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Stirb langsam

... und qualvoll [KaixHil]
von

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17 - Zuhause

Stirb langsam… aber qualvoll
 


 

++++++++++++++++++++++

Sie sieht mich an. Aus glasigen Augen. Sie sieht mich nur an. Ihr Gesicht ist leer. Ihr Gesicht ist so leer. Ich wünsche mir, dass sie etwas sagt.

Egal, was.

Jag mich weg. Aber sag etwas.

Egal, was.

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17 - Zuhause
 


 

Jag mich weg. Aber sag etwas.

Egal, was.

Um ihren Mund beginnt es zu zucken. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie steht nur da.

Mama.

Eine Stimme. Der Säufer.

Laut und rau.

"Was stehest du ...stehstet du so in der Tür? Ich kriege noch Zuch!"

Mama.

"Mein Kind!"
 

Sie umarmt mich. So bin ich lange nicht mehr von ihr umarmt worden.

Viel zu lange.

Sie ist so dürr...ihre Kleider schlabbern nur noch an ihrem Körper, seit ich weg bin, hat sie noch mehr abgenommen.

Noch mehr als vorher.

Meine Mutter. Sie umarmt mich, während sie laut in Tränen ausbricht.

Langsam werden meine Augen auch feucht.

Ich weiß nicht, was ich fühle.
 

Es tut so unendlich weh, sie so zu sehen, mehr weh, als es früher schon getan hat.

Aber es ist so unendlich schön, von seiner Mutter umarmt zu werden.

Sie hat mich vermisst. Ich glaube es ganz fest. Sie hat MICH wirklich vermisst.

"Herr Gott...verdammt noch ma...was heulst du...heulst du denn nun schon wieder?"

Der Säufer. Er stürmt aus dem Wohnzimmer. Seine Schritte schwanken, die Hände versuchen sich an den Flurwänden abzustützen um sein Gleichgewicht zu halten.

Er hat nicht abgenommen.
 

Er sieht mich an. So, als wäre ich eine flüchtige Bekannte. So, als hätte er sich nur einmal mit mir auf der Straße unterhalten.

Er versucht, mich einzuordnen.

Ich habe das Gefühl, seine Gedanken lesen zu können. Gedanken, wie Sex und Alkohol.

Und plötzlich schiebt sich eine Frage zwischen alles, was sich nur noch in seinem Hirn abspielt:
 

"Hatte ich nicht irgendwann mal eine Tochter gezeugt?"

Er zieht eine Augenbraue hoch. Sein Blick ist wie damals, wirr und verrückt, wie an dem Abend, als sie mich mitnahmen.

Ja, ihr könnt sie ruhig mitnehmen!

Ich hatte die ganze Zeit Angst. Immer wieder, wenn ich mir vorgestellt hatte, meine Eltern wiederzusehen, immer wieder, wenn ich an diesen Abend und die davor dachte, hatte ich Angst.

Seit er trank, seit er mich geschlagen hatte und es keine Hoffnung mehr gab, er würde jemals damit aufhören, hatte ich Angst vor ihm.

Mein Vater, der große Tyrann, der meinen Bruder, mich, aber vor allem meine Mutter misshandelte.

Mein Vater, vor dem ich Angst haben musste, weil er mich irgendwann im Suff vielleicht erschlagen hätte.

Der Säufer, gegen den ich mich nie getraut hatte richtig aufzulehnen.
 

Steht vor mir und tut mir unendlich leid.
 

Ich habe kein Mitleid mit ihm. Das er da nun steht und sich fragt, wo er die nächste Pulle Bier herkriegt, ob er noch in der Wohnung bleiben kann, weil er bestimmt etliche Mietsraten nicht bezahlt hat, weil er sich fragen muss, wer der Mensch dort vor seiner Tür ist, weil...

Er ein Säufer ist.

Er tut mir einfach nur leid.
 

Dass jemand sich so schnell unterkriegen lässt, nur weil er gekündigt wurde. Tausenden geht es so, aber viele kämpfen weiter, geben die Hoffnung nicht auf.

Eine Kündigung ist nicht das Ende des Lebens.

Dass jemand seine ganze Familie ins Unglück stürzen kann, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.

Dass jemand seine Frau schlagen und vergewaltigen muss, nur damit es IHM besser geht.

Dass jemand seine Tochter verkauft, nur weil er die Schulden seines Sohnes nicht rechtmäßig bezahlen kann.

Dass jemand überhaupt daran schuld ist, dass sein Sohn Schulden macht.

Dass jemand nur so schwach sein kann.
 

"Du hast dir nicht nur dein Gehirn, sondern anscheinend auch dein Gedächtnis weggesoffen."

Ich fühle mich so stark. So unendlich stark. Wie damals, in der Gang. Für ein paar Minuten fühlst du dich stark, wenn du vor deinem Opfer stehst und auf es herabblickst.

Dann denkst du, es gibt noch Leute unter dir.

Obwohl das alles gelogen ist.
 

Mein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut.

Bis zu dem Abend, an dem der Tiger mich mitnahm.

Erst jetzt stehe ich wieder vor meinem Vater. Ich hatte so gehofft, dass er aufhört. Aber der Säufer hat meine Hoffnungen immer zerstört.

Jeden Abend, wenn ich die Tür aufschloss, dachte ich:

"Bitte lass es vorbei sein."
 

Ich wusste ganz genau, dass es nicht so sein wird. Aber manchmal glaube ich, Hoffnungen sterben nie.

Nicht wirklich.
 

Du kommst jeden Abend nach Hause, weißt genau, dein Vater wird trinken, dein Bruder schlafen und deine Mutter gequält.

Du weißt genau, dass du gedemütigt wirst oder einfach nicht beachtet.

Du hoffst, dass du wenigstens ein liebes Wort zu hören bekommst. Oder auch nur den Hauch einer Zuwendung.
 

Manchmal habe ich nach einem langen Tag einfach nur vor der Tür gestanden und gehofft, dass mir meine Mutter vielleicht ein warmes Essen gekocht hätte.

Aber ich habe nie eins bekommen.

Selbst etwas Essen hätte mir so viel bedeutet.

Und jedes Mal stehst du zwischen Hoffnung und Angst. Zwischen deinen Gedanken und deinen Gefühlen.
 

Ich wusste nie, was ich noch denken sollte. Aber was noch viel schlimmer war:

Ich wusste nie, was ich fühlen sollte.

Ich wollte meinen Bruder verachten, weil er mich im Stich ließ.

Meine Mutter beschimpfen, weil sie nichts tat.

Und meinen Vater hassen, weil er alles zerstörte.

Aber ich konnte nicht.

Immer, wenn ich den Säufer sah, fragte ich mich: "Was hält dich hier?"
 

Das Gefühl, meine Mutter nicht alleine lassen zu können. Sie nicht im Stich lassen zu wollen.

Und diese verdammte Hoffnung.

Den Vater zurück zu bekommen, den ich damals hatte.

Denn obwohl ich in hätte hassen müssen, ich konnte nicht.
 

In meinen Erinnerungen habe ich ihn immer noch geliebt.

Verdammte Hoffnung.
 

Aber dann, im Puff, hatte ich Sicherheit. Ich wusste, wenn mich ein Freier abholte, dass es Horror werden würde.

Ich war es nicht anders gewohnt.

Es gibt keine Vergewaltigung, die Spaß macht.

Und ich wusste, wenn ich zu Jo gehe, dann werde ich verstanden, dann bekomme ich Trost.
 

Ich wusste, dass sie mich lieb hat.

Denn sie hat es mir gezeigt, bis zu dem Tag, an dem sie über den Tiger sprach, war sie immer lieb zu mir.

Ich bin ihr nicht mehr böse. Nein, ich kann ihr verzeihen.

Aber ich fürchte, dazu ist es zu spät.

Vielleicht werde ich versuchen, sie aus dem Puff zu holen. Ich werde ihn auffliegen lassen, bei der Polizei.

Jetzt, wo ich den Tiger für immer habe, jetzt, wo ich frei bin.

Und ich hatte den Tiger.
 

Er liebt mich und er hat mich noch nie enttäuscht.

In meinem Leben gibt es keine Hoffnungen mehr, die sich nie erfüllen. Wenn ich von meiner kaputten Familie fort bin, ist das alles vergessen.

Dann kann ich endlich glücklich sein.
 

"Das du dich trau-traust, überhaupt noch hier...hier aufzutauchen."

"Was hätte ich für einen Grund, mich nicht zu trauen? Hast du mich weggeschickt oder ich dich?"

"Du bist schuld."

"Woran? Das du ein elender Säufer bist? Nie und nimmer!"

Ich zahle dir alles heim. Alles.

Das kann ich gar nicht schaffen.

Aber wenn ich ihn so sehe, ihn und meine Mutter, dann will ich Rache. Ich will ihn verletzen. Ich will versuchen, ihn zu verletzen.

Da ist so ein Gefühl in meinem Bauch und ich weiß, dass ich ihn verletzen muss.
 

"Daran, dass dein...dein Bru-Bruder tot ist."

Er kippt einen großen Schluck Wodka in sich rein, lacht und dreht sich um.

Woran bin ich schuld?
 

Ringo.

Er ist was?

Tot.

Ringo.

Tot.

Ringo.Tot. Ringo.Tot.

Ringo ist tot.

Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter.

Ringo tot.

Das kann nicht sein.

Ringo ist nicht tot. Ringo ist doch nicht tot. Ringo ist nicht tot. Nein.

"Das ist nicht...nicht wahr."

Wer spricht da? Wer ist das?

Ringo?
 

"Doch." Mama. Sie weint.

"Wieso? Ich meine..."

"Goldener Schuss. Er hat sich den Goldenen Schuss gesetzt."

"Warum? Wann?"

Ich weiß nicht mehr, was ich sage. Es kommt alles. Einfach so.

"Ich...ich weiß nicht mehr so genau..."

Sie weiß nicht mehr so genau. Wenn der Säufer das gesagt hätte, ihm hätte ich das geglaubt, aber sie lügt mich an, dass seh ich doch, sie weiß das doch und will es mir nur nicht sagen, sag es mir, sag es mir...
 

Ich schreie.

"Lüg mich nicht an! Wann? Wann ist er gestorben! Du sollst mich nicht anlügen, du sollst..."

"Ruhig, Süße. Das bringt doch nichts. Hör auf zu schreien."

Da ist etwas in meinem Hals. Er tut weh. Schlucken.

"Wann?"
 

Sie sieht mich an. Mit roten Augen. Wie Jo.

"Nachdem du fort warst."
 

Ich bin schuld.
 

Ich bin gerannt. Nach draußen.

Ringo ist tot. Ringo ist tot.

Was heißt tot?

Unwiederbringlich.

Fort?

Kalt.

Still?
 

Einfach nur das Gegenteil von lebend?

Tot heißt, Ringo wird nie mehr wieder kommen.

Mein Bruder.

Es kreist so viel in meinem Kopf.

Ich sehe Mama. Sie steht am Fenster und schaut runter.

Ich kann nichts sehen, nicht genau, den Ausdruck in ihrem Gesicht, in ihren Augen.

Warum bin ich so gefasst?

Keine Träne.

Mama winkt. Ganz sachte, vorsichtig.
 

Als wäre ich fremd.

Als wäre ich nicht ihre Tochter.

"Denk an die kleine rosa Wolke!"

Ja, die kleine rosa Wolke.
 

Reifen.

Reifen quietschen.

Ich höre es.

Von woher kommt es?

Er packt mich. Der Tiger packt mich.

"Was..."

"Renn! Renn einfach nur!"

Schwarzer Jeep.

Zu spät.

Sie haben uns.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2008-10-17T14:53:35+00:00 17.10.2008 16:53
die arme familie...
dieser vater ist das letzte....
und jeztt nehmen sie sie wieder mit...

Von: abgemeldet
2008-10-16T18:55:33+00:00 16.10.2008 20:55
Oh nein... die bringen sie doch zurück
NEIN... das darf doch nicht war sein....
Von: abgemeldet
2008-10-12T22:05:38+00:00 13.10.2008 00:05
hey, sry das ich erst so spät schreib, aber ich fand die chapter echt klasse^^
schreib schnell weiter, will wissen wie es weiter geht ;)

dat. Elovin_redFire
Von:  Yamadera
2008-08-19T11:29:18+00:00 19.08.2008 13:29
so jetzt schrieb ich auch mal wieder ein kommie, da ich jetzt erst dazukam alle kapis zu lesen die du während ich im urlaub war geschrieben hast

deine story fesselt mich immer merh aber immer musst du an den spannensten stellen aufhören

naja mal sehen wie es weiter geht
hdl
Giga-Freak
Von: abgemeldet
2008-07-29T18:16:05+00:00 29.07.2008 20:16
Das muss ein harter Schlag für Hil gewesen sein
Das kann ich durchaus verstehen

Ich hoffe es geht bald weiter
Denn ich frage mich, ob sie überhaupt damit fertig wird
Von:  Alex_Dryden
2008-07-27T09:58:19+00:00 27.07.2008 11:58
Nein das kann doch jetzt nicht wahr sein, die werden doch nicht echt geschnappt.
Man tut Hil mir leid, die Arme. Diesem Säufer wü5rde ich am liebsten den Hals umdrehn, wie kann man nur so fies sein.
Mach schnell weiter.

lg Kai-Kai
Von:  kikotoshiyama
2008-07-24T13:27:28+00:00 24.07.2008 15:27
Spitzen Kappi^^
Haben die beiden es wirklich nicht mehr geschafft???
Kann es nicht entlich für die beiden gut laufen??? *fleh*
Schreib bitte ganz schnell weiter.
cu kiko
Von:  Kitten92
2008-07-24T11:52:37+00:00 24.07.2008 13:52
du bist soooooo fiesß die arme Hill..
was kann im leben eig alles schief gehen..
schreib bitte schnell weiter
lg
wölfchen
Von:  hausdrachen
2008-07-24T08:30:22+00:00 24.07.2008 10:30
Nee ne? Wieso haben die sie jetz wieder gefunden? kannste doch nich machen T.T
gibts in der story überhaupt n happy end? Oder eher weniger? Im Moment scheint es so, als würde nur alles schief gehen, was schief gehen kann
schreib schnell weiter
lg
der kleine (große) hausdrachen


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