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Blood On My Hands

Itachi x Kisame
von

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Aus Liebe

Aus Liebe...

...machst du dich zum Trottel

...veränderst du dich

...wirst du stark

...wirst du empfindsamer
 

Für die Liebe...

...nimmst du alles auf dich

...nimmst du alles in Kauf

...gehst du überall hin

...ziehst du freiwillig in den Kampf
 

Die Liebe lässt dich Wagnisse eingehen

Die Liebe bringt dich voran

Sie lässt dich weit gehen...

...So weit, dass du dich manchmal vor dir selbst erschreckst...

Ein süßer Traum

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mit den Gedanken ganz woanders...

Am nächsten Morgen schwang sich Itachi aus dem Bett, zog sich an und setzte sich umgehend an seinen Computer. Er tippte einige Male umher um den Mann zu finden, der in seinem Traum diesen atemberaubenden Auftritt hatte. Doch er hatte keinen Erfolg.
 

Am Nachmittag hatte er wieder sein Training, um ein guter Anbu-Ninja zu werden. Doch seine Gedanken waren nicht beim Training sondern beim Fischmenschen.

„Itachi Uchiha! Du sollst aufpassen!“, blökte sein Trainer und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige.

Das hatte auch die entsprechende Wirkung die sie haben sollte. Itachi schaute ihn an.

„‘tschuldige. Ich hab grad an was anderes gedacht.“

„Du sollst dich auf dein Training konzentrieren, sonst wirst du nie ein guter Anbu!“, fauchte Fukago, Itachis Vater, von hinten.

Er begleitete ihn von Zeit zu Zeit zu seinem Training um mit eigenen Augen die Fortschritte seines Sohnes zu sein. Doch heute kochte er fast vor Zorn. Itachi bekam nichts auf die Reihe, passte nicht auf.

„Das versuche ich doch die ganze Zeit, aber heute klappt es nicht!“, gab Itachi zurück.

Fukago stand auf und sah ihn von oben herab abwertend an. Er hasste es, wenn man sich gegen ihn erhob und für ihn klang dieser Satz seines Sohnes sehr nach Auflehnung.

„Sei still und trainiere!“, zischte er.

Itachi wandte sich seufzend seinem Training zu, welches heute aber so gar nicht so laufen wollte, wie es eigentlich sollte. Der Privat-Trainer der Familie Uchiha hörte von selbst auf und verließ grummelnd das Haus der Familie.
 

„Sag mal, was hast du dir dabei gedacht, dein Training derart zu sabotieren!“, schrie Fukago seinen Sohn an.

„Das habe ich doch nicht!“

„Oh doch! Deine Gedanken waren irgendwo anders, nur nicht da, wo sie eigentlich sein sollten!“

„Dafür kann ich nichts!“

„Es waren doch deine Gedanken, seit wann kann man für seine eigenen Gedanken nichts?!“ Fukago wurde mit jedem Satz lauter.

„Tut mir Leid. Du hast Recht.“, sagte Itachi monoton und senkte den Blick.

„Ach? Es tut dir Leid? Damit ist aber noch lange nicht getan! Ich will das nie wieder erleben! Ist das klar!?“

„Ja, Vater. Es ist klar.“

„Dann halte dich gefälligst daran!“, fauchte Fukago und ließ Itachi im Flur stehen.

Itachi schaute ihm mit einer Mischung aus Trauer und Wut nach. Warum regt er sich da eigentlich so auf? Ich kann doch nichts dafür!

Seufzend tappte er die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Auf dem oberen Flur kam ihm sein kleiner Bruder Sasuke entgegen.

„Hey Itachi! Was war denn heute Nacht los?“, fragte Sasuke.

Itachi blieb wie erstarrt stehen. „Wie- Wieso?“, fragte er erschrocken.

„Weiß nicht, klang so, als hättest du schlecht geträumt.“

„Äh- … Ja, hab ich.“, antwortete Itachi daraufhin erleichtert.

„Hm… Warum hat Papa eigentlich eben so rumgeschrien?“

„Wie? Achso… Das Training lief eben nicht so, wie er es gerne gesehen hätte. Er hat mich deswegen angeschrien.“, erklärte Itachi.

„Oh… Wegen dem Traum lief es nicht so, richtig?“, fragte Sasuke.

„Ja…“ Wenigstens einer der mich versteht. Ein bisschen wenigstens.

„War es denn so schlimm?“

„Nein, das nicht. Es beschäftigt mich nur.“

„Wie auch immer. Mama macht gleich Essen.“, sagte Sasuke und sauste in seinem kindlichen Elan zur Küche hinunter wo Mikoto schon das Gemüse zubereitete.
 

Einige Tage später beim regulären Training mit den anderen Anbu-Schülern war es wieder das Gleiche. Er konnte sich wieder nicht auf das Training konzentrieren. All die Farben schwirrten in seinem Kopf herum und dieses wahnsinnige Gefühl der Lotosblüte machte sich bemerkbar, als er an den Fischmenschen dachte. Das war auch der Grund, weshalb er sich mitten im Training ausklinkte und von der Bank aus zuschaute.

In der Pause setzte sich sein Trainings-Partner zu ihm.

„Hey! Was ist los?“

„Nichts…“

„Du kannst nicht lügen! Los komm, sag die Wahrheit!“

„Ich hab letztens einen komischen Traum gehabt. Der wirft mich seitdem immer wieder aus der Bahn!“, erklärte Itachi.

Maki sah ihn skeptisch an. „Was war das denn für ein Traum? Dich wirft doch sonst nichts aus der Bahn!“

„Ich hab von jemandem geträumt. Ich weiß nicht wer es ist und ich weiß nicht mal, ob es ihn wirklich gibt. Aber genau das wüsste ich gerne.“, erklärte Itachi.

„Ob es ihn gibt?“, hakte Maki nach.

„Ja.“

„Wie sah er denn aus?“

„Warum?“ Itachi schaute ihn fragend an.

„Sag einfach. Du weißt, dass ich eine Menge Leute kenne, vielleicht kann ich ja damit was anfangen.“

„Er hatte blaue Haut, dunkelblaue Haare die so ziemlich wild abstehen und …“ Doch Itachi war sich nicht sicher, ob er ihm sagen sollte, dass er Kiemen hatte.

„Und?“

„Kiemen. Er hat Kiemen. Er war ein Fischmensch.“

„Ein Fischmensch?!“, fragte Maki ungläubig.

„Ja, ich weiß, das klingt bescheuert, aber es war so!“

„Also ich kenne nur einen Fischmenschen, auf den diese Beschreibung passen könnte…“

Itachi sprang auf. „Wie bitte?!“

„Ja, aber… Das ist mir unerklärlich, dass du von ihm geträumt hast.“, meinte Maki.

„Warum?“

„Weil ich erst heute morgen das erste Mal von ihm gehört habe. Es gibt schon ältere Berichte von ihm, aber ich selber hab heute morgen erst von ihm gehört.“

„Was soll das?! Sag mir endlich, von wem du redest!“

„Itachi, was hast du denn von ihm geträumt?“, fragte Maki vorsichtig.

„Nichts Schlimmes!“, fauchte Itachi. Ehrlich gesagt, war es schon was Schlimmes, aber es war irgendwie auch schön…

„Itachi…“

„Was?!“ Langsam ging es Itachi auf den Nerv, dass Maki ihn so fragte und dabei auch noch so hinterlistig wirkte.

„Itachi… ich weiß jetzt echt nicht, wie ich dir das erklären soll. Von dem kann man nur Schlimmes träumen!“, sagte Maki.

„Wieso denn? Jetzt sag mir endlich wie er heißt, mehr will ich gar nicht wissen!“, fauchte Itachi.

„Okay! Dann find doch selber raus, wer Kisame Hoshigaki ist!“, gab Maki grimmig zurück und verschwand.
 

Itachi ließ sich auf die Bank sinken. Na toll, Itachi! Das hast du ja super hingekriegt! Wieder ein Freund weniger! Du schaffst es ja immer wieder!

Letztendlich brachte er sich doch wieder in das Training mit ein, doch seine Gedanken schwirrten wieder nur um den unbekannten Fischmenschen, der jetzt zumindest einen Namen hatte... Kisame Hoshigaki...

Kisame Hoshigaki

Nach dem Training flitzte Itachi nach Hause um sofort herauszufinden, warum Maki so herumgedruckst hatte. Was bitte sollte an einem Fischmenschen so schlimm sein?

Wie dem auch war, Itachi setzte sich an seinen Computer und gab den Namen des Fischmenschen ein. So schnell wie die Suchmaschine Informationen ausspuckte konnte er gar nicht folgen, doch ein Wort tauchte immer wieder auf: Mörder!

Erschrocken schob Itachi seinen Stuhl ein Stück weg. Ein Mörder? Weithin gesucht?

Itachi öffnete eine der Seiten und las den Artikel. Er war von einer Zeitung aus dem Wasserreich und berichtete über Kisame Hoshigakis Mord an einem Anbu. Itachi schluckte, denn die ausführlich beschriebene Tat musste schrecklich gewesen sein.

Er schüttelte den Kopf und sah einen Moment aus dem Fenster. Doch das Foto des Fischmenschen zog seinen Blick zurück. Itachi betrachtete es lange. Es nahm ihn richtig gefangen.

Er sieht wirklich gut aus… Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er Menschen umbringt… so liebevoll, wie er in meinem Traum war… Nein!! Das war ein Traum! Die Realität ist anders, Itachi!! Er ist ein Mörder!!

Und doch konnte Itachi den Blick nicht abwenden. Er sah genauso aus, wie in seinem Traum. Seine Augen betrachteten ihn genauso liebevoll. Itachi schüttelte heftig den Kopf. Das konnte so nicht bleiben! Er konnte nicht ständig an einen mehrfachen Mörder denken!

Knurrend warf sich Itachi auf das Bett. Was mach ich denn da? Ich kann mich doch nicht in ihn verlieben!!
 

Am Abend war es wieder Zeit für Itachis Privat-Training. Der lag allerdings schlafend auf seinem Bett, als es begann.

Natürlich war Fukago schon sauer, kaum dass der Trainer eine Minute sinnlos auf dem Hof stand. Wütend, schon fast kochend vor Zorn, stapfte er ins Haus und hinauf zu Itachis Zimmer.

„ITACHI UCHIHA!!“, brüllte er mit aller Kraft und ganzem Zorn, sodass Itachi kerzengerade im Bett saß und seinen Vater geschockt ansah.

„Aber sofort gehst du hinunter zum Training, mein Freund! Haben wir uns da verstanden?! Und keine Abschweifungen heute!!!“, schrie er ihn an.

Itachi senkte den Blick und schaute dabei scheu zum Computer, der glücklicherweise schon im Stand-By-Modus war. Dann stand er auf und schlich betreten hinunter und in den Hof, wo der Trainer schon wartend auf seine Uhr schaute.

„Himmel Herrgott nochmal, was soll das Theater neuerdings, Itachi?“, fauchte er sofort, als Itachi den Hof betrat.

„Keine Ahnung. Ist das nicht egal?“, fragte Itachi gleichgültig.

„Ist es nicht. Fangen wir an!“, blaffte der Trainer und sie begannen ihr Training.

Itachi machte alles, konnte alles, doch seine Gedanken schwirrten immer noch um Kisame Hoshigaki.
 

Kisame Hoshigaki, ein Fischmensch der sich nur schwerlich verstecken konnte, entschied sich für einen typisch japanischen Hut, um sein Gesicht zu verstecken. Schließlich wurde er in allen Reichen dieses Landes gesucht. Er hatte mehrere Menschen auf dem Gewissen, aber ihn störte das weniger.

Er wusste, warum diese Menschen hatten ihr Leben lassen müssen. Er hatte noch nie ohne Gründe einen Menschen ermordet. Seine Opfer hatten alle irgendwelche Leichen im Keller gehabt.

Kisame Hoshigaki spazierte unerkannt durch die Straßen von Konohagakure, hatte aber alles um sich herum im Blick.

Als er an einem großen Gebäude entlang kam, hörte er laute Schreie. Ohne weiter nachzudenken flitzte er auf das Dach. Von dort aus beobachtete er das Geschehen auf dem Hof und atmete dann erleichtert auf. Achso… Nur Training.

Kisame wollte sich schon abwenden und gehen, als ihm der Jugendliche ins Blickfeld geriet, dem das Training galt. Die langen schwarzen Haare, diese wunderschönen dunklen Augen und diese helle Haut. Das alles nahm ihn plötzlich wie gefangen. Wahnsinn!

Kisame schluckte. Dieser Junge war so schön, dass er Mühe hatte, sich dort oben versteckt zu halten. Doch er zwang sich, dort zu bleiben und ihn zu beobachten.

Nach dem Training folgte Kisame Itachi mit seinen Blicken und sah, wie feine Schweißperlen an seinen Schläfen herunter rannen. Wieder schluckte er schwer. Er spürte, dass sich etwas in ihm regte. Dieser Junge machte ihn wirklich wahnsinnig.

Kisame schaute in den Himmel hinauf. Oh Mann… Weg, ich muss weg hier! Kisame rang sich dazu durch, doch endlich zu gehen, bevor er dem Jungen nacheilte und Dinge mit ihm anstellte, die gerade seine Fantasie beflügelten.
 

Itachis Training hatte ihn heute nur noch mehr ausgepowert. Also genau das, was Fukago wohl erreichen wollte. Seinen Sohn so sehr zu erschöpfen, dass er ohne weiteres in sein Bett fiel und sich keineswegs mehr irgendwelchen Gedanken hingeben könnte.

Doch was bei ihm vielleicht so war, war nicht bei Itachi der Fall. Itachi setzte sich, müde wie er trotzdem war, vor seinen Computer und druckte eines der besten Fotos von Kisame Hoshigaki aus, dass er unter seinem Kissen verschwinden ließ, nachdem er es sich stundenlang angeschaut hatte...

Sehnsüchte

Die tiefschwarzen langen Haare dieses Jungen zogen sich in nassen Strähnen über dessen Haut. Kisame hob sein Kinn an und schaute in die dunklen Augen, die soviel Liebe aber auch irgendetwas anderes ausstrahlten. Etwas, was er nicht definieren konnte. Aber das war jetzt auch egal, denn sein Körper verlangte nach seinem Recht. Er wollte diesen Jungen. Und er wollte ihn jetzt…
 

Kisame setzte sich in seinem Bett auf. Warum zum Teufel musste der Traum ausgerechnet da aufhören…? Er seufzte und schaute zur Decke. Dabei rief er sich eher ungewollt den Weg zu diesem großen Haus in Erinnerung.

Wo war das noch gleich? Ach ja, so ziemlich nahe der Behausung des Hokage. Na wunderbar, da konnte er ja auch so ganz einfach hin und irgendwo hineinspazieren. Das würde ja gar nicht gehen!

Den Kopf heftig schütteln stand Kisame auf und tigerte ins Bad, wo er sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht spritzte. Ich will aber zu ihm! Ich muss wissen, wer er ist! Knurrend legte er sich wieder hin, doch nur um Sekunden später wieder aufzuspringen. Ich gehe!
 

Derweil lag auch Itachi schon wieder wach im Bett. Er hatte das Foto in der Hand und betrachtete es im Dunkeln, nur vom Mond schien Licht herein. Seufzend ließ er es wieder unter dem Kissen verschwinden und drehte sich um.

Wenn er doch nur kein Mörder wäre... Wenn ich ihn wenigstens einmal sehen könnte! Ich würde nur zu gerne wissen, ob er einfach so die Menschen getötet hat. Und wenn nicht, warum dann?

Itachi drehte sich wieder auf die andere Seite.

„Oh Gott… Das musste mir ja passieren… Klasse, ich hab mich in einen Mörder verliebt!“, seufzte er und holte das Bild noch mal hervor.

„Was musste ich auch von dir träumen… Das hab ich jetzt davon.“, flüsterte er und eine einsame Träne rann an seiner Wange hinunter und verschwand im Kissen.
 

Kisame lugte auf den Hof. Es war niemand da, also konnte er unbehelligt darüber spazieren und ging zum Garten. Dort fand er einen Teich, der zur Hälfte mit Bäumen gesäumt war. Kisame betrachtete ihn einen Moment, dann ging er in den Schutz der Bäume. Nicht ohne Grund, denn oben ging für einen Moment das Licht an, dann erlosch es wieder.

Kisame seufzte erleichtert und kletterte auf den Baum, der dem Haus am nächsten und ihm wirklich nahe stand. Eines der Fenster erregte ganz besonders seine Aufmerksamkeit. Dahinter erkannte er ein Bett auf dessen Kissen lange dunkle Haare breit gefächert lagen. Kisame schluckte. Da ist er…

Sein Blick wurde sanft und er beobachtete ihn lange, bis der Junge sich bewegte. Er schien etwas unter dem Kissen hervorzuholen und es kurz darauf wieder wegzulegen. Der Mond erschien hinter einer Wolke und Kisame konnte etwas im Gesicht des Jungen glitzern sehen. Er wagte sich ganz nahe ans Fenster heran und sah nun, dass ein feuchter Streifen sich über das Gesicht zog, er weinte. Warum weint er?

Kisame spürte plötzlich eine Regung in seiner Lendengegend die er sich in dieser Situation eher weniger erklären konnte. Kisame schluckte erneut, als seine Fantasie das reale Bild vor sich völlig veränderte. Um dem zu entgehen sprang Kisame hinunter und landete lautlos wie eine Katze auf dem Rasen unter dem Fenster. Doch es änderte sich nichts. Seine Fantasie ließ den Jungen sich auf seinem weißen Satin wälzen. Kisame ließ sich in seiner Fantasie nicht lange bitten und nahm den Jungen so, wie dieser es wollte.

„Oh Gott, das gibt es nicht… Das hab ich ja noch nie erlebt…“, seufzte er.

„Was machst du mit mir?“ Er schaute zum Fenstersims hoch, während er seiner Fantasie Erleichterung verschaffte.
 

Itachi schreckte hoch, als er laute Stimmen hörte, die sich unter seinem Fenster bewegten. Er öffnete es und schaute hinunter, wo er den Hausdiener fluchen hörte und sah, wie er jemandem hinterherrannte und mit einer Schippe drohte.

„Machen Sie, dass sie verschwinden, oder ich rufe die Polizei! Die wird sich freuen Sie in die Finger zu kriegen!!“, brüllte der Diener.

Itachi schaute dem Flüchtling hinterher und hörte von diesem nur einen Laut, der den Diener eher verhöhnte und wie ein Lachen oder gespielte Angst klang. Itachi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Der Diener sah nach oben.

„Junger Herr, ich verbitte mir das!“, fluchte er.

„Verzeihung.“, sagte Itachi bemüht ruhig und schloss das Fenster wieder.

Er setzte sich auf sein Bett und grinste in sich hinein. Er lachte leise über den Diener und legte sich dann wieder hin. Er schlief ein und seine Träume drehten sich mal wieder nur um diesen Kisame Hoshigake.

Von Angesicht zu Angesicht

„Itachi! Gehst du bitte mit Sasuke einkaufen?!“, rief Mikoto aus der Küche.

„Ja.“, gab Itachi zurück.

Er stand von seinem Computer auf und ging zu Sasuke.

„Hast du Mama eben gehört?“, fragte er, als Sasuke seinen Bruder in der Tür stehend bemerkte.

„Nein, warum.“

„Wir sollen einkaufen gehen.“

„Die Einkaufsliste liegt in der Küche!!“, rief Mikoto und die Brüder hörten die Haustür ins Schloss fallen, als sie ging.

Fukago war auf einer Mission und Mikoto hatte freiwillig eine Klasse junger Anbu angenommen, die sie ins Handwerk der Polizeiarbeit einarbeiten sollte. Da sie zweifache Mutter war, konnte sie nicht mehr jede Mission annehmen, da sie auf jeden Fall für Sasuke da zu sein hatte. Itachi war ja alt genug, auf sich allein Acht zu geben.

„Och… Kann das nicht Haruna machen?“, fragte Sasuke.

„Haruna war die letzten Jahre das Hausmädchen der Uchihas gewesen.

„Geht nicht. Mutter hat ihr ein paar Tage Urlaub gewährt. Folglich sind wir jetzt dran. Außerdem haben wir eh diese Woche frei. Ich, weil meine Prüfungen bald ran sind und du… tja, weil du eh noch nicht zur Ninja-Akademie gehst.“

„Och Mann…“, maulte Sasuke und warf sein Spielzeug beiseite.

„Also wenn du nicht willst, dann geh ich eben allein.“, sagte Itachi.

„Ja?“

„Ich geh allein! Und du bleibst ja hier drin und stellst kein Blödsinn an!“

Sasuke grinste ihn kindlich frech an und Itachi verließ das Zimmer.
 

In der Küche lag ein Zettel mit einer langen Liste und daneben ein kleiner Geldbeutel aus schwarzem Samt mit dem Zeichen des Uchiha-Clans darauf. Mama…

Itachi nahm den Zettel und den Beutel und verließ das Anwesen seines Clans. Die Sonne schien hell an diesem Nachmittag und Itachi war froh, dass er heute nicht trainieren brauchte. Ausnahmsweise hatte sein Vater ihm einen freien Tag gewährt – tatsächlich eine Seltenheit.
 

Er grüßte einen Großteil der Leute auf der Straße, immerhin war sein Clan, besonders seine Familie, die die Polizei Konohas stellte, eine sehr angesehene Familie. Ebenso angesehene Leute waren es, die ihn ebenfalls grüßten, hauptsächlich Anbu und deren Familienmitglieder.

Nachdem Itachi einige Straßen hinter sich gelassen hatte und den Supermarkt schon sehen konnte, spürte er, dass jemand hinter ihm war, der ihm gefolgt war. Sasuke… Der kann sich aber auch nicht entscheiden!

„Ich weiß, dass du da bist!“, sagte Itachi, ohne sich umdrehen.

Es ertönte keine Antwort, noch sonst irgendein Geräusch, dass Sasuke ertappt worden wäre.

„Ich weiß, dass-“, begann Itachi und wandte sich hastig um.

Doch ihm blieb der Rest des Satzes im Hals stecken. Hinter ihm, in angemessenem Abstand, stand ein großer Mann in einem langen dunklen Mantel und einem typisch japanischen Reisehut.

Itachi schluckte und beobachtete mit Spannung und wachsender Angst, wie der Mann den Hut langsam hob. In seinem Kopf wirbelten tausende Bilder umher, als er den Mann erkannte. Tausende Bilder von… Kisame Hoshigake!

„Was… Wie… ?“, stammelte Itachi.

Kisame schaute ihn nur an.

„Ich hab nichts gesagt.“, sagte Itachi hastig und tat einen Schritt rückwärts.

Kisame setzte diesen Schritt nach, aber keinen weiteren. Mann, so aus der Nähe betrachtet ist er ja noch heißer!

„B-bin schon weg!“, japste Itachi und flüchtete in Richtung des Supermarktes, jedoch nicht hinein, sondern in eine Gasse daneben.

Was allerdings nicht das Geringste brachte. Als Itachi sich umsehen wollte, stand er in geringer Entfernung dem mehrfachen Mörder Kisame Hoshigaki gegenüber. Und was sollte er jetzt machen? Schreien? Welch sinnlose Idee! Er schluckte schwer. Was mach ich denn jetzt? Ich hab mich ihn verliebt, aber jetzt… hab ich ehrlich gesagt nur Angst!

Kisame hob die Hand und Itachi zuckte zusammen. Jetzt!

„Hey, hey, hey! Nun mal nicht so ängstlich. Tut dir doch keiner was.“, brummte Kisame und Itachi genoss heimlich diesen atemberaubenden sonoren Klang.

Itachi schwieg darauf. Ja, das sagst du… aber wer sagt, dass das auch stimmt?

Kisame musste schmunzeln.

„Was willst du?“, brachte Itachi atemlos hervor.

„Nur wissen, wie du heißt. Wer du bist, was du machst…“, schnurrte Kisame.

Itachi musste schwer atmen, denn dieser sonore tiefe Klang, so harmonisch und zugleich erotisch, machte ihn fast wahnsinnig.

„Itachi… Itachi Uchiha…“, war das einzige, was der Uchiha-Sprössling zustande brachte.

Kisame strich zärtlich über Itachis Wange.

Itachi schloss die Augen und genoss diese Berührung, die eine wahre Flutwelle von Gefühlen in ihm auslöste. Gott, bitte, was soll das werden? Wenn er jetzt näher kommt… Gott, wer weiß, was dann passiert!

Und es kam, wie es kommen musste: Kisame kam näher und ihre Wangen berührten sich hauchzart.

„Ich hab mich in dich verliebt…“, hauchte Kisame. „Von dem Moment an, als ich dich das erste mal bei deinem Training bei dir zu Hause beobachtet habe…“

Itachi riss entsetzt die Augen auf. Das kann doch nicht… aber… was…? Was geht denn jetzt ab?? … Ich träume! Ganz eindeutig, ich träume! Ich hab ihn falsch verstanden! Er hat bestimmt gesagt, dass ich gerade den letzten Atemzug mache… Ich glaub nicht, was ich da grad verstanden hab! Itachi, das war ein Wunschtraum!!! Reiß dich zusammen! Wehr dich! Itachi wollte ihn wegstoßen, doch Kisame war wie eine Wand. Er rührte sich keinen Zentimeter. Tief durchatmend lehnte sich Itachi ergeben gegen die Wand.

Kisame beobachtete ihn interessiert. Gott… wie süß er doch ist. Ich würde ihn am liebsten sofort vernaschen!

Itachi hatte schon das Schlimmste erwartet, aber irgendwie passierte nichts. Er öffnete die Augen und schaute Kisame an. Er war erstaunt welchen Ausdruck er in dessen Augen erkennen konnte – es war nichts hinterhältiges, nichts niederträchtiges, ganz im Gegenteil. Völlig überrascht registrierte Itachi das Begehren in Kisames Augen.

„Sag mal…“, begann Kisame.

„…Ja?“

„Hattest du nicht was vor? Irgendwie kann ich mich erinnern, dass du in den Laden wolltest.“

„Äh… Ja! Genau!“, stammelte Itachi.

„Dann tu das.“, lächelte Kisame.

Itachi wäre am liebsten zu Boden gesunken. Himmel… Was kommt als nächstes? Wieso nur, muss er so sein, wie ich es mir gewünscht hab. Kann er nicht anders sein?

Seufzend drückte sich Itachi von der Wand weg und schaute Kisame an.

„Also wenn du willst, dann helf ich dir.“, meinte Kisame.

„HÄ?“ Was ist dem denn? Wohltöter oder Wohltäter??? Helfen??? Ich hab mich wohl verhört?

Kisame schob ihn aus der Gasse, rückte seinen Hut zurecht und trottete Itachi zum Laden hinterher.

Völlig verwirrt legte Itachi sämtliches Zeugs in den Korb, das er auf dem Einkaufszettel entziffern konnte. Kisame schaute ihm etwas skeptisch über die Schulter. Na aber die Hälfte davon steht gar nicht drauf…

Itachi bezahlte und verließ den Laden. Kaum draußen, nahm Kisame ihm den Beutel ab.

„Hey! Ich kann das alleine!“, zischte Itachi.

„Ich hab doch gesagt, ich helfe dir.“, meinte Kisame mit einem Lächeln.

Itachi schluckte. Dieses Lächeln machte ihn schwach. Er seufzte und mühte sich, den Blick nach vorn auf seinen Weg zu richten. Was macht der mit mir? Itachi trabte voran und fühlte sich irgendwie schuldig, wobei er wusste, dass er gar nichts getan hatte. Aber die Blicke der Leute ruhten auf ihm und das machte ihm etwas Angst und vielleicht war das auch der Grund für dieses Schuldgefühl.
 

Stillschweigend erreichten sie das Anwesen der Uchihas, wo Itachi eigentlich den Beutel haben wollte.

„Ah ah… Ich trag sie rein.“, sagte Kisame.

„Geht nicht, mein Vater hat da was gegen!“, meinte Itachi.

„Dein Vater… Ist das nicht dieser herrische Idiot?“, fragte Kisame.

Itachi lief rosarot an. „Du kannst doch nicht…“

„Ich kann! Für meinen Geschmack ist er echt ein herrischer Mistkerl! Wie hältst du das bloß mit ihm aus?“

„Ich muss ja. Er ist mein Vater.“, sagte Itachi und wollte nach dem Beutel greifen.

„Ich muss ja, er ist mein Vater… Na hör mal, so wie der dich behandelt?“

„Gib mir jetzt den Beutel und dann geh.“

„Wann seh ich dich wieder?“

Itachi schaute ihn perplex an, während Kisame ihm den Beutel hinhielt. „Wie bitte?“

„Wann kann ich dich wiedersehen?“

„Woher soll ich das wissen? Wenn es nach meinem Vater ginge, dann nie!“, sagte Itachi abwehrend.

„Dein Vater, dein Vater! Er bestimmt dein ganzes Leben, wie’s aussieht!“, maulte Kisame. „Hör doch mal auf das, was du willst! Was willst du?“

„Was ich will?“, fragte Itachi.

„Ja. Was willst du? Willst du, dass ich verschwinde, oder willst du, dass wir uns wiedersehen? Sag die Wahrheit. Sag es mir, ohne an deinen Vater zu denken. Sag mir nur, was du willst!“

Itachi sah ihn einen Moment an. Er hat wohl Recht… Ich denke zu sehr wie mein Vater es tun würde… aber was will ich dann eigentlich? Wenn ich immer das will, was mein Vater erwartet… was will ich dann? … Natürlich will ich ihn wiedersehen! Aber mein Vater… Moment, mein Vater weiß doch gar nichts davon.

„Wenn mein Vater davon nichts weiß…-“, begann Itachi.

„Jetzt hör mit deinem Vater auf!“, schimpfte Kisame.

Itachi zuckte zusammen.

„Oh Mann… so war das ja nun auch nicht gemeint… Beruhig dich wieder.“, sagte Kisame. „Jetzt nimm den Beutel und sag schon ja!“

„Ja zu was?“, fragte Itachi vorsichtig.

„Dass wir uns wiedersehen!“, knurrte Kisame bemüht ruhig.

„Ja.“

„Wo?“

„Weiß nicht. Wenn dir danach ist… dann meld dich halt. Aber-„

„Ja ja, dein Vater-„

„-soll’s nicht mitbekommen. Ansonsten bin ich geliefert!“

„Keine Angst, ich pass schon auf. Ich war schon mal in deinem Garten. Was habt ihr bloß für einen grässlichen Gärtner? Oder war das der Hausdiener?“, fragte Kisame.

„Was? Dann warst du das?“, fragte Itachi entsetzt.

„Ja. Aber wäre dieser Blödmann nicht gewesen dann hättest du mich vielleicht schon früher bemerkt.“

„Tja… das war der dämliche Ersatzhausdiener für Haruna.“, meinte Itachi.

„Haruna? Und wer ist das nun wieder?“

„Haruna ist unser Hausmädchen und unser Kindermädchen. Und sie ist nicht da, weil sie Urlaub hat. Was meinst du, warum ich einkaufen gehe?“

„Ja schon klar. Also bist du einverstanden, dass wir uns wiedersehen?“

„Ja.“, sagte Itachi sanft.

„Da freu ich mich schon drauf!“, sagte Kisame mit einem Lächeln.

„Ja ja gut, jetzt geh! Meine Mutter kommt gleich!“

„Hä? Sag jetzt nicht, die ist auch so’n Drache!?“, fragte Kisame.

„Ja, das ist sie manchmal, also geh.“

„Was ist das für eine verkorkste Familie in der du lebst?“

„Lass den Mist jetzt und geh! Meld dich einfach, okay?“, fauchte Itachi.

„Haha… melden… Und wie wenn ich fragen darf?“

Itachi seufzte. „Was weiß ich? Sei einfach irgendwann nachts hier, keine Ahnung. Hol mich vom Training ab, oder sowas! Du bist ja wohl nicht so blöd, dass du nicht weißt, wie du jemanden findest!“

„Nein, bin ich nicht…“, murrte Kisame.

„Na also. Geh jetzt bitte, sonst bekomm ich noch Ärger. Und du vielleicht auch.“

„Ja, bin ja schon weg.“

Kisame trottete von dannen, doch nach ein paar Metern wandte er sich um und warf Itachi einen Luftkuss zu. Dieser errötete und rannte hastig ins Haus.
 

Drinnen stellte er den Beutel und das Restgeld auf dem Küchentisch ab und flitzte auf sein Zimmer.

„Bin ich denn völlig bescheuert? Ich treff mich irgendwann mit einem landesweit gesuchten Mörder!“, schelte er sich selbst.

Er ließ sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Ich bin durchgeknallt! Wie konnte ich nur ja sagen? Er hatte ja Recht mit dem, was er gesagt hat, aber ich hätte ja nicht gleich ja sagen brauchen! Mann, bin ich ein Idiot! … Ich bin… ja, ich bin verliebt! Ein verliebter Blödmann!
 

„Itachi Uchiha!!!“, brüllte Fukago aus der Küche.

Itachi schreckte hoch und jagte hinunter zu seinen Eltern. Was hatte er denn jetzt wieder ausgefressen?

„Ja?“

„Was soll das hier?“, fauchte Fukago und deutete auf den ausgepackten Einkauf.

Mikoto stand daneben, die Fäuste in die Hüfte gestemmt und fixierte Itachi wütend.

„Was?“

„Der Einkauf! Er ist nicht eingeräumt und die Hälfte davon stand überhaupt nicht auf der Liste! Was hast du dir dabei gedacht?!“, schimpfte Fukago.

Itachi schaute auf den Tisch mit dem Einkauf. Da lag das, was auf der Liste stand, aber dazwischen lagen Kekse, Schokolade, Meerrettich, eine Dosensuppe und noch einiges anderes nutzloses Zeug, das Mikoto nie hatte haben wollen und was nicht einmal Haruna ins Haus gebracht hätte.

„Tut mir Leid… Ich… ich war abgelenkt.“, antwortete Itachi.

Fukago packte ihn am Kragen. „Abgelenkt?! Wovon bitte schön?!“

„Weiß nicht…“, brachte Itachi hervor.

Fukago drückte ihn gegen die Küchenwand. „Was heißt hier, weiß nicht?! Antworte gefälligst!“

„Ich weiß es nicht.“

„Fukago, lass gut sein. Den überschüssigen Rest bringt er sofort zurück. Es ist ja nicht so, dass er dafür mehr bezahlt hätte.“, sagte Mikoto.

„Trotzdem hat er eine Strafe verdient! Er hat zu viel und zur Hälfte Unfug gekauft! Hör endlich auf so weich zu sein!“, fuhr Fukago seine Frau an.

Sie hielt seinem Blick stand. „Sicher hat er eine Strafe verdient, aber lass bitte meine Küche sauber und ganz! Klärt das von mir aus auf dem Platz oder ich verpass ihm Hausarrest!“

Fukago knurrte und stieß Itachi unsanft von sich weg, sodass dieser auf dem Küchenboden landete.

„Verschwinde! Geh mir für heute aus den Augen, du hast die nächste Woche Hausarrest!“, fauchte Fukago.

Itachi erhob sich. Er hatte bemerkt, dass es seinem Vater in den Fingern gekribbelt hatte. Er wusste, dass er ihn dafür am liebsten windelweich geprügelt hätte. Für etwas, dass jeder normale Mensch als eine Lappalie ansehen würde.

„Itachi! Den Mist bringst du zurück, haben wir uns verstanden!“, forderte Mikoto.

Betreten nahm Itachi den Beutel mit dem unnützen Einkauf und brachte ihn zurück…

Rendevouz im Sommernachtsgewitter

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Liebe und Leid

Noch vor dem Morgengrauen brachte Kisame Itachi wieder zu dem Anwesen der Uchihas zurück.

„Ich liebe dich. Wann sehen wir uns wieder?“, säuselte Kisame.

„Wann du willst. Mach dich einfach wieder bei mir bemerkbar, so wie gestern.“, sagte Itachi sanft.

„Okay, dann bis zum nächsten Mal.“, antwortete Kisame und gab Itachi einen leidenschaftlichen Kuss, dann war er auch schon verschwunden.
 

Itachi schmunzelte in sich hinein und wandte sich dem Haus zu. Jetzt bin ich bis zum nächsten Mal wieder allein… Was soll’s, ich hab ja die Erinnerung an diese Wahnsinnsnacht.

Er schlich sich hinein und bemühte sich, möglichst geräuschlos in sein Zimmer zu gehen. Leider ohne Erfolg, denn plötzlich stieß er gegen den harten Brustkorb seines Vaters. Seine Augen blitzten und Itachi schluckte schwer.

„Wo warst du?“, fragte er wütend und mit Betonung jedes einzelnen Wortes.

„Ich… war spazieren. Darf ich das nicht?“, fragte Itachi kleinlaut.

„Spazieren?! Das machst du doch sonst auch nie! Also wo warst du?“

Itachi schaute seufzend beiseite. „Ich war aber spazieren. Im Wald.“, antwortete er.

„Und wer war dann der Typ der da eben verschwunden ist?!!“, fauchte Fukago.

Entsetzt sah Itachi auf. Er hatte Kisame gesehen!

„Ah, wir erinnern uns? Wer war das und wo warst du?“, knurrte Fukago und stemmte die Fäuste in die Hüften.

„Niemand.“, sagte Itachi tonlos.

Fukago atemete tief ein, dann packte er seinen Sohn und presste ihn mit dem Arm am Hals gegen die Wand. „Sag die Wahrheit! Wo warst du und wer war das eben?“, zischte er kochend vor Wut.

„Ich hab mich verlaufen. Er hat mir nur aus dem Wald geholfen.“, quetschte Itachi hervor.

„Aus dem Wald geholfen? Ein Uchiha verläuft sich nicht im Wald! Erzähl nicht so einen Schwachsinn!“, brüllte Fukago Itachi an.

„Es war aber so. Kann ich jetzt ins Bett?“, fragte Itachi.

Fukago ließ ihn mit einer schleudernden Bewegung los, die Itachi auf den Parkettboden beförderte. „Ins Bett? Es ist halb fünf am Morgen, da kannst du auch trainieren gehen, wenn du schon nachts spazieren gehen kannst!“, schrie Fukago ihn an und scheuchte Itachi in das Dojo im Nebengebäude. „Spazieren, ts!“

Unsanft landete Itachi auf dem Holzboden des Dojos in das Fukago ihn gezerrt hatte. Drohend stand er über ihm und funkelte ihn böse an. „Los steh auf!“, forderte er.

Itachi erhob sich mühsam. „Warum jetzt trainieren? Sonst trainieren wir auch nachmittags.“, meinte er.

„Weil ich das sage, also los!“

„Vater das finde ich nicht-“, wollte Itachi widersprechen, doch da hatte er schon den ersten Schlag im Gesicht sitzen.

„Habe ich dir gestattet, zu widersprechen? Ich sagte, wir trainieren jetzt!“, schrie Fukago ihn an.

Itachi stand wieder auf. Diesmal jedoch wich er den Schlägen seines Vaters aus. Aber er schlug auch nicht zurück. Nicht jetzt, da Fukago wütend auf ihn war, da er in seinen Augen einen Fehler begangen hatte. Würde er jetzt zurückschlagen, würde er damit nur eingestehen, dass er tatsächlich einen Fehler gemacht hatte. Und er würde sich widersetzen, was Fukago eben nicht gestattete. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als defensiv zu bleiben. Mehr konnte er nicht tun. Er musste es über sich ergehen lassen. Hätte sein Vater nicht Kisame gesehen und ihn nicht aufgehalten, dann hätte die Nacht so schön enden können, wie sie mit Kisame begonnen hatte.

„Wer-war-das?“, fragte Fukago laut zwischen seinen Hieben.

„Ich sagte doch, niemand! Ich kenne ihn nicht!“, japste Itachi ausweichend. Ich will dich nicht leugnen, aber ich muss!

Fukago machte laut seinem Ärger Luft und griff Itachi an, sodass dieser Mühe hatte, dem auszuweichen. „Wehr dich endlich, sonst ist das hier kein Training!!!“

„Ich will auch nicht trainieren!“, schrie Itachi ihn unbedacht an.

Fukago stoppte. „Was war das?“, zischte er erbost.

Itachi schluckte schwer und tat einen Schritt rückwärts. Was hab ich nur wieder angestellt…

Fukago kam mit schnellen Schritten auf ihn zu und verpasste ihm eine so heftige Ohrfeige, dass Itachi mit der Seite auf dem Boden des Dojos landete und ein Stück weit rutschte. „Überlege dir, was du sagst, Itachi!“, fauchte Fukago und verschwand fluchend.

Itachi blieb auf dem Boden liegen und kauerte sich zusammen. Kisame…

Als die ersten Sonnenstrahlen in das Dojo fielen, richtete sich Itachi auf und taumelte auf sein Zimmer hinauf, wo er ins Bett fiel und sofort einschlief.
 

„Itachi!“

Murrend drehte sich Itachi um.

„Itachi Uchiha!“, brüllte sein Vater.

Itachi seufzte und schaute auf den Wecker neben seinem Bett. Es war Mittag. „Verdammt!“, fluchte er und sprang aus dem Bett. Er schlüpfte hastig in andere Kleider und rannte hinunter, wobei er beinahe wieder in den Armen seines Vaters landete, denn der stand am unteren Ende der Treppe.

„Mittagessen!“, brummte Fukago.

Wortlos folgte Itachi ihm in den Speiseraum, wo seine Mutter bereits auftischte.

„Seit wann verschläfst du?“, murrte sie.

„Entschuldige, ich war gestern Abend noch spazieren, hab mich im Wald verlaufen und war erst spät wieder hier.“, sagte Itachi.

Mikoto sah auf. „Ein Uchiha verläuft sich nicht!“, sagte sie.

„Ich weiß. Es gibt für alles ein erstes Mal.“, gab Itachi zurück.

Sie sagte nichts dazu, aber Itachi wusste, dass das Ganze ihr missfiel und dass sein Vater sicher nicht den Mund gehalten hatte. Sie wusste Bescheid.

Schweigend aß er und hörte zu, als Fukago den Trainingsplan erläuterte, den der engagierte Trainer am Abend zuvor vorgelegt hatte.

Es wurde härter. Itachi war klar, dass sein Vater um eine Verschärfung des Trainings gebeten haben musste. Wie sonst sollte dieser hirnlose Muskelprotz von Ninja dazu kommen, einen verschärften Trainingsplan zu machen, wenn kein Bedarf dazu bestand.

„Itachi, du holst nach dem Essen noch ein paar Kleinigkeiten.“, sagte Mikoto und unterbrach damit das Gespräch über Trainings.

„Ja.“, antwortete Itachi desinteressiert und aß weiter.

Mikoto beachtete ihn nicht weiter und es herrschte Stille am Tisch.
 

Mit einem kleinen Beutel voll Geld trottete Itachi durch Konohagakure zu dem Laden, wo er Backzutaten für seine Mutter holen sollte. Sie wollte einen Kuchen ausprobieren, den sie dann beim Familienfest in neun Monaten backen wollte. Bis dahin war es noch eine lange Zeit, aber Mikoto war eine Frau, die früh anfing, wenn sie etwas perfekt haben wollte.

„Guten Tag Teyaki.“, begrüßte er den Ladenbesitzer.

„Hallo Itachi!“, sagte Teyaki freudig. „Was soll’s denn sein?“

„Hier.“, meinte Itachi nur und legte den Einkaufszettel seiner Mutter auf die Theke.

„Ah… Mikoto will wohl wieder backen, richtig?“

„Was sonst.“ Itachi wandte sich den Waren zu, die Teyaki anbot. Der Mann hatte eine bemerkenswerte Palette an Kuchen und Torten, die er selbst backte.

„Klingt alles nach einem besonders leckeren Stück.“, meinte Teyaki während er die Zutaten zusammensammelte.

„Keine Ahnung. Aus dem was da steht, kann ich gar nichts rauslesen. Und ich mag die Kuchen meiner Mutter nicht.“, antwortete Itachi.

„Das wird ja auch kein Kuchen, es wird eine Torte.“, korrigierte Teyaki.

„Teyaki… selbst wenn es ein Keks wird… Ich mag nicht, was sie bäckt.“

Teyaki lachte herzhaft. Itachi hätte gerne auch gelacht, aber die Geschehnisse der letzten Stunden ließen es nicht zu.

„Wie dem auch sei… Hast du alles?“, fragte Itachi.

„Ja, alles da.“, antwortete Teyaki mit einem breiten Grinsen.

Itachi bezahlte und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

Kaum, dass er eine kleine Nebenstraße eingeschlagen hatte, fühlte er sich plötzlich beobachtet. Er blieb einen Moment stehen und schaute halb nach hinten, dann ging er weiter. Doch das Gefühl blieb. Kurz vor dem Ende der Straße blieb er abrupt stehen und wandte sich ruckartig um. „Kisame!“

Der Fischmensch stand hinter ihm und lächelte ihn an.

Itachi hätte beinahe den Beutel fallen lassen, als er ihn gesehen hatte, doch dass Mikoto dann ausrasten würde war ihm klar, deshalb hielt er ihn gerade noch rechtzeitig fest. „Was machst du hier?“

„Ich wollte dich sehen.“, sagte Kisame liebevoll und kam näher.

„Das könnte gefährlich werden!“, zischte Itachi und drängte Kisame in die Straße hinein.

„Warum denn das?“, fragte Kisame irritiert.

„Mein Vater hat dich heute morgen gesehen! Was glaubst du, wie er ausgerastet ist?!“, berichtete Itachi mit einem gehetzt wirkenden Unterton.

„Was hat er getan?“, fragte Kisame nun ernst.

Itachi senkte den Blick. „Nicht so wichtig. Es interessiert nur, dass er mächtig sauer war. Ich musste dich leugnen, verdammt!“, sagte Itachi und riss dabei seinen Kopf wieder zu Kisame herum.

Kisame umfasste Itachis Gesicht. „Was hat er getan? Hat er dich angeschrien? Hat er-“

„Ja, ja er hat mich angeschrien! Er hat gesagt, wenn ich spazieren gehen kann nachts, dann kann ich auch trainieren und dann hat er mich ins Dojo gezerrt…“

„Er hat dich ins Dojo gezerrt? Und was ist da passiert?“, bohrte Kisame weiter.

„Warum ist das so wichtig für dich? Ich musste dich leugnen!“

„Mir ist nur wichtig, dass es dir gut geht! Es interessiert mich nicht, was du über mich sagen musstest oder nicht!“, sagte Kisame laut, während er Itachi an den Schultern schüttelte.

„Aber… Kisame, mit tat das weh, zu sagen, dass ich dich nicht kenne!“

Itachi klang verletzt. Für ihn war es wichtig. Kisame sah ihn einen Moment an.

„Tut mir Leid, dass du das tun musstest. Du hast ja recht, es ist nicht richtig, aber für mich ist es jetzt wichtiger, dass dir Schlimmeres dadurch erspart geblieben ist.“, meinte Kisame ruhiger.

„Schlimmeres…“, wiederholte Itachi sarkastisch. „Mein Vater wollte mich zum Training zwingen, das ist schon schlimm genug!“

„Was meinst du damit?“, fragte Kisame.

„Er hat mich angegriffen. Hätte ich mich auch nur irgendwie gewehrt, dann hätte ich eingestanden, dass ich einen Fehler begangen hätte. Nämlich den ihm nicht gehorcht zu haben, dass nachts nicht das Haus verlassen wird.“

„Also hat er dich geschlagen?“, hakte Kisame nach.

„Er hat mich angegriffen, nicht geschlagen.“

„Itachi! Das kann so nicht gehen! Was ist das für ein Vater, der dir unglaublich viel abverlangt und doch nicht zufrieden ist? Der dich schlägt, weil du nicht gehorchst?!“, fragte Kisame aufgebracht.

Itachi schaute ihn ängstlich an. Ihm fiel schlagartig wieder ein, dass Kisame ja eigentlich der meistgesuchte Mörder dieser Reiche war. Er tat erschrocken einen Schritt rückwärts. „Kisame…“

„Nein, ich versteh das einfach nicht! Wie kannst du dir das gefallen lassen?“

„Kisame, was soll ich denn machen? Er ist mein Vater und ich habe keine Lust, ihn gegen mich aufzuhetzen!“, entgegnete Itachi.

Kisame wandte sich seufzend ab, drehte sich aber sofort wieder zu ihm um. Er holte Luft um etwas zu sagen, doch er ließ es bleiben.

„Kisame… sei bitte nicht so sauer.“, bat Itachi.

„Warum?“, fragte Kisame barsch.

„Du weißt, dass du gesucht wirst? Und du weißt auch warum? … Deshalb! Kisame, du bist in der Lage, Menschen zu töten! Meinst du nicht, dass mir das Angst macht, wenn du so wütend wirst?“

Kisame nahm ihn an der Hand, schob ihn gegen die Wand und drängte sich an ihn. „Aber doch nicht dich!“, sagte er sanft an Itachis Ohr.

Itachi atmete tief ein. „Vielleicht nicht-“

„Überhaupt nicht! Wie könnte ich dich je umbringen wollen? Was denkst du nur von mir?“, fragte Kisame und küsste zärtlich Itachis Hals.

„Nicht hier!“, fauchte Itachi gereizt.

„Mir ist aber gerade danach…“, flüsterte Kisame.

„Mir aber nicht. Merkst du nicht, dass ich gerade wütend bin?“

Kisame richtete sich auf und schaute auf den etwas kleineren Itachi hinunter. „Du bist allenfalls gereizt, aber keineswegs wütend.“, stellte er fest.

Itachi holte Luft um ihm etwas zu entgegnen, doch dann knurrte er nur und senkte den Blick zur Seite, wo gerissene Mülltüten in sein Blickfeld gerieten. Zur Zeit schleifte es mit der Reinigung der Straßen in Konoha.

„Mir war gerade danach deinen Hals zu küssen, nicht danach mit dir zu schlafen! … Wobei… wo du es jetzt sagst… Vielleicht hätte ich auch darauf Lust.“, meinte Kisame.

Itachi bedachte ihn mit einem finsteren Blick.

„Itachi… Ich will dich doch nur aufheitern. Du kannst doch nicht die ganze Zeit so griesgrämig dreinschauen!“

„Nein, kann ich nicht, tu ich aber nun mal gerade.“ Itachi schaute in die Augen. „Das kann ein bisschen dauern, bis ich mich wieder beruhige. Wie wär´s, wenn ich jetzt nach Hause gehe und du dahin wo du sicher bist! Okay?“

„Hey, jetzt bin ich hier und will dich sehen und du?“

Itachi seufzte. „Ich kann aber jetzt nicht! Siehst du nicht, dass ich was erledigen muss? Kisame ich würde mich wirklich gerne mit dir treffen, aber jetzt kann ich nicht!“, erwiderte er.

„Wann dann? Ich vermiss dich.“

„Jetzt schon? Kisame, wir haben uns vorgestern Nacht gesehen. Wie kannst du mich da jetzt schon vermissen?“ Was für ´ne blöde Frage! Ich vermiss ihn doch auch.

„Ich liebe dich, da ist es nur natürlich, dass ich dich jeden Augenblick vermisse, den du nicht bei mir bist.“

„Ja, schon klar. Aber leider kann ich mich dir nicht 24 Stunden am Tag widmen. Nicht wenn ich nicht will, dass wir auffliegen. Und das will ich ja eben nicht. Das, was ich jetzt mit dir habe und mit dir erleben darf, will ich nicht kaputt machen.“, sagte Itachi.

Kisame hörte an seiner Stimme, wie weh es ihm tat, ihn verleugnen zu müssen. Er hob seine Hand und schob sie sanft in Itachis Nacken. Mit einem leichten Druck zog er Itachi an sich und drückte ihn fest. „Ich hab verstanden. Mach dir keine Sorgen, ich werde kein Aufsehen erregen. Sag du mir, wann ich zu dir kommen soll.“

„Wann du willst, aber bitte nur abends. Spät abends, wenn das Haus dunkel ist sozusagen.“, antwortete Itachi, das Gesicht in Kisames Brust vergraben.

„Okay.“ Kisame strich ihm zärtlich über den Kopf und durch die Haare. „Okay, Itachi. Aber einen Kuss kriege ich jetzt trotzdem noch?“

Itachi schaute schmunzelnd auf und nickte.

Kisame beugte sich zu ihm hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Bis später. Ich liebe dich.“, flüsterte er.

„Ich dich auch.“, hauchte Itachi mit geschlossenen Augen.

Als er sie wieder öffnete stand Kisame noch immer vor ihm. „Hey, ich dachte, du wärst schon weg!“, fauchte er.

Kisame grinste. „Ich geh ja schon.“
 

Itachi brachte die Ware nach Hause, die seine Mutter zum Backen verwenden wollte und verschwand dann freiwillig im Dojo seiner Eltern.

Er attackierte jegliche Gerätschäften die für das Training hier standen bis er völlig atemlos in der Mitte des Dojos stand. Was habe ich getan, dass ich das ertragen muss? Warum muss ich leiden? Ich muss mich jedesmal rechtfertigen… Itachi machte sich Luft in dem er laut brüllte und dann tief durchatmete.

Nur Sekunden darauf stand sein Vater im Eingang des Dojos und beäugte ihn misstrauisch.

Itachi hatte ihn bemerkt und warf ihm einen wütenden Blick zu. Er hätte es bereut, wenn er das noch gewollt hätte. Aber er wollte keine Handlungen mehr bereuen. Die heiße Nacht mit Kisame hatte er doch auch nicht bereut.

„Was soll das?“, fragte Fukago knurrend.

„Ich denke, ich soll trainieren.“, entgegnete Itachi.

„Ja sollst du. Aber wer hat je davon gesprochen, dass hier allein trainiert wird?!“

„Was? Jetzt ist das auch nicht richtig?“, fragte Itachi und man konnte deutlich den trotzigen Unterton hören.

Fukago schritt schnellen Fußes auf ihn zu und packte ihn am Kragen. „Wenn du trainierst, dann nur in meiner Anwesenheit oder der deines Trainers, den ich eigentlich für das was er tut, überbezahle!!“, fauchte er wütend.

„Dann kann ich ja gehen, ich habe für heute schon trainiert.“

Fukago funkelte ihn böse an und ließ ihn dann ruckartig los. „Hast du den Einkauf erledigt?“

„Ja, habe ich. Steht in der Küche. Mutter möchte sowieso gleich damit anfangen.“, antwortete Itachi gleichgültig klingend.

Fukago schaute ihn weiterhin an und Itachi schritt schweigend an ihm vorbei.
 

Während sein Sohn das Dojo verließ, blieb Fukago dort stehen. Sein Blick fiel auf einen der Sandsäcke der vor ihm hing. Er brüllte laut, wie auch Itachi zuvor, und schlug darauf ein, bis er einen Riss bekam und der Sand auf den Boden rieselte. Irgendwas ist nicht in Ordnung! Seit ein paar Tagen verhält er sich komisch und gestern das mit dem Typen! Ich will wissen, wer das war!

Aufgebracht und wütend stapfte er aus dem Dojo und verließ das Anwesen der Uchihas. Er lief die Straße nur wenige Meter weiter, wo ein weiteres Gebäude des Uchiha-Clans stand und ging ungefragt an allen Bediensteten des Hauses vorbei und hinein.

„Wir müssen reden! Jetzt sofort!“, war seine Begrüßung an seinen Verwandten gerichtet.

Tekka sah erschrocken auf, als Fukago plötzlich vor ihm in seinem Dojo stand. „Man kann auch erstmal grüßen, Fugako!“

„Dazu ist jetzt keine Zeit! Du musst mir einen Gefallen tun.“

Tekka seufzte. „Was denn diesmal?“

„Es geht um Itachi…“

Soll es das gewesen sein?

Kisame war ein Mann, der seine Sehnsucht weder lange aushalten, noch wirklich gut kontrollieren konnte. Es zog ihn schon zwei Tage später wieder zu seinem schönen unglücklichen Engel.

Er schlenderte durch die Nacht zu dem großem Anwesen seines kleinen Lieblings und schlich sich auf das Gelände bis zu dem Baum, der direkt vor Itachis Zimmer stand. Dort kletterte er in Windeseile hinauf und warf kleine Steinchen ans Fenster, die er zuvor auf dem Weg eingesammelt hatte.

Es dauerte auch nicht lang, bis Itachi am Fenster erschien und es öffnete. Er lächelte.

„Darf ich dich zum Essen einladen?“, fragte Kisame.

Itachi lächelte noch offener. „Ja gerne. Warte, ich bin sofort da.“, sagte er, schloss das Fenster und verließ sein Zimmer.

Kisame sah, wie das Licht ausging und schlich sich schnell vom Anwesen herunter. Vor den Mauern wartete er geduldig und beobachtete dabei einen alten Mann, der an der gegenüberliegenden Seite lehnte und schlief. Es war offensichtlich, dass er kein Zuhause hatte.

„Da bin ich.“, flüsterte Itachi neben ihm und Kisame wandte sich lächelnd ihm zu. „ Wo gehen wir hin?“

„Lass dich überraschen. Es war nicht ganz einfach, den Besitzer zu überzeugen, dass er nachts für uns öffnen soll.“, verriet Kisame.

„Was hast du denn gemacht?“, fragte Itachi.

„Du kennst mich doch, oder?“

„Du hast doch nicht etwa gedroht?“

„Was sollte ich denn machen? Ich will dir ja was bieten.“, sagte Kisame und gab Itachi einen liebevollen Kuss.

Itachi wich zunächst leicht erschrocken zurück. „Kisame!“

Doch Kisame ließ sich keinesfalls stören. Er schüttelte den Kopf und gab Itachi einen weiteren sanften Kuss. „Keine Widerworte… Es ist dunkel, es ist Nacht… Wer sieht uns denn schon?“

„Das meinte ich gar nicht, sondern dass du gedroht hast. Wofür auch immer.“, sagte Itachi und entwand sich Kisames Umarmung.

„Hätt ich nur meine Klappe gehalten… Nein, ich hab niemandem gedroht.“

Itachi bedachte ihn mit einem grimmigen Blick.

„Itachi, du glaubst doch nicht, dass irgendein Restaurant außer so einem Nudelstand, mitten in der Nacht noch offen hat. Natürlich musste ich ihm entweder was bieten oder ihm drohen.“, sagte Kisame.

Itachi bedachte ihn erneut mit einem grimmigen Blick.

„… Oder betteln…“, meinte Kisame.

Itachi musste lachen. „Du hast doch wohl nicht gebettelt?“

„Naja, von jedem etwas. Erst hab ich ihn gebeten, dann hab ich gebettelt, dann hab ich ihm was geboten und als das auch noch nicht half, musste ich ja drohen.“

„Du bist doch verrückt.“, meinte Itachi kopfschüttelnd.

Kisame legte ihm einen Arm um die Schultern. „Ja, aber nur für dich mach ich solche blöden verrückten Sachen.“, säuselte er in Itachis Ohr.

„Das glaub ich nicht ganz.“

„Doch. Für mich allein bedrohe ich keinen Restaurantbesitzer. Und für mich allein beschaffe ich mir auch keinen neuen Kimono.“

„Neuen Kimono?“ Itachi schaute ihn fragend an.

Kisame drückte ihn noch fester an sich. „Der ist nur für dich und deinen wunderschönen Körper. Niemand sonst darf ihn tragen. Ich will diesen Stoff nur auf deiner Haut sehen.“

Itachi schaute ihn einen Moment erstaunt an. Rot? Warum denn rot?

“Komm.”, sagte Kisame und führte ihn zum Eingang des erwählten Restaurants.

Eigentlich war es eher sowas wie ein Schnellimbiss aber Kisame hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass der Tisch gedeckt war, als hätte er ihn in einem 5-Sterne-Restaurant bestellt.

„Wie hast du denn das auf die Reihe gekriegt? Das Ding hier ist doch nie und nimmer ein Restaurant der Extraklasse!“, sagte Itachi erstaunt.

„Nein stimmt. Aber ich finde er hat das gut hinbekommen.“, meinte Kisame den Tisch musternd. „Setz dich. Ich hoffe, dass Essen hat er mindestens genauso gut gemacht.“

„Das werden wir sehen.“

„Ah warte! Noch nicht setzen!“

Itachi schaute ihn fragend an. „Warum nicht?“

„Zieh bitte den Kimono an. Ich möchte sehen, wie du darin aussiehst.“

Itachi ließ ein sanftes Lächeln sehen und sich den Kimono von Kisame geben, mit dem er dann auf einer der, zugebenermaßen schäbigen, Toiletten verschwand. Diese Toiletten rochen extrem unangenehm, aber etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Nach ein paar Minuten gab er es auf in dieses komplexe Stoffgewirr zu kommen und bat Kisame, ihm zu helfen.

„Du bist so süß. Dabei ist das ein Kimono für Männer. Weißt du nicht, wie man die anzieht?“, fragte Kisame belustigt, als sie gemeinsam in dem muffigen Toilettenbereich vor einem verschmierten Spiegel standen.

„Sowas hab ich noch nie getragen. Es bestand nie die Gelegenheit dazu oder es gab nie einen Anlass.“

Kisame lächelte. „Du bist wirklich süß.“, sagte er und legte Itachi den Kimono um die Schultern. Dann begann er den Kimono an den richtigen Stellen zusammenzubinden und ihn dann in die richtige Position zu bringen. Dabei ließ er es sich natürlich nicht nehmen, Itachi überall sanft zu berühren. Er hörte nur zu gern dessen tiefes Durchatmen, dass er hervorrief.

Itachi sah in dem verschmierten Spiegel nicht viel aber spürte die Berührungen, die Kisame ganz sanft über seinen Körper wandern ließ. Er mochte dieses Kribbeln, dass er verursachte.

„So, fertig.“, sagte Kisame und erhob sich.

„Sag mal war das Absicht?“, fragte Itachi.

„Was?“ Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf Kisames Lippen und gab den Blick auf messerscharfe Zähne frei.

„Das…“, hauchte Itachi und strich zärtlich über Kisames Brust, sodass dieser tief einatmete.

„… Ja, das war es.“

„Okay… Was meinst du, ist das Essen schon fertig?“

Kisame schaute ihn verdutzt an. Wie konnte man nur so schnell das Thema wechseln? „Keine Ahnung. Gehen wir nachsehen.“

Gemeinsam gingen sie zurück zu ihrem Tisch der, erwarteterweise, noch nicht mit dem Menü gedeckt war.

„Ich hab auch nichts anderes erwartet. Der Alte kann das wahrscheinlich gar nicht…“, grummelte Kisame.

Itachi musste lachen, während er sich setzte.

Kisame betrachtete ihn liebevoll. Der Schein der inzwischen leuchtenden Kerzen trug noch mehr zu dem atemberaubenden Gesamtbild bei. Itachis Augen bekamen einen strahlenden Glanz, seine helle Haut begann zu leuchten als wäre er ein Engel und die schwarzen Haare bekamen einen ganz besonderen Schein im Kerzenlicht.

„Wie kann man nur so schön sein?“

Itachi schaute ihn etwas fragend an. „Wie?“

„Nichts schon okay.“

Kurz darauf kam der Restaurantbesitzer und brachte den ersten Gang. Stillschweigend verließ er hastig wieder den Tisch.

„Der Mann ist komisch. Was hab ich ihm denn getan?“, fragte Kisame ironisch.

„Du hast ihm gedroht.“, bemerkte Itachi.

„Jaa… aber ich hab noch nichts gemacht. Und ich werde auch nichts tun. Immerhin hat er mich ja verstanden.“

Itachi lächelte. „Das hat er.“

„Du kannst wirklich schön lächeln. Wenn du lächelst dann lächelst du mit dem ganzen Körper. Das gefällt mir.“

Doch schon hörte Itachi wieder auf zu lächeln, schaute kurz auf den Tisch herab und dann zu Kisame. „Warum liebst du mich? Warum ausgerechnet mich? Nie hat mich irgendjemand geliebt. Nie. Warum gerade du?“

Kisame schaute ihn verständnislos an. „Warum ich dich liebe? Das fragst du mich?“

„Ja. Das frag ich dich. Warum ich?“

Kisame warf einen Blick aus dem Fenster. Gegenüber an der Wand saß der Bettler, den er schon vor dem Anwesen der Uchihas gesehen hatte. Obwohl, es konnte ja auch ein anderer sein. Die sahen immerhin alle fast gleich aus. Kurz darauf schaute er wieder zu Itachi zurück der ihn immer noch fragend musterte.

„Kisame… Warum ich?“, wiederholte Itachi seine Frage.

„Weil du mich von Anfang an fasziniert hast. Schon als ich damals nur kurz angeschaut habe. Ich wollte wirklich nur kurz schauen, aber du hast mich so gefesselt, dass ich länger blieb und dich bei deinem Training beobachtet habe. Du hast mich ganz wahnsinnig gemacht. Ich wollte unbedingt wissen, ob du auch charakterlich so bist, wie du von außen aussiehst. Und Itachi… das hast du bei weitem übertroffen. Bei dir passt einfach alles. Du bist wahnsinnig schön und du hast auch was im Köpfchen – deshalb liebe ich dich.“, erklärte Kisame.

Itachi schaute ihn unverwandt an, dann senkte er plötzlich den Kopf. Das hat mir noch niemand gesagt. Wie kannst du mir sowas nur sagen, Kisame?

„Itachi? … Hab ich was Falsches gesagt?“

Itachi schüttelte den Kopf. „Nein… Nein, das hast du nicht.“, japste er.

Kisame sprang auf und setzte sich zu Itachi. „Hey, was ist denn los? Warum weinst du denn jetzt?“

„Nichts, schon okay.“ Itachi lehnte sich sofort gegen Kisame und vergrub sein Gesicht an seiner Schulter.

Kisame nahm ihn fest in den Arm und drückte ihn an sich. „Oje… Wo ich doch so gut mit sowas umgehen kann… Hör doch auf zu weinen. Was hab ich denn Falsches gesagt?“

Der Schopf an seiner Schulter schüttelte erneut den Kopf um ihm zu sagen, dass nichts an den Worten falsch war.

Kisame versuchte erst gar nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was er wirklich falsch oder nicht falsch gemacht hatte. Stattdessen nahm er ein Paar Stäbchen und fischte ein Stück der Vorspeise aus Itachis Teller. Doch schon der erste Happen ließ ihm den Appetit auf weiteres vergehen.

„Also die Vorspeise schmeckt gar nicht. Wenn der Rest auch so ist, dann gehen wir wieder.“

Itachi schaute auf und wischte sich dabei die Tränen weg. „Wenn du meinst.“

Kisame rief den Besitzer zu sich und bat ihn, die Vorspeise wieder mitzunehmen und stattdessen den Hauptgang zu bringen.

Während sie darauf warteten strich Kisame immer wieder sanft über Itachis Kopf. „Ist wieder alles in Ordnung?“

„Ja. Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung.“

„…Der Hauptgang…“, stammelte der Besitzer und flüchtete sofort wieder.

„Ich hoffe, der ist besser!“, fauchte Kisame ihm hinterher.

„Ach lass ihn…“

Kisame schaute zu Itachi in seinem Arm hinunter. „Hast ja Recht.“ Er nahm wieder das Paar Stäbchen und angelte sich ein Stück des Fleisches, auf dem er dann herum kaute, als wäre es Gummi. Knurrend feuerte er die Stäbchen auf den Teller zurück. „Das ist total zäh, wer soll denn das essen?!“

Der Besitzer verkroch sich unheilahnend in seiner Küche. Doch Itachi gelang es, den Fischmenschen so ruhig zu halten, dass er lediglich einen bösen Blick in dessen Richtung warf.

Kisame ließ den Mann in seiner Küche schmoren und verließ mit Itachi das Restaurant. „Ich hätte ihn dafür zu Brei schlagen sollen!“, fluchte er.

„Kisame… Das muss nicht immer sein.“, meinte Itachi.

Kisame murrte etwas unverständliches, als Itachi mitten in einer Gasse plötzlich stehen blieb.

„Was ist denn?“, fragte Kisame.

Itachi schaute wortlos zum Himmel auf, wo weder der Mond noch Sterne zu sehen waren. Es war bewölkt und man roch dass es bald regnen würde. Kaum, dass Itachi den Kopf wieder senkte und zu Kisame sah fielen auch schon die ersten Tropfen auf sie herunter.

„Ist irgendwas? Itachi?“

„Ich überlege nur gerade… Meinst du wirklich, dass wir das hier lange genug durchhalten? Das ich das lang genug durchhalte?“, antwortete Itachi und schaute Kisame ernst an.

„Was durchhalten?“

Der Regen durchnässte Itachis schwarzes Haar und seine Kleider. „Dass du mich liebst. Dass wir uns immer wieder treffen. Dass, was wir gerade teilen! Wie lange halten wir das durch?“

„Wie meinst du das?“, fragte Kisame irritiert.

„Kisame, weißt du eigentlich, wie schwer es mir fällt, jeden Tag auf’s Neue zu leugnen, dass ich dich liebe? Ja, dass ich dich kenne? Was es für mich bedeutet, mir immer wieder neue Geschichten einfallen zu lassen, die meinen Vater besänftigen? Mir immer wieder überlegen zu müssen, wie ich am besten hier raus komme um dich zu sehen?“

Kisame schaute ihn nur noch irritierter an. „Was willst du mir sagen, Itachi?“

„Dass ich langsam nicht mehr weiß, wie ich weiter machen soll. Wie lange ich das noch durchhalten soll!“

Kisame schluckte schwer, als er diese Worte hörte. „Itachi, was soll das heißen?“

„Dass ich mir nicht mehr so sicher bin, ob wir beide das richtige tun.“, sagte Itachi gedrückt.

„Bitte?“

„Kisame… Ich kann bald nicht mehr. Dieses Lügenspiel halt ich bald nicht mehr aus. Es ist jetzt schon schwer genug. Du kennst meinen Vater, du weißt wie er jedes Mal reagiert, wenn er nur den Verdacht hat, dass irgendwas nicht so läuft, wie er es will.“

„Heißt das… Itachi, das kannst du nicht machen!“

„Wir müssen aber. Schon allein, weil das Ganze für dich auch gefährlich genug ist! Was ist, wenn man dich erwischt? Für dich steht die Todesstrafe, dass weißt du hoffentlich!“

„Das ist mir klar, aber du solltest wissen, dass es mir egal ist! Für dich ist mir ein solches Urteil egal!“

„Kisame, was redest du… Wie kann dir dein Leben nur egal sein. Wegen mir.“

Der Fischmensch packte ihn energisch an den Schultern und drückte ihn gegen die Mauer. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Itachi, ich liebe dich!“

„Wie lange kennst du mich denn?!“, schrie Itachi ihn an. „Wie lange denn? Was sind denn ein paar Tage? Ein paar Wochen? Was ist das? Wie kann dir so schnell für jemanden dein eigenes Leben egal sein?“

„Hast du schon mal was von Liebe auf den ersten Blick gehört?“, versetzte Kisame mit grimmigem Blick.

„Kisame… Das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe… Ich will es nur nicht riskieren, dass man uns erwischt. Für dich hat das schlimmere Folgen als für mich. Das will ich nicht.“

„Ich will aber nicht, dass wir uns trennen müssen. Wenn wir das tun müssen… dann weißt du hoffentlich, was das bedeuten würde. Für mich, als auch für dich.“, flüsterte Kisame.

Itachi senkte den Kopf, doch der Fischmensch zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Zum ersten Mal sah Itachi eine Kühle in dessen Augen, die, sollten sie sich für immer trennen, zu Eiseskälte werden konnte. Eine Eiseskälte, die er nicht ertragen würde können. Er schloss die Augen und holte tief Luft, während er sich zwang standhaft zu bleiben.

„Weißt du, was du tun würdest? Weißt du was es für uns bedeutet?“, wiederholte Kisame seine Frage.

„Wenn ich jetzt unsere Trennung fordere, dann wirst du mich töten. Das weiß ich.“, antwortete Itachi.

„Verdammt nochmal, ja! Wieso willst du das herausfordern? Was soll das?“, fragte Kisame.

„Warum hast du mich dann erst angesprochen? Ich hätte genauso gut an dir vorbeigehen können, ohne dich eines Blickes zu würdigen!“

„Das hast du aber nicht! Hättest du es getan, dann hätte ich auch nicht weiter reagiert. Dann wäre nie etwas gewesen. Du bist aber stehen geblieben, du hast dich mir anvertraut.“, sagte Kisame.

„Und wenn ich nach dem ersten Treffen gesagt hätte, dass ich nicht mehr will?“, fragte Itachi.

„Das wäre schon zu spät gewesen! Du wusstest doch worauf du dich einlässt!“

„Du drehst den Spieß um… Kisame ich will mich nicht trennen! Ich will nur, dass man uns nicht erwischt! Dazu ist diese Distanz erforderlich. Wir sehen uns wieder aber es wird eben etwas länger dauern als sonst. Mehr will ich gar nicht. Niemand hat je von einer absoluten Trennung gesprochen, oder habe ich das gesagt?“

Kisame ließ ihn abrupt los, wandte sich ab und fuhr seufzend mit einer Hand durch sein kurzes Haar. Dann drehte er sich genauso schnell wieder zu Itachi um. „Das halte ich aber nicht aus.“

„Das musst du aber. Wenn du das nicht kannst, dann müssen wir uns eben doch ganz trennen!“, sagte Itachi.

„Wie bitte? Itachi, das ist nicht dein Ernst?!“

Itachi machte ein paar Schritte in Richtung des anderen Endes der Gasse. Hier hatte er ihn kurz nach ihrem ersten Treffen das erste Mal überrascht. Es waren nur wenige Stunden nach diesem Treffen, da hatte Kisame bereits Sehnsucht nach ihm gehabt. Kurz vor dem Ende der Gasse blieb er stehen und wandte sich um. „Du kannst es nicht?“

„Nein, das kann ich nicht!“, sagte Kisame energisch. „Ich muss dich wiedersehen! Bald!“

„Warum?“, fragte Itachi.

„Weil ich dich liebe, deshalb!“ Kisame setzte ihm nach, bis er nur noch wenige Meter von Itachi entfernt stand.

„Dann versteh mich auch. Ich will nicht dein Leben riskieren!“

„Herrgott, das tust du doch nicht!“

„Doch. Mit jedem Treffen. Mit jedem Treffen tu ich das. Jedes Mal habe ich Angst, dass dich irgendwer hier erkennt und dich ausliefert! Glaubst du das will ich? Dann akzeptiere ich lieber eine Trennung, als dich hängen zu sehen!“

„Itachi…“

„Nein!“, schrie Itachi fast und schaute aus der Gasse hinaus auf die regennasse Straße.

„Du weißt, was das bedeutet…“

„Wenn du eine zeitweise Trennung nicht akzeptieren kannst, dann eben ganz!“, fauchte Itachi und rannte auf die regennasse Straße hinaus.

Kisame schaute ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Er liebte ihn, aber die Trennung nagte noch mehr an ihm. „Du weißt, was das bedeutet…“, flüsterte er und fühlte wie die Regentropfen von seiner Nase auf seine Hände fielen.

Ein schmerzhafter Abschied

Kisame sah Itachi durch die Pfützen laufen. Er wäre ihm am liebsten gefolgt, doch wenn er das jetzt getan hätte, hätte es ihn zerrissen. Er wusste nicht, ob er seine Drohung ihm gegenüber wahr gemacht hätte. Seine Pflicht wäre es gewesen, es gleich zu tun, doch er konnte es nicht. Fluchend schlug er eine Faust gegen die Mauer links von ihm, wobei der Regen von seiner Hand spritzte. Ich kann das nicht! Ich kann ihn nicht…
 

Itachi konnte im Regenschleier die Mauer des Uchiha-Anwesens erkennen und rannte auf das Tor zu. Kaum, dass er es passiert hatte, packte ihn jemand am Ellenbogen, zerrte ihn unsanft um die Ecke und drückte ihn gegen die Mauer. Erschrocken versuchte Itachi die Gestalt im nassen Schleier zu erkennen.

„So also sehen nächtliche Ausflüge für den Uchiha-Sprössling aus!“, spottete der Mann.

Itachi versuchte immer noch ihn zu erkennen und antwortete nicht darauf. Die Stimme klang vertraut aber sie klang auch so verzerrt, dass er diesen Gedanken gleich wieder verwarf. Langsam konnte er erkennen, dass der Mann eine Maske trug. Offensichtlich die Maske eines hochrangigen Anbu. Aber er sah auch, dass der Rest der Gestalt ungepflegt erschien. Sollte er etwa dieser Bettler sein, der in der Nähe des Restaurants gehockt hatte? Was will der?

„Das sah ja alles ungeheuer interessant aus…“

Itachis Verzweiflung wandelte sich in Wut, in deren Rage er sich befreite und ins Haus flüchtete.

Der Mann hinter der Maske schaute ihm belustigt nach. „Das wird dem Hausherren ja gar nicht gefallen…“
 

Itachi rannte die Treppen hinauf und schaffte es tatsächlich noch darauf zu achten, möglichst keinen Laut von sich zu geben. Er schloss seine Zimmertür hinter sich und rang, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, nach Atem. Er war triefnass und seine Kleider tropften unaufhörlich. Seine Haare klebten an ihm, als wäre Honig darin und verschleierten seinen Blick. Er fror und er spürte wie heiße Tränen über seine eiskalten Wangen liefen. Er schloss die Augen und wieder verfing sich eine nasse Strähne an seinen Wimpern. Unter ihm hatte sich bereits eine Lache Wasser gebildet, als er endlich den ersten Schritt in das an sein Zimmer angrenzende Bad tat. Zitternd trat er über die Schwelle und vor das Waschbecken. Doch er wagte es nicht in den Spiegel zu sehen. Er war wütend auf sich selbst. Wie konnte er nur so entscheiden? Sein Atem raste. Ob vor Angst oder vor Wut vermochte er nicht zu sagen. Er wusste es nicht. Von seinen Haarspitzen tropfte es unaufhörlich als wäre er stundenlang durch den Regen gerannt, dabei waren es doch nur fünf Minuten. Fünf Minuten in denen der Regen wie eine harte Dusche auf ihn niedergeschlagen war. Fünf Minuten in denen er Angst hatte, Kisame würde ihm folgen und seine Drohung sofort wahr machen. Seine Hände verkrampften sich um den Rand des Waschbeckens. Jetzt erst drang die Kälte wirklich tief in seinen Körper und ließ ihn noch mehr zittern als zuvor. Endlich hob er den Kopf und wagte einen scheuen Blick in den Spiegel. Was hab ich getan… Ich hab gerade mein Todesurteil unterschrieben… Was ist nur los mit mir, dass ich sowas mache?

Seine Hände begannen zu schmerzen, aber er ignorierte es. So lange, bis seine Arme anfingen weh zu tun und er diesen Schmerz auch nicht mehr loswurde nachdem er das Waschbecken losgelassen hatte. Er stand vor dem Spiegel und schaute sich kritisch an, versuchte dabei seine Hände wieder zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Seine Hände und Arme waren völlig verkrampft. Er schaute nur in den Spiegel und sah die Tränen, die noch immer an seinen Wangen herunterliefen. Er hatte sich selbst noch nie weinen sehen und jetzt hätte er die Tränen am liebsten weggewischt, wenn seine Hände ihm nur gehorcht hätten. „Verdammt…“
 

Ein Blick in den Himmel sagte Kisame, dass es diese Nacht nicht mehr aufhören würde zu regnen. Und er sagte ihm auch, dass er diese Nacht garantiert bereuen würde. Er setzte sich in Bewegung und bemerkte nicht, wohin ihn seine Schritte führten, bis er vor Itachis Haus stand. Er schaute hinauf, wo Itachis Zimmer sein sollte. Kein Licht war zu sehen, was Kisame auch nicht erwartet hatte. Er zog jetzt auch die Dunkelheit vor. Nach solchen Situationen zog er immer Dunkelheit vor. Genauso zog er es vor allein zu sein, aber jetzt war dafür keine Zeit. Er hatte es angedroht und seine Priorität war schon immer gewesen, Drohungen schnell wahr zu machen.

Widerwillig setzte er den Fuß auf das Gelände und schlich sich zu dem Baum vor Itachis Fenster. Mit flinken Bewegungen hockte er auch schon auf dem großen Ast und fischte ein paar kleine Steinchen aus den Taschen, die er vorher eingesammelt hatte. Immerhin lagen auf dem Anwesen genug davon herum. Er zögerte erst, doch dann warf er sie gegen Itachis Fenster.
 

Itachi schniefte kurz, dann hörte er es. Ein leises Klappern an seinem Fenster. Er tat einen Schritt zurück und schaute durch sein Zimmer zu der Scheibe. Wieder klapperte es. Er ging weiter in sein Zimmer hinein, sodass er seitlich aus dem Fenster sehen konnte. Und dann sah er ihn. Ein klatschnasser Kisame hockte auf dem Ast und warf Steinchen an sein Fenster. Itachi schluckte schwer. Jetzt… Ich hatte gehofft er überlegt es sich noch…

Itachi setzte sich nur schwer wieder in Bewegung. Seine Hände fingen an ihm wieder zu gehorchen als er mit viel Kraftaufwand seine Rechte hob, um das Fenster zu öffnen. Es tat ihm immer noch alles weh dabei. Er ging mehrere Schritte zurück und warf einen gesenkten Blick nach draußen.

Kisame war mit einem Satz im Fensterrahmen und funkelte ihn an. Itachi traute sich nicht, sich seinem Blick zu stellen. Kisame seufzte und schaute nur für Sekunden zur Seite. „Wie hast du dir das gedacht?“

Er erhielt keine Antwort, nur ein regloses Schweigen.

„Dass ich dich damit einfach so davon kommen lasse? Wie stellst du dir das vor?“, fauchte Kisame und zwängte sich durch den Rahmen ins Zimmer.

Wieder war die Antwort Schweigen. Kisame stapfte auf Itachi zu und packte ihn an den Schultern. Itachi vermied es weiterhin ihn anzusehen.

„Was sollte das? Es ging doch eben gar nicht um mich! Von wegen, du willst nicht, dass ich erwischt werde! Was für ein Schwachsinn, ich kann ganz gut alleine auf mich aufpassen. Bevor ich dich kannte, ging das ja wohl auch!“, zischte Kisame ihn wütend an. Er wusste, dass er geliefert wäre, wenn er hier laut würde.

Langsam machte es ihn wütend, dass keine Reaktion kam. Auch jetzt kam nichts. Seine Hand fuhr zu Itachis Kinn und zerrte seinen Kopf zu sich herum, sodass ein tränennasses Gesicht gezwungen war, ihn anzusehen. „Was hast du dazu sagen? Ich höre!“

Itachi blinzelte weil die Tränen in seinen Augen brannten. Er schluckte nochmal schwer, brachte aber keinen Ton heraus.

Kisame knurrte und zog seine Hand so ruppig wieder weg, dass Itachis Kopf zur Seite ruckte. Ein paar nasse Strähnen folgten seinem Kopf und blieben an seiner Wange kleben. Und dann sah Kisame es. Eine einzelne Träne kullerte dick an Itachis Wange herunter und verschwand in einer Haarsträhne.

„Verdammt nochmal, hör auf zu weinen!“, fluchte Kisame und drehte sich einmal um sich selbst, nur um dann wieder zu dem schweigsamen Itachi zu schauen.

„Wenn ich mich recht erinnere, dann machst du doch gerade deine Ausbildung zum Anbu?! Seit wann heulen Anbu?!“ Kisame schaute wütend auf ihn herab.

Jetzt erst bewegte Itachi seinen Kopf, doch er schaute ihn nicht an. „Warum bist du jetzt hier?“, fragte er leise, sodass Kisame ihn fast nicht verstand.

„Das fragst du mich doch nicht allen Ernstes… Warum bin ich hier? Weil ich dich seit wir das Restaurant verlassen habe überhaupt nicht mehr verstehe! Ich will wissen, was los ist, dass du so einen Mist hier abziehst!“ Kisame hatte ernsthaft Mühe, sich zurückzuhalten. Er hätte ihn am liebsten angeschrien, so wütend war er auf Itachi.

„Ich hab doch gesagt, ich will nicht, dass du erwischt wirst.“, antwortete Itachi.

„Das glaube ich dir nicht! Du hast Angst! Das ist alles! Angst vor deinem Vater, Angst vor irgendwelchen Konsequenzen! Hast du auch Angst vor mir?!“

Kisame griff nach Itachis Arm und drückte ihn dort, sodass es Itachi schon wehtat. Aber er sagte nichts. Er sagte deshalb nichts, weil Kisame verdammt nochmal Recht hatte.

„Was ist? So ist es doch!“

Kisame war überrascht als Itachi ihn plötzlich mit festem Blick ansah. „Ja, ich habe Angst! Nicht vor dir sondern vor dem was passieren wird, wenn mein Vater davon erfährt! Und das wird er, da bin ich mir sicher! Dann lässt er dich verhaften und wer weiß, was er mit mir anstellen wird! Du hast dich hier mit der Polizei von Konoha angelegt! Du wusstest worauf du dich einlässt! Du wusstest, dass ich der Sohn des Polizeichefs bin! Warum dann? Warum machst du sowas?“ Wieder traten Tränen in Itachis Augen.

Kisames Herz sackte ihm in die Hosen als er ihn so sah. „Wieso fragst du immer nach dem Warum? Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass es so ist?“, fragte er.

„Ich kann… aber mir geht es wirklich nur darum, dass wir nicht auffliegen. Ich weiß nicht, was dann passiert und davor habe ich Angst. Nur davor! Aber du willst es ja nicht verstehen!“

Kisame fing an leise vor sich hin zu fluchen und bohrte seinen Blick kurz darauf wieder in Itachis Augen. „Du willst also Distanz?!“

Keine Antwort.

„Bitte! Nur zu! Das kannst du haben! Bin mal gespannt wie lange du das aushalten willst!“, fauchte Kisame und ging zum Fenster. Wohl eher, wie lange ich das wohl aushalten werde…

Er seufzte und setzte einen Fuß auf das Fensterbrett. Doch Itachi hielt ihn nicht zurück, wie er eigentlich erwartet hatte. Er schaute noch einmal zurück, aber aus dem tränennassen Gesicht des Uchiha-Sohnes war keine Reaktion irgendeiner Art zu lesen. Mit gesenktem Blick schlüpfte Kisame aus dem Fenster und auf den Ast davor. Er wagte noch einen Blick, doch Itachis leere Augen zwangen ihn, das Gelände zu verlassen.
 

Itachi stand reglos da und sah zu, wie Kisame im Dunkeln verschwand. Du musst… aber… Ich will dass du gehst, aber ich will es doch nicht. Verdammt, geh nicht! Doch geh, sonst erwischt man dich heute noch! Du musst verschwinden! … Was rede ich, dass weiß er alleine… Er atmete tief ein und ging zurück ins Bad.

Eigentlich hatte er sich mit einer Dusche wieder aufwärmen wollen, doch als er sein Spiegelbild erneut sah und wie verquollen seine Augen jetzt waren, wurde er nur noch wütender auf sich selbst. Mit einem Satz stand er vor dem Spiegel und schlug mit voller Kraft seine rechte Faust auf sein Abbild. Er spürte, wie die scharfen Splitter sich in seine Hand bohrten, doch er nahm sie nicht weg. Er sah sein Blut an seiner Hand und an den Spiegel-Stücken herunter rinnen. Aber er nahm den Schmerz nicht wahr. Sein Atem begann zu rasen, dann riss er seine Hand vom Spiegel weg. „Verdammt!“, schrie er wütend.

Liebesschmerz

Gen Morgen wachte Itachi mit einem Pochen in der Hand auf. Sie fühlte sich schwer an. Er sah zu dem Verband hinab und bemerkte, dass er die Blutung relativ spät erst gestoppt hatte. Die Bettdecke hatte noch einen rosafarbenen Fleck abbekommen.

„Mist.“, fluchte er leise und stand auf.

Er ging in das Gästebad, suchte dort nach einem frischen Verband und schlich sich leise in sein eigenes Bad. Dort wickelte er vorsichtig den alten Verband ab, bis das Mullstück zu sehen war, tiefrot gefärbt von seinem Blut. Mit aller Vorsicht zupfte Itachi daran und sog die Luft zwischen den Zähnen ein, als es an der Wunde schmerzte. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, auch den Rest des Mulls wegzunehmen, was leichter ging. Nur an den äußeren Enden des Verbandsstücks hatte es an den Schnitten geklebt.

Ausspülen wäre vielleicht nicht schlecht. Vielleicht kühlt das Wasser ja. Er drehte den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser sanft über die Hand rieseln. Eine schlechte Idee wie er schnell merkte, denn es brannte höllisch, spülte aber den verblieben Schmutz und ein paar Fäden vom Mull ab. Er stellte das Wasser wieder ab und tupfte vorsichtig auf den Schnittwunden mit einem Handtuch herum. Als es einigermaßen trocken war, begann er den neuen Verband anzulegen.

Als er mit der Hälfte fertig war, hörte er, wie seine Mutter den Tisch deckte und sein Vater Sasuke wecken ging. Itachi beeilte sich rasch, damit er keinen Verdachte erregte, wenn sein Vater auch in seinem Zimmer stand um ihn zum Frühstück zu holen. Und es gelang ihm gerade rechtzeitig. Als er aus dem Bad kam öffnete Fukago auch schon die Tür.

„Frühstück.“, war alles was er sagte, als er seinen Ältesten bereits im Zimmer stehen sah. „Zieh dich an und komm runter.“

Itachi tat, wie ihm geheißen, zog sich an und trabte die Treppe hinunter in den großen Raum, wo Mikoto das Frühstück angerichtet hatte. Wie jeden Morgen war der Tisch gedeckt und der Raum zur Gartenseite hin geöffnet, sodass die frische Morgenluft hereinkam. Es hatte geregnet in der Nacht und die Luft war angenehm kühl und feucht. Itachi atmete tief ein und setzte sich dann an den Platz, den er seit Jahren immer eingenommen hatte.

Mikoto brachte die letzten Teller an den Tisch und Sasuke tapste ihr hinterher, in den Händen einen Topf mit Misosuppe. Nachdem Mikoto die Teller platziert hatte, nahm sie Sasuke den Topf ab.

„Hol den Fisch.“, sagte sie und Itachi hörte, dass in ihrer Stimme sehr viel mehr Liebe mitschwang, als in den Momenten wenn sie mit ihm sprach.

Aber warum? Warum bringt sie mir nicht die gleiche Liebe entgegen? Was mache ich falsch? Seufzend wandte er sich den Resten des Vorabends zu. Es hatte Reis mit verschiedenem Gemüse und gekochten Hühnerkrallen gegeben, die jetzt erneut auf dem Tisch standen. Die Hühnerkrallen waren das Beste, die konnte seine Mutter wirklich gut. Den Reis... nun ja, den konnte sie nicht so gut. Den hatte er bei Teyaki schon besser gegessen und der bot ihn nicht einmal im Laden an.

Er häufte sich Reis auf seinen Teller und legte eine der verbliebenen Hühnerkrallen dazu. Die kleine Schale neben seinem Teller füllte er mit einer Kelle Misosuppe und stellte sie wieder ab.

„Was hast du da an der Hand gemacht, Itachi?“, fragte Mikoto und holte ihn aus seinen Gedanken.

„Was? Nichts, ich bin nur gestolpert und mit der Faust im Spiegel gelandet, um nicht auf das Becken zu stoßen.“, erklärte er, als wäre es tatsächlich so gewesen.

Sie nickte und stellte die gleiche Frage, wie Fukago am Abend – ob er die Wunde auch gesäubert hatte.

„Ja. Vater hat mir geholfen.“, antwortete Itachi und schob sich einen Happen Reis in den Mund.

„Wie sieht es mit dem Training aus?“, bohrte sie weiter.

„Ich kann es ja schlecht ausfallen lassen. Also muss es irgendwie gehen.“ Und wenn ich mir dabei die Hand zerfetzen muss... Vater will unbedingt das Training fortgeführt wissen. Soll er haben. Und wenn ich danach tot umfalle – vielleicht ist er dann wenigstens einmal zufrieden.

In diesem Moment platzte jemand durch den Garten in das Zimmer herein und stürmte auf Fukago zu.

„Fukago!“

Der Herr des Hauses verdrehte leicht genervt die Augen und wandte sich um. Da fast der gesamte Bezirk hier den Uchihas vorbehalten war, war es nicht verwunderlich, dass es sich hier um Tekka, einen der jüngsten Brüder Fukagos handelte. Er gehörte ebenfalls der Polizei von Konoha an, wie fast alle des Uchiha-Clans.

„Was gibt es denn?“, fragte Fukago gereizt, weil wer so zum Frühstück gestört wurde.

„Du weißt, worum es geht!“, fauchte Tekka.

Fukago bedachte ihn einen Moment mit einem Blick, der mehr sagte, als er vielleicht wollte. „Mikoto, nimm Sasuke bitte mit raus. Itachi du bleibst hier.“, befahl er.

Itachis Magen krampfte sich merklich zusammen. Tekkas Blick, mit dem er ihn fixierte behagte ihm nicht und er kam ihm irgendwie bekannt vor. So als hätte er erst vor kurzer Zeit direkt in Tekkas Augen gesehen.

„Du hast mich etwas erledigen lassen. Ich habe jetzt den zweiten Teil erledigt. Und glaub mir, es wird dir nicht gefallen!“, sagte Tekka.

„Das wäre?“, fragte Fukago.

„Schau es dir an.“, zischte Tekka mit einem Seitenblick zu Itachi und streckte Fukago einen weißen Umschlag entgegen.

Und in dem Moment ging Itachi ein Licht auf. Hatte sein Vater ihn gestern Abend bespitzeln lassen? Hatte Tekka ihn beobachtet? Gesehen, wie er und Kisame in dem Restaurant gesessen hatten? Wie Kisame ihn in seinen Armen gehalten hatte? Das hätte er seinem Vater nie zugetraut! Oder war das hier nicht das, was er glaubte zu verstehen?

Fukago öffnete den Umschlag und blätterte darin etwas durch. Dann klappte er den Umschlag wieder zu und ließ die Hand, die ihn hielt, sinken.

„Verschwinde, den Rest kläre ich allein!“, fauchte er Tekka an, doch der schaute ihn nur fragend an.

„Du sollst gehen!“ Doch Tekka fixierte ihn weiterhin. „Geldgieriger Aasgeier!“, fauchte Fukago und drückte ihm ein Säckchen Münzen in die Hand, woraufhin Tekka mit einem zufriedenen Grinsen das Anwesen verließ.

Langsam wandte sich Fukago dem Tisch zu und noch langsamer drehte er Itachi sein wütendes Gesicht zu. „Was hat das zu bedeuten?“

„Was hat was bedeuten?“, fragte Itachi zurück.

Fukago knurrte, dann schleuderte er Itachi den Umschlag so heftig entgegen, dass er ihn ins Gesicht traf und sich der Inhalt um Itachi herum verteilte.

Itachi öffnete langsam wieder die Augen und sein Blick fiel auf ein Foto auf seinem Teller. Auf dem Foto saß er auf Kisames Schoß und vergrub sein Gesicht an dessen Schulter. Das war gestern Abend gewesen und Tekka hatte ihn tatsächlich beobachtet. Er hatte sogar Bilder davon gemacht. Viele weitere lagen auf dem Boden und auf seinem Schoß lag ein Bild, wo Kisame ihn zur Begrüßung in den Arm nahm.

„Das!! Was sollen diese Bilder bedeuten?“, schrie ihn Fukago an.

Itachi hob langsam seinen Blick von den Fotos und schaute seinem Vater direkt in die Augen. Was soll ich jetzt sagen? Ich muss lügen... Ich muss, sonst nimmt er mich auseinander. „Was denkst du denn?“

Fukago starrte ihn an. Er war es gar nicht gewohnt, dass sein Sohn ihm Gegenfragen stellte. „Was soll ich denn denken?“, brüllte er ihn wieder an.

„Du kannst denken was du willst, aber erwarte nicht, dass ich Spaß hatte gestern Abend. Garantiert nicht.“, gab Itachi zur Antwort.

„Ach? Und warum sieht man dich auf manchen Bildern lachen? Das erklär mir!!“

„Ich habe nicht gelacht. Wenn es da so aussieht, dann war es trotzdem was anderes.“

„Was war da los?!“, brüllte Fukago und feuerte seine Tasse vom Tisch, die auf den Tatamimatten zerbarst. „Was, verdammt?!“

Itachi schwieg und schaute auf das Foto auf seinem Teller auf dem sich langsam Fettflecken von der Hühnerkralle abzeichneten.

„Hat dieser Killer dir etwas angetan? Oder wie soll ich die Fotos und dein Verhalten deuten?“, fragte Fukago.

Itachi schaute irritiert auf. Hörte er da etwa Besorgnis in der Stimme seines Vaters? Nein, da hatte er sich getäuscht. Er klang wie immer, wenn er mit ihm sprach – gehässig und gemein. Er sah auf das Bild zurück, dann stand er ruckartig auf, seine Faust raste auf die Wand zu, doch er stoppte noch rechtzeitig. Hätte er zugeschlagen, hätte er sich wohl die Verletzung noch mehr aufgerissen, als sie es bereits war.

„Hat er?“, knurrte Fukago wutentbrannt.

NEIN! Nein, das hat er nicht... Ich liebe ihn! „Ja, hat er...“, brachte Itachi hervor.

„Was hat er getan? Dir deine Hand verletzt? War das mit dem Spiegel gelogen?!“

„Nein, das nicht.“, antwortete Itachi und das war wirklich wahr.

„Was dann? Den Fotos nach zu urteilen... hat er dich angerührt?!“, drang Fukago weiter in ihn.

Itachi wandte sich ruckartig zu ihm um und schaute ihn beinahe entsetzt an. „Wie...?“

War da nicht doch ein Funken Besorgnis in den Augen seines Vaters? Aber das hatte er bei ihm, ihm gegenüber noch nie gesehen – das konnte es nicht sein.

„Also hat er! Und du hast dich nicht einmal gewehrt oder wie soll ich das verstehen?“

Itachi sagte nichts, schaute ihn nur an.

„Rede!“

„Was soll ich denn sagen? Warum hätte ich mich denn wehren sollen? Es war doch nichts!“

Fukago schaute ihn fragend an. „Wie bitte? Und dann hast du die Chance nicht einmal genutzt?“, fragte er, fast schon entsetzt klingend.

„Was für eine Chance? Wovon redest du?“

Fukago kam schnellen Schrittes näher und schlug mit der flachen Hand neben Itachis Kopf auf die Wand, sodass sein Sohn erschrocken zusammenzuckte und die Augen zukniff. „Du warst in unmittelbarer Nähe dieses Kerls und hast die Chance nicht genutzt, ihn zu töten?! Du bist ein Anbu, verdammt!“, fluchte er.

„Ich bin kein Anbu.“ Das ist es also... Es geht ihm überhaupt nicht um mich. Es geht ihm mal wieder nur um Geld. Immerhin gibt es ein Kopfgeld für Kisame...

„Aber du wirst einer! Und du hast diese Chance nicht genutzt, verdammt!“ Wieder wurde er laut.

„Wie denn? Ich bin ihm doch kein Stück überlegen!“, gab Itachi zu bedenken.

„Wenn du deinen Kopf ein bisschen angestrengt hättest, dann wärst du ihm überlegen gewesen! Ich weiß sehr wohl, was du trainierst und wie weit du bist! Oder besser, wie weit du sein solltest.“

„Wenn du glaubst, dass es das ist, wonach es aussieht.“

„Das sollte es! In den nächsten Tagen hast du deine Prüfung! Und du wirst Anbu!“

„Auch wenn ich ein Anbu bin, ändert das nichts daran, dass ich ihm unterlegen bin.“

Fukago wandte sich erneut ihm zu und donnerte seine Hand neben Itachis Gesicht gegen die Wand. „Und es ändert auch nichts daran, dass es einfach eine Schande ist, dass mein Sohn es kurz vor seiner Anbu-Prüfung nicht einmal schafft, eine gesuchte Person töten!“, fauchte er.

„Warum denn töten? Er soll doch ausgeliefert werden.“

„Warum denn ausliefern, wenn du ihn doch in Notwehr hättest umlegen können? Es hätte keiner etwas gesagt!“

„Das habe ich aber nicht. Ich konnte ja gar nicht.“, widersprach Itachi.

„Oh du hättest gekonnt! Du hattest tausend Chancen und du hast nicht eine genutzt, du Idiot!!“, schrie Fukago ihn an.

Itachi schwieg. Ich wollte auch nicht. Und ich kann es gar nicht. Warum sollte ich mich gegen Liebe wehren?

„Naja, immerhin weiß ich jetzt, was ich tun kann. Ich weiß, dass er in Konoha ist... Und ich werde ihn finden! Und dein verbocktes Schlammassel wieder ausgleichen!“, fauchte Fukago und schaute böse zu seinem Sohn hinüber. „Und was dich angeht... du wirst gefälligst trainieren, damit du deine Prüfung ja bestehst! Ich bezahle deinen Lehrgang doch nicht umsonst!“

Itachi senkte den Blick. „Wie du willst, aber meinst du nicht, ich sollte meine Hand schonen?“

„Deine Hand schonen? Wozu bitte haben wir denn Trainingshandschuhe die du überziehen kannst!?“, entgegnete Fukago, immer noch wütend.

Ohne weiter darauf einzugehen, wandte sich Itachi um und sammelte die Bilder von sich und Kisame auf. Er steckte sie in den Umschlag zurück und ließ ihn, unbemerkt von seinem Vater, in seine Hosentasche gleiten. Dann verließ er den Raum, ohne auch nur einen Happen gegessen zu haben, der ihn satt machte. Er seufzte, als die Tür geschlossen war und schaute zur Decke auf. Nun war es geschehen, schneller als er erwartet und gehofft hatte. Sein Vater wusste nun, dass er mit Kisame in Verbindung stand. Vielleicht konnte er sich sogar selbst zusammenreimen, dass es zwischen ihnen mehr als nur eine Verbindung gab. Itachi seufzte noch einmal, dann wandte er sich dem Dojo zu. Er musste trainieren, wenn er seine Prüfung schaffen wollte. Immerhin wollte es nicht nur Fukago sondern Itachi selbst auch. Eine bestandene Anbu-Prüfung sicherte ihm schließlich den Einstieg in jede Berufsrichtung, die er lernen mochte – wenngleich Fukago ihn wohl eher in der Ahnenfolge des Uchiha-Clans sehen würde. Warum sonst sollte er seinen Sohn so derart trimmen?

Im Dojo öffnete Itachi den Schrank mit den Trainingsgeräten und fischte aus einer hinteren Ecke die Handschuhe hervor, die seine verletzte Hand schützen sollten. Er schloss die Türen und schaute zu dem Holz-Sparingspartner in der Mitte. Vor seinem inneren Auge sah er genau dort seinen Vater stehen und Wut flammte in ihm auf. Er hasste ihn in diesem Moment. Er hasste ihn dafür, dass er gerade eben so bloß gestellt hatte. Wutentbrannte stobte er auf die Puppe los und griff an. Er setzte all die gelernten Techniken ein und schlug so lange auf das Holzgestell ein, bis er nach Luft rang.

Er starrte die Puppe an und diesmal war es Tekka der auf’s Neue Itachis Wut schürte.

„Ich hasse dich!“, fluchte er leise und schlug erneut auf die Holzpuppe ein.
 

Erst am Nachmittag zwang Itachis Körper ihn zu einer Pause. Heftig atmend lag er ausgestreckt auf dem Boden und schloss die Augen. Seine Hand pochte und ihm wurde für einen Moment schwindlig.

„Meine Güte Itachi! Was machst du denn?“, fragte eine Stimme an den Schiebetüren zum Garten.

Langsam neigte Itachi den Kopf und sah Shisui dort stehen. Sie waren Freunde. Sie waren noch enger befreundet als Itachi es mit Maki war. Maki war nur mit ihm befreundet, weil er die Chance sah in die Konoha-Polizei eintreten zu können, das wusste Itachi. Shisui und er hingegen waren seit ihrer Kindheit Freunde, wenngleich sie über mehrere Ecken verwandt waren.

„Wonach sieht das denn aus?“, fragte Itachi zurück.

„Nach Training. Nach einem verzweifelten Training. Was ist los?“, hakte Shisui nach und ließ sich neben Itachi nieder.

„Mein Vater... du weißt doch.“

„Ja, dein Vater... weißt du, er will doch nur, dass du wirklich fähig bist, unseren Clan zu führen. Du bist nunmal der Stärkste in unserer Familie. Deshalb triezt er dich so – damit das so bleibt. Er weiß, dass wir alle trainieren. Nur um den Clan führen zu können. Er will, dass du ihn führst.“, erklärte Shisui.

Itachi hatte ihn angesehen, während er gesprochen hatte und hatte dieses Funkeln in seinen Augen gesehen. Sogar Shisui hatte es auf die Führung des Clans abgesehen. Alle hatten dies und er sollte durch dieses harte Training dafür prädestiniert sein – und weil sein Vater momentan diese Stellung inne hatte. Wenn sie es alle darauf abgesehen hatten, wie könnte er dann sicher sein, dass nicht einer von ihnen seine jetzige Situation ausnutzte?

Er richtete sich auf und schaute Shisui an. „Und was meinst du? Bin ich denn dafür geeignet?“

Shisui sah zum Garten hinüber. „Du bist immer noch der Stärkste in diesem Clan.“, antwortete er, wandte sich wieder um und schaute Itachi ernst an. „Dir sollte klar sein, dass alle, die dazu fähig sind, ihr Training nicht beenden werden, bis nicht feststeht wer den Clan einmal übernehmen wird. Auch wenn wir beide Freunde sind, ich trainiere auch. Jeder will das neue Oberhaupt der Uchiha werden.“

Itachi senkte den Blick. Scheinbar waren sie alle gegen ihn, wenn man es so nahm. Er wollte aufstehen, doch er zuckte sofort wieder zusammen. Er hatte nicht daran gedacht, sich mit der gesunden Hand abzustützen und hatte die verletzte gegen den Boden gestemmt. Er biss die Zähne zusammen und stand trotzdem auf.

Shisui schaute fragend zu ihm hoch. „Was war das denn eben? Hast du dich beim Training verletzt?“

„Nein.“

„Ja... was dann? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“

„Ich bin gestern nur ins Bad gestolpert und mit der Faust im Spiegel gelandet. Wie das ausgesehen hat kannst du sicher vorstellen.“, erklärte Itachi ungeduldig.

Shisui schaute ihn einen Moment an, dann musste er unwillkürlich lachen. „Ja allerdings, das kann ich. Wie bist du denn ins Stolpern gekommen?“, fragte seinen kleinen Cousin beim Aufstehen.

„Mach dich noch lustig... Keine Ahnung, weiß ich nicht mehr, wie das ging, aber es ist halt passiert.“

„Und dann trainierst du mit der Hand noch?“, fragte Shisui.

„Sag das mal meinem Vater.“, seufzte Itachi.

„Nein, lass mal. Aber wenn du damit trainieren kannst, wie wärs?“, meinte Shisui und forderte Itachi zu einem Kampf auf.

„Jetzt nicht. Ich hab seit heute morgen trainiert, ich kann nicht mehr.“

„Na um so besser, dann habe ich doch eine reelle Chance.“, entgegnete Shisui.

Itachi wandte sich ruckartig um. Shisui hatte gerade keineswegs mehr humorvoll geklungen. Es war bitterer Ernst, mit dem er seine Chance erkannt hatte.

„Wie bitte?“, hakte Itachi sicherheitshalber nach.

„Du hast mich schon verstanden.“ Shisui stand auf und schaute Itachi funkelnd an.

„Ich dachte wir wären Freunde, was soll das?“

„Itachi, hier geht es um die Führung unseres Clans. Also im Moment sehe ich dich nicht als unsere Clanführung. Du hast einfach nicht das Durchsetzungsvermögen deines Vaters!“

Itachi sah ihn entsetzt an. Das hätte er von Shisui nicht erwartet.

„Tja und wenn ich dich jetzt im Kampf besiege, dann bin ich der Stärkste unseres Clans. Dann kann ich die Nachfolge antreten.“, folgerte Shisui.

Ja und ich hab meinen Vater wieder auf dem Hals, wie ich das zulassen konnte. Das lass ich mir nicht bieten! Ich hab genug davon, es reicht jetzt! „So hast du dir das also vorgestellt... Du besiegst mich mit dem Wissen, dass ich bereits ausgelaugt bin und stellst es dann so hin, dass du mich bei voller Kraft besiegt hättest! Vergiss es, Shisui! Das lasse ich mir nicht bieten!“

„Aber so ist ja. Und genau so werde ich es auch tun! Und du wirst den Teufel tun, das Gegenteil zu behaupten!“, sagte Shisui und stürmte auf Itachi los, der bereits einige Meter entfernt von Shisui stand.

Itachi setzte einen Fuß nach hinten und schleuderte Shisui seine Faust ins Gesicht. Schmerz schoss seinen Arm hinauf, als er Shisuis Gesicht traf. Er schritt zurück und schüttelte hastig seine Hand, als würde dies den Schmerz abschütteln. Shisui hingegen taumelte rückwärts und landete auf dem Boden. Er drückte eine Hand gegen seine Wange und schaute Itachi entsetzt an. Er ließ seine Hand für ein paar Sekunden locker, jaulte vor Schmerz auf und presste sie sofort wieder dagegen. Itachi hatte ihm das Jochbein mit nur einem Schlag gebrochen.

Wutentbrannt sprang Shisui wieder auf die Beine und wagte einen neuen Angriff. Diesmal trat er nach Itachi, der die Angriffe mit dem linken Arm abzuwehren versuchte. Itachi wusste, dass nach hinten fliehen die Sache nicht erleichtern würde, also schritt er voran und in Shisui hinein. Er drehte sich leicht und rammte Shisui seinen Ellbogen in den Brustkorb. Shisui japste nach Luft und warf Itachi wiederum einen entsetzten aber auch einen hasserfüllten Blick zu. Er hatte fest damit gerechnet, dass Itachi so ausgelaugt sein würde, dass es ihm ein Leichtes hätte sein sollen, ihn zu besiegen. Er atmete tief ein, doch im gleichen Moment zerrte Itachi ihn auf die Füße.

„Ich habe vielleicht keine Lust auf die Führung unseres Clans, aber ich lasse es mir von dir nicht gefallen, dass du es ausnutzt, wenn ich gerade mehrere Stunden trainiert habe und eigentlich völlig fertig sein sollte!“, fauchte Itachi.

Shisui knurrte ihn wütend an. „Ich kriege was ich will...“, drohte er.

Itachi schwieg darauf und bugsierte Shisui zum Garten. „Du weißt, wo es rausgeht!“, sagte er und ließ ihn, immer noch nach Luft ringend, auf dem feuchten Rasen hocken, während er das Dojo verließ.
 

Er ließ die Tür des Dojos ins Schloss fallen, sodass es im Flur widerhallte. Er war noch immer hitzig und rauschte an den Zimmern der Familie vorbei hinauf zu seinem eigenen. Dort warf er die Tür zu, stapfte zum Bett und ließ sich dort nieder. Er holte mehrmals tief Luft und legte sich hin. Auch wenn er sich weniger als Shisui bewegt hatte, war er jetzt tatsächlich total fertig. Er schaffte es noch, die Bilder in die unterste Schublade zu legen, dann fielen ihm die Augen zu und er schlief erschöpft ein. Nicht einmal Fukagos Rufen zum Abendessen weckte ihn.
 

Mitten in der Nacht wachte er wieder auf. Seine schmerzende Hand hatte ihn geweckt. Im Dunkeln konnte er gerade noch so erkennen, dass er die Handschuhe noch trug. Nachdem er den linken ausgezogen hatte versuchte er auch den anderen auszuziehen, stoppte er jedoch sofort. Es tat höllisch weh, aber er zwang sich, den Handschuh abzustreifen. Der Schmerz ließ augenblicklich nach und Itachi sank matt ins Kissen zurück. Er zog die Beine ebenfalls ins Bett und deckte sich zu. Es dauerte nicht lang, bis er wieder eingeschlafen war.

Als er am Morgen aufwachte, war der Schmerz wieder da. Er war genauso intensiv wie in der Nacht und das Pochen war auch wieder da. Als er sich aufrichtete und ins Bad trottete drängten sich auch noch Kopfschmerzen auf. Er stützte sich auf das Waschbecken und schaute in den zersprungenen Spiegel und spürte sofort wieder den Schmerz, der sich diesmal bis zum Ellbogen ausdehnte. Verdammt, Shisui ist standhafter als ich dachte! Ich hab garantiert einen blauen Fleck am Ellbogen...

Itachi schaute auf seine Hand und sah, dass der Verband sich leicht verfärbt hatte. Er begann sofort ihn abzuwickeln und schluckte schwer als er das letzte Stück von der Wunde entfernte. Sie hatte sich entzündet. Er öffnete den Wasserhahn und ließ vorsichtig kaltes Wasser darüber laufen. Es brannte. Er nahm ein Handtuch und tupfte die Wunde sanft ab, dann ließ er wieder kaltes Wasser darüber laufen. Das wiederholte Itachi so oft, bis das Wasser auf der offenen Wunde nicht mehr schmerzte, dann verband er seine Hand wieder.

Wie immer hörte Itachi seinen Vater bereits zum Frühstück rufen. Er richtete sich wieder und für den Moment wurden die Kopfschmerzen kurz stärker, dann ließen sie nach. Er ging hinunter, aber als er das Frühstück roch, wurde ihm plötzlich schlecht. Er zwang sich dazu, an den Frühstückstisch zu treten.

„Ich geh trainieren. Hab keinen Hunger.“, sagte er nur und ging weiter zum Flur, der zum Dojo führte.

Niemand sagte etwas, nur Sasuke und Fukago schauten ihm nach. Itachi schob die Tür zum Dojo auf und trat ein. Er wollte an den Geräteschrank treten, als ihm einfiel, dass er die Handschuhe in seinem Zimmer hatte liegen lassen. Er wandte sich der Holzpuppe zu und bemerkte, dass sie leicht verschwamm. Als er ein paar Schritte darauf zu ging, wurde ihm plötzlich schwindlig. Das mulmige Gefühl in seinem Magen verstärkte sich, genauso wie der verschwommene Blick. Er spürte, wie seine Knie langsam nachgaben, dann sackte er zusammen und seine Wange schlug hart auf den kalten Dielen auf.
 

Fukagos Kopf ruckte hoch.

„Was ist denn?“, fragte Mikoto.

„Hast du das nicht gehört?“, fragte er zurück.

„Was denn, Papa?“

„Ich hab nichts gehört.“, antwortete Mikoto.

„Ich schon. Es klang als wäre etwas umgefallen.“, sagte Fukago, ohne auf Sasuke zu achten und stand auf. „Ich schau nach.“

Mikoto zuckte gleichgültig die Schultern und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu, während Fukago sich über dem Flur dem Dojo näherte. Er schritt zielstrebig auf die Tür zu und schob sie auf.

„Verdammter Mist, was hat er denn jetzt wieder angerichtet!“, fluchte Fukago laut und rauschte zurück ins Esszimmer.

„Ruf die Medinin!“, bellte Fukago und stapfte zurück zum Dojo um Itachi auf sein Zimmer zu bringen.

Als er ihn auf seinen Armen durch das Esszimmer in den angrenzenden Flur trug, stand Mikoto auf und jagte einen Boten ins Dorf, um die Medinin herholen zu lassen. Dann nahm sie Sasuke bei der Hand und brachte ihn auf dessen Zimmer.

Etwas unsanft ließ Fukago ihn auf das Bett rutschen und wandte sich fluchend ab, schaute aber gleich wieder zurück. Sein Blick fiel sofort auf den Verband an Itachis Hand. Itachi hatte ihn gewechselt. Selbst gewechselt, statt seinen Vater zu fragen!

Es dauerte gar nicht lange, bis die Medinin endlich auftauchten. Mikoto schickte sie in das Zimmer des ältesten Sohnes und trat hinter ihnen ein.

Fukago machte Platz, sodass sich der Älteste der Medinin neben Itachi stellen konnte um zu sehen, was er hatte. Der Jüngere hinter ihm schaute auf den verfärbten Verband und dann zu Itachi. Die Schweißperlen auf der Stirn des blassen Jungen ließen seinen Blick wieder zurück zu dem Verband schweifen, dann sah er es. Eine feine rote Linie ging von dem Verband aus und kroch den Arm hinauf bis zur Beuge.

„Ehrwürdiger, er muss sofort ins Krankenhaus!“, forderte der junge Assistent und zog damit den Blick Fukagos auf sich.

„Das sehe ich... Ruf die Träger!“, brummte der Alte und erhob sich, als der Assistent davonstob. „Er hat einen septischen Schock. Wir müssen uns beeilen, dann könnte er eine Chance haben, heil wieder aufzuwachen.“, wandte er sich an den Hausherren.

„Was heißt das, ein septischer Schock?“, fauchte Fukago.

„Ein septischer Schock kann tödlich sein, er ist aber keineswegs so erbarmungslos wie eine schwere Sepis. Beide kann man überleben, aber die schwere Sepsis nicht ohne Organschäden. Wenn Ihr Sohn jetzt rechtzeitig behandelt wird, kann er ohne Schäden sein Leben weiterführen.“, erklärte der alte Medinin.

Mikoto stand bewegungslos neben der Tür, während der Assistent mit zwei Trägern zurückkehrte. Fukago warf ihr einen Blick zu und traf auf ausdruckslose Gleichgültigkeit. Er fuhr wieder zu Itachi herum und sah zu, wie die Medinin ihn auf die Trage hoben und mit dem Alten und seinem Assistenten aus dem Haus jagten und Itachi ins Krankenhaus brachten.

„Du und Sasuke bringt ihm etwas zum Umziehen.“, knurrte er und rauschte an ihr vorbei.
 

Mikoto rollte mit den Augen und ging zu Itachis Schrank um ein paar Kleider einzupacken. Sie zog ein paar Shirts und zwei Hosen heraus und schaute sich um, um etwas zu finden, wo sie sie einpacken konnte. Ihr Blick fiel auf das Schränkchen neben dem Bett. Dort würde sie nichts finden, aber das Foto darauf zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie kam näher und legte die Kleider auf das Bett. Dann nahm sie den Rahmen in den Hand und starrte auf das Foto, von dem sie Itachi und eine Frau anschauten. Und diese Frau, die sie da anlächelte, brachte sie beinahe zur Weißglut. Diese Augen. Diese helle Haut. Dieses verdammte seidige Schimmern ihrer langen Haare! Wie hasste sie diese Frau!

Kochend vor Wut packte sie die Sachen und verließ, die Tür ins Schloss zerrend, das Zimmer. Sie hämmerte an Sasukes Tür. „Komm, wir gehen deinem Bruder ein paar Kleider bringen!“, raunte sie.

Sasuke kam aus dem Zimmer und schaute sie ängstlich fragend an. Als sie ihn sah, konnte sie nicht anders und lächelte ihn liebevoll an. „Dein Bruder ist jetzt im Krankenhaus. Komm, wir bringen ihm ein paar Sachen.“, sagte sie und streichelte ihm zärtlich über den Kopf.

„Ja Mama.“, sagte Sasuke und folgte ihr.
 

Währenddessen tigerte Fukago bei Tekka im Flur auf und ab.

„Herrgott nochmal, jetzt steh doch endlich still!“, fluchte Tekka und packte Fukago an den Schultern.

Fukago sah ihn funkelnd an und Tekka ließ ihn los.

„Ich weiß, dass er dein Sohn ist und dass es schwer ist, ruhig zu bleiben! Aber-“

„Darum geht es doch gar nicht! Ich weiß, dass Itachi daran nicht stirbt! Ich frage mich nur die ganze Zeit, was jetzt die Wahrheit ist!! Das was Itachi gesagt hat oder das was du mir mit deinen Bildern weis machen willst!“, fuhr Fukago ihn an.

„Was? Also bitte, ja! Ich weiß, was ich gesehen habe!“, fauchte Tekka.

„Was denn? Was hast du gesehen? Was hast du denn da wirklich fotografiert?!“, fragte Fukago aufgebracht und drängte Tekka an die Wand.

„Was hat Itachi denn erzählt?“, war Tekkas Gegenfrage und ein triumphierendes Lächeln tauchte in seinem Gesicht auf.

„Er war nicht freiwillig da gewesen. Das hat er gesagt!“, knirschte Fukago.

Tekka sah ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und purem Hohn an. „Nicht freiwillig?! Das ich nicht lache! Dein Sohn, Fukago, dein Sohn hat sich diesem Killer doch geradewegs in die Arme geworfen! Er hat sich ja schon fast an Hoshigakis Hals gehängt, sich fast noch in dieses Restaurant tragen lassen, hätte er das gewollt! Dieser Fischtyp hat ja sogar den Besitzer bestochen, nur dass der mitten in der Nacht für ihn und deinen Sohn öffnet! Er hat ihn bestochen, damit die Küche ihnen einen Menü zubereitet! Und dieser... Fischmensch hat deinem ach so tollen Itachi einen roten Kimono schenken wollen! Einen roten!! Du weißt, was das heißt!“, brüllte Tekka Fukago an.

Fukago schaute ihn entsetzt an. Itachi hatte ihm etwas völlig anderes erzählt. Und was sollte er jetzt glauben? Er schnüttelte wütend den Kopf und flüchtete zur Tür.

„Ja Fukago, lauf nur! Genau das ist dein Sohn! Dein Sohn ist einen Mann verliebt! Und zwar in den gefährlichsten Killer den wir je kennengelernt haben!!“, brüllte Tekka ihm nach.
 

Fukago stürmte in sein Haus und rannte in das Esszimmer. Wo waren die Fotos? Er blieb einen Moment stehen und dachte nach. Natürlich, Itachi hat die Bilder mitgenommen! Er überlegte einen Moment und hastete dann in sein Dojo, doch dort fand die Bilder nicht. Er ging zurück und dachte noch einmal nach. Itachi war in seinem Zimmer gewesen, vielleicht war der Umschlag mit den Fotos ja dort irgendwo. Er jagte die Treppe hinauf und schaute ins Zimmer hinein. Die Schränke waren offen, was hieß, das Mikoto mit Sasuke bereits ins Krankenhaus gegangen war. Sein Blick fiel auf das kleine Schränkchen, wo die oberste Schublade nicht ganz geschlossen war. Er ging darauf zu, doch noch bevor er es öffnete, fiel ihm das gerahmte Foto auf dem Schränkchen auf. Itachi war darauf und daneben eine junge Frau. Fukago schluckte. Wie kam dieses Bild hierher? Wann wurde es gemacht? Er schüttelte den Kopf und öffnete die Schublade. Da war er, der Umschlag! Er nahm ihn heraus. Und darunter fiel ihm ein Bild ins Auge, dass unweigerlich aus dem Internet sein musste. Itachi hat sich ein Bild von Kisame aus dem Internet ausgedruckt? Fukago nahm das Bild heraus und schaute es sich genauer an. Am unteren Rand entdeckte er das Datum, als es gedruckt wurde. Das war, bevor sich Itachi so komisch benommen hat... Was hat das zu bedeuten?
 

...Es war still. Und angenehm kühl. Itachi öffnete langsam die Augen. Alles war violett und schummrig. Itachi atmete langsam aber bestimmt ruhig. Nichts konnte hier herein...

Sie ließen sie und Sasuke nicht zu ihm. Die Schwester versuchte ihn wohl eine Ausrede aufzutischen, doch dann kam der Arzt.

„Was ist hier los? Warum kann ich nicht zu meinem Sohn?“, fragte Mikoto.

„Das geht im Moment nicht. Er ist immer noch bewusstlos, es nützt ihm nichts und Ihnen auch nichts, wenn Sie ihn besuchen würden. Wenn Sie ihm Kleider bringen möchten, dann können Sie sie hierlassen oder Sie bringen sie ihm, wenn er aufwacht.“, sagte der Arzt.

„Gut, dann legen Sie das in seinen Schrank. Ich komme später wieder, wenn Ihnen das genehm ist!“, versetzte Mikoto und zog Sasuke den Gang hinunter zur Treppe.

„Diese Frau ist komisch. Ich hätte erwartet, dass sie bleiben würde.“, meinte der Arzt zu der Schwester.

„Tja, Sie kennen doch die Uchihas, Doktor.“, seufzte sie, während sie Mikoto und Sasuke nachsah.

Dann wandte sie sich ihm zu und bat ihn näher zu kommen. „Sie kennen doch das Gerücht, oder?“, fragte sie flüsternd.

„Welches Gerücht?“

„Sie wissen es nicht?“

„Was soll ich denn wissen?“, fragte der Arzt verdutzt.

„Naja... es heißt, die Hebamme hätte damals einen Eintrag in der Akte von Itachi hinterlassen. Sie hätte sich wohl erinnert, dass die Frau, die den Jungen geboren hat, angeblich nicht Mikoto Uchiha gewesen sei. Leider konnte man diesen Eintrag nicht mehr finden oder es hat ihn nie gegeben.“, erklärte sie.

Er sah sie nur noch fragender an, sodass sie kichern musste. „Doc, glauben Sie nicht alles, was ich Ihnen sage. Auch wenn ich nicht genau weiß, was da wirklich dran ist.“, sagte sie lachend.

„Schwester Miyo!“, entgegnete der Arzt gespielt entrüstet und lachte dann.

Die Gunst der Stunde

Mikoto rauschte zur Tür herein und zog Sasuke hinter sich hinein. „Dieser dämliche Arzt!“, fauchte sie. „Sasuke, geh nach oben.“

Der kleine Uchiha-Sprössling sprintete die Treppen hoch und Mikoto tigerte in der Wohnung umher, auf der Suche nach Fukago.

Fukago kam gerade von oben herunter, als sie aus der Küche gestürmt kam.

„Wir müssen reden. Sofort!“, forderte sie.

„Gut.“, meinte Fukago nur und bat sie mit einer Handbewegung, zu entscheiden, wo sie reden sollten.

Sie schritt voran zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer und schloss hinter ihm die Tür. Fukago schaute sie fragend an, den Umschlag noch immer in der Hand.

„Was ist das für ein Umschlag?“, fragte sie irritiert.

„Der? Da sind Beweise drin. Beweise, dass Itachi doch ein sehr guter Nachfolger sein könnte.“, erklärte Fukago.

Sie schaute auf den Umschlag als wäre dieser mit etwas ekelhaften beschmiert. „Ahja... Nun, wenn du meinst. Mir geht es allerdings um etwas anderes.“

Fukago warf ihr erneut einen fragenden Blick zu. „Das wäre?“

„Sie muss weg!“

„Wie... sie muss weg... Wer muss weg?“, fragte Fukago irritiert.

„SIE! Sie, verdammt! Sie muss weg!“, schrie sie ihn.

„Wen meinst du denn mit sie?“ Fukago verstand sie immer noch nicht.

„Du weißt genau von wem ich rede!“, zischte sie wütend und bohrte ihm ihren Finger in die Brust.

In dem Moment wusste er, wen sie meinte. „Und wie willst du das anstellen?“

„Tja, das werde ich dir überlassen, wie du es machst, aber ich will, dass sie verschwindet. Für immer!“, forderte sie.

„Du stellst dir das aber ganz schön einfach vor, meine Liebe. Meinst du wirklich es ist so leicht?“, entgegnete Fukago.

„Woher soll ich das wissen. Ich überlasse es dir, wie du es anstellst – und wenn du zu Tekka gehst und ihn beauftragst!“, fauchte sie.

„Wenn du meinst, dann gehe ich eben zu Tekka. Dann soll der sich darum kümmern. Du glaubst doch nicht, dass ich mir deswegen jetzt die Finger dreckig mache!“

„Mir egal. Hauptsache, sie verschwindet endlich. Ich kann es nicht mehr ertragen, sie zu sehen. Zum Glück ist sie gerade nicht da, da wird es ja wohl nicht so schwer sie aus dem Weg zu räumen!“, sagte Mikoto und wandte sich der Tür zu.

„Gut, dann soll Tekka dafür sorgen. Was ist mit Itachi?“, fragte Fukago, als sie gerade hinaus ging.

„Was soll denn sein? Ich durfte nicht zu ihm! Ich weiß nicht, wie es ihm geht.“, antwortete sie nüchtern.

„Ärzte…“, knurrte Fukago und ging an ihr vorbei hinaus.
 

„Miyo!“

„Ja, Doktor?“

„Schnell, wir brauchen nochmal Antibiotika. Zieh eine auf!“

„Ja!“ Sie hastete zum Medikamentenschrank in der Nähe und befolgte die Anweisung, reichte ihm die Spritze.

Er setzte die Spritze an der Kanüle an und ließ das Medikament in Itachis Blutkreislauf einfließen…

…Itachi war warm. Nein, nicht warm. Ihm war heiß. Das angenehm kühle violett, hatte sich ganz rasch in ein gleißendes rot verwandelt und die Hitze war merklich angestiegen. Und er saß dort mittendrin. Mitten im Nirgendwo. Niemand war da, der ihm half.

Resigniert schloss er die Augen. Und kaum dass er das getan hatte, sank die Temperatur ganz langsam. Als er seinen Blick eine Weile später wieder auf seine Umgebung richtete, fand er sich in der kühlenden Brise des Violetts wieder. Aber allein war er immer noch…
 

Ein paar Stunden später ließ Schwester Miyo das Telefon des Arztes klingeln.

„Ja? Wie geht es ihm?“, meldete er sich.

„Er ist wieder stabil. Die Temperatur ist im Normalbereich. Ich denke, sie können sich jetzt um den Entzündungsherd kümmern.“, berichtete sie.

„Gut. Ich bin sofort da, kontrollieren Sie nochmal die Wundverhältnisse.“, sagte er und legte auf.
 

Fukago rauschte sofort hinaus und hinüber zu Tekka. Der hatte, wie alle Uchihas, sein Haus zur Gartenseite tagsüber geöffnet, sodass der gesamte Uchiha-Clan ein- und auswandern konnte. Er ging hinein und fand Tekka im Teezimmer. Die Teezeremonie war dem jüngeren Uchiha schon immer wichtig gewesen, was Fukago noch nie ganz mit Tekkas Charakterzügen in Einklang hatte bringen können. Tekka war eigentlich ein ruheloser Mensch, der immer in Bewegung war – eine Teezeremonie war hingegen die Ruhe in purer Form. Fukago konnte sich keinen Reim auf dieses Hobby machen. Er klopfte an die Schiebetür und lugte hindurch.

Tekka schaute auf und nickte nur kurz. Mit der Hand gab er Fukago ein Zeichen, dass es noch eine Weile dauern würde.

Seufzend wandte sich Fukago ab und wäre beinahe mit Shisui zusammengestoßen. „Dass du aber auch immer so schleichen musst.“

„Ich schleiche nicht.“, entgegnete Shisui mit einem Lächeln.

„Und ob. Warum bist du nicht dabei?“, fragte Fukago und deutete auf den Raum, wo Tekka gerade seine Teezeremonie abhielt.

„Tee? Ich? Nein, danke. Ich halte mich lieber an mein Training.“, sagte Shisui und trottete an Fukago vorbei zu Tekkas Dojo.

Na wenigstens einer, der nicht an sein Training erinnert werden muss. Fukago seufzte und starrte genervt die Tür an.

Es kam ihm vor als wären es Stunden gewesen, als Tekka endlich herauskam. „Was gibt es, dass du hier vor der Tür stehst und wartest?“

„Es reicht schon, dass du mich überhaupt warten lassen musst! Es geht um einen Auftrag.“, fasste Fukago sich kurz.

„Einen Auftrag?“, fragte Tekka wissend.

„Ja einen Auftrag. Mikoto hat mich gebeten, dass du das übernimmst. Mir scheint, sie traut es mir nicht zu!“, maulte Fukago.

Tekka sah ihn erst schmunzelnd an, dann lachte er prustend. „Wie soll ich das denn verstehen?“, gröhlte er.

Fukago knurrte. „Es geht um sie. Du weißt, wen ich meine!“

Tekka verstummte sofort. „Sie? Moment, was soll das werden? Willst du sie etwa loswerden?“, fragte er.

„Mikoto will das. Und sie hat Recht. Sie könnte uns tatsächlich gefährlich werden.“, sagte Fukago.

Und doch hörte Tekka Bedenken in der Stimme seines Verwandten. „Gefährlich? Was sollte sie schon machen?“

„Tekka, du kennst die Geschichte! Lass dieses arglose Getue, das ist Wahnsinn. Die Frau kann auch nachdenken, so dämlich ist sie nicht! Denk mal nach was passieren würde, wenn sie zum Hokage gehen würde! Was ist dann, he?“, fauchte Fukago.

„Wenn sie zum Hokage geht? Was soll dann sein? Glaubst du etwa wirklich, dass dieser alte Narr einer kleinen Hure mehr glaubt, als der Polizei von Konoha?“

Fukago drehte sich fluchend um und fixierte Tekka. „Herrgott, du hast keine Ahnung… Sie kennt ihn, verdammt! Also sorg dafür, dass sie verschwindet. Mikoto reißt mir sonst noch den Kopf ab.“

Tekka grinste frech. „Also schön. Was kriege ich dafür?“

„Wie du es anstellst ist mir egal, aber tu es! Die Belohnung handeln wir später aus, Tekka.“

„Gut gut. Ich weiß da schon was, aber ich weiß auch, dass es dir nicht so gefallen wird, wenn ich es dir sage.“

„Es ist mir egal! Tu es einfach!“, fauchte Fukago und machte auf dem Absatz kehrt.

Tekka schaute ihm nach. „Den soll einer verstehen… Erst will er die Kleine und dann soll sie wieder verschwinden. 18 Jahre hat Mikoto sich das gefallen lassen. Wahnsinn, Süße, echt Wahnsinn.“ Er schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg, seinen Auftrag zu erfüllen. Oder besser gesagt, den Auftrag in Gang zu setzen.
 

…Die Hitze war abgeflaut. Itachi hockte in einer Ecke und sah verschwommene Verwirbelungen aufkommen und wieder verschwinden. Es wurde heller und dann wieder dunkler. Und die Temperatur begann immer wieder Schwankungen zu unterliegen. Er seufzte und legte die Hände vor die Augen. „Ich will hier raus…“, wimmerte er leise.

In dem Moment tauchte Kisames Gesicht vor ihm auf. Doch Itachi konnte nicht hören, was er sagte. Sein Blick verschwamm und Kisame verschwand wieder…

„Doktor! Die Temperatur schwankt schon wieder!“, rief Schwester Miyo.

„Schon wieder? Herrgott, wir können ihn nicht mit Antibiotika vollpumpen…“, sagte der Arzt.

„Ja aber was sollen wir denn tun. Das Fieber muss wieder runter und er muss aufwachen!“

„Ich weiß, Schwester Miyo. Und wir müssen es schaffen, dass er keine Organschäden davonträgt… Geben wir ihm nochmal Antibiotika und dann versetzten wir ihn für ein paar Tage in ein künstliches Koma.“

„Ein künstliches Koma? Sind Sie sicher? Wir müssen uns doch um die Verletzung kümmern."

„Antibiotika, dann kümmern wir uns um seine Hand, aber das künstliche Koma müssen wir einleiten.“

„Gut, ich kümmere mich darum.“, sagte sie und verschwand hinter die Glaswand um die Eintragung ins Krankenblatt zu übernehmen.

„Meine Güte, Junge.“, seufzte er und wickelte den Verband um Itachis Hand ab. „Das sieht doch schon besser aus.“

Er spülte die Wunde aus, gab eine wundheilende Salbe darauf und verband Itachis Hand erneut. „Okay, Junge. Jetzt schläfst du erstmal 3 Tage weiter und dann schauen wir mal, wie es dann aussieht.“, sagte er und winkte Schwester Miyo zu.

Sie kam zurück und kümmerte sich um die Einleitung des künstlichen Komas. „Ich hoffe, es hilft dir weiter, Kleiner.“, murmelte sie.
 

Tekka hatte einen kleinen Schergen losgeschickt. Er sollte den berüchtigsten Mörder des Landes und der anderen Reiche finden. Wenn er etwas erledigen wollte, dann tat er das auch richtig. Und damit für ihn auch ordentlich etwas raussprang, orderte er nur das Beste. Hayata hatte die Info von Tekka erhalten, dass das gesuchte Subjekt sich um Konoha herum aufhielt. Und er fand diesen Mann auch sehr schnell in der Nähe des Ortes. Er saß auf einem Stein und rührte sich nicht.

„Herr?“, fragte Hayata vorsichtig.

Der große Mann mit dem dunklen Umhang und seinem seltsamen Hut, der das gesamte Gesicht verdeckte, erhob sich und kam ein paar Schritte näher. „Was?“, fauchte er.

„Ich habe einen Auftrag…“, stammelte Hayata.

„Einen Auftrag? Das ist teuer, das weißt du hoffentlich. Um was geht es?“

Hayata nestelte an einem kleinen Beutel herum. „Hier. Die Bezahlung und die Person um die es geht.“

Der Mann schnappte nach dem Beutel und dem Foto, das Hayate ihm hinhielt. Den Inhalt des Beutels schüttete auf seine Handfläche aus. „Willst du mich verarschen? So wird das nichts.“

„Wir wussten, dass Ihr das sagen würdet. Hier.“, gab Hayata klein bei und holte einen weiteren größeren Beutel hervor.

„So kommen wir schon eher ins Geschäft, aber reichen wird es nicht. Also mal sehen, um wen geht es denn?“, sagte der Mann und hob das Foto hoch. Er schaute einer anmutigen Frau ins Gesicht, deren langes Haar sanft über ihren Rücken fiel und deren Augen scheu in die Kamera blickten. Diese Frau erinnerte ihn an jemanden. „Was ist der Grund?“, fragte er.

Hayata senkte den Blick. „Sie könnte gefährlich werden, wenn sie redet! Also legt sie um!“

„Gut. Ich kümmere mich darum. Bis wann?“

„So schnell wie möglich. Gebt mir dann Bescheid, Ihr erhaltet dann den zweiten Teil des Lohns.“, sagte Hayata und seine Stimme klang nun sicherer.

„Hmm… das klingt gut. Wo finde ich sie?“

„Sie sollte in den nächsten Tagen wieder heimkehren. Sie wird über die große Brücke kommen. Dort sollt Ihr sie töten. Wie, … das ist euch überlassen.“

„Nun gut. Wie soll ich dir eine Nachricht zukommen lassen?“

Hayata dachte einen Moment nach, dann- „Lasst mir etwas von ihr zukommen, dann werde ich wissen, dass Ihr euren Auftrag erledigt habt. Wir treffen uns dann einen Tag darauf wieder hier.“

„Gut. Dann verschwindet jetzt.“, sagte der Mann.

Hayata schaute auf und nickte. Dabei sah er einen Streifen des Gesichts seines Gegenübers. Er schaute in strahlend weiße Augen bevor er sich zum Gehen wandte. Ein komischer Typ

Der Mann schaute ihm nach, dann schaute er auf das Foto. Diese Augen. So scheu… Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sie gefährlich werden könnte… Er sah zum wolkenverhangenen Himmel auf. Das kann ich mir bei ihm doch auch nicht.
 

3 Tage später…

„Doktor! Doktor! Kommen Sie!“, rief Schwester Miyo.

Er eilte herbei und schaute sie fragend an, dann blickte er zu dem jungen Uchiha. Nichts. „Was ist denn?“, fragte er irritiert.

„Er hat geblinzelt. Ich glaube, er wacht gleich auf.“

„Gut! Das ist gut!“
 

Die Dunkelheit um ihn herum waberte wie Rauch, wurde erst grau, dann langsam immer heller – und waberte immer weiter, als würde er sich in einer Wolke oder unter Wasser befinden. Itachi wollte die wabernden Schwaden wegschlagen, doch er konnte sich nicht bewegen. Er blinzelte und zwischen dem wabernden Hell tauchten zwei schummrige Schatten auf. Er blinzelte erneut und die Schatten wurden klarer, bis er zwei fremde Menschen erkannte, die ihn freudig anschauten.

„Guten Morgen, junger Mann!“, sagte der Fremde.

„Meine Güte, na endlich.“, seufzte die Frau.

Die beiden sahen sich an und dann wieder zu Itachi. Sie erhoben sich und prüften irgendwelche Gerätschaften neben dem weichen Bett.

Er versuchte zu sprechen, doch mehr als ein Röcheln kam nicht aus ihm heraus.

„Nicht sprechen. Noch nicht. Das wird noch nicht so gut funktionieren, mein Junge.“, sagte der Arzt.

„Aber bald, keine Angst.“, versicherte die Schwester auf der anderen Seite neben ihm.

Was geht hier vor sich? Wo bin ich?

„Wie geht es denn der Hand?“, fragte der Arzt überflüssigerweise und nestelte an dem Verband um Itachis Hand herum, den er in den letzten drei Tagen mindestens sechsmal gewechselt hatte. „Ja, das sieht sehr gut aus. Kein nekrotisches Verhalten, es heilt bereits.“

Itachi versuchte einen Blick auf seine Hand zu erhaschen, doch in dem Moment erhob sich der Arzt bereits wieder.

„Wunderbar. Keine weiteren Schäden und deine Hand sieht bald wieder aus, wie vorher. Noch eine Woche Bettruhe, damit sich die Medikamente ausschleichen können und dann kannst du wieder nach Hause.“, sagte er und lächelte den jungen Uchiha an.

Itachi warf den Kopf beiseite. Und wenn ich gar nicht nach Hause will?

„Ist irgendetwas?“, fragte Schwester Miyo, sah zu Itachi und dann zu dem Arzt.

„Ich weiß nicht. Warten Sie, ich hole einen Block, dann kann er schreiben.“

„Ach und sagen Sie seinem Va-“, setzte Schwester Miyo an, als Itachi sie plötzlich am Handgelenk packte und den Kopf schüttelte.

„Ja mach ich.“, sagte der Arzt, der sie dennoch verstanden hatte.

„Nein, doch nicht. Er möchte das wohl nicht.“

Er drehte sich um und sah sie und Itachi an. „Nicht? Nun gut. Er ist alt genug, das selbst zu entscheiden.“, meinte er und ging weiter.

Schwester Miyo schaute ihm kurz nach, dann sah sie Itachi fragend an. „Warum nicht? … Ach… das Sprechen geht ja noch nicht richtig… Ich vergaß.“

„Noch nicht.“, formte Itachi mit den Lippen und sie schaute nur verdutzt, dann nickte sie.
 

Es verging der Tag und er saß auf dem Felsen hinter der großen Brücke und beobachtete sie. Viele Menschen passierten sie, doch seit er hier war, war seine Zielperson noch nicht aufgetaucht. Doch jetzt, nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, tauchte aus dem schweren Nebel eine kleine Person auf, die mit mehreren Bündeln bepackt war. Perfekt!

„Kann ich helfen?“

Sie schaute auf und in ein verdecktes Gesicht, wo sie dennoch ein freundliches Lächeln ausmachen konnte.

„Wo soll es denn hingehen?“, fragte er freundlich.

„Nach Konoha, danke schön.“, sagte sie mit einer glasklaren Stimme.

„Aber gerne. Ich kenne übrigens eine Abkürzung.“, sagte er und führte sie zu einem unbefestigten Weg in den Wald, der zwar nach Konoha führte, jedoch seit Jahrzehnten von niemandem mehr genutzt wurde.

„Das wär gut, danke nochmal.“

„Gern geschehen.“, brummte er und ließ das Bündel fallen, dass sie ihm gegeben hatte.

„Oh, bitte nicht fallen lassen!“, japste sie und im selben Moment raubte sein Gewicht ihr den Atem, als er sich schwer auf sie fallen ließ.

„Tut mir Leid, schöne Frau.“, flüsterte er.

„Nein… NEIN! Bitte nicht, was hab ich denn getan?!“, schrie sie.

„Mir nichts, aber jemand scheint zu glauben, dass Ihr gefährlich seid, meine Liebe.“, verriet er.

„Aber wie denn? Wie soll ich denn gefährlich sein??“ …Fukago!

Er sagte nichts. Er schaute sie nur an. Wie sie das sein sollte, das wusste er nicht. Dieser junge Nichtsnutz hatte ja nichts weiter gesagt.

„Es ist nicht meine Aufgabe, das zu wissen. Lebt wohl!“, sagte er.

Sie schaute ihn an und sah das Schwert in seiner Hand. „NEEEIN!“
 

Itachi schreckte auf und sah sich im dunklen Zimmer um. Er sah Schwester Miyo im schwachen Licht hinter dem Glas aufsehen und aufstehen, um zu ihm zu laufen. Sie riss die Tür auf und schaute ihn an.

„Na also, du sprichst wieder.“, sagte lächelnd. „Zumindest hast du eben schreien können. Ist alles in Ordnung?“

„Ich weiß nicht. Ich hab schlecht geträumt, denke ich.“, krächzte er.

„Keine Sorge. Du bist nicht allein. Schlaf ruhig weiter.“, sagte sie sanft und strich ihm über den Kopf.

Dennoch hatte Itachi das Gefühl nicht nur schlecht geträumt zu haben. Irgendetwas war da, etwas musste passiert sein. Etwas, dass ihn auch betraf. Sonst wäre er nicht so sehr aus dem Schlaf geschreckt. Aber was hätte das sein sollen?
 

Diese Frage raubte ihm für den Rest der Nacht den Schlaf, sodass er im Morgengrauen erst die Augen zu schließen wagte. Allerdings währte diese Ruhe nicht lange, denn der Arzt rauschte nur Minuten darauf zur Visite in das Zimmer.

„Guten Morgen!“, tönte er und wuselte um die Geräte herum, die Itachis Herztöne maßen.

Itachi brummte leicht genervt.

„Sieht doch alles wunderbar aus. Aber wir lassen die Geräte heute noch laufen. Heute Abend wirst du dann verlegt auf ein normales Zimmer.“, sagte der Arzt und schaute ihn nun endlich an. „Was ist mit deinen Eltern? Soll ich ihnen nun Bescheid sagen?“

Itachi blickte ihn an. „Von mir aus.“, nuschelte er.

„Gut, dann rede ich mit deinem Vater. Wenn du einverstanden bist, dann bitte ich ihn, dass er erst morgen kommt. Dann kannst du dich noch erholen.“, meinte der Arzt freundlich.

Itachi nickte knapp und der Arzt verließ das Zimmer mit einem freundlichen Lächeln.
 

Kisame huschte am Abend zum Anwesen der Uchiha. Er konnte einfach nicht anders. Er kletterte auf den Baum, von wo aus er Itachis Zimmer sehen konnte und warf kleine Steinchen ans Fenster. Doch es kam keine Reaktion. Kisame schaute stirnrunzelnd zum Fenster. Es war stockdunkel. Unten nahm er eine Bewegung war. Eine hochgewachsene Frau führte einen kleinen Jungen an der Hand zu einem Raum am anderen Ende des äußeren Ganges.

„Wann gehen wir Itachi-san besuchen?“, fragte der Junge.

„Sowie wir wissen, dass es ihm besser geht. Im Moment wissen wir noch nichts, Sasuke.“, antwortete sie.

Sie sprachen leise aber dennoch hatte Kisame eine Spur Abneigung in der Stimme der Frau gehört. Aber was ihn am meisten fragte war, wo Itachi war. Und warum der Kleine von besuchen sprach. Erst recht wurmte es ihn, nicht zu wissen wie es ihm ging, denn die Frau, die wohl Itachis Mutter war, sprach davon, dass sie es nicht wüsste.

Kisame ließ die beiden im Haus verschwinden bevor er das Gelände rasch verließ. Es war gerade dunkel geworden. Da Itachis Mutter von besuchen sprach, ging er davon aus, dass Itachi in einem Krankenhaus war. Aber warum? Es gab nur ein Krankenhaus – und nur einen Weg herauszufinden, warum Itachi dort war.
 

„Oh, stopp! Die Besuchszeiten sind vorbei! Tut mir leid.“, sagte die Schwester am Eingang.

„Tut mir leid, ich kann nur zu dieser Zeit. Wenn Sie also gestatten?“, fragte der Mann.

Sie musterte ihn. Er trug einen langen dunklen Mantel und einen Hut, der das Gesicht verdeckte. „Zu wem wollen Sie denn?“, fragte sie skeptisch.

„Uchiha. Itachi Uchiha.“

„Uchiha? Einen Moment bitte, ich frage Schwester Miyo.“, sagte sie und griff zum Telefon. „Schwester Miyo, hier möchte jemand Uchiha Itachi besuchen. Er sagt, er kann nur zu dieser Zeit.“

Sie schaute zu ihm auf. „Er schläft schon.“

„Das ist egal.“

„Er sagt, das sei egal.“, gab sie an Schwester Miyo weiter. „Ja… okay. Ich sag es ihm.“

„Nun?“, hakte er nach.

„Schwester Miyo holt Sie gleich ab. Sie können zu ihm, aber nicht allzu lang.“, antwortete sie.

„Vielen Dank.“

Er wartete nicht lange, bis eine kleine Schwester auftauchte, die ihn ebenso skeptisch ansah, wie die Schwester am Eingang. Sie nickte ihm zu.

„Und sie können nur zu solchen Zeiten? Das ist aber ungünstig. Wie gesagt, der junge Uchiha schläft bereits.“, sagte sie zur Begrüßung.

„Das ist nicht schlimm.“, sagte er. Bring mich einfach nur zu ihm und hör auf hier rumzureden!

„Dann kommen Sie. Darf ich nach ihrem Namen fragen?“

„Der ist nicht wichtig. Er weiß Bescheid.“

„Okay, wie Sie meinen. Hier entlang.“, sagte sie und führte ihn einen Gang hinunter bis ans Fenster, wo sie stehen blieb. „Hier. Wie gesagt, er schläft bereits. Melden Sie sich bitte bei mir, wenn Sie wieder gehen, ich bin vorne.“

„Natürlich, danke, Schwester Miyo.“

Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Dass sie ihn aus den Augenwinkeln heraus beobachtete war ihm keinesfalls entgangen. Sein Auftreten wirkte absolut mysteriös und fast schon unheimlich, sodass er es ihr nicht verdenken konnte. Er öffnete behutsam die Tür und trat ein.

Itachi lag schlafend auf dem reinweißen Bett. Er lag dort, wie ein Engel. Was er wohl träumte?

Er kam näher und blieb neben dem Bett stehen.

Itachi blinzelte und wollte sich gerade umdrehen, als er erschrocken die Augen aufriss und den Schatten über sich anstarrte, der gerade seinen Hut ablegte.

„Kisame!“

„Hallo.“

„Was… was machst du hier?“

„Ich habe mitbekommen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Deshalb wollte ich dich besuchen und natürlich wissen, was passiert ist.“, gestand Kisame.

„Was passiert ist? Das weiß ich selbst nicht genau.“, sagte Itachi.

„Nicht?... Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?“, fragte Kisame und betrachtete besorgt Itachis verbundene Hand.

Itachi warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Daran bist du schuld, Kisame.“, sagte er ernst.

„Ich? Wie soll ich das verstehen?“, fragte Kisame überrascht und hockte sich neben ihn.

„Du bist gegangen.“, war Itachis einfache Antwort.

„Bitte? Ich? Wer wollte denn Distanz? Du!“

„Ja… Nein… Ich… Kisame, es ging mir nur um deine Sicherheit, deshalb wollte ich das! Hier geht es nicht um mich, sondern um dich! Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dich nicht verlieren will. Nicht so!“

Kisame warf den Kopf in den Nacken und nach einem Seufzen schaute er ihn wieder an. „Herrgott, was hat das jetzt mit deiner Hand zu tun? Ich versteh das grad nicht.“, fragte er.

„Als du weg warst, war ich wütend. Wütend auf mich selbst. Weil sich so dämlich war, genau das zu wollen! Ich… ich hab auf den Spiegel im Bad eingeschlagen und das Ergebnis siehst du ja hier.“

„Was, davon ist das? Wie konnte das passieren, dass du jetzt im Krankenhaus liegst?“

Itachi schaute ihn wehleidig an. „Mein Vater. Er weiß Bescheid. Er hat uns beobachten lassen, als wir in dem Restaurant waren. Er hat Fotos machen lassen. Und weil ich darüber so wütend war, hab ich mehr denn je trainiert. Außerdem hat mich Shisui herausgefordert. Er stellt Anspruch an die Clanfolge.“

Kisames Blick veränderte sich zusehends. Er war erschrocken, dass der alte Uchiha um die Beziehung seines Sohnes mit dem meistgesuchtesten Mörder der Reiche wusste.

„Na wunderbar… Wo sind die Fotos jetzt?“, fragte er sinnloserweise.

„Zu Hause, in meinem Schrank. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, was du hier machst! Du solltest nicht hier sein.“, flüsterte Itachi.

„Ich bin aber hier. Ich hatte einen Auftrag und muss etwas abgeben, bevor ich meinen zweiten Teil des Lohns bekomme. Da das ganz in der Nähe eures Anwesens war, dachte ich mir, ich schaue vorbei. Ich habe deine Mutter reden hören und dadurch erfahren, dass du hier bist. Ist es so verwerflich, dass ich dich besuche?“, fragte Kisame eindringlich.

„Nein… das ist es nicht… Kisame?“

„Ja?“

„Ich weiß nicht, wie ich mit meinem Vater umgehen soll. Er kommt morgen her und ich hab keine Ahnung, was ich ihm sagen soll.“

„Dann sagst du eben nichts weiter dazu.“, meinte Kisame sanft und beugte sich über ihn, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen und einen weiteren auf die Lippen zu legen.

Doch kurz vor Itachis erwartungsvollen Lippen stoppte er und lauschte.

„Was ist denn?“

„Da kommt jemand! Ich muss gehen, Itachi. Ich liebe dich!“, flüsterte Kisame hastig und rannte zum Fenster.

Im selben Moment flog krachend die Tür auf und Fukago stürmte mit seinem Trupp herein. Er drückte den Lichtschalter und Itachi vergrub das Gesicht unter den Armen, so grell war es.

„Hab ich dich endlich, du verdorbene Missgeburt!“, schrie Fukago den in der Flucht begriffenen Kisame an, der ihn starr vor Schreck anstarrte.

„Endlich! Hier kommst du nicht raus.“, knurrte Fukago und wandte sich dann an Itachi. „Gut gemacht Junge! Du bist ja doch zu was nütz! Wenigstens eine Taktik die funktioniert hat!“

Kisame schaute entsetzt zu Itachi, der sich gerade an das Licht gewöhnt hatte. Itachi sah seinen Vater ausdruckslos an und sah dann zu Kisame. Ihre Blicke kreuzten sich und Kisame wandte sich knurrend ab. Er schaute wutentbrannt zu Fukago und stürmte auf ihn los. „Du kriegst mich nicht!“

Bevor er sich endgültig durch die Meute geschlagen hatte, warf er Itachi noch einen wütenden Blick zu, dann rannte er hinaus und flüchtete in die Dunkelheit.

„Verflucht!“, schrie Fukago und fixierte Itachi dabei.

Itachi jedoch schaute durch seinen Vater hindurch. Fukago hatte es ausgereizt und dafür gesorgt, dass sein eigener Sohn auf der schwarzen Liste des meistgesuchtesten Mörders der Reiche gelandet war. Und er hatte dafür gesorgt, dass die Liebe die er erfahren durfte, geradewegs hasserfüllt geflüchtet war. Er hatte die Liebe kennengelernt, aber sie hatte nicht lange gedauert.

Fukago redete auf ihn ein, doch er hörte gar nicht zu. Das letzte was er verstand, war, dass seine Prüfung in den nächsten Tagen stattfand...

~*Intermission*~*Mitternachtsherz*~

Mitternachtsherz
 

Verschlossen ist, was so schön gewesen war

Vergraben ist, was so kurz nur Liebe war

Verbannt ist, was der Kopf noch immer will

Vergönnt ist, was gerade noch Vertrauen war

Doch die Flamme lodert weiter, unbeirrt und ohne Rast

Tief in der Seele züngelt das Feuer, zur Erinnerung an das was war

Das Herz, wie Winter ausgekühlt, so kalt

Frostige Wut macht sich breit, kälter noch als Eis

Die Sonne ist untergegangen, es wird immer kühler

Die Nacht, sie kommt und sie ist lang

Sterne glänzen und erinnern an die letzten Tage

Doch der Mond schürt die Kälte, so rein und weiß

So kalt das Herz jetzt auch ist

Es schreit, schreit nach der Liebe die es fühlte

Alles will es zurück haben, doch nichts kann es jetzt bekommen

Und wäre es nicht das Leben

Wäre das nicht die Liebe

Wann käme dann der Sonnenaufgang?

Und wann käme dann die Liebe zurück?

Eine schwierige Mission

Inzwischen waren 6 Monate vergangen. Itachi hatte seine Prüfung bestanden. Er hatte sie mit Auszeichnung bestanden, obwohl er noch nicht einmal richtig auskuriert war. Dies hatte ihm einen weiteren kurzen Aufenthalt unter den Fittichen von Schwester Miyo eingebracht. Durch das Bestehen seiner Prüfung hatte er auch Shisuis Begehren nach der Clanfolge wieder zerschmettert. Shisui hatte zwar ebenfalls bestanden, aber er hatte keine Auszeichnung erhalten. Das machte Shisui natürlich noch wütender als er damals schon gewesen war, als Itachi ihn trotz Schwächung besiegt hatte. Und was Itachis Vater betraf, so hatte dieser keine Reaktion auf die bestandene Prüfung gezeigt. Seine einzige Reaktion war ein Wutausbruch, als er erfuhr, dass Kisame ihm entkommen war. Das wiederum hatte Itachi für einige Wochen in Traurigkeit gestürzt, die er aber niemanden sehen und spüren ließ - er wusste, dass Kisame sich nicht mehr bei ihm blicken lassen würde.
 

Nun, nachdem diese Turbulenzen ganze 6 Monate zurücklagen, hatten die jungen Anbu ihren ersten Auftrag. In der Nähe der großen Brücke hatte man eine Leiche gefunden. Sie war bereits unkenntlich, doch es wurde gefordert, dass die Anbu die Umgebung nach möglicherweise noch vorhandenen Spuren absuchte.
 

„Das ist doch absurd! Was soll man denn nach einem halben Jahr noch finden?“, maulte Maki, der es ebenfalls in den Rang der Anbu geschafft hatte.

„Keine Ahnung, aber wenn die meinen, dass es etwas zu finden gibt, dann suchen wir halt.“, gab Itachi zurück.

Eigentlich dürfte es nichts zu finden geben und das wussten sie. Dennoch hatten sie sich loyal bereit erklärt, zu suchen.

Als sie ankamen, fanden sie den Fundort komplett geräumt vor. Es gab nichts, was nicht auf den ersten Blick verdächtig wirkte. Aber dafür waren sie ja ausgebildet. Zu finden, wo es nichts zu finden gab und zu kämpfen, wo andere versagten.

Maki wandte sich nach rechts. „Itachi, ich schau hier, du schaust da links.“

Itachi nickte und wandte sich nach links um die Büsche dort abzusuchen. Er wusste, dass er dort nichts finden würde, daher warf er nur kurz einen Blick dorthin und ging dann zurück. Ihm fiel der Weg auf, der beinahe ganz zugewachsen war. Die anderen, die die Leiche am Morgen bereits abgeholt hatten, waren von der anderen Seite gekommen. Aber vielleicht war der Mörder mit ihr ja diese Weg gegangen?

„Maki? Ich schau mir mal den Weg hier an!“, rief Itachi.

Maki schaute hinter einem Gebüsch hervor und suchte den Weg. Itachi deutete auf einen dünner bewachsenen Pfad und Maki nickte. Er ging darauf zu und schaute auf den Boden hinunter. Itachi versuchte zu finden, was nicht gefunden werden wollte. Und er sah auch nichts.

„Ich frag mich, was wir hier noch sollen. Hier gibt es nichts mehr. Die haben doch schon alles abgegrast, was soll hier noch sein?“, brummte Maki.

„Das wüsste ich auch ganz gerne, aber anscheinend glauben sie, dass beim ersten Angriff etwas übersehen worden sein könnte. Wie immer… Der hohe Rat traut unserer Polizei nicht und schickt die Anbu hinterher.“, gab Itachi zurück und fügte leiser hinzu: „Als wären unter den Anbu nicht auch Uchihas…“

„Itachi? Gehen wir, hier gibt es nichts mehr zu holen!“, sagte Maki nach ein paar Minuten.

„Wenn du meinst.“, antwortete Itachi und fuhr mit der Hand durch das vom Blut braun gefärbte Gras.

An einer Stelle spürte er etwas, dass sich keinesfalls wie Gras anfühlte. Es war weicher. Itachi griff in das Gras an diesem Punkt und zog einen grünen Stofffetzen aus der Erde.

„Maki! Warte! Ich hab was gefunden!“, rief er seinen Freund zurück.

„Tatsächlich? Also wurde doch etwas übersehen!“ Maki hüpfte durch die niedrigen Büsche heran und betrachtete gespannt Itachis Fund.

Itachi schaute sich den Fetzen genauer an und bemerkte, dass noch mehr unter der Erde sein musste. Die Risskante war frisch, die Fäden gerade aufgezwirbelt.

„Pack das ein, ich schau, ob etwas vergraben wurde.“, sagte Itachi und reichte Maki den Stofffetzen.

„Ja, danke… Dafür schuldest du mir was…“, maulte Maki.

„Wofür? Dass ich etwas gefunden habe und du nicht?“, fragte Itachi sarkastisch.

„Fürs einpacken…“

Itachi musste lachen. „Oje, so oft wie du etwas einpackst, müsste ich dir eine Woche lang Gefallen tun!“

„Täte dir mal gut darüber nachzudenken. Würde mich übrigens freuen, es gäbe da einiges was du für mich erledigen könntest.“, gab Maki grinsend zurück.

Itachi griff in den Sand und schaufelte ihn vorsichtig beiseite. Nachdem er einige Hände voll Sand auf einen kleinen Haufen geschaufelt hatte, sah er noch mehr von dem grünen Stoff mit dem ungewöhnlichen Muster. Er runzelte die Stirn. Dieses Muster, es kam ihm bekannt vor. So als hätte er es vor ein paar Jahren schon einmal gesehen. Oder war es gar nicht so lange her? Er kannte dieses Muster wirklich, aber woher? Bevor er noch länger darüber zu grübeln begann, grub er weiter und legte Stück für Stück die Reste eines eingegrabenen Reisebeutels frei. Er war leer, aber Itachi sah sowieso nur das Muster des grünen Stoffs.

„Hm. Wieso buddelt jemand einen Reisebeutel ein?“, fragte Maki in seine Gedanken hinein.

„Keine Ahnung, aber wenn ich nach der Liste gehe, die die Polizei erstellt hat von dem was hier gefunden wurde… Ich glaube nicht, dass wir noch mehr finden. Sie war eine Frau und mehr wie das, was auf der Liste stand und diesem Beutel glaube ich nicht, dass sie das alles alleine hätte tragen können.“, sagte Itachi.

„Bist du sicher?“

Itachi schaute ihn wissend an. „Ja bin ich. Denk doch mal nach! Einen Koffer und mehrere Beutel? Wie soll eine kleine Frau das denn alles allein tragen können?“

„Ok ok. Können wir dann gehen, wenn ich das auch noch eingepackt habe und du mir damit einen weiteren Gefallen schuldest?“

„Ja gehen wir.“, gab Itachi leicht genervt aber grinsend zurück.
 

Nachdem Itachi und Maki ihren Fund abgegeben hatten, trottete Itachi nach Hause. Er ging wortlos an seinen Eltern vorbei und hinauf zu seinem Zimmer. Genau wie er es seit 6 Monaten jeden Tag getan hatte. Er schloss die Tür hinter sich und sein erster Blick fiel auf das Foto von ihm und Haruna, hinter dem er ein Foto von Kisame versteckt hatte. Er ging darauf zu und holte es hinter dem Foto von sich und Haruna hervor. Es war eines der Fotos die heimlich von Tekka gemacht wurden. Er schaute es sich eine Weile an, dann schob er es wieder in den Rahmen hinter das eigentliche Foto. Wenn ich jetzt wüsste, wo du bist… Itachi seufzte und verbrachte den Rest des Tages damit, sich auszuruhen und kurz darauf einzuschlafen.
 

Der Hokage hatte von dem Vorfall bereits gehört und sich entschlossen, die Konoha-Polizei diesmal außen vor zu lassen. Es missfiel ihm, dass sie sich überall einmischten. Er hatte bereits Iruka Umino und Kakashi Hatake sowie noch ein paar weitere Jonin hinzugezogen um den Fall zu besprechen.

Iruka kam als letzter hinzu und trug etwas in den Raum, dass er vorsichtig auf den Tisch in die Mitte legte.

„Was ist das?“, fragte der Hokage.

„Das wurde gerade von den Anbu abgegeben. Sie haben doch noch etwas am Fundort entdeckt.“, antwortete Iruka.

„Ah gut. Du weißt noch nicht, was es ist?“

„Sieht wie ein Reisebeutel aus und das meinte der junge Uchiha auch.“, berichtete Iruka.

„Stimmt. Sieht sehr danach aus.“, fügte Kakashi hinzu.

Der Hokage betrachtete die Reste des Beutels genauer. „Hmm… Das ist ein Reisebeutel. Aber dieses Muster… das ist doch irgendwie ungewöhnlich.“, murmelte er.

„Wie meinen Sie das, Hokage?“, fragte Kakashi.

„Nun ja, normalerweise bekommt man diese Dinger doch mit dem Standardmuster zu kaufen. Ich kenne nur wenige Menschen, die sich diese Beutel selbst schneidern. Und sogar die selbstgeschneiderten sind meistens einfarbig.“, erklärte der Hokage.

Iruka schaute auf den erdbeschmutzten Beutel und betrachtete das ungewöhnliche Muster. Es waren kleine Schwäne und längliche Blüten. Es wäre ein schönes Muster gewesen, wenn da nur nicht die Erde wäre.

In dem Moment öffnetet sich die Tür hinter dem Hokage und ein junger Jonin kam herein. „Hokage?“

Brummend wandte sich der alternde Mann um und schaute den Jungen fragend an. „Was wisst ihr?“

„Noch nicht viel. Die Leiche ist weiblich. Lag schon mehrere Monate dort, ungefähr ein halbes Jahr. Keine Anzeichen von-“

Iruka musste plötzlich würgen und Kakashi sprang auf um ihn zu halten, da er schon schwankte. „Alles in Ordnung, Iruka? Willst du rausgehen?“, fragte Kakashi.

Iruka schüttelte den Kopf, schob Kakashi von sich weg und setzte sich wieder. „Schon in Ordnung, ich hab nur eine sehr bildhafte Vorstellungskraft.“, sagte er.

„Oh, nun…“, murmelte der Hokage und wandte sich dann nickend an den jungen Jonin.

„Den Teil können die Herren sich denken…“, räusperte sich der junge Jonin.

„Ich bring ihn raus.“, sagte Kakashi plötzlich, nahm Iruka am Arm und führte ihn hinaus.
 

Draußen lehnte Kakashi Iruka an die Wand. Die kühle Nachtluft strich Iruka in den Nacken und ließ ihn frösteln.

„Ist wirklich alles in Ordnung? Du siehst aus wie eine Kalkwand!“, sagte Kakashi.

Iruka ließ erneut ein würgendes Geräusch hören. „Ich hab doch schon gesagt, warum.“, keuchte er.

„Wirklich? Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen…“

Iruka bedachte ihn mit einem grimmigen Blick. „Du bist eben anders als ich. Für dich stellt es ja kein Problem dar, sowas zu hören. Für mich schon!“

„Ja ist ja gut. Jetzt beruhig dich wieder und dann lass uns zurückgehen. Der Hokage wartet auch nicht ewig.“

„Wie freundlich von dir…“, schnaubte Iruka und taumelte zum Geländer.

„Iruka…“, seufzte Kakashi.

Iruka schaute zum Himmel auf. Der Mond war von dicken dunklen Wolken verdeckt. Es würde bald regnen. Der Aufruhr in seinem Magen legte sich allmählich wieder, während er die frische kühle Luft einatmete. Dann wandte er sich wieder Kakashi zu.

„Kakashi, was wird das?“, fragte Iruka.

„Was meinst du?“

„Erst bist du besorgt, bringst mich raus und dann fährst du mich an?“ Iruka schaute ihn fragend an.

Kakashi schnappte nach Luft, dann schaute er ihn an. „Entschuldige bitte, dass ich mich um dich sorge! Und nebenbei noch daran denke, dass der Hokage da drin auf uns wartet!“, rechtfertigte er sich.

„Schön, dann musst du mich doch nicht anfahren.“

„Iruka, so hab ich das aber nicht gemeint.“ Kakashi tat einen Schritt auf ihn zu.

„Kann sein, aber es klang so.“

Kakashi musste schmunzeln und legte Iruka eine Hand auf die Wange. „Weißt du eigentlich wie …“

Iruka schaute erschrocken auf. „Wie…?“

Kakashi rückte noch ein Stück näher und flüsterte: „…wie süß du bist, wenn du schmollst…“

„Ah… Lass uns wieder reingehen!“, japste Iruka.

Kakashi lachte leise. „Ja gut… gehen wir wieder rein. Aber nur, wenn es dir besser geht.“

Iruka räusperte sich.

„Muss ich nachhelfen, damit es dir besser geht?“, fragte Kakashi flüsternd.

„Nein, ich halt das schon aus.“, entgegnete Iruka und entwand sich Kakashis Nähe. „Da kannst du dich später drum kümmern.“, fügte er leise hinzu und wollte gerade die Klinke hinunterdrücken.

Kakashi war sofort hinter ihm. „Gerne, Iruka. Dann lass uns wieder reingehen.“, hauchte er und folgte Iruka zurück zum Hokage.
 

„Aber ihr wisst noch nicht, wer sie ist?“, fragte der Hokage.

„Nein, leider noch nicht. Das wird noch etwas dauern. Ich denke, das können wir morgen erst sagen.“, antwortete der Jonin.

Der Hokage nickte und wirkte gleich nochmal so alt, wie er eigentlich war. „Gut, dann geh jetzt. Es ist spät.“, sagte er ruhig und wandte sich wieder Iruka und Kakashi zu, die gerade wiedergekommen waren.

„Und? Neues?“, fragte Kakashi.

„Nicht wirklich. Wir wissen noch nicht, wer sie ist. Nur dass die tödlichen Wunden gerissen sind. Das könnte ein Anfall von einem Tier gewesen sein. Aber daran glaube ich nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass da mehr dahinter steht… Viel mehr als uns lieb ist…“

Iruka und Kakashi schauten ihn stirnrunzelnd an. „Wie meinen Sie das denn?“

„Ich hab nur ein ungutes Gefühl… Geht nach Hause, es ist immerhin weit nach Mitternacht.“

„Wenn Ihr meint…“, sagte Kakashi und drückte Iruka sanft die Schulter, damit er sich in Bewegung setzte.

„Ja ja geht ihr nur, ich schau sie mir noch kurz an. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“, murmelte der Hokage.

Kakashi spürte ein Zucken in Irukas Schulter, wünschte dem Hokage noch hastig eine gute Nacht und schob ihn dann eilig hinaus. Und keine Sekunde zu spät, denn Iruka hängte sich sofort über das Geländer.

„Also einen Kuss kriegst nicht eher, bis du zu Hause bist…“, maulte Kakashi.
 

Der Hokage erhob sich schwerfällig. Was geht hier nur vor? Dieses Muster auf dem Beutel... die kleinen Schwäne… Ich kenne außer ihr niemanden, der das kann. Und ich hoffe nicht, dass sich meine Befürchtungen bewahrheiten… Er trottete hinaus auf den Gang und suchte den Raum, den der junge Jonin und sein Meister beanspruchten. Irgendwo am Ende des Ganges fand er ihn und trat unaufgefordert ein.

Sofort sprang der Meister auf. „Um Himmels Willen, Hokage, was machen Sie denn hier?! Sie dürfen hier nicht sein! Sie wissen doch-“

„Meine Güte, so hör doch auf mit dem Geschwafel. Das ist nun wirklich überaltert! Sag mir lieber, wie weit ihr seid.“, begrüßte der Hokage ihn leicht bissig.

„Also Sarutobi, das weißt du bereits. Kazu hat es dir eben erst gesagt. Kannst du bitte wieder gehen, damit wir hier unsere Arbeit weitermachen können. Du wirst morgen erfahren, wer sie ist! Entschuldige, war.“

Knurrend machte der Hokage auf dem Absatz kehrt und trottete in seine Gemächer.
 

Itachi schlug erschrocken die Augen auf. Er hatte von Kisame geträumt. Wie so oft. Und wie in fast jedem Traum hatte auch dieser damit geendet, dass Kisames hasserfüllter Blick ihn traf wie ein Kanonenschlag.

Er setzte sich schwerfällig auf und schaute zum Fenster. Der Mond schien herein und erhellte sein Bett. Itachi seufzte schwer und kroch zum Fensterbrett, wo er hinausschaute. Bis auf wenige Male saß er jeden Abend hier und wartete auf das vertraute Klappern kleiner Steinchen am Glas. Seither war Kisame jedoch nie wieder aufgetaucht. Itachi hatte sich noch nicht ganz damit abgefunden. Er wartete immer noch auf den Fischmenschen. Schließlich hatte Kisame ihm auf einer gewissen Art sogar den Tod angedroht, sollten sie sich trennen. Einfach nur, weil Itachi ihn kannte und dies Kisame gefährlich werden konnte. Dennoch… Er weiß doch, dass ich ihn nie verraten würde… Ich hoffe, dass er es weiß…

Itachi legte die Hand ans kalte Glas und starrte den Mond so lange an, bis das gleißende Weiß ihn zu blenden begann. Er kniff die Augen zusammen und legte sich wieder hin. Er spürte die heißen Tränen und redete sich ein, dass sie davon kamen, dass er sich vom Mond hatte blenden lassen.
 

Kisame trat an den Ausgang der Höhle. Der Mond schien in den Gang hinein, doch er versuchte, nicht ins Licht zu treten. Er wusste, dass man ihn wieder suchte. Er wurde ständig gesucht. Und da der alte Uchiha ihn gesehen hatte, nutzte es ihm gar nichts, dass er seinen Umhang trug und den Hut um sein Gesicht zu verdecken. Der Alte hatte den Umhang gesehen und für Kisame war es nicht ganz so einfach einen neuen Umhang zu bekommen. Gerade als er wieder an den alten Uchiha dachte, den er seit 6 Monaten am liebsten sofort töten wollte, musste er unweigerlich an Itachi denken. Was sollte das nur an dem Abend? War das alles mit Itachi nur ein abgekartetes Spiel? Hat dieser alte Sack den Jungen auf mich angesetzt? … Nein, nein das kann ich mir nicht vorstellen! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Itachi mir das alles nur vorgemacht hat! So ist er nicht…

Knurrend trabte er in seine Höhlenversteck zurück. Wütend schleuderte er einen Topf gegen die Höhlenwand, der mit einer großen Delle scheppernd zu Boden fiel. „Verflucht! Die Krähen sollen den alten Teufel holen!“, fluchte er und trat den zweiten Topf gegen die Wand. Gleich darauf rammte er seine eigene Faust gegen den Fels und ließ sich von dem Blut nicht stören, das sofort aus den aufgeplatzten Kratzern rann.
 

„Aauuu….“, jammerte Iruka am Morgen, als Kakashi ihn sehr früh geweckt hatte.

„Herrje, was jammerst du denn?“, fragte Kakashi und stellte eine Schale Tee neben Irukas Kissen ab.

„Das fragst du noch?“, brummte Iruka.

Kakashi grinste breit und nippte an seiner Schale. „Du kennst mich doch. Was hast du erwartetet?“

„Etwas mehr Einfühlungsvermögen!“, fauchte Iruka.

Kakashi lachte laut bevor er antwortete: „Aber gefallen hat es dir trotzdem! Trink aus und zieh dich an, der Hokage erwartet uns.“

Iruka knurrte leise, trank aus und verschwand, um sich anzuziehen. Es war ungewohnt, dass der Hokage so früh schon zum Dienst rief, wenn sonst nichts los war. Schließlich ging es hier um einen Mordfall nicht um einen Angriff auf das Dorf.

Es dauerte nicht lange, bis Kakashi und Iruka auf den Hokage trafen, der sie in den Besprechungsraum für diesen Fall führte.

„Warum schon so früh heute?“, fragte Kakashi.

„Wir erfahren gleich, wer sie war.“, sagte der Hokage kurz angebunden.

„Gut, dann kann es bald weitergehen.“, fügte Iruka hinzu.

„Das will ich hoffen.“, brummte Sarutobi, als der junge Jonin vom Vortag den Raum betrat.

Er schaute betreten drein und blickte den Hokage direkt an. „Hokage… Der Doktor bat mich, sie zuerst zu informieren. Nur sie.“, sagte er.

Der alte Mann zog eine Augenbraue hoch und bat ihn zu sich. „Flüstern Sie. Kakashi und Iruka müssen es sowieso noch erfahren.“

Iruka schaute Kakashi fragend an und der zuckte nur mit Schultern.

Der junge Jonin trat näher zum Hokage und flüsterte ihm das Ergebnis der Untersuchungen ins Ohr.

Kakashi und Iruka beobachteten die Reaktion des Hokage und waren mehr als überrascht, als dieser entsetzt die Augen aufriss und sie dann sofort finster zusammenkniff.

„Geh!“, forderte er und wartete, bis der Jonin verschwunden war. Er stand nur da und starrte einen Moment auf dem Boden. „Das glaube ich einfach nicht! Unfassbar! Das kann einfach nicht wahr sein!“, begann er zu fluchen.

Kakashi trat vor. „Hokage?“

Der alte Mann schaute finster zu Kakashi. Dieser schaute ihn fragend an und Iruka schaute zwischen beiden hin und her. Was geht hier vor?

„Bringt mir diesen verfluchten Mörder her!!“, forderte der Hokage wutentbrannt und lautstark.
 

Als Itachi am Morgen die Augen aufschlug fühlte er sich wie gerädert. Fast so als hätte er gar nicht geschlafen. Immerhin fiel ihm wieder ein, dass er eigentlich gar nicht so früh aufstehen musste, da er heute einen freien Tag hatte. Trotzdem stand er auf und zog sich an. Er hatte sich kurzerhand überlegt, einen buddhistischen Tempel zu besuchen. Vielleicht würde er dann etwas zur Ruhe kommen. In letzter Zeit hatte ihn Kisame wieder öfter beschäftigt, als es ihm seit diesem Tag im Krankenhaus lieb war.

Seufzend warf er einen Blick auf das Foto von ihm und Haruna hinter dem er das Foto von Kisame versteckt hatte. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm es, wie am Abend zuvor in die Hand, um das versteckte Bild hervor zu holen. Er schob das kleine Bild ein Stück hervor und merkte plötzlich, dass er etwas anderes mitzog. Er drehte den Rahmen um und sah, dass das Bild von Haruna noch an der gleichen Stelle war, wie vorher. Dann drehte er es wieder um und zog weiter an dem Bild von Kisame und dem, was er dabei mitzog. Als er beides in der Hand hielt entdeckte er auf der Rückseite von Harunas Foto einen handgeschrieben Satz. Er erkannte sofort die Schrift der hübschen jungen Haushälterin.
 

»Mein lieber kleiner Itachi. Ich habe dir hier einen Brief hinterlegt. Wenn du ihn liest, bist du bestimmt schon älter - wenn nicht sogar erwachsen. Es wird dir sicher einiges erklären, vielleicht wirst du auch nicht alles verstehen, aber du kannst immer zum Hokage gehen. Er wird dir alles erklären können, was du vielleicht jetzt noch nicht verstehst. In Liebe, Asagiri Haruna«
 

Itachi betrachtete die Zeilen einen Moment ungläubig. Was sollte sie ihm denn erklären? Und was zum Teufel hatte der Hokage damit zu tun? Verständnislos legte er das Bild von Kisame auf sein Kissen und schaute sich den kleinen filigranen Brief an. Der Brief war versiegelt, aber das blutrote Siegel war an einer Stelle leicht angebrochen. Itachi machte sich noch keine Gedanken darüber, bestimmt war das Siegel nur angeknackst, weil es vielleicht schon mehrere Jahre in dem Bilderrahmen gesteckt hatte. Er öffnete den Brief und faltete ihn behutsam auseinander, da das Reispapier auf dem der Brief geschrieben war unheimlich dünn war. Auch hier erkannte er Harunas Schrift und begann zu lesen:
 

»Mein lieber Itachi,

ich weiß nicht, wann du diesen Brief lesen wirst, aber ich glaube, dass du bestimmt schon fast erwachsen bist. Und ich hoffe, dass du das, was du gleich erfahren wirst, auch verstehen kannst.

Es nicht leicht für mich darüber zu sprechen. Und schon gar nicht, es dir zu berichten. Aber damit du verstehen kannst, musst du es erfahren. Ich hoffe, dass viele Dinge dann für dich leichter werden. Ich glaube nicht, dass du es zur Zeit leicht hast. Dein Vater ist ein einfach zu durchschauender und einzuschätzender Mann wenn man ihn nur gut genug kennt. Und ich kenne ihn gut genug um einschätzen zu können, dass er dich nicht so behandelt, wie er es wohl sollte. Ich hoffe nur, dass es dir nicht schadet. Dass du nicht zu stark zu leiden hast, denn es ist wohl nicht einfach, sich ihm bedingungslos unterzuordnen. Ich muss das tun, denn ich bin nur das Hausmädchen dieser Familie.

Und ich bin es doch nicht ganz. Denn dein Vater kann mir meine Gefühle nicht vorschreiben. Meine Empfindungen sind sicher nicht mehr das, was sie einmal waren, aber ich empfinde immer noch etwas. Und dafür bin ich auch dankbar. Denn wenn es dich nicht gäbe, würde ich nichts mehr empfinden können. Ich würde wohl nur stur meine Arbeit erledigen und für diese Familie mein eigenes Leben völlig zurückstellen. Ich kann aber nicht, weil ich weiß, dass es dich gibt. Du erinnerst mich daran, dass es auch noch ein Ich gibt. Ein Ich und einen Grund hier zu sein. Dich.

Ich weiß, du verstehst mich nicht. Aber wissen musst du es einfach. Du sollst wissen, was dein Vater getan hat. Es war sicher nicht unehrenhaft von ihm, so zu handeln wie er gehandelt hat. Aber es war dennoch ein großer Fehler. Ich möchte nicht hoffen, dass er daraus noch schwerwiegende Konsequenzen zu ziehen hat, wenngleich er sie verdient haben sollte. Du wirst es wohl bis heute noch nicht wissen, doch die Herrin, Uchiha Mikoto, hatte bei ihrer ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt. Aber dennoch gibt es ein Kind. Ein Kind, das kurz nach ihrer Niederkunft geboren wurde. Ein Kind, das den Eltern ähnlich sieht. Es gehört zur Familie und es gehört doch nicht dazu. Es ist ein Uchiha, aber er ist es auch nicht. Es gibt eine Geburtsurkunde und es gibt sie doch nicht.

Ich weiß, du verstehst es immer noch nicht. Und hier kommt dein Vater ins Spiel. Er wusste von Anfang an, das Mikoto eine Risikoträgerin war. Die Ärzte hatten von Anfang an gesagt, es könne genauso gut schiefgehen. Warum, das weiß ich auch nicht, aber Fukago wusste es. Und Fukago ist ein Mann der Tat. Wenn er eine Chance sieht, dann nutzt er sie. Er hat sie gesehen und dann gab es einen Uchiha-Sohn. Er hat seine Chance und die Situation schamlos ausgenutzt. So ist er nun einmal.

Nun fällt mir aber gerade ein, dass ich nicht sicher sein kann, dass auch wirklich du, Itachi, diesen Brief liest. Also überlasse ich es nun dir, Itachi, zu verstehen, was ich damit sagen möchte. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du immer zum Hokage gehen. Sarutobi wird dir alles genau erklären können, was du hier jetzt nicht begreifen konntest. Auch wenn du ein Uchiha bist und ich weiß, wie sehr er die Uchihas verabscheut. Für dich wird er immer ein offenes Ohr haben. Darauf kannst du dich verlassen.

Sei gewiss, dass ich dich sehr liebe – Haru‘«
 

Itachi ließ den Brief sinken. Was… will sie damit sagen? Er betrachtete die Zeilen einen Moment. Haruna hatte eine schöne Schrift, so geschwungen und kunstvoll. Aber die Worte die auf dem feinen Papier standen, ergaben noch keinen Sinn für ihn. Sie sagte, er müsse es wissen, aber ob er es verstehe… das wüsste sie nicht. Aber wie sollte er denn das auch verstehen? Sie hatte in einem einzigen Rätsel geschrieben – und seinen Vater für etwas angeklagt, dass er jetzt noch nicht verstand.

Itachi faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein. Er brauchte Luft, er musste rausgehen. Eilig lief er die Treppen hinunter und an seinen Eltern vorbei hinaus.

„Wo willst du hin?“, brüllte sein Vater ihm nach.

„Irgendwo hin!“, war Itachis Antwort.

„Du gehst nirgendwo hin! Du hast noch Training!“, fauchte Fukago.

Itachi drehte sich abrupt zu ihm um. „Ich hab dafür gerade keinen Kopf, Vater! Entschuldige bitte!“, sagte er und verschwand aus Fukagos empörten Blick.

„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, fluchte dieser laut und zog sich einen gleichgültigen Blick von Mikoto zu.
 

Itachi lief eher ziellos durch die Straßen von Konohagakure. Die Menschen um sich herum nahm er nicht wirklich wahr. Er wusste nicht, wohin er ging. Erst als er vor einem Tempelbogen stand und diesen leeren Blickes ansah. Was wollte Haruna ihm nur sagen?

Unentschlossen setzte er den Fuß auf das Tempelgelände und entschied sich dann sich den Tempel einfach anzusehen. Vielleicht konnte er hier ja sogar Antworten finden. Er lief langsam die geschlungenen Wege entlang zu der kleinen Pagode in der Ferne. Immer wieder standen am Wegesrand auf kleinen Steinen buddhistische Weisheiten. Er las jede einzelne und so brauchte er fast zwei Stunden bis er die Pagode erreicht hatte. Sie sah nur von weitem klein aus. Als er jetzt vor ihr stand, war er erstaunt dass sie doch mehrere Stockwerke hatte. Jedoch befand sich der heilige Tempel mit der einfachen Buddha-Statue im ebenen Teil der Pagode. Darüber mussten das Lager mit den Blumen und Weihrauch sein sowie die Räume der Mönche.

Itachi betrat leise den Tempel und blickte sich um. Er war einfach gehalten. Auf dem Altar saß ein steinerner Buddha der anscheinend mit etwas Goldstaub belegt war, um seine Füße lagen mehrere hundert Lotusblüten und an den Wänden hingen orangefarbene Blütengirlanden. Itachi ging noch ein paar Schritte auf den Buddha zu, blieb vor ihm stehen und betrachtete ihn einen Moment. Was will Haruna mir sagen? Was hat mein Vater getan? Was hat sie damit zu tun? Und was soll das Ganze mit dem Uchiha und doch nicht Uchiha? Was meint sie? Seufzend senkte er kurz den Blick, dann schaute er sich den Buddha wieder an. Irgendwie sieht die Statue eher so aus als wäre der Stein der Staub und darunter wäre Gold… Das kann nicht sein. Der Buddha hier wäre bekannt, wenn er aus Gold wäre… Uchiha und doch kein Uchiha… was soll das heißen? Wen meint sie? Mich? Bin ich etwa kein Uchiha? Oder eher kein richtiger Uchiha? … Mikoto hat ihr Kind verloren, wenn ich das richtig verstanden habe, aber es gab dennoch ein Kind… Was soll das heißen?

Plötzlich wurde Itachi aus seinen Gedanken gerissen, als neben ihm ein leises, tiefes Murmeln ertönte. Erschrocken drehte er sich um und sah sich dem Hokage gegenüber.

„Hokage!“, japste er und neigte seinen Kopf zum Gruß.

„Itachi Uchiha? Was machst du hier?“, fragte der alte Mann und fixierte ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Wut.

„Ich… ich muss nachdenken… Warum fragt Ihr?“, antwortete er.

„Mach dich sofort auf den Weg! Ich habe Kakashi und Iruka bereits losgeschickt. Sie sollen ihn finden! Sie sollen Harus Mörder finden!“, sagte der alte Hokage voller Bitterkeit.

Itachi sah ihn einen Moment verwirrt an, dann verließ er hastig das Tempelgelände. In Windeseile hatte er den Ausgang der Anlage erreicht und stürmte durch die Gassen von Konohagakure zum Sammelplatz der Anbu. Dort standen bereits Kakashi, Iruka, Maki und noch einige andere, mit denen Itachi eher selten zusammenarbeitete.

„Wo zum Teufel warst du? Wir müssen los, wir haben keine Zeit zu verlieren!“, schimpfte Kakashi los.

Iruka schaute Kakashi beflissen an, so als wollte er sagen, dass Schreien nicht sein musste, verkniff sich die Worte aber. Maki hingegen nickte Kakashi zustimmend zu, so wie die anderen auch.

„Tut mir leid, ich wusste es noch nicht. Der Hokage hat es mir eben gesagt.“, antwortete Itachi als Entschuldigung.

„Der Hokage?“, fragte Kakashi verdutzt.

„Ja, der Hokage. Er hat mich in der Tempelanlage gefunden.“, erklärte Itachi.

„Nun gut, lassen wir das Gerede! Brechen wir auf. Itachi, du und Maki bildet die Nachhut! Ich und Iruka gehen vor und ihr zwei haltet euch in der Mitte! Wir durchforsten den Wald.“, sagte Kakashi.

„Den Wald? Ist das nicht schon zu spät dafür? Ich denke sie ist mehrere Monate tot?“, fragte Itachi.

„Ja mag sein. Aber er wurde gesehen. Deswegen suchen wir ihn jetzt!“, gab Kakashi zurück.

Dann winkte er kurz und der Trupp machte sich auf in den Wald. Itachi folgte ihnen, aber er konnte sich nicht erklären, was das nützen sollte. Ja, er wusste ja nicht einmal, wen sie eigentlich suchten. Sie jagten durch den Wald und er hörte kein einziges Wort. Nicht einmal Maki sagte etwas. Sie hielten links und rechts Ausschau doch er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken.

„Wen suchen wir eigentlich?“, fragte Itachi gereizt.

„Was wohl, einen Mörder natürlich!“, fauchte Maki.

„Und was ist mit dir los?“

Maki warf ihm einen undeutbaren Blick zu, antwortete aber nicht darauf.

„Ja, vergiss es!“, knurrte Itachi und schaute wieder nach links und rechts.

Maki murmelte etwas Unverständliches und legte dann etwas an Tempo zu, sodass Itachi nach hinten abfiel. Itachi schüttelte grimmig den Kopf.

Er ließ sich noch ein Stück weiter abfallen, doch plötzlich wurde er gepackt und vom Pfad weg in den Wald hinein geschleudert. So schnell wie es geschah, konnte er nicht reagieren. Und als er dann noch mit dem Kopf gegen einen Ast prallte, wurde ihm für ein paar Sekunden schwarz vor Augen…
 

„…Hmmm… Was war das denn?“, murmelte Itachi, als er wieder aufwachte.

„Das war ich!“, war die brummige Antwort.

Itachi öffnete langsam die Augen, doch er sah noch leicht verschwommen, sodass er seinen Gegenüber nicht gleich erkennen konnte.

„Was wird das Ganze hier?“, fauchte die Stimme über ihm.

Langsam erkannte Itachi ihn und riss beinahe entsetzt die Augen auf. „Kisame?!“

„Wen hast du erwartet? Buddha?“, fragte Kisame mit einem fast höhnischen Unterton.

„Was machst du hier?“, fragte Itachi verwirrt.

„Das sollte ich dich fragen! Was macht ihr hier eigentlich?“

„Wir suchen einen Mörder!“, entgegnete Itachi und im selben Moment setzte sich in seinem Kopf ein Denkprozess in Bewegung. „Wir haben vor kurzem eine tote Frau gefunden und suchen jetzt den Mörder. Ich hab keine Ahnung, wen wir eigentlich suchen, aber so wie du dich verhältst gerade, könnte man meinen, dass du es warst.“

„Ich? Woher wollt ihr das wissen?“

„Ich sagte, ich weiß es nicht! Die anderen werden es wissen.“, entgegnete Itachi und merkte, dass seine Gereiztheit von eben wiederkehrte.

„Ach und das sagt man dir nicht? Was ist das denn?“, fauchte Kisame.

Itachi antwortete nicht darauf. Kisames Art war für ihn gerade mehr als verwirrend. Dieser Wald wurde durchsucht, seine Anbu-Kollegen waren gerade nicht gut gelaunt und zu allem Überfluss hatte Kisame ihn geschnappt und auch eine nicht gerade gute Stimmung. Man konnte schon sagen, dass er Itachi regelrecht anfuhr.

„Worum geht es noch gleich?“, fragte Kisame und sein Interesse war jetzt zu bemerken, statt der Rage.

„Was?“

„Worum es geht!“

„Hier? Hab ich gerade gesagt. Es wurde eine Frauenleiche gefunden die schon mehrere Monate tot ist. Dass sie jetzt erst gefunden wurde erstaunt mich auch. Das war ein fast öffentlicher Ort. In der Nähe der großen Brücke.“, erzählte Itachi.

Kisame zuckte unmerklich zusammen. „Bei der Brücke?“, hakte er nach.

„Ja bei der Brücke.“

Kisame sagte nichts weiter dazu.

„Und der Hokage scheint ziemlich sauer zu sein.“, fügte Itachi hinzu.

„Der Hokage?! Na wunderbar…“, maulte Kisame. Da sitz ich ja so richtig tief in der Scheiße!

Itachi runzelte die Stirn. „Was ist eigentlich los? Du benimmst dich so komisch.“

„Ich benehme mich nicht komisch! Ich find es nur nicht lustig, dass ihr eine groß angelegte Fahndung durchführt! Ich will auch irgendwo bleiben!“, fluchte Kisame.

„Ich dachte du wärst weggegangen. Nachdem…“, meinte Itachi und seine Stimme wurde leiser und tiefer.

Kisame schluckte schwer, Itachis tiefere Stimme ließ ihn erschaudern. Er schüttelte den Kopf. „Wo hätte ich denn hingehen sollen? Kannst du mir das mal erklären? Erinnerst du dich? Ich werde landesweit gesucht! Hast du das vergessen?“

„Nein, das hab ich nicht vergessen. Aber ich dachte, du könntest dich überall verstecken.“

„Meine Güte ja, aber im Moment geht das eben nicht.“

„Warum nicht?“, fragte Itachi spitz. Er ahnte schon, dass Kisames Antworten eher Ausflüchte waren.

„Warum? Was soll das Gefrage? Willst du mich verhören und deinem Vater vorsetzen?“, raunte Kisame wütend.

„Was?? Wie kommst du denn jetzt darauf? … Sag mal, was willst du eigentlich von mir?“

Ich will dich! „Ich will, dass du diese Typen jetzt auf eine andere Fährte lockst! Ich will hier nicht gefunden werden! Lass mich ausreden, Itachi Uchiha!“

Itachi hatte dazu angesetzt, etwas zu entgegnen, doch er ließ die Luft wieder raus und wartete auf Kisames Fortführung.

„Ich will dich heute Abend sehen! Wir haben da ein paar Dinge zu klären!“

Itachi war jetzt völlig verwirrt. „Was?“

„Du hast mich richtig verstanden! Bring die anderen auf eine falsche Fährte und dann will ich dich heute Abend sehen! Ich hab jetzt lange genug gewartet!“

„Gewartet? Wozu? Um mir die Rechnung zu geben, für das was passiert ist?“, zischte Itachi.

Kisames Hand schlug hart gegen den Baumstamm gegen den Itachi noch immer lehnte. „DAS… überleg ich mir noch.“, fauchte er grimmig.

Itachi funkelte ihn an. „Dann überleg. Auf meinem Mist ist das Ganze nicht gewachsen! Ich warte nur noch darauf, dass du deine Drohung wahr machst!“

Kisame ließ die Finger über die Rinde kratzen. „Wir sehen uns!“, knurrte er und verschwand.
 

Itachi saß noch einen Moment völlig verdattert am Baum, dann rieb er sich am Hinterkopf die Stelle mit der er den Ast erwischt hatte. Er prüfte, ob er eine Wunde hatte, doch seine Hand war sauber und trocken. Es tat nur weh und würde ihm sicherlich noch ordentliche Kopfschmerzen bereiten. Mühsam stand er auf und wollte sich auf den Weg machen, entschied allerdings einen Moment zu warten, da sich beim Aufstehen erst einmal alles bei ihm gedreht hatte. Er atmete einen Moment durch, dann setzte er sich in Bewegung, um die anderen wieder zu finden. Er jagte durch den Wald hindurch und fand nach einer Weile Maki wieder, der inzwischen den Abstand zu den zwei anderen verringert hatte.

„Maki!“

Maki wandte sich zu ihm um. „Wo warst du?“, blaffte er.

„Egal. Wir brauchen hier nicht weiter zu suchen. Ich hab Spuren gefunden, die schon mehrere Monate alt sind. Lassen wirs. Wo sind Kakashi und Iruka?“

„Da oben!“, antwortete Maki und deutete einen Berghang hinauf.

Itachi folgte seiner Deutung und er musste unweigerlich schlucken. Dort oben hatte Kisame ihn in ein kleines Versteck geführt. Hoffentlich gab es dieses jetzt nicht mehr, auch wenn es ebenfalls mehrere Monate her war.

„Wir haben bis jetzt noch gar nichts gefunden. Vielleicht finden die ja da oben was.“, meinte Maki.

„Meinst du…“, sagte Itachi seufzend.

„Hoffentlich. Der Hokage hat wohl ganz schön getobt, sagt Iruka.“

„Oh… so schien er mir auch. Er hat mich auch ganz schön angefahren, um mir zu sagen, dass der Täter gesucht werden soll und was ich eigentlich noch im Tempel mache.“

Itachi sah zum Hang hinauf. Was er gerade gesagt hatte, hatte er nicht einmal selbst so richtig wahrgenommen. Seine Aufmerksamkeit war auf den Hang gerichtet, in der Hoffnung dass Kakashi und Iruka dort gar nichts finden würden.

Nach weiteren zehn Minuten, die vergangen waren, als wäre es eine Stunde, kamen die beiden wieder zur Gruppe zurück.

„Und?“

„Nichts, nur die Reste eines Zeltes und das beweist noch gar nichts.“, berichtete Kakashi.

Itachi atmete unmerklich erleichtert aus.

„Schade. Itachi sagte gerade, er hat Spuren gefunden, die sind aber schon Monate alt. Er meint, wir können aufhören, zu suchen. Hier gäbe es nichts mehr.“, sagte Maki und sah dabei Itachi an, als wäre er nicht fähig die Dinge zu sehen, wie sie jetzt waren.

„Hm. Scheint wohl so, dass wir hier kein Glück haben.“, sagte Kakashi nachdenklich.

„Vielleicht ist er ja über die Brücke ins nächste Reich geflohen. Wir sollten dort morgen suchen.“, schlug Itachi vor und hoffte, dass es etwas brachte.

Sie sahen ihn allesamt an.

„Das wäre eine Möglichkeit…“, dachte Iruka laut.

„Das ist ehrlich gesagt sogar logisch! Was sollte der Kerl noch hier, der hat sicher längst gemerkt, dass er gesucht wird!“, sagte Kakashi. „Gute Idee. Es wird langsam auch dunkel, also machen wir das morgen.“

„Gut, dann lasst uns zurückgehen.“, gab Itachi zurück.

„Geht nach Hause, ich werde dem Hokage Bericht erstatten.“, sagte Kakashi und scheuchte die Anbu-Kollegen weg.
 

Itachi trottete langsam nach Hause, als ihm auf halbem Weg einfiel, dass Kisame ihm nicht einmal gesagt hatte, wo er ihn sehen wollte. Er blieb einen Moment stehen und dachte nach. Bei ihm zu Hause ging eigentlich nicht. Sein Vater würde es wohl bemerken. Aber was anderes fiel ihm nicht ein. Wo sonst sollte Kisame aufkreuzen, als bei ihm zu Hause?

Seufzend ging er nach Hause und trottete durch die Flure des Anwesens. Seine Eltern störten sich nicht daran, dass er sich nicht zurückmeldete. Sie bekamen ihn nicht einmal zu Gesicht, da er sofort zu seinem Zimmer hinaufging. Er schloss die Tür und lehnte sich müde dagegen. Sofort meldete sich der Schmerz in seinem Kopf zurück. Und das in einer Intensität, die er nicht erwartet hätte. Er hielt sich den Kopf und ging zum Bett um sich dort erst einmal hinzulegen. Doch das linderte den Schmerz noch lange nicht. Er blieb liegen und mühte sich, einzuschlafen. Bisher hatte dies immer geholfen, wenn er Kopfschmerzen hatte. Er hoffte, dass es auch diesmal helfen würde.

Glühendes Verlangen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schmerzliche Wahrheit

Itachi wachte im Morgengrauen wieder auf. Seine Kopfschmerzen waren zwar weg, aber er spürte ein leichtes Ziehen in den Schenkeln. Kisame… Er stand auf und lief in sein angrenzendes Bad. Er warf seine Kleider auf den Boden und stieg unter die Dusche. Als er den Fuß in das Becken gesetzt hatte, kam ihm der Gedanke, wie schön es wäre, wenn Kisame jetzt da wäre. Wenn er hinzukäme. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Ein angenehmer, aber er musste doch kurz zittern. Er stieg in die Dusche und ließ das Wasser über seine Haut perlen. Er ließ das Wasser stärker laufen und dachte darüber nach, wie Kisame reagiert hatte, als er ihm den Brief gegeben hatte. Er hat eigentlich nichts dazu gesagt… Nichts davon, was sie damit sagte. Nur, dass ich den Hokage fragen sollte. Vielleicht sollte ich das auch. Aber warum hat er nichts dazu gesagt? Ich frag heute Abend den Hokage. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie heute wieder den ganzen Tag nach Kisame suchen werden! Nachdem Itachi sich wieder abgeduscht hatte, langte er nach dem Handtuch und stieg aus der Dusche. Vor dem Spiegel, den er inzwischen ausgetauscht hatte, rubbelte er sich trocken. Die Haare rieb er zum Schluss trocken, dann hängte er das Handtuch an einen Haken zum Trocknen und schaute in den Spiegel hinein. Das schwarze Haar war länger geworden, sein Gesicht war nun auch etwas ausgeprägter und seine Augen hatten jetzt ein Strahlen, das selbst ihm ungewohnt vorkam. Vor einiger Zeit hatte er noch in ein mattes, fast stumpf wirkendes Augenpaar geschaut. Er zog sich frische Kleider an und verließ das Haus.

Sein Weg führte ihn eher ungewollt direkt zum Hokage, doch noch auf dem Vorplatz traf er auf Kakashi, Iruka, Maki und die anderen beiden.

„Guten Morgen, Uchiha!“, begrüßte Kakashi ihn.

„Guten Morgen.“

„Dann sind wir ja vollständig. Lasst uns aufbrechen, der Tag wird heute lang. Itachi, wir suchen, wie du vorgeschlagen hast jetzt hinter der Brücke. Kein großer Bereich, da dahinter die Grenzen zum nächsten Reich liegen, aber es wird den ganzen Tag dauern.“, sagte Kakashi und dann brachen sie auch schon auf.

Erneut jagten sie durch die Wälder Konohas bis hin zur Brücke. Dort teilte Kakashi sie diesmal einzeln ein und gab jedem ein Headset als Verbindung zu den anderen. Sie eilten jeder davon, nur Itachi blieb einen Moment stehen und tat so, als würde er das Headset noch anbringen. Ich hoffe, Kisame ist nicht hier… Er hat nicht gesagt, wo er hin will. Dann setzte er sich auch in Bewegung sah sich die Umgebung genauer an. Auch nach mehreren Stunden akribischer Suche konnte er nichts finden.

„Kakashi! Bei mir ist nichts, ich finde nichts.“, meldete er sich.

„Okay, ich finde hier bei mir auch nichts.“, gab Kakashi zurück. „Wie sieht’s bei den anderen aus?“

„Nichts.“, schnarrte Maki.

„Hier auch nichts.“, antworteten die anderen beiden.

„Iruka?“, fragte Kakashi, von dem noch keine Meldung gekommen war.

„Nein ich hab auch nichts.“

Kakashi knurrte ins Mikrofon. „Blasen wir das Ganze ab, das bringt nichts! Wir treffen uns an der Brücke, wo wir gestartet sind.“, sagte er.
 

Dort trafen sie sich eine Stunde später wieder. Allesamt schauten sie genervt drein.

„Machen wir uns auf den Rückweg, wir können uns Zeit lassen, der Hokage will uns erst heut Abend sehen. Er sagt, er ist den ganzen Tag mit anderem beschäftigt und hat erst dann wieder Zeit.“, sagte Kakashi und setzte sich gemütlich in Bewegung.

Die anderen folgten ihm und langsam trotteten sie durch den kühlen Wald.

„Sag mal Itachi, wie bist du nur auf die Idee gekommen, dass wir dort suchen sollten?“, fragte Maki nach einer Weile.

Itachi musterte ihn einen Moment. Seine Stimme klang nicht unbedingt freundlich, eher abwertend. „Warum? Fällt dir was Bessers ein?“, gab er zurück.

Maki knurrte ihn an. „Eine sehr kluge Idee… Hat sehr viel gebracht wie du siehst!“, höhnte Maki.

„Hey, woher soll ich wissen, dass er nicht hier ist?! Kann ich hellsehen?“, fauchte Itachi.

„Jungs, das reicht!“, warf Kakashi gelangweilt dazwischen.

„Kakashi, mal ehrlich! Hättest du hier gesucht?“, fragte Maki mit einem gehässigen Blick zu Itachi.

„Ja, hätte ich! Maki, wir nutzten jede Möglichkeit, die es gibt und sei sie noch so aussichtslos im Nachhinein! Er hätte immerhin hier sein können! Darum geht es und nicht darum, ob einer von uns sich hier verschätzt!“, fauchte Kakashi.

„Da muss ich mal zustimmen. Woher hätte Itachi denn wissen sollen, dass wir hier etwas finden würden oder nicht! Es war ein Vorschlag und wir wären so oder so hier suchen gegangen. Ob es nun direkt vorgeschlagen wurde oder nicht!“, fügte Iruka hinzu.

Maki knurrte wütend und schaute Itachi ebenso wütend an. Itachi konnte nicht ganz verstehen, was mit ihm los war. Immerhin hatten sie vor einigen Monaten noch gemeinsam trainiert, waren Freunde gewesen, jetzt waren sie beide Anbu und beide arbeiteten sie größtenteils zusammen. Das Maki sich so komisch verhielt, war Itachi gerade sehr schleierhaft.

Den Rest des Weges gingen sie schweigend zurück. Zum späten Nachmittag hin erreichten sie das Dorf wo sich Maki und die beiden anderen Anbu verabschiedeten. Kakashi und Iruka wollten gemeinsam zum Hokage gehen um ihm zu berichten.

„Willst du nicht auch nach Hause?“, fragte Iruka Itachi.

„Ich… will noch mit dem Hokage reden. Ich… hab da eine Frage.“, sagte er ausweichend.

Kakashi nickte und schob Iruka neben sich vor, indem er seine Hand vertraut auf Irukas Rücken legte. Itachi hatte es gesehen schaute beide kurz an. Iruka schaute sich irritiert um und Kakashi grinste schelmisch. Itachi lächelte in sich hinein.

Iruka bemerkte Itachis Lächeln und schaute Kakashi etwas erschrocken und tadelnd an. Beide schauten Itachi an, der plötzlich aufhörte zu lächeln und sie fragend musterte.

„Warum lachst du?“, fragte Kakashi.

„Ihr beide…“

Iruka schluckte und verdeckte seine Augen und seine Wangen wurden rot.

„Ich hab verstanden. Keine Angst. Aber ihr seid echt … wie soll ich sagen…“, rang Itachi um das richtige Wort, aber „süß“ war alles was ihm einfiel. „…süß.“

„Süß?“, japste Iruka.

Kakashi wuschelte durch Irukas Haare. „Ja süß, da hat er wirklich recht, du bist süß!“

„Ich bin nicht süß!“, fauchte Iruka und richtete seine Haare.

Itachi musste lachen. Irgendwie fühlte er sich an sich selbst und Kisame erinnert. Er hätte darauf wetten können, dass Kisame genauso wie Kakashi reagiert hätte, wenn es denn eine solche Situation gegeben hätte.

„Aber Itachi… Sag bitte nichts.“, bat Kakashi.

„Nein, verlasst euch darauf. Ich sag nichts.“, versprach er.

Lächelnd setzten die drei ihren Weg zum Hokage fort. Dort angekommen, fanden sie diesen bereits im Hof wartend vor. Er legte misstrauisch den Kopf schief, als er Itachi an der Seite der beiden Jonin bemerkte. Es war auf den höheren Ebenen bereits bekannt, dass der Hokage den Uchiha-Clan keinesfalls mochte.

„Was macht der Uchiha hier?“, fragte er leise Kakashi.

Kakashi drehte sich zu Itachi um und nickte ihm zu.

„Hokage… Ich möchte nach der Berichterstattung noch mit Ihnen reden. Ich habe da eine Frage.“, sagte Itachi kleinlaut.

Die Züge des Hokages wurden für einen Moment weich, dann verhärteten sie sich wieder und er wandte sich Kakashi und Iruka zu, um deren Berichterstattung zu lauschen.

„Habt ihr etwas gefunden?“

„Nein, Hokage. Die Suche hinter und um die Brücke herum war erfolglos. Es bleibt also nur noch die Suche auf der anderen Seite des Dorfes.“, sagte Kakashi.

„Ich glaube nicht, dass das etwas bringt. Er ist nicht dumm, er wird sich wohl kaum noch hier aufhalten. Ich denke eher, er wird sich in eines der anderen Reiche geflüchtet haben. Vielleicht suchen die ja gar nicht mehr so intensiv nach ihm, wie wir.“

Die anderen beiden und der Hokage schauten ihn erstaunt an.

„Also ich würde zumindest so handeln. Das wäre jedenfalls das Logischste.“, fügte Itachi hinzu.

„Stimmt auch wieder. Gut, wir werden die anderen Reiche umgehend benachrichtigen, sobald wir auch die andere Seite des Dorfes abgesucht haben.“, sagte Kakashi.

„Dann haben wir das geklärt. Kakashi… Iruka… Ihr könnt gehen.“, sagte der Hokage und beobachtete dann Itachi, während die beiden anderen den Hof verließen.

Itachi jedoch schaute ihn nur wartend an.

„Was gibt es denn zu besprechen?“, fragte der Hokage endlich.

„Es… geht um unser Hausmädchen.“, antwortete Itachi.

Der Hokage schaute ihn finster an. „Was willst du?“

Itachi wäre am liebsten sofort wieder gegangen. Harunas Worte hatten ihn anders erscheinen lassen. Sie ließen ihn freundlicher wirken, aber der wahre Hokage der gerade vor ihm stand, erschien ihm mürrisch und verbittert.

„Sie ist seit mehr als sechs Monaten nicht mehr dagewesen. Sie hatte Urlaub und ist danach nicht mehr nach Hause gekommen. Hoffentlich hat mein Vater sie nicht gekündigt.“, erzählte Itachi.

„Und? Was willst du jetzt von mir?“

„Naja… Haruna hat einen Brief hinterlassen. Ich versteh den Brief nicht, aber sie sagte, dass ich jederzeit Sie fragen könnte, Hokage.“

Der Hokage schaute ihn plötzlich interessiert an. „Einen Brief? Was hat sie denn geschrieben?“, fragte er.

„Wie gesagt, ich verstehe sie nicht. Sie hat gesagt, dass ich Sie fragen soll, wenn ich es nicht verstehe.“

„Sie hat es gesagt?“, hinterfragte der Alte.

„Nein, sie hat es geschrieben.“

„Gut, gib mir den Brief.“, bat der Hokage.

Itachi zog den Brief aus seiner Hosentasche. Er hatte ihn heute Morgen von der alten Hose in die neue gesteckt. Der Hokage faltete ihn behutsam auseinander und las aufmerksam die Zeilen. Am Ende angekommen schluckte er schwer und hielt erschrocken die Hand vor den Mund.

„Hokage? Was habt Ihr?“

Der alte Mann deutete auf den Eingang des großen Hauses. „Komm mit, Itachi.“, bat er und führte Itachi durch den Flur des Hauses zu einem Garten.

Itachi war erstaunt als er sah, wie groß der Garten war. Er war wunderschön angelegt, ein Wasserlauf von einem Weg begleitet, der sich hier und da mit einer Brücke über das Wasser hinwegsetzte. Da die Dämmerung schon einsetzte, wurden die schwimmenden Wasserkerzen bereits entzündet. Der Hokage führte ihn über zwei Brücken zu einer kleinen alten Bank unter einem blühenden Kirschbaum. Itachi war fasziniert, denn die Kirschblüte sollte erst beginnen, es war noch gar nicht soweit.

„Setz dich.“

Itachi folgte der Bitte und ließ sich neben dem Hokage nieder. Doch sein Blick wanderte noch durch den Garten.

„Du möchtest also etwas über Haruna wissen?“, fragte der Hokage und zog die Aufmerksamkeit des Jungen wieder auf sich.

„Naja… ich möchte wissen, was sie mir sagen will.“, korrigierte Itachi.

„Dazu musst du alles wissen. Sie kennen. Ich kann es dir erzählen. Und ich kann dir auch sagen, was Haruna dir mit ihrem Brief sagen wollte. Aber es wird dir nicht gefallen.“, sagte der Hokage, ohne Itachi anzusehen.

„Dann erzählt es mir.“

„Haruna hat in eurem Anwesen angefangen, da war sie gerade sechzehn Jahre alt. Sie hatte keine andere Wahl. Ihre Eltern hatten kein Geld und sie war die Einzige, die in der Lage war, Geld zu verdienen. Also hat sie sich bei deinen Eltern beworben und wurde sofort genommen. Da wussten deine Eltern schon, dass Mikotos Schwangerschaft aller Wahrscheinlichkeit nach eine Fehlgeburt werden könnte. Sie wollten es versuchen, vielleicht klappte es doch. Aber um ganz sicher zu gehen und um ihr Ansehen nicht zu verlieren, entschieden sie eine zweite Lösung zu finden.“, begann der Hokage zu erzählen.

Noch hatte der Hokage ihm noch nichts Neues erzählt, was er noch nicht aus dem Brief gelesen hatte.

„Haruna hatte eine so starke Ähnlichkeit mit den Frauen des Uchiha-Clans, dass Fukago und Mikoto Uchiha ein wahnwitziges Unterfangen gestartet haben. Sie eignete sich perfekt als Ersatz, wenn es mit Mikoto wirklich nicht klappen sollte. Mikoto war einverstanden, also tat Fukago, was aus seiner Sicht getan werden musste. Er… wie soll ich sagen… Er hat sie verführt.“

Itachi schaute ihn erschrocken an. „Soll das heißen… Mein Vater… heißt dass, Mikoto ist gar nicht meine Mutter?“, fragte er entsetzt.

„Nein… das ist sie nicht.“, antwortete der Hokage.

Itachi schluckte schwer und sein Blick wanderte ziellos durch den Garten und blieb leer auf dem spärlich erleuchteten Weg hängen. Warum? … Was hat sich mein Vater dabei gedacht?

„Dein Vater hat eine Nacht mit Haruna verbracht und als er erfahren hat, dass sie schwanger war… hat er sie rausgeworfen! Er hat ihr gesagt, was sie zu tun hat und dann hat er sie eiskalt vor die Tür gesetzt. Nur damit keine Gerüchte entstehen! Der Herbst hatte gerade begonnen und die Nächte waren somit kälter als die Tage. Und er wirft sie raus! Er hat ihr eingeschärft, dass sie, wenn es soweit war, die Uchihas zu informieren hatte, damit man eine eventuelle Fehlgeburt Mikotos vertuschen konnte.“

Itachi war entsetzt, als er die Worte des Hokages hörte. Er verstand den Brief nun immer besser und dann dämmerte es ihm: Haruna! Haruna war seine Mutter! „Wo… Wo war sie denn dann? Und warum wissen Sie das alles?“, fragte er, völlig irritiert von dieser Kenntnis.

„Deswegen hat sie dir geschrieben, dass du mich fragen sollst. Sie hat in dieser Zeit bei mir gelebt. Und sie hat mich gebeten, die Patenschaft für dich zu übernehmen. Ich wusste, dass ein Uchiha in dir stecken würde und Haruna hatte Mühe, mich dazu zu bringen. Aber sie hat es geschafft. Und ich sehe, dass sie auch bei dir geschafft hat, was sie erreichen wollte. Du bist kein richtiger Uchiha…“

Itachi musterte den alten Mann erschrocken. Der Hokage? Sein Pate? Und er? Kein richtiger Uchiha?

„Glaub mir, ich fand es nicht gerade gut, einen Uchiha in meiner Obhut zu haben. Aber wie ich gerade sagte, du bist kein richtiger Uchiha. Du denkst nicht so und du handelst auch nicht so.“

Itachi ließ das Gesagte einen Moment wirken. „Und… wie ging es nun weiter?“, fragte er leise.

„Das ist das Schlimmste an der Geschichte, wie ich finde. Fukago hat jeden bestochen, der auch nur im Entferntesten etwas mit den beiden Frauen im Krankenhaus zu tun hatte. Die Hebammen, die Ärzte und die Schwestern – eben all jene die Kontakt zu Mikoto und Haruna haben könnten. Sie wurden bestochen zu schweigen und die Kinder auszutauschen. Wie erwartet hatte Mikoto eine Fehlgeburt und Haruna hatte dich zur Welt gebracht. Haruna wurde die Fehlgeburt untergejubelt und Mikoto bekam dich in die Hände. Und wenn einer der Bestochenen dann doch ein Wort darüber verloren hatte, dann verschwand er plötzlich und mit ihm diejenigen, die es erfahren hatten. Haruna wusste über dieses Spiel Bescheid, also hatte sie dich nachts immer besucht. Das hat sie mir in ihren Briefen danach erzählt. Beide Frauen wurden nach kurzer Zeit entlassen und Haruna kehrte als Hausmädchen in eure Familie zurück. Sie konnte dich also immer sehen, aber sie war gezwungen, kein Sterbenswort darüber zu verlieren. Sie durfte dir nichts sagen, sonst hätte Fukago sie ebenfalls verschwinden lassen. Aber du sitzt nun hier. Ein Beweis, dass sie einen Weg gefunden hat, es dir doch mitzuteilen.“

Itachi war geschockt von dem was er erfahren hatte. Jahrelang hatte er Haruna für das Hausmädchen gehalten, das sie war und nie gewusst, dass sie eigentlich seine Mutter war. Es fiel ihm schwer, seine Bestürzung zurückzuhalten. Da legte ihm der Hokage seine Hand auf die Schulter.

„Wo ist Haruna jetzt? Wissen Sie das?“, fragte Itachi.

Sarutobi warf ihm einen liebevollen Blick zu, dann verschwamm das Bild des Jungen vor seinen Augen. Tränen schwammen in seinen Augen, die er ignorierte.

„Was ist denn Hokage?“

„Möchtest du sie sehen?“

Itachi schaute ihn skeptisch an. „Ja natürlich. Ist sie denn hier?“

Der Hokage erhob sich wortlos und ging voran aus dem Garten. Itachi folgte ihm und als er zurückschaute, zu der Bank wo sie eben gesessen hatten, stieg ihm der Geruch von Regen in die Nase. Der Wind hatte aufgefrischt und ein paar einsame Kirschblütenblätter segelten auf die Bank.

„Man hat sie gefunden.“, sagte der Hokage und betrat das Haus.

Itachi folgte ihm rasch, dann hörte er bereits ein leises Donnergrollen. Er folgte dem Hokage durch ein Wirrwarr von Gängen. Er hörte wie der Regen plötzlich einsetzte, dann traten sie hinaus auf einen bambusbedachten Gang. Der Regen jagte in Strömen auf die Erde. Die Schwimmkerzen waren erloschen. Es war kalt geworden und von weit entfernt war wieder Donnergrollen zu hören.

„Sagten Sie gerade gefunden? Wie meinen Sie das?“, fragte Itachi.

„Das wirst du gleich verstehen.“, antwortete der Hokage und blieb an einer dunklen Holztür stehen.

Itachi hielt neben ihm an. Der Hokage holte ein Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür. Er trat hinein und sah hinter sich zu Itachi. Dieser stand wie angewurzelt da und traute sich nicht, ihm zu folgen. Er nahm einen schwachen Duft von Lilien wahr und bemerkte, dass der Raum nur von Kerzen erleuchtet wurde.

„Komm rein, Itachi.“, bat der Hokage leise.

Itachi überwand sich und betrat, fast erwartungsvoll sie zu sehen, den Raum. Doch seine Erwartungen wurden enttäuscht, es riss ihm beinahe den Boden unter den Füßen weg. Sie lag dort. Inmitten dieser betörenden Lilien. Man hatte sie hergerichtet aber es war unverkennbar deutlich, dass sie nicht mehr lebte. Der Hokage betrachtete ihn betroffen.

„Ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass du sie noch als deine Mutter kennen lernst. Leider hat jemand dafür sorgen lassen, dass daraus nichts mehr werden konnte. Es tut mir Leid.“, sagte er aufrichtig.

Itachi betrachtete das Gesicht von Haruna. Dass man sie hergerichtet hatte, war deutlich zu sehen. Sie konnten nicht alles retuschieren. Sie war schön gewesen. Genauso wie auf dem Foto. Und sie war noch so jung gewesen. Er nahm aus dem Augenwinkel war, wie der Hokage seine Entschuldigung mit einer angedeuteten Verneigung unterstrich.

„Warum entschuldigt Ihr euch? Das müsst ihr nicht…“, sagte Itachi tonlos.

Der Hokage trat näher und legte seine alte knorrige Hand auf Itachis Schulter. „Itachi… was immer du jetzt zu tun gedenkst… hör auf dein Herz. Das Ganze hier war eingefädelt, glaub mir. Dein Vater hatte zu jeder Zeit die Fäden in der Hand! Haruna kam oft zu mir um zu weinen. Sie weinte, weil Fukago euch beiden mit Füßen trat und wie Dreck behandelte. Tu, was dein Herz dir sagt, es wird das Richtige sein.“

Itachi wandte sich mit tränennassem Gesicht dem Hokage zu. „Wer war das?“, fragte er flüsternd, seine Stimme versagte vor lauter Tränen.

Der Blick des Hokages verfinsterte sich augenblicklich. „Den Verletzungen nach zu urteilen, die sie hatte… Hoshigaki Kisame!“ Er spie den Namen regelrecht aus.

In Itachi fühlte es sich plötzlich an, als würde etwas zerspringen. Als würde sein Kopf explodieren und alles in ihm zerspringen wollen. „Nein…“, japste er tonlos.

Erneut legte der Hokage seine alte Hand auf Itachis Schulter. „Itachi… Sie haben sie vor der großen Brücke gefunden. Im Gebüsch. Und alle ihre Wunden deuten auf Hoshigaki!“

„Aber… das kann nicht sein! Nein!““

Sarutobi musterte ihn fragend. „Itachi… Warum wehrst du dich dagegen?“

Itachis Tränen lassen den Hokage vor ihm verschwimmen. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen kann…“

„Warum solltest du mir es nicht sagen können?“

Itachi schluckte schwer. „Wie soll ich das erklären?“

Der Hokage rang sich ein verständnisvolles Lächeln ab. „Du musst nichts erklären. Handle einfach, wie du es für richtig hältst. Ich weiß, dass du handeln wirst, aber wie… das weißt nur du…“ Seine knorrige Hand legte sich auf Itachis feuchte Wange und wischte die Tränen beiseite. „Du wirst das Richtige tun.“

Itachi konnte es nicht länger hinauszögern. Seine Tränen brachen wie wild aus ihm heraus und er rennt fluchtartig davon und aus dem Haus hinaus.

Traurig sah der Hokage ihm nach, dann schaute er zu Haruna. „Dein kleiner Junge ist in seinen eigenen Gefühlen gefangen…Haruna-chan… Ich hoffe, er macht nichts Dummes.“
 

Itachi rannte blindlings aus dem Haus des Hokages, nur entfernt nahm er das rauschende Prasseln des Regens wahr. Er stieß die Tür auf und jagte auf den Hof hinaus, wo von den strömenden Wogen eingehüllt wurde und er in Sekundenschnelle bis auf die Haut durchnässt war. Langsam nur setzte er einen Fuß vor den anderen und schlich, von Schluchzern geschüttelt, vom Hof.

Ziellos irrte er durch die Gassen von Konoha. Von seinen Haarspitzen tropfte es unaufhörlich, es wirkte bereits, als würden sie zum Regen dazugehören. Der Regen, der von ihm abtropfte und seine heißen Tränen vermischten sich immer wieder aufs Neue. Es war, als wollte beides nicht aufhören. Ein Blitz und das sofortige Donnergrollen ließen ihn zwar zusammenzucken, bewirkten aber sonst keine weitere Reaktion. Als wäre es mühevoll, trottete er langsam weiter durch den Regen.

Vor einem schmutzigen Gebäude mit Rissen in den Wänden blieb er stehen und atmete einen Moment durch. Dann schaute er ziellos die Wand an. Sie war einmal weiß gewesen, aber das musste schon lange her gewesen sein. Sie inzwischen eine Mischung aus grau und braun und hatte hier und da Risse und gelbe Flecken. Etwas weiter hinten sah er eine alte rostige Tür, die früher einmal braun gewesen musste und jetzt fast rot war vor Rost. Itachi schaute sich um und fragte sich, ob sie offen sein würde.

Die vermummte Gestalt hinter sich bemerkte er nicht. Kisame hatte sich so gut er konnte in regenfeste Sachen gemummelt, dass er tatsächlich nicht erkennbar war. Er wollte eigentlich aus dem Dorf verschwinden, doch dann hatte er Itachi gesehen, wie er zum Hokage gegangen war. Er hatte in der Nähe gewartet, wo er alles einsehen konnte, bis Itachi wieder herauskam. Und dann war er auch herausgekommen. Jedoch war er gerannt, hatte den Hof fluchtartig verlassen. Mit einer bösen Vorahnung war Kisame ihm gefolgt. Bis hierher. Nun stand Itachi vor einer alten Kirche, die fast nie besucht wurde, wie Kisame bereits bemerkt hatte. Er völlig durchnässt und Kisame hätte den armen Uchiha-Jungen am liebsten in den Arm genommen und ihn gewärmt. Aber er wusste ganz genau, dass das jetzt die denkbar schlechteste Idee war. Ihm war klar, dass Itachi nun die ganze Wahrheit wusste. Wer diese Haruna gewesen war und wie es zu dieser verqueren Geschichte gekommen war. Und wer sie getötet hatte. Nämlich er! Nein, er konnte nicht zu ihm gehen. Er durfte es jetzt nicht. Kisame zerriss es beinah, bei dem Gedanken jetzt zu gehen und ihn allein zu lassen. Er wollte Konoha noch nicht verlassen. Jetzt noch nicht. Aber von hier musste er jetzt gehen. Also setzte er sich in Bewegung. Aber einmal berühren will ich dich doch… Er ging auf Itachi zu und stupste ihn sanft an. Dann ging er weiter, damit Itachi ihn nicht sehen, ihn nicht erkennen konnte.

Itachi wurde leicht angestoßen und taumelte ein paar Schritte vorwärts in Richtung der Tür. Langsam ging er weiter in diese Richtung und griff einfach nach der rostigen Klinke. Die Tür öffnete sich quietschend. Er trat langsam hinein und sofort fröstelte es ihn. Es war kalt hier drinnen und er brauchte eine Weile um sich an das schummrige Kerzenlicht zu gewöhnen und die alten Holzbänke wahrzunehmen, die aufgereiht vor ihm standen. Als er dies alles erkannte und seinen Blick weiter aufrichtete, wurde ihm bewusst, dass er in der alten Kirche stand. Sie wurde nur noch von wenigen besucht, aber dennoch stand der Pastor jeden Tag hier vor dem Altar und verrichtete seine Arbeit. Itachi musterte ihn eine Weile, bis der alte Mann sich umdrehte.

„Ah… Gott segne dich, junger Mann.“, sagte er mit einer leisen brüchigen Stimme.

Schweigend trottete Itachi durch die Bankreihen bis zu dem alten Altar. Der alte Mann schaute ihn genauer an.

„Ist etwas passiert?“, fragte er besorgt.

Langsam sah Itachi auf. Die Tränen brachen sofort wieder hervor. Was passiert war? Er hatte eine schmerzhafte Wahrheit erfahren müssen. Schmerzhaft im mehrfachen Sinne. „Was soll ich tun?“, fragte er verzweifelt.

Der Pastor sah ihn irritiert fragend an. „Was ist denn passiert?“

„Meine Mutter ist tot…und der Hokage sagt,… er sagt, ich soll tun, was ich für richtig halte… Aber was soll ich denn tun?“

„Mein Beileid…“, seufzte der Alte.

„Und der Mann, den ich liebe… hat sie getötet…“, fügte Itachi flüsternd hinzu.

Der Pastor sah ihn erstaunt an. „Bitte?“

Itachi wollte diesen Satz nicht wiederholen. Er hielt es für keine gute Idee, aber es war ihm auch klar, dass der alte Mann ihn sehr wohl verstanden hatte.

„Ich glaube, der alte Sarutobi hat Recht. Du solltest dann wohl wirklich das tun, was du für richtig hältst. Und… du solltest immer auf dein Herz hören.“

Itachi sah auf, doch sein Blick zeigte nur Verzweiflung. „Aber was kann ich denn tun? Ich liebe ihn, aber hat meine Mutter getötet!“

Der Pastor lächelte Itachi liebevoll an. „Der erste Gedanke… mein Junge, das sollst du wissen, der erste Gedanke ist immer der Richtige. Denke daran und höre auf dein Herz, dann wirst du immer das Richtige tun.“

Itachi nickte zwar, aber er war nun eher verstört als verwirrt. Zittrig drehte er sich um und lief erschöpft zur Tür, wo er reaktionslos in den strömenden Regen hinaustrat. Er schien ziellos irgendwelche Wege und Gassen in Konoha entlangzugehen. Die wenigen Leute die draußen waren, schauten ihn fragend an und sahen ihm verwundert nach. Er musste offensichtlich schlimm aussehen, wenn das der Fall war. Aber er ignorierte sie und setzte seinen Weg nach Hause fort.

Dort angekommen schlich er wortlos an seinen Eltern vorbei zu seinem Zimmer. Die Worte seines Vaters prallten an ihm ab, wie der Regen draußen. Mühsam stapfte er die Treppen hinauf, in sein Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen. Die Nässe seiner Kleider machte sich auf den Tatami-Matten breit. Itachi stand im Zimmer. Ihm war kalt und er zitterte. Doch die Kälte war nicht nur vom Regen. In ihm drin war es gerade mindestens genauso kalt geworden. Er ging ins Bad und hinterließ eine feuchte Spur hinter sich. Dort legte er die durchweichten Kleider ab und trabte zurück in sein Zimmer, wo er sich trockene aus dem Schrank nahm, hineinschlüpfte und sich auf seinem Bett niederließ. Dort legte er den Kopf in die Hände. Was mach ich denn jetzt nur…Was soll ich tun? Ich liebe Kisame doch... aber er hat… er hat… Verdammt!

Itachi ließ sich nach hinten fallen, wo er mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Er schnappte nach Luft und rieb sich die schmerzende Stelle, blieb aber dort liegen. Was mach ich denn jetzt…?

Tödliches Wissen

Mit einem lauten Niesen wachte Itachi auf und stützte sich müde auf seine Ellenbogen. Ihm tat der Kopf weh und aufstehen wollte er auch nicht wirklich. Dennoch raffte er sich auf, als er seinen Vater bereits zum Frühstück rufen hörte. Etwas mühsam richtete er sich auf und zog sich frische Kleider an, dann ging er hinunter, wobei er keine große Lust hatte, seine Familie jetzt zu sehen. Wenn man es denn jetzt noch, wo er gestern so viel erfahren hatte, noch so bezeichnen konnte.

Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich an den bereits gedeckten Frühstückstisch. Sein Vater schaute ihn misstrauisch an.

„Wo warst du gestern?“, fragte er knurrend.

„Ist doch egal.“

„Ist es nicht, eure Suche war am späten Nachmittag schon beendet. Also, wo warst du?“

„Ich war beim Hokage.“, antwortete Itachi endlich.

„Beim Hokage? Was denn da?“, fragte Fukago stutzig und selbst Mikoto sah nun auf.

„Nichts Besonderes. Ging um den Fall.“, sagte Itachi wahrheitsgemäß, denn darum war es ja auch zum Großteil gegangen.

Mürrisch akzeptierte Fukago diese Antwort und Mikoto wandte sich wieder ihrem Frühstück zu, als hätte sie nie darauf reagiert.

Eine Weile aßen sie stillschweigend, dann brach Fukago erneut die Stille. „Itachi, du trainierst heute wieder. Diesmal ist Sasuke dabei.“, sagte er.

Itachi sah auf. „Trainieren?“

„Ja und es gibt keine Widerworte!“, versetzte Fukago und ließ tatsächlich absolut keinen Widerspruch zu.
 

Gleich nach dem Frühstück jagte Fukago seine Söhne hinaus in den Hof, wo der Trainer bereits wartete. Das Itachi seit langem mal wieder beim Training dabei war, war auf dessen Gesicht deutlich erkennbar. Er startete das Training jedoch ohne Worte, zeigte Sasuke die Grundkenntnisse und Itachi sie mit ihm üben.

Sie wiederholten etliche Grundstellungen bis es Mittag war, dann verschwand der Trainer und sie gingen zum Mittagessen wieder ins Haus. Diesmal jedoch wollte Itachi sich nicht dazu setzen sondern ging in ein anderes Gebäude auf dem Uchiha-Anwesen. Eines, das er bisher noch nie betreten hatte. Nämlich die Hausbibliothek der Uchihas. Er hatte sich noch nie so fürs Lesen interessiert, dass er diese Buchsammlung je angeschaut hätte. Aber er musste etwas tun, um sich abzulenken. Die Gedanken an Haruna und Kisame kehrten zurück.

Leise trat er in den dunklen Raum und Staub wirbelte auf, als frische Luft von draußen die stickige drinnen ersetzte. Itachi musste husten, aber er ging hinein, zündete eine Kerze an und schloss die Tür hinter sich. Seine Augen brauchten einen Moment um sich an das schummrige Kerzenlicht zu gewöhnen. Es erinnerte ihn sofort an den Raum im Haus des Hokage, wo Haruna aufgebahrt gewesen war. Dort hatte er auch einen Moment gebraucht. Haruna... Haru... Mama... Itachi schüttelte heftig den Kopf. Er wollte jetzt nicht an sie denken. Bemüht an nichts zu denken, schritt er weiter in den Raum hinein und an den hölzernen Regalen entlang. Dort standen Bücher und auf der anderen Seite lagen alte Schriftrollen. Er hatte nicht erwartet, so alte Schriftrollen vorzufinden, die bereits vergilbten. Diese schienen interessanter zu sein, also wandte er sich ihnen zu. Bei einigen Rollen war er sich sicher, dass er sie keinesfalls anrühren wollte. Sie sahen von weitem schon brüchig aus. Eine der Rollen jedoch sah vielleicht so aus, aber es schien nur so. Itachi blies den Staub beiseite und tippte vorsichtig das alte Pergament an. Es fühlte es sich nicht dünn und brüchig an sondern fest. Vorsichtig zog Itachi es hervor und ein Stück auseinander. Es ging um das Sharingan. Itachi kannte das Sharingan, aber viel wusste er davon nicht, außer, dass diese Technik schwierig zu erlernen war und dass sie die Clantechnik der Uchihas war. Er zog die Rolle weiter auseinander und sah, dass es offensichtlich noch mehr gab, als nur das einfache Sharingan. Itachi sah sich um und entdeckte einen alten Schreibtisch. Er setzte sich dort und begann zu lesen. Nach den ersten Zeilen begann Itachi nach einem Zettel und einem Stift zu suchen. Er wollte die Rolle nicht mitnehmen. Falls sein Vater ihn damit sah, könnte es nur wieder Ärger geben. Diese Rolle lag sicher nicht einfach so unflätig zwischen irgendwelchen anderen alten Rollen. Itachi schätzte eher, dass sie dort unter den anderen brüchigen Rollen jemand verstecken wollte. Also wollte er auch kein Aufsehen erregen und begann weiter zu lesen. Das Sharingan kannte er bereits und er lernte auch schon, wie man es einsetzte und es auch trainierte. Aber er hatte noch nie etwas von einem Mangekyo-Sharingang gehört. Das wollte er sich aufschreiben, doch dann überlegte er es sich doch anders. Wem sollte es denn schon auffallen, wenn eine einzige Rolle hier fehlte, wo doch sowieso niemand wusste, dass er hier gewesen war? Itachi rollte das Pergament wieder zusammen und verstaute es in einer tiefen Tasche, dann verließ er hastig die kleine alte Bibliothek. Draußen schaute er sich um, ob ihn auch niemand gesehen hatte. Gerade das würde ihm jetzt noch fehlen. Schließlich wurde er bereits von Tekka beobachtet, als er damals mit Kisame essen war. Und schon dachte er wieder an ihn. Kisame… Er seufzte. Wieso nur hast du das gemacht? Warum tust du mir das an? Itachi schüttelte den Kopf und verließ das Anwesen.

Ganz in der Nähe der Uchiha-Anwesen gab es einen kleinen Park. Dorthin setzte er sich jetzt in Bewegung. Er schlenderte in die Richtung, nahm aber um sich herum wenig wahr. Ständig schweiften seine Gedanken zu den unangenehmen Wahrheiten des gestrigen Tages, aber er wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Jetzt noch nicht. Er wollte nicht und er konnte auch gar nicht. Hätte er erst einmal damit angefangen, dann wäre er wahrscheinlich vor Verzweiflung entweder zusammengebrochen oder zumindest in Tränen ausgebrochen. Immer wieder verdrängte er jeden Gedanken an Haruna, ihre Verbindung zu ihm und zu seinem Vater und an Kisame.

Als er im Park ankam, setzte er sich auf eine Bank die ein wenig versteckt lag und holte die Rolle hervor. Alle Gedanken an Kisame und Haruna waren wieder weg, als er das Pergament ein wenig aufrollte. Er zog sie bis zu dem Kapitel mit dem Mangekyo-Sharingan auf und rollte das obere Stück wieder zusammen. Doch noch bevor er anfangen konnte, ließ ein Schatten ihn die Rolle hastig wieder einstecken. Erschrocken sah er auf und fand Maki vor sich stehen.

„Was machst du hier?“, fragte er irritiert.

„Darf ich etwa nicht hier sein?“, schnappte Maki.

„Das hab ich nicht gesagt.“

„Hör mal, was ist los mit dir? Du benimmst dich so komisch. Seit über einem halben Jahr bist du schon so. Was hast du?“, fragte Maki und Itachi konnte tatsächlich eine winzige Spur Besorgnis heraushören.

„Was ich habe? Momentan ein scheiß Problem! Und ich habe keine Lust, es jetzt darzulegen, also frag mich gar nicht erst!“, versetzte Itachi gereizt.

„Hey ich hab dir gar nichts getan, was fährst du mich so an?“

Itachi legte eine Hand an seine Schläfe. „Was fragst du mich dann?“

„Weil ich vielleicht auch mal darüber nachdenke, dass wir mal Freunde waren? Du hast dich immerhin zurückgezogen! Denkst du nicht mal daran, dass ich mich vielleicht frage, warum?!“, fauchte Maki.

Itachi schaute ihn nur an. Und da waren sie auch schon wieder bei Kisame. Denn schließlich war Kisame der Grund, dass Itachi sich mehr ihm zugewandt hatte und sich von allem anderen tatsächlich distanziert hatte. Kisame hatte auch immer auf seinem Vater herumgehackt – zu Recht, wie Itachi inzwischen langsam verstand – was ebenso seinen Teil dazu beigetragen hatte, sich zurückzuziehen.

„Entschuldige, wenn du das so siehst. Aber dann frag mal meinen Vater, was er dazu sagt. Er hat schließlich das Sondertraining angeordnet, das mir die ganze Zeit geraubt hat.“, wand er sich aus der Situation.

„Was? Deswegen? Das glaub ich dir nicht!“, widersprach Maki.

„Glaub doch, was du willst.“, meinte Itachi leise.

Seufzend ließ sich Maki auf die Bank fallen und beobachtete Itachis Profil. Itachi war schon immer schwer zu lesen, aber heute war es irgendwie komisch. Maki glaubte nichts erkennen zu können, aber gleichzeitig glaubte er auch so viel auf Itachis Gesicht lesen zu können, dass er nicht einmal mehr verstand, was wirklich mit los war.

„Itachi… das Training kann’s doch nicht alleine sein… Ich kann mich daran erinnern, dass du mir erzählt hast, dass du einen Traum von diesem Fischmenschen hattest. Seitdem hat das Ganze doch angefangen!“, sagte er betont ruhig.

Itachi wandte sich ihm mit einem ernsten Blick zu. „Hör auf von ihm zu reden! Ich will nichts davon hören!“, zischte er wütend.

Maki wich ein wenig vor ihm zurück. „Was hast du denn auf einmal?“

„Ich will eben nichts von ihm hören! Vergiss es einfach!“

„Vergiss es einfach ist gut gesagt…“, meinte Maki.

„Maki, bitte. Lass mich einfach mit dem Thema in Ruhe, ja?“, bat Itachi.

Maki erhob sich wieder. „Bitte, wie du willst.“, maulte er und trabte davon.

„Maki!“

Doch der reagierte nicht darauf und ging stur weiter, bis er hinter den nächsten Büschen verschwand.

Seufzend holte Itachi die Schriftrolle wieder hervor. Er rollte sie wieder so auf, wie er sie gehabt hatte, als Maki aufgetaucht war. Dann begann er endlich zu lesen. Das Mangekyo-Sharingan konnte man dieser Schriftrolle zufolge nicht nur auf einem Weg erlangen. Man konnte hart dafür trainieren oder man tötete ein Clanmitglied. Erschrocken las Itachi diesen Satz erneut. Ein Clanmitglied töten? Er schüttelte irritiert den Kopf und las weiter. Man konnte es aber auch durch ein ähnliches Trauma erhalten, statt ein Clanmitglied zu töten. Das beruhigte ihn wiederum ein wenig, wenngleich ein ähnliches Trauma nicht weniger grässlich sein würde, als jemanden aus dem Uchiha-Clan zu töten. Hinzukam, dass man mit diesem weiterentwickeltem Sharingan neue und sehr mächtige Techniken erlernte – und das automatisch. Erstaunt über diese Informationen zu dem Mangekyo-Sharingan schaute Itachi auf und sah Shisui auf sich zukommen. Eilig rollte er die Schriftrolle erneut zusammen und verstaute sie in seiner Hosentasche. Was will der denn jetzt noch?

Shisui bewegte sich wie eine Raubkatze auf Itachi zu und beobachtete ihn dabei sehr genau. Wenn du wüsstest, Itachi… Wenn du wüsstest, was ich weiß… Ein Lächeln stahl sich auf Shisuis Lippen und mit diesem blieb er vor Itachi stehen und schaute von oben auf ihn herab.

„Was willst du?“, fragte Itachi gelangweilt und auch etwas genervt.

„Ich will nochmal gegen dich antreten!“

Itachi sah ihn fragend an. Ihren Kampf, der in einem Streit um die Clanfolge geendet war, hatten sie vor sechs Monaten. Und dann kam Shisui jetzt?

Shisui grinste. „Ich habe gerade jetzt einen guten Grund dich noch einmal herauszufordern.“

Itachi musterte ihn fragend. „Doch nicht immer noch wegen der Clanfolge?“

„Auch, aber… Sagen wir so… Ich weiß etwas, dass du wahrscheinlich nicht weißt. Und ich glaube, es sollte dir ganz besonders daran gelegen sein, dass niemand etwas davon erfährt, Itachi-kun.“, sagte Shisui in einem etwas geheimnistuerischen Tonfall.

„Was meinst du damit?“, fragte Itachi und versuchte seine Erschrockenheit zu überspielen.

Shisui beugte sich tief zu ihm herunter bis zu seinem Ohr und flüsterte: „Ich weiß etwas, von dem gerade du ganz sicher nicht willst, dass es in Konoha kursiert!“

Itachi schaute entsetzt in Shisuis Grinsen als dieser sich wieder über ihm erhob. „Worum geht es?“, fragte er und seine Stimme klang in seinen Ohren erstaunlich gefasst.

„Ich will noch einmal gegen dich antreten… Und ja…“, er strich sanft über Itachis Wange. „… vielleicht sag ich es dir ja dann.“

Itachi stieß ihn beiseite. „Ich will wissen, was du meinst!“, fauchte er.

Shisui landete unsanft auf dem Boden und funkelte Itachi finster an. „Na warte, du kleiner Bastard! Das kriegst du zurück!“

„Wann?“, fragte Itachi angriffslustig.

„Heute Abend! Hier!“, zischte Shisui und stand wieder auf. „Und wenn ich gewinne, dann werde ich die Clanfolge antreten! Dafür werde ich sorgen!“

Itachis Augen blitzten auf. „Gut… und wenn ich gewinne, dann will ich deine Augen!“

Shisui blinzelte ihn verdutzt an. „Ich hätte erwartet, dass du stattdessen mein Schweigen willst… aber gut, du wirst sowieso verlieren!“

„Das werden wir sehen, Shisui!“, meinte Itachi und sah Shisui nach, als dieser knurrend den Park verlässt.

Seufzend ließ sich Itachi auf die Bank fallen und war erleichtert, dass Shisui wieder weg war. Doch dann begann er zu zweifeln. Was hab ich mir nur dabei gedacht…
 

Als er auf dem Weg nach Hause war, dachte er gar nicht mehr an die Schriftrolle. Da er seit einigen Tagen nicht mehr trainiert hatte, jedenfalls nicht mehr richtig, ging er sofort ins Dojo der Familie. Er wollte später weder an Kisame noch an Haruna denken müssen. Er jagte sich selbst bei einem kleinen Training mehrfach durch die Halle, dann setzte er sich vor das Clan-Emblem und begann zu meditieren. Sasuke hatte ihm beim Training noch zugesehen, dann war gegangen, als sich Itachi gesetzt hatte und mehrere Minuten lang nicht aufgestanden war.
 

Sasuke tippelte vom Dojo durch das Haus. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah er, wie Shisui zum Arbeitszimmer seines Vaters ging. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen. Sasuke lief zu seinem Zimmer weiter.

Shisui sah den kleinen Uchiha-Jungen an ihm vorbeilaufen und musste lächeln. Der kleine hatte Ähnlichkeit mit Itachi. Und um den ging es ihm gerade. Er klopfte an Fukagos Zimmertür und ein mürrisches „Herein“ ließ ihn eintreten.

„Shisui? Was willst du denn hier?“, fragte Fukago zur Begrüßung.

„Tja… ich muss dir was erzählen. Es geht um Itachi. Und es wird dir keineswegs gefallen.“, sagte Shisui.

Fukago schaute ihn fragend an. „Was heißt das?“

Shisui konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Naja, Itachi hat da wohl ein kleines Geheimnis… Deswegen sagte ich ja, es wird dir nicht gefallen.“

Fukago stemmte sich hoch und trat vor seinen Schreibtisch. „Erzähl. Was für ein Geheimnis?"

„Tja… Weißt du wo Itachi vorgestern Nacht gewesen ist?“, fragte Shisui.

„Zu Hause in seinem Zimmer, wo soll er denn sonst gewesen sein?“ Fukago schaute den Jungen skeptisch an.

Shisui grinste. „Da war er nicht. Ich weiß, wo er war. Ich habe ihn gesehen.“

Fukagos fragender Blick bohrte sich in Shisuis Augen und zwang ihn fortzufahren.

„Und er war nicht allein.“

Fukago richtete sich auf. „Was soll das heißen, nicht allein?“, fauchte er.

„Das ist es, was dir ganz und gar nicht gefallen wird. Er war mit Kisame Hoshigaki dort.“ Shisui lächelte immer noch leicht, musterte Fukago und trat einen Schritt zurück.

Fukago stieß sich vom Schreibtisch ab und fixierte Shisui. „Was willst du damit sagen?“

„Ich habe ihn beobachtet und was ich dir gleich sage, wird dir absolut nicht gefallen.“

Fukago missfiel es, dass sich Shisui alles so dermaßen aus der Nase ziehen ließ. „Sag schon, was hast du beobachtet!?“

Shisui musste unweigerlich lächeln.

Fukago war allerdings schon so gereizt, dass er ihm vor Wut eine heftige Ohrfeige verpasste. „Du sollst reden und nicht grinsen!“, fuhr er ihn an.

Shisui war zunächst irritiert, doch dann begann er zu erzählen, was er gesehen hatte.
 

Itachi wäre beinahe in seiner Meditation versunken. Mühsam richtete er sich auf und führte ein paar Dehnübungen durch. Während er dies tat, hörte er vom Haus seinen Vater fluchen. Wenn er richtig hörte, dann warf er gerade jemanden achtkantig raus. Das konnte Fukago schon immer gut – Leute lautstark hinauswerfen, wenn es ihm nicht passte, was sie zu sagen hatten.

Itachi reckte sich und machte noch ein paar andere Übungen, bevor er sich aus dem Haus schlich. Er schaute sich um und schlich vorsichtig zu den Parks, wo er sich vorhin mit Shisui verabredet hatte. Als er dort ankam, war der andere Uchihasprössling bereits da und wartete auf ihn. Er beobachtete Itachi mit jedem näherkommenden Schritt. Und sein Blick war raubtierhaft.

„Hallo Itachi.“, begrüßte Shisui ihn in einem arroganten Tonfall.

Itachi reagierte nicht weiter darauf und trat ihm stillschweigend gegenüber.

„Du traust dich tatsächlich her. Dann muss dir ja viel an deinem kleinen Geheimnis liegen.“, säuselte Shisui.

Itachi schaute ihn nur wütend an.

Shisui tat einen Schritt vor. „Du wolltest doch wissen, wovon ich vorhin gesprochen habe?“

„Rede!“, forderte Itachi.

„Nein, nein, nein… So einfach nicht. Setz dich doch erst einmal.“, sagte Shisui, mit dem Finger vor Itachi herumwedelnd.

Widerwillig ließ sich Itachi auf die Parkbank zurückdrängen und setzte sich dort. Shisui legte mit festem Griff seine Hände zu beiden Seiten Itachis auf die Rückenlehne. Sein Blick bohrte sich in Itachis dunkle Augen.

„Was weißt du?“, zischte Itachi.

Shisui zog eine Augenbraue hoch. „Ah! Du weißt ja doch wovon ich rede!“

„Nein, weiß ich nicht, also rede!“

Shisui rührte sich keinen Millimeter beiseite, als er weitersprach. „Nun ja… ich weiß, dass ganz Konoha darüber reden wird. Ich weiß, dass dein Vater dich dafür hassen würde. Ich weiß, dass es dich die Clanfolge kosten würde…“

Itachi sah ihn ohne jede Regung an, aber tatsächlich drehte sich ihm fast der Magen um, als ihm ein Gedanke kam, was Shisui wissen könnte.

„Ich habe dich gesehen. Dich und ihn.“, flüsterte Shisui mit rauer Stimme.

Itachi warf ihm einen wütenden Blick zu, doch in ihm drinnen brodelte es bereits. Er hoffte, dass Shisui sie nur zusammen gesehen hatte. Er hoffte inständig, dass dieses kleine Ekelpaket nicht mehr gesehen hatte, wie beinahe ahnte.

„Es war dunkel, das muss ich zugeben… Aber…“, fuhr Shisui fort.

„Aber was?“, zischte Itachi.

„…Tja, weißt du…So ein Tempel ist manchmal gut mit Kerzen beleuchtet, findest du nicht?“

Itachi zuckte unmerklich zusammen. Tempel?? Nein!

Shisui hob die Hand und strich sanft über Itachis Wange und lächelte ihn dabei an. Itachi schaute wutentbrannt in Shisuis Gesicht, dann zu dessen Hand, die auf seiner Haut ein Kribbeln verursachte. Er verfluchte sich selbst, für dieses Empfinden, denn sonst war es Kisame, der solche Gefühle hervorrief. Was ist los mit mir? Warum reagiere ich so auf ihn?

"Lass das! Nimm die Hand weg!“, fauchte Itachi und schlug Shisuis Hand beiseite.

Shisui grinste. „Also das sah aber anders aus, als ich dich und ihn gesehen habe...“, säuselte er.

Itachi sprang so heftig auf, dass Shisui ein paar Schritte zurückweichen musste. „Was willst du gesehen haben?!?“, fuhr Itachi ihn wütend an.

„Ah, wir kommen also endlich zum pikanten Punkt. Gut, wenn du es unbedingt wissen willst.“, begann Shisui und fing sich einen weiteren wütenden Blick ein. „Beim nächsten Mal sag vorher Bescheid, dann lade ich ganz Konoha ein und verlange Eintritt fürs Zusehen! Es lohnt sich!“, spie er in vor Sarkasmus und Hohn triefendem Ton hervor.

Itachi riss entsetzt die Augen auf. „Was?“

Shisuis Grinsen verschwand. „Würde es dich nicht die Clanfolge kosten, dann hätte ich mir das gar nicht angetan! Du bist wie eine kleine dreckige Schlampe!“

„Das reicht! Hör auf!“, forderte Itachi und legte die Hände an seine Kunai.

„Oh… Du willst also Ernst machen? Genau, was ich wollte!“, gab Shisui zurück und zog seine Kunai.

Itachi musterte ihn. Er hatte nicht erwartet, dass Shisui acht Kunai ziehen würde. Er hatte zwei Kunai. Er hatte noch nie mehr benutzt und hatte auch nur mit zwei Kunais trainiert.

Shisui grinste ihn an. „Nur zwei?“ Er lachte. „Du gehst doch unter, Itachi!“

„Das werden wir sehen! Du weißt doch, viel heißt nicht gleich gut!“, gab Itachi zurück.

Shisui knurrte wütend und schleuderte ihm 2 Kunais entgegen. Itachi wich den Kunais geschickt aus, sodass sie im Baumstamm hinter ihm landeten.

„Tut mir Leid… daneben!“, fauchte Itachi.

Shisui funkelt ihn hasserfüllt an. Eigentlich sollte er so gereizt sein, dass er den Kampf hier verliert! … Und er wirrd ihn verlieren! Wieder jagte er ihm zwei Kunais entgegen.

Itachi sprang in letzter Sekunde beiseite und bemerkte aus den Augenwinkeln noch, dass eines in einem Ast landete und das andere ein Eichhörnchen traf. Er schaute zu Shisui zurück. „Musste das sein? Ich dachte, du wolltest mich treffen.“

Shisui knurrte wütend und stürzte mit einem lauten Kampfgebrüll auf Itachi zu. Er hatte noch vier Kunai und Itachi noch immer seine zwei.

Itachi wich ihm geradeso aus und warf eines seiner Kunai nach Shisui, das ihn aber nur streifte. Shisui stoppte in seiner Bewegung und schaute den anderen erstaunt an. Doch dann warf er wütend wieder zwei Kunai nach Itachi, die ihn wiederum nicht trafen. Mit einer wüsten Beschimpfung raste Shisui weiter auf Itachi zu.

Itachi duckte sich erschrocken nach unten weg und riss sein verbliebenes Kunai hastig hoch.

Shisui stoppte jäh. Ein gleißender Schmerz breitete sich aus. Entsetzt schaute er Itachi an, der seinen Blick gleichermaßen erwiderte. Itachi ließ das Kunai los und sofort sackte Shisui zu Boden. Panisch ließ er sich neben ihn fallen und konnte seinen Blick nicht von dem Kunai abwenden. Er hatte nicht geahnt, dass er Shisui treffen würde. Und schon gar nicht, dass er dessen Kehle erwischen würde!

Shisui schaute ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Erstaunen an. Er wollte sprechen, bewegte seine Lippen, doch kein Ton kam hervor.

Itachi versuchte hektisch zu verstehen, was Shisui ihm sagen wollte. Während der Anbu-Ausbildung lernte man dies, doch gerade jetzt, wo er die Kunst des Lippenlesens beherrschen wollte, ging gar nichts mehr. Er war, wie Shisui, vor Entsetzen wie gelähmt und sein Gehirn verarbeitete die Flut an Bildern und Gefühlen nur langsam, sodass die Information fast nicht durchdrang, die Shisui loswerden wollte. Doch dessen hörbares Röcheln jagte Itachis Aufmerksam in Sekundenschnelle auf die Situation zurück. Itachi lenkte seine Konzentration darauf, Shisui zu verstehen.

Mit den Lippen gelang es Shisui einen Satz zu formulieren. „Du wolltest doch meine Augen… Dann nimm sie dir, du Bastard!“

Itachi hatte keine Chance – Tränen ließen seinen Blick verschwimmen und rannen über seine Wangen. Was hab ich getan? Das habe ich so doch gar nicht gewollt… Ich wollte ihn doch niemals töten! „Das hab ich nicht gewollt…“, flüsterte er mit erstickter Stimme.

Auf Shisuis Gesicht schlich sich ein schmerzverzehrtes Lächeln. „Ich hätte dich getötet, wenn ich dazu gekommen wäre!“, röchelte er und Itachi las es mehr, als dass er etwas hörte.

Itachi blinzelte die Tränen weg und schaute in Shisuis Augen, deren Glanz sich immer mehr verlor. Dennoch tauchte dort Shisuis Sharingan auf. Itachi wusste inzwischen, dass es gar nicht so schwer war, das Sharingan auf einen anderen zu übertragen, solange man Kenntnisse der Medi-Nin hatte. Und er wusste, dass Shisui diese besaß und er wusste auch, dass Shisui ein Mensch war, der jegliche seiner Versprechen hielt. Itachi verließ sich darauf und legte seine Stirn an Shisuis. Er spürte, wie sich Shisuis kalte Hände um seine Schläfen schlossen und er ein Jutsu sprach.

Itachi zuckte zusammen, doch er konnte nicht weg. Shisui hatte noch einen so festen Griff, dass er sich kein Stück wegbewegen konnte. Rasender Schmerz, wie tausend scharfe Klingen, jagte durch Itachis Körper, als Shisuis Sharingan mit dem seinen verschmolz. Sein ganzes Gesicht war wie erstarrt, er konnte nicht einmal blinzeln, während Tränen in seine Augen schossen. Es hielt an und Itachi fragte sich, wie lange er das noch durchstehen würde müssen, als der Schmerz endlich nachzulassen begann. Plötzlich fiel Itachi ruckartig nach hinten und hatte Mühe, sich sicher abzustützen, als es endlich vorbei war. Hektisch atmend und mit rasendem Puls starrte Itachi auf den leblosen Körper Shisuis hinab. Sein Gesicht glühte, seine Augen brannten wie Feuer und sein ganzer Kopf schmerzte als er zu Shisui zurückkrabbelte und in dessen Gesicht schaute. Shisuis Augen waren weit aufgerissen, doch ein Sharingan war darin nicht mehr zu sehen. Seine Augen waren normal, wie die eines jeden anderen aus Konoha. Und sie waren leer, stumpf, völlig glanzlos. Itachi schluckte schwer und mit zitternder Hand schloss er Shisuis Augen. Er hatte das Gefühl, wenn er dies nicht täte, dann würden sie ihn anklagen und ihn für immer verfolgen. Er zitterte immer noch am ganzen Leib als er sich aufrichtete. Auf wackligen Beinen wurde ihm seine Lage plötzlich bewusst und er rannte panisch davon. Er rannte automatisch nach Hause und sein antrainierter Instinkt eines Anbu ließ ihn wie nebenbei registrieren, dass niemand seinen Weg kreuzte und ihn sah. Als er gerade einen Fuß auf das Anwesen seiner Eltern setzte, sah er über dem Park die Raben wie aufgescheucht davon fliegen. Hastig rannte er zu seinem Zimmer hinauf, schloss sich ein und setzte sich auf sein Bett, wo er sich wie zu Beruhigung hin und her wiegte…

Eine ganze Weile lang konnte er an nichts denken. Er hatte den Blick stur geradeaus gerichtet und sein Kopf war leer. Doch dann... Ich habe Shisui getötet… Ich hab ihn umgebracht… …wurde ihm plötzlich schlecht. Eilig rannte er in sein Bad und schaffte es gerade noch so, den Toilettendeckel aufzureißen, bevor er sich übergab. Müde richtete er sich wieder auf und blieb vor der Porzellanschüssel hocken. Er hustete, dann atmete er tief durch. Ein unangenehmer Geschmack blieb, doch er hatte nicht den Drang aufzustehen und einen Schluck Wasser aus dem Wasserhahn zu nehmen. Stattdessen blieb er sitzen und starrte die Decke an. Was hab ich getan? … Wie konnte mir das passieren? Verdammt, das wollte ich doch nicht! Und seine Augen wollte ich auch nicht!! Was mach ich denn jetzt? Sie werden es rausfinden… Die finden das raus und dann bin ich geliefert! Da nützt mir auch die Clanfolge nichts und mein Vater wird mir auch nicht helfen! Er spürte wie eine Träne an seiner Wange herunterrollte und wischte sie hastig weg. Das konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Er schloss kurz die Augen, doch dann wurde ihm gleich wieder übel, sodass er sich entschied, doch endlich einen Schluck Wasser zu trinken. Mühevoll zog er sich hoch und beugte sich über das Becken, öffnete den Wasserhahn und begann ein paar Schlucke zu trinken. Es beruhigte seinen Magen tatsächlich und er taumelte wieder zu seinem Bett zurück. Er ließ sich auf die Matratze fallen und starrte die Decke an... und irgendwann, nach gefühlten Stunden, war er endlich eingeschlafen.

So folgt eines gleich dem anderen...

Die Sonne kitzelte seine Nase, als er am Morgen aufwachte. Als er die Augen aufschlug, hörte er bereits die ersten Geräusche im Haus. Ihm fiel gleichzeitig auf, dass die Geräusche sehr hektisch klangen. Eher ungewöhnlich für seine Eltern.

Schwerfällig stand er auf und schaffte es, sich umzuziehen. Während er immer wacher wurde, kam ihm immer deutlicher jede Einzelheit des gestrigen Vorfalls in Erinnerung. Und dann schaltete sich sein erlerntes Anbu-Wissen ein. Ihm wurde langsam klar, was er da wirklich angerichtet hatte. Für einen Moment schlich sich das nackte Entsetzen in seine Gedanken und er erstarrte.

Dann hörte er seinen Vater heraufkommen. Lautstark verlangte er, dass Itachi ihn hereinließ. Verwirrt öffnete Itachi ihm, denn sonst rief das Familienoberhaupt ihn um diese Zeit nur zum Frühstück. Fukago stürmte herein und fixierte ihn aufgebracht. Itachi stand da und musterte ihn nur fragend.

„Wo warst du vorgestern Nacht?“, fragte Fukago forsch.

Itachi spürte, wie er zusammenzuckte, doch da Fukago keine Reaktion darauf zeigte, schien er es nicht wahrgenommen zu haben. Für Itachi war diese Frage nach dieser Nacht gerade jetzt ein wunder Punkt. Es war die Nacht gewesen, als er und Kisame sich am buddhistischen Tempel getroffen hatten. Und wo Shisui sie beobachtet haben musste. „Ich war Zuhause.“, antwortete Itachi.

Fukago runzelte die Stirn und sah ihn forschend an. „Das kann nicht sein, du warst nicht hier!“, hielt er dagegen.

Itachi zitterte beinahe. Sollte sein Vater etwa etwas mitbekommen haben? Oder hatte er geschaut, ob er in seinem Zimmer war?

„Also?! Wo warst du?“, forderte Fukago.

Doch Itachi stand nur da und reagierte nicht weiter. Was sollte er denn sagen? Angst, ja fast Panik, Verwirrung und Entsetzen lähmten seine Gedanken.

Fukago packte in plötzlich an den Schultern. Ein fester Griff. „Sag mir jetzt sofort, wo du warst!“, forderte er wieder.

Und erhielt wieder keine Antwort. Itachi schaute ihn nur angsterfüllt an. Beinahe glaubte Fukago sogar Panik in seinen Augen zu lesen. Und warum? Sollte Shisui Recht behalten haben? „Warst du vorgestern am Tempel draußen?“, fragte er gezielt.

Wieder keine Reaktion, nur die blanke Panik in den Augen Itachis. Und die ließ Fukago nun keinen Zweifel mehr daran, dass der Junge zumindest an diesem Abend am Tempel gewesen war. Er kniff die Augen zusammen. „War Hoshigaki dabei?“, fragte er.

„Nein!“, flüsterte Itachi, erschrocken über diese präzise Frage. Wie kommt er darauf?

„Und ob er das war!!“, fluchte Fukago laut.

Itachi hatte im gleichen Zuge mit diesem Satz mit einer ordentlichen Schelle gerechnet, doch die blieb aus. Itachi konnte sich nicht rühren, nicht einmal mehr klar genug denken. Das einzige was er noch konnte, war, seinen Vater entsetzt anzusehen.

„Was hat Hoshigaki mit dir gemacht?“, fragte Fukago.

Itachi zog für einen Augenblick die Augenbrauen zusammen. Hatte er da ein Bröckeln in der Stimme seines Vaters gehört? „Nichts.“, log er.

Doch gerade für diese Lüge kassierte Itachi eine Ohrfeige. Fukago hatte jedoch überraschenderweise nicht so stark zugeschlagen, wie Itachi es von ihm kannte.

„Lüg nicht! Ich weiß ganz genau, was da passiert ist!“, schrie Fukago ihn an.

Wieder tauchte Entsetzen in Itachis Augen auf. Er weiß es! Aber wie...?

Fukago schien das Entsetzen in den Augen seines Sohnes gar nicht zu bemerken. „Und ich lasse es nicht zu, dass dieser Fischmensch meinen Sohn vergewaltigt! Wie sieht das denn für die Clanfolge aus!!“

Itachis Entsetzen verschwand. Er hatte zumindest ein wenig gehofft, dass er jetzt endlich Zuneigung finden würde, doch die Hoffnung starb sofort wieder. Es ging hier also wirklich nur um Macht – nur um die Clanfolge, die beim Familienfest endgültig entschieden werden sollte.

„Ist das alles? Diese verdammte Clanfolge?“, fragte Itachi entrüstet.

„Was denn sonst? Die Clanfolge wird in den nächsten Tagen entschieden. Wie sieht das denn aus, wenn peinliche Fragen kommen?!“, antwortete Fukago.

Itachi konnte dazu nichts mehr sagen. Er schaute seinen Vater nur zweifelnd und enttäuscht an.

„Was diesen Hoshigaki angeht... Ich habe bereits eine Fahndung eingeleitet. Das Shisui mir davon berichtet hat, war keinesfalls verkehrt gewesen. Der arme Junge, dass er sich das ansehen musste!“, sagte Fukago.

Shisui?! Armer Junge?? Was soll das denn bitte?! Und was bin ich dann?! Itachi schaute ihn entsetzt an. Panik machte sich plötzlich wieder in ihm breit. Davon hat Shisui nichts gesagt! Er hat nicht gesagt, dass er meinem Vater alles erzählt hat!

Gerade als Fukago gehen wollte, drehte er sich rasch wieder um. „Wegen Shisui... Du musst aussagen!“, sagte er.

Itachi schwirrte der Kopf. Was sollte er? „Aussagen? Was denn aussagen? Wieso?“, fragte er irritiert.

Fukago knurrte. „Aussagen, was da am Tempel passiert ist... Und wo du gestern gewesen bist!“

„Gestern? Was hat das damit zu tun?“, fragte Itachi, immer noch irritiert.

„Du weißt es noch nicht?“, fragte Fukago, ihn einen Moment musternd.

„Was denn wissen? Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte Itachi.

„Shisui ist tot! Ich dachte, du wüsstest das schon!“

Itachi blinzelte ihn an. „Wie bitte?“

„Und ich dachte, du wüsstest das...“, seufzte Fukago. „Shisui wurde ermordet im Park gefunden. Der Park hinter unseren Anwesen. Also mach dich fertig und dann komm runter. Sie warten nur noch auf dich.“, sagte er.

Langsam verflog Itachis Verwirrung und es machte endlich „klick“. Schließlich war er dafür verantwortlich. Aber er durfte jetzt nichts sagen, sich nichts anmerken lassen. Er durfte niemandem sagen, was er getan hatte. Was ihm eigentlich eher ungewollt passiert war.

Fukago stand noch einen Moment in Itachis Zimmer und versuchte irgendetwas im Gesicht des Jungen zu erkennen. Doch außer Entsetzen konnte er nichts anderes ausmachen. Kein Erkennen, keine Panik, dass er ertappt war. Und wenigstens das hatte er erwartet, denn er wusste, dass es nur ein Uchiha gewesen sein konnte.

Itachi nickte schwer. „Ich... bin gleich unten...“

Fukago ging wieder und Itachi musste Luft holen. Er dachte nicht nach, als er sich einen Zettel schnappte und darauf eine Nachricht kritzelte. Kaum, dass er sie fertig hatte, las er die Worte noch einmal: „Du musst verschwinden. Sofort!“ Was tu ich hier eigentlich?

Nicht wissend, ob es überhaupt gelesen werden würde, versteckte er den Zettel im Geäst des Baumes. Er wusste, dass Kisame wohl kommen würde – schon allein der Geschehnisse wegen. Er postierte den Zettel so, dass Kisame ihn sehen musste, er aber von unten nicht ersichtlich war. Dennoch wusste er nicht, ob Kisame ihn auch finden und lesen würde. Darum bittend, dass es so sein würde und Kisame auch darauf hören würde, ohne Fragen zu stellen, ging Itachi nach unten.
 

Sein Vater wartete bereits unwillig auf ihn. Neben ihm standen drei weitere Uchiha-Familienmitglieder: Inabi, Yashiro und Tekka Uchiha. Schon als Itachi Tekka sah, wurde ihm klar, dass es nicht ganz einfach werden würde. Schließlich hatte auch Tekka, wenn auch nur eines Auftrags wegen, ihn beobachtet. Andererseits... auch wenn sie jedes Geheimnis aus den Leuten herausholen konnten, bei ihren eigenen Leuten war dies sehr viel schwieriger.

Fukago nickte nur und ließ Itachi allein mit den dreien. Sie schauten sich erst um, dann baten sie Itachi, sich zu setzen.

„Wo warst du gestern Abend?“, fragte Inabi.

„Zuhause.“, war Itachis Antwort.

„Kann das jemand bezeugen?“, fragte Tekka und Itachi konnte den bösartigen Blick keinesfalls übersehen.

„Nein. Es bekommt ja eh keiner mit, wann ich da bin und wann nicht.“

„Hmm. Wie gut kanntest du Shisui?“, fragte Yashiro.

„Wir waren Freunde... Zumindest, bis es um die Clanfolge ging. Da hörte bei ihm die Freundschaft auf.“, sagte Itachi.

Die Augen der drei leuchteten auf. „Stellt das ein Motiv für dich dar?“, fragte Tekka.

Itachi fixierte ihn. Ein Motiv ist es, aber nicht für ihn. „Ja, aber nicht für mich. Mir war es völlig egal, wer hier die Clanfolge übernimmt.“

Yashiro runzelte die Stirn. Es kam ihm das erste Mal unter, dass einem Uchiha die Clanfolge völlig egal war. Und dennoch... es war noch lange nicht sicher, dass Itachi wirklich gestern Abend zu Hause gewesen sein sollte. „Das hat noch lange nichts zu heißen. Du kannst es nicht belegen, dass du hier gewesen bist.“

Doch noch bevor Itachi antworten konnte, tapste Sasuke in das Zimmer. „Er war es nicht! Ich hab meinen Bruder im Dojo gesehen. Er hat dort meditiert. Ich weiß, dass er das immer lange macht.“, winselte er.

Itachi schaute seinen kleinen Bruder überrascht an. Schließlich konnte der Kleine ja nicht wissen, dass Itachi sich diesmal kurz gehalten hatte und danach einen Kampf mit Shisui im Park hatte. Aber es kam ihm tatsächlich gerade recht, denn Sasuke gab ihm ein passendes Alibi.

Inabi und Yashiro nickten, Tekka fixierte die beiden Uchiha-Jungen misstrauisch. Er konnte diese Story einfach nicht glauben, aber dennoch war ihm klar, dass der kleine Uchiha wohl kaum instruiert worden sein konnte. Fukago und Mikoto würden dies nie tun, Itachi würde das wohl nicht einmal einfallen und der Kleine selbst, würde das wohl auch gar nicht mitmachen. Dennoch- „Stimmt das?“, fragte Tekka.

„Warum sollte Sasuke Blödsinn erzählen? Jetzt habt ihr jemanden, der es bezeugen kann, dass ich Zuhause war.“, antwortete Itachi.

Inabi schritt auf den kleinen Sasuke zu. „Danke, Sasuke. Nun geh wieder spielen, Kleiner.“, sagte er freundlich und schob den Jungen wieder hinaus.

„Da wäre noch etwas. Dein Vater hat da etwas verlauten lassen...“, begann Tekka und ein wissendes Grinsen umspielte seine Lippen, was jedoch kaum auffiel.

„Was hat er verlauten lassen?“, fragte Itachi bissig, obwohl ihm die Antwort fast schon klar war.

„Wir stellen hier die Fragen!“, fauchte Tekka und fing sich einen finsteren Blick von Inabi ein, der die Führung gleich wieder übernahm.

„Wo warst du vorgestern Abend?“

„Was hat das mit Shisui zu tun?“, fragte Itachi, ehrlich irritiert. Ich dachte, mein Vater hat eine Vermutung wegen Shisui geäußert und jetzt das? Was soll das?

„Fukago hat uns berichtet, was er von Shisui erfahren hat. Keine schöne Sache. Wie du sicher schon von ihm erfahren hast, wird Hoshigaki schon gesucht.“, erklärte Yashiro.

„Ich weiß.“ Itachi senkte den Blick.

„Wir wollen deinen Standpunkt dazu hören. Was ist da passiert?“, fragte Inabi.

„Meinen Standpunkt? Was wollt ihr hören? Das er kaltblütig über mich hergefallen ist? Wohl kaum? Ich will nicht darüber reden, also warum fragt mich eigentlich jeder danach!?“, fauchte Itachi.

„Hat er das denn getan?“, fragte Tekka hinterhältig.

„Er hat gar nichts getan!“, widersprach Itachi.

Wiederum runzelten sie die Stirn. „Shisuis Geschichte, beziehungsweise, die deines Vaters klingt aber ganz anders. Fukago sagt, er hätte dich gezwungen-“, begann Inabi.

„Hört auf! Mein Vater hat doch keine Ahnung! Gar nichts hat er!“

Wieder schauten sie ihn mit hochgezogenen Brauen und erstaunten Blicken an. „Möchtest du vielleicht woanders, oder besser gesagt allein darüber sprechen?“, fragte Tekka und fing sich erneut einen grimmigen Blick von Inabi ein.

Itachi zuckte zusammen und schaute sie mit einem Leuchten in den Augen an. „Ja... Vielleicht.“, antwortete er ruhig.

Inabi musste unweigerlich lächeln. „Du kannst dir aussuchen, wo.“, sagte er.

Itachi dachte einen Moment nach. Eigentlich war das sogar ganz gut. Doch sein Gedanke erschreckte ihn im gleichen Moment. Die drei vor ihm wurden ihm geradewegs zur Last. Sie stellten Fragen und sie wussten, wie sie fragen mussten, um an alle Informationen zu kommen. Es graute ihm davor, wenn sie wirklich alles herausfinden sollten. Und da Shisui seinen Senf nicht mehr dazugeben konnte, würde es leichter sein, sie vom Gegenteil zu überzeugen – nämlich das nichts passiert war. Andererseits würden sie ihm das wohl nicht glauben und es wäre sicherlich noch besser, wenn sie nie etwas von Itachi erfahren würden und nie irgendetwas von dem, was gerade gesagt wurde, je an die Öffentlichkeit käme. Und solange sie keine genaueren Informationen hatten, würden sie auch keinen Bericht schreiben, geschweige denn einen erstatten. Sie müssen verschwinden! Ich will nicht, dass es jeder hier erfährt!! Itachi zuckte innerlich zusammen. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Hatte er das wirklich vor? Verdammt! Das ist der einzige Weg, dass nichts rauskommt! Und vielleicht kann ich auch Kisame beschützen...

Inabi, Yashiro und Tekka schauten ihn wartend an.

„Ich... weiß noch nicht wo... Kann ich mir das noch überlegen?“, fragte Itachi vorsichtig.

„Du hast einen Tag Zeit, es dir zu überlegen. Wir holen dich morgen ab.“, sagte Inabi.

Itachi nickte und die drei verließen das Anwesen. Dann atmete er tief durch und konnte noch immer nicht fassen, was er sich da gerade überlegt hatte. Erschrocken über sich selbst, vergrub er das Gesicht in den Händen. Dann atmete noch einmal tief durch und verließ den Raum. Ohne irgendwelche Worte ging er an der Familie vorbei, mit der er dieses Anwesen teilte und es wurde ihm wieder bewusst, dass er hier eigentlich gar nicht her gehörte. Mikoto war nicht seine Mutter, Sasuke nur sein Halbbruder und sein Vater... ja er war der einzige Blutsverwandte in diesem Haus. Haruna gab es nicht mehr und was seinen Vater anbelangte... blutsverwandt, das war alles was zwischen ihnen als Familie bezeichnet werden konnte. Sonst gab es da nichts. Gefühlsmäßig fühlte er sich in dieser Familie völlig fehl am Platz.

Den Rest des Tages schloss er sich in seinem Zimmer ein. Er musste sich bis zum morgigen Tag entscheiden, wo er sich mit Inabi, Yashiro und Tekka treffen wollte, um ihnen zu sagen was passiert war. Oder eher, um es ihnen nicht zu sagen.
 

Es war mitten in der Nacht, als ein leises Klappern ihn langsam weckte. Er kannte dieses Geräusch und es bereitete ihm sofort Sorgen, als ihm klar wurde, was es war. Er erhob sich und riss eilig das Fenster auf. Im ersten Moment war nichts zu sehen, doch dann war er urplötzlich vor ihm. Kisame Hoshigaki.

„Was willst du damit sagen?“, fragte Kisame als Begrüßung.

„Ja... schön, dich auch wieder zu sehen... Was will ich womit sagen?“, entgegnete Itachi müde und auch leicht gereizt.

„Damit!“, zischte Kisame und hielt Itachi den Zettel vor die Nase.

Itachi musste kurz genauer hinsehen, dann erinnerte er sich wieder. „Warum zum Henker kannst du nicht darauf hören und verschwinden! Ich schreib dir sowas doch nicht umsonst!“

„Warum?“, war Kisames einsilbige Frage.

„Warum? ...Ich hab Mist gebaut, verdammt!“

Kisame schaute ihn stirnrunzelnd an. „Wie soll ich das denn verstehen? Ist was passiert?“, fragte er.

Itachi hatte den besorgten Unterton keinesfalls überhört. Sein Blick ging seufzend zur Seite. „Shisui ist tot, weißt du das noch nicht?“, fragte er.

„Wer ist Shisui?“

„Shisui ist ein Clanmitglied. Also mit mir verwandt.“, erklärte Itachi.

„Und was hat der jetzt mit dir zu tun?“, fragte Kisame irritiert.

„Er ist tot. Das hat er mit mir zu tun!“

„Ich verstehe dich nicht. Was ist passiert?“

„Wie soll ich das erklären?“, fragte Itachi mehr sich selbst als Kisame. „Er... er hat uns gesehen.“

„Wie... Moment... Halt, was willst du mir damit sagen?“, fragte Kisame, der immer mehr aus dem Konzept geriet.

„Am Tempel...“, quetschte Itachi hervor.

„Augenblick mal! Du meinst...“

„Ja genau...“, sagte Itachi.

„Und jetzt ist er tot?“, hakte Kisame nach.

Itachi nickte.

„Das war ich aber nicht!“, rechtfertigte sich Kisame.

„Das weiß ich, dass du das nicht warst.“, sagte Itachi und schaute Kisame dabei nicht an.

Kisame zog eine Augenbraue hoch. Woher sollte Itachi wissen, dass er es nicht gewesen war? Doch was Itachi gerade gemurmelt hatte, zog seine Aufmerksamkeit zurück. Er hatte ihn nicht verstanden. „Was?“

„Ich war es.“, wiederholte Itachi etwas lauter.

„Was war das gerade?“, fragte Kisame nach.

Itachi schwieg. Kisame hatte ihn sehr wohl verstanden. Jetzt ist es raus... Aber ihm kann ich das sagen...

„Habe ich das gerade richtig verstanden? Du hast ihn getötet?!“, wiederholte Kisame.

Itachi wagte es endlich ihm in die Augen zu sehen – und war erschrocken. Das erste Mal, seit er Kisame kannte, sah er Entsetzen in dessen Augen. Und er wusste, dass er alles loswerden musste. Jetzt oder nie. „Was hätte ich denn tun sollen?! Er wusste alles! Er hat es meinem Vater gesagt! Was bitte, sollte ich denn tun?“, fragte Itachi hilflos.

„Alles, aber ihn doch nicht gleich umbringen!“, entgegnete Kisame.

„Aber was denn sonst? Er hätte uns auffliegen lassen! Das wollte ich nicht! Es hätte dich deine Freiheit, wenn nicht gar dein Leben gekostet! Das will ich nicht! Und außerdem war es keine Absicht! Ich hab das nicht wirklich gewollt! Er ist in mein Kunai gerannt!“, erklärte Itachi.

Kisame schüttelte den Kopf. „Falsch! Falsch! Falsch! Du fängst an, es vor dir selbst zu leugnen! Denk nicht mal daran! Nicht vor dir selbst! Leugne es vor allen anderen, aber niemals vor dir selbst! … Herrgott, was hab ich nur angerichtet? Einen solchen Einfluss wollte ich nicht auf dich ausüben.“, sagte er.

„Das hast du doch gar nicht! Du bist nicht Schuld! Das wäre mir sicher auch passiert, wenn ich dich nicht gekannt hätte!“, versuchte Itachi ihn zu beruhigen.

„Nein, das wäre nicht passiert, wenn wir uns nicht kennengelernt hätten. Gerade dadurch ist es doch erst soweit gekommen...“, sagte Kisame.

„Nein, nein. Hör auf. Sag das nicht. Das mit Shisui war wirklich ein Versehen. Das habe ich nicht gewollt!“

Kisame sah ihn funkelnd an. „Mord ist kein Versehen, Itachi! Ich weiß wovon ich rede!“, zischte er durchdringend.

Itachi schaute ihn an. Er war sich immer noch nicht sicher, was er eigentlich fühlen sollte. Und gerade dieser Satz von Kisame hatte ihn daran erinnert, dass der Mann vor ihm seine Gefühle geweckt hatte, aber auch seine Mutter getötet hatte. Sollte er ihn nun hassen? Oder sollte er es vergessen, weil er Haruna sowieso nie als seine Mutter kennengelernt hatte und stattdessen auf seine Gefühle vertrauen? Was sollte er jetzt tun? Doch entscheiden konnte er sich nicht, denn er hörte ein Geräusch.

Gerade als er Kisame warnen wollte, hatte man sie entdeckt! Sie griffen an und erschrocken zerrte Kisame Itachi mit sich aus dem Fenster. Zusammen landeten sie unsanft auf dem Rasen. Noch ehe sie auch nur irgendwie reagieren konnten, wurden sie auseinander gezerrt und Itachi konnte spüren, wie Kisame ihn festhalten wollte, es jedoch nicht mehr konnte. Itachi wurde unsanft von Kisame weggezogen und in, wie die Leute um sie herum wohl annahmen, sicherer Entfernung festgehalten. Er konnte nicht anders als zuzusehen, wie sie Kisame in Schach zu halten versuchten – und wie es ihnen schlussendlich auch gelang. Er musste mit ansehen, wie Kisame sich mit Händen und Füßen zu wehren versuchte.

„Er gehört mir!!“, schrie Kisame laut.

Itachi zuckte zusammen. Konnte seine Gefühle nicht mehr einordnen. Er war entsetzt, aber irgendwie auch gerührt von Kisames Worten und er war verstört, über das was gerade geschah. Er konnte sich nicht rühren, so sehr er es auch wollte, er war wie gelähmt.

Währenddessen gelang es der Uchiha-Polizei Kisame unter Kontrolle zu bekommen. Hinter sich hörte Itachi ein leises Lachen. Dann trat Fukago neben ihn und fixierte den Fischmenschen.

„Sieh an, sieh an! Da ist er ja. Kisame Hoshigaki ist ja doch zu erwischen.“, sagte Fukago.

Kisame knurrte wütend. Verdammt! Wie konnte das passieren?! Itachi!

„Wollen doch mal sehen, wie lang deine Liste ist...“, säuselte Fukago und holte ein kleines Buch hervor, in dem er genüsslich blätterte und dann an einer Stelle stehen blieb. „Mord, Mord, Mord, oh das hört ja gar nicht mehr auf! Dann wollen wir die Liste doch mal erweitern, was meinst du Itachi?“

Itachi reagierte nicht auf seinen Vater. Seine gesamte Aufmerksamkeit war nur auf Kisame gerichtet.

Fukago interessierte sich auch nicht weiter für Itachis Reaktion. Er zückte einen Stift und schaute Kisame lächelnd an. „Und zwar noch einen Mord und Verführung Minderjähriger!“

Erst zeigte sich auf Itachis Gesicht eine Reaktion. Die gleiche Reaktion sah er auch bei Kisame und er hörte sie beide schon den gleichen Satz sagen: „Ich wollte es doch!“ Doch genauso schnell, wie in Kisames Augen dieses wütende Funkeln erschienen war, erlosch es auch wieder.

Kisame sah nur ausdruckslos zu Itachi. Nein, nein! Das kann ich ihm nicht antun... Ich kann ihn doch nicht bloßstellen! … Schließlich hat er Shisui getötet, um uns zu schützen. Da kann ich ihn nicht ins offene Messer laufen lassen...

Itachi hatte das Gefühl, zu verstehen, was in Kisame gerade vorging. Und es rührte ihn zu wissen, dass keiner von beiden den anderen wegen ihrer Leidenschaft ans Messer liefern würde. Er konnte eine einzelne Träne nicht unterdrücken, so sehr er sich auch ermahnte, sich nichts anmerken lassen zu wollen.

„Bringt ihn weg! Ihr wisst, welche Strafe auf ihn ausgesetzt ist!“, sagte Fukago.

Mit viel Mühe konnten sie den wütenden Kisame vom Anwesen schaffen. Immer wieder brüllte er laut und versuchte sich zu befreien. Itachi zog sich dabei alles zusammen. Dann nahm er die Hand seines Vaters auf seiner Schulter wahr.

„Komm. Geh in dein Zimmer.“, sagte er ruhig und übte einen erstaunlich sanften Druck auf Itachi aus, der ihn in Bewegung setzte.

Immer wieder schaute Itachi zurück, während sein Vater ihn wieder ins Haus bugsierte. Er brachte hinauf zu seinem Zimmer, sagte noch irgendetwas und ließ ihn dann allein. Was hatte Itachi auch erwartet? Er sieht doch gar nicht, dass mir das wehtut. Wie sollte er auch... Mir ist es sowieso lieber, er glaubt, dass Kisame... Das macht es leichter...

Die Tür wurde noch einmal geöffnet und Fukago schaute in Itachis Zimmer. „Denk an das Familienfest. In ein paar Tagen.“, sagte er nur und verschwand wieder.

„Das-“, setzte Itachi an, doch er ließ es bleiben und warf stattdessen ein Kissen gegen die Tür. Das Familienfest!! Natürlich!! Ist das alles, was ihm wichtig ist? Dieses dämliche Fest und diese verfluchte Clanfolge?

Itachi seufzte, holte das Kissen zurück und ließ sich auf sein Bett sinken. Und was jetzt? Er drehte sich erschöpft dem offenen Fenster zu. Traurig schloss er es und ließ sich wieder ins Kissen fallen. Das war's... vorbei... Kisame verdient die Höchststrafe für alles, was er bisher getan hat. Und das... Heiße Tränen liefen wie Sturzbäche an seinen Schläfen hinunter und verschwanden im Kissen. Und ich kann nichts tun... Erschöpft sank er in einen traumlosen Schlaf.
 

Erst am Mittag des darauffolgenden Tages wachte Itachi auf. Er war immer noch müde und wollte eigentlich liegen bleiben und nachdenken, was gestern geschehen war. Doch dann fiel ihm ein, dass immer noch ein Gespräch mit Inabi, Yashiro und Tekka ausstand. Nun stand er doch auf und ging hinunter. Wie sie es versprochen hatten, warteten die drei bereits auf ihn.

„Hast du dich entschieden, wo du reden willst?“, war Inabis Begrüßung.

Itachi nickte und ging hinaus. Sie folgten ihm und wiederholten draußen ihre Frage.

„An der großen Brücke.“, war Itachis Antwort.

Gemeinsam gingen sie stillschweigend dort hin. Itachi konnte selbst nicht verstehen, warum er gerade diesen Ort gewählt hatte, als er in das Gebüsch schritt, wo seine Anbu-Kollegen Haruna hervorgeholt hatten und er mit Maki zusammen nach letzten Hinweisen gesucht und den Reisebeutel gefunden hatte.

„So. Nun sprich. Was ist passiert? Dort am Tempel.“, sagte Inabi.

„Ich bin allein rausgegangen und zufällig dort gelandet. Es war offen und ich war bisher noch nie dort gewesen. Ich weiß, sonst ist dort nachts nie offen, aber es war offen. Also bin ich rein und hab mich umgesehen.“, begann Itachi.

Yashiro runzelte schon die Stirn. Es stimmte, der Tempel war nachts nie geöffnet, aber dass er ausgerechnet an diesem Abend offen gewesen sein sollte? Das konnte er nicht glauben.

„Als ich an der Pagode angekommen war, die auch mit Kerzen beleuchtet war... da war er. Kisame.“, sagte Itachi. Dafür, dass er mich dahin entführt hat... gute Story, aber das werden sie merken. So dämlich sind die nicht... Aber ich auch nicht. Das würde mir im Traum nicht einfallen, die Wahrheit zu sagen. Die nehmen das auf, den Trick kenne ich schon.

„Er war also schon dort? Hat er die Tore die geöffnet, in der Hoffnung du würdest reingehen?“, fragte Yashiro.

„Ich nehme es an. Ich glaube nicht, dass er das auf blauen Dunst macht, schließlich sind wir uns schon vorher über den Weg gelaufen...“, sagte Itachi wahrheitsgemäß und sah sofort das Funkeln in Tekkas Augen. Er hat angebissen. Schließlich war er es, der uns beobachtet hat!

„Ich erinnere mich. Es gab da so eine nette Begebenheit bei der es allerdings etwas anders ausgesehen hat, als du es hinterher beschrieben hast!“, versetzte Tekka.

„Es gab schon einmal so eine Situation?“, fragte Inabi, jedoch mehr an Tekka gerichtet.

„Ja, gab es. Es sah eher einvernehmlich aus, aber Itachi hat es hinterher bestritten, als er die Fotos gesehen hat.“, erklärte Tekka, ohne viel zu sagen.

„Fotos?“, fauchte Yashiro.

„Wo sind die Fotos, Tekka!?“, fragte Inabi.

„Die hat Fukago behalten.“, antwortete Tekka.

Inabi knurrte und warf Yashiro einen eindringlichen Blick zu. „Gut. Das können wir jetzt nicht ändern. Weiter, was ist dann passiert, Itachi?“, wandte er sich an Itachi.

Die Fotos? Hat mein Vater nicht mehr. Die habe ich. „Was dann passiert ist? Er hat mich angegriffen.“, sagte Itachi. Gestritten haben wir, aber vielleicht springen sie weiter darauf an...

„Angegriffen? Und wie?“, fragte Yashiro.

Itachi blinzelte. So präzise Fragen, hatte er nicht erwartet, aber er konnte immer noch einen Teil Wahrheit sagen. „Nun ja... Zunächst verbal... und dann...“

„Dann? Hat er dich angerührt?“, hakte Inabi nach.

Itachi warf einen Blick zur Seite, in der Hoffnung, sie würden dies als Angst deuten. Angst, zu sagen, was passiert war. Doch-

„Hör auf zu lügen, Itachi!“, forderte Tekka. „Ich glaube dir kein einziges Wort! Das der Tempel offen gewesen sein sollte... Nein, völlig irrsinnig! Das du alleine draußen herumspazierst? … Das hast du ja noch nie getan! Und das Hoshigaki dich erst verbal angreift?? Nein... Der Mann ist ein eiskalter Mörder, der greift nicht verbal an! Der tötet!!“, zischte er wütend.

Itachi zuckte zusammen. Eiskalt? Ich habe ihn anders kennengelernt... Und er hat mir höchstpersönlich gesagt, dass er nur auf Auftrag mordet. Und auch nur dann, wenn berechtigte Gründe vorgelegt werden konnten. „Bin ich tot? Ich lebe... Ich hab Glück gehabt! Er wollte mich nicht töten, er wollte etwas anderes, das habt ihr ja wohl mitbekommen!“, fauchte Itachi.

„Oh ja... Ausgerechnet bei dir sollte Hoshigaki eine Ausnahme machen oder was?“, versetzte Tekka.

Inabi und Yashiro warfen ihm mit gerunzelter Stirn Blicke zu, doch sie griffen nicht ein, um ihn aufzuhalten. Ganz im Gegenteil. „Da muss ich Tekka ja Recht geben... Ausgerechnet jetzt und bei dir soll Hoshigaki aus seinem Muster ausbrechen? Das klingt tatsächlich sehr fadenscheinig, findest du nicht, Itachi-kun?“, sagte Inabi.

„Bin ich Kisame, oder wie? Woher soll ich wissen, wieso er sowas macht?“, fragte Itachi.

Tekka kam näher und hinter ihm die anderen beiden. „Du glaubst doch selbst nicht, dass er aus seinem Muster fällt, nur weil DU ihm aufgefallen bist! Weil er plötzlich pädophile Gefühle entdeckt? Was glaubst du, in was für einer Welt du hier lebst? So jemand wie Kisame Hoshigaki bricht nicht einfach aus seinem Muster aus! Der macht das jahrelang, der tötet seit Jahren! Der fällt nicht einfach wegen eines homogenen, kleinen, introvertierten Jungen aus seinem Muster!“

Itachi ging mehrere Schritte nach hinten, bis er die harte Rinde eines der umstehenden Bäume an seinem Rücken spürte. Sie hatten ihn mit all den Worten in die Ecke gedrängt. Ihn sogar in Verwirrung gestürzt.

„Das war keine Vergewaltigung! Du hast es gewollt!!“, zischte Tekka triumphierend. „Von Anfang an hast du das gewollt! Was wird Fukago dazu wohl sagen? Damals wollte er mir ja nicht glauben, da hast du dich ja wunderbar herauswinden können! Aber jetzt kommst du da nicht mehr raus! Es ist aus, Itachi!“

Itachi stand fest an den Baumstamm gepresst. Was wird das? So schnell wollte ich das doch nicht! „Was soll das?“, fragte er, gehetzt klingend.

Tekka grinste bösartig und Inabi und Yashiro kamen nun auch näher. „Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“, fragte Tekka.

Itachi schwieg erst, doch- „Ich muss mich nicht verteidigen... Ich habe gesagt, was passiert ist. Wenn ihr eine einfache Wahrheit nicht akzeptieren könnt, dann tut es mir Leid!“, sagte er und stieß Tekka wütend beiseite.

Irritiert taumelte Tekka zur Seite. Inabi und Yashiro waren mindestens genauso verwirrt. Sie sahen sich erschrocken an, dann zu Tekka und bekamen gar nicht mit, wie Itachi sein Kunai zog. Erst als Inabi wieder zu Itachi schaute, bemerkte er es. Er konnte jedoch nicht weiter darauf reagieren, denn in Sekundenschnelle hatte Itachi sein Kunai in Inabis Herz gerammt. Geschockt sah dieser ihn an und riss die Augen auf, als Itachi es mit einem ruckartigen Dreh wieder herauszerrte. Yashiro konnte so schnell auch nicht mehr reagieren, denn mit einer wilden Drehung zerrte Itachi das Kunai an dessen Kehle entlang. Für ein paar Sekunden sah Itachi die selbe Situation vor sich, wie mit Shisui, doch die blendete er hastig wieder aus. In dem Moment rannte Tekka auf ihn zu und riss ihn zu Boden.

„Was tust du da?!“, fauchte er aufgebracht.

Itachi zeigte keinerlei Reaktion. Doch er spürte, wie sein neues Sharingan reagierte. Tekka riss die Augen auf.

„Was... Du... Du hast Shisui getötet!“, hauchte er entsetzt.

Itachi nutzte die Chance und stieß Tekka erneut von sich weg, der unsanft auf dem Waldboden landete. Itachi sagte nichts, sondern schritt nur auf Tekka zu. Ein Blick in Itachis Augen jagte Tekka einen Schauer über den Rücken.

„Nein... Das tust du nicht! Das kannst du nicht! Das kannst du nicht machen!“, stammelte Tekka.

Itachi schnappte nach Tekkas Hand, legte das Kunai hinein und zerrte Tekkas Hand mit aller Kraft über dessen Bauch. Itachi sprang beiseite, als ihm ein Schwall Blut entgegenkam und ging mehrere Schritte rückwärts. Tekka schaute ihn entsetzt an und versuchte etwas zu sagen, doch außer Blut kam nichts mehr aus seinem Mund heraus. Itachi schluckte schwer, schaute zu Inabi und Yashiro. Er fühlte, wie plötzlich Panik in ihm aufstieg und rannte davon. Sein Kunai ließ er in Tekkas Hand liegen.
 

Eilig jagte Itachi ins Haus und in sein Zimmer hinauf. Er schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Sein Atem raste und seine Gedanken überschlugen sich. Hatte er gerade das Mangekyo-Sharingan angewendet? Für eine Sekunde war sein Blick verschwommen, bevor Tekka ihm Shisuis Mord vorgehalten hatte. Die Schriftrolle! Sie ist noch hier! Hoffentlich hat sie niemand vermisst!

Itachi kramte in seinem Zimmer umher, auf der Suche nach dieser Rolle. Dann griff er in die Taschen seiner Hose, die im Bad lag und fand sie endlich. Er hatte schon die Hand auf die Türklinke gelegt, als er es sich doch anders überlegte. Er drehte den Schlüssel herum, setzte sich auf das Bett und suchte die Stelle, an der zuletzt aufgehört hatte zu lesen. Nach ein paar Sekunden hatte er sie gefunden und las weiter. Nach ein paar Sätzen wünschte er sich, es nicht getan zu haben. Nein! Das... Was hab ich getan? Was hab ich mir dabei gedacht?! Dieses verdammte Mangekyo... Was steht da? „Bei zu häufiger Anwendung kann das Mangekyo-Sharingan zur Erblindung führen.“ Das wollte ich nicht! Ich will dieses Sharingan nicht! Und diese dämlich Legende zum Schluss hier, nützt mir auch nichts! Ich kenne niemanden, der noch so ein Sharingan hat, das ich mir holen könnte, damit diese langsame Erblindung wieder ausgeschlossen wird!

Itachi rollte die Schriftrolle wieder zusammen und legte seufzend den Kopf in den Nacken. „Und jetzt?“, fragte er sich selbst.

Dann stand er auf und schlich sich aus dem Haus. Die Schriftrolle musste wieder zurück in die Familienbibliothek. Leise schlich er durch den Garten zu dem kleinen Häuschen und legte die Schriftrolle zurück an den Platz, wo sie vorher gewesen war. Genauso leise schlich er auch wieder zurück und in sein Zimmer. Was soll's... Ändern kann ich das jetzt auch nicht mehr. Shisui hat sein Wort zumindest gehalten...

Er ging ins Bad und schaute in den Spiegel. Dieser war inzwischen ein neuer und Itachi konnte sein Spiegelbild nun wieder ohne Splitter sehen. Wenn er dieses Bild mit dem Bild von damals verglich, bevor er seine Faust hinein gestoßen hatte... dann hatte er sich sehr verändert. Er Shisui getötet, wenn auch mehr ungewollt. Und jetzt hatte er Inabi, Yashiro und Tekka auf dem Gewissen, diesmal aber bewusst. Von Shisui weiß Kisame bereits, aber... Verflucht! Kisame!! Itachi wandte sich vom Spiegel ab und warf einen Blick auf sein Fenster, doch Kisame konnte nicht kommen. Er war jetzt im Gefängnis und Itachi hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
 

Der Hokage höchstpersönlich war dabei gewesen, als man den um sich schlagenden, brüllenden und wütenden Kisame Hoshigaki hinter Gitter gebracht hatte. Es hatte die Anbu sehr viel Mühe gekostet, denn Hoshigaki war keinesfalls ein leichter Brocken. Er hatte sich heftig gewehrt, aber letztendlich hatte er sich geschlagen geben müssen. Nun saß er in der Zelle unter dem Hauptsitz des Hokages.

Sarutobi saß in seinem Büro und starrte in die Glaskugel vor sich auf dem Schreibtisch. Er beobachtete den Fischmenschen. Und es war ihm immer noch nicht klar, was dieser Mann mit dem Uchiha-clan zu schaffen hatte. Aber er wollte es unbedingt wissen. Er stand auf und ging hinunter zu den Wärtern.

„Wer führt das Verhör?“, fragte er.

„Baki, Hokage.“, war die Antwort des Wärters.

„Baki? So, so... Dann sagt ihm ab. Ich werde ihn verhören.“

„Aber Hokage! Dieser Mann ist höchst gefährlich!! Er wird Sie umbringen!“, hielt der Wärter dagegen.

„Nein, er wird mich nicht töten. Er wird mit mir reden, dafür werde ich schon sorgen.“, entgegnete der Hokage und bat den Wärter, die Zelle Hoshigakis aufzuschließen und ihn hereinzulassen. „Geht, ich will allein mit ihm reden!“, forderte er und schickte den Wärter dann weg, nachdem er sich die Schlüssel hatte geben lassen.

Kisame schaute knurrend auf.

„Du hast meine Haruna getötet. Was hast du dazu zu sagen?“, begann Sarutobi das Gespräch in einem kalten Ton.

„Eure Haruna? Ich weiß nur, dass sie die Mutter von Itachi Uchiha ist. Und eines können Sie mir glauben, als ich den Auftrag angenommen und ausgeführt habe, wusste ich das noch nicht!“, entgegnete Kisame.

„Auftrag? Erzähl mir mehr!“, forderte der Hokage.

„Wie ihr wollt. Ich habe den Auftrag erhalten, sie zu töten, weil sie anscheinend für den Auftraggeber gefährlich hätte werden können. Ich weiß nicht, wer den Auftrag gegeben hat und ob sie wirklich gefährlich hätte werden können... kann ich nicht beurteilen, ich glaube eher nicht. Ich wusste nur wie sie aussah. Ich kannte nicht einmal ihren Namen!“, erzählte Kisame.

Sarutobi zog überrascht die Augenbrauen hoch. Zum einen, dass dieser Mann anscheinend wirklich gar nichts über Haruna gewusst hatte und zum anderen, dass er im Nachhinein erfahren haben musste, dass sie Itachis Mutter war. Nur wie hatte er das erfahren. Es wusste doch niemand außer ihm, Itachis Eltern und Itachi selbst. Dann kann er das nur von Itachi haben... Aber wie hat er die Information von Itachi bekommen? „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich an Fukagos Ältesten vergangen haben sollst! Was ist damit?“, fragte er.

Kisame sah stirnrunzelnd auf. „Das hat man euch gesagt?“, fragte er ruhig und schaute dann schweigend zur Seite.

„Ich habe mit Itachi gesprochen.“, warf der Hokage in den Raum.

„Ich habe Itachi nie etwas getan, ich habe ihn nie bedroht und ich werde ihm nie gefährlich werden. Das schwöre ich!“, sagte Kisame fest entschlossen.

Der Hokage schaute ihn erneut mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er hatte bereits den Bericht über die Festnahme des Fischmenschen gelesen. Am meisten hatte ihn das Verhalten Kisames und Itachis interessiert. Und Kisames eben getroffene Aussage ließ seine Vermutung klarer werden.

„Was passiert jetzt mit mir?“, fragte Kisame fordernd.

„Du kennst deine Strafe. Es ist die Höchststrafe für dich verhängt worden – du weißt was das bedeutet! Tod durch Hängen!“, sagte der Hokage eiskalt.

„Wann?“, war Kisames letzte Frage.

„In fünf Tagen! Es gibt für dich keinen Prozess!“, sagte der Hokage und verließ die Zelle...

Blut an meinen Händen...

Itachi wälzte sich die ganze Nacht von der einen zur anderen Seite. Ich liebe ihn... Ich liebe ihn! Ich liebe den Mörder meiner Mutter!! Verflucht, nein... Ich kann ihn nicht einfach hassen... dafür hat er mir zu viel gegeben! All das, was mein Vater und Mikoto mir nicht gegeben haben... Und meine Mutter? Haruna... Ich kann ihn nicht dafür hassen, dafür hab ich Haruna nie als meine Mutter kennengelernt. Immer nur als unser Hausmädchen. Kisame!! Wieder drehte er sich auf die andere Seite und der Mond leuchtete in sein Gesicht. Wie soll ich ihn finden? Und wie soll ich ihn befreien? Das kann ich doch gar nicht! Die ganze Nacht konnte Itachi nicht schlafen.

Ganze drei Tage stand Itachi völlig neben sich und wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Und das Familienfest, das in den nächsten Tagen stattfand, machte es ihm auch nicht leichter.

Vier Tage nachdem sie Kisame abgeführt hatten, bekam Itachi zufällig ein Gespräch Fukagos mit.

„Morgen wird die Strafe vollzogen.“, sagte Fukago.

„Was werden sie tun?“, fragte Fukagos Gegenüber, den Itachi nicht erkannte.

„Sie werden ihn ohne Prozess erhängen! Genau das, was er auch verdient!“, war Fukagos Antwort.

Itachi schluckte schwer. Morgen?! Hängen?? Nein, das darf nicht passieren!

Ohne weiter nachzudenken rannte Itachi aus dem Haus. Er kannte den Weg. Das Gefängnis lag direkt unter dem Hauptsitz des Hokage und wo der war, dass wusste Itachi. Er war selbst erstaunt, wie schnell er das Gefängnis erreicht hatte. Itachi fragte sich gar nicht erst, wie er hineinkommen sollte, er tat es einfach und schlich sich durch die Gänge. Ganz unten fand er endlich Kisames Zelle.

„Was willst du hier?“, fragte Kisame, noch bevor Itachi etwas sagen konnte.

„Ich will-“, setzte Itachi an.

„Lass es!! Geh wieder! Ich will dich jetzt nicht sehen!“

„Kisame!“, japste Itachi. „Ich will nicht ohne dich gehen!“

Kisame sprang auf und als er die Gitterstäbe erreichte, erzitterten sie und Itachi machte einen Satz nach hinten. „Wie willst du das anstellen?!“

Itachi schwieg darauf und schaute Kisame nur an.

„Das weißt du nicht, hm? Schön, ich weiß es auch nicht!! Und ich will es auch nicht!“

„Was?“, fragte Itachi irritiert.

„Ich hab genug angerichtet! Vor allem wegen Haruna! … Jetzt ist Schluss!!“, sagte Kisame.

Itachi schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein, Kisame... Sag das nicht... Lass es nicht wegen Haruna enden! Als meine Mutter hab ich Haruna doch gar nicht kennengelernt, ich habe mich nie als ihr Sohn fühlen können!“

Jetzt war es Kisame der schwieg und Itachi auf eine Fortsetzung wartend anschaute.

„Haruna war zwar meine Mutter... aber es gab keine emotionale Bindung, die dass jetzt hier rechtfertigen würde!! Hör auf damit! Ich... Ich will dich nicht verlieren!“, sagte Itachi.

Kisame schüttelte den Kopf. „Nein, Itachi... Hier ist Schluss!“

„Was machst du hier, Uchiha Itachi? Wie bist du hier rein gekommen?“

Erschrocken wandte sich Itachi um und blinzelte. Im dunklen Gang konnte er gerade so die Umrisse des Hokage ausmachen. Er antwortete jedoch nicht. Was sollte er dem Dorfältesten denn sagen? Dass er sich hier eingeschlichen hatte um einen mehrfachen Mörder zu befreien, der am nächsten Tag gehängt werden sollte? Das konnte er doch dem Hokage nicht sagen.

„Itachi Uchiha. Komm bitte mit.“, bat der Hokage ruhig, doch Itachi wagte nicht, sichzu bewegen. „Itachi, komm jetzt bitte mit!“

Endlich bewegte sich Itachi. Mit einem Blick auf Kisame folgte er dem Hokage in dessen Arbeitszimmer, wo sie sich gegenübersetzten.

„Was willst du noch hier? Der Mann wird morgen Abend gehängt.“, sagte der Hokage und legte seinen Kopf auf die zusammengefalteten Hände.

„Nein, bitte... Sie dürfen ihn nicht hängen!“, bat Itachi.

Der Hokage zog die Augenbrauen hoch und legte seine knorrigen Hände, immer noch gefaltet, auf die Tischplatte. „Du bist ein Anbu... Wie kommst du dazu, um so etwas zu bitten?“, fragte er.

„Hängen Sie nicht ihn, ich bitte Sie... Hängen Sie lieber die Auftraggeber!!“, forderte Itachi.

Der Hokage schaute ihn fragend an.

„Er tötet doch nur, wenn es einen guten Grund dafür gibt, warum man ihn beauftragt! Er prüft vorher immer alles nach, wenn es möglich ist!“, sagte Itachi.

„Aha... Und Haruna?! Sie war unschuldig, hat er da nachgeprüft? Du weißt ganz genau wovon wir hier reden!“, knurrte der Hokage.

Itachi senkte den Blick. „Wie hätte er denn da nachprüfen sollen? Sie war doch nicht da. Er konnte sich doch nur auf das verlassen, was man ihm gesagt hatte.“, antwortete Itachi kleinlaut. Ich rede uns hier um Kopf und Kragen... Was mach ich hier bloß?

„Ihm gesagt? … Warte hier!“, sagte der Hokage, stand auf und rauschte mit einer Geschwindigkeit aus dem Arbeitszimmer, die Itachi wirklich erstaunte, wenn man bedachte, wie alt dieser Mann war.

Irritiert schaute Itachi ihm nach.
 

Nach zehn Minuten kam der alte Mann zurück. Grimmig setzte er sich wieder dem Uchiha-Jungen gegenüber. Er fixierte ihn eine ganze Weile, bis- „Bist du bereit, dich für dein Dorf zu opfern?“

„Was?“, fragte Itachi verwirrt und suchte nach einem Hinweis im Gesicht des Hokage.

„Bist du bereit, dich für dein Dorf zu opfern?! Ich rede nicht von deinem Clan, der morgen zusammenkommt um zu feiern. Ich rede vom Dorf! Ich werde dir entgegenkommen, wenn es dir gelingt, meinen Auftrag zu erfüllen!“, erklärte der Hokage mit einem grimmigen Gesichtsausdruck.

Itachi war völlig perplex und gar nicht in der Lage, darauf etwas zu antworten. Stattdessen starrte er den Hokage nur an.

„Wenn du es schaffst, meinen Auftrag bis morgen Abend zu erledigen, dann komme ich dir entgegen. Du und dieser Fischmensch... euer Verhalten... Ich habe verstanden, was hier vor sich geht.“, sagte der Hokage.

Itachi verstand ihn immer noch nicht ganz, doch- „Was soll ich tun?“, fragte er.
 

Leicht taumelnd trottete Itachi nach Hause und konnte selbst noch nicht glauben, was für einen Auftrag er da gerade angenommen hatte. Er verstand selbst nicht einmal, warum er das gemacht hatte. Und am wenigsten erklärte sich das Verhalten des Hokage. Womit wollte er ihm denn entgegenkommen? Und dennoch musste er jetzt darauf vertrauen, dass er das Richtige tun würde.

Kaum, dass er die Tür geöffnet hatte und zur Treppe lief, stellte sich ihm sein Vater in den Weg. „Wo warst du?“, fragte er, erhielt jedoch keine Antwort. „Morgen ist unser Familienfest, denk daran, Itachi!“

„Ich weiß. Ich denke daran!“, murrte Itachi.

Fukago knurrte aufgebracht, sagte jedoch nichts mehr. Itachi ging nach oben in sein Zimmer. Vielleicht ist der Auftrag vom Hokage doch nicht so verkehrt... Ich werde hier wohl nie auch ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht!
 

Später, am frühen Abend, überkam Itachi ein Hungergefühl. Er war selbst erstaunt, denn er hatte schon lange nicht mehr so einen Hunger gehabt. Muss wohl an dem Auftrag liegen... Ich zittere ja jetzt schon.

Er verließ sein Zimmer, doch bis in die Küche schaffte er es nicht, denn Sasuke fing ihn schon vor dem Treppenabsatz ab

„Kommst du mit mir spielen? Ich will rausgehen!“, sagte er mit seiner piepsigen Stimme.

Itachis Zittern verflog wieder und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Das kann ich ihm jetzt doch nicht abschlagen... „Gut... dann komm. Wo willst du denn spielen?“

Sasuke machte einen kleinen Freudensprung und erzählte etwas vom Wald. Mit einem Lächeln folgte ihm Itachi hinaus und gemeinsam gingen sie in den Wald.
 

„Schau mal! Schmetterlinge! Ich will einen fangen!“, sagte Sasuke und lief einem Schmetterling nach, der immer wieder im Kreis flog.

Itachi setzte sich schmunzelnd an einen Baumstamm und schaute ihm zu. Was weiß der Kleine schon... Er weiß gar nicht, womit er das verdient haben soll...

„Itachi? Itachi! Komm zeig mir was!“, bettelte Sasuke und holte Itachi aus seinen Gedanken zurück.

Itachi lächelte und tippte dem kleinen Sasuke gegen die Stirn. „Heute nicht, Sasuke. Ein anderes Mal, ja?“, sagte er.

„Schade...“, jammerte Sasuke.

Itachi lächelte erneut. „Na komm. Lass uns nach Hause gehen, es wird dunkel.“, sagte er, stand auf und nahm seinen kleinen Bruder an der Hand um mit ihm zurück zu gehen. Nein... Ich kann ihm das nicht antun... Er weiß doch von nichts.
 

Als sie wieder zu Hause waren, schickte Itachi Sasuke schon nach oben in sein Zimmer. Er selbst ging in die Küche, holte sich eine Schale Reis mit den Resten des Vortages und wollte ebenfalls auf sein Zimmer gehen, als ihn die Stimmen seiner Eltern aufhielten. Die Tür war nicht ganz geschlossen, die Stimmen der beiden gut hörbar.
 

„Der Festraum ist fertig. Was ist mit diesem Hoshigaki?“, fragte Mikoto.

„Was soll mit ihm sein? Er wird morgen bei Sonnenuntergang gehängt!“, antwortete Fukago.

„Kein Prozess?“, hakte sie nach.

„Prozess? Wo denkst du hin? Der braucht keinen Prozess, der hat genug angestellt!“

„Dann kann er ja auch nichts ausplaudern. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Hayata diesen Fischmenschen ja beauftragt, sie verschwinden zu lassen. Was für ein Durcheinander... Du musstest ja Tekka beauftragen! Hätte der das nicht auch selber machen können? Wo ist er überhaupt?“, fragte Mikoto.

„Woher soll ich das wissen, wo Tekka ist? Ist doch auch egal. Der wird morgen schon da sein.“, antwortete Fukago.

Plötzlich klapperte es laut hinter der Tür. Fukago riss sie sofort auf.
 

Itachi stand erschrocken da und schaute Fukago fassungslos an. Die Schale lag auf dem Boden und der Reis hatte sich wie kleine Perlen darum verteilt. Als er die Worte gehört hatte, war er für eine Sekunde ins Zittern geraten.

Fukago starrte ihn ebenfalls einen Moment lang an und warf dann einen Blick auf den Boden. „Mach das sauber! Was suchst du überhaupt hier?“, fauchte er.

Itachi warf ebenfalls einen Blick auf das verschüttete Essen zu seinen Füßen und dann wieder zu Fukago zurück. „Sauber machen? … Ach ja, Haruna ist ja nicht da... Und sie wird auch nicht wiederkommen!“, entgegnete Itachi leicht gereizt.

„Was redest du da?“, fragte Fukago

„Haruna kommt nicht zurück.“, wiederholte Itachi.

„Wenn sie nicht bald zurückkommt, dann muss ich sie kündigen! So sieht es aus, Itachi!“, sagte Fukago.

„Das hättest du schon längst tun sollen! Überleg mal, wie lange sie schon weg ist!“, meldete sich Mikoto zu Wort.

Fukago warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

„Du musst ihr nicht mal mehr kündigen! … Haruna ist tot! Und du bist Schuld!“, warf Itachi ihm vor.

Fukago knurrte wütend, packte Itachi am Kragen, zerrte ihn das Zimmer und stellte ihn unsanft gegen die Wand. „Rede nicht so einen Unsinn!“, brüllte er ihn an.

Itachi musste einen Moment registrieren, was gerade gelaufen war, doch er fasste sich schnell wieder. „Unsinn? Es ist also Unsinn, wenn ich sage, dass du Schuld an Harunas Tod bist? Unsinn?, wenn der Mörder es mir selbst sagt? Unsinn, wenn ich selbst Haruna tot gesehen habe?“, entgegnete Itachi. „Unsinn, wenn Mikoto darauf hofft, dass Kisame Hoshigaki nicht plaudern kann? Für wie dumm hältst du mich?“, fügte er aufgebracht hinzu.

Und da klatschte es auch schon, als Fukago ihm eine Ohrfeige verpasste. Itachi war für einen Moment verwundert, hatte er doch eindeutig Wut in diesem Schlag spüren können.

„Was fällt dir eigentlich ein?!“, fauchte Fukago.

„Nichts. Ich sage nur die Wahrheit!“, antwortete Itachi.

„Eine schöne Wahrheit, die du dir da zusammenreimst!!“

„Das reime ich mir nicht zusammen!“

Plötzlich legte Mikoto sanft ihre Hand an Itachis Stirn. „Du hast ja Fieber... Kein Wunder...“, sagte sie, besorgt klingend.

Wütend funkelte Itachi sie an. „Fass mich nicht an!! Du bist nicht meine Mutter! … Und ich hab überhaupt kein Fieber!!“

„Was redest du denn da?“, fragte Mikoto und klang dabei verletzt.

„Haruna ist meine Mutter!!“, schrie er sie wütend an.

Mikotos Augen verdunkelten sich. Ihre Züge wurden wieder maskengleich und undurchdringbar. Doch sie sagte nichts.

Fukago verpasste ihm daraufhin eine weitere Ohrfeige. „Beleidige dein Mutter nicht!“

Itachi wandte sich wieder seinem Vater zu. „Meine Mutter beleidige ich nicht. Und das ist nicht meine Mutter! Glaub nicht, ich wüsste nicht alles!“, sagte Itachi und warf einen Seitenblick zu Mikoto.

„Was soll das heißen?“, fragte Fukago stirnrunzelnd.

„Ich weiß, was ihr... was du Haruna angetan hast!“, antwortete Itachi.

Fukago runzelte erneut die Stirn. „Woher nimmst du die Frechheit für solche Anschuldigungen?“

„Ich sage nur die Wahrheit! … Meinst du, Haruna hat es nie jemandem gesagt? Das hätte sie nicht ausgehalten... Ich weiß es und der Hokage weiß es schon lange!“

Fukago riss unmerklich die Augen auf. „Verschon mich mit deinen Lügen!“, schrie er Itachi an.

Dann langte er erneut nach ihm, doch dieses Mal klatschte es nicht. Fukago schlug mit der geballten Faust zu, sodass Itachi unsanft auf dem Boden landete. Mit einer so heftigen Reaktion hatte Itachi zugegebenerweise nicht gerechnet. Aber gerade dieser Wutausbruch bewies ihm, wie recht er hatte.

„Gib es zu... Du wolltest nicht, dass jemand davon erfährt!“, sagte Itachi, während er sich versuchte aufzurappeln.

Fukago zuckte es gewaltig im Bein und er hätte beinahe zugetreten, wenn Mikoto ihn nicht aufgehalten hätte. „Lass das, das fällt morgen doch nur auf!“, sagte sie.

Knurrend schenkte Fukago ihr Gehör. Er zerrte Itachi zum Türrahmen und stieß ihn hinaus.

Itachi landete mit dem Gesicht im verstreuten Reis und stieß mit der Stirn gegen die Schale. Hinter ihm stieß Fukago wutentbrannt die Tür zu.
 

Fukago schlug wütend gegen eine der tragenden Wände des Hauses. Er und dieser alte Tattergreis wissen es! Sie wissen es, verdammt!! Itachi hatte ihn so in Rage gebracht, dass er ihn am liebsten windelweich geprügelt hätte. Dieser verfluchte kleine Bastard hatte mit seinen Worten soeben seinen gesamten Plan wie ein einziges Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen. Würden der Hokage und Itachi nichts wissen, dann hätte alles funktioniert und niemand hätte es je erfahren!

„Wir müssen die Clanfolge ändern! Dein Sohn ist nicht länger tragbar!“, sagte Mikoto.

Fukago hielt einen Moment inne. „Nein!“, blaffte er dann.

„Bitte? Bist du wahnsinnig? Du siehst doch, was passiert ist!“, fauchte Mikoto.

Fukago baute sich vor ihr auf. „Itachi wird die Clanfolge übernehmen! Das heißt noch lange nicht, dass er meine Position voll und ganz einnimmt! Ich schwöre dir, er wird es nicht schaffen! Er wird daran zerbrechen! Und dann können wir immer noch einen anderen wählen! Der alte Tattergreis von Hokage kann sowieso bald nichts mehr unternehmen und Itachi wird nicht einmal mehr daran denken, wenn er die Clanfolge wieder los ist! Noch ist nichts verloren!“, erklärte er.

„Wenn du meinst, dass das klappt...“, sagte Mikoto, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken.
 

Langsam erhob sich Itachi und wischte sich die Reiskörner aus dem Gesicht. Er sammelte sie zusammen, schüttete sie in die Schüssel und brachte sie in die Küche zurück. Hunger hatte er jetzt keinen mehr. Er ging auf sein Zimmer und ließ sich auf das Bett sinken. Das alles geschah vollkommen motorisch, Itachis Gedanken waren lahmgelegt. Doch kaum, dass er saß und ein paar Minuten ruhig atmete, jagten sie völlig durcheinander. Statt einem Hungergefühl, dass vorher da gewesen war, war es nun Wut. Fukago hatte endlich gezeigt, wie er wirklich zu Itachi stand – er konnte ihn genauso wenig leiden, wie Itachi ihn leiden konnte. Der Hokage hat Recht, es muss etwas passieren!

Doch neben der Wut, die ihn gerade aufwühlte, schlich sich auch Traurigkeit hinzu. Fukago war sein Vater und dennoch behandelte er seinen Sohn mit einer solchen Missachtung. Was habe ich in dieser Familie schon? Der ganze Clan ist doch zerfressen von Hass, Wut, Neid und diesen ganzen Machtkämpfen! Itachi wusste, dass er hier nicht hingehörte. Normal leben, dass würde er hier so nicht können. Der Auftrag vom Hokage... Ich glaube, das ist gar nicht so verkehrt.

Itachi stand auf, wobei sein Blick auf den Spiegel im Bad fiel. Er sah sich selbst und plötzlich fühlte er den Schlag seines Vaters, als wäre es eine Tracht Prügel gewesen. Der Schmerz rang sich durch all die anderen Gefühle und als er seine Wange berührte, tat es sofort weh. Doch wieder dachte er an andere Dinge. Jeder in diesem Clan hat mich doch nur mit Verachtung und Neid angesehen. Ich habe so schnell gelernt, dass ich allen anderen immer weit voraus war. Wie sollte es auch anders sein? Ich hatte ja nichts anderes, was ich tun sollte, außer lernen und trainieren. Es war immer das gleiche. Jeden Tag. Ich hatte nicht einmal eine richtige Kindheit... selbst die hat er mir genommen!

Wütend griff Itachi nach einem der Bücher, die auf seinem Tisch standen und schleuderte es dem Spiegel entgegen. Er traf und wieder zogen sich Risse durch das Glas und spiegelten Itachis Gesicht mehrfach wider. Diesmal würde er sich nicht mehr darum kümmern, einen neuen aufzuhängen. Warum auch? Wenn der Auftrag erst erledigt war, würde ihn hier nichts mehr halten. Aber eines gab es noch. Eines musste er unbedingt vorher noch erledigen.

Itachi verließ in Windeseile das Zimmer und hetzte zum Hokage. Ohne um Einlass zu bitten, ging er direkt zu dessen Arbeitszimmer und fand ihn auch tatsächlich dort vor.

Irritiert sah der alte Mann auf. „Itachi? Was willst du hier? Warum hat dich niemand angemeldet?“, fragte er.

„Weil ich mich nicht angemeldet habe! Und ich will, dass sich jemand um Sasuke kümmert! Ich werde meinen kleinen Bruder nicht töten! Er hat mit alledem nichts zu tun, er weiß von nichts! Das hat er nicht verdient!“, erklärte Itachi.

Der Hokage nickte nur. „Einen Moment bitte. Ich bin gleich zurück.“, sagte er und ließ Itachi stehen, der ihm perplex nachschaute.

Ein paar Minuten darauf kam der Hokage mit drei weiteren Personen zurück. Danzō, Homaru und Koharu. Itach kannte sie. Homaru und Koharu waren die Berater des Hokage und Danzō war der Leiter der Anbu-Ne. Die Anbu-Ne waren eine Einheit die zur Emotionslosigkeit trainiert wurden. Jedoch wurde diese Trainingsmethode gerade deswegen wieder aufgehoben, die Einheit selbst jedoch bestand noch.

„Wiederhole das bitte nochmal.“, bat der Hokage.

Itachi runzelte verständnislos die Stirn, doch er wiederholte seine Forderung. Danzō war der erste, der die Stirn in Falten legte. Er hatte den Uchiha-Clan noch nie leiden können, wie sollte es ihm da passen, dass nun jemand den Kleinsten dieser Familie hüten sollte? Homaru und Koharu hingegen nickten freundlich, sie schienen Itachis Bitte zu akzeptieren und zu verstehen. Der Hokage nickte ebenfalls. Nur Danzō gab noch keine Reaktion preis.

„Darf ich ein Wort mit Danzō-buchō wechseln?“, fragte Itachi höflich an den Hokage gerichtet.

„Natürlich.“, antwortete dieser, leicht die Stirn runzelnd, und bat seine beiden Berater, ihm zu folgen.

Nun stand Itachi Danzō allein gegenüber. „Ich weiß, dass Ihr unsere Familie nicht leiden könnt. Trotzdem bitte ich darum, dass sich jemand um Sasuke kümmert.“

„Und das erwartest du von mir?“, fragte Danzō spöttisch.

„Ich erwarte es nicht von Euch. Ich fordere es von Euch, dem Hokage und seinen Beratern! Ihr seid die einzigen, die von diesem Auftrag wissen! Also sollt ihr auch wissen, dass ich Sasuke nicht töten werde!“, entgegnete Itachi.

„Ich weiß nicht, ob ich mich daran halten kann.“, sagte Danzō, wiederum spöttisch klingend.

Itachi stand in Sekunden vor dem alten Mann mit dem Verband über dem rechten Auge. „Das wirst du müssen! Es geht um einen kleinen Jungen, der von nichts eine Ahnung hat! Er weiß nicht, warum er sterben soll, also werde ich es nicht tun! Und sei dir gewiss, ich werde ein Auge auf ihn haben!“, zischte er wütend, wohl wissend, dass er gerade gegen sämtliche Höflichkeitsregeln verstoßen hatte, als er Danzō nicht seinem Rang entsprechend angesprochen hatte.

Danzō warf ihm einen ebenso wütenden Blick zu. „Ich habe verstanden.“, antwortete er.

Itachi war der vor Sarkasmus triefende Ton keinesfalls entgangen. „Ich meine das ernst!“, zischte er und ließ dann von ihm ab, als er die Tür hörte, deren Klinke gerade herunter gedrückt wurde.

Der Hokage kam stillschweigend herein, hinter ihm seine beiden Berater. Mit einem Blick zu Danzō forderte eine Antwort von diesem. Ein widerwilliges Nicken kam von Danzō und der Hokage schickte die drei wieder weg. Dann wandte er sich Itachi zu. „Sasuke wird gut unterkommen. Das Versprechen gebe ich dir.“

Itachi nickte. „Ich werde eine Auge auf ihn haben!“, wiederholte Itachi nochmals und ging dann.
 

Als er wieder zu Hause ankam, lief ihm Sasuke über den Weg. Er musste jetzt entscheiden, wie er Sasuke vor allem beschützen konnte. Wenn ich ihn wegschicke, macht er das sicher nicht. Ein Spiel daraus machen? ...Das funktioniert nicht... Aber ich will ihn nicht wirklich verletzen! Aber etwas anderes wird mir nicht übrig bleiben...

Kaum, dass Sasuke Itachi gesehen hatte, kam er freudestrahlend auf ihn zugelaufen und umarmte ihn. Doch Itachi stieß ihn sofort weg. Irritiert sah sein kleiner Bruder ihn an. „Itachi?“

„Geh weg!“

„Was ist los?“, fragte Sasuke.

„Du sollst gehen, verschwinde!“, sagte Itachi nur.

Sasuke verstand nicht, was gerade passierte und wiederholte seine Frage.

„Du bist ab morgen nicht mehr hier! Niemand ist morgen Abend noch da!!“, sagte Itachi.

„Was willst du damit sagen?“, fragte Sasuke unsicher.

„Das alle sterben werden, also mach dass du verschwindest!!“, sagte Itachi wütend.

„Das meinst du nicht wirklich... oder?“ Sasuke schaute ihn ängstlich an.

Itachi tippte ihm gegen die Stirn, sodass er rückwärts stolperte. „Und ob ich das so meine! Du solltest lernen, dass es in diesem Clan keine Liebe und keine Zuneigung gibt! Hier gibt es nur Machtkämpfe und Neid, also lerne, dass es hier nur ein Durchkommen mit Konkurrenzdenken gibt! Das musst du entwickeln und dann komm wieder!! Dann kannst du dich beschweren!!“ sagte er und ging an Sasuke vorbei.

Sasuke sah ihm nach und verstand die Welt nicht mehr. Was war hier los?
 

Itachi eilte auf sein Zimmer und schloss es hastig ab. Eilig stolperte er ins Bad. Er brauchte Wasser. Was hab ich da gerade getan? Ich hab Sasuke völlig von mir weggestoßen! Er stützte sich auf das Becken und schaute in den zersprungenen Spiegel. Seine gehetzten Augen sahen ihn gefühlte hundertmal an. Und sie klagten ihn an. Tat er hier wirklich das Richtige? Aber etwas musste er tun! Und er hatte diesen Auftrag angenommen. Und das mit dem Clan so einiges ganz und gar nicht stimmte, dass wusste er auch. Hier waren Dinge am laufen, die nicht sein durften. Er hatte bereits mit Kakashi-kun darüber gesprochen, dass hier im Haus Angelegenheiten besprochen wurden, die das ganze Dorf betrafen. Etwas, was eigentlich immer mit dem Hokage zu besprechen war. Itachi war damals noch in der Anbu-Ausbildung gewesen und er hatte nicht nachvollziehen können, was da gesprochen wurde. Aber welche Auswirkung seine Informationen hatten, dass wusste er auch nicht. Aber vielleicht soll ich auch deshalb diesen Auftrag erledigen, nicht einmal wegen Haruna! … Natürlich, dass was mein Vater mit den anderen damals besprochen hat. Was ich Kakashi gesagt habe! Das würde das ganze Dorf in einen Krieg stürzen! Jetzt verstehe ich das!

Er riss den Wasserhahn auf und warf sich das eisige Nass ins Gesicht. Jetzt war es zu spät, sich noch Gedanken darum zu machen. Zu spät noch einen Rückzieher zu machen. Einen neuen Krieg wollte er nicht und er hatte jetzt die Chance, genau das zu verhindern. „Ich muss.“, sagte er zu sich selbst.
 

Den ganzen darauffolgenden Tag versuchte Fukago Itachi aus dem Zimmer zu holen, da das Familienfest langsam in Gange kam, doch Itachi ließ sich nicht herauslocken. Den ganzen Tag nicht. Erst als er die Stimmen der anderen Clanmitglieder immer lauter hörte, setzte er sich in Bewegung. Er hatte sich die ganze Zeit überlegt, wie er es angehen sollte und ging nun nach unten – im Kopf einen festgelegten Plan, wie er es machen würde...
 

Kisame stand auf dem Holzpodest und hatte den Kopf bereits in der Schlinge. Scheinbar gleichmütig wartete er darauf, dass das Urteil verlesen und ausgeführt wurde. Er warf einen Blick zum Hokage und stellte verwundert fest, mit welchen Augen dieser ihn anschaute. Es lag eine eigenartige Mischung aus Misstrauen und Güte darin und Kisame verstand nicht, was der alte Mann damit sagen wollte.

Dann sprachen sie laut das Urteil aus und einer der maskieren Anbu legte die Hände an den Hebel, der Kisame den Boden unter den Füßen wegreißen würde. Er legte ihn um und Kisames Blick jagte noch einmal zum Hokage, während der Boden unter seinen Füßen verschwand. Er hing in der Luft, als er sah wie der Hokage erleichtert nickte, nachdem ihm eine Botschaft überbracht wurde. Was geht hier vor?

Plötzlich riss das Seil und Kisame landete keuchend auf dem Boden. Er verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, warum und wieso das gerade passiert war. Er warf nur einen Blick auf das Seil und während er flüchtete noch einen Blick auf den Hokage, der weder eine Regung zeigte, noch etwas zu unternehmen schien. Was zum Teufel geht hier vor?
 

„Verschwinde! Komm nicht näher!“, schrie Fukago.

Sasuke stand pötzlich im Türrahmen und schaute entsetzt zu Itachi. Ein Winseln war alles, was er von sich geben konnte. Itachi kam langsam auf ihn zu, legte eine Hand auf die Schulter des bebenden Sasuke. Seine Augen leuchteten blutrot durch das Mangekyo-Sharingan.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst verschwinden! … Tut mir Leid... Heute kann ich mich nicht um dich kümmern. Ein andermal... Bis dahin... werde stark. Ich werde für dich immer die Mauer sein, die du überwinden sollst. Hasse mich!“, sagte Itachi, schubste seinen kleinen Bruder hinaus und schloss die Tür.

Kaum, dass die Tür geschlossen war, hörte er seinen kleinen Bruder laut schreien und heulen. Ja, hasse mich! Sieh dir an, was ich getan habe und hasse mich!

Dann sah er seinen Vater an, der vor ihm auf dem Boden lag...
 

Er hetzte durch die Straßen Konohas. Als er an dem Anwesen der Uchihas vorbeijagte, hielt er inne. Er sah zwar die Festbeleuchtung, doch es war nichts zu hören, wie er erwartet hatte. Und es roch extrem metallisch. Langsam ging Kisame in den Garten. Der Geruch verstärkte sich und Kisame ahnte, wonach es wirklich roch. Und er wusste es, als er ein Mitglied des Uchiha-clans auf dem Rasen liegen sah. Um ihn herum war das Gras dunkel verfärbt.

„Was ist hier passiert...?“, flüsterte er erschrocken.

Flucht

Kisame konnte sich nicht erklären, was hier los war. Er ging weiter, doch ein lauter Schrei zog seine Aufmerksamkeit auf die Veranda, die offen stand und vor der der Tote lag. Vor der Veranda blieb er stehen. Der metallische Geruch war jetzt so intensiv, dass Kisame nun mit Sicherheit wusste, dass es Blut war. Es war das erste Mal, dass er sich scheute in einen Raum zu gehen, von dem er wusste, was dort geschehen war. Und dennoch. Er musste hineingehen, denn er ahnte Schlimmes.

Seine Ahnung bestätigte sich, als er auch nur in den großen Raum hineinschaute. Es sah alles unglaublich makaber aus. An den Wänden hingen Girlanden in den Farben des Uchiha-clans, ebenso waren die Tische geschmückt. Doch das Rot überwog so sehr und die leblosen Körper perfektionierten dieses makabre Bild. Doch der schrecklichste Anblick erwartete ihn inmitten der leblosen Körper. Dort stand Itachi. Zitternd und blutverschmiert.

Fassungslos kam Kisame in den Raum gestolpert und ging langsam auf Itachi zu. Itachi sah ihn ängstlich an.

„Was ist hier passiert?“, fragte Kisame entsetzt.

Itachi hob nur hilflos die blutigen Hände und schaute Kisame flehentlich an. Kisame wiederholte seine Frage, doch Itachi zeigte keine Reaktion darauf. In dem Moment dämmerte es Kisame.

„Was hast du getan?“, fragte Kisame atemlos.

Tränen rannen an Itachis Gesicht herunter und hinterließen rosafarbene Streifen in dem blutbesudelten Gesicht. Kisame nahm Itachis Gesicht zwischen seine Hände und schaute ihn eindringlich an.

„Was hast du getan?“, fragte er erneut.

Doch Itachi konnte nicht antworten. Stattdessen brach er stumm in Tränen aus. Gerade in diesem Moment hörte Kisame den Aufruhr in Konoha. Sie suchten ihn. Eilig ergriff er Itachis Hand und zog ihn im Laufschritt hinter sich her. Der verstörte Itachi konnte kaum mithalten, als Kisame ihn aus dem metallisch riechenden Raum zerrte. Kaum, dass sie an die frische Luft traten, hörte Kisame auch schon die Anbu.

„Los, komm!“, forderte Kisame.

Mühsam stolperte Itachi hinter Kisame hinterher. Seine Hand lag schlaff in Kisames. Letztendlich ließ Kisame es bleiben und nahm Itachi auf den Arm. Er ist so leicht! Was ist bloß passiert? Warum ist er so leicht? Mit Itachi auf den Armen hastete Kisame so schnell er konnte an den Rand des Dorfes und hinunter zum Fluss. Eine Sekunde lang überlegte er, wie sie am besten über den Fluss kommen konnten. Seine Frage wurde schnell beantwortet, denn ein paar Meter neben ihnen lag ein Holzboot im Wasser. Kisame setzte Itachi hinein und folgte ihm dann, während er das Jutsu des Wasserversteckes murmelte um sie sicher über den Strom zu bringen. Kisame ruderte so schnell er konnte und es gelang ihm sogar ziemlich schnell, die andere Seite zu erreichen.

Als der Bug das Ufer erreichte, langte Kisame nach Itachis Hand und zerrte ihn aus dem Boot. Er sah sich um und entdeckte ein Haus auf einer Anhöhe vor ihnen. Es brannte Licht. Er zog Itachi eilig hinter sich her.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Itachi erschöpft.

„Wir flüchten! In dem Haus da oben brennt Licht. Vielleicht weiß man dort noch nichts und wir können dort bis morgen unterkommen... Wenn nicht, dann verlängert sich eben meine Liste!“, sagte Kisame und nahm Itachi wieder auf seine Arme, damit sie schneller waren.

Itachi hatte Kisames Worte zwar gehört, aber nicht wirklich registriert. Er reagierte auch nicht weiter darauf.

Kisame warf einen Blick auf Itachi. Er war zwar blutverschmiert und seine Haare waren klebrig vom Blut aber in seinem Kopf formte sich bereits eine Idee. Mit Itachi auf dem Arm klingelte er an der Tür.

Nach einer Weile öffnete ihnen ein alter Mann, der sie für eine Weile von oben bis unten musterte. Kisame hoffte nur inständig, dass er das ganze Blut auf Itachis Haut und Kleidern nicht sah – oder zumindest nicht als solches erkannte.

„Würden Sie uns für eine Nacht aufnehmen?“, fragte Kisame freundlich.

Der Mann musterte sie weiterhin, schaute zu Itachi und zeigte dann ein freundliches zahnloses Lächeln. Er tat einen Schritt beiseite und ließ sie herein kommen. „Oben ist eine vollständig eingerichtete Wohnung. Bringen Sie Ihre Freundin nach oben. Soll ich einen Arzt rufen? Sie sieht nicht gerade gut aus.“, meinte er freundlich.

„Nein! Nein, danke. Ist nur müde.“, wehrte Kisame ab und ließ sich die Treppe nach oben zeigen.

„Achso. Dann geht nach oben. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“, sagte er und deutete auf die Treppe.

„Gute Nacht.“, sagte Kisame freundlich und trug Itachi nach oben.

Nach zwei Türen fand er dann ein Zimmer, in dem ein Bett stand. Er legte Itachi auf die Decke und bemerkte erst jetzt, dass er eingeschlafen sein musste. Vorsichtig versuchte er ihn zu wecken und nach zwei sanften Ohrfeigen blinzelte Itachi ihn müde und erschöpft an.

„Komm steh auf. Itachi, steh auf!“, sagte er.

Itachi musterte ihn nur, dann schaute er auf seine blutverkrusteten Hände und wieder rannen Tränen an seinem Gesicht herunter.

Kisame setzte sich neben ihn. „Es tut dir weh... und es tut dir Leid... Das ist gut, Itachi. Weine und leide. Tu es jetzt, jetzt ist es in Ordnung. Weine und dann komm duschen, du siehst wirklich schlimm aus.“

Itachi richtete sich schwerfällig auf und schaute Kisame an. „Es tut mir nicht Leid!“, sagte er erschöpft aber mit Nachdruck in der Stimme.

Kisame schüttelte den Kopf. „Nein, nein nein... Du fängst schon wieder an, zu leugnen. Du würdest nicht weinen, wenn es dir nicht Leid täte.“

Itachi schaute beiseite. Ja... es tut mir Leid... aber nur wegen Sasuke...

Kisame nahm Itachis Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. „Was hast du nur getan? Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte er wieder und erhielt wieder keine Antwort, nur einen verstört wirkenden Blick.

Itachi wollte darauf nicht antworten. Wie kommt er eigentlich hierher? „Heute soll doch... das Urteil...“, setzte Itachi an.

„Das interessiert doch jetzt nicht!“, widersprach Kisame.

„Doch! Wann sollte die Hinrichtung stattfinden? Heute bei Sonnenuntergang? Wie konntest du flüchten?“, fragte Itachi.

Kisame seufzte. „Das Seil ist gerissen, aber das ist doch jetzt nicht wichtig!“

„Das Seil ist gerissen? Und der Hokage?“, fragte Itachi, ohne weiter auf Kisames Worte einzugehen, dass dies nicht wichtig sei.

„Der Hokage? Itachi, was ist los? Was soll diese Fragerei?“

„Was hat der Hokage getan? Als das Seil gerissen ist!“, fragte Itachi.

„Er... er hat nichts getan! Rein gar nichts! Er hat eine Nachricht bekommen und in dem Moment ist das Seil gerissen, er hat nichts weiter getan! Keine Reaktion, kein Befehl, kein- ... Augenblick, worauf willst du hinaus?“

Itachi wurde nun einiges klar. Das war es also, was der Hokage gemeint hatte, als er sagte, er würde ihm entgegen kommen, wenn er den Auftrag bis zum nächsten Abend erledigen würde. „Ich glaube, der Hokage wollte, dass du fliehen kannst...“

„Bitte? Das ist doch irre! Kein Kage würde das wollen!“

„Aber... was anderes kann ich mir nicht vorstellen. Was sonst sollte der Hokage dann gemeint haben...?“, murmelte Itachi.

„Augenblick! Ich kann dir nicht folgen! Würdest du mich bitte mal aufklären, was hier eigentlich los ist?“, fragte Kisame.

„Wie erklär ich das jetzt?“, fragte sich Itachi.

Kisame knurrte leise und stand auf. „Weißt du was? Fang doch einfach an dem Punkt an, als du im Gefängnis aufgekreuzt bist! Wie wäre das denn?“, sagte er leicht aufgebracht.

Itachi musterte ihn kurz. Kisame verhielt sich etwas eigenartig, aber die Idee war gut. „Ja, das wäre allerdings gut.“

„Dann fang an. Der Hokage hat dich mitgenommen. Was habt ihr besprochen?“, fragte Kisame.

Was ist denn los mit ihm? Itachi drehte sich zu Kisame um, der inzwischen am Fensterbrett lehnte. „Er hat mich gefragt, was ich da mache.“

„Das ist nicht alles, oder?“, hakte Kisame nach.

„Nein... Ich hab ihn gebeten, dass sie dich nicht hängen.“

Kisame entwich ein trockenes Lachen. „Du hast was? Du hast doch nicht ernsthaft erwartet, dass das etwas bringt?“, fragte er.

„Nein, das habe ich auch nicht... Der Hokage hat mich gefragt, wie ich dazu komme, um so etwas zu bitten.“, sagte Itachi.

„Gute Frage! Wie kommst du zu so etwas, Itachi? Du wusstest doch, dass das gar nichts gebracht hätte!“

„Ich weiß... Und ich hab ihm auch gesagt, dass du niemals ohne ausreichende Gründe tötest und wenn du die Möglichkeit hast, auch jedes Opfer vorher prüfst, ob es wirklich Grund genug dazu gibt. Er hat sofort nach Haruna gefragt, ob du da auch nachgeprüft hast. Ich hab ihm gesagt, dass das nicht möglich war, dass sie nicht da war und du dich nur auf das verlassen konntest, was man dir gesagt hatte!“, berichtete Itachi.

Kisame stieß sich vom Fensterbrett ab. „Das hast du ihm gesagt? Du hast ihm gesagt, wie ich arbeite??“, fragte er.

„Doch nur um dich zu schützen! Und dann ist er sofort losgestürmt!“, fuhr Itachi fort.

„Ja zu mir! Er hat mich gefragt, wer mir den Auftrag gegeben hat! Was sollte ich denn sagen? Ein kleiner, dummer Shinobi, schlank und hinterlistig, der mir sagt, was ich tun soll und mir nur ein Foto in die Hand drückt! Muss ihm wohl gereicht haben, da er ja gleich wieder verschwunden ist!“, entgegnete Kisame und stützte sich mit seinen plötzlich riesig erscheinenden Händen auf die Bettkante.

„Hayata...“, murmelte Itachi und seine Augen schienen sich zuverdunkeln.

Kisame wiederholte fragend den Namen.

„Ja, Hayata. Ein kleiner Handlanger... Tekka hat ihn vorgeschickt. Er muss wohl damit gerechnet haben, dass du ihn vielleicht umbringst, oder sowas. Dieser Feigling. Eigentlich sollte es Tekka machen.“, erzählte Itachi mit düsterer Stimme.

Kisame lief eine Schauder über den Rücken. Itachis Stimme klang unglaublich erregend, aber er sperrte dieses Gefühl sofort wieder in die hinterste Ecke seines Kopfes. „Woher weißt du das?“, fragte er stattdessen, ehrlich irritiert.

„Ich habe meine Eltern reden hören. Gestern Abend. Mein Vater hat über deine Strafe gesprochen. Mikoto hat danach gefragt, ob es einen Prozess gäbe. Als er verneint hat, sagte sie, du könntest ja dann nichts ausplaudern. Dann hat sie gefragt, warum Tekka eigentlich Hayata vorgeschickt hatte und warum Tekka das nicht selber machen könnte. Tekka hatte auch nur den Auftrag bekommen.“, erklärte Itachi.

„Moment, du willst mir sagen, dass dieser Hayata den Auftrag von diesem Tekka hatte und der hatte auch nur den Auftrag? Was ist das denn? Von wem denn überhaupt?“, fragte Kisame.

Itachi ließ ein trauriges Lachen hören. „Das ist ja das Wahnwitzige... Hatte ich dir Sache mit Haruna eigentlich erklärt?“

„Nein... Naja, du hast mir ihren Brief gezeigt, aber sonst...“, wand sich Kisame. Haruna... Seine Mutter... Danke, für die unsanfte Erinnerung...

„Ach ja... Dann müsstest du ja ein paar Sachen wissen... Jedenfalls hat mein Vater den Auftrag gegeben...“, sagte Itachi.

Die Stimme des jungen Uchiha war so tief geworden, dass Kisame beinahe glaubte, sie würde ihm versagen. Aber die Worte, die er gerade gehört hatte, schockten ihn tatsächlich. „Dein Vater hat den Auftrag gegeben, deine Mutter töten zu lassen?!“, stellte er entsetzt fest.

Itachi zuckte zusammen und sah erschrocken in Kisames Augen. Ich habe ihm nie gesagt, dass Haruna meine Mutter war! „Woher weißt du das sie meine Mutter war? Das habe ich dir nie gesagt...“, fragte er heiser.

Kisame schluckte. „...Der Brief... Du hast ihn mir zu lesen gegeben...“, sagte er vorsichtig.

„Aber du hast mir nicht gesagt, dass du ihn verstanden hast... Warum hast du mir das nicht gesagt?“, fragte Itachi heiser flüsternd.

Kisame strich zärtlich über Itachis Wange, doch Itachis dunkle Augen straften ihn. Er entzog sich ihm. Wenngleich zum einen, wegen dieser Sache mit dem Brief und zum anderen, weil seine Wange noch vom Schlag seines Vaters schmerzte.

„Warum hast du nichts gesagt?“, fragte Itachi noch einmal.

„Ich konnte es nicht...“, gab Kisame zu. „Was hat der Hokage nun gesagt?“, fügte er hinzu, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen.

Itachi schüttelte den Kopf. „Er hat mich gefragt, ob ich mich für das Dorf opfern würde.“

Kisame richtete sich auf. „Was? Und was hat das alles jetzt damit zu tun, dass du deinen ganzen Clan ausgelöscht hast?“

Itachi schwieg darauf. Kisame konnte dieses Schweigen zumindest als eine Teilantwort deuten. Nämlich, dass dies alles, was gerade gesagt wurde, der gesamte Grund dafür war!

„Itachi... Willst du mir damit sagen, dass das der Auftrag des Hokage gewesen war? Deinen eigenen Clan auszulöschen?“, fragte Kisame fassungslos.

Und er erhielt wieder keine Antwort. Wieder deutete er dieses Schweigen als ein Ja.

„Nein. Nein, das ist nicht dein Ernst!“

Wieder herrschte nur Schweigen. Kisame gab es auf, die Antwort aus Itachis Mund hören zu wollen. Hektisch murmelnd griff er nach Itachis Arm und zog ihn aus dem Zimmer. Irgendwo, in einem der weiteren Räume, fand er endlich ein großes Bad mit einer noch größeren Dusche. „Geh duschen. Wasch dir das ganze Blut ab. Du siehst schrecklich aus.“, sagte er hastig.

Itachi stand vor dem gefliesten Duschboden und starrte darauf herab. Aus den Augenwinkeln konnte Kisame sehen, dass sich Tränen an Itachis Wangen herunterschlängelten. Doch diesmal ließen sie das Blut nicht herunterschwimmen. Sie liefen nur über die Blutkruste und verfärbten sich dabei leicht rötlich. Dann, ganz langsam, begann Itachi die Kleider abzustreifen.

Kisame nahm sie ihm Stück für Stück ab und legte sie in das Waschbecken. Als Itachi mit nacktem Rücken vor ihm stand, konnte Kisame zunächst nicht anders, als ihn anzusehen. Und er musste mit Bestürzen feststellen, dass Itachi dünner geworden war. Und das in so kurzer Zeit. Aber dennoch konnte er nicht umhin, ihn bewundernd zu mustern.

Dann ging Itachi in den Duschraum hinein. Er stellte das Wasser an und suchte nach einem Lappen oder Schwamm. Letzteres fand er gleich neben dem Hahn. Das Wasser brauchte eine Weile, bis es warm wurde. Er stellte sich dann hinunter und stellte es immer wärmer ein, bis es ihm fast wehtat. Dann nahm er den Schwamm.

Kisame hatte indes die Kleider in warmes Wasser getaucht und versuchte, so gut es ging, das Blut auszuwaschen. Er wechselte immer wieder das Wasser. Irgendwann bemerkte er, dass die Luft sehr warm und feucht geworden war. Er drehte sich um und sah wie Itachi immer noch den Schwamm über seine Haut zog. Und dann sah er durch den Wassernebel, dass Itachis Haut bereits rot geschrubbt war. Er ließ die Kleider im Wasser liegen, warf seinen Mantel beiseite und eilte zu ihm.

„Itachi, hör auf! Das reicht!“, sagte er und nahm ihm den Schwamm weg.

Itachi reagierte nicht darauf.

„Das ist ja viel zu heiß! Itachi, was machst du denn??“, schimpfte Kisame und stellte das Wasser zurück, sodass es nicht mehr zu heiß war und Itachi sich nicht noch mehr die Haut verbrannte.

Seufzend nahm er ihn in den Arm. Dass er dabei nass wurde, interessierte ihn überhaupt nicht. Nach ein paar Minuten nahm er sich den weichen Lappen, der ebenfalls neben dem Hahn hing und rieb Itachi vorsichtig damit ab. Der verzog allerdings keine Miene dabei und regte sich auch sonst nicht. Stillschweigend wusch Kisame die noch verbliebenen Blutkrusten von Itachis Haut. Gerade eben hat er noch mit mir gesprochen und jetzt ist er wieder in dieser Schockstarre... Das muss sich ändern! Er kann jetzt nicht mehr zurück.

Als er endlich vom Blut befreit war, nahm sich Kisame das seidige schwarze Haar vor. Es war stumpf vom Blut. Kisame drehte Itachi um, sodass er sein Gesicht sehen konnte. Eine ausdruckslose Maske, wie er fand. Zärtlich strich er über die Wangen Itachis und versuchte sanft seine Haare zu entwirren.

Erst jetzt schaute Itachi auf. Er musste blinzeln, weil ihm das Wasser in die Augen lief. Kisame zog ihn ein Stück vor und wischte das Wasser aus seinem Gesicht, sodass Itachi ihn ansehen konnte. Kisame konnte nicht sagen, ob er weinte oder nicht. Aber es war ihm auch egal. Inzwischen hatte er auch Itachis Haare vom Blut befreit. Er stellte das Wasser ab und ließ Itachi einen Moment stehen, um ein Handtuch zu holen. Als er mit einem Handtuch wieder zurückkam, begann Itachi gerade zu zittern. Kisame warf ihm das Tuch um die Schultern und begann vorsichtig ihn trocken zu reiben.

Nachdem er dies geschafft hatte, holte er seinen Mantel, wickelte Itachi darin ein und trug ihn zurück in das Zimmer. Dort legte er ihn auf das Bett und ging um die anderen Kleider zu holen. Itachis holte er aus dem Wasser und wrang sie aus. Dann ging er wieder zurück. Im Zimmer fand er einen gekachelten Ofen, wo er die feuchten Kleider zum Trocknen ablegte. Seine eigenen legte er dazu. Er öffnete einen Schrank der in dem Zimmer stand und war erstaunt, dort Kleider vorzufinden. Er besah sich die Stücke und stellte fest, dass sie ihm garantiert nicht passen würden, aber dafür auf jeden Fall Itachi. Er nahm eine Hose und ein Hemd heraus und legte es zu Itachi.

„Zieh das an, sonst wirst du noch krank. Das können wir jetzt gar nicht gebrauchen!“, sagte er und schaute, ob sich nicht doch noch etwas größeres finden ließ.

Doch außer einem ausgeleierten Nachtkleid... fand sich nur noch ein Laken. Ein Nachtkleid? Da würde ich im Traum nicht dran denken... Kisame nahm das Laken und band es sich um die Hüften.

„Warum... hast du mir nicht gesagt, dass du es weißt?“, fragte Itachi schlapp.

Kisame sah ihn irritiert an. „Was denn wissen?“, fragte er.

Itachi, der vorher stur an die Decke gesehen hatte, wandte sich nun ihm zu. „Dass du den Brief von Haruna verstanden hast. Dass du da schon wusstest, dass sie meine Mutter war. Warum hast du nichts gesagt?“

Kisame seufzte und setzte sich auf die Bettkante, den Rücken Itachi zugekehrt. „Ich sagte doch schon, ich konnte es nicht.“

„Und warum nicht?“

Kisame warf einen Seitenblick auf Itachi, der sich gerade ein Stück aufgerichtet hatte. „Wie hättest du denn reagiert? Was hättest du denn gesagt? Ich konnte dir in dem Moment nicht wehtun, ich wollte es nicht. Mir war es lieber, dass der Hokage es dir erzählt! Schließlich hat sie geschrieben, dass er es dir erklären könnte. Das macht sie doch nicht einfach so, natürlich wusste der Hokage die ganze Geschichte. Ich hätte dir nur sagen können, dass sie deine Mutter ist. Nicht aber, was noch dahintersteckt. Das weiß ich nicht!“

„Natürlich hat er mir alles erzählt... Aber trotzdem... du hättest es mir sagen können.“

„Hätte ich... ja... Jetzt zieh dich an, ich will diese Fragerei nicht mehr hören.“, sagte Kisame.

Itachi gehorchte und schwieg. Er schälte sich aus dem Mantel und schlüpfte mühsam in die Kleider. Das Hemd war rau und kratzte über seine Haut. Es tat weh und erst jetzt bemerkte er, wie wund er sich mit dem Schwamm gerieben hatte. Kisame schien es bemerkt zu haben und ging zu seinen Kleidern. Dort holte er einen kleinen Reisebeutel hervor.

„Zieh das Hemd nochmal aus.“, sagte er.

Itachi tat es widerstrebend, kratzte es doch erneut auf seiner Haut. Währenddessen entzündete Kisame neben ihnen eine Kerze. Warmes Licht erfüllte sie in einem Kegel.

„Was hast du nur gemacht. Das sieht schlimm aus.“, sagte er und holte einen kleinen Tiegel aus dem Beutel.

„Was ist das?“, fragte Itachi.

„Frag nicht, ich weiß nur, dass es hilft. Und zwar bei jeglichen Verbrennungen und sonstigen Hautverletzungen ähnlicher Art. Also halt still. Für dich reicht es noch.“, sagte Kisame und begann, Itachis gereizte Haut mit der kühlenden Salbe einzureiben.

„Lass den Rest noch einen Moment einziehen, dann kannst du das Hemd wieder anziehen.“, sagte Kisame.

Itachi antwortete nicht darauf. Er wartete, bis die Kühle sich nicht mehr so feucht anfühlte, dann schlüpfte er in das Hemd zurück. Es war ihm zu weit, aber immer noch besser, als die nassen Kleider. Er senkte seinen Blick, der dann auf Kisames Mantel fiel. Er hatte ihn noch nie von innen gesehen. Von außen war er schwarz, aber innen waren mehrere glänzend rote Wolken eingenäht.

„Kisame?“

Der Fischmensch drehte sich zu ihm, kam zurück und setzte wieder auf die Bettkante.

„Was ist das für ein Muster?“, fragte Itachi und strich über eine der roten Wolken.

„Das... Dazu muss ich dir sagen, dass ich diesen Mantel immer falsch herumtrage. Zu meinem eigenen Schutz.“, sagte Kisame.

„Falsch herum? Warum? Das sind doch nur Wolken.“ Itachi schaute ihn irritiert an.

„Ja, aber... Ich weiß nicht, wie weit sie jetzt sind. Ob sie schon bekannter sind, als damals.“, sinnierte Kisame.

„Sie? Wer denn?“, fragte Itachi.

„Du kennst also diese Wolken nicht? Dann wird der Ruf noch nicht so weit gekommen sein.“, meinte Kisame nachdenklich.

„Was denn für ein Ruf? Kisame, wovon redest du?“

„... Es ist eine Organisation. Sie ist anscheinend doch noch gar nicht so bekannt, aber man kann ja nie wissen. Diese Organisation versucht die Biju zu bekommen. Beziehungsweise die Jinchuuriki, in denen die Biju eingeschlossen sind.“, erklärte Kisame.

„Biju? Sind das nicht... diese Chakra-Monster?“, hakte Itachi nach.

Kisame nickte.

„Und die Jinchuuriki? Das sind die Menschen, in denen sie eingeschlossen wurden? Versteh ich das richtig?“, fragte Itachi weiter.

Wieder nickte Kisame.

„Und was wollen die mit den Biju?“

Kisame seufzte. „Tja... Da fragst du mich was... Das weiß ich nicht, ich war nicht lange da und es wird einem anfangs auch gar nichts gesagt. Und da ich momentan gar nichts für sie tue, erfahre ich auch nichts.“

„Klingt ja alles sehr geheimnistuerisch.“, sagte Itachi.

„Ach und von einem der Leute dort hab ich die Salbe übrigens.“, fügte Kisame noch an.

Itachi nickte und seufzte dann. „Und was machen wir nun?“, fragte er nach einer Weile.

Kisame warf ihm einen Blick zu. „Du schläfst erst einmal. Aber vorher sagst du mir noch, wie du das mit dem Hokage vorhin gemeint hast, als du gesagt hast, er hätte es gewollt, dass ich fliehen kann!“

Itachi schaute in die blauen Augen. „Er sagte, er kommt mir entgegen, wenn ich den Auftrag bis Sonnenuntergang erledigen kann. Ich habe ihn aber nicht verstanden. Ich habe bis eben nicht verstanden, was er damit gemeint hat. Jetzt weiß ich, dass er deine Hinrichtung meinte. Er hat dich laufen lassen, weil er in genau dem Moment, als sie Klappe geöffnet hatten, die Nachricht bekommen hatte, dass der Auftrag erfüllt ist. Deshalb hat er nichts getan, er hat sein Versprechen mir gegenüber eingehalten.“

Kisame hatte ihn mit immer größer werdenden Augen erstaunt angesehen. Also hatte Itachi ihm eigentlich das Leben gerettet... aber dafür sozusagen seine Seele verkauft. „Das hättest du nicht tun dürfen...“, flüsterte er, erschrocken über diesen Gedanken.

Itachi musterte ihn lange. Dann legte er eine Hand auf Kisames Wange. „Aber ich wollte dich nicht verlieren. Und außerdem hat mich nichts mehr an diese Familie gebunden. Außer Sasuke gibt es niemanden in dieser Familie, der mir je etwas bedeutet hat.“

Kisame schaute ihn überrascht an. Das hatte er nicht erwartet. Und es faszinierte ihn. Er legte seine Hand auf Itachis, zog sie weg und drückte den Uchiha in die Kissen. Er konnte nicht anders, er drückte seine Lippen auf Itachis und küsste ihn. Er forderte Einlass, doch nur zögerlich ließ Itachi dies zu, schob Kisame dann aber von sich weg.

„Wir sind hier nicht allein.“, sagte Itachi leise.

„Ich wollte ja auch nur einen Kuss. Schlaf jetzt. Ich pass auf. Morgen gehen wir weiter, wenn sie nicht vorher hier aufkreuzen.“, sagte Kisame, strich zärtlich über Itachis Wange und deckte ihn zu.

Dann ging er ans Fenster und warf einen Blick hinaus. Sehen konnte er nichts, aber spürte sie. Lange würde Itachi wohl nicht schlafen können, wenngleich er nicht daran glaubte, dass er auch einen guten Schlaf haben würde. Sie würden schon bald wieder aufbrechen müssen. Und Kisame wusste, wohin sie gehen würden – denn es war die letzte Chance, die sie hatten.

Die Organisation

Itachi fühlte sich, als hätte er nur fünf Minuten geschlafen, aber es waren immerhin zwei Stunden gewesen, als Kisame ihn etwas unsanft wieder weckte. Es war immer noch dunkel. Kisame hastete durch das Zimmer und kramte alles zusammen, was ihnen gehörte und versuchte so wenig Spuren zu hinterlassen, wie möglich war.

„Steh auf! Sie kommen!“, flüsterte er, laut genug, dass Itachi ihn verstand.

Itachi warf die Decke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett.

„Schneller!“, forderte Kisame und warf ihm etwas entgegen, dass wie ein Mantel aussah. „Zieh das an!“

Itachi kroch in den Mantel und im selben Moment stand Kisame neben ihm.

„Bist du soweit? Lass uns losgehen! Sie kommen! Wir müssen uns beeilen!“, sagte Kisame und zog Itachi mit sich aus dem Zimmer.

Eilig flitzte er mit Itachi an der Hand die Treppe hinunter und jagte zum Hinterausgang. Jedes dieser alten Häuser, hatte so eine Hintertür und bei fast jedem Hinterausgang war klar, wo sich dieser befand. So auch hier. Kisame und Itachi flitzten durch die alte Holztür neben der Küche und jagten durch den Garten des alten Mannes.

Kisame sprang über den Zaun und sah mit Erstaunen, dass Itachi es ihm mit Leichtigkeit gleichtat. Er nahm ihn wieder bei der Hand und sie liefen weiter. Er hörte noch mit halben Ohr, dass die Anbu Einlass ins Haus verlangten und wie es dauerte, bis der alte Mann ihnen öffnete. Im selben Moment wünschte er sich, dass er den Alten noch in der Nacht erledigt hätte. Er hatte doch gewusst, dass es dazu kommen würde.

„Wohin gehen wir denn jetzt?“, fragte Itachi nachdem sie in den Wald geflüchtet waren.

„Das wirst du sehen, hör jetzt nicht auf zu laufen! Wir dürfen es uns nicht erlauben jetzt langsam zu werden!“, sagte Kisame und drückte Itachis Hand ganz fest, damit er Schritt hielt.

Und als wäre das alles nicht schon genug, wurden sie auch noch von einem Platzregen überrascht, der sie in Sekundenschnelle durchnässte. Dann wurde Itachi doch plötzlich langsamer.

„Itachi! Nein! Wir dürfen jetzt nicht stehen bleiben! Der Regen kann unsere Spuren verwischen, lauf weiter!“, sagte Kisame und zog ihn hinter sich her.

Hinter sich spürte Itachi nichts und auch Kisame zeigte keine Reaktion, dass ihm etwas aufgefallen war. Dennoch hasteten sie durch den Wald bis sie eine Lichtung erreichten. Kisame zog ihn vor einen riesigen Felsen und blieb dann dort stehen.

„Oh Gott... Hoffentlich stimmt das noch...“, flüsterte er und dachte nach.

„Was stimmt hoffentlich noch?“, fragte Itachi.

„Sei still!“, fauchte Kisame.

Itachi musterte ihn. Sobald es hektisch wurde, war Kisame irgendwie anders. Dann beobachte er ihn wieder und sah, wie Kisame mehrere Handzeichen machte. Bei einem fluchte er kurz und fing dann von vorne an. Und dann tat sich etwas! Dieser riesige Fels schien sich zu bewegen.

„Was ist jetzt los?“, fragte Itachi überrascht.

„Gut, es hat geklappt...“, seufzte Kisame erleichtert. „Beeilen wir uns, sonst finden die uns noch!“, fügte er hinzu und schob Itachi mit der Schulter voran zum riesigen Tunnel.

„Kisame, was ist das hier?“, fragte Itachi und er klang eher aufgebracht denn ängstlich.

„Das wirst du gleich sehen. Ich gehe schwer davon aus, das man uns gleich empfangen wird... gebührend versteht sich...“, antwortete Kisame.

Und er sollte Recht behalten, denn kaum, dass der Fels sich hinter ihnen verschloss leuchteten die Fackeln an den Wänden auf und Kisame spürte ihn schon.

„Sieh an, sieh an...“, sagte der vermummte große Mann mit den leuchtend grünen Augen, der ihnen gegenübertrat.

Kisame knurrte. Den gibt’s also auch noch... „Kakuzu...“

„Was denn? Hast mich nicht mehr hier erwartet?“, fragte Kakuzu.

„Das hab ich schon fast erwartet... Was auch sonst...“, antwortete Kisame.

„Was willst du überhaupt hier? Und wer ist das da?“

„Was ich will? Nenn' es Rückkehr, ich nenne es Zuflucht! Lass uns rein.“, sagte Kisame.

„Zuflucht? Was hast du angestellt?“, grinste Kakuzu.

„Frag das doch den Kage vom Feuerreich! Ich bin hier niemandem eine Erklärung schuldig! Was ist nun? Lass uns rein!“ Kisame tat einen Schritt vorwärts und zog Itachi mit sich.

„Sag mir erst, wer das ist!“, forderte Kakuzu. Ich ahne es schon, diese Augen...

„Itachi Uchiha und jetzt lass uns rein!“

„...Uchiha?! Warte einen Moment!“, sagte Kakuzu und ging dann wieder.

Kisame schaute ihm stirnrunzelnd nach. Was geht hier ab?

„Kisame, was ist hier los?“, fragte Itachi leise. „Und wo sind wir hier?“

„Später, Itachi. Ich erklär dir alles, wenn wir diese Hürde geschafft haben!“, sagte Kisame und straffte sich, als Kakuzu mit jemandem zurückkam, der ihm nur allzu gut in Erinnerung war.

„Kisame Hoshigaki...“, säuselte der Mann mit den rotblonden Haaren.

Itachi rümpfte die Nase. Der Mann, der Kisames Namen ausgesprochen hatte, war im Gesicht mit Piercings übersät. Ein Anblick, der ihn jedenfalls nicht ansprach.

Aus seinen violetten Augen schaute er interessiert zu Itachi und musterte ihn lange. Dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht.

Itachis Züge hingegen verhärteten sich. Dieser Blick in Kombination mit seinem Ausdruck im Gesicht gefiel ihm absolut nicht.

„Das ist also Itachi Uchiha... Ich habe schon von dir gehört.“, sagte der Mann.

Itachi zog die Augenbrauen zusammen. Das gefiel ihm noch viel weniger. Von mir gehört? Wie meint der das?

„Wie meinst du das?“, fragte Kisame ruppig.

„Oh... Kisame... Bitte... So lange bist du doch noch nicht weg. Ein bisschen Etikette bitte, du weißt doch noch, was ich meine?“

Kisame knurrte. „Natürlich weiß ich das... Leader...“

Itachi fühlte sich hier immer mehr Fehl am Platze, doch er konnte nicht gehen. Er kannte das Jutsu nicht, mit dem er wieder herauskam und er wollte sich auch nicht draußen von den Anbu erwischen lassen.

„Woher ich von dem Uchiha weiß?“, setzte der Leader wieder an.

Kisame sagte nichts, wartete nur auf ein Fortsetzung und Itachi richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf diesen Leader. Dieser Mann war komisch.

„Ich habe gerade erfahren, was in Konohagakure passiert ist... Und ich bin schwer beeindruckt.“, sagte der Leader.

Itachi erstarrte. Beeindruckt? Er findet das beeindruckend? Aber er sagte nichts dazu. Kisame schien dasselbe zu denken, schließlich fand er das ganz und gar nicht beeindruckend, was Itachi da für sein Leben getan hatte. Für das Leben eines Massenmörders, wenn man es genau genommen betrachtete.

„Ich will ihn haben!“, sagte der Leader und unterbrach damit die Gedanken der beiden.

„Bitte?“, kam es erschrocken von Itachi.

Kisame hielt ihm sofort den Mund zu und warf ihm einen beinah vernichtenden Blick zu.

„Kisame... Woher soll er das denn wissen? Also, Uchiha! Es gibt hier Regeln... Eine davon ist Regel Nummer eins: Unterbrich den Leader nicht!“, sagte der Rothaarige mit kühler Stimme.

Itachi sagte nichts dazu. Er würde auch nichts mehr sagen, denn dieser Mann, dessen Namen er noch nicht einmal kannte, war ihm sehr unsympathisch. Nicht zuletzt weil er so kalt war. Anscheinend war jeder hier nur ein Ding für ihn. So kam es Itachi jedenfalls im Moment vor.

„Und ich will diesen Uchiha in der Organisation haben! Er kann töten und das ohne jegliches Gefühl!“, sagte der Leader.

Itachi rührte sich nicht, zeigte keine Reaktion. Ohne Gefühl? Ja, ich hatte keine Gefühle in diesem Moment... Erst als Sasuke aufgetaucht ist, was er nicht sollte!

„Gut. Aber nicht ohne mich.“, sagte Kisame.

Der Leader musterte den Fischmenschen und zeigte ihm dann ein Lächeln. „Du bist Mitglied, Kisame. Niemand hat je behauptet, dass du es nicht mehr bist.“, sagte er. „Du hast immerhin trotzdem gute Arbeit geleistet, auch wenn du nicht hier warst.“

Kisame runzelte irritiert die Stirn. Was hatte er?

Der Leader musste das bemerkt haben, denn- „Du hast einige Informanten ausgeschaltet, die bereits nutzlos geworden waren. Natürlich, ohne dass du es wusstest. Außerdem haben wir dir einige davon auch zugespielt, das muss ich zugeben. Aber es war sehr praktisch. Ich musste niemanden losschicken und Akatsuki ist dadurch natürlich nicht ins Gerede gekommen.“

Kisame schien entsetzt, doch Itachi interessierte sich weniger für Kisames Reaktion. Akatsuki? Das soll der Name der Organisation sein, nehm ich mal an...

„Nun tu nicht so entsetzt, Kisame... Du kennst das doch. Ich brauche doch Kakuzus Gedankengänge nicht erklären, oder? Schließlich war das seine Idee.“, sagte der Leader und warf einen Seitenblick auf den Vermummten neben sich.

Kisame fixierte diesen. „Kakuzu... Das konnte nur von dir kommen...“

Ein Grinsen umspielte Kakuzus grüne Augen. „Geld regiert die Welt...“, säuselte er nur und verschwand dann im langen Gang.

Der Leader schaute Kakuzu mit einem Lächeln nach, dann schüttelte er mit eben jenem Lächeln den Kopf. „Kakuzu... Nun ja... Itachi Uchiha, ich will dich in dieser Organisation haben! Keine Widerworte!“

Itachi sagte nichts und rührte sich auch nicht.

„Regel Nummer zwei: Antworte nur, wenn du gefragt oder aufgefordert wirst! Also!“, sagte der Leader.

Itachi warf einen Blick zu Kisame. Schließlich wusste der immer noch am Besten, was jetzt zu tun war.

„Nein, nein, nein... Ich habe dich gefragt, Uchiha, nicht den Fischmenschen! Der ist Mitglied!“, erwiderte der Leader.

Kisame lässt es nur zu, wenn er dabei ist... Und das ist er schon... Was bleibt mir auch anderes übrig... Eine andere Chance habe ich nicht... Itachi seufzte still. „Okay.“, antwortete er dann.

Der Leader lächelte. „Gut... Dann kommt. Kisame, du weißt hoffentlich wo dein Zimmer ist... Ich will mit dem Uchiha allein reden.“

Kisame reagierte insofern darauf, dass er ein zustimmendes Brummen von sich gab und dann Itachi warnend ansah. Ganz so, als wollte er sagen: „Pass bloß auf... Der zuckt nicht erst mit der Wimper... Und wehe es passiert irgendwas – egal was!“

Itachi schluckte. Dann gab Kisame ihm einen liebevollen Schubs und Itachi folgte dem Leader in ein weiter hinten liegendes, gerade abgesondertes Büro. Dort ließ er sich auf einen Ledersessel fallen und betrachtete den Uchiha eingehend. Seinen Kopf hatte er auf seine zusammengefalteten Hände gestützt.

„Setz dich.“, sagte er nur.

Itachi gehorchte besser, bevor er wieder kühle Drohungen aussprach und setzte sich.

„Gleich mal als erstes... Du bekommst den zinnoberroten Vogel.“, sagte der Leader.

Itachi runzelte die Stirn. Ich bekomme was? Wovon redet der?

Der Leader zog eine Schublade auf und legte dann einen Ring vor Itachi auf den Tisch. „Rechter Ringfinger.“, erläuterte er kurz.

Itachi betrachtete den Ring. Der Leader schaute ihn an, dann schob er ihm den Ring weiter zu.

„Du sollst ihn tragen, nicht anstarren.“, sagte er.

Itachi nahm den Ring und steckte ihn an den Finger, den der Leader ihm zuvor gesagt hatte.

„Gut, das hätten wir. Punkt zwei. Mein Name ist Pain, aber du nennst mich Leader. Wir haben hier Regeln, dass heißt, du hast auch deinen Partner mit gewisser Gepflogenheit anzusprechen. Das gilt auch für die anderen Mitglieder! Also deutlich gesagt, hast du jeden hier mit Sie anzureden, außer mich. Wie gesagt, mich nennt man hier Leader.“, erklärte Pain.

Itachi nickte.

„Punkt drei. Kein Mitglied hier wird getötet oder schwer verletzt! Jeder hier wird gebraucht. Wenn dir also sozusagen deine Hand ausrutscht und es tödlich oder zumindest ernstlich lebensgefährlich endet, dann erwartet dich eine entsprechende Strafe! Und es ist egal, wie sehr dich hier irgendjemand reizt, du hast an niemanden Hand anzulegen!“

Wieder nickte Itachi.

„Punkt vier. Was du sonst in deiner Freizeit machst, interessiert mich einen Scheißdreck. Das ist mir egal, ich will es nicht wissen, solange es nicht gefährlich für unsere Mitglieder oder für die Organisation gefährdend ist. Ansonsten erwartet dich wiederum eine Strafe!“

Keine weitere Reaktion Itachis.

„Punkt fünf. Ich lasse mir nichts bieten! Komm mir nicht schräg, dann passiert auch nichts! Du hast zu gehorchen, sonst nichts. Wenn du einen Auftrag nicht ausführen willst, dann erwarte ich eine Erklärung. Ist sie mir nicht ausreichend genug, dann hast du den Auftrag zu erledigen. Reicht es mir, schicke ich einen anderen!“

Itachi nickte wieder. Er nahm die kühle Stimme wieder wahr und es beschlich ihn wieder das Gefühl, dass hier jeder nur ein Ding in den Augen dieses Mannes war. Und es sollte sich auch gleich bestätigen.

„Punkt sechs. Ihr seid mir alle egal, ganz einfach. Wer nicht mitspielt wird entfernt. Wer keinen Nutzen mehr hat, wird entfernt. Wer mir schräger als schräg kommt...“ Dabei fixierte er ihn einen Augenblick. „...wird entfernt! Merk dir das! Es interessiert mich absolut nicht, wer du bist oder woher du kommst. Es interessiert mich noch viel weniger, ob es dich hier gibt oder nicht! Mich interessiert nur, ob du deine Aufträge ordnungsgemäß ausführst – ob du gehorchst!“

Nun war es klar und deutlich ausgesprochen. Pain interessierten nicht die Menschen. Ihn interessierten nur ihr Gehorsam und ihre Fähigkeiten. Alles andere war unwichtig und lästig und wer nicht mitmachte wurde entfernt, wie er es nannte.

„Punkt sieben. Dein Partner. Ich stecke alle in Zweierpaare. Leider gibt es keinen Einzelnen mehr, also ist dein Partner, der, der dich hierher gebracht hat – Kisame Hoshigaki. Jegliche Streitereien habt ihr unter euch zu klären, es interessiert mich kein Stück, was zwischen euch passiert! Wenn ihr etwas nicht klären könnt, auch nicht mit Hilfe der anderen, dann erst habt ihr mal vorsichtig anzufragen! Ich bevorzuge, dass ihr Konan vorher ansprecht, dann entscheide ich, ob ihr mich braucht oder nicht. Sonst will ich euch nur zur Auftragsvergabe sehen!“

Wieder nickte Itachi. Das er mit Kisame ein Team bildete, freute ihn. So war er wenigstens nicht ganz allein und Kisame konnte ihm alles weitere näher erklären.

„Zum letzten Punkt. Die Auftragsvergabe erfolgt durch mich! Von niemandem sonst werdet ihr Aufträge erhalten. Ich entscheide, wer welchen Auftrag bekommt! Wenn es dir nicht passt, weißt du, was du zu tun hast. Ich will eine Erklärung und zwar eine gute! Wenn ihr einen Auftrag nicht erledigen könnt... will ich einen Bericht und der, der den Auftrag versaut hat, wird bestraft. Ist der Auftrag erfolgreich erledigt, will ich auch einen Bericht. Mehr nicht und es gibt auch nichts. Kein Auftrag heißt Freizeit. Braucht ihr zu lange, schicke ich ein anderes Team los, sofern keine Nachricht von euch kommt...“

Itachi nickte. War es das jetzt? Ich hab verstanden, dass ich hier nur eine Puppe bin...

Pain lächelte nun. Ein lange Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht. Itachi saß nur da und zeigte keine Reaktion, doch tatsächlich war er geschockt. Eben hatte der Leader noch kurze Haare gehabt, doch jetzt waren sie lang.

Pain lächelte wieder. „Ein Puppe? Ja so kann man das auch nennen. Und zu deiner Information... Ich verfüge über sechs verschiedene Körper und mit einem davon kann ich die Gedanken anderer lesen! Merk dir das gut, Itachi Uchiha!“, sagte er und zeigte wieder das Äußere, dass er zuvor gehabt hatte.

Itachi war erschrocken, doch er zeigte es nicht. Er wollte keinen Anreiz zu Spott geben, den er sich damit womöglich zuziehen würde.

„Nun geh.“, sagte Pain lediglich und das Lächeln war so schnell verschwunden wie es aufgetaucht war.

Itachi erhob sich und verließ das Zimmer. Er ging den langen steinernen Flur entlang und versuchte sich zu erinnern, wo der Leader Kisame in sein Zimmer geschickt hatte. Doch er wusste es nicht mehr. Hier waren so viele Türen, die zunächst alle gleich aussahen. Er musste sich also auf sein Gefühl verlassen. Er versuchte Kisames Chakra zu spüren. Hinter ihm ging plötzlich die Tür auf. Erschrocken drehte sich Itachi um und sah sich einem blassen langhaarigen Mann gegenüber. Er hatte Schlitzaugen und seine Nase... nun ja wenn man es denn als eine Nase bezeichnen konnte. Sein Mund war eher breit und alles in allem erinnerte er ihn ungeheuer an eine Schlange. Die Augen dieses Mannes bekamen augenblicklich ein seltsames Leuchten.

„Nein... Das glaub ich nicht... Hat der Leader es tatsächlich geschafft, den Uchiha anzuheuern?“, sagte der schlangenähnliche Mann in einem tiefen Barriton.

Woher weiß bloß jeder, dass ich ein Uchiha bin... Ach ja, ich vergaß... Die Augen! „Ja, ich bin ein Uchiha.“, sagte Itachi.

Der andere schüttelte den Kopf. „Nein, nicht ein Uchiha... Der Uchiha.“, sagte er.

„Der Uchiha?“, hakte Itachi nach.

„Der Uchiha... der Uchiha der mit seinen Augen den eigenen Clan ausgerottet hat. Ich hab es gestern Abend noch erfahren.“

Ausgerottet... Das hat noch keiner dazu gesagt. Itachi sagte nichts weiter dazu.

„Faszinierende Augen...“, sagte der Schlangenmann und kam näher.

Itachi wich zurück.

„Oh, ich vergaß mich vorzustellen. Ich bin Orochimaru.“

„Aha. Wer ich bin, das scheint ja jedem hier schon klar zu sein... Ich suche Kisame Hoshigaki, wo ist sein Zimmer?“, fragte Itachi.

„Ihr steht davor. Aber wartet noch, ich möchte Eure Augen sehen.“, sagte Orochimaru und kroch näher heran.

„Ja schön, aber das geht auch ein andermal.“, wand sich Itachi und schritt weiter rückwärts, bis er an der anderen Tür stand.

„Sie sind so faszinierend...“, zischte Orochimaru.

„Ja... Können sie ja auch sein... Wo finde ich jetzt Kisame?“ Itach fühlte sich extrem unwohl in der Gegenwart dieses Orochimaru.

„Was willst du denn mit dem?“, zischelte dieser.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, an der Itachi sich eben noch gelehnt hatte. Erschrocken stolperte Itachi nach hinten und prompt in starke Arme, die ihm wieder Halt gaben. Itachi warf einen möglichst unverfänglichen Blick nach oben und nahm lediglich die blaue ledrige Haut wahr, doch es genügte um zu wissen, dass er die richtige Tür soeben gefunden hatte.

„Verschwinde Orochimaru!“, fauchte Kisame.

Orochimaru zischte leise und kroch wieder in sein eigenes Zimmer.

„Diese Schlange nervt. Komm rein.“, sagte Kisame und übte sanften Druck auf Itachis Schulter aus.

Itachi ließ sich in das spartanische Zimmer führen. Es war wirklich praktisch eingerichtet. Zwei Betten und dazu ein Schrank, ein Tisch und zwei Stühle. Hier gab es nichts, was unnötig war.

„Wie lief es beim Leader?“, fragte Kisame.

„Kalt. Und er kann Gedanken lesen... Sehr praktisch...“, antwortete Itachi mit sarkastischem Unterton.

Kisame konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Naja... Er hat dich wenigstens in Ruhe gelassen. Ganz im Gegensatz zu diesem Schleimbeutel Orochimaru. Was wollte der eigentlich?“

„Er findet meine Augen faszinierend...“, sagte Itachi.

Kisame zog ihn zu sich. „Sie sind wirklich faszinierend, da muss ich ihm Recht geben.“

Itachi schloss seine Augen. „Nein, irgendwann nicht mehr...“

„Wie meinst du das?“, fragte Kisame.

Itachi seufzte, entzog sich aus Kisames Armen und ging ans Fenster. Dann schaute er Kisame wieder an und hoffte inständig, dass er nicht irgendein Jutsu anwendete, was er nicht anwenden wollte.

„Was ist mit deinen Augen passiert? Sie sehen anders aus!“, sagte Kisame und kam näher.

Das blutrote Glimmen von Itachis Augen verschwand sofort. „Ich habe jetzt kein Sharingan mehr... Sondern ein Mangekyo-Sharingan... Es hat nur einen Haken.“

„Der da wäre?“, fragte Kisame.

„Ich werde irgendwann blind sein. Je öfter ich sie benutze, desto schneller.“, erklärte Itachi trocken.

„Dann benutz sie nicht!“ Kisame war dicht an ihn herangetreten. „Hörst du, ich will nicht, dass du sie benutzt!“

„Aber Kisame, ich bin jetzt dieser Organisation beigetreten, ich werde sie irgendwann benutzen müssen!“, erwiderte Itachi.

„Also gut... Wenn es sein muss. Aber nicht zu oft!“

Itachi konnte darauf nicht lächeln, auch wenn Kisame es mit einem Schmunzeln gesagt hatte.

„Ich weiß nicht, wie schnell das voranschreitet. Ich denke, das wird Jahre dauern...“, sagte Itachi.

Kisame nahm Itachis Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn lang und liebevoll.
 

Nach einigen Tagen hatte Itachi sich endlich gemerkt, welche Tür Kisames war. Inzwischen war ihm aufgefallen, dass an dieser Tür ein seltsamer Abdruck am Rahmen war. Kisame hatte ihm dann erklärt, dass er das gewesen war.

Trotz allem musste er sich erst an die neue Situation gewöhnen. Zum Glück gab es einen geschützten Außenbereich. Diesen nutzte er heute und spazierte gerade einen der Wege entlang und die Treppe durch einen Bambuswald hinauf, die ihn zurück nach drinnen brachte. Ausgerechnet kurz vor den letzten Stufen trat ihm Orochimaru entgegen.

„Itachi...“, zischelte er zur Begrüßung.

„Orochimaru... Was wollt Ihr?“, entgegnete Itachi.

Orochimaru zeigte ein breites Grinsen. „Mich faszinieren Eure Augen.“, sagte er nur und trat näher an Itachi heran.

Itachi war nicht geheuer, wie Orochimaru auf ihn zuschlich. „Was wollt Ihr?“

„Also wenn Ihr es so genau wissen wollt... Ich will diese Augen! Ich will euren Körper!“, zischte Orochimaru.

Seine Augen verfinsterten sich und ein eigenartiger Glanz trat hinzu. Dann packte er Itachi plötzlich fest an den Haaren und zog seinen Kopf in den Nacken.

„Ich werde dich mir einverleiben, dann habe ich deine Augen!“, zischte Orochimaru und er klang, als wäre er besessen.

„Das... kannst du... vergessen!!“, quetschte Itachi hervor.

Dann strahlten seine Augen, ja leuchteten fast, blutrot. Itachi schaute Orochimaru an und dann auf dessen Handgelenk. Nur Sekunden später schrie Orochimaru laut auf und ließ Itachi los. Er stolperte die Treppe abwärts und hielt sich sein Handgelenk fest. Die Hand allerdings lag Itachi zu Füßen.

Angeekelt tat Itachi einen Schritt rückwärts. „Du bekommst das Sharingan nicht! Es ist viel zu stark, als dass du es kontrollieren könntest!“, sagte er wütend und ließ Orochimaru mit der Verletzung stehen.

Er musste sich wirklich anstrengen, dass er nicht davonrannte. Aber nach ein paar Schritten ging es. Er wusste, dass Orochimaru ihm nicht nachlaufen würde.

Sein Weg führte ihn direkt zu seinem und Kisames Zimmer, wo er sich einen Moment an die Tür lehnte und durchatmete.

„Itachi, was ist los?“, fragte Kisame und kam zu ihm.

„Orochimaru...“, sagte Itachi nur.

„Was hat Orochimaru getan?! Hat er dich angerührt?“

Keine Reaktion von Itachi.

„Ich bring ihn um!“, fluchte Kisame.

„Kisame, er hat mich nicht angerührt.. Nicht so. Er wollte meine Augen, um nicht zu sagen... gleich meinen Körper.“, erklärte Itachi.

„Er wollte was?“

„Er will es nicht mehr!“, sagte Itachi.

Kisame war erstaunt. Itachis Stimme hatte eben sehr kühl geklungen. „Was hast du gemacht?“, fragte er.

„Das Sharingan verwendet. Orochimaru hat jetzt eine Hand weniger.“

Kisame zog eine Augenbraue hoch. „Okay... Naja, das dürfte ihm eine Lehre sein...“

„Das sollte es... Ich hab das Sharingan nun einmal, jetzt geb ich es auch nicht mehr her!“, sagte Itachi.

Kisame lächelte, strich sanft über Itachis Wange und gab ihm einen Kuss. Einen Kuss, bei dem es nicht blieb. Er langte hinter Itachi und schloss die Tür ab. Dann zog er ihn zu seinem Bett auf die rechte Seite der Tür. Dort ließ er sich auf die Decke sinken und zog Itachi mit sich, sodass dieser über ihn gebeugt war.

„Ich muss dir ja noch danken...“, säuselte Kisame.

„Wofür?“, fragte Itachi.

„Du hast mein Leben gerettet. Und ich bin dankbar, dass ich dich weiter behalten darf.“, sagte Kisame und forderte sich einen weiteren Kuss ein.

Itachi kletterte derweil mit einem Bein über Kisames Hüfte und setzte sich dann. Er spürte ihn sofort. Spürte sein Verlangen.

Kisame schnurrte in den Kuss hinein und dann konnte er nicht anders. Er zog Itachi die Kleider über den Kopf und betrachtete seinen nackten Oberkörper eingehend. Ja, er war muskulöser geworden. Und es gefiel ihm.

Itachi lächelte, als er Kisames Blick bemerkte und bewegte sein Becken. Kisame seufzte wohlig und legte den Kopf in den Nacken. Itachi nutzte die Chance und zog nun auch Kisame die Kleider über den Kopf. Kisame zog sich und ihm auch gleich den Rest aus und warf erneut einen Blick auf Itachi. Oh ja... Das gefällt mir...

Itachi setzte sich wieder auf Kisames Becken und spürte hinter sich dessen Männlichkeit. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich wieder bewegte.

Kisame schnurrte wieder und legte seine Hände fest auf Itachis Hintern. Itachi erhob sich automatisch und ließ Kisame gewähren. Mit einem tiefen Atemzug spürte er Kisame in sich eindringen und ein wohliges Lächeln erschien auf seinen Lippen...
 

Zufrieden ließ sich Itachi auf Kisames Brustkorb sinken. Kisame schloss ihn in seine Arme und strich ihm liebevoll durch die Haare.

„Ich liebe dich.“

Kisame neigte den Kopf, um Itachis Gesicht zu sehen. Er sah erfüllt aus, die Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Ich dich auch.“, flüsterte er.

Itachi schmiegte sich an Kisames Hals. Ja, das konnten sie jetzt haben, wann immer sie wollten. Sich einander nah sein, wann immer sie wollten...

Ein heiliges Versprechen...

Inzwischen waren einige Jahre vergangen. Neue Mitglieder waren dazugekommen, Itachi und Kisame hatten Aufträge erledigt und Itachi hatte sehr oft die Möglichkeit in Konoha nach dem Rechten zu sehen. Erst recht um Danzō und auch den Hokage zu warnen, dass niemand Sasuke auch nur ein Haar krümmte. Doch er war mit der Zeit auch extrem schweigsam geworden. Kisame gegenüber weniger, aber er schwieg sehr oft.

Heute war einer dieser Tage an denen er auch Kisame gegenüber sein Schweigen kaum brach. Sie waren gerade wieder einmal nach Konoha unterwegs und es goss in Strömen. Kisame und Itachi hatten gerade ein wenig schlafen können. Itachi war nun aber aufgestanden. Er hatte so ein ungutes Gefühl als er hinausging. Der Regen durchnässte ihn beinahe sofort. Und Kisame war auch beinahe sofort wach und stand am Höhleneingang.

„Itachi? Was ist los?“, fragte er.

Itachi senkte seinen Kopf wieder und seufzte nur, was durch den Regen bei Kisame nicht angekommen war.

„Itachi?“

„Ist schon ok... Ich hab nur so ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht recht... Wenn wir in Konoha sind, ich weiß, was passieren wird. Sasuke ist inzwischen alt genug und auch stark geworden. Ich weiß nicht, was passiert... Ich werde ihn sehen, das weiß ich, aber was passieren wird,... das kann ich nicht sagen.“, sagte Itachi.

Kisame kam zu ihm und umarmte ihn. „Was auch immer... das ändert nichts daran, dass ich dich liebe...“

„Und wenn ich sterbe?“, fragte Itachi.

Kisame drehte ihn hastig zu sich herum, sodass Itachi gezwungen war, ihn anzusehen. In seine Augen zu sehen.

„Selbst dann werde ich dich lieben. Egal ob du noch bei mir bist, oder nicht! Und wenn du Sasuke triffst, dann werde ich nicht weit weg sein! Wenn dir etwas passiert, dann bring ich dich von Konoha weg!“, sagte Kisame.

Itachi antwortete nicht, er schaute ihn nur an.

„Wenn du sterben solltest, dann nicht allein! Dann will ich bei dir sein...“, fügte Kisame hinzu.

Itachi schmiegte sich an ihn. Ja bitte, sei bei mir, wenn ich sterbe... Und das werde ich, wenn ich Sasuke richtig einschätze... Er hasst mich, er hat immer hart trainiert und ich habe inzwischen immer mehr mit diesem verfluchten Sharingan zu kämpfen... Also lass mich bitte nicht allein sterben, Kisame...
 

Und Kisame war bei ihm. Sasuke hatte den Kampf tatsächlich gewonnen. Aber Itachi hatte mindestens genauso gewonnen, zumindest dachte er das. Denn Sasuke würde Itachis ursprüngliches Ziel – einen weiteren Krieg zu verhindern – nicht weiterverfolgen. Zumindest noch nicht, denn er glaubte nicht an Itachis Gerechtigkeitssinn – schon lange nicht mehr.

Sasuke war verschwunden und Itachi lag vor dem Marmorstuhl in der Halle des alten Anwesens der Uchiha. Kisame eilte zu ihm und hob ihn auf seine Arme. Eilig verließ er mit Itachi das Dorf und brachte ihn ans Ufer des Flusses, wo gerade die Sonne unterging.

Er legte Itachis Kopf in seinen Schoß und hoffte, dass noch ein Funken Leben in ihm war. Er gab ihm ein paar Ohrfeigen, die Itachi tatsächlich weckten.

Mit flackernden Augen sah Itachi Kisame an und brachte mühselig ein Lächeln zustande. Ein Lächeln, dass vor Liebe nur so sprühte. Kisame zwang sich zu einem Lächeln, doch irgendwie wollte es nicht gelingen.

Itachi schaffte es, die Hand zu heben und legte sie sanft an Kisames Wange. „Ich liebe dich...“, flüsterte er, dann sank sein Hand leblos in seinen Schoß.

Kisame schaute ihn lange an und stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Ich dich auch... Itachi...
 

In deinem Herzen, da bin ich

Wohin du gehst, was immer du tust

In deinem Herzen immerdar

Wer dich auch hasst oder liebt

In deinem Herzen, da bin ich

Und ich warte auf dich
 

~owari~



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Kommentare zu dieser Fanfic (48)
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Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-08-23T12:51:35+00:00 23.08.2011 14:51
Das ist doch dieser kleine Typ, der Ita angegrifen hat, als dieser nicht in der Verfassung, bzw. ihn zum Kampf herrausgefordert hat. Kleines Mistvieh. Ich mag den nicht. -.-
Aber das Kapitel war wieder super toll. Hat mich richtig in seinen Bann gezogen <3 Hachja...
Versöhnungssex, jaja. Wie immer eben.
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-08-16T21:28:50+00:00 16.08.2011 23:28
uiui Kakashi und iruka...ich liebe dieses pairing :D xD
das kapi war einfach mega hammer :D
Mal schauen was jetzt aus Kisa und Ita wird :D
Und mal sehen ob Ita endlich herausfindet wer Haru ist x)
So. morgen oder übermorgen wird weiter gelesen :D
HAch ich kann es eigl gar nicht erwarten..aber bin müde XD
Freu mich schon auf das nächste Kapi :D
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-08-16T21:00:41+00:00 16.08.2011 23:00
Omg! Der Text ist einfach toll o_O
Hast du den geschrieben? Wenn ja, respekt und hochachtung.
Aber kurzes kapi :D schaff ich ja glatt noch eins :D <3
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-08-16T20:59:12+00:00 16.08.2011 22:59
T_T wääääääääääähäääääääääääääää *heul*
ich hasse seinen Vater so sehr :'(
Wieso muss er alles kaput machen, und hat Kisa jetzt die Frau umgebracht? Wtf? Oha, na das kann ja noch was werden. gleich nächste Kapi lesen :D
Achja, das Kapi war wieder super :) macht richtig spaß zu lesen xD :D
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-08-16T20:41:34+00:00 16.08.2011 22:41
Endlich Kapi geschaft, wieder einfach mal fantastisch.
Immer wenn du den Schmerz von Ita beschrieben hast, bekam ich selber Schmerzen.
Brauchte mehr als nur einen Anlauf das Kapi zu lesen.
Aber super, wie du es schafst, so gut zu schreiben, da bin ich noch Jahre entfernt.
Aber armer Ita und die "Mutter" (oder wer auch immer sie ist) ist behindert. Sasu bevorzugen und Ita vollkommen gleichgültig sein, oder was?
Was wohl mit Kisa ist O_O Weiter lesen :D
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-04-28T20:29:24+00:00 28.04.2011 22:29
drama drama drama...
jetzt ist es ganz aus oder wie...
wann voll der liebe herr vater kommt und seinen sohn windelweich prügelt?
hach wieder ein tolles kapitel...bin voll und ganz begeistert.. :)
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-04-28T20:20:02+00:00 28.04.2011 22:20
also...ita sehr nah am wasser gebaut...ich aber auch T_T
WIE KANNST DU NUR?
armer kisame..und der bettler war bestimmt der typi von seinem vater.. o_O
hoffe die finden sich wieder :( wenn nicht..wäre das schlimm :( doch sie müssen sich einfach wieder finden :(
tolles kapi...*träne wegwisch* armer ita...armer kisame....
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-04-28T13:19:53+00:00 28.04.2011 15:19
und wieder ein kapi was ich toll finde :)
aber so lang xD verdammt xD lesen ist ja mal gar nicht meine stärke :D
nein joke :D ich finde es einfach toll :D
mag wissen was sein vater jetzt schon wieder machen will.,..beschatten? google einsetzten? nein spaß :D
muss dann nachher unbedingt weiter lesen ._.
jetzt mag das hundchen aufmerksamkeit haben :D
aber lesen werde ich heute sicher wieder *o* die geschichte ist einfach fesselnd :D
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-04-28T13:03:43+00:00 28.04.2011 15:03
Ein hoch auf das nette Alter namens 18 *o*
Ich glaube ich hätte das nicht gepackt ohne dieses Kapi *o*
Es ist einfach so wunderschön *o*
Halt nicht einfach nur Sex und fertig, sondern voll Romnatik mit dabei...also finde ich ._.
und das zum Schlus einfach.,..*schmacht*
die beiden geben so ein gutes Paar ab *o*
Hach...ich liebe dich einfach xD <3
muss gleich weiter lesen *o*
Von:  x_Uka_Ageha_x
2011-04-28T12:51:47+00:00 28.04.2011 14:51
Moa ich bin so am quietschen x)
Hach x) Ita und kisame x) eifnach das traumpaar schlecht hin x)
ich hoffe so sehr sie können sich trotzdem sehen :(
ich hasse seinen vater <_< und die mutter ist ja auch nicht besser o_O
oh gott, ich wäre da schon längst abgehauen bei so nen eltern ._.
mag gleich weiter lesen :D


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