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Weil du da bist - Part Two

Lew ist zwar weg... aber heißt das auch freie Bahn für Ty...?
von

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Rätselraten

Ray nickte. Max' Blick wanderte von Tyson zu Kai.

„Was ist denn mit Kai passiert?“, fragte er entsetzt.

„Das weiß ich nicht, aber vielleicht ist es besser, wenn wir ihn erstmal ausschla­fen lassen.“, erklärte Tyson.

Die fragenden Blicke der beiden verlangten nach einer Erklä­rung.

„Er scheint so ziemlich erschöpft zu sein. Ich weiß nicht warum.“

Max nickte verste­hend und keiner der beiden fragte mehr, was passiert war. Ray fuhr sie zum BBA-Gebäude und verabschiedete sich mit Max von ihnen.
 

Gegen Abend kam Kai aus dem Bett ins Wohnzimmer.

Tyson saß auf dem Sofa, hatte ihn aber sofort bemerkt. Hastig stand er auf und kam zu ihm.

„Geht es dir besser?“, fragte er.

Kai nickte nur. Tyson seufzte und überlegte, ob er ihn fragen sollte, ob Kai denn auch ant­worten würde, entschloss sich jedoch schnell.

„Was ist denn passiert?“ Kai sah zum Sofa, dann setzte er sich. Tyson folgte ihm und entschloss sich dabei, eine andere Frage zu stellen.

„Was ist mit deinen Eltern?“

Kai schaute ihn an. „Sie...“ Kai wusste nicht, wie er anfangen sollte. „Boris hat sie... er hat sie umbringen lassen.“, sagte er leise.

Tyson hielt den Atem an. Für so brutal hatte er Boris nicht gehalten. „Von wem?“, fragte er.

„Leonit.“

„Und wer ist Leonit?“

Kai schluckte schwer. „Lew's älterer Bruder.“, sagte er mit zittriger Stimme.

„Was? Wie alt ist der denn?“, fragte Tyson verwundert.

„Vier Jahre älter als Lew. Also etwa sechs­undzwanzig. Warum willst du das wissen?“, sagte Kai und musterte Tyson.

„Das kapier ich nicht. Er ist sechs Jahre älter als du, aber wann hat dich Boris eigentlich in die Abtei aufge­nommen?“

„Da war ich fünf. Er war elf, als er's getan hat, wenn du darauf hinauswillst.“, er­klärte Kai und beantwortete somit Tysons eigentliche Frage.

„Ja, wollte ich. Aber ist das nicht ein bisschen jung?“, fragte Tyson.

„Schon...“, war Kais knappe Antwort.

„Und woher sind die Schnittwunden?“

Kai senkte den Blick. „Von ihm.“

Schweigend stand Tyson auf und holte den Verbandskasten.

Kai sah ihm nach und beobachtete ihn, während er ein paar Wattebäusche mit Jod beträufelte. Beinahe widerwillig zog Kai sein Oberteil aus.

Tyson schluckte, schaute zu den Tupfern und überlegte, ob die überhaupt reichen würden. Weia... Der Kerl hat ihm aber ganz schön zugesetzt. Ich wette, dass das noch nicht mal alles ist.

Nachdem er sich um die Schnitte gekümmert hatte, fragte er Kai, ob er noch weitere Verlet­zungen davon getragen hatte.

Seufzend drehte sich Kai um.

„Was hat er denn noch getan? Das ist ja so rot...“, meinte Tyson.

„...nasses Handtuch...“, murmelte Kai.

Da ist noch mehr als das! Von wann sind diese feinen Narben? Die sind nicht von heute oder gestern... Und schon gar nicht von einem nassen Handtuch! „Mit einem nassen Handtuch kann man so viel Schaden anrichten?? ... Kai! Was hat dieser Mistkerl dir noch angetan?!“, fragte Tyson ener­gisch.

„Was erwartest du? Er glaubt, ich hätte Lew absichtlich abstürzen lassen. Was glaubst du wohl, was er gemacht hat?“, sagte Kai.

„Woher soll ich das wissen? Sag es mir.“, sagte Tyson und brachte den Kasten wieder weg.

Doch Kai schwieg. Stattdessen ließ er sich in Tysons Arme fallen.
 

Am nächsten Morgen standen Max und Ray vor der Tür. Tyson ließ sie herein.

„Kai schläft noch.“, meinte er.

„Immer noch?“, fragte Max.

„Nein, er war gestern Abend kurz draußen, aber lasst ihn trotzdem schlafen.“

Ray zuckte mit den Schultern und ging mit Max ins Wohnzimmer, während Tyson ihnen folgte.

„Hat er wenigstens mit dir gesprochen?“, fragte Ray.

„Ja schon, aber nicht viel. Ich hab so das Gefühl, er will auch diesmal nicht sagen, was los ist. Das will er schon eine ganze Weile nicht.“, erzählte Tyson.

„Was heißt, diesmal?“ Ray sah ihn stirnrunzelnd an.

„Da gibt es noch mehr, als nur das. Diesmal weiß ich wenigs­tens ein bisschen, aber was das andere angeht, was er mir verschweigt...“, erklärte Tyson.

Ray nickte. „Wenn er es mir doch nur sagen würde. Alles. Alles was mit diesem Lew zu tun hat, der ihn angerührt hat! Ich könnte ihm bestimmt irgendwie helfen, wenn er mir alles er­zählen würde.“ Tyson fuhr sich durch die Haare.

„Warte die Zeit ab, Tyson. Er wird schon mit dir reden. Hab Geduld, du kannst doch nicht erwarten, dass er sofort darüber redet. Denk dran, dass du vielleicht in einer offenen Wunde rumstocherst. Gib ihm einfach die Zeit, die er selber dazu braucht, um damit fertig zu werden. Er wird irgendwann von ganz allein zu dir kommen und mit dir reden. Aber vielleicht solltest du doch auf ihn aufpassen.“, sagte Max.

Ray und Tyson sahen ihn erstaunt an, dann seufzte Tyson.

„Vielleicht hast du recht. Vielleicht braucht er noch Zeit.“, meinte er.

Dann wechselte er das Thema. Kurze Zeit darauf ging die Tür hinter ihm auf und sofort wieder zu, noch bevor Tyson Kai gesehen hatte.

Es war ganz offensichtlich, dass Kai außer Tyson niemanden um sich haben wollte. Umso schwerer erschien es Tyson, ihn zu einem Treffen mit ihren Freunden zubewegen.

Doch Kais Antwort: „Von mir aus.“
 

Dieses 'Von mir aus' nahm Kai allerdings wörtlich und war mehr schlecht als recht an­sprechbar, als sie alle gemeinsam im Café saßen. Er sah viel eher aus dem Fenster, als dass er sich mit seinen Freunden unterhielt. Nicht einmal Tyson konnte ihn dazu bewegen, was bewies, wie sehr Kai in Gedanken versunken war.

„Hey, Kai! Jetzt erzähl doch mal! Wie war's denn in Russland?“, meinte Hilary.

Während Tyson, Ray und Max sie beinahe ge­schockt anschauten, sah Kai sie völlig normal an.

„Wie soll es da schon sein? Kalt.“, sagte er.

„Das ist mir schon klar. Erzähl uns lieber, was sonst noch so war.“

Kai atmete tief durch. „Da war nichts, außer dass ich jetzt weiß, was mit meiner Familie ist. Wenn man das über­haupt Familie nennen kann...“, meinte Kai und sah wieder aus dem Fenster.

„Wieso? Was ist denn mit deiner Familie?“, fragte Max, der davon auch nichts wusste.

„Sie sind tot. Vol­taire auch.“

„Tut mir Leid.“, meinte Max.

„Was soll dir denn Leid tun? Ich hab meine Eltern sowieso kaum gekannt. Ich kann mich nicht mal an sie erinnern. Und an Voltaire will ich mich sowieso nicht erinnern.“, sagte Kai und wandte sich wieder dem Fenster zu.

Es war eindeutig, dass Kai das Thema als beendet betrachtete. Er sah erst wieder in die andere Richtung, als Mr Dickenson plötzlich bei ihnen auftauchte. Er schien es eilig zu haben, also sagte Kai erst einmal gar nichts, sondern wartete auf Mr Dickensons Frage, die ihm offen­sichtlich auf der Zunge lag.

„Kai? Würdest du einen russischen Trainer bei dir aufnehmen?“

„Nein!“, sagte Kai hastig.

„Warum nicht?“, fragte Mr Dickenson verwundert.

„Weil ich nein gesagt hab!“

„Wieso denn? Gibt es einen Grund dafür?“

„Ja, aber ich werde es Ihnen nicht sagen!“, sagte Kai.

„Ich möchte wissen, warum du keinen russischen Trainer haben willst.“, sagte Mr Dickenson bestimmt.

„Ich rede nicht darüber!“, sagte Kai und fügte an Tyson ge­wandt hinzu: „Lass mich bitte durch.“

„Warum?“, fragte Mr Dickenson weiter, als Kai an ihm vorbeiging.

„Ich habe gesagt, ich rede nicht darüber und ich will nicht, dass mir irgend­wer Fragen deswegen stellt!“, fauchte Kai.

In dem Moment sprang Tyson auf.

„Du kannst Mr Dickenson nichts vorwerfen! Er kann doch nicht wissen, dass du in Russland gefoltert wurdest!!“, sagte er.

Kai blieb abrupt stehen. Langsam drehte er sich zu Tyson um, der sich im nächsten Moment schuldbewusst selbst verfluchte.

Mr Dickenson stockte der Atem und die anderen sahen Tyson entsetzt an.

„Was?“

„'tschuldigung...“, murmelte Tyson.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Kai ernst.

„Ich weiß es nicht, ich kann's mir nur denken!“, sag­te Tyson und ging auf ihn zu, doch Kai verließ das Café. Na toll! Das hast du ja super hin­gekriegt! Und was mach ich jetzt? Fluchend rannte Tyson ihm nach.

„Warte doch mal!“

Während Tyson die Glastür hinter sich ließ, lief Kai schon die Treppe hinunter.

„Jetzt bleib doch mal stehen! Es tut mir ja Leid! Kai!!“, rief er ihm nach.

Stück für Stück holte er ihn langsam ein. „Mann, ich kann doch nicht wissen, dass es so ist!“, sagte er.

Kai blieb stehen und wandte sich Tyson zu, der vor ihm zum Stehen kam.

„Es ist nicht so!“

„Nicht? Warum bist du dann weggelaufen?“, fragte Tyson.

„Weil es nur wieder irgendwelche Fragen gege­ben hätte. Und was da passiert ist, das geht niemanden etwas an!“

Kai setzte wütend seinen Weg fort, wenngleich er etwas langsamer ging.

„Doch. Mich geht es etwas an. Sag mir, was passiert ist.“, sagte Tyson.

Kai blieb wieder stehen. „Wieso willst du eigentlich immer alles wissen? Was geht dich das überhaupt an? Das ist allein meine Angelegenheit. Ich muss da­mit fertig werden! Nicht du! Und überhaupt, was seit fünf Jahren vorbei ist, hat niemanden mehr zu interessieren! Es ist abgeschlossen! Vorbei! Lew ist tot und gut! Und was Leonit angeht, er mag zwar Lews Bruder sein und als Einziger über alles Bescheid wissen, aber was mit ihm war, ist eine völlig andere Geschichte! Das hat mit Lew nichts mehr zu tun! Hast du jetzt genug Antworten, oder willst du noch was hören?!“

Er war wütend, das war Tyson bewusst. Aber eine klare Antwort hatte er nicht bekommen. Und je mehr er ihn fragen würde, desto wütender würde Kai doch nur werden, weshalb er auf die sanfte Tour verzichtete.

„Also schön, wenn du dich unbedingt allein damit rumquälen willst, soll's mir recht sein! Aber komm ja nicht an, von wegen, hilf mir! Jetzt nicht mehr! Ich hab dir lange genug die Chance gegeben mit mir zu reden! Du wolltest sie ja nie annehmen, dann brauchst du jetzt auch nicht mehr zu kommen! Wenn du die Sache damit als beendet ansiehst, dann können wir jetzt hoffentlich in Ruhe miteinander reden.“, sagte er.

Kai sah ihn eine Weile an.

Ich will hoffen, dass ich deine Hilfe nicht brauche. Jetzt noch nicht. Aber was, wenn doch? Wenn ich dann allein dastehe... Was nützt mir das...

Kai seufzte. „Was willst du wissen?“, fragte er ergeben.

Tyson stutzte. „Was ist passiert, als du jetzt in Russland warst? Hat er dich nun gefoltert oder nicht?“

„Nein. Jedenfalls seh ich das nicht so. Aber können wir das nicht drinnen besprechen? Muss das hier im Flur sein?“

Tyson verstand und sie gingen in die gemeinsame Wohnung, wo sie sich gegenüber setzten. Kai brauchte einen Moment um die richtigen Worte zu finden.

„Was glaubst du, was einem durch den Kopf geht, wenn man gefesselt wird?“, fragte er.

„Ich weiß nicht. Ist mir ja noch nicht so wirklich passiert.“, antwortete Tyson wahrheitsgemäß.

„Gar nichts. Man hat einfach nur Angst. Und die hatte ich, weil Leonit genau das getan hat, damit ich nicht fliehen, oder mich wehren kann. Weißt du, wie unfair das ist?“

Tyson schwieg. Das war wirklich unfair.

„Du hast ja gesehen, was man mit einem nassen Handtuch anrichten kann. Wo die Schnitte herkommen, kannst du dir sicher auch denken. Aber das reicht nicht.“, sagte Kai.

„Warum nicht? Ist das nicht schon genug?“, meinte Tyson.

„Ja, für dich schon. Für Leonit nicht. Er glaubt doch, ich wäre Schuld an Lews Tod. Er wollte ihn rächen und dafür reichen so läppische Methoden nicht. Egal wie oft er sie wiederholt oder wie hart er sie durchführt. Es reicht ihm nicht. Und bei sechs Stunden reicht es erst recht nicht!“

Tyson sah ihn entsetzt an. Sprachlos wartete er auf die Fortsetzung. Aber die kam nicht.

„Was schaust du mich denn so an? Es war so!“, fauchte Kai, als er Tysons fordernden Blick bemerkte.

„Was ... hat er denn noch gemacht, wenn du sagst, das reicht nicht?“, fragte Tyson.

„Kannst du dir das nicht selbst denken? Ist ja wohl nicht schwer. Und jetzt lass die Fragerei, ich hab keine Lust darüber zu reden.“, sagte Kai und verschwand um etwas zu trinken.

Die Rederei hatte ihn durstig gemacht. Seufzend akzeptierte Tyson es. Als Kai zurückkam wirkte er etwas niedergeschlagener als eben noch.

„Mein Gott, was willst du noch alles wissen? Ich hab dir doch schon fast alles gesagt...“, meinte er mit einem Blick hinaus aus dem Fenster, auf dass er dann zuging.

Tyson folgte ihm. „Kai... Ich will dir nur helfen. Nichts anderes. Sag mir einfach nur, was da passiert ist.“, sagte Tyson und umarmte Kai von hinten.

Kai seufzte schwer. „So einfach ist das nicht... Oder glaubst du, ich rede frei heraus über Dinge, die nicht normal sind?“

„Das sag ich ja gar nicht.“, entgegnete Tyson.

„Gefoltert kann man das nicht nennen. Eher verprügelt. Dann das mit dem Handtuch und die Schnittwunden eben. Und das über sechs Stunden. Das ist alles, was ich dir dazu sagen kann. Was dazwischen war, weiß ich nicht. Und ich will's auch gar nicht wissen...“

Tyson drückte ihn fester an sich. Das muss ziemlich hart gewesen sein... Wieso gibt es Menschen, die so etwas tun? Die dir so etwas antun? Und warum bin ich nie da, wenn du mich brauchst? Ich mach mir langsam echt Vorwürfe, weil ich nie da bin, wenn du wirklich meine Hilfe brauchst...

„Tut mir Leid, dass ich nicht eher da war.“, sagte er.

„Jetzt hör aber auf. Woher hättest du das denn wissen sollen?“, meinte Kai und befreite sich aus der Umarmung.

„Ich hatte schon länger so ein komisches Gefühl deswegen. Ich hätte sofort hinterher fliegen sollen, als das anfing. Tut mir Leid.“

Kai musterte Tyson. Er meint es wirklich ernst... Noch so ein Grund, warum ich diesen Trottel so sehr liebe. Und das nachdem, was alles passiert ist...

„Das reicht jetzt. Du musst dich nicht entschuldigen. Was wäre gewesen, wenn du mir umsonst nachgeflogen wärst?“, fragte Kai.

„Und wenn schon! Das wär mir egal gewesen!“ Tyson schaute ihn beinahe entrüstet an.

Kai schüttelte den Kopf und nahm Tyson in den Arm. Danke, Kleiner... ich bin froh, dass es jemanden gibt, der mich so liebt, wie ich nun mal bin... Mit samt dieser verfluchten Vergangenheit, von der du glücklicherweise noch nichts weißt...
 


 


 

>^^< das is sooooo niedlich oder? aber macht euch euer eigenes bild und lasst es mich wissen ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Veilchen
2008-03-22T20:54:39+00:00 22.03.2008 21:54
hi^^
>>moi<<
das Kapitel (zumindestens der Schluss) ist total süß geworden, echt gut gelungen.
mach weiter so
mfg
Tonia


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