den Kopf während sie in dem kleinen Hinterraum warteten. Ihm kamen diese Worte so bekannt vor und der Verdacht, dass Uruha ihm all dies schon einmal gesagt hatte machte sich in ihm breit.
 

Innerhalb einer halben Stunde waren sie komplett. In ausgewetzten Anzügen, mit Sicherheitsnadeln, in Schwarz, Dunkelblau und Nadelstreifen. Sie sahen aus wie eine schräge Combo auf dem Weg zu einer ebenso ausgefallenen Hochzeit. Die Haare geglättet und mit Wachs zurechtgestriegelt traten sie auf die beleuchtete Bühne.
 

Es war fantastisch. Besser als Reita es sich vorgestellt hatte. Er sah Ruki, der sich austobte als würde er sich nirgendwo anders als auf einer Bühne heimisch fühlen. Uruha und Aoi, die Rücken an Rücken spielten und Yune der sich hinter seinem Schlagzeug verausgabte. Und er selbst fühlte sich federleicht. War das das Gefühl, das man spürte wenn sich ein Teil eines langen Traumes erfüllte? Es schien als ob die Schwingen wieder an seinem Platz saßen.
 

Viel zu schnell verging der Auftritt und Reitas Adrenalin rauschte noch immer durch seine Blutbahnen als er mit Ruki in den Umkleideraum verschwand. Er fing eine Flasche auf, die der Sänger ihm zuwarf und trank einen großen Schluck.
 

„Es war unglaublich.“ Ruki strahlte von einem Ohr zum anderen. Reita nickte bekräftigend und sah jäh auf als Aoi zur Tür herein stürzte.
 

„Wir haben ihn!“ Ein breites Grinsen zierte seine Lippen. „Wir haben einen Plattenvertrag!“
 

Ruki sankt auf dem Stuhl zusammen.
 

„Wir haben was?“, hauchte er ungläubig.
 

„Die Produzenten haben sich den Auftritt angesehen. Ich hielt es für besser euch nichts zu sagen um die Aufregung nicht noch größer zu machen.“ Er schnappte nach Luft. „Aber wir haben sie überzeugt!“
 

Während Ruki versuchte diese Neuigkeit zu verdauen, machte Reita sich auf um die anderen beiden zu suchen. Sie wollten darauf anstoßen, den Erfolg gebührend feiern. Es fiel ihm nicht schwer Aois Nachricht aufzunehmen. Immerhin hatte er davon gewusst und trotz, dass der Schwarzhaarige denselben Trick angewandt hatte wie bei Artia, warer ihm nicht böse. Mit jedem Schritt den er tat prägte sich ihm die Bedeutung der Worte immer mehr ein. Er lächelte. Als er um die Ecke bog gefror ihm das Lächeln jedoch augenblicklich. Er erstarrte in seiner Bewegung.
 

Sein Blick ruhte auf Yune und Uruha, die sich in den Armen lagen. Bilder flimmerten vor Reitas Augen. Sie küssten sich. Er stützte sich an der kalten Wand ab. Ihre Lippen trafen sich. Es war wie ein Film, der sich automatisch abspielte. Reita schüttelte den Kopf. Es war die Realität, die ihn einholte, ihn wie ein Hammer zu erschlagen drohte. So wie Yune den brünetten Gitarristen küsste, hatte er es zwei Tage zuvor getan.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ruki_Nishimura
2007-11-07T19:36:26+00:00 07.11.2007 20:36
Bah!
Wieso hab ich das gefühl, dass du mich jedes Mal genau mit dem gleichen verdammt harten Ambos triffst wie Reita?!
Das ist gemein!
Q_______Q
Kann den nicht mal wer anders abkriegen?
Ich werd noch dumm davon! >.<

Aber vielleicht liegt es auch einfach an deiner fantastischen Schreibweise, dass ich so mitfühle!
Q____Q
Uruha soll nicht weg gehen, wir brauchen ihn doch!
*mich an sein Bein häng*
...~
*oder noch viel besser*
*mich in seinem Koffer versteck*
*er so viel zu viel Übergewicht hat*
*Uruha sich das nicht leisten kann*
*er da bleibt*
Yayyyyy~
*aus dem Koffer spring*
^^
Siehst du das macht der Ambos! >.<
Von:  MoonJellyfish
2007-11-07T12:48:13+00:00 07.11.2007 13:48
Yay!! ^^ First!
Das war echt toll das Kapi. Hab die ersten 7 wärend der laaangen Fahrt nach Berlin gelesen. Du musst ganz schnell weiter schreiben...
Will wissen was mit Uruha und Reita noch passiert. Wenn was passiert... wäre aber ja auch schön wennn Ruki und Rei.
Ach ja... süchtig desu.
Schnell weita schreiben!
Nami~chan


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