Gefühlsausbruch
Wir rücken dem Ende immer näher, meine Freunde.
Aber genug zu diesem Thema, hier kommen eure Antworten:
Susilein: Ich wusste, dass das letzte Kap dich glücklich machen würde. XD
Patrice-Kyoko: Äh... schön, dass dir das Kapitel gefallen hat... aber... was soll das heißen, dass ich nicht so gemein bin, wie ich immer tue? Ich tu doch nicht so! Ich bring nur Spannung in die Story. XDDDD Schön, dass du es übrigens noch geschafft hast, das Kap zu kommentieren. ^^
Umnije: Ich bin froh, dass ich dir den Tag gerettet habe. *freu* Bei Kyoko und Kuon würde ich die Hoffnung übrigens noch nicht aufgeben. (Das würde ich erst, wenn er wirklich auf See ist und eine neue Braut gefunden hat. ^.~)
Hokuto: Rory hatte... äh... ein... Yoshikikostüm an! *dich anstrahl* Das mit der Türzuschlagen hätte ich auch gerne gemacht, aber... ich habe im Moment keinen Sinn für solchen Humor. XDDDDD
Lioba: *dich anstrahl* Du sprichst wieder mit mir. *gerührt ist* Wie auch immer. *wieder ernst wird* Tja... was soll ich zu diesem Kommi noch groß sagen? Kannst du zufälligerweise hellsehen?
little-sister: Mit Yash hat niemand gerechnet. Und deshalb hab ich ihn genommen. XD Und was soll ich sonst sagen? Man darf die Hoffnung nie aufgeben! Denn ich bin ja auch nur ein Mensch. ^.~
-_kisu_-: Ich hoffe, du freust dich jetzt immer noch. ^^
DarkEye: *dich anseh* Äh... heißt das jetzt, ein Kap ist gut, wenn alle leiden? Na ja, wenn du meinst...
Ich wünsche euch auch diese Mal wieder viel Spaß mit dem Kapitel. ^^ Es ist leider wieder ein trauriges, aber... nicht so schlimm wie ein paar andere, die ihr schon überlebt habt. (Meiner Meinung nach.) Nur mal als Vorwarnung.
Bis bald,
Eure Ayako
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Gefühlsausbruch
In den Jahren ohne seine Frau hatte sich Kuu Hizuri immer zerbrochen gefühlt. So, als würde etwas wichtiges fehlen. Er beobachtete, wie ihre Kinder aufwuchsen, wie sie täglich in die Schule gingen, Freunde fanden, Freunde verloren, Erfolge hatten, mit ihren Ideen fehlschlugen, gute Noten nach Hause brachten, schlechte Noten nach Hause brachten... und immer älter wurden. Doch egal, wie viele Jahre auch vergingen. Er kannte seine Kinder nicht. Sie waren für ihn so fremd, wie das Zuhause, das er ihnen geschaffen hatte. Sein Leben spielte sich auf der Arbeit ab. Vor der Kamera. Es fiel ihm einfach, der Welt ein lachendes Gesicht vorzuspielen. Einen zufriedenen Mann, dem es an nichts fehlte. Der erfolgreich und berühmt war. Er hatte einige Affären und wollte sogar wieder heiraten. Aber man erlaubte es ihm nicht.
Irgendwann wusste er nicht mehr, wie viele Jahre vergangen waren, er sah nur das Unglück seiner Kinder und wollte dieses aus der Welt schaffen. Denn egal was er dem Rest der Welt auch erzählt hatte, er war froh gewesen, als sie ihn beide verlassen hatten. Denn endlich konnte er sich in seiner Einsamkeit suhlen und für ein paar Momente vergessen, wer er war. Und dass er einsam war. Einsam, allein, verlassen.
Auch wenn er Kinder hatte, sie waren für ihn Fremde. Seine Freunde waren nur flüchtige Bekannte. Seine Arbeit... eine Möglichkeit dem Leben zu entkommen. Der Alkohol... eine sanfte Betäubung seiner Gefühle. Die Frauen... ein kurzes Vergnügen für eine Nacht.
Seine Frau... tot.
...
..
.
.
..
...
Fuchsteufelswild stapfte er zur Haustür und nahm sich fest vor, die Person, wer immer es auch war, die er jetzt gleich sehen würde, zur Schnecke zu machen. Er riss die Tür auf...
...und seine Wut war vergessen.
"Julie? Wa... wa... wie ist das möglich?"
Die Blondhaarige sah ihn überrascht an, doch ihr Blick wurde sofort hart. "Was machst du denn hier?", fauchte sie.
"Was ich hier... Hallo? Du bist diejenige, die sich umgebracht hat!"
"Natürlich und vor dir steht ein Geist", sie verdrehte die Augen. "Ist unsere Tochter da?"
"Julie, könntest du mir bitte meine Frage beantworten?"
"Ich bin nicht hier, um mit dir in alten Erinnerungen zu schwelgen", meinte sie und kämpfte sich an ihm vorbei.
Er sah ihr verdutzt nach und folgte ihr. "Du... du kannst nicht einfach so zu ihr. Sie ist krank und das letzte, was sie jetzt gebrauchen kann, ist eine Mutter, die sich die letzten Jahren einen Dreck für sie interessiert hat."
"Ich glaube kaum, dass ein Vater, der sich in den letzten Jahren nur um die Arbeit, Alkohol und andere Frauen gekümmert hat da eine bessere Option ist", konterte sie.
Ein kurzes Schweigen kehrte ein, während dem die beiden sich gegenseitig anfunkelten. In diesem Moment öffnete sich die Tür zu Bens Zimmer und Kaede lugte heraus. "Sagt mal, was...", sie verstummte, als sie ihre Mutter erblickte. "Wer sind Sie?", fragte sie neugierig.
Julie warf ihrem Exmann einen fassungslosen Blick zu. "Willst du mir etwa sagen, dass du ihr nicht einmal Bilder gezeigt hast?"
"Bilder? Was für Bilder? Es gibt keine Bilder. Du hast alle mitgenommen!"
"Habe ich nicht!"
"Oh doch. Jedes einzelne verfluchte Bild."
"Äh... könnte mir mal jemand erklären, was hier los ist?"
Die beiden verstummten und sahen sie an. "Na ja... Kaede... das hier... ist... deine... Mutter."
Kaede hob ihre Augenbrauen und öffnete ihren Mund zu einer Antwort, den sie aber sofort wieder schloss und sie sah zwischen den beiden her. Dann drehte sie sich um und sah ihren Sohn an, der im Kinderbett schlief. "Ach du Schande."
"Okay, erklär mir das noch mal von Anfang an. Du standest vor deiner toten Mutter?"
"Genau", stöhnte Kaede.
"Und du sagst, ICH wäre verrückt", meinte Sho und trank einen Schluck Tee. Es war eine Woche vergangen, in der die junge Frau wieder vollkommen gesund geworden war, auch wenn sie den leisen Verdacht hatte, dass es ihrem Kopf nicht so gut ging. Die beiden saßen in ihrer und Yashiros Wohnung auf dem Sofa, bzw. dem Sessel und Ben lag in einer Wiege, die neben Kaede stand, die die Mutter ab und zu anschubste, um den Jungen zu beruhigen.
"Dass ich verrückt bin, ist eine unanfechtbare Tatsache", sagte sie. "Aber Wahnvorstellungen hatte ich noch nie und der Reaktion meines Vaters nach, war es auch keine."
Kuu hatte sich danach wieder in die Arbeit gestürzt und bereitete bereits seine Abreise vor. Er wollte so schnell wie nur möglich zurück nach L.A. Allerdings hatte seine Tochter ihn überreden können, bis zur Hochzeit zu bleiben. Yashiro und sie hatten beschlossen, in ein paar Wochen den "heiligen" Bund der Ehe einzugehen. Kaede freute sich jetzt schon auf den Moment, wenn all das vorbei sein und sie ihr neues Leben als "Yashiro-san" beginnen konnte. Juhu. Das einzig gute war, dass sie in all den Jahren immer noch nicht ihren Sarkasmus verloren hatte.
"Dein Bruder reist doch auch bald ab, oder?", fragte der junge Mann vor ihr und riss sie damit aus ihren Gedanken.
"Ja", erwiderte sie und Schwermut breitete sich in ihr aus. Kuon wollte wieder zur See. Mit seinen neuen Freunden. Einerseits freute sie sich ja, dass er endlich gefunden hatte, was er tun wollte, doch andererseits machte der Gedanke sie traurig, dass er sie wieder verlassen würde. Doch ändern wollte und konnte sie daran nichts. Ihre einzige Aufgabe war es jetzt, damit zu leben.
"Habt ihr deshalb beschlossen, demnächst zu heiraten?"
"Nein, wir wollten so oder so heiraten, sobald Ben da ist", ihren zweiten Sohn wollte sie jetzt lieber nicht erwähnen. Sie war noch zu schwach, um sich aufzuregen.
"Ah... na dann bin ich mal gespannt. Wer organisiert das ganze Spektakel eigentlich?"
"Rory Takarada."
Sho verschluckte sich an dem Schluck Tee, den er sich gerade genehmigen hatte wollen und begann fürchterlich zu husten.
"Rory Takarada?", keuchte er, als er wieder reden konnte. "Bist du wahnsinnig? Der wird doch eine total verrückte Party organisieren, bei der..."
"Danke, ich weiß, wie der Präsident von LME drauf ist."
"Warum überlasst ihr dem denn dieses ganze Spektakel?"
"Ganz einfach, weil niemand anderes in unserer Familie oder in unserem Bekanntenkreis Zeit hat, da mitzuhelfen und wir selbst auch mehr als genug um die Ohren haben."
"Warum wartet ihr dann nicht einfach bis..."
"Weil ich das endlich hinter mir haben will, okay?"
"Ah, du willst also gar nicht..."
"Könnten wir bitte das Thema wechseln?"
Sho stellte seine Teetasse ab und bedachte sie mit einem strengen Blick. "Kaede Hizuri. Das nennt man Verdrängung."
Sie schüttelte den Kopf.
"Oh doch!"
"Hey, du bist in Therapie und kein Psychologe!", rief sie.
In diesem Moment öffnete sich die Haustür und Kuu kam herein, vollbepackt mir Einkaufstüten. Froh, einen Vorwand gefunden zu haben, um sich von Sho abzuwenden, sprang sie auf und eilte zu ihm, um ihm zu helfen. Der junge Blondhaarige schüttelte den Kopf, doch er wusste, dass es keinen Sinn machen würde, weiter mit ihr zu diskutieren. Frauen waren des Öfteren ziemlich kompliziert.
"Meinen Glückwunsch!", rief Kyoko begeistert und Kanae nickte zustimmend. Auch Sawara-san, Maria und Shin, der vorbeigekommen war, um seine Mittagspause mit seiner Liebsten zu verbringen, waren begeistert.
Yashiro hatte ihnen gerade mitgeteilt, dass er bald heiraten würde und selbstverständlich waren sie alle eingeladen. Es sollte ursprünglich eine kleine Hochzeit werden, doch der Präsident hatte entschieden, dass es eine Hochzeit in Weiß sein sollte, mit Kirche und allem drum und dran. Die Einladungen sollten noch an diesem Wochenende abgeschickt werden. Irgendwie graute es dem Mann vor diesem Tag. Ihm wäre eine kleine Hochzeit lieber, aber... na ja, die Argumente des Präsidenten waren leider gut. Und wenigstens würde er so die Woche danach Urlaub bekommen...
"Wie geht es dir eigentlich, Maria-chan?", hörte er auf einmal Kyokos Stimme und er bemerkte, dass sich wieder alle ihrer Arbeit gewidmet hatten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kanae und Shin fröhlich nach draußen gingen.
"Gut, O-nee-chan", sagte das Mädchen. Doch ihre Stimme klang besorgt. "Sag mal... geht es dir auch gut?"
Yashiro hob rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie sein Schützling blinzelte. "Äh, ja. Warum sollte es mir denn nicht gut gehen?"
"Na ja... es muss doch schwer sein. Immerhin erinnert sich Ren-sama nicht mehr an dich."
Oh nein. DAS war das falsche Thema.
Kyokos Aura hatte sich auch sofort verändert. Gerade war sie noch fröhlich und in Plauderstimmung gewesen, doch jetzt legte sich wieder die übliche Unnahbarkeit über sie, die schon seit über einem Jahr all ihren Freunden bekannt war. Doch heute war es etwas anderes, das dem Mann Angst machte. Die junge Frau, denn ein Mädchen war sie nicht mehr, sah aus, als würde sie jeden Moment zerbrechen. Es war schrecklich, sie wieder so zu erleben. Das letzte Mal hatte er sie so während und nach der Beerdigung gesehen...
"Ähm, ich will euch ja nur ungern unterbrechen", log der Älteste, "aber wir müssen dringest zu Kyokos nächstem Termin."
Er stellte sich hinter sein Schützling und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Ihr könnt ja ein andermal weiterplaudern." Damit schob er sie hastig vor sich her aus der Agentur heraus, bis sie bei seinem Auto angekommen waren. Dort setzte er sie kurzerhand auf den Beifahrersitz und setzte sich selbst hinters Steuer, sobald er sich davon versichert hatte, dass sie angeschnallt war. Danach fuhr er los.
"Wir müssen doch nicht wirklich schon zum nächsten Termin, oder?", fragte sie und versuchte dabei, ihre Fassung wiederzugewinnen. Doch Yashiro hatte nicht vor, es ihr so einfach zu machen. Er hatte geschwiegen. Die ganze, verdammte Zeit hatte er geschwiegen. Und heute war der Tag gekommen, an dem er das Schweigen brechen würde und wenn es das letzte war, was er jemals tun würde.
"Wie fühlst du dich?", fragte er.
Sie sah ihn fassungslos an. "Was?"
Langsam lenkte er das Auto aus der Tiefgarage der Agentur heraus und fuhr Richtung Vorstadt. Es war ein heißer Tag und er stellte die Klimaanlage an. Draußen liefen Leute herum, unterhielten sich, kauften ein, eilten zur Arbeit. Viele sahen fröhlich aus und genauso viele unglücklich. Hier und da waren Pärchen zu erkennen. Doch die meisten Leute waren Teenager. Hatten sie Ferien?
Draußen herrschte sicher viel Lärm, doch er drang nur bruchstückenhaft und abgedämpft in das Innere. Dort herrschte Schweigen.
"Wie soll ich mich denn fühlen?", fragte die Jüngere schließlich und fiel in sich zusammen. Tränen sammelten sich in ihren Augen und im nächsten Moment weinte sie, wie sie schon lange nicht mehr geweint hatte. Yashiro hätte sie gerne irgendwie getröstet, doch er hatte keine Ahnung, wie er es tun sollte. Frauen waren so schwer zu verstehen.
"Immer wenn ich ihn sehe, habe ich das Gefühl, gleich zu sterben", schluchzte sie. "Ich dachte, er wäre tot. Gestorben. Für immer. Und würde nicht wieder kommen. Es tat so weh, das zu begreifen. Und jetzt ist er wieder da! Einfach so. Er wandelt unter dieser Sonne da oben, die hämisch auf mich hinabschaut und lacht und ist glücklich und kennt mich nicht mehr! Aber ich kenne ihn! Ich habe all diese Erinnerungen in mir, diese schrecklichen Erinnerungen, die mich überallhin verfolgen und nicht loslassen. Ich wünschte, sie würden verschwinden. Mich endlich in Frieden lassen! Doch diesen Gefallen tun sie mir nicht. Sie sind da und zeigen mir Bilder, die ich vergessen will. Ich meine, was soll ich denn tun, wenn er eines Tages eine andere Frau liebt? Wenn er sie heiratet und mit ihr Kinder bekommt? Was soll ich dann tun? Wie soll ich das überstehen?"
Yashiro hatte das Gefühl, dass sie ihn bereits vergessen hatte und eigentlich nur noch mit der Luft vor ihr sprach. In sich breitete sich ein Gefühl der Beklommenheit aus. War es wirklich eine gute Idee gewesen, sie zu diesem Gefühlsausbruch zu bewegen?
"Ich verlange ja nicht einmal, dass er mich noch liebt", fuhr sie fort. "Ich habe das nie von ihm erwartet. Aber ich will wenigstens, dass er sich an mich erinnert. Ich möchte für ihn eine Bedeutung haben und wenn es nur die Bedeutung einer vergangenen Beziehung ist. Aber ich will nicht Nichts für ihn sein." Ihr Schluchzen wurde stärker und es schien Yashiro, als würden ihre Tränen niemals enden. Ein langes Schweigen kehrte ein, in dem sie weinte und er weiterfuhr. Doch irgendwann sprach sie wieder. Ganz leise, doch der Ältere konnte ihre Worte dennoch verstehen. "Warum hat er mich vergessen? War ich wirklich so bedeutungslos?"
Yashiro schluckte und trat aufs Gaspedal. Diese Frage war ihm nicht fremd. Er hatte sie sich selbst schon einmal gestellt. Waren sie vielleicht wirklich das? Bedeutungslos? War die Freundschaft und die Liebe, die Ren Tsuruga ihnen entgegengebracht hatte, vielleicht nur ein Spiel gewesen? Er war immerhin ein ziemlich guter Schauspieler gewesen, nicht wahr?
Das Auto verließ die Stadt und bog in eine Straße ein, die zum Meer führte. Es hatte immer eine beruhigende Wirkung. Besonders auf Menschen, die zurückgelassen wurden. Denn wer weiß. Vielleicht werden die Wellen ja eines Tages die Person zurücktragen, die sie verlassen hatte...