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Ikes Erbe

was nach dem Krieg geschah
von

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Aufbruch

Und weiter gehts! Jetzt treten endlich nochmal neue Charas auf den Plan, bei denen ich noch nicht genau weiß, was ich mit ihnen vorhabe. Aber ich weiß, dass es jetzt ein härteres Pflaster werden wird, als es vorher der Fall war...(Sorry, Rooro, ich weiß, ich bin ein Miststück...nimm es mir bitte nicht allzu übel!)

Nun, wie dem auch sei, viel Spaß beim Lesen!
 

Titania lag auf dem Bett. Ihr Blick hing an den Holzbalken der Decke. Tränen verschleierten ihre Sicht. Es war einfach zu viel gewesen. Sie hatten gekämpft bis zum Umfallen. Und dennoch war es den Angreifern gelungen, Alja und Rolf zu entführen. Shinon und Boyd hatten getobt, als es offenbar geworden war. Sie hatten ihr die Schuld gegeben. Die Kommandeurin schluchzte und barg das Gesicht in ihren Armen. Rhys war verletzt worden und bisher nicht aus seiner Ohnmacht erwacht. Doch was das Schlimmste war: Darahans Leben hing am seidenen Faden und sie waren nicht in der Lage, ihm zu helfen. Wenn er nicht bald Hilfe bekam, würde er sicher sterben. Soren kümmerte sich zwar aufopfernd um ihn - und um Jill, die ebenfalls schwer verletzt worden war - doch bis jetzt stellte sich keine Besserung ein. Und als wären das noch nicht genug Probleme, denen sie sich zu stellen hatte, war auch Gatrie nicht in der Lage, sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen. Lediglich Boyd und Shinon standen noch. Auch sie hatten Schrammen, Kratzer und leichte Wunden, doch sie waren zumindest noch nicht so erschöpft, um nicht mithelfen zu können, die Leichenberge, die sich vor den Türen des Söldnerquartieres auftürmten, zu verbrennen. Titania strich sich eine widerspenstige Strähne ihres roten Haares hinter das Ohr zurück. Dann richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Es half nichts. Sie musste wieder hinunter in den provisorischen Krankensaal - das Wohnzimmer - und ihren Gefährten helfen. Langsam stand sie von ihrem Bett auf und streckte sich.

Ihr Blick fiel auf den weißen Umhang, der über dem kleinen Schreibtischstuhl hing. Wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen, als sie sich daran erinnerte, dass sie das Kleidungsstück getragen hatte, als sie Commander Greil zum ersten Mal begegnet war. Greil... wenn er nur hier wäre. Er hätte einen Ausweg aus der verfahrenen Situation gewusst, er, der mächtige Sir Gawain von Daeins vier Reitern. Titania schüttelte den Kopf. Greil war tot. Es nutzte nichts, sich darüber zu beklagen. Es nutzte ihr auch nichts, darüber zu jammern, dass er nicht mehr an ihrer Seite war. Sie hatte wahrlich anderes zu tun! Mit neuer Entschlossenheit - die doch nicht mehr als eine Maske war, denn in ihrem Inneren war Titania nichts anderes als verzweifelt - trat sie aus ihrem Zimmer heraus und ging forschen Schrittes die Treppen hinunter.
 

Shinon trat vor Boyd zur Tür herein. Der Axtkämpfer seufzte innerlich, als sich der Schütze umwandte und Boyd sehen konnte, wie sich dessen Lippen verzogen. "Verdammt, hätten sie es nicht gleich erledigen können? Dann hätten wir jetzt wenigstens eine Chance, die Knirpse zurückzuholen. Aber so..." Shinon stieß einen derben Fluch hervor, dann schnappte er sich einen Stuhl, der vergessen an der Wand neben der Tür stand und ließ sich darauf nieder. "Ist doch echt beschissen, das Ganze!" Boyd konnte nur nicken. Er spürte, wie sich ihm wieder die Kehle zuschnürte, als er an Rolf dachte, wie er in den Händen seiner Entführer bittere Tränen der Verzweiflung weinte. Doch dann hob er den Kopf. Nein, das war früher gewesen. Jetzt würde der Kleine wohl eifrig Pläne für ihre Flucht schmieden. Er war mit Alja zusammen gefangengenommen worden. Er und die kleine Heilerin machten sich gegenseitig Mut. Rolf hatte, ebenso wie er selbst, im Krieg gekämpft. Auch, wenn er altersmäßig sicher noch ein Kind war, so hatte Boyds jüngerer Bruder doch schon wesentlich mehr erlebt als seine Altersgenossen. Er würde nicht verzweifeln. Aber dennoch machte sich Boyd Sorgen um ihn. Er war sein Bruder...

Boyd ballte die Hände zu Fäusten, dann wandte er sich zu Soren um, der sich gerade über Rhys beugte, um ihm irgendein scheußlich riechendes Gebräu einzuflößen. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Der Magier hob den Kopf und starrte Boyd aus seinen roten Augen an. Die Blässe im Gesicht des schlanken jungen Zauberers hatte noch zugenommen. Soren hatte die letzte Nacht fast nicht geschlafen. "Nimm den Eimer und hol mir frisches warmes Wasser aus der Küche. Aber wasch ihn vorher aus!", befahl er mit vor Müdigkeit rauher Stimme. Boyd nickte und gehorchte.

Da hörte er Shinon murmeln: "Ich tu mir das doch nicht an! Ich gehe los und suche nach ihnen. Die sollen sich wundern!" Der Schütze erhob sich, wobei er Boyd, der gerade den Wassereimer in Richtung Küche trug, grob anrempelte. Boyd lag eine scharfe Antwort auf der Zunge, die er jedoch rasch hinunterschluckte, als er Shinons grimmiges Gesicht sah. Der Schütze kochte innerlich vor Zorn. Man hatte es gewagt, seinen Schüler zu entführen. Die Schuldigen mussten gefunden und zur Strecke gebracht werden. So bald wie möglich. Shinon ging mit schweren Schritten in Richtung Tür davon.

"Boyd!" Sorens harscher Ton riss den Axtkämpfer aus seinem Nachdenken. Rasch nickte der Grünhaarige, dann machte er sich in Richtung Küche auf. Er hörte, wie Shinon den Raum verließ und die Tür nicht besonders leise ins Schloss fallen ließ.
 

Titania wechselte gerade den feuchten Lappen auf Jills fiebriger Stirn, als Soren fluchte. Die Kommandeurin sah auf. Offenbar war wieder etwas aus dem Ruder gelaufen. Rasch legte sie dem Mädchen das neue Tuch auf die Stirn, dann schritt sie zum Magier hinüber. "Was ist?" Soren stand bei Darahan und zeigte auf den fest angelegten Verband, der sich über die breite Brust des Wyvernritters spannte. Ein Blutfleck war darauf zu sehen. Sorgen mussten Titanias Gesicht verdüstern, denn Soren fragte: "Geht es dir gut? Du siehst nicht gesund aus." Titania winkte ab und der Magier fuhr fort: "Du erinnerst dich noch an diese tiefe Stichwunde knapp unterhalb der Rippen? Nun, es scheint, als wäre sie wieder aufgebrochen!" Soren wies auf Darahans bandagierten Hals. "Und als wäre das noch nicht schlimm genug, auch die andere schwere Wunde bereitet ihm Probleme!" Die Rothaarige nickte und beugte sich vor, um einen zweiten, wesentlich größeren Blutfleck an Darahans Hals zu erkennen. Soren seufzte: "Wenn Rhys nicht bald aufwacht und zumindest in der Lage ist, seinen Stab zu halten, dann wird Darahan den nächsten Morgen nicht mehr sehen." Titania nickte. Boyd meinte leise von Gatries Lager her - der Ritter schlief tief und fest, zumindest einer, der sich erholte! - dass es vielleicht klug wäre, den Verband zu wechseln und vielleicht eine andere Möglichkeit zu suchen, um die Wunde am Bluten zu hindern.

"Das wird bloß schwierig! Schließlich kannst du am Hals keinen Druckverband anlegen, sonst erwürgst du ihn versehentlich noch. Und eine Stichwunde an dieser Stelle ist auch schwierig zu verarzten!", gab Soren müde zurück. Titania musterte den Magier aufmerksam. Dicke Augenringe lagen unter den Augen des Magiers. Soren schwankte leicht, seine Hände zitterten. Immer wieder ging sein Blick in die Leere. "Soren, du solltest dich auch einmal ausruhen. Du bist völlig fertig!" Soren lachte leise - es klang allerdings alles andere als fröhlich: "Und wie? Allein bekommst du das sicher nicht hin!"
 

Da öffnete sich die Tür. Eine Silhouette von zwei Personen hob sich gegen das Licht des Sonnenuntergangs ab. Boyd und Soren erstarrten. Dann betrat Oscar das Gebäude.

"Was ist hier passiert?", wollte er mit tonloser Stimme wissen. Er legte seine Last auf dem nächstbesten Tisch ab. Titania starrte auf sein "Mitbringsel" und schwieg. Schließlich meinte Soren müde: "Siehst du das nicht? Wir sind angegriffen worden. Bis jetzt leben zwar noch alle, aber wie lange noch, weiß ich nicht..." Er trat näher zu dem Kavalier hin und sah auf den Tisch hinab. "Ich hätte es wissen müssen, dass sie noch in der Nähe waren." Titania spürte Tränen über ihre Wangen laufen, die sie hastig wegwischte, als sich Oscars Blick auf sie richtete. Entsetzen und leiser Zorn stand in seinen klaren Augen. "Wo sind Alja und Rolf?", fragte er dann leise. Titania schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Er... er ist ihnen gefolgt. Die Daein haben sie entführt und er konnte sich nicht zurückhalten." Die Worte kamen ihr nur äußerst schwer über die Lippen. Zitternd trat sie näher. Schließlich schlug sie die Hand vor den Mund, wandte sich ab und begann zu weinen.

Boyd sah auf den reglosen Körper Shinons hinab...
 

Sein Bruder seufzte schwer. Soren fragte: "Was ist passiert?" Oscar schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Ich war auf dem Rückweg, als ich Waffengeklirr und Schreie hörte. Ich sah nach. Als ich allerdings am Ort des Geschehens eintraf, fand ich ihn nur noch so, wie ihr ihn jetzt seht." Boyd nickte und besah sich das jüngste Opfer näher. Shinon lag ruhig auf dem Rücken. Langsam trocknendes, mittlerweile dickflüssiges Blut bedeckte die Stirn des Schützen, ebenso wie mehrere verkrustete Bahnen von seinem Mund abwärts wiesen. Er musste regelrecht überrannt worden sein, denn die dünne Panzerung, die Shinon getragen hatte, war vollkommen zerschmettert. Man hatte ihm die Pfeile entrissen und ihm beide Arme aufgeschlitzt. Boyd war sich sicher, dass es die Daein gewesen waren, diese Verletzungen passten genau zu denen, die auch Darahan, Jill, Rhys und Gatrie davongetragen hatten. Da fiel ihm auf, dass Shinon auch Blut im Haar hatte. Das Band, das die rote Mähne zurückgehalten hatte, hatte sich geöffnet und nun floss sie dem Schützen über die Schultern hinab. Doch in das natürliche Rot mischte sich nur allzu oft auch die dunklere Flüssigkeit, von der Boyd in letzter Zeit viel zu viel gesehen hatte.

Oscar seufzte und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen, auf dem auch Shinon vor kurzem noch gesessen hatte. Sein Blick schweifte über den Raum. "Das ist wirklich schrecklich." meinte er dann. "Hätte ich gewusst, was passiert ist, hätte ich einen Heiler mitgebracht!"

Dies hörte die noch immer schniefende Kommandeurin. Sie straffte die Schultern und wischte sich unbeholfen über das Gesicht. Dann wandte sie sich um. "Noch ist es nicht zu spät. Ich möchte dich gern bitten, dass du möglichst schnell zum nächsten Dorf reitest und den Heiler dort herholst. Dann reitest du zu Ike. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert ist." Titania schien sich wieder gefasst zu haben, denn in ihren Augen konnte der Axtkämpfer neue Stärke schimmern sehen. Boyd hoffte, dass der Heiler noch rechtzeitig eintraf. Sonst... er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sonst passierte...
 

"Was?", brüllte der großgewachsene Mann mit vor Zorn gerötetem Gesicht. "Wie könnt ihr Narren es wagen, zuzulassen, dass das geschehen konnte?" Oscar fuhr unter den groben Worten zusammen - ebenso wie die schlanke Frau mit den dunkelgrünen Haaren, die neben dem rasenden Blauhaarigen stand. "Ike, bitte! Beruhige dich. Sie haben ihr Bestes gegeben!" Der Kavalier senkte beschämt den Kopf. "Ich wünschte, ich wäre doch schon früher abgereist. Dann hätte ich die Entführung vielleicht verhindern können." Er wagte es kaum, zu seinem ehemaligen Kommandeur aufzusehen. Ike tobte: "Was redest du da? Meine Schwester ist entführt worden! Du hättest ihnen folgen müssen!" Der Zorn in Ikes Gesicht, die Härte, mit der er die Fäuste ballte, erinnerte Oscar nur zu gut an Ikes Vater, Greil, der ebenso für seinen Zorn gefürchtet gewesen war. Ike sah ihm ähnlich, sehr ähnlich. Die vergangene Zeit hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Seine Schultern waren breiter geworden und er war gewachsen. Alle kindliche Rundheit war aus seinem Gesicht gewichen und nun sah er Greil so ähnlich, wie es ein Sohn nur konnte. Und auch seine Wut schien der des Vaters ähnlich zu sein.

"Ike, hör auf!", bat Elincia, nun wirklich am Ende mit ihrer Geduld. "Es bringt dir nichts, wenn du ihn so niedermachst! Du hast gehört, was passiert ist! Hätte er den Heiler nicht geholt, wären einige unserer Freunde jetzt sicher tot!" Ike sah die zarte Frau an seiner Seite einen Moment verunsichert an, dann meinte er leiser und ein wenig kleinlaut: "Es tut mir leid, Oscar. Ich habe mich mitreißen lassen. Alja... ist alles, was mir noch geblieben ist von meiner Familie. Sie zu verlieren, wäre das schlimmste, was mir wiederfahren könnte!" Er senkte den Kopf. "Ich werde mit dir kommen. Es scheint, als bräuchten Greils Söldner meine Hilfe."

In ebendiesem Moment öffnete sich die Tür und eine relativ großgewachsene Frau betrat den Raum. Ihr hüftlanges hellblaues Haar fiel ihr offen über den Rücken. Das gekrümmte Schwert an ihrer Seite wies sie als Elincias Wächterin aus. "Lucia, was ist?", fragte die Königin von Crimea. "Milady verzeiht, aber Männer nähern sich dem Schloss aus der Stadt. Sie tragen schwarze Rüstungen, ebenso wie die Daeins. Aber mein Bruder meint, sie wirken nicht wie Daeins Soldaten. Sie scheinen irgendetwas von uns zu wollen und..." "Schwarze Rüstungen? Das sind sie! Sie haben Alja und Rolf entführt!", platzte Oscar dazwischen, fing sich einen scharfen Blick seitens Ike ein und wich mit gesenktem Kopf wieder zurück. Lucia sah irritiert von Elincia zu Ike und von ihm zu Oscar und schließlich wieder zu Elincia zurück. "Wie lauten Eure Befehle?" Elincia warf Ike einen hilflosen Blick zu und Ike gab stattdessen die Anweisung: "Ich vertraue Geoffreys Einschätzung. Er soll handeln, wie er es für richtig hält."

Lucia nickte und antwortete leise: "Er rechnete schon mit dieser Antwort und trug mir auf, Euch zu informieren, dass er plant, erst einmal abzuwarten und zu beobachten." Ike nickte abwesend und Lucia verneigte sich. "Entschuldigt nochmals diese Störung. Wenn es mir gestattet ist, würde ich mich gerne zurückziehen." Elincia lächelte sie an und neigte den Kopf und die Blauhaarige entfernte sich rasch.

"Mein Entschluss steht, meine Königin, gestattet Ihr mir, nach meiner Schwester zu suchen, oder soll ich bei Euch bleiben?" Elincia sah Ike entgeistert an. "Es ist deine Pflicht, nach deiner Schwester zu suchen! Glaubst du nicht, dass Lucia, Geoffrey, Juri und all die anderen nicht in der Lage wären, mich vor diesen Männern zu schützen?" Der ehemalige Söldnerführer senkte den Kopf. "Verzeiht mir. Mit Verlaub, ich würde mich gern sofort auf den Weg machen!" Elincia entließ ihn mit einer hektischen Handbewegung. "Ike, die Zeit drängt! Wenn du dich nicht beeilst, könnte es für deine Schwester zu spät sein!" Ike und Oscar verloren keine weitere Zeit mehr. Sie verließen die Hauptstadt nur wenige Minuten später.
 

Titania überwachte die Arbeiten. Die Söldner würden aufbrechen, sobald Oscar zurückgekehrt war. Da sie nicht wussten, wo sie ihre Verfolgung hinführen würde, hatte die Kommandeurin auf Sorens Rat hin beschlossen, möglichst auch Proviant, Ersatzkleidung und -waffen mitzunehmen, zusätzlich zu Zelten, Decken und allem Weiteren, was man für eine längere Reise benötigte, einschließlich einer größeren Summe Goldes. Sie befürchteten, ins winterliche Daein reisen zu müssen.

Als Ike hinter Oscar in den Hof des Hauptquartieres ritt, hätte er um ein Haar einen Zusammenstoß seines Tieres mit Jills grüner Wyvern verursacht. Das weibliche Tier stand voll aufgezäumt und mit Gepäck beladen im Hof, während seine Reiterin an den Schlaufen des Sattels herumnestelte und Ike und Oscar schlichtweg übersehen hatte. Zumindest, dachte Oscar, war der greise Heiler des Dorfes in der Lage gewesen, Rhys zu heilen, der dann die anderen versorgt und von ihren Wunden kuriert hatte. Selbst den Tieren ging es wieder gut. Er sah Darahans männlichen und wesentlich größeren Drachen in einer Ecke des Hofes liegen und dösen. Auch dieses Reittier war aufgezäumt und beladen.

Da kam ihnen die rothaarige Kommandeurin der Söldner entgegen. Ihr folgte ein noch immer blasser, aber nun zumindest unverletzter Shinon. Der Schütze hatte sich von seiner Begegnung mit den Entführern noch immer nicht ganz erholt, auch wenn es nur sein Stolz war, der ihn noch immer mit Verdruss anfüllte. "Haah, wie ich das hasse! Wann seid ihr endlich fertig?", fauchte er und sah sich missbilligend um, Ike bewusst ignorierend. Irgendetwas an seiner Haltung ließ Ike fragen: "Musst du immer in diesem Ton mit anderen sprechen, Shinon?" Der Bogenschütze sah ihn aus schmalen, eindeutig wütenden Augen an. "Was geht dich das an, Ikey-lein?" Diesmal war es Ike, dem die Zornesröte ins Gesicht stieg. "Niemand gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen, Shinon! Ich habe oft genug bewiesen, dass ich in der Lage bin, diese Truppe zu führen!" Sprachs, bekam aber sofort Shinons bissige Antwort: "Das haben wir gesehen! Kaum dass sich eine bessere Gelegenheit bat, bist du abgehauen und hast dich mit deiner Prinzessin vergnügt, oh, verzeih, ich vergaß! Sie ist ja jetzt Königin!" "Shinon, treibs nicht zu weit!", warnte ihn Ike mit gefährlich leiser Stimme. Doch Titania schritt ein, ehe der Streit eskalieren konnte. "Das reicht! Shinon, würdest du bitte nach Boyd schauen und ihn bitten, das Haus abzuschließen? Ike, für dich haben wir schon gepackt, bitte hol deine Sachen bei Rhys ab!" Sie stand zwischen beiden, die also keine Möglichkeit mehr sahen, sich an Titania vorbei anzugiften, also gehorchten sie widerstrebend. Ike bemerkte, als er mit einem prall gefüllten Rucksack zurückkam: "Titania, ich hatte gehofft, du würdest meinen Platz wieder freigeben, sobald ich zurückkehre?" Die Kommandeurin schüttelte den Kopf. "Das würde Shinon niemals akzeptieren. Und da ist er nicht der Einzige, fürchte ich. Finde dich damit ab, dass ich diese Truppe jetzt führe. Nicht, dass ich es mir wünschen würde, aber wir haben keine andere Wahl. Es tut mir leid." Nur wenige Minuten später brachen sie auf...
 

Ihr Weg führte sie tief in die Wälder des Ostens, an der Hauptstadt vorbei. Shinon, der die Rolle des Spurenlesers übernommen hatte, führte sie mit der Sicherheit eines Bluthundes. Sie kamen gut voran, auch wenn Gatrie des Öfteren hinterherklapperte, weil er wegen seiner schweren Rüstung kaum das scharfe Tempo halten konnte. Erst als er sich am zweiten Tag beklagte, befahl Titania dem Scharfschützen, langsamer zu gehen. "Was soll das? So holen wir sie nie ein!", knurrte Shinon, fügte sich aber dann und ließ Gatrie nachkommen und das Tempo bestimmen. Schließlich, als die Sonne bereits wieder untergegangen war, ließ Titania die Gruppe anhalten. "Wir werden hier rasten. Soren, kannst du Feuer machen? Gatrie, Shinon, Boyd, Ike, ihr kümmert euch um die Zelte!" Boyd maulte, dass die anderen ihnen helfen sollten und erhielt einen Rüffel von Darahan, der ihm freundlich erklärte, was passierte, wenn jemand Unerfahrenes wie Boyd versuchen wollte, sein Reittier von seinem Sattel zu befreien. Daraufhin war der Axtkämpfer auffällig ruhig und tat ohne zu klagen das, was ihm die Kommandeurin aufgetragen hatte.

Als sie schließlich um das Feuer saßen und ihren Erbseneintopf löffelten, sah sich die Rothaarige mit einem leisen Seufzer um. Jill neben ihr sah sie mit einem Lächeln an. "Genießt du es auch, am Abend nach einem anstrengenden Tag mit deinen Freunden um das Feuer zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen? Also mir gefällt es. Das kann man auch nur bei einer Söldnertruppe machen!" Jill klang wahrhaft glücklich und Titania stimmte ihr ohne zu zögern zu. "Das ist wohl wahr. Es wäre zwar mit Alja und Rolf noch schöner, aber auch so ist es angenehm. Wir sind alle müde, aber im Grunde doch zufrieden. Wenn wir uns anstrengen, werden wir die beiden sicher zurückbekommen!" Die Wyvernreiterin nickte und starrte verträumt in die Flammen.

Titanias Blick glitt über ihre Gefährten. Ike und Oscar unterhielten sich leise, Boyd hatte sich bereits in seinen Schlafsack gehüllt und schnarchte leise in dem Zelt hinter dem ehemaligen Anführer und dem Kavalier. Shinon und Gatrie tauschten die neusten Witze aus und lachten gedämpft. Darahan, der die erste Wache übernehmen würde, hatte die Augen geschlossen, um sich noch ein wenig auszuruhen. Und Rhys... Titania fuhr zusammen.

"Woher hast du das?" Der Heiler sah überrascht auf. "Alja warf es mir zu, als wir angegriffen wurden. Ich konnte es vor den Blicken der Daeins verbergen. Jetzt wollte ich es mir nur einmal genauer ansehen!" Titania schüttelte den Kopf. "Du kannst es anfassen?" Ihre Augen sahen gebannt auf das Bruchstück des Artefakts in Rhys' Händen. "Ja, durch irgendeine glückliche Fügung schon. Ich weiß nicht warum, aber es geht, ohne dass ich irgendetwas spüre." Er senkte den Blick wieder auf seine Hände, die ruhelos über das Artefakt strichen. "Ich wüsste zu gern, zu was es gut ist, oder wie viele andere Teile davon noch existieren?" Titania nickte und gähnte. Sie wandte sich an die anderen: "Ich denke, ich werde jetzt dann schlafen gehen. Bleibt nicht mehr zu lange wach, ja?" Sie wandte sich an Ike. "Weckst du mich, wenn deine Wache vorüber ist?" Er nickte und die Kommandeurin streckte sich. "Also dann, gute Nacht!" Von Shinon kam ein ironisches "Ja, Mama!", das Titania ebenso wie alle anderen zum Grinsen brachte, dann wandte sich die Rothaarige um und betrat das zweite, etwas kleinere Zelt, das Jill und sie bewohnten. Als sie sich auf der Bettstatt ausgestreckt hatte, dauerte es keine fünf Minuten mehr, dass sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel...
 

soviel hierzu. Tja, das war wohl ein kurzer Auftritt für Lucia und Co. Aber es war nicht ihr letzter, das sei schon mal gesagt. Scheint, als würde sich diese Fanfic tatsächlich zu einem waschechten Epos wandeln. Nicht, dass ich was dagegen hätte, aber etwas aufgeregt bin ich dann doch deswegen! ^^

Ach ja, und ich würde mich über Kommentare natürlich sehr freuen, denn nur dadurch weiß ich, wie dies oder jenes wirklich rüberkommt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  27FluffyUnicorns
2011-07-08T06:18:54+00:00 08.07.2011 08:18
Yay ike <3
boah hab ich schiss bekommen als es so aussah als sei shinon tot!!!!!!!!!
Ich mag es wie du ike rüberbringst... seine unkontrollierte art und die art und weise wie er spricht... wunderbar :3
Von:  KeksFrosch
2007-09-30T16:54:33+00:00 30.09.2007 18:54
WARUM HAB ICH DAS ERST JETZT GELESEN!!!! komisch...... les es eigendlich sofort wenn ich deine ENS bekommen habe!!!
war aber cool^^, wie immer (aber ich versteh immer noch nich sooo viel, muss das ma spielen xD)
LG deine Latishja
Von: abgemeldet
2007-09-21T16:47:58+00:00 21.09.2007 18:47
Die plötzliche Wendung – Kampf vorbei, Alja und Rolf entführt, viele verletzt – kam wirklich überraschend! Ich hatte ja erwartet, dass der Kampf noch weiter geht... Aber ich muss sagen, diese Überraschung ist dir sehr gut gelungen! Denn wenn die Kämpfe noch länger gedauert hätten, wäre es vermutlich nicht mehr so interessant gewesen... Und jetzt gibt es viele Neuigkeiten, die der Leser verarbeiten muss – du hast die Neugier hervorragend entflammt!
Titanias Charakter scheint sehr gut durch! Du hast gut hinter die Maske der Kommandeurin geblickt!
Oh, und Ike ist auch endlich da :-) *g* Genau ein Kapitel, nachdem ich nach ihm gefragt habe ^^
Ich muss sagen: Dieses Kapitel hat mir bis jetzt am allerbesten Gefallen. Der Anfang ist einfach fesselnd, die Truppe ist fast wie in alten Zeiten unterwegs (aber ehrlich: Ich fress einen Besen, wenn die Laguz nicht auch wieder durch eine glückliche Fügung zur Truppe stoßen ^-~), und man stellt sich am Ende einfach nur die Frage: Wie geht es weiter? Was ist mit dem Medaillon, mit Rhys, Alja, Rolf?
Und jetzt, da ich wirklich alles, was du bis jetzt geschrieben hast, gelesen habe, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: sie hat alles, was eine ausgezeichnete FF ausmacht!

Lg, Fyechan

Übrigens... Kannst du mir Bescheid sagen, sobald sie weiter geht? ^^
Von:  Rooro
2007-09-15T14:56:41+00:00 15.09.2007 16:56
Ja bist denn du des Wahnsinns!!!!! *hysterisch rumbrüll* Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen, als Titania auf Shinons scheinbar toten Körper sah! Die Welt hat noch lange nicht genug von seiner Arroganz gehabt! Hehe, aber so wies aussieht, muss schon eine ganze Armee gegen den Scharfschützen antreten, um ihn ins Grab zu bringen xD (und ich hab mich bei der Einleitung schon gefragt: o Gott, was hat sie nur vor? ^^)

Ein wiedermal perfekt geschriebenes Kapitel. Nur finde ich, dass der Auftritt im Schloss etwas kurz war. Ich mein, sie sind im Schloss, reden, gehen. Aber andererseits, was hätte es da noch groß zu erzählen gegeben, immerhin war die Eile Not.
Sehr gut waren die Beschreibungen einzelner Szenen. Ich hatte eine Gänsehaut, als Oscar zur Tür hereingetreten ist (und einen Herzstillstand bei Shinons "Wiederkehr"). War aber super beschrieben, wie Titania ihn sieht und man erst dann merkt, was der Ballast eigentlich ist. Wunderbar war auch das Wiedersehen von Ike und Shinon, einfach super! Der eine arrogant, der andere auf einmal tödlich ruhig. Nur wundert es mich, dass Ike nicht das Kommando wieder bekommen hat.

Ein herrliches Kapitel, mit richtig tödlichen Schockelementen, und auch irgendwie tödlicher, verzweifelter Ruhe (sorry, kanns schlecht beschreiben).
Auf weitere Kapitel von diesem Epos freu ich mich schon :)
Von:  Yuufa
2007-09-15T12:58:00+00:00 15.09.2007 14:58
Whoot, ein neues Kapi <3~ Bin ich froh, dass es wieder allen gut geht... und Ike und co. sind auch wieder erschienen, yeah xDDD~ Mal sehen, was das alles auf sich hat...~ und ich würde mich freuen, wenn diese FF seeeehr lang sein wird <3~ Du schreibst supi ^^


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