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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
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Einer neuer Tag ein neues Kapi!
 

"Wem denn?", fragte Torae neugierig, dann Pfiff er und sein Adler kam zu ihm herunter. "Ist das ok, wenn er mitkommt? Er hat mich... Er hat mich schon lange nicht mehr aus den Augen gelassen und ich möchte ihn nicht durch eine Tür aussperren..."

„Solange er mir mein Haus nicht voll scheißt.“ Ivar führte seine ‚Beute’ zu dem scheinbar gröbsten Haus des Dorfes. „Hereinspaziert.“ Lachend und kopfschüttelnd folgte Torae ihm. "Wer weiß, sonst mach ich alles wieder sauber!" Dann betrat er langsam das Haus und sah sich um. Torae wurde durch einen langen Flur geführt vorbei an vielen geräumigen Räumen, vorbei bis zu einer kleinen Terrasse, die zum Garten hinaus führte. Dort saß, neben einer Truhe, die Torae als eine von der Kutsche wieder erkannte, ein alter zerbrechlich wirkender Mann.

Höflich ließ er vor diesem seinen Kopf kurz sinken und stellte sich dann vor. "Hallo, ich bin Torae Katorasen." Er hielt noch immer seinen Vogel bei sich und lächelte dabei. Der alte Mann sah auf und sah ihn dennoch nicht an. Erst jetzt bemerkte Torae, das die milchigen Augen des Mannes blind waren. Ivar trat an den Mann heran und küsste zärtlich dessen Wange. „Ich bin wieder da, Großvater.“

„Das hab ich mir gedacht, so laut wie du durch das Haus geschlürft bist.“ Seine Stimme klang ermahnend und dennoch liebevoll, genauso wie das Lächeln, mit dem er Ivar bedachte, dann wand er seinen Kopf in Toraes Richtung. „Es freut mich dich kennen zu lernen Junge, wir haben nicht oft Besuch. Ich bin Iskander, aber du darfst mich gern Großvater nennen, dass tun hier die meisten.“

„Sehr erfreut!“ So wie es seine Erziehung verlangte, blieb Torae erst einmal zurückhaltend. Aber das war es nicht nur allein, der Alte hatte etwas Weises an sich und wer weiß, was das in Zukunft mit sich brachte.

Um die Vorstellung abzuschließen reichte er Iskander die Hand, doch weil er schon wieder verdrängt hatte, dass der alte Mann blind war, kicherte er entschuldigend. „Tut mir leid!“, dann griff er nach der Hand des Alten um diesem den richtigen Weg zu weisen. Doch es sollte etwas geschehen, was Torae nicht beabsichtigt hatte. Denn als sich ihre Finger berührten, durchfuhr ein Bild den Alten. Er konnte Torae tatsächlich sehen, aber nicht so wie er jetzt war, sondern als reifen, erwachsenen Mann. Seine langen Haare waren in dieser Erscheinung nicht mehr alt und grau, sonder seidig und es hatte die Farbe von Sternen, denn sie erschienen in einem weißen silber. Außerdem trug er nicht mehr die ärmliche Kleidung eines Tischlers Sohn. Edle, samtige Gewänder in den Farben smaragdgrün und schwarz, umschmeichelten seinen immer noch durchtrainierten Leib. Es war ein Bild von Toraes Zukunft.

Auch wenn der junge Mann nicht wusste, was gerade geschehen war, so konnte er doch spüren, dass etwas geschah. Panisch wich er zurück und presste sich mit seinem Rücken an die Tür, aus der er kurz zuvor gekommen war. „E... Ennn... Entschuldigung... E... Es tut mir Leid... Ich weiß nicht wie das geht!“, seine stotternde Stimme war wieder zittrig, wie immer wenn es um die ungewöhnlichen Dinge ging, die um ihn herum passierten und er war auf alles vorbereitet, vor allem auf einen Rauswurf oder schlimmeres.

Doch zu seiner Überraschung lachte der alte Mann nur freudig. „Wo für entschuldigst du dich, Kind? Es ist lange her, dass ich sehen konnte und auch wenn es nur ein Bild war, so bin ich dir doch sehr dankbar.“ Noch immer unsicher blieb Torae an der Tür stehen. "Aber... Gesehen? Ich versteh nicht... Gar nichts!!!"

„Das wirst du noch, da bin ich mir sicher, Kind.“ Mit freundlichem Lächeln deutete der alte Mann den beiden jungen Männern an sich zu ihm zu setzten. Ivar leistete dieser Bitte auch sofort folge und setzte sich grinsend neben seinen Großvater. Ein dankbarer Schimmer glomm in Toraes Augen und er nickte. "Vielleicht..." Dann setzte auch er sich. "Ivar hat mich hergebeten, ich hoffe ich störe nicht..."

„Aber natürlich nicht, mein Junge bringt so selten Freunde mit.“ Das Lachen schien dem alten Mann nie aus dem Gesicht zu weichen, was auch die tiefen Lachfalten verrieten und auch wenn seine Augen blind waren funkelten sie, wann immer er Lachen musste. Ein freches Grinsen zierte auf einmal das Gesicht des Langhaarigen. "Nun, ihr Knabe verlockt auch nicht gerade immer, dass man ihn besuchen möchte...", ein Schmunzeln schlich sich in seine Stimme und die kindliche Ansprache verschaffte ihm eine kleine Rache für die weiblichen Formen mit denen Ivar ihn immer ansprach. „Hey!“ beschwerte er sich gleich, ihm gefiel es nicht so ignoriert zu werden und Toraes Bemerkung ging ihm auch ziemlich gegen den Strich, es reichte ihm schon, dass er sich in der Gegenwart seines Großvaters immer schon wieder wie ein Kind vorkam. "Willst du mir wiedersprechen, nachdem wir uns auf, ich möchte mal sagen, auf ungewöhnliche Art und Weise kennen gelernt haben?" Noch immer frech streckte Tora dem Räuberhauptmann die Zunge raus, es tat ihm einfach gut! Dann wartete er ruhig auf eine mögliche Reaktion von dem Greis. „Was hat mein Junge denn jetzt schon wieder angestellt?“ Auch den Alten schien ihr kleines Spiel sehr zu amüsieren. „Großvater! Ich bin doch kein Kind mehr!“ Ein leichtes Kichern folgte auf Ivars Reaktion von dem Jüngeren. „Na ja, er hat mich beobachtet, wie ich getestet habe, ob Pferdehufe mir etwas anhaben können! Doch ihr Junge musste sich einmischen...“

„Was so viel heißt, wie, dass ich dir das Leben gerettet habe!“ grollte Ivar missmutig. Torae schluckte, der Räuber hatte Recht, auch wenn er noch immer nicht wusste, ob das richtig war. "Für den Augenblick, da hast du Recht..."

„Für den Augenblick?“ Skeptisch sah Ivar den Jüngeren an.

Die Situation schien sich für Torae verschlechtert zu haben, zumindest fühlte er sich in die Enge getrieben und wollte allem Anschein nach nicht reden. So verstand Iskander das Schweigen des Jüngeren auf die Frage seines Enkels. "Was hältst du davon mein Junge, wenn du uns erst einmal etwas zu Essen und zu Trinken besorgst. Ich möchte nicht unhöflich vor unserem Gast wirken!", seine Stimme war streng und elterlich. „Natürlich, Großvater.“ Mit einem letzten verwirrten Blick auf Torae verließ Ivar die Terrasse und verschwand im Haus.

Natürlich juckte es den Großvater, seinen Gast zu fragen, was ihm auf der Seele lastete. Doch er war weise genug um zu wissen, dass dieser wohl vorerst nichts sagen oder erzählen würde. Also führte er ein wenig Smalltalk mit ihm über die Welt der Farben, bis Ivar wiederkam und zum ersten Mal sah, das Torae auch herzlich lachen konnte. Iskander hatte einen Witz zum Thema ein Sehender mit Blindenstock und ein Blinder der wild durch die Gegend läuft erzählt. Für einen Moment verharrte Ivar nur im Durchgang zur Terrasse und betrachtete das lachende Gesicht von Torae, er war von der Schönheit des Jungen von Anfang an gefangen gewesen und die Traurigkeit in seinen Augen hatte Ivar angezogen, doch sein Lachen haute den Dunkelhaarigen beinahe aus den Schuhen.

Sich etwas den Bauch haltend vor lachen, bemerkte der Langhaarige seine Rückkehr. "Das hört sich an, als wäre Ivar das irgendwann mal passiert und er sei sehend gegen den Baum gelaufen!" Er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, ihm die ganzen Ansprachen hier zurück zu zahlen. Der Alte schmunzelte, er hörte, wie es dem Gast gut tat so zu lachen. "Stimmt, den Eindruck hatte ich ebenfalls!"

„Das hört sich an, als würdet ihr schon wieder über mich lästern!“ meckerte Ivar scheinbar ungehalten, doch innerlich viel zu vergnügt über Toraes Lachen, um ihm wirklich böse zu sein. Er setzte das Tablett, das er bei sich hatte auf dem kleinen Tisch ab, der zwischen dem alten und dem jungen Mann stand. Als würden sie sich schon ewig kennen, schüttelten die Gescholtenen gleichzeitig ihre Köpfe. "Wir würden doch nie über dich lästern!" Während der Alte das sagte, schweifte der Blick des Jungen über das Tablett und ihm knurrte übelst der Magen, er hatte schon lange keinen so guten Snack mehr gesehen. Mit unerwartet geschickten Händen servierte Ivar den mitgebrachten Tee und den Kuchen, den ihre Haushälterin am Morgen gebacken hatte. "Danke!" Torae lächelte ihn zum ersten Mal an und griff dann nach seiner Tasse Tee. "Das riecht sehr gut!"

„Tja, wenn ich was kann, dann ist es Tee brühen.“

Auch Iskander lehnte sich vor und tastete den Tisch nach den Leckereien ab. "Jetzt stell deinen Licht mal nicht unter den Scheffel! Du bist die perfekte Hausfrau, ich habe dich wohl erzogen!" Vorsichtig nahm er ein Stück Kuchen und begann ihn zu Essen. Torae hingegen gefiel es von Minute zu Minute mehr an diesem Tisch. Der Alte hatte was drauf! Doch ihm fehlte etwas, was er im ganzen Dorf nicht gesehen hatte, das wollte er schon vorher mal gefragt haben. "Sag mal, gibt es hier irgendwo einen See oder einen Fluss?"

Mit geröteten Wangen, die ihm das ‚Kompliment’ seines Großvaters eingebracht hatte, sah er Torae an. „Etwas außerhalb des Dorfes gibt es einen See, mit einem herrlichen Wasserfall und wir sind durch ein Brunnensystem damit verbunden.“

Ein lautes Schreien des Adlers, welcher sich hinter Torae auf einem Fensterbrett niedergelassen hatte, war zu hören, noch bevor dessen Freund antworten konnte. "Ja, das gefällt mir auch!" Dann wandte der Grauhaarige sich wieder dem Tisch zu. "Ein See mit Wasserfall. Ich weiß nicht warum, aber ich finde es perfekt!" Tatsächlich, er konnte sich die Gegend Bildhaft vorstellen und ein Gefühl verriet ihm, das es hier perfekt war. „Ich hab doch gesagt, dass es dir hier gefallen würde.“ Ein Grinsen konnte sich Ivar bei diesen Worten nicht verkneifen. "Hm... Du hast ihm gesagt, es wird ihm gefallen? Wird Torae hier im Dorf bleiben?" Sein Großvater wurde neugierig. Es war schon sehr lange nicht mehr vorgekommen, dass Ivar jemanden hierher eingeladen hatte und dann auch noch so etwas sagte. „Vorerst...“, erklärte der Räuber ausweichend, er wollte seinem Großvater nicht unbedingt erklären, dass er Torae quasi gezwungen hatte mitzukommen. "Bist du denn des Wahnsinns, Ivar??????!!!!!! Du hast das Dorf selbst mit aufgebaut! Wer es betritt muss hier bleiben, es ist zu gefährlich für die anderen Bewohner, wenn die sogenannten Gesetzeshüter hier her finden!" Iskander war außer sich, von soviel Unvernunft. Das hätte er seinem Enkel gar nicht zugetraut. Ivar lief knallrot an und sah beschämt zu Boden, er fühlte sich wieder wie ein kleines Kind und wollte seinem Großvater alles erklären, doch er konnte ihm ja schwer sagen, dass er nicht vorhatte Torae gehen zu lassen.

Erschüttert stand der hingegen von seinem Stuhl auf und verschüttete dabei seinen Tee. "A... Aber... Ich denke ich darf gehen, wenn ich möchte und mein unvoreingenommenes Urteil gebildet habe!" Mit schüttelndem Kopf stand auch Iskander auf. Er hörte genau wo Torae jetzt stand. Dann fasste er ihn am Arm. "Nein, so leid es mir für dich tut... Zum Schutze aller, ist das nicht mehr möglich!"

„Das reicht jetzt Großvater! Ich weiß schon was ich tue!“ Trotzig verschränkte Ivar die Arme vor der Brust, es gefiel ihm gar nicht, dass der alte Mann ihm seine Pläne so durcheinander gebracht hatte. "Wie du meinst, dann wirst du die Folgen ausbaden!", schimpfte der Alte nochmals zurück und ging dann, den Weg genau kennend ins Haus zurück. Während dessen schaute Torae den Räuberhauptmann verwirrt und wütend an. "Ich hätte dir niemals glauben dürfen!"

„Jetzt reg dich ab! Der Grund, warum ich dir diese Möglichkeit offene halte ist, dass du uns doch eh bei niemanden verraten könntest!“

"Ach so sieht das aus... Ich verstehe... Danke, aber ich brauche kein Mitleid!", auch wenn er großen Hunger hatte, ließ er den Kuchen stehen und stand ebenfalls auf. "Ich bin bis hierher gekommen und ich werde es auch weiterhin allein schaffen!"

„Jetzt sei doch nicht so bockig!“ Aufgebracht warf Ivar die Hände in die Höhe. „Warum versuchst du nicht einfach hier heimisch zu werden?“

Alle Vorsicht vergessend schnaubte Torae erst mal. "Weil ich noch nicht mal weiß, wer oder was ich bin. Ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist und was ich kann. Was ist, wenn ich das Dorf vernichte ohne etwas dagegen tun zu können? Ich kann mich nicht lenken! Seit ich in diese beschissene Höhle gefallen bin, läuft alles schief... Wie kann ich das irgendjemandem zutrauen?"

„Ich habe keine Angst vor deinen Kräften und ich hätte dich nicht hergebracht, wenn ich geglaubt hätte, dass du eine Gefahr für meine Leute wärst! Du gehörst hier her, das wusste ich von dem Moment an, als ich dich sah.“ Ivar war an den aufgebrachten Jungen heran getreten und legte ihm nun seine Hände auf die Schultern. "Du magst vielleicht keine Angst haben, aber ich habe sie!" Während Torae antwortete leuchten seine Augen und auch seine grauen Haare zum ersten Mal so auf wie das Lederband an seinem Arm. Dies alles war eine tiefe Rührung all seiner Gefühle. "Weißt du eigentlich wie es ist, wenn man keine Kontrolle über sich selbst hat?" Erst schien es so, als würde Ivar nicht antworten, doch dann stieß er ein heiseres „Ja“ hervor. „Das weiß ich.“ Mit dieser Art Antwort hatte der Grauhaarige jetzt nicht gerechnet. "Bitte?", fragte er noch immer leicht aufgebracht und trotzdem mitfühlend. "Was weißt du?"

„Ich weiß wie es ist die Kontrolle zu verlieren“ erklärte Ivar kurz angebunden. Der Jüngere hörte, sah und spürte, dass Ivar etwas sehr schlimmes erlebt haben musste. Vorsichtig trat er an ihn heran und fühlte das Verlangen, ihn jetzt zu berühren und ihm Trost zu geben. So legte Torae langsam eine Hand auf dessen Arm und strahlte vor Wärme. "Was auch geschehen ist, es tut mir leid!" Der Dunkelhaarige brauchte noch einen Moment um sich zu fassen, doch dann lächelte er den Kleineren an. „Würde ein schlechter Mensch denn so was sagen?“ Er legte seine Hand über Toraes und sah ihm tief in die Augen. "Nein, ein schlechter Mensch würde so etwas nicht sagen!" Noch einmal drückte der Jüngere seinen Arm und ließ dann wieder los. "Würdest du mir den See zeigen?"

„Gerne sogar,… Schätzchen.“ Ein tödlicher Blick traf Ivar nachdem er zu ende gesprochen hatte, dann ging Torae wieder zu seinem Adler und nahm ihn auf den Arm. "Lass uns gehen!!" Lachend folgte Ivar ihm und konnte es dabei aber nicht lassen einen ausgiebigen Blick auf Toraes Rückseite zu werfen.
 

Ruhig gingen die beiden Männer am Ufer des Sees entlang und direkt auf den Wasserfall zu. Das Rauschen verursachte eine angenehme und friedliche Stimmung, selbst wenn es nicht gerade leise war. Torae fühlte sich hier wohl, das konnte er nicht leugnen und dieser Frieden ging auch von ihm aus. "Es ist noch schöner, als ich es gesehen hatte!"

„Gesehen?“ hackte Ivar neugierig nach. Er genoss die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen und hoffte es für sich nutzen zu können. Erneut lächelte Torae ihn an und nickte. "Ja, als du es vorhin beschrieben hast, konnte ich es sehen! Doch direkt davor zu stehen und wahrnehmen wie sich die Sonne sich im Wasser reflektiert, macht es noch viel schöner!" Sie standen jetzt kurz vor dem Wasserfall und er hockte sich hinunter um seine Hände in das kühle Nass zu tauchen. Bewundernd sah Ivar ihn an. „Je mehr ich von deinen Kräften höre oder mitbekomme desto weniger glaube ich, dass sie etwas Schlechtes sind.“

"Lassen wir das bitte für heute, ich finde es hier so schön und möchte nicht über gut oder böse nachdenken!" Langsam erhob der Langhaarige sich wieder. „Was immer du willst, Liebes.“ Mit wackelnder Nase ging der Jüngere wieder auf den Hauptmann zu und stieß ihm mit dem Finger vor die Brust. "Warum tust du das? Willst du mich absichtlich sauer machen?"

„Oh, aber was soll ich machen, Herzchen? Du bist so bezaubernd, wenn du sauer bist.“ Auffordernd grinste Ivar den Grauhaarigen an und jeder Andere hätte wohl gemerkt, dass das Oberhaupt des Dorfes mit ihm flirtete. Nur eben nicht Torae. "Ich bin weder bezaubernd, noch ein Herzchen, Liebchen oder sonst etwas, mit dem du mich betitelt hast!", fauchte der Jüngere weiter. "Also bitte ich dich, lass das sein. Ich bin ein Mann und keine Tussi, die sich das gefallen lässt."

„Ich weiß, dass du ein Mann bist, dass ist es ja was mir gefällt“ erklärte Ivar wie selbstverständlich. Jetzt trat wieder die kindliche Unschuld des Langhaarigen hervor. "Versteh ich nicht! Suchst du einen Freund, der dir nicht ständig seinen Ringfinger ins Gesicht hält. Sondern mit dem du reden kannst, im Gegensatz zu den Weibern?" Bei dieser offensichtlichen Naivität musste Ivar sich zusammen reißen nicht laut los zu lachen. „Reden klingt ja ganz nett, aber ich stell mir da ein paar intimere Dinge vor.“ Noch verwirrter schaute Torae sein Gegenüber jetzt an. "Ähm... intimer?" Sicherlich war er aufgeklärt und wusste von den Freuden, die eine Frau einem Mann schenken konnte und umgekehrt. Aber es war ihm absolut nicht bewusst, dass dies auch zwischen zwei Männern möglich war. „Sex.“ Was Ivar jetzt zu sehen bekam, hatte wohl noch nie jemand zuvor bei Torae gesehen. Diesem entgleisten nämlich sämtliche Gesichtszüge. "S... sex...? ... Aber das geht doch nicht!" Er hatte noch nicht mal im Ansatz daran gedacht und begann doch gerade erst, etwas Vertrauen zu fassen. „Oh, dass geht schon. Glaub mir das ruhig.“ Nun konnte Ivar sein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Meine Güte du schaust mich ja an, als würde ich jeden Moment über dich herfallen!“ Verunsichert wich der Junge etwas zurück. "Ich... Ähm... Nein... Ähm... Verarsch mich nicht!"

„Du willst mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass du nicht bemerkt hast, dass ich schon von Anfang an mit dir flirte.“ Ungläubig sah er den erschrockenen Jungen an, was glaubte der Junge denn, was dass ganze Schätzchengetue sollte?

Torae wich noch einem Schritt nach hinten. "Nein, woher auch? Das geht doch gar nicht! Warum solltest du das machen?" Er war eben eine Unschuld vom Lande und selbst seine lockeren Sprüche in seinem Heimatdorf unter Freunden hatte er nie ernst gemeint. „Gott, bist du süß!“ Ivar wusste genau, dass er Torae nie wieder gehen lassen würde, wenn er sich immer so verhielt. Er fand die Unschuld des Jungen ungemein anregend und erfrischend. „Du hörst dich an wie eine Braut vor ihrem ersten Mal.“ Wollte dieser Kerl, Ivar, der Räuberhauptmann denn nicht verstehen oder konnte er nicht? "Sag mal, du willst mich wirklich auf den Arm nehmen! Das geht zwischen zwei Männern nicht! Außerdem ist es Verboten! Warum lässt du es nicht einfach sein, denn langsam wird es nervig!" Tatsächlich, der Grünäugige verunsicherte den jungen Mann immer mehr. Sicher, er hatte ihn nicht zurück gewiesen und sogar bei sich aufgenommen. Doch, Torae hatte sich wirklich nichts dabei gedacht. „Erstens: So etwas geht zwischen Männern und zweitens: wenn interessiert hier schon das Gesetzt?“ Ivar verschränkte die Arme vor der Brust und wartete wie Torae darauf reagieren wollte. Und dieser reagierte anders, als es der Ältere vermutet hätte. "Wie denn?", platzte er von sich selbst überrascht heraus und schlug sich dann schnell die Hand vor den Mut. Dabei starrte er Ivar mit aufgerissenen Augen an. Was hatte ihn dazu verleitet so etwas zu fragen? Bei dem Dunkelhaarigen ließ die Frage Hoffnung aufkeimen und er legte lächelnd einen Arm um Torae. „Ich kann es dir erklären… oder es dir zeigen.“ Der Unschuldige blinzelte. Es machte ihn schon neugierig, zumindest wie es technisch möglich war. Obwohl, wenn er bedachte, wie Ivar sich fast schon rührend um ihn gekümmert hatte. Torae schüttelte den Kopf. "Sagen...", brachte er schließlich nur leise heraus. Ivar nickte verstehend, diese Antwort hatte er sich schon gedacht. „Du weißt wie es bei Mann und Frau funktioniert?“ Ein etwas sichereres Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Gefragten aus. "Sicher! Blöd bin ich noch nicht! Deshalb weiß ich ja, dass es zwischen Männern nicht geht!"

„Das würde aber heißen, dass ich schon das Unmögliche vollbracht habe“, erklärte Ivar grinsend. "Wie?" Etwas neugieriger kam Torae wieder näher und schaute dem Älteren tief in die Augen. "Wie geht das denn?" Ivar begann seine Neugier in vollen Zügen zu wecken. „Hast du es denn schon mal mit einer Frau getan?“, fragte Ivar stattdessen. Ein anfänglich noch leichter Rosaschimmer, wurde nun dunkelrot und überzog Toraes Gesicht. Es leuchtete fast wie eine überreife Tomate. Doch sagen konnte er nichts. Es war ihm schon peinlich. Die meisten seines Alters waren verlobt oder schon gar verheiratet, aber er... Er hatte eine erwachsene Frau noch nicht einmal nackt gesehen. „Darf ich das als Nein auslegen?“ Zu tiefst verlegen drehte er sich weg. "Wenn es dir klar ist, warum fragst du?"

„Ich wollte nur sichergehen, denn das hätte die Erklärung leichter gemacht.“ Er führte Torae dichter zum See. „Setzen wir uns doch erst Mal.“ Torae konnte Ivar noch immer nicht, wieder direkt anschauen. "Kannst du das nicht auch einfach erklären, ohne großen Aufwand?"

„Wenn du es so haben willst.“ Ivar sah den Anderen an, falls er einen Einspruch hatte dann machte er es kurz und schmerzlos. „Zum Sex braucht ein Mann keine Frau, sondern nur ein ‚Loch’ und ich bin mir sicher, du kannst dir denken was das ist.“ Sicher verstand der junge Mann und dabei wechselte seine Hautfarbe ständig von weiß auf rot. "Und das willst du von mir?"

„Es hört sich schlimmer an, als es ist“, verteidigte Ivar seine Sache. „Und jetzt im Moment will ich bloß, dass du mich öfter anlächelst.“

Es sollte ein zerknirschtes Lächeln werden, was er von seinem jüngeren Freund bekam. "Ich denke, es ist besser, wenn du mich bei meinem Namen nennst! Versprichst du mir das?"

„Ich kann für nichts garantieren, aber ich werde es versuchen,…“ etwas herausfordernd grinste er den Jüngeren an, „Torae.“ Sein Name aus dem Mund des Räubers verursachte eine angenehme Gänsehaut bei dem Jüngeren. "Danke... Junge!" Dafür erntete er einen Klaps auf den grauen Hinterkopf. „Pass auf was du sagst, Herzchen!“ Wenn man davon absah, dass dieser Klaps, doch etwas wehtat, fing Torae herzlich an zu lachen. Dabei ließ er sich auf den Boden fallen und sah einfach glücklich aus. Es tat ihm so gut, normal behandelt zu werden, auch wenn das hier keine alltägliche Situation war. "Ich glaub... Ich mag dich!" Das freute Ivar mehr als er zeigen wollte. „Das will ich aber auch schwer hoffen! Ich hab mich ja auch schwer ins Zeug gelegt.“

Es war wie ein Zeichen, welches die Männer gaben. Mit einem lauten Schrei, kam der Adler wieder zu ihnen. Er streifte mit seinem Flügel sanft die Wange des Älteren und landete gezielt neben Torae. Dann sah er immer wieder zwischen ihnen hin und her, bis er mit seinen kurzen Beinen zu Ivar hüpfte und mit seinem Schnabel an dessen Hosenbein zupfte.

„Hey! Dein Hühnchen will mich fressen!“

Der Vogel schien den Grünäugigen zu verstehen und zwickte ihn jetzt deutlich ins Bein um zu zeigen, dass er beleidigt war. Er wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass er es gut fand, wie sich die Zwei wohl verstanden. "Ich glaube mein Freund mag dich auch! Deine Leute gestern hatte er ja im vergleich immer angegriffen." Mit einem Schrei drehte sich das Tier nach der Aussage wieder um und verschwand in die Lüfte. "Sag ich doch, genau das hat er gemeint, ich kann ihn verstehen und spüren, was er will..."

Angesäuert rieb sich Ivar sein Bein. „Das Federvieh akzeptiert mich also, dass zeigt es aber auf komische Weise.“ Das Torae mit dem Vogel reden konnte schien ihn nicht weiter zu stören. Ein sanftes und entschuldigendes Lächeln kam auf Toraes Gesicht zum Vorschein. "Wie soll er sich dir sonst zu verstehen geben?", fragte er und trat zu Ivar. Vorsichtig kniete er sich bei ihm nieder und zog das Hosenbein hoch um sich die Stelle genauer zu betrachten. "Und es ist auch nichts schlimmes passiert!", stellte er fest und rieb einmal zart über die Stelle. Diese unschuldige Berührung reichte aus, um Ivar Schauer über den Rücken zu jagen. „Es wird bestimmt schneller besser, wenn du die Wunde heil küsst.“ Kopfschüttelnd zog sich der Angesprochene wieder zurück. "Glaub ich nicht, es gibt doch keine wirkliche Wunde!" Schnell stand er wieder aufrecht vor seinem neuen Freund. "Außerdem hatte ich dich gebeten, so etwas zu unterlassen!", während er sprach, sah er Ivar tief in die Augen um seine Aussage noch zu unterstreichen. Der Blick, der ihm entgegen kam hatte etwas Amüsiertes und leidenschaftliches an sich. „Ich sollte dich bloß nicht mehr Herzchen nennen.“

Auch wenn ihm diese Nähe und das Leuchten in Ivars Augen schon wieder eine Gänsehaut verursachten, hielt er dem Blick stand. „Du weißt genau, dass ich noch mehr gemeint habe. Was sollen denn die Leute denken, wenn du so etwas sagst? Auch wenn ich mich geehrt fühle, da du keinen Anderen so nennst, lass es einfach sein! Ich möchte doch nur normal leben!“ Der Kleinere bemerkte gar nicht, was er wirklich gesagt hatte. Diese Kosenamen hatten ihn von Beginn an berührt, doch er war sich dessen nicht bewusst und sprach dem zu folge seit langer Zeit das erste Mal ohne darauf zu achten. Doch Ivar verstand genau, was Torae meinte und es ließ sein Herz vor Freude hüpfen, denn wie es schien, hatte er eine wirkliche Chance mit dem Grauhaarigen. Er musste jetzt nur noch durch dessen Widerstand brechen. „Um hier normal zu leben, musst du einfach nur du selbst sein. Und glaubst du nicht, dass meine Männer nicht längst gemerkt haben, dass ich dich mag?“ Eine erneute Röte überzog Toraes Gesicht. "Bestimmt nicht! Davon bin ich überzeugt! Ich glaube kaum, dass sie so etwas von dir denken würden..." Das brachte Ivar aber nur zum Lachen. „Die kennen mich gut genug, glaub mir mal und ich mach ja auch kein Geheimnis draus.“

Noch bevor der Grauhaarige etwas darauf erwidern konnte, hörten sie ein dunkles Lachen aus einem Busch und kurz darauf traten einige Männer auf sie zu. Sie trugen eine Uniform und leichte Rüstung und sie hatten ihre Schwerter gezogen. „Wie haben schon lange darauf gewartet dich allein in die Hände zu bekommen, Ivar! Der König will deinen Kopf, du hast ihn einfach zu oft geärgert. Das wir dich ausgerechnet hier finden würden und auch noch fast allein, ist ein Geschenk des Himmels, Gott ist auf unserer Seite!“ Bedrohlich kamen sie immer näher und Torae war erschrocken. Was sollte er tun oder besser, was konnte er tun? Er war unbewaffnet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Luci-Maus
2008-02-16T12:14:01+00:00 16.02.2008 13:14
Tja, jetzt is es raus, was Ivar eigentlich im Sinn hat und wie er Torae unser Naivchen dann aufgeklärt hat, war echt putzig ^.^
Super Kapi!!
Aber der Alte hat auch was seltsames an sich, bin mal gespannt, was der noch für eine Rolle spielen wird *hibbel*
Aber jetzt werd ich erst mal lesen, wie die Beiden wieder aus ihrer misslichen Lage raus kommen ^^

LG luci-mausi
Von:  Allmacht
2008-02-07T17:43:19+00:00 07.02.2008 18:43
Torae ist wirklich eigenartig.
Er sollte schnellstens lernen seine Kräfte gezielt und kontrolliert einsetzen zu können.
Die Aufklärung Toraes fand ich niedlich.
Obwohl ich immer gedacht habe, dass Landkinder das sowieso von den Tieren mitbekommen, dass das auch geht.

Von:  saspi
2007-09-22T21:42:47+00:00 22.09.2007 23:42
Hey!!!
Klasse kappi!!!
Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon gespannt wie 's weiter gehen soll!!!

Freu mich aufs nächste kappi.
Bye

Von:  ReinaDoreen
2007-09-21T16:40:49+00:00 21.09.2007 18:40
Das mit Torae ist schon seltsam. Diese Kräfte, die er hat und nicht kontrollieren kann - kein Wunder das ihm das Angst macht.
Den Aufklärungsunterricht fand ich einfach niedlich.
Hoffentlich entkommt Ivar den Häschern des Königs, aber ich glaube das klappt nur wenn Torae seine Kräfte einsetzt. Aber wenn die Soldaten sie dort aufgespührt haben werden sie auch irgendwann dieses Dorf entdecken, denn es ist doch auch gleich in der Nähe.
Reni


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