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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Aufbruch

Überrascht begrüßte Solomon Ishizu, als sie mit Tea zu seiner Hütte kam, um sie wieder zu ihren Eltern zurückzubringen. Er hatte mit Karim gerechnet, doch dass Ishizu selbst mitkam, verwunderte ihn doch schon ein wenig. Schnell hatte Ishizu ihm den Grund ihres Hierseins erklärt und ihre Bitte ausgesprochen. Nach einem Moment der Verblüffung, rief Solomon seine Frau zu dem Gespräch hinzu und erklärte ihr Ishizus Anliegen. Schnell waren die Eltern sich einig, dass es für Tea gewiss von Nutzen sein würde, den Sommer bei Ishizu am See zu verbringen, denn niemand wusste so viel, wie die Älteste Person des Waldes. Also gaben Solomon und seine Frau ihre Zustimmung, dass Tea mit Ishizu zurück zum See gehen durfte.
 

Lächelnd bedankte Ishizu sich für das Gespräch und nahm die Gastfreundschaft Solomons dankbar in Anspruch. Immerhin war sie nicht mehr die Jüngste, und auch wenn der Weg zum See nur einen halben Tag dauerte, so musste sie sich doch erst einmal ein wenig erholen. Sie verblieb mit Solomon, dass sie in fünf Tagen mit den Kindern wieder aufbrechen würde, denn dass Yugi würde ebenfalls mitkommen dürfen, daran hatte sie keine Zweifel. Beim gemeinsamen Abendessen teilte Solomon seiner jüngsten Tochter mit, dass sie, wenn sie es möchte, die Erlaubnis hätte, den Sommer bei Ishizu am See zu verbringen. Tea ließ alle Höflichkeitsregeln sausen und umarmte jubelnd ihre Eltern.
 

Am nächsten Tag stattete Ishizu Mana einen Besuch ab und unterbreitete auch ihr ihr Anliegen. Yugi saß mit bangenden Augen dabei, und hoffte, dass seine Mutter ihre Zustimmung geben würde. Mana musste lächeln, als sie sah, wie gerne ihr Sohn mit Ishizu mitgehen wollte, und so konnte sie ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Auch hier wurde jemand mit stürmischer Dankbarkeit belohnt, als die Zustimmung erteilt worden war. So verabredete Ishizu auch hier, dass sie in vier Tagen aufbrechen würden, bis dahin hatte sie sich ausreichend erholt, dass ihr der Weg nicht so schwer fiel.
 

Seit der Zusammenkunft aller am See, spürte Ishizu mit einem Mal die Bürde des Alters. Sie hatte ihre Zeit längst überlebt, das wusste sie, und sie wusste auch warum. Doch ihr Wissen wollte sie unbedingt noch weiter geben... Yoko war schon die kommende Chronistin der Menschen hier im Wald, lange schon hatte sie ihr die Schreibarbeit und die Familienrollen abgenommen... Tea wollte sie zur Heilerin ausbilden, denn sie glaubte fest daran, dass sie ein geschicktes Händchen dazu hatte... Gute Augen hatte Tea jedenfalls, das konnte Ishizu schon beobachten und auch einen wachen und aufmerksamen Geist...
 

Vier Tage später war es dann so weit. Yugi und Tea verabschiedeten sich von ihren Familien und zogen stolz und glücklich mit Ishizu zu einem aufregenden Sommer am See davon. Die Kinder, die sie beobachteten, konnten Yugi und Tea nicht verstehen, dass sie sich auch noch darüber freuten, Ishizu zu begleiten... Ihnen war die alte Frau einfach nur unheimlich – für sie kam es einer Strafe gleich, mit Ishizu zusammen sein zu müssen. Sie mieden lieber die Gesellschaft der alten Frau.
 

~~~
 

In ihrer Höhle am See wieder angekommen, machte Seth sich als erstes daran, seine Sachen zu durchforsten. Ein fertig gepacktes Kleiderbündel musste absolut griffbereit in der Höhle bereit liegen. Es war ihm mittlerweile mehr als nur unangenehm, jedes Mal so blank vor allen Leuten zu stehen – und es nicht einmal zu merken... Er wurde jetzt noch rot bei dem Gedanken daran, dass er vor Tea und Yoko ganz nackt da gestanden hatte... Das Leben in Freizügigkeit war ihm leider viel zu selbstverständlich geworden...

Seth fand ein ausreichend großes Stück Leder, das sich wunderbar dafür eignete, und packte eine seiner Hosen, einen Kittel und ein Lendentuch hinein. Mit einer Lederschnur schnürte er das Bündel zusammen und deponierte es direkt am Höhleneingang. Mit seinem Werk zufrieden, seufzte er auf und wandte sich endlich seinem Gefährten zu, der die ganze Zeit, ohne auch nur ein Ton zu sagen, sein Tun aufmerksam verfolgt hatte.
 

>Warum hast du das gemacht?< erkundigte sich Jono neugierig, als Seth sich nach vollendeter Tat wieder neben ihn setzte.

„Es schickt sich nicht, vor Anderen so gänzlich unbekleidet zu sein, sein Geschlechtsteil zu zeigen.“, antwortete Seth etwas verlegen. Selbst die Erinnerung daran, ließ einen leichten Rotschimmer auf seine Wangen wandern. „Und schon gar nicht, wenn Frauen anwesend sind, erst recht nicht Kinder...“

Jono nickte, auch wenn er DIES nie wirklich verstehen würde, aber er hatte verstanden, dass es den anderen Menschen ziemlich unangenehm war...
 

>Hast du Hunger?< erkundigte sich Jono schließlich, denn es war nun doch schon eine geraume Zeit seit ihrer letzten Mahlzeit vergangen. Seth nickte, und so flogen die Beiden hinunter zum See, und Jono fischte für sie Beide. Mit dem letzten Fisch kam er wie immer zu Seth geflogen, und gemeinsam bereiteten sie ihn in gewohnter Weise zu. Während Seth seinen Fisch verspeiste, hingen Beide ein wenig ihren Gedanken nach. In den letzten Tagen war einfach sehr viel passiert...
 

>Was hältst...<

„Wie findest...“, begannen Seth und Jono gleichzeitig.

>Du.<

„Nein, erst du.“, stritten sie sich um den Anfang.

>Na, gut.< gab Jono nach. >Was hältst du von dem Ganzen? Ich mein, so die Sache mit Menschen und Drachen wieder näher zusammen kommen, sich besser verstehen und so...< fragte Jono Seth, doch eigentlich interessierte ihn etwas anderes VIEL mehr.

„Ich find es schön.“, antwortete Seth ehrlich. „Wenn es klappt, dass Menschen und Drachen sich wieder besser verstehen, dann müssen die nächsten Mondkinder nicht mehr so leiden... Und vielleicht kennen sie sich ja auch von Anfang an...“, seufzte Seth und schaute Jono liebevoll an. Seine ’Suche’ nach ihm hatte zwar nur fünf Jahre gedauert, doch es waren auch für ihn fünf lange Jahre gewesen... aber Jono hatte ja siebzig Jahre auf ihn ’warten’ müssen... eigentlich hatten sie überhaupt nichts von einander gewusst...
 

>Ja, das wäre wirklich schön.< stimmte Jono ihm zu. >Und dass wir uns erst einmal nur so als kleine Gruppe treffen wollen, find ich auch irgendwie schön.< sinnierte Jono weiter. >Yugi mag ich ja, und Tea auch, doch Karim war mir am Anfang nicht so geheuer.<

„Du musst ihn aber auch verstehen, die Menschen reden im Allgemeinen leider nichts Gutes mehr über Drachen, jedes Kind wächst quasi damit auf, dass die Drachen böse wären, und nur auf ihre Vernichtung aus wären. Es gibt zwar für die Kinder die Geschichten aus den Alten Zeiten, doch die nehmen die Erwachsenen nicht ernst... Sie sind für sie nicht ein Zeugnis aus vergangenen Zeiten, sondern einfach nur Abenteuergeschichten, die man den Kindern vorm Einschlafen erzählt.“
 

Seth war in der Zwischenzeit fertig mit seinem Fisch und lehnte sich mit seinem Rücken an Jono an. So konnte er nicht sehen, dass Jono noch etwas beschäftigte. Dieser hatte seine Eifersucht nämlich noch nicht vergessen...

„Aber ich finde es nett von Ishizu, dass sie nicht die Mondtage für die regelmäßigen Treffen auserkoren hat.“, meinte Seth leicht schläfrig, denn die Sonne und seine voller Bauch ließen ihn gerade wohlig müde werden.
 

>Was hältst du von Kisara?< Ängstlich schaute Jono auf seinen Seth.

„Kisara? Wieso?“, fragte Seth.

>Na ja, wie gefällt sie dir?< Jono wand sich ein wenig innerlich.

„Na ja, sie ist ganz nett, wie mir scheint, und Shisaras Mutter.“, antwortete Seth und damit schien für ihn die Frage beantwortet zu sein.

>Aber sie ist ein weißes Blauauge, wie du...< fuhr Jono fort. >Und ein Weibchen dazu... Sogar ein Junges...<
 

Langsam verstand Seth Jonos Problem, setzte sich wieder auf und betrachtete seinen Gefährten.

„Hast du dir Sorgen gemacht?“, fragte er leise. Jono nickte und ein leichter Rotschimmer zog auf seine Wangen. Seth kuschelte sich an ihn und streichelte sanft über seine Brust.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mich interessieren keine anderen Drachen. Ich will und brauch nur dich. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann braucht sie auch nur den Vater ihrer kleinen Tochter, denn er war IHR erster Paarungspartner... Und glaub mir, sie werden sich bestimmt treffen, immerhin besucht dein Onkel deine Mutter regelmäßig.“

Jono legte einen Flügel um Seth und drückte ihn ganz fest an sich. Nein, er mochte sich nicht vorstellen, ein Leben ohne seinen Seth, seinen kleinen Weißen führen zu müssen... Seth verstand die Geste, auch ihn hatte die Eifersucht ziemlich geplagt, als er nicht wusste, ob Jono dem Angebot der jungen Frau nicht nachgeben würde. Jetzt glaubte er ihm, dass ihn die Menschenweibchen nicht interessierten – aber Jono würde es ihm wohl erst glauben, wenn er Kisara mit Katsuya zusammen sehen würde. Doch das nahm er ihm nicht übel. Er kuschelte sich ein wenig gemütlicher unter den Flügel und schloss die Augen.
 

>Ich liebe dich.< flüsterte Seth Jono noch in Gedanken zu, bevor er einen kleinen Verdauungsschlaf hielt.

>Ich dich auch.< antwortete Jono und bewachte den Schlaf seines Geliebten.
 

~~~
 

Erschrocken drehten Katsuya und Kisara sich um, und Katsuya stieg von Kisara wieder herunter. Verschämt versuchte er seinen erigierten Penis vor Shisara zu verstecken, doch das wollte ihm in dieser besonderen Situation nicht gerade gut gelingen. Also legte er sich einfach erst einmal auf seinen Bauch. Mit leuchtend roten Wangen blickte Kisara zwischen ihrer kleinen Tochter und Katsuya hin und her.

„Also, dein Papa und ich... ... ... wir haben uns so lange nicht gesehen... ... ...“, stammelte sie und schaute hilflos zu Katsuya. Shisara verstand nicht, was an der Beantwortung ihrer Frage so schwer sein konnte...

„Wir haben uns nur gerade ganz doll begrüßt.“, versuchte es Katsuya. Auch er fühlte sich gerade ziemlich überfordert von dem Ganzen.
 

In Shisara begann es zu arbeiten. Die Gefühle, die die Beiden verströmten, drückten eine große Sehnsucht aus, und noch etwas, das sie nicht so recht zu ordnen konnte... Sie forschte in ihren Erinnerungen, und fand eine passende Information...

„Ach so, ihr wolltet euch paaren.“

Drei Drachen keuchten erschrocken auf. Shizuka hatte ja auch noch nicht geschlafen, doch sie hatte damit gerechnet, und sich aus diesem Grunde zurückgezogen, doch viel zu spät hatte sie bemerkt, dass Shisara wach geworden war – sie war wohl doch ein wenig eingeschlummert... Aber das Shisara solch ein detailliertes Wissen hatte, versetzte auch ihr einen Schock. Es musste ja wirklich ein Jahrtausende altes Wissen sein, das Shisara beherbergte...
 

Shisara drehte sich um und stiefelte zurück in die Höhle. Vor Shizuka blieb sie stehen.

„Mama, ich hab Hunger.“ Shizuka reichte ihr das Kaninchen und den Fisch, und als Shisara ihren Hunger gestillt hatte, krabbelte sie unter Shizukas Flügel und war auch gleich wieder eingeschlafen.
 

Verschüchtert blickten Kisara und Katsuya sich an...

„Geht’s wieder?“, erkundigte sich Kisara schüchtern bei Katsuya und legte sich neben ihn.

„Ein wenig.“, meinte Katsuya schon wieder lächelnd. Er konnte der Kleinen nicht böse sein, auch wenn der Augenblick so unpassend wie nur irgend möglich gewesen war. „Und selbst?“, wollte er liebevoll von Kisara wissen.

„Ganz schön schockiert.“, antwortete Kisara.

„Und sonst?“ Katsuya ruhte mit seinem Kopf auf Kisara und sog genüsslich ihren Duft ein. Errötend hob Kisara ihren Kopf und versteckte ihn unter Katsuyas Flügel. Ging es ihm am Ende wie ihr selbst? Kisara schnupperte vorsichtig, und schon bald fanden ihre Nüstern wieder den Weg zu Katsuyas Bauchfalte. Ihr entströmte immer noch dieser besondere Duft. Langsam begann ihr Schwanz wieder auf dem Boden hin und her zu peitschen und Katsuya verstand die Aufforderung.
 

Vorsichtig stieg er über Kisara...
 

>So ist’s richtig.< murmelte Shisara im Schlaf, als sie das Gebrüll der beiden Drachen vernahm, doch nur Shizuka konnte sie hören.

>Ja.< antwortete sie ihrer kleinen Tochter, bevor auch sie endgültig einschlief, begleitet von dem Brüllen sich paarender Drachen, dass noch lange durch die Nacht drang.
 

~~~
 

Es war zwei Tage vor Vollmond, als Jono nachdenklich seinen Blick auf Seth ruhen ließ. Sie saßen draußen vor der Höhle und beobachteten gesättigt den Sonnenuntergang, als Jono mit seiner Frage herausrückte.

>Wann fliegen wir denn endlich mal zu deiner Familie?< Erschrocken zuckte Seth zusammen. Darüber hatte er sich lange keine Gedanken mehr gemacht.

„Wieso fragst du?“, erkundigte Seth sich vorsichtig.

>Ich meine, wenn wir versuchen wollen, Menschen und Drachen wieder näher zu bringen, dann sollten wir erst einmal mit den betroffenen Familien beginnen.< erklärte Jono.
 

Seth dachte eine Weile darüber nach. Das Argument von Jono war nicht von der Hand zu weisen. Doch irgendwie fiel es ihm leichter, vor Fremden sein Geheimnis zu offenbaren, als mit seiner Familie darüber zu reden. Die Furcht, immer noch von ihnen abgewiesen zu werden, war einfach zu groß...

>Hab keine Angst, ich bin sicher, sie werden dich mit offenen Armen empfangen.< versuchte Jono ihn aufzumuntern. Er konnte sich in etwa vorstellen, was in ihm jetzt vorgehen musste. Immerhin, das Treffen mit seiner Mutter war Zufall und nicht geplant gewesen, sonst hätte er eventuell auch einen Rückzieher gemacht. Doch seine Mutter hatte ihn, nach siebzig Jahren nicht vergessen... er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Menschenmutter, wenn sie erst einmal in Ruhe über alles nachdenken konnte, ihr Kind so einfach abschieben und vergessen würde.
 

>Komm, lass uns gleich morgen fliegen, dann kann ich dich als Mensch begleiten, und du musst nicht ganz alleine deiner Familie gegenüberstehen.< Aufmunternd stupste Jono Seth an.

„Du hast ja recht.“, gab Seth sich seufzend geschlagen. „Und du willst wirklich unseren Vollmond dafür opfern?“, erkundigte er sich vorsichtshalber.

>Als Menschen sind wir nicht so laut, wie als Drachen.< grinste Jono. Am frühen Morgen würden sie ja noch nicht unterwegs sein, sondern noch in ihrem Lager... Seth schluckte, doch dann musste er Jono recht geben.

„Stimmt.“
 

So war es beschlossene Sache, dass sie am nächsten Morgen ihre Sachen zusammenpacken würden und zu Seths Familie fliegen.
 

Jono schlief zufrieden ein, endlich war Seth bereit seine Familie zu treffen, und er war schon ganz neugierig, wie seine Eltern, und ganz besonders seine Mutter, wohl so wären. Ach ja, von einer Schwester hatte er auch einmal erzählt. Jono schmiedete in dieser Nacht viele Pläne... doch davon hatte Seth keine Ahnung.
 

Schon vor Sonnenaufgang war Jono wach, das kam bei ihm nicht sehr häufig vor. Nur schwer hielt es ihn auf seinem Platz, am liebsten hätte er Seth geweckt, damit sie ganz schnell mit ihren Vorbereitungen fertig wären und sich auf den Weg machen konnten. Es war schon erstaunlich, bisher hatte es ihn nie groß aus seinem Tal hinausgezogen, doch auf einmal gab es so viele Gründe es zu verlassen... und lauter schöne Gründe noch dazu...
 

Seth spürte Jonos Unruhe und erwachte widerwillig aus seinem Schlaf auf.

„Was ist denn los?“, murmelte er unzufrieden. „Die Sonne ist doch noch gar nicht aufgegangen. Ich will noch ein bisschen schlafen.“, grummelte Seth und versuchte sich wieder in Jono einzukuscheln. Doch der war mittlerweile so unruhig, dass Seth keine Chance mehr hatte weiter zu schlafen, es sei denn, er würde sich eine Decke holen...
 

„Na gut, du hast mich überredet.“ Geschlagen stand Seth auf und trat vor die Höhle, um sich zu erleichtern. Dabei konnte er sehen, wie der erste Sonnenstrahl seinen Finger am Horizont ausstreckte.

„Dann kannst du ja schon mal fischen gehen, während ich hier alles zusammenpacke, dass wir mitnehmen müssen.“, meinte Seth immer noch verschlafen.

>Willst du nicht mitkommen?< blickte Jono Seth auffordernd an. >Wir könnten doch gemeinsam fischen.<

„Nein, danke, das Wasser ist mir jetzt noch ein bisschen zu kalt.“, erwiderte Seth.

>Aber dafür bist du dann richtig wach. Und während ich deinen Fisch brate, kannst du in Ruhe die Sachen zusammen packen.< Jono war von seinem Vorschlag mehr als begeistert. Immerhin hatten sie schon eine Weile nicht mehr gemeinsam gefischt... gebadet...

„Na gut.“, gab Seth auch diesmal nach. Jono würde ja doch nicht eher Ruhe geben, bis er ihm seinen Wunsch erfüllte.
 

Doch das gemeinsame Fischen mit Jono machte ihm wieder erwarten doch nicht so viel aus und das Wasser war am Ende doch nicht so kalt, wie er vermutet hatte. In einem hatte Jono recht – er war jetzt erfrischt und munter. Jono kümmerte sich um Seths Fisch, während Seth alles in seine Trage packte, was sie für die zwei Nächte brauchen würden und bereitete auch das Zelt vor. Als er alles nach draußen vor die Höhle gebracht hatte, war sein Fisch gerade fertig. Seth ließ ihn noch ein wenig auskühlen, und legte sich seine Kleidung bereit.

Nachdem er fertig gegessen hatte, und sich noch einmal erleichtern war, schnürte er das Zelt und die Trage auf Jono fest und kleidete sich an. Danach kletterte er auf Jono und der Flug konnte losgehen.
 

Seth Familie lebte in den südlichen Bergen, fast einen ganzen Tagesflug entfernt. Insofern hatte Jono mit seiner Eile ein wenig recht gehabt. Denn am nächsten Tag war Vollmond, und da konnten sie nun mal nicht fliegen, und solch eine weite Strecke hinter sich bringen.
 

Die Sonne stand noch gelb am Himmel, doch sie hatte die Baumgrenze schon fast erreicht, als sie endlich Seths Heimat erreichten. Kurze Zeit später konnten sie das Dorf von fern erkennen und entschieden sich, für die Nacht ein geschütztes Plätzchen für sie zu suchen. Gar nicht mal so weit vom Dorf entfernt, fanden sie eine Lichtung, auf der sie ihr Zelt aufstellen konnten und Jono machte sich auf die Jagd. Ihre Mahlzeit fiel nach dem langen Flug etwas mager aus, vor allem für Jono, da er nur zwei Kaninchen und zwei Fasane gefangen hatte, doch Jono gab sich mit den Kaninchen zufrieden, während Seth die Fasane verspeiste. Da es morgens schon empfindlich kühl war, legte Seth die Decke griffbereit neben sich, damit er sie mit einem Handgriff erreichen konnte. Danach schlüpfte er unter Jonos Flügel kuschelte sich an ihn, und schlief relativ schnell ein.
 

Jono döste nur so vor sich hin. Dabei konnte er sich erholen, doch er war wachsam. Immerhin befanden sie sich in fremdem Gebiet, und man konnte nie wissen, welche Gefahren hier lauerten.
 

~~~
 

Hiro wanderte seit zwei Jahren durch die Gegend und bot seine Dienste als Bogenmacher an. Eines Tages war er am Fuß eines Berges aufgewacht, mit einer riesigen Beule auf seinem Kopf, ziemlich vielen Schürfwunden und zerrissener Kleidung, sowie einem gebrochenen Arm und einem gebrochenen Bein. Wie er es zu einer menschlichen Behausung schaffte, wusste er nicht mehr, doch er hatte es schließlich geschafft. Das Ehepaar half ihm so gut es konnte, und zum Glück verheilten sein Bein und sein Arm ziemlich gut. Seinen Arm konnte er hinterher wieder so gut, wie früher gebrauchen, doch sein Bein blieb etwas kürzer, so dass er seit diesem Tage leicht hinkte. Doch das störte ihn nicht weiter, immerhin konnte er immer noch gut Pfeile und Bogen bauen...
 

Doch wer er war, und woher er kam, das wusste er nicht.
 

Der Name Hiro kam ihm bekannt vor, und so nahm er an, dass es sein Name sein musste, und der Umgang mit Pfeil und Bogen, und die Herstellung dessen, schien ihm im Blut zu liegen. So schlug ihm das alte Ehepaar vor, doch von Dorf zu Dorf zu wandern, und seine Dienste als fahrender Bogenmacher anzubieten. So würde er mit Sicherheit immer etwas zu essen haben, und sich Geld für neue Kleidung verdienen können. Und vielleicht träfe er ja auf jemanden, der ihn kannte und ihm sagen könnte, wer er war.
 

Hiro fand diesen Vorschlag ziemlich vernünftig und so machte er sich auf den Weg nach seiner Identität. Doch sein Weg führte ihn an der Hauptstadt vorbei, Richtung Osten, und schließlich nach Norden, so dass er sich immer weiter von seinem Zuhause und den Menschen, die ihn kannten, entfernte. Er litt darunter, denn er hatte das Gefühl, dass jemand auf ihn wartete... doch immer wenn er versuchte genauer darüber nachzudenken, entglitt ihm das Gefühl.
 

Während er so durch das Land zog, machte sich ein weiteres Gefühl in ihm breit. Er glaubte, dass er sich auf der Suche nach etwas oder nach jemandem befunden hatte. Mit der Zeit war er sich sogar ziemlich sicher darüber, denn immer, wenn er jemanden etwas über Drachen reden hörte, wurde ihm ganz anders zumute. Eines Tages wurde er Zeuge, wie ein älterer Mann einer ganzen Schar von Kindern die Geschichten aus den Alten Zeiten erzählte, und da wusste er es:

Er hatte einen kleinen Jungen, und diesem hatte er diese Geschichten auch immer erzählt. Er hatte mit leuchtenden Augen an seinen Lippen gehangen, und jedes Wort, das er über die Drachen erzählte, in sich aufgesogen. Blaue Augen, so leuchtend wie der Himmel waren es... Diese Augen beschloss er zu suchen... und so fragte er in jedem Dorf, ob sie nicht einen kleinen Jungen kannten, der Augen in der Farbe des Himmels hatte... Keiner konnte ihm weiterhelfen, bis er schließlich eines Tages in ein Dorf kam, indem ziemlicher Aufruhr herrschte. Hier war für einige Zeit ein junger Mann gewesen, kein Kind, und dieser hatte blaue Augen... Doch das erzählten ihm nicht die Ältesten, nein, einer der jungen Männer erzählte es ihm, dessen Verlobte ein Kind von diesem Fremden trug. Und er erzählte es ihm mit Grimm, und hinter vorgehaltener Hand erzählte er ihm noch etwas:
 

Dieser Fremde wäre ein Monster... ein Ungeheuer... ein Menschenfresser... er hätte sich in einen Drachen verwandelt und sich an den Kindern des Dorfes vergriffen, wenn er nicht aufgetaucht wäre und ihn mit Hilfe seiner Freunde gejagt und verletzt hätte. Er wünschte diesem Monster nur, dass es elendig an seinen Verletzungen zugrunde gegangen wäre. Leider stellte sich heraus, dass seine Verlobte ein Kind von ihm trug, denn sie hatte dem Fremden gewährt, was ihm noch vorenthalten gewesen war. Immer wütender redete dieser junge Mann sich in Rage. Er verfluchte den Fremden, der alle Frauen verhext hätte, denn alle wollten von ihm ein Kind mit himmelblauen Augen. Doch er würde das Kind aufziehen müssen, wenn es nicht offensichtlich ein Monster wäre, hätte der Dorfälteste ihm erklärt, oder von der Verlobung zurück zu treten. Doch das fiel ihm ziemlich schwer, hatte seine Verlobte ihm doch seiner Zeit vor acht anderen jungen Männern den Vorzug gegeben...
 

Diese Geschichte rührte Hiro ziemlich an, sie kam ihm ziemlich bekannt vor, doch er hütete sich, dies dem zornigen jungen Mann zu sagen. Dann wäre sein Sohn ja gar kein Kind mehr, sondern längst erwachsen...

Nein, er würde nach einem Kind suchen, beteuerte er dem jungen Mann gegenüber, und bedankte sich für die umfassende Information, und dass er jetzt auf der Hut wäre, da er nun von dem Monster wusste.
 

Hiro verließ das Dorf und machte sich auf die Suche nach Drachen. Immer wenn er irgendetwas über einen Drachen hörte, so ging er dieser Spur nach, doch oft erwies sie sich als falsch. Hin und wieder hörte er auch etwas über das blauäugige Monster, das sich als Mensch verkleidet das Vertrauen der Menschen erschleichen würde und ganz besonders die Frauen verführte – es schien etliche Kinder von ihm zu geben, doch blaue Augen hatte keines...
 

Schließlich gelangte das Gerücht des Drachenwaldes an seine Ohren, und so machte Hiro sich auf den Weg, diesem Gerücht nach zu gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  jyorie
2014-09-03T20:24:33+00:00 03.09.2014 22:24
Hey ´・ᴗ・`

das Treffen bei Seths Mutter ist ja auch viel besser verlaufen, als
man es hätte erwarten können. Ob Solomon die beiden so einfach
aufnimmt. Nicht das es inzwischen seltsam wird, wenn Jono und Seth
immer wieder in dem Dorf auftauchen, obwohl er doch nachhause zu
seiner Braut will.

Aber ich fand es schön, das die beiden wenig angst haben vor ihnen.

CuCu Jyorie

Von:  night-blue-dragon
2008-09-30T17:01:17+00:00 30.09.2008 19:01
Hi,

eigentlich glaube ich nicht, das die Eltern Yugis und Teas, es großartig
gewagt hätten, Ishisu ihren 'Wunsch' abzuschlagen. *grins*

Hm, unser Liebespaar hat sich ja wacker geschlagen, trotzdem ist es gut, das ihre Tochter selbst darauf gekommen ist.
Es ist schön, das Shisara dieses alte Wissen nicht weiter belastet, sie
nimmt es als selbstverständlich hin.

Wie schön, das Seth endlich zu seiner Mutter und Schwester will, es läuft ja alles auf die große Familienzusammenführung hinaus *grins*

Ich bin gespannt, was du uns noch so feines Schreibst.

Bis zum nächsten Kapitel

glg

deine night-blue
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-09-23T19:41:43+00:00 23.09.2008 21:41
Ein wirklich sehr schönes Kapi mal wider von dir *knuddel*
Bin ja mal gespannt wie Seth Eltern reagieren werden ich hoffe für Seth gut *ihn knuddel*
Ach die zwei sind einfach zu süß *Seth und Jono knuddelt* es macht echt immer Fun deine FF zu lesen *knuddel*
Bin ja mal gespannt wie es weiter gehen mag also immer schön fleißig sein *kiss*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von:  Firesplash
2008-09-23T14:26:55+00:00 23.09.2008 16:26
Oha, wieder ein sehr interessantes Kapitel.
Gut, dass die Kleine ihre Eltern nicht noch weiter ausgefragt hat. Wobei, es war auch so schon peinlich genug. Nun ja, so konnten sie wenigstens noch fortführen, was sie angefangen hatten XDDD

Und ich bin gespannt, wie der Besuch bei Seths Familie wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mutter sich freuen wird, in all den Jahren hatte sie genügend Zeit darüber nachzudenken. Und dass er einen Freund gefunden hat, kann sie sicherlich auch glücklich stimmen. Eine Mutter will eben eigentlich immer nur das Beste für ihr Kind ^^
Aber ich alss mich mal überraschen XD

Und Seths Vater ist also auch auf der Suche nach seinem Sohn. Da kann man ja ebenso gespannt sein, wie erfolgreich seine Suche wohl so sein wird. Vielleicht trifft er ja irgendwann wirklich auf ihn oder auf Jono aber er kommt in das Yugis und Teas Dorf? Tja, ich bin gespannt XD

Freu mich shcon aufs nächste Kapitel ^.^
Von:  soraya-solan
2008-09-23T12:21:16+00:00 23.09.2008 14:21
Hallo Drachenmama,

jaja, unsere Kleine.
Sie ist einfach zu süß.
ist von ganz allein darauf gekommen was ihre eltern da machen.
Ich liebe sie.
Aber immerhin hat sie ihren Eltern die möglichkeit gelassen
sich ausgiebig zu "begrüßen". *grins*
Was sie ja auch gemacht haben.

Ein Sommer am See.
Ja das ist immer etwas Schönes.
Und es ist verständlich das sich Yugi und Tea stürmisch bei ihren Eltern bedankt haben
für die Erlaubnis.
Und wer weiß wie lange ishizu noch unter uns weilt.
Denn ihre Aufgabe,
die zusammenführung aller Mondkinder hat sie ja erfühlt.

Deswegen haben wir also nichts von Hiro gehört.
Was wohl passiert ist, wer hat ihn überfallen?
Bakura und seine Bande?
Aber eine Sache verwirrt mich jetzt:
Ich denke Seth kann Kinder zeugen?
Hattest du nicht mal sowas gesagt?
oder hab ich das falsch verstanden?
Da Hiro noch lebt,
wird er auch seine Familie wiederfinden.
*daumen drück*

Bin gespannt wie es weiter geht.

VLG deine Kükenmama


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