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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
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Warm glitten die letzten Sonnenstrahlen über das kühle Nass. Torae hatte inzwischen gelernt auf Wasser zu wandern, ohne hinein zu fallen und er lächelte zu dem am Ufer sitzendem Ivar. Der Adler flog mit lautem Schreien um den jungen Mann und hatte seine Verständigung ihm immer noch nicht preisgegeben. Er hoffte darauf, dass Torae es selbst herausfinden und ihn verstehen würde. Es war eine unausgesprochene Übung für den Weißhaarigen.

Ein überwältigendes Gefühl beschlich Torae, wie er hier als Herr mitten auf dem See stand. Niemand würde ihm das wohlmöglich nachmachen können. Doch was oder wie sollte er jetzt etwas machen? Er versuchte sich zu konzentrieren. Als der Räuber ihn am Mittag über die Klippe stürzen ließ, hatte er Gegenstände schweben lassen. Vielleicht konnte er ja auch selbst, bewusst schweben. Der Junge breitete seine Arme aus und schloss die Augen. Hochkonzentriert, versuchte er sich daran zu erinnern, wie diese Emotionen am Mittag genau gewesen waren. Fasziniert beobachte Ivar unterdessen jede seiner Bewegungen. Der Weißhaarige bewegte sich auf dem Wasser so graziös, dass es schien, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Plötzlich wurde der Räuber von einem seltsam leichten Gefühl überwältigt und mit einem erschreckten Aufschrei stellte er fest, dass er bis einen Zentimeter vom dem Boden abgehoben hatte. Erschrocken riss Torae seine Augen auf und somit schwand seine Konzentration. Prompt landete Ivar wieder auf seinem Hintern. "Ohh... Entschuldige!", schnell lief er ans Ufer zurück und kniete bei dem Räuber nieder. "Alles ok? Das wollte ich nicht!"

„Schon ok!“ versicherte Ivar, mit den Händen fest auf den Boden gedrückt. „Warn mich nächstes Mal bloß vor.“ Entschuldigend machte der Jüngere ein zerknirschtes Gesicht und zog seinen Kopf wie eine Schildkröte zwischen die Schultern. "Das kann ich nicht..."

„Was meinst du?“ Eine Hand von Ivar war ganz automatisch in Toraes Nacken gewandert und begann ihn zu kraueln. "Dich warnen... Ich wollte eigentlich schweben... und ich hatte nicht vor, dich abheben zu lassen..." Unschuldig kicherte Torae und zeigte breit grinsend seine Zähne. „Tja,“ Ivar kniff dem Weißhaarigen in die Nase, „jetzt bin ich dir beim Schweben zuvorgekommen.“ Reflexmäßig streckte dieser ihm die Zunge raus. "Na warte, das kann ich besser!" Schnell beugte er sich vor und küsste den Braunhaarigen zart. Dann drehte er sich weg und ging wieder auf den See. Es hatte etwas Magisches für ihn und deshalb wollte er immer wieder hier hin. „Ich meld mich, wenn ich wieder abhebe!“ rief Ivar ihm lachend nach.

In der Mitte angelangt, schloss Torae erneut seine Augen, breitete die Arme aus und versuchte sich zu konzentrieren. Er konzentrierte sich so stark, dass der junge Mann in eine Art Trance verfiel und nichts mehr um sich mitbekam. Wieder hob der Räuber ein kleines Stück vom Boden ab, doch er wurde direkt wieder sanft auf der Erde niedergelassen. Torae hatte gemerkt, dass seine Kraft nicht in ihm wirkte. Aber dann war es endlich so weit. Langsam und majestätisch hob er vom Wasser ab und drehte sich langsam dabei. Weil die Sonne sehr tief stand und er sie aus Ivars Ansicht im Rücken hatte, erschien seine Gestallt schwarz und an den Rändern leuchtete es strahlend Hell wie bei der Ansicht einer kompletten Sonnenfinsternis. Dem Räuberhauptmann war die Kinnlade herunter gefallen und so starrte er die Gestallt seines Liebhabers mit offenem Mund an. Breit grinsend öffnete Torae wieder seine Augen. "Wuhuuu...", schrie er freudig. Doch er war durch und durch ein Grünschnabel und Anfänger, weshalb er durch seine Freude wieder die Konzentration verlor und mit einem lauten Platschen, mitten ins Wasser stürzte. Ivar war aufgesprungen und fuhr mit seinen Augen den See ab und er hatte den Anstand erst los zu lachen, als Torae wieder aufgetaucht war.

Blubbernd und keuchend spiee der Jüngere das Wasser aus seinen Lungen und kletterte dann wieder auf die Wasseroberfläche. "So ein mist..."

„Das sah aber nicht sehr gewollt aus!“ Ivar genoss es ein wenig Torae zu necken und zu ärgern, es hatte etwas Unschuldiges und Freies an sich, zumindest für ihn. "Machs doch besser!", motzte der zurück und kam pitsch nass ans Ufer. "Immer wenn ich mich konzentriere, verliere ich dieses Gefühl mitten in der Ausführung... Warum?"

„Weil du dich wahrscheinlich ablenken lässt.“ Übertrieben arrogant fuhr Ivar sich durchs Haar. „Aber wer soll es dir verdenken, wenn ICH doch hier am Ufer sitze und auf dich warte!“

"Dann hast du zu gehen und wo anders zu warten!", erklang nun eine dem Räuber bekannte aber Torae unbekannte weibliche Stimme und der Weißhaarige sah sich erschrocken um. "Wer ist da?"

„Gott sei dank, du hörst es auch!“, rief Ivar erleichtert aus. „Und ich dachte schon, dass Vieh würde nur mich quälen wollen.“ Verwirrt sah Torae ihn an. "Wen meinst du?" Er konnte den Ursprung der Stimme noch immer nicht ausmachen. „Die Stimme kommt von deiner Pestschleuder!“

Mit einem erbosten Schrei kam der Adler auf den Räuber zugeflogen und landete direkt vor ihm. Beleidigt hakte er dann kurz mit seinem Schnabel in dessen Schuh. "Ich bin keine Pestschleuder oder Taube und erst recht keine Federschleuder! Ich bin Grid! Und ich bin eine der höchsten Göttinnen!" Mit offenem Mund starrte Torae von seinem Freund, dem Adler zu Ivar und zurück. Träumte er etwa? Ivar beugte sich vor und sah die Adlerdame fest an. „Federvieh.“ Ein beleidigter Ton erklang und Grid schnappte mit seinem Schnabel nach der Nase vor sich. "Pass auf, sonst landest du als Kaninchen auf meinem Speiseplan!"

„Pfft!“ Ivar zeigte dem Vogel einen Vogel. „Vorher gibt es bei uns einen Geflügelbraten!“ Parallel zu Toraes Augen leuchteten auch die Augen des Adlers auf, ebenso kaum noch wahrnehmbar, das Lederarmband, welches der Weißhaarige trug. "Soweit kommst du gar nicht!", sprach sie und Ivar konnte sich keinen Millimeter mehr rühren. "Ähm... Was geht hier vor?", fragte jetzt endlich, seine Stimme wiederfindend, Torae. „Das bedeutet Krieg!“, grollte Ivar Grid zu, dann schenkte er Torae einen herzzerreißenden Dackelblick. „Sag deiner Pute sie soll mich los machen, bitte, Liebling!“

Mit einem selbstverliebten und überlegenen kichern hüpfte der Vogel auf seinen Herrn zu und ließ sich auf dessen Arm nieder. Ivar konnte er zwar von Anfang an leiden, aber die Lebensart dieses Mannes war nichts Gutes. „Dieser Mensch hat keinen Respekt vor Dingen, die er nicht kennt. Er hat es nicht besser verdient! Außerdem ist es verdammt gut möglich, dass er dich nur ausnutzen will, weil er von Beginn an gesehen hat, dass du mehr bist!“ Noch immer sah der junge Mann zwischen dem Adler und seinem Partner hin und her. „Du kannst sprechen?!“, stotterte er und bemerkte dann, was Grid mit Ivar gemacht hatte. „Heb das auf, was immer du gemacht hast!“ Wieder ernst und mit einem unschuldigen Blick, hüpfte Grid wieder auf die Erde zwischen dem Räuber und Torae. „Mach es selbst, das ist eine schöne Übung für dich!“

„Jetzt sei mal nicht so vorlaut du zu groß geratenes Abendessen!“ Ivar gefiel gar nicht, wie der Vogel auf Toraes einredete und schwor sich ihr alles heimzuzahlen. Sobald er sich wieder bewegen konnte. Bittend und wie ein Schüler, der zwar wollte, aber nicht konnte, sah Torae Grid an. "Bitte, lass ihn frei!" Ein Knurren entfloh der Kehle des Vogels und einen Wimpernschlag später hätte Ivar sich wieder bewegen können, doch sie sagte es nicht. "Ich wiederhole mich, du könntest dies als Möglichkeit sehen, zu üben!" Und Ivar war viel zu sehr auf Torae konzentriert, um seine wiedergewonnene Freiheit zu bemerken. Der junge Mann nickte und strich dem Räuber über die Stirn. "Ich gebe mein Bestes! Aber nächstes Mal, lässt du das sein, Grid!" Ivar grinste und fühlte sich, als hätte er einen Sieg gegen das Federvieh errungen. "Ich mache das, was ich für nötig erachte um dich zu schützen!", gab sie noch einmal unnachgiebig von sich, bevor der Adler sich auf den nächsten Baum schwang. Torae nickte irgendwie dankbar und schloss während dessen seine Augen und konzentrierte sich allein auf Ivar. Einige Minuten verstrichen und er wusste nicht, ob er was getan hatte oder nicht. "Geht es wieder?", fragte er leise. Testend versuchte Ivar seine Arme zu bewegen und konnte es ohne Probleme. „Hey! Du bist ja ein richtiges Genie!“ Freudig fiel der Jüngere ihm um den Hals. "Danke..." Das gefiel dem Dunkelhaarigen nur zu gut, denn er schien Torae nicht mehr loslassen zu wollen. Seine ungewöhnlichen Kräfte beherrschen lernen, hatte den Weißhaarigen sehr müde gemacht und der Räuber vernahm schon nach kurzen, einen ruhigen Atem. Torae war eingeschlafen und lächelte sanft. Dann kam auch Grid wieder hinzu. "Du bist ziemlich sprunghaft!"

„Was soll das denn heißen??“, grollte Ivar eindringlich, aber leise genug, um den schlafenden jungen Mann in seinem Armen nicht zu wecken. "Auch wenn Torae mich ‚höflich’ gebeten hatte, draußen zu warten, weil dir wohl mein Blick zu angsteinflößend war...", sie kicherte.“...habe ich dennoch gehört, wie du sagtest 'Wäre ja auch viel zu schade, um dich... Ich hab sicher noch viel Verwendung für dich.'" Der Blick des Vogels war bei seinem Zitat fast tödlich. „Jetzt bild dir mal bloß nicht zu viel ein, ich hatte bloß keinen Bock dich spannen zu lassen, du perverses Hühnchen!“, grollte Ivar weiter und mit einem ebenso giftigem Blick zurück. „Und ich weiß eh nicht, warum du dich so aufregst.“ Wütend, weil der Räuberhauptmann ihren Herrn und Schüler viel zu sehr in Anspruch nahm, zwickte Grid Ivar ins Bein. "Weil Torae und sein Geschenk nicht dazu gemacht sind, DIR das Leben zu erleichtern. Ist dir überhaupt bewusst, was der Junge jetzt alles für Mächte besitzt? NEIN!!"

„Au!“ fauchte der Mensch und trat aus. Schmatzend regte sich Torae etwas. "Ich komme gleich, Vater..."

„Du solltest deinen Schnabel besser halten, denn noch bin ich nicht überzeugt, dass DU weißt, was das Beste für ihn ist! Du kannst ihm vielleicht helfen seine neuen Kräfte zu kontrollieren, aber in allen anderen Bereichen scheinst du keine Leuchte zu sein!“

„Ach... Und du willst das wissen? Ich hatte auch mal einen menschenähnlichen Körper. Ich weiß, was ihr esst und wie man sich wäscht! Du Raufbold!" Die Adlerdame war etwas beleidigt. Was wusste so ein Flüchtiger schon? „Du weißt also überhaupt nichts.“ Fasste Ivar für sie zusammen. Vollkommen beleidigt drehte Grid sich weg. "Ich weiß mehr als du denkst... Aber es ist LEIDER deutlich zu sehen, dass Torae dich braucht. Also, was hältst du vorerst von einem Waffenstillstand?" Ivar zögerte kurz, willigte dann aber ein. „Meinetwegen, du gehst mir nicht mehr auf die Nerven und dafür landest du nicht im Kochtopf.“

"Du missbrauchst dieses Geschenkt nicht und ich lass dich dafür am Leben!", knurrte sie leise und deutete dann mit ihrem Kopf in die Richtung des Dorfes. "Und jetzt bring ihn ins Bett. Die nächsten Tage werden anstrengend!" Keinen Augenblick später, befand Ivar sich mit Torae im Arm, in seinem Haus und Zimmer wieder. Ivar konnte sich ein Grollen nicht verkneifen, da ihm diese Art der Fortbewegung nicht wirklich zusagte, dennoch legte er Torae zärtlich ins Bett, nur um ihn dann lächelnd zu beobachten. Der Gesichtsausdruck des Schlafenden war einfach zu niedlich, um nicht hinzusehen.
 

Einige Tage vergingen. Torae und Ivar wuchsen noch mehr zusammen, während der Räuberhauptmann sich um die Geschehnisse in seinem Dorf kümmern musste und der Weißhaarige langsam seine Kräfte verstand und die Magie anfing zu beherrschen. In den Nachtstunden kuschelten sie oft zusammen am See und redeten viel, was in Torae das Gefühl endlich irgendwo zugehörig zu sein verstärkte. Auch im Dorf selbst sah man ihn nicht schräg an. Man grüßte ihn freundlich und hin und wieder durfte er auch beim Tischler helfen. Nur Hogart schien seine Probleme mit dem Neuling zu haben. Doch das würde bestimmt irgendwann geklärt werden.

Der Morgen brach an und die aufsteigende Sonne kitzelte ihre Nasenspitzen, als Torae sich in seiner Decke zusammenrollte. "Ich will mit!", klang seine Stimme gedämpft aus dem Bett hervor. Sein dunkelhaariger Bettgenosse seufzte schwer und sah, den anderen beinahe flehentlich an. „Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte.“ Ein freundlicher Schrei drang durch den Raum. "Ich stimme ihm da zu! Du solltest jetzt noch nicht aufbrechen und erst recht nicht auf Beutejagd mit einem dahergelaufenen Räuber gehen. Du kannst deine Kräfte noch nicht vollständig beherrschen!" Auch wenn Grid Ivar wie zu Beginn noch immer leiden konnte. Hatte auch weiterhin etwas gegen seine Art des Daseins als Räuber und würgte ihm des Öfteren eins rein. Wütend hingegen sprang Torae auf. "Mir fällt aber die Decke auf den Kopf. Ich will helfen oder gegebenenfalls irgendetwas anderes unterwegs machen!"

„Wenn du eine Aufgabe willst, besorg ich dir gerne eine, aber… sehen wir es ein, du bist kein Räuber.“ Er warf einen bissigen Blick zu Grid. „Aber das dahergelaufen verbitte ich mir!“ Mit verschränkten Armen vor der Brust, setzte Torae sich im Schneidersitz mitten aufs Bett. "Ihr habt euch gegen mich verschworen!"

„Jetzt schau doch nicht so!“ Ivar hatte in den letzten Tagen realisiert, dass er es nicht abkonnte, wenn Torae in irgendeiner Weise verstimmt war. Eine gewinnbringende Idee schoss dem Weißhaarigen durch den Kopf und er streckte seine Zunge, grinsend zwischen seine Zähne. "Ist ja gut, wenn sich zwei gegen einen verschwören, hat man verloren! Was hast du denn für eine Aufgabe für mich?"

„Nun, was willst du denn so machen? Wir finden bestimmt etwas, was dir gefallen würde.“ Ein fast schon trügerisches Lächeln, schlich sich auf Toraes Gesicht. ~Du könntest mich freiwillig mitnehmen, dann müsste ich euch nicht heimlich folgen!~ Dachte er. Grid schloss wütend ihre Augen. "So ein Schlitzohr!", nuschelte sie und verschwand aus dem Fenster. Sie hatte seine Gedanken genau verstanden, denn so unterhielt sie sich ebenfalls mit den beiden Menschen. Auch wenn der junge Mann seine Macht nicht vollständig beherrschte, war er in den Ausführungen die er konnte bereits stärker als sie und es hätte wohl keinen Sinn ihn aufhalten zu wollen. "Na ja, wenn du den Anderen bescheid gibst, werde ich mich in den nächsten Tagen einfach mal umsehen und ich denke, ich werde etwas finden..."

„Mach ich gerne, Liebchen.“ Ivar freute sich zu sehr darüber, dass Torae wider glücklich war, um zu merken, dass jener etwas im Schilde führen könnte. Schnell küsste der Jüngere ihn und biss aber auch leicht in Ivars Unterlippe. "Lass das!", kicherte er. Dann zog er sich endlich an. "Lass mich dich noch zum Markt und deinen Leuten bringen!" Übertrieben dramatisch griff Ivar sich an die Brust. „Damit du mir zum Abschied noch zu Winken kannst? Oh Liebling, ich bin zu Tränen gerührt!“ Lachend hielt Torae sich den Bauch fest. "Das hättest du wohl gern! Aber dann kann ich direkt damit anfangen, einen Platz hier, für mich zu finden!" Er plante eigentlich zu sehen, wohin die Räuber ritten. „Das trifft mich schwer!“ Ivar erhob sich vom Bett und trat zu Torae, nur um ihm einen Klaps auf den Hintern zu geben. „Aber auf meinen Abschiedskuss verzichte ich nicht!“ Der Augenaufschlag des Langhaarigen war überwältigend und er schmiegte sich an seinen Liebhaber an. "Den kann ich dir gar nicht verwehren!" Dann legte er erst noch zart seine Lippen auf die seines Gegenübers. Zärtlich umrahmten Ivars Hände das schöne Gesicht seines Geliebten und als sich ihre Lippen von einander lösten, schmiegte er zärtlich seine Nase an die des Kleineren. „Ich hoffe unser Wiedersehen wird genauso schön wie unser Abschied.“ Noch einmal wiederholte Torae diesen sehnsüchtigen Kuss und schüttelte lächelnd seinen Kopf. "Nein, er wird viel schöner!"

„Dann werde ich versuchen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.“ Gut gelaunt zog der Jüngere sie beide dann aus dem Zimmer. "Ich hoffe darauf, sogar sehr! Hast du Iskander schon auf Wiedersehen gesagt?"

„Jap, noch bevor du überhaupt wach warst, er ist heute nämlich bei einem alten Freund für ihre wöchentliche Partie Schach.“ Ganz natürlich legte sich ein Arm von Ivar um Toraes Schultern, als sie zum Markt gingen. Es war dem jungen Mann noch immer etwas unangenehm, obwohl hier jeder bescheid wusste und damit keinerlei Probleme hatte. Dennoch, legte auch er einen Arm um den Räuber. "Sei aber bitte vorsichtig, ja?!!"

„Keine Sorge, ich pass auf mich auf, schließlich will ich ja zu dir zurück kommen.“ Zärtlich versuchte Ivar Toraes Sorgen zu vertreiben, in dem er ihm auf die Schläfe küsste. Mit rotüberzogenen Wangen senkte der Jüngere seinen Blick. "Na das will ich doch hoffen!" Lachend hörte er dann eine bekannte männliche Stimme. "Möchte dein neues Schoßhündchen denn so unbedingt mitkommen?" Hogart, wer sonst würde es sich wagen, den Neuling an Ivars Seite so zu bezeichnen. Er trat dazu und klopfte seinem Freund und Hauptmann auf die Schulter. „Zügel deine Zunge, alter Freund“ meinte Ivar höflich genug. Sein Arm ruhte immer noch um Toraes Schultern und wollte dort auch gar nicht weg. „Aber ich kann dir sagen, dass Torae uns heute nicht begleiten wird.“ Seine schlangenähnliche Zunge benetzte Hogarts Lippen und er lachte weiter. "Dann kann ich ja beruhigt sein! Auch wenn er angeblich einige des Königs Soldaten gekillt hat, wäre er wohl nur eine Last!" Hogart konnte sich im Umgang mit dem Boss mehr erlauben als manch Anderer, doch auch für ihn war es nicht ratsam Ivar zu verärgern. „Pass auf was du sagst!!“ Weiterhin gut gelaunt klopfte der bärtige Räuber seinem Freund nochmals auf die Schulter. "Gräme dich nicht. Deine Flamme wartet ja wie ein Heimchen am Herd!", dann machte er sich schnell auf zu seinem Pferd. "Wir sind bereit, Hauptmann!", ließ er wieder gehorsam und laut erklingen. Nach einem letzten giftigen Blick wand Ivar sich dem jungen Mann zu, der neben ihm stand. „Alles ok?“ Dieses Geschwätz des Bärtigen nicht wirklich ernst nehmend, nickte Torae und küsste Ivar demonstrativ. "Sicher, der ist ja nur neidisch!"

„Freut mich, dass du das so siehst.“ Noch einmal presste Ivar seine Lippen auf Toraes, dann ließ er von ihm ab. „Warte auf mich.“

"Komm du erst mal zurück!", lächelte der Weißhaarige und sah dann seinen Partner aufsteigen. „Werd ich sicherlich!“ lachte Ivar und zwinkerte ihm zu.

Langsam, auf der Hut und doch raubeslustig machte sich die kleine Gruppe Räuber wieder auf den Weg. Hogart ritt wie immer neben seinem Freund Ivar und er sprach ihn schließlich auch an. "Ist das wirklich dein Ernst?"

„Was?“ fragte Ivar scheinbar gleichgültig. „Das ich dir die Zunge raus schneide, wenn du noch einmal so mit ihm redest?“

"Das wirst du nicht! Du wirst ihn fortjagen, wie jeden anderen zuvor auch, sobald er deine Kurzweil befriedigt hat." Darauf wollte Ivar gar nicht antworten, denn es stimmte ja, er verfuhr so mit seinen Liebhabern, aber Torae war anders. Das Problem war nur, dass Ivar zu viel Angst hatte sich das einzugestehen. „Halt einfach die Klappe.“ Hogart nickte und gab seinem Pferd die Sporen. "Unser kleine Spion Leo hat mir gestern noch die Info gegeben, dass heute Mittag reiche Beute am Waldrand auf uns warten wird!"

„Wie nah am Rand des Waldes? Es wäre nicht gut, sollten wir hinausgelockt werden, schließlich sind wir im Wald im Vorteil“ gab der Anführer zu bedenken. "Die Straße am Fluss... Eine ganze Kutsche Steuergelder und junges Gemüse an Soldaten..."

„Und die schicken sie mit den Steuern los?“ Ivar wurde argwöhnisch, dass konnte doch nicht so leicht sein. „Wo ist der Hacken?“ In einer fließenden Bewegung griff der Bärtige an einen langen verhüllten Gegenstand, der an seinem Sattel befestigt war und enthüllte den Inhalt. Es war eine Art Gewähr, jedoch noch sehr holzig und wenig ausgearbeitet. "Sie haben diese neu entwickelten Waffen. Aber ich habe die Dinger getestet. Sie sind ungenauer als Pfeil und Bogen, schwer und sehr langsam zu bedienen. Kurz, unser Spiel bleibt leicht!"

„Klingt gut, aber wir dürfen trotzdem nicht unvorsichtig werden!“ mahnte sein Freund.

In dieser Hinsicht einstimmig, machten sie sich auf den Weg. Sie würden wie immer vorsichtig sein, aber trotzdem mussten sie dem König diesen Streich spielen.
 

Torae hatte sich nach ihrem Aufbruch schnell wieder vom Marktplatz geschlichen. Er war zu den Ställen gegangen und prüfte nun die Boxen und die Pferde in ihnen. Geritten war er noch nie, also suchte er ein liebes Tier, welches ihn tragen wollte. „Du willst das wirklich tun?!!“, erklang im Hintergrund die Stimme des Adlers und der junge Mann nickte einfach nur. Das Grid mit ihm sprach und oft auch aus dem Nichts auftauchte, war inzwischen normal für ihn. „Ich komme mir hier so nutzlos vor, nirgendwo kann ich wirklich helfen. Das ist deprimierend! Vielleicht kann ich ja zumindest ein bisschen auf die andern aufpassen!“ Torae hatte noch immer Angst, das Ivar etwas Ähnliches wie am See mit den andern Soldaten passieren könnte. Außerdem war es tatsächlich so, dass ihn zwar alle akzeptierten aber trotzdem keine Arbeit oder Aufgabe für ihn hatten, denn sie glaubten eh nicht daran, dass der Weißhaarige lange an Ivars Seite bleiben würde. Dann hatte er endlich ein Pferd gefunden, dem er vertraute und holte es aus der Box. Zart legte er seine Hand auf dessen Schnauze und sie hatten eine Verbindung in der das Tier wusste, was Torae wollte. „Aber es ist noch zu früh. Du beherrschst deine Kräfte nicht komplett. Der König ist hinter dir her und wenn deine Macht noch von anderen entdeckt wird, bist du überhaupt nicht mehr sicher, denn man wird sie dir nehmen wollen!“ Überrascht sah der Junge den Adler an. „Wirklich? Ich wollte sie nie!“ Während er sprach, schwang er sich auf den Rücken des Pferdes. „Du hast mir auch immer noch nicht gesagt, warum und vor allem wie man sie mir übertrug...“ Grid seufzte. Sie kannte selber nur die halbe Geschichte und es war noch nicht an der Zeit, dass Torae die Wahrheit erfuhr. „Dann geh, ich werde in deiner Nähe bleiben und aufpassen!“ Dankbar sah der junge Mann noch einmal zu seiner Freundin dem Adler und machte sich dann auf den Weg. Er hatte die Richtung genau beobachtet, in der Ivar und die anderen Räuber verschwunden waren. Jetzt würde er ihnen folgen, aber er würde sich noch nicht zu erkennen geben.

Die Räuberbande um ihren Hauptmann Ivar hatte inzwischen einen Platz erreicht von dem sie der Kutsche mit dem Steuergeld gut auflauern konnten. Ivar befahl, die Pferde in einer sicheren Entfernung zu verstecken, da ihre Laute sie hätten verraten können. Mit bedächtigem Schritt ging Ivar die Gegend ab, da er keine Lust verspürte irgendwelche Überraschungen zu erleben, wenn es ernst wurde. „Was meinst du?“ fragte er Hogart, der neben ihm ging. "Ich glaube schon, dass sie eine kleine Überraschung für uns planen, aber das dürfte dir auch klar sein. Wir sollten ihnen das Fürchten lehren!" Geduldig sah er in die Ferne und auf die Straße über der die Kutsche kommen sollte. "Einen Hinterhalt können wir ausschließen. Wir kommen hier vom Wald und außer uns ist hier niemand. Hinter dem Fluss ist offenes Land und da sehe ich ebenfalls nichts..."

„Ich weiß.“ Ruhig ließ Ivar seinen Blick schweifen und konnte nicht verhindern, dass sich ihm die Nackenhaare aufstellten. „Ich habe aber trotzdem ein ungutes Gefühl.“ Neckisch klopfte der Ältere dem Hauptmann auf die Schulter. "Du hast ja nur Angst, dass dein neues Schoßhündchen abhaut, während du weg bist!"

„Er ist NICHT mein Schoßhündchen!“ erwiderte Ivar verbissen. Ungehalten sah er Hogart an, normalerweise amüsierte ihn dessen Art immer, doch wenn es um Torae ging, schien er Ivar nur noch auf die Palme zu bringen. Hogart grinste frech. Er hatte erreicht was er wollte. Nämlich Ivar auf andere Gedanken zu bringen. "Ganz wie du meinst! Und jetzt komm, wir sollten hinter die Büsche verschwinden..."

„Du hast Recht. Männer! Alle Mann auf ihre Plätze!“ Mit zwei tiefen Atemzügen brachte Ivar seine Konzentration wieder auf den richtigen Fokus, während seine Männer in ihre Verstecke eilten, dann nahm auch er seine Position ein. Auch Hogart begab sich auf Position, doch diese war nicht die Selbe wie die der anderen Räuber. Er war eine Art Lockvogel. Gemächlich schlenderte er immer wieder über die Straße und konnte dann endlich eine Kutsche eilig über diese hasten Sehen.

Ivars Rückenmuskeln spannten sich an und Adrenalin wurde durch seine Adern gepumpt. Räuber war nie sein ‚Traumberuf’ gewesen, doch inzwischen genoss er es beinahe, die Gefahr und die Aufregung gaben ihm den richtigen Kick.

In Gedanken die armen Soldaten auslachend, ging er der Kutsch entgegen. "Hey... halt... Dort hinten ist die Straße eingebrochen!"

Sein Hauptmann beobachtete die Situation genau und behielt die Soldaten fest im Blick. Er hob seine Hand und signalisierte so, dass seine Männer sich bereithalten mussten.

Mit quietschenden Rädern blieb das Viergespann kurz vor Hogart stehen. "Was? Wo ist die Straße eingebrochen?" Der Gefragte zeigte weiter hinter sich. "Dort wo die Brücke beginnt!" In luftigen Höhen kreiste ein Adler um das Geschehen und konnte mit seinen scharfen Augen genau beobachten, was dort vor sich ging. Hoffentlich würde Torae sich hier noch nicht zu erkennen geben! Dachte Grid. Sie spürte eine unheimliche Aura aus der Kutsche steigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Luci-Maus
2008-02-17T12:38:24+00:00 17.02.2008 13:38
Ich mag Hogart einfach nicht, der is wirgendwie seltsam T^T
Aber super Kapi!! -^.^-
Bin ja echt gespannt, was es mit dieser Kutsche auf sich hat *hibbel*

LG luci-mausi

ps.: war echt voll putzig, wie Torae 'gebettelt' hat ^.^
Von:  Allmacht
2008-02-07T18:31:19+00:00 07.02.2008 19:31
Hogart benimmt sich seltsam. Ist er am Schluss ein Spion uns lässt Ivar in eine Falle laufen.
Dass Ivar seine früheren Liebhaber alle verjagt hat, macht mich nicht traurig. Wäre ja schlimm, wenn Torae diesen im Dorf über den Weg laufen müsste.
Aber Ivar liebt Torae, auch wenn er es sich noch nicht eingestehen will.
Von:  saspi
2007-10-28T20:04:40+00:00 28.10.2007 21:04
Hey!!!
das kappi ist echt supi!!! bitte bitte veröffentliche
schnell das neue kappi. *süchtig bin*

freu mich auf die Fortsetzung.
Bye

Von:  ReinaDoreen
2007-10-27T20:20:13+00:00 27.10.2007 22:20
Das Verhalten von Hogart ist seltsam. Warum kann er Torae nicht leiden; man könnte fast meinen er ist eifersüchig. Ivar hat seine Ex-Liebhaber also immer verjagt, aber ich denke diesmal liebt wirklich aufrichtig und würde Torae nicht verjagen.
Ob diese Kutsche eine Falle ist?
Reni



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