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Washuleins Märchenstunde

Antimärchen einer andern Ebene
von

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Das Märchen vom Gold

Als die Sonne zu frühen Zeiten auf die Erde sah, war sie so entzückt von den tobenden Menschen, die in Frieden und Eintracht miteinander lebten, dass sie ihnen ein Geschenk machen wollte. Sie formte aus ihren heißen Strahlen einen Stein und ließ ihn abkühlen, sodass es ein Klumpen wurde, der genau wie sie die Farbe des Lichts hatte. Die Sonne sandte ihren Diener, den Vermummten, aus, um den Menschen das Geschenk zu geben. Er machte sich sogleich auf den Weg und reiste mit einer Schatulle, in der der Stein lag zur Erde. Er merkte nicht, dass während des Abkühlens eine gemeines Gift in den Stein eingedrungen war, das man heute Habgier nennt.

Als der Vermummte auf die Erde kam und den Menschen die Schatulle überreichte, nahmen sie das Geschenk dankend an und stellten es auf einen Altar, ohne die Schatulle zu öffnen. Erst am Abend, als alle Menschen sich versammelten, denn damals waren es ihrer gerade einmal einhundert, wurde die Schatulle geöffnet und sie sahen den Stein, der wie die Sonne glänzte. Sie betrachteten ihn und wurden sogleich mit dem Gift infiziert, das in ihren Herzen nistete und tiefe Wurzeln schlug. Plötzlich wollte der eine das Geschenk für sich, der zweite wollte es ebenso, der dritte war der Überzeugung, dass er es zum Leben brauchte und so weiter und so weiter. Sie gerieten in Streit, allesamt. Und der Streit wurde schlimmer. Einer nahm den Stein an sich und wollte damit fortlaufen, da rammte ihm ein anderer eine Hacke in den Rücken, sodass der eine schwer blutetend zu Boden sank und jämmerlich schrie und litt. Ein weiterer nahm den Stein und bekam ein Messer in den Bauch, einem nächsten wurde der Schädel eingeschlagen. So verging verging die Nacht und immer mehr Blut tränkte den Boden und fast alle Menschen lagen da und schrieen und litten Qualen. Die wenigen unverletzten rannten zum Vermummten und führten ihn zur Katastrophe und flehte darum, dass dies Los enden müsse.

Der Vermummte war berührt von dem Schreckensbild und nahm die Kapuze ab. Er entblößte seinen weißen, kahlen Knochenschädel, nahm eine Sense, die einem der Leidenden im Wanst steckte und schnitt jedem, der da lag, die Seele aus dem Körper, sodass diese in die Freiheit entweichen und fern sein durfte von Schmerz und Pein. Die Körper blieben übrig liegen und westen mit der Zeit, bis sie verschwanden.

Die Überlebenden dankten dem Vermummten und baten ihn, auch weiterhin die Geplagten von ihrem Leiden zu erlösen. Das nahm er an, denn er spürte, dass das Gift nur durch ihn in die friedliche Welt eingedrungen und sie so arg geschunden hatte. Und so war es besiegelt. So lebte der Vermummte zurückgezogen in der Welt und befreite die leidenden Seelen aus der sterblichen Hülle und lehrte dabei auch die Menschheit, dass das Leben nicht ewig wehrt, dass es enden und dass ein Stein in der Farbe der Sonne nicht seines Wertes erreichen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shunya
2012-08-13T23:33:05+00:00 14.08.2012 01:33
Hui, das war wieder ein tolles Märchen! Wie kommst du nur immer wieder auf solche tollen Ideen? :D
Tja, jetzt wissen wir wenigstens wo der Sensenmann herkommt. XD lol
Die Geschicht ist ziemlich blutig, aber ich fand sie interessant un auch den Ausgang der Geschichte.
Wirklich toll! Hat Spaß gemacht das Märchen zu lesen. *O*


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