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Antarctica - im Herzen des Eises

eine Sammlung von Oneshots, zu einer durchgehenden Story zusammengefasst
von

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Aufnahme

Dies hier ist tatsächlich so etwas wie ein Prolog, auch wenn es trotz allem nur ein Oneshot ist. Ich hoffe, es gefällt euch!

Ich werde am Anfang jedes neuen Kapitels eine kurze Auflistung der handelnden Hauptpersonen aufschreiben und zudem ihre Fähigkeiten dazuschreiben. Wer es genauer wissen will, kann in den Fertigkeitslisten nachsehen. ^^ insofern: viel Spaß beim Lesen!

Hauptpersonen: Cesaja (13 Jahre alt, Fähigkeiten: nicht bekannt, Besonderes: - ), Lucarna (17 Jahre alt, Fähigkeiten: Beschwörung, Telekinese, Rang: Offizier)
 

Die Kinder standen alle in einer langen Reihe hintereinander. Jedes von ihnen war aufgeregt. Sie waren die Nachkommen mächtiger Mages und jedes von ihnen war genauestens geprüft worden, ob es sich eignete für den Dienst, den schon ihre Eltern getan hatten. Von allen Kindern der Mages, die in Antarctica lebten, waren nur wenige dahingehend gesegnet, die mächtigen Kräfte geerbt zu haben, die über die Fähigkeiten eines gewöhnlichen Menschen hinausgingen. Cesaja hob stolz den Kopf. Er gehörte zu denen, die weiterhin hier wohnen durften, denn diejenigen, die keine Mages waren, hatten Antarctica zu verlassen. Er reckte sich und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine neuen Kameraden in Augenschein nehmen zu können, denn er war verhältnismäßig klein für sein Alter, während der Junge vor ihm bereits fast die Größe eines Erwachsenen hatte. Es waren nur wenige Mädchen dabei, fiel ihm auf. Zwei von ihnen, wohl Freundinnen, tuschelten aufgeregt miteinander. Cesaja seufzte. Von seinen Freunden hatte es keiner bis hierher geschafft. Er würde also in dieser Hinsicht bei Null beginnen müssen.

Da öffnete sich die Tür zum Inneren Ringsaal, in dem die Vollversammlungen der Mages stattfanden. Cesaja staunte. Sein Vater hatte nie erzählt, wie prächtig dieser Raum in Wirklichkeit war! Hohe Bögen trugen die riesige, reich verzierte Decke und die Wände des gigantischen Saales waren mit dunklem Samt behangen. Der Boden aus edlem Parkett schimmerte im Licht von unzähligen Kronleuchtern, ein jeder bestimmt über einen Meter im Durchmesser groß. Rundherum um eine große freie Fläche erhoben sich ringförmig Sitzreihen, von denen der Großteil besetzt war. Nur gegenüber des Eingangs, von dem sie kamen, war der Ring durchbrochen.

Eine Art Loge. Die Wand dahinter zierte das Wappen Antarcticas, der Umriss des Kontinents, umkränzt von Eiskristallen, Flammen und elektrischen Blitzen. Und in der Loge saßen auch nur wenige Leute. Ganz oben drei Männer, darunter drei Männer und eine Frau und wiederum darunter noch ein paar weitere Leute. Cesaja war sich sicher, dass dies die Regenten des Reiches waren.

Die Kinder wurden hereingeführt. Cesaja spürte die vielen Blicke auf sich ruhen und seine Schultern sanken herab Was mochten all die Menschen von ihm erwarten?

Als sie vorne standen, erhob sich einer der Männer in der dritten Reihe. Sein langes schwarzes Haar fiel ihm als dicker Zopf über die rechte Schulter. Seine Augen blickten scharf auf die Kinder vor ihm herab. "Willkommen, Neulinge. Ihr werdet recht bald feststellen, dass euer Traum - zu den Mages Antarcticas zu gehören - sich sehr bald zu einem Alptraum wandeln wird. Ihr werdet wünschen, zu den Vielen zu gehören, die nicht mit unserer Kraft gesegnet sind und Antarctica verlassen müssen.

Diejenigen aber, die es schaffen, sich in der Ausbildung zu behaupten, werden mehr Anerkennung, Ansehen und Ruhm ernten, als sie sich jetzt vorzustellen vermögen. Werdet stark - das ist das Einzige, was ich euch mit auf den Weg geben werde. Alles andere liegt bei euch!" Er nickte einem der Männer, die von unten zu ihm aufsahen, zu und ließ sich dann wieder nieder.

Cesaja blinzelte verwirrt. Er glaubte, eine Aura aus rotem Licht um den Schwarzhaarigen herum zu sehen. Er stieß seinen Nachbarn unauffällig an. "Wer ist das gewesen?" Der Andere sah ihn verwundert an. "Das weißt du nicht? Das war Lucarna, der Beschwörer, derjenige, von dem man sagt, er sei der mächtigste Nachwuchs-Mage auf ganz Antarctica!" Cesaja nickte dankbar und sah wieder hinauf zur Loge. Lucarna sah sehr jung aus für seine Position. Wenn man dem Jungen glauben durfte, war der Mann mit dem schwarzen Zopf einer der höhergestellten Offiziere seiner Nation. Folglich mussten die anderen über ihm Chargal der Gestiker, Sarmagon die Finsternis, Marina der illusionäre Schild und Arius der Lichtstrahl sein. Ihnen sah man ihre Stellung mehr oder weniger deutlich an. Lucarna nicht, er war wesentlich jünger als alle anderen in der Loge. Cesaja konnte die Augen nicht von dem schlanken Schwarzhaarigen abwenden. Er konnte nicht denen zuhören, denen er zuhören sollte. Lucarna faszinierte ihn. Obwohl er noch sehr jung war, gewiss nicht viele Jahre älter als Cesaja selbst, strahlte er etwas aus, das Cesaja verwirrt als Gebot der Ehrfurcht erkannte.

Als die Männer bei ihnen, wohl Lehrer, begannen, den Neulingen Kleiderbündel in die Hände zu drücken, riss sich Cesaja gewaltsam vom Anblick des Älteren los. Dabei spürte er, wie etwas Fremdes seine Gedanken streifte. Halte dich fern von ihm. Er ist bereits vergeben. Cesaja sah auf, verwirrt, verunsichert. Von wem war das gekommen? Es hatte sich wie ein gesprochenes Wort angehört, doch es war nur in seinem Kopf widergehallt anstatt auch in seinen Ohren. Er suchte unter den Gesichtern in der Loge vor sich, doch niemand schenkte ihm mehr Beachtung als den anderen Neulingen neben ihm. Er warf einen letzten Blick in Lucarnas Richtung, dann waren die Lehrer, die das Gewand verteilten, bei ihm.

Dann, als alle ihr Gewand hatten und Cesaja wieder freie Sicht hatte, bemerkte er, dass es jetzt wohl eher angebracht wäre, zuzuhören, als die Lehrer bekanntgaben, was sie zu tun oder zu unterlassen hatten. Cesaja begann gerade, sich zu langweilen, da wurden sie fertig. Die neuen Schüler marschierten im Gänsemarsch hinter ihren Lehrern aus dem Saal. Donnernder Applaus begleitete sie auf ihrem Weg und Cesaja spürte, wie er errötete. All diese Menschen setzten große Hoffnungen in sie. Er hoffte, sie erfüllen zu können. Doch wer in Gottes Namen war es gewesen, der seinen Geist berührt und ihm diese Warnung zugeflüstert hatte?
 

Soweit bis hierhin. Ich hoffe, ich kann euch genauso für diese Geschichte begeistern, wie sie mich selbst fasziniert. ^^

Erwachen

Nun geht es also richtig los. Ich hab jetzt einfach mal den Oneshot genommen, der zeitlich am nächsten dranliegen dürfte, damit ich hier zumindest eine grobe Ordnung drin hab! *grins* okay, diesmal gibts gewisse Einblicke in die körperliche Beschaffenheit eines Mages, was vielleicht zuerst kompliziert klingt, es aber nicht wirklich ist. Also nicht entmutigen lassen! *daumen drückt und hofft, dass es verständlich ist*

Hauptcharakter: Cesaja (13 Jahre alt, Fähigkeiten: n. bekannt, Besonderes: steht kurz vor dem Erwachen seiner Kräfte), Sato (13 Jahre alt, Fähigkeiten: Empathie 3. Grades/ Telepathie, Besonderes: kurz nach dem "Erwachen"), Rhedoria (28 Jahre alt, Fähigkeiten: Heilung/ Manipulations-Abwehr, Rang: Ärztin im Krankenhaus) Sarmagon (43 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/ Telepathie, Rang: General)
 

Cesaja seufzte. Er machte sich Sorgen. Sein Klassenkamerad, ein zarter, behüteter Junge namens Sato, war vor einer Woche bewusstlos von seinem Stuhl gekippt und lag seither im Krankenhaus. Aidan, Satos Zimmergenosse, berichtete, dass sich die Ärzte nach wie vor Sorgen um den Jungen machten. Wie es ihm wohl ging? Cesaja starrte in die Luft und betrachtete geistesabwesend die Deckenlampe. Rajan, sein eigener Zimmerkollege, stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. "Pass auf! Er sieht dich schon ganz komisch an!" Der Angesprochene seufzte erneut und nickte. Müde wandte er sich seinem Lehrer zu und versuchte herauszufinden, worüber der Mann gerade sprach. Aber er konnte sich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren. Immer wieder schweifte er ab und dachte an Sato, der sich jetzt im Krankenhaus wohl furchtbar langweilte.

Schlussendlich wurde er doch noch erwischt, kassierte eine Rüge und wurde vor die Tür geschickt, um über sein Verhalten im Unterricht nachzudenken. Ein paar Minuten harrte der Junge tatsächlich aus und überlegte, was zu tun war. Doch dann schüttelte er resigniert den Kopf und verließ seinen Platz vor der Tür.

Als er leise die Tür zur Krankenstation aufschob, kamen ihm Zweifel. Sollte er nicht doch lieber zurückgehen? Doch dann fasste er sich ein Herz und fragte eine junge Ärztin, die seinen Weg kreuzte, nach Sato. Sie lächelte ihm freundlich zu und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Cesaja wurde bis vor ein Krankenzimmer mit hellblauer Tür geführt. "Rege ihn nicht auf, denn es geht ihm noch immer nicht besonders gut. Aber über Besuch freut er sich sicher!" Wieder ein offenes Lächeln, dann ging die junge Frau ihres Weges. Cesaja schob vorsichtig die Tür auf und streckte den Kopf hinein. Es war ein helles, luftiges Zimmer mit hellen Wänden und leichten Vorhängen vor dem großen Fenster, das in einen schneebedeckten Innenhof hinausging. Cesaja betrat den Raum. "Sato?"

In dem Bett nahe des Fensters regte sich etwas. "Wer ist da?" Cesaja erschauerte. Satos Stimme klang so schwach! Erschüttert trat er näher. Sato lag geschwächt auf dem Bett, sein blasses Gesichtchen war schmaler, als Cesaja es in Erinnerung hatte. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut." Sato lächelte und fuhr sich mit den Fingern durch das lockige braune Haar. Seine Linke, die auf der Decke lag, verkrampfte sich sichtlich. Cesaja schüttelte den Kopf. "Ach, hör auf! Es geht dir alles andere als gut!" Sato seufzte und ließ den Kopf hängen. "Ja, leider... Sie sagen alle, dass es nicht so schlimm sei... aber ich weiß, dass sie lügen." Sein Gegenüber runzelte fragend die Stirn und sah ihn an. Sato brachte ein Lächeln zustande. "Ich höre ihre Gedanken, spüre ihren Schmerz wie meinen eigenen..." Cesajas Kopf ruckte nach vorn. "Wie bitte?" "Du hast es schon richtig verstanden. Ich höre, was die Menschen um mich herum denken. Du denkst beispielsweise, dass das nicht wahr sein kann, was du gerade hörst. Und du bist überrascht und - ich glaube, irgendwie traurig. Stimmt das?" Cesaja spürte, wie sein Mund trocken wurde, als er nickte. Sato konnte alles fühlen? Nickend grinste ihm der Kleinere zu. "Ja, glaub es mir ruhig! Es stimmt!" Der Größere biss sich auf die Lippen. "Und... deshalb liegst du hier?" Sato schüttelte den Kopf. "Nicht nur deshalb. Ich... ich weiß nicht, ob ich es dir begreiflich machen kann, aber ich will es versuchen. Also... du weißt ja, dass Mages wie wir besondere Kräfte besitzen. Diese verlaufen in Kanälen durch unseren Körper, ähnlich wie Blut und Nervenkanäle. Verstehst du?" Ein Nicken seitens Cesaja ließ Sato fortfahren: "Und diese sogenannten Psi-Kanäle werden erst aktiv, wenn unsere Kräfte erwachen. Bei manchen Menschen gibt es keinerlei Probleme, wenn das passiert, bei dem Großteil äußert sich das Ganze durch Kopfschmerzen und diverse andere kleine Probleme. Und ich gehöre zu den Wenigen, bei denen es tatsächlich Schwierigkeiten gibt. Denn bei mir haben sich die Psi-Kanäle mit dem Nervensystem angeglichen und sind jetzt fast eins. Das bedeutet, wenn ich Gedanken oder Gefühle eines anderen Menschen wahrnehme, spüre ich sie fast so, als wären sie meine eigenen."

Cesaja saß da wie vom Donner gerührt. Er schwieg, während Sato ihn anlächelte und versuchte, einen auflockernden Witz zu bringen. "D-das ist schrecklich, Sato! Gibt es da keine Möglichkeit, das irgendwie zu ändern? Ich meine... wenn du einem Menschen begegnest, der gerade einen Trauerfall in der Familie hatte oder so..." "Es wird schwierig, sagen die Ärzte, aber es ist möglich. Ich werde wohl für den Rest meines Lebens starke Medikamente nehmen müssen, die das Psi-Netz vom Nervensystem trennen, aber im Grunde dürfte ich schon wieder in der Lage sein, ein relativ normales Leben führen zu können. Richtig schwierig wird es erst dann, wenn ich mich durch eine Menschenmenge bewegen muss." Sato lächelte. "Dann werde ich nämlich in ein Gefühls- und Gedankenchaos gestürzt. Denk dir mal, wie das ist, in einer Menge zu stehen, die gerade erfahren hat, dass das Gehalt erhöht wird!" Cesaja grinste. "Das würde mich auch interessieren! Aber hör mal, wann glaubst du, kannst du wieder zum Unterricht kommen? Du verpasst sonst so viel..." Sato winkte ab. "Ach, das ist kein Problem. Aidan kommt jeden zweiten Tag hierher und bringt mir Hausaufgabe und den neuen Stoff mit - und wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich immer noch seine Gedanken lesen und verstehe dann meistens, wie etwas angewendet wird." Der Größere der beiden Jungen staunte. "Geht das denn?" "Ja!", nickte Sato grinsend. "Ich spüre zum Beispiel auch, dass du dir gerade eben Sorgen machst, dass du Ärger bekommst, weil du einfach so deinen Platz vor der Tür verlassen hast!" Errötend wandte Cesaja den Kopf ab, doch Sato fasste seine Hand. "Keine Angst, ich verrate dich schon nicht!" Doch Cesaja hörte seine Worte nicht auf gewöhnliche Weise. Denn als Satos Finger Cesajas berührten, spürte er plötzlich, wie sich seine Wahrnehmung veränderte. Alles wurde irgendwie weiter. Er fühlte, wie sich im Zimmer nebenan ein junger Mann schmerzgeplagt hin und her wälzte, wie ein älterer Herr sich vor Lachen krümmte, als er sich im Fernsehen eine Komödie ansah und freute sich mit einer jungen Mutter über ihr neugeborenes Töchterchen. Und er spürte Sato. Nicht nur, dass der andere Junge direkt neben ihm saß und dasselbe wahrnahm wie er, sondern auch, dass er sich Sorgen über die Zukunft machte, dass er Kopfschmerzen hatte und nicht wusste, was auf ihn zukam, wenn die Medikamente nicht anschlugen. Rasch zog Cesaja die Hand zurück, als er mitbekam, wie Sato realisierte, dass Cesaja alles spüren konnte. "T-tut mir leid! I-ich wollte nicht..." Sato seufzte und sah scheu zur Seite. "Nein, mir muss es leid tun. Ich hätte wissen müssen, zu was es führen würde... Vergib mir, Cesaja!" Verwirrt bemerkte Cesaja, wie Tränen in die Augen des kleinen Braunhaarigen stiegen und er meinte rasch: "Das ist nicht schlimm, wirklich nicht! Also wenn es dir nichts ausmacht, meine ich! Hey, ich finde es toll, wenn du alles spüren kannst, was andere Menschen bewegt! Und genauso gut finde ich es, dass man auch spüren kann, was dich bewegt! Äh... verstehst du, was ich meine?" Sato seufzte und nickte. "Ja... ich glaube schon...

ah, jetzt erzähl mir, was so vorgeht, während ich hier liege. Nein, sprich es aus. Es ist angenehmer, es aus deinem Mund zu hören, anstatt es aus deinen Gedanken zu lesen!"
 

Es war schon spät, als Cesaja sich von Sato verabschiedete, der sichtlich müde war, aber nun glücklich wirkte. Draußen war es bereits stockdunkel, aber im Inneren der Festung, die Antarctica war, brannte wie immer Licht auf den viel benutzten Fluren. Erst als Cesaja sich in die Wohngebiete vorgearbeitet hatte, passierte es, dass ab und zu bereits ein paar Flure dunkel waren. Aber er machte sich nicht viele Sorgen. Die Treppenstufen und die Geländer glommen in schwachem blauem Licht, um den Mages den Weg zu weisen. Er kam gut voran in der angenehmen Düsternis. Das grelle Licht der Neonröhren tat seinen Augen weh, so war es ihm lieber.

Bis sein Kopf plötzlich vor Schmerz zu vergehen schien. Cesaja sank stöhnend gegen das Treppengeländer und drückte die Hände gegen die Schläfen. Bestimmt fünf Minuten saß er so da, ohne dass sich irgendetwas an der Situation änderte. Das Innere seines Kopfes schien in Flammen zu stehen, jedesmal, wenn er den Kopf drehte, verschwamm alles vor seinen Augen und ihm wurde speiübel. Cesaja keuchte und schloss schmerzgepeinigt die Augen. "Hilfe..." Seine Lippen formten leise Worte des Elends, als er sich an die Wand lehnte, deren scheinbar eisige Kälte durch seine dünnen Kleider drang. Er musste zurück in sein Zimmer! Rajan konnte ihm bestimmt helfen, eine Tablette oder so geben, damit es ihm besser ging! Doch er konnte sich nicht bewegen!

Mit einem Mal zuckte er heftig, wie unter einem Hieb, zusammen, fuhr auf und war plötzlich ohne Halt. Alles drehte sich. Cesaja keuchte, verlor das Gleichgewicht und kippte nach unten. Er stürzte die Treppe hinab. Glücklicherweise waren es nicht zu viele Stufen, sodass er sich nicht gefährlich verletzte. Doch es war genug, dass er sich am Fuß der Stufen nur wimmernd zusammenkrümmen konnte und hoffte, Schmerz und Desorientierung würden endlich aufhören. Aber das taten sie natürlich nicht. Cesaja schniefte und schlang die Arme um seinen Körper. Hilfe... er brauchte Hilfe... die Dunkelheit wirkte auf einmal nicht mehr beruhigend auf seine Augen, sondern beängstigend. Cesaja glaubte bedrohliche Schatten aus dem Boden wachsen zu sehen und schloss verängstigt die Augen, schniefte leise und krümmte sich noch mehr zusammen. Ihm wurde kalt, wie er so auf dem Boden lag, schwitzte und weinte. Doch niemand kam und fand ihn. Cesaja weinte.

Da hörte er plötzlich, wie sich Schritte näherten. In seinem Zustand hielt er es zunächst für irgendein Monster, geboren aus seiner verwirrten Wahrnehmung, doch dann, als er Füße die Treppe hinabsteigen sah - mehr konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen, ohne den Kopf drehen zu müssen - schwappte eine Woge der Erleichterung über ihn hinweg. Jemand kniete bei ihm nieder und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. "Beruhige dich. Ich werde dich in die Krankenstation bringen!" Eine raue Stimme, die doch irgendwie sanft klang. Cesaja schniefte und schloss schmerzgepeinigt die Augen. Konnte er dem Mann vertrauen? Ruhig, Kind. Ich will dir nichts tun. Vertrau mir., sagte die Stimme in seinem Kopf und Cesaja atmete unwillkürlich auf. Sein Atem wurde ruhiger und sein rasendes Herz beruhigte sich etwas. "Ich werde dich jetzt aufheben. Sag mir, wenn es dir wehtut. Ich werde versuchen, vorsichtig zu sein." Cesaja gab ein zustimmendes Geräusch von sich und der Fremde schob behutsam seine Arme unter Cesajas Rücken und Knie und hob ihn langsam auf. Der leidende Junge lehnte sich dankbar an die breite Brust und spürte, wie der Andere sich in Bewegung setzte. Er spürte die beruhigenden Wellen, die der Andere aussandte, um seinen Geist etwas zu besänftigen, spürte aber auch die Sorge, die sich dahinter verbarg. Alles drehte sich um ihn, doch wenn er die Augen geschlossen hielt, ging es einigermaßen. Auch, wenn sein Magen rebellieren wollte und er Mühe hatte, sein Butterbrot von dem kargen Abendessen mit Sato bei sich zu behalten, fühlte er dennoch, dass es ihm besser ging, wie er so auf den starken Armen des Fremden lag.

Das nächste, was er wahrnahm war, dass er auf einem Bett abgelegt wurde. Eine kleine Nachttischlampe spendete warmes goldenes Licht. Cesaja erkannte die Krankenstation und die junge Ärztin, die ihm am Morgen den Weg gezeigt hatte. Ihr Gesicht war besorgt, als sie sich über ihn beugte. "Na, du? Hat es dir so gut gefallen, dass du deinem Freund gleich nacheifern musstest?" Cesaja blinzelte verwirrt und sah, wie sich der Andere entfernte. Sein Gesicht konnte er nicht mehr erkennen, es war zu dunkel. Die Ärztin jedoch bemerkte seinen Blick. "Du hattest wirklich Glück, dass General Sarmagon dich gefunden hat. Sonst wärst du am Ende noch die ganze Nacht dort im Gang gelegen!" Sie hob seinen Kopf an und hielt ihm eine flache Schale an die Lippen. "Trink es ganz aus. Ja, so ist es gut!" Cesaja gehorchte fügsam und spürte beinahe sofort, wie das Drehen in seinem Kopf aufhörte. Seine Glieder wurden bleischwer und er sank in einen tiefen Schlaf, kaum dass die Ärztin die Schale von seinen Lippen genommen hatte.
 

Er erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen, doch zumindest ohne weitere Beschwerden. Es war hell im Zimmer, die fliederfarbenen Vorhänge ließen die Morgensonne, die von dem vielen Schnee reflektiert wurde, in sein Zimmer fallen. Er setzte sich langsam auf und bemerkte, dass er allein im Raum war. Müde sank er zurück in die Kissen und schloss die Augen.

Wenig später hörte er, wie sich die Tür öffnete. "Bist du wach?" Cesaja öffnete die Augen wieder und sah die junge Ärztin. "Ah, schön. Als erstes mal mein Name: ich bin Doktor Rhedoria. Darf ich dich fragen, wie du heißt?" "Cesaja. Was... was ist gestern passiet?" Rhedoria grinste. "Deine Kräfte sind erwacht. Wie es typisch ist, hat dein Körper daraufhin etwas überreagiert und du bist im Treppenhaus zusammengebrochen. Glücklicherweise hat dich jemand gefunden und hergebracht." Cesaja nickte. "Wer war das?" "General Sarmagon, die Finsternis. Wenn es dir wieder gut genug geht, solltest du bei ihm vorbeischauen und dich bedanken. Aber jetzt solltest du erst einmal Ruhe geben, zumindest bis sich dein Kreislauf wieder stabilisiert hat und du nicht Gefahr läufst, wieder zusammenzubrechen." Cesaja lächelte folgsam und fragte: "Darf ich Sato sehen? Ich würde gerne mit ihm sprechen!" "Natürlich." Rhedoria grinste. "Wir wollten dich sowieso auf sein Zimmer verlegen, denn zu zweit leidet es sich besser. Möchtest du jetzt gleich zu ihm?" Der Junge nickte und die Ärztin erfüllte ihm den Wunsch und brachte ihn zu seinem Klassenkameraden. Sato sah blass aus, aber er lächelte, als Cesaja ihm erklärte, was passiert war. "Scheint, als würden wir jetzt zumindest genügend Zeit zum Reden haben..." Cesaja nickte. Doch obwohl er sich freute, insgeheim hoffte er, dass die hämmernden Kopfschmerzen endlich aufhören mochten...
 

also ist es jetzt vorbei mit unbekannten Fähigkeiten von Cesaja, jetzt gehts richtig los. *freu*

Zusammentreffen

Eine kurze Geschichte, die mir lange und auf verschiedene Art und Weise Kopfzerbrechen bereitet hat. Wahrscheinlich dürftet ihr einen Charakter aus anderem Zusammenhang wiedererkennen (oder zumindest dessen Namen. *grins*)
 

Hauptcharaktere: Cesaja (13 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3.Grades/ Manipulation, Besonderes: voll im "Erwachen"), Lucarna (17 Jahre alt, Fähigkeiten: Beschwörer/Telekinese, Rang: Offizier), Chargal (45 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2.Grades, Rang: General), ??? (13 Jahre alt, Fähigkeiten: n. bekannt, Besonderes: nein, den Namen geb ich euch noch nicht. aber es sei gesagt, er ist wichtig)
 

Cesaja lag im hintersten dunstverhangenen Winkel der Therme und planschte müßig vor sich hin. Das warme Wasser beruhigte ihn. Die Ärzte hatten ihm geraten, sich in das stark mineralhaltige Wasser zu legen, um wenigstens die schlimmsten Folgen seiner erwachenden Fähigkeiten zu dämpfen. Jetzt, mitten in der Nacht - Cesaja war vom Unterricht freigestellt - befand sich außer ihm niemand mehr hier. Cesaja gähnte. Aber obwohl er müde war, wusste er, er konnte nicht schlafen. Die Kopfschmerzen quälten ihn zu sehr, sobald er das Wasser verließ. Seit Stunden weichte er hier ein, aber immer, wenn er kurz aus dem Becken stieg, sich etwas zu Essen holte oder dergleichen tat, überfiel ihn der Schmerz wie mit stählernen Hämmern. Cesaja fragte sich, ob er es wohl schaffen könnte, hier im warmen Wasser zu schlafen, ohne versehentlich zu ertrinken. Er wollte nicht nach oben in die Krankenstation, und ebenso wenig wollte er in sein eigenes Zimmer zurück. Wahrscheinlich hätte er Rajan, der immerhin mit ihm das Zimmer teilte, aufgeweckt. Und das wollte er seinem Kameraden nicht antun, denn dieser musste nach wie vor zum Unterricht. Also blieb er im Wasser liegen.
 

Da hörte er, wie sich die Tür öffnete und erstarrte unwillkürlich. Wer mochte so spät noch hierherkommen? Cesaja versuchte den Kopf zu heben, ohne allzu viel zu plätschern und erkannte eine kräftige Gestalt im dunstverhangenen, nur mäßig erhellten Raum. Sie trug einen reglosen Körper!

Leise wie ein Schatten glitt Cesaja näher. Die Person, die ins Wasser watete, konnte er nicht erkennen, die Kapuze des schweren Mantels war zu tief ins Gesicht gezogen. Der Junge beobachtete, wie der Unbekannte - wohl ein Mann, wenn Cesaja die Statur richtig deutete - etwa hüfttief ins Wasser watete, vollständig bekleidet, wohlgemerkt! Cesaja schluckte. Die reglose Gestalt auf den Armen des Anderen schien nackt! In was war er da nur hineingeraten? Cesaja wandte scheu den Kopf ab, als der Vermummte seine Last ins Wasser gleiten ließ. "Ruh dich aus, Luca. Ich bin gleich wieder da!" Cesajas Inneres wurde siedend heiß, als er bemerkte, dass er die Stimme kannte - wenn er auch nicht wusste, woher. Entsetzt sah er zu den beiden Neuankömmlingen hinüber. Der Vermummte watete bereits wieder aus dem Wasser heraus, während seine Last erschöpft am Beckenrand lag und den Kopf in den Armen vergraben hatte. Cesaja glitt wiederum lautlos näher, kaum dass der Andere den Raum verlassen hatte. Als sich der Zurückgelassene langsam bewegte und den Kopf zur Seite drehte, erstarrte Cesaja zunächst, kam dann aber doch näher.

Schwarzes Haar floss über schmale Schultern und schwamm wie ein finsterer Algenteppich im warmen Wasser. Unter der hellen, reinen Haut zeichneten sich drahtige Muskeln ab. Das reglose Gesicht war bleich, die Augen geschlossen. Die Symbole auf der Stirn waren zerflossen, obwohl Cesaja gesehen hatte, dass sein Gesicht das Wasser nie berührt hatte. Doch was den Jungen so verunsicherte, war, dass er das Gesicht kannte! "Lucarna!", flüsterte Cesaja fassungslos. Die grauen Augen öffneten sich müde, doch sie schienen durch Cesaja hindurchzublicken. Auch als Cesaja verwundert die Hand hob und ihm zuwinkte, schien Lucarna den Jungen nicht wahrzunehmen. Cesaja betrachtete die feinen Züge. Der Ältere wirkte so zart und klein! Lucarna ließ den Kopf wieder sinken und schloss die Augen.

In diesem Moment hörte Cesaja, wie die Tür geöffnet wurde. Rasch tauchte er unter und schwamm unter Wasser zurück in Richtung seiner dunstigen Ecke. Vielleicht konnte er so einer Entdeckung entgehen, denn Lucarna schien ihn tatsächlich nicht wahrgenommen zu haben. Als er langsam wie ein Krokodil auf der Pirsch den Kopf wieder über Wasser brachte, sah er, wie der andere Mann sich neben Lucarna ins Wasser sinken ließ. Sein Gesicht blieb Cesaja verborgen, da er ihm den Rücken zudrehte, aber Cesaja konnte zumindest erkennen, dass er groß und kräftig war und dass sich einige lange, teils knotige weiße Narben über seinen Rücken zogen.

"Wird es besser?" Lucarna gab ein für Cesaja nicht verständliches Geräusch von sich und der Andere strich ihm sanft über den Rücken. "Ruhig. Es ist niemand hier!" Cesajas Herz begann zu rasen. Was, wenn der andere Mann ihn sah? Was dann?

Doch der Andere ging nicht auf Lucarnas schwache Proteste ein, sondern ließ sich nur tiefer ins Wasser sinken und seufzte wohlig. Cesaja hielt still, wagte nicht einmal, sich weiter aus dem Wasser zu recken oder tiefer durchzuatmen. Doch er starrte immer in die Richtung der anderen Badegäste, fürchtete, es könnte etwas passieren, was er nicht sehen sollte. Aber Lucarna lag nur apathisch am Beckenrand, während der andere Mann auf ihn einredete. Cesaja verstand den Großteil dessen, was gesagt wurde, zwar nicht, aber er verstand genug, um feststellen zu können, dass hier etwas geschah, was nicht sein sollte. Offenbar war Lucarna in etwas verwickelt, was verborgen werden musste - und ihm nicht gut tat. Aber konnte er sich damit an seine Lehrer wenden? Wer war dieser andere Mann? Konnte er sich ihm gefahrlos nähern?

In diesem Moment gab Lucarna wiederum ein Geräusch von sich, Cesaja zuckte zusammen, verlor den Halt am Beckenrand und es platschte laut, als sein Kinn ins Wasser klatschte. Der Andere fuhr herum, seine Hand zuckte aus dem Wasser und schoss in die Richtung des Geräusches. Cesaja reagierte blitzschnell und zog den Kopf ein, tauchte unter. Sein Herz hämmerte, als er Energie über das Wasser streichen spürte. Jetzt begriff er. Es war General Chargal, der Gestiker!

Cesaja blieb unter Wasser, bis er glaubte, seine Lungen müssten platzen, dann erst hob er den Kopf wieder und nahm einen gepresst leisen Atemzug. Er sah hinüber und zog den Kopf gleich wieder entsetzt ein. Der Nebel, der über dem Wasser gehangen hatte, war verschwunden! Und es war tatsächlich Chargal, der Gestiker, der ihn in diesem Moment nur nicht entdeckt hatte, weil er gerade in eine etwas andere Richtung gesehen hatte. Cesaja betete, dass sich der Dunst wieder vor sie schieben möge, ehe er wieder auftauchen musste. Was mochte geschehen, wenn der Mann, von dem man sagte, er sei der mächtigste unter den vier Generälen Antarcticas, ihn entdeckte?

Doch das Schicksal schien ihm hold zu sein. Denn als er wieder auftauchte konnte er Chargal und Lucarna wieder nur noch verschwommen hinter dem Nebel ausmachen und wusste, dass sie ihn nicht entdecken würden, wenn sie nicht direkt nach ihm suchten. Und noch besser, wenig später erhob sich Lucarna aus dem flachen Wasser. Cesaja schoss die Röte ins Gesicht - so stark, dass er glaubte, es müsse deutlich durch den Dunst hindurchscheinen - als er sah, dass der Schwarzhaarige tatsächlich keinen Faden am Leib trug. Auch Chargal erhob sich und verdeckte gnädigerweise den Blick auf Lucarna. "Sollen wir gehen?" Lucarna nickte und die beiden verließen die Therme. Cesaja blieb zurück, mit hämmerndem Herzen, rotem Kopf und aufgewühltem Geist. Was in aller Welt hatte er da gerade beobachtet?
 

Als der Blitz aufzuckte, wich Cesaja erschreckt zurück. Der Prüfer nickte und notierte sich etwas auf seinem Klemmbrett, während Cesaja mühsam wieder in die reale Welt zurückfand. Er hatte an die vergangene Nacht denken müssen. Lucarna und General Chargal... was war genau passiert? "Also keine Offensive und keine Defensive hinsichtlich Elektrizität. Nun, Cesaja, das Dreieck wirst du sicherlich nicht auf der Stirn tragen." Er winkte seinem Assistenten, den Raum zu verlassen und eine junge Frau betrat den Raum. "Jetzt möchte ich, dass du dich gegen Feuer verteidigst, später angreifst." Cesaja nickte und sah, wie ihm Flammen aus den Fingerspitzen der Frau entgegenzüngelten. Er versuchte, die Hitze abzuwehren, doch als es immer näherkam, wich er wiederum unverrichteter Dinge zurück. Als er seinerseits zum Angriff ausholte, stellte er resignierend fest, dass er seine Kraft nicht in Bahnen der Hitze lenken konnte. Der Prüfer schüttelte den Kopf und winkte den nächsten Assistenten herein.

Doch auch bei Eis versagte Cesaja kläglich. Erst, als man ihn eine Stunde später anwies, den Gegner mittels einer Veränderung seines körpereigenen Gefühls zu besiegen, hatte er Erfolg. Der ältere Mann, der ihm gegenübersaß, geriet fast in Panik. Der Prüfer nickte. "Das ist endlich ein Erfolg. Scheint, als könntest du ein Manipulator sein. Dann werde ich jetzt mit den Standart-Tests beginnen, ob sich bei dir eine Kombination herausgebildet hat!" Cesaja senkte den bereits wieder leicht schmerzenden Kopf. "Ist das dann alles?" "Das kommt darauf an. Wenn wir eine Kombination finden sollten, ja. Wenn nicht, werden wir weitersuchen. Hast du keine Lust mehr?"

Cesaja seufzte. "Wir sitzen seit Stunden hier. Langsam frage ich mich, ob ich vielleicht untalentiert bin!" Der Prüfer schüttelte lächelnd den Kopf. "Untalentiert sicher nicht. Allein von der bloßen Kraft her würde ich dich schon ins obere Drittel schieben. Manipulation ist eigentlich keine besonders häufige Primärfähigkeit, weshalb ich glaube, dass wir hier nur deine Sekundärfähigkeit entdeckt haben, wenn überhaupt. Es könnte auch nur eine Teritärfähigkeit sein, wenn du wichtigere Fähigkeiten, zum Beispiel Telepathie der Kreuz-Klasse, aufweist." Cesaja sah ihn verwirrt an. Der Mann vor ihm schmunzelte. "Du hast keine Ahnung, von was ich spreche, oder?" Cesaja nickte. "Also gut. Kreuz-Klassen-Telepathen sind so stark, dass sie mit einem wohlplatzierten Gedanken in der Lage sind zu töten. Und da von ihnen diese enorme Gefahr ausgeht, sind sie dazu verpflichtet, diese Fähigkeit anzugeben. Eine weitere Fähigkeit, die angegeben werden muss, ist beispielsweise die Blutdefensive, allerdings weniger, weil sie so gefährlich ist, sondern vielmehr, weil sie so selten auftritt. Auch Gestik oder Sirenität müssen angegeben werden. Kommandant Chargal beispielsweise ist davon betroffen. Eine bestimmte Bewegung von ihm genügt, um etwas in Flammen aufgehen zu lassen." Cesaja erschauerte. Also war es gestern in der Therme tatsächlich Chargal gewesen, der ihm begegnet war. "Mir wäre es, glaube ich, doch ganz recht, wenn wir fortfahren könnten." Der Prüfer lächelte und nickte. Er begann wieder mit seiner Testreihe und Cesaja fügte sich gehorsam in das Muster der Untersuchung.

Am Ende stellte der Prüfer die Barrierenfähigkeit bei ihm fest. Cesaja hatte offensichtlich großes Potenzial, aber da es bereits Abend wurde, wollte er sich erst am nächsten Tag hierzu prüfen lassen. Morgen würde er ohnehin nicht den Unterricht besuchen, er war freigestellt, sich bei Kommandant Sarmagon bedanken zu können, dass dieser ihn gefunden hatte, als er zusammengebrochen war.

"Es handelt sich dann ohnehin nur noch um Feinermittlungen. Ich bin mir zwar schon relativ sicher, dass du dem dritten Grad angehörst, aber eben nicht vollständig." Cesaja nickte und der Mann vor ihm legte ihm die Hand auf die Schulter. "Selbst wenn es nur beim zweiten Grad bleibt, ist es eine große Ehre, junger Cesaja. Die Barrieren haben die große Aufgabe, alle anderen Soldaten Antarcticas zu beschützen. Auch diejenigen, die im Rang über der Barriere stehen!"

Cesajas Augen begannen zu leuchten. Vielleicht konnte er... "Sind die Barrieren dann angesehen?" Der Prüfer seufzte. "Das kommt darauf an. Wenn es dir gelingt, auch unter schwierigsten Bedingungen die Barriere aufrecht zu erhalten, hast du gute Chancen, weit aufzusteigen. General Marina beispielsweise ist ein Schild. Warum?" Der Junge errötete. "Nichts, nichts... ich wollte es bloß wissen. Brauchen Sie mich noch oder kann ich jetzt gehen?" Der Prüfer nickte und Cesaja verschwand blitzschnell nach draußen - mit noch immer hochrotem Kopf.
 

Doch dann, als er die Krankenstation betrat - er war immer noch zur Beobachtung hier - kam ihm überraschenderweise Aidan entgegen. Sein Klassenkamerad musste bis jetzt gerade eben bei Sato gewesen sein. Cesaja wollte den Anderen freundlich grüßen, doch Aidan ließ ihm die Zeit nicht. "Sie haben einen Neuen gefunden! Er war nicht bei uns in der Klasse, offenbar ist er nicht geprüft worden! Und er kennt dich scheinbar!" Cesaja runzelte die Stirn. "Wie bitte? Aber das kann doch kaum sein, oder? Ich meine, jeder wurde doch geprüft!" Aidan nickte. "Dachte ich bis vor Kurzem auch. Aber warum sollte er dann nicht bei uns gewesen sein? Jedenfalls, er hat nach dir gefragt. Er liegt im Zimmer neben Sato und dir - und mit Rajan in einem Zimmer." "Rajan?", fragte Cesaja verwirrt. "Jup. Er ist heute früh aufgewacht und hatte Kopfweh - und im Unterricht ist er, genau wie Sato seinerzeit, vom Stuhl gekippt. Jetzt geht es ihm schon wieder den Umständen entsprechend. Scheint, als wäre ich der letzte von uns Vieren, zu dem die Kräfte kommen!" Cesaja legte dem Anderen die Hand auf die Schulter. "Das wird schon noch. Und meine Kopfschmerzen sind immer noch nicht weg. Du verpasst anfangs absolut nichts, glaub mir!" Aidan brachte ein Grinsen zustande, dann verabschiedete er sich und ging zurück in sein Zimmer.

Cesaja jedoch machte sich gespannt auf den Weg zu dem Raum seiner Freunde, wer immer der zweite neben Rajan auch sein mochte. Er klopfte vorsichtig und wurde hereingerufen. Zwei Betten standen nebeneinander. Als erstes trat er zu Rajans Bett. Der Rotschopf wirkte blass, aber ihm stand ein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben. "Wie gehts dir?", wollte Cesaja wissen. "Oh, gut. Ich kann bloß nicht aufhören zu grinsen. Weiß der Geier, warum das so ist, aber alles ist so verdammt lustig irgendwie... Scheinbar kommt das auch manchmal vor!" Rajan lächelte ihm zu. "Langsam ödet es mich echt an, aber ich kann nicht anders als bloß zu grinsen und wie blöd zu lachen! Andererseits, es ist besser als wie bei dir und deinen Kopfschmerzen!" Cesaja nickte und schielte zu dem anderen Bett hinüber. Rajan folgte seinem Blick und schickte ihn schließlich hinüber mit der Begründung, Cesaja sei ohnehin zu nichts anderem zu gebrauchen, als bis er seine Neugier befriedigt hatte. Die junge Barriere lachte und tat wie ihm geheißen. Cesaja trat an das Bett.

Dunkles Haar auf dem weißen Kissen. Schmale Hände, schlanke Arme... das konnte nicht sein! Sein Blick wanderte hinauf zum Kopf des Anderen. Diese hohlen Wangen kannte er doch irgendwo her... "Das gibts doch nicht!" Ein Lächeln breitete sich auf den schmalen Lippen aus. "Ich wusste, dass du kommst!" Der Andere drehte den Kopf und sah Cesaja an. "Ich habe dich vermisst, Cesa!" Dieser biss sich auf die Lippe. Doch dann konnte er sich nicht mehr halten. "Ich dich auch, Ryu! Wie kommst du hierher? Ich dachte, du wärest geprüft worden und für zu schwach befunden worden! Warum bist du dann jetzt doch hier?" Ryucama, Cesajas Freund seit seiner Kindheit, sah zu ihm auf. "Ich bin nicht geprüft worden. Erinnerst du dich an den Tag? Mein Vater wollte mich nicht gehen lassen. Du weißt, dass er nur dableiben durfte, weil man ihm aus Mitleid die Erlaubnis gab, da meine Mutter und er bereits verlobt waren. Vater wollte mir die Schande ersparen, Antarctica verlassen zu müssen, nachdem ich geprüft worden wäre. Allerdings schlage ich scheinbar mehr nach meiner Mutter, die ja recht starke Fähigkeiten besitzt... ich bin gestern Abend am Esstisch zusammengebrochen und keiner konnte sich erklären, warum. Heute Früh hat man mich dann hergebracht. Eine Zeitlang stand es wirklich nicht gut um mich, aber glücklicherweise waren die Ärzte hier in der Lage, mir zu helfen. Sieht so aus, als würdest du doch nicht allein bleiben müssen!" Cesaja nickte wie betäubt. Er hatte gedacht, er müsste von vorn anfangen. Es hatte sich zwar alles ganz gut entwickelt, mit Sato, Aidan und Rajan kam er tatsächlich sehr gut aus, aber Ryucama an seiner Seite zu wissen, war schon noch etwas anderes. "Ich bin wirklich froh, dass auch du es geschafft hast. Weißt du schon mehr?" Ryucama seufzte und schüttelte den Kopf, doch da mischte sich Rajan ein. "Ich habe gehört, wie einige der Ärzte über eine sehr seltene Fähigkeit redeten, die du besitzen sollst. Und was das Zimmer angeht, in das du kommen sollst - warum kommst du nicht zu uns beiden?" Ryucamas Augen strahlten. "Würdet ihr das wirklich wollen?" Rajan und Cesaja nickten. Der Neuankömmling lächelte. "Danke! Dann werde ich euer Angebot annehmen, wenn mir das möglich ist!" Rajan runzelte die Stirn. "Aber zuerst... hätte ich noch deinen vollen Namen gewusst!" Ryucama nickte. "Geht mir genauso. Ich heiße Ryucama." "Rajan. Ich freue mich schon darauf, dich kennenzulernen. Cesaja scheinst du ja eine ganze Menge zu bedeuten..."
 

hm, Schluss für heute. ^^ jaja, jetzt wisst ihr, woher mein Nickname stammt. Zur Erklärung nochmal: Chargal hat NICHTS Unanständiges mit Lucarna angefangen. Dazu gibts nochmal nen eigenen Oneshot, der jetzt dann wohl einer der nächsten sein dürfte. (holla, ich muss echt aufpassen, dass die Geschichte nicht durchgängig wird! Deshalb gibts hier gleich nochmal Ryucamas Talente: Eis-Offensive und Blutdefensive) Und die nächsten Oneshots beschäftigen sich, oh Wunder, mal nicht mit Cesaja. XD

ich hoffe, es gefällt euch nach wie vor! *verneigt sich*

Verbrechen

Nun also das erste Kapitel, in dem Cesaja nicht dabei ist. Mal sehen, ob ich das kann - Cesa ist mir mittlerweile recht vertraut in den Verhaltensmustern. ^^ ich gebe zu, ich hab mich sehr auf den Kleinen fixiert. Na ja...
 

Hauptcharaktere: Chargal (36 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2.Grades, Rang: General), Lucarna (8 Jahre alt, Fähigkeiten: n. bekannt, Besonderes: wurde kurz zuvor geprüft)
 

Das Kind saß auf der Wiese in der Kristallhalle und weinte. Chargal beobachtete den kleinen Jungen eine Zeit lang, dann trat er über den kleinen Hügel hinweg zu ihm hin. "Warum weinst du?" Er ließ sich neben dem Kind nieder. Der Kleine sah mit tränenverschmiertem Gesicht zu ihm auf. "Ich muss Antarctica verlassen!" Er sah zu dem Gedenkstein, in dessen Schatten er hockte, hinauf. "Mein Vorfahre war es, der Antarctica aufgebaut hat. Mit mir endet die Linie - wenn ich Antarcica verlasse, dann..." Chargal hielt unbewusst den Atem an. "Du bist Alphan Maggiores Urenkel?" Das Kind nickte und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. "Und du hattest nie... das Talent?" Wiederum ein Nicken, dann begann der Junge wiederum zu weinen. "I-hich will hier nicht weg!" Chargal legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter. Er als Empath spürte die Trauer des Jungen nur allzu deutlich.

Doch im selben Moment spürte er noch etwas anderes. Ressourcen, die in dem Kind ruhten! Weniger bezüglich seiner Fähigkeiten, diese waren tatsächlich gering, aber es war noch etwas anderes vorhanden, etwas, nach dem Chargal lange gesucht hatte. Der General jubelte innerlich auf. So viel Potenzial!

"Sag mal, Kleiner, was würdest du dazu sagen, wenn ich dir helfen würde?" Die Augen des Kindes richteten sich auf Chargal und begannen zu schimmern. "Könnt Ihr mir denn die Kraft geben, hierzubleiben?" Der General nickte. "Aber dafür möchte ich etwas von dir. Und zwar...nein, hör mir erst zu, bevor du zustimmst, das ist wichtig! Also, ich möchte, dass du mir Körper und Geist zur Verfügung stellst!" Der Junge zögerte. Sehr gut. Chargal setzte nach: "Überlege dir das gut. Was ich von dir verlange, ist nichts, was man leichtfertig geben sollte." Er erhob sich. "Ich komme morgen wieder. Teile mir dann deine Entscheidung mit." Dann ging er, wissend, dass der Kleine ihm mit großen Augen nachsah. Die Tränen waren vergessen.
 

Am nächsten Tag, als Chargal wiederkehrte, sah er das Kind - Lucarna hieß der Junge, hatte er herausgefunden - wieder auf der Wiese im Schatten des Steines sitzen. Chargal richtete den Blick nach oben auf das Kristalldach, worauf eine dünne Schneeschicht lag, die im Laufe des Tages weggefegt werden würde, damit das zerbrechliche Dach keinen Schaden nehmen konnte.

In diesem Moment sah ihn das Kind und näherte sich ihm etwas zurückhaltend. "Kommandant Chargal?" Chargal lächelte. Ich bin scheinbar nicht der Einzige, der sich informiert hat, Lucarna Maggiore?" Das Kind grinste. "Scheint so. Ich... ich möchte, dass Ihr mich zu einem Mage macht. Und dafür... werde ich mich Euch zur Verfügung stellen." Der General nickte. "Ich verstehe. Dann möchte ich, dass du mich jetzt zu deinen Eltern bringst, damit ich alles mit ihnen regeln kann." Der Junge seufzte. "In Ordnung. Dann folgt mir, bitte..."
 

Es war ein harter Kampf gewesen, doch schlussendlich hatte Chargal Lucarnas Eltern überzeugt, dass es das beste für den Jungen war, ihn in Chargals Obhut zu geben. Jetzt lag das Kind auf einer flachen Liege in Chargals unterirdischen Labor. Der General lächelte. Das Image eines verrückten Wissenschaftlers wollte er sich nicht antun, aber es gab einen Traum, den er verwirklichen wollte. Und dafür brauchte er Lucarna. Die Computer errechneten, wie die Strahlung beschaffen sein musste, um Lucarnas Fähigkeiten zu maximieren. In Kombination mit gewissen - für Kinder ganz gewiss nicht geeigneten Medikamenten und von Chargal entwickelten chemischen Mitteln würde sich Lucarna verändern und zugleich sowohl enorme Mage-Fähigkeiten entwickeln, als auch seine verborgenen Ressourcen für weitere Forschung offenlegen. Chargal lächelte - ein so wertvolles Forschungsobjekt wie Lucarna fand man sehr, sehr selten!

Das Projekt verlief gut. Der Junge lag in der Kammer, starke Medikamente wurden über dicke Nadeln und Schläuche in seinen Körper geleitet. Jetzt musste nur noch die Wirkung einsetzen!

In diesem Moment schrie das Kind auf, begann sich auf dem Tisch zu winden. Chargal beobachtete das Leiden des Jungen mit gezwungen ausdrucksloser Miene. Es war notwendig, dass Lucarna das hier durchmachte - und zurück konnten sie ohnehin nicht mehr. Lucarna würde es überleben, hoffte Chargal.

Und tatsächlich, nachdem sich die Strahler wenig später abgeschaltet und sich die Medikamentenbehälter entleert hatten, lag das Kind ruhig da. Der General wartete ab, bis die Strahlung neutralisiert und der Raum strahlungsfrei war, dann betrat er das Zimmer und legte die Hand auf Lucarnas zitternden Körper. "Es wird Zeit, Luca. Komm, versuche aufzustehen! Du kannst es!" Bebend gehorchte der Junge. Er zitterte so stark, dass Chargal ihn stützen, schließlich tragen musste, ehe sie das schmale Bett, das im Labor stand, erreichten und der General das vollkommen erschöpfte Kind ablegen konnte. Chargal besah sich derweilen die Daten, die der Computer am Ende der Prozedur ausgespuckt hatte. Überrascht registrierte er, dass Lucarna große telekinetische Fähigkeiten besaß - und offenbar die Kraft, Geister und dergleichen zu rufen. Leider also nicht das erhoffte Ergebnis.

Aber das Potenzial war da und Lucarna und seine Eltern hatten zugesagt, dass Chargal an dem Jungen forschen durfte. Kurz schüttelte der großgewachsene Mann den Kopf. Lucarna war verkauft worden. Er wollte gar nicht wissen, wie es der Junge in ein paar Jahren sehen würde, wenn Chargal ihn nicht gehen ließ. Er würde sich einiges ausdenken müssen, Lucarna vielleicht mit noch mehr Macht locken müssen. Denn eines war dem General bereits klargeworden: Lucarna strebte nach Kraft, nach immer größerer Macht. Er seufzte. Also würde er versuchen, sie dem Jungen zu geben. Um jeden Preis... im Sinne der Forschung.
 

so, das war es also schon wieder. Chargal zeigt sein wahres Gesicht. Von wegen der "harmlose" General, nein, hier haben wir einen knallharten Forscher, der auch nicht davor zurückschreckt, ein Kind für seine Zwecke zu missbrauchen. Wo das noch hinführt...

Kreuz-Klasse

Und hier folgt das zweite Kapitel, in dem Cesaja keine große Rolle spielt. Hier gibts nen Zeitsprung, deshalb schreib ich Cesaja mit hin, damit man nen Bezug hat! Antarctica steht gegenwärtig an der Schwelle zum Krieg. Sowohl von Westen, als auch von Osten wird das Land bedroht. Beide Seiten wollen es auf ihre Seite ziehen oder es vernichten, damit es der jeweils anderen Nation nicht in die Hände fällt. Grenzscharmützel sind an der Tagesordnung, die auch mal blutig ausfallen können.
 

Hauptcharaktere: Tandoora (23 Jahre alt, Fähigkeiten: Kreuz-Telepathie/Statusveränderung, Rang: Soldat), Noris (24 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Eis-Defensive, Rang: Soldat), Sarmagon (46 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Telepathie, Rang: General), Cesaja (16 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3.Grades/Manipulation, Rang: Soldat), Lucarna (20 Jahre alt, Fähigkeiten: Beschwörung/Telekinese, Rang: Captain/Offizier)
 

Die jungen Männer und Frauen wurden in die Halle hineingeführt. Tandoora stand auf seinem Platz neben Noris und sah die Neuen mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. "Frischfleisch, Noris!" Der Andere sah ihn schräg von der Seite her an. "Ja, und?" "Die da unten sind noch vollkommen unerfahren im Kampf gegen die verdammten Menschen. Ein paar von denen haben wir am Hals, wenn wir wieder gegen das Eurasische Imperium ziehen nächsten Monat!" "Ach, jetzt tu so, als ob du so viel mit ihnen zu tun hättest!", schnaubte Noris und sah auf die Jungen hinab, die gerade von ihren Lehrern letzte Worte mit auf den Weg bekamen. Tandoora traute seinen Augen kaum, als ein junger Mann unten, der ziemlich zart wirkte mit seinen weichen braunen Locken, sich schniefend über die Augen fuhr. Was waren das nur wieder für Typen?

Allerdings schienen auch einige vielversprechende Neulinge dabei zu sein. Der Junge mit den dunklen, wild vom Kopf abstehenden Haaren war gewiss ein guter Kämpfer, das sah man schon an seiner Haltung. Und der Rotschopf daneben wirkte auch so, als könne man sich auf ihn verlassen. Vielleicht ergab sich da die eine oder andere Gelegenheit?

Jedenfalls, als die Neuen auf die Divisionen verteilt wurden, stellte er zu seiner großen Freude fest, dass der Dunkelhaarige Sarmagons fünfter Division zugeteilt wurde, Tandooras Truppe also. Leider war auch der Kleine mit den Locken dabei. Dieser schniefte schon wieder, als sein Nachbar stattdessen Chargals erster Division gegeben wurde. Das würde noch etwas werden!

Als dann endlich alle verteilt wurden, erhob sich General Arius. Das älteste Mitglied des Stabes sah sich in der Halle um und begann dann zu sprechen: "Da sich die Fronten verhärten und es immer mehr nach einem Krieg aussieht, haben wir beschlossen, die Divisionsleitung noch etwas weiter zu verstärken. Ich werde aus diesem Grund ab heute die sechste Division leiten, während mein Platz an der Spitze der dritten Abteilung neu vergeben wird. Wir haben uns lange beraten und haben schließlich einen Kandidaten gefunden, der meinen Platz besetzen wird."

Tandoora sah gespannt hinüber in die Loge. Dass Arius seine Position räumen würde, war nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Die dritte Division galt als Elite-Truppe des Militärs Antarcticas.

Sarmagon erhob sich und bedeutete einer Person, die zuvor reglos dagesessen hatte, ebenfalls aufzustehen. Tandoora verschlug es den Atem. Der neu ernannte General war niemand anderes als das Wunderkind Antarcticas: Lucarna Maggiore! Noris neben ihm sog scharf die Luft ein. "Er ist noch etwas jung für diesen Posten! Wetten, dass das auf Chargals Mist gewachsen ist?" "Natürlich! So, wie der Kleine um den Gestiker herumscharwenzelt ist, ist es kein Wunder, dass er der nächste General werden konnte!" Tandoora schüttelte den Kopf. "Wie mich das aufregt! Aber zumindest muss ich ihn dann nicht mehr sehen, wenn Chargals Truppen bei uns an der Ostfront sind!"
 

Wenige Tage später fanden sich die beiden Freunde an eben jeder Ostfront wieder. Es hatte ein Grenzscharmützel gegeben, bei denen Menschen wie Mages verletzt worden waren. Tandoora hatte ein schlechtes Gefühl. Was, wenn tatsächlich noch ein Krieg ausbrach? Er wollte nicht gezwungen sein, hunderte Menschen zu töten. Bei jedem Feind, den er mit seiner Kraft umbrachte, starb auch immer wieder ein kleiner Teil seiner Menschlichkeit. Irgendwann, wusste Tandoora, würde er nichts mehr anderes sein als eine Mordmaschine, zu keiner menschlichen Regung mehr fähig. Es war schrecklich. In diesem Moment sah er Senta, seinen Vorgesetzten, vorbeikommen und mit einem anderen Soldaten sprechen. Senta sprach von unbedingtem Gehorsam, der Freude, einen Gegner zu töten. Es machte Tandoora wütend. So wütend, dass er schließlich zu dem Offizier hintrat und meinte: "Du glaubst wohl, du wüsstest alles! Glaubst du allen Ernstes, es wäre schön für einen Telepathen, seinen Gegner sterben zu sehen?" Senta seufzte und erwiderte, dass jeder getötete Mensch ihnen weniger Ärger machen würde. Er sagte noch mehr, aber Tandoora hörte nicht mehr zu. Er wandte sich ab, sah konzentriert zu Noris. Doch Sentas Worte drangen zu ihm durch. "Ein Telepath sollte es genießen, seinen Feind sterben zu sehen. Zu spüren, wie das Leben in ihm flackert und erlischt... Den Tod, den süßen Tod zu sehen!" Tandoora fauchte. Er spürte den Zorn. Er spürte sein Gegenüber. Es wäre so einfach. So leicht, sein Leben zu nehmen. Doch was würde das für Folgen nach sich ziehen?

"Beruhige dich! Das ist er nicht wert!" Er hörte Noris' Stimme wie durch einen roten Nebel der Wut. "Tandoora!" Langsam gelang es ihm, die rot wabernden Schlieren zurückzudrängen. Er seufzte, es klang fast wie ein Schluchzen. Dann öffnete er die Augen. Noris' besorgtes Gesicht tauchte vor ihm auf. "Wo... wo ist er?", brachte Tandoora heraus. "Senta? Weitergegangen. Sarmagon hat ihn rufen lassen. Er kann sich nicht aufführen wie die Axt im Walde!" Tandoora ließ sich schwer atmend auf einen Kanister mit Öl sinken. Er hob Daumen und Zeigefinger vor das Gesicht, mit einem winzigen Abstand dazwischen. "Er war so weit von einem verfrühten Tod entfernt!" Noris sah erschrocken aus. "Tandoora! Du musst dich zurückhalten! Um jeden Preis!" Tandoora nickte. "Ich weiß... ich wünschte, die Diagnose hätte anders gelautet!" Er berührte geistesabwesend das Kreuz auf seiner Stirn. "Warum musste es Kreuz-Telepathie sein? Warum? Mir sind jegliche Aufstiegschancen genommen!" Noris legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Keinem anderen hätte er das erlaubt. "Das stimmt doch nicht. Der Rang eines Leutnants steht dir nach wie vor offen!" Tandoora seufzte. "Welche Kreuz-Klasse hat es je weiter als bis zum gewöhnlichen Soldaten gebracht? Gut, wir erhalten eine extra Zulage, aber trotzdem! Uns Angabepflichtigen wird oft übel mitgespielt!" Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. "Ach, hör auf! Sowohl Chargal, als auch Lucarna haben beide Angabenpflicht! Und einen Rang darunter sieht es auch nicht viel besser aus! Arien und zum Beispiel Bellevianus haben auch keine Probleme gehabt, ihren Rang zu erreichen - und Bellevianus' Nekromantie ist das mit am meisten Misstrauen und Zweifeln behaftete Talent überhaupt! Dagegen ist deine Kreuz-Telepathie ja richtiggehend angesehen!"

"Aber... es ist etwas anderes!" Noris schüttelte den Kopf. "Komm. Okay, du kannst mit einem wohlplatzierten Gedanken töten, aber was können sie? Bellevianus kann das Blut aller, die sich gegen ihn stellen, binnen Sekunden verseuchen! Chargal kann sie mit einer einzigen Handbewegung zu Asche verbrennen - dutzende Gegner auf einmal, während du dich auf jeden, den du töten willst, stark konzentrieren musst! Tandoora, glaub an dich! Du bist in der Lage, andere Telepathen über eine große Entfernung hinweg zu erreichen! Dieses Talent haben nicht einmal Sensoren! Das ist kein verachtenswertes Talent, sicher nicht!" Tandoora hob den Kopf. "Aber... Senta..." "Er weiß nicht, wie knapp es war. Das weiß niemand außer dir und mir. Hab Mut, Freund! Ich weiß, dass du es kannst!" Der Telepath seufzte. "Ich hoffe, du hast Recht." Noris lächelte. "Sicher. Hey, wir alle wollen unsere Vorgesetzten manchmal umbringen - solange wir uns zurückhalten, ist das doch kein Problem!" Tandoora brachte ein bitteres Lächeln zustande...

In diesem Moment hörten sie den Ruf General Sarmagons. Tandoora erstarrte, doch Noris packte ihn kurzerhand am Arm und zog ihn mit sich zu dem wartenden General. Sarmagon sah sich den Kreuz-Telepathen aufmerksam an. Das war haarscharf, Soldat. Ich nehme an, du weißt, wovon ich spreche? "Du bist also hier. Leutnant Senta hat sich über dich beschwert.", sagte er laut, doch Tandoora hörte auch, was er gedanklich sagte. Was du getan hast, erfordert eiserne Selbstkontrolle. Man musste kein Empath sein, um diesen Zorn spüren zu können. "Er meinte, du seist wohl sehr unverschämt gewesen." Was wohl völlig zu Recht war. Senta ist ein Narr. Dennoch - ihn zu töten wäre falsch gewesen. Ich werde mit dem Komittee über eine Beförderung für dich sprechen. Gut ausgebildete Kreuz-Klassen sind selten. "Ich muss dich bitten, nächstes Mal vorsichtiger in der Wortwahl zu sein, verstanden?" Tandoora nickte mit gesenktem Kopf. "Ich verstehe. Vielen Dank, General." Sarmagon lächelte und wünschte ihm auf geistigem Wege viel Glück, dann entließ er sie.

Tandoora ging mit Noris nach draußen und der in der Dunkelheit bewanderte Mage fragte: "Ist er... immer so?" Der Kreuz-Telepath lächelte und nickte. "Er ist Telepath, Noris. Er braucht nicht mit Worten zu sprechen. Ich werde nicht wiederholen, was er zu mir gesagt hat, aber er hat mit mir geredet. Telepathen... drücken sich oft kryptisch aus, weil sie oftmals vergessen, dass andere ihre Gedanken nicht ohne weiteres lesen können!" "Aber du bist anders!", widersprach Noris und Tandoora lächelte. "Ich weiß."
 

das war es also wieder. Ein kleines, feines, in sich geschlossenes Kapitel. Tandoora und Noris spielen in den späteren Kapiteln keine bis nur noch eine geringe Rolle. Aber für dieses Eine wollte ich sie doch wichtig werden lassen! *grins*

einsamer Tod

Ein weiterer Zeitsprung. Jetzt sind Cesaja und seine Freunde bereits 21 Jahre alt.... und die FF kriegt mehr nen Oneshot-Charakter, was sie eigentlich auch sein sollte. Rajan kehrt von einer Mission heim, die äußerster Geheimhaltung bedurfte. (mit anderen Worten, ihr lest jetzt die erste Geschichte, die ich über Antarctica geschrieben habe! ^^ ich hoffe, es gefällt.)
 

Hauptcharaktere: Rajan (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Feuer-Offensive/Telepathie, Rang: Captain/Offizier), Sato (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Empathie 3. Grades/Telepathie, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Chargal (53 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General)
 

Rajan neigte den Kopf. Sein langes rotes Haar fiel ihm nach vorne über die Schultern. "Erheben Sie sich, Captain." Ohne zu zögern, richtete sich der Rothaarige auf und hob den Blick. Kommandant Chargal nickte. "Ich bin froh, dass Sie zurück sind, de Finnes. Es gab Gerüchte, nach denen Sie gefallen wären." Er berührte vorsichtig das Symbol an Rajans Stirn, den nach oben geöffneten Halbkreis. Feurige Offensive. Seine Fingerspitzen wanderten nach unten, zu dem senkrechten Strich der Telepathie, wo sie verharrten. "Aidan schwor uns, er würde es spüren, wenn Sie sterben würden. Sato ebenso. Doch wir konnten nicht eingreifen, um Sie zu finden." Ein Vorwurf klang in seiner Stimme mit. Chargal berührte geistesabwesend seine eigene Stirn. Eine Klaue über zwei schrägen Strichen. Gestik und Empathie zweiten Grades. "Die Verteidiger Antarcticas fürchten einen Angriff durch die Allianzen." Rajan seufzte. "Ist das nicht immer so? Antarcticas sture Neutralität bringt uns doch dauernd in diese Lage. Entweder wollen sie uns auf ihre Seite ziehen oder uns vernichten, damit uns die andere Nation nicht bekommt!"

Chargals Augenbrauen sanken herab. "Sie spielen ein gefährliches Spiel. Sie wissen, wozu wir Mages fähig sind. Würden wir unsere Kräfte einer Seite zur Verfügung stellen, wäre dies automatisch der Untergang der anderen Partei!" "Immer noch besser, als wenn wir ständig von beiden Seiten bedroht werden!", schoss Rajan zurück.

"Eben nicht!Wir haben ohnehin einen schlechten Stand in der Gesellschaft! Würden die Menschen sehen, zu was wir wirklich in der Lage sind, glauben Sie, sie würden uns mit offenen Armen empfangen? Wir sind mächtiger als ihre stärksten Waffen! Man würde uns hassen, mehr als jemals zuvor. Das dürfen wir nicht riskieren!"

Rajan seufzte und schwieg. Chargal ließ das Thema fallen. "Leutnant Satos Schwäche hat sich wieder bemerkbar gemacht. Er bat darum, Sie mögen bei ihm vorbeischauen, wenn Sie zurückkehrten." Rajan nickte und verneigte sich. Der Kommandant tat es ihm gleich und entließ ihn damit.

Als der junge Offizier die Gänge entlangschritt, fragte er sich, was ihn erwarten würde. Sato war das beste Beispiel, dass auch die Mages massive Probleme haben konnten, die sie einfach nicht in den Griff bekamen. Satos Fähigkeiten waren enorm, aber sie machten ihn sehr verletzlich, denn Sato war Empath dritten Grades und gleichzeitig ein starker Telepath. Das bedeutete, dass er jedes Gefühl, jede Emotion ebenso wie jeden Gedanken wahrnahm, der nicht sorgsam abgeschirmt wurde. Die meisten Mages taten dies zwar automatisch, aber speziell in einer Menschenmenge wurden diese Barrieren brüchig und Sato bekam eine Flut von Eindrücken mit - der zarte junge Mann war regelmäßig bei großen Sitzungen zusammengebrochen.
 

Als er vor der Tür zu Satos kleiner Wohnung stand, atmete er tief durch. Dann klingelte er. Ein schwaches "Ja?" ließ ihn zusammenfahren. Satos Stimme klang furchtbar! Als die Tür aufschwang - Sato schloss die Tür nie ab, denn er wusste um seine Schwäche und darum, dass er schnell Hilfe brauchte, wenn es zu einer Krise kam - zögerte Rajan nur einen Sekundenbruchteil, ehe er eintrat. Er fand seinen Freund in seinem Bett liegend vor. "Rajan! Schön, dass du kommst!" Er lächelte. Rajan nickte und ließ seinen Blick über Sato gleiten. Das blasse, behütete Gesicht war umrahmt von lockigen braunen Haaren, die flauschig auf dem Kissen lagen. Sein ohnehin schmaler, zart gebauter Körper zeichnete sich knochig unter Decke und Schlafanzug ab. Sato hatte Gewicht verloren, zu viel, als dass er noch als gesund bezeichnet werden konnte. Rajans Blick wanderte zu den vielen Medikamenten, die an Satos Bettschränkchen standen, hinüber. Er machte sich nicht die Mühe, die langen Namen zu entziffern, er kannte genug, um zu sehen, dass Sato momentan wohl die Medikamentenindustrie allein versorgen könnte. Teure psychische Blocker standen neben noch teureren Antidepressiva und Bewusstseinstrübern.

Er zeigte auf den Stapel. "Wieviel hast du intus?" Sato schüttelte den Kopf. "Nichts, momentan. Der Blocker wird erst in zwei Stunden fällig, wenn die Flieger zurückkommen. Die Trüber brauche ich zum Einschlafen, die Antidepressiva, wenn ich mitbekomme, wenn wieder jemand einen anderen hasst und dergleichen." "Du klingst schlecht, Sato. Ich mache mir Sorgen." Sato zwang ein Lächeln auf seine Lippen, von dem Rajan ganz genau wusste, wie unecht es war. "Ich weiß. Aber du bist ja jetzt hier. Ich bin mir sicher, es geht mir bald wieder besser!" Rajan neigte den Kopf. "Ich fühle mich geehrt." Sato lächelte. "Ich bin froh, dass du da bist.

Ich habe..." Er brach ab. Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht. "Großer Gott!", hauchte er. "Aidan!" Er begann zu zittern. "Aidan!" Sein Gegenüber öffnete zögernd seinen Geist. Der Schrecken in Satos Geist überflutete ihn, doch er nahm deutlich wahr, auf was ihn sein empathischer Freund aufmerksam machen wollte. Aidans Geist war fort. Dort, wo ein Stück seines Bewusstseins hätte sein sollen, war Leere, das Band, das Rajans und Aidans Geist miteinander verbunden hatte, wehte zerrissen durch Rajans Verstand. Das konnte nur eines bedeuten: Aidan war tot.

Wortlos schloss Rajan den zarten Empathen in die Arme. Sato schniefte, lehnte sich an Rajan.

Die Tür öffnete sich und Cesaja und Ryucama standen darin. Beiden stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Sie sahen aus, als wären sie, ebenso wie Rajan, gerade erst von einem Einsatz zurückgekehrt. Cesaja eilte an Rajans Seite und strich Sato sanft über das Haar, während Ryucama ruhig an der Tür stehenblieb. Rajan bedeutete ihm, näherzukommen. Der Blutdefensivler hielt sich noch immer, selbst nach den Jahren der Ausbildung, die sie gemeinsam durchlebt hatten, außerhalb. Lediglich Cesaja vertraute er sich an. Zögerlich kam der Dunkelhaarige näher.

"Wie, Sato?" Cesajas Stimme klang rauh und er war den Tränen nah, sah Rajan. Sato holte tief Luft. "Er war im Dienst, auf Patrouille. Sie stießen auf... eine Truppe Menschen - ich weiß nicht, von welcher Nation. Jedenfalls wurden sie überrascht und bis auf den letzten Mann niedergemacht. Es... es waren zu viele. Aidan versuchte noch, seine Leute zu ordnen, aber die Gegner waren zu zahlreich. Aidan... war der letzte... Er... er blieb bei seinen sterbenden... Begleitern... und dann..." Sato vergrub den Kopf an Rajans Halsbeuge in dem langen roten Haar. Der junge Telepath spürte, wie der Empath zu weinen begann. Hilflos strich er ihm über den Rücken, hielt ihn fest, als ihn heftige Schluchzer schüttelten. "Kein Mensch sollte allein sterben müssen.", kam es leise von Cesaja. Ryucama biss sich auf die Lippe. "So etwas darf nicht noch einmal passieren." Der Blutdefensivler richtete den Blick auf das Nachttischschränkchen. "Warum geben wir die Neutralität nicht einfach auf? Dann würde niemand es mehr wagen, uns anzugreifen!"

Rajan seufzte. "Ich weiß es nicht..."
 

...Ich hasse es, meine eigenen Charaktere sterben zu lassen, hab ich das schon mal gesagt? Ah, es tut weh... so weh... *sniff* (bin ich peinlich? ^^') jedenfalls, das Kapi ist das älteste (wie schon oben beschrieben) ich bitte, auf ein paar Ungereimtheiten - falls ich doch welche übersehen hab - hinzuweisen, damit ich sie ausbessern kann.

Ein Angriff gegen die Menschlichkeit

XD ein neues Kapitel also. Dies hier war etwas kompliziert, denn es bestand ursprünglich aus zwei einzelnen, parallel zueinander laufenden Strängen, die ich irgendwie zusammenwursteln musste. ^^ ich hoffe, ich habs so hinbekommen, dass Spannung entsteht!

Hauptpersonen: Sato (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Empathie 3.Grades/Telepathie, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Cesaja (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3.Grades/Manipulation, Rang: Captain/Offizier), Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blutdefensive, Rang: Captain/Offizier)
 

Sato lag auf der Liege und versuchte, nicht zu blinzeln, als ihm der Arzt in die Augen sah. Zwei federleichte Fingerspitzen lagen auf der Unterseite seines rechten Handgelenks, als der Arzt die Verknüpfung von Nerven und psychischen Kanälen prüfte. Dann lehnte er sich zurück und fuhr sich müde durch das schwarze Haar. Sato fragte: “Immer noch keine Verbesserung?” Der Arzt schüttelte den Kopf. “Ihre Nerven und Kanäle sind nach wie vor fast eins, Leutnant.” Er beugte sich über den Schreibtisch neben sich und fischte sich ein Therapieblatt aus der Box, die an dessen Rand stand. Er notierte einige Anweisungen, reichte dann Sato das Blatt und meinte: “Gehen Sie nach oben in die Kanalanalyse-Station. Geben Sie dieses Blatt bitte Doktor Sedoria.” Er wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu und schrieb drei Medikamente auf ein Rezept. “Sie wird Ihre Kanäle genauestens analysieren. Geben Sie ihr dann bitte dieses Rezept, sie soll überprüfen, was sie verändern muss, um Ihre Gesundheit wieder herzustellen. Das Rezept geben Sie danach bitte unten an der Ausgabestelle für Medikamente der S-Klasse ab.” Sato nickte. Der Arzt entließ ihn und der schlanke Telepath verließ das Sprechzimmer.
 

Cesaja gab den Befehl, die Barrieren zu schließen und sah, wie auch Carol seine Schilde aufspannen ließ. Die feindliche Armee stand kurz vor dem Angriff. Ryucamas Handgelenke begannen bereits eisblau zu glühen. Er war bereit. Dann rasten Flugzeuge heran, Cesaja straffte die Schultern angesichts der Tatsache, dass ballistische Geschosse auf sie niederhageln würden, die die Barrieren wesentlich stärker forderten als die Schilde, die eher für Laser und dergleichen zuständig waren.

Die erste Reihe raste heran. Doch anstatt ihre tödliche Fracht abzuwerfen, flogen die Maschinen über sie alle hinweg, um dann nach Westen abzudrehen. Verwirrt blieben die Mages zurück. Ryucama fluchte. “Wenn das ein Scherz gewesen sein soll, hab’ ich die Pointe verpasst!” “Da kommt Lafayette, vielleicht weiß er etwas!”, gab Ien’Sha, die ihre Truppe von Manipulatoren Cesaja unterstellt hatte, zurück.
 

Als er die Treppe zum vierten Stock hinaufstieg, überkam ihn ein leichter Anflug von Sorge und entnervt rieb sich Sato die Schläfen. Es wurde Zeit, dass sich in seinem Geist wieder Barrieren gegen fremde Gedanken aufbauten! Jedes Gefühl übermittelte sich ihm sofort, wenn er, anders als jetzt, keine psychischen Blocker nahm, die seine Wahrnehmung herabsetzten. Sato seufzte tief, als er das Ende der Treppe erreichte und in den Gang der Analysestation trat.

Doktor Sedoria empfing ihn sofort und bedeutete ihm, ihr in ihr kleines Sprechzimmer zu folgen. Dort hatte sich Sato auf die Liege zu legen. Die Ärztin überflog die Medikamentenliste und strich eines aus, wofür sie dann ein anderes eintrug. Sie reichte ihm das Rezept und Sato verstaute es sicher in seiner Brusttasche. “Ich habe Ihnen ein neues Mittel verschrieben, das nicht ganz so viele Nebenwirkungen wie das alte Antidepressiva hat. Es ist gut verträglich, dafür aber etwas teurer.” Sato lächelte. “Das ist in Ordnung, keine Sorge.” Beide lauschten auf ein seltsames, lauter werdendes Brummen.
 

Plötzlich fiel es Cesaja wie Schuppen von den Augen. Er fuhr herum und rief: “Großer Gott! Das Lazarett!” Beinahe gleichzeitig bemerkte Lafayette, dass sich ihre Gegner zurückzogen. Ryucama sah alarmiert auf. “Das wagen sie nicht!”

Eine Stimme dröhnte über das Feld, auf dem sich die Mages versammelt hatten. Kommandant Chargal rannte heran. “Eine Finte!”, keuchte er. “Das wahre… Ziel… liegt woanders!” Cesaja rief ihm seine Befürchtung zu. Chargal erbleichte. “Nicht das Lazarett! Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!” Ryucama nickte. “Aber Antarcticas Bastion ist uneinnehmbar für sie - zumindest aus der Luft. Es bleibt nur noch…”

Der Rest des Satzes ging in Chargals Aufschrei unter. Der Kommandant fiel auf ein Knie herab und keuchte: “Ein Angriff!”
 

“Das sind doch… Flugzeugmotoren? Ich dachte, Kommandant Chargal hätte das Schlachtfeld verlegt?”, grübelte Sedoria, als sie Sato aufhelfen wollte. Satos Augen weiteten sich. “Hat er auch!” “Nun, vielleicht…” Der Telepath schrie auf, als er den Hass spürte, der ihm entgegenschlug. Aus dem Flugzeug! Ein seltsames Geräusch, dann eine Detonation. Sedoria kreischte auf, als noch eine weitere Detonation das Gebäude erschütterte. Schmerz flutete duch Satos Geist, Schmerz und Angst. Panik, als eine Rakete einschlug und ein Teil der Decke zusammenbrach. Sato und Sedoria flüchteten aus dem Raum. Sie wurden voneinander getrennt, als eine weitere Explosion das Gebäude erbeben ließ und Staubwolken durch die Gänge jagte. Überall waren panische Menschen.

Sato spürte den tödlichen Schmerz, den ein älterer Mann empfand, die Panik einer jungen Mutter, die ihr Kind in Sicherheit bringen wollte, die Pein von Verletzten, die Verwirrung von Ärzten, er hörte die Schreie, grauenhaft verzerrt von dem Lärm. Sato stolperte und wurde von einem fallenden Stein am Kopf getroffen. Als sein Geist in die Schwärze driftete, spürte er, wie der Boden unter ihm nachgab, schließlich brach und einstürzte. Dies war sein Ende, dachte er…
 

“Schmerzen und… Tod! Sie hatten… Recht… Cesaja! Sofort zurück! Wir müssen… helfen!” Chargal kämpfte sich auf die Füße und taumelte zu seiner Abteilung zurück. Cesaja und Ryucama gaben Befehl zum Rückzug. Als sie zurückhasteten, erinnerte sich Cesaja, dass Chargal ein Empath zweiten Grades war und er den Schmerz, den die Angegriffenen erlitten, nur allzu deutlich fühlte. Ryucama stieß hervor: “Sato ist da drin! Das ist sein Todesurteil!” Cesajas Entsetzen ließ ihn fast zusammenbrechen, als er sich den zarten, verletzlichen Sato in der Hölle dieses Angriffs vorstellte. Ryucama hatte Recht, wenn Sato wirklich dort war, lebte er höchstwahrscheinlich nicht mehr. Der psychische Terror war zu viel, wenn selbst Chargal, dessen Stirn ein Strich weniger zierte, unter der Wucht der Emotionen - über zwei Kilometer entfernt! - in die Knie ging. Cesaja beschleunigte seine Schritte, als er den Geruch von Rauch, Blut und Angst wahrnahm. Dann kam das Lazarett in Sicht.

Oder besser das, was früher einmal das Lazarett gewesen war. Wo einst ein vierstöckiges Gebäude gestanden hatte, fand sich jetzt nur noch ein gigantischer Trümmerhaufen, die Straße und das Schneefeld, das es umgeben hatte, waren nun durchzogen von Kratern, wo Bomben und Raketen eingeschlagen hatten. Cesaja wandte den Kopf und starrte in Ryucamas schreckensbleiches Gesicht. Sein eigenes Entsetzen spiegelte sich in den Augen seines Freundes wieder. Ryucama öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihm fehlten die Worte.

Schließlich rannten beide - gefolgt von ihren Soldaten - auf den Trümmerhaufen zu, um zu helfen.
 

Er erwachte in der Finsternis. Ruhe herrschte. Grabesstille. Aber er war nicht tot, noch nicht. Sato hatte Schmerzen, seine Beine ließen sich nicht bewegen, waren eingeklemmt. Er spürte den Schmerz von anderen Verschütteten, spürte die Enge, in der er lag. Sato wusste, dass Tonnen von Gestein, Holz und Metall über ihm lagen. “Hilfe!”, wollte er schreien, brachte aber nur ein heiseres Krächzen und ein kraftloses Husten zustande. Er spürte, dass Splitter in seinen linken Arm schnitten, dass Blut über seinen Unterarm rann. Mit seiner Telepathie erreichte er niemanden, der oberhalb von ihm lag. Er erreichte nur jene Unglücklichen, die noch tiefer begraben lagen als er. Sato riss sich schluchzend vom sterbenden Geist eines kleinen Mädchens los, das nicht älter als acht sein konnte. Warum hatten sie das getan? Warum das Lazarett, das Krankenhaus, in dem alle Kranken und Verletzten Antarcticas lagen?

Sato spürte, wie ein weiteres Kind, ein etwa vierjähriger Junge, in den Armen seiner bereits toten Mutter starb. Er keuchte und versuchte, den Arm aus den Splittern zu ziehen, doch er trieb sie dadurch nur noch tiefer in sein Fleisch hinein. Tränen rannen Sato über das Gesicht. Er hauchte: “Warum? Warum nur?” Und dann begann er zu beten. Für die armen, sterbenden Kinder, die niemals mehr das Licht sehen würden…
 

Eine junge Frau in einem verdreckten, ehemals wohl weißen Kittel kam ihnen schwankend entgegen. Blut verkrustete ihr Haar. “Seid ihr hier, um zu helfen? Ich bin Amandia, eine Ärztin. Könnt ihr uns helfen, Verletzte zu bergen?” Ryucama und Cesaja nickten. Amandia wies sie an, ihre Truppe in die Trümmerlandschaft zu schicken.

“Kommandant Sarmagon muss kontaktiert werden. Wir brauchen jede helfende Hand, die wir bekommen können, vor allem Telekinesebegabte, um die Steintrümmer zur Seite zu räumen!” Cesaja nickte und dachte an einen seiner Soldaten, Tandoora, einen Telepathen der Kreuz-Klasse. Tandoora hätte Sarmagon wohl schon draußen auf dem geplanten Schlachtfeld erreicht. Ja, Captain?, kam es von dem Telepathen. Kontaktiere Kommandant Sarmagon! Wir brauchen Helfer! Und Kommandant Lucarna soll jeden Telekinesebegabten schicken, den er finden kann! Und Heiler! So schnell wie möglich! Verständnis kam von Tandoora und Cesaja nickte. “Erledigt. Sarmagon und Lucarna werden davon erfahren!”, wandte er sich an die Heilerin. Amandia sah erleichtert aus. “Ich danke Euch!” Cesaja nickte ihr zu, dann folgte er Ryucama auf das Trümmerfeld hinaus. Er hoffte, dass sie möglichst viele Verletzte lebend bergen konnten.
 

Sato lag noch immer in der Finsternis. Tränen rannen ihm über das verschwitzte Gesicht. Das Atmen fiel ihm schwer. Er hatte Angst. Kurz zuvor hatten sich die zwei Betonplatten über ihm bewegt und Staub war auf ihn hinabgerieselt. Was, wenn die Platten herabstürzten und ihn unter sich begruben? Sato versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. Viel Erfolg hatte er nicht. Wie lange er wohl bereits hier unten war?

Wieder starb ein Mage, diesmal ein junger Mann, der unter einer geborstenen Metallplatte eingeklemmt gewesen war. Sato hatte die Schmerzen des Mannes geteilt. Der Tod war im Grunde eine Erlösung für ihn gewesen. Der Mann hatte so tief unter ihm gelegen, dass eine Rettung nahezu unmöglich gewesen war. Dennoch, das Leben aus dem zerstörten Körper weichen zu fühlen, war fast mehr, als Sato ertragen konnte. Er schluchzte. Würden die Retter, wenn denn welche kamen, sie jemals finden?
 

Ryucama hob mit einem Ächzen den nächsten Stein und reichte ihn Cesaja. Dieser spürte das Blut an den Fingern seines Freundes, ehe er den Stein an den Telekinesebegabten weitergab, der ihn in das Schneefeld außerhalb des Trümmerfeldes beförderte. Es war weit nach Mitternacht. Bisher waren insgesamt zehn noch lebende Verschüttete gefunden worden. Die Zahl der Toten überstieg diese um ein Vielfaches. Amandia, die neben ihnen arbeitete, brach mit einem Keuchen, das wie ein Schluchzen klang, zusammen. Tränen der Erschöpfung rannen ihr über das Gesicht. Vor zwei Stunden hatten sie Amandias Schwester gefunden, die ebenfalls Ärztin im Krankenhaus war. Sedoria war zwar schwer verletzt, aber zumindest war sie noch am Leben. Cesaja biss sich grob auf die Lippe, so fest, dass er Blut schmeckte, als er sich einredete, dass Sato noch am Leben sein musste. Ryucama neben ihm legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. “Hör auf, Cesa. Du bist vollkommen am Ende mit deinen Kräften. Ruh dich aus, du kannst nicht mehr tun!” Cesaja schüttelte den Kopf und wies mit zitternden Händen auf Ryucamas zerschundene Hände. “Du könntest eher eine Pause vertragen als ich. Ich muss Sato finden - vielleicht liegt er nur Zentimeter unter uns!” Kopfschüttelnd sah Ryucama, wie sich Cesaja bückte, zwei gebrochene Metallstreben aufhob und sie ihm reichte. “Jetzt werde ich mir die Hände aufreißen. Du nimmst mir das Zeug ab!”, kommandierte die Barriere und bückte sich nach dem nächsten Trümmerstück. “Wir müssen ihn finden. Bitte, Ryu…”
 

Er hatte die Augen geschlossen. Sein Arm brannte wie Feuer. Die Splitter hatten sich bei seinem Zusammenzucken, als sich die Betonplatten über ihm erneut verschoben, noch tiefer in seinen Körper gebohrt. Sato fiel das Atmen schwerer und schwerer. Lang, wusste er, konnte er es nicht mehr aushalten. Die Trauer, die er mit jedem neuen Tod spürte, trieb ihn jedes Mal wieder an den Rand des Zusammenbruchs. So wenige lebten noch…

Da erbebten die Platten über ihm erneut. Sato stieß ein entsetztes Keuchen aus. Wenn sie jetzt fielen - er wollte gar nicht daran denken! Doch es kam anders. Die eine Platte rutschte zur Seite, während die andere von unsichtbaren Händen nach oben gehoben wurde. Er stieß einen erstickten Schrei aus. Plötzlich löste sich von der einen Platte ein Eck des Gesteins und polterte in den Spalt, in dem Sato lag. Der Telepath wurde im Bauch getroffen und würgte. Er spürte, wie irgendetwas in seinem Körper riss und keuchte vor Schmerzen. Die Düsternis zerfaserte vor seinen Augen. “Hier liegt jemand!“ Sato hörte noch, wie jemand nach einem Arzt schrie, dann driftete er in die Schwärze.
 

“Hier liegt jemand! Schnell, ein Arzt! Er ist eingeklemmt!” Cesaja reichte Ryucama mit einem müden Aufstöhnen einen Stein. Ryucama hielt inne. “Sie haben jemanden gefunden!” “Ihr solltet jemand anderen weitersuchen lassen!”, meinte der Telekinesebegabte leise. “Kommt, geht und seht nach, wen sie gefunden haben. Und dann lasst ihr euch ablösen und legt euch hin. Es nutzt nichts, wenn ihr euch verletzt, weil ihr zu erschöpft seid, um die Trümmer festzuhalten.” “Und… du?” Cesajas Stimme war schwer vor Müdigkeit. “Ich schaffe das schon noch. Meine psychischen Kräfte sind groß genug. Ihr habt schon genug getan. Geht!” Müde nickten die beiden und schleppten sich hinüber zu der Stelle, an der ein Verschütteter gefunden worden war. Ryucama musste Cesaja stützen, weil dieser sonst auf der Stelle eingeschlafen wäre. Zwei Ärzte und drei Helfer standen bereits dort, ein Telekinesebegabter hielt eine schwere Betonplatte hoch, drehte sie und ließ sie langsam zum Schneefeld schweben. “Er ist verletzt. Seid vorsichtig, wenn ihr ihn befreit!”, meinte einer der Ärzte gerade eben. Ryucama setzte den vollkommen erschöpften Cesaja ab und trat näher. “Kann ich helfen?” Der Blutdefensivler sah in den finsteren Spalt hinab und erkannte einen menschlichen Umriss unter einem Betonbrocken und einem Stahlträger liegen. Er roch Blut, der Verschüttete war verletzt! “Lasst mich das machen!”, meinte der Telekinesebegabte leise. “Ich werde ihn da rausholen, ihr müsst dafür sorgen, dass er sicher abgelegt werden kann!” Die Helfer nickten und bereiteten emsig eine kleine, trümmerfreie Fläche auf einer weiteren Betonplatte vor. Der Telekinesebegabte verschob den Stahlträger, schob den Betonbrocken zur Seite und hob vorsichtig den Verletzten an. Keine Regung. Der Verschüttete war bewusstlos. Langsam glitt der Körper nach oben, ins Licht des fast vollen Mondes und der vielen Fackeln, die entzündet worden waren, um den Rettern Licht zu spenden. Ryucama hielt unwillkürlich den Atem an. Weiches, verstaubtes braunes Lockenhaar, ein blasses, blutverschmiertes und zerkratztes, aber zartes Gesicht… “Sato!” Cesaja schreckte aus seiner Lethargie auf und hob den Kopf, mühte sich auf die Füße, als auch er ihren Freund erkannte. Ryucama kniete neben Satos bewusstloser Gestalt nieder, voller Angst, als sich die Ärzte über den zarten Telepathen beugten, um ihn zu untersuchen. “Sein Arm ist voller Glassplitter! Und beide Beine sind gebrochen. Nichts zu Schlimmes. Er hatte scheinbar Glück!” Doch der andere Arzt schüttelte den Kopf. “Nein, er hat innere Verletzungen. Der Betonbrocken, der auf seinem Bauch lag, hat ihn verletzt. Er wird innerlich verbluten, wenn wir ihm nicht helfen. Los!” Sie schoben Ryucama grob weg. Der Blutdefensivler wich zurück, mit Tränen in den Augen ob Satos Befinden.

Bestimmt eine halbe Stunde lang arbeiteten die Ärzte, ohne ein Wort zu sagen. Sie hatten Satos Hemd geöffnet und die Hände auf seinen bloßen Bauch und seine Brust gelegt. Ryucama konnte nicht sagen, wie es dem schlanken Telepathen ging. Aber er hatte Angst, dass es zu spät sein könnte. Er sah verzweifelt zu Cesaja hinüber, der sich ein wenig näher herangekämpft hatte und jetzt schräg hinter ihm lag und zu Tode erschöpft zu ihm aufsah. Der Blutdefensivler sah zurück zu den Ärzten - und zu Sato. Was, wenn der Kleine jetzt starb, jetzt, nachdem man ihn endlich gefunden hatte?

Doch jede weitere Überlegung wurde unterbunden, als sich beide Ärzte erschöpft zurücklehnten. “Was ist? Lebt er?”, sprudelte Ryucama besorgt hervor. Der eine Arzt, ein jüngerer Mann mit dunklem Haar, wandte sich zu ihm um. “Es geht ihm gut. Die Blutung ist gestoppt. Alles weitere muss von selbst heilen.” Ryucama rannen Tränen der Freude über die Wangen, als er näher herantrat. Satos Gesicht war blass, aber zumindest sah Ryucama jetzt, dass sein Freund ruhiger atmete. Der Telepath war auf dem Weg der Genesung.
 

*schwitz* das war nicht leicht, wirklich nicht. Na ja. Ich habs zumindest versucht. *grins* nachdem ich endlich mal meine Schreibblockade über den Haufen geschmissen hab. Meine armen Charaktere - bin ich wirklich so sadistisch/masochistisch (es tut weh!) veranlagt, dass ich sie so quäle? ^^'

Experiment

...sorry für die lange Pause, aber irgendwie wollte da grad gar nix gehen. ^^ ich denke, es wird jetzt Zeit für ein paar Enthüllungen; nachdem ich den armen Sato so hab leiden lassen, ist jetzt mal wieder jemand anderes dran. XD (nein, ich bin nicht so fies, wie das jetzt rüberkommt!)
 

Hauptcharaktere: Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Beschwörer/???, Rang: General), Chargal (53 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General), Cesaja (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3.Grades/Manipulation, Rang: Offizier)
 

Er befand sich in seinem unterirdischen Labor, das er sich eingerichtet hatte. Die Apparaturen surrten leise und verströmten ihr unirdisches, kühles Licht. Alles war wie gewohnt. Und doch ganz anders.

Lucarnas heiserer Aufschrei gellte durch den Kellerraum. Chargal seufzte. Sein Experiment drohte zu scheitern. Vorgestern hatte Lucarnas Geist gewisse instabile Bereiche aufgewiesen - nun, zwei Tage später, war es der größte Teil seines Verstandes. Lucarnas Gehirn war angeschwollen, drückte gegen den Schädelknochen, gegen Gehör- und Augennerven. Der junge Mage litt Qualen jenseits allen Begreifens, denn er war noch immer bei Bewusstsein. Die Psi-Kanäle, in denen die besonderen Kräfte der Mages verliefen, waren nahezu eins mit dem Nervensystem, überreizten dieses, lösten Krämpfe am ganzen Körper aus, Schmerzen, und verzerrten Lucarnas Wahrnehmung.

Wiederum schrie der junge Mann auf und Chargal legte ihm die Hand auf die nackte Brust. Lucarna zuckte zusammen, keuchte. Das lange schwarze Haar, normalerweise zu einem dicken Zopf geflochten, lag sternförmig um Lucarnas Kopf herum. Schweiß glänzte auf der bleichen Stirn, Tropfen der Flüssigkeit rannen über Schultern, Oberarme und Brust des jüngeren Mages. Das dritte Symbol, das Chargal Lucarna mit Resonanzfarbe - diese war von einem leuchtenden Orange und wurde normalerweise beim Testen von Kindern auf Mage-Fähigkeiten eingesetzt, aber auch im Krankenhaus, bei Verdacht auf eine Überreaktion der Psi-Kanäle - auf die Stirn gezeichnet hatte, leuchtete pulsierend auf wie ein zweites Herz. Chargal schüttelte den Kopf. Nun, wo es ihm endlich gelungen war, sein Experiment nahezu zu vollenden, brach sein Objekt zusammen! Er warf einen Blick auf Lucarnas blasses Gesicht.

Der Junge hatte die Augen zusammengekniffen, das Gesicht vor Schmerz verzogen. Seine Lippen formten Worte der Angst, der Qual. Chargal strich ihm beruhigend über das Haar. "Ruhig, Luca. Ich beeile mich und helfe dir!" Seine Finger glitten über Lucarnas bloßen Oberkörper, ertasteten kundig die Psi-Knoten, sandten heilende, besänftigende Impulse in die überreizten Zentren von Lucarnas Kräften. Langsam entspannte sich der junge Mage etwas.

Chargal berührte einen weiteren Knoten und runzelte die Stirn, als er etwas Ungewöhnliches spürte. Die Spannung, die im Inneren der Knoten vorherrschte, schien sich noch weiter zu verstärken! Er lauschte in den Körper unter seinen Fingerspitzen. Dann meinte er leise: "Darf ich dich bitten, dich komplett auszuziehen?" Lucarna gab ein geschwächtes "Ja" von sich, doch er hatte nicht einmal die Kraft, sich alleine aufzusetzen, geschweige denn die Hose zu öffnen und abzustreifen. Also kümmerte sich Chargal darum.
 

Als der schlanke Körper schließlich nackt vor ihm lag, seufzte der Gestiker. Überall an Lucarnas Leib zeichneten sich Verfärbungen ab, dort, wo die stärksten Psi-Kanäle verliefen. Chargal fluchte leise, machte sich dann an die Arbeit, das überreizte Nervensystem seines Forschungsobjektes zu besänftigen. Lucarna stöhnte, warf den Kopf hin und her, als das Symbol auf seiner Stirn besonders hell aufleuchtete und sich dann grellschwarz verfärbte. Der Gestiker fluchte erneut, riss sich die Haut am Handballen auf und träufelte wenige Tropfen Blut auf die Lippen des gequälten Mages. Lucarna beruhigte sich, als durch Chargals Blut seine Kontrolle der Kräfte wiederhergestellt wurde. Das Symbol nahm wieder seine natürliche orangene Färbung an, pulsierte nun nur noch schwach. Chargal arbeitete wie ein Wahnsinniger, um es nicht noch einmal zu einer Krise kommen zu lassen und die Überladung aus Lucarnas Nervensystem herauszubugsieren.

Als er es endlich geschafft hatte, war es weit nach Mitternacht. Lucarnas Körper war empfindlich, eine falsche Berührung konnte ihn zum Schreien bringen. Jetzt brauchte er die heilende Wärme, die das Wasser der Therme zu bieten hatte. Chargal ließ ihn aufstehen.

Der Junge leistete kaum Widerstand, als Chargals Wille in seinen Geist drang. Starr und mit eckigen Bewegungen erhob er sich, wankte wie ein Untoter zur Tür. Er nahm keine Notiz davon, dass er keinen Faden am Leib trug, sondern trottete wie betäubt hinter Chargal her.
 

Der ältere Mage musterte Lucarna. Das Mondlicht, das durch den gläsernen Gang, der zur Therme führte, schien, brachte die bleiche Haut zum Schimmern und ließ das lange dunkle Haar wie einen Wasserfall aus Tinte erscheinen. Chargal lächelte, als er über die wohlgeformten Arme strich, seine Hände über Lucarnas Beine gleiten ließ, um zu überprüfen, ob sich das Nervensystem tatsächlich beruhigt hatte. Dies war seine Schöpfung! Er wandte sich wieder um. "Komm. Lass uns hineingehen!" Lucarnas Augen waren stumpf, ohne Glanz, als er einen steifen Schritt machte, einen Moment im Licht badete und dann wieder in die Dunkelheit trat, den Vorraum durchschritt und durch die Tür in die Therme schritt.

Chargal folgte ihm langsam, sah noch einmal in die nachtfinstere Vorhalle. Aus dem Augenwinkel glaubte der Gestiker ein Gesicht hinter einer der sechs dicken Säulen hervorlugen zu sehen, umrahmt von blondem Haar, aber Chargal war sich nicht sicher. Als er noch einmal hinsah, war es weg. Chargal runzelte die Stirn, doch dann besann er sich auf die späte Stunde und folgte Lucarna kopfschüttelnd.
 

Hinter der Säule jedoch lehnte Cesaja mit hämmerndem Herzen und tomatenrotem Gesicht. Was sollte das eben? Was hatten die zwei Armeekommandanten so spät in der Therme zu suchen? Vor allem in diesem Aufzug! Er bekam noch immer kaum Luft, denn er hatte einen guten, nahezu fantastischen Blick auf Lucarnas Körper bekommen, besser gesagt auf dessen... Cesaja schüttelte den Kopf und drückte sich die Faust auf den Mund, um seinen Lippen keinen Laut entschlüpfen zu lassen. Er hatte nicht erwartet, dass der jüngere General so gut gebaut war - Lucarna wirkte schlank, regelrecht hager, wenn man ihn so sah.

Doch was war das in den Augen des Schwarzhaarigen gewesen? Sie waren starr, fast wie tot gewesen. Cesaja schüttelte sich. Unheimlich! Lucarna hatte wie ein leibhaftiger Zombie gewirkt! Und Chargals Blick... Cesaja lief ein zweiter Schauer über den Rücken. Was in Gottes Namen hatten die beiden nur miteinander zu schaffen?
 

Derweilen lag Lucarna halb tot im warmen Wasser der Therme. Langsam stieg wieder Farbe in seine totenbleichen Wangen, sein Atem wurde kräftiger. Noch hatte er die Augen geschlossen und schien sich auf seine Regeneration zu konzentieren. Chargal lächelte. Sein Experiment schien funktioniert zu haben.

Dann öffneten sich blitzartig die Augen seines Schützlings. Lucarna sah ihn an, ein kleines Lächeln strich um seine Mundwinkel. Wortlos reichte ihm Chargal den schwarzen Stift, einem Kajal nicht unähnlich, mit dem die Mages sich ihre Zeichen auf die Stirn zeichneten, und einen Spiegel. Mit sicherer, kaum zitternder Hand setzte Lucarna den Stift an, malte sich das Beschwörerkreuz auf die Stirn, zwischen die Augenbrauen. Und darüber setzte er, wortlos, die Übereinstimmung mit Chargal brauchte diesmal keine Worte, das andere Zeichen. Seine Hand zeichnete ohne das geringste Zittern eine auf die Spitze gestellte Raute. Das Symbol für Nekromantie.
 

so, das ist also Lucarnas Talent. ^^ und nein, Chargal ist nicht an Lucarnas Körper interessiert, ihn interessiert nur sein Experiment. Cesaja dagegen... ich hätt ja zu gern sein Gesicht direkt vor mir gesehen, als er Lucarna entdeckt hat. *lol* Ich hoffe, ihr vergebt mir mein langes Zögern und es gefällt euch, was ich hier wieder produziert hab! (mein krankes Hirn, jaja...)

Eiseskälte

Sorry dass es so ewig lang gedauert hat, bis ich endlich mal wieder in die Gänge gekommen bin! *rot wird* so jetzt also ein neues Kapitel der FF. Es ist mal wieder eine Fusion aus zwei einzelnen Geschichten, also nicht wundern, warum es diesmal wieder länger ist.
 

Hauptcharaktere: Cesaja (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3. Grades/Manipulation, Rang: Offizier), Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blutdefensive, Rang: Offizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörer, Rang: General)
 

Cesaja stapfte durch den Schnee. Er sank mit jedem Schritt bestimmt fünf, wenn nicht noch mehr Zentimeter tief ein. Sein Atem stieg in dicken weißen Wolken auf und wurde vom Wind verweht, ehe er auch nur einen weiteren Schritt getan hatte. Er warf einen Blick auf das Thermometer. Minus vierzehn Grad. Noch keine Gefahr. Ryucama hinter ihm schüttelte sich. “Machen wir, dass wir hier herauskommen! Ich will zurück in mein Zelt!” Cesaja konnte nur zustimmen. Hier, kilometerweit von der nächsten menschlichen Niederlassung entfernt gab es nichts als Schnee, Eis und gelegentlich ein paar Gesteinsbrocken. “Weit kann es nicht mehr sein!”, meinte der blonde Mage zuversichtlich nach einem Blick auf das Radar. “Wir sind ganz dicht dran!” “Hoffentlich finden wir diesmal einen Eingang!”, seufzte sein Begleiter und Cesaja nickte. “Ich hoffe es auch. Im Westen gab es absolut keine Möglichkeit, näher als einen halben Kilometer heranzukommen. Irgendwo muss dieses verdammte Fort doch eine Schwachstelle haben!” Die beiden stapften weiter, schlangen die Arme um den Körper und hüllten sich fest in ihre dicken Jacken ein.
 

Dann sahen sie Gestalten vor sich. Cesaja konzentrierte sich, während Ryucamas Handgelenke blau zu schimmern anfingen, selbst durch die dicken Handschuhe hindurch. Wenn sie auf die Menschen stießen, die hier ihr Fort in Windeseile aus dem Boden gestampft hatten, würden sie kämpfen müssen. Es konnte nicht angehen, dass an der Westfront ein Fort errichtet wurde, das genau zwischen den beiden Lagern lag - und dem Zentralbündnis somit mehr besetzte Fläche gab, als die Mages ihnen zugestehen wollten. Und genau deshalb waren sie hier. Noch waren die Soldaten mit ihren Lagern nicht auf eine Linie mit dem neuen Fort gewandert, noch gab es die Möglichkeit für die Mages, das Fort von allen Seiten zu begutachten und auch anzugreifen. Cesaja und Ryucama hatten den Auftrag bekommen, sich heranzuschleichen und mögliche Schwachpunkte ausfindig zu machen. Doch jetzt war das Unternehmen in Gefahr! Cesaja wollte gerade eben eine Welle von Angst auf seine Gegenüber loslassen, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

“Halt! Das ist Lucarna!” Erst im letzten Moment gelang es Ryucama, die Attacke zurückzuhalten, die er hatte starten wollen. Cesaja sah, dass es Lucarna genauso gegangen war, denn der Mage ließ die rechte Hand sinken und die finstere Schwärze darum verschwand. Dann winkte er die Neuankömmlinge näher.

Cesaja und Ryucama gehorchten zögernd. Der General machte keinen Hehl aus seinem Missfallen. “Was wollt ihr beide hier? Ihr solltet doch von Westen kommen und nicht von hier!”

Cesaja fuhr zusammen. “Wissen wir, aber von Westen gibt es kein Durchkommen. Wir haben es ehrlich versucht, aber wir blieben noch vor den inneren Verteidigungsanlagen stecken!” Lucarna gab ein abfälliges Geräusch von sich, dann winkte er seinen Leuten, sich zurückzuziehen. “Können wir vielleicht…” “Ja, verdammt! Kommt jetzt! Und wehe ich höre einen Laut von euch beiden!”, zischte der Kommandeur, wandte sich um und stapfte durch den knöcheltiefen Schnee zurück zu seiner Gruppe. Die beiden Außenseiter blieben zurück. “Was findest du nur an ihm? Er ist ja richtig launisch!” Ryucama klang vorwurfsvoll und Cesaja versuchte sich zu rechtfertigen: “Ich weiß es nicht! So kenne ich ihn gar nicht!”

In diesem Moment kam einer von Lucarnas Leuten an ihnen vorbei und meinte: “Er ist verunsichert. Unsere Truppe sollte eigentlich nur für Verwirrung sorgen, ehe wir in Richtung Port’ Nor aufbrechen sollten.” Ryucama fragte ahnungslos: “Port’ Nor?” Die Speerspitze nickte. “Der nördlichste Hafen Antarcticas in Richtung des Atlantiks. Von dort aus starten Flüge überallhin. Es ist ein, wenn ihr so wollt, neutrales Gebiet. Wir sollten eine Zwischensicherung beim Gipfeltreffen der Weltpolitiker übernehmen. Völlig absurd, wenn du mich fragst. Wir haben weder Barrieren, noch Schilde dabei und nur zwei Artemisler und einen Blutdefensivler. Aber wer kann schon hinter die Stirnen von Chargal und Sarmagon blicken? Lucarna ist auch nur ein Spielball ihres Willens.” Er grinste.

“Wir sind eigentlich eher eine offensiv ausgerichtete Truppe, selbst wenn man die ganze dritte Legion nimmt…” Sein Blick wanderte zu Lucarna, dessen schwarzer, knöchellanger Mantel sich im eisigen Polarwind blähte. “Seit er zum Nekromanten geworden ist, bekommen wir nur noch nahezu unmöglich zu lösende Aufgaben. Es scheint fast, als würde Chargal ihn testen wollen. Diese Personalvorgabe war nichts anderes als lächerlich!” Ryucama runzelte die Stirn. “Soll das heißen, er hat befohlen, dass ihr nur so wenige Defensivisten mitnehmen dürft?” Wieder nickte der Soldat.

Cesaja seufzte. “Glaubst du, es gibt irgendeine Möglichkeit, zu eurer Truppe zu stoßen? Also dauerhaft, meine ich?” Die Speerspitze seufzte ebenfalls. “Das ist nicht so einfach.” Er wies auf Cesajas Stirn, wo das Barrieren- und das Manipulatorenzeichen saßen. “Es könnte sein, dass du…”

“In meine Einheit finden nur die Talentierten Aufnahme. Nicht umsonst ist die Dritte Legion Antarcticas diejenige, die von unseren Feinden am meisten gefürchtet wird!” Cesaja, Ryucama und die Speerspitze fuhren herum und sahen den Nekromanten hinter sich stehen. Er scheuchte den Soldaten davon und wandte sich dann an Cesaja und Ryucama. “Also, jetzt mal im Klartext. Solange du keine seltene oder extrem starke Technik und zumindest eine Offensivfähigkeit im primären oder sekundären Stärkebereich hast, brauchst du es erst gar nicht zu versuchen. Das bedeutet für dich, Barriere, dass du bei mir in meiner Legion nichts verloren hast!” Cesaja sank in sich zusammen. Lucarna richtete seinen Mantel, ignorierte den flehenden Blick der Barriere. Cesajas Augen hingen an ihm, fixierten die zwei Symbole auf der blassen Stirn des Schwarzhaarigen.

Eine Kombination, die eigentlich unmöglich sein dürfte. Die Raute über dem strahlenden Kreuz der Beschwörer - Cesaja musste zugeben, dass diese Kombination einen Reiz hatte, dem er sich nicht entziehen konnte. Lucarna war neben Bellevianus der einzige Nekromant Antarcticas - und zugleich einer der stärksten Beschwörer. Früher hatte er noch das Telekinesezeichen getragen, doch Nekromantie war angabepflichtig. Cesaja seufzte.

Er sah zu seinem Freund hinüber. Er erfüllte die Vorgabe - sogar in doppelter Weise. Ryucama war Blutdefensivler und Eis-Offensivist. Er könnte jederzeit zu Lucarnas Truppe stoßen. Cesaja ließ den Kopf hängen und Ryucama legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. „Das ist nicht fair. Es ist einfach nicht fair…“ „Ach Cesa! Komm schon, du weißt, dass du Glück mit deiner Stellung hast!“ Die Barriere nickte langsam. „Aber…“ Er sah Ryucama mit einem bedeutungsschweren, traurigen Blick an.

Lucarna, der sich scheinbar übergangen fühlte, schnaubte und stapfte davon. Cesaja seufzte. „Bin ich wirklich so wertlos?“ Sein Freund schüttelte energisch den Kopf. „Ach was! Weder von deinem Charakter, noch von deinen Fähigkeiten her! Kümmer dich nicht um ihn!“ Cesaja seufzte erneut…
 

Einen halben Tag später wurden sie von Soldaten entdeckt. Diese griffen sofort an, da ihre Gruppe größer war als die der Mages. Lucarna organisierte seine Truppe und nahm den Kampf auf, ohne zu zögern. Cesaja und Ryucama wurden mit eingeplant, ohne dass sie irgendetwas dazutun mussten. Beiden war klar, dass es hier alles andere als einfach zugehen würde.

„Lucarna, pass auf!“ Ryucamas Schrei gellte über das Kampffeld. Der Nekromant fuhr herum und sah das tödliche Projektil wirkungslos gegen eine schimmernde weiße Barriere prallen und zu Boden fallen. Sein Blick schoss zu dem Mage neben dem Blutdefensivler. Cesaja lächelte ihm scheu zu und Lucarna wandte sich mit einem, wie es Cesaja schien, geringschätzigen Schnauben ab, um sich wieder auf seine Gegner zu konzentrieren. Die Barriere seufzte. „Er wird mich nie anerkennen!“ Ryucama warf ihm einen tröstenden Blick zu, doch Cesaja nahm ihn nicht mehr wahr, als er Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten.

Wenig später - die Menschen kämpften noch immer mit der Wildheit von Tieren - fanden sich Lucarna und Cesaja Rücken an Rücken. Der Nekromant attackierte seine Feinde immer wieder mit dunklen Blitzen, während Cesaja die Barriere fest geschlossen hielt. Beide Mages keuchten.

Cesaja sah die dunkelroten Schlieren von Ryucamas Blut-Schutzkuppel zerplatzen und auf den Boden klatschen. Entsetzt errichtete er für seinen Freund eine eigene kleine Schutzbarriere. Die zweite Belastung ein paar Meter weiter drückte Cesaja schier nieder. Lucarna höhnte: „Schon am Ende, Barriere? Ging ja sehr schnell!“ Cesaja keuchte: „Ich… wurde ja auch nicht… künstlich erschaffen!“

Lucarnas Augen weiteten sich. Dann packte er Cesaja am Kragen und zog ihn zu sich her. „Woher weißt du davon?“, zischte er und seine hellen Augen sprühten vor plötzlichem Zorn und - ja, so etwas wie Angst.

„Ich habe… meine Quellen…“ Lucarnas Augen wurden schmal und er stieß Cesaja von sich. „Ein Wort und du bist tot!“ Die Stimme des Nekromanten klirrte wie das Eis um sie herum. Cesaja, der unsanft auf dem Boden gelandet war, sah wie erstarrt zu ihm auf. Auf seinem Gesicht wechselten sich Erschrecken, Angst, nackte Panik und maßloses Entsetzen ab. Lucarna hob stolz den Kopf und wandte sich wieder ihren eigentlichen Gegnern zu. Cesaja ließ den Kopf hängen. Wie hatte das nur passieren können, dass ihm dieses Geheimnis einfach so herausrutschte?

Mit Tränen in den Augen sah er zu dem Nekromanten auf, der sich bereits wieder ihrer Feinde annahm. Er hatte Lucarna nicht in die Ecke drängen wollen. War ihm der Nekromant vorher bereits mit Argwohn gegenübergetreten - jetzt musste er ihn hassen!

In diesem Moment wurde Ryucamas kleine Schutzkuppel attackiert. Cesaja, der ohnehin abgelenkt war durch seine persönliche Tragödie, verlor den Fokus und die Kontrolle über die zweite geistige Barriere. Er musste mit ansehen, wie sie seinen Freund überwältigten. Blutige Eisspieße schossen ein letztes Mal nach oben, in alle Richtungen davon, dann sah Cesaja nichts mehr. Nur noch die Rücken der menschlichen Soldaten. Tränen verschleierten seinen Blick, als er sich auf die Füße mühte.

Als Lucarna endlich alle verbleibenden Menschen getötet hatte, die sie bedrohten und nicht lieber davonliefen, ließ Cesaja die Barriere fallen und rannte dorthin, wo das blutverschmierte Eis aus der Masse der Gefallenen ragte.

Ryucama lag zusammengekrümmt unter zwei Toten, denen lange Eiszapfen aus den Rücken ragten. Er war blutüberströmt am ganzen Körper und bot ein schreckliches Bild. Cesaja betete, dass viel von der roten Flüssigkeit, die in der Kälte bereits zu erstarren begann, von den anderen sein möge. Vorsichtig hob er den Kopf seines Freundes an. Blut rann aus dem Mundwinkel des Bewusstlosen. Cesaja versuchte, geistigen Kontakt zu seinem Freund herzustellen, aber es gelang ihm nicht. Seine Hand an Ryucamas Hals spürte schwachen, flatternden Herzschlag. „Lass mich nicht allein, Ryu! Bitte!“

„Was willst du?“, kam es barsch von Lucarna. „Er ist so gut wie tot. Hilf mir lieber bei den Leichtverletzten!“ Cesaja schüttelte den Kopf. Lucarna schritt zwischen Toten und Verwundeten umher, zog Mäntel über im Tod erstarrte Gesichter, sprach den Verletzten Mut zu und versuchte, den Schmerz der Sterbenden zu lindern. Doch die junge Barriere konnte ihm nicht helfen. Cesaja konnte seinen besten Freund seit Kindheitstagen nicht alleine lassen. Sein Inneres bestand nur noch aus Trauer, Schmerz und Angst.

Später, als es bereits dunkel wurde, hatte sich eine kleine Gruppe um Cesaja und Ryucama zusammengefunden. Sie waren, wenn man Lucarna mitrechnete, zu neunt. Doch der Nekromant saß schweigend abseits, zitterte in der abendlichen Kälte abseits des kleinen Feuers, das einer der Soldaten angezündet hatte. Schließlich stand Cesaja auf, ließ Ryucama in der Obhut der anderen Soldaten zurück und trat zu Lucarna.

„Es… es tut mir leid.“ „Was willst du?“ Lucarna hob nicht einmal den Kopf. „Mich entschuldigen. Ich… ich wollte nicht… so… so rücksichtslos sein.“ „Lass mich in Ruhe. Ich habe wahrlich andere Sorgen als diese! Ich habe gut drei Viertel meiner Truppe verloren, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte!“ Cesaja ließ den Kopf hängen. „Kommst du dann wenigstens zu uns? Ans Feuer?“ Lucarna sah immer noch nicht auf. „Später. Jetzt lass mich allein.“

Cesaja nickte. Als er sich abwandte, sah er silbrig helle Tränen auf Lucarnas Wangen schimmern…
 

zu den Fähigkeiten: Ryucamas Blutdefensive lässt sich so erklären: der Kämpfer schneidet sich in die Haut (am einfachsten in die Hand oder den Arm) und zwar so tief, dass Blut fließt. Dieses Blut kann er dann in seiner Beschaffenheit und Masse verändern und in Kugelform um sich herumschweben lassen. Zudem kann er das Blut hart wie Stahl werden lassen, was eine relativ gute Schutzwirkung hat.

Und Lucarnas Nekromantie: Nekromantie ist eine Zusammenfassung mehrerer Einzeltalente. Zum Einen die Dunkelheit und die Beschwörung von Toten (wie jedem wohl bekannt sein dürfte, der Fantasy liest), zum Anderen aber auch die Fähigkeit, das Blut eines anderen Menschen zu verändern und ihm so die Möglichkeit zu nehmen, anzugreifen, zu atmen, zu leben etc. (Luca kann beispielsweise das Blut seines Gegenübers in Wasser umwandeln und seinen Gegner so töten)

so. ich hoffe, ich hab jetzt niemanden vollständig verwirrt. *g*

Und nochmal sorry für die lange Wartezeit.

Vorstoß

omg, sorry, dass es gar so lange gedauert hat! *verkriecht sich in eine Ecke* jedenfalls, jetzt gibts eine weitere kleine Geschichte über Antarctica. Cesaja spielt hier wiederum nur eine sehr winzige Rolle, dafür hab ich diesmal die Generäle stärker in die Pflicht genommen.
 

Hauptcharaktere: Chargal (53 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General), Sarmagon (51 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Telepathie, Rang: General), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General), Arius (61 Jahre alt, Fähigkeiten: Licht/Voraussicht, Rang: General), Marina (44 Jahre alt, Fähigkeiten: Illusion/Schild, Rang: General)
 

Chargal lehnte sich zurück und betrachtete das Brett vor sich. Dann seufzte er resigniert: “Du betrügst doch! Das gibt’s doch nicht, dass du dauernd gewinnst!” Sarmagon, der ihm gegenübersaß, lächelte bloß. “Ach was. Du bist bloß mit deinen Gedanken woanders. Kann es sein, dass du dir Sorgen um unser Nesthäkchen machst?” Der Ältere schüttelte den Kopf. “Luca kann auf sich selbst aufpassen. Was mir tatsächlich Sorgen macht, ist die Tatsache, dass uns beide Allianzen Probleme bereiten wollen. Zuvor haben sie sich immer noch zurückgehalten. Aber jetzt…”

Die beiden holten sich ihre Figuren zurück und brachten sie erneut in die Grundstellung. Sarmagon machte den ersten Zug - sein Standartzug, den Chargal wie üblich erwidern konnte. Doch der Ältere konnte sich nicht wirklich auf das Spiel konzentrieren. Seine Gedanken waren weit weg, weit draußen, in der Nähe der Streitkräfte des Eurasischen Imperiums. Er versuchte die Pläne der Menschen zu durchschauen, die ihnen allen nach dem Leben trachteten. Irgendwo musste die Front eine Schwäche haben. Doch zugleich wusste er, dass sie sie, außer durch einen außergewöhnlichen Glückstreffer, niemals finden würden. Und dieses Fort an der Westfront, das das amerikanische Zentralbündnis so beharrlich hielt, bereitete nicht nur ihm Zahnschmerzen…

“Chargal?” Der General wurde aus seinen Überlegungen gerissen. Sarmagon sah ihn nachdenklich an, während seine langen Finger mit einer von Chargals gefallenen Figuren spielten. “Du bist wirklich kilometerweit weg heute. So bringt das keine Entspannung, eher Frust, weil ich immer stundenlang auf deinen nächsten Zug warten muss!” Er grinste. “Beruhige dich. Wir werden eine Lösung finden. Und wenn wir beide Parteien erst attackieren müssen, bis sie uns in Ruhe lassen!” “Das können wir nicht. Und das weißt du.” Sarmagon seufzte schwer. “Ich weiß. Dennoch hilft es uns nicht, wenn wir jetzt nur trübselig herumsitzen und über einer Sache brüten, die wir doch nicht lösen können.”

In diesem Moment öffnete sich die Tür. “Chargal?” Eine schwarzgekleidete Gestalt betrat das Zimmer. “Ah, Lucarna. Gut, dass du zurück bist.” Sarmagon erhob sich und trat auf den Jüngeren zu. Chargal stand ebenfalls auf. Lucarnas blasse Haut wirkte noch heller durch das dunkle, hochgeschlossene Gewand. Er wirkte erschöpft, dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. “Es gibt kein Durchkommen. Vom Boden aus sind wir nicht in der Lage, ihren Belagerungsring zu knacken. Port’Nor ist zwar nach wie vor neutrales Gebiet, aber sie ziehen die Schlinge langsam zu. Wenn uns nicht bald etwas einfällt, werden sie genügend Auswahl für ihre Angriffsrichtung haben. Die Ostfront schließt schon fast an die Außengebiete Port’Nors an. Wir müssen etwas tun.” Chargal nickte. Diese Neuigkeiten waren düster. “Ich verstehe. Setz dich erst einmal, Luca, du siehst aus, als hättest du drei Nächte lang nicht geschlafen!” Ein schwaches Lächeln huschte über die schmalen Lippen des jungen Mannes. “Dem ist tatsächlich so. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes zurückgejagt worden. Wir wollten einen kurzen Abstecher hinter die Linien der Westfront machen, wurden dabei aber überrascht und übel zugerichtet. Zusammen mit dem ersten Zusammenstoß, von dem ich noch berichtet habe, habe ich sieben Achtel der Truppe, die ich dabei hatte verloren.” Sarmagon sah entsetzt aus. “Sie halten sich also jetzt nicht mehr zurück, sondern töten feindliche Spione, die sie aufspüren?” Lucarna nickte. “Wie gesagt. Um ihre Linien zu durchbrechen braucht es jetzt schon mehr als ein paar kleine gezielte Attacken. Um sie zu zerschlagen bräuchte es Antarcticas gesamte Infanterie.” Er ließ sich auf den angebotenen Stuhl fallen und Chargal tat es ihm gleich. “Das sind wirklich finstere Nachrichten. Unsere Situation ist wirklich denkbar schlecht.” Lucarna starrte mit unergründlicher Miene auf seine Schuhspitzen, während Sarmagon nervös im Raum umhertigerte. Chargal betrachtete die finstere Gestalt seines jüngeren Kollegen. Lucarna hatte es sich seit der Nacht, in der er zum Nekromanten geworden war angewöhnt, nur noch schwarze Kleidung zu tragen, bevorzugt lange, teils bodenlange, Roben mit weiten, ausladenden Umhängen und hohen, teilweise bis zum Kinn reichenden Krägen. Der Ältere konnte nicht umhin, dass die düstere Erscheinung seines Schülers, Forschungsobjektes, Kollegen und zugleich etwas wie ein Sohn, ihn betroffen machte. Wie sah es wohl im Herzen dieses missbrauchten Menschen aus? War es ebenso finster wie sein Äußeres? Oder war all das Schwarz nur eine Maske, hinter der Lucarna Schutz suchte?

Dann hob der Jüngere den Blick. Die eisigen grauen Augen blitzten vor Tatendrang. “Ich weiß eine Möglichkeit.” Sarmagon hielt mitten im Schritt inne und blickte zu Lucarna hinüber. “Und die wäre?” “Wir haben es zu Land und sogar zu Wasser versucht. Beides schlug fehl. Also bleibt nur noch die Möglichkeit, es über die Luft zu probieren!” Chargal grinste. “Und wie willst du das anstellen? Die Invasoren haben ihre Luftabwehr nicht vernachlässigt!” “Wir sind nicht so einfallslos wie sie. Wir sind die stärkste Macht dieses Planeten! Wir können ihre Abwehrversuche wegwischen, wie du eine Fliege wegwischt! Wenn sie sich aggressiv zeigen, warum sollten wir dann zaudern, auch einmal unsere Krallen zu präsentieren?”

Sarmagon schüttelte den Kopf. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gutheißen soll. Ich meine, bisher sind wir auch ohne viel Gegengewalt ausgekommen.” Lucarna fauchte: “Irgendwann muss Schluss sein! Sie provozieren uns! Sie wollen es doch nicht anders als dass wir ihnen zeigen, dass wir auch anders können!” “Ruhig, Hitzkopf. Mit übereilten Aktionen gewinnen wir nichts.”, kam es da von der Tür her. “Ah, Marina. Somit wären wir vollzählig.” Chargal nickte ihr zu und bedeutete, der Illusionäre Schild möge sich ebenfalls setzen. Marina zögerte nicht, sondern ließ sich in der Runde nieder. Sie seufzte. „Also ist es tatsächlich wahr. Wir sind eingeschlossen und sie werden immer aggressiver?“ Sarmagon nickte. „So sieht es aus, ja. Lucarna hat einen Großteil seiner Truppe verloren, als er auf Spionagemission war. Es wird immer schwerer für uns, die Fronten zu halten und es scheinen immer mehr Soldaten zu werden, die sie gegen uns ins Feld werfen. Wir haben zwar gegenwärtig noch die Oberhand, aber wie lange das so bleiben wird, vermag ich nicht zu sagen. So oder so, wir müssen etwas unternehmen!“ Er seufzte tief. „Aber ich stimme Lucarna nicht zu, so können wir nicht agieren. Wir dürfen nicht riskieren, dass beide Mächte ihre Nuklearwaffen gegen uns einsetzen, nur weil sie in Panik geraten, wenn sie unsere wahre Kraft sehen!“ „Aber was können wir tun? Ich würde bevorzugen, dass wir sie direkt angreifen, nicht aus der Luft, aber vom Land aus. Die Ostfront scheint festgefahren zu sein, beide Parteien haben sich eingegraben und verharren. Aber die Westfront ist in Bewegung. Chargal, dies ist dein Gebiet. Glaubst du, dass du die Reihen durchbrechen kannst, wenn du nur genügend Streitkräfte zur Verfügung hast?“, fragte Marina. Chargal zögerte. „Ich weiß nicht… gebt mir ein wenig Zeit.“ Lucarna schüttelte den Kopf. „Zeit ist das Einzige, was wir nicht haben. So leid es mir tut. Aber eine Entscheidung muss jetzt fallen, und nicht irgendwann später.“ „Ruhe, junges Gemüse. Etwas zu überstürzen bringt nichts, das solltest du gelernt haben, als du dir eine blutige Nase geholt hast bei deinem letzten Einsatz!“, wies ihn Sarmagon zurecht. Lucarnas Augen wurden schmal. „Ich habe nichts überstürzt. Das Einzige, was ich getan habe, war, die gegnerischen Stellungen auszuspähen.“

„Genug jetzt!“, unterbrach Chargal das sich aufbauende Streitgespräch. „Wir haben Besseres zu tun, als um verletzten Stolz zu streiten, Menschen sterben!“ Er sah in die Runde. „Wenn ich für kurze Zeit alle Streitkräfte Antarcticas zur Verfügung hätte, denke ich, ich könnte zum Fort durchbrechen und es einnehmen. Allerdings würde das bedeuten, die Ostfront unbewacht zurückzulassen.“ Marina schüttelte den Kopf. „Das allein dürfte nicht das Problem sein. Meine Einheit von Illusionisten könnte eine Illusion für etwa einen bis eineinhalb Tage aufrechterhalten. Aber nicht länger.“ „Ich verstehe. Du willst die Truppen abziehen, aber eine Illusion über das verlassene Lager legen, damit es so aussieht, als wären wir noch alle dort?“ Sarmagon nickte. „So könnte es funktionieren. Wie schnell kannst du die Illusionisten einsatzbereit machen?“ Marina lächelte. „Binnen weniger Stunden. Wann wollt ihr diese Operation ansetzen?“ „Je eher desto besser. Übermorgen, bei Sonnenaufgang, sollten alle Streitkräfte der Ostfront an der Westfront stehen, damit wir losschlagen können, sobald es geht!“, beschloss Chargal. „Die Westler sind relative Spätaufsteher, vor zehn Uhr morgens geht es nicht los. Wenn wir sie aus den Betten werfen können, haben wir einen nicht zu unterschätzenden Vorteil.“

Marina sah zu Chargal hinüber. „Also übernimmst du bei dieser Mission den Oberbefehl. Wen bestimmst du zu deinen Unterführern?“ „Die Frage erübrigt sich, meine Gute. Du wirst die Illusionisten führen und unterstützen. Wir zählen auf euch, also sorgt dafür, dass die Ostfront nicht einbricht. Sarmagon, du übernimmst deine Fünfte und dazu noch Marinas Vierte, Luca du nimmst deine Dritte, während Arius zu seiner Sechsten noch die Zweite hinzunimmt. Ich behalte den Befehl über die Erste. Seht zu, dass ihr gute Offiziere bekommt, es wird stressig werden. Genaueres zum Schlachtplan gibt es, wenn ich die Karten studiert habe.“

Alle erhoben sich. „Also bis dahin erst einmal. Ich lasse euch alle rufen, wenn ich soweit bin.“ Chargal sah jedem von ihnen tief in die Augen. Sarmagon erwiderte den Blick ruhig und zuversichtlich, Marina zweifelnd und unsicher. Lucarnas Blick war kalt wie Eis, aber der alte General wusste genau, dass sich dahinter dieselbe Unsicherheit wie bei Marina befand. Nein, vielleicht nicht dieselbe. Bei Marina war es Zweifel, ob sie der Aufgabe gewachsen war, die auf sie wartete. Lucarna war bezüglich des ganzen Unternehmens unsicher. Spontan meinte er: „Schickt alle Illusionisten, die ihr habt zu Marinas Spezialtruppe. Auf die paar Kämpfer kommt es nicht an. Die Illusionisten brauchen dringend Verstärkung, jeder Krieger zählt.“ Dann entließ er sie.
 

Lucarna sah sich im Hauptquartier der Streitkräfte um. Die Hallen summten vor Betriebsamkeit. Zwar befanden sich nur noch die Reservetruppen und der Versorgungszug hier, doch das waren immer noch genügend Menschen, um die Säle zum Vibrieren zu bringen. Er sah, wie sich Chargal durch die Menge kämpfte, sich mit den Ellenbogen einen Weg bahnte. Und er bemerkte den gequälten Gesichtsausdruck. Lucarna gestattete sich ein leises Lächeln. Empathie war wirklich ein Fluch, wenn man sich durch Menschenmassen bewegen musste. Er war froh, dass dieser Kelch an ihm vorübergegangen war.

Arius neben ihm seufzte. „Ich wünschte, wir hätten etwas mehr Zeit.“ Der alte General fuhr sich durch das lange weiße Haar. „Wenigstens zwei Nächte hätte man meinen alten Knochen gönnen können.“ Lucarna schwieg, sah Chargal zu, wie er sich die Treppenstufen nach oben mühte zu dem Punkt, wo die beiden anderen Generäle standen. „Ah, Arius. Gut, dass du schon da bist. Ich hatte nicht erwartet, dich schon so früh hier zu sehen.“ Der Lichtstrahl schüttelte den Kopf. „Ich bin, ebenso wie du, Sarmagon, Marina und Lucarna, ein General Antarcticas. Die Pflicht steht bei mir an erster Stelle, vergiss das nicht.“ Chargal lächelte. „Genau diese Antwort habe ich von dir erwartet, alter Haudegen. Aber vergiss du lieber nicht, dass von dieser Mission das Schicksal Antarcticas abhängt.“ Arius nickte ruhig. Lucarna sah die aufrechte Haltung des älteren Generals und spürte plötzlich, dass es, wenn es Adel in Antarctica geben konnte, Arius sicherlich dazugehört hätte. Dieses Pflichtbewusstsein und dieser Stolz auf das, was die Nation war… Arius sah sich um, beobachtete das Wespennest unter ihnen. „Ich hoffe nur, wir bekommen keine unangenehmen Überraschungen. Selbst ein leichter Schneesturm könnte die Mission zum Scheitern bringen.“ Lucarna hörte die Sorge aus seiner Stimme. Er nickte schweigend. Ihn plagten dieselben Nöte.
 

An einem anderen Ort herrschte ebenfalls große Betriebsamkeit. Sarmagon überwachte den Abzug seiner Truppen, während Marina ihre in Stellung brachte. Und das alles möglichst leise, unter dem Deckmantel einer trüben Illusion. Genauer gesagt eines Nebelbandes, das sich zwischen die beiden Frontlinien gelegt hatte. Wie zufällig trieben die schweren Schwaden über die Eisebene. Niemand, der nicht selbst Mage-Kräfte besaß, würde erkennen, was der Nebel in Wahrheit war. Der Illusionäre Schild sah sich um. „Ich glaube, wir bekommen das hin. Macht euch keine Sorgen, wir sollten in der Lage sein, sie lange genug aufzuhalten.“ Sarmagon seufzte schwer. „Ich hoffe, du hast recht. Es behagt mir absolut nicht, euch alle so lange zurücklassen zu müssen. Wenn nur irgendetwas schief geht…“ „Dann ist es nicht mehr zu ändern, Sarmagon. Wir tun, was wir können. Mach dir nicht auch noch Sorgen um uns, ja? Du kümmerst dich um die Westfront, wir hier halten die Ostfront beschäftigt.“ Der Blick der Finsternis ging in die Ferne. „Ja… das wird das Beste sein.“
 

Als sich die Truppen trafen, ließ Chargal seinen Blick über die versammelten Soldaten Antarcticas schweifen. „Wir sollten genügend Leute sein. Bringen wir uns in Stellung. Die Sechste ist die zahlenmäßig stärkste Truppe. Arius, du und deine Sechste, ihr bildet die Sturmspitze. Postiere die Zweite direkt dahinter, Lucarna und ich übernehmen die Flanken. Sarmagon, ich bitte dich, unseren Rückzug zu decken mit den verbleibenden zwei Legionen. Vielleicht kannst du uns ein wenig von hinten her unterstützen, aber halte uns Rückzugswege offen, ja?“ Die drei Generäle nickten. „Seid vorsichtig. Wir können es uns nicht leisten, einen General zu verlieren.“ Sarmagon klang ernst. Sein eindringlicher Blick glitt zu Chargal und Lucarna hinüber. Beide starrten zurück, Chargal nachdenklich, Lucarna selbstsicher. Was das wohl noch werden würde?

Kurz vor dem Aufbruch blieb Arius plötzlich kerzengerade stehen. Sein Blick wurde leer, sein Gesicht verlor alle Farbe. „Nein… nicht jetzt!“ Sarmagon, der bei ihm stand, berührte ihn vorsichtig an der Schulter, doch Arius schüttelte ihn grob ab. „Nicht… das ist meine Vision. Bitte…“ Der alte General fasste sich an die Schläfe. „Ich… ich komme damit klar. Bitte.“ Sarmagon fing ein vages Bild ein, das eine blutüberströmte Schneelandschaft zeigte. Tote auf beiden Seiten… dann war es verschwunden, als Arius die Türen zu seinem Geist schloss, nicht grob, aber bestimmt. Der Telepath nickte. Es war Arius‘ gutes Recht, seinen Geist vor Sarmagon zu schützen. Aber dennoch machte er sich Sorgen. Was hatte der Lichtstrahl gesehen?
 

Die Mages von Antarctica regruppierten sich mit der Routine eines eingespielten Teams, trotz der Masse an Menschen. Die Generäle wachten über ihre Truppen, gaben vereinzelt Befehle an ihre Offiziere aus und warfen immer wieder Blicke auf die ruhigen Lager der gegenüberliegenden Westfront-Soldaten. Sarmagon wirkte sehr ruhig, fand Chargal. Im Gegensatz dazu sah er bei Lucarnas Bewegungen Hast, die noch immer von Vorbehalten gegen den Plan zeugte. Aber ihnen blieb keine andere Wahl als sich zu stellen. Wenn sie zu lange zögerten, würden die Menschen sie vollkommen einkesseln und dann bliebe ihnen als einzige Alternative, die wahre Macht Antarcticas einzusetzen – und das mit allem, was sie hatten. Chargal befürchtete einen nuklearen Angriff, falls sie gezwungen waren, die Kraft der Mages zu entfesseln. Und das durfte unter keinen Umständen passieren. Antarctica war der einzige Ort, an dem die Mages leben durften, sie hatten keinen anderen Platz, auf den sie ausweichen konnten, sollte der Südkontinent verstrahlt werden.

Er sammelte seine Leute. Dann nickte er Arius zu, dieser gab das Zeichen zum Angriff, als auch Bestätigungen von Lucarna und Sarmagon kamen. Als die Mages nach vorne marschierten, holte Chargal tief Luft. Irgendwie wusste er, dass sie heute schwere Verluste erleiden würden. Er betete nur, dass Lucarna nicht zu den Opfern zählen würde, er brauchte den Jungen zu dringend, als dass er ihm erlauben konnte, in der Schlacht zu fallen.
 

Es war ein Gemetzel. Soldaten des Zentralbündnisses krochen völlig überrascht aus Zelten und Hütten, wurden niedergemacht, ehe sie überhaupt begriffen, was geschehen war. Die Mages zeigten keine Gnade, sondern töteten alle, die nicht ihre Farben trugen. Chargal war froh, dass er eine Dosis psychischer Blocker genommen hatte, andernfalls wäre er wohl nicht in der Lage gewesen, dies hier durchzustehen. All diese sterbenden Menschen... er schüttelte sich, dann hob er die Hand und spreizte die Finger. Blitze schossen aus ihnen hervor, töteten zwei weitere Soldaten binnen Sekunden.

Seine Leute konnten problemlos die Flanke halten, es war ihnen ohne Schwierigkeiten gelungen, ihre Feinde zurückzudrängen und schlussendlich zu vernichten. Das Heer Antarcticas breitete sich langsam auf der ganzen Länge der Front aus. Lucarnas Truppen waren ein klein wenig schneller als seine eigenen, während Arius an der Spitze mit den Reservisten der Westfront kämpfte. Diese Soldaten waren ausgeruht und hatten eine Verteidigung auf die Beine gestellt. Nichts ernstes, aber doch störend bei ihrem Sieg. Sie konnten...

Chargal fuhr zusammen. Seine Augen weiteten sich, als er spürte, wie das Band in seinem Geist sich spannte und schließlich zurückpeitschend riss. Wie von selbst fuhr seine Hand zum Mund. Claris, sein Schild, sah überrascht zu ihm hinüber. Sie fragte: „General? Stimmt etwas nicht?“ Chargal gelang es nur, abzuwinken. Schmerz erfüllte sein Denken. Arius... „Arius ist tot. Sorge dafür, dass Sarmagon davon erfährt, wir brauchen ihn hier. Ich werde die Spitze übernehmen!“ Claris sah ihn verwirrt an, kontaktierte aber beinahe sofort einen Kreuz-Telepathen, der den weit zurückgebliebenen Sarmagon informieren sollte, was passiert war.

Nur wenige Minuten später hörte Chargal Sarmagons Worte: „Ich habe verstanden. Pass auf dich auf da vorne. Wenn sie Arius umbringen konnten, können sie dich auch töten! Wir können es uns nicht leisten, noch einen General zu verlieren!“ Chargal nickte. „Ich weiß. Lucarna hat es mitbekommen, er stellt sich darauf ein, dass er unter Umständen Besuch bekommt.“ Er selbst war nicht stark genug, um den Kontakt von sich aus offen zu halten, aber Sarmagon war ein starker Telepath, dem es nun, da Chargal nach ihm suchte, möglich war, den Kontakt zu halten, insbesondere, weil er rasch näherkam. Chargal seufzte. Er hatte gehofft, diesen Kampf ohne große Verluste erledigen zu können, aber wie es aussah, hatte er schon den ersten erleiden müssen. Er betete nur, dass nicht noch mehr dringend benötigte Mages den Tod erleiden mussten.
 

Lucarna stand an vorderster Front. Unter seinen finsteren Energiewellen fielen Menschen, andere starben durch das Wasser, das plötzlich an Stelle von Blut durch ihre Adern floss, wenn sie Lucarna zu nahe kamen. Der Nekromant stand hochaufgerichtet in den Reihen seiner Leute, der lange Mantel umwehte ihn wie eine pechschwarze Rabenschwinge. Arius war fort. Ein Teil Lucarnas trauerte um den Lichtstrahl, der ihm ein Lehrer gewesen war, wenn Chargal von den Aufgaben an der Westfront in Beschlag genommen war. Doch ein zweiter, ungleich finsterer Teil war in gewisser Weise froh, dass es so gekommen war. Arius war kurz davor gewesen, das Geheimnis um Lucarnas Fähigkeiten zu lösen. Er hatte bereits Kontakt mit Cesaja aufgenommen. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis er erfahren hätte, dass Lucarnas Kräfte nicht natürlich waren.

Cesaja... er musste irgendwas gegen diesen Störenfried unternehmen. Diese Barriere wusste einfach nicht, wann es genug war. Ständig schien er aus dem Nichts aufzutauchen, verfolgte dieser Kerl ihn etwa dauernd? Lucarna war fast zu Tode erschrocken, als Cesaja ihm ins Gesicht gesagt hatte, dass er wusste, dass Lucarnas Fähigkeiten auf Chargals Experimenten beruhten. Jetzt, wo der Schock abgeklungen war, war da nur noch kalte, berechnende Wut. Wie konnte dieser Kerl es wagen, seine Pläne zu durchkreuzen! Nein, er musste einen Weg finden, Cesaja zum Schweigen zu bringen!

Wie konnte er Cesaja am besten ruhig stellen? Ihn zu töten kam nicht in Frage, das würde nur mehr Probleme schaffen als lösen. Duellieren konnten sie sich nicht, das würde ebenfalls unerwünschte Fragen aufwerfen. Ihn bei Nacht und Nebel verschwinden zu lassen wäre zwar möglich, aber Lucarna fürchtete Bellevianus' ungetrübte Sicht auf die Dinge. Der ältere Nekromant würde sicher herausfinden, was der Barriere zugestoßen war. Und sonst? Cesaja gehörte zu Sarmagons Legion. Er konnte ihn nicht einfach irgendwo hin abkommandieren.

Plötzlich kam ihm eine Idee, als er sich gerade ein paar Schritte zurückzog und seinen Artemis-Schild nachkommen und die Verteidigung aufbauen ließ. Er wusste, wie er Cesajas Schweigen sicherstellen konnte. Jetzt musste er nur noch mit Chargal, Sarmagon und Marina reden...
 

Letztere befand sich bei ihrer persönlichen Schutztruppe. Der Illusionäre Schild wagte sich, umgeben von vierzehn weiteren Illusionisten, weiter nach vorne. Marina wusste, was sie tat, war äußerst gefährlich. Aber noch schlimmer war es, wenn die Soldaten des Imperiums herausfanden, dass ihnen nur eine einzige Truppe, ein Bruchteil einer Legion gegenüberstand und die Mages diese Entdeckung nicht bemerkten. So schlichen sie, verborgen von schweren Nebelschwaden, vorwärts. Marina hatte befohlen, jegliche Konversation zu unterlassen und sich stattdessen auf Telepathie und Zeichensprache zu verlegen. Schon das kleinste Geräusch konnte ihrer aller Tod bedeuten.

Sie fragte sich, wie es Chargal wohl erging. Der Gestiker war der begabteste General Antarcticas, was das Kommandieren anging. Viele mochten in ihm den wahren Anführer der Nation sehen, doch Marina wusste es besser. Chargal war in der Tat oft derjenige, der den Befehl letztendlich aussprach, doch er konnte jederzeit von Arius, Sarmagon oder ihr selbst eingebremst werden. Und wenn die Kanzler ein Machtwort sprachen, mussten sie sich alle vier fügen. Zwar besaßen die Kanzler keine wirkliche militärische Macht, aber sie waren die Oberhäupter der Nation. Sie regelten das Leben in Antarctica, und davon war auch das Militär nicht ausgenommen.

Marina war so versunken in ihre Überlegungen, dass sie fast das vorgeschobene Lager eines Außenpostens der Ostfront übersehen hätte. Erst im letzten Moment konnte sie ihre Gruppe zum Halten bringen. Mit beiden Händen gab sie zu verstehen, dass sich die Mages langsam zurückziehen sollten, ohne Rückendeckung mindestens einer gesamten Legion machte es keinen Sinn, einen Guerillakrieg im Nebel anzufangen. Zumal ein Gutteil ihrer eigenen Truppe eben diesen Nebel aufrechterhalten musste. Marina wusste genau, wenn sie die Ostfront aufscheuchten, und sei es auch nur wegen des Verschwindens eines Außenpostens, hätten sie keine Chance mehr und ihre Truppen würden bis nach Antarctica Stadt zurückgedrängt werden. Sie durften auf keinen Fall entdeckt werden!

Langsam zogen sich die Mages zurück. Marina blieb noch ein wenig zurück, sie war die stärkste Illusionistin der Gruppe, außerdem konnte sie Lasergeschosse und Ähnliches abwehren, falls tatsächlich jemand auf sie aufmerksam werden sollte. Sie mussten nur noch...
 

Marina führte den Gedanken nie zu Ende. Der Schuss saß so präzise, dass die Illusionistin sofort tot war, als die Kugel in ihren Schädel drang. Ihre Barriere, eine junge Frau namens Anna, konnte nichts mehr tun, als hilflos zusehen, wie der Illusioniäre Schild nach hinten stürzte. Wohl wissend, dass sie nun, nach dem Tod ihrer Schutzbefohlenen, den höchsten Rang innehatte, befahl sie den Soldaten, sich zurückzuziehen. Noch hatten die Feinde sie nicht entdeckt, Marinas Zurückbleiben hatte ihnen scheinbar das Leben gerettet. Mit einer Handbewegung gab sie zwei Illusionisten zu verstehen, dass sie den Nebel zwischen ihnen und den Feinden noch verdichten sollten.

Anna hatte keine Ahnung, wie sie eine so große Gruppe führen sollte, das überstieg ihre Kompetenz. Doch eines wusste sie umso besser: General Chargal musste informiert werden, je schneller desto besser. Also trieb sie die Überlebenden im Laufschritt zurück zum Hauptteil der Truppe. Sie hoffte nur, dass sie in der Lage war, die Illusionisten so lange am Leben zu halten, bis Verstärkung eintraf. Aber zunächst musste sie die Generäle informieren.
 

Doch dies war nicht wirklich nötig. Sarmagon spürte es als erstes, dass Marina nicht mehr unter den Lebenden weilte. Marina war eine sehr schwache Telepathin gewesen, außerdem war sie am anderen Ende des Kontinents gefallen, also wurden sie nicht durch eine solch Aufsehen erregende Szene wie bei Arius aufgeschreckt. Dennoch, Sarmagon stiegen Tränen in die Augen, als er realisierte, was das bedeutete. Sie hatten in einer einzigen Schlacht zwei der begabtesten Mages von ganz Antarctica verloren, und noch dazu zwei von sehr hohem Rang. Und nebenbei waren beide Freunde von ihm gewesen, sehr gute Freunde. Sarmagon drehte sich der Magen bei dem Gedanken um, wenn er daran dachte, dass er nie wieder ausführliche und lange Gespräche mit Arius führen und nie wieder lange Spaziergänge mit Marina machen würde. Einmal mehr verfluchte er die schreckliche Situation, in der sich Antarctica befand. Er wusste, nun waren sie wirklich unterbesetzt in der Ebene der Generäle. Nominierungen würden folgen, ein weiterer Punkt, der das Chaos nur noch vergrößern würde, wenn ein Neuling eine der führerlosen Legionen übernehmen musste. In Zeiten wie diesen war dies ein sehr gefährliches Unterfangen. Sarmagon hoffte nur, dass Antarctica diese Krise überleben konnte. Wenn nicht... er wollte lieber gar nicht daran denken...

Finsternis

lang, lang hats gedauert. In jedem Fall, jetzt gibts ein neues Kapitel dieser FF. Ich hoffe, es gefällt!
 

Hauptcharaktere: Chargal (53 Jahre alt, Fähigkeiten: Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General), Sarmagon (51 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Telepathie, Rang: General), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General), Bellevianus (37 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Zweites Gesicht, Rang: Captain/Offizier)
 

Stille herrschte im Raum. Lucarna, Chargal und Sarmagon waren alle drei nicht wirklich in der Stimmung, zu diskutieren. Zu viel war geschehen, was erst verarbeitet werden musste. Chargal starrte auf die Karte, ohne wirklich zu sehen, was sich darauf befand. Wozu auch? Er wusste ebenso gut wie die beiden anderen, wie schlecht es um sie stand. Die Mages hatten eine schlimme Niederlage hinnehmen müssen. Zudem hatten sie zwei ihrer Kommandeure verloren.

Als schließlich Sarmagon endlich das Wort ergriff, fuhren Chargal und Lucarna überrascht zusammen. „So kann es nicht weitergehen. Wir müssen entscheiden, was weiter geschieht, oder wir können gleich unsere Kapitulation einreichen.“ „...Als ob das eine Alternative wäre. Genauso gut könntest du gleich unsere Mages selbst hinrichten.“, entgegnete Lucarna bissig und Sarmagon seufzte. „In jedem Fall müssen wir zusehen, dass wir einen weiteren Kommandeur bekommen. Wir drei allein sind nicht in der Lage, den Legionen Herr zu werden.“

Chargal nickte. „Du hast Recht. Aber wer wäre geeignet dafür? Gibt es irgendjemanden, dem ihr zutrauen könntet, eine ganze Legion anzuführen?“ Er betrachtete die Gesichter seiner Freunde. Sarmagon wirkte nachdenklich, während in Lucarnas Augen ein unheiliges Schimmern stand. Doch zu Chargals Überraschung war es Sarmagon, der sagte: „Oh, ich wüsste da jemanden.“

„Ja?“ „Es gibt einen jungen Mage in der Vierten, dem ich einiges zutraue. Sein Name ist Rajan de Finnes. Er ist einer der jungen Offiziere, stellt sich aber recht klug an. Ich denke, er wäre ein geeigneter Kandidat.“

„Gibt es zu ihm auch Akten?“ Sarmagon nickte. „Sicher. Sollen wir gleich einen Blick auf ihn werfen?“ Chargal schüttelte den Kopf. „Nein. Bestelle ihn für morgen hierher. Ich habe ebenfalls noch ein Eisen im Feuer. Wir brauchen zumindest zwei neue Generäle. Lucarna, weißt du noch jemanden?“ Sein Schüler zögerte. Dann meinte er leise: „Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher, wie belastbar er ist. Sein Name ist Cesaja Aren. In jedem Fall, bevor wir ihm die Chance geben können, müssen wir wissen, ob er sich eignet.“ Chargal fühlte, dass da mehr dahinter steckte, als Lucarna preisgab. Vielleicht hatte Lucarna etwas mitbekommen, was ihn beeindruckt hatte. „In Ordnung. Was schlägst du vor?“ Der Nekromant lächelte. „Einfach. Wir behalten eure zwei Kandidaten im Auge, setzen sie als Generäle ein, wenn sie sich eignen. Was Cesaja angeht – nun, ich bin bereit, ihm eine Aufgabe zu geben, mit der er sich als geeignet erweisen kann. Sollte er tatsächlich zum Oberbefehlshaber taugen, können wir ihm die verbleibende Legion zuteilen. Und wenn nicht... nun, dann bleibt er Captain.“

Irgendwie hatte Chargal das Gefühl, Lucarna hätte etwas anderes sagen wollen. Doch er besann sich darauf, dass sein Schüler wusste, was er tat und nickte. „Gut. Dann machen wir es so. Sarmagon, schicke de Finnes eine Nachricht. Und gib uns vorher Zeit, seine Akte durchzusehen.“

Die Finsternis neigte den Kopf. „Das werde ich. Was den Rest angeht... nun. Ich schätze, wir sollten uns jetzt erst einmal ausruhen. Wir sind alle am Ende mit unseren Kräften. Arius und Marina zu verlieren, hat auch uns selbst tiefe Wunden gerissen.“ Er erhob sich. „Mit Verlaub, ich würde mich gerne zurückziehen.“ Chargal nickte und auch Lucarna erhob sich. Beide verließen nacheinander den Raum. Der Gestiker blieb zurück, starrte auf die geschlossene Tür. Dann wandte er sich wieder der Karte auf dem Tisch zu. Die Ostfront war aufgerückt, und das Fort an der Westfront befand sich nach wie vor in gegnerischer Hand. Irgendwie mussten sie das Blatt wenden. Irgendwie.
 

Als Lucarna den Raum verließ und Sarmagon sich verabschiedet hatte, konnte der Nekromant ein Lächeln nicht unterdrücken. Jetzt galt es nur noch, Cesaja endgültig auszuschalten. Niemand durfte von seinem Geheimnis wissen, niemand. Dieser lästige Floh würde schon noch sehen, mit welch großem Gegner er sich angelegt hatte. Und wie sein Dienst ihm vergolten werden würde.

Lucarna warf sich den schwarzen Zopf über die Schulter zurück, rückte sein schwarzes Gewand zurecht. Er würde diesem Zwerg zeigen, was es bedeutete, ihn, den Nekromanten, herauszufordern! Er schritt die langen Gänge entlang, die ihn zu seinem Raum bringen würden. Doch dann kam ihm ein besserer Gedanke. Er hielt inne. Ja, das war eine Idee. Er setzte sich erneut in Bewegung, bog an der nächsten Kreuzung nach rechts ab. Es konnte nie schaden, sich ein wenig zu zeigen. Außerdem wäre er so vielleicht in der Lage, ein wenig von der Stimmung in Antarctica aufzufangen. Vielleicht war sogar sein Mantel schon fertig. Lucarna grinste. Seit er zum Nekromanten geworden war, trug er nichts mehr anderes als schwarze Kleidung. Alles andere schien ihm unpassend für eine Gestalt wie ihn. Er wollte gefürchtet werden. Er wollte, dass die Leute mit ängstlichem Unterton von ihm sprachen, oder zumindest mit Respekt. Sicher, an Chargal reichte er nicht heran, aber er wollte auch nicht behandelt werden wie Marina, die Mutter Antarcticas, oder Arius, der freundliche Großvater. Beide waren tot.

Kinder sahen mit großen Augen zu ihm auf, Erwachsene wandten rasch den Blick ab, als er näherkam. Er schritt durch eine Menschenmenge auf dem unterirdischen Marktplatz Antarcticas, und war dennoch allein. Es war, wie als würde eine Aura der Unantastbarkeit um ihn herumschweben, die ihn hervorhob. Lucarna lächelte. So sollten Generäle behandelt werden!

Er erreichte den kleinen Laden, ohne auch nur ein einziges Mal angesprochen zu werden. Der kleine Dicke, der die Bücher führte, sah von seiner Arbeit auf und hob die Augenbrauen. „Ah, Lucarna Maggiore! Der Mantel ist bereits fertig. Warten Sie bitte hier, ich hole ihn sofort!“ Lucarna nickte. Der Schneider war schnell gewesen mit seiner Arbeit. Der Nekromant sah sich im Raum um. Auf den ersten Blick wirkte der Laden wie ein ganz gewöhnlicher Stoffladen, doch näher betrachtet konnte man durchaus erkennen, dass hier professionelle Hände am Werk waren. Es waren Details, wie die Schneiderpuppe, die an der Wand stand, oder der kleine Wagen voll mit Scheren, Nadeln und anderen Nähutensilien, die verrieten, dass es sich bei dem Laden um die beste Schneiderwerkstatt Antarcticas handelte.

Der Dicke kehrte mit einem Arm voll schwarzem Stoff zurück. „So. Hier ist er. Probieren Sie ihn an, damit wir sehen können, ob auch wirklich alles in Ordnung ist!“ Er reichte Lucarna den Stoffballen. Der Nekromant entfaltete den Mantel mit geschickten Händen und legte ihn um seine Schultern. Er nickte. Langsam schloss er die rautenförmigen Schließen. „Sehr gut. Passt wie angegossen!“, lachte der Gehilfe, während Lucarna den schwarzen Stoff zurechtrückte. Der Mann hatte Recht, der Mantel passte wirklich gut. Und die Stickereien aus filigranem Silberfaden verliehen ihm eine edle Ausstrahlung.

„Ich danke, er ist wirklich gelungen. Wie sieht es mit dem Preis aus?“ Ein geschäftstüchtiger Zug schlich sich in den Blick des Dicken und er wuselte zurück zu seinen Büchern. „Wie berechnet, General Maggiore. Wir haben uns Mühe gegeben, den Preisrahmen einzuhalten.“ Lucarna nickte und legte einen Scheck auf den Tisch neben das Geschäftsbuch. „Gut. Hier. Ich bin froh, dass alles funktioniert hat.“ „Wir sind nicht umsonst die angesehenste Werkstatt hier auf Antarctica!“, betonte der Gehilfe und nahm den Scheck sorgsam an sich, vermerkte etwas in seinem Buch und grinste breit. Lucarna nickte und verabschiedete sich flüchtig.

Draußen, den Mantel noch immer tragend, seufzte er. Menschen wie der Gehilfe waren ihm lästig. So aufdringlich und immer bereit, Lob einzuheimsen. Lucarna sah an sich herab. Zugegeben, der Mantel war wirklich gelungen, aber der Dicke hatte mit Sicherheit nicht mehr damit zu tun gehabt, als den Auftrag und den Preis zu vermerken und ihm das Stück danach zu übergeben. Wahrlich, es wurde Zeit, dass er wieder nach Hause kam. In seiner Wohnung wäre er allein und frei von Menschen, die meinten, es sei unbedingt erforderlich, seine Aufmerksamkeit erringen zu müssen. Lucarna setzte sich in Bewegung.

...und blieb überrascht stehen. Er spürte einen Blick im Nacken. Er fuhr herum. In einer Nische in der Wand stand jemand, halb versteckt im Schatten des Hauses. Lucarna konnte nur ein langes Gewand erkennen, seinem eigenen sehr ähnlich, aber wohl von einem dunklen Violett. Der Mann winkte ihn zu sich. Obwohl Lucarna nicht vorgehabt hatte, dem Befehl – und es war ein Befehl, unzweifelhaft – Folge zu leisten, ging er hinüber.

Bellevianus trat ins Licht. Das lange, dunkelbraune Haar fiel ihm offen über die Schultern, wie eine Kaskade aus dunkler Tinte. Seine violetten Augen schimmerten. „Ich sehe, du fährst damit fort, die Dunkelheit zu verherrlichen.“ Lucarnas Augen wurden schmal. „Wie bitte?“ Nicht nur, dass der Mann ihn herzitiert hatte wie ein Kind, nun klagte er ihn auch noch an? Bellevianus, der einzige echte Nekromant Antarcticas, schüttelte den Kopf. „Du weißt, was es bedeutet, der Dunkelheit zu verfallen, glaubst du? Ich gebe dir einen Rat, Lucarna: verliere dich selbst nicht darin, oder du wirst untergehen.“ Lucarna schnappte empört nach Luft. Was erdreistete sich der Kerl, ihm Ratschläge zu erteilen, als sei er ein Lehrmeister! „So? Und du weißt natürlich, wovon du sprichst? Glaubst du allen Ernstes, ich sei so schwach?“ Sein Protest schien an Bellevianus abzuprallen.

Der ältere Nekromant sah nur ruhig auf ihn hinab, bis Lucarna der Kragen platzte: „Du glaubst wohl, du wüsstest alles! Verflucht, ich bin genau wie du, und ich werde sicher nicht zulassen, dass du dich aufspielst, als wärst du der Beste! Ich bin der General von uns beiden! Ich weiß sehr gut selbst, was das Beste für mich ist! Dazu brauche ich dich nicht!“ Bellevianus schwieg, sah ihn nur weiterhin aus den dunklen Augen heraus an. Lucarna hielt den Blick, starrte ihm in die Augen, bis sich der andere Nekromant abwandte. „Sei es so, wie es will. Nur, behalte meine Warnung im Herzen: jeder Betrug wird sich auch auf den Betrüger auswirken. Mehr werde ich dir nicht sagen.“

Er wandte sich um, wollte davongehen. Lucarna fauchte: „So? Das werden wir sehen!“ Wer wusste noch alles davon? Bellevianus ging davon. „So nicht!“, zischte der Jüngere und konzentrierte sich. Er spürte das Blut im Körper des Älteren, spürte das Herz des Mannes schlagen. Es war so einfach! Lucarna würde das Ganze hier und jetzt beenden. Er griff nach dem Herzen des Nekromanten – und erstarrte, als sich eine eisige Hand um sein eigenes Herz zu legen schien. Bellevianus blieb stehen und wandte sich um. „Remis, Lucarna, Remis. Sei so gut und unterlasse in Zukunft solcherlei Dinge. Die Kräfte eines Nekromanten sind kein Spielzeug.“ Seine Augen funkelten. Lucarna wollte zudrücken, spürte aber, wie Bellevianus vor ihm agierte. Er spürte, wie sein Herz mehr und mehr Mühe hatte, weiterzuschlagen. Der Ältere würde ihn töten, wenn er nicht losließ, wurde Lucarna plötzlich klar. Er ließ Bellevianus los und beinahe sofort spürte er, wie sich der Griff um sein Herz lockerte. Befreit spürte er, wie das Blut sich wieder in seinem Körper verteilen konnte. Bellevianus schüttelte nur traurig den Kopf, dann ging er endgültig davon.

Lucarna sah ihm nach. Zorn brannte nach wie vor in ihm, doch jetzt wusste er, er konnte den älteren Nekromanten nicht überraschen. Bellevianus beherrschte das Zweite Gesicht, es war unmöglich, irgendetwas zu planen, was ihn in die Falle locken sollte. Nein, der andere Nekromant war unangreifbar für ihn, zumindest jetzt. Lucarna fluchte leise.

Er schob seinen Mantel zurück. „Warte nur, Freund, dich erwische ich auch noch. Niemand macht sich über mich lustig!“ Doch dann, als er sich auf den Heimweg machte, kamen ihm Zweifel. Bellevianus verfügte über die Gabe, in die Zukunft zu sehen. Was hatte er gesagt? Dass jeder Betrug auch Einfluss auf den Betrüger hatte? Hatte er etwa...? Lucarna schüttelte den Kopf. Was hatte der Nekromant mit dem Zweiten Gesicht gesehen? Unwillkürlich sah er sich um. Bellevianus war fort. Und dennoch, das ungute Gefühl blieb. Wie viel wusste er? Was konnte er ihm noch sagen?

Lucarna beschloss, seinen Klassenverwandten zu besuchen. Er brauchte mehr Informationen. Insgeheim verfluchte er sich selbst, dass er versucht hatte, Bellevianus auf so tumbe Art und Weise anzugreifen und auszuschalten. Er hätte wissen müssen, dass der Ältere ein As im Ärmel hatte. Wie von selbst wurden seine Schritte länger, bis er rasch dahineilte, um zu Bellevianus' Wohnung zu kommen.

Doch als er vor der Tür stand, machte ihm niemand auf. Lucarna griff mit seinen Nekromantenkräften aus in der Hoffnung, menschliches Leben in der Wohnung zu entdecken. Nichts. Bellevianus war nicht nach Hause gegangen. Lucarna seufzte und schalt sich selbst einen Narren. Der Ältere war bekannt dafür, wie ein Geist an diversen Orten aufzutauchen und nur gefunden zu werden, wenn er selbst es wollte. Offensichtlich hatte Bellevianus nur seine Warnung aussprechen wollen – das hatte er getan. Jetzt gab es nichts mehr zu bereden zwischen ihnen, zumindest nicht von seinem Gesichtspunkt aus. Resigniert machte sich Lucarna auf den Heimweg. Er würde versuchen, Kontakt zu Bellevianus aufzunehmen. Doch nun musste er erst sein Netz fertig spinnen. Das Netz, das diversen anderen Störenfrieden zum Verhängnis werden würde...

Diamantsplitter

Zunächst einmal sorry für die Wartezeit. Die FF verselbstständigt sich gerade, aber ich versuche, die Fäden noch zusammen zu halten. Aufmerksame Leser mögen eine Veränderung des Schreibstils bemerken, dies ist dem Umstand geschuldet, dass seit dem Beginn der FF nun doch schon einige Zeit vergangen ist. Ich hoffe, es tut der Lesbarkeit etc. keinen Abbruch, aber mein Stil verändert sich - zumindest finde ich das - doch deutlich über die Zeit.

Was die Story angeht: dieses Kapitel habe ich nicht wie die anderen aus Aufzeichnungen zusammengesetzt, sondern komplett digital geschrieben. Macht mich bitte darauf aufmerksam, wenn ihr Fehler in der Handlung, Tippfehler oder Ähnliches bemerken solltet. Ich bin auch immer dankbar über Feedback, was euch gefällt und was nicht. Danke schon mal im Voraus, und jetzt viel Spaß mit einem neuen Kapitel von Antarctica!
 

Hauptcharaktere: Cesaja (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3. Grades/Manipulation, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Rajan (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Feuer-Offensive/Telepathie, Rang: Captain/Offizier)
 

Cesaja und Ryucama standen direkt nebeneinander, Rajan und Sato standen ein Regiment weiter bei Chargals Truppen. Der Wind pfiff heute besonders eisig, trug feine Eiskristalle mit sich, die die Kleidung weiß färbten und wie winzige Stiche die Haut reizten. Cesaja sah zu seinem größeren Freund hinauf. Ryucamas Blick war starr auf die Urnen gerichtet, die aufgereiht im Wind standen. Es waren, verglichen mit der Größenordnung der Schlacht, nicht viele. Aber die beiden am Ende der Reihe, auf dem kleinen Podest, waren dafür umso bedeutender. Marina der Illusionäre Schild und Arius der Lichtstrahl... Cesaja hatte beide nicht besonders gut gekannt, wusste aber von Gesprächen mit Angehörigen der Legionen der verstorbenen Generäle, dass beide sehr freundliche Menschen gewesen waren.

Arius hatte in den letzten Tagen vor der Schlacht mehrmals mit ihm gesprochen, hauptsächlich über Lucarna. Cesaja hatte aus Vorsicht nichts preisgegeben, was den Nekromanten in Bedrängnis hätte bringen können, aber jetzt wünschte er sich, er hätte Arius alles erzählt, was er wusste. Jetzt war es zu spät. Niemand außer ihm wusste von Lucarnas Betrug – ihm und Chargal. Noch immer war er sich nicht sicher, welche Konsequenzen sein Ausbruch nahe des Forts an der Westfront für ihn haben mochte. Lucarna hatte stillgehalten die letzten Tage. Aber dass er schadenfrei aus der Sache herauskommen würde, bezweifelte die Barriere irgendwie.

Chargal, Sarmagon und Lucarna, die drei überlebenden Generäle, schritten die Reihe ab und würdigten die Gefallenen. Jeden einzelnen. Cesaja war irgendwie froh, dass er keinen so hohen Rang innehatte. Wenn er an die Familien und Freunde der Toten dachte, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Nachdenklich streckte er sich und sah unauffällig zu Sato hinüber. Dessen ausdrucksloses Gesicht verriet, dass er sich mit psychischen Blockern und dergleichen abgehärtet hatte gegen die vielen durcheinander wirbelnden Gedanken von insgesamt sieben Legionen. Alle Soldaten Antarcticas, die in der Lage waren zu gehen, waren gekommen. Zwei Generäle waren gefallen, mehr als sich die Nation erlauben konnte. Jeder war gespannt auf die Konsequenzen. Vielleicht würde nach der Zeremonie bekannt gegeben werden, wer Arius und Marina nachfolgte.

Cesaja richtete den Blick wieder nach vorne. Er hoffte nur, dass die neuen Generäle in der Lage waren, die Armeen zu führen. Antarctica musste jetzt, nach der fast totalen Vernichtung der Westfront, Stärke zeigen, damit niemand auf dumme Gedanken kam. Aber jetzt... sollten die beiden gefallenen Generäle und alle mit ihnen gestorbenen Soldaten erst ihre letzte Ehre erhalten. Cesaja atmete tief durch, dann konzentrierte er sich wieder auf die Beerdigung.
 

Rajan sah, wie Cesaja und Ryucama langsam den Platz verließen. Sarmagons Legionen hatten zuerst die Erlaubnis erhalten, sich zurückzuziehen. Sato neben ihm zitterte. Die Blässe in seinem schmalen Gesicht wies darauf hin, dass seine Medikamente langsam ihre Wirkung verloren. „Lange dauert es nicht mehr. Siehst du, die Fünfte zieht auch schon ab. Als nächstes sind wir dran!“, machte er seinem kleineren Freund Mut. Sato nickte wortlos und starrte in Richtung der drei verbliebenen Generäle. Chargal wirkte nachdenklich, als er der sich entfernenden Zweiten Legion nachsah. Rajan erinnerte sich, die Zweite hatte Arius unterstanden, obwohl der Lichtstrahl eigentlich der Kommandeur der Sechsten gewesen war. Bereits zuvor hatte Mangel an Generälen geherrscht, fünf Generäle für sieben Legionen war nicht unbedingt die beste Ausgangsposition. Nun hatte sich das alles drastisch verschärft. Es war nur natürlich, dass sich Chargal als die Graue Eminenz hinter den Befehlen der Generäle Sorgen machte.

Dann endlich kam der Befehl für die Erste Legion, sich zurückzuziehen. Rajan und Sato folgten dankbar ihren Anweisungen, es war empfindlich kalt hier draußen. Plötzlich hörte Rajan eine Stimme in seinen Gedanken: „Captain de Finnes? Darf ich Sie bitten, sich in einer Stunde im kleinen Ratssaal einzufinden?“ Sarmagon! Der General sah nicht in seine Richtung, aber es war eindeutig seine Stimme, die Rajan hörte. „Natürlich. Um was geht es?“ „Entschuldigen Sie, aber ich muss auf Diskretion bestehen. Sie werden alles erfahren – aber erst im Ratssaal.“ Rajan runzelte die Stirn, fügte sich aber dem als Bitte ausgesprochenen Befehl. Was immer der General plante, es erforderte wohl Geheimhaltung, denn sonst wäre Chargal als „sein“ General von sich aus auf ihn zugekommen und hätte ihm mitgeteilt, was er zu tun hatte.

Sato neben ihm sah verwirrt drein. Er als starker Telepath hatte natürlich mitbekommen, dass auf geistigem Wege gesprochen worden war, auch wenn er die Worte nicht verstanden hatte. „Was hatte Sarmagon mit dir zu bereden?“ „Ich weiß es nicht. Er war sehr geheimnisvoll. Offenbar haben sie Pläne mit mir.“ Sato nickte, er wollte offenbar nicht mehr wissen. „Cesaja ist auch zu ihnen bestellt worden. Er soll in einer halben Stunde in den Ratssaal kommen. Ich frage mich, was sie vorhaben.“ Rajan sah überrascht auf Sato hinab. Es sah dem schlanken Telepathen eigentlich nicht ähnlich, bei Gesprächen zu lauschen. „Cesaja hat es eindeutig an mich adressiert. Er wollte wohl, dass wir davon erfahren. Und er wollte auch, dass wir wissen, dass Chargal, als er ihm die Nachricht überbracht hat, eindeutig verunsichert gewirkt hat.“ Der Rothaarige starrte den Telepathen verwundert an. „Was? Chargal und verunsichert? Wie kann das denn passiert sein? Bist du sicher?“

Sato warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Selbstverständlich bin ich mir sicher! So weit weg war Cesaja nicht, dass ich ihn hätte missverstehen können!“ „Tut mir leid.“, entschuldigte sich Rajan sofort. „Nichts gegen dich, aber es ist einfach ungewohnt, im Bezug auf Chargal von „verunsichert“ zu sprechen. Meinst du nicht?“ Sato nickte. „Du hast recht. Ich weiß, was du meinst. Chargal ist sonst die Selbstsicherheit in Person.“ „Jedenfalls, ich kann nicht lange bleiben. Ich werde in einer Stunde im Ratssaal erwartet.“ Sato nickte und grinste. „Schon gut. Mach, dass du loskommst, sonst kannst du dich nicht mehr umziehen!“ Rajan lächelte, dann beschleunigte er seine Schritte, um als einer der ersten der Legion das Gebäude betreten zu können. Was die Generäle wohl von Cesaja und ihm wollten?
 

Eine knappe Stunde später fand sich Rajan vor der Tür des kleinen Ratssaals ein. Das schwere Tor aus Eichenholz war geschlossen, deshalb wartete er an die Wand gelehnt, bis man ihm öffnete. Drinnen waren Personen, das spürte er. Gedämpft konnte er gedankliche Schwingungen wahrnehmen, aber nichts genaues, nur, dass gesprochen und noch mehr gedacht wurde. Er seufzte und sah nachdenklich auf seine Schuhspitzen. Erneut fragte er sich, was Sarmagon wohl mit ihm vorhatte. Angesichts dessen, dass Cesaja von Chargal angesprochen worden war, kam ihm ein Tausch in den Sinn. Vielleicht sollte Cesaja in Chargals Legion versetzt werden, während er selbst zu Sarmagon wechseln würde. Aber dann kamen ihm Zweifel. Warum hätte Sarmagon dann strikte Geheimhaltung verlangt? Ein Tausch war nichts so Außergewöhnliches, dass es solche Maßnahmen erfordert hätte. Rajan seufzte wiederum und übte sich in Geduld.

Bereits wenige Minuten später öffnete sich die Tür auch schon. Cesaja kam ihm entgegen, blass und besorgt. Als er Rajan sah, schüttelte er nur den Kopf und ging dann wortlos und schnellen Schrittes an ihm vorbei in Richtung der Unterkünfte. Spontan fragte sich Rajan, was sie Cesaja wohl mitgeteilt haben mochten. Die Barriere hatte alles andere als glücklich gewirkt. Hoffentlich drohte ihm nicht dasselbe Schicksal! Rajan straffte die Schultern. Was immer es war, er würde der neuen Situation gelassen entgegentreten! Er betrat den Raum.

Chargal, Sarmagon, Lucarna und Feodor, einer der drei Kanzler Antarcticas, warteten bereits. Sie saßen um den großen, runden Ratstisch und hatten jeder Unterlagen vor sich liegen. Sarmagon, sah Rajan, hatte seine Akte auf dem Tisch, er konnte sein eigenes rotes Haar auf dem Foto leuchten sehen. Chargal schob eine Akte von sich weg, Rajan schätzte, es war Cesajas, denn auch hier konnte er ein Foto sehen, allerdings ohne die strahlende Haarfarbe. Er war wirklich neugierig. Rajan sah der Reihe nach in die Gesichter. Sarmagon ganz außen rechts wirkte nervös, seine Blicke schossen im Raum umher. So kannte Rajan den sonst so ruhigen General gar nicht. Chargal rechts von Feodor wirkte gelassen wie immer, aber auch seine Augen verrieten Unruhe. Feodor selbst war ruhig wie ein stiller See. Der Kanzler galt als ausgeglichenstes Mitglied der höchsten Befehlshaber Antarcticas, und auch wenn Rajan ihn nicht wirklich kannte, so wusste er dennoch, dass Feodors Anwesenheit hier eigentlich nicht notwendig war. Was immer hier gleich geschehen würde, das zeigte ihm ein Blick auf Lucarnas nervöses Gesicht, es fiel zwar in den Aufgabenbereich des Kanzlers, aber seine direkte Anwesenheit war dennoch nicht nötig.

„Rajan de Finnes, Ihnen ist sicherlich bekannt, dass in Antarctica derzeit ein absoluter Mangel an Befehlshabern herrscht.“, eröffnete Chargal das Gespräch. Rajan nickte pflichtbewusst und sah den General fragend an. Sarmagon ergriff das Wort. „Nicht nur irgendwelche Befehlshaber, Offiziere können wir jederzeit berufen. Aber uns fehlen Generäle. Selbst mit Marina und Arius waren wir unterbesetzt – jetzt ist es eine Katastrophe.“ Chargal nickte und führte weiter aus: „Wir haben daher in Übereinstimmung mit den Kanzlern beschlossen -“ er sah zu Feodor hinüber, der ruhig nickte und Chargal mit einer Handbewegung aufforderte, weiterzusprechen, „dass neue Generäle ernannt werden müssen. Gegenwärtig gibt es jedoch nur einen Kandidaten, den wir für geeignet halten – Sie.“ Rajan blinzelte überrascht. Er sollte General von Antarctica werden? Er schluckte. „Wir verlangen keine sofortige Entscheidung, aber Sie sollten bei Ihren Überlegungen mit berücksichtigen, wie dringend wir Führungskräfte brauchen. Die Generäle Sarmagon und Arius haben, zusätzlich zu meinen eigenen Erfahrungen mit Ihnen, beide bestätigt, dass sie Sie für geeignet halten, eine Legion anstelle einer einfachen Truppe zu befehligen.“ Chargal seufzte. „Ich halte Sie für den besten Kandidaten, und ich hätte Sie wohl auch demnächst nominiert, selbst wenn Arius und Marina überlebt hätten. Die Entscheidung wurde lediglich vorgezogen. Ich gebe Ihnen bis zum Ende der Woche Zeit, sich zu entscheiden. Wenn Sie jetzt Fragen haben, sind wir alle bereit, diese zu beantworten.“

Rajan sah erneut in die Gesichter, verunsichert, was er jetzt fragen sollte. Er traute sich nicht einmal, Sarmagon auf geistigem Wege um Rat zu bitten, denn Feodor war ebenfalls Telepath und hätte dies sicherlich mitbekommen. Chargal sah einfach nur noch müde aus, während Sarmagon gespannt auf seine Fragen wartete. Feodors Miene war ausdruckslos, während Rajan vor dem Feuer, das in Lucarnas hellen Augen loderte, regelrecht zurückschreckte und schnell in eine andere Richtung sah. „Was... was hätte ich an neuen Aufgaben, wenn ich die Wahl annehme?“, fragte er schließlich.

Es war Sarmagon, der ihm antwortete. „So viel würde sich zunächst nicht ändern. Zunächst müssten wir Sie schulen, bis Sie problemlos die Befehlsgewalt über mehr als eine einfache Truppe übernehmen können. Später erhalten Sie Befehl über eine – oder im Bedarfsfall auch mehrere – der Legionen. Zudem erhalten Sie Befugnisse, auch die geschlossenen Bereiche von Antarcticas Kasernen zu betreten.“ Rajan nickte. „Und wie sieht es mit der Verantwortung aus?“

Chargal meinte: „Wie stellen Sie sich das vor? Natürlich sind Sie für alle Ihre Handlungen voll verantwortlich. Sie müssen mit Ihrem Gewissen vereinbaren, was Sie befehlen. Und, in besonders außergewöhnlichen Fällen, müssen Sie Rechenschaft ablegen vor den Generälen, je nach Schwere der Entscheidungen, aber auch vor den Kanzlern bis hin zur Vollversammlung im Ringsaal.“ Der Rotschopf nickte wiederum. „Ich verstehe. Wie sieht es mit der Befehlsgewalt über Angehörige von anderen Legionen aus?“ „Das wird von Fall zu Fall entschieden. Solche Details sind im Moment unwichtig.“, lächelte Sarmagon.

„Wenn das jetzt alles ist, möchte ich darum bitten, mich zu entschuldigen. Meine Zeit hier ist begrenzt.“, mischte sich da Feodor ein. Die versammelten Generäle nickten. Der Kanzler erhob sich. „Nun denn. Ich verabschiede mich. Lassen Sie mir die Entscheidung zukommen, General Avariel.“ Sarmagon nickte und Feodor verließ rasch den Raum.

Kaum war die Tür zugefallen, seufzte Chargal. „Ich will ehrlich sein, Rajan. Was wir von Ihnen verlangen, ist harte Arbeit. Aber es ist wichtig, dass wir eine Antwort bekommen, wenn Sie ablehnen und wir fragen, warum. Ich hoffe natürlich, Sie nehmen unsere Wahl an, aber wir können Sie verständlicherweise nicht zwingen.“ „Ich schätze Ihre Ehrlichkeit, General. Ich werde darüber nachdenken.“

Sarmagon nickte. „In Ordnung. Dann möchte ich Sie bitten, am nächsten Samstag um dieselbe Zeit hier zu erscheinen, damit wir Ihre Antwort erfahren können.“ Rajan neigte den Kopf. „Ich werde da sein.“ Die Generäle erhoben sich und Rajan wurde klar, dass das Gespräch beendet war. Er wandte sich zur Tür, als er aus dem Augenwinkel noch etwas Besonderes sah.

Es war ein Blick, den Lucarna ihm zuwarf. Absolute Finsternis strahlte aus den kalten Augen, Misstrauen und so etwas wie Abneigung. Rajan konnte ein Erschauern nicht unterdrücken. Der Nekromant lächelte kaum merklich, aber ohne jegliche Wärme darin. Der Rotschopf spürte, wie sein Inneres zu Eis erstarrte. Was in Gottes Namen war Lucarna?
 

Als Cesaja seinen eigenen Raum betrat, wurde er bereits von Sato und Ryucama erwartet. Beide sahen beunruhigt aus. „Was ist geschehen, Cesa?“, wollte Ryucama wissen und machte seinen Platz auf dem Bett frei, damit sich Cesaja dort niederlassen konnte. Die Barriere fiel schwer auf die Matratze. „Man hat mich auf einen Spezialauftrag geschickt.“ Satos Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das meint...?“ „Ich werde wohl nicht zurückkehren.“ Ryucama erstarrte. „Was? Aber... was musst du denn so schlimmes tun?“ Cesajas Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich soll die Ostfront ausspionieren, indem ich mich hinter ihre Linien schleiche. Ich werde nur von zehn weiteren Mages begleitet, die mir von Chargal gestellt werden. Es sind zwar erfahrene Soldaten, aber... die Überlebenschance ist sehr gering.“ „Kannst du das denn nicht ablehnen?“, wollte Sato verzweifelt wissen. Doch Cesaja konnte nur den Kopf schütteln. „Der Befehl kommt direkt von Sarmagon. Ich kann nichts dagegen tun.“ Er seufzte und verbarg das Gesicht in den Händen. „Ich will nicht gehen! Aber wenn ich es nicht tue, verweigere ich damit den Befehl! Was soll ich nur machen?“

Ryucama legte sanft einen Arm um seinen Freund und zog ihn an sich. „Ruhig. Wir finden schon einen Weg.“ Cesaja explodierte: „Was für einen Weg denn? Wenn ich gehe, werde ich bestimmt getötet! Wenn ich nicht gehe, werde ich wegen Befehlsverweigerung hingerichtet! Egal welche Möglichkeit ich wähle, ich sterbe sowieso! Verdammt!“ Er biss sich auf die Lippe. Lucarna war schuld. Mit einem Mal war sich Cesaja sicher, von wem dieser Auftrag in Wirklichkeit gekommen war – nämlich nicht von Sarmagon oder Chargal, sondern vom Nekromanten höchstselbst! Cesaja fluchte. Diesmal würde ihm Lucarna keinen Strich durch die Rechnung machen. Er hob den Kopf.

„Leute? Ich muss euch etwas erzählen. Es ist wichtig!“ Cesajas Hände ballten sich ohne sein Zutun zu Fäusten. „Es geht um Lucarna...“
 

Als Rajan zurückkehrte, fand er alle Mitglieder seines engeren Freundeskreises versammelt. Alle hatten sich um Cesaja geschart, der unsicher in ihrer Mitte saß und nicht zu wissen schien, was er tun sollte. Rasch bat der Rothaarige Sato um einen telepathischen Report, dem der Lockenkopf nur zu gerne nachkam. Sato erklärte präzise und schnell, worum es ging und als er geendet hatte, nickte Rajan. „Ich verstehe. Unter diesen Umständen sollte ich wohl die Wahl annehmen. Vielleicht kann ich etwas bewirken in dieser Sache.“

Die Anderen sahen ihn verwirrt an und der Rotschopf lächelte. „Mir ist die Möglichkeit eröffnet worden, General Antarcticas zu werden. Chargal, Sarmagon und Lucarna würden diese Wahl unterstützen, auch wenn ich bei Lucarna glaube, dass er mir auch liebend gerne das Herz herausreißen und es essen würde.

Jedenfalls, ich könnte dafür sorgen, dass statt dir jemand anders geht – oder dass die Entscheidung zumindest überdacht wird und vielleicht ein neuer Plan ersonnen wird.“

Rajan sah Cesajas Augen groß werden. „Ich wäre dir unendlich dankbar, wenn du das tun könntest. Ich... ich hänge an meinem Leben.“ Ryucama nickte. „Zu recht. Wer ist eigentlich darauf gekommen, Cesa als Kundschafter auszuschicken? Ich meine, nichts gegen eine Barriere als Späher, aber trotzdem. Sollte nicht lieber ein Illusionist oder so gehen?“ „Im Grunde schon, ja, aber eine Barriere ist kaum zu töten mit herkömmlichen Mitteln. Du musst schon schwere Gewalt anwenden, um Erfolg zu haben. Wer Schuld ist an dem Desaster weiß ich allerdings auch nicht. Tut mir Leid.“ Cesaja schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen. „Aber ich weiß es. Auch wenn ich es nicht beweisen kann, aber ich bin mir sicher, dass Lucarna dahintersteckt.“ „Wegen all dem, was du über die Jahre hinweg gesehen hast?“, wollte Rajan wissen und die Barriere nickte. „Genau. Das Dumme an der Sache ist, dass ich die Beherrschung verloren und ihm entgegengeschleudert habe, was ich weiß. Und jetzt will er dafür sorgen, dass niemand davon erfährt.“ Rajan biss sich auf die Lippe. „Jetzt ergibt alles einen Sinn. Deshalb ist es Lucarna auch nicht recht, dass ich nominiert worden bin – er weiß, dass wir Freunde sind und fürchtet, dass du auch uns davon erzählt hast, was du über die Jahre beobachtet hast. Infolgedessen glaubt er, ich könnte gegenüber den falschen Leuten ausplaudern, dass bei Lucarnas seltsamer „Entwicklung“ Chargal die Finger im Spiel hatte.“

Ryucama wurde blass. „Rajan, dadurch eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, sowohl für uns, als auch für Lucarna und Chargal! Wenn sie Cesaja fortschicken und er umkommt, werden sie einen Zeugen ihrer Taten los, während wir nur alles aus zweiter Hand wissen. Aber das bedeutet auch, dass zwangsweise auch wir in ihren Fokus geraten!“ Rajan runzelte die Stirn. Ryucama hatte nicht ganz unrecht mit seiner These. „Aber... das würde bedeuten...“ Er senkte den Kopf, schluckte. Sato, der seine Gedanken gelesen hatte, schlug entsetzt die Hand vor den Mund. „Nein, Rajan! Du darfst das nicht tun! Du musst Cesaja helfen, damit er nicht auf diese Todesmission geschickt wird!“ „Und wie soll ich das anstellen?“, fuhr Rajan auf. „Ich kann schließlich nicht einfach damit herausplatzen, dass das alles von Lucarna geplant wurde, um Cesa loszuwerden!“ Der Telepath zuckte zusammen und Tränen stiegen ihm in die Augen. Ryucama hingegen ballte die Hand zur Faust. „Das kannst du nicht, das stimmt. Aber du kannst etwas anderes tun.“ Seine hellen Augen flackerten und bannten Rajans Blick. „Du musst ihre Wahl annehmen und sie überzeugen, von einer so dummen Mission abzulassen!“ Rajan schwieg.

Ryucamas Blick brannte sich in seinen. „Wenn du das nicht tust, verurteilst du Cesaja zum Tod. Das ist dir doch klar, oder?“ Dem Rotschopf wurde wiederum klar, dass Ryucama, ebenso wie er, Captain der Armee Antarcticas war. Doch im Gegensatz zu ihm selbst hatte Ryucama bereits zwei Missionen höchster Schwierigkeit absolviert. Er selbst war lediglich bei einfacheren Aufträgen eingesetzt worden, sein Kommando hatte nie aus mehr als fünfzig Mages bestanden, während sein Freund bereits über zweihundert Kämpfer kommandiert hatte. Er fragte sich, weshalb nicht Ryucama nominiert worden war, er eignete sich doch bestimmt viel besser? Doch dann gab er sich selbst die Antwort. Sein Freund hatte einen eigenen Kopf, den er auch nur allzu gerne durchsetzte. Doch mit Chargal und Lucarna gab es bereits zwei Generäle, die ihre eigenen Vorstellungen vertraten, die sich manchmal nicht mit der politischen Richtung des Staates Antarctica deckten. Ein weiterer Quertreiber mochte zur Folge haben, dass Militär und Politik vollkommen auseinander drifteten.

Rajan seufzte leise. „Ich verstehe, was du mir sagen willst, Ryucama, danke. Angesichts dieser Lage ist es für mich so gut wie ausgeschlossen, den angebotenen Posten nicht anzunehmen. Wir sollten uns nur darüber klar sein, dass ich unter Umständen ebenfalls nicht mehr in der Lage sein könnte, noch etwas an der Situation zu ändern.“ Er hasste sich für diese Worte, als er sah, wie Cesajas Schultern herabsackten und Sato Tränen über das Gesicht liefen. Ryucama räusperte sich und warf ihm einen scharfen Blick zu. Rajan schüttelte den Kopf und machte eine harsche Handbewegung. „Genug davon! Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich bin kein Gott, dass ich alle Dinge ungeschehen machen könnte! Und hör auf, mich anzusehen, als sei ich ein Häufchen Straßendreck, Ryucama! Ich werde tun, was ich kann, doch erwarte nicht von mir, dass ich mich in den Magen des Löwen begebe, nachdem ich schon töricht genug war, geradewegs in sein Maul zu hüpfen!“

Das besiegelte das Schweigen vorerst. Cesaja und Sato saßen aneinandergelehnt da, spendeten sich gegenseitig Trost in einer sanften Umarmung, während Ryucama still dasaß und unter seinen dunklen Wimpern hervorstarrte, meist in die Leere, doch gelegentlich zuckte sein Blick zu Rajan hinüber. Rajan selbst war tief in Gedanken versunken.

Wie konnten sie Lucarnas Hass besänftigen? Konnten sie es mit Chargals und Lucarnas geballter Macht aufnehmen? Wie viel wusste der alte General von den Plänen des Nekromanten? Und wie war Sarmagon in die Sache involviert? Gab es sogar Verbindungen bis in die Politik, zu den Kanzlern? Viel zu viele Fragen... und keine Antworten, ehe sie nicht selbst handelten. Rajan fluchte lautlos. So, wie es im Moment aussah, gab es tatsächlich nur einen Weg.

Er lehnte sich zurück und seufzte. Der Fehdehandschuh war geworfen worden, ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen. Rajan sah sich selbst, mit seinen Freunden um sich herum, im Schatten von Lucarnas finsterer Macht und Chargals gigantischem Einfluss stehen. Sie konnten nicht zurück, oder es würde Cesajas Tod bedeuten. Leise schwor er sich, nicht zum Spielball in den eisigen Winden von Antarcticas Politik zu werden. Nacheinander sah er in die Gesichter seiner Freunde. Besorgnis in Cesajas Zügen, tief eingegraben in seine ganze Haltung. Angst auf Satos Gesicht, aber zugleich Vertrauen in seine Freunde. Entschlossenheit, wie eine Aura um Ryucama herum.

Plötzlich wusste Rajan, sie konnten es schaffen. Sie würden allen die Stirn bieten, die es wagten, sie zu bedrohen.

Treffen

man kann sagen, ich bin von frischer Energie erfüllt, was Antarctica angeht, deshalb gibts gleich das nächste Kapitel! Viel Spaß!
 

Hauptcharaktere: Mendoza (46 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Manipulations-Abwehr, Rang: Captain/Offizier), Vestral (28 Jahre alt, Fähigkeiten: Licht/Blitz-Offensive, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Sato (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Empathie 3.Grades/Telepathie, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General)
 

Mendozas Finger glitten über die Computertastatur, ohne innezuhalten. Binnen weniger Minuten war der Bericht fertig und mit einigen kurzen Eingaben an General Chargal gesandt. Er lehnte sich zurück und seufzte. Seit Marina, seine Generälin, im Kampf gefallen war, stand das Chaos quasi täglich vor seiner Bürotür.

Zwar waren seine fliegenden Einheiten, die Kampfgleiter Antarcticas, relativ unabhängig und waren Marina mehr symbolisch unterstellt gewesen, aber dennoch. Seit das Lazarett zerstört worden war, mussten sie immer wieder Präsenz in der Luft zeigen, außerdem kam er sich ohne einen General, der ihm sagte, was wann wo geplant war, ziemlich verlassen vor. Jetzt, ohne Marina, bekam er so gut wie gar keine Informationen mehr, weil die verbleibenden Generäle alle vollkommen überlastet zu sein schienen.

Umso überraschter war er, als er in seinem Posteingang eine Nachricht von Chargal vorfand. Einer seiner Piloten war abberufen worden? Mendoza runzelte die Stirn. Weshalb erfuhr er erst jetzt davon? Und weshalb berief man einen Kampfpiloten in die Infanterie ab?

Dann gab er sich selbst die Antwort. Vestral besaß selbst für einen Mage-Piloten ein überragendes Raumgefühl, hatte ein Gespür für Truppenbewegungen am Boden und hatte viel Talent im Umgang mit seinen Kräften.

Kurz entschlossen sandte er einen Gedankenimpuls an seinen Assistenten mit der Bitte, Vestral zu ihm zu schicken. Wenig später klopfte es bei ihm an der Tür. Mendoza erhob sich, wobei er sich fragte, ob er nicht zu vorschnell gewesen war, zu übereilt. Doch jetzt würde sich das nicht mehr ändern lassen.

Vestrals Gesicht war ruhig, wenn auch neugierig, als er den Kopf vor seinem Kommandanten neigte, der ihn hereinwinkte und ihm einen Platz anbot. Der Pilot ließ sich in einem der Sessel ihm gegenüber nieder und sah ihn geduldig an.
 

„Ich habe erfahren, dass du abkommandiert worden bist?“, eröffnete Mendoza das Gespräch direkt. Vestral nickte. „Das ist richtig. Ich dachte allerdings, dass das mit Chargal abgesprochen war?“ Mendoza schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe erst gerade eben davon erfahren. Warum das alles, wenn ich fragen darf?“ Vestral seufzte leise und fuhr sich durch die hellblonden Haare. „Ich... ich werde befördert, wenn alles gut geht. Ich soll einer der Generäle Antarcticas werden.“

Mendozas Herz setzte einen Schlag aus. Vestral, einer der Generäle? „Das... das kommt jetzt schon etwas überraschend!“, meinte er schließlich. Der ehemalige Pilot nickte und meinte offen: „Ich weiß. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passieren würde.“ Er zögerte. „Ich weiß ja nicht einmal, wie General Chargal von mir erfahren hat.“

Mendoza seufzte. „Ich schon. Ich selbst war es, der dich vor Chargal gelobt hat. Du erinnerst dich an das große Luftgefecht mit den Jägern des Zentralbündnisses? Ich habe dich erwähnt.“ Vestral hob überrascht den Kopf. „So war das also. Ich hatte mich schon gewundert.“ Mendoza konnte nicht verhindern, dass sich bei der Erinnerung an das Gefecht ein Lächeln auf seine Lippen schlich.

Das Zentralbündnis hatte seine weithin als exzellent geltenden Jäger ausgeschickt, um die antarctischen Einheiten aus der Luft anzugreifen und zu zermürben. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, dass Antarctica so schnell zurückschlagen würde. Zwei kleine Gruppen unter Mendozas und Vestrals Führung hatten die Jäger systematisch auseinandergenommen.

Das Besondere daran war, dass Vestrals Gruppe sich besonders dadurch hervorgetan hatte, mehrere Jäger im Tiefflug dazu zu zwingen, von der Jagd auf Fußtruppen abzulassen, sondern stattdessen sie zu jagen. Vestral allein hatte es zu verantworten, dass zwei Jäger an Felsen und Gletschern zerschellt waren, einer von einer Fußtruppe abgeschossen wurde, drei durch die Flugabwehranlagen niedergingen und zwei weitere Jäger von ihm selbst abgeschossen worden waren.

Eigentlich schade, dass er einen so begnadeten Piloten abgeben musste, doch Mendoza wusste, dieser Mann war begabt, was das Führen von Menschen anging, begabter als er selbst. Nicht umsonst verließ er sich blind auf den Blondschopf vor ihm, wenn es darum ging, einzelne Abteilungen getrennt von seiner Hauptgruppe fliegen zu lassen.

Er sah den Jüngeren an. Vestrals weißblondes Haar wirkte immer wild und stürmisch, und speziell wenn seine Augen so funkelten, wie sie es jetzt gerade taten, merkte man deutlich, wie viel Spaß dieser junge Mann am Leben hatte. Er schien sich wirklich auf seine Aufgabe zu freuen.

„Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich das alles meistern kann, aber ich werde es auf alle Fälle versuchen. Zusammen mit mir wird noch ein weiterer Mage zum General ernannt werden – ein gewisser Rajan de Finnes. Kennst du ihn?“ Mendoza verneinte. „Zugegeben, ich kenne wirklich einige Infanteristen, aber dieser Name ist auch mir unbekannt.“ Vestral grinste. „Es wird sicher spannend, all diese neuen Aufgaben! Auch, wenn ich meinen Gleiter und meine Freunde hier vermissen werde.“

Mendoza nickte langsam, dann erhob sich der Jüngere. „Danke für dein Vertrauen in all dieser Zeit, und auch für alles, was du mir beigebracht hast, Mendoza. Ich würde mich freuen, wenn wir auch in Zukunft gut zusammenarbeiten könnten!“ Der ältere Pilot nickte erneut und reichte Vestral die Hand. „Pass auf dich auf da draußen. Als General bist du ein viel wichtigeres Ziel als ein einfacher Kampfpilot. Ich möchte nur ungern auf eine weitere Beerdigung diesen Ausmaßes gehen müssen, weil du in der Schlacht fällst. Die letzte war schon schlimm genug.“

Er konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Wahrlich, Vestral war mehr als nur ein bloßer Freund für ihn, dieser Mann war in gewisser Weise sein Schüler und sein engster Vertrauter gewesen. Und nun würde er ihn an Chargal und seine Infanteristen abtreten müssen.

Der Blick des Jüngeren zuckte scheu in sein Gesicht. „Ich werde mein Bestes tun, Mendoza. Ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass alles immer gut gehen wird, aber ich versuche natürlich, es nicht zum Schlimmsten kommen zu lassen. Leb wohl.“

Dann wandte er sich um und verließ entschlossenen Schrittes den Raum. Mendoza blieb zurück, starrte ihm hinterher. Lange später, als sich die Tür bereits wieder geschlossen hatte, flüsterte er: „Leb wohl, Vestral.“
 

Sato eilte durch die Gänge. Immer, wenn er auf Menschen stieß, riss er hastig seine schwachen Gedankenschilde hoch, um zumindest ein wenig die Privatsphäre zu wahren. Dennoch bekam er noch immer genügend private Gedanken der anderen Leute um ihn herum mit. Er musste dringend mit einem dieser drei Männer sprechen! Doch er wusste nicht, wo er nach ihnen suchen sollte. In ihren Büros hatte er sie nicht vorgefunden – und er weigerte sich, in den Gedanken der Wachen zu lesen, wo die Männer, die er suchte, wohnten.

Also hastete er durch die langen Korridore von Antarcticas Kasernen, sich wild nach allen Seiten umschauend, ob er nicht doch einen des Trios fand. Er war so beschäftigt mit seiner Suche, dass er mit Wucht in die Gestalt hineinrannte, die an einer Kreuzung aus dem Gang rechts von ihm kam und ebenso schnell unterwegs war wie er. Da beide in etwa gleich groß waren und beide offensichtlich nicht mit dem jeweils anderen gerechnet hatten, gingen beide zu Boden, wobei der Andere eine Mappe mit Papieren fallen ließ, die sich prompt auf dem Fußboden verteilten. Sato blieb auf dem Hosenboden sitzen und stöhnte leise. „Auh... das tat weh!“ Sein Gegenüber rappelte sich auf und starrte auf ihn herab. „Pass doch auf, du Tollpatsch!“ Er sammelte seine Unterlagen ein, während Sato nur zu ihm hinaufstarrte. „Was willst du? Hilf mir lieber, anstatt blöd zu glotzen!“, fauchte der Schwarzgekleidete. Sato schluckte. Er hatte einen der Drei gefunden.

Lucarna schoss einen weiteren messerscharfen Blick in seine Richtung. „Wirds bald?“ Diesmal zuckte Sato zusammen, dann raffte er hastig einige Blätter zusammen, ehe ihm klar wurde, dass er ja eigentlich mit dem General hatte reden wollen.

„Äh, General Lucarna? Kann ich... kann ich Sie kurz sprechen?“ Er sah, wie sich Lucarnas Lippen verächtlich kräuselten. „Ich habe keine Zeit!“ Der Nekromant nahm Sato die letzten Blätter aus der Hand und wandte sich bereits um, um zu gehen. Sato, der seine letzte Chance, das Gespräch in Gang zu bringen, davongleiten sah, griff hastig nach Lucarnas Arm und erwischte tatsächlich noch dessen Ärmel. Beinahe hätte der Schwarzhaarige seine Mappe wieder fallen lassen, als seine Hand von dem Ruck erfasst wurde, doch er konnte sie gerade noch auffangen. Lucarna fuhr zu ihm herum. „Hör mal, was hast du an „Keine Zeit“ nicht verstanden? Ich habe bereits einmal gesagt, dass mir ein Gespräch ungelegen kommt...“ Er runzelte die Stirn. „Moment mal... du bist doch einer von Cesajas Freunden, nicht wahr?“ Sato spürte die wachsende Antipathie gegen ihn und schluckte schwer. „Ja... und genau darüber möchte ich mit Ihnen reden! Ich-“ „Verschwinde! Mit deinem tollen Freund habe ich ohnehin genug am Hut, da brauche ich nicht auch noch Küken wie dich!“, zischte Lucarna. Sato zuckte zusammen, ließ aber den Ärmel des Nekromanten nicht los. „Ich kann es nicht einfach so belassen! Wissen Sie denn nicht, dass Sie Cesaja in den Tod schicken? Er kann es nicht schaffen, diese Aufgabe ist zu schwer für ihn!“ „Was weißt du schon von möglichen und unmöglichen Aufgaben? Du bist schließlich einer von denen, die nur im gemachten Nest hocken und andere die Arbeit tun lassen!“, schoss Lucarna grob zurück und Sato stiegen gegen seinen Willen die Tränen in die Augen. Warum hasste dieser Mann ihn nur so? „Und übrigens: was sagt dir, dass ich nicht genau beabsichtige, Cesaja umzubringen?“ Lucarnas Stimme klirrte wie Eis und jetzt verlor Sato die Kontrolle über seine Tränen.

„Geh nach Hause, Kleiner, und lass die Großen ihre Pflicht tun!“ „Pflicht! Das hat nichts mit Pflicht zu tun, das ist ein persönlicher Rachefeldzug gegen Cesaja!“, begehrte Sato auf, auch wenn ihm die Knie schlotterten angesichts von Lucarnas mittlerweile wirklich wütendem Blick. Der Nekromant versuchte, sich loszureißen und fauchte: „Du hast keine Ahnung, um was es wirklich geht! Misch dich nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen!“ „Aber das tut es!“, schluchzte Sato. Dann hob er trotzig den Kopf. „Und wenn Sie Cesaja umbringen, wird ganz Antarctica erfahren, was zwischen Ihnen und General Chargal vorgefallen ist!“

Lucarna erstarrte. Zum ersten Mal sah Sato etwas in den Augen des Nekromanten, das er überrascht als Furcht identifizierte. Doch es währte nur eine Sekunde. Dann spülte brennender Zorn die Angst davon und ließ Sato zurückweichen. „Wie kannst du es wagen, dich mit mir anlegen zu wollen! Du spielst sicher nicht in meiner Liga, du Zwerg!“, knurrte Lucarna. „Sie wagen es nicht, auch mir etwas anzutun! Das wäre zu gefährlich für Sie!“, stammelte Sato und trat einen weiteren Schritt zurück. Lucarnas Augen wurden schmal. „So? Du glaubst also wirklich, mir Schaden zufügen zu können? Wie das? Du hast ja nicht einmal die Macht, dich selbst zu schützen!“

Kälte strömte durch Satos Körper, als er blitzartig begriff, dass er zu weit gegangen war. Wieder rannen Tränen über seine Wangen, als Lucarna näher zu ihm hintrat. Plötzlich war der Nekromant ganz ruhig. Er fasste Satos Kinn, so sanft wie als würde er ein Kind berühren. Seine Hände waren eiskalt, die Kälte schien auf den zierlichen Telepathen überzuspringen. Sato spürte den kalten Hass und die Verachtung, die ihm Lucarna entgegenbrachte, nun mehr als deutlich. Eine direkte Berührung machte es ihm unmöglich, die Gefühle und Gedanken des Anderen auszuschließen. Er sah ein Bild in Lucarnas Vorstellung, wie er selbst, Sato, am Boden lag und Blut und Wasser erbrach, sich in Todesqualen wand. Satos ganzer Körper begann zu zittern, während ihm Lucarna nach wie vor tief in die Augen sah.

Als der Nekromant dann tödlich leise zu sprechen begann, fuhr er so stark zusammen, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. „Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn sich langsam alles Blut im eigenen Körper in Wasser umwandelt? Wenn dein Atem versiegt und dein Herz still stehen bleibt? Wenn deine Glieder alle Kraft verlieren und der Tod nach dir greift?“ Sato wollte verneinen, doch ihm entfuhr nur ein verängstigtes, ersticktes Keuchen. Lucarnas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln ohne auch nur den leisesten Hauch von Wärme. Gleichzeitig spürte Sato, wie sich die Kälte, von Lucarnas Fingerspitzen ausgehend, immer weiter in seinem Körper ausbreitete. „N-nicht!“ Er wollte zurückweichen, doch es war, wie als seien die eisigen Finger des Nekromanten an seiner Wange festgefroren, als er einen Schritt rückwärts machte, folgte ihm der Andere sofort und ohne ihn loszulassen.

Mit einem Schrei schlug Sato Lucarnas Hand von seinem Gesicht und wich mehrere Schritte zurück, bis an die gegenüberliegende Wand. Der Nekromant lachte, ein Geräusch wie berstendes Eis. „Nur ein Vorgeschmack, Kleiner. Ein Wort und du bekommst das und mehr zu spüren. Und lass dir eines gesagt sein: Skrupel sind mir fremd.“ Dann wandte er sich um und ging davon.

Sato blieb bebend vor Angst zurück und wagte es kaum, Lucarna hinterherzusehen. Sein Herz raste noch immer. Zitternd schlang er die Arme um sich und sank zu Boden, kauerte sich an der Wand zusammen wie ein verängstigter Schneehase. Tränen rannen ihm über die blassen Wangen, aber er wagte es nicht, auch nur den leisesten Laut von sich zu geben aus Angst, den Nekromanten zur Umkehr zu bewegen und damit seinen eigenen Untergang einzuläuten. Lucarna würde nicht zögern.

Entscheidung

Langsam spitzt sich die Handlung zu. Verzweiflungstaten und verbales Lavieren garantiert! :D Viel Spaß!
 

Hauptcharakter: Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blut-Defensive, Rang: Captain/Offizier), Vestral (28 Jahre alt, Fähigkeiten: Licht/Blitz-Offensive, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General), Chargal (53 Jahre alt, Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General)
 

Wind strich beinahe sanft über die Hänge aus Eis, trieb zarte Schleier aus Schnee vor sich her. Fast hätte man meinen können, die Landschaft sei aus Zucker – nur die klirrende Kälte bewahrte ihn davor, allzu sehr ins Träumen zu geraten. Das, und die Tatsache, dass sie seinen Freund opfern würden, weil er zu viel wusste.

Ryucama seufzte. Sein Atem bildete dichte Wolken vor seinem Gesicht und der Luftzug riss an seinen dunklen Kleidern. Er musste irgendetwas tun, das stand außer Frage. Doch was würde Cesaja retten? Rajan hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er noch nicht die Entscheidungsgewalt besaß, diese Wahnsinnstat ungeschehen zu machen. Und Sarmagon konnte er schlecht bitten, davon abzulassen, oder? Im Grunde ging es ihn nichts an, was die Generäle entschieden – Cesaja und er waren Soldaten, Untergebene. Chargal war derjenige, der die Fäden zog. Er und Lucarna waren diejenigen, um die es ging, Sarmagon zu beeinflussen mochte vielleicht etwas helfen, doch er allein würde überstimmt werden, selbst wenn Rajan noch rechtzeitig zum General ernannt werden würde. Man würde einem Neuling sicher nicht zugestehen, die Entscheidungen zu kippen.

Er fluchte. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben! Doch ihm fiel nichts ein, wie er Cesaja retten konnte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis...

Doch was, wenn er Lucarna forderte? Ryucama hob den Kopf. Der Nekromant war einer der gefürchtetsten Mages, niemand hatte ihn je zu einem Duell herausgefordert. Was, wenn er sich gerne hinter seinem finsteren Äußeren versteckte, und in Wirklichkeit keineswegs so mächtig war, wie alle Welt annahm? Der junge Mage schluckte. Einen Schritt wie diesen zu wagen zeugte von seiner Verzweiflung. Doch sollte er es wirklich tun? Nie hatte er es gewagt, jemanden zum Duell zu fordern... Der eisige Wind strich über seine Wangen und er zog die Kapuze vom Kopf. Sein Haar wehte in der klirrenden Kälte, dem wispernden, einsamen Wind. Ryucama schloss die Augen. Wenn es sein musste... er war kein Feigling. Er würde sich seiner Angst stellen – für Cesaja!
 

Als Vestral den Raum betrat und Sarmagon, Chargal und Lucarna sowie einige andere Leute versammelt sah, dachte er bereits, er wäre zu spät, doch dann winkte ihn Chargal zu sich, schob ihm eine flache Mappe hin. Der Rothaarige an Sarmagons Seite hielt ebenso eine. Das musste folglich Rajan sein, der Mage, der mit ihm zum General gekürt werden sollte. Er schluckte. Seit er das Angebot angenommen hatte, hatte er sich immer wieder gefragt, ob es wirklich richtig gewesen war, das zu tun. Er schlug die Mappe auf und besah sich die Urkunde, mit der er offiziell zum General Antarcticas ernannt wurde. Mit diesem Dokument wäre er in der Lage, über die Legionen des Staates zu gebieten, falls es nötig wurde. Seine Hand, die das Papier hielt, zitterte. Er nickte und schlug die Mappe wieder zu. Er würde es erst bekommen, wenn er offiziell vor der gesamten Versammlung der Mages im Ringsaal ernannt wurde. Schweigend gab er Chargal die Blätter zurück und sah, wie Rajan dasselbe tat.

„Ich bin froh, dass Sie beide unser Angebot angenommen haben. Antarctica braucht Führungskräfte der höchsten Ebene viel zu dringend, als dass wir nach anderen, weniger geeigneten Mages als Ihnen Ausschau halten könnten.“, sagte Chargal mit einem Lächeln auf den Lippen. Vestral spürte deutlich, dass er es war, der die Generäle anführte, ganz gleich was alle anderen behaupten mochten. Chargal war das Gehirn hinter den Schlachtplänen. Doch zugleich fühlte er auch, dass sich dieser Mann die Macht nicht aus den Händen nehmen lassen würde. Zum General zu werden hieß nicht, völlig unabhängig zu werden.

„Wann soll die Zeremonie im Ringsaal stattfinden?“, wollte Rajan leise wissen. „Gibt es bereits einen Termin, oder sollen wir erst offiziell ernannt werden, wenn wir die Zeit unserer Ausbildung hinter uns haben?“ Seine ruhige Stimme ließ Vestral auf gute Zusammenarbeit hoffen. Sein neuer Mitgeneral schien ein sanftes Gemüt zu besitzen, er war scheinbar keiner, der gerne auf den Tisch haute und seine Meinung lautstark durchsetzte.

„Wir haben beschlossen, dass die Ernennung in vier Tagen, also nächsten Sonntag, stattfinden soll. Sie werden natürlich alles erhalten, was Sie dafür benötigen, einschließlich Kleidung und Accessoires.“ Vestral runzelte die Stirn und Sarmagon lachte. „Oh ja, zur Gewandung eines Generals gehören diverse Schmuckstücke, die selbstverständlich keiner von uns trägt, außer zu offiziellen Anlässen wie Festtagsfeierlichkeiten, Banketten und dergleichen. Aber zu unserer Einführung haben wir natürlich alles getragen – wie auch Sie es bitte tun.“

Rajan lächelte säuerlich. „Scheint, als müssten wir uns wegen der Kleiderordnung keine Gedanken machen...“ Chargal nickte und grinste. „Keine Bange, sobald alles vorüber ist, dürfen Sie natürlich wieder tragen, wonach Ihnen der Sinn steht, solange es dem Grundschnitt der Uniform eines Generals entspricht.“ Vestral runzelte die Stirn, besah sich die Generäle genauer. Überrascht fiel ihm auf, dass die Kleider aller drei Männer tatsächlich ähnlich geschnitten waren, auch wenn Sarmagon alles etwas weicher fallend trug, während Lucarna unter dem Obergewand, das zugegebenermaßen einen weiten Ausschnitt hatte, ein hochgeschlossenes Untergewand trug. Farblich waren alle drei sowieso unterschiedlich. Lucarna in finsterem Nachtschwarz, Sarmagon in einem freundlichen Sonnengelb, Chargal in kräftigem Rot waren alle drei Farbkleckse, die sich deutlich von den Farben der einfachen Soldaten abhoben. Er erinnerte sich, Marina hatte meist ein helles Grün getragen, Arius war stets in Weiß erschienen. Aber ihnen allen war die Schärpe gemein gewesen, der Kragen aus Seide...

Vestral fuhr zusammen, als Lucarna das Wort ergriff: „Was dieses Thema angeht, möchte ich Sie bitten zu schweigen. Dies fällt in den Entscheidungsbereich der älteren Generäle – da Sie nicht alle Fakten kennen, wäre es vermessen und gefährlich, eine Entscheidung von Ihnen zu fordern.“ Rajan nickte und Vestral konnte das eisige Lächeln auf den Lippen des Nekromanten sehen. Er runzelte die Stirn. Lucarna hielt den Blick mit Rajan etwas zu lange, als dass Vestral nicht misstrauisch geworden wäre. Da steckte mehr dahinter! Doch Sarmagon machte ihnen allen einen Strich durch die Rechnung. „Wenn das alles ist, möchte ich Sie alle bitten, mich jetzt zu entschuldigen. Ich habe noch einen dringenden Termin, der keinen Aufschub duldet. Wir sehen uns bei der Einführungszeremonie.“ Er nickte ihnen allen zu, dann verließ er den Raum und Rajan schloss sich ihm eilig an, offenbar wollte er nicht mit Lucarna und Chargal in einem Zimmer zurückbleiben, solange Sarmagon nicht da war. Vestral nickte den beiden Generälen zu, dann ging er ebenfalls.

Draußen wollte er Rajan noch abfangen, um ihn zu fragen, was das eben gewesen war, doch der Rotschopf war bereits am Ende des Korridors angelangt. Vestral wollte ihm nicht hinterherrufen, deshalb ließ er ihn gehen. Was war geschehen? Um was war es gegangen? Es hatte fast gewirkt, als hätte Lucarna seine Macht als General ausgespielt! Aber gegen Rajan oder gegen jemand anderen, der Rajan vielleicht nahestand? Vestral seufzte. Dann verließ auch er die Generalsebene.

Auf dem Weg zu seinem Quartier wurde er von einem Fremden aufgehalten, der ihm einen Umschlag in die Hand drückte. Doch ehe Vestral auch nur fragen konnte, was das sollte oder wer der Andere war, war der Fremde bereits wieder verschwunden. Verwirrt sah er auf den Umschlag hinab. Als er ihn öffnete und das Papier darin entfaltete und las, weiteten sich seine Augen. Er sah in die Richtung, in die der Andere verschwunden war.
 

Lucarna betrat seine Wohnung und legte als erstes den langen schwarzen Mantel ab, ehe er sich gemütlich auf den Sessel in seiner Sitzecke fallen ließ. Einige Minuten lang atmete er nur durch, dann richtete er sich wieder auf. Chargal würde in einer halben Stunde vorbeikommen. Bis dahin würde er es sicher geschafft haben, Tee zu kochen und alles für ein gemütliches Beisammensein vorzubereiten. Er war eigentlich nicht der Typ für so etwas, aber Chargal hatte extra darum gebeten, mit ihm unter vier Augen sprechen zu dürfen. Lucarna seufzte. Die Sache mit Cesaja war nach wie vor brenzlig, noch konnte etwas schiefgehen! Er musste seinen alten Lehrmeister davon überzeugen, den Störenfried zu beseitigen, solange noch nichts davon nach außen gedrungen war.

Der Nekromant schüttelte den Kopf. Details waren bereits bekannt geworden. Sonst hätte ihn dieses Nichts von einem Mage neulich nicht aufgehalten! Noch immer sträubten sich ihm die Nackenhaare, wenn er nur an den Kerl dachte! Keine Ahnung vom wahren Leben eines Mages, aber großsprechen wollen... Lucarna starrte auf den Tisch, auf dem sich einige wenige Akten befanden. Wie konnte der Typ es wagen, ihn zu bedrohen? Nein, er würde Cesaja in den sicheren Tod schicken, es war ausgeschlossen, dass er zurückkehrte! Und dann würde sich – zumindest für ihn und Chargal – alles in Wohlgefallen auflösen! Niemand würde hinter das Geheimnis seiner Erschaffung kommen, niemand!

Entschlossen stand der Nekromant auf und setzte Wasser auf. Er würde Chargal überzeugen, seinem Plan zu folgen. Ein einzelner Mage würde niemals in der Lage sein, ein ganzes Fort zu infiltrieren und auch noch unentdeckt wieder herauskommen! Cesaja würde sterben – und das Wissen um das Geheimnis mit ihm! Lucarna grinste. Das bedeutete es, sich mit zu großen Gegenspielern anzulegen: den Tod!

Als Chargal dann auch wirklich wenig später vor seiner Tür stand, hatte sich Lucarna bereits so weit vorbereitet, dass er fast mit der Tür ins Haus gefallen und Chargal den Plan noch auf der Fußmatte vor der Wohnungstür erklärt hätte. Gerade eben schaffte er es noch, sich zurückzuhalten und den Anderen erst nach drinnen zu bitten. Der Gestiker bediente sich an den Kleiderbügeln und hängte seinen schlichten grauen Mantel zu Lucarnas schwarzen Gewändern. Dann betrat er das Wohnzimmer und ließ sich auf dem Sessel nieder, auf dem Lucarna noch vor kurzer Zeit gesessen hatte. Der Jüngere zuckte mit den Schultern und nahm mit dem Sofa vorlieb. Er schenkte Chargal eine Tasse Tee ein und der ältere General begann: „Nun, Lucarna. Ich hatte gehofft, du würdest irgendwann wieder davon abkommen, nur noch schwarz zu tragen. Es gibt dir einen Anstrich von Finsternis und Bosheit, der dir nicht steht.“ Lucarna schüttelte den Kopf. „Bist du deshalb hergekommen? Wegen solch einer Lappalie?“ Chargal schnaubte. „Natürlich nicht. Aber ich hätte trotzdem gern darüber gesprochen, wenn ich schon einmal hier bin.“ Er nahm einen Schluck Tee. „Du bist nicht böse, Lucarna, auch wenn du gern so tust. Also, was soll das?“ „Das geht dich nichts an, Chargal. Wie ich mich kleide, ist allein meine Sache. Ich finde, schwarz steht mir ausgezeichnet, deshalb behalte ich es bei.“ Der Ältere seufzte. „Ich hatte befürchtet, dass du so etwas sagen würdest. Aber gut, lassen wir das. Ich kann dich zu nichts zwingen. Wie ich schon sagte, mir gefällt nicht, dass du dich so düster gibst, aber wie du schon bemerkt hast, habe ich in dieser Hinsicht nichts zu sagen. Du bist alt genug, um selbst zu wissen, was du tragen möchtest.“

Er biss von einem Teekeks ab und fuhr fort: „Aber nun zu der Sache, weswegen ich eigentlich gekommen bin.“ „Cesaja?“ Der Gestiker nickte. „Das ist richtig. Lass die Lügen, Lucarna. Vor mir kannst du dich nicht hinter Unwahrheiten und Ausflüchten verstecken. Warum bist du hinter ihm her wie der Teufel hinter einer armen Seele?“ Lucarna seufzte leise. Dann sah er Chargal tief in die Augen. „Er hat mein Geheimnis entdeckt. Und er weiß, dass auch du mit drinsteckst. Er könnte alles gefährden, wofür wir gearbeitet haben.“ Chargals Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wie viel weiß er?“ „Ich denke nicht, dass er alle Einzelheiten kennt. Aber er weiß, dass nicht alle meiner Kräfte echt sind. Er sagte, ich wäre künstlich erschaffen worden – und das kommt der Wirklichkeit zu nah, als dass wir ihn am Leben lassen könnten!“

Der Gestiker zögerte. Lucarna hielt den Blick, der ihm zugeworfen wurde. Dann wandte sich Chargal ab. „Ich verstehe. Unter diesen Umständen werde ich mich dir nicht in den Weg stellen. Aber, nur dass du es weißt, sollte irgend etwas Unvorhergesehenes eintreten, wirst du dich dem allein stellen müssen. Wenn ich mich einmische, werden Cesajas Freunde auf den Plan treten – sie sind zu viele, als dass wir sie alle töten könnten.“ Lucarna lächelte, doch es lag nicht einmal ein Hauch von Wärme darin. „Ich werde keine Hilfe benötigen. Sie sind zu schwach und zu feige. Einen von ihnen habe ich bereits ruhiggestellt. Er war zahm wie ein Lamm, als ich ihn verließ.“ Der ältere General musterte seinen Kollegen nachdenklich. „Übertreibe es nicht. Wir mögen Macht haben, aber wenn sich zu viele gegen uns stellen, werden wir verlieren.“ Lucarnas Lächeln wurde breiter. „Das bezweifle ich. Wir müssen sie nur genügend einschüchtern. Sie können nichts tun.“

Genau in diesem Moment ertönte ein leises Schaben von der Tür her. Lucarna fuhr zusammen, während Chargal bereits aufgesprungen war. Etwas Weißes lag da, unter der Tür durchgeschoben. Misstrauisch trat der Nekromant zum Eingang, riss die Tür auf. Niemand war dort, nicht einmal an einem der Korridorenden. Indes hatte der Gestiker den Briefumschlag aufgeschoben, der sie so erschreckt hatte. Er enthielt einen Brief. Chargal öffnete das Blatt, las, was darauf stand. Dann reichte er es wortlos an Lucarna weiter.

„Ich denke, sie sind dir zuvorgekommen. Sie suchen die Flucht nach vorne.“, bemerkte der ältere General, als sich das Gesicht des Nekromanten verfinsterte. „Ich werde sie zerquetschen. Jeden einzelnen, wenn sie das wünschen!“, schwor er. Cesajas Freunde waren mutiger, als er es ihnen hatte zugestehen wollen. Sie hatten es gewagt, ihn zum Duell zu fordern. Sie hatten das einzige gewagt, was Lucarna in ernste Schwierigkeiten bringen konnte, wenn er sich jetzt nicht fügte. Ein Duell nicht zu bestreiten galt als automatische Aufgabe und Unterwerfung – etwas, das der General nicht tun konnte, ohne an Gesicht zu verlieren. Lucarna fluchte.

Vorbereitung

*sich beschämt wegduckt* oh je, oh je, so lange nichts... irgendwie hat sichs nie so ergeben, dass ich weitergeschrieben hätte. Aber ich hoffe mal, dass mich der jetzige Stand der Story antreibt, das nächste Kapitel schneller fertig zu machen!

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

Hauptcharakter: Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blut-Defensive, Rang: Captain/Offizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General)
 

Er sah auf. Der Wind sang sein todbringendes Lied; Eiskristalle tanzten in der frostigen Luft. Sein Gegenüber schien unbeeindruckt von der Kälte, ebenso wie er selbst. „Du wirst Schwierigkeiten mit ihm haben. Er ist niemand, der leicht aufgibt.“, meinte der Neuankömmling und er nickte. „Ich weiß. Aber mir bleibt keine Wahl.“ Der Andere neigte den Kopf und eine schwarze Strähne seines Haars rutschte aus der Kapuze. „Ich bin nicht zufällig hier.“ Beide sahen den Schleiern aus Eis zu, wie sie wirbelnde Muster bildeten, die sich binnen Sekunden wieder veränderten. Als der Mann den Kopf hob, zuckte er zurück. Der Blick aus diesen Augen war stechend und ließ keinen Zweifel daran, dass der Andere die Wahrheit sehen würde, wenn sie ihm begegnete. Er schluckte. „Gut. Denn auch ich bin nicht zufällig hier.“ Nur der Hauch eines Lächelns verzog die Lippen des Mannes. Er trat näher, schloss die Lücke zwischen ihnen. „Ich brauche Hilfe. Morgen ist ein wichtiger Tag.“ Der Mann nickte. „Ich weiß. Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er neigte den Kopf. Vielleicht konnte das Ganze doch noch gut für ihn ausgehen...
 

Als Ryucama die Augen aufschlug und an die Decke starrte, war alles, was er empfand, zuerst blanke Angst. Er erwartete keinen Augenblick lang, dass Lucarna ihn am Leben lassen würde. Wenn der Nekromant die Chance witterte, ihn zu töten, würde er es tun. Und die Möglichkeiten dazu hatte er. Nicht umsonst war Lucarnas Talent das gefürchtetste von ganz Antarctica. Er würde-

Ryucama richtete sich ruckartig auf. Über diese Dinge nachzugrübeln würde ihn das Duell schneller verlieren lassen, als er brauchte, um seinen eigenen Namen zu sagen. Trotz des Schlafes erschöpft erhob er sich vom Bett. Die Kälte in seinem Schlafzimmer erinnerte ihn daran, wie ernst die Situation wirklich war. Niemand hatte Lucarna je gefordert. Der Nekromant war ein vollkommen unbeschriebenes Blatt, und Ryucama bezweifelte, dass der Mann Mitleid oder Erbarmen kennen würde. Er hatte ihn kämpfen gesehen, gegen die Angreifer, die Antarctica bedrohten. Keiner wusste, wie mächtig Lucarna in einem Kampf Mann gegen Mann war. Aber man konnte Schätzungen abgeben – Schätzungen, nach denen Ryucamas Überlebenschancen gegen Null sanken.

Zumindest hatte er es geschafft, die besten Schiedsrichter zu bekommen, die Antarctica zu bieten hatte. Vier Richter würden jeden Schritt und jede Attacke, jede Abwehr und jede Bewegung überwachen und den Kampf sofort unterbrechen, wenn einer von ihnen nicht mehr weiter konnte. Sarmagon, Chargal, Kanzlerin Menrey und Kanzler Feodor. Eigentlich hätte er lieber Rajan anstelle von Chargal als Wächter gehabt, aber die Kanzler hatten darauf bestanden, dass die älteren Generäle mit ihnen richteten. Was Sarmagon anging, war sich Ryucama nicht sicher, was er von ihm halten sollte. Der General war ein Rätsel, nicht allein deshalb, weil er Telepath war, sondern auch, weil er sich stets im Hintergrund hielt und Chargal das Wort führen ließ, auch wenn manche Befehle eindeutig seine Handschrift trugen.

Menrey und Feodor schätzte Ryucama als eindeutig neutral ein. Die beiden sahen es als ihre Pflicht an, ein Duell zu überwachen, das einer ihrer Generäle bestritt. Nicht allein deshalb, weil Lucarna verletzt werden könnte. Nein. Sondern auch, um darauf zu achten, dass alles mit rechten Dingen zuging. Jedenfalls hoffte Ryucama das. Er traute Lucarna alles zu.
 

Während er frühstückte, drehten sich seine Gedanken um den bevorstehenden Kampf. Im Geiste ging er immer wieder durch, was er von dem Nekromanten wusste. Wie er reagieren könnte, konnte Ryucama einigermaßen voraussagen. Zumindest, wenn er genauso reagierte, wie er es in Schlachten zu tun pflegte, was natürlich kein Garant war, dass es später ebenso sein würde. Doch Ryucama wusste, er musste mit dem Vorlieb nehmen, was er hatte.

Lucarna war höchstwahrscheinlich schneller und wendiger als er, hatte größere Kraftreserven, was geistige Fähigkeiten anging, außerdem war er brandgefährlich, was seine Nekromantenkräfte anbelangte. Auch als Beschwörer konnte er ihm gefährlich werden, wenn er es schaffte, eine Kreatur zu rufen. Dies musste Ryucama unbedingt unterbinden. Glücklicherweise dauerte es seine Zeit, einen Geist oder einen Golem zu rufen, Zeit, die Ryucama Lucarna auf keinen Fall geben würde. Wenn die Sprache auf die Nekromantie kam, nun, es würden keine Leichen herumliegen, die Lucarna kontrollieren konnte. Ein leises Lächeln schlich sich auf die Lippen des Blutdefensivlers. Niemand hatte je einen seiner Art und einen Nekromanten miteinander kämpfen gesehen. Er war sich sicher, das eine oder andere Ass im Ärmel zu haben. Noch war nichts verloren!
 

Doch als er dann Cesaja, Rajan und Sato auf dem Gang begegnete – das war kein Zufall, seine Freunde hatten auf ihn gewartet – spürte Ryucama erneut Zweifel. Er sah Cesaja ins Gesicht und sah seine eigenen Ängste in den Augen seines besten Freundes gespiegelt.

„Willst du das wirklich tun?“, fragte Rajan leise. Ryucama schluckte und sah den Rotschopf an. „Mein Entschluss steht. Wenn ich mich jetzt zurückziehe, werden die Folgen katastrophal und unabsehbar sein. Nein, ich muss mich mit ihm messen.“ Rajans graue Augen drückten Sorge aus. „Ich habe mich ein wenig mit ihm unterhalten können. Sei vorsichtig bei allem, was du im Ring tust. Er wird dich sicher nicht einfach so gehen lassen.“ „Ich weiß!“, fuhr Ryucama auf. „Denkt ihr, ich sei einfältig genug, um mir nicht im Klaren über meine Lage zu sein?“

Sato schniefte und Ryucama zwang sich zur Ruhe. Der Telepath spürte natürlich genau, was er dachte, was er fühlte. „Ich kann ihn schlagen. Ich weiß es.“ „Oder sterben.“, wisperte Cesaja kaum hörbar und Ryucama fuhr zu ihm herum und fauchte: „Du hast das Zweite Gesicht? Seit wann? Ich werde nicht sterben – ich habe vier Schiedsrichter und eine Masse von Mages, die jeden Schritt von Lucarna und mir mitverfolgen werden! Stell dich nicht so an!“ Cesaja sah aus, als würde er gleich ebenfalls anfangen zu weinen und der Blutdefensivler fuhr brüsk herum. „Ich werde diesen Kampf gewinnen. Und wenn es mich alles kostet, was ich noch mein Eigen nennen kann!“, schwor er und schritt den Gang entlang in Richtung Arena. „Ich wollte nie, dass das passiert. Wenn es zu schwer wird, gib bitte auf...“, hörte er Cesajas Worte, dann bog Ryucama um eine Ecke und nahm ihm die Möglichkeit zu hören, was die Anderen sagten.
 

Er erreichte die Katakomben der Arena etwa zeitgleich mit Kanzler Feodor. Der Mann sah ihn still an, seine Augen so voll Trauer, dass Ryucama erschrocken den Kopf abwandte und rasch weiter nach drinnen eilte. Er bekam eine kleine Umkleide zugewiesen, damit er sich vorbereiten konnte. Ryucama ließ sich auf die Holzbank sinken. Seine rechte Hand schloss sich fest um den mittleren Balken der Bank. Die Querstange aus Metall drückte sich fast schmerzhaft gegen seinen Rücken, als er sich anlehnte. Der junge Mann stützte den Kopf in die Linke, schloss die Augen. Er versuchte, seine Gedanken mit dem Anblick des ewigen Eises Antarcticas zu füllen, auf dass er nie die Kraft verlieren würde, wenn es schließlich zum Kampf kam. Doch immer wieder sah er seine Freunde vor sich. Cesaja, Sato, Rajan... und auch Aidan. Ryucama schluckte. Warum erinnerte er sich gerade jetzt an ihn? Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er sprang auf, tigerte unruhig im Raum auf und ab. Die Stille war zu anstrengend für ihn. Lucarna war ein furchtbarer Gegner. Wie war ihm zumute? Fürchtete auch er sich in einer einsamen Umkleide vor der Stille? Wahrscheinlich nicht. An wen dachte er? Wahrscheinlich an Chargal. Soweit Ryucama wusste, hatte der Nekromant keine Freunde. Doch war das immer schlecht? Es war immerhin Cesaja, für den Ryucama den Kopf hinhielt, auf dass Lucarna ihn vielleicht abschlagen konnte.

Er schüttelte den Kopf und sah zur weißen Decke. Weiß wie Schnee und Eis. Seine Heimat. Seine Verbündeten im Kampf, der so leicht sein letzter sein konnte. Ryucama spürte, wie seine Knie nachgaben, bis er schließlich wie ein Häufchen Elend am Boden saß. Wie würde der Kampf enden?
 

Als Cesaja und Sato die Tribünen erreichten, waren diese bereits gut besetzt. Die beiden sahen die Begeisterung und die Vorfreude in den Gesichtern der Mages. Duelle waren selten. Und selbst dann war es fast ausgeschlossen, dass ein General teilnahm. Sato schüttelte sich. „Es ist schrecklich. Sie warten nur darauf, dass das Gemetzel losgeht!“ Cesaja nickte still. Er sah auf den Kampfplatz hinunter. Der Ring war bereits abgesteckt, und eben traten die Schiedsrichter aus den Katakomben, wurden vorgestellt. Cesaja hob den Blick, sah zur Loge der Generäle. Rajan und Vestral wirkten ziemlich verloren in der großen Loge, die eigens für sie reserviert worden war. Er kreuzte den Blick mit Rajan und wusste plötzlich, dass Ryucama nur verlieren konnte. Lucarna war so viel stärker als ihr gemeinsamer Freund, dass allein die Idee, sich mit dem Nekromanten messen zu wollen schon lächerlich war. Cesaja schniefte. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen?

„Er will dich davor bewahren, in den Tod gehen zu müssen!“, flüsterte Sato und sah ihn an. Cesaja schüttelte den Kopf. „Und dafür selbst den Tod zu riskieren? Sato, das ist Wahnsinn!“, stieß er hervor und der Telepath nickte. „Ich weiß. Aber wir können nicht mehr zurück. Jetzt liegt alles in Ryucamas Hand.“ Cesaja konnte nur nicken. Seine Gedanken waren bei seinem Freund, der bereit war, alles für ihn zu riskieren. Er betete, dass Ryucama diese Hingabe nicht teuer bezahlen musste.
 

Sie kamen, um ihn zu holen. Er erhob sich, wobei schwarzer Stoff leise raschelte. Anders als sonst trug er keinen Mantel. Nur die Kleider eines Generals. Lucarna strich sich den Zopf auf den Rücken zurück. Er würde Ryucama vernichten. Dieser Mann hatte es gewagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er allein könnte den ganzen Plan zum scheitern verurteilen. Lucarnas Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, dass die schwarzen Lederhandschuhe knirschten. Das durfte nicht geschehen! Cesaja musste aus dem Weg geräumt werden! Doch zunächst das Duell...

Er kannte Ryucama nicht wirklich, hatte sich aber über ihn informiert. Offenbar bevorzugte der junge Mann es, seine Ziele in Sicherheit zu wiegen, um dann mit blitzschnellen Eisstacheln zurückzuschlagen. Er war geschickt, was die Beherrschung seiner Gaben anging, konnte Blutschilde binnen weniger Sekunden hart wie Stahl werden lassen, konnte Schilde ersetzen und sogar mit Eis verstärken, was eigentlich eher in den Bereich eines Eis-Defensivisten fiel.

Außerdem war er ziemlich begabt darin, die Kampffläche in eine spiegelglatte Falle zu verwandeln, auf der man schon bei der kleinsten Unaufmerksamkeit ins Rutschen geraten konnte.

Lucarna folgte seinem Führer durch die Katakomben. Seine Lippen verzogen sich zu einem leisen, bösen Lächeln. Ryucama würde ihn nicht aufhalten. Er war nicht mehr als ein temporäres Ärgernis. Er wusste, zumindest einer der Richter war auf seiner Seite. Vielleicht sogar zwei, wenn Chargal es geschafft hatte, Sarmagon zu beeinflussen. Es würde zwar nicht leicht werden, es wie einen Unfall aussehen zu lassen, aber Lucarna war zuversichtlich. Vielleicht tat ihm der Junge sogar den Gefallen, selbst einem neutralen Richter die Sicht zu versperren.

Als sie ins Licht der Arena traten, richtete sich Lucarna stolz auf. Gegenüber betrat auch Ryucama die riesige Halle. Er sah sich überrascht um. Tausende Mages hatten ihren Weg hierher gefunden. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man in Betracht zog, wie wenige Duelle tatsächlich ausgetragen wurden. Zudem, schätzte er, waren viele einfach nur daran interessiert, ihn einmal kämpfen zu sehen. Ein abfälliges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. In seiner Dritten wurden regelmäßig Duelle ausgefochten, um die Rangfolge klarzustellen, wohl auch deshalb sah er von seinen eigenen Soldaten kaum jemanden. Aber kein Mitglied einer anderen Legion hatte jemals dabei zusehen dürfen, insofern war es kaum verwunderlich, dass alle so neugierig waren.
 

Lucarnas Lächeln wurde breiter, aber nicht um eine Winzigkeit wärmer. Sie würden ein Gemetzel sehen. Ryucama würde den Platz nicht lebend verlassen, nicht, wenn es nach ihm ging. Er war einer von denen, die sein Geheimnis kannten. Damit hatte er sein Leben verwirkt. Cesaja würde später auf der Mission sein Leben aushauchen, während er Sato, den kleinen Feigling, mit Drohungen unter Kontrolle haben konnte. Blieb noch Rajan. Der Mann war seinem Einfluss entzogen, da er jetzt ebenfalls ein General war, aber Chargal würde schon dafür sorgen, dass er nichts verriet. Lucarna straffte die Schultern, trat vor. Niemand würde sein Geheimnis ausplaudern, niemand! Ryucamas Tod würde dafür sorgen!

Zweikampf

Wie erwartet ging es diesmal deutlich schneller, das Kapitel abzuschließen. (hrm, ich sollte vielleicht öfter mal mit Cliffhangern arbeiten, das gibt mir selbst scheinbar auch den sprichwörtlichen Tritt in den Allerwertesten, schnell weiterzuarbeiten...) Ich hoffe, die Wartezeit war nicht allzu schlimm!

Jetzt aber viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

Hauptcharakter: Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blut-Defensive, Rang: Captain/Offizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General)
 

Es war still. Fast zu still für die Massen an Mages, die sich auf den Rängen befanden. Ryucama konnte die Spannung beinahe greifen. Etwas irritiert sah er sich um, winkte unbeholfen, als verhaltener Jubel aufbrandete. Wem er galt, vermochte er nicht zu sagen. Er konnte Rajan und den zweiten neuen General, Vestral, in einer der Logen sitzen sehen, Cesaja und Sato entdeckte er nirgends. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil die Sitzplätze fast alle voll waren und ihn allein die schiere Menge an Menschen fast übermannte.

Ryucama schritt vorwärts, an die Ringlinie. Er würde die Arena an der südöstlichen Ecke betreten, sein Gegner an der nordwestlichen Ecke. Die vier Schiedsrichter warteten bereits, allesamt in ihrem vollen Ornat. Chargals Gewand schimmerte wie ein rubinroter Blutstropfen – eine Farbe, die Ryucama nicht unbedingt im Bezug auf den Kampf sehen wollte, wobei er jedoch ganz genau wusste, dass es letztendlich das Blut war, was den Ausschlag zur einen oder anderen Seite hin geben würde. Er sah zu Sarmagon hinüber, der ihm freundlich zunickte. Man konnte dem Telepathen ansehen, dass er nicht zufrieden war mit den getroffenen Entscheidungen. Ryucama war ein Mitglied seiner Legion, Lucarna einer seiner Mitgeneräle. So oder so konnte er es nicht gutheißen, was geschah. Aber es lag außerhalb seiner Macht, das Duell zu verhindern.

Die beiden Kanzler an der Nord- und Südseite wirkten ruhig, inspizierten erneut die Linien des rechteckigen Feldes. Ryucama schluckte, als Chargal seine Ankündigungen machte. Er konnte nicht wirklich zuhören, stattdessen glitt sein Blick unstet über die Reihen der Zuschauer, die Schiedsrichter und das Kampffeld. Dann hob er den Kopf und sah Lucarna direkt an. Ein böses Lächeln lag auf den schmalen Lippen des Nekromanten, als dieser den Blick erwiderte. Gerade so, als wüsste er schon, wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen würde – dass Ryucama den Platz nicht mehr lebend verlassen würde. Tod und Finsternis. Die Elemente eines Nekromanten.

Ryucama spürte, wie Kälte sich in seinem Körper ausbreitete. Anders als die meisten anderen Mages jedoch hieß er sie willkommen. Kälte bedeutete nicht notwendigerweise Angst. In seinem Fall bedeutete es, dass er bereit war, um sein Leben – und um Cesajas, wohlgemerkt – zu kämpfen. Eis war sein Element. Eis und Blut. Er erwiderte das Lächeln, ebenso kalt und scharfkantig wie das von Lucarna. Er konnte sehen, wie die rechte Augenbraue des Nekromanten zuckte. Er glaubte, den Anderen zumindest ein wenig verunsichert zu haben.

Betont ruhig sah er sich um, ließ den Blick über die Menschenmenge schweifen. Er entdeckte Cesaja und Sato, die beide blass oberhalb von Sarmagon saßen und wirkten, als würden sie am liebsten aufspringen und davonlaufen. Ryucamas Lächeln gewann etwas Wärme zurück und er konzentrierte sich wieder auf Chargal, der eben seine Rede beendete und die beiden Kontrahenden bat, den Ring zu betreten. Also geht es los, dachte Ryucama, als er die Linie überwand, hinter der sich sein Schicksal erfüllen würde.
 

Lucarna war sich seines Körpers mehr als bewusst, als er gemeinsam mit Ryucama die Linie überschritt. Hinter ihm schlossen Feodor und Chargal die Siegel, die die Zuschauer vor Schaden bewahren würden. Sie würden zugleich darauf achten, dass sie intakt blieben während des Kampfes, während sie die Schlacht beobachteten. Der Nekromant sah sich um. Zu viele bekannte Gesichter oberhalb der Tribünen lehnten sich nach vorne, um auch ja nichts zu verpassen, doch seine Aufmerksamkeit richtete sich nur auf die Arena, auf seinen eigenen Körper und den seines Gegners. Keine Toten, die er beschwören konnte, aber auch keinen Einfluss von anderen Elementen. Dies war eine Pattsituation, was immer sie einsetzen wollten, musste von ihnen selbst kommen. Einerseits war Lucarna dafür dankbar, denn so hatte Ryucama nur die Kälte seines eigenen Geistes zur Verfügung, zum Anderen würde es aber auch jede Beschwörung für ihn selbst schwieriger machen. Er wusste, wenn er dem Anderen die Chance gab, würde Ryucama ihm tatsächlich gefährlich werden können. Er durfte nicht zulassen, dass das Spiel zu den Bedingungen des Blutdefensivisten gespielt wurde.

Chargal gab das Signal, dass der Kampf begann und Lucarna schritt nach vorne, auf Ryucama zu. Der Andere ging in Kampfhaltung, breitbeinig und geduckt, jederzeit bereit, einer Attacke auszuweichen. Lucarna grinste. Als ob ihm das etwas nützen würde, wenn er sein Blut umwandelte. Er griff nach Ryucamas Körper, versuchte, das Blut in Wasser umzuwandeln. Schon spürte er, wie sich Ryucama versteifte, wie sich seine Augen weiteten – und Lucarnas Einfluss schlagartig abschmetterte, als er sich mit seinen eigenen scharfgefeilten Fingernägeln die Handfläche aufriss und einen Blutschild erzeugte, der Lucarna die Sicht nahm. Der Nekromant unterdrückte einen Fluch. Wollte er Blut in Wasser verwandeln, durfte kein anderes Blut im Weg sein. Und wenn er den Schild umwandelte, half er damit auch niemandem, denn Ryucamas Element war das Eis ebenso wie das Blut. Zähneknirschend blieb er stehen, schloss für eine Sekunde die Augen. Sand am Boden... ruhige, unbewegliche Stärke... Der kleine Golem erschien fast mühelos vor ihm, rannte auf den Blutdefensivler zu, wobei ihn seine fünf Beine fast nicht zu beeindrucken schienen. Lucarna lachte, als er sah, wie sich Ryucamas Augen entsetzt weiteten, als die Kreatur auf ihn zuhastete und ihn dabei angrollte wie ein dreimal so großer Golem.

Er konnte sehen, wie überrascht der Andere war. Beschwörungen dauerten ihre Zeit, hieß es. So schnell hatte Ryucama sicher keinen Aufruf erwartet. Sein Gegner wich keuchend zurück, ließ Eisspieße aus dem Boden schießen, doch die Kreatur war zu schnell und wich den Angriffen ohne Schwierigkeiten aus. Lucarna schloss die Augen, konzentrierte sich erneut, diesmal auf die Hitze in seinem Inneren, sowie auf die Wärme, die alle anwesenden Menschen abgaben. Seine Lippen bewegten sich fast lautlos, er sprach die Beschwörung so sicher, wie als würde er sie von einer Schriftrolle ablesen. Die Hitze in seinem Inneren breitete sich aus, formte sich zu einem Kern glühender Energie. Der Nekromant hob die Hände vor sich und die Kreatur nahm Gestalt an – ein wabernder Lavaball, der drückende Hitze abstrahlte. Immer weiter verdichtete Lucarna die Energie, gab dem Lavageist Kraft, um länger bestehen zu können. Er hörte den erschrockenen Aufschrei Ryucamas, als sein Kontrahent bemerkte, was geschah. Doch scheinbar war der junge Mage immer noch mit dem Erdgolem beschäftigt, denn gleich darauf hörte Lucarna einen leisen Fluch.

Ein Klirren warnte ihn und er ließ den Lavaball los, sprang zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, sah er, als er die Augen aufriss. Wo er eben noch gestanden hatte, ragten nun scharfkantige Eisspeere aus dem Boden. Ryucama holte aus und kickte den Erdgolem mit einem wohlplatzierten Tritt gegen das Siegel, wo sich die Kreatur fauchend auflöste. Der Blutdefensivler wandte sich dem Lavageist zu, der langsam auf ihn zuwaberte. Lucarna grinste. „Na komm! War das schon alles?“ Ryucamas Blick war auf den Geist fixiert, er ignorierte den Nekromanten vollkommen. „Auch gut. So bleibt mir mehr Zeit.“

Er griff erneut nach Ryucamas Körper, da der Blutschild durch die Angriffe des kleinen Golems durchlässig geworden war, doch wie zuvor riss sich sein Gegner die Handfläche erneut auf und zog einen neuen Blutschleier um sich, der sich blitzschnell in eine neue steinharte Defensive verwandelte. Lucarna seufzte. „Wie du willst.“ Er holte aus, warf eine Handvoll Geistenergiesplittern auf seinen Gegner, um ihn zu irritieren und dem Lavageist mehr Zeit zu geben, näher zu kommen. Eine Waffe wie diese war nicht wirklich gefährlich – de facto war es das Erste, was ein Beschwörer zu beschwören lernte – aber vielleicht war es genug, um Ryucamas Konzentration zu brechen.

Unglücklicherweise schien das nicht der Fall zu sein, denn die Splitter flackerten und zischten nur, als sie auf den blutroten Schild trafen. Ryucama nahm nicht einmal Notiz von ihnen. Lucarna zögerte. Dann endlich erkannte er, was sein Gegner da tat. Er fluchte und versuchte, die Kontrolle über die Kreatur zurückzugewinnen.
 

Ryucamas volle Konzentration war auf den Lavageist gerichtet, der immer weiter auf ihn zuschwebte. Langsam, Schicht für Schicht kühlte er die Haut der Kreatur ab. Er spürte bereits die sengende Hitze in seinem Geist, als sich das Geschöpf gegen seine Bemühungen zur Wehr setzte. Diese Kreatur war mächtiger als der kleine Fünfbeiner, den Lucarna ihm zuvor geschickt hatte. Der Nekromant bewarf ihn mit winzigen Energiefunken, die jedoch alle von Ryucamas Blutschild aufgefangen wurden. Kurz tastete er mit seinem Geist gegen die Barriere, doch diese war noch fest und würde nicht wanken, auch wenn Lucarna ihm einen mächtigeren Angriff entgegenschleuderte. Er fokussierte sich wieder auf den Lavageist, der immer noch näher kam, jedoch immer langsamer wurde, je kälter sein noch glühender Körper wurde.

Der Blutdefensivler wusste, wenn ihn das Geschöpf berührte, würde er in Flammen aufgehen. Das war etwas, das er unbedingt vermeiden musste!

Vereinzelt brachen bereits Teile der erkalteten Lava um die Kreatur herum ab. Doch dann flutete eine neue Welle von Hitze durch das Geschöpf. Ryucama zog sich erschrocken zurück, als er spürtete, wie die Wärme auch auf seinen Geist übergriff und den „Kern aus Eis“, wie er es für sich selbst nannte anzuschmelzen begann. Er keuchte und ließ den Lavageist los. Sein Geist war wund, wo er die Lava berührt hatte. Lucarnas Gesicht war ein Ausdruck der Konzentration, doch als er Ryucamas Einfluss schwinden spürte, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Ryucama wich zitternd zurück. Die Kälte in seinem Inneren war angeschlagen, viel zu schwach, um das Lavageschöpf aufzuhalten. Der „Kern aus Eis“ war momentan eher ein Eisklumpen in einem Meer von nur noch kaltem Wasser, dachte Ryucama bedauernd und konzentrierte sich auf sich selbst, um die Kälte in sich wieder zu stärken.

Damit gab er aber auch Lucarna die Chance, wieder anzugreifen. Der Lavageist waberte ohnehin bereits wieder auf ihn zu, sah Ryucama schaudernd. Er legte die Hand auf den Boden und ließ Eis die Erde überziehen, verwandelte den Ring in eine spiegelglatte Fläche, auf der nur er selbst zu gehen vermochte. Der Hitzegeist schmolz die Eisfläche zwar an, doch er befand sich zu hoch in der Luft, um sie wirklich wegschmelzen zu können. Wenn Lucarna auch nur einen Schritt machte, würde er ausrutschen und – Ryucama gelang es gerade eben noch, einen weiteren Blutschild zu erzeugen, ehe Lucarna ihn töten konnte, indem er Ryucamas Blut in Wasser verwandelte. Wütend schleuderte der Blutdefensivler einen Eisspeer nach Lucarna. Zwar verfehlte er den Nekromanten, doch musste dieser dafür zur Seite hin ausweichen und setzte sich, wie zuvor erwartet, unsanft auf den Hosenboden. Ryucama grinste und warf einen zweiten Eisspeer.

Diesmal war der Nekromant nur noch in der Lage, aus dem Weg zu kriechen, weil er nicht einmal mehr auf die Füße kam. Jetzt hatte er die Kontrolle! Ein leises Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jüngeren. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ganz Antarctica sehen sollte, was geschah, wenn man ihn unterschätzte und den hochgelobten Nekromanten für unbesiegbar hielt! Er legte eine Hand auf das Eis. Aus der spiegelnden Fläche wuchsen Eiskristalle an Lucarnas Knien nach oben. Der Nekromant schrie erschrocken auf, als er feststellte, dass er buchstäblich im Eis festfror. Lucarna riss an seinen Beinen, die bereits vom Knie abwärts – er hatte es noch immer nicht geschafft, sich zu befreien – am Boden festgefroren waren. Ryucamas Blutschild wirbelte noch immer um ihn herum, entzog ihn dem Blick des Nekromanten, der im wahrsten Sinne des Wortes töten konnte. Der Andere konnte ihn nicht einmal angreifen!

Der Blutdefensivler wischte sich den Schweiß von der Stirn, bereitete eine neue Attacke vor, mit der er den Kampf beenden würde. Dieses Eis würde Lucarna niemals schmelzen können! Ryucama konzentrierte sich. Jetzt war sein Inneres wieder so kalt wie das Innere einer Eishöhle – es sollte kein Problem sein, Lucarna vollständig im Eis einzuschließen. Aber warum schrie das Publikum so?

Erst im letzten Moment wurde ihm klar, warum. Mit einem Keuchen warf er sich aus der Bahn. Der Lavageist hatte sich unbemerkt bis fast an seinen Blutschild vorwärts bewegt! Fluchend richtete er die Attacke nicht auf den Nekromanten – dieser würde ohnehin in wenigen Sekunden vollständig vom Eis bedeckt werden – sondern auf den Geist.

Schollen von blauem Eis schossen nach oben und schlossen sich, Blütenblättern gleich, um die Kreatur. Ryucama biss die Zähne zusammen, als die ersten Schollen unter der Hitze des Geschöpfes zu schmelzen begannen. Er musste diesen Geist aufhalten! Mit aller Kraft, die ihm zu Gebote stand, intensivierte er den Angriff. Immer weitere Eisschollen bildeten sich über dem Lavageschöpf, schlossen es im Eis ein und kühlten es immer weiter ab. Es war ein Ausdauertest, wer eher erschöpft war – die Kreatur oder Ryucama. Doch der Blutdefensivler war entschlossen, nicht gegen einen Geist aus einer anderen Dimension zu verlieren, während er doch noch einen anderen Kampf zu bestehen hatte!
 

Das Eis kletterte rapide an seinem Körper nach oben. Lucarna wusste, wenn Ryucama ihn jetzt angriff, wäre er hilflos. Eine Statue aus Eis, in einer so erniedrigenden Haltung... der Nekromant ballte die Fäuste. Er musste etwas tun – nur was? Da sah er, wie der Lavageist Ryucama von rechts immer näher kam. Vielleicht... er gab der Kreatur einen Schubs, damit sie schneller vorankam. Dann, als er Ryucamas Fluch hörte, schloss er die Augen. Er schloss alles um sich herum aus. Das Eis, das ihn immer mehr lähmte, das Geschrei der Zuschauer, selbst das leise, kaum wahrnehmbare Sirren der Siegel um den Ring, alles trat in den Hintergrund. Brodelnde Hitze wallte in ihm auf, als er leise und so schnell, wie er es vermochte, eine Beschwörung rezitierte, die er noch nie zuvor angewandt hatte. Er wagte nicht, an etwas anderes zu denken als an die korrekte Aussprache der vielen Wörter, die für diese Beschwörung nötig waren. Satz um Satz kam ihm über die Lippen, während sich die Hitze in seinem Inneren immer weiter steigerte, bis Lucarna schon meinte, schmelzen zu müssen. Ihnen allen war beigebracht worden, eine solche Beschwörung nur unter günstigsten Bedingungen zu versuchen, wenn man genügend Zeit hatte, beschützt wurde – und vor allem, wenn niemand im Weg stand, den man nicht verletzen wollte. Doch Lucarna wusste, er hatte Ryucama sträflich unterschätzt, vor allem dessen Zähigkeit. Wenn es ihm nicht gelang, den Zauber zu vollenden, würde er den Kampf verlieren.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Aussprechen der Worte, als er an das besonders komplizierte Ende gelangte. Dann, endlich, spürte er das Licht, das ihn selbst durch seine geschlossenen Lider blendete. Binnen Sekunden schmolz das fesselnde Eis. Lucarna lächelte und löste das letzte Band, das die Kreatur mit ihm verbunden hielt und das von seiner Lebensenergie zehrte. Dann richtete er sich auf. Die Zuschauer waren still, voller Überraschung, manch einer wohl auch vor Entsetzen.

Die Hitze im Ring verwandelte das Eis in Wasser, schneller als irgendjemand erwartet hatte. Lucarna richtete sich auf und hob den Kopf. Vor ihm schwebte ein mächtiges Geschöpf, das nur noch aus gleißenden Flammen zu bestehen schien. Eine der gefährlichsten Kreaturen, die ein Beschwörer zu rufen vermochte – ein Feuerelementar. Ryucama, der sich ihm überrascht zugewendet hatte, war starr vor Schreck. Sein Blutschild war nur noch ein trauriger Rest von dem, was er zuvor gewesen war, doch er war zu erschrocken, um die Gefahr zu bemerken. Die Hitze hatte das Blut viel zu schnell getrocknet und somit nutzlos gemacht, als dass Ryucama, der ohnehin abgelenkt gewesen war, es hätte bemerken können. Der Nekromant begann zu lachen. Dann, mit einer Handbewegung, sandte er das Elementar auf den Blutdefensivler.

Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die gesamte Halle, als die Kreatur vorwärts schoss. War der Lavageist langsam, träge und schwach gewesen, das Elementar war das genaue Gegenteil davon. Seine brennende Hitze brachte die Luft zum flirren, schmolz die letzten Reste des Eises, die noch irgendwo überlebt hatten. Neben Ryucama fiel der traurige Rest des Lavageistes in Stücke, zog sich in die Dimension der Geister zurück. Hatte der Jüngere erwartet, dies wäre die größte Gefahr, die ein Beschwörer herbeirufen konnte, so hatte er jetzt eine Lektion erhalten, die nur allzu schnell tödlich enden konnte. Lucarna sah ihn panisch aus dem Weg hechten, als das Elementar ihn fast erreicht hatte. Er sah den Schweiß, der Ryucama von der Stirn flog, sah das Zittern der Hände des Blutdefensivlers. Aber er sah auch Chargals Gesicht, das voller Zweifel war. Der Nekromant biss die Zähne zusammen. Niemand würde ihm diesen Sieg nehmen!

Er griff nach Ryucamas Körper. Zum ersten Mal bekam er den Jüngeren zu fassen. Lucarna spürte das Adrenalin, das das Blut verseuchte. Wenn Ryucama jetzt auf der Stelle sterben würde, würde er wohl nicht einmal umfallen, so viel des aufputschenden Stoffes befand sich in seinem Kreislauf. Nun, zumindest nicht, wenn nachher noch Blut durch seine Adern fließen würde. Der Nekromant fasste das Blut in Ryucamas Herz, begann, es in Wasser umzuwandeln. Wie erwartet bemerkte der Blutdefensivler nichts, er war viel zu beschäftigt damit, dem Elementar auszuweichen und sich eine nutzlose Strategie auszudenken. Lucarna schnaubte. Als ob man ein Elementar aufhalten könnte, wenn es einmal losgelassen war!

Immer mehr des kostbaren roten Lebenssaftes verwandelte sich in nutzloses Wasser. Jetzt schien Ryucama es bemerkt zu haben, denn seine Rechte zuckte zu seinem linken Arm – jedoch nicht schnell genug. Lucarna reagierte blitzschnell und wandelte das Blut, das sich in den Adern von Ryucamas linken Arm befand, in Wasser um, sodass nicht rote, sondern klare Flüssigkeit aus dem Arm spritzte. Er sah das namenlose Entsetzen in den Augen des Jüngeren, sah, wie er sich ans Herz griff. Lucarna lächelte. Der Blutdefensivler war dabei, zu ersticken!

Die Bewegungen des Jüngeren wurden immer langsamer, gerade gelang es ihm noch, sich aus der Bahn des fauchenden Elementars zu schleppen. Lucarna lachte auf, wandelte noch mehr Blut um – und stieß plötzlich auf Widerstand! Wo nur noch Wasser hätte sein sollen, floss erneut Blut! Zornentbrannt sah er sich um. „Bellevianus!“, brüllte er. „Misch dich nicht in meine Kämpfe ein!“ Niemand antwortete ihm. Das Publikum war still, zu überwältigt, um zu rufen, zu applaudieren oder sonst irgendetwas zu tun, als einfach nur wortlos in den Ring zu starren. Lucarna knurrte, als er den anderen Nekromanten nicht fand und griff nach Ryucamas Herz selbst, zwang es, anzuhalten. Der Blutdefensivler würgte, sackte in die Knie. Als Antwort spürte auch Lucarna, wie sich eine eiskalte Hand um sein Herz legte. „Verschwinde, oder ich töte ihn!“, drohte er. Er spürte, Ryucama stand kurz vor dem Tod. Zu viel seines Blutes war ihm bereits abhanden gekommen. Und nun versagte auch noch die Versorgung!

Abrupt ließ der Widerstand nach, verschwand die Kälte in seinem eigenen Körper. Chargal gab das Signal des Kampfendes und Lucarna ließ gehorsam los und hob die Hände zum Zeichen, dass er nicht weiterkämpfen würde. Und doch tat er es, wenn auch nur unbewusst.

Mit einem ohrenbetäubenden Brüllen warf sich das Elementar vorwärts. Ehe Lucarna reagieren und das Elementar in die Dimension der Geister zurückschicken konnte, attackierte es. „Nein!“, schrie irgendjemand. Es warf sich auf Ryucama, umhüllte ihn mit seinem Feuer. Alle Anwesenden hörten den entsetzlichen Schrei des Blutdefensivlers, als das Elementar ihn berührte, durchdrang und verbrannte. Lucarna versuchte, die Kreatur zu verbannen, doch er wusste, er war nicht schnell genug. Ryucama würde tot sein, ehe es vollbracht wäre.

Dann waren die Flammen verschwunden und mit ihm das Zischen und Brüllen des Feuers. Zitternd sackte Lucarna zu Boden. Wäre er jetzt angegriffen worden, wäre er hilflos gewesen. Sein Geist war schwach wie der eines neugeborenen Kindes – und sein Körper fühlte sich ebenso an. Doch immer noch besser als Ryucama...

Ein Aufschrei der Überraschung ging durch die Reihen der Zuschauer. Lucarna hob schwach den Kopf, erwartete bereits, Ryucama aufrecht vor sich stehen zu sehen. Die andere, weitaus wahrscheinlichere Alternative war, ein Aschehäufchen vorzufinden. Doch weder das Eine, noch das Andere war die Realität. Der Blutdefensivler lag auf dem verbrannten Boden der Arena, äußerlich unverletzt, doch reglos. Eine schimmernde, jedoch zersprungene Schutzkuppel spannte sich über ihn. Lucarnas Blick flog nach oben in die Ränge, wo sich gerade eine Menschentraube um Cesaja bildete. Mit dem Ende des Kampfes waren auch die Siegel erloschen und jeder konnte eingreifen. Jedoch hatte nur ein einziger Mage schnell genug reagiert, um irgendetwas zu tun. Die Lucarna so verhasste Barriere hatte das Einzige getan, was sie hatte tun können – eine Schutzkuppel über seinen Freund zu legen und somit zumindest die Flammen zu bannen, die ihn verbrannt hätten.

Allerdings bezweifelte Lucarna, dass es irgendetwas genützt hatte. Ryucamas Blut war größtenteils Wasser, außerdem stand sein Herz still. Jetzt war der Jüngere mit großer Wahrscheinlichkeit tot.

Gerade eben beugte sich Kanzlerin Menrey über ihn, drehte ihn herum. Lucarna sah, wie blass der Blutdefensivler war. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass er Lucarnas Attacke und den Angriff des Feuerelementars überlebt hatte. Er hing schlaff im Griff der Kanzlerin, die besorgt nach dem Rechten sah. Der Nekromant jedoch wusste, dass sie zu spät kam.

Und doch. Als Lucarna den Kopf hob, einfach nur um das Bild nicht länger vor Augen haben zu müssen, wie sich die Generäle und Kanzler um den Gefallenen scharten, erkannte er, dass er vielleicht vorschnell gewesen war. Jetzt, da er die Ruhe hatte, genau hinsehen zu können, sah er ihn. Den anderen Nekromanten, in schlichtes Braun gekleidet, wie er ganz oben, auf der Galerie oberhalb des obersten Ranges stand. Bellevianus' Blick war auf Ryucama gerichtet, erkannte Lucarna. Bis hierher konnte er spüren, wie der Ältere Einfluss nahm.
 

Menrey legte Ryucama ab, richtete sich auf. Trauer stand in ihrem Blick. Sie wandte sich an alle Anwesenden. „Dieser Kampf endet mit einem Sieg für General Maggiore. Ich bin sehr traurig, Ihnen allen mitteilen zu müssen, dass Captain Satir dieses Duell nicht überlebt hat.“ Sie machte eine kurze Pause, dann sagte sie: „Der Grund dieses Duells bestand darin, dass davon abgesehen werden sollte, Leutnant Aren auf eine ihm bekannte Mission geschickt werden sollte, durch Captain Satirs Niederlage wird diese jedoch wie geplant fortgeführt. Des Weiteren erhält General Maggiore nun die Möglichkeit, einen Wunsch zu äußern, sofern es im Bereich des Möglichen liegt. Ich selbst werde versuchen, ihm diesen zu erfüllen.“

Lucarna runzelte die Stirn. Für gewöhnlich wurden die Bedingungen für den Sieg des einen oder anderen Kontrahenden vor Beginn des Kampfes festgelegt, er jedoch hatte sich dafür entschieden, erst nach dem Ende des Duells zu entscheiden, was zu geschehen hatte. In der Regel hatte der Verlierer dann zu tun, was der Sieger von ihm verlangte. So jedoch, mit Ryucama tot... Lucarna sah nach oben zu Bellevianus. Oder zumindest dorthin, wo der Nekromant hätte stehen sollen, denn der Mann war fort.

Ihm wurde bewusst, dass die Anwesenden auf seine Antwort warteten. Lucarna zögerte. Dann, einer spontanen Eingebung folgend, sagte er: „Ich will, dass Captain Satir meiner Legion unterstellt wird.“ Die Unruhe, die folgte, war nicht nur auf die Ränge beschränkt. Auch Sarmagon und Chargal, sowie die Kanzler fuhren heftig zusammen. Feodor, der nach wie vor bei Ryucamas vermeintlicher Leiche gekniet hatte, berührte den Gefallenen am Hals. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er gestikulierte mit Menrey, die glücklicherweise gefasst genug war, um zur Menge zu sprechen. „Wie wir gerade erfahren haben, ist der Captain offenbar doch lebend aus diesem Duell herausgekommen. Insofern können wir dem Wunsch General Maggiores nachkommen, sofern es General Camatra recht ist.“ Sie sah zu Sarmagon hinüber, der zwar blass war, jedoch nickte, ehe er sich ebenfalls Ryucama zuwandte. Menrey nickte. „Dann ist es hiermit offiziell. Captain Ryucama Satir wird hiermit Lucarna Maggiores Legion überantwortet. Ich danke Ihnen allen für ihr Kommen!“

Noch blieben die meisten Mages sitzen, zu geschockt von dem, was geschehen war, doch die ersten erhoben sich bereits von ihren Sitzen, verließen die Arena. Lucarna sah nach oben, wo Cesaja von den vielen Mages umringt wurde, die um ihn herum Platz gefunden hatten. Offenbar war die Barriere überwältigt worden, als sie all ihre Kraft eingesetzt hatte, um den Schutz Ryucamas aufrecht zu erhalten, während das Elementar angegriffen hatte, denn Cesaja lag auf dem Rücken und wurde bereits von mehreren Mages versorgt.

„Du bist als nächstes dran!“, schwor sich Lucarna, ehe er erneut zu Ryucama hinüber sah. Mehrere Heiler machten sich an ihm zu schaffen, doch Lucarna spürte, dass die Lebenskraft des Blutdefensivlers äußerst schwach war. Selbst wenn er überlebte, war es nicht garantiert, dass der Jüngere je wieder kämpfen konnte. Und auch dann war die Frage, würde er es tun? Lucarna hatte zweifellos versucht, ihn zu töten. Würde er ihm folgen?

Lucarna seufzte. Was hatte ihn geritten, so eine Entscheidung zu treffen?

Mission

Hat mal wieder lange gedauert, insofern sorry für die Wartezeit. Ich hoffe, ich war in der Lage, die "Saga" gebührend fortzuführen (Ich hatte während dem Schreiben meine Zweifel), aber lest selbst! Viel Spaß!
 

Hauptcharakter: Cesaja (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3. Grades/Manipulation, Rang: Leutnant/Unteroffizier)
 

Er lief durch den Schnee. Tränen gefroren ihm auf den Wangen, während seine Beine Meter um Meter fraßen. Noch schützte ihn die Dunkelheit. Das dunkle Grau seines Mantels ließ ihn im aufgewirbelten, stets fliegenden Schnee Antarcticas fast unsichtbar werden. Eis und Schnee... Cesaja schluchzte. Als er aufgebrochen war, hatte Ryucama noch immer im Koma gelegen – selbst zwei Tage nach dem Kampf! Es war unwahrscheinlich, dass sein Freund je wieder zu seiner alten Form zurückfinden würde. Er hatte gehört, wie sich zwei Beschwörer über den Kampf unterhalten hatten. Offensichtlich hatte Lucarna nahezu unverantwortlich gehandelt, als er den Flammenteufel beschworen hatte. Den Worten der Beschwörer hatte er entnehmen können, dass solche Kreaturen nur dann entfesselt wurden, wenn ganze Massen an Gegnern getötet werden mussten. Ja, getötet. Lucarna hatte es darauf angelegt, Ryucama umzubringen!

Weiter und weiter rannte er durch den Schnee, durch die Dunkelheit in Richtung des selbst in der Finsternis erkennbaren Kolosses des Zentralbündnisses. Die Mission sah vor, das Fort allein zu infiltrieren, Pläne zu stehlen und dann nach Antarctica zurückzukehren. Ein Selbstmordkommando, das war nicht zu übersehen. Und doch war er hier...

Schließlich blieb er stehen, konnte einfach nicht mehr weiter. Cesaja starrte in den Himmel und weinte. Ryucama war dem Tod nahe, Lucarna hatte ihn selbst so vollständig in der Hand, und er hasste ihn offensichtlich. Hätte er doch nur nichts gesagt, damals!

Es war das zarte Violett des Himmels, das ihn schließlich aus seiner Trauer riss. Entsetzt begann Cesaja wieder zu rennen. Er musste die Front erreichen, ehe die Sonne aufging und ihre Helligkeit enthüllen konnte, wo er herkam!
 

Cesaja erreichte das Gebiet, das vom Zentralbündnis kontrolliert wurde, als sich eben der oberste Rand der Sonne über den Horizont schob und ihre noch blassen Strahlen aussandte, um das Lager zu wecken. Hastig riss er sich den langen, nach dem Schnitt der Uniformen von Antarctica geschneiderten Mantel vom Körper und stopfte ihn unter seine dicke Jacke im Zentralbündnis-Stil. Er fühlte sich nicht richtig angezogen, schob es aber auf die Tatsache, dass er sich die Zeichen nicht auf die Stirn gezeichnet hatte, um sich nicht zu verraten. Mit klopfendem Herzen schloss er sich einer Gruppe Soldaten an, die in einer langen Schlange standen, um ins Innere der Festung eingelassen zu werden. Seine Hand schloss sich um den gefälschten Ausweis und die Einlasspapiere. Wenn bei der Erstellung dieser falschen Identität auch nur der geringste Fehler gemacht worden war, wäre er in wenigen Minuten tot! Cesaja schluckte und versuchte, seinen zu schnell gehenden Atem zu beruhigen. Der lange Lauf hatte ihn erschöpft, er würde kaum kämpfen können, erst recht nicht gegen tausende Soldaten des Zentralbündnisses.

„Kalt, oder?“, sagte da eine Stimme direkt hinter ihm und Cesaja fuhr zusammen. „Mann! Erschrick doch nicht gleich! Bin doch keiner dieser verdammten Mutanten!“, meinte der hagere Soldat, der sich hinter ihm angestellt hatte. Cesaja wusste, er musste irgendetwas sagen, sonst würde er sich verdächtig machen. „Ich will nur nach drinnen. Es ist so verflucht kalt!“, stieß er hervor und schlang die Arme um sich. Der Andere nickte. „Seit der Schlacht kommt es mir noch kälter vor als vorher. Wie, als ob die uns verflucht hätten! Gruselig...“, murmelte er und Cesaja zog es vor, nur wortlos zu nicken. Er wandte sich wieder nach vorne um, als der Andere nichts darauf sagte.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis Cesaja an der Einlasskontrolle ankam. Zitternd vor Kälte – und Angst, wohlgemerkt – reichte er den Wächtern am Tor seine Papiere. Beide hatten rotgefrorene Nasen und waren dick vermummt. Cesaja hoffte, sie würden es mit der Kontrolle nicht zu genau nehmen, sondern schnell machen, damit möglichst viele nach drinnen kommen konnten und er nicht weiter auffiel.

Doch es ging alles glatt. Der Mann mit der Pudelmütze gab ihm die Papiere zurück und winkte ihn nach drinnen. Cesaja nickte ihm dankbar zu und machte sich auf den Weg.

Der Hof der Festung war zugestellt mit Gerätschaften, die Cesaja erst auf den zweiten Blick als die Laserkanonen erkannten, die für gewöhnlich ihren Schilden arg zu schaffen machten.

Er eilte ins Innere des Gebäudes, wobei er sich betont beschäftigt gab, um auch ja nicht aufzufallen. Cesaja hatte Glück, nicht in irgendwelche Sackgassen zu marschieren, es gelang ihm sogar, in einen etwas weniger gut besuchten Teil der Festung zu kommen, wo er sich kurzzeitig ausruhen und sein weiteres Vorgehen planen konnte. Er wusste, die wichtigsten Räume, in denen er wohl finden würde, was er suchte, waren ganz oben, in der Etage mit den verspiegelten Fenstern. Doch der Weg dorthin könnte sich schwierig gestalten. Irgendwo waren sicher Wachen postiert, die ihn aufhalten würden. Wie könnte er... ein Grinsen schlich sich auf Cesajas Gesicht. Kurz strichen seine Fingerspitzen über die Stelle zwischen seinen Augenbrauen, an der normalerweise das zweite Zeichen seiner Fähigkeiten saß. Mit einem Mal wurde die unmöglich scheinende Aufgabe in eine schwierige, aber nicht mehr unausführbare Mission verwandelt. Er hatte eine Chance!

Als er wieder aufbrach, um sich auf den Weg nach oben in die Etagen der Anführer zu machen, schlich sich ein kleines Grinsen auf sein Gesicht. Wie es schien, hatte Lucarna in seinem Bemühen, Cesaja ein möglichst einfaches Ende zu bescheren, dessen Fertigkeiten nicht beachtet. Wenn es jemand schaffen konnte, eine Festung des Feindes zu infiltrieren und nicht bemerkt zu werden, so war es ein Manipulator!
 

Hoch aufgerichtet schritt er durch die Gänge, kreuzte mit niemandem den Blick und drängte sich manchmal sogar an langsamer gehenden Männern und Frauen vorbei, die ihm – das spürte er im Rücken – teils sogar verwirrt hinterhersahen. Cesaja wusste, er hatte nicht allzu viel Zeit. Je länger er wartete, desto größer wurde die Chance, dass sie ihn entlarvten. So eilte er Stockwerk für Stockwerk aufwärts, durch die Magazine, durch Truppenunterkünfte, sogar durch eine der Ebenen, die offensichtlich als Hangar für Flugzeuge benutzt wurde. Doch dann sah er an einem Treppenaufgang – mehr durch Glück als durch Verstand – zwei Wachen stehen. Er zögerte, verbarg sich in einer Nische, dachte nach. Dann legte er die Hand auf die Wand und konzentrierte sich. Der harte Stein unter seinen Fingern wurde weich wie Butter. Cesaja lächelte und ließ sich durch den einst massiven Beton hindurchsinken und landete in einem unbenutzten, aber auch unbeleuchteten Zimmer. Er grinste und nahm die Hand von der Wand, die binnen Sekunden wieder aushärtete. „Unterschätzt nie die Kraft eines Manipulators!“ Er berührte eine weitere Wand, konzentrierte sich darauf. Ein Krachen, gefolgt von einem Rauschen, ließ die Wachen auf der anderen Seite des Raumes zusammenfahren. „Was war das?“, hörte Cesaja den Ruf durch die Wand hindurch.

Er wartete. Dann hörte er: „Wasserrohrbruch!“ Er grinste böse, dann verflüssigte er den Stein erneut und schlich durch die Wand hindurch. Er kam direkt vor der jetzt unbewachten Treppe heraus. Mit einem letzten sichernden Blick auf den Gang schlich er nach oben.

Es war eine lange Treppe, die über mehrere Etagen nach oben führte, wobei Cesaja zweimal seinen Trick mit der flüssigen Wand wiederholen musste, als ihm Menschen entgegenkamen. Beim zweiten Mal gelang es ihm nur noch, in die Wand hineinzutauchen und darin zu verharren, weil er sich an einer Außenwand der Festung befand und es unter ihm viele Meter in die Tiefe ging.

Schlussendlich jedoch erreichte er den obersten Treppenabsatz und war erstaunt. Teppichböden und vornehme Bilder und Büsten schmückten die Gänge dieses Stockwerkes! Er seufzte. Zum Einen würde es das einfacher machen, ungehört vorwärts zu kommen, doch andererseits galt das auch für seine Widersacher. Er machte sich auf den Weg.
 

Gut drei Stunden später – es war mittlerweile später Nachmittag – erreichte er endlich ein Büro, in dem er glaubte, das benötigte Material finden zu können. Er sah rasch die Papiere auf dem Schreibtisch durch. Ja, das dort unter den Listen für Nahrungsmittel waren definitiv Schlacht- und Wachpläne! Er schob die Pläne in seine Jacke, beugte sich hinab, um die Schubladen zu öffnen – als er das Klicken des Türschlosses hörte! Der Schreck fuhr Cesaja in Mark und Bein, der Raum war viel zu leer, als dass er sich irgendwo verstecken konnte!

Erst, als sich die Klinke nach unten drückte, war der Mage wieder in der Lage, zu reagieren. Kurz vor der Panik, mit hämmerndem Herzen, hastete er zu der Kommode an der Wand neben sich. Ihm blieb nicht mehr die Zeit für ein ausgeklügelteres Versteck, stattdessen legte er nur die Hände an die Seitenwand des Möbelstückes und ließ das Holz weich werden. Mit Schwung tauchte er hinein, bekam noch mit, wie seine Füße im Inneren des Schrankes verschwanden, da öffnete sich bereits die Tür. Mit einem Herzschlag wie ein Maschinengewehr blieb er inmitten der Kommode liegen und betete, dass die Trennwände, in denen er zum Liegen gekommen war, nicht gleichzeitig auch eine stützende Funktion auf die Deckplatte der Kommode haben würden, oder es würde zu einer wirklich unangenehmen Situation kommen. Cesaja versuchte, sich nach hinten zu bewegen, gab es aber auf, als er spürte, dass er auf Papier lag, das rascheln würde, sobald er sich zu weit vom Fleck rollte. Lautlos fluchend, wartete er schließlich einfach, bis die Person das Zimmer wieder verließ. Er hatte es zumindest vor, doch offenbar war er genau in eine Besprechung hineingeraten, die sich länger hinzog. Geduldig versuchte er, zuzuhören. Doch bereits nach kurzer Zeit wurde ihm klar, dass es sich bei der vermeintlich überlebenswichtigen Besprechung lediglich um die Neuzusammenstellung des Essens ging, ebenso wie um die Neuverteilung der Truppen. Doch leider konnte Cesaja nichts in Erfahrung bringen, was sie nicht ohnehin schon wussten. Frust biss sich in Cesajas Seele fest, wobei die schlechte Luft inmitten der Kommode – buchstäblich inmitten – nicht eben zu seinem Wohlbefinden beitrug, ebenso wie die unbequeme Haltung und die Tatsache, dass er langsam aber sicher ins Schwitzen geriet mit seiner dicken Jacke.

Außerdem begann ihn die Stimme des Soldaten, der die meiste Zeit sprach, wirklich zu langweilen. Der Mann sprach langsam, fast schleppend, sodass Cesaja ihn am liebsten verbal angeschoben hätte, damit er endlich zum springenden Punkt, beziehungsweise zum Abschluss seines Satzes kam. Wie konnte die Westfront nur so unzerstörbar fest stehen mit Schlafmützen wie diesem Typen in leitenden Funktionen? Er seufzte leise.

In dem Moment, als ihm der Laut über die Lippen kam, wurde ihm klar, welch einen schrecklichen Fehler er eben gemacht hatte. „Was war das?“, fragte der zweite Mann und schien von seinem Stuhl aufzuspringen, denn Cesaja hörte das Möbelstück am Boden aufschlagen. „Das kam doch von...“

Der Mage spürte, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht wich, als er hörte, wie sich Hände um die Griffe der Kommodenschränke legten. Cesaja versuchte noch, sich durch seine Illusionsfähigkeiten unsichtbar zu machen, doch auf diese Distanz konnte es natürlich nicht gut gehen. Der Mann schrie gellend auf, als er Cesaja inmitten des Schrankes liegen sah, seinen Oberkörper, der mitten durch zwei Trennwände hindurch in der Enge lag, seine Beine, die zwischen Papieren und ein paar Whiskygläsern eingeklemmt an die Seitenwand des Schränkchens gestemmt standen. Cesaja fiel nichts besseres ein, als ein dämliches „Buh!“ von sich zu geben, als er das entsetzte Gesicht des Mannes vor sich sah.

Immerhin hatte es den Effekt, dass der Soldat ihm mit einem erschrockenen Aufschrei die Kommodentüren vor der Nase zuschlug und Cesaja wieder der wohltuenden Dunkelheit des Schrankes überließ. Es war von kurzer Dauer, das war dem Mage natürlich klar, aber was sollte er machen?

Dann kam ihm die Idee. Er schloss die Augen. Wenn er sich verschätzt hatte, würde es ihm mehr als nur ein paar geprellte Muskeln einbringen... Er weichte das Holz und den Boden darunter auf und fiel durch sie hindurch in die nächste Etage hinunter. Cesaja landete mitten auf zwei völlig überraschten Männern, die gerade beim Essen gesessen hatten – besser gesagt, landete er mitten in ihren Essenstabletts. „T-tut mir furchtbar leid!“, stammelte er, stemmte sich aus dem Kartoffelbrei und kam taumelnd auf die Füße. Bevor die Männer reagieren konnten, war er bereits aus der Tür geeilt und hastete den Gang entlang.

Während er die Treppe nach unten eilte, wischte er sich Bratensoße aus den Augen und lauschte. Dröhnendes Gebrüll hallte durch die Festung, zeigte ihm, dass die Soldaten ihre Überraschung überwunden hatten und ihn als einen Eindringling aus Antarctica erkannt hatten. Er beschleunigte seine Schritte, gerade so stark, dass er noch sicher sein konnte, nicht die Treppe hinunterzufallen, und betete, dass die Wachen noch immer mit dem Wasserrohrbruch, den er zuvor verursacht hatte, beschäftigt waren.

Doch jetzt schien es, als hätte ihn sein Glück vollends verlassen. Die Männer standen beide wieder am Treppenaufgang, hörten natürlich das wütende Gebrüll, das Cesaja folgte. „Haltet den Spion!“, gellte gerade über seine Schulter hinweg – dann krachte der Mage in die Wachen. Einer von ihnen ging zu Boden, während der Andere Cesaja zu packen bekam. Mit einem bösen Geräusch zerriss die Jacke, und Papier flog durch den Gang. Der Mage grapschte hilflos zwei oder drei der Zettel, die sich selbständig gemacht hatten und hastete weiter, ließ den Wächter mit einem Stofffetzen in der Hand zurück und bog um die Ecke. Umso überraschter war diesmal Cesaja, als er sich einem regelrechten See gegenübersah, in dessen Mitte ein paar Klempner in blauen Arbeitsanzügen, sowie einige Helfer standen, die an dem zerbrochenen Rohr herumhantierten, sowie mit Putzlumpen und Eimern bewaffnet versuchten, dem Wasser Herr zu werden.

Cesaja warf einen Blick hinter sich und sah die Wächter und die Soldaten, die er beim Essen gestört hatte, um die Ecke biegen. Er fluchte und warf sich vorwärts, schlitterte über den nassen Flur und an den Arbeitern vorbei, die ihn – vielleicht aber auch nur das Gemüse in seinen Haaren – irritiert anstarrten, ohne aber den Versuch zu unternehmen, ihn aufzuhalten. Der Mage hastete durch den Gang zur nächsten Treppe und ließ sich spontan durch die Ebene fallen, um am Treppenabsatz des nächsten Stockwerkes hart aufzukommen. Dennoch, als er das Ganze zwei Stockwerke weiter unten erneut wiederholte – seine Beine protestierten mit sengendem Schmerz, den es erst wieder zu ignorieren galt – erarbeitete er sich einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung.

Dann erreichte er endlich das Erdgeschoss. Außer Atem, mit rasendem Herzen und schmerzenden Gliedern, taumelte er durch die letzten paar Gänge nach draußen.

Auf dem Hof jedoch erwartete ihn eine weitere böse Überraschung. Ein ganzes Bataillon von Soldaten stand dort, mit auf ihn gerichteten Gewehren. Cesaja hielt einen Moment keuchend inne. „Schluss jetzt mit dem Unsinn! Du bist so gut wie tot, also hör auf, wegzulaufen!“, fauchte einer der Männer, wohl ihr Offizier. Cesaja keuchte: „Das könnte... euch so passen!“ Als er sich vorwärts warf, übernahmen seine Schlachtreflexe und ließen ihn seine Barrieren schließen, ehe die ersten Kugeln in seine Reichweite pfiffen. Er rannte durch die Masse der Soldaten und war dankbar, dass keiner von ihnen auf die Idee kam, einen der Laser im Hof in Betrieb zu nehmen, um ihn endgültig außer Gefecht zu setzen.

Am Tor verstärkte er noch einmal seine Barrieren und rannte die beiden Wachen dort einfach um, ebenso wie die drei nachfolgenden Soldaten, die gewartet hatten, um sich auszuweisen. Hände griffen nach ihm, doch jetzt war Cesaja wieder in seinem Element – er wusste, was er zu tun hatte, wenn alles in einen Kampf ausartete. Er tauchte geschickt an den Händen vorbei und lief den Hang hinab, so schnell ihn seine Füße trugen. Das Lager war offensichtlich noch nicht informiert worden, denn es gelang Cesaja, seine Verfolger im Gewirr der Unterkünfte abzuschütteln. Als er einen Moment Ruhe hatte, klaubte er sich die letzten vier Erbsen und Karotten aus den Haaren, dann rieb er sich mit Schnee den letzten Rest der gefrierenden Bratensoße vom Gesicht und versuchte, seine zerrissene Jacke so zuzuhalten, dass man es nicht sofort sah, in welchem Zustand seine Uniform war. Er betete, dass man ihn nicht wieder entdecken würde, als er sich in Richtung Antarctica davonmachte.

Es ging fast alles gut, nur als er den äußersten Rand des Lagers erreichte, wurde er aufgehalten. „Hey, was willst du? Da draußen gibt es nichts außer Schnee und Monstern in Menschengestalt!“ Monster in Menschengestalt? Cesaja war so erschöpft, dass er nur abwinkte und weiterging. Der Mann jedoch hielt ihn auf. „Bist du etwa ein Deserteur? Bleib sofort stehen!“ Der Mage spürte, wie erneut ein Gewehr auf ihn gerichtet wurde. Er drehte sich müde um, hielt den Kopf gesenkt. „Was willst du von mir? Ich will nur meine Ruhe haben!“ „Du musst dich ausweisen, wenn du aus dem Lager heraus willst! Das ist Pflicht!“, erklärte der Mann und Cesaja spürte, wie sein Geduldsfaden riss. Er war sich vollkommen bewusst, dass er gerade einen schweren Fehler beging, doch ihm war jegliche Geduld abhanden gekommen.

Mithilfe seiner Illusionstechniken setzte er sich ein Leichengesicht auf, einen entsetzlichen Schädel, von dem das Fleisch in verwesenden Fetzen herabhing. Der Mann schrie entsetzt auf, hob jedoch, zu Cesajas Erschrecken, das Gewehr und schoss. Cesaja fuhr herum und jagte davon, eine Schneewolke hinter sich herziehen.

Er spürte, wie ihn mehrere Kugeln trafen, doch er schwor sich, dass ihn jetzt nichts und niemand mehr aufhalten würde. Er würde nach Antarctica zurückkehren!



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von:  Rooro
2012-06-06T06:17:08+00:00 06.06.2012 08:17
Was mir sehr gefällt, ist, dass du soviel Einblicke gewährst, kleine Details wie zB dass einer der Wachen des Hauptquartiers ne Pudelmütze trägt. Das macht das Ganze irgendwie „farbenfroh“ (sorry, dummes Wort ^^“)

Ich finds grad geil, wie alles zusammen passt! Ich mein, Cesa als Manipulator, das ist fast so, als hättest du von Anfang an gewusst, was für eine Fähigkeit er sehr viel später einmal brauchen würde (hast du?) Allerdings wundert es mich, dass er seine sekundäre Fähigkeit komplett vergessen hat und sich nicht vorher bereits einen geeigneten Plan damit zurecht gelegt hat. Grad im Moment wirkt er auf mich wie ein Glücksritter. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass er es sogar schaffen wird, die Pläne zu stehlen und sicher zurück zu kommen.

Es wundert mich gerade, dass man ein leises Seufzen hört, wenn es aus einer Kommode kommt. Allerdings hab ich nicht damit gerechnet, dass er entdeckt wird! Jetzt wird’s spannend!

Er wurde getroffen? Jetzt bin ich aber aufs nächste Kapitel gespannt, ob er es mit Kugeln im Körper zurück schaffen wird! Ich warte geduldig :)
Von:  Rooro
2012-03-05T09:35:08+00:00 05.03.2012 10:35
Ich bin jetzt am Bildschirm gepappt, so spannend war das!
So leid es mir um Ryu tut, ich hatte jetzt wirklich Angst, dass Luca das Duell verlieren könnte! Ich saß da und dachte mir nur, für was ist er einer der stärksten Mages, wenn er nichts tun kann! (war ja richtig süß, wie er auf dem Eis ausgerutscht ist *lach*)
Ich war so verdammt froh, als das Duell zu Ende war und er der Sieger war (ich gehör wohl voll zu den Bösen, was ^^“)
Aber es bleibt spannend, noch gibt es einen weiteren Nekromanten, sprich einen weiteren Widersacher.
Bin grad voll im Widerspruch! Einerseits möcht ich natürlich, dass Cesaja und den anderen nichts passiert, andererseits würd ichs nicht ertragen, wenn Lucarna gebrochen wird ^^“

Ich bin schon sehr gespannt, wie du das noch enden lässt!
Von:  Rooro
2012-02-20T09:24:29+00:00 20.02.2012 10:24
Mensch, warum hast du aufgehört! Das ist jetzt irgendwie mit jedem Satz spannender und spannender geworden, ich war regelrecht enttäuscht, als das Kapitel plötzlich endete!
Soll ich raten, wer gewinnt? Ich hab keine Ahnung! Entweder wiegt sich Luca zu sehr in Sicherheit und er unterschätzt sein Gegenüber, so dass Ryu eine Schwachstelle entdeckt und diese sofort ausnützt um zu gewinnen, oder aber Ryu stirbt.... Mag jetzt zwar hart klingen, aber ich tipp auf Lucarna. Seltsamerweise mag ich den Idioten immer noch viel zu gern, als dass ich ihn als gebrochenen Verlierer sehen möchte :(
Schreib bald weiter, ich warte gespannt :D
Von:  Rooro
2011-06-14T11:45:31+00:00 14.06.2011 13:45
So, gelesen ^^
Fehler habe ich keine entdeckt. Ganz im Gegenteil, exzellent geschrieben wie immer ^^b
Aber, die beiden erwachsenen Männer haben jetzt nicht ernsthaft darüber diskutiert, welche Farbe Luca tragen soll? Ist ja geil xD
Und du lässt es wirklich in einem Duell ausarten? Erstens frag ich mich grad, was ein Duell an Cesajas Lage ändern soll, darf der Gewinner einen Wunsch einfordern oder so etwas? Und zweitens…… ich hab das schlimme Gefühl, dass Lucarna verlieren wird :( Klar will ich nicht, dass den Freunden etwas geschieht, aber wir reden hier von Lucarna, der KANN nicht verlieren!!
Mensch, ich will das nicht! Jetzt sitz ich auf heißen Kohlen, bis es weiter geht :(
Von:  Rooro
2011-04-11T12:23:40+00:00 11.04.2011 14:23
Also wird es zwei Generäle geben? Interessant! Ich finds toll, dass du den zweiten jetzt so gut beschrieben hast! Vor allem scheint der ja ein kleiner Held mit seinen ganzen Taten zu sein, eine sehr berechtigte Wahl. Da wird es Rajan schwer haben mitzuhalten ;)
Und die Stelle, wo Sato auf Lucarna trifft, hab ich regelrecht verschlungen! Die war wahnsinnig spannend geschrieben, obwohl ja eigentlich nicht wirklich etwas passiert, sie „reden ja nur“. Dennoch, ich bin regelrecht am Bildschirm gepappt!
Und langsam aber sicher zieht sich wohl die Schlinge zu für Lucarna, es wissen bereits zu viele davon. Etwas überrascht war ich, als Luca so einfach zugegeben hat, dass er es eigentlich sogar beabsichtigt, Cesa mit der Mission umzubringen. Hätte Sato nicht bereits von allem gewusst, dann wäre das aber schief für ihn gewesen :/

Fehler oder irgendwas hab ich nicht gefunden, Unstimmigkeiten ebenso wenig.
Ich freu mich schon wahnsinnig auf das nächste Kapitel =D
Von:  Rooro
2011-03-25T08:11:48+00:00 25.03.2011 09:11
Es geht weiter *freu*
^^
Also erstmal, mir ist kein Fehler aufgefallen. Weder storytechnisch, noch grammatikalisch, noch in der Rechtschreibung. Vielleicht hab die, falls es welche geben sollte, auch nur vor lauter Spannung überlesen ;)

Das Kapitel selbst gefällt mir mal wieder sehr gut. Ich dachte mir schon, dass die Generalfrage aufkommen würde, als Rajan zu der Versammlung beordert wurde.
Umso überaschter war ich, wie Cesa den Rat verlassen hat! Das war hart, als raus kam, was er zu tun hat. Gut, irgendwie hab ich mir damals schon gedacht, dass Lucarna ihn nun aus dem Weg haben will, aber dass er es so direkt angeht... er zwingt Cesa ja direkt, dass er das Geheimnis ausplaudert!

Ich bin schon wahnsinnig gespannt, wie es mit ihm und Lucaran weiter geht, wie Cesaja aus diese Sache heil wieder rauskommt! FALLS er da heil rauskommt ;___;

Eine Frage hätt ich allerdings noch, das beschäftigt mich seit dem Prolog xD" Da hat der junge Cesa ja ne telepathische Nachricht bekommen, Lucarna sei bereits 'vergeben'. Wird noch irgendwann aufgelöst, an wen und wer das gesagt hat? *gespannt sei*
Von:  Rooro
2010-05-03T15:52:13+00:00 03.05.2010 17:52
*___*
Ich war etwas überrascht, dass Rajan als General vorgeschlagen wurde. Hatte insgeheim mit Cesaja gerechnet. Und war dann gleich wieder überrascht, dass er nun doch vorgeschlagen wurde xD Dachte, Lucarna will ihn damit in eine Position bringen, die ihn nichts ausplaudern lässt, bzw in der er ihn immer nah bei sich hat um ihn im Auge zu behalten. Ich hätte Luca besser kennen müssen, ganz klar, er will ihn umbringen. Wahrscheinlich mit der erwähnten Aufgabe, oder? Ich bin schon sehr gespannt, was du dir da ausgedacht hast :)
Und ich musste bei Lucas Art, wie er sich gibt und kleidet und was er denkt irgendwie Dauergrinsen, ich weiß auch nicht <3
Und noch einer weiß von den Versuchen? Allerdings glaub ich, dass er mit dieser Warnung das genaue Gegenteil bei Luca herauf beschworen hat. Hier bin ich gleich noch gespannter, wie diese Sache weiter gehen wird!
Ich will irgendwie nicht, dass Luca was geschieht. Allerdings hab ich auch nichts dagegen, ihn mal kurz für sich gebrochen zu sehen, nur um mit noch größerer Macht aufzusteigen. Ich bin sehr froh, dass ich nicht diese Geschichte weiterspinnen muss, ich wüsste nämlich nicht, wie das alles für Luca enden soll :(

Jedenfalls, geschrieben wieder wunderbar! Sehr schön flüssig und anschaulich, ohne zu viele lästige Details. Man könnte fast meinen, du selbst wärst Luca und hättest geschrieben, was in ihm vorgeht.
Von:  Nezumi
2009-04-27T09:16:52+00:00 27.04.2009 11:16
Wieder sehr spannend!! Das Warten hat sich sehr gelohnt <3 Bin sehr gespannt auf den nächsten Teil.. *__*
Von:  Rooro
2009-03-31T19:12:50+00:00 31.03.2009 21:12
Herrlich! Aber was anderes war ja von dir nicht zu erwarten :)
Die Mages sind also in die Zange genommen worden und ihr Plan scheint ja nicht wirklich so zu verlaufen, wie geplant.
Und Lucarnas erster Gedanke ist, wie er Cesa zum Schweigen bringen kann.... das interessiert mich ja fast noch mehr wie der Ausgang dieses Krieges! Bin schon voll gespannt, was du dir ausgedacht hast. Alle Möglichkeiten hast du ja schon aufgezählt, aber die scheinen ja nicht zu funktionieren. Und so besonders waren ja Cesas Fähigkeiten nicht, als dass er Luca recht hätte schützen können. *rumhibbel* Ich freu mich so wahnsinnig auf das nächste Kapitel ;)

Und Luca kann ich mir in seiner schwarzen, langen und hochgeschlossenen Kleidung richtig gut vorstellen. Dann noch sein langer schwarzer Zopf <3
Von: abgemeldet
2008-05-25T15:20:20+00:00 25.05.2008 17:20
Soooorrrryyyyyy das ich so lange gebraucht habe. -.-
Pc war kaputt...und ich habe im moment wirklich viel zu tun wegen meinem Geburtstag.
Also das Kappi war super.
Ich muss sagen das ich Luca jetzt noch mehr mag^^...
ich find solche typen wie ihn eifach immer am besten.
okay...ich glaube zwar nicht das Ryu den Geist aufgibt aber wenn doch, dann werde ich dich bis in die ewigkeit verfolgen.
Ich hasse tote TT.TT
nimm das bitte nicht zu persönlich...ich bin eben ein bisschen seltsam.
na dann ich freu mich schon auf nächste Kappi^^
LG
FuYu


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