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Eternal Fantasy

von

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C&Sh2

Einen schönen Gruß an alle Leser! Diesmal geht es weiter mit Cid und seinem Schiff, das ja durch einen Spalt in der Realität in eine andere Welt gezogen wurde. Ratet mal, wo wir nun sind…
 


 


 

Wie jeden Tag packte Samuel seine Angelsachen ein. Feinsäuberlich ordnete er Köder, Haken und natürlich seine Pfeife samt Tabak, bevor er das Haus verließ. Mit der Rute unter dem Arm und seinem Angelkoffer in der freien Hand blinzelte er in die Sonne. Es versprach, ein schöner Tag zu werden.

Nur wenige Wolkenfetzen trübten den perfekten Himmel an diesem Morgen. Leise pfeifend ging er den Weg aus auf einem Erdwall angehäuften Stahlplatten entlang. Wie er sah, war sein Nachbar schon länger wach und versuchte wieder mal, die verschiedenen Windräder auf seinem Dach zu reparieren. Samuel winkte ihm zu.

„Guten Morgen, Grease Monkey! Wieder mal Ärger mit den Windrädern?“

Der Angesprochene sah von seiner Arbeit auf dem Dach seiner bizarren Behausung auf. Die Ärmel weit über seine öligen Unterarme aufgekrempelt, winkte er mit einem Schraubenschlüssel.

„Ja, ja… ich glaube, ich muss alle ersetzen!“ antwortete er lachend. Kopfschüttelnd und mit einem fröhlichen Gesicht ging Samuel weiter. Die Windräder auf Grease Monkeys Haus erzeugten keinen Strom, im Gegenteil, sie verbrauchten auch noch welchen. Doch das spielte keine Rolle, denn die gewaltige Solaranlage im Zentrum ihrer Enklave erzeugte mehr Strom, als alle nutzlosen Maschinen dieser Welt würden verbrauchen können. Es war eben sein Hobby, augenscheinlich zwecklose Maschinen zu bauen und zu warten. Jeder hier hatte ein Hobby, und dies war das der meisten. Samuel hingegen angelte, und auch wenn er keinen einzigen Fisch fing, so blieb doch immer ein Gefühl der Zufriedenheit in ihm zurück am Ende eines Tages.

Das gewaltige Rund, das nur aus Spiegeln und Voltaikzellen bestand, schimmerte wie glühendes Gold in der Morgensonne. Samuel folgte den Schienen, die direkt an der riesigen Anlage vorbeiführte. Die dicke Rostschicht verriet, dass schon seit langem kein Zug mehr über sie hinweg gerollt war. Wie jeden Tag bestaunte er einen Moment die imposante Solaranlage, bevor er den Weg Richtung Meer einschlug.

Auch wenn ‚Weg‘ wohl das falsche Wort war. Denn die gesamte Enklave war AUF dem Meer erbaut. Auf aufgeschütteten Fundamenten hatte visionärer Ingenieursgeist eine Stadt errichtet, auf dem die vielleicht klügsten Köpfe dieser Welt nun ihr Dasein friedlichen und damit in den Augen der Regierungen dieser Welt meist nutzlosen Aufgaben widmete. Und das genau war der Grund gewesen, warum diese Stadt entstanden war.

Sein Weg führte vorbei an rostigen Türmen und Ölförderanlagen, die schon seit langem nicht mehr in Betrieb waren. Steil wanden sich Treppen an den Türmen und Silos empor, und Samuels Atem wurde schwer. Dieser Weg, den er jeden Tag mehrmals zurücklegte, hielt ihn gesund und in Form, davon war er überzeugt. Und so nahm er die Mühsal gerne auf sich.

Schließlich stand er auf dem höchsten Punkt der Stadt und überblickte zufrieden das Meer, das sich nach allen Seiten erstreckte. Nur nach zwei Seiten hin durchschnitt eine scharfe Linie die makellose, blaue Fläche. Es waren die Schienentrassen, die vor dem großen Krieg erbaut worden waren. Nun waren sie nicht mehr als Mahnmäler machtpolitischen Größenwahns.

Die Kräne und Ausleger ragten weit übers Meer hinaus. Samuel bemühte sich, nicht nach unten zu sehen. Obwohl er diesen Weg schon so oft gegangen war, die saugende Tiefe nach allen Seiten machte ihm immer noch zu schaffen. Er fühlte eine gewisse Erleichterung, als er seinen Liegestuhl und den daneben stehenden Sonnenschirm erreicht hatte. Diese standen am Ende eines Auslegers und boten einen perfekten Platz zum Angeln, eine entsprechend lange Angelschnur vorausgesetzt. Zufrieden schnaufend stellte er den Koffer mit dem Angelzeug ab und legte die Rute daneben hin. Dann begann er mit der wichtigsten Vorbereitung für einen gelungenen Angeltag: er entzündete seine Pfeife.
 

Genüsslich und in Zeitlupe bewegte er das Streichholz auf seine mit Tabak gefüllte Pfeife zu. Im letzten Moment stoppte er. Zögernd schielte er über das Ende der Pfeife hinweg. Blitze zuckten durch die Luft.

Blitze? An einem fast wolkenlosen Sonnentag? Dann geschah es…
 

Die Blitze wurden heftiger und rissen ein schwarzes Loch in den blauen Himmel. Reflexartig ließ Samuel alles fallen und rannte los. Der gewaltige Schiffsbug, der aus dem Himmel selbst zu wachsen schien, bewegte sich unerbittlich auf ihn zu. Hinter sich hörte er das Knirschen von sich verbiegenden und verwindendem Metall, als er den Ausleger entlang stürmte. Er wagte es nicht, auch nur einen Moment über seine Schulter zu blicken. Das brauchte er auch nicht, denn in der nächsten Sekunde überholte ihn das riesige Ding und knickte dabei die anderen Kräne und Ausleger am Rande der Ölförderanlagen ab wie trockene Äste. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als die Treppe bei den Silos hinab stürmte. Über seinen Kopf hinweg flogen geborstene Metallteile. Alles um ihn herum versank in einem Inferno aus knirschendem Metall und brechenden Stahlträgern. Im letzten Moment warf er sich auf den Boden, als ein Teil der Anlage auf ihn herabstürzte.
 

Er hatte großes Glück gehabt. Eine stabile Verstrebung hatte ihn davor bewahrt, von der oberen Plattform des Treppenbereichs zerquetscht zu werden. Vorsichtig kroch er unter dem Haufen Schrott hervor. Das ‚Ding‘ war nun zum Stillstand gekommen, war gebremst worden von den Silos, in denen es jetzt mit dem Vorderteil drin steckte. Ungläubig starrte Samuel auf den elegant geschwungenen Rumpf empor, der ihn um ein Haar zermalmt hatte. Und irgendwie kam ihm diese Situation bekannt vor. Schon einmal hatte er so was erlebt. Mit einer zittrigen Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn und murmelte kopfschüttelnd: ‚Willkommen in Fisherman’s Horizon…‘
 

Missmutig öffnete er den Notausstieg unterhalb der Pilotenkanzel. Stirnrunzelnd warf er einen Blick ins Freie. Seufzend kaute er auf seiner Zigarette herum.

„So eine verfluchte Scheiße…“

Es waren nicht mehr als zwei Meter auf festen Boden, und so sprang er raus. Knurrend stützte er die Hände in die Hüften und besah kopfschüttelnd den Schaden am Schiff. Dann tauchte Shera in der Luke auf.

„Und? Wie sieht’s aus?“

„Beschissen. Das gibt ´ne Menge Ausbeularbeit.“
 

Immer wieder derbe Flüche ausstoßend, lief er auf den zerbeulten Ölförderanlagen hin und her. Inzwischen half Shera Anne und den Kindern aus dem Schiff heraus. Zögernd blickten sich die Vier in dieser ihnen unbekannten Welt um. Vor allem der glänzende Ozean erregte ihr Erstaunen. Cid hatte aber nur Augen für die Schäden an seinem geliebten Schiff. Irgendwann tippte Shera ihm auf die Schulter.

„Was ist, verflucht“, brummte er sie an. „Was ist denn?“ bellte er, als sie ihn ein zweites Male an der Schulter berührte. Dabei nahm er nun endlich den Blick von der zerknautschten Außenhülle des Schiffes und blickte sie an. Sie wiederum schaute in die andere Richtung, in die er sich nun ebenfalls wandte. Nun klappte seine Kinnlade hinunter, doch seine Zigarette blieb wie durch Zauberkraft an ihrer angestammten Stelle im Mundwinkel. Sie fiel nur in wirklich bedrohlichen Momenten zu Boden.

„He, Leute“, begann er vorsichtig zu der Menschenschar, die sich um sie herum versammelt hatte. Etwas verlegen kratzte er sich im Nacken. „Das mit eurem… Dingsa, das war keine Absicht. Ich hoffe, es ist nicht zu viel kaputt…“

Nun erst richtete er sein Augenmerk auf das Gebilde, in das sie nach ihrem unfreiwilligen Dimensionssprung hinein gekracht waren. Es war eine Ansammlung von Fördertürmen und Siloanlagen, die zusammen so etwas wie eine im Meer schwimmende Stadt bildeten.

Die Menschen, die sich auf mühevolle Weise den Weg über die teilweise eingestürzten Treppen bahnten, wurden immer mehr. Nicht ohne Sorge ließ Cid seinen Blick über die Leute schweifen, doch auf keinem ihrer Gesichter konnte er Feindseligkeit erkennen, sondern nur Erstaunen und auch Neugier. Marlene und Denzel rückten näher an Anne heran, der selber nicht ganz wohl zumute war. Es gab eine Schrecksekunde, als Nanaki aus der Luke sprang. Die Menschen wichen zurück, als sie ihn sahen. Doch schnell merkten sie, dass er keine Bedrohung darstellte. Er zog es vor, einstweilen zu schweigen. Bis jetzt hatten diese Leute genügend Überraschungen erlebt. Ein sprechender Wolf-Löwe hätte da noch gerade noch gefehlt. Cid wollte schon etwas sagen, als sich eine Person aus der Menge herauslöste und auf ihn zu kam. Es war ein Mann mittleren Alters, der ein leger sitzendes Hawaiihemd und eine weite Bermudahose trug. Und dazu Sandalen, wodurch er den perfekten Gegensatz zu Cid ihm gegenüber mit seiner straff sitzenden Armeehose und den wuchtigen Stiefeln bildete.

„Ich begrüße euch. Mein Name ist Dobe, ich bin der Bürgermeister dieser Siedlung hier. Braucht ihr unsere Hilfe…?“

Der Mann blickte Cid mit einer Mischung aus Erstaunen und Mitleid an. Er nahm seine Zigarette aus dem Mund und hob eine Augenbraue.

„Ich bin Cid Highwind. Das hier ist Shera, meine Frau, Marlene, Denzel…“ Er deutete auf die Angesprochenen, bis er zu Anne kam. Bei ihr musste er einen Moment überlegen.

„Anne“, sagte sie leise. Er schnippte mit den Fingern und verzog das Gesicht.

„Genau, das ist Anne. Ich merke mir diese verfluchten Namen so schwer… also, wo zum Teufel sind wir hier überhaupt?“

Der Bürgermeister blinzelte, und die Leute um sie herum begannen zu tuscheln.

„Ihr… ihr seid hier in Fisherman’s Horizon, natürlich! Habt ihr noch nicht gehört von unserer Stadt?“

„Nein, verflucht, habe ich nicht. Ach ja, wegen dem Schaden…“ Geräuschvoll ausatmend blickte er auf die zerstörte Ölförderanlage, in die sich die ‚Shera‘ gebohrt hatte. Bürgermeister Dobe folgte seinem Blick und winkte dann lächelnd ab.

„Ach, das? Das macht nichts, das passiert… öfters. Seid unbesorgt, die Anlage ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Und wir können sie problemlos reparieren, das machen wir sogar gerne. Aber kommt doch mit. Gerne bieten wir euch unsere Gastfreundschaft an.“

In einer einladenden Geste breitete er die Arme aus, doch Cid zögerte.

„Die sind in Ordnung“, flüsterte ihm Shera zu. Er brummte nur als Antwort. „Oder willst du etwa hier bei deinem Schiff Wurzeln schlagen?“ Herausfordernd blickte sie ihn an und ging los, bevor er noch etwas erwidern konnte. Fassungslos sah er ihnen hinterher. Shera, Anne, Nanaki und die Kinder folgten dem Bürgermeister. So manch vorwitziger Zeitgenosse wagte es sogar, Nanaki übers Fell zu streichen, was sich dieser anstandslos gefallen ließ. Nur Cid blieb noch stehen und verfolgte mit sichtlichem Unbehagen, wie sich die Bewohner dieses Ortes seinem Schiff näherten.

„Dieses Luftschiff… ist faszinierend!“ sagte einer von ihnen anerkennend. „Ein solches Modell habe ich noch nie gesehen. Ist es aus Esthar?“ fragte er freundlich lächelnd.

„Ich kenne kein verdammtes Esthar“, brummte Cid. „Ich habe es selbst gebaut.“ Trotz seiner Skepsis hörte man aus seinen Worten einen gewissen Stolz heraus. Sein Blick pendelte nun zwischen seinem Schiff, das sich von immer mehr Bewunderern umringt sah, und der Gruppe um Shera und Dobe, die sich entfernten. Er focht nun einen inneren Konflikt aus, was ihm wichtiger war.

„Kommen sie ruhig“, rief Dobe ihm lachend zu. „Ihrem Schiff wird nichts passieren, im Gegenteil.“

Er knurrte missmutig, wie um die Leute zu verscheuchen, schließlich folgte er aber dann doch den anderen.
 

Und so kamen sie zu der gewaltigen Photovoltaikanlage, die das Zentrum von FH bildete. Eine Aussparung in den Spiegelbatterien bildete einen Pfad zu einem abenteuerlich aussehenden Gebäude in seinem Zentrum. Der Ingenieur in Cid war wahrhaft verblüfft angesichts dieses Gebildes, das so offensichtlich aus den verschiedensten, zweckfremden Maschinenteilen zusammengebaut war und doch einen harmonischen Gesamteindruck bot. Bei der Tür blieben sie stehen.

„Dies ist mein Haus. Bis euer Schiff wieder flugtüchtig ist, beherberge ich euch gerne.“

Shera nickte dem Bürgermeister dankbar zu und kam dem Murren ihres Mannes damit zuvor, der nur ungern sein Schiff allein ließ.

„Wir nehmen euer Angebot gern an. Ich hoffe nur, wir machen euch nicht noch mehr Umstände…?“

„Keineswegs“, erwiderte er freundlich und hielt ihnen die Tür auf. „Wir haben gern Gäste. Fisherman’s Horizon war schon immer eine Zuflucht des Friedens in einer unruhigen Welt.“
 

Sie kamen in den Hauptraum des Gebäudes, und Cids Ressentiments schwanden schnell. Das gesamte Haus war eine umgebaute Maschine, die nur mehr den Zweck hatte, ein behagliches und praktisches Heim zu bieten. Angesichts der vielen technischen Details, die in die Struktur des Hauses eingefügt waren, nahm er sogar die Zigarette aus dem Mund. Man merkte gleich, dass er sich hier Zuhause fühlte, und für einen Moment vergaß er vielleicht sogar sein Schiff.

„Darf ich vorstellen, das ist Flo, meine Gemahlin.“

Nun begrüßte sie eine blonde Frau, deren Kleidung eine interessante Mixtur aus femininem Kleid und praktischem Schlosserkittel bildete. Die Angesprochene verneigte sich höflich.

„Bevor wir es vergessen… mein Name ist Nanaki.“

Die beiden erstarrten und blickten ihn fassungslos an. Dobe rang nach Worten.

„Sie… können ja sprechen! Sind sie… eine Art Moomba?“

Nanaki schüttelte seinen schwarzen Haarschopf.

„Nicht das ich wüsste. Aber meine… Besonderheit sollte unter uns bleiben.“

Die beiden nickten eifrig.

„Ja.. natürlich. Ist vielleicht besser so.“ Fast flüsternd bat Dobe seine Frau darum, ihnen allen Tee zu reichen, dann bot er ihnen allen Platz auf auf dem Boden verstreuten Kissen an.

„So… nun erzählt doch, wie es euch hierher verschlagen hat“, forderte er sie freundlich auf. Marlene und Denzel begannen das fremdartige und zugleich faszinierende Haus mit großen Augen zu erkunden. Nanaki rollte sich auf dem Boden ein. Anne saß mit angezogenen Beinen da und fühlte sich sichtlich unwohl, trotz des anheimelnden Ambientes. Cid und Shera blickten sich an und überlegten, was sie ihm erzählen sollten. „Ihr seid jedenfalls nicht von der galbadianischen Armee, richtig?“ fragte er mit einem leicht bangen Unterton.

„Und wenn’s so wäre?“ brummte Cid, und Shera verdrehte seufzend die Augen.

„Nun, ich nehme es nicht an. Ihr seid nicht wie galbadianische Soldaten gekleidet, und auch, dass ihr Kinder bei euch habt, spricht dagegen.“

„Was soll dann dieses verdammte Galbadi-Dingsda sein?“ fragte Cid, während er von Flo eine Tasse Tee entgegennahm. Er brummte ein ‚Danke‘, dann roch er an der Tasse. Sein Gesicht hellte sich augenblicklich auf. „Ich will verflucht sein… Earl Grey! Meine Lieblingssorte!“

Dobe nickte ihm mit einer Mischung aus Erleichterung und Fassungslosigkeit zu.

„Das heißt, dass er den Tee sehr zu schätzen weiß“, klärte ihn Shera auf. „Die Wahrheit ist…“ begann sie seufzend, „wir sind von sehr weit weg.“

„Etwa vom Trabia-Kontinent?“

„Nein, noch weiter…“

„Ich verstehe nicht ganz…“, erwiderte Dobe stirnrunzelnd.

„Wir verstehen es auch nicht“, meinte Shera und begann, die Geschichte von Anfang an zu erzählen. Von ihrer überstürzten Flucht aus Edge bis hin zum Dimensionstor.
 

Bürgermeister Dobe hörte gebannt zu, und nach einer Weile gesellte sich seine Frau zu ihnen, die ebenfalls ihren Ausführungen lauschte. Als Shera geendet hatte, blickten sich die beiden fassungslos an.

„Ich weiß, dass das ziemlich verrückt klingt, aber- “

„Nein, nein… wir kennen eine Theorie, die von Paralleldimensionen handelt“, beruhigte sie Dobe. „Einer unserer klügeren Köpfe hat sie erdacht, doch…“ Kopfschüttelnd stand er auf und ging auf die breite Glasfront zu, von der man aus die Sonnenkollektoren überblicken konnte. Sein nachdenklicher Blick glitt über sie hinweg in die Ferne. „Aber sie bestätigt zu sehen… das ist schwer zu verarbeiten, wenn ihr versteht.“

„Das heißt- sie glauben uns?“

Er wandte sich wieder Shera zu.

„Ich habe keinen Zweifel an eurer Geschichte. Jemand, der eine gewisse Zeit bei uns verbracht hat, sein Name ist Martine Dodonna… er hat diese Theorie gegründet und auch in diese Richtung geforscht. Es war alles sehr theoretisch, und manche haben gelächelt über seine astrophysischen Modelle, aber offenbar hatte er recht…“

„Wo finden wir den Typen“, meldete sich Cid zu Wort.

„Dodonna? Er arbeitet seit einiger Zeit im Balamb-Garden.“

Cid sprang plötzlich hoch, so dass Flo leicht erschrak.

„Dann müssen wir zu ihm hin! Wo ist dieser Bimbam-Garden?“

„Der Balamb-Garden? Auf der Insel Balamb natürlich.“

Cid verdrehte die Augen und verschluckte fast seine Zigarette. Es gelang ihm aber dann doch, seine Beherrschung wieder zu gewinnen. Dobe deutete die Zeichen richtig und holte ein schuhkartongroßes Gerät herbei. Als er auf einen Knopf an der Seite drückte, entstand ein langsam drehendes Hologramm darüber. Gebannt versammelten sich Cid, Shera und Nanaki darum.

„Das ist eine geographische Ansicht unserer Welt. Wir sind… hier.“ Er bewegte seinen Zeigefinger in das Hologramm, in die Mitte des großen Ozeans. Dann bewegte er seinen Finger nach oben und hinterließ Wellen in dem Hologramm, wie auf einer Wasseroberfläche. Er stoppte bei einer kleinen Insel, die zwischen zwei wesentlich größeren Kontinenten wie eingeklemmt schien. „Das ist die Insel Balamb. Der Garden ist dort stationiert. Er ist aber nicht immer dort. Dank eines bemerkenswerten Mechanismus ist er mobil.“

Bürgermeister Dobe machte ein stolzes Gesicht auf diese akkurate Erklärung hin, aber Cid schüttelte nur verdrossen den Kopf.

„Na großartig… was ist das überhaupt für ein Laden?“

„Der Garden? Er bildet Kadetten zu Söldnern aus. Ihre ursprüngliche Bedeutung war der Kampf gegen Hexen, die sie viele- “

„Erspar mir den Geschichtsunterricht. Die bilden also Soldaten aus?“

„Äh, ja, also, um genau zu sein, Söldner. Das heißt, sie sind nicht an Regierungen gebunden, sondern arbeiten für jeden, der sie bezahlt.“ Cid starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Hologramm und versuchte sich, einen Reim auf all diese Informationen zu machen. „Ich weiß, das klingt schlimm…“, begann Dobe seufzend. „Aber wir haben sie bereits kennengelernt. Sie sind vor Jahren genau so in unsere Stadt gekracht wie ihr, wisst ihr das?“ erzählte er erheitert. Dann wurde er wieder ernst. „Es sind keine schlechten Menschen. Sicherlich, wir lehnen Gewalt strikt ab. Es ist unsere Überzeugung, dass man Probleme nur durch diskutieren aus der Welt schaffen kann“, sagte er mit überzeugter Stimme. Cid schnaubte abfällig.

„Tatsächlich? Und die Einstellung hat euch nie in die Schei- “ Rechtzeitig traf ihn Sheras Ellbogen in die Rippen. „ -in Schwierigkeiten gebracht?“

Dobe nickte schwermütig.

„Doch… das hat es allerdings. Damals, als die SEEDs hier waren, da- “

„Wer verflucht sind die wieder?“ fuhr Cid dazwischen. Shera stieß ihn erneut an.

„Unterbrich ihn nicht dauernd. Wir sind hier zu Gast, denk daran“, zischte sie ihm zu. Herrje, dachte sie, bevor Cid Highwind Manieren lernt, trennt er sich eher von seinem Schiff…

„Die, äh… SEEDs sind die Elitetruppe der Gardens. Es sind die voll ausgebildeten Kadetten, nachdem sie die Anschlussprüfung abgelegt haben… jedenfalls, ich erinnere mich genau: die galbadianische Armee wollte FH besetzen, doch glücklicherweise kamen die SEEDs um ihren Anführer Squall Leonhart und halfen uns gegen sie. Es war das erste Mal, dass auf dem Boden unserer Stadt Blut vergossen wurde. Und hoffentlich auch das letzte Mal…“

„Wie kann man nur ‚Squall‘ heißen“, lästerte Cid kopfschüttelnd. Abermals zischte ihm Shera zu. Dann wandte sie sich wieder an Dobe.

„Das heißt also, man kann mit denen reden?“

„Ja. Sie arbeiten zwar für jeden, doch meistens setzen sie sich für die gerechte Sache ein.“

„Sehr gut“, sagte Cid und schlug sich auf den Oberschenkel. „Dann können wir den Brüdern ja eine Stippvisite abstatten und fragen, wie wir wieder zurückkommen. Vorher müssen wir nur die ‚Shera‘ flicken…“, murmelte er besorgt.

„Macht euch keine Sorgen. Meine Mitbürger haben sich dessen sicher schon angenommen. Es sind alles hervorragende Mecha- “

Er konnte den Satz nicht vollenden, bevor Cid aufsprang und Flüche ausstoßend aus dem Haus lief. Shera stand seufzend auf und folgte ihm, um das Schlimmste zu verhindern.
 

Knurrend und nervös von einem Fuß auf den anderen tretend stand Cid vor seinem Schiff und beobachtete, wie bereits eine Heerschar an Leuten an allen Ecken und Enden Reparaturarbeit leisteten. Shera stand neben ihm. Eine Hand lag auf seiner Schulter, mehr um ihn festzuhalten als ihn zu beruhigen.

„Es sind alles Techniker und Forscher, die hier leben. Euer Schiff ist bei ihnen in besten Händen“, versicherte ihm nochmals Bürgermeister Dobe. „Das Reparieren von Maschinen ist unsere liebste Beschäftigung. Oft bauen wir Maschinen nur aus dem Grund, sie nachher reparieren zu können.“

Shera versuchte weiterhin, beruhigend auf ihn einzuwirken. Der griesgrämige Pilot hatte aber alle Mühe, sich zu beherrschen. Er erkannte wohl, dass es kundige Hände waren, die an seinem Schiff arbeiteten, und doch bereitete es ihm beinahe körperliche Schmerzen, fremde Schraubenschlüssel an seiner geliebten ‚Shera‘ zu sehen. Am liebsten hätte er selbst gleich mit den Reparaturen begonnen, doch so fühlte er sich gezwungen, alles genau zu überwachen, was mit der zumindest zweitwichtigsten ‚Frau‘ in seinem Leben geschah.
 

Mit verschränkten Armen spazierte Anne auf der runden Plattform, auf der das Haus des Bürgermeisters stand, im Kreis. Der Anblick von tausenden reflektierenden Spiegeln war atemberaubend. Doch er konnte sie nicht über ihre nagenden Selbstzweifel hinwegtäuschen. Sie hatte ihre Arbeit in einem ausgelagerten Büro der W.R.O. voller Zuversicht begonnen. Wenige Tage später waren all ihre Kollegen tot, und ein unsagbares Unheil über die Stadt hereingebrochen. Und sie wurde den Gedanken nicht los, dass sie etwas damit zu tun hatte. Das Verschwinden dieser Frau namens Tifa, das Projekt, für das sie gearbeitet hatte… und die Höllenkreaturen, die in die Stadt einfielen. Konnte das alles nur Zufall sein? Sie versuchte, es sich einzureden. Doch es gelang nicht…

Gedankenversunken drehte sie ihre Runden auf der Plattform. Trotz des Sonnenscheins fröstelte es sie.

„Darf ich ihnen Gesellschaft leisten?“ Anne erschrak, als Nanaki neben ihr stand. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie er sich ihr genähert hatte. Noch etwas mitgenommen, sah sie ihn an mit furchtsamen Augen an. „Ich kann auch wieder gehen, wenn sie- “

„Nein, nein. Bleiben sie nur. Warum sind wir eigentlich so förmlich… ich bin Anne.“

Zerstreut, wie sie war, streckte sie ihm die Hand entgegen. Peinlich berührt zog sie sie gleich wieder zurück. Nanaki nickte nur freundlich.

„Freut mich. Ich bin Nanaki, aber das weißt du ja schon.“

„Äh, ja… ich bin nur… noch nie einem Wesen wie dir begegnet.“

„Das ist nicht verwunderlich“, sagte er langsam und ging auf den Rand der Plattform zu. Dort nahm er ‚Platz‘. Zuerst wollte sie allein sein, letztendlich war sie aber froh über diese plötzliche Gesellschaft, und setzte sie sich neben ihn hin. „Ich bin wahrscheinlich der letzte Vertreter meiner Rasse.“

Sie ließ die Beine über den Rand der Plattform baumeln.

„Das ist traurig. Das tut mir leid für dich.“

Er nickte wohlwollend.

„Das muss es dir nicht. Ich habe gute Freunde. Ich fühle mich nicht einsam.“

„Ja, ich verstehe. Aber… ich könnte mir nicht vorstellen, der letzte Mensch zu sein, auch wenn andere Wesen um mich sind.“

Nanakis unergründliches rotes Auge schien den Horizont abzusuchen.

„Ich habe gelernt, damit zu leben… doch ich spüre, dass auch dich etwas bedrückt. Möchtest du darüber sprechen?“

„Nein, ich bin in Ordnung. Mit mir ist alles okay.“

Sie sprach diese Worte voller Überzeugung, doch ihre Augen sagten etwas anderes.

„Du bist ein liebenswerter Mensch, das spüre ich“, erwiderte Nanaki und hob eine Pfote zu einer Geste. „Deshalb brauchst du mir nichts vorzumachen. Du kannst ruhig ehrlich sein.“

Anne fühlte sich ertappt. Innerlich rang sie einen Moment mit ihren Schuldgefühlen, die wie Blei auf ihren Brustkorb drückten. Dann schüttelte sie den Kopf und senkte den Blick auf ihre Knie.

„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten“, flüsterte sie leise. Nanaki nickte nur. Sie rieb sich die Schultern, obwohl sich mittlerweile die Sonne in all ihrer Kraft auf die Stadt lehnte. „Du hast sicher schon vom Shinra-Konzern gehört?“

Ein Anflug unangenehmer Erinnerungen huschte über Nanakis Raubtiergesicht. Dann atmete er geräuschvoll aus.

„Ja… das kann man sagen…“

„Naja, offiziell gibt es ihn nicht mehr. Die W.R.O. ist die Nachfolgeorganisation, obwohl kaum ein Unterschied ist. Jedenfalls… ich habe für die W.R.O. gearbeitet.“

„Das mache ich dir nicht zum Vorwurf. Viele Menschen arbeiten in irgendeiner Form für Shinra, oder eben die W.R.O., weil sie von irgendwas leben müssen- “

„Das ist es nicht“, unterbrach sie ihn, und aus ihrer Stimme sprach schwelende Verzweiflung. „Das, was mit Edge-City passiert ist, und mit dieser Tifa… ich war an diesen Experimenten beteiligt.“ Sie wandte sich von Nanaki ab, als würde sie sich schämen. Dieser warf ihr einen erstaunten Blick zu.

„Bist du sicher? Die W.R.O. betreibt viele Forschungsanlagen, es muss nicht sein, dass- “

„Doch, es ist so“, brach es aus ihr heraus. „In der Nacht, als diese Tifa verschwunden ist, habe ich das Signal des Übertritts aufgezeichnet. Und am nächsten Tag, bevor… bevor alles…“ Ihre Stimme versagte, sie begann zu schluchzen. „… wir haben… alles aufgezeichnet“, stammelte sie weinend, „und jetzt… sind alle meine Kollegen tot…“ Unwillkürlich umarmte sie den neben ihr ‚sitzenden‘ Nanaki, und er legte ihr tröstend eine Pfote auf den Rücken.

„Du hättest es nicht verhindern können. Diese Leute sind sehr mächtig.“

Sie löste sich von ihm und blickte ihn mit geröteten Augen an.

„Aber… ich hätte… sie warnen können, es hätte… nicht so schlimm kommen müssen…“

Wieder weinte sie in Nanakis Fell hinein, und er tat sein bestes, sie zu trösten.
 

Noch eine Weile saßen sie so da, dann begleitete er sie ins Haus des Bürgermeisters. In der ihnen zugewiesenen Kammer legte sie sich ins Bett. Bald schlief sie ein, und Nanaki betrachtete die schlafende Frau. Seine Gedanken begannen zu kreisen.

Zuerst Shinra, und jetzt W.R.O…

Es hat sich nichts geändert.

Wir hätten sie vernichten sollen, als Gelegenheit dazu war…

Schon wieder soviel Leid und Unglück.

Zu dem Bedauern gesellte sich bald Zorn hinzu. Er verließ die Kammer mit der nun friedlich schlafenden Anne und hoffte, dass sie ihre Ängste wenigstens nicht bis in den Schlaf verfolgen würden.

Er trat ins Freie und trabte ziellos dahin. Schon lange hatte er keinen Zorn mehr verspürt. Seit dem Sieg über Sephirot und seiner Rückkehr in den Cosmo Canyon hatte er ein friedliches Leben geführt, das so wenig Ähnlichkeit mit seinem bisherigen gehabt hatte. Am Sterbebett seines Ziehvaters Bugenhagen hatte er ihm versprochen, das ‚Tal der fallenden Sterne‘ und seine Bewohner zu schützen, wie auch einst sein Vater Seto. Und tatsächlich betrat er oft die Höhlen unterhalb des Canyons, die zu jenem Felsvorsprung führten, auf dem sein versteinerter Leib die Zeiten überdauern würde. Dann stand er vor ihm, seinem wirklichen Vater, und bat ihn um Weisheit. Um Weisheit und Kraft, sich seiner als würdig zu erweisen.

Er hatte gehofft, an diesem friedlichen Ort mit den Dämonen seiner Vergangenheit abschließen zu können. Seine Absicht war es gewesen, sich dem Studium des Planeten zu verschreiben. Er wollte die Arbeit seines Ziehvaters fortsetzen. Er wollte nie mehr kämpfen, und doch hatte er es wieder getan. Und nun existierte eine neue Bedrohung, und sie schien aus derselben Quelle hervorzugehen. In diesem Moment fragte er sich, ob so etwas wie Verzeihung überhaupt möglich war in einer Welt, in der sich das gleiche Unrecht auf ewig wiederholen zu schien. Fast verzweifelte er an dieser Frage, und auch all die spirituelle Weisheit, die ihm sein Ziehvater vermittelt hatte, konnte an seinem inneren Konflikt nichts ändern.

Einige der Anwohner beobachteten ihn erstaunt, als er so durch ihre Stadt spazierte. Er löste jedoch keine weitere Aufregung aus. Scheinbar waren die Bewohner dieses Ortes außerordentliche Ereignisse gewohnt. Schließlich kam er zu einem verfallenen Bahnhof, unter dessen teilweise eingestürztem Dach Schienenstränge in die Ferne führten, in die seit langem kein Zug mehr fuhr.

Nachdenklich betrachtete er diesen Ort. Obwohl er mehr noch als alle anderen Orte hier Verfall und Vergänglichkeit symbolisierte, fühlte er sich hier auffallend wohl. Als ob hier sein Geist Ruhe finden konnte. Und so saß er auf einem Bahnsteig, durch dessen Beton tiefe Risse zogen. Sein Blick glitt über rostige Schienenstränge und herumliegende Trümmer hinweg. Ja, er würde wieder in den Kampf ziehen, allen Gelübden zum Trotz. Seine Freunde, die Menschen, brauchten ihn. Und vielleicht würde es ihm selbst wahren Frieden schenken. Vielleicht würde er sich auch auf ewig in diesem Teufelskreis verlieren. Der eine Sephirot wird besiegt, der nächste Schurke taucht wieder auf, dachte er verzweifelt. Was war das für eine Welt, in der Frieden kaum möglich schien und höchstens als Unterbrechung zwischen zwei Krisen diente?

Er musste lachen. Niemand hörte ihn hier. Sie waren in einer anderen Welt, weit weg von der Ihrigen. Und sie wussten nicht mal, wie sie zurückkehren konnten. Vielleicht würden sie auch hier bleiben, als Gestrandete zwischen Raum und Zeit. Er musste an Annes Worte denken.

‚Ich könnte mir nicht vorstellen, der letzte Mensch zu sein…‘

Wieder wollte er lachen, doch es blieb ihm bitter ihm Halse stecken. Vor seinem Tod hatte Bugenhagen etwas Seltsames zu ihm gesagt, er sagte:

‚Vielleicht findest du eines Tages eine Gefährtin…‘

Möglicherweise hatte er ihm nur Mut machen wollen, doch seine Worte hatten immer einen Funken Wahrheit enthalten. Doch es war zwecklos gewesen. Jahre hatte er damit verbracht, ihre Welt zu erforschen. Gefunden hatte er alles Mögliche, doch niemanden von seiner Art. Selbst Professor Hojo hatte es gewusst und auf seinem Käfig vermerkt, als er damals Gefangener der Forschungsabteilung von Shinra gewesen war.

Letztes lebendes Exemplar.

Diese drei sachlichen Worte konnten die Bitterkeit und den Schmerz, der manchmal in ihm hochstieg, nicht im Ansatz ausdrücken. Sicher, er hatte gute Freunde gefunden. Echte Freunde, wie sie selten waren. Und im Cosmo Canyon, seiner Heimat, war er hochgeachtet. Doch all das konnte eines nicht ersetzen… er wusste selbst nicht was. Nur undeutlich konnte er sich an seine Eltern erinnern, die einzigen seiner Art, denen er je begegnet war. Selbst dem fast schon allwissenden Bugenhagen war es nicht gelungen, das Rätsel des Verschwindens seiner Rasse zu lösen. Eine weitere Erinnerung stieg in ihm hoch… an jemanden, der sein Schicksal geteilt und es wesentlich tapferer getragen hatte.

Aeris…

Die letzte vom alten Volk. Ihr Lächeln hatte ihnen allen immer Mut gemacht, egal, wie verzweifelt die Lage gewesen war. Selbst kurz vor ihrem gewaltsamen Tod hatte sie noch gebetet, als hätte sie geahnt, schon bald mit ihrem verschwundenen Volk wieder vereint zu sein.

Sie war tot, und als Erinnerung an sie trugen sie alle rote Bänder, in derselben Farbe wie ihr Kleid. Nie hatte man ihrem ätherischen Wesen so etwas wie Traurigkeit angemerkt. Ich bin nicht wie sie, musste er sich eingestehen. Vor ihm lag ein Leben, das wohl noch Jahrhunderte dauern würde, und er würde es allein verbringen…
 

Der Tag verging, und die Gastfreundschaft der Menschen hier ließ nichts zu wünschen übrig. Sogar Cid Highwind ließ sich dazu bewegen, sein Schiff mit den eifrig daran arbeitenden Bewohnern dieses friedlichen Orts allein zu lassen. In Bürgermeister Dobe fand er einen Gesprächspartner, der ebenso gut wie er in Technik und Konstruktionswesen bewendet war wie er. Fast vergaß er zu fluchen, als die beiden bis spät in die Nacht über die technischen Details seines Schiffes fachsimpelten. Shera, seine Frau, brachte Marlene und Denzel bald ins Bett, wo sie ermüdet von den vielfältigen Eindrücken der letzten Tage schnell einschliefen. Auch Anne tauchten nicht mehr auf, und so nahmen sie an, dass sie ebenfalls schon schlief.

Als Nanaki zum Haus des Bürgermeisters zurückkehrte, sah er durch ein Fenster, wie Dobe und seine Frau gebannt Cid zuhörten, der mit Händen, Füßen und auch einigen Flüchen ihnen den technischen Standard in seiner Welt darlegte. Ansonsten fiel ihm auf, dass die Bewohner dieser Stadt ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenkten. Nanaki hatte fast erwartet, dass eine Menschentraube sich hier drängen würde, um die Besucher aus einer anderen Welt zu begutachten. Doch offenbar hatte diese Tatsache das Haus des Bürgermeisters nicht verlassen, und auch der arme Tropf, den sie bei ihrer ‚Ankunft‘ fast zermalmt hatten, hatte an ihrem plötzlichen Auftauchen nichts Ungewöhnliches gefunden. Und so waren sie wohl nicht mehr als Reisende, die die Kontrolle über ihren Flugapparat verloren hatten. Umso besser, dachte er.

Noch eine Weile blickte er mit seinem einzelnen Auge zu dem ihm so fremden Sternenhimmel empor. Auf ihrer Heimatwelt kannte er jedes Gestirn und jedes Sternbild. Oft genug hatte er das Firmament durch Bugenhagens Teleskop betrachtet, doch hier war alles anders. Hätte er die Forschungsunterlagen aus dem Observatorium im Cosmo Canyon hier gehabt, vielleicht hätte er sogar anhand der Konstellationen die Position dieses Planeten im Verhältnis zu ihrer Heimatwelt berechnen können. Dann musste er schmunzeln, denn wahrscheinlich befand sich dieser Planet nicht einmal im selben Universum. Er suchte sich einen Platz auf der von der Sonne immer noch aufgewärmten Plattform und rollte sich ein. Er konnte es nicht leiden, in Häusern zu schlafen. Jede Nacht verbrachte er vor dem Observatorium unter dem Sternenzelt, und hier wollte er es nicht anders machen.
 

Als Cid am nächsten Tag schon in aller Frühe zu seinem geliebten Schiff lief, fiel ihm ein weiteres Male beinahe die obligatorische Zigarette aus dem Mundwinkel. Nicht einmal ans Fluchen dachte er, als er die ‚Shera‘ in geringem Abstand zu der Stadt über dem Meer schweben sah. Sie war wieder intakt, soweit er das sehen konnte. Und sie funktionierte.

Der Bürgermeister, seine Frau und eine Abordnung der Männer und Frauen, die das Schiff repariert hatten, verabschiedeten sie. Es war offensichtlich, dass sie den Bewohnern dieses Ortes mit ihrem ‚Unfall‘ mehr Freude als Umstände gemacht hatten. Trotzdem kramte Cid vor dem Start in seinen Taschen.

„Ist wirklich toll von euch, was ihr alles getan habt, mit dem Schiff und so, aber… viel Geld haben wir nicht, um- “

Dobe hob die Hand und schüttelte lachend den Kopf.

„Nein, nein, betrachtet euch als unsere Gäste, und das in jeder Hinsicht. Es war uns eine Ehre, euch helfen zu können und dieses wunderbare Fluggerät reparieren zu dürfen.“

„Na ja, dann… nochmals danke für alles.“

Shera, die Kinder und Anne schüttelten den Anwesenden voller Dankbarkeit die Hände, und Cid zog sogar seinen öligen Handschuh dabei aus. Selbst Nanaki, den die meisten immer noch für ein normales Tier hielten, bekam mehr Streicheleinheiten ab, als ihm recht war. Doch er ließ es über sich ergehen, und bald entschwand die ‚Shera‘ den Blicken der Menschen von FH, die ihr noch lange hinterher sahen.
 

„Also…“ Während des Fluges schielte Cid immer wieder auf die Karte, die ihnen der Bürgermeister mitgegeben hatte. Mit Hilfe des Bordkompass, der in einen massiven Sockel in der Mitte des Steuerraums eingelassen war, steuerte er die Insel Balamb an. Eigentlich diente er ursprünglich nur als nostalgische Dekoration, eine Hommage an die Zeiten, als mutige Männer in Segelschiffen die Meere erkundeten und die Magnetnadel die einzige Möglichkeit zur Navigation bei schlechter Sicht war. Und so war es eine wunderbare Ironie, dass er nun, in einer ihnen fremden Welt, wieder seine Aufgabe erfüllen konnte.

Marlene und Denzel klebten mit den Nasenspitzen an der Glasfront des Steuerraums und starrten fasziniert auf das unter ihnen dahinziehende Meer. Anne hatte sich in eine Kabine zurückgezogen, ebenso Shera, und so leistete außer den beiden Kindern nur Nanaki dem Piloten Gesellschaft.

„Wann werden wir dort sein?“ fragte Nanaki beiläufig.

„Ziemlich bald. Geht aber nicht schneller“, brummte er missmutig. „Ohne das Navigationssystem will ich lieber nicht Vollgas geben. Sonst krachen wir wieder sonstwo rein.“

Bald kam in der angepeilten Richtung tatsächlich eine Insel in Sicht, die zwischen zwei Kontinenten lag. Nur undeutlich zeichneten sich ihre Küstenlinien am dunstigen Horizont ab. Umso klarer dafür erblickten sie nun die kleine, längliche Insel, an deren Nordseite sich ein imposanter Gebirgszug abzeichnete. Cid flog eine Schleife um den Sandstrand an der Südseite. Dabei hielten sie nach dem Objekt Ausschau, das ihnen Dobe beschrieben hatte. Enttäuscht fanden sie nichts, und auch als sie im Tiefflug über die grasbewachsene Ebene dahin rasten, bemerkten sie nichts dergleichen. Wütend kaute Cid auf seiner Zigarette herum.

„Verfluchter Mist, verfluchter… wo könnten die Typen sein…?“

„Da unten war doch eine kleine Stadt, dort an der Küste. Wir könnten ja fragen“, meinte Nanaki. Cid wollte etwas erwidern, doch dann wurde sein Blick auf den Radarschirm gezogen, der etwas anzeigte.

„He… da ist noch etwas unterwegs. Sagte dieser Dobe nicht, dieses Garden-Ding kann fliegen? Vielleicht sind sie das ja. Kommen jedenfalls genau in diese Richtung.“
 

Er riss das Steuer herum und hielt genau auf die schneebedeckte Bergkette zu. Im letzten Moment zog er die ‚Shera‘ hoch. Nanaki und die Kinder hatten Mühe, das Gleichgewicht zu halten, als das Schiff um ein Haar die schneebedeckten Gipfel streifte. Im Norden fiel das Gebirge schroff ab, und es befand sich nun nur mehr das Meer unter ihnen. Cid beschleunigte, und bald kam das Objekt in Sicht. Es hatte die Form eines Schneckenhauses. Seine Oberfläche war bunt bemalt, und unter ihm kreiste ein kreuzförmiger Ring, der scheinbar von magnetischen Kräften in der Schwebe gehalten wurde. Vor allem aber war es riesig, viel größer als die ‚Shera‘. Es war fast so groß wie eine Stadt. Ehrfurchtgebietend schwebte es wie ein Wal der Lüfte knapp über der Wasseroberfläche dahin.

„Ich brat mir ´nen Storch…“, flüsterte Cid fasziniert. Dann flog er einen weiten Bogen und hielt danach direkt auf das fliegende Gebilde zu. Fast im Sturzflug steuerten sie es nun an.

„Was hast du vor, Cid“, fragte Nanaki, dem allmählich unwohl wurde.

„Wir werden dort landen, auf dem Ding“, brummte er. „Ich werd´ sicher nicht warten, bis sie stehen bleiben.“
 

Die Kadetten der SEED-Akademie saßen an diesem sonnigen Morgen im Innenhof des Gardens. Es wurde gelacht und gescherzt, und irgendwo dazwischen verspeisten sie ihre Lunchpakete, die sie für den weiteren Unterreicht stärken sollten. Mit einem Male senkte sich ein Schatten auf die Szene. Er wurde immer größer, und die ersten Kadetten blickten empor.
 

Quistis Trepe schreckte hoch, als ein Kadett die Tür zu ihrem Büro aufriss. Atemlos stand er vor ihr.

„Frau Quistis, Ma’am, das müssen sie sich ansehen! Direktor Cid ist auch schon dort!“

Bevor sie noch fragen konnte, was überhaupt los war, war er schon wieder weg. Eilig sprang sie auf und folgte ihm.

Als sie durch das Tor in den Außenhof des Balamb-Garden trat, klappte ihre Kinnlade hinunter. Sämtliche Kadetten, die eben noch ihre Pause auf dem Hof verbracht hatten, standen nun im Kreis- um ein Flugschiff, das im Hof gelandet war, und dabei etliche Bänke und Tische zertrümmert hatte. Eine Heerschar von Schüler und Kadetten stand da und bildete eine Phalanx um das Schiff. Jeder von ihnen hatte seine Waffe gezogen, die sie laut Vorschrift immer bei sich tragen mussten, um sich so an ihr Gewicht zu gewöhnen. Und so ragte um das Schiff herum ein Wald aus Schwertern, Lanzen, Kampfstäben und allen möglichen anderen Mordinstrumenten empor. Surrend senkte sich eine Rampe aus dem Bauch des Schiffes, und alle Kadetten machten sich kampfbereit, um einen eventuellen Invasor zurückzuschlagen. Einen Hof voller SEED-Kadetten anzugreifen wäre dasselbe, wie die Hand in einen Bienenstock zu stecken- oder schlimmer. Viele dutzend Augenpaare fixierten die Person, die lässig die Rampe herunter schlenderte. Direktor Kramer stand in einer der hinteren Reihe, um so den besten Schutz zu haben. Trotzdem stellte er sich auf die Zehenspitzen, um mehr sehen zu können. Quistis stand nun neben ihm.

„Was ist hier los, Herr Direktor? Was ist das für ein Schiff?“

Nervös griff er sich an seine Brille.

„Ich weiß es nicht, Frau Trepe. Noch nicht.“
 

Die Gestalt hatte kurzes, blondes Haar. Auf der Stirn trug sie eine Pilotenbrille. In der rechten hielt sie locker eine Lanze, die der Mann aber offenbar eher der Vollständigkeit halber trug denn für einen Angriff. Und im Mundwinkel hing- natürlich- eine Zigarette.

Cid Highwind stand nun am Fuß der Rampe und sah sich einer Hundertschaft von kampfbereiten Kadetten gegenüber. Mit der rechten stützte er sich auf seine Lanze, mit der linken nahm er sich die Zigarette aus dem Mund und blies eine Qualmwolke hinaus. Mit abschätzigem Blick musterte er die Kadetten. Dann schüttelte er schnaubend den Kopf.

„Ts… sind ja noch alle grün hinter den Ohren. Wer ist hier der Erwachsene, der auf euch aufpasst?“

Diese Unverfrorenheit angesichts der Übermacht aus jungen, aber bereits gut trainierten Kadetten ließ so manche Kinnlade herabsinken. Dann drängte sich Direktor Kramer durch die Menge. Quistis folgte ihm dicht hinterher.

„Ähem…“ Inmitten seiner kampfbereiten Kadetten stehend, richtete sich Direktor Kramer noch einmal die Brille, bevor er auf den seltsamen Mann zu trat. Quistis wich nicht von seiner Seite. „Ich bin der Direktor dieser Einrichtung. Mein Name ist Cid Kramer, und wer sind sie?“

Während der Vorstellung des untersetzen Mannes mit der roten Weste, der langweiligen Krawatte und der Buchhalterbrille begann der ANDERE Cid lautlos zu fluchen.

„Du heilige Scheiße… ich heiße genauso! Cid Highwind, sehr erfreut!!“

Ein Raunen ging durch die Menge, und etliche Waffen machten eine plötzliche Bewegung, als der Mann ihrem Direktor eine in einem öligen Handschuh steckende Hand entgegenstreckte. Die Kadetten hielten die Luft an und waren bereit, den Mann in Streifen zu schneiden. Nach kurzem Zögern ergriff der Direktor die Hand. Fast hob es ihn vom Boden, als die beiden von Statur und Erscheinung höchst unterschiedlichen Männer sich die Hände schüttelten.
 

Nachdem die friedliche Absicht geklärt war, trauten sich auch Shera, die Kinder und Nanaki heraus. Besonders er sah sich vielen argwöhnischen Blicken gegenüber, bis sie ihnen erklärten, dass er KEIN Monster war.

Eine Eskorte wachsamer Kadetten begleiteten sie in Direktor Kramers Büro. Für alle Fälle hielten sie ihre Waffen bereit. Und schließlich waren sie alle in Direktor Kramers Büro.

Er saß hinter seinem breiten Schreibtisch, während die ‚Besucher‘ auf Stühlen vor ihm saßen. Hinter jedem von ihnen standen zwei Kadetten bereit, für den Fall der Fälle. Quistis stand neben Kramer und verfolgte alles aufmerksam.

„Also gut, Herr… Highwind“, begann Direktor Kramer gedehnt und faltete die Hände auf dem Schreibtisch. „Ich nehme an, sie hatten einen guten Grund, im Pausenhof dieser Akademie mit ihrem Schiff zu landen. Und der wäre?“

Der andere Cid holte eine Zigarette hervor und zündete sie sich unter den strengen Blicken seiner Bewacher an. Dann blies er den ersten Zug geräuschvoll hinaus.

„Das ist eine echt abgefahrene Geschichte. Also… “
 

Einige Minuten später zeichnete sich eine Mischung aus Erstaunen und Unglauben auf dem Gesicht des Direktors ab.

„Und sie erwarten im Ernst, dass ich ihnen das glaube?“

Cid Highwind zog sich eine neue Zigarette hinter dem Ohr hervor, wo sie immer auf wundersame Weise aus dem Nichts erschienen.

„Klar“, war seine schlichte Antwort. „Und jetzt wollen wir mit diesem Dodonna-Typen reden. Er muss wissen, wie wir wieder zurückkommen.“

„Angesichts der Tatsache, dass wir ein gutes Verhältnis zu den Bewohnern von Fisherman’s Horizon haben, will ich ihrer Bitte nachkommen.“

Seufzend sprach er in ein Gerät auf seinem Schreibtisch. Nach kurzer Zeit kam ein Mann mit hohen Geheimratsecken und einem von Sorgenfalten zerfurchten Gesicht in das geräumige Büro. Er trug einen weißen Laborkittel mit dem Symbol des Garden. Verwundert betrachtete er die ‚Gäste‘ im Vorbeigehen, und Nanaki knurrte unwillkürlich, als er seinen Laborkittel sah. Direktor Kramer winkte ihn an sich heran, und die beiden begannen sich flüsternd miteinander zu unterhalten. Mit der Zeit wurden Dodonnas Augen immer größer.

„Das sind sie also?“ war der erste verständliche Satz. Alle horchten auf. Dann ging Dodonna wieder um den Schreibtisch herum und betrachtete sie fasziniert, wie ein Forscher seltene Insekten. Besonders Cid Highwind blickte ihn finster an, während er sie umrundete. „Ich hatte also recht! Gestern noch haben wir in der MD-Ebene eine Schwankung im Quantenfeld registriert, aber wir waren uns nicht sicher… sie sind bei Fisherman’s Horizon aufgetaucht, stimmt das?“ Sein Blick pendelte zwischen Direktor Cid und dem Piloten Cid. Beide nickten, nur der Pilot fügte ein „Verflucht, ja“ hinzu.
 

Direktor Kramer und Martine Dodonna standen nun auf der Steuerplattform an der höchsten Stelle des Garden, wo SEED Nida am Steuer stand und den Garden lenkte. Die ‚Gäste‘ waren unter Bewachung in leeren Quartieren untergebracht.

„Ist es möglich, dass diese Leute aus derselben Welt kommen wie das Wesen, das Squall entführt hat?“

In Cid Kramers Stimme klang echte Besorgnis wieder, während er auf das Meer hinausblickte.

„Das bezweifle ich. Die Signaturen, die wir gestern aufgezeichnet haben, unterscheiden sich von denen aus dem Schumidorf. Sicher ist nur, dass sie auf dieselbe Weise herüber gewechselt haben.“

Jetzt wandte sich Kramer direkt an Dodonna und blickte ihn streng an.

„Warum habe ich von ihrer Beobachtung nichts erfahren? Ich hätte sofort darüber informiert werden sollen“, sagte er mit leichtem Groll im Unterton. Dodonna räusperte sich, bevor er antwortete.

„Die Messergebnisse waren nicht so eindeutig, ich meine, im Nachhinein passt es mit unseren Daten zusammen“, erklärte er etwas verlegen.

„Gibt es noch etwas, das sie herausgefunden haben?“

„Nun ja… es ist schwierig, Prognosen zu treffen…“

„Raus mit der Sprache. Und verschonen sie mich mit wissenschaftlichem Kauderwelsch.“

Martine Dodonna seufzte besorgt, bevor er antwortete.

„Die Feldstruktur der Quantenebene wird instabiler, wenn unsere Geräte richtig gemessen haben. Einiges deutet daraufhin… dass sich in naher Zukunft noch mehr Übergänge öffnen könnten.“

Das Gesicht des Direktors veränderte sich von ernst zu alarmiert.

„Und… was bedeutet das für uns?“

„Schwer zu sagen“, erwiderte Dodonna kopfschüttelnd. „Wir wissen nicht mal, zu wie vielen Welten Verbindungen entstehen können, oder was dann hindurch kommt.“

Mit dieser neuen Tatsache konfrontiert, atmete Cid Kramer geräuschvoll aus.

„Können wir irgendwas dagegen tun?“

Dodonna schüttelte den Kopf.

„Das ist ein Naturphänomen, auf das wir keinen Einfluss haben. Wenn es wieder passiert, können wir es nicht stoppen. Wir können es leider nicht einmal genau voraussagen.“

„Na gut. Wir könnten die Regierungen verständigen“, überlegte Direktor Kramer laut. „Aber was sagen wir dann? ‚Wundert euch nicht, wenn sich irgendwo schwarze Löcher auftun‘ Lächerlich.“ Sorgenvoll den Kopf schüttelnd, nahm er seine Brille ab und rieb sich die Augen. Dann setzte er sie wieder auf. „Wie auch immer. Können sie mit den vorhandenen Daten diese Leute in ihre Welt zurückschicken?“

„Ja, nach eingehender Analyse der Signatur könnte ich mit großer Genauigkeit ihre Heimatwelt bestimmen.“

„Sehr gut. Tun sie, was notwendig ist, damit wir diese Leute zurückschicken können.“
 

Cid und seine Mitreisenden hatten mittlerweile Quartiere in einem leerstehenden Trakt des Gardens bezogen. Immer noch standen Kadetten bereit, um sie zu bewachen. Cid Highwind lehnte an einem Türstock und beobachtete die pflichtbewusst wachestehenden Kadetten argwöhnisch. Nach einer Weile kam eine blonde Frau in einer ähnlichen Uniform den Gang entlang. Ihr Haar hing in zwei langen Strähnen links und rechts ihres Gesichts herab, und sie trug eine Brille. Die Kadetten salutierten vor ihr, wie Cid auffiel. Sie war ausnehmend hübsch, wie Cid auffiel.

„Mein Name ist Quistis Trepe. Ich habe eine Nachricht von unserem Direktor für sie.“

Cid begann übers ganze Gesicht zu grinsen und nahm sogar die Zigarette aus dem Mund.

„Sind sie nicht das hübsche Ding, das uns schon vorher im Hof draußen empfangen hat?“

„Ja, das war ich“, erwiderte sie sich räuspernd. Cid grinste immer noch breit, was erst schwand, als Shera aus einem Raum kam und sich zu ihnen dazu gesellte. „Es geht um ihre Rückkehr. Unsere Forscher verfügen über eine Technologie, die sie zurückbringen kann.“

„Das ist ja wunderbar“, rief Shera. „Endlich eine gute Nachricht.“

„Ja, sie werden verständigt, bis es soweit ist. Bis dahin sind sie unsere Gäste.“

Quistis nickte ihnen noch zu, dann machte sie wieder kehrt. Cid betrachtete bewundernd ihren A… ihre Kehrseite, während sie sich entfernte. Bis er Sheras mahnenden Blick auf sich fühlte, woraufhin er pfeifend in die Luft starrte.
 

Dodonna saß wieder in seinem Labor in der MD-Ebene. Gedankenversunken starrte er auf einen Bildschirm. Diagramme und Wellenlinien tanzten darauf herum. So sehr er auch versuchte, die Ursache dieser Ereignisse zu entdecken, er und seine Kollegen waren bisher erfolglos. Dieses Phänomen war ein einziges Rätsel…

Ein anderer Forscher berührte ihn an der Schulter. Aus seinen Gedanken gerissen, blickte er auf den Ausdruck, den derjenige auf den Tisch vor ihm legte. Er überflog den Ausdruck und schaute dann seinem Mitarbeiter in das besorgte Gesicht. Im nächsten Moment sprang er auf und lief los.
 

„Können sie das Gebiet nicht genauer eingrenzen?“

Dodonna stand nun vor einer Karte in Kramers Büro und deutete auf den Centra-Kontinent.

„Leider nicht. Aber die Messdaten sind…“ Er schüttelte fassungslos den Kopf. „…viel höher als alles andere, das wir bisher gemessen haben. Fest steht, irgendwas wird passieren. Und zwar hier.“ Er deutete auf ein großes Gebiet, das ziemlich genau den riesigen Krater auf dem Centra-Kontinent umfasste. Direktor Kramer rieb sich das Kinn.

„Die Gegend ist weitgehend unbesiedelt. Bis auf Edeas Waisenhaus… es liegt zwar am anderen Ende des Kontinents, aber…“ Kurz noch starrte er auf die Karte und Dodonna, dann begann er über seine Fernsprechanlage Befehle auszuteilen. Wenige Minuten später war Quistis beim ihm im Büro. Aufmerksam hörte sie ihm zu.

„…bis auf weiteres ist jeder Unterricht aufgehoben. Es gilt Alarmbereitschaft für alle, auch für die Unterstufen.“

„Auf was sollen wir uns vorbereiten?“ fragte sie nach einer Weile. Kramer schüttelte nur den Kopf.

„Das wissen wir nicht, das ist ja das Problem. Vielleicht geschieht gar nichts, aber vielleicht erleben wir auch einen Angriff. Es darf keine Panik entstehen, aber Dodonna hält es für möglich, dass sich ähnliches bei uns abspielt, wie in der Welt unserer Besucher.“

Quistis nickte langsam.

„Wir müssen diese Information weiterleiten.“

„Das ist bereits geschehen. Ich habe Nida angewiesen, Funksprüche an die verschiedenen Regierungen abzugeben.“

„Und wie haben sie reagiert?“

„Wie befürchtet. Das galbadianische Militär glaubt an einen Trick, mit dem wir ihre Truppenbewegungen beeinflussen wollen. Das Außenamt von Esthar hat uns zumindest nicht ausgelacht. Aber ernstgenommen auch nicht.“

„Großartig…“, flüsterte Quistis. „Wenn sich bei uns so etwas wiederholt- “

„Dann wäre das eine Katastrophe, ich weiß“, vervollständigte sie der Direktor. „Ich weiß nur nicht, wie ich die beiden Großmächte unserer Welt dazu bringen soll, auf einen Verdacht hin ihre Streitmächte zu mobilisieren. Squall könnte sicher auf Präsident Laguna einwirken… doch er ist nicht hier. Auf jeden Fall werden wir zuerst dort sein… und tun, was notwendig ist. Wir brauchen jetzt jeden Kämpfer, den wir mobilisieren können.“

„Dann sollten wir einen Zwischenhalt in Balamb einlegen“, bemerkte Quistis kryptisch.
 

Brausend und Staubschwaden aufwirbelnd kam der Garden vor den Toren der Stadt Balamb zum Stehen. Aus einer Öffnung raste ein Geländewagen heraus und hielt auf die Stadt zu. Gelenkt wurde er von einem Kadetten. Auf dem Beifahrersitz saß Quistis und fragte sich, wie sie ihren alten Bekannten überzeugen könnte…
 

Als die Tür zum ‚Balamb-Fisch‘ aufschwang, drehten sich alle Gäste um. Was sie sahen, waren zwei Personen in der Uniform des Garden. Also nichts Ungewöhnliches an diesem Ort, und so drehten sie ihre Köpfe wieder zurück. Nur eine Person begann zu grinsen…

Quistis und ihr Chauffeur gingen genau auf den Tisch dieses Mannes zu. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen war er allein. Als er die beiden auf sich zukommen sah, lehnte er sich zurück, schlug die Beine übereinander und breitete seine Arme auf der Rückenlehne der Bank aus.

„Na sieh mal einer an… meine ehemalige Lieblingsausbilderin“, murmelte er höhnisch. Quistis baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme. Der Kadett neben ihr erkannte den Mann. Fast wollte er sich daraufhin hinter Quistis verkriechen.

„Dein Vermieter hat uns gesagt, du wärst hier anzutreffen“, sagte sie kalt. Der Mann musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann wies er ihnen den Platz zu.

„Setzt euch doch. Ich lade euch auch ein.“

Zögernd setzten sie sich zu ihm. Der Kadett an ihrer Seite wagte es kaum, seinen Blick zu erwidern. In Schülerkreisen war diese Person eine Legende.

Im negativen Sinne.

„Was verschafft mir die Ehre?“ fragte er freundlich. Dann wurde er wieder ernst. „Ehrenwerte SEEDs sollten sich nicht mit jemanden wie mir abgeben. Wie sieht das denn aus“, sagte er kopfschüttelnd. Quistis hatte alle Mühe sich zu beherrschen.

„Ich habe gehört, du arbeitest… freiberuflich. Für jeden, der dich anheuert.“

Der Mann nickte.

„Was bleibt mir anderes übrig. In eurem Garden bin ich ja nicht mehr willkommen. Und in Galbadia habe ich auch keinen allzu guten Eindruck hinterlassen.“

„Na dann… möchte ich dich anheuern.“

Den gelassenen Gesichtsausdruck des Mannes streifte für einen Moment tiefste Bestürzung. Dann begann er schallend zu lachen. Quistis bemühte sich, die Fassung zu bewahren.

„Du? Du willst mich… anheuern?“ Das letzte Wort flüsterte er fast, und jegliche Erheiterung war aus seinem Gesicht verschwunden. Nun lehnte er sich nach vorn auf den Tisch. Aus seinen blauen Augen stach pure Kälte. „Wozu braucht ihr mich? Ihr habt doch euren… Squall, den Helden des Garden.“ Die letzten Worte spuckte er förmlich aus. Jetzt lehnte sich auch Quistis nach vorn. Ungerührt erwiderte sie seinen Blick.

„Wir stehen vor einer schwierigen Situation. Wir… wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können. Auch deine.“ Die letzten Worte kosteten ihr sichtlich Überwindung. Der Mann lehnte sich wieder zurück. So, als wäre nichts geschehen, griff er nach seinem Glas und nahm einen tiefen Schluck. Dann stellte er es wieder ab und legte den Kopf schief.

„Ich brauche den Garden nicht. Und der Garden braucht mich nicht. Wenn du gekommen bist, um dich über mich lächerlich zu machen, Quistis… dann hättest du dir den Weg ersparen können. Mehr, als ich es schon selbst getan habe, schaffst du es auch nicht.“ Dann setzte er eine gelangweilte Miene auf. Quistis wurde ungeduldig.

„Das war also dein letztes Wort?“ Der Mann nickte und strich sich gedankenverloren über eine Narbe oberhalb seines Nasenrückens. „Na gut… wie du willst. Wenn du dich weiterhin in Selbstmitleid suhlen willst… bitte, ich hindere dich nicht daran. Komm, wir gehen.“

Sie stand auf, und der Kadett folgte ihr. Zielstrebig ging sie zur Türe, und der Kadett an ihrer Seite drehte sich im Gehen verstohlen um. So erhaschte er noch einen Blick auf den Mann im grauen Mantel. Dieser warf ihm einen überheblichen Blick zu, worauf sich der Kadett eilig wieder umdrehte. Die Tür schwang hinter ihnen in der Angel, und er blickte ihnen hinter her. Der Mann seufzte tief und rieb sich die Augen. Dann ergriff er sein Glas und trank es in einem Zug leer. Die Waffe, die unter dem Tisch lehnte, zur Hand nehmend, stand er auf und ging los. Im Vorbeigehen warf er ein paar Münzen auf die Theke, ohne dem Wirt Beachtung zu schenken. Dann legte er sich die Gunblade über die Schulter und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Einige der Gäste blickten ihm hinterher, und in ihren Blicken war Erleichterung zu spüren.

„He, ihr da!“ rief er ihnen nach. Quistis und der Kadett wandten sich um. Lässig schlenderte er mit seiner Waffe auf der Schulter auf sie zu. Sein grauer Mantel bauschte sich dabei effektvoll auf. „Zuerst reden wir über die Bezahlung, kapiert?“
 

Diesmal saß Quistis am Steuer des Geländewagens, und der Mann neben ihr. Der ihr zugeteilte Fahrer musste mit der Ladefläche vorliebnehmen.

„Ich komme ja eigentlich nur deshalb mit, weil ich Sehnsucht nach Squall habe“, sagte er, während sie auf den startbereiten Garden zurasten. Und seine Worte troffen vor Sarkasmus.

„Ihn wirst du vergeblich suchen. Er ist nicht mehr im Garden“, sagte Quistis und ließ damit die Bombe platzen. Gespannt wartete sie auf seine Reaktion.

„Das ist ein Scherz, oder?“ fragte er. Zum ersten Male klang ein Hauch Unsicherheit in seiner Stimme mit. Quistis nickte.

„Nein, leider nicht.“ Innerlich rieb sie sich die Hände. Sie musste sich beherrschen, nicht zu grinsen.

„Was ist mit ihm passiert? Sag bloß, er ist den Monstern in der Übungshalle zum Opfer gefallen“, lachte er und zeigte wieder puren Sarkasmus. „Und jetzt braucht ihr meine Hilfe, weil ihr ohne hin nichts hinbekommt“, fügte er vor Selbstzufriedenheit finster strahlend hinzu.

„Du hast dich nicht verändert, Cifer Almasy. Und genau deshalb hole ich dich auch.“

Cifer nickte lächelnd, doch als er den Sinn dieser Worte zur Gänze erfasste, erstarb sein Lächeln. Er blickte sie von der Seite an, als sie durch eine Rampe in den Bauch des Garden hineinfuhren.
 

Als sie auf dem zugewiesenen Parkplatz im Parkdeck des Garden hielten, erwartete sie bereits Direktor Kramer. Schwungvoll stieg Cifer aus und verstaute seine Waffe unter seinem Mantel. Vor dem Direktor blieb er stehen. In seinem Blick war keine Regung zu deuten.

„Cifer Almasy…“, sagte er langsam. „Auch wenn einiges passiert ist, so möchte ich sie trotzdem willkommen heißen im Garden.“

Cifer drehte sich zu Quistis um und schaute erheitert.

„Na, dass ich das noch erleben darf! Schon allein deshalb hat sich dieser Trip ausgezahlt.“ Dann wandte er sich wieder dem Direktor zu und salutierte auf SEED-Art. Angesichts dieser Provokation blieb Kramer ruhig und gefasst. „Freue mich, wieder hier zu sein, Sir“, zischte er zackig. „Aber auf meinen Bruder im Geiste, Squall, habt ihr nicht besonders gut aufgepasst, wie ich höre? Was ist dem mit ihm passiert?“

„Folgen sie mir, Almasy. In meinem Büro werde ich alles erläutern.“
 

Wie sie so durch die Gänge schritten, trafen sie eine Menge erstaunte Blicke. Jeder hier wusste von Cifer Almasy und seiner Rolle im Hexenkrieg. Er war sogar Bestandteil des Unterrichts, was die Gefahren der Verlockungen der Macht betrifft.

„Ah, wieder zuhause“, spottete er und atmete dabei tief ein. Surrend brachte sie der Aufzug in Kramers Büro. Durch ein Fenster bemerkten sie, dass der Garden mittlerweile wieder in Bewegung war.
 

Cifer lümmelte auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch herum, während ihm Kramer ihren Wissensstand erläuterte. Dabei gab er sich Mühe, nicht zu interessiert zu wirken, wiewohl ihn die Ereignisse fesselten.

Am Ende der Ausführungen nickte er langsam.

„So, so… das Ende der Welt steht also bevor. Und was genau soll ich da für euch tun?“

„Auch wenn Disziplin nie ihre Stärke war, so waren sie doch immer ein talentierter Anführer und Kämpfer. Und das brauchen wir womöglich bald sehr dringend. Ich biete ihnen einen Platz in unserer Truppe an für die Dauer dieser Krise. Wir werden sie entsprechend entlohnen, das versteht sich von selbst.“

Cifer blickte ihn eine Weile an, ohne zu antworten. Dann stand er plötzlich auf.

„Gut, ich bin dabei. Ich mache den Job. Kann ich wieder mein altes Zimmer haben?“ fragte er finster lächelnd.
 

Direktor Kramer und Quistis Trepe standen wieder auf der Brücke und sahen in der Ferne den öden Centra-Kontinent näherkommen. Eine schroffe Landschaft, bestehend aus Felsen und Wüste, kam in ihr Blickfeld.

„Warum waren sie sich eigentlich so sicher, dass er mitkommen würde?“

„Die Verbindung zwischen ihm und Squall ist stärker, als er sich eingestehen will“, antwortete Quistis und blickte in die Ferne. „Er wird ihm bis ans Ende der Welt folgen, wenn es sein muss.“

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis blickte der Direktor in ihr ausdruckloses Gesicht. Innerlich fragte er sich, ob dies die Zahl ihrer Probleme verringern oder eher erhöhen würde…
 

Mit einem selbstbewussten Grinsen streifte Cifer durch die Gänge seiner ehemaligen Schule. Dabei genoss er die verwunderten Blicke der Kadetten. Zu seinem großen Bedauern waren alle seine ehemaligen Klassenkameraden außer Quistis durch diesen Höllenapparat verschwunden. Zu gerne hätte er den ‚Hasenfuß‘ ein bisschen provoziert. Er musste sich eingestehen, dass ihr endgültiges Verschwinden ihn ehrlich betrüben würde. Diesen befremdlichen Gedanken von sich stoßend, bog er in den Gang ab, in dem er früher gewohnt hatte. Dabei fiel sein Blick auf ein seltsames Wesen, das aus einer der Türen kam. Es wirkte wie eine Mischung aus Löwe und Wolf, und sein Fell war leuchtend rot. Es hatte nur ein Auge, und das Ende seines Schweifes schien in Flammen zu stehen. Verwundert blieb er stehen.

„Was ist das hier?“ rief er verwundert. „Seit wann laufen hier Monster frei rum?“ Er wollte schon seine Gunblade ziehen, als das Wesen auf ihn aufmerksam wurde. Es kam auf ihn zu und begann zu seinem Erstaunen zu sprechen.

„Ich bin kein Monster, Mensch. Nicht mehr als du.“

Cifer hob eine Augenbraue.

„Ein sprechender Quahl, nicht zu fassen…“

Das Wesen begann leise zu knurren.

„Mein Name ist Nanaki, du törichter Mensch. Und wer bist du?“

„Ich bin Cifer Almasy, ehemaliger Musterschüler dieses Ladens, aber…“ Er schüttelte ärgerlich den Kopf. „…warum diskutiere ich überhaupt mit einem Vieh?“

Nanaki fletschte nun die Zähne. Cifer holte seine Gunblade hervor und deutete mit ihr auf das Wesen. Kurz vor der Eskalation kam Cid Highwind aus dem Raum.

„Was ist hier los, verflucht?“ rief er und ging dazwischen. Cifer senkte seine Gunblade.

„Wer immer sie sind, achten sie besser auf ihr Haustier“, erwiderte Cifer und verzog das Gesicht. Cid baute sich vor ihm auf, bis er ihm den Qualm seiner Zigarette genau ins Gesicht atmete.

„Hör mal zu, Bürschchen: erstens ist Nanaki das Haustier von niemanden. Und zweitens fängt hier niemand Zoff an, kapiert? Sonst kriegst du es mit mir zu tun.“

Cifer wich keinen Millimeter zurück. Trotz der kaum verhohlenen Drohung war ihm der Mann schlagartig sympathisch. Er hätte nicht erwartet, hier jemanden zu begegnen, der sich nicht von seinem forschen Auftreten einschüchtern ließ. Es war für ihn zur Selbstverständlichkeit und auch zur Qual geworden, dass ihm alle aus dem Weg gingen und dann hinterrücks tuschelten: ‚ja, so ist Cifer nun mal, dieser Tunichtgut`. Wie oft hatte er sich gewünscht, dass ihm jemand wahrhaft Paroli bat und ihn für voll nahm. Und nicht nur als lästige Erscheinung sah, die man nur lang genug ignorieren musste, um sie los zu werden. Das hatte bisher nur Squall getan, wie er sich gestehen musste… Ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus.

„Nichts für ungut. Mein Name ist Cifer Almasy“, sagte er und streckte ihm die Hand entgegen. Cid musterte ihn argwöhnisch und ergriff die Hand.

„Cid Highwind“, brummte er als Antwort. Dann beugte Cifer sich zu Nanaki hinab.

„Ich wollte ihnen nicht zu nahe treten. Bitte sehen sie mir meine schlecht gewählten Worte nach.“

Nanaki akzeptierte die Entschuldigung und nickte ihm zu. Dann ging Cifer schnurstracks auf sein früheres Zimmer zu und ließ die beiden zurück. Verdutzt schauten sie ihm nach.

Er betrat den Raum und fühlte sich wieder sofort zu Hause. Der Länge nach ließ er sich auf das Bett fallen. Zufrieden starrte er an die Decke.

Oh ja, ich werde alles tun, was sie wollen. Und am Ende werde ich dich finden, Squall. Sie werden mir dafür danken und mich beglückwünschen, diese Heuchler. Und dann… bekomme ich meine Rache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-11-27T16:04:07+00:00 27.11.2008 17:04
Hi!
So, Kapitel sieben hab ich mir auch gleich vorgenommen. Das muss man ausnutzen, wenn man schon mal Zeit hat ;-)
Wie das vorherige Kapitel ist dieses hier super geworden. Und die Tatsache, dass sie in FH gekracht sind, war irgendwie lustig. Weiß auch nicht, warum, aber ich musst grinsen als ich die Stelle gelesen habe. Auch Cid gehört zu den Charakteren, die mir immer wieder ein Lächeln entlocken. Ich mochte ihn im Spiel schon immer sehr gerne mit seinen Flüchen und der Art und Weise, wie er sich verhält. Es ist schön, dass du ihn in deiner FF auch so dar stellst.
Ich persönlich fand das GeEspräch zwischen Nanaki und Anne sehr gut gelungen. Mir tut Nanaki ja schon ziemlich leid, immerhin ist er der Letzte. Kann man sich gar nicht vorstellen, wie er sich fühlt, dennoch hast du seine Gefühle sehr gut beschrieben.
Ich hab mir schon gedacht, dass Quistis Cifer holen würde. Passt irgendwie, weiß auch nicht so genau. Ich finde es auf alle Fälle schön dass er dabei ist. Ich mag seine Art auch irgendwie. Und das Zusammentreffen zwischen ihm und Cid fand ich auch sehr gut gelungen ;-)
Ich freue mich schon riesig auf das nächste Kapitel. Bin ja sehr gespannt, wie es weiter geht. Mal schauen, wann ich wieder Zeit zum Lesen habe ^^
Bis dann ;-)
LG, Doris
Von:  fahnm
2008-04-20T22:06:45+00:00 21.04.2008 00:06
Typisch Cid kann bei Besprechungen das fluchen nicht lassen. Aber es hat mich kaum überrascht das Quistis Cifer geholt hat. Aber es hat mich überrascht das er sich bei Nanaki entschuldigt hat und das er Cid die Hand
gereicht hat. Ich hätte damal wieder 2 Fragen (ich weiß ich nerve mit meiner Fragerei). 1.Frage: Warum hast du Cifers Freunde Fu-Jin und Rai-Jin
nicht mit reingenommen? 2.Frage: Ich habe im letzten Kapi gelessen das Squall und Tifa in Nabudis gelandet sind. Aber auch der Trupp um Rinoa ist auf dem weg dorthin, treffen sie aufeinander? danke für die ENS und
sag bescheid wenn es weiter geht.

mfg
fahnm
Von: abgemeldet
2008-04-20T16:09:12+00:00 20.04.2008 18:09
Jetzt wissen wir wo Cid und Co. gelandet sind... toll beschriebenes
Kapitel, lässt sich prima lesen. Ich bin gespannt was genau Cifer
mit seiner Rache meint...

mfg
Inukin ;)


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