Zum Inhalt der Seite

Sometimes in order to live you have to die

a little bit
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

26. not the same ... again?

Daisuke

Als ich mich das erste Mal mit diesen neuen Augen, in diesem neuen Leben umsah, konnte ich es kaum fassen. Alles war so anders, so neu, so viel besser... doch mir blieb nicht viel Zeit das alles zu genießen, denn meine Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf Jui. Erst dachte ich er sei tot, doch er war schließlich ein Vampir, unsterblich, ebenso wie ich nun... scheinbar. Sein Atem ging flach, war kaum noch zu erkennen und sofort dachte ich wieder an seine Worte.

"Kaoru..?", fragte ich unsicher in die Nacht hinaus, wusste nicht so ganz, wie ich ihn rufen sollte, damit er mich auch wirklich hörte, wusste ja nicht einmal was ich zu erwarten hatte, wenn dieser Mann nun auftauchte, doch wenn Jui ihm vertraute, konnte es nicht allzu dramatisch werden.
 

Kaoru

Ich saß ruhelos im Garten, den ganzen Abend, die ganze Nacht hindurch, die sich unendlich lang hinzuziehen schien. Meine Gedanken waren überall und nirgendwo, ich konnte sie nicht ordnen, sie machten was sie wollten und ich hatte auch nicht die geringste Kraft übrig, sie daran zu hindern. Obwohl ich Jui suchen wollte, das Gefühl hatte, es wäre besser, tat ich es noch immer nicht. Vielleicht brauchte er nur ein wenig Zeit für sich und würde am Morgen von alleine zurückkehren...

"Kaoru.." Schon wieder diese Stimme... nur dass sie diesmal meinen Namen rief und nicht Juis und sich irgendwie ängstlich anhörte. Wer war dieser Mann? Und was wollte er? Woher kannte er Jui und mich?

Die einzige Möglichkeit das herauszufinden war wohl der Stimme zu folgen und da ich ohnehin nichts besseres zu tun hatte, schien das eine gute Möglichkeit zu sein mich ablenken...
 

Jui

Er lebte und das war das wichtigste. Auch wenn er jetzt ziemlich in Panik wegen mir sein musste. Ich wusste dass ich jetzt einfach nur schnell Blut brauchte und Kaoru würde das sofort sehen wenn er uns fand.

Daisukes Panik beunruhigte mich und ich wusste dass ich versuchen musste ein Lebenszeichen von mir zu geben. Zu viel würde ich nicht fähig sein, aber er würde schon auf mich achten. Für ihn kämpfte ich mich durch die erholsame Dunkelheit, nahm alle meine Kraft zusammen und öffnete die Augenlider einen Spalt, auch wenn ich noch nichts erkennen konnte.
 

Daisuke

Es war alles so viel, so viel auf einmal, so viele Eindrücke, zu viele Gefühle. Ich wusste nicht mehr worauf ich mich konzentrieren sollte, auf die neuen Geräusche, all die Dinge die ich nun sah, von denen ich zuvor noch nicht einmal gewusst hatte, dass sie überhaupt da waren, oder auf Jui. Doch ich war so glücklich und erleichtert Jui wieder zu haben, dass mir die Angst, ihn nun wieder zu verlieren, beinahe den Atem raubte.

Als er für einen Moment die Augen öffnete, war ich unendlich erleichtert, hielt seine Hand fest und küsste ihn sanft auf die Lippen. So lange hatte ich dieses Gefühl missen müssen und war nun glücklicher denn je, dass ich ihn wieder hier hatte, ihn küssen konnte und vielleicht sogar... für immer?
 

Kaoru

Es überraschte mich etwas, als ich nach einiger Zeit endlich den Ursprung der Stimme entdeckte. Der Palast und... Daisuke. Der Kaiser. Nun, es war wohl irgendwie klar gewesen, dass Jui sich zu ihm flüchtete, trotz allem was dieser Mann ihm angetan hatte, er war der einzig hier, zu dem Jui hätte gehen können, nicht wahr?

Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und suchte mir erst einmal den Weg in die Gemächer des Kaisers, was sich einfacher gestaltete als erwartet. Draußen vor dem Raum blieb ich stehen, beobachtete erstmal. Jui war bewusstlos, lag auf dem Boden, neben ihm ein älterer Mann... ein Vampir... aber so jung... und er küsste meinen Jui!

Doch bevor ich mich von diesem Anblick zu sehr berühren ließ, ging ich schnell in den Raum. Ja, Daisuke war ein junger Vampir, und Jui war derjenige der ihn verwandelt hatte... wir konnten sicherlich noch früh genug ein ernstes Wort darüber reden, nachdem Jui wieder halbwegs auf den Beinen war...
 

Jui

Ich konnte das Blut riechen. Kaorus Blut. Er reichte mir nur das Handgelenk, doch es war mir recht so. Mein Kopf wurde etwas angehoben, ich konnte nicht deuten von wem, doch nun war das süße Blut endlich in Reichweite und ich versenkte meine Zähne in Kaorus Fleisch. Trank.

Rasch, wollte nicht zu lange in diesem Hilflosem Zustand bleiben und nahm das Blut schnell in mich auf.

Sobald das Kribbeln in meinen Glieder nachließ und mir damit zeigte das ich wieder stark genug war um mir ein weiteres Opfer aus eigener Kraft zu suchen ließ ich von ihm ab.

Leicht richtete ich mich auf. "Arigatou Kaoru ..." er sah nicht erfreut aus und Daisuke schien ängstlich zu sein. Allein schon deswegen rutschte ich ein Stück zu ihm, nahm seine Hand und strich beruhigend darüber. Daisuke brauchte mich jetzt.
 

Kaoru

"Hm.", machte ich leise, als ich beobachtete wie Jui näher zu Daisuke rückte. War seine Entscheidung also gefallen? Ich konnte nicht einmal wütend sein, ich war ja selbst schuld. Hätte ich Jui nicht von Keiko erzählt, wäre es nie soweit gekommen, er wäre bei mir geblieben und hätte Daisuke vergessen. Oder ihn zumindest in Ruhe sterben lassen. Jetzt war er einer von uns und es gab für Jui wohl keinen Grund mehr mich ihm vorzuziehen. War seine Liebe für mich so schnell erloschen?

"Denk demnächst nach, bevor du handelst, Jui.", sagte ich leise und viel strenger, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Welches Recht hatte ich schon, ihn zurechtzuweisen? Er war erwachsen und musste selbst entscheiden, was für ihn das Beste war.
 

Jui

Dieser strenge Ton versetzte mir einen Stich ins Herz. Er war sauer auf mich, wegen Dai. Sie waren so etwas wie Rivalen das konnte ich deutlich spüren.

Er hätte es bestimmt versucht zu verhindern dass Dai einer von uns wurde, aber nun stand er vor vollendeten Tatsachen, ich hatte ihn ja nicht einmal gefragt.

"Ich hatte keine Zeit mehr dazu ... im Gegensatz zu dir konnte ich ihn nicht einfach sterben lassen!"

Ich drückte Daisukes Hand fester, wusste dass ich Kaoru nur noch wütender gemacht hatte, aber das war nicht zu verhindern gewesen.
 

Kaoru

Seine Worte schmerzten, taten mir im Herzen weh und weckten gleichzeitig doch meine Wut. "Du hast nichts verstanden, Jui! Hast du mir überhaupt zugehört?" Wahrscheinlich hätte ich genauso gut mit der Wand reden können. Hatte ich ihm nicht deutlich gemacht, dass es mir genauso wehgetan hatte, dass ich Keiko nicht hatte retten können? Dass ich jahrelang darunter litt und es nicht einmal heute wirklich verarbeitet hatte, es vielmehr verdrängte? Aber vielleicht wollte er es gar nicht anders verstehen, brauchte vielmehr jemanden dem er die Schuld dafür geben konnte.
 

Daisuke

Unsicher sah ich zwischen den beiden hin und her. Dieser Kaoru schien mir auf den ersten Blick mehr als Furcht einflößend, mit weißer Haut wie eine griechische Statue, die Art wie er Jui ansah, mit ihm sprach und letzteres gefiel mir überhaupt nicht. Obwohl ich nicht gerade wenig eingeschüchtert war und überhaupt keine Ahnung hatte, was hier gerade überhaupt passierte, stand ich auf und stellte mich schützend vor Jui.

"Wage es nicht, so mit Jui zu sprechen!" Ich versuchte meine Stimme so hart wie möglich klingen zu lassen, schließlich war ich nach wie vor der mächtigste Mann Japans und hatte damit keinen Grund mich vor irgendjemandem zu beugen. Besonders nicht vor einem Mann, der mir meinen Jui genommen hatte und derart mit ihm umging.
 

Jui

Beruhigend strich ich über Dais Rücken, hatte große Angst dass alles eskalieren würde.

"Bitte Dai, er ist schon wütend genug du darfst ihn nicht provozieren ..." flüsterte ich leise.

Auch wenn ich Kaoru schon oft in gefährlichen Situationen erlebt hatte, immer hatte er Ruhe bewahrt, doch ich konnte mir nicht mehr einreden dass er jetzt auch ruhig blieb. Zu aggressiv und aufbrausend klang er schon.

"Bitte streitet euch nicht ..." ein leises Flehen, das wohl keiner mehr beachtete.
 

Kaoru

"Okay...", murmelte ich leise, hauptsächlich um mich selbst zu beruhigen und erstmal wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Es half uns wohl wirklich nicht weiter, wenn wir uns hier gegenseitig für irgendetwas beschuldigten, das eigentlich nur die Folge zu vieler zu unglücklicher Ereignisse war. Zumal die ganze Situation wohl nur noch komplizierter werden würde, wenn die Wachen auf uns aufmerksam wurden und das konnte ich gerade wirklich nicht brauchen.

"Lasst uns erstmal von hier verschwinden und dann sehen wir weiter...", beschloss ich schließlich, drehte mich um und verließ den Palast ohne einen weiteren Blick zurück. Nun lag es an Jui, ob er noch für uns kämpfen wollte, ob ihm überhaupt noch etwas an unserer Liebe lag, oder ob er mit Daisuke zurückbleiben würde.
 

Jui

"Komm Dai, wir müssen hier auch verschwinden ... wir brauchen Blut ... zumindest ich brauche noch welches." Ich würde ihn nicht zwingen, bei mir hatte es auch ohne Zwang geklappt. Wieder nahm er meine Hand.

Schnell hatten wir Kaoru eingeholt, doch er beachtete uns nicht weiter.

"Ano ... kommst du mit was trinken oder treffen wir uns zuhause wieder?"

Irgendetwas in Kaorus Verhalten machte mir immer noch Angst, sodass ich es nicht einmal wagte ihm böse zu sein.
 

Daisuke

Ohne darüber nachzudenken, folgte ich Jui. Er war diesmal derjenige, der wusste, was zu tun war, was passierte, passieren musste, und ich war der Unerfahrene, der eigentlich von nichts eine Ahnung hatte. Auch wenn mir diese Position unangenehm war, musste ich mich wohl oder übel darauf einlassen, denn irgendwann wäre auch das vorbei und ich könnte wieder auf Jui aufpassen. Würde er wieder mein sein?

Dieser Kaoru war mir ein Rätsel und außerdem alles andere als sympathisch. Jui würde schon seinen Grund gehabt haben vor ihm wegzulaufen und vielleicht... ja, vielleicht liebte er mich mehr als ihn. So musste es doch sein, oder nicht?

Kaoru seufzte, es hörte sich fast an als sei er erschöpft. "Lasst euch Zeit, ich warte dann auf euch." Und mit diesen Worten verschwand er, in den Himmel, war nach Augenblicken schon nicht mehr zu sehen. Fliegen... konnten Vampire also fliegen? Diese Vorstellung gefiel mir...
 

Jui

Ich war erleichtert als Kaoru davonflog, aber offenbar schien er Daisuke schon etwas zu akzeptieren. Er mied ihn offensichtlich nicht so sehr wie ich befürchtet hatte.

Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen als ich sah wie gespannt Dai Kaoru hinterher sah weil dieser nun flog.

"Gomen Dai, nur ältere Vampire können das. Kaoru ist mehrere tausend Jahre alt und kann vieles was wir nicht können. Selbst ich kann noch nicht fliegen."

Und so machten wir uns auf den Weg in das Stadtinnere. Erst jetzt fiel mir auf das es mich nervös machte in solch einer Menge an Menschen ohne Kaoru zu jagen, aber ich brauchte das Blut einfach.

"Dai, wenn dir danach ist trink mit von meinem Opfer, hai?" Mit diesen Worten zog ich ihn erst einmal in eine enge Gasse. Irgendwer würde schon vorbeikommen.
 

Daisuke

Etwas enttäuscht war ich schon nach Juis Worten, ich hätte gerne diese Macht gehabt. Wie es wohl sein musste jederzeit überall hin reisen zu können ohne sich auf normale und langsamere Möglichkeiten zu beschränken..? Ich konnte es mir nur unglaublich befreiend vorstellen, dort oben in der Luft zu schweben, ungebunden von allem irdischen.

"Naja, irgendwann werden wir auch so alt sein...", grübelte ich leise. Wie die Welt dann wohl aussah? In einigen hundert oder sogar tausend Jahren? Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen wie es allein sein würde so lange zu leben. Aber sich darüber Gedanken machen konnte ich später immer noch, stattdessen folgte ich vorerst Jui und sah somit auch die Stadt zum ersten Mal aus der Sicht eines gewöhnlichen Menschen... ohne eine halbe Armee, Diener, Berater oder sonst jemanden um mich herum, der mich auf Abstand von allen anderen halten konnte.

Trinken... sprach Jui davon Blut zu trinken? Das war es doch, was Vampire taten, nicht wahr? Und ich würde es jetzt auch tun... Menschen töten um selbst zu leben. Aber was sein musste, musste schließlich sein und ganz ehrlich hatte ich kein großes Problem mit der Vorstellung.
 

Jui

Endlich stolperte ein betrunkener Mann in unsere Gasse und er hatte schon gar keine Zeit mehr wahrzunehmen was mit ihm geschah.

Sobald er außer Sichtweite der Hauptstraße war rammte ich meine Zähne in seinen Hals nahm das heiße Blut rasch in mich auf. Es war ein unbeschreibliches Gefühl wie sein Blut in meine viel zu leeren Adern floss, das ich nicht einmal mehr darauf achten konnte ob Daisuke auch trank.
 

Daisuke

Es war ein wunderschöner und gleichzeitig grausamer Anblick, Jui beim Trinken zuzusehen. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm wenden, hätte aber auch nicht gewusst, wieso ich es tun sollte. Der Geruch des heißen Blutes war verführerisch, so neu für meine plötzlich so empfindlichen Sinne, und doch konnte ich mich nicht dazu überwinden auch davon zu trinken. Es war noch nicht einmal so, dass ich das Gefühl hatte es wirklich zu brauchen und so genoss ich lieber Juis Anblick und das Wissen, dass wir jetzt wieder vereint waren. Nur Kaoru trübte meine Stimmung ein wenig, ich wusste einfach nicht was ich von ihm halten sollte.
 

Jui

Erst als das Herz des Mannes kurz davor war stehen zu bleiben ließ ich von ihm ab. Ich sah mich um während ich ihn zu Boden gleiten lies, die verräterischen Wunden bereits geschlossen.

Daisuke hatte nur beobachtet nicht getrunken. Ich machte mir Sorgen um ihn, wusste ich doch selbst wie schmerzhaft es werden kann wenn man nicht trank.

"Dai ..." ich ging wieder auf ihn zu. lehnte meinen Kopf an seine starke Brust, lies mich in den Arm nehmen, ihm das Gefühl gebend das er hier nicht ganz unterlegen war. Es war mir unangenehm ihn dominieren zu müssen aber ich konnte schlecht Kaoru bitten ihm zu zeigen was es bedeutete ein Vampir zu sein.

"Bitte sag mir Bescheid wenn du dich schwächer fühlst ... ich habe die ersten Nächte auch nicht getrunken und mir ging es dadurch sehr schlecht ... ich möchte nicht das es dir mal so schlecht geht ..."
 

Daisuke

Ich schloss die Augen, als Jui sich so an mich lehnte, genoss die Nähe nach all dieser Zeit wieder. Es kam mir fast unmöglich vor, dass ich all diese Jahre ohne ihn überhaupt überlebt hatte, jetzt da er wieder bei mir war und ich ihn wieder in den Armen halten konnte. Wenn doch nur Kaoru nicht wäre...

"Mir geht’s gut...“, antwortete ich und konnte gerade wirklich nichts anderes feststellen. Es ging mir seit langem überhaupt einmal wieder gut, ohne Schmerzen, ohne Schwächeanfälle, es war die reine Erlösung. Am liebsten wäre ich wie ein Kind durch die Gegend gerannt und hätte vor lauter Glück laut gelacht. Doch das war wohl nicht die beste Idee und davon abgesehen hatten wir wohl wirklich noch anderes zu tun.
 

Kaoru

Zurück zuhause endete ich wieder genauso wie ich schon den bisherigen Abend verbracht hatte, auf der Terrasse sitzend und ohne irgendeine Ahnung was ich von dem allen halten sollte. Dass Jui nun derart die Verantwortung für sein Handeln übernahm schien mir ungewöhnlich, vielleicht war er wirklich 'erwachsen' geworden, wenn man das nach über 50 Jahren überhaupt so ausdrücken konnte. Vielleicht hatte Daisuke etwas in ihm berührt, wozu ich niemals fähig gewesen war. Vielleicht liebte er diesen Mann wirklich so sehr, so viel mehr als mich... oder hatte Jui mich überhaupt geliebt?

Auch wenn diese Frage allein schon wehtat, konnte ich nicht anders als sie mir zu stellen. Und was, wenn die Antwort 'nein' war und das hier unser Ende bedeutete? Ich wusste nicht wie ich überhaupt noch ohne Jui leben können sollte. Und wenn ich es nicht konnte, was sollte dann geschehen?

All diese Fragen machten mich völlig verrückt, ließen mich nicht mehr los und ließen mich nicht ruhen. Die Nacht schritt voran und ich war noch immer alleine. Würden sie überhaupt noch kommen?

Erst als die Dämmerung schon langsam hereinbrach, konnte ich in einiger Entfernung zwei Personen sehen und obwohl ich Juis Gedanken nicht lesen konnte, so konnte ich wenigstens durch Daisukes Augen blicken und wusste, dass sie es waren, die auf dem Weg hierher waren. Endlich.
 

Jui

Drinnen schickte ich Daisuke sofort in den Keller, machte mir Sorgen das die Dämmerung schon zu hell für ihn sein könnte.

"In den ersten Jahren muss man noch etwas vorsichtig mit der Dämmerung sein, warte bitte unten auf mich." gab ich ihm noch mit auf den Weg, bevor ich das Haus nach Kaoru durchsuchte.

Draußen fand ich ihn. Er beachtete mich noch immer nicht, doch ich musste ihm etwas sagen:

"Kaoru ... ich liebe dich noch immer, aber das mit Asami ... bitte gib mir ein bisschen Zeit um darüber hinwegzukommen. Du bist mir immer noch wichtig ..." hier brach ich ab, wusste nicht wie ich noch ausdrücken sollte was ich selbst nicht einmal verstand.
 

Kaoru

Als Jui herauskam, war ich froh, dass zumindest Daisuke nicht dabei war. Das hier ging ihn nichts an. Ich drehte mich nicht um, wollte Jui nicht meine Trauer, meine Zweifel sehen lassen, denn er sollte sich nicht auch noch darüber Gedanken machen. Es reichte, dass er mit seinen eigenen Gefühlen schon so beschäftigt war.

"Du hast alle Zeit der Welt, Jui...", gab ich fast flüsternd zurück, griff ohne hinzusehen nach seiner Hand und küsste sie sanft.“Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich Keiko nicht mit Absicht sterben habe lasse. Ich habe sie genauso geliebt wie du." Wie sollte ich es ihm noch anders erklären? Schließlich konnte ich ihn anders nicht an meinen Gefühlen teilhaben lassen.
 

Jui

Ich verwob meine Hand mit seiner. "Ich will es dir ja glauben, aber ich schaffe es einfach noch nicht ..." flüsterte ich leise, wusste ich doch dass meine Antwort ihn verletzen würde und das tat auch mir weh. Aber anlügen konnte ich ihn nicht, hatte ich noch nie gekonnt.

"Wir sollten langsam schlafen gehen ..." erklärte ich mit fester Stimme die keine Widerrede zuließ.

Und so folgte er mir auch gleich in den Keller, indem Daisuke sich gerade fasziniert im Spiegel betrachtete. Erst jetzt, hier im hellem Kerzenschein bemerkte ich das er jünger aussah. Die Falten waren weniger geworden, hatten sich scheinbar zu einem großen Teil zurückgezogen, wenn sie auch noch nicht ganz verschwunden waren. Sein Haar jedoch blieb weiß.

Ich wandte mich wieder zu Kaoru um.

"Wärst du mir böse wenn ich diese Nacht bei Daisuke schlafe? Er hat noch nichts getrunken und ich finde einer von uns sollte bei ihm sein falls er schwächer wird." Etwas in mir schrie förmlich danach nicht bei Daisuke zu schlafen, ich hatte fast schon das Gefühl etwas kaputt zu machen dadurch.

Vor über 50 Jahren wäre es mein größter Wunsch gewesen in Dais Armen schlafen zu dürfen doch nun war es ... einfach nur seltsam. Vielleicht auch merkwürdig, aber definitiv nicht richtig.
 

Kaoru

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und folgte ihm ohne ein weiteres Wort. Dies war einer der wenigen Momente, in denen ich einfach keine Entscheidungen mehr treffen 'wollte', nicht mehr die Verantwortung für irgendetwas übernehmen konnte, das erste mal seit über 50 Jahren, denn ich wusste, dass Jui dies gut genug selbst konnte. Er brauchte mich dafür nicht und war stark genug einmal für mich die Verantwortung zu übernehmen.

Unten im Keller, als ich Daisuke das erste Mal wirklich im Licht sah, konnte ich nicht verleugnen, dass er gut aussah, selbst mit den weißen Haaren und den noch immer sichtbaren Falten in seiner Haut. Ich konnte mir kaum mehr vorstellen wie das alles auf ihn wohl wirken mochte, alles was ihm in dieser Nacht passierte und was er hier zwischen Jui und mir miterlebte.

Auf Juis Frage hin nickte ich nur. Ich konnte nicht anders, auch wenn mir die Vorstellung, dass er mit Daisuke anstatt mit mir schlief, unendlich wehtat. Es war schließlich sein Recht sich so zu entscheiden und nicht meines ihn daran zu hindern. Also legte ich mich schlafen, wollte nicht länger mit der ganzen Situation konfrontiert sein und sobald die Dunkelheit mich in ihrer tröstenden Umarmung hielt, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
 

Daisuke

Während Jui bei Kaoru war - was mir im Grunde nicht wirklich passte, andererseits konnte ich es ihm auch nicht verbieten - sah ich mich im Keller um. Die beiden Särge, die in der Mitte standen, sahen edel und teuer aus, doch es war der Spiegel, der schließlich meinen Blick auf sich zog. Ich hatte seit langem in keinen mehr gesehen, wollte nicht mit ansehen wie mein Körper langsam verfiel, sich nicht nur schwächer anfühlte, sondern auch genauso aussah, doch jetzt war das etwas anderes.

Überrascht stellte ich fest, dass mein Gesicht wieder jung aussah. Zwar nicht genauso, wie damals, als Jui noch bei mir gewesen war, doch immerhin waren die Falten soweit verschwunden, dass ich mich selbst wieder als attraktiv betrachten konnte. Nur das weiße Haar war geblieben, doch damit würde ich mich schon abfinden können.

Ich war so sehr in diesen Anblick vertieft, dass ich kaum bemerkte, wie Jui und Kaoru hereinkamen. Erst als Jui die Stimme erhob, konnte ich mich wirklich vom Spiegel lösen und was er sagte, war alles andere als unerfreulich.
 

Jui

Ich begab mich zu dem Sarg. Nicht Kaorus Sarg, sondern zu dem, den wir nie benutzten, er war eigentlich zu eng für 2 Personen, aber ich wollte Kaoru nicht auch noch bitten auf diesen auszuweichen.

Wie immer zog ich mich aus, blickte mich dann noch einmal um. Kaoru war schon wortlos in seinem Sarg verschwunden, Daisuke stand hinter mir, tat einfach was ich tat. Ich nahm seine Hand, half ihm hinein und legte mich dazu.

Ich wusste nicht woher es kam, aber momentan wünschte ich mir nichts mehr als in Kaorus Sarg zu liegen, statt in diesem hier. Auch wenn es die Arme waren die schon meine große Schwester umfangen hatten.

"Dai ... halt mich fest ..." flüsterte ich leise, hoffte das Kaoru es nicht hören würde. Es war schwierig mit den Beiden. Was den einen glücklich machte verletzte automatisch den anderen und ich konnte es nicht einmal verhindern.
 

Daisuke

Ich tat um was Jui mich bat, musste dazu nicht zweimal gebeten werden. Auch wenn es ein seltsames Gefühl war in einem Sarg zu liegen, half mir Juis Nähe über das damit eingehende Unwohlsein hinweg. Dieser Kaoru musste ihm fiel bedeuten, wenn es ihn derart mitnahm, nicht bei ihm zu schlafen, und das tat es offenbar.

Trotz allem was passiert war, der Aufregung, den neuen Eindrücken, und obwohl ich mich unglaublich erschöpft fühlte, konnte ich nicht schlafen. Zu viele Dinge gingen mir im Kopf herum, zu viele Fragen auf die ich irgendwann unbedingt Antworten wollte. Was hatte es mit Kaoru auf sich? In welcher Beziehung standen er und Jui? Was war in den ganzen letzten Jahren passiert?

Und am wichtigsten: Was würde die Zukunft bringen?
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

owari ?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  klene-Nachtelfe
2011-07-13T14:35:33+00:00 13.07.2011 16:35
Ein sehr offenes aber gelungenes und stimmiges Ende!!!
Eine wirklich tolle Story!!!
LG -^.^-
Von:  Seme-Aoi-chan
2010-01-26T19:18:46+00:00 26.01.2010 20:18
jetzt hört es auf!^^°
also, zu r ganzen ff:
du hast ein unglaublich schönen schreibstil!
*nicku*
das läst sich ganz klasse lesen! Spitze!
die idee ist toll un die umsetzung super toll!^^
ich hoffe, es geht bald weiter, weil ich total gespannt bin, was jetzt mit den dreien passiert und wie sich jui entscheidet, hoffentlich für alle beide!^^
bis dahin viel schreibspaß!
mach weiter so!

Lg dat Seme-Aoi

Von:  Ino_Hana
2008-05-14T17:28:33+00:00 14.05.2008 19:28
Ein sehr gelungenes letztes Kapitel wie ich finde.
Auch wenn man Kaoru liebend gern trösten würde. Er tut mir leid, er muss sich allein gelassen fühlen seit Daisuke plötzlich wieder da ist und Jui sich etwas von ihm abgewendet hat.
ich bin wahnsinnig auf den zweiten Teil gespannt und auch darauf, wie ihr das mit Kaoru und Daisuke machen wollt, denn ich glaube nicht das einer der beiden Jui einfach so aufgeben würde. Was ich allerdings auch nicht tun würde :P

LG Taka
Von: abgemeldet
2008-05-14T16:36:59+00:00 14.05.2008 18:36
*freu*
Daisuke ist wieder da!!
Ist irgendwie aber blöd, dass er schon so alt ist. Wie alt war er eigentlich, als Jui mit Kaoru wegging? ^^"

Ich bin gespannt wie es im 2. Teil weitergeht, und hoffe, dass dieser genauso genjal geschrieben wird wie dieser. *dich-bewundernd-anschau* O.O

Deine glitzerrubin. *sich-verbeugend-verkrümel*

Von:  kaya17
2008-05-14T16:31:20+00:00 14.05.2008 18:31
Super^^
Ich freue mich schon total auf die Fortsetzung^^
Also bis dann XD
Von:  Ilona_Delagun
2008-05-14T14:52:54+00:00 14.05.2008 16:52
Ich finde es klasse und freue mich schon tierisch auf den nächsten Teil.
*seuftz* der arme Kaoru er tut mir soo leid.
Trotzdem ein schönes Ende, was einen veranlasst den nächsten Teil zu lesen, weil noch einige Fragen offen sind.

Wie wird sich Jui entscheiden?
Was wird aus Kaoru?
Wie werden sich Daisuke und Kaoru vertragen oder auch nicht?

ich könnte jetzt ewig so weiter mach, aber ich warte lieber auf den nächsten Teil und lese es eifach nach. *grins*

Ein großes Lob an alle die mitgeschrieben haben. Ihr seid klasse.

Hochachtungsvoll Ilona
Von: abgemeldet
2008-05-14T13:13:30+00:00 14.05.2008 15:13
*mau*
Oh man! Sooo Traurig und doch eigendlich total Schön!!!

Schade des es zuende ist! Aber ich werde dir auf jedenfall Treu bleiben!!! Man liest sich im 2ten Teil!!! *freu*

*eisdalass*

LG Pi-Li


Zurück